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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 163<br />

In der Sonne als<br />

natürlichem Dinge, das keinem menschlichen Moralgesetz<br />

sich beugt, läßt sich der "Widerstreit, dem die Seele des Menschen<br />

durch die Wirkung der Moralgesetze^) anheimgefallen ist, zu völliger<br />

Harmonie auflösen. Auch die Sonne ist nicht nur Wohltat, denn sie<br />

vermag auch zu zerstören, daher das Zodiakalbild der Augusthitze der<br />

herdenverwüstende Löwe ist, den der jüdische Vorheiland Simson^)<br />

tötet, um die verschmachtende Erde von dieser Plage zu erlösen. Es<br />

ist aber die der Sonne harmonische und inhärente Natur, zu brennen<br />

und es erscheint dem Menschen natürlich, daß sie brennt. Auch scheint<br />

sie auf Gerechte und Ungerechte gleicherweise und läßt ebensowohl<br />

nützhche wie schädliche Lebewesen wachsen. Die Sonne ist daher,<br />

wie nichts sonst, geeignet, den sichtbaren Gott dieser Welt darzustellen,<br />

d. h. die treibende Kraft unserer eigenen Seele, die wir Libido nennen,<br />

und deren Wesen es ist. Nützliches und SchädHches, Gutes und Böses<br />

hervorgehen zu lassen. Daß dieser Vergleich kein bloßes Spiel mit<br />

Worten ist, darüber haben uns die Mystiker belehrt: wenn sie durch<br />

Verinnerlichung (Introversion) in die Tiefen ihres eigenen Wesens<br />

hinabsteigen, so finden sie ,,in ihrem Herzen" das Bild der Sonne,<br />

sie finden ihre eigene Liebe oder Libido, die mit Recht, ich darf wohl<br />

sagen, mit physikalischem Recht, Sonne genannt wird, denn unsere<br />

Energie- und LebensqueUe ist die Sonne. So ist unsere Lebenssubstanz<br />

als ein energetischer Prozeß ganz Sonne. Weich besonderer Art diese<br />

vom Mystiker innerHch angeschaute ,, Sonnenenergie" ist, zeigt ein<br />

Beispiel aus der indischen Mythologie^) : Aus den Erklärungen des<br />

III. Teües des Shvetäshvataropanishad entnehmen wir folgende Stellen,<br />

die sich auf Rudra^) beziehen:<br />

doth rule,<br />

(2.) " Yea, the one Rudra who all these worlds with ruling powers<br />

Stands not for any second. Behind those that are born he<br />

Stands; at ending time ingathers all the worlds he hath evolved, protector(he).<br />

^) Dies erscheint uns vom psychologischen Standpunkt aus so. Siehe unten.<br />

*) Simson als Sonnengott. Siehe Steinthal: Die Sage von Simson.<br />

Zeitschr. f. Völkerpsych., Bd. II.<br />

3) Ich verdanke die Kenntnis dieses Stückes Herrn Dr. van Ophuijsen<br />

in Zürich.<br />

*) Rudra, eigentlich als Vater derMaruts (Winde) ein Wind- oder Sturmgott,<br />

tritt hier als alleiniger Schöpfergott auf, wie der Verlauf des Textes zeigt. Als<br />

Windgott komm«t ihm leicht die Schöpfer- und Befruchten-olle zu: Ich verweise<br />

auf die Ausführungen des I. Teiles zu Anaxagoras und unten.<br />

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