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JAHRBUCH - Glowfish

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Psychologische Analyse eines Paranoiden. 137<br />

sinnlichem Wege von den Gedanken der Mutter oder des Vaters auf das<br />

Gehirn des Kindes, nein, von den Hypnotiseuren, den Ärzten geht die Übertragung<br />

der Weltsseele hervor. Die Seele ist gar nichts anderes als<br />

ein ungeheuer feines Licht. Durch die Schwingungen, die beiden<br />

Verbindungen, entstehen dann die Sinne, die Wahrnehmung. Zuerst kommen<br />

natürlich unbewußte Gefühle, die man nicht fühlen kann, weil sie zu fein<br />

sind, und doch sind sie da."<br />

Zusammenfassung.<br />

Wollen wir nun den ganzen Krankheitsverlauf psychologisch<br />

zusammenfassen, die bestimmenden Momente seiner kranken Psyche<br />

hervorheben, so sind vor allem diejenigen psychischen Vorgänge bei<br />

ihm, die ihn in die Krankheit getrieben haben, zu erwähnen: Schon<br />

in der Kindheit weist er einen abnormen Mangel an Eigenschaften<br />

auf, die sonst sein Geschlecht immer auszeichnen. Unter seinen<br />

Kameraden ist er der Schwächste, man verhöhnt ihn, setzt ihn zurück,<br />

er bleibt stets allein; der Mangel an Männlichkeit (die schon beim<br />

Knaben als Kauflust auftritt), eine Schranke zwischen ihm und seinen<br />

Kameraden bildend, läßt ihn schon m den Kinderjahren empfinden,<br />

Dazu kommt noch seine<br />

daß es ihm an etwas fehlt, was andere besitzen.<br />

ausgeprägte , wenn auch noch unbewußt gebliebene , homosexuelle Neigung,<br />

und zwar im passiven Sinne, die schon in den Kinderjahren hervortritt.<br />

Alle diese psychischen Eigenschaften kommen im weiteren Verlauf<br />

des Lebens mit der allgemeinen Geistesentwicklung immer schärfer<br />

zum Ausdruck. Er bleibt, selbständig geworden, immer allein, wandert<br />

unruhig von Ort zu Ort, sucht Anschluß an Gesellschaft, findet ihn aber<br />

nicht, seine passiven homosexuellen Neigungen lassen ihn schließlich<br />

zum Vater zurückkehren. Sie bleiben bei ihm zwar unterdrückt, in<br />

den Tiefen des Unbewußten, verhindern jedoch eine normale „Realübertragung"<br />

seiner Libido^).<br />

Wir können vermuten, daß das Problem „männlich zu werden"<br />

ihn seit den Jahren der Reife fortwährend quält; um das zu erlernen,<br />

was ihm fehlt und gerade seinen Kameraden D. auszeichnet (Stärke,<br />

Tapferkeit), sucht er sich ihm anzunähern, vermag aber natürlich wegen<br />

seiner vollkommenen Passivität nicht, es zu erreichen.<br />

Er glaubt zuletzt<br />

ein Mittel gefunden zu haben, Mann zu werden, in der Betätigung<br />

als<br />

Schütze, die in der Geschichte seines Landes eine ganz besondere<br />

Bedeutung hat und hier nicht selten zu solchen Zwecken dient.<br />

1) Jung, Wandlungen und Symbole der Libido, I. Teil,

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