JAHRBUCH - Glowfish
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154 Herbert Silbci-er. Nachtrag zu Enttäuscliung und Davonlaufen. — ,,Es fällt mir ein, daß ich dem . . . [ihrem Triester Freund] davongelaufen bin, als ich von ihm schwanger geworden war," so wie Agathe auch im Traum davonläuft, als man ihr Samen darreicht. Als ich darauf bemerke, daß die Auffassung Geld = Samen die kleinen Engel nunmehr als Spermatozoen erkennen lasse, sagt Agathe, es sei ihr schon beim Niederschreiben des Traumes klar gewesen, daß die Handvoll Silbergeld oder Elfenbeinplättchen mit Engeln darauf als Samen mit Kinder keimen aufzufassen sind; sie hätte es mir schon früher mitteilen können, wenn der Traum gleich analysiert worden wäre. So-vdel von der Analyse. — Wenn ich aus dem Traum jene Momente herausgreife, die sich auf den Koitus und die Befruchtung beziehen, so ergibt sich eine zu der Spermatozoenszene sich steigernde sinngemäße Entwicklung. Durch die Portieren (Hymen) dringt der Vater. Seine leidenschaftlichen Liebkosungen waren Agathen als ganz jungem Mädchen angenehm; später wirkten sie ekelhaft, und deshalb erfährt die im Traum gegebene Erfüllungssituation eines alten Wunsches (an Stelle der Mutter zu sein) sofort einen Widerstand. Der Konflikt löst sich oder, richtiger gesagt, es wird ihm ausgewichen, indem der sexuelle Vorgang in ein Bild übersetzt wird, das sich uns in der Geldszene präsentiert. Der ältere Vater ist durch den jüngeren Bruder ersetzt worden (vgl. in der Analyse den Gegensatz junge Kronen, altes Elfenbein). Aus der Hosentasche kommt Geld. Der Samen droht, sie mittels der kleinen Engel (Kinderkeime) zu befruchten, und abermals befindet sich Agathe in einem Konflikt zweier Wünsche : schwanger zu werden und es nicht zu werden. Dem Konflikt wird sofort wieder durch eine Verlegung der Szene ausgewichen. Hier bricht nun der Traum ab, ohne uns etwas Bestimmtes darüber auszusagen, wie der Konflikt gelöst wird: ob die Konzeption eintritt oder nicht, ob der eine oder der andere Wunsch symbolisch sich erfüllt. Dennoch gibt es eine Fortsetzung. Es trifft sich nämlich, daß Agathe ihren Traum vier Tage später weiterträumte. Bevor ich diesen Fortsetzungstraum mitteile, muß ich noch einige Mitteilungen zu dem vorliegenden Traum und den Einfällen machen. Eine auf mein Ersuchen von Agathe angefertigte Skizze der Situation im kahlen Zimmer, dessen Portieren u. a. das Hymen vorstellen, durch das „im Nachtgewand" der Vater (Penis) dringt, weist den zwei Schwestern Mart he und Lieschen ihre Plätze links und rechts von
: Spermatozoenträume. 155o der Portiere an. Berücksichtigt man die Ähnlichkeit des „kahlen Zimmers" mit dem „leeren Kahn" des andern Traumes und die Tatsache, daß in einem früheren Traum die Ovarien durch Kinder^) von Agathens Mutter (Gebärmutter !) dargestellt worden sind, so wird man die Deutung der zwei Kinder als Ovarien um so weniger befremdlich finden, als die operative Entfernung des einen Ovariums durch das Zurückweichen Marthes dargestellt erscheint. Freilich ist das nur eine, und zwar nicht gar tiefliegende Bedeutung von Marthes Verhalten. Eine tiefere Erklärung des eigentümlichen scheuen Zurückweichens wird später folgen. Das Gehobenwerden vom Vater hat nicht etwa bloß einen erotischen Sinn. Das Gefühl dabei war ein unsicheres; so, als könnte man dabei fallen. Abgesehen nun von der Möglichkeit des Fallens im Sinne von ,,zur Dirne werden" usw. wird durch die Situation des unsicheren widerwilligen Gehobenwerdens folgender Wunschkonüikt ausgedrückt einerseits wünschte Agathe lange Zeit hindurch, dem schönen, interessanten Vater körperlich ähnlich zu werden; anderseits möchte sie ihm in den Charaktereigenschaften und in der Lebensführung nicht ähnlich werden. Wenn also der Vater sie zu sich emporhebt^), so ist dieses Emporsteigen gewissermaßen gleichzeitig ein unerwünschtes Sinken; daher das unsichere Gefühl, und daher wohl auch zum Teil die Wahl der Straße zum nächsten Schauplatz. Dorthin würde sie sinken, wenn sie dem Vater gleich würde. Die Straße als das ,, Freie" illustriert wieder den Gedanken der Befreiung, das Losmachens vom Vater wie auch von den ihn betreffenden Konflikten (funktionales Symbol). Agathe sucht nun die Mutter^). Das heißt u. a., daß sie sich mit ihr identifiziert: daß dies im Traum tatsächlich der Fall ist, daß sie sich wahrhaftig an die Stelle der Mutter setzt, das haben wir ja soeben gesehen, da sie doch als Penissymbol (oder sexuellen Partner) just den Vater phantasiert. Die Situation wird ihr des Konfliktes wegen ungemütlich, und es scheint fast so, als suche sie nun die wirkliche Mutter, um sich von ihr ablösen zu lassen. 1) Nicht gerade als bestimmte Schwestern, aber so, daß sie am ehesten eben den zwei jüngsten entsprachen. natürlich als -) Diese Vorstellung entstammt jedenfalls der Kindheit, in der der Vater „Großer" betrachtet wird. 3) Insofern das (erfolglose) Suchen der Mutter historisch betrachtet wird, geht es darauf zurück, daß Agathe in Wirklichkeit lange Zeit in ihrer Mutter vergeblich die verständnisvolle Mutter gesucht hat.
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mir ein, daß ich dem . . . [ihrem Triester Freund] davongelaufen bin, als ich<br />
von ihm schwanger geworden war," so wie Agathe auch im Traum<br />
davonläuft, als man ihr Samen darreicht. Als ich darauf bemerke,<br />
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Spermatozoen erkennen lasse, sagt Agathe, es sei ihr schon beim<br />
Niederschreiben des Traumes klar gewesen, daß die<br />
Handvoll Silbergeld<br />
oder Elfenbeinplättchen mit Engeln darauf als Samen mit<br />
Kinder keimen aufzufassen sind; sie hätte es mir schon früher mitteilen<br />
können, wenn der Traum gleich analysiert worden wäre.<br />
So-vdel von der Analyse. —<br />
Wenn ich aus dem Traum jene Momente herausgreife, die sich<br />
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der Spermatozoenszene sich steigernde sinngemäße Entwicklung.<br />
Durch die Portieren (Hymen) dringt der Vater. Seine leidenschaftlichen<br />
Liebkosungen waren Agathen als<br />
ganz jungem Mädchen angenehm;<br />
später wirkten sie ekelhaft, und deshalb erfährt die im Traum gegebene<br />
Erfüllungssituation eines alten Wunsches (an Stelle der Mutter zu<br />
sein) sofort einen Widerstand. Der Konflikt löst sich oder, richtiger<br />
gesagt, es wird ihm ausgewichen, indem der sexuelle Vorgang in ein<br />
Bild übersetzt wird, das sich uns in der Geldszene präsentiert. Der<br />
ältere Vater ist durch den jüngeren Bruder ersetzt worden (vgl. in der<br />
Analyse den Gegensatz junge Kronen, altes Elfenbein). Aus der Hosentasche<br />
kommt Geld. Der Samen droht, sie mittels der kleinen Engel<br />
(Kinderkeime) zu befruchten, und abermals befindet sich Agathe<br />
in einem Konflikt zweier Wünsche : schwanger zu werden und es nicht<br />
zu werden. Dem Konflikt wird sofort wieder durch eine Verlegung<br />
der Szene ausgewichen. Hier bricht nun der Traum ab, ohne uns etwas<br />
Bestimmtes darüber auszusagen, wie der Konflikt gelöst wird: ob die<br />
Konzeption eintritt oder nicht, ob der eine oder der andere Wunsch<br />
symbolisch sich erfüllt. Dennoch gibt es eine Fortsetzung. Es trifft<br />
sich nämlich, daß Agathe ihren Traum vier Tage später weiterträumte.<br />
Bevor ich diesen Fortsetzungstraum mitteile, muß ich noch einige<br />
Mitteilungen zu dem vorliegenden Traum und den Einfällen<br />
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Eine auf mein Ersuchen von Agathe angefertigte Skizze der Situation<br />
im kahlen Zimmer, dessen Portieren u. a. das Hymen vorstellen, durch<br />
das „im Nachtgewand" der Vater (Penis) dringt, weist den zwei<br />
Schwestern Mart he und Lieschen ihre Plätze links und rechts von