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JAHRBUCH - Glowfish

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Psychologische Analyse eines Paranoiden. 131<br />

komme keine Pollution. Als der H. noch Wärter war, so hat mich in der<br />

Nacht und am Tage jede seiner Bewegvmgen erregt. Ich zitterte ganz, auch<br />

im Kopfe, wenn er z. B. seine Beine oder Aime bewegte."<br />

Die Ärzte, seine Verfolger, bewirken bei ihm sexuelle Gefühle,<br />

rufen Pollutionen hervor. Bemerkenswert ist seine Beziehung zum<br />

Wärter ;<br />

zurzeit ist dieser auch einer der Verfolger, der mit den Ärzten<br />

eins ist; der Patient hat ihn sogar durch einen Brief beim Direktor<br />

zu verleumden gesucht und doch erregte ihn jede seiner Bewegungen.<br />

Später in derselben Sitzung erzählte er:<br />

,,Vor 3 Monaten habe ich gelesen von dem Polizeiskandal der Homosexuellen,<br />

ich freute mich sehr, daß aus dem Burghölzli etwas auskommen<br />

werde."<br />

Was wird auskommen?<br />

,,Ja, manches von vielen Patienten."<br />

Durch die Materialien wird die von Freud und Ferenczi hervorgehobene<br />

Beziehung zwischen der Homosexualkomponente und dem<br />

Verfolgungswahn deutlich<br />

bestätigt.<br />

Größeuideen.<br />

Wie wir aus der Krankengeschichte wissen, ist unser Patient<br />

der größte Erfinder der ganzen Welt, der die Schweiz und alle<br />

Staaten<br />

erhalten und 6 Millionen Franken für seine Luftschiffe bekommen<br />

werde.<br />

Er sei eine wichtige Persönlichkeit und deshalb halte man ihn<br />

hier interniert, er verstehe viel mehr als alle Ärzte, alle Juristen, als<br />

aUe Menschen überhaupt. Er werde der berühmteste Schweizer werden,<br />

man werde ihn niemals auf der Erde vergessen. Seine Gedanken haben<br />

großen Wert, deshalb konstruiert man Maschinen, um sie zu erraten.<br />

Sein Samen ist besonders kostbar. Man behalte ihn in der Anstalt,<br />

um ihn sezieren zu können, weil sein Gehirn kolossal Wichtiges beherbergt.<br />

Sein Gehirn wird ihm auch ,,ohne Spalt in der Mitte" gezeigt.<br />

Er sei<br />

stark, kräftig. Er träumt oft von Herkules. In Wirklichkeit ist er sehr<br />

klein und unscheinbar.<br />

Einmal kam er sehr aufgeregt ins Untersuchungszimmer<br />

und, bevor er sich noch auf den Stuhl setzte, erzählte er in<br />

entrüstetem Ton:<br />

„Dr. M. sagte heute einem Besuche („auch ein Arzt wahrscheinlich"<br />

höhnisch), ich leide an einem Kleinheitswahn, ich habe mich schon daheim<br />

zurückgesetzt gefühlt, weil ich so klein war. Es ist aber gerade das Gegenteil,<br />

weil ich persönlich lieber klein scheinen will, damit die Differenz<br />

zwischen meiner persönlichen, nein, körperüchen Größe undmeinenLeistungeu<br />

jeder Art in ,industrieller' und ,sinnlicher' Beziehung desto größer ist. Des-<br />

9*

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