Der Mann mit den fünf Uniformen oder Der Mann ... - BGV-Wuppertal

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Dirk Krüger Der Mann mit den fünf Uniformen oder Der Mann, der dreimal totgesagt wurde. – Eine Erinnerung an den Wuppertaler Arbeiterschriftsteller und Widerstandskämpfer Walter Kaiser-Gorrish In die bewegte Zeit des Jahres 1909 hinein wurde am 22. November in Barmen, auf dem „roten Rott“, wie die Arbeiter stolz ihr Viertel bezeichneten, Walter Kaiser geboren. Der Vater war der Stukkateur Josef Kaiser. Die Mutter Anna stammte ebenfalls aus Wuppertal, war eine geborene Gorrisch. Walter Kaiser hat in tiefer Verehrung für seine Mutter später ihren Mädchennamen als Künstlernamen gewählt. Sie starb am 21. Juli 1972 in Wuppertal. Der Junge besuchte zunächst die Volksschule in der Eichenstraße und erlernte danach das Stukkateurhandwerk. 1930 wurde er arbeitslos und aktives Gewerkschaftsmitglied. Er unterhielt Kontakte zu den Organisationen der Arbeiterbewegung und war in dieser Zeit befreundet mit Walter Gößling, Walter Vesper und Walter Seelheim. Später, im Spanischen Bürgerkrieg, trafen die vier Freunde sich wieder und wurden die „vier Walter in Spanien“ genannt. Die logische Konsequenz seiner Kontakte war seine Mitgliedschaft im Kampfbund gegen den Faschismus und in der Roten Hilfe. 1931 trat er der KPD bei. Er unterstützte in der Folgezeit aktiv alle Aktionen des Kampfbundes. Zusammen mit den Freunden Werner Eggerath, Walter Vesper, Friedrich Dupke und seinem Bruder Josef beschriftete er Häuserfronten mit Parolen gegen die Nazis und mit Forderungen der Arbeiterbewegung, verteilte Flugblätter und beteiligte sich an Demonstrationen. Walter Gorrish – mit seiner Mutter in der Leimbacher Straße in Barmen. – Foto: Privatbesitz. 115

Dirk Krüger<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mann</strong> <strong>mit</strong> <strong>den</strong> <strong>fünf</strong> <strong>Uniformen</strong> <strong>oder</strong> <strong>Der</strong> <strong>Mann</strong>, der dreimal<br />

totgesagt wurde. – Eine Erinnerung an <strong>den</strong> <strong>Wuppertal</strong>er Arbeiterschriftsteller<br />

und Widerstandskämpfer Walter Kaiser-Gorrish<br />

In die bewegte Zeit des Jahres 1909 hinein<br />

wurde am 22. November in Barmen, auf dem<br />

„roten Rott“, wie die Arbeiter stolz ihr Viertel<br />

bezeichneten, Walter Kaiser geboren. <strong>Der</strong> Vater<br />

war der Stukkateur Josef Kaiser. Die Mutter<br />

Anna stammte ebenfalls aus <strong>Wuppertal</strong>, war<br />

eine geborene Gorrisch. Walter Kaiser hat in<br />

tiefer Verehrung für seine Mutter später ihren<br />

Mädchennamen als Künstlernamen gewählt.<br />

Sie starb am 21. Juli 1972 in <strong>Wuppertal</strong>.<br />

<strong>Der</strong> Junge besuchte zunächst die Volksschule<br />

in der Eichenstraße und erlernte danach<br />

das Stukkateurhandwerk. 1930 wurde er arbeitslos<br />

und aktives Gewerkschafts<strong>mit</strong>glied. Er<br />

unterhielt Kontakte zu <strong>den</strong> Organisationen der<br />

Arbeiterbewegung und war in dieser Zeit befreundet<br />

<strong>mit</strong> Walter Gößling, Walter Vesper<br />

und Walter Seelheim. Später, im Spanischen<br />

Bürgerkrieg, trafen die vier Freunde sich wieder<br />

und wur<strong>den</strong> die „vier Walter in Spanien“<br />

genannt.<br />

Die logische Konsequenz seiner Kontakte<br />

war seine Mitgliedschaft im Kampfbund gegen<br />

<strong>den</strong> Faschismus und in der Roten Hilfe. 1931<br />

trat er der KPD bei. Er unterstützte in der Folgezeit<br />

aktiv alle Aktionen des Kampfbundes.<br />

Zusammen <strong>mit</strong> <strong>den</strong> Freun<strong>den</strong> Werner Eggerath,<br />

Walter Vesper, Friedrich Dupke und seinem<br />

Bruder Josef beschriftete er Häuserfronten<br />

<strong>mit</strong> Parolen gegen die Nazis und <strong>mit</strong> Forderungen<br />

der Arbeiterbewegung, verteilte Flugblätter<br />

und beteiligte sich an Demonstrationen.<br />

Walter Gorrish – <strong>mit</strong> seiner Mutter in der Leimbacher Straße in Barmen. – Foto: Privatbesitz.<br />

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In <strong>den</strong> Demonstrationsblöcken organisierte er<br />

vor allem die bildliche und akustische Darstellung<br />

der zentralen Losung, die in einem einzigen<br />

Wort gipfelte, dem Wort „Hunger!!“<br />

Am 20. August 1933 musste er, um seiner<br />

un<strong>mit</strong>telbar bevorstehen<strong>den</strong> Verhaftung zu entgehen,<br />

über das Saarland nach Gent fliehen.<br />

Von dort brach er im Oktober 1936 zusammen<br />

<strong>mit</strong> anderen Emigranten nach Spanien<br />

auf. Sie alle einte der Entschluß, auf spanischem<br />

Bo<strong>den</strong> gegen <strong>den</strong> Faschismus zu kämpfen.<br />

In Albacete trug er stolz seine erste Uniform,<br />

die der spanischen Republik, und erlitt in<br />

<strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> schweren Kampfeinsätzen einen<br />

Fußdurchschuss. Später wurde er Adjutant von<br />

Ludwig Renn und Kompanieführer einer Kompanie<br />

im Thälmann-Bataillon. Nach seiner<br />

Teilnahme an der verlustreichen Ebro-Schlacht<br />

wurde er zum erstenmal für tot erklärt.<br />

Er überlebte, kehrte im Oktober 1938 nach<br />

Frankreich zurück und erkrankte dort Anfang<br />

Februar 1939 an Typhus.<br />

Im September 1939 entzog sich Walter<br />

Kaiser der für alle deutschen Männer von der<br />

französischen Regierung verfügten Internierung<br />

durch seine Rückkehr nach Gent. Bis Mai<br />

1940 lebte er dort unter <strong>den</strong> schwierigsten Bedingungen.<br />

Angesichts des schnellen<br />

Vorrückens der deutschen Wehrmacht entschloss<br />

er sich, illegal nach Frankreich zurückzugehen,<br />

wurde aber von der französischen Polizei<br />

auf dem Bahnhof von Lille verhaftet und<br />

interniert.<br />

Aus dem Lager Le Vernet heraus wurde er<br />

dann an die SS ausgeliefert, die ihn der Gestapo<br />

übergab. Er wurde zum zweitenmal für tot<br />

erklärt, keiner glaubte an eine Überlebens -<br />

chance. In Ketten gefesselt und schwer bewacht<br />

trat er <strong>den</strong> Gang zu <strong>den</strong> Waggons an, die<br />

ihn nach Deutschland, in seine Geburtsstadt<br />

<strong>Wuppertal</strong>, zurückbringen sollten.<br />

Ende August 1940 erreichte der Transport<br />

<strong>Wuppertal</strong>. Walter Kaiser-Gorrish war nach<br />

sieben Jahren wieder in seiner Heimatstadt.<br />

Gerade 30 Jahre alt, ging es jetzt wirklich um<br />

Leben <strong>oder</strong> Tod. Er wurde in die berüchtigte<br />

Von-der-Heydt-Gasse 10 gebracht und dort 30<br />

Tage lang verhört, mißhandelt und gefoltert,<br />

<strong>mit</strong> Gewehrkolben und Gummiknüppeln geschlagen.<br />

Seine Zähne wur<strong>den</strong> ihm eingetreten,<br />

der linke Zeigefinger gebrochen, die Nieren<br />

schwer verletzt. Zunächst wurde er unter<br />

Mordanklage gestellt, die aber nicht aufrecht<br />

erhalten wer<strong>den</strong> konnte. Sie wurde umgebogen<br />

in eine Anklage „Vorbereitung zum Hochverrat“.<br />

<strong>Der</strong> Prozeß fand vor der großen Strafkammer<br />

des Oberlandesgerichts in Hamm statt.<br />

Das Verfahren bekam das Aktenzeichen OJ<br />

990/33. Das Urteil wurde am 25. März 1941<br />

verkündet. Es lautete: 2 Jahre und 3 Monate<br />

Zuchthaus. Die Akte befindet sich immer noch<br />

beim Generalstaatsanwalt in Hamm. Versuche,<br />

Einsicht zu nehmen, wur<strong>den</strong> <strong>mit</strong> dem Hinweis<br />

verweigert, sie stehe unter Datenschutz.<br />

Ab dem 4. Juni 1941 musste Walter Kaiser<br />

die Strafhaft im berüchtigten Zuchthaus Lüttringhausen<br />

absitzen, zunächst ein Jahr lang in<br />

Einzelhaft. Er trug seine zweite Uniform – die<br />

Sträflingsuniform.<br />

Im Januar 1943, kurz vor Ablauf der Strafhaft,<br />

bekam er die Mitteilung, dass er zum<br />

Strafbataillon 999 eingezogen werde. Am 29.<br />

Januar 1943 wurde er folglich dem Wehrbereichskommando<br />

Solingen „zugeführt“ und als<br />

„Wehruntüchtiger“ direkt dem Strafbataillon<br />

überstellt. Er vertauschte die Sträflingsuniform<br />

<strong>mit</strong> der Wehrmachtsuniform – seine dritte Uniform.<br />

Dahinter verbarg sich eine besondere<br />

Gemeinheit der Nazis. Das Bataillon 999 <strong>mit</strong><br />

der zynischen Bezeichnung „Bewährungstruppe<br />

999“ vereinigte ohne Unterschied kriminelle<br />

Straftäter und politische Gefangene. Sie alle<br />

wur<strong>den</strong>, obgleich offiziell „wehruntüchtig“, in<br />

Wehrmachtsuniformen gesteckt und trugen –<br />

wie alle übrigen Soldaten – Hoheitsabzeichen,<br />

Kragenspiegel und Schulterklappen. <strong>Der</strong><br />

Kriegsgegner konnte also die politischen Widerstandskämpfer<br />

in <strong>den</strong> Reihen des Bataillons<br />

nicht erkennen, er mußte sie für „normale“<br />

Wehrmachtsangehörige halten.<br />

<strong>Der</strong> Gefangene von Lüttringhausen fand<br />

sich kurze Zeit später auf dem Truppenübungsplatz<br />

Heuberg wieder, wo er von unmenschlichen<br />

Leuteschindern an der schweren Panzerabwehrkanone<br />

ausgebildet wurde. Im Frühjahr<br />

1943 wurde das Festungsinfanterieregiment<br />

999, wie es jetzt offiziell hieß, über die Einsatzorte<br />

Athen, Piräus, Araros, Peloponnes und<br />

116


dem Isthmus von Korinth in eine unwirtliche<br />

Sumpflandschaft in Griechenland verlegt. Walter<br />

Kaiser diente im 1. Bataillon, 2. Kompanie.<br />

<strong>Der</strong> Führer der Kompanie war Oberleutnant<br />

Hans Friese aus <strong>Wuppertal</strong>. In dieser mückenverseuchten<br />

Gegend holte er sich die Malaria.<br />

Zwei längere Lazarettaufenthalte waren die<br />

Folge und bedingten eine weitere Schwächung<br />

seines ausgemergelten Körpers. Im Sommer<br />

1943 bekam er überraschend Heimaturlaub. Er<br />

erreichte tatsächlich seine Heimatstadt, die<br />

aber lag nach zwei verheeren<strong>den</strong> Bombenangriffen<br />

in Schutt und Asche.<br />

Im März 1944 wurde die Einheit über Odessa<br />

nach Sewastopol und weiter an die Front bei<br />

Perekop verlegt. Anfang April 1944 erreichte<br />

sie ihr Ziel. Dort bildete sie im Rahmen des sogenannten<br />

„Tartarenwalls“ eine „Igelstellung“.<br />

Das ganze war ein Himmelfahrtskommando,<br />

eigentlich <strong>mit</strong> keinerlei Überlebenschance: Vor<br />

<strong>den</strong> Soldaten die Nogaische Steppe, hinter ihnen<br />

das Schwarze Meer. Ein Rückzug war so<strong>mit</strong><br />

unmöglich gemacht. Auch das war kalte<br />

Berechnung der Faschisten. An dieser Stelle<br />

seines Lebens wurde Walter Kaiser zum drittenmal<br />

für tot erklärt.<br />

Kurze Zeit darauf wurde die Stellung von<br />

<strong>den</strong> Rotarmisten überrannt. Walter Kaiser ging<br />

auf sie zu, stolperte über <strong>den</strong> Stacheldraht und<br />

verhakte darin. Ein Rotarmist zog die Pistole,<br />

drückte sie an seine Schläfe und drückte –<br />

nicht – ab. Kaiser hatte ihm etwas zugerufen,<br />

was <strong>den</strong> Sinneswandel bewirkte. Sofort wurde<br />

er vom Rest der Kompanie getrennt und ins<br />

Hinterland gebracht. Dort meldete er sich bei<br />

<strong>den</strong> völlig erstaunten russischen Offizieren als<br />

Capitain der Spanischen Republik. Er berief<br />

sich auf Ilja Ehrenburg, Heinz Hoffmann, Willi<br />

Bredel und Erich Weinert, von <strong>den</strong>en er<br />

wuss te, dass sie sich in Moskau aufhielten und<br />

dort für das Nationalko<strong>mit</strong>ee Freies Deutschland<br />

(NKFD) arbeiteten. Eine Rückfrage in<br />

Moskau brachte die Bestätigung.<br />

Walter Kaiser wurde nach Moskau gebracht.<br />

Dort vertauschte er die Wehrmachtsuniform<br />

<strong>mit</strong> der Uniform der Roten Armee, seine<br />

vierte Uniform.<br />

Jetzt hatte er sein Ziel erreicht. Mit der<br />

Waffe konnte er gegen die Faschisten kämpfen.<br />

Für dieses Ziel hatte er Jahre seines Lebens geopfert.<br />

Dafür wurde er erniedrigt und gefoltert.<br />

In dieser bewegten Zeit begann Walter Kaiser<br />

zu schreiben. Während seiner Einsätze in<br />

Bielorußland und Polen trug er zwei engbeschriebene<br />

Konzeptblöcke bei sich. Beide<br />

Blöcke sind erhalten geblieben. Sie gehören zu<br />

<strong>den</strong> wenigen Originalmanuskripten aus dieser<br />

Zeit. Im ersten Block auf der Innenseite des<br />

Umschlages lesen wir <strong>den</strong> handschriftlichen<br />

Vermerk: „Unfertiges Manuskript aus ,Die Unvergeßlichen‘.<br />

Begonnen im russischen Urwald<br />

irgendwo. 10.11.1944“.<br />

Es ist die Geburtsurkunde des Schriftstellers<br />

Walter Kaiser-Gorrish. Im August 1945<br />

wurde er nach Berlin ausgeflogen. Dort lernte<br />

er seine Frau Edith kennen, die er im Dezember<br />

1952 heiratete und <strong>mit</strong> der er in der Folgezeit<br />

auch künstlerisch eng zusammenarbeitete.<br />

Aus der Ehe erwuchsen eine Tochter und ein<br />

Sohn. 1946 kehrte er für kurze Zeit nach <strong>Wuppertal</strong><br />

zurück. Seine Wiedergutmachungsakte<br />

befindet sich im Stadtarchiv. Ihr ist zu entnehmen,<br />

dass er vom zuständigen Ausschuß am<br />

9. Mai 1946 seine Anerkennung als politisch<br />

Verfolgter erhalten hat. Diese Entscheidung<br />

wurde am 17. Februar 1948 bestätigt. Am<br />

12. Juni 1946 meldete sich Walter Kaiser-Gorrish<br />

in <strong>Wuppertal</strong> ab und in Berlin an.<br />

Er engagierte sich von Anfang an für <strong>den</strong><br />

Aufbau der SBZ und späteren DDR. Dafür zog<br />

er die <strong>fünf</strong>te Uniform an: Diesmal die Offiziersuniform<br />

der Volkspolizei. Er kümmerte sich<br />

dort vor allem um die kulturellen Belange.<br />

Nach seinem Ausschei<strong>den</strong> aus gesundheitlichen<br />

Grün<strong>den</strong> – das war der Tribut für die<br />

schweren Jahre davor – konnte er endlich<br />

hauptberuflich als Schriftsteller arbeiten und in<br />

verschie<strong>den</strong>en Funktionen im Schriftstellerverband<br />

tätig wer<strong>den</strong>.<br />

Sein hinterlassenes literarisches Werk ist,<br />

durch die Lebensumstände bedingt, schmal<br />

geblieben. Ungeachtet dessen ist es ein bedeutender<br />

Beitrag zur deutschen Arbeiterliteratur.<br />

Es belegt deutlich <strong>den</strong> Anspruch Gorrishs,<br />

eine Literatur zu schaffen, die Wirkung sowohl<br />

auf das allgemeine soziale wie auch auf das literarische<br />

Verhalten seiner Leser auszuüben<br />

imstande ist – ein Anspruch, der von der „ho-<br />

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Walter Gorrish (1909-1981) in seinem Arbeitszimmer.<br />

– Foto: Privatbesitz.<br />

hen“ Literatur weitgehend aufgegeben wor<strong>den</strong><br />

ist.<br />

Zusammen <strong>mit</strong> dem Werk der <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Arbeiterschriftsteller Werner Eggerath, Emil<br />

Ginkel und Peter Kast leistet das literarische<br />

<strong>Wuppertal</strong> einen erstrangigen Beitrag zur<br />

deutschen Arbeiterliteratur, der in seiner<br />

Bedeutung und seiner literarischen Qualität<br />

nicht hoch genug veranschlagt wer<strong>den</strong> kann.<br />

Ihre Themen, Motive und literarischen Botschaften<br />

sind zudem aktuell und ermuntern<br />

auch heute noch zur Beschäftigung <strong>mit</strong> ihren<br />

Büchern.<br />

Für Walter Gorrish wurde der spanische<br />

Freiheitskrieg zum Hauptthema seines literarischen<br />

Schaffens. Am bekanntesten machten<br />

ihn seine Bücher „Um Spaniens Freiheit“<br />

(1946, 1956 unter dem Titel „Mich dürstet“),<br />

„Die tönende Spur“ (1950) sowie „Fünf Patronenhülsen“<br />

(1960). Letzteres wurde <strong>mit</strong><br />

großem Erfolg verfilmt. In <strong>den</strong> Hauptrollen<br />

agierten Armin Mueller-Stahl, Erwin Geschonneck<br />

und Manfred Krug.<br />

Nicht ohne Pathos und Siegeszuversicht<br />

endet eine seiner Erzählungen: „Draußen marschierte<br />

ein Zug des Thälmann-Bataillons zur<br />

Ablösung in die neue Stellung. Trotz des Rückzugs<br />

ungebrochen, sangen die ,voluntarios de<br />

la libertad‘, die Kämpfer um Spaniens Freiheit,<br />

das neue, rasch beliebt gewor<strong>den</strong>e Lied, ein<br />

Lied, das später Millionen in vielen Sprachen<br />

singen sollten: ,Spaniens Himmel breitet seine<br />

Sterne...!“<br />

Wenn auch der Verlauf der Geschichte dieser<br />

optimistischen Einschätzung nicht recht<br />

geben sollte, so dürfen diese Zeilen zumindest<br />

doch als glaubwürdig hinsichtlich des persönlichen<br />

Engagements und authentisch in der<br />

Schilderung der historisch-politischen Situa -<br />

tion gelten.<br />

In seinem Roman „Die tönende Spur“<br />

schildert Walter Kaiser-Gorrish – ebenfalls auf<br />

eigene Erlebnisse zurückgreifend – die Wandlung<br />

eines vom Faschismus erzogenen jungen<br />

Deutschen durch die moralische Überlegenheit<br />

deutscher Antifaschisten in einem französischen<br />

Internierungslager. Auch die Sammlung<br />

seiner Erzählungen „Die dritte Kugel“ (1950),<br />

das Schauspiel „Revolte der Gefühle“ (1960),<br />

die Erzählung „Als der Morgen graute“<br />

(1953), die Erzählung „Windstärke Null“<br />

(1953), die Filme „Königskinder“ (1962) und<br />

„Ballade vom roten Mohn“ (1965) gehören zur<br />

erwähnenswerten Bilanz des literarischen<br />

Schaffens von Walter Kaiser-Gorrish.<br />

Mit seinem letzten Buch „Engel im Fegefeuer“<br />

(1972), das ebenfalls verfilmt wurde,<br />

kehrt er thematisch in die eigene Kindheit<br />

zurück, in die Zeit des November 1918. Kernstück<br />

ist die Schilderung der turbulenten Ereignisse,<br />

die zur Beendigung des Ersten Weltkrieges<br />

und zum Sturz des Kaisertums führten.<br />

Am 19. Januar 1981 starb Walter Kaiser-<br />

Gorrish in Berlin – dort geachtet und geehrt,<br />

unbeachtet dagegen bis heute in seiner Geburtsstadt<br />

<strong>Wuppertal</strong>.<br />

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