JAHRBUCH - Glowfish
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138 Seil. Grebelskaja. Er erreicht zuletzt eine gewisse Vollkommenheit als Schütze. Die LorbeerlvTänze kompensierten wohltätig seine Minderwertigkeits- (^efühle, sie mögen sie eine Zeitlang beschwichtigt haben, ohne den Konflikt völlig zu heben. Nun ereignet sich der Fall, der alle seine Bemühungen zu nichts machte, der ihn die Unlösbarkeit des Problems „Mann wie alle zu werden" aufdringlich lehrte. Er wurde schmählich geprügelt, er benahm sich dabei wie ein Kind. Von da beginnen seine Wahnvorstellungen vom allgemeinen Gelächter, das sich über seine Niederlage erhebt und das ihn als den Gegenstand allgemeinen Spottes erscheinen läßt. Die konsequent sich entwickelnden Vorstellungen, man wolle ihn totschlagen, vernichten, führen dazu, daß er sich von der Außenwelt zurückzieht und von den Menschen, die ilim alle feind sind; er geht in seine Innenwelt zurück und sucht das Langverborgene, Unterdrückte als Genugtuung in sich auf. Die früher unterdrückten Gefühle bekommen nun freien Lauf — er flieht in die Krankheit — in seinen Wahn, der ihm als Kompensation für den Mangel an Realübertragung, eine innere Übertragung (Introversion und Regression) auf die Vaterimago ermöglicht. Der Mechanismus der Projektion seiner Gefühle ist in der Krankheit sehr charakteristisch. Wir finden bei ihm denselben Mechanismus der Verdrängung und Verschiebung des Vaterkomplexes, wie sie Jung darstellt: ,,der unterdrückte Affekt kommt an die Oberfläche, und zwar selten direkt, sondern gewöhnlich in der Form einer Verschiebung auf ein anderes Objekt" (Jung, Wandlungen und Symbole der Libido, Jahrbuch für Psychoanalyse, III, S. 179). Wir finden diese Verschiebung beim Patienten darin, daß er den Vater durch die kritischen Beziehungen zu Dr. Seh. und Prof. B. ersetzt hat. Haß gegen den mit allen dem Patienten fehlenden Eigenschaften begabten Mann (D.), den er bewundert und beneidet, ist ein besonders deutliches Beispiel für Ambivalenz (Liebe und Haß). Das Moment der Ambivalenz in den homosexuellen Empfindungen des Patienten tritt deutlich hervor. Wir haben im Texte bereits hervorgehoben, daß seine homosexuellen Neigungen entschieden ambivalent sind. Der Vater, an dem er rein infantil hängt, der seine höchste Autorität bleibt, verwandelt sich in der Kjrankheit in Dr. Seh. und Prof. B., die er mit ihm identifiziert. Diese Persönlichkeiten sind aber auch seine Verfolger, die er bewußt haßt. Bemerkenswert ist, daß dieser Haß mit erotischen Gefühlen vermischt ist, wie Patient auch manchmal erwähnt, daß diese Personen, die in ihn eindringen, zugleich ihn stärken, ihm neue Kraft
Psychologische Analyse eines Paranoiden. 139 und Macht verleihen, anderseits wieder schwächen, quälen, ausnutzen. D. ist derjenige, der ilin vernichtet hat, er muß ihn nun auch stärken. Das, was vernichtet, kann auch zugleich stärken; dieser Gedanke ist wohl so alt wie die Menschheit. ,,In mir ist D. und A. tätig," sagt der Patient; genau so, wie böse oder gute Geister im Menschen nach alter Vorstellung tätig sein können. Diese verschiedenen Wirlomgen schreibt er auch den ,,sinnhchen" Gestalten seines Vaters, dem Dr. Seh. und Prof. B., zu. Der Vater schwächt oder stärkt ihn, gibt ihm Kraft oder vernichtet ihn, ein deutHcher Hinweis auf die nahen Beziehungen gewisser religiöser Vorstellungen zu der ,,magischen" Bedeutung der Vaterimago. Der Mechanismus der Größenwahnbildung ist wiederum für seine unbewußten psychischen Vorgänge sehr typisch. Sein Denken drehte sich schon in der Zeit seiner Gesundheit um die Vorstellung seiner I\Iinderwertigkeit. Diese Vorstellung lebt in der Krankheit verdrängt fort, sie äußert sich nicht mehr bewußt im fortlebenden Bestreben, sein Ideal zu erreichen. Wir sehen ihn im Wahne, er sei der größte Schweizer, der Erfinder, der stärkste und kräftigste Mensch (Herkules). Er baut mächtige Luftschiffe, und wird es ihm gelingen ein vollkommen sich nach allen Seiten bewegendes Luftschiff zu bauen, so ist er gerettet. An mehreren Stellen sind wir Phantasiegebilden begegnet, auf welche die von Jung in die Schizophrenielehre eingeführte historischmythologische Betrachtungsweise angewendet werden könnte. Ich erwähne die Urseelentheorie, die an zum Teil noch moderne, zum Teil aber auch sehr alte philosophische Ansichten erinnert. Die Lichtsubstanz der Seele ist ein weiterer Punkt, der ebenfalls antike Anschauung war. Die Praeexistenz des Patienten im Vater ist sogar eine gangbare christliche Anschauung, besonders deutlich im Johannesevangelium ausgesprochen. Das Eintreten der magisch wirksamen Persönlichkeiten in den eigenen Körper ist eine Grundanschauung der antiken Mysterien. Die dabei stattfindende Aufblähung der Lungen weist auf die Licht- oder Pneumanatur des Eintretenden hin, ebenfalls eine antike mystische Anschauung. Die Anschauung, daß der Phallus ein Ersatz ist für die ganze Persönlichkeit ist ebenfalls antik, der Phallus ist ein Bild der Gottheit^). Gehen wir nun zur Betrachtung der inneren Mechanismen des Vaterkomplexes über: Er überträgt bekanntlich seinen Vaterkomplex ^) Vgl. zu dem Obigen: Jung, Wandlungen und Symbole der Libido.
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Bemühungen zu nichts machte, der ihn die Unlösbarkeit des Problems<br />
„Mann wie alle zu werden" aufdringlich lehrte. Er wurde schmählich<br />
geprügelt, er benahm sich<br />
dabei wie ein Kind. Von da beginnen seine<br />
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Niederlage erhebt und das ihn als den Gegenstand allgemeinen Spottes<br />
erscheinen läßt.<br />
Die konsequent sich entwickelnden Vorstellungen, man wolle<br />
ihn totschlagen, vernichten, führen dazu, daß er sich von der Außenwelt<br />
zurückzieht und von den Menschen, die ilim alle feind sind; er geht<br />
in seine Innenwelt zurück und sucht das Langverborgene, Unterdrückte<br />
als Genugtuung in sich auf. Die früher unterdrückten Gefühle bekommen<br />
nun freien Lauf — er flieht in die Krankheit — in seinen<br />
Wahn, der ihm als Kompensation für den Mangel an Realübertragung,<br />
eine innere Übertragung (Introversion und Regression) auf die<br />
Vaterimago ermöglicht. Der Mechanismus der Projektion seiner Gefühle<br />
ist in der Krankheit sehr charakteristisch. Wir finden bei ihm denselben<br />
Mechanismus der Verdrängung und Verschiebung des Vaterkomplexes,<br />
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Jung darstellt: ,,der unterdrückte Affekt kommt an die Oberfläche,<br />
und zwar selten direkt, sondern gewöhnlich in der Form einer<br />
Verschiebung auf ein anderes Objekt" (Jung, Wandlungen und Symbole<br />
der Libido, Jahrbuch für Psychoanalyse, III, S. 179). Wir finden<br />
diese Verschiebung beim Patienten darin, daß er den Vater durch die<br />
kritischen Beziehungen zu Dr. Seh. und Prof. B. ersetzt hat.<br />
Haß gegen den mit allen dem Patienten fehlenden Eigenschaften<br />
begabten Mann (D.), den er bewundert und beneidet, ist ein besonders<br />
deutliches Beispiel für Ambivalenz (Liebe und Haß).<br />
Das Moment der<br />
Ambivalenz in den homosexuellen Empfindungen des Patienten tritt<br />
deutlich hervor. Wir haben im Texte bereits hervorgehoben, daß seine<br />
homosexuellen Neigungen entschieden ambivalent sind. Der Vater,<br />
an dem er rein infantil hängt, der seine höchste Autorität bleibt, verwandelt<br />
sich in der Kjrankheit in Dr. Seh. und Prof. B., die er mit ihm<br />
identifiziert. Diese Persönlichkeiten sind aber auch seine Verfolger,<br />
die er bewußt haßt. Bemerkenswert ist, daß dieser Haß mit erotischen<br />
Gefühlen vermischt ist, wie Patient auch manchmal erwähnt, daß diese<br />
Personen, die in ihn eindringen, zugleich ihn stärken, ihm neue Kraft