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JAHRBUCH - Glowfish

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Das autistisclie Denken. H<br />

Je nach dem Boden, auf dem das autistische Denken arbeitet,<br />

finden wir es<br />

in beziig auf den Grad der Abweichung von der Realität<br />

in zwei verschiedenen Ausprägungen,<br />

die nicht scharf voneinander geschieden<br />

sind, aber in ihrer typischen Gestaltung doch recht große Unterschiede<br />

zeigen; die wesentliche Differenz liegt darin, daß in<br />

einemFall auch sonst feststehende Begriffedissoziiertund in<br />

willkürlicher Weise neu gebildet werden können, im andern<br />

nicht. Außerdem ist in der schwereren Form die Zahl der autistischen<br />

Operationen im Verhältnis zu den realistischen eine viel größere. Der<br />

Autismus des wachen Normalen knüpft an die WirkUchkeit an und operiert<br />

fast nur mit normal gebildeten und feststehenden Begriffen. Nur die<br />

M}i;hologie, in deren Wesen es liegt,<br />

sich aus Raum und Zeit hinaus zu<br />

begeben, behandelt auch die Begriffe in äußerst freier Weise. Der Schlaftraum<br />

und der ausgesprochene Autismus der Schizophrenie sind vollständig<br />

unabhängig von der Wirklichkeit und benutzen imd schaffen<br />

Begriffe, die aus behebigen Eigenschaften zusammengesetzt sein mid von<br />

Augenbhck zu Augenbhck sich behebig ändern können. Diesem Umstand<br />

ist es zu verdanken, daß Schlaf und Schizophrenie einen sonst ganz<br />

undenkbaren Unsinn komponieren können, während die übrigen autistischen<br />

Produkte jedem Normalen sofort verständhch sind, so daß<br />

er sich ohne Schwierigkeiten hineindenken kann.<br />

Statt ganzer Begriffe und Gegenstände führt uns der Traum oft<br />

nur diejenigen Bestandteile derselben vor, die er nötig hat. Sogar die<br />

eigene Person wird oft nicht vollständig gedacht; man weiß oft nicht,<br />

in welcher SteDung, ob stehend oder hegend usw. man war; Kleider<br />

schafft sich der Träumende selten, auch wenn er sich nicht unbekleidet<br />

denkt. Die Traumpersonen sind meist zusammengesetzt aus Eigenschaften<br />

verschiedener Personen. In der Dementia praecox kann der<br />

Arzt in seiner wirkhchen Rolle gedacht werden und zugleich vom<br />

nämhchen Patienten als der Pfarrer N und der Schuster N und dann<br />

oft noch als die Gehebte des Kranken. Die Diana der Epheser ist eine<br />

andere als die in Athen. Apollo ist eine einheithche Persönlichkeit,<br />

aber es gibt auch einen Apollo, der nur Wärme und Licht spendet, imd<br />

einen andern, der sengt und tötet; ja, einen weibhchen Apollo kannte<br />

man. Ganz so mit den Sachen und SachVorstellungen und ebenso mit<br />

abstrakten Begriffen. Begriffe treten füreinander ein, weil sie irgend<br />

eine, oft nebensächhche Komponente gemeinsam haben; so kommt<br />

es<br />

zu einer konfusen Symbolbildung. Auch dem Normalen verständlich<br />

ist es noch, wenn die Liebe und eventuell auch der Gehebte durch

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