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JAHRBUCH - Glowfish

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100 Otto Rank.<br />

Dr. Ferenczi fügt dem Bild kurz hinzu:<br />

„Schönes Beispiel dafür,<br />

daß das Symbol nicht aus der Sprache,<br />

sondern die Redewendungen vom Symbol abstammen. Im Ungarischen<br />

gibt es keinen Ausdruck für Harnlassen,<br />

der ans Schiffen erinnert,<br />

doch denkt sich der Zeichner den Urintraum voll mit Schiffen."<br />

Es könnte fast so anmuten, als<br />

hätte der Zeichner nicht nur das<br />

reale Leben unserer Träumerin als Kinderfräulein wiedergeben wollen<br />

und als<br />

wüßte er genau, daß gerade dieser Beruf zur Wiederbelebung<br />

der infantilen Lustquellen besonders geneigt ist, sondern als wäre er<br />

auch in ihr psychisches Leben so tief eingedrungen, daß er die gleiche<br />

Symbolik so meisterhaft darzustellen vermag, wenn wir nicht eben<br />

daran wären, ihrem typischen allgemeinmenschlichen Charakter auf<br />

die<br />

Spur zu kommen. Die ersten zwei Bilder des Traumes entsprechen<br />

unserem 3. Beispiel, wo die Frau mit dem der Harnentleermig bedürftigen<br />

Kind durch eine nasse Gasse geht und die Träumerin sich wundert,<br />

warum sie denn das Kind nicht auf die Seite lasse. Dem dem Stärkerwerden<br />

des Harndranges entsprechend stetigen Anwachsen und Steigen<br />

des Wassers sind wir in mehreren Beispielen begegnet, ebenso dem ent-<br />

wo die Träumerin<br />

sprechend größer werdenden „Schiff" im Traum 13,<br />

aus einem kleineren Boot auf ein Dampfschiff umsteigt und in Nr. 24,<br />

wo das große Schiff ein kleines Boot angehängt hat. Auch den hohen,<br />

gefahrdrohenden Seegang finden wir im 6. Bilde in dem die Segel füllenden<br />

und Wogen bildenden Wind angedeutet. Die geniale Konzeption<br />

des Zeichners ging aber, wie das letzte Bild zeigt, auf die für den Mechanismus<br />

der Traimibildung hochbedeutsame Bequemlichkeitsfunktiou.<br />

Denn die Bonne hört in ihren Schlaf hinein das Geschrei des vom<br />

Harndrang geweckten Kindes und die Bequemlichkeitstendenz täuscht<br />

ihr vor, daß sie das Kind bereits urinieren lasse. Je näher nun die Gefahr<br />

rückt, daß sie durch das entsprechend der Zunahme des Harndranges<br />

immer stärker werdende Gebrüll geweckt werde, desto mehr und mehr<br />

läßt sie das Kind urinieren, damit es doch endlich befriedigt werde<br />

und ihr Schlaf ungestört bleibe. Der Traum besagt also eigenthch —<br />

wie auch das mißmutige Gesicht der Bonne auf Bild 3 und 4 andeutet: —<br />

Du ekelhafter Fratz, so „schiff" doch, soviel du willst, nur laß mich<br />

schlafen. Es ist nun tatsächlich, väe Dr. Ferenczi treffend bemerkt,<br />

höchst beachtenswert, daß dieses symbolische Bild in<br />

der ungarischen<br />

Sprache keinen Ausdruck gefunden hat, daß also der Zeichner, selbst<br />

wenn wir annehmen wollten, daß ihm diese Sprachbrücke bekannt<br />

aewesen sei — keineswegs ihre Kenntnis, aber doch das richtige Ver-

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