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JAHRBUCH - Glowfish

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] 46 Herbert Silberer.<br />

Beziehungen zu jenem Manne jetzt Vorwürfe macht; man kennt ja<br />

seit Stekels diesbezüglichen Ausführungen die Symbolik von rechts<br />

und links. Eine Folge des sexuellen Verkehrs war aber nicht bloß<br />

die Schwangerschaft, sondern im weiteren Verlauf der Dinge ein Abortus<br />

und eine später notwendige Operation, die die Patientin unfruchtbar<br />

machte (Entfernung eines Ovariums und beider Tuben). Daher — ich<br />

behielt diese Deutung zunächst für mich — der leere Kahn, den<br />

Agathe traurig hinabsendet; sie kann in den Trog kein Kind legen,<br />

denn sie ist unfruchtbar.<br />

Um mir mehr Klarheit zu verschaffen, ersuchte ich Agathe,<br />

mir iMäheres über den Trog und seinen häuslichen Gebrauch zu sagen.<br />

Agathe wiederholte zunächst, daß man in so einem Trog bei ihr zu<br />

Hause die kleinen Kinder gebadet habe; ein solcher Trog gehöre auch<br />

zum Waschen der Wäsche und zum Backen des Brotes. Eine eingehendere<br />

Schilderung dieser Tätigkeiten ergibt, daß sie alle mit einer weißlichen,<br />

schaumigen (Seifenschaum) oder teigigen (Brotteig) Masse zu schaffen<br />

haben, die dem Aussehen und der Konsistenz nach dem schmelzenden<br />

Schnee der Traumlandschaft gleicht. In diesem habe ich bereits Sperma<br />

vermutet. Sehen wir zu, ob sich weitere Anhaltspunkte finden lassen.<br />

Wenn sich Wasser und Kind im Trog befinden, so ist der Trog wohl<br />

der Uterus. Das Badewasser, welches das Kind umgibt, ist dann natürlich<br />

das Fruchtwasser. Ich frage Agathe, was die Kähne und der<br />

Trog wohl meinen könnten? Sie antwortet, die länglichen Kähne wären<br />

Penissymbole, der Trog wäre wahrscheinlich das weibliche Gegenstück.<br />

Nun fällt mir auf, daß dem. Uterus oder Trog nicht bloß Schaum, Wasser<br />

und Kind, sondern auch Brotteig zugemutet wird. Was ist's mit dem<br />

Brot? Auf eine Frage fängt Agathe unaufgefordert an, mir umständlich<br />

die Entstehung des Brotes zu schildern ; wie es sich aus dem anfänglich<br />

rohen Teig entwickelt,<br />

„aufgeht", geformt wird, usw.: kurzum, es liegt<br />

ein Entwicklungsgedanke darin; so wie aus dem Teig mit dem Ferment<br />

das Brot wird, so bildet sich (auch infolge einer Fermentierung =<br />

Befruchtung, wobei Sperma =^ Ferment) im Mutterleib das Kind.<br />

Agathe bemerkt noch: man vergleicht ja oft das Brot einem Kinde;<br />

es hat auch dieselbe Form (das längliche Brot) und man trägt es auch<br />

wie ein Kind; sie hat es oft zum Bäcker wie ein Kind im Arm getragen.<br />

Die Gewißheit der Gleichung Trog = Uterus stand nunmehr<br />

fest, imd da Agathe im Traum darüber traurig gewesen ist, daß sie<br />

einen leeren Trog habe, konnte ich für erwiesen nehmen, es müsse<br />

dieser Empfindung eine Trauer über die Unfruchtbarkeit zugrunde

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