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Stoffwechsel: Übersicht

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<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />

Definition:<br />

<strong>Stoffwechsel</strong> oder Metabolismus ist der Gesamtprozeß, durch den lebende Systeme<br />

die zur Ausübung ihrer verschiedenen Funktionen benötigte Freie Enthalpie erlangen und<br />

verwerten.<br />

Dies erfolgt durch eine Kopplung exergonischer Reaktionen der Nährstoffoxidation an die<br />

endergonischen Prozesse die zur Aufrechterhaltung des lebenden Zustandes notwendig sind.<br />

Kopplung erfolgt meist über die zwischengeschaltete Synthese von energiereichen Phosphatverbindungen<br />

wie Adenosintriphosphat (ATP).<br />

Nährstoffe werden nicht nur zur Energiegewinnung sondern auch zur Synthese körpereigener<br />

Biomoleküle verwendet.<br />

Fließgleichgewicht bei dem trotz erheblicher Nahrungsaufnahme (Mensch in 40 Jahren<br />

Tonnen von Nährstoffen und ca. 20.000 L Wasser) das Gewicht (mehr oder weniger)<br />

konstant bleibt – fein ausbalancierter <strong>Stoffwechsel</strong>.


<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />

Einteilung der Organismen nach der Art der Gewinnung von Energie und des Kohlenstoffs in:<br />

Autotrophe Organismen: Gewinnung des Kohlenstoffs durch CO 2<br />

-Fixierung<br />

Heterotrophe Organismen: Gewinnung des Kohlenstoffs aus dem Abbau organischer<br />

Verbindungen<br />

Lithotrophe Organismen: Energiegewinn aus anorganischen Substanzen<br />

Phototrophe Organismen Energiegewinn durch die Sonne und mittels Photosynthese<br />

(Pflanzen und einige Bakterien)<br />

Chemo(Organo)trophe Organismen Energiegewinn aus organischer Verbindungen<br />

Pflanzen sind photolithoautotroph: sie gewinnen ihre Energie durch Photosynthese mit<br />

Hilfe eines anorganischen Elektronendonors (Wasser) und fixieren CO 2<br />

.<br />

Tiere und viele Mikroorganismen sind chemoorganoheterotroph: sie gewinnen Energie<br />

aus der Oxidation reduzierter Kohlenstoffverbindungen, die letztendlich von den<br />

phototrophen (lithothrophen) Organismen stammen und nutzen diese zur Energiegewinnung<br />

und zum Aufbau körpereigener Substanzen.<br />

Zwei Typen: 1. Gärung: organische Verbindungen als Oxidationsmittel (ein Teil des<br />

Substrates wird oxidiert, ein Teil reduziert); niedriger Energiegewinn<br />

2. Atmung: anorganische Stoffe als Oxidationsmittel (Sauerstoff, manchmal<br />

Nitrat oder Sulfat); hoher Energiegewinn


<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />

<strong>Stoffwechsel</strong> besteht aus Abfolgen von enzymatischen Reaktionen, die spezifische Produkte<br />

liefern.<br />

Ihre Reaktanden , Zwischenprodukte und Produkte werden als Metaboliten bezeichnet;<br />

Reaktionswege des <strong>Stoffwechsel</strong>s werden in zwei Kategorien unterteilt: Biosynthese oder<br />

Aufbau körpereigener Biomoleküle (Anabolismus) bzw. Abbau von Nährstoffen oder<br />

körpereigenen Biomolekülen (Katabolismus);<br />

<strong>Stoffwechsel</strong>wege sind irreversibel, da stark exergonisch (Katabolismus und Anabolismus<br />

laufen in unterschiedlichen <strong>Stoffwechsel</strong>wegen getrennt voneinander ab, was zudem eine<br />

unabhängige Regulation ermöglicht);<br />

In Eukaryontenzellen sind die <strong>Stoffwechsel</strong>wege zudem mit spezifischen Zellorten verbunden;<br />

Charakteristisch ist,<br />

daß eine große Anzahl unterschiedlicher Substanzen (Kohlenhydrate, Lipide und Proteine) in<br />

die gleichen Zwischenprodukte überführt und anschließend in einem zentralen<br />

<strong>Stoffwechsel</strong>weg überführt wird;<br />

daß im umgekehrten Prozeß relativ wenige Metaboliten (in der Hauptsache Pyruvat -Salz der<br />

Brenztraubensäure-, Acetyl-CoA und die Zwischenrodukte des Citratcyclus) als Ausgangssubstanzen<br />

für eine große Zahl unterschiedlicher Biosyntheseprodukte dienen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />

Diagramm der wichtigsten <strong>Stoffwechsel</strong>wege<br />

in einer typsichen Zelle. Die Hauptwege des<br />

Glucosestoffwechsels sind schattiert dargestellt.<br />

[Entwuf von D.E. Nicholson. Veröffentlicht von<br />

BDH Ltd., Pool 2, Dorset, England]


<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />

Experimentelle Ansätze zur Untersuchung des <strong>Stoffwechsel</strong>s:<br />

1) Untersuchung der Abfolge der Reaktionen und der Energetik dieser Umwandlungen<br />

2) Untersuchung der Mechanismen der einzelnen Umwandlungen mittels isolierter Enzyme<br />

3) Untersuchung der Kontrollmechanismen die die Umwandlungen kontrollieren<br />

Untersuchungen basieren in der Regel auf:<br />

1) einer Störung des <strong>Stoffwechsel</strong>weges mittels Inhibitoren und Analyse der Auswirkungen<br />

auf das Entstehen und Vergehen entsprechender Metaboliten<br />

2) einer Analyse genetischer Anomalien, bei denen ganz bestimmte <strong>Stoffwechsel</strong>wege<br />

unterbrochen sind (natürliche oder künstlich herbeigeführte Mutationen)<br />

3) einer Zerlegung der Organismen in ihre Bestandteile (Organe, Gewebe, Zellen und<br />

subzelluläre Organellen)<br />

4) einer Isolierung und Reinigung von einzelnen Enzymen wie auch Metaboliten<br />

5) einer Isotopenmarkierung von Metaboliten durch die sich der Weg bestimmter Moleküle<br />

oder Atome durch den <strong>Stoffwechsel</strong> verfolgen läßt


<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />

Die wichtigsten (zentralen) <strong>Stoffwechsel</strong>wege:<br />

Glycolyse<br />

Citronensäurecyclus<br />

Oxidative Phosphorylierung<br />

Photosynthese<br />

Fettsäurestoffwechsel<br />

Harnstoffcyclus<br />

Aminosäuresynthese<br />

Proteinbiosynthese


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Glycolyse (griech.: glykos, süß; lysis, Auflösung) oder auch Emden-Meyerhof-Weg, spielt<br />

eine Schlüsselrolle im Energiestoffwechsel und ist der katabolische Abbau von Glucose (einer<br />

C 6<br />

-Einheit) über Fructose-1,6-bisphosphat in Pyruvat (C 3<br />

-Einheit) unter Bildung von 2 Mol ATP<br />

aus 1 Mol Glucose (geringer Energiegewinn von 150,72 kJ (36kcal) pro Glucosemolekül);<br />

Glycolyse hat keinen Sauerstoffbedarf, kann also in anaeroben Geweben oder in anaeroben<br />

Organismen ablaufen (daher auch als anoerobe Gärung bezeichnet);<br />

ältester biochemische Mechanismus zur Gewinnung von Energie in Form von ATP, der die<br />

Entwicklung von lebenden Organismen in einer sauerstofffreien Atmosphäre ermöglichte;<br />

Entdeckung durch die Gebrüder Buchner im Jahre 1897: erste Demonstration alkoholischer<br />

Gärung außerhalb lebender Zellen (damit widerlegten sie die Theorie von Pasteur, wonach<br />

biologische Prozesse nur in lebenden Zellen mit ihrer innewohnenen ‚Lebenskraft‘ möglich ist);<br />

Aufklärung der Reaktionsfolge durch Harden, Young, Emden, Meyerhof, Warburg u.a. bis ca.<br />

1940;<br />

mit wenigen Ausnahmen wird Glucose bei allen bekannten Lebewesen auf identischem Weg<br />

verarbeitet.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Die G. bis zur Stufe des Pyruvats wird durch 10 cytosolische Enzyme katalysiert:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 1: Phosphorylierung von Glucose durch Hexokinase<br />

Hexokinase katalysiert den nukleophilen<br />

Angriff der C(6)-OH-Gruppe der Glucose<br />

am γ-Phosphat des ATP‘s; Wasserausschluß<br />

wird durch Konformationsänderung der<br />

Hexokinase nach Glucose-Bindung erreicht<br />

(Spaltung von ATP durch Wasser wäre stärker<br />

exergonisch)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 2: Umwandlung von Glucose-6-Phosphat in Fructose-6-Phosphat durch<br />

Glucosephosphat-Isomerase (Phosphogluco-Isomerase, PGI)<br />

Schritt 2) Basen-katalysierte<br />

Abspaltung des sauren H +<br />

von C(2)<br />

(His-Rest von PGI)<br />

Schritt 1) Säure-katalysiert<br />

(Lys-ε-Aminogruppe von PGI)<br />

Schritt 3) Übertragung des<br />

H + auf das C(1) Atom<br />

Schritt 4) Ringschluß<br />

unter Bildung des Produkts


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 2: PGI ist abolut stereospezifisch; Basenkatalysierte chemische<br />

Isomerisierung von Glucose liefert dagegen wegen der Racemisierung am<br />

C(2) 2 Produkte:<br />

C(2) des Endiolat-Zwischenprodukts ist<br />

nicht chiral, wodurch bei reiner Basenkatalyse<br />

auch Mannose als Produkt gebildet<br />

wird (entsteht bei der PGI-katalysierten<br />

Reaktion nicht!)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 3: Phosphorylierung von Fructose-6-Phosphat zu Fructose-1,6-bisphosphat<br />

durch die Phosphofructokinase (PFK):<br />

PFK katalysiert in Analogie zur Hexokinase-<br />

Reaktion den nukleophilen Angriff der C(1)-<br />

OH-Gruppe des Fructose-6-Phosphates auf<br />

das γ-Phosphoratom des ATP‘s;<br />

PFK spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation<br />

der Glycolyse, da es eines der geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Schritte katalysiert;<br />

Die regulatorischen Eigenschaften der PFK sind<br />

außerordentlich komplex und erfolgen durch eine<br />

Reihe von Metaboliten.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 4: Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat durch Fructose-diphosphat-<br />

Aldolase zu den beiden Triosen Glyceraldehyd-3-phosphat und<br />

Dihydroxyaceton-phosphat:<br />

Aldolase-Reaktion führt zur Bildung von 2 Triosen<br />

und damit 2 Produkten gleicher Kettenlänge;<br />

Aldolspaltung zwischen C(3) und C(4) setzt voraus,<br />

daß ein Carbonyl-Sauerstoff an C(2) und eine OH-<br />

Gruppe an C(4) vorhanden ist<br />

(erklärt warum zuvor Glucose in Fructose umgewandelt<br />

wurde – analoge Spaltung von Glucose hätte 2<br />

Produkte unterschiedlicher Kettenlänge ergeben die<br />

nicht ineinander umwandelbar und damit nicht auf<br />

demselben Weg abbaubar gewesen wären…).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 4:<br />

Mechanismus der Aldolase-katalysierten<br />

Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat<br />

zu Glyceraldehyd-3-phosphat und<br />

Dihydroxyaceton-phosphat:<br />

Aldolasen bei Pilzen, Algen und einigen<br />

Bakterien (‘Klasse-II-Aldolasen‘) bilden<br />

keine Schiff-Base mit dem Substrat;<br />

stabilisieren das Enolat-Intermediat<br />

stattdessen mit einem 2wertigen Kation,<br />

meist Zn 2+<br />

Protonierung des Enamins<br />

zum Iminium-Kation<br />

mit Lys-ε-NH 2 -Gruppe


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 4: Die Aldolase-katalysierten Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat zu<br />

Glyceraldehyd-3-phosphat und Dihydroxyaceton-phosphat erfolgt absolut<br />

stereospezifisch:<br />

Nichtenzymatische Aldolkondensation beider Triosen liefert 4 Produkte in<br />

Abhängigkeit ob der pro-R- oder der pro-S-Wasserstoff am C(3) des<br />

Dihydroxyaceton-phosphates abgespalten wird und ob das dabei gebildete<br />

Carbanion Glyceraldehyd-3-phosphat auf der re- oder auf der si-Seite<br />

angreift:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 5: Umwandlung von Dihydroxyaceton-phosphat zu Glyceraldehyd-3-phosphat<br />

durch die Triosephosphat-Isomerase (TIM):<br />

Dihydroxyaceton-phosphat und Glyceraldehyd-3-<br />

Phosphat sind Ketose-Aldose-Isomere und als<br />

solche über eine Endiolat-Zwischenprodukt ineinander<br />

überführbar;<br />

TIM katalysiert die Isomerisierung mit einer<br />

Geschwindigkeit die der der Diffussion der<br />

Substrate entspricht – perfektes Enzym<br />

Gleichgewicht weit auf der Seite von<br />

Dihydroxyaceton-phosphat (etwa 1 : 100),<br />

dennoch wird wegen der schnellen Gleichgewichtseinstellung<br />

genug Glyceraldehyd-<br />

3-phosphat für die weiteren Schritte der<br />

Glycolyse bereitgestellt


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 6: Oxidation und Phosphorylierung von Glyceraldehyd-3-phosphat mittels<br />

NAD + und anorganischen Phosphat P i durch Glyceraldehyd-3-phosphat-<br />

Dehydrogenase (GAPDH):<br />

Beispiel für einen ‘chemischen Kunstgriff‘: exergonische Aldehydoxydation<br />

treibt die eigentlich endergone Acylphosphat-Bildung zum 1,3-Diphosphoglycerat:<br />

NAD + : Nikotinamidadenindinukleotid (s. Biochemie I)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 6: Mechanismus der Glyceraldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase-Reaktion:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 7: Übertragung des 1-Phosphatrestes von 1,3-Bisphosphoglycerat auf ADP<br />

unter Bildung von 3-Phosphoglycerat und ATP katalysiert durch<br />

Phosphoglycerat-Kinase (PGK) (erstmalige Bildung von ATP):<br />

Mechanismus:<br />

Struktur der Hefe-PGK:<br />

Mechanismus und Struktur der PGK entsprechen der Hexokinase


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 8: Umwandlung von 3-Phosphoglycerat in 2-Phosphoglycerat durch<br />

Phosphoglycerat-Mutase (PGM):<br />

PGM katalysiert die intermolekulare Übertragung einer funktionellen Gruppe<br />

(Phosphat-Restes) von einer Postion zu einer anderen;<br />

PGM-Reaktion bereitet die nachfolgende Reaktion vor, bei der eine energiereiche<br />

Phosphorylverbindung erzeugt wird, die dann zur ATP-Synthese verwendet wird.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 8:<br />

Mechanismus der Umwandlung<br />

von 3-Phosphoglycerat in 2-<br />

Phosphoglycerat durch PGM:<br />

Phosporylgruppe wird nicht<br />

direkt übertragen; keine<br />

einfache Übertragungsreaktion!<br />

Die ursprüngliche Phosphoryl-<br />

Gruppe des Substrates landet<br />

am C(2) des nächsten<br />

Substrates….


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 9: Dehydratisierung von 2-Phosphoglycerat zu Phosphoenolpyruvat durch<br />

Enolase:<br />

Enolase benötigt 2wertige Kationen als Cofaktoren;<br />

Enzym ist durch Fluorid-Ionen inhibierbar, die einen<br />

Komplex mit Mg 2+ und Phosphat bilden, der ein<br />

Analoga des Übergangszustand darstellt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 9: Mechanismus der Dehydratisierung durch Enolase:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Reaktionsschritt 10: Übertragung der Phosphorylgruppe von Phosphoenolpyruvat auf ADP<br />

durch Pyruvatkinase (PK):<br />

Schritt 1: Ein ß-Phosphorylsauerstoff des ADP greift das Phosphoenolpyruvat-<br />

Phosporatom nukleophil an, wobei unter Verdrängung von Enolpyruvat ATP gebildet wird<br />

Schritt2: Enolpyruvat geht in Pyruvat über<br />

Schritt 2 (Keto-Enol-Tautomerisierung) ist die Ursache für das hohe Phosphatgruppen-<br />

Übertragungspotential von Phosphoenolpyruvat, wodurch die Bildung von ATP ermöglicht<br />

wird (Phosphatester-Bindung allein reicht zur Phosphorylierung von ADP nicht aus).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Bilanz der Glycolyse:<br />

Reaktion<br />

ATP/Glucose<br />

Glucose Glucose-6-phosphat -1<br />

Fructose-6-phosphat Fructose-1,6-bisphosphat -1<br />

2x 1,3-bisphosphoglycerat 2X 3-Phosphoglycerat +2<br />

2x Phosphoenolpyruvat 2x Pyruvat +2<br />

Netto: +2<br />

Gesamtgleichung der Glycolyse:<br />

Glucose + 2 ADP + 2 P i + 2 NAD +<br />

2 Pyruvat + 2 ATP + 2 NADH + 2 H + + H 2<br />

O


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Konzentration der Metaboliten<br />

der Glycolyse:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Regulation der Glycolyse (allgemeines Prinzip der Regulation von <strong>Stoffwechsel</strong>wegen):<br />

Enzym-begrenzte<br />

Reaktion (z.B.: Hexokinase)<br />

Substrat-begrenzte<br />

Reaktion (z.B.: Aldolase)<br />

A<br />

B B<br />

B B B<br />

B B<br />

C<br />

D<br />

E E E<br />

E E E E E<br />

E E E<br />

F<br />

G<br />

H H<br />

H H H H H<br />

H H<br />

I


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Allgemeines Prinzip der Regulation von <strong>Stoffwechsel</strong>wegen:<br />

Der Fluß durch einen <strong>Stoffwechsel</strong>weg wird entsprechend den Bedürfnissen des Organismus<br />

reguliert.<br />

In jedem <strong>Stoffwechsel</strong>weg gibt es Reaktionen, die nahe am Gleichgewicht ablaufen. Die<br />

verantwortliche enzymatische Aktivität ist also in ausreichenden Mengen vorhanden und daher<br />

nicht regulierbar.<br />

Andere Reaktionen sind weit vom Gleichgewicht entfernt. Das Substrat wird daher akkumuliert,<br />

das Enzym ist limitierend. Diese Reaktionen sind geschwindigkeitsbestimmend und daher<br />

reguliert.<br />

Die geschwindigkeitsbestimmenden Reaktionen sind häufig irreversibel und legen ein Susbtrat<br />

auf einen bestimmten <strong>Stoffwechsel</strong>weg fest.<br />

Wenn ein <strong>Stoffwechsel</strong>weg mehrere Endprodukte liefert, kann der Eintritt in diesen Weg<br />

gemäß dem Bedarf der verschiedenen Endprodukte durch verschiedene Bindungen reguliert<br />

werden. Dazu können gewebsspezifische Isoenzyme benutzt werden.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Regulierte Enzyme der Glycolyse:<br />

Glucogen-Synthese<br />

Glucose<br />

Hexokinase (reguliert)<br />

Glucose-6-Phosphat Pentosephosphatweg<br />

Alle 3 regulierten Enzyme sind<br />

Kinasen;<br />

erlauben über den Reaktionspartner/<br />

Produkt ATP Kopplung an Energiehaushalt<br />

der Zelle<br />

Fructose-6-Phosphat<br />

Phosphofructokinase (erster irreversibler für<br />

die Glycolyse spezifischer<br />

Fructose-1,6-Bisphosphat<br />

Schritt – hochreguliert!)<br />

Phosphoenolpyruvat<br />

Pyruvat<br />

Pyruvatkinase (reguliert)<br />

Biosynthese<br />

ATP-Gewinnung


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Möglichkeiten der Enzymregulation:<br />

1. Allosterische Kontrolle:<br />

sehr schnell<br />

2. Regulation durch kovalente Modifikation (Phosphorylierung oder<br />

Dephosphorylierung):<br />

schnell<br />

3. Genetische Kontrolle durch Regulation der Enzymsynthese über<br />

Transkriptions- oder Translationskontrolle:<br />

langsam


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Regulation der Phosphofructokinase (PFK): fein reguliert durch allosterische Effektoren;<br />

Wichtigstes Kontrollenzym der Glycolyse; arbeitet weit vom Gleichgewicht entfernt<br />

PFK ist ein tetrameres Enzym das in<br />

2 Konformationen vorkommt (T und R)<br />

(Abb.: PFK von B. stearothermophilus)<br />

ATP hemmt PFK allosterisch durch Bindung an den<br />

T-Zustand (wirkt demnach nicht nur als Substrat)<br />

Hemmung der PFK auch durch Citrat (signalisiert<br />

Anhäufung von Produkten der Glycolyse)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Regulation der Phosphofructokinase (PFK): potente Aktivatoren der PFK sind AMP, ADP und<br />

Fructose-2,6-bisphosphat; letzteres ist ein sehr<br />

potenter Aktivator:<br />

Fructose-2,6-bisphosphat ist kein<br />

Metabolit der Glycolyse; Effekt<br />

koppelt den Katabolismus und<br />

Anabolismus von Kohlenhydraten<br />

und verhindert das beide gleichzeitig<br />

ablaufen<br />

Aktivierung von PFK durch Fructose-<br />

2,6-bisphosphat erfolgt über eine<br />

kovalente Modifizierung (Phosphorylierung/Dephosphorylierung<br />

der PFK)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Regulation der Hexokinase:<br />

Hemmung der PFK:<br />

- führt zur Akkumulation von Fructose-6-phosphat;<br />

- Fructose-6-phosphat steht im Gleichgewicht mit Glucose-6-phosphat;<br />

- Glucose-6-phosphat hemmt Hexokinase allosterisch<br />

Glucokinase in der Leber:<br />

- produziert ebenfalls Glucose-6-phosphat wie Hexokinase<br />

- wird durch Glucose-6-phosphat allerdings nicht gehemmt (höherer K M<br />

für Glucose)<br />

- Beipsiel für gewebsspezifische Isoenzyme mit unterschiedlicher Regulation<br />

- Glucokinase dient nicht dem Abbau von Glucose sondern der Glycogensynthese


<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />

Regulation der Pyruvatkinase:<br />

Pyruvat wird durch ATP und Alanin (entsteht aus Pyruvat durch Transaminierung) allosterisch<br />

gehemmt;<br />

Das Enzym wird durch Fructose-1,6-bisphosphat allosterisch aktiviert;<br />

Das Isoenzym der Leber, aber nicht das im Muskel, wird durch Phosphorylierung gehemmt.<br />

Die Regulation in der Leber stellt sicher, daß bei hohem Glucosebedarf zunächst Gehirn und<br />

Muskeln versorgt werden.<br />

Regulation des Leberenzyms durch Phosphorylierung/Dephosphorylierung<br />

Dephosphorylierung:<br />

Phosphorylated<br />

Pyruvate kinase<br />

(less active)<br />

Dephosphorylated<br />

Pyruvate kinase<br />

(more active)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Der Glycolyse folgende <strong>Stoffwechsel</strong>wege:<br />

Unter anaeroben Bedingung wird das in der Glycolyse (anaerob) gebildete Pyruvat durch Gärung<br />

weiter abgebaut (niedriger Energiegewinn);<br />

Unter aeroben Bedingungen wird das in der Glycolyse gebildete Pyruvat im Citronensäure-Cyclus<br />

oxidativ abgebaut (hoher Energiegewinn)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Energieschema gilt nicht nur für Glucose sondern auch alle anderen en Nährstoffe:<br />

‘Verdauung‘<br />

kein Energiegewinn<br />

‘Glycolyse, Fettsäureu.<br />

Aminosäureabbau‘<br />

kaum Energiegewinn<br />

‘Citronensäure-Cyclus‘<br />

hoher Energiegewinn<br />

- nur aerob -


<strong>Stoffwechsel</strong>: Pyruvat-Verwertung durch Gärung<br />

1. Alkoholische Gärung:<br />

die anaerobe Bildung von Ethanol und Kohlendioxid aus Glucose. Je Glucosemolekül<br />

werden zwei Moleküle ATP gebildet. Die a. G. wird von Hefen und anderen<br />

Mikroorganismen durchgeführt, kann aber auch in den Geweben höherer Pflanzen, z.B.<br />

Karotten und Maiswurzeln, vorkommen (Tiere besitzen keine Pyruvat-Decarboxylase und<br />

können deshalb keine a. G. durchführen).<br />

Pyruvat wird durch Pyruvat-Decarboxylase zu Acetaldehyd decarboxyliert, der dann<br />

durch Alkohol-Dehydrogase zu Ethanol reduziert wird:<br />

Bilanz: C 6<br />

H 12<br />

O 6<br />

+ 2P i<br />

+ 2ADP 2CH 3<br />

CH 2<br />

OH + 2CO 2<br />

+2ATP (Energiegewinn entspricht 2 ATP)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Pyruvat-Verwertung durch Gärung<br />

2. Milchsäuregärung:<br />

Bildung von Milchsäure unter anaeroben Bedingungen. Neben der Milchsäurebildung in<br />

derMuskulatursindmanchePilze, Grünalgen, höhere Pflanzen und vor allem<br />

Milchsäurebakterien (Lactobacteriaceae) zur M. befähigt:<br />

COO -<br />

C O<br />

CH 3<br />

Pyruvat<br />

Lactatdehydrogenase<br />

NADH + H + COO -<br />

HC OH<br />

CH 3<br />

Lactat<br />

Im Muskel: ‘Verlegenheitsreaktion’ unter anaeroben Bedingungen zur NAD + -Rückgewinnung;<br />

verantwortlich für Muskelkater


<strong>Stoffwechsel</strong>: Pyruvat-Verwertung durch Gärung<br />

Industriell erzeugte Gärungsprodukte, ihre Produzenten und Verwendung:<br />

Produkt Organismus Verwendung<br />

Ethanol Saccharomyces cerevisiae Genuß- und Lösungsmittel,<br />

industrielle Zwecke, Essigsäureherstellung<br />

Glycerin Saccharomyces cerevisiae Sprengmittelherstellung<br />

Milchsäure Lactobacillus delbrueckii, L. bulgaricus Nahrungsmittel- und pharmazeutische<br />

Industrie<br />

Aceton und Butanol Clostridium acetobutylicum, C. butylium Lösungsmittel<br />

2,3-Butandiol Bacillus polymyxa, B. subtilis, nach Überführung in Butadien zur Herstellung<br />

Aerobacter aerogenes<br />

von Kautschuk, Antifrostmittel<br />

Methan methanogene Bakterien Energiewirtschaft


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

8 Enzyme beteiligt mit vorgelagerter<br />

Umwandlung von Pyruvat in Acetyl-CoA<br />

durch Pyruvat-Dehydrogenase


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 1:<br />

Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat<br />

zu Citrat durch Citrat-Synthase


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 2:<br />

Überführung von Citrat (schwer oxidierbarer<br />

tertiärer Alkohol) über cis-Aconitat<br />

zu Isocitrat (leichter oxidierbarer sek.<br />

Alkohol) durch Aconitase (OH-Gruppen<br />

Übertragung)


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 3:<br />

Oxidation von Isocitrat (unter Bildung<br />

von NADH aus NAD + ) über Oxalsuccinat<br />

zu α-Ketoglutarat (unter Abspaltung<br />

von CO 2<br />

) durch Isocitrat-Dehydrogenase


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 4:<br />

Oxidative Decarboxylierung von α-Ketoglutarat<br />

zu Succinyl-CoA durch α-Ketoglutarat-Dehydrogenase<br />

unter Bildung<br />

von NADH aus NAD + und CO 2


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 5:<br />

Überführung von Succinyl-CoA zu<br />

Succinat durch Succinyl-CoA-Synthetase<br />

unter Speicherung der Freien<br />

Enthalpie der Thioesterbindung durch<br />

parallele Synthese des ‘energiereichen’<br />

GTP aus GDP und P i


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 6:<br />

Oxidation der zentralen Einfachbindung<br />

des Succinats zu einer trans-Doppel-<br />

Bindung unter Bildung von Fumarat<br />

durch Succinat-Dehydrogenase unter<br />

paralleler Reduktion von FAD zu FADH 2<br />

Reaktion 6 bis 8 des Citronensäure-<br />

Cyclus dienen der Oxidation von<br />

Succinat zu Oxalacetat zur Vorbereitung<br />

der nächsten Runde des Cyclus


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 7:<br />

Hydration der Doppelbindung von<br />

Fumarat zu Malat durch Fumarase


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Der Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 8:<br />

Oxidation der sekundären OH-Gruppe<br />

des Malats zum entsprechenden Keton<br />

des Oxalacetats durch Malat-Dehydrogenase<br />

unter Bildung eines dritten<br />

NADH aus NAD +


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Allgemeine Betrachtung:<br />

Citronensäure-Cyclus besteht aus einer Reihe von Reaktionen, durch die die<br />

Acetylgruppe eines Acetyl-CoA-Moleküls zu zwei Molekülen CO 2<br />

oxidiert wird, wobei<br />

die freigesetzte Freie Enthalpie konserviert und zur ATP-Erzeugung genutzt wird;<br />

dient damit der Energiegewinnung aus Pyruvat (zuvor umgewandelt in Acetyl-CoA)<br />

als Metabolit der Kohlenhydrat-, Fettsäure- und Aminosäureoxidation;<br />

stellt gleichzeitig zahlreiche Vorstufen für die Biosynthese bereit;<br />

= amphibolisch (sowohl katabolisch<br />

als auch anabolisch)<br />

wirkt infolge der Regeneration des Oxalacetats katalytisch: eine unendliche Anzahl<br />

von Acetylgruppen (Pyruvateinheiten) kann mit Hilfe eines einzigen Oxalacetat-<br />

Moleküls oxidiert werden.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Geschichtliches I:<br />

1937 Hans Krebs postuliert den Citronensäure-Cyclus (gilt als eines der wichtigsten Beiträge<br />

innerhalb der <strong>Stoffwechsel</strong>chemie)<br />

Krebs’ Postulat basiert auf Ergebnissen aus den 30er Jahren:<br />

Befund das Metaboliten des Cyclus wie Lactat, Acetat, Malat, α-Ketoglutarat etc.<br />

rasch durch Atmung oxidiert werden;<br />

Befund das Malonat, das als starker Inhibitor der Oxidation von Succinat zu Fumarat<br />

bekannt war, auch die Atmung hemmt, woraus geschlossen wurde, daß Succinat im<br />

oxidativen <strong>Stoffwechsel</strong> eine zentrale Rolle spielt;<br />

1935 Befund von Albert Szent-Györgyi, daß katalytische Mengen von Succinat,<br />

Fumarat, Malat oder Oxalacetat die Atmung und Oxidation von Pyruvat drastisch<br />

beschleunigen (Zusatz dieser Substanzen stimuliert die O 2 -Aufnahme und CO 2 -<br />

Abgabe weit stärker als für die bloße Oxidation der Metaboliten nötig wäre);<br />

Szent-Györgyi fand zudem, daß o.g. Verbindungen nach folgender Reaktionsfolge<br />

umgewandelt werden: Succinat Fumarat Malat Oxalacetat;<br />

Befund von Martins und Knoop, daß Citrat über cis-Aconitat zu Isocitrat umgewandelt<br />

wird;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Geschichtliches II:<br />

Befund das α-Ketoglutarat oxidativ zu Succinat und CO 2<br />

decarboxyliert wird,<br />

wodurch auf folgende Reaktionsfolge geschlossen wurde:<br />

Citrat cis-Aconitat Isocitrat α-Ketoglutarat Succinat Fumarat<br />

Malat Oxalacetat<br />

Beweis des Cyclus durch Demonstration, daß Oxalacetat in Citrat überführt werden kann:<br />

1936 zeigte Martins und Knoop, daß Citrat aus Oxalacetat und Pyruvat zunächst<br />

nichtenzymatisch unter alkalischen Bedingungen und Einwirkung von Wasserstoffperoxid<br />

entstehen kann;<br />

Endgültiger Beweis das Citrat aus Oxalacetat und Pyruvat enzymatisch gebildet werden kann<br />

und es sich tatsächlich um einen Cylcus handelt erst durch die Entdeckung von Coenzym A<br />

(Kaplan und Lipmann 1945) bzw. von Acetyl-CoA durch Ochoa und Lynen (1951).<br />

Hans Krebs fand bereits 1932 den Harnstoff-Cyclus (Bildung von Harnstoff aus NH 3 und CO 2 )


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Umwandlung von Pyruvat in Acetyl-CoA durch Pyruvat-Dehydrogenase<br />

Reaktion:<br />

energiereiche<br />

Bindung<br />

Coenzym A (CoASH oder CoA) besteht aus einer<br />

ß-Mercaptoethylamin-Gruppe; dem amidisch<br />

gebunden Vitamin Pantothensäure, einem über<br />

eine Pyrophosphatbrücke gebunden Adenosin-3’-<br />

phosphat;<br />

Die Acetylgruppe ist als Thioester an den Schwefel<br />

der ß-Mercaptoethylamin-Gruppe gebunden;<br />

CoA fungiert als Trägermolekül (Carrier) für Acetylund<br />

andere Acylgruppen (A in CoA steht für Acetylierung);<br />

Acetyl-CoA ist eine energiereiche Verbindung ( G°’ für<br />

die Hydrolyse der Esterbindung = -31,5 kJ mol -1 ;<br />

Reaktion ist etwas exergonischer als ATP-Hydrolyse )


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Allgemeiner Aufbau der Pyruvat-Dehydrogenase aus Säugetieren:<br />

Pyruvat-Dehydrogenase ist ein Multienzymkomplex mit 3 katalytischen Aktivitäten:<br />

1. Pyruvat-Dehydrogenase (E 1<br />

)<br />

2. Dihydrolipoyl-Transacetylase (E 2<br />

)<br />

3. Dihydrolipoyl-Dehydrogenase (E 3<br />

)<br />

Das Rinderenzym ist ein 8400 kD-Komplex bestehend aus:<br />

30 E 1<br />

-α 2<br />

β 2<br />

Tetrameren<br />

6 E 2<br />

-Dimeren<br />

60 E 3<br />

-Monomeren<br />

Vorteil von Multienzymkomplexen:<br />

- Substrate/Intermediate bleiben am Enzym gebunden: Geschwindigkeitsgewinn;<br />

- Vermeidung von Nebenreaktionen insbesondere bei reaktiven Intermediaten;<br />

- Multienzymkomplexe erlauben eine koordinierte Kontrolle aller durch den Komplex<br />

katalysierter Reaktionen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Mechanismus der Umwandlung von Pyruvat in Acetyl-CoA durch<br />

Pyruvat-Dehydrogenase<br />

Die Acetyl-CoA-Bildung umfaßt 5 Reaktionen:<br />

2. Übertragung des<br />

Acetylrestes auf<br />

Lipoamid (E 1<br />

)<br />

5. Reoxidation des FADH 2<br />

durch NAD + (E 3<br />

)<br />

4. Reoxidation des Dihydrolipoamids (E 3<br />

)<br />

1. Decarboxylierung<br />

von Pyruvat (E 1<br />

)<br />

3. Übertragung des Acetylrestes<br />

von Lipoamid auf CoA (E 2<br />

)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Coenzyme und prosthetische Gruppen der Pyruvat-Dehydrogenase:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Struktur von Thiaminpyrophosphat (TPP) und Liponsäure:<br />

Struktur von Thiaminpyrophosphat (TPP):<br />

Thiazoliumring bildet die katalytisch<br />

aktive funktionelle Gruppe zur Addition<br />

an Carbonylfunktionen<br />

reduziertes Dithiol<br />

Struktur von Lipoamid und Dihydrolipoamid kovalent<br />

über eine Amidbindung an die ε-NH 2<br />

-Funktion eines<br />

Lysinrestes gebunden)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Liponsäure fungiert als ‘Lipoylarm’ und befördert die Zwischenprodukte<br />

von einer Untereinheit des Pyruvat-Dehydrogenase-<br />

Multienzymkomplexes zur nächsten:<br />

‘Lipoylarm’<br />

Lysinseitenkette<br />

des Enzyms<br />

Lipoyllysyl-Arm ist an E 2<br />

gebunden und fungiert wie<br />

eine Liane, an der das Disulfid mit seinem reduzierten<br />

acetylierten Reaktionsprodukt von E 1<br />

nach E 3<br />

schwingt;<br />

E 2<br />

-Untereinheit bei Säugetieren hat 60 solcher Lipoyl-<br />

Arme;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Rascher Austausch der Acetylgruppen aber auch Disulfidbrücken der<br />

Lipoyl-Arme untereinander:<br />

System mit hoher Dynamik und Flexibilität;<br />

Lipoyl-Arme schwingen auch gegeneinander;<br />

Jede E 1<br />

-Untereinheit kann daher zahlreiche E 2<br />

-<br />

Untereinheiten acetylieren, während jede E 3<br />

-<br />

Untereinheit mehrere Dihydrolipoamid-Gruppen<br />

reoxidieren kann.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: Toxizität von Arsenverbindungen beruht auf der Maskierung des Lipoamids:<br />

As(III) wie Arsenit und organische<br />

Arsenverbindungen gehen kovalente<br />

Verbindungen mit den Sulfhydryl-<br />

Gruppen der Liponsäure ein und<br />

unterbrechen auf diese Weise die<br />

Atmung;<br />

Toxizität für Mikroorganismen<br />

allerdings höher als für den Menschen;<br />

Arsenverbindungen daher früher als<br />

‘Antibiotikum’ zur Behandlung<br />

von Syphilis eingesetzt (Problem:<br />

Nebenwirkungen…..)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Vorgelagerte Reaktion: ‘Native’ Kontrolle der Pyruvat-Dehydrogenase:<br />

Kontrolle des Enzyms außerordentlich bedeutsam:<br />

da die Decarboxylierung von Pyruvat durch E 1<br />

irreversibel verläuft;<br />

und bei Säugetieren Acetyl-CoA nur aus Pyruvat synthetisiert werden kann.<br />

Kontrolle des Enzyms durch:<br />

1. Produkthemmung durch NADH und Acetyl-CoA<br />

2. Kovalente Modifizierung durch Phosphorylierung/Dephosphorylierung der Pyruvat-<br />

Dehydrogenase-Untereinheit E 1


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 1: Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat zu Citrat durch Citrat-Synthase:<br />

Ablauf:<br />

geordnete sequenzielle Bindung von Oxalacetat und nachfolgend von Acetyl-CoA an die<br />

Citrat-Synthase;<br />

Bindung von Oxalacetat führt zur Konformationsänderung des Enzyms, die wiederum zur<br />

Ausbildung der Acetyl-CoA-Bindungsstelle führt (induced fit);<br />

die Citrat-Synthase-Reaktion läuft nach einer gemischten Aldol-Claisen-Esterkondensation<br />

in 3 Schritten ab:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 1: Mechanismus der Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat zu Citrat<br />

durch Citrat-Synthase:<br />

1. Erzeugung des Carbanions des Acetyl-CoA vermittelt durch einen His-Rest des Enzyms,<br />

der als Base fungiert, wobei die Thioesterbindung zu CoA das carbanionische<br />

Zwischenprodukt stabilisiert;<br />

2. Nukleophiler Angriff des Acetyl-CoA-Carbanions an die Carbonylgruppe des Oxalacetats<br />

ausschließlich von der si-Seite des Carbonyl-C-Atoms von Oxalacetat - Stereospezifität<br />

(das Reaktionsprodukt Citryl-CoA bleibt Enzym-gebunden);<br />

3. Hydrolyse von Citryl-CoA zu Citrat und CoA (Hydrolyse ist stark exergonisch ( G 0 ’=-31,5<br />

kJ mol -1 ) und liefert die thermodynamische Triebkraft der Reaktion)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 2: Isomerisierung von Citrat über cis-Aconitat zu Isocitrat durch Aconitase:<br />

Ablauf und Mechanismus:<br />

1.Schritt:<br />

Dehydratation von Citrat unter Bildung von cis-Aconitat als<br />

Zwischenprodukt<br />

Mechanismus: Protonabspaltung von C(2) des Citrats durch<br />

Enzymbase und anschließende trans-Eliminierung der OH-<br />

Gruppe am C(3);<br />

2. Schritt:<br />

Rehydratation der cis-Aconitat-Doppelbindung unter Bildung<br />

von Isocitrat<br />

Mechanismus: Anlagerung von H 2<br />

O erfolgt stereospezifisch durch<br />

trans-Addition von OH - und H + (nicht-enzymatische Addition<br />

würde 4 Stereoisomere liefern)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 2: Fluoracetat (respektive Fluorcitrat) hemmt die Aconitase:<br />

Fluoracetat kommt in den Blättern einiger Pflanzen<br />

in Afrika, Australien und Südamerika vor;<br />

hochtoxisch (LD 50 bei Ratten: 0,2 mg pro kg<br />

Körpergewicht; LD…letale Dosis);<br />

Istselbstnichttoxischwirdaberin derZelle<br />

durch Acetat-Thiokinase in Fluoracetyl-CoA<br />

umgewandelt und nachfolgend durch Citrat-<br />

Synthase zu (2R,3R)-Fluorcitrat umgesetzt;<br />

(2R,3R)-Fluorcitrat hemmt schließlich spezifisch<br />

die Aconitase.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 3: Oxidation von Isocitrat über Oxalsuccinat zu α-Ketoglutarat durch Isocitrat-<br />

Dehydrogenase:<br />

Ablauf:<br />

Oxidation der sekundären Alkoholfunktion von<br />

Isocitrat unter Bildung von Oxalsuccinat als<br />

Intermediat und Reduktion von NAD + zu NADH;<br />

Decarboxylierung der zum gebildeten Keton<br />

ß-ständigen Carboxylgruppe unter Bildung<br />

von CO 2<br />

und α-Ketoglutarat.<br />

Oxidation gefolgt von Decarboxylierung<br />

=oxidative Decarboxylierung<br />

(Oxalsuccinat-Zwischenproduktdissoziertnicht<br />

vom Enzym, daher in Klammern)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 4: Oxidative Decarboxylierung von α-Ketoglutarat zu Succinyl-CoA durch α-Ketoglutarat-Dehydrogenase:<br />

Ablauf:<br />

Reaktion (und Enzymaufbau) sind ähnlich zur<br />

Pyruvat-Dehydrogenase-katalysierten Reaktion:<br />

Multienzym-Komplex:<br />

α-Ketoglutarat-Dehydrogenase (E1),<br />

Dihydrolipoyl-Transsuccinylase (E2),<br />

Dihydrolipoyl-Dehydrogenase (E3)<br />

Unterschiede zur Pyruvat-Dehydrogenase:<br />

nicht durch kovalente Modifizierung reguliert;<br />

statt Acetyl-CoA wird Succinyl-CoA gebildet


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 5: Überführung von Succinyl-CoA zu Succinat durch Succinyl-CoA-Synthetase:<br />

Beachte: Succinyl-CoA-Synthetase katalysiert die<br />

Hydrolyse von Succinyl-CoA zu Succinat unter<br />

Bildung von GTP;<br />

Enzymname können sich sowohl auf die Hinals<br />

auch Rückreaktion beziehen; im Fall der<br />

Succinyl-CoA-Synthetase ist die Rückreaktion<br />

namensgebend (=die Synthese von Succinyl-<br />

CoA aus Succinat)!<br />

Reaktion ist vollständig reversibel


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 5: Die Enthalpie der Succinyl-CoA Thioesterbindung wird durch aufeinanderfolgende<br />

Bildung mehrerer energiereicher Phosphate konserviert:<br />

Schritt 1: Succinyl-CoA reagiert mit P i zu Succinylphosphat und CoA:<br />

Schritt 2: Übertragung der Phosphorylgruppe des Succinylphosphats auf das N(3) eines<br />

Histidin-Restes des Enzyms unter Freisetzung von Succinat:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 5: Die Enthalpie der Succinyl-CoA Thioesterbindung wird durch aufeinanderfolgende<br />

Bildung mehrerer energiereicher Phosphate konserviert:<br />

Schritt 3: Übertragung der Phosphorylgruppe vom N(3) des Histidins auf GDP unter<br />

Bildung von GTP:<br />

Konservierung der Freien Hydrolyseenthalpie des energiereichen Succinyl-CoA Thioesters<br />

über Succinylphosphat, einen 3-Phosphohistin-Rest und schließlich im GTP


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 6: Dehydrierung von Succinat zu Fumarat durch Succinat-Dehydrogenase:<br />

Charakteristika:<br />

Stereospezifische Oxidation der zentralen Einfachbindung<br />

des Succinats zu einer trans-Doppelbindung unter Bildung<br />

von Fumarat und FADH 2<br />

aus FAD;<br />

Ungewöhnlich ist, daß das FAD kovalent an einen His-Rest<br />

des Enyzms gebunden ist (üblich ist eine nicht-kovalente<br />

Bindung dieses Coenzyms);<br />

Gebildetes FADH 2<br />

(anders als NADH) kann daher nicht als<br />

Metabolit fungieren; Reoxidation des FADH 2<br />

erfolgt daher<br />

über Elektronentransportkette (Ursache dafür, daß das<br />

Enzym als einziges Enzym des Citronensäure-Cyclus<br />

membranständig ist; alle anderen sind in der Matrix der<br />

Mitochondrien gelöst);<br />

Malonat als Strukturanalogon ist ein starker kompetitiver<br />

Inhibitor des Enzyms.<br />

Beachte: FAD zur Oxidation von Alkanen zu Alkenen;<br />

NAD + zur Oxidation von Alkoholen zu Aldehyden<br />

oder Ketonen


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 7: Hydratation von Fumarat zu Malat durch Fumarase:<br />

Ablauf und Mechanismus:<br />

Addition von OH - an C(2) Atom des Fumarats und Bildung<br />

eines an C(3) negativ geladenen Carbanion-Übergangszustandes;<br />

Protonierung an C(3) und Bildung des L-Malats<br />

(geschwindigkeitsbestimmender Schritt der Reaktion).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Reaktionsschritt 8: Oxidation der sekundären OH-Gruppe des Malats zum Keton unter Rückbildung<br />

von Oxalacetat durch Malat-Dehydrogenase:<br />

Ablauf und Mechanismus:<br />

Abspaltung des Hydrid-Ions von der Alkoholfunktion<br />

des Malats und Übertragung auf NAD + unter Bildung<br />

von NADH;<br />

Deprotonierung am C(2) und Bildung von NADH +H + .<br />

Beachte:<br />

Konzentration des gebildeten Oxalacetats im Gleichgewicht<br />

ist sehr niedrig ( G°’=+29,7 kJ mol -1 ),<br />

Nachfolgende Reaktion (Citrat-Synthase-Reaktion und<br />

1. Reaktion des Citronensäure-Cyclus) ist jedoch stark<br />

exergonisch ( G°’=-31,5 kJ mol -1 )<br />

Diese Kopplung macht es möglich, daß der Cyclus<br />

auch bei sehr niedrigen Oxalacetat-Konzentrationen<br />

überhaupt abläuft!


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Energetische Bilanz des Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

1. Eine Acetylgruppe wird formal in einem 4-Elektronenpaar-Prozeß netto zu zwei<br />

Molekülen CO 2<br />

oxidiert (C-Atome stammen jedoch vom Oxalacetat, nicht vom<br />

eingespeisten Acetyl-CoA;<br />

2. Drei Moleküle NAD + werden zu NADH reduziert, womit drei der Elektronenpaare<br />

konserviert sind;<br />

3. Ein Molekül FAD wird zu FADH 2<br />

reduziert, wodurch auch das vierte Elektronenpaar<br />

konserviert wird;<br />

4. Erzeugung einer ‘energiereichen’ Phosphatgruppe in Form von GTP.<br />

Weiterleitung der 4 Elektronenpaare an die Elektronentransportkette, wo sie zwei<br />

Moleküle O 2 zu Wasser reduzieren.<br />

Pro NADH werden über die oxidative Phosphorylierung drei Moleküle ATP gebildet;<br />

Elektronenpaar des FADH 2 führt zur Bildung zweier weiterer Moleküle ATP.<br />

Gesamtenergie-Bilanz: 12 ATP pro Cyclus


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Regulation des Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Erinnerung: Regulatorische Enzyme sind solche, die weit vom Gleichgewicht entfernt arbeiten<br />

und die geschwindigkeitsbestimmenden Schritte des <strong>Stoffwechsel</strong>weges darstellen.<br />

Citrat-Synthase, Isocitrat-Dehydrogenase und<br />

α-Ketoglutarat-Dehydrogenase arbeiten weit<br />

vom Gleichgewicht entfernt und sind die<br />

‘Schrittmacher-Enzyme’ des Citronensäure-<br />

Cyclus.<br />

Unter Beachtung der physiologischen<br />

Konzentration der Substrate und Produkte


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Schema der Regulation des Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus über die ‘Schrittmacher-Enzyme‘:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Regulation der ‘Schrittmacher-Enzyme‘;<br />

Physiologisch essentiell, um die NADH-Produktion auf den Energieverbrauch abzustimmen;<br />

Regulation erfolgt weniger komplex als bei der Glycolyse und beruht auf 3 einfachen und<br />

direkten Kontrollsystemen:<br />

1. Substratverfügbarkeit<br />

2. Produkthemmung<br />

3. kompetitive Rückkopplungshemmung durch später im Cyclus auftretende Intermediate<br />

Die wichtigsten Regulatoren sind die Ausgangssubstrate Acetyl-CoA und Oxalacetat sowie das<br />

Produkt des Cyclus NADH;<br />

Acetyl-CoA und Oxalacetat liegen in Konzentrationen vor, die die Citrat-Synthase nicht<br />

sättigen (Citrat-Synthase steht daher unter direkter Kontrolle der Substratverfügbarkeit);<br />

Erhöhung der Konzentration beider Substrate führt daher zur Erhöhung des<br />

<strong>Stoffwechsel</strong>flusses durch den Cyclus;<br />

NADH als direktes Produkt und ATP als indirektes Produkt hemmen die Schrittmacher-Enzyme.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />

Amphibole Natur des Citronensäure-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Metabolite des Citronensäure-Cyclus dienen auch als Ausgangsverbindungen für die Biosynthese<br />

(Anabolismus); verbrauchte Metabolite müssen im Gegenzug durch andere Biosynthesewege<br />

aufgefüllt werden (=anaplerotische Reaktionen):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Oxidative Phosphorylierung: Prozeß der Oxidation der durch Nährstoffoxidation (Glycolyse<br />

und Citronensäure-Cyclus) gebildeten NADH und FADH 2<br />

unter gleichzeitiger Bildung von ATP.<br />

Die Oxidation erfolgt nicht direkt, sondern durch Übertragung der Elektronen auf eine<br />

Elektronentransportkette (Atmungskette);<br />

Elektronentransportkette umfaßt eine Vielzahl von Oxidations-Reduktions-Schritten an mehr als<br />

10 Redoxzentren bevor sie O 2<br />

zu H 2<br />

O reduzieren;<br />

Die dabei freiwerdende Freie Enthalpie wird in einem Protonengradienten (pH-Gradienten)<br />

konserviert und schließlich zur Bildung von ATP aus ADP und P i durch oxidative Phosphorylierung<br />

genutzt;<br />

Pro vollständig zu CO 2<br />

und H 2<br />

O oxidiertem Glucosemolekül werden insgesamt 38 ATP gebildet;<br />

Sowohl Elektronentransport als auch oxidative Phosporylierung laufen in den Mitochondrien ab<br />

(‘Kraftwerke’ der Zelle).


<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />

Mitochondrien:<br />

Zellorganellen bei Eukaryonten mit<br />

vermutlich prokaryontischem<br />

(bakteriellem) Ursprung:<br />

Abb.:<br />

Stammbaum mit den Abstammungslinien<br />

des zellulären Lebens auf der Erde


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Aufbau des Mitochondriums:<br />

Typischerweise ellipsoid mit einem Durchmesser von 0,5 bis 1 µm (entspricht Bakteriengröße)<br />

(Größe und Form ist allerdings von Herkunft und <strong>Stoffwechsel</strong>zustand abhängig und kann erheblich variieren)<br />

Abgeschlossen durch ein glatte äußere Membran;<br />

Stark eingefaltete innere Membran (Einbuchtungen werden als Cristae bezeichnet, Fläche im<br />

Durchschnitt ca. 15 mal größer als die der äußeren glatten Memran);<br />

Innere Memran enthält die Enzyme für den Elektronentransport und die oxidative<br />

Phosphorylierung;<br />

Inneres Kompartiment wird als Matrix bezeichnet (gelartig mit


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Die innere Membran des Mitochondriums:<br />

Protein-reich (ca. 75 Gew.-% Protein);<br />

Enthält neben den Proteinen für den Elektronentransport und die oxidative Phosphorylierung<br />

auch zahlreiche Proteine die den Durchtritt von Metaboliten wie ATP, ADP, Pyruvat und Phosphat<br />

kontrollieren (als Partikel in elektronenmikroskopischen Aufnahmen sichtbar):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Die innere Membran des Mitochondriums:<br />

Frei permeable lediglich für O 2<br />

, CO 2<br />

und H 2<br />

O;<br />

Diese kontrollierte Impermeabilität der inneren Membran für die meisten Ionen, Metaboliten und<br />

Verbindungen mit niedriger Molekülmasse führt zur Kompartimentierung der <strong>Stoffwechsel</strong>funktionen<br />

in Cytosol und Mitochondrien.<br />

Gleichzeitig können Ionengradienten über diese Barriere erzeugt werden.<br />

Mitochondrien besitzen komplexes Transportsystem für den spezifischen Transport der meisten<br />

hydrophilen Substanzen, z.B.:<br />

ATP wird in den Mitochondrien aus ADP und P i erzeugt aber im Cytosol verwertet;<br />

Das im Cytosol gebildete P i wird über einen P i /H + -Symport (angetrieben durch einen<br />

pH-Gradienten wieder ins Mitochondrium transportiert.<br />

Transport des durch die Glycolyse gebildeten NADH erfolgt durch Shuttle-Systeme, wobei<br />

lediglich die Elektronen des cytosolisch gebildeten NADH durch die innere Membran ins<br />

Mitochondrium transportiert werden:<br />

Glycerinphosphat-Shuttle<br />

Malat-Aspartat-Shuttle


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Der Glycerinphosphat-Shuttle:<br />

Transport der Elektronen cytosolisch gebildeten NADH ins Mitochondrium (im Flugmuskel von<br />

Insekten, dem Gewebe mit der größten bekannten Dauerleistung):<br />

1. Oxidation des cytosolischen NADH durch 3-<br />

Phosphoglycerin-Dehydrogenase unter Bildung<br />

von 3-Phosphoglycerin aus<br />

Dihydroxyacetonphosphat<br />

2. Oxidation des gebildeten 3-Phosphoclycerins<br />

durch Flavoprotein-Dehydrogenase unter<br />

Bildung von FADH 2 (Enzym befindet auf der<br />

Außenseite der inneren Mitochondrienmembran<br />

und überträgt die Elektronen schließlich auf die<br />

Elektronentransportkette unter Reoxidation von<br />

FADH 2 und Bildung von FAD)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Der Malat-Aspartat<br />

Aspartat-Shuttle:<br />

Bei Säugetieren; energieeffizienter<br />

da nicht FADH 2<br />

sondern NADH als Produkt<br />

des Transports gebildet wird; allerdings komplexer:<br />

Prozeß verläuft in 2 Stufen zu je<br />

3 Reaktionen:<br />

Stufe A<br />

(Transport der Elektronen in die Matrix)<br />

1. Reoxidation des NADH mittels Oxalacetat<br />

durch Malat-Dehydrogenase;<br />

2. Transport des gebildeten Malats ins<br />

Mitochondrium im Austausch gegen<br />

α-Ketoglutarat durch Malat/α-Ketoglutarat<br />

Carrier;<br />

3. Regenerierung von NADH durch mitochondriale<br />

Malat-Dehydrogenase;<br />

Stufe B<br />

(Regeneration v. Oxalacetat im Cytosol)<br />

1. Transaminierung des gebildeten Oxalacetats<br />

zu Aspartat mit Glutamat<br />

unter Bildung von α-Ketoglutarat<br />

durch Aspartat-Aminotransferase<br />

2. Transport von Aspartat ins Cytosol im<br />

Austausch mit Glutamat durch Glutamat/Aspartat-Carrier;<br />

3. Transaminierung von Aspartat zu<br />

Oxalacetat mit α-Ketoglutarat unter<br />

Bildung von Glutamat durch cytosolische<br />

Aspartat-Aminotransferase


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Die Elektronentransportkette:<br />

…die Übertragung der Elektronen von NADH und FADH 2<br />

auf O 2<br />

unter ATP-Synthese:<br />

Thermodynamik des Elektronentransports:<br />

Die Oxidation von 1 mol NADH durch Sauerstoff (Übertragung von 2 Elektronen) liefert unter biochemischen<br />

Standardbedingungen eine Freie Enthalpie von 218 kJ mol -1<br />

Thermodynamischer Wirkungsgrad der oxidativen Phosphorylierung:<br />

Synthese von 1 mol ATP aus ADP und P i benötigt eine Freie Standardenthalpie von 30,5 kJ mol -1 ;<br />

Aus 1 mol NADH werden 3 mol ATP erzeugt (3 x 30,5 kJ mol -1 x 100/218 kJ mol -1 =42%);<br />

Da die physiologischen Bedingungen von den biochemischen Standardbedingungen abweichen<br />

(Konzentration der Reaktanden/Produkte, pH-Wert etc.) liegt der tatsächliche Wirkungsgrad bei<br />

ca. 70%.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Reaktionsfolge beim Elektronentransport:<br />

Energieübertragung der Oxidation von NADH durch O 2 erfolgt nicht direkt, sondern in drei<br />

‘kleineren Portionen’ vermittelt durch drei Proteinkomplexe mit zunehmend größerer<br />

Elektronenaffinität (=zunehmendem Standardreduktionspotential).<br />

Jeder Einzelschritt ist über die oxidative Phosphorylierung an die Synthese von ATP gekoppelt.<br />

Standardreduktionspotential


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Aufklärung der Reaktionsfolge:<br />

Abfolge der einzelnen Reaktionen wurde mithilfe von Inhibitoren aufgeklärt;<br />

Analyse einer funktionierenden Elektronentransportkette durch O 2<br />

-Verbrauch mithilfe von<br />

Sauerstoffelektroden messbar;<br />

Spezifische Inhibitoren erlauben den Weg der Elektronen zu verfolgen und festzustellen,<br />

wo die Elektronen von verschiedenen Substraten in die Elektronentransportkette eingespeist<br />

wurden. Besonders nützliche Inhibitoren dabei waren: Rotenon (pflanzliches Insektizid), Amytal<br />

(Barbiturat), Antimycin A (Antibiotikum) und Cyanid:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Komponenten der Elektronentransportkette:<br />

Komponenten (Komplexe I-IV) bestehen aus verschiedenen Proteinkomponenten die<br />

mit unterschiedlichen redoxaktiven prosthetischen Gruppen assoziert sind;<br />

Komplexe ‘schwimmen’ in der inneren Mitochondrienmembran und liegen nicht in<br />

äquimolaren Konzentrationen vor;<br />

Komplexe bilden keine stabilen übergeordneten Strukturen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mitochondriale Elektronentransportkette:<br />

Weg der Elektronenübertragung (schwarz) und des Protonenpumpvorgangs (rot).<br />

Die Elektronen werden durch das membranlösliche CoQ von Komplex I auf Komplex III und<br />

durch das periphere Membranprotein Cytochrom c von Komplex III auf IV:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Komplex I:<br />

NADH-Coenzym-Q-Reduktase leitet die Elektronen von NADH an Coenzym Q weiter.<br />

Coenzym Q (CoQ) oder auch Ubichinon (wegen seines ubiquitären Vorkommens) ist ein 2,3-<br />

Dimethoxy-5-methylbenzochinon, das eine aus Dihydroisopreneinheiten aufgebaute, isoprenoide<br />

Seitenkette trägt.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Länge der isoprenoiden Seitenkette bzw. der verschiedenen<br />

Anzahl der Dihydroisopreneinheiten unterscheidet man: U.-30 (U.-6), U.-35 (U.-7), U.-40 (U.-8),<br />

U.-45 (U.-9) und U.-50 (U.-10).<br />

U.-50 z.B. hat eine isoprenoide Seitenkette aus 50 C-Atomen bzw. 10 Dihydroisoprenresten und<br />

wird auch als Coenzym Q10, UQ-50, UQ10, Q-10 oder CoQ10 bezeichnet:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Komplex I:<br />

NADH-Coenzym-Q-Reduktase:<br />

mit ca. 850 kD vermutlich die größte Proteinkomponente der inneren Mitochondrien-Membran;<br />

enthält ein Molekül Flavinmononukleotid (FMN) als redoxaktive prosthetische Gruppe und<br />

zusätzlich 6-7 Eisen-Schwefel-Cluster neben CoQ als Coenzym:<br />

Flavinmononukleotid (FMN):<br />

FMN ist ein Riboflavin-5‘-phosphat


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

FMN und CoQ können in 3 Oxidationsstufen auftreten (da ihre Semichinon-Formen stabil sind),<br />

wodurch sie wahlweise sowohl 1 als auch 2 Elektronen aufnehmen oder abgeben können.<br />

NADH kann nur eine Zweielektronenübertragung<br />

eingehen.<br />

Im Gegensatz dazu sind die Cytochrome<br />

von Komplex III (an die die Elektronen<br />

übertragen werden) nur zur Einelektronenreduktion<br />

fähig.<br />

FMN und CoQ bilden somit die Schaltstelle<br />

zur Elektronenweitergabe von NADH (2 e -<br />

Donor) auf die Cytochrome (1 e - Akzeptor)<br />

Abb.:<br />

Oxidationsstufen von FMN (a) und CoQ<br />

(b). Beide Coenzyme bilden stabile freie<br />

Semichinonradikale.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Eisen-Schwefel-Cluster oder Eisen-Schwefel-Zentren (Formel: nFe-mS]) kommen bei<br />

sog. Nichthäm-Eisen-Proteinen als prosthetische Gruppe vor;<br />

die häufigsten Eisen-Schwefel-Cluster sind [2Fe-2S] und [4Fe-4S]:<br />

Beide bestehen aus der gleiche Anzahl von Eisen- und Schwefelatomen, die jeweils über vier<br />

Cystein-Sulfhydrylgruppen koordiniert sind;<br />

Fe-Atome selbst sind jeweils von vier S-Atomen koordiniert;<br />

Oxidierter und reduzierter Zustand unterscheiden sich bei allen Eisen-Schwefel-Clustern<br />

unabhängig von der Anzahl der Fe-Atomen durch nur eine Formalladung, da die Fe-Atome<br />

in jedem Cluster ein konjugiertes System bilden und daher Oxidationsstufen zwischen den<br />

für einzelne Fe-Atome möglichen Werten +2 und +3 aufweisen können.<br />

Anordnung von Fe-S-Clustern<br />

in einem Nichthäm-Eisen-Protein<br />

(bakterielles Ferredoxin)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Komplex II:<br />

Succinat-Coenzym-Q-Reduktase:<br />

besteht aus dem dimeren Enzym des Citronensäure-Cyclus Succinat-Dehydrogenase und 3<br />

weiterer kleinerer hydrophober Untereinheiten;<br />

leitet die Elektronen vom Succinat an CoQ weiter unter Beteiligung eines kovalent gebundenen<br />

FAD, ein [4Fe-4S]-Cluster, 2 [2Fe-2S]-Cluster und ein Cytochrom b 560<br />

;<br />

Standardelektronenpotential für die Elektronenübertragung von Succinat auf CoQ zu niedrig für<br />

die Synthese von ATP;<br />

Bedeutung des Komplexes besteht darin, diesen Elektronen des Citronensäure-Cyclus dennoch<br />

den Eintritt in die Elektronentransportkette zu ermöglichen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Komplex III:<br />

Coenzym-Q-Cytochrom-c-Reduktase:<br />

leitet die Elektronen von reduziertem CoQ an Cytochrom c weiter;<br />

Komplex III enthält 2 b-Typ-Cytochrome, 1 Cytochrom c 1<br />

und 1 [2Fe-2S]-Cluster.<br />

Cytochrome:<br />

=Redoxaktive Proteine, die bei allen Organismen (mit Ausnahme einiger obligater Anaerobier)<br />

vorkommen (Funktionsaufklärung 1925 durch David Keilin);<br />

Cytochrome enthalten Häm-Gruppen, deren Fe während des Elektronentransports reversibel<br />

zwischen Fe(II) und Fe(III) hin- und herwechseln;<br />

Häm-Gruppen der reduzierten Fe(II)-Cytochrome weisen im sichtbaren Bereich typische<br />

Absorbtionsspektren auf, die aus 3 Peaks bestehen: α, β und γ-(Soret-)Banden:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Absorptionsspektren von Cytochromen im sichtbaren Bereich:<br />

Peakmuster und insbesondere die Wellenlänge des α-Paeks der reduzierten Cytochrome wird zur Unterscheidung<br />

der verschiedenen Cytochrom-Typen und Untertypen herangezogen (α-Peak fehlt in der oxidierten<br />

Form);<br />

z.B. Cytochrom b 560 : Cytochrom vom b-Typ mit einem Absorptionsmaximum des α-Peaks bei 560 nm<br />

(Individuelle Absorptionsmaxima der Cytochrom-Typen hängen von individueller Häm-Umgebung ab)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Cytochrom-Typen enthalten unterschiedlich substituierte Porphyrinring-Systeme:<br />

Chemische Strukturen der Häm-<br />

Gruppen:<br />

Cytochrome vom a-Typ besitzen einen langen<br />

hydrophoben Schwanz aus Polyisopren,<br />

der an das Protein gebunden<br />

ist;<br />

Cytochrome vom b-Typ enthalten<br />

Protoporphyrin IX (wie das Hb)<br />

Cytochrome vom c-Typ bilden<br />

Thioetherbrücken zu Cys-Sulfhydryl-Gruppen<br />

des Proteins.<br />

Axiale Liganden der Häm-Gruppen:<br />

Bei Cytochromen a und b sind beide Liganden<br />

Histidin-Reste;<br />

bei Cytochrom c liegt ein Histidin und<br />

ein Methionin vor.<br />

Abb.:<br />

(a) Chemische Strukturen und (b) axiale<br />

Liganden der Häm-Gruppen in den Cytochromen<br />

a, b und c.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Postulierte Struktur von Cytochrom b:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mechanismus der Elektronenübetragung von Cytochromen:<br />

Reduzierte Häm-Gruppen sind hochreaktive Einheiten, die Elektronen mit physiologisch<br />

signifikanter Geschwindigkeit über Entfernungen von 1 bis 2 mm übertragen können;<br />

Somit haben Cytochrome in gewissem Sinn die umgekehrte Funktion wie Enzyme:<br />

Anstatt unreaktive Substrate zu einer Reaktion zu bringen, hindern sie ihre Häm-Gruppen daran,<br />

Elektronen unspezifisch auf andere Zellbestandteile zu übertragen;<br />

Abschirmung erfolgt durch Einbettung ins umgebende Protein;<br />

Einbettung setzt aber andererseits auch Mechanismen zur Übertragung der Elektronen auf die<br />

spezifischen Partner voraus (ein Modell hierfür existiert bislang nur für einfacherer Cytochrome<br />

wie z.B. für Cytochrom c):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Struktur von Cytochrom c:<br />

peripheres Membranprotein mit bekannter Kristallstruktur;<br />

locker an die äußere Öberfläche der inneren Mitochondrienmembran gebunden;<br />

bindet abwechselnd an Cytochrom c 1<br />

von Komplex III und an Cytochrom-c-Oxidase von Komplex<br />

IV und fungiert auf diese Weise als Elektronen-Shuttle zwischen beiden Komplexen:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Bedeutung der Lys-Reste des Cytochroms c für die spezifische Elektronenübertragung:<br />

Lys-Reste bilden einen Ring um die vollständig im Protein versenkte Häm-Gruppe<br />

(aufgeklärt durch chemische Modifizierung des Komplexes aus Cytochrom c (e - Donor) und Cytochrom c 1 (e -<br />

Akzeptor) mittels Acetanhydrid; Cytochrom c 1 schirmt diese Lys-Reste vollständig ab – keine Acetylierung);<br />

Spezifische Bindung des e - Akzeptors erfolgt durch einen komplementären Ring aus negativen<br />

Ladungen (Asparaginsäure- oder Glutaminsäure-Reste);<br />

Phenylalanin<br />

Häm-Gruppe<br />

e - Donor<br />

Histidin<br />

‘e - Fluß’<br />

Ladungskomplementarität ermöglicht parallele<br />

Annäherung der Häm-Gruppen von Donor und<br />

Akzeptor bis auf 1,8 nm, wobei zwischen<br />

beiden Ringen (und ebenfalls parallel dazu)<br />

zwei weitere konjugierte Ringsysteme<br />

(Histidin- und Phenylalanin-Rest des Enzyms)<br />

als Elektronenleitung’ fungieren.<br />

Häm-Gruppe<br />

e - Akzeptor<br />

Abb.:<br />

Postulierte Elektronenleitung im Cytochrom c


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Komplex IV:<br />

Cytochrom-c-Oxidase<br />

katalysiert nacheinander die Ein-Elektronenoxidationen von vier reduzierten Cytochrom-c-<br />

Molekülen unter gleichzeitiger Vierelektronenreduktion eines O 2<br />

-Moleküls:<br />

4 Cytochrom c 2+ + 4 H + + O 2<br />

4 Cytochrom c 3+ + 2 H 2<br />

O<br />

Transmembranprotein mit transmembranalen Helices (ähnlich Cytochrom b) von ca. 200 kDa<br />

bestehend aus 6 bis 13 Untereinheiten (bei Säugetieren);<br />

Untereinheiten I und II enthalten 4 redoxaktive Zentren: 2 Häm-Gruppen vom a-Typ (a und a 3<br />

)<br />

und 2 Kupferatome (Cu A<br />

und Cu B<br />

), die zwischen den Oxidationsstufen +1 und +2 hin- und<br />

herwechseln;<br />

negativ geladener Ring aus Asparaginsäure- und Glutaminsäure-Resten (Bindungsstelle zum<br />

e - Donor Cytochrom c) auf der Untereinheit II um Cu A<br />

Atom.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Struktur von Cytochrom-c-Oxidase<br />

(Komplex IV):<br />

untersucht mittels Elektronenmikroskopie;<br />

zeigt eine charakteristische Y-Form;<br />

Anordnungen der Untereinheiten zueinander<br />

wurde aus der Bindung spezifischer Antikörper<br />

und Ergebnissen von Vernetzungsuntersuchungen<br />

abgeleitet:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Der Elektronenfluß von Cytochrom c durch die 4 redoxaktiven Zentren der Cytochrom-c-Oxidase<br />

zum O 2<br />

:<br />

Häm a und Cu A<br />

haben ein niedriges Standard-<br />

Reduktionspotential;<br />

Häm a 3 und Cu B haben ein höheres Potential:<br />

Mechanismus:<br />

O 2 bindet an den zweikernigen Cytochrom-a 3 -<br />

Cu B<br />

-Komplex, indem es Fe(II)a 3<br />

und Cu(I) B<br />

zum<br />

Komplex [Fe(II)-O-O-Cu(I)] verbrückt;<br />

Reduktion von O 2<br />

und H 2<br />

O Bildung durch schrittweise<br />

Übertragung von 4 e - und Aufnahme von 4<br />

Protonen. Dauer der Gesamtreaktion ca. 1 ms.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Oxidative Phosphorylierung koppelt freigesetzte Freie Enthalpie des Elektronentransports an den<br />

endergonen Prozeß der ATP-Synthese ( (‘Energiekopplung‘):<br />

Historisch wurden zum Prozeß der Energiekopplung zahlreiche Hypothesen aufgestellt:<br />

1) Hypothese der chemischen Kopplung: (ähnlich Glycolyse vermittelt durch ‘energiereiche‘<br />

Intermediate wie 1,3-Bisphosphoglycerat, dessen Phosporylgruppe durch Übertragung<br />

auf ADP zur Synthese von ATP genutzt wird – Substratkettenphosphorylierung)<br />

trotz intensiver Suche waren jedoch keine reaktiven Metabolite identifizierbar<br />

2) Hypothese der Kopplung über Konformationsänderungen: Elektronentransport<br />

führt zur Bildung ‘energiereicher‘ Konformationen der Elektronentransport-Proteine, deren<br />

Relaxation die Synthese von ATP antreibt<br />

kaum stützende experimentelle Befunde<br />

3) Chemiosmotische Hypothese: Konservierung der Freien Enthalpie des Elektronentransports<br />

durch Erzeugung eines pH-Gradienten/elektrochemischen Potentials (aktiver<br />

Transport von H + aus den Mitochondrien in den Intermembranraum)<br />

Hypothese die am besten mit den experimentellen Befunden korreliert


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Befunde die die chemiosmotische Hypothese stützen:<br />

1) Oxidative Phosphorylierung bedarf einer intakten inneren Mitochondrienmembran;<br />

2) die innere Mitochondrienmembran ist für Ionen wie H + , OH - , K + und Cl - (deren freie<br />

Diffussion einen elektrochemischen Gradienten entladen würden) undurchlässig;<br />

3) der Elektronentransport führt zu einem Transport von H + aus den Mitochondrien, wodurch<br />

sich ein (meßbarer) elektrochemischer Gradient über die innere Membran aufbaut;<br />

4) Verbindungen, die die Permeabilität der inneren Membran für Protonen erhöhen (und auf<br />

diese Weise den Gradienten abbauen), lassen einen Elektronentransport zu, hemmen aber die<br />

ATP-Synthese, d.h. sie ‘entkoppeln’ Elektronentransport und oxidative Phosphorylierung;<br />

5) umgekehrt stimuliert eine Erhöhung der Acidität außerhalb der inneren Mitochondrienmembran<br />

die ATP-Synthese.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Erzeugung des Protonengradienten:<br />

Protonentransport erfolgt gegen einen elektrochemischen Gradienten von einem Bereich<br />

niedriger H + -Konzentration (Matrix) zu einem Bereich hoher H + -Konzentration (Intermembranraum)<br />

und somit von einem Bereich mit negativem elektrostatischen Potential zu einem Bereich<br />

mit hohem elektrostatischen Potential;<br />

pH-Wertunterschied zwischen Matrix und Intermembranraum beträgt 0,75 Einheiten<br />

Die im resultierenden elektrochemischen Gradienten konservierte Freie Enthalpie wird als<br />

protonenmotorische Kraft bezeichnet;<br />

Unter physiologischen Bedingungen beträgt G für den Protonentransport 21,5 kJ mol -1 ;<br />

Die physiologische Freie Enthalphie zur Synthese eines ATP-Moleküls beträgt zw. 40–50 kJ mol -1 ;<br />

somit sind zw. 2 und 3 Protonen zur Synthese eines ATP-Moleküls nötig<br />

(Messung schwierig, durch die Tendenz der Protonen ‘zurüchzusickern’)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mechanismus des Protonentransports:<br />

Mechanismus im Detail noch ungeklärt;<br />

Zwei Mechanismen vorgeschlagen: Redoxschleifen-Mechanismus und Protonen-Pump-<br />

Mechanismus<br />

Redoxschleifen-Mechanismus:<br />

Komplexe nehmen nicht nur Elektronen auf, sondern gleichzeitig auch Protonen;<br />

Protonen werden auf der Außenseite wieder abgegeben, während die Elektronen weiter<br />

übertragen werden:<br />

Problem:<br />

Defizit an Carriern die sowohl<br />

e - als auch H + transportieren,<br />

da nur 2 Redox-Carrier (FMN<br />

und CoQ) H + transportieren<br />

können (3 aber für ATP-<br />

Synthese erforderlich!).<br />

‘X’ als hypothetischen Carrier<br />

postuliert (zweimalige Beteiligung<br />

von CoQ im ‘Q-Cyclus’)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Der Protonen-Pump<br />

Pump-Mechanismus:<br />

Übertragung der Elektronen führt zur Konformationsänderung der Komplexe, wobei diese<br />

Konformationsänderung mit einer Änderung der pK-Werte und der Lage von Aminosäure-<br />

Seitenketten einhergeht (ähnlich dem Bohr-Effekt im Hämoglobin);<br />

Redox-Zentren selbst wären bei diesem Mechanismus nicht direkt am H + -Transport beteiligt;<br />

Funktionsweise der Protonen-Pumpe:<br />

1) Bindung von n Protonen an den Komplex<br />

auf der Matrix-Seite;<br />

2) Reduktion des beladenen Komplexes bewirkt<br />

Konformationsänderung im Komplex;<br />

3) Konformationsänderung bewirkt Verringerung<br />

des pK-Wertes der H + -tragenden<br />

Gruppe und deren Translokation zur Außenseite<br />

der Membran;<br />

4) Abdissoziation der Protonen in den Intermembranraum<br />

5) Reoxidation des Komplexes durch e - -<br />

Weiterleitung


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Der Protonen-Pump<br />

Pump-Mechanismus:<br />

Protonen-Pump-Mechanismus beim Bacteriorhodopsin von Halobacter halobium<br />

nachgewiesen: Freie Enthalpie zum Pumpen von Protonen durch Absorption von Licht<br />

Protonen-Pump-Mechanismus:<br />

1) Im Ruhezustand ist die prosthetische Gruppe<br />

Retinal (R) protoniert und zeigt zur Matrix;<br />

Lichtabsorption führt zur Konformationsänderung<br />

von R zu R* - R*H + zeigt jetzt zur<br />

Außenseite;<br />

2) Konformationsänderung senkt den pK-Wert<br />

von R* gegenüber R, wodurch H + auf der<br />

Außenseite der Membran von R* abdissoziert;<br />

3) Relaxation der Pumpe in den Ausgangszustand;<br />

4) Relaxation ist von einer pK-Wert-Erhöhung begleitet,<br />

die zur erneuten Protonierung von R<br />

auf der Innenseite führt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mechanismus der ATP-Synthese:<br />

ATP-Synthese aus dem elektrochemischen Protonengradienten erfolgt durch die ‘protonenpumpende<br />

ATP-Synthase‘ (auch ‘F 0 F 1 -ATPase‘ genannt);<br />

Aufbau der F 0 F 1 -ATPase:<br />

- ist das Enzym mit der kompliziertesten Struktur<br />

in der inneren Mitochondrienmembran;<br />

- besteht aus zwei größeren funktionellen<br />

Einheiten und mehreren kleineren<br />

Unterheinheiten.<br />

DCCD…Dicyclohexylcarbodiimid (Carboxyreagenz das<br />

einen Glu/Asp-Rest der F 0 -Untereinheit modifiziert und<br />

hemmt)<br />

OSCP…oligomycin-sensitivity-conferring protein<br />

(Oligomycin ist ein von Streptomyces produziertes<br />

Antibiotikum, daß die ATPase hemmt)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Aufbau der F 0 F 1 -ATPase:<br />

- in mikroskopischen Aufnahmen von ‘Lollipop-ähnlicher‘ Gestalt;<br />

zur ATP-Synthese<br />

befähigt


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Aufbau der F 0 F 1 -ATPase:<br />

- isolierte F 0 F 1 -ATPase ist von hantelförmiger Gestalt:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mechanismus der ATP-Synthese durch F 0 F 1 -ATPase:<br />

Mechanismus der ATP-Synthese kann in 3 Phasen unterteilt werden:<br />

1) Protonentranslokation durch F 0<br />

2) durch F 1<br />

katalysierte Bildung der ATP-Phospoanhydridbindung<br />

3) Kopplung der Dissipation des Protonengradienten mit der ATP-Synthese, wofür eine<br />

Wechselwirkung zwischen F 1<br />

und F 0<br />

erforderlich ist<br />

Reaktionen der ATP-Synthese gehen von 3 Zuständen der F 1<br />

-Untereinheit aus:<br />

L-Zustand, Substrate und Produkte sind lose gebunden;<br />

T-Zustand, Substrate und Produkte sind fest gebunden;<br />

O-Zustand, Substrate und Produkte sind nicht gebunden (offener Zustand)<br />

Die Reaktion der ATP-Synthese selbst erfolgt in 3 Schritten:<br />

1) Bindung von ADP und P i an die ‘lose‘ (L-) Bindungsstelle;<br />

2) energieabhängige Umwandlung der L-Form in die T-Form unter Bildung von ATP getrieben<br />

durch die gleichzeitige Protonentranslokation und Abbau des elektrochemischen Gradienten<br />

und Umwandlung der ATP-haltigen T-Stelle in eine ‘offene‘ (O-) Stelle und der O-Stelle in<br />

eine L-Stelle;<br />

3) Synthese von ATP an der T-Stelle, während das ATP von der O-Stelle abdissoziiert.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mechanismus der ATP-Synthese durch F 0 F 1 -ATPase:<br />

ATP-Synthese ist dabei fest an den Elektronentransport (und damit an die Oxidation von<br />

NADH und FADH 2 durch O 2<br />

) gekoppelt;<br />

Wegen der impermeablen Mitochondrienmembran können die Protonen nur durch den F 0<br />

-Teil<br />

der F 0 F 1 -ATPase wieder in die Matrix zurückkehren;<br />

Im Ruhezustand wird der elektrochemische Gradient so lange aufgebaut, bis er das weitere<br />

Pumpen von Protonen verhindert und somit auch den Elektronentransport hemmt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

‘Entkopplung‘ der oxidativen Phosphorylierung:<br />

Viele Verbindungen, wie z.B. 2,4-Dinitrophenol (DNP) oder Carbonylcyanid-p-trifluormethoxyphenylhydrazon<br />

(FCCP), ‘entkoppeln‘ den e - -Transport von der oxidativen Phosphorylierung;<br />

DNP und FCCP sind Verbindungen, die Permeabilität der Mitochondrienmembran für H + erhöht:<br />

DNP/FCCP sind schwache Säuren deren Lipophilie ihre Permeation durch Membranen begünstigt;<br />

nehmen auf der sauren Seite der Membran H + auf, diffundieren durch die Memran und geben<br />

die H + auf der alkalischen Seite wieder ab, wodurch der elektrochemische Gradient abgebaut<br />

wird (DNP als ‘Diätpille‘…);<br />

derartige Enkoppler werden als Ionophore bezeichnet.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Hormon-kontrollierte<br />

‘Entkopplung‘ der oxidativen Phosphorylierung:<br />

kommt im braunen Fettgewebe vor;<br />

die physiologische Funktion des braunen Fettgewebes ist die Wärmeerzeugung (unterscheidet<br />

sich von typischem weißen Fettgewebe dadurch, daß es neben großen Mengen an Triglyceriden<br />

auch zahlreiche Mitochondrien enthält - Braunfärbung);<br />

Winterschlafende Tiere und neugeborene Säugetiere ohne Fell (z.B. Mensch) besitzen im Halsund<br />

oberen Rückenbereich braunes Fettgewebe das zur Thermogenese ohne Muskelzittern<br />

(‘biologisches Heizkissen‘) dient; (ATP-Hydrolyse während der Muskelkontraktion des Zitterns<br />

produziert ebenfalls Wärme);<br />

Wärmeerzeugung im braunen Fettgewebe erfolgt durch eine regulierte Entkopplung der<br />

oxidativen Phosphorylierung;<br />

Entkopplung erfolgt durch ein kanalbildendes Protein (Thermogenin), das bei kälteadaptierten<br />

Tieren bis zu 15% der Membranproteine der Mitochondrien des braunen Fettgewebes ausmachen<br />

kann.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Mechanismus der Hormon-<br />

kontrollierten ‘Entkopplung‘ :


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Kontrolle der ATP-Produktion:<br />

Produktion:<br />

Bedarf an <strong>Stoffwechsel</strong>energie pro Frau und Tag ca. 6300 – 7500 kJ (1500 – 1800 kcal);<br />

o.g. <strong>Stoffwechsel</strong>energie entspricht der Freien Enthalpie der Hydrolyse von mehr als 200 mol ATP<br />

zu ADP und P i ;<br />

Gesamtmenge an ATP im Körper beträgt jedoch weniger als 0,1 mol ATP<br />

Energiebereitstellung durch kontinuierliches Recycling<br />

ATP-Bedarf bei anstrengenden Tätigkeiten kann 100mal höher sein als im Schlaf, dennoch wird<br />

immer nur soviel ATP produziert wie gerade benötigt wird;<br />

feinbalancierte Kontrolle durch den Energiestatus der Zelle basierend auf dem [NADH]/[NAD + ]-<br />

Verhältnis und dem [ATP]/[ADP] [P ]-Verhältnis i (ATP-Massenwirkungskoeffizienten);<br />

reguliertes Enzym ist die Cytochrom-Oxidase (letztes Enzym der Elektronentransportkette;<br />

irreversibel; weit entfernt vom Gleichgewicht);<br />

o.g. Verhältnis wirkt sich direkt auf die Konzentration an reduziertem Cytochrom c aus (Substrat<br />

der Cytochrom-Oxidase);<br />

Aktivität der Cytochrom-Oxidase korreliert mit der Cytochrom c-Konzentration.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Kontrolle der ATP-Produktion<br />

Produktion - Fallbeispiele:<br />

1) Ruhezustand:<br />

minimale ATP-Hydrolyse; wenig ADP und P i ; großer ATP-Massenwirkungskoeffizient; niedrige<br />

Konzentration an reduziertem Cytochrom c; niedrige Geschwindigkeit des Elektronentransports;<br />

minimale oxidative Phosphorylierung<br />

2) Arbeitszustand:<br />

erhöhte ATP-Hydrolyse; viel ADP und P ; i kleiner ATP-Massenwirkungskoeffizient, hohe<br />

Konzentration an reduziertem Cytochrom c; hohe Geschwindigkeit des Elektronentransports;<br />

erhöhte oxidative Phosphorylierung<br />

= Kontrolle der oxidativen Phosphorylierung über den ATP-Massenwirkungskoeffizient<br />

(Akzeptorkontrolle; da die Geschwindigkeit mit der Konzentration an ADP, dem Phosphorylgruppenakzeptor<br />

steigt)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />

Herz-Kreislauf<br />

Kreislauf-Erkrankungen und oxidative Phosphorylierung:<br />

Stillstand der oxidativen Phosphorylierung führt zum Zelltod, wobei vor allem rasch atmende<br />

Gewebe/Organe wie Herz und Gehirn betroffen sind (Herzinfakt und Schlaganfall);<br />

Physiologischer Ablauf:<br />

gestörte Durchblutung führt zu O 2<br />

-Unterversorgung;<br />

Produktion von ATP nur noch durch Glycolyse bzw. aus (limitierten) Speichervorräten möglich;<br />

Bildung von Milchsäure; pH-Wert-Absenkung; Inaktivierung der Glycolyse-Enzyme; Zusammenbruch<br />

der ATP-Produktion;<br />

ATP-abhängige Ionenpumpen stellen Arbeit ein; osmotischer Druck steigt; Zellen und<br />

Zellorganellen schwellen an; Membranen werden durchlässig; Inhaltsstoffe treten aus<br />

(diagnostischer Marker für Herzinfakt; herzspezifische Enzyme im Blut nachweisbar)<br />

ausgetretene Inhaltsstoffe der Lysosomen (Proteasen) führen zum unkontrolliertem Verdau des<br />

Zellinhalts;<br />

irreversible Zellschäden als finale Folge….


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Photosynthese, die lichtabhängige Kohlenstoff-Assimilation, d.h. die Bildung von Kohlenhydraten<br />

aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht, wobei Sauerstoff freigesetzt wird.<br />

Die P. führen sowohl höhere Pflanzen als auch Grünalgen sowie Cyanobakterien (früher als<br />

blaugrüne Algen klassifiziert) und Bakterien der Ordnung Rhodospirillales (Photosynthesebakterien)<br />

durch.<br />

Summenformel (eukaryontischen) der Photosynthese:<br />

Licht<br />

CO 2<br />

+ H 2<br />

O (CH 2<br />

O) + O 2<br />

ist damit formal betrachtet die Umkehrung des oxidativen Kohlenhydratabbaus.<br />

Schätzungen zufolge werden jährlich 10 11 Tonnen Kohlenstoff photosynthetisch fixiert,<br />

was einer gespeicherten Energie von 10 18 kJ entspricht;<br />

ist für den Sauerstoff in der heutigen Atmosphäre verantwortlich;<br />

Grundlage allen Lebens auf der Erde….


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Historie I:<br />

Erkenntnis das sich Pflanzen von ‘ungreifbaren Dingen‘ wie Licht und Luft ernähren entwickelte<br />

sich über einen Zeitraum von fast 200 Jahren;<br />

1648 fand der flämische Arzt Jean-Baptiste von Helmont das beim Wachstum einer Pflanze das<br />

Gewicht der Topferde sich praktisch nicht ändert, woraus er schlussfolgerte, daß die Gewichtszunahme<br />

vom Wasser herrühren müsse;<br />

1727 postulierte Stephen Hales, daß ein Teil der Gewichtszunahme zusätzlich aus der Luft<br />

stammt;<br />

1771 berichtete der englische Geistliche Joseph Priestley, der zugleich ein Pionier der Chemie<br />

war, daß Pflanzen in der Lage sind Sauerstoff zu produzieren:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Historie II:<br />

1779 wies der holländische Arzt Jan Ingen-Housz nach, daß die ‘luftreinigende‘ Kraft der Pflanzen<br />

auf der Einwirkung von Sonnenlicht auf grüne Pflanzenteile beruht;<br />

1782 fand der schweizer Pastor Jean Senebier, daß CO 2<br />

(‘fixierte Luft‘) während der Photosynthese<br />

aufgenommen wird;<br />

1804 konnte gezeigt werden, daß die von Pflanzen produzierte organische Substanz mehr wiegt<br />

als das CO 2<br />

das die Pflanzen verbrauchen, woraus geschlossen wurde, daß das fehlende Gewicht<br />

aus dem Wasser stammt (das als einzige Substanz dem System zugeführt wurde);<br />

Der deutsche Physiologe Robert Mayer, der den ersten Hauptsatz der Thermodynamik<br />

formulierte, kam schließlich zu der These, daß Pflanzen Lichtenergie in chemische Energie<br />

umwandeln.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Ort der Photosynthese bei Eukaryonten (Algen und höhere Pflanzen) sind die Chloroplasten:<br />

Chloroplasten sind membranreiche Organellen im Zellinneren:<br />

Vermutung das Chloroplasten eine Rolle bei der Photosynthese spielen stammt Theodor Engelmanns<br />

(1882) der feststellte, daß bewegliche O 2<br />

-suchende Bakterien sich über dem einzigen<br />

Chloroplasten einer bestimmten Algenart sammeln, jedoch nur solange wie dieser belichtet wird.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Chloroplasten:<br />

- Pro Zelle typischerweise zwischen 1 – 1000;<br />

- gingen phylogenetisch aus Cyanobakterien hervor, die in enger Symbiose mit nicht photosynthese-aktiven<br />

Eukaryonten lebten;<br />

- variieren stark in Form und Größe, erscheinen aber typischerweise als 5 µm lange Ellipsoide;<br />

- sind damit ähnlich den Mitochondrien, denen sie auch im Aufbau ähneln:<br />

‣ besitzen eine äußere durchlässige Membran und eine innere nahezu undurchlässige<br />

Membran<br />

‣ mit einem schmalen Intermembranraum dazwischen;<br />

‣ die innere Membran umschließt das Stroma (=konzentrierte Enzymlösung), die zusätzlich<br />

DNA, RNA und Ribosomen enthält, die an der Synthese von Chloroplastenproteinen<br />

beteiligt sind;<br />

‣ Stroma ist von einem dritten membranreichen Kompartiment, dem Thylakoid umgeben<br />

(griech. thylakos: Sack, Beutel); erscheint als Stapel flach gepackter Säckchen, den sog.<br />

Grana, die ihrerseits durch freiliegende Stromalamellen miteinander verbunden sind;<br />

Membranlipide der Thylakoidmembran zeigen eine charakteristische Zusammensetzung:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Zusammensetzung der Thylakoidmembran:<br />

bestehen nur zu ca. 10% aus den üblicherweise für Membranen typischen Phospholipiden;<br />

Hauptbestandteil (ca. 80%) sind ungeladene Mono- und Digalactosyl-diacylglyceride;<br />

ca. 10% sind Sulfolipide (Sulfochinovosyl-diacylglyceride):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Allgemeiner Ablauf der Photosynthese:<br />

die Photosynthese läuft in zwei unterscheidbaren Abschnitten ab:<br />

1) die Lichtreaktion; verbraucht Lichtenergie und erzeugt NADPH und ATP<br />

2) die Dunkelreaktion; ist vom Licht unabhängig und verbraucht NADPH und ATP um aus<br />

CO 2<br />

und H 2<br />

O Kohlenhydrate herzustellen.<br />

die Lichtreaktion finden in der Thylakoidmembran statt und verläuft ähnlich dem Elektronentransport<br />

und der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien;<br />

Photosynthetisch aktive Prokaryonten besitzen keine Chloroplasten;<br />

Lichtreaktion erfolgt dort an der inneren Zellmembran bzw. daraus abgeleiteten Einstülpungen<br />

(= Chromatophoren);<br />

die Dunkelreaktion verläuft in einer cyclischen Abfolge Enzym-katalysierter Reaktionen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Die Lichtreaktion:<br />

zunächst nahm man an, daß Licht von den Photosynthesepigmenten absorbiert wird und direkt<br />

zur chemischen Reduktion von CO 2<br />

führt;<br />

1931 fand Cornelis van Niels jedoch, daß grüne photosynthetisch aktive anaerobe Bakterien statt<br />

Wasser H 2<br />

S zur Photosynthese benutzen und als Endprodukt Schwefel produzieren;<br />

wegen der Verwandtschaft von H 2<br />

S und H 2<br />

O postulierte man, daß nicht CO 2<br />

sondern H 2 O unter<br />

aeroben Bedingungen photolytisch gespalten wird und die eigentliche O 2<br />

Quelle darstellt<br />

(bestätigt durch Robert Hill (1937) mittels isolierter Chloroplasten in CO 2<br />

-freier Atmosphäre unter<br />

Verwendung künstlicher Elektronenakzeptoren – sog. Hill-Reaktion);<br />

daraus läßt sich folgende Summenformel für die anaerobe Photosynthese ableiten:<br />

Licht<br />

CO 2<br />

+ 2H 2<br />

O (CH 2<br />

O) + O 2<br />

+ H 2<br />

O<br />

o.g. Summenformel läßt sich in 2 Teilschritte zerlegen:<br />

Licht<br />

1) 2H 2<br />

O O 2<br />

+ 4[H] (Lichtreaktion)<br />

2) 4[H] + CO 2<br />

(CH 2<br />

O) + H 2<br />

O (Dunkelreaktion)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Absorption von Licht:<br />

Chlorophyll - der wichtigste Photorezeptor der Photosynthese:<br />

Tetrapyrrol-Ringsystem, das wie das Häm<br />

aus dem Protoporphyrin IX hervorgeht aber<br />

sich in 4 Punkten vom Häm unterscheidet:<br />

1) Mg 2+ statt Fe 2+ als Zentralatom;<br />

2) an den Pyrrolring III schließt sich ein<br />

Cyclopentanon-Ring an (Ring V);<br />

3) einzelne Pyrrol-Ringe liegen teilweise<br />

reduziert vor (Ring II oder/und Ring IV<br />

in Abhängigkeit vom Chlorophyll-Typ);<br />

4) die Propionyl-Seitenkette im Ring IV ist<br />

mit einem Diterpenalkohol (Phytol oder<br />

Geranylgeraniol in Abhängigkeit vom<br />

Chlorophyll-Typ) verestert.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Molekülformen von Chlorophyll a und b sowie von Bakteriochlorophyll a und b:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Antennen-Chlorophyll absorbieren (sammeln) Licht und übertragen es auf das s photosynthetische<br />

Reaktionszentrum:<br />

hellgrün: Antennen-Chlorophylle<br />

dunkelgrün: Chlorophylle der Reaktionszentren<br />

Antennenpigmente sammeln Photonen, leiten<br />

sie weiter und übertragen sie auf die Chlorophylle<br />

der Reaktionszentren durch Resonanzenergie-Transfer<br />

(oder geben sie gelegentlich<br />

als Fluoreszenz wieder ab);<br />

Prinzip einer ‘Energiefalle‘, die dadurch funktioniert,<br />

daß die Energie zur Anregung der Reaktionszentren<br />

geringer ist (Umgebungseffekt)<br />

als die der Antennenpimente (beides aber<br />

chemisch identische Chlorophylle);<br />

Energieübertragung auf Reaktionszentrum<br />


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Hilfspigmente füllen ‘Lücken‘ im Absorptionsspektrum der Antennen-Chlorophylle:<br />

Häufigstes Hilfspigment: Carotenoide (=lineare Polyene):<br />

kommen in allen grünen Pflanzen vor und<br />

darüber hinaus in vielen photosynthetisch<br />

aktiven Bakterien<br />

(sie sind für die leuchtenden Herbstfarben<br />

der Laubbäume und das Orange der<br />

Karotten verantwortlich).<br />

Hilfspigmente bei aquatischen Organismen:<br />

Spezielle Hilfspigmente nötig, da Licht außerhalb des Wellenlängenbereichs von 450 – 550 nm<br />

(blaues und grünes Licht) von einer Wasserschicht >10 m vollständig absorbiert wird:<br />

Typisch sind offenkettige Tetrapyrrole wie das<br />

rote Phycoerythrobilin oder das blaue<br />

Phycocyanobilin bei Rotalgen oder auch<br />

Cyanobakterien:<br />

(fast die hälfte der Photosynthese auf der<br />

Erde wird von aquatischen Organismen<br />

geleistet)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Absorptionsspektren der Hilfspigmente im Vergleich zum Chlorophyll<br />

ll a und b:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Der photosynthetische Proteinkomplex von Bakterien ( (Rhodopseudomonas<br />

viridis):<br />

Aufbau:<br />

3 große Untereinheiten; H (rosa), M (blau) und L (orange),<br />

die die Bakterienmembran durchspannen (helikaler Bereich);<br />

Cytochrom c (grün) mit 4 Häm-Gruppen, daß an der Außen-<br />

Seite des Komplexes gebunden ist;<br />

Vielzahl von prosthetischen Gruppen, die das Reaktionszentrum<br />

bilden (gelb).<br />

(Röntgenstruktur von 1984; erste Strukturaufklärung eines<br />

Transmembranproteins)<br />

Reaktionszentrum


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Elektronentransport im photosynthetischen Reaktionszentrum ( (Rhodopseudomonas<br />

viridis) ) I:<br />

Aufbau:<br />

Zweizählige Symmetrie mit der chromatophoren<br />

Ringsysteme mit:<br />

‘Spezialpaar‘: zwei BChl-b Moleküle;<br />

BPhaeo a: zwei Moleküle Bakteriophaeophytin<br />

(=BChl-b-Variante, bei der Mg 2+ durch 2H + ersetzt ist);<br />

1 Redox-Coenzym Ubichinon und ein damit<br />

verwandtes Menachinon (Vitamin K 2 );<br />

1 Eisen(II)-Ion.<br />

Mechanismus:<br />

(angeregten Moleküle in rot)<br />

a) Absorption eines Photons durch Spezialpaar<br />

(wodurch es gemeinsam angeregt wird)<br />

extrem schnell;<br />

b) Übertragung eines e - auf BPhaeo (linker Arm)<br />

innerhalb von 4 ps; Spezialpaar bleibt mit<br />

positiver Ladung zurück und wird durch<br />

Cytochrom c reoxidiert;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Elektronentransport im photosynthetischen Reaktionszentrum ( (Rhodopseudomonas<br />

viridis) ) II:<br />

Mechanismus:<br />

(angeregten Moleküle in rot)<br />

c) Übertragung des e - von BPhaeo auf<br />

Menachinon (200 ps später);<br />

d) Übertragung des e - von Menachinon auf<br />

Ubichinon innerhalb von 100 µs (Fe(II) bleibt<br />

vom vorbeiwandernden e - unreduziert ist aber<br />

dennoch essentiell);<br />

e) Übertragung eines zweiten e - auf Ubichinon in<br />

analoger Weise; danach Aufnahme von 2 H +<br />

durch Ubichinon unter Bildung von Hydrochinon<br />

aus der umgebenden cytoplasmatischen Lösung<br />

und Überführung in den membrangebundenen<br />

Ubichinonpool (e - -Rückführung auf Spezialpaar<br />

über Cytochrom c).<br />

Ubichinon fungiert als molekularer Wandler, der<br />

aus 2 lichtgetriebenen Einelektronen-Anregungen<br />

1 chemische Zweielektronen-Reduktion macht.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Elektronentransport erfolgt schrittweise auf immer niedrigere Energieniveaus:<br />

Übertragung auf niedrigere Energieniveaus und rasche Entfernung des angeregten e - vom<br />

‘Spezialpaar‘ (P870*) machen den Elektronentransport irreversibel;<br />

Netto-Quantenausbeute (=Verhältnis reagierender Moleküle zu absorbierten Photonen) ist<br />

scheinbar 100%!<br />

Die Photosynthese in Bakterien ist durch die Rückführung der (nichtangeregten) e - ein cyclischer<br />

Prozeß.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Resultat des lichtgetriebenen Elektronentransports:<br />

Führt, da cyclisch, zu keiner Netto-Oxidation oder Reduktion;<br />

Stattdessen bewirkt er die Translokation cytoplasmatischer Protonen (die vom Ubichinon aufgenommen<br />

wurden) durch die Plasmamembran, was dazu führt, daß das Cytoplasma im Vergleich<br />

zum umgebenden Milieu basischer wird;<br />

Der hierdurch gebildete pH-Gradient wird zur Synthese von ATP durch Photophosphorylierung<br />

genutzt (ähnlich der oxidativen Phosphorylierung).<br />

Herkunft der Reduktionsäquivalente:<br />

Bei grünen Pflanzen und Cyanobakterien durch Oxidation von Wasser;<br />

Bei Bakterien durch die Oxidation einer Vielzahl von Verbindungen (H 2<br />

S, S, H 2<br />

, organische<br />

Verbindungen…) ;<br />

Uratmosphäre reich an solchen Reduktionsmitteln, später erschöpften sich diese Vorräte und das<br />

Endprodukt O 2<br />

reicherte sich an und drängte die Bakterien in die heutigen Nischen zurück (O 2<br />

ist<br />

für diese Bakterien toxisch, da sie unter aeroben Bedingungen keine Photosynthese betreiben<br />

können).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Lichtreaktion bei Pflanzen und Cyanobakterien:<br />

Das bei der lichtgetriebenen Oxidation von H 2<br />

O enstehende Reduktionspotential wird im<br />

Unterschied zu photosynthetisch aktiven Bakterien zur Herstellung von NADPH genutzt;<br />

Gesamtprozeß läßt sich in zwei Halbreaktionen unterteilen:<br />

1) O 2<br />

+ 4e - + 4H + 2H 2<br />

O<br />

2) NADP + + H + + 2e - NADPH<br />

Die daraus abgeleitete Gesamtreaktion lautet:<br />

2NADP + + 2H 2<br />

O 2 NADPH + O 2<br />

+ H +<br />

; Elektronentransfer von H 2 O auf NADPH<br />

Das Standartreduktionspotential (-1,1135 V) dieser Vierelektronen-Reaktion entspricht einer<br />

Änderung in der Freien Standardethalpie von 438 kJ mol -1 ;<br />

Aus dieser Energiebilanz läßt sich ableiten, daß die Photosynthese (selbst bei einem Wirkungsgrad<br />

von 100%) mehr als ein Photon sichtbares Licht benötigt um ein Molekül O 2 zu erzeugen.<br />

Experimentelle Messung zeigen, daß tatsächlich 8 bis 10 Photonen zur Bildung eines Moleküls O 2<br />

nötig sind.<br />

Wie erfolgt dieser Multiphotonenprozeß?


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Grundlegender Mechanismus der pflanzlichen Photosynthese:<br />

Besteht aus 2 hintereinander geschaltene Photosystemen:<br />

1) Photosystem 1 (PSI); erzeugt ein starkes Reduktionsmittel, das NADP + reduzieren kann,<br />

dabei entsteht gleichzeitig ein schwaches Oxidationsmittel;<br />

2) Photosystem 2 (PSII); erzeugt ein starkes Oxidationsmittel, das H 2<br />

O zu oxidieren<br />

vermag, dabei entsteht gleichzeitig ein schwaches Reduktionsmittel.<br />

Z-Schema der beiden Photosysteme<br />

(PSI und PSII):<br />

PSI und PSII treiben lichtgetrieben<br />

die Elektronen von H 2<br />

O zu NADPH;<br />

die blauen Pfeile zeigen den Elektronenfluß<br />

in Richtung zunehmenden Reduktionspotential<br />

(daher spontan);<br />

beide Photosysteme müssen arbeiten damit<br />

die Photosynthese ablaufen kann.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Herbicid 3-(3,4-Dichlorphenyl)-1,1-dimethylharnstoff<br />

blockiert den Elektronentransport zwischen<br />

beiden Photosystemen:<br />

Herbicid (besser bekannt unter der Bezeichnung DCMU - 3-(3,4-dichlorophenyl)1,1-dimethylurea -<br />

blockiert die Elektronenübertragung von PSII auf Cytochrom f:<br />

DCMU<br />

Oxidation des Cytochrom f ist von einer<br />

Reduktion gefolgt usw., was einen e —<br />

Transport anzeigt;<br />

DCMU verhindert die Reduktion des<br />

oxidierten Cytochrom f und führt stattdessen<br />

zu einer weitern Oxidation;<br />

hemmt damit den Elektronentransport


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Organisation der Proteinkomplexe in der Chloroplasten-Membran:<br />

im wesentlichen 3 Proteinkomplexe (PSI, PSII und Cytochrom b 6<br />

-f) die über mobile Elektronen-<br />

Carrier in Wechselwirkung stehen (schwarze Pfeile geben den e - -Fluß an):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 1 der Photosynthese:<br />

= Oxidation von 2H 2<br />

O zu einem Molekül O 2<br />

, 4H + und 4e - erfolgt in einer 5-stufigen cyclischen<br />

Reaktionsfolge durch einen Mn-haltigen Proteinkomplex der in 5 verschiedenen Stadien (S 0<br />

-S 4<br />

)<br />

auftritt:<br />

- die 4 Übergänge zwischen S 0<br />

bis S 4<br />

sind photonen-getriebene Redox-Reaktionen, wobei die S-<br />

Stadien unterschiedlichen Oxidationsstadien des Mn-haltigen Proteins entsprechen;<br />

- bei jedem dieser Übergänge jeweils ein Elektron dem Wassermolekül entzogen wird;<br />

- bei jedem dieser Übergänge (mit Ausnahme von S 2<br />

S 3<br />

) wird zudem ein vom H 2<br />

O<br />

stammendes H + in den inneren Thylakoidraum transloziert;<br />

- beim Übergang von S 4<br />

zu S 0<br />

wird O 2<br />

freigesetzt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 2 der Photosynthese:<br />

= Übertragung der Elektronen auf Subtanz Z, von der nachfolgend die Elektronen vom<br />

wasserspaltenden Mn-Proteinkomplex auf das PSII übertragen werden:<br />

Substanz Z überträgt die Elektronen<br />

aus dem Wasser auf das ‘Spezialpaar‘<br />

des PSII, wo sie angeregt werden;<br />

Treibende Kraft für die Wasser-<br />

spaltung ist die lichtgetriebene<br />

Bildung des angeregten<br />

‘Spezialpaares‘, das zu den<br />

stärksten bekannten biologischen<br />

Oxidantien gehört!


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 3 der Photosynthese:<br />

= Übertragung der einzelnen Elektronen vom angeregten ‘Spezialpaar‘ auf einen Chinon-<br />

Akzeptor (Plastochinon), der seinerseits zwei Protonen von der stromaseite der<br />

Thylakoidmembran aufnimmt und vom Proteinkomplex in den Hydroplastochinon-Pool<br />

übergeht:<br />

Ablauf der Elektronenübertragung ist analog zum bakteriellen<br />

Photosystem;<br />

der ähnliche Aufbau der Komplexe deutet zudem darauf hin, daß<br />

sich beide Systeme aus dem gleichen Vorläufer entwickelt haben;<br />

DCMU (und viele andere gebräuchliche Herbicide) konkurrieren<br />

mit Plastochinon um die Bindungsstelle am PSII-Proteinkomplex.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 4 der Photosynthese:<br />

= Übertragung der Elektronen vom Hydroplastochinon(-Pool) auf den Cytochrom-b 6<br />

-f-Komplex<br />

Komplex ähnelt dem Komplex III der mitochondrialen Elektronentransportkette (enthält ein<br />

Cytochrom f, ein Cytochrom b 6<br />

mit 2 Häm-Gruppen, ein [2Fe-2S]-Eisen-Schwefel-Protein und ein<br />

gebundenes Plastochinon);<br />

Der Komplex transportiert sowohl die<br />

Elektronen von der Außenseite der<br />

Thylakoidmembran auf die Innenseite als<br />

auch Protonen;<br />

Der Komplex erzeugt damit maßgebliche den<br />

elektrochemischen Protonengradienten der die<br />

nachfolgende ATP-Synthese antreibt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 5 der Photosynthese:<br />

= Übertragung der Elektronen vom Cytochrom-b 6<br />

-f-Komplex auf PSI:<br />

Elektronenübertragung wird durch Plastocyanin, einem peripheren (mobilen) Membranprotein auf<br />

der Lumenseite der Thylakoidmembran vermittelt:<br />

Plastocyanin besteht aus ca. 100 As und besitzt ein kupferhaltiges<br />

Redoxzentrum, das zwischen Kuper(I)- und Kupfer(II)-Oxidationszuständen<br />

hin und her wechselt;<br />

sowohl der Kupfer(I)- als auch der Kupfer(II)-Komplex sind mit<br />

dem Protein über 4 Liganden koordiniert, wobei beide Komplexe<br />

tetraedrisch sind.<br />

Zusatz: Kupfer(II)-Komplexe mit 4 Liganden nehmen typischerweise<br />

eine quadratisch-planare Geometrie ein;<br />

es wird vermutet das die durch das Protein auferzwungene<br />

tetraedrische Geometrie für das ungewöhnlich hohe Standardreduktionspotential<br />

von Plastochinon verantwortlich ist (0,370 V im<br />

vgl. zu 0,158 V bei normalen Kupfer(II)-Kupfer(I)-Halbreaktionen)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 6 der Photosynthese:<br />

Zwei Wege der Elektronenübertragung möglich:<br />

1) Übertragung der Elektronen auf NADP + unter Bildung von NADPH (nicht-cyclischer Weg);<br />

2) Übertragung der Elektronen zurück auf den Cytochrom-b 6<br />

-f-Komplex (Plastochinon) unter<br />

Translokation von Protonen (cyclischer Weg).<br />

Nicht-cycl. Weg verläuft über eine<br />

Reihe von Elektronenüberträgern:<br />

A 0<br />

: Chl-a-Monomer<br />

A 1<br />

: Phyllochinon (Vitamin K 1<br />

)<br />

X, A, B: membrangeb. Ferredoxine die<br />

[4Fe-4S]-Cluster enthalten<br />

Fd: lösl. Ferredoxin mit [2Fe-2S]-Cluster<br />

Reduziertes Fd wird durch Ferredoxin-<br />

NADP + -Reduktase unter Bildung des<br />

Endproduktes NADPH oxidiert.<br />

Cyclischer Weg reguliert die Bildung<br />

von ATP (aus Protonengradienten) und<br />

erlaubt der Zelle das Verhältnis von ATP<br />

und NADPH dem Bedarf anzupassen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Schritt 7 der Photosynthese:<br />

Kopplung des Abbaus des erzeugten Protonengradienten an die enzymatische Synthese von ATP<br />

=Photophosphorylierung:<br />

ATP-Synthese verläuft mechanistisch analog zur ATP-Synthese in den Mitochondrien;<br />

Die ATP-Synthase in den Chloroplasten (=CF 0<br />

CF 1<br />

-Komplex) ähnelt zudem in ihrer Struktur der<br />

ATP-Synthase (F 0<br />

F 1<br />

-Komplex) in den Mitochondrien:<br />

- beides hydrophobe Transmembranproteine, die<br />

einen Protonentransport-Kanal enthalten;<br />

-CF 1<br />

besitzt wie F 1<br />

den typischen multiplen Aufbau<br />

aus mehreren Untereinheiten;<br />

- beide ATPasen werden durch Oligomycin und Dicyclohexylcarbidiimid<br />

inhibiert.<br />

Einziger signifikanter Unterschied:<br />

In den Mitochondrien erfolgt der Protonentransport<br />

in den Matrixraum, während bei den Chloroplasten<br />

die Protonen aus dem Thylakoidraum exportiert<br />

werden.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Energiebilanz der ATP-Synthese der Photosynthese:<br />

Bei optimaler Belichtungsintensität wird ein Protonengradient von ca. 3,5 pH-Einheiten über die<br />

Thylakoidmembran erzeugt, der gespeist wird durch:<br />

1) die Herstellung eines Moleküls O 2 aus zwei Molekülen H 2 O unter Bildung von vier Protonen, die in den<br />

Thylakoidraum entlassen werden;<br />

2) den Transport der vier freigesetzten Elektronen durch den Cytochrom-b 6 -f-Komplex, der mit einer<br />

Translokation von acht Protonen vom Stroma in den Thylakoidraum erfolgt.<br />

Insgesamt werden damit beim nicht-cyclischen Elektronentransport ca. 12 Protonen pro Molekül<br />

O 2<br />

verschoben;<br />

Zur Synthese von einem Molekül ATP werden von der Chloroplasten-ATPase ca. 3 Protonen<br />

(die aus dem Thylakoidraum heraustransportiert werden) benötigt;<br />

Daraus ergibt sich, daß ca. 4 Moleküle ATP pro O 2<br />

-Molekül synthetisiert werden;<br />

Dementsprechend werden pro absorbiertem Photon ca. 0,5 Äquivalente ATP durch den nichtcyclischen<br />

Elektronentransport produziert (cyclischer Elektronentransport: ca. 0,66 Äquivalente).<br />

Nicht-cyclischer Elektronentransport liefert darüber hinaus NADPH dessen freie Enthalpie<br />

ausreicht um 3 ATP‘s zu produzieren (pro O 2<br />

-Molekül werden 2 NADPH und damit weitere 6 ATP<br />

gebildet, was pro Photon weiteren 0,75 ATP-Äquivalenten entspricht).<br />

Energieausbeute nicht-cyclischer e - -Transport: 0,5 + 0,75 = 1,25 ATP pro Photon


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Die Dunkelreaktion(en) der Photosynthese:<br />

=Nutzung des durch Lichtenergie erzeugten ATP und NADPH zur Synthese von Kohlenhydraten<br />

(und anderen Biomolekülen) aus CO 2<br />

:<br />

Schlüsselweg zur Kohlenhydrat-Synthese aus CO 2<br />

ist der Calvin-Cyclus (auch reduktiver<br />

Pentosephosphat-Cyclus genannt; besser aber ‘Kohlenstoff-Fixierungsreaktion, da die<br />

‘Dunkelreaktion‘ im Dunkeln nicht mit nennenswerter Geschwindigkeit abläuft):<br />

- aufgeklärt durch Calvin, Bassham und Benson<br />

zwischen 1946 und 1953;<br />

- Aufklärung erfolgte mittels 14 CO 2<br />

Radionuklid<br />

und Analyse des Verbleibs von 14 C durch<br />

zweidimensionale Papierchromatographie<br />

zusammen mit Autoradiographie;<br />

- durch Analyse der <strong>Stoffwechsel</strong>produkte zu<br />

verschiedenen Zeiten wurde die Reihenfolge<br />

ihrer Bildung bestimmt;<br />

- Ausgangssubstrate sind Ribulose-1,5-bisphoshat<br />

und CO 2<br />

.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Der Calvin-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Cyclus läßt sich in 2 Stufen untereilen:<br />

1) die Produktionsphase, bei der 3 Moleküle Ribulose-1,5-bisphosphat mit 3 CO 2<br />

reagieren und 6 Moleküle Glyceraldehyd-3-phosphat unter Verbrauch von 9 ATP und 6<br />

NADPH-Molekülen bilden; durch die cyclische Natur des Weges ist er der Synthese eines<br />

Glyceraldehyd-3-phosphates aus 3 CO 2<br />

äquivalent;<br />

2) die Ruhephase, in der die verbleibenden 5 Glyceraldehyd-3-phosphate zu den 3<br />

Molekülen Ribulose-1,5-bisphosphat zurückgebildet werden.<br />

Stufe 2 besteht aus 4 Reaktionen:<br />

1) C 3<br />

+ C 3<br />

C 6 (Glyceraldehyd-3-phosphat + Dihydroxyacetonphosphat Fructose-6-phosphat)<br />

2) C 3<br />

+ C 6<br />

C 4<br />

+ C 5 (Glyceraldehyd-3-phosphat + Fructose-6-phosphat Erythrose-4-phosphat +<br />

Xylulose-5-phosphat)<br />

3) C 3<br />

+ C 4<br />

C 7 (Dihydroxyacetonphosphat + Erythrose-4-phosphat Sedoheptulose-1,7-<br />

bisphosphat)<br />

4) C 3<br />

+ C 7<br />

C 5<br />

+ C 5 (Glyceraldehyd-3-phosphat + Sedoheptulose-1,7-phosphat Ribose-5-phosphat<br />

+ Xylulose-5-phosphat)<br />

Gesamtstöchimetrie: 5 C 3<br />

3 C 5


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Einteilung des Calvin-Cyclus<br />

Cyclus auch teilweise in 3 Stufen:<br />

‘Zusätzliche Stufe‘: Fixierung von CO 2<br />

Reduktion von CO 2<br />

zu einfachen<br />

(reduzierten) organischen<br />

Verbindungen wird neben ‘CO 2<br />

-<br />

Fixierung‘ auch als ‘Kohlenstoff-<br />

Fixierung‘ oder ‘CO 2<br />

-Assimilierung‘<br />

bezeichnet.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Die CO 2<br />

-Fixierung:<br />

=Kondensation von CO 2<br />

mit Ribulose-1,5-bisphosphat unter Bildung von 2 Molekülen 3-<br />

Phosphoglycerat durch Ribulose-1,5-bisphosphat-Carboxylase (auch bezeichnet als RuBP-<br />

Carboxylase/Oxygenase oder Rubisco): das wohl wichtigste Enzym der Welt….<br />

Spaltung des Zwischen-<br />

Produktes unter Bildung<br />

einer neuen Carboxylatgruppe<br />

ist die treibende<br />

Kraft der Reaktion<br />

( G 0 ‘=-35,1 kJ mol -1 )<br />

Deprotonierung durch<br />

Enzymbase ist der<br />

geschwindigkeitsbestimmende<br />

Schritt<br />

der Reaktion


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Rubisco:<br />

- macht ca. 50% der Chloroplasten-Proteine aus;<br />

- damit vermutlich mengenmäßig das häufigste Protein der Biosphäre überhaupt (es werden<br />

schätzungsweise 40 Mio. Tonnen (4x10 13 g) pro Jahr davon synthetisiert);<br />

- Enzym hat eine komplexe Struktur, bestehend aus 8 großen Untereinheiten (je 53.000) die<br />

jeweils ein aktives Zentrum aufweisen; zusätzlich besitzt es 8 kleinere Untereinheiten (je<br />

14.000), deren Funktion bislang noch nicht vollständig geklärt ist (großen UE‘s für sich bereits<br />

katalytisch aktiv).<br />

k cat ~ 3 s -1<br />

Rubisco aus Spinat<br />

a) Aufsicht,<br />

b) Seitenansicht


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Stufe 2: Reaktion 1 und 2: Umsetzung von 3-Phosphoglycerat3<br />

zu Glyceraldehyd-3-phosphat<br />

- Umsetzung erfolgt in 2 Schritten, die im Wesentlichen die Umkehrung der analogen Schritte der<br />

Glycolyse darstellen (einziger Unterschied: statt NADH kommt NADPH zum Einsatz);<br />

Schritt 1: 3-Phosphoglycerat zu 1,3-Bisphosphoglycerat durch 3-Phosphoglycerat-Kinase<br />

Schritt 2: 1,3-Bisphosphoglycerat zu Glyceraldehyd-3-phosphat durch Glyceraldehyd-3-phosphat-<br />

Dehydrogenase


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Stufe 2: Reaktion 3: Umsetzung von Glyceraldehyd-3-phosphat<br />

zu Dihydroxyacetonphosphat<br />

- Reversible Umwandlung von Glyceraldehyd-3-phosphat in Dihydroxyaceton-phosphat durch<br />

Triosephosphat-Isomerase<br />

- ‘Schicksal‘ des Dihydroxyaceton-phosphates: a) Speicherung durch Umwandlung in Stärke (im<br />

Chloroplasten); b) Export ins Cytosol und Umwandlung in Saccharose od. c) Abbau durch<br />

Glycolyse zur Energiegewinnung (insbesondere in neu entstehenden Blättern)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Stufe 3: Regenerierung von Ribulose-1,5<br />

1,5-bisphosphat<br />

aus Triosephosphaten<br />

- Regenerierung notwendig da in der ersten Reaktion bei der CO 2 -Fixierung Ribulose-1,5-<br />

bisphosphat verbraucht wird;<br />

- Prozess beinhaltet eine Reihe von Umlagerungen der Kohlenstoffgerüste von Glyceraldehyd-3-<br />

phosphat und Dihydroxyacetonphosphat;<br />

- als Zwischenprodukte dieses Prozesses treten C 3 -, C 4 -, C 5 -, C 6 -und C 7 -Zucker auf;<br />

- Umwandlungen werden durch insgesamt 7 Enzyme katalysiert;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Stufe 3: Regenerierung von Ribulose-1,5<br />

1,5-bisphosphat<br />

aus Triosephosphaten<br />

blauen Pfeile kennzeichnen exergone<br />

Reaktionen, die den Prozeß irreversible<br />

machen


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Stufe 3: Transketolase-katalysierte katalysierte Übertragungsreaktionen<br />

Schritt 3: Umsetzung einer Hexose und einer Triose:<br />

Allgemeine Reaktion:<br />

Schritt 6: Umsetzung eines C 7 - und eines C 3 -Zuckers:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Stufe 3: Mechanismus der Transketolase-katalysierten katalysierten Übertragungsreaktion am Beispiel der C 2<br />

-<br />

Gruppenübertragung von Sedoheptulose-7-phosphat<br />

phosphat auf Glyceraldehyd-3-phosphat<br />

phosphat:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Regulation des Calvin-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Licht stimuliert und Dunkelheit deaktiviert den Calvin-Cyclus (auch Dunkelreaktion);<br />

Regulation erfolgt durch:<br />

1) Veränderung von pH-Wert als Folge der Belichtung (bei Belichtung steigt der pH-Wert von<br />

ca. 7,0 auf 8,0 weil Protonen aus dem Stroma in den Thylakoidraum gepumpt werden) –<br />

Schlüsselenzyme des Calvin-Cyclus haben ein enges pH-Optimum bei pH 8,0;<br />

2) Veränderung der Mg 2+ -Konzentration als Folge der Belichtung (Efflux von Protonen ist von<br />

einem Influx von Mg 2+ Ionen in das Stroma begleitet) – Schlüsselenzyme des Calvin-<br />

Cyclus werden durch Mg 2+ aktiviert;<br />

3) Veränderung der NADPH-Konzentration als Folge der Belichtung (Belichtung von PSI führt<br />

zur Produktion von NADPH) – Schlüsselenzyme des Calvin-Cyclus werden durch NADPH<br />

allosterisch aktiviert;<br />

4) Lichtgetriebene Reduktion von Disulfidbindungen durch Elektronen aus dem PSI –<br />

Schlüsselenzyme des Calvin-Cyclus werden durch reduktive Spaltung von Disulfidbindungen<br />

aktiviert;<br />

5) Kovalente Modifizierung (Carbamoylierung eines Lys-Restes von Rubisco katalysiert von<br />

Rubisco-Aktivase) – Carbamoylierung führt zur Aktivierung von Rubisco.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Photorespiration:<br />

Bei Lichtexposition und niedriger CO 2<br />

- und hoher O 2<br />

-<br />

Konzentration verbrauchen Pflanzen O 2<br />

und erzeugen CO 2<br />

= Photorespiration<br />

Ursache: O 2<br />

kompetiert mit CO 2<br />

als Substrat um Rubisco (daher<br />

auch die Bezeichung Ribulose-bisphosphat-Carboxylase<br />

Oxygenase)<br />

Mechanismus: bei der Oxygenase-Reaktion von Rubisco<br />

reagiert O 2<br />

mit Ribulose-1,5-bisphat unter Bildung von 2-<br />

Phosphoglycolat (und 3-Phosphoglycerat);<br />

2-Phosphoglycolat wird von Glycolatphosphatase zu Glycolat<br />

hydrolysiert und durch eine Kette enzymatischer Reaktionen die<br />

in den Peroxisomen und Mitochondrien ablaufen teilweise zu CO 2<br />

umgewandelt;<br />

2 Glycin reagieren<br />

zu Ser und CO 2<br />

Netto-Resultat:<br />

scheinbar nutzlose Vergeudung von in der<br />

Lichtreaktion erzeugten ATP und NADPH


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Funktion der Photorespiration:<br />

im Detail unbekannt, da 2-Phosphoglycolat ein ‘nutzloser‘ Metabolit ist;<br />

man nimmt an, daß die Entwicklung des Systems zum großen Teil ablief bevor O 2<br />

zu einem<br />

Hauptbestandteil der Atmosphäre wurde;<br />

möglich ist auch, daß die Photorespiration den photosynthetischen Apparat vor Schäden durch<br />

Photooxidation bewahrt wenn zu wenig CO 2<br />

vorhanden ist und die absorbierte Lichtenergie<br />

anderweitig verbraucht werden muss;<br />

für o.g. Hypothese spricht, daß Pflanzen bei Belichtung und Abwesenheit von CO 2<br />

und O 2<br />

rasch<br />

ihre Photosyntheseaktivität verlieren.<br />

Auswirkungen der Photorespiration:<br />

üblicherweise übertrifft die Geschwindigkeit der Photosynthese die der Photorespiration;<br />

Photorespiration nimmt jedoch mit Temperaturerhöhung zu (durch Verringerung der CO 2<br />

-Affinität<br />

von Rubisco) und kann an heißen und sonnigen Tagen der Geschwindigkeit der Photosynthese<br />

nahekommen und somit die Bildung von Biomasse bis zu 50% hemmen (Problem in der<br />

Landwirtschaft – Genmanipulation);<br />

einige Pflanzen haben einen Mechanismus der die Photorespiration minimiert (C 4 -Pflanzen).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Minimierung der Photorespiration bei C 4<br />

-Pflanzen:<br />

Pflanzen tropischen Ursprungs wie Zuckerrohr, Mais aber auch viele Unkräuter besitzen einen<br />

<strong>Stoffwechsel</strong>-Cyclus (C 4<br />

-Cyclus), der CO 2<br />

in den photosynthetischen Zellen konzentriert (ca.<br />

Faktor 10);<br />

CO 2<br />

-Konzentrierung führt zu nahezu vollständiger Unterdrückung der Photorespiration;<br />

Blätter von C 4<br />

-Pflanzen haben eine charakteristische Anatomie (besitzen 2 Arten von Zellen, sog.<br />

Leitbündelscheiden-Zellen und Mesophyllzellen in charakteristischer Anordnung):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Der C 4<br />

-Cyclus:<br />

aufgeklärt in den 60er Jahren durch die Biochemiker Marshall Hatch und Rodger Slack (Hatch-<br />

Slack-Weg der CO 2 -Fixierung);<br />

insgesamt kennt man 3 Reaktionswege des C 4<br />

-Metabolismus, mit dem o.g. als bestuntersuchten;<br />

Mechanismus:<br />

1) Aufnahme atmosphärischem CO 2<br />

durch Mesophyllzellen (besitzen kein Rubisco) und<br />

Kondensation des CO 2<br />

als HCO 3 - mit Phosphoenolpyruvat zu Oxalacetat;<br />

2) Reduktion von Oxalacetat zu Malat und Transport des Malats in die Leitbündelscheiden-Zellen<br />

(der Name C 4 -Cyclus bezieht sich auf diese C 4 -Carbonsäure);<br />

3) Decarboxylierung des Malats zu Pyruvat und CO 2<br />

.<br />

Bemerkung: Pflanzen die diesen Mechanismus nicht besitzen nennt man in Analogie zu den C 4<br />

-<br />

Pflanzen auch C 3<br />

-Pflanzen, da sie CO 2<br />

zunächst in Form von C 3<br />

-Carbonsäuren<br />

fixieren.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

Der C 4<br />

-Cyclus:<br />

Cyclus führt zur Anreicherung von CO 2<br />

in den Leitbündelscheiden-Zellen;<br />

Anreicherung erfolgt auf Kosten von 2 ATP pro CO 2<br />

, dennoch Wachstumsvorteil in heißen<br />

Gegenden (in kühleren Klimazonen haben dagegen C 3<br />

-Pflanzen einen Vorteil, da sie weniger<br />

Energie für die CO 2<br />

-Fixierung benötigen).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />

CAM-Pflanzen: Eine Variante der C 4<br />

-Pflanzen:<br />

CAM-Pflanzen sind wüstenbewohnende Pflanzen;<br />

trennen die CO 2<br />

-Aufnahme zeitlich vom Calvin-Cyclus;<br />

CO 2<br />

-Aufnahme setzt die Öffnung von Poren voraus, was jedoch bei Tage zu einer unanehmbar<br />

hohen Verlust von Wasser durch Verdampfen führen würde;<br />

CO 2<br />

-Aufnahme erfolgt daher nur bei Nacht, während der Calvin-Cyclus am Tage abläuft;<br />

Speicherung des aufgenommenen CO 2<br />

erfolgt in einem Prozeß der als Crassulacean Acid<br />

Metabolism (CAM; er wurde zuerst in Pflanzen der Familie Crassulaceae entdeckt) bezeichnet<br />

wird;<br />

Speicherung des CO 2<br />

erfolgt in Form von großen Mengen an Malat;<br />

CAM-Pflanzen sind mit diesem Mechanismus in der Lage, die Photosynthese mit minimalem<br />

Wasserverlust durchzuführen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Fettsäurestoffwechsel<br />

1) Verdauung, Aufnahme und Transport von Fetten<br />

2) Fettsäureoxidation<br />

3) Ketokörper<br />

4) Biosynthese von Fettsäuren<br />

5) Regulation des Fettsäurestoffwechsels<br />

6) Cholesterinstoffwechsel<br />

7) Arachidonsäurestoffwechsel<br />

8) <strong>Stoffwechsel</strong> der Phospholipide und Glycolipide


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Bedeutung der Lipide:<br />

Essentiell für die Struktur der Zelle und für ihren <strong>Stoffwechsel</strong>;<br />

Lipide sind die wichtigste Energiespeicherform in tierischen Organismen;<br />

Cholesterin ist ein wesentlicher Bestandteil der Zellmembran und eine Vorstufe von<br />

Steroidhormonen und Gallensäuren;<br />

Aus Arachidonsäure werden Prostaglandine, Prostacycline, Thromboxane und Leukotriene, die<br />

zusammen die Gruppe der Eicosanoide bilden, hergestellt und als interzelluläre Mediatoren eine<br />

Vielzahl komplexer Prozesse regulieren;<br />

Glyco- und Phospholipide sind Hauptbestandteile biologischer Membranen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Aufbau von Fetten:<br />

Lipide oder Fette auch bekannt als Triacylglycerine, Triglyceride oder Depotlipide bestehen aus<br />

Fettsäure-Glycerin-Triestern, wobei Palmitin- und Ölsäure typische Fettsäuren sind:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Energiegehalt von Fetten:<br />

Triglyceride machen ca. 90% der mit der Nahrung aufgenommenen Fette aus und sind mit<br />

ebenfalls 90% Hauptbestandteil des Energiereservoirs des Menschen;<br />

Ursache: hoher Energiegehalt von Fetten<br />

Hoher Energiegehalt der Fette begründet sich auf die niedriger Oxidationsstufe der meisten C-<br />

Atome, die niedriger ist als die von Glucose – oxidativer Abbau von Fetten liefert daher in etwa<br />

doppelt soviel Energie wie der Abbau der gleichen Trockenmasse von Kohlenhydraten bzw.<br />

Proteinen;<br />

Darüber hinaus sind Fette wasserfrei speicherbar, während Glucose (Speicherform Glycogen) als<br />

polare Verbindung hydratisiert gespeichert wird (zwei drittel des Glycogens besteht aus Wasser)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Verdauung von Fetten:<br />

Abbau der Triglyceride erfolgt wegen ihrer Wasserunlöslichkeit durch (wasserlösliche)<br />

Verdauungsenzyme an Fett-Wasser-Grenzflächen im Darm;<br />

Geschwindigkeit ihrer Verdauung hängt durch die Größe der Oberfläche dieser Schicht ab, die<br />

durch die emulgierende Wirkung von Gallensäuren (wirken als starke Detergentien, werden durch<br />

die Leber hergestellt und über die Gallenblase in den Dünndarm abgegeben) und die<br />

peristaltische Bewegung des Darms erheblich vergrößert wird;<br />

Verdau der Triglyceride beginnt mit der Hydrolyse der Fettsäure-Glycerin-Esterbindungen an den<br />

Postitionen 1 und 3 durch Pankreas-Lipase unter Bildung der 2-Acylglycerine, der<br />

Zwischenprodukte mit 2 Fettsäuren (1,2-Diacylglycerineund der Na + -und<br />

K + -Salze der freigesetzten Fettsäuren;<br />

Die freigesetzten Fettsäuren (Seifen) wirken als amphipathische Verbindungen emulgierend und<br />

unterstützen den weiteren Abbau;<br />

Pankreas-Lipase bildet einen 1:1-Komplex mit Colipase; letztere verankert die Lipase an der<br />

Phasengrenze und verhindert deren Denaturierung;<br />

Endprodukte: Mischung aus Fettsäuren, Mono- und Diacylglycerinen


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Aufnahme von Fetten:<br />

Aufnahme des Gemisches aus Fettsäuren, Mono- und Diacylglycerinen erfolgt durch die<br />

Mukosazellen (=Zellen die den Dünndarm auskleiden);<br />

Aufnahme wird durch Gallensäure-vermittelte Micellenbildung in den die unpolaren<br />

Abbauprodukte integriert sind erleichtert;<br />

Fehlen die Gallensäuren (z.B. bei Gallengangsverschluß) können nur geringe Mengen der<br />

Nahrungsfette resorbiert werden, während der Großteil der hydrolysierten Lipide ausgeschieden<br />

wird (Steatorrhöe);<br />

Gallensäuren helfen damit nicht nur bei der Verdauung sondern auch bei der Aufnahme der<br />

Nahrungsfette;<br />

darüber hinaus vermitteln Gallensäuren in gleicher Weise auch die intestinale Resorption der<br />

fettlöslichen Vitamine A, D, E und K.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Weiteres ‘Schicksal‘ der Fette:<br />

Nach Resorption der Fette durch die Mukosazellen erfolgt eine Resynthese zu den Triglyceriden<br />

und deren ‘Verpackung‘ in wasserlösliche Lipoproteinpartikel (Chylomikronen);<br />

Ausschleusung der wasserlöslichen Chylomikronen über das Lymphsystem in den Blutkreislauf;<br />

‘Entpacken‘ und vollständige Hydrolyse der Triglyceride zu den freien Fettsäuren und Glycerin<br />

durch Lipoproteinlipase in den Kapillaren des Fettgewebes und der Skelettmuskulatur;<br />

Aufnahme der freigesetzten Fettsäuren durch Muskel- und Fettzellen; Transport des freigesetzten<br />

Glycerins zur Leber oder zu den Nieren und Umwandlung in Dihydroxyacetonphosphat durch<br />

Glycerin-Kinase und Glycerin-3-phosphat-Dehydrogenase und Abbau mittels Glycolyse;<br />

Mobilisierung der im Fettgewebe gespeicherten Lipide erfolgt Hormon-kontrolliert durch<br />

Triacylglycerin-Lipase durch vollständige Spaltung in Fettsäuren und Glycerin und Abgabe in den<br />

Blutkreislauf wo die freien Fettsäuren Protein-gebunden (Albumin) transportiert werden.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Abbau der Fettsäuren:<br />

erfolgt in einem Prozeß der als Fettsäureoxidation oder auch ß-Oxidation bekannt ist;<br />

Aufgeklärt durch Franz Knoop 1904:<br />

Verfütterung von am endständigen C-Atom benzylierten Fettsäuren an Hunde und Isolierung der<br />

phenylhaltigen <strong>Stoffwechsel</strong>endprodukte aus dem Urin:<br />

bei der Gabe von geradzahligen Fettsäuren wurde Hippursäure (Bz-Gly-OH) ausgeschieden;<br />

bei ungeradzahligen Fettsäuren wurde Phenylacetursäure (Phenylacetyl-Gly-OH) gefunden:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Knoop‘s Theorie aus den Verfütterungsexperimenten:<br />

Oxidation der Fettsäuren erfolgt ß-ständig zu Carboxylat-Gruppe, da ansonsten Phenylessigsäure<br />

weiter zu Benzoesäure hätte oxidiert werden müssen;<br />

Knoop schlug den Begriff ß-Oxidation vor (Theorie wurde 1950 mittels der die Fettsäureoxidation<br />

katalysierenden Enzyme bestätigt).<br />

ß-Oxidation:<br />

1) Aktivierung der Fettsäuren<br />

2) Transport durch die Mitochondrienmembran<br />

3) ß-Oxidation<br />

4) Oxidation ungesättigter Fettsäuren<br />

5) Oxidation von ungeradzahligen Fettsäuren<br />

6) Peroxisomale ß-Oxidation


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Aktivierung der Fettsäuren:<br />

ß-Oxidation setzt eine Aktivierung von Fettsäuren voraus;<br />

Aktivierung erfolgt in einer ATP-abhängigen Reaktion unter Bildung aktivierter Fettsäure-Acyl-<br />

CoA-Ester:<br />

Mechanismus der Fettsäureaktivierung:<br />

Fettsäure bildet mit der a-Phosphorylgruppe von ATP ein<br />

gemischtes Acyladenylat-Anhydrid unter Abspaltung von<br />

Pyrophosphat;<br />

Spaltung des Pyrophophates durch die ubiquitär<br />

vorkommende anorganische Pyrophosphatase<br />

(energetische Triebkraft der Reaktion);<br />

Angriff des gemischten Anhydrids durch die Sulfhydrylgruppe<br />

des CoA unter Bildung von AMP und des<br />

aktivierten Fettsäure-Acyl-CoA-Esters;<br />

Katalyse der Reaktion erfolgt durch Acyl-CoA-Synthetase<br />

(Thiokinase).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Transport der aktivierten Fettsäuren durch die Mitochondrien-Membran:<br />

Membran:<br />

Aktivierung erfolgt im Cytosol; der weitere Abbau dagegen in den Mitochondrien<br />

Transport ins Mitochondrium;<br />

Transport durch die innere Mitochondrien-Membran erfolgt nicht direkt, sondern vermittelt durch<br />

Carnitin und einem Carnitin-Carrier-Protein:<br />

1) Übertragung der Fettsäure von CoA auf Carnitin;<br />

2) Transport des Acyl-Carnitins durch Carrier-Protein durch die innere Mitochondrien-Membran;<br />

3) Übertragung des Fettsäure-Restes von Carnitin zurück auf CoA in der Mitochondrien-Matrix;<br />

4) Rücktransport des freien Carnitins ins Cytosol.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Transport der aktivierten Fettsäuren durch die Mitochondrien-Membran:<br />

Membran:<br />

Die Acylierung von Carnitin (wie auch die Rückreaktion im Mitochondrium) wird von der Carnitin-<br />

Palmityl-Transferase katalysiert:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Die ß-Oxidation:<br />

= oxidativer Abbau der aktivierten Fettsäure-Acyl-Co-Ester;<br />

Abbau umfaßt 4 Reaktionen:<br />

1) Bildung einer trans-α,ß-Doppelbindung in einer Dehydrierungsreaktion katalysiert durch Acyl-<br />

CoA-Dehydrogenase:<br />

Annahme: Abstrahierung eines Protons vom C α und nachfolgend eines Hydrid-Ions vom C ß und<br />

Übertragung auf FAD; gebildetes FADH 2<br />

wird dann über die Elektronentransportkette reoxidiert.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Ein Defekt der Acyl-CoA<br />

CoA-Reduktase<br />

hat tödliche Folgen:<br />

In bis zu 10% der Fälle des ‘plötzlichen Kindstodes‘ wurde ein Defekt der Acyl-CoA-<br />

Dehydrogenase festgestellt;<br />

Tod tritt oft Nachts ein; man nimmt an, daß nach dem Aufbrauchen der Glucose nach einer<br />

Mahlzeit die Umschaltung auf die Fettsäureoxidation nicht funktioniert und dadurch bedingt der<br />

plötzliche Tod eines offensichtlich gesunden Kleinkindes eintreten kann.<br />

Verzehr unreifer Akipflaumen führt zur sog. Jamaika-Brechkrankheit, die über Erbrechen, gefolgt<br />

von Krämpfen und Koma zum Tod führen kann;<br />

Ursache:<br />

ist die in diesen Früchten vorhanden<br />

ungewöhnliche Aminosäure Hypoglycin A,<br />

die durch den Metabolismus in ein Acyl-<br />

Co-Derivat umgewandelt wird, das die<br />

Acyl-CoA-Dehydrogenase inaktiviert


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Reaktion 2 und 3 der ß-Oxidation:<br />

2) Hydratisierung der trans-α,ß-Doppelbindung durch<br />

Enoyl-CoA-Hydratase unter Bildung von 3-L-<br />

Hydroxy-acyl-CoA;<br />

3) Dehydrierung von 3-L-Hydroxyacyl-CoA durch 3-L-<br />

Hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase unter Bildung<br />

der entsprechenden ß-Ketoacyl-CoA-Verbindung.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Reaktion 4 der ß-Oxidation:<br />

Spaltung der C α ― C ß -Bindung in einer Thiolysereaktion katalysiert durch ß-Ketoacyl-CoA-Thiolase<br />

unter Bildung von Acetyl-CoA und den um 2 C-Atome kürzeren Fettsäure-Acyl-CoA-Ester:<br />

Die Thiolase-Reaktion läuft in 4 Schritten ab


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Mechanismus der Thiolase-Reaktion:<br />

Schritt 1-4:<br />

1) Nukleophiler Angriff einer Cys-Thiolgruppe des Enzyms<br />

auf das elektrophile Carbonyl-C ß -Atom der ß-Ketoacyl-<br />

CoA-Verbindung;<br />

2) Spaltung der C α ― C ß -Bindung unter Bildung der verkürzten<br />

Fettsäure und eines Acetyl-CoA-Carbanion-Intermediates<br />

(Resonanz-stabilisiert durch e - -ziehende Carbonylgruppe<br />

des Thioester) – Mechanismus entspricht einer<br />

Claisen-Esterspaltung;<br />

3) Protonierung des Acetyl-CoA-Carbanion-Intermediates<br />

durch einen Säure-Rest des Enzyms unter Bildung von<br />

Acetyl-CoA;<br />

4) Umesterung des Enzym-Thioester-Zwischenproduktes mit<br />

CoA unter Bildung des um 2 C-Atome verkürzten Fettsäure-<br />

Acyl-CoA-Esters


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Energie-Bilanz der ß-Oxidation:<br />

Jeder Durchlauf der ß-Oxidation produziert: 1 NADH<br />

1 FADH 2<br />

1 Acetyl-CoA (Oxidation im Citronensäure-Cyclus)<br />

Beispiel Palmityl-CoA (C 16<br />

):<br />

7 ß-Oxidationscyclen erforderlich<br />

Oxidation liefert 7 FADH 2<br />

, 7 NADH und 8 Acetyl-CoA<br />

8 Acetyl-CoA führt zu 8 GTP, 24 NADH und 8 FADH 2<br />

insgesamt 31 NADH und 15 FADH 2<br />

oxidative Phosphorylierung von 31 NADH liefert 93 ATP<br />

oxidative Phosphorylierung von 15 FADH 2<br />

liefert 30 ATP<br />

Minus 2 ATP für die Aktivierung der Fettsäure<br />

8 GTP (ATP) + 93 ATP + 30 ATP - 2 ATP = 129 ATP<br />

Die Nettoausbeute der Oxidation eines Palmitinsäure-Moleküls liefert 129 ATP-Äquivalente!


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Oxidation ungesättigter Fettsäuren:<br />

Ungesättigte Fettsäuren biologischen Ursprungs enthalten:<br />

- i.d.R. nur cis-Doppelbindungen;<br />

- die erste Doppelbindung i.d.R. zwischen C(9) und C(10); bezeichnet als 9 -<br />

Doppelbindung;<br />

- weitere Doppelbindungen (sofern vorhanden) im Abstand von drei Kohlenstoffatomen<br />

und sind niemals konjugiert.<br />

Problem 1: ß,γ-Doppelbindungen (=Doppelbindung an einem ungeradzahligen C-Atom):<br />

ß,γ-cis-Doppelbindung ist als Substrat für die<br />

Enoyl-CoA-Hydratase ungeeigent;<br />

daher erfolgt eine Umwandlung der cis- 3 -<br />

Doppelbindung in die stabilere esterkonjugierte<br />

trans- 2 -Form durch Enoyl-CoA-Isomerase;<br />

trans- 2 -Form wird von der Enoyl-CoA-Hydratase<br />

als normales Substrat erkannt und die ß-<br />

Oxidation wird fortgesetzt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Problem 2:<br />

4 -Doppelbindungen (=Doppelbindung an einem geradzahligen C-Atom):<br />

fortschreitende ß-Oxidation führt zur Bildung<br />

eines 2,4-Dienoyl-CoA-Zwischenprodukt, das<br />

nur langsam von der Enoyl-CoA-Hydratase<br />

umgesetzt wird;<br />

In E.coli:<br />

Reduktion der 4 -Doppelbindung durch 2,4-<br />

Dienoyl-CoA-Reduktase unter Bildung von<br />

trans-2-Enoyl-CoA (=gewöhnl. Zwischenprodukt<br />

der ß-Oxidation)<br />

In Säugern:<br />

Reduktion der 4-Doppelbindung durch das<br />

analoge Säuger-Enzym führt zur Bildung von<br />

trans-3-Enoyl-CoA, das nachfolgend durch<br />

3,2-Enoyl-CoA-Isomerase zu trans-2-Enoyl-<br />

CoA isomerisiert wird.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Oxidation von Fettsäuren mit einer ungeraden Zahl von C-Atomen: C<br />

Die meisten Fettsäuren biologischen Ursprungs enthalten eine gerade Anzahl von C-Atomen und<br />

werden daher vollständig zu Acetyl-CoA-Einheiten abgebaut;<br />

Einige Pflanzen und marine Lebewesen synthetisieren jedoch Fettsäuren mit einer ungeraden<br />

Anzahl von C-Atomen;<br />

Abbau liefert in der letzten Runde der ß-Oxidation statt Acetyl-CoA Propionyl-CoA;<br />

Verwertung des Propionyl-CoA erfolgt durch die Überführung in Succinyl-CoA, das in den<br />

Citronensäure-Cyclus eingeschleust wird.<br />

Zusatz: bakterielle Fermentation von Kohlenhydraten im Pansen von Rindern liefert neben Acetat<br />

ebenfalls Propionat, das von den Tieren aufgenommen wird und den größten Teil des<br />

Kalorinbedarfs der Rinder deckt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Umwandlung von Propionyl-CoA<br />

in Succinyl-CoA<br />

CoA:<br />

Reaktion 1: Umwandlung von Propionyl-CoA in (S)-<br />

Methylmalonyl-CoA<br />

Carboxylierung durch Propionyl-CoA-Carboxylase<br />

Reaktion verläuft über die Carboxylierung des Biotins,<br />

das als prosthetische Gruppe des Enzyms fungiert (ATPabhängig);<br />

Übertragung der mittels Biotin aktivierten Carboxy-<br />

Gruppe vom Carboxy-Biotin auf Propionyl-CoA unter<br />

Bildung von (S)-Methylmalonyl-CoA<br />

Mechanismus<br />

Beachte: Keine Carboxylierung am C(3), die direkt zum<br />

Produkt geführt hätte, sondern stattdessen zunächste<br />

eine Carboxylierung an C(2)!


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Mechanismus der Carboxylierung von Propionyl-CoA<br />

CoA:<br />

Carboxylierung von Biotin ausgehend von einem Hydrogencarbonat-Ion mit simultaner<br />

Hydrolyse von ATP<br />

Angriff eines Propionyl-CoA-Carbanions auf Carboxy-Biotin unter<br />

Carboxylierung des Propionyl-CoA<br />

Abspaltung des Protons am C(2) wegen Stabilisierung<br />

des sich bildenden Carbanions durch den Elektronenzug<br />

des Thioesters erleichtert;<br />

wird als Ursache für die Carboxylierung an C(2)<br />

diskutiert, obwohl eine hypothetische Carboxylierung<br />

an C(3) bereits zum Produkt geführt hätte.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Reaktion 2: Umwandlung von (S)-Methylmalonyl(<br />

Methylmalonyl-CoA<br />

in (R)-Methylmalonyl(<br />

Methylmalonyl-CoA<br />

durch Methyl-<br />

Malonyl-CoA<br />

CoA-Racemase:<br />

Racemase-Reaktion verläuft über ein resonanzstabilisiertes<br />

Carbanion-Zwischenprodukt:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Reaktion 3: Umwandlung von (R)-Methylmalonyl(<br />

Methylmalonyl-CoA<br />

in Succinyl-CoA<br />

durch Methylmalonyl-<br />

CoA-Mutase<br />

Mutase:<br />

Methylmalonyl-CoA-Mutase katalysiert eine<br />

ungewöhnliche Umlagerung im Kohlenstoffskelett:<br />

=Umlagerung einer C-C Bindung, wobei gleichzeitig ein<br />

H-Atom ausgetauscht wird<br />

(R)-Methylmalonyl-CoA<br />

Succinnyl-CoA


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Methylmalonyl-CoA<br />

CoA-Mutase<br />

besitzt 5‘-Desoxyadenosylcobalmin<br />

(Coenzym<br />

B 12 ) als prosthetische<br />

Gruppe:<br />

5‘-Desoxyadenosyl-Gruppe<br />

Corrinring (ähnlich Häm aus 4 Pyrrolringen<br />

(A-D) aufgebaut<br />

6-fach koordiniertes Cobald-Ion mit<br />

den 4 N-Atomen der Pyrrolringe, dem N-<br />

Atom von 5,6-Dimethylbenzimidazol und<br />

der 5‘-Desoxyadenosyl-Gruppe als Liganden<br />

(Bindung der Desoxyadenosylgruppe erfolgt<br />

über eine kovalente C-Co-Bindung = einzige<br />

bekannte biologische Kohlenstoff-Metall-<br />

Bindung)<br />

5,6-Dimethylbenzimidazol-Rest (zusätzlich<br />

zur Bindung über Cobald kovalent an den Ring<br />

D des Corrins gebunden)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Mutmaßlicher Mechanismus der Methylmalonyl-CoA<br />

CoA-Mutase-Reaktion:<br />

gebildetes Methylmalonyl-<br />

CoA-Radikal<br />

Entzug eines H-Atoms vom<br />

Methylmalonyl-CoA durch 5‘-<br />

Desoxyadenosyl-Radikal<br />

(hypothetische) Umlagerung des<br />

Methylmalonyl-CoA-Radikals in<br />

ein Succinyl-CoA-Radikal<br />

Homolytische Spaltung (!) der<br />

C-Co(III)-Bindung unter Bildung<br />

eines 5‘-Desoxyadenosyl-Radikals<br />

Rückübertragung des H-Atoms vom 5‘-Desoxyadenosin<br />

auf das Succinyl-CoA-Radikal;<br />

Bildung des Succinyl-CoA<br />

Wiederherstllung des Coenzyms<br />

Zusatz: homolytische Spaltungen sind in biologischen Systemen<br />

ungewöhnliche (i.d.R. heterolytische Spaltungen)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Vitamin B 12 -Mangel und perniziöse Anämie:<br />

Erkrankung die bei älteren Menschen auftritt und oft tödlich verläuft;<br />

geht einher mit einer erniedrigten Zahl roter Blutkörperchen, einer niedrigen Hämoglobin-<br />

Konzentration und neurologischen Ausfällen;<br />

wurde früher mit dem Verzehr großer Mengen an roher Leber behandelt;<br />

Ursache liegt gewöhnlich nicht in einer mangelnden Zufuhr mit der Nahrung sondern in einer<br />

unzureichenden Sekretion des sog. Intrinsic-Faktors;<br />

der Intrinsic-Faktor ist ein Glycoprotein, das vom Magen sezerniert wird und Vitamin B 12<br />

spezifisch bindet;<br />

die Resorption des Komplexes erfolgt nachfolgend spezifisch durch einen Rezeptor in der<br />

Darmschleimhaut, von wo aus es als freies Vitamin B 12<br />

ins Blut abgegeben wird;<br />

Speicherung des Vitamins B 12<br />

erfolgt in der Leber (Vorrat reicht für 3 bis 5 Jahre);<br />

der Tagesbedarf an Vitamin B 12<br />

ist mit 3 µg sehr niedrig, was wegen der Speicherung in der<br />

Leber den schleichenden Ausbruch der perniziösen Anämie erklärt;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Vitamin B 12 -Mangel und perniziöse Anämie:<br />

Vitamin B 12<br />

kann weder von Pflanzen noch von Tieren hergestellt werden und nur wenige<br />

Bakterien sind hierzu nicht in der Lage;<br />

derartige Bakterienarten besiedeln den Darm von Tieren, durch die Tiere ihren Bedarf an Vitamin<br />

B 12<br />

decken (einige Tiere, z.B. Kaninchen und Corillas müssen aus diesem Grund regelmäßig<br />

etwas von ihrem eigenen Faeces zu sich nehmen, um ausreichenden Mengen des Vitamins zu<br />

erhalten….);<br />

Menschen nehmen Vitamin B 12<br />

mit der Nahrung, insbesondere durch den Verzehr von Fleisch<br />

und tierischer Milch auf;<br />

Pflanzen dagegen besitzen praktisch keine Vitamin B 12<br />

, wodurch strikte (menschliche) Vegetarier<br />

an Vitamin B 12<br />

-Mangel erkranken können (trifft insbesondere auf gestillte Kinder zu, deren Mütter<br />

keine tierischen Produkte zu sich nehmen).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Ketokörper:<br />

‘Schicksal‘ des bei der ß-Oxidation produzierten Acetyl-CoA:<br />

1) weitere Oxidation im Citronensäure-Cyclus<br />

2) Ketogenese (Hauptweg)<br />

Ketogenese:<br />

=Umwandlung von Acetyl-CoA in Acetoacetat oder D-ß-Hydroxybutyrat, die zusammen mit<br />

Aceton (nicht ganz korrekt) als ‘Ketokörper‘ bezeichnet werden.<br />

Ketokörper dienen als wichtige ‘Brennstoffe‘ für viele periphere Organe, vor allem für das Herz<br />

und die Skelettmuskulatur und sind damit energiereiche wasserlösliche Fettsäureäquivalente.<br />

Zusatz: Gehirn nutzt i.d.R. ausschließliche Glucose als Energiequelle (Fettsäuren können die Blut-Hirn-Schranke<br />

nicht passieren), schaltet jedoch bei längerem Fasten auf Ketokörper als Hauptlieferant um.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Synthese von Acetoacetat:<br />

verläuft in 3 Schritten:<br />

1) Kondensation von 2 Acetyl-CoA zu Acetoacetyl-<br />

CoA durch Thiolase (auch Acetyl-CoA-Acetyltransferase);<br />

Enzym arbeitet in umgekehrter<br />

Richtung wie im letzten Schritt der ß-Oxidation;<br />

2) Kondensation von Acetoacetyl-CoA mit einem<br />

dritten Acetyl-CoA unter Katalyse von HMG-<br />

CoA-Synthase (=ß-Hydroxy-ß-methylglutaryl-<br />

CoA-Synthase) unter Bildung von ß-Hydroxyß-methyl-glutaryl-CoA<br />

(=HMG-CoA);<br />

3) Abbau des HMG-CoA zu Acetoacetat und Acetyl-<br />

CoA in einer gemischten Aldol-Claisen-Spaltung<br />

durch HMG-Lyase.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

HMG-CoA<br />

CoA-Synthase<br />

und HMG-CoA<br />

CoA-Lyase<br />

katalysieren in der Summe lediglich die hydrolytische<br />

Spaltung von Acetoacetyl-CoA<br />

CoA:<br />

Acetoacetyl-CoA + H 2<br />

O<br />

Acetoacetat + CoA<br />

Umsetzung durch eine einfache Hydrolysereaktion hätte zum gleichen Ergebnis geführt;<br />

Grund für die komplizierte Durchführung über HMG könnte eine bessere Regulation sein.<br />

Synthese von D-ß-Hydroxybutyrat:<br />

Umwandlung erfolgt in einer einfachen Reduktionsreaktion aus Acetoacetat katalysiert durch ß-<br />

Hydroxybutyrat-Dehydrogenase:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

‘Schicksal‘ des gebildeten Acetoacetats und ß-Hydroxybutyrats:<br />

Abgabe beider Ketokörper aus der Leber in den Blutkreislauf<br />

wo es als Brennstoff für periphere Gewebe dient;<br />

In den Geweben erfolgt die Rückbildung von Acetyl-CoA:<br />

Schlüsselenzym für die Verwertung beider Ketokörper<br />

ist die 3-Ketoacyl-CoA-Transferase, die die Aktivierung<br />

von Acetoacetat (und damit auch dem Vorläufer D-ß-<br />

Hydroxybutyrat) katalysiert;<br />

In der Leber (als Produzent der Ketokörper) kommt dieses<br />

Enzym nicht vor, wodurch die Ketokörper in der Leber nicht<br />

verwertet werden können und sie dadurch anderen Geweben<br />

zur Verfügung stehen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Rolle des Acetons als 3. Ketokörper:<br />

Bildung des Acetons erfolgt spontan (nicht-enzymatisch) aus Acetoacetat, das als ß-<br />

Ketocarbonsäure leicht zu Aceton und CO 2<br />

decarboxyliert;<br />

Prozeß wird als Ketoazidose bezeichnet und ist ein pathologischer Zustand, der immer dann<br />

auftritt, wenn Acetoacetat schneller produziert wird als es metabolisiert werden kann;<br />

Tritt bei Diabetis mellitus auf, der durch eine unzureichende Insulinsektretion oder mangelhafte<br />

Stimulation der Zielzellen durch Insulin zustande kommt, infolgedessen die Blutglucose-Konzentration<br />

soweit ansteigt, daß Glucose mit dem Urin ausgeschieden wird;<br />

Trotz der hohen Blutglucose-Konzentration leiden die Gewebe jedoch unter Glucosemangel, die<br />

durch eine erhöhte ß-Oxidation und Bildung von Ketokörpern kompensiert wird;<br />

Als Folge steigt die Ketokörper-Konzentration im Blut stark an, was zur spontanen<br />

Decarboxylierung von Acetoacetat und damit zur Bildung von Aceton führt, das teilweise über<br />

den Atem abgegeben wird (erkennbar durch charakteristisch süßen Acetongeruch des Atems).<br />

Zusatz: Ketokörper führen als Säuren zur einer Überlastung der Pufferkapazität von Blut und<br />

Niere; letztere stabilisiert den pH-Wert durch Ausscheidung von H + mit dem Urin, der von einer<br />

Ausscheidung u.a. von Wasser begleitet wird und zu einer schweren Dehydratation<br />

(verantwortlich für den starken Durst) und zur Abnahme des Blutvolumens führt. Beide<br />

Situationen sind lebensbedrohlich.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese von Fettsäuren:<br />

In den Grundzügen aufgeklärt 1945 durch David Ritterberg und Konrad Bloch, mit<br />

mechanistischen Details in den späten 50er Jahren.<br />

Die Biosynthese von Fettsäuren erfolgt formal in Umkehrung der ß-Oxidation durch Kondensation<br />

von C 2<br />

-Einheiten;<br />

Im Detail existieren jedoch eine Reihe von Unterschieden zwischen Abbau und Synthese:<br />

1) Lokalisation (Abbau im Mitochondrium; Aufbau im Cytosol)<br />

2) Acyl-Gruppen-Carrier (Abbau; CoA; Aufbau: ACP (=Acyl-Carrier-Protein)<br />

3) Elektronen-Akzeptor/-Donor (Abbau: FAD und NAD als Akzeptor; Aufbau: NADPH als Donor)<br />

4) Stereochemie der Hydratisierung/Dehydratisierung (Abbau: L-ß-Hydroxyacyl-Gruppe; Aufbau:<br />

D-ß-Hydroxyacyl-Gruppe)<br />

5) die Form, in der C2-Einheiten als Produkt entstehen bzw. als Substrate verwertet werden<br />

(Abbau: Produkt ist die C 2 -Einheit ‘Acetyl-CoA‘; Aufbau: Donor der C 2 -Einheit ist ‘Malonyl-CoA‘)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Reaktion 1 der Fettsäurebiosynthese:<br />

=Umwandlung von Acetyl-CoA in Malonyl-CoA durch Acetyl-CoA-Carboxylase:<br />

(geschwindigkeitsbestimmender Schritt der Gesamtreaktion)<br />

Reaktionsmechanismus analog der Propionyl-CoA-Carboxylierung über eine ATP-abhängige CO 2<br />

-<br />

Aktivierung durch Biotin und Übertragung der aktivierten Carboxygruppe auf Acetyl-CoA unter<br />

Bildung von Malonyl-CoA (vgl. Abbau von Fettsäuren mit ungerader Anzahl von C-Atomen).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Regulation der Acetyl-CoA<br />

CoA-Carboxylase:<br />

Acetyl-CoA-Carboxylase von Säugern und Vögeln werden durch Polymerisation reguliert;<br />

Monomere des Enzyms (in Form von flachen Rechtecken) lagern sich zu langen Filamenten mit<br />

einer molaren Masse von zwischen 4000 – 8000 kD zusammen;<br />

Nur diese Filamente sind katalytisch aktiv, nicht jedoch das einzelne<br />

Monomer!<br />

Geschwindigkeit der Acetyl-CoA-Carboxylase (und damit der Fettsäurebiosynthese)<br />

wird durch das Gleichgewicht zwischen monomerer<br />

(inaktiver) und filamentöser (aktiver) Form reguliert;<br />

Beeinflussung des Gleichgewichtes durch: Citrat (Polymerbildung);<br />

Palmityl-CoA als Endprodukt der Fettsäurebiosynthese (Monomerbildung);<br />

zusätzlich hormonelle Regulation des Gleichgewichts<br />

(Glucagon, Adrenalin, Noradrenalin – Monomerbildung;<br />

Insulin – Polymerbildung)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Reaktion 2 der Fettsäurebiosynthese:<br />

= eigentliche Kettenverlängerung; Hauptprodukt ist i.d.R. Palmitinsäure (C 16<br />

-Fettsäure);<br />

Kettenverlängerung wird durch die Fettsäure-Synthase (in Tieren) katalysiert, einem<br />

Multienzymkomplex mit einem Molekulargewicht von 500 kD, bestehend aus 2 identischen<br />

Polypeptidketten, die die zur Fettsäurebiosynthese notwendigen 7 enzymatischen Aktivitäten<br />

tragen;<br />

Bakterien katalysieren die Fettsäurebiosynthese mithilfe von analogen Einzelenzymen (= 7<br />

Einzelenzyme);<br />

Pflanzen synthetisieren Fettsäuren analog zu Bakterien, wobei die Fettsäuresynthese bei Pflanzen<br />

ausschließlich in den Chloroplasten stattfindet;<br />

Mit 7 unterschiedlichen Enzymaktivitäten ist die tierische Fettsäure-Synthase der Multienzymkomplex<br />

der die meisten Enzymaktivitäten auf einer Polypeptidkette trägt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Schematische Darstellung der zwei identischen Polypeptidketten der d<br />

tierischen Fettsäure-<br />

Synthase-Multienzymkomplexe:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Teilreaktion 1 und 2 der Kettenverlängerung:<br />

= Beladung der Fettsäure-Synthase mit einem Acetyl- und Malonyl-Rest ausgehend von Acetyl-<br />

CoA und Malonyl-CoA durch jeweils spezifische Acyl-CoA-ACP-Transacylasen (Bestandteil des<br />

Fettsäure-Synthase-Komplexes):<br />

Übertragung des Acetyl-Restes von ACP<br />

auf eine Cys-Seitenkette des Enzyms<br />

Bindung von Malonyl-ACP<br />

an das Enzyms


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Teilreaktion 3 der Kettenverlängerung:<br />

=Kondensation des Acetyl-Restes mit Malonyl-ACP katalysiert durch ß-Ketoacyl-ACP-Synthase:<br />

Acetoacetyl-ACP<br />

Reaktion verläuft über die Decarboxylierung von Malonyl-ACP; Bildung des Carbanions, Angriff<br />

der Acetylthioester-Bindung durch das Carbanion und Bildung des Acetoacetyl-ACP-Produktes<br />

unter Freisetzung der SH-Gruppe des Cys-Restes im aktiven Zentrum des Enzyms;<br />

Decarboxylierung dient dazu, die Reaktion anzutreiben, wobei sie über die Acetyl-CoA-<br />

Carboxylase-Reaktion indirekt an die Hydrolyse von ATP gekoppelt ist.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Teilreaktion 4 bis 6 der Kettenverlängerung:<br />

=Reduktion von Acetoacetyl-ACP zu D-ß-<br />

Hydroxybutyryl-ACP durch ß-Ketoacyl-ACP-<br />

Reduktase;<br />

Dehydratisierung von D-ß-Hydroxybutyryl-<br />

ACP zu α,ß-trans-Butenoyl-ACP durch ß-Hydroxyacyl-ACP-Dehydrase;<br />

Reduktion von α,ß-trans-Butenoyl-ACP zu<br />

Butyryl-ACP durch Enoyl-ACP-Reduktase.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Weitere Kettenverlängerung:<br />

durch erneute Beladung von ACP mit einer Malonylgruppe und Wiederholung der Reaktionen<br />

2 bis 6;<br />

sechsmalige Wiederholung des Cyclus führt zur Bildung von Palmityl-ACP;<br />

Teilreaktion 7 der Fettsäure-Synthase<br />

Synthase-Reaktion:<br />

=Spaltung der Thioesterbindung des gebildeten Palmityl-ACP durch Palmityl-Thioesterase unter<br />

Freisetzung von Palmitinsäure:<br />

Gesamtstöchiometrie der Palmitinsäure-Synthese:<br />

Acetyl-CoA + 7 Malonyl-CoA + 14 NADPH + 14 H +<br />

Palmitinsäure + 7 CO 2<br />

+ 14 NADP + + 8 CoA + 6 H 2<br />

O<br />

da die 7 Malonyl-CoA von Acetyl-CoA abstammen ergibt sich für die Biosynthese von<br />

Palmitinsäure:<br />

8 Acetyl-CoA + 7 ATP + 14 NADPH + 14 H +<br />

Palmitinsäure + 14 NADP + + 8 CoA + 6 H 2<br />

O + 7 ADP + 7 P i


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Palmitinsäure als Hauptprodukt der Fettsäure-Synthase<br />

ist die Vorstufe für längerkettige,<br />

gesättigte und ungesättigte Fettsäuren:<br />

Verlängerung der Fettsäurekette erfolgt durch sog. Elongasen;<br />

die Synthese ungesättigter Fettsäuren aus den gesättigten Vorstufen wird durch sog.<br />

Desaturasen katalysiert.<br />

Elongation:<br />

Erfolgt sowohl in den Mitochondrien (in formaler Umkehrung der Reaktionsschritte der Fettsäureoxidation<br />

durch schrittweises Anhängen weiterer Acetyl-Einheiten) als auch im endoplasmatischen<br />

Reticulum durch schrittweises Anhängen von Malonyl-CoA gefolgt von Reduktionen und<br />

Dehydratationen analog zur Fettsäure-Synthase.<br />

Desaturierung:<br />

Einführung von Doppelbindungen bei Tieren beschränkt sich hauptsächlich auf den terminalen<br />

Bereich von Fettsäuren;<br />

Grund: besitzen nur 4 verschiedene terminale Desaturasen ( 9 -, 6 -, 5 -und 4 -Fettsäure-Acyl-<br />

CoA-Desaturasen) die jedoch ein breites Spektrum verschieden langer Fettsäuren akzeptieren<br />

(Doppelbindungen an Positionen jenseits von C(9) können durch tierische Organismen jedoch<br />

nicht eingeführt werden).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Kombination von Elongation und Desaturierung:<br />

Kombination beider Reaktionen ermöglicht zwar die Synthese einer Vielzahl von ungesättigten<br />

Fettsäuren, dennoch sind dem tierischen Organismus Grenzen gesetzt:<br />

z.B.: Palmitinsäure ist die kürzeste Fettsäure die synthetisiert werden kann;<br />

da keine Doppelbindung jenseits von C(9) eingeführt werden kann, ist die Bildung von<br />

Linolsäure ( 9,12 -Octadecadiensäure) nicht möglich;<br />

Linolsäure ist aber eine Vorstufe zur Synthese von wichtigen körpereigenen Verbindungen<br />

(Prostaglandinen);<br />

Linolsäure muß folglich mit der Nahrung aufgenommen werden (=essentielle Fettsäure;<br />

Pflanzen besitzen entsprechende Desaturasen und sind damit zur Bildung von Linolsäure<br />

befähigt).<br />

Mangel an Linolsäure:<br />

fettfreie Nahrung (und damit Mangel an Linolsäure) führt zu verzögertem Wachstum, langsamer<br />

Wundheilung und Dermatitis, die zu lebendsbedrohlichen Zuständen führt;<br />

Linolsäure ist zudem ein wichtiger Bestandteil epidermaler Sphingolipide, die die Wasser-<br />

Permeabilitätsschranke der Haut aufbauen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Regulation des Fettsäurestoffwechsels:<br />

Der Fettsäurestoffwechsel wird sowohl durch eine Langzeit- als auch Kurzzeitregulation<br />

kontrolliert:<br />

Kurzzeitregulation:<br />

erfolgt schnell und hormonell durch:<br />

Glucagon, Adrenalin und Noradrenalin = Aktivierung der Enzyme der Fettsäureoxidation;<br />

Insulin = Aktivierung der Enzyme der Fettsäurebiosynthese<br />

Langzeitregulation:<br />

Über die Konzentration der Enzyme die am Aufbau bzw. Abbau von Fettsäuren beteiligt sind;<br />

Fasten aber auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren in der Nahrung inhibieren die Synthese der<br />

Fettsäure-Synthase und damit die Fettsäurebiosynthese;<br />

großes Nahrungsangebot (und damit dauerhaft hohe Insulinkonzentration) erhöht die<br />

Konzentration an Lipoprotein-Lipase, einem Enzym, das die Aufnahme von Fettsäuren in das<br />

speichernde Fettgewebe einleitet (Fasten hat einen gegenteiligen Effekt);<br />

Regelmäßiges sportliches Training senkt die Glucosekonzentration im Blut und führt über eine<br />

Veränderung des Hormongleichgewichtes zu einem langfristigen Konzentrationsanstieg der<br />

Enzyme der Fettsäureoxidation, die von einem Absinken der Fettsäurebiosynthese begleitet wird.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Cholesterinstoffwechsel:<br />

Funktion und Bedeutung von Cholesterin:<br />

- essentieller Bestandteil der Zellmembran;<br />

- Ausgangsverbindung für die Synthese von Steroidhormonen und Gallensäuren;<br />

Biosynthese von Cholesterin:<br />

Biosynthese des Cholesterins erfolgt aus Acetat:<br />

Acetat<br />

isoprenoides Intermediat Squalen Cyclisierungsprodukt Cholesterin<br />

(Synthesereaktionen erfolgen im Cytosol der Leber)<br />

Struktur des Isoprens (2-Methyl-1,3-butadien):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Struktur des aus Isopreneinheiten synthetisierten Squalens:<br />

Squalen: Polyisopren-Kohlenwasserstoff (C 30 -Verbindung) , der in gefalteter Form bereits die<br />

Vorstufen der 4 Sterrolringe enthält, aus denen Cholesterol aufgebaut ist;<br />

nicht nur die Vorstufe für Cholesterol, sondern auch weiterer wichtiger Isoprenoide,<br />

wie Ubichinon (CoQ), Dolichol oder auch Isopentenyladenosin (eine modifizierte tRNA-<br />

Base);


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Schritt 1 der Cholesterin-Biosynthese:<br />

Umwandlung von Acetat in die Isoprenoidzwischen-<br />

produkte (i) Isopentenylpyrophosphat und (ii) Dimethylallylpyrophosphat:<br />

1) Bildung von Hydroxymethylglutaryl-CoA (HMG-CoA)<br />

mittels Thiolase und HMG-CoA-Synthase<br />

( s. Biosynthese von Ketokörpern)<br />

2) HMG-CoA-Reduktase = Schlüsselenzym der<br />

Cholesterinbiosynthese katalysiert die Umwandlung<br />

von Hydroxymethylglutaryl-CoA in Mevalonat unter<br />

Thioesterspaltung und Reduktion der Carboxygruppe<br />

von HMG-CoA zur Alkoholfunktion von Mevalonat<br />

3) Phosphorylierung der neugebildeten OH-Gruppe durch<br />

Mevalonat-5-phospho-Transferase (1. Phosphorylierung)<br />

und nachfolgender 2. Phosphorylierung zum<br />

Pyrophosphat durch Phosphomevalonat-Kinase<br />

4) Decarboxylierung und Dehydratisierung von Mevalonatpyrophosphat<br />

durch Pyrophosphomevalonat-Decarboxylase<br />

unter Bildung v. Isopentenylpyrophosphat


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Struktur des gebildeten Isopentenylpyrophosphates:<br />

Isomerisierung erfolgt durch Protonierungs- und Deprotonierungsreaktion unter Katalyse der<br />

Isopentenylpyrophosphat-Isomerase<br />

Isomerase:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese des Squalens:<br />

Squalen wird durch Kondensation von 6 Isopren-<br />

Einheiten gebildet, wobei 4 Isopentenylpyrophosphat-Einheiten<br />

und 2 Moleküle Dimethylallylpyrophosphat<br />

miteinander kondensieren:<br />

Synthese erfolgt in 3 Reaktionen katalysiert durch<br />

2 Enzyme:<br />

1) Kopf-Schwanz(=1‘-4)-Kondensation von Dimethylallylpyrophosphat<br />

und Isopentenylpyrophosphat zu<br />

Geranylpyrophosphat durch Prenyl-Transferase;<br />

2) Kopf-Schwanz-Kondensation von Geranylpyrophosphat<br />

mit Isopentenylpyrophosphat zu Farnesylpyrophosphat<br />

ebenfalls durch Prenyl-Transferase;<br />

3) Kopf-Kopf(1-1‘)-Kondensaton von zwei Farnesylpyrophat-Molekülen<br />

zu Squalen durch Squalen-<br />

Synthase.<br />

Zusatz: Kondensationsreaktionen verlaufen über eine<br />

ungewöhnliche Carbokation-Zwischenstufe.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Cyclisierung des Squalens führt zum Lanosterin:<br />

Die Cyclisierung von Squalen verläuft in zwei Schritten:<br />

Schritt 1: Oxidation von Squalen zu 2,3-Oxidosqualen katalysiert durch Squalen-Epoxidase:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Schritt 2: Umwandlung von 2,3-Oxidosqualen in Lanosterin<br />

katalysiert durch Oxidosqualen-Cyclase:<br />

Reaktion ist komplex und umfaßt die Cyclisierung von 2,3-<br />

Oxidosqualen zu einem Protosterol-Kation und die nachfolgende<br />

Umwandlung des Kations zu Lanosterin:<br />

Mechanismus:<br />

Bildung des Kations beginnt mit der Protonierung des<br />

Squalenepoxid-Sauerstoffs durch das Enzym;<br />

Nach Öffnung des Epoxids entsteht an dieser Stelle ein<br />

Elektronendefizit, dessen Verschiebung die Cyclisierung<br />

antreibt, durch die das Protosterol-Kation gebildet wird;<br />

Eliminierung eines Protons vom C(9) des Protosterol-Kations<br />

führt zur Bildung einer Doppelbindung, gefolgt von<br />

einer Reihe von 1,2-Hydrid- und Methylverschiebungen,<br />

die in ihrer Folge zum neutralen Lanosterin führen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Die Synthese von Cholesterins<br />

aus Lanosterin erfolgt in 19<br />

Einzelschritten….


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Weiteres ‘Schicksal‘ des Cholesterins:<br />

Speicherung des Cholesterins als Cholesterinester in der Leber;<br />

Abgabe des Cholesterins aus den Leberzellen in den Blutkreislauf und Transport zu den peripheren<br />

Geweben gebunden an LDL (=low density lipoprotein);<br />

Aufnahme des Cholesterins durch die peripheren Gewebe durch Rezeptor-vermittelte Endocytose<br />

und Einbau in die Zellmembran oder Speicherung als Cholesterinester; außerdem ist Cholesterin<br />

die Vorstufe zur Synthese von Steroidhormonen (5 Klassen: Gestagene, Glucocorticoide, Mineralocorticoide,<br />

Androgene und Östrogene)<br />

neben der de novo-Synthese wird Cholesterin mit der Nahrung aufgenommen und im Blutkreislauf<br />

ähnlich transportiert wie endogen synthetisiertes Cholesterin;<br />

Überschüssiges Cholesterin wird über den Blutkreislauf gebunden an HDL (=high density<br />

lipoprotein) zur Leber transportiert, über Endocytose durch die Leberzellen aufgenommen und<br />

über die Umwandlung in Gallensäuren beseitigt (Mechanismus verhindert die Akkumulation des in<br />

hoher Konzentration potentiell gefährlichen wasserunlöslichen Cholesterins).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Der quantitativ bedeutsamste Verwertungsweg des Cholesterins ist die Bildung von Gallensäuren:<br />

Gallensäuren werden in der Leber aus Cholesterin synthetisiert, als Konjugate mit Glycin oder<br />

Taurin in die Gallenblase abgegeben, von wo aus sie in den Dünndarm gelangen und als<br />

Emulgatoren bei der Verdauung und Absorption von Fetten und fettlöslichen Vitaminen dienen;<br />

die wichtigsten Gallensäuren sind Cholsäure und Chenodesoxycholsäure:<br />

Strukturelle Unterschiede<br />

zwischen Gallensäuren und<br />

Cholesterin:<br />

1) Sättigung der 5,6-<br />

Doppelbindung;<br />

2) Epimerisierung der 3ß-OH-<br />

Gruppe;<br />

3) Einführung von OH-Gruppen<br />

in die Position 7α und 12α;<br />

4) Oxidation von C(24) zu einer<br />

Carboxygruppe;<br />

5) Konjugation dieser Carboxygruppe<br />

mit Glycin o. Taurin.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Gallensäuren unterliegen einem effizienten Recyclingsystem:<br />

Sezernierte Gallensäuren werden zusammen mit resorbierten Nährstoffen wieder aufgenommen,<br />

über den Blutkreislauf zurück zur Leber transportiert und auf diese Weise mehrmals am Tag<br />

wiederverwendet;<br />

weniger als 1 g Gallensäure pro Tag entkommt diesem Recyclingsystem, wird von<br />

Microorganismen im Darm abgebaut und schließlich ausgeschieden (nur auf diesem Weg kann der<br />

Körper Cholesterin ausscheiden);<br />

Abweichungen des Cholesterin-Spiegels im Blut:<br />

Beobachtet wird nahezu ausschließlich ein erhöhter Cholesterin-Spiegel (=Hypercholesterinämie)<br />

hervorgerufen durch eine Überproduktion und/oder eine geringe Verwertung von LDL (entweder<br />

erblich bedingt (=familiäre Hypercholesterinämie; FH oder durch übermäßige Zufuhr mit der<br />

Nahrung); FH ist ein dominanter genetischer Defekt;<br />

unabhängig ob erblich oder durch übermäßige Zufuhr mit der Nahrung ist die Folge eine erhöhte<br />

Konzentration an Cholesterin und damit an LDL als Transportform des Cholesterins.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Behandlung der Hypercholesterinämie:<br />

Behandlung kann neben einer Cholesterin-armen Diät auf zwei Wegen erfolgen:<br />

1) Einnahme von Harzen, die Gallensäuren binden und damit deren Adsorption (Recycling) im<br />

Darm verhindern – führt zu verstärkter Ausscheidung von Gallensäuren, wodurch die Leber<br />

mehr Cholesterin in Gallensäuren umwandelt (führt zur Senkung des Cholesterin-Spiegels);<br />

‘Nebenwirkung‘: verringerte Plasmakonzentration von Cholesterin induziert gleichzeitig die<br />

körpereigene Cholesterin-Biosynthese, wodurch im Endeffekt der Cholesterin-Spiegel nur um<br />

15 bis 20% gesenkt werden kann.<br />

2) Behandlung mit kompetitiven Inhibitoren der HMG-Reduktase, insbesondere mit den<br />

Pilzprodukten Compactin und Lovastatin – führt zu einer Inhibierung und damit zu einer<br />

verlangsamten Cholesterin-Biosynthese;<br />

‘Nebenwirkung‘: Verringerung der Cholesterin-Konzentration im Blut führt zu einer verstärkten<br />

Biosynthese von LDL-Rezeptoren und HMG-Reduktase, Senkung des Cholesterin-Spiegel liegt<br />

aber immer noch bei 30%.<br />

Üblich ist die Kombination beider Mittel, wodurch sich der Cholesterin-Spiegel um 50 bis 60%<br />

senken läßt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Arachidonsäurestoffwechsel:<br />

=5,8,11,14-Eicosatetraensäure<br />

Vorstufe von Prostaglandine und den mit ihnen verwandten Prostacycline, Thromboxane und<br />

Leukotriene (in ihrer Gesamtheit als Eicosanoide bezeichnet, da sie alle C 20<br />

-Verbindungen sind<br />

– griech.; eikosi, zwanzig);<br />

Eicosanoide besitzen wie Hormone bereits in geringer Konzentration physiologische Effekte:<br />

- beteiligt an Entzündungsreaktionen, insbesondere der Gelenke (rheumatoide Arthritis),<br />

der Haut (Psoriasis) und der Augen;<br />

- Entstehung von Schmerz und Fieber;<br />

- Blutdruckregulation;<br />

- Auslösung der Blutgerinnung;<br />

- Kontrolle mehrerer, die Fortpflanzung betreffender Funktionen (z.B. Auslösung der<br />

Wehen)<br />

- Regulation des Schlaf/Wach-Cyclus<br />

Entdeckt Anfang der 30er Jahre durch Ulf von Euler aufgrund ihrer uteruskontrahierenden und<br />

blutdrucksenkenden Wirkung;<br />

Name ‘Prostaglandine‘ stammt von der ursprünglichen Vermutung ihrer Bildung in der<br />

Prostatadrüse.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Eicosanoide:<br />

Im Unterschied zu Hormonen werden sie nicht über den Blutkreislauf an den Ort ihrer Wirkung<br />

transportiert (Eicosanoide sind chemisch und biologisch instabile Verbindungen, wobei einige von<br />

ihnen in vitro innerhalb von wenigen Minuten zerfallen);<br />

sind im Unterschied zu Hormonen lokale Mediatoren, d.h. sie wirken dort wo sie gebildet werden;<br />

5,8,11,14-Eicosatetraensäure<br />

Eicosatetraensäure: : C 20 -Fettsäure mit vier nichtkonjugierten Doppelbindungen:<br />

Arachidonsäure ist eine ω-6-Fettsäure (Doppelbindung an C(14) ist 6 C-Atome vom terminalen<br />

Kohlenstoffatom (=ω-C-Atom) entfernt);<br />

Fast alle Säugerzellen (mit Ausnahme der roten Blutkörperchen) produzieren Prostaglandine und<br />

in praktisch allen Fällen ist Arachidonsäure die synthetische Vorstufe.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese von Arachidonsäure:<br />

Arachidonsäure wird durch Elongation und Dehydrierung aus Linolsäure (ebenfalls eine ω-6-Fettsäure)<br />

hergestellt:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Arachidonsäure ist die Synthesevorstufe der Typ 2 und 3 Prostaglandine;<br />

8,11,14-Eicosatriensäure<br />

ist der Vorläufer der Typ 1 Prostaglandine:<br />

Speicherung der Arachidonsäure, verestert mit Glycerin in Phospholipiden, erfolgt in der Zellmembran<br />

und wird bei Bedarf aus diesen freigesetzt;<br />

Freisetzung erfolgt durch Lipasen:<br />

- Phospholipase A 2<br />

- 1,2-Diacylglycerin-Lipase<br />

Corticoidsteroide inhibieren Phospholipase A 2 und wirken über die Drosslung der Arachidonsäure-<br />

Freisetzung entzündungshemmend.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Synthese der Prostaglandine, Prostacycline und Thromboxane erfolgt im ‘cyclischen‘<br />

Weg‘ des<br />

Arachidonsäurestoffwechsels:<br />

Reaktionsschritt 1:<br />

Umwandlung von Arachidonsäure in PGH 2<br />

durch Prostaglandinendoperoxid-Synthase;<br />

Enzym besitzt 2 Aktivitäten:<br />

1) Cyclooxygenase-Aktivität (katalysiert die<br />

Addition von 2 Molekülen O 2<br />

an Arachidonsäure<br />

unter Bildung von PGG 2<br />

;<br />

2) Hydroperoxidase-Aktivität (katalysiert die<br />

Umwandlung der Hydroperoxid-Gruppe<br />

in eine OH-Gruppe in einer Glutathionabhängigen<br />

Reaktion;<br />

PGH 2<br />

ist die unmittelbare Vorstufe für die<br />

Synthese aller Typ 2-Prostaglandine, Prostacycline<br />

und Thromboxane.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Schicksal von PGH 2<br />

hängt von der relativen Aktivität der Enzyme der jeweiligen Zellen len ab:<br />

Blutplättchen: enthalten Thromboxan-Synthase, die die Bildung von Thromboxan A 2<br />

(TxA 2<br />

)<br />

katalysiert:<br />

Thromboxan ist ein Vasokonstriktor und stimuliert die Plättchenaggregation


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Schicksal von PGH 2<br />

hängt von der relativen Aktivität der Enzyme der jeweiligen Zellen len ab:<br />

Gefäßendothelzellen: enthalten Prostacyclin-Synthase, die die Bildung von Prostacyclin I 2<br />

(PGI 2<br />

)<br />

katalysiert:<br />

Prostacyclin I 2<br />

ist ein Vasodilator und inhibiert die Plättchenaggregation


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Schicksal von PGH 2<br />

hängt von der relativen Aktivität der Enzyme der jeweiligen Zellen len ab:<br />

Herzmuskelzellen: enthalten Prostaglandin-Synthasen, die die Bildung verschiedener Prostaglandine<br />

katalysieren:<br />

PGD 2<br />

, PGE 2<br />

und PGF 2α<br />

werden von Herzmuskelzellen in ungefähr gleichen Mengen synthetisiert.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Nichtsteroidale Antiphlogistika inhibieren die Synthese von Prostaglandinen, Prostacyclinen<br />

und Thromboxanen:<br />

Inhibitionsmechanismus: Hemmung der Cyclooxygenase-Aktivität der Prostaglandinendoperoxid-<br />

Synthase<br />

z.B.: Acetylsalicylsäure (Aspirin) inhibiert die Cyclooxygenase-Aktivität irreversibel durch<br />

Acetylierung des Enzyms;<br />

langfristige Anwendung in geringer Dosis kann die<br />

Wahrscheinlichkeit von Herzinfakten und Schlaganfällen<br />

verringern (Effekt basiert auf der selektiven Hemmung<br />

der Plättchenaggregation und damit der Bildung von<br />

Blutgerinnseln)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Nichtsteroidale Antiphlogistika inhibieren die die Synthese von Prostaglandinen, Prostacyclinen<br />

und Thromboxanen:<br />

Auswahl anderer nichtsteroidaler entzündungshemmender Pharmaka:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Synthese von Leukotrienen erfolgt im ‘linearen Weg‘ des Arachidonsäurestoffwechsels:<br />

Vorkommen: Leukotriene werden von einer Vielzahl von Zellen gebildet:<br />

Leukocyten; Mastzellen (=Bindegewebszellen, die aus dem blutbildenden Gewebe<br />

stammen); Lunge; Milz; Gehirn und Herz;<br />

Funktion: lösen die Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur, der Bronchien und des Magen-<br />

Darm-Traktes aus;<br />

bedeutsam für anaphylaktische und allergische Reaktionen (u.U. sogar mit tödlicher<br />

Wirkung) und an der Entstehung von Asthma<br />

sind bereits in extrem geringer Konzentration wirksam (bis zu 10 -10 mol/L)<br />

Biosynthese: beginnt mit der Oxidation von Arachidonsäure zu 5-Hydroperoxyeicosatetraensäure<br />

(5-HPETE)<br />

Lipoxygenase<br />

O 2


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Bildung von Leukotrienen aus 5-HPETE 5<br />

über<br />

das instabile Epoxid Leukotrien A 4<br />

:<br />

(…Index ‘4‘ kennzeichnet die Zahl der Doppelbindungen)<br />

Synthese:<br />

1) Beginnt mit der Bildung des instabilen<br />

Epoxids Leukotrien A 4<br />

(LTA 4<br />

);<br />

2) Addition von Glutathion über dessen SH-<br />

Gruppe an das Epoxid unter Bildung von<br />

Leukotrien C 4<br />

(=erstes Peptidoleukotrien);<br />

3) Alternativ zu 2) kann LTA 4<br />

zu Leukotrien<br />

B 4<br />

durch Leukotrien-A 4 -Hydrolase umgesetzt<br />

werden;<br />

4) Umsetzung von LTC 4<br />

zu LTD 4<br />

durch<br />

Abspaltung des Glutaminsäure-Restes<br />

durch γ-Glutamyl-Transferase;<br />

5) Abspaltung des Glycin-Restes von LTD 4<br />

durch Dipeptidase unter Bildung von LTE 4


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Marine Fette können die Konzentrationen von Cholesterin, Prostaglandinen und Leukotrienen<br />

senken:<br />

Meerestierfette enthalten einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren mit<br />

5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA; =ω-3-Fettsäure) als Hauptbestandteil;<br />

EPA hemmt die Bildung von Thromboxan A 2<br />

und ist selbst eine Ausgangsverbindung für Typ-5-<br />

Leukotriene, die physiologisch weitaus weniger aktiv sind als die Arachidonsäure-Derivate (=Typ-<br />

4-Leukotriene);<br />

führt zur Senkung der Häufigkeit und Stärke von Entzündungsreaktionen an denen Leukotriene<br />

und Prostaglandine beteiligt sind und senkt darüber hinaus die Plasmakonzentration von<br />

Cholesterin und Triacylglycerinen;<br />

Volksguppen die sich überwiegend von Meerestieren ernähren (z.B. Eskimos Grönlands), leiden<br />

kaum unter koronaren Herzerkrankungen und Thrombosen, obwohl ihre Nahrung reichlich<br />

Cholesterin und Fett enthält.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

<strong>Stoffwechsel</strong> der Phospholipide und Glycolipide:<br />

Phospholipide und Glycolipide sind sog. ‘komplexe Lipide‘, die aus einem Glycerin- oder Ceramid-<br />

Grundkörper mit (unpolaren) Fettsäure-Resten und einer (polaren) Kopfgruppe (Kohlenhydrat<br />

oder Phosphat-Rest) aufgebaut sind = doppelschwänzige amphibatische Moleküle<br />

Phospholipide und Glycolipide sind die wichtigsten Lipidbestandteile biologischer Membranen<br />

Grundkörper:<br />

Von beiden Grundkörpern leiten sich zwei Klassen von Phospho- und Glycolipiden ab:<br />

1) Glycerophospholipide / Glyceroglycolipide<br />

2) Sphingophospholipide / Sphingoglycolipide


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Allgemeine Struktur der Glycerolipide und Shingolipide:<br />

(sn…stereospecific numbering: entspricht einer stereospezifischen Nummerierung, wobei diejenige Gruppe, die<br />

in pro-S-Konfiguration zu einem prochiralen Zentrum steht, mit 1 bezeichnet wird)<br />

häufige Kopfgruppen X


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Häufig vorkommende polare Kopfgruppen:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Glycerophospholipide:<br />

Entsprechend zuvor gezeigtem Aufbau, wobei am C(1) i.d.R. gesättigte und am C(2) i.d.R. ungesättigte<br />

Fettsäuren gebunden sind.<br />

Biosynthese:<br />

Synthese erfolgt ausgehend von 1,2-Diacyl-sn-glycerin (auch Ausgangsverbindung für die<br />

Synthese von Triacylglycerinen) unter Veresterung mit den polaren Kopfgruppen unter Bildung<br />

der charakteristischen Phosphodiester-Bindung;<br />

Beispiel: Synthese von Phosphatidylethanolamin<br />

und Phosphatidylcholin (Lecithin)<br />

1) ATP abhängige Phosphorylierung der OH-<br />

Gruppe von Cholin bzw. Ethanolamin unter<br />

Bildung von Phosphorylethanolamin bzw.<br />

Phosphorylcholin durch Ethanolamin-/Cholin-<br />

Kinase


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese von Phosphatidylethanolamin / Phosphatidylcholin:<br />

Schritt 2 der Biosynthese:<br />

Übertragung von Phosphoethanolamin /Phosphocholin<br />

auf CTP (Cytidintriphosphat) unter Bildung<br />

aktivierter CDP-Ethanolamin-/-CDP-Cholin-Kopfgruppen<br />

katalysiert durch spezifische Transferasen;<br />

Schritt 3:<br />

Transferase-katalysierte Übertragung der aktivierten<br />

Kopfgruppen auf die C(3)-OH-Gruppe von<br />

1,2-Diacyl-sn-glycerin unter Abspaltung von CMP<br />

und Bildung der Endprodukte Phosphatidylethanolamin<br />

und Phosphatidylcholin<br />

Zusatz: Phosphatidylcholin ist Hauptbestandteil des Oberflächensekrets<br />

der Lunge und verhindert ihr Kollabieren<br />

beim Ausatmen (Mangel ist für das Atemnotsyndrom<br />

– acute respiratory distress syndrome ARDS – von Frühgeborenen<br />

verantwortlich)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Plasmalogen und Alkylacylglycerophospholipid:<br />

beide Glycerophospholipide sind in bedeutenden Mengen in der Membran eukaryotischer Zellen<br />

enthalten;<br />

Plasmalogene:<br />

besitzen eine Kohlenwasserstoffkette am C(1),<br />

die über eine Vinyletherbindung gebunden ist<br />

Alkylacylglycerophospholipide:<br />

Kohlenwasserstoffkette am C(1) ist über eine<br />

Etherbindung gebunden


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese von<br />

Plasmalogenen und<br />

Alkylacylglycero-<br />

phospholipiden:<br />

1) Austauch der Acylgruppe von 1-Acyldihydroxyacetonphosphat gegen Alkohol<br />

2) Reduktion der Keton-Funktion zum 1-Alkyl-sn-glycerin-3-phosphat<br />

3) Acylierung der gebildeten C(2)-OH-Gruppe durch Acyl-CoA<br />

4) Hydrolyse der Phosphorylgruppe<br />

5) Veresterung der C(3)-OH-Gruppe mit der aktivierten Kopfgruppe<br />

6) bei Plasmalogenen: Einführung einer Doppelbindung in den Alkyl-Rest


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Sphingophospholipide:<br />

kommen nur in geringen Mengen in pflanzlichen und tierischen Geweben vor;<br />

wichtigster Vertreter ist das Sphingomyelin (=N-Acylsphingosinphosphocholin), einem wichtigen<br />

Strukturlipid der Membran von Nervenzellen;<br />

besonders hohe Konzentration findet sich in den Myelinscheiden von Nervenzell-Axonen, die die<br />

Axone elektrisch isoliert (Reizleitung);<br />

Synthese:<br />

häufige Fettsäuren:<br />

Palmitinsäure (16:0);<br />

Stearinsäure (18:0);<br />

weniger häufig:<br />

Nervonsäure (24:1);<br />

Behensäure (22:0)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Sphingoglycolipide:<br />

deutlich häufiger als Sphingophospholipide;<br />

Hauptklassen der Sphingoglycolipide:<br />

bestehen aus Ceramid und Kohlenhydrat, wobei<br />

letzteres über eine glycosidische Bindung mit der<br />

C(1)-OH-Gruppe des Ceramids verknüpft ist;<br />

unterscheiden sich hauptsächlich in der Art und Anzahl<br />

der Kohlenhydrateinheiten.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese der Sphingoglycolipide:<br />

Schritt 1: Biosynthese des Ceramids als Vorläufer aller Sphingoglycolipide:<br />

Synthese des Ceramids erfordert 4 Reaktionen und geht von Palmityl-CoA und Serin aus:<br />

1. Kondensation von Palmityl-CoA und Serin unter<br />

Bildung von 3-Ketosphinganin und CO 2<br />

2. Reduktion der Ketogruppe von 3-Ketosphinganin<br />

zum Alkohol unter Bildung von Sphinganin


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese der Sphingoglycolipide:<br />

3. Acetylierung der 2-Aminogruppe von Sphinganin<br />

durch Acetylgruppenübertragung mittels<br />

Acetyl-CoA unter Bildung von Dihydroceramid<br />

4. Oxidation von Dihydroceramid zum Ceramid


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese der Cerebroside:<br />

Biosynthese erfolgt durch Addition UDP(=Uridindiphosphat)-aktivierter Glycosyleinheiten an<br />

Ceramid;<br />

häufigste Vertreter: Galactocerebrosid (kommt im Gehirn vor) und Glucocerebrosid (seltener und<br />

dient vor allem als Synthesevorstufe der Goloboside und Ganglioside)<br />

Biosynthese der Sulfatide:<br />

Sulfatide (=Galactocerebrosid-3-sulfat) machen 15% der weißen Substanz des Gehirns aus;<br />

Biosynthese erfolgt aus Galactocerebrosid durch Übertragung einer aktivierten Sulfatgruppe auf<br />

die C(3)-OH-Gruppe des Galactose-Restes:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Biosynthese der Globoside und Ganglioside:<br />

Biosynthese erfolgt durch schrittweise Verlängerung der Kohlenhydratkette durch spezifische<br />

Glycosyltransferasen;<br />

Aktivierung der Glycosyleinheiten analog zur Synthese der Cerebroside mittels Uridindiphosphat<br />

(UDP).<br />

Abbau der Sphingoglycolipide:<br />

Abbau erfolgt in den Lysosomen (=Zellorganellen mit hoher Konzentration an Hydrolasen);<br />

Abbau-Prozeß: Hydrolye der Kohlenhydrateinheiten durch Glycosidasen<br />

Abspaltung der Sulfatgruppe mittels Sulfatase<br />

Hydrolyse der Fettsäuren durch Lipasen<br />

Phospholin-Abspaltung durch Esterase<br />

Angeborener Mangel eines dieser Enzyme führt zu einer Sphingolipid-Speicherkrankheit, die<br />

anfangs häufig unauffällig sind und erst mit fortschreitender Akkumulation des nicht abgebauten<br />

Sphingolipids auftritt (dann aber häufig mit schwersten Symptomen):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />

Sphingolipid-Speicherkrankheiten:<br />

Speicherkrankheiten:<br />

am häufigsten: Tay-Sachs-Krankheit


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäurestoffwechsel<br />

1) Hauptwege des Aminosäureabbaus<br />

2) Harnstoff-Cyclus<br />

3) Metabolischer Abbau einzelner Aminosäuren<br />

4) Aminosäuren als Vorstufen bei Biosynthesen<br />

5) Aminosäure-Biosynthese<br />

6) Stickstoff-Fixierung


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Hauptwege des Aminsäureabbaus:<br />

Abbau von Aminosäuren wird mittels dreier Hauptreaktionen eingeleitet:<br />

1) Desaminierung (Entfernung der Aminogruppe)<br />

2) Einbau der Stickstoffatome in Harnstoff und Ausscheidung<br />

3) Umwandlung des Kohlenstoffgerüsts der Aminosäuren in Metabolite des <strong>Stoffwechsel</strong>s<br />

Aminosäure-Desaminierung<br />

Desaminierung:<br />

=Entfernung der α-Aminogruppe von Aminosäuren;<br />

Aminosäure-Desaminierung ist fast immer die erste Reaktion beim Abbau einer Aminosäure;<br />

trennt das Kohlenstoffgerüst vom Stickstoff, mit dem Ziel überschüssigen Stickstoff<br />

auszuscheiden und das Kohlenstoffgerüst abzubauen;<br />

Desaminierung der meisten Aminosäuren erfolgt zunächst durch Transaminierung;<br />

Transaminierung ist die Übertragung der α-Aminogruppe auf eine α-Ketocarbonsäure:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Transaminierung:<br />

Reaktion 1:<br />

Übertragung der α-Aminogruppe der abzubauenden Aminosäure auf α-Ketoglutarat (= bedeutendster<br />

Aminogruppen-Akzeptor bei der Transaminierung zum Zwecke des Aminosäureabbaus):<br />

Aminosäure + α-Ketoglutarat<br />

α-Ketocarbonsäure + Glutamat<br />

Transaminierungsreaktionen werden durch Aminotransferasen (=Transaminasen) katalysiert;<br />

Reaktion 2:<br />

Desaminierung von Glutamat unter Rückbildung von α-Ketoglutarat:<br />

Glutamat + NAD + + H 2<br />

O α-Ketoglutarat + NH 3<br />

+ NADH + H +<br />

Reaktion verläuft unter der Katalyse von Glutamat-Dehydrogenase


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Transaminierung von Aminosäuren läuft in 2 Schritten ab:<br />

Schritt 1:<br />

Übertragung der Aminogruppe auf das Enzym unter Bildung der analogen Ketocarbonsäure und<br />

des aminierten Enzyms:<br />

Aminosäure + Enzym α-Ketocarbonsäure + Enzym-NH 2<br />

Schritt 2:<br />

Übertragung der Aminogruppe vom aminierten Enzym auf den Ketocarbonsäure-Akzeptor (z.B.<br />

α-Ketoglutarat) unter Bildung der entsprechenden Aminosäure (z.B. Glutaminsäure) und<br />

Regenerierung des Enzyms:<br />

α-Ketoglutarat + Enzym-NH 2<br />

Glutamat + Enzym<br />

Als Aminogruppenakzeptor von Transaminasen<br />

dient das Coenzym Pyridoxyl-5‘-phosphat<br />

(PLP), ein Derivat von Pyridoxin (Vitamin B6):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Transaminasen:<br />

unterscheiden sich in ihrer Substratspezifität für die zu transaminierende Aminosäure, wobei ein<br />

breites Spektrum an Aminosäuren transaminiert werden kann (Bildung einer Vielzahl von α-Ketocarbonsäuren;<br />

als Ketocarbonsäure-Substrat wird von den meisten Transaminasen jedoch lediglich α-Ketoglutarat<br />

und in geringerem Maße Oxalacetat akzeptiert;<br />

folglich werden als Aminosäure-Produkte hauptsächlich Glutamat oder Aspartat bei der<br />

Transaminierung von Aminosäuren gebildet, wobei beide durch die Glutamat-Aspartat-<br />

Aminotransferase ineinander konvertierbar sind;<br />

Glutamat und Aspartat sind die beiden Aminogruppendonatoren bei der Synthese von Harnstoff,<br />

der Ausscheidungsform überschüssigen Stickstoffs bei Landsäugetieren;<br />

Die Harnstoffsynthese erfolgt im Harnstoff-Cyclus.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

– Allgemeines I:<br />

Grundsätzliche Ausscheidungsformen für überschüssigen Stickstoff durch Organismen:<br />

1) direkte Abgabe von Ammoniak: erfolgt durch im Wasser lebende Tiere direkt an das<br />

umgebende Medium;<br />

2) Umwandlung von Ammoniak in die weniger toxische Harnsäure: bei Vögeln und<br />

landlebenden Reptilien;<br />

3) Umwandlung des Ammoniaks in Harnstoff: bei landlebenden Säugetieren<br />

Ammoniakausscheider: ammonotelische Organismen;<br />

Harnsäureausscheider: uricotelische Org.;<br />

Harnstoffausscheider: ureotelische Org.<br />

Einige Organismen können bei Wasserknappheit die Ausscheidungsform wechseln.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

– Allgemeines II:<br />

Harnstoffsynthese erfolgt in der Leber durch die Enzyme des Harnstoff-Cyclus;<br />

Abgabe des synthetisierten Harnstoffs in den Blutkreislauf;<br />

Entfernung des Harnstoffs aus dem Blut durch die Niere und Ausscheidung mit dem Urin;<br />

Aufklärung des Harnstoff-Cyclus erfolgte 1932 durch Hans Krebs und Kurt Henseleit (erster<br />

Cyclus der überhaupt aufgeklärt wurde);<br />

Nettoreaktion des Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

NH 3<br />

+ HCO 3 - + Aspartat + 3ATP<br />

Harnstoff + Fumarat + 2ADP + 2P i + AMP + PP i<br />

Herkunft der Atome des Harnstoffs:<br />

Kohlenstoffatom aus HCO 3<br />

-<br />

Ammoniak<br />

(aus Glutamat)<br />

aus Aspartat


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

besteht aus insgesamt 5<br />

enzymatischen Reaktionen,<br />

wovon 2 in den Mitochondrien<br />

und 3 im Cytosol der Leberzellen<br />

ablaufen


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Vorgelagerte Reaktion:<br />

Aktivierung und Kondensation von NH + 4<br />

und HCO - 3<br />

zu Carbamoylphosphat unter gleichzeitiger<br />

Hydrolyse von 2 ATP katalysiert durch Carbamoylphosphat-Synthetase;<br />

Reaktionsmechanismus:<br />

Reaktion läuft vermutlich in 3 Schritten ab:<br />

1) Aktivierung von HCO - 3<br />

durch ATP unter Bildung von Carbonylphosphat und ADP;<br />

2) Angriff von Ammoniak auf Carbonylphosphat unter Abspaltung von P i und Bildung von<br />

Carbamat;<br />

3) Phosphorylierung von Carbamat durch eine zweites ATP unter Bildung des finalen Produktes<br />

Carbamoylphosphat und ADP<br />

Reaktion ist irreversibel und bildet den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Harnstoff-<br />

Synthese.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 1:<br />

Übertragung der Carbamoyl-Gruppe von Carbamoylphosphat auf Ornithin unter Bildung von<br />

Citrullin katalysiert durch Ornithin-Transcarbamylase;<br />

Ornithin gelangt über ein spezifisches Transportsystem in die Mitochondrien, während Citrullin<br />

über eine analoges System aus den Mitochondrien in das Cytosol transportiert wird.<br />

Zusatz: weder Ornithin noch Citrullin kommen als Aminosäuren in Proteinen vor.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 2:<br />

Einbau des zweiten Stickstoffatoms durch Kondensation<br />

der Ureido-Gruppe des Citrullins mit der Aminogruppe<br />

von Aspartat katalysiert durch Argininsuccinat-<br />

Synthetase;<br />

Mechanismus:<br />

Aktivierung des Ureidosauerstoffs von Citrullin durch<br />

Bildung eines Citrullyl-AMP-Zwischenproduktes;<br />

Verdrängung des AMP‘s durch die Aminogruppe des<br />

Aspartats untere Bildung von Argininsuccinat.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 3:<br />

Spaltung von Argininsuccinat in Arginin und Fumarat unter Katalyse von Arginin-Succinase;<br />

Arginin fungiert als unmittelbare Vorstufe des Harnstoffs;<br />

Zusatz: Harnstoff-Cyclus ist über das Produkt Fumarat bzw. das Substrat Aspartat (das durch<br />

Transaminierung von Oxalacetat entsteht) mit dem Citronensäure-Cyclus gekoppelt.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Reaktion 4:<br />

=letzte Reaktion des Harnstoff-Cyclus;<br />

Hydrolyse des Arginins unter Bildung von Harnstoff und Ornithin<br />

katalysiert durch die Arginase;<br />

Rücktransport des Ornithins ins Mitochondrium und erneuter Start<br />

des Cyclus;<br />

Resultat:<br />

Umwandlung von Ammoniak in das weniger toxische Exkretionsprodukt<br />

Harnstoff auf Kosten von 4 energiereichen Phosphatbindungen<br />

(3 ATP liefern 2 ADP, 2 P i , AMP und PP i , wobei PP i<br />

rasch zu 2 P i hydrolysiert wird);<br />

Energieaufwand wird jedoch durch die Energie, die während der<br />

Bildung der Substrate des Harnstoff-Cyclus freigesetzt wird<br />

überkompensiert (Rückumwandlung von Fumarat über Oxalacetat<br />

zu Aspartat (im Citronensäure-Cyclus) liefert 3 ATP; vorgelagerte<br />

Glutamat-Dehydrogenase-Reaktion liefert weitere 3 ATP =6 ATP)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Regulation des Harnstoff-Cyclus<br />

Cyclus:<br />

Kontrolle des Schrittmacherenzyms des Harnstoff-Cyclus (Carbamoylphosphat-Synthetase) erfolgt<br />

allosterisch durch N-Acetylglutamat;<br />

Erhöhung der Konzentration an N-Acetylglutamat ist die Folge eines erhöhten Aminosäureabbaus<br />

und des daraus folgenden Überschusses an Stickstoff, der ausgeschieden werden muss;<br />

erhöhter Abbau von Aminosäuren führt zur verstärkten Bildung von Glutamat aus den Transaminierungsreaktionen,<br />

das nachfolgend enzymatisch in N-Acetylglutamat umgewandelt wird und<br />

die Aktivität des Schrittmacherenzyms stimuliert und damit die Geschwindigkeit des Harnstoff-<br />

Cyclus erhöht (alle nachfolgenden Enzyme werden durch Substratverfügbarkeit reguliert);<br />

Anomalien:<br />

angeborener Mangel an Enzymen des Harnstoff-Cyclus führt i.d.R. nicht zu einer signifikanten<br />

Reduktion der Harnstoffproduktion (Enzyme sind Substrat-reguliert, Enzym ist nicht limitierend);<br />

allerdings führt Enzymmangel zur Akkumulation des jeweiligen Substrates, wodurch sich die<br />

Konzentration an Ammoniak im Blut erhöht (Hyperammonämie);<br />

Ammoniak ist toxisch (insbesondere für das Gehirn) und führt zu Symptomen wie geistige<br />

Retardierung und Lethagie);<br />

völliges Fehlen eines Enzyms führt dagegen bereits kurz nach der Geburt zum Tod.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Metabolischer Abbau einzelner Aminosäuren:<br />

Abbauprodukte von Aminosäuren sind i.d.R. Intermediate des Citronensäure-Cyclus oder deren<br />

Vorstufen die entweder vollständig zu CO 2<br />

oxidiert werden in der Gluconeogenese<br />

(Glycogen=Speicherform von Kohlenhydraten) eingesetzt werden;<br />

oxidativer Aminosäureabbau liefert typischerweise 10 – 15% der im <strong>Stoffwechsel</strong> erzeugten<br />

Energie eines Tieres;<br />

bedingt durch die unterschiedliche Struktur des Kohlenstoffgerüstes der 20 proteinogenen<br />

Aminosäuren läuft die Umwandlung in Zwischenprodukte des Citronensäure-Cyclus auf<br />

unterschiedlichen Wegen ab;<br />

Abbau der Standardaminosäuren liefert 7 verschiedene Intermediate des <strong>Stoffwechsel</strong>s (Pyruvat,<br />

α-Ketoglutarat, Succinyl-CoA, Fumarat, Oxalacetat, Acetyl-CoA und Acetoacetat);<br />

die Aminosäuren können je nach katabolischem Weg entsprechend des gebildeten Abbau-<br />

Intermediates in glucogene Aminosäuren (liefern die Glucosevorstufen Pyruvat, α-Ketoglutarat,<br />

Succinyl-CoA, Fumarat, Oxalacetat) oder ketogene Aminosäuren (liefern die Fettsäurevorstufe<br />

Acetyl-CoA oder den Ketokörper Acetoacetat) eingeteilt werden;<br />

z.B. Alanin ist glucogen, da sein Transaminierungsprodukt Pyruvat liefert, das als Ausgangs-<br />

Substrat für die Synthese von Glucose dienen kann;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Metabolischer Abbau einzelner Aminosäuren:<br />

z.B. Leucin und Lysin dagegen sind als einzige Aminosäuren ketogen und liefern als Abbauprodukte<br />

Acetyl-CoA und Acetoacetat (Tiere verfügen nicht über einen <strong>Stoffwechsel</strong>weg der Acetyl-<br />

CoA und Acetoacetat in Glucose umwandeln kann!)<br />

Isoleucin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Tyrosin sind dagegen sowohl glucogen als<br />

auch ketogen und liefern damit Vorstufen sowohl für die Kohlenhydrat- wie auch<br />

Fettsäuresynthese.<br />

Aminosäuren die als Abbauprodukt Pyruvat liefern:<br />

Gruppe umfaßt 5 Aminosäuren (Alanin, Cystein, Glycin, Serin und Threonin);<br />

Alanin:<br />

Serin:<br />

Cystein:<br />

Glycin:<br />

Umwandlung in Pyruvat durch Transaminierung<br />

Umwandlung in Pyruvat durch Eliminierung von Wasser durch Serin-Dehydratase<br />

Umwandlung in Pyruvat kann auf mehreren Routen erfolgen, wobei die Sulfhydrylgruppe<br />

entweder als H 2<br />

S, SO 2- 3<br />

oder SCN - abgespalten wird<br />

Umwandlung in Pyruvat erfolgt über die Bildung von Serin durch den Transfer einer<br />

C 1<br />

-Einheit und nachfolgender Umwandlung des Serins in Pyruvat


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäuren die als Abbauprodukt Pyruvat liefern:<br />

Threonin: Abbau erfolgt durch Spaltung in Glycin und Acetaldehyd katalysiert durch Serin-<br />

Hydroxymethylthransferase (reversible Reaktion):<br />

Weiterer Abbau des Glycins zu Pyruvat und rasche Oxidation des freigesetzten Acetaldehyds zu<br />

Acetyl-CoA (Threonin ist somit glucogen als auch ketogen).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäuren die als Abbauprodukt Oxalacetat liefern:<br />

Gruppe umfaßt 2 Aminosäuren (Asparagin und Asparaginsäure);<br />

Asparaginsäure:<br />

Umwandlung in Oxalacetat durch Transaminierung:<br />

Asparagin:<br />

Umwandlung in Oxalacetat durch Überführung in<br />

Asparaginsäure katalysiert durch Asparaginase:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäuren die als Abbauprodukt α-Ketoglutarat<br />

liefern:<br />

Gruppe umfaßt 5 Aminosäuren (Arginin, Glutaminsäure, Glutamin, Histidin und Prolin);<br />

Arginin, Glutamin, Histidin und Prolin werden dabei zunächst zu Glutaminsäure umgewandelt, das<br />

dann durch Glutamat-Dehydrogenase in α-Ketoglutarat überführt wird;<br />

Abbauwege vor allem für das Histidin komplexer.<br />

Aminosäuren die als Abbauprodukt Succinyl-CoA<br />

liefern:<br />

Gruppe umfaßt 3 Aminosäuren (Isoleucin, Methionin und Valin);<br />

Abbauwege sind komplex und führen zunächst zu Propionyl-CoA, dem Abbauprodukt<br />

ungeradzahliger Fettsäuren;<br />

Propionyl-CoA wird in einer Reaktionsfolge unter Beteiligung von Biotin und Coenzym B 12<br />

schließlich zu Succinyl-CoA umgewandelt (s. Abbau ungeradzahliger Fettsäuren).<br />

Zusatz: Defekt beim Abbau von verzweigtkettigen Aminosäuren (Isoleucin, Valin, Leucin) führt<br />

zur Akkumulation ihrer Transaminierungsprodukte (=analogen α-Ketocarbonsäuren), die mit dem<br />

Urin ausgeschieden werden und den für Ahornsirup charakteristischen Geruch haben (‘Ahornsirup-Krankheit‘)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäuren die als Abbauprodukt Acetoacetat und Acetyl-CoA<br />

liefern:<br />

Gruppe umfaßt 2 Aminosäuren (Leucin und Lysin);<br />

Leucin:<br />

Umwandlung in Acetoacetat und Acetyl-CoA erfolgt durch eine Kombination von<br />

Reaktionen der ß-Oxidation und der Ketokörpersynthese;<br />

Reaktionsfolge: Leucin α-Ketoisocapronsäure Iovalyryl-CoA ß-Methylcrotonyl-<br />

CoA ß-Methylglutaconyl-CoA ß-Hydroxy-ß-methylglutaryl-CoA<br />

(HMG-CoA) Acetyl-CoA + Acetoacetat<br />

Lysin:<br />

Abbau erfolgt in 11 Einzelreaktionen ebenfalls durch Kombination von Reaktionen der<br />

ß-Oxidation und der Ketokörpersynthese.<br />

Zusatz:<br />

Defekt im Schlüsselenzym des Lysinabbaus (Enzym 1 des Abbauweges=Saccharopin-<br />

Dehydrogenase) führt zur Hyperlysinämie und Hyperlysinurie (erhöhter Lysinspiegel im<br />

Blut bzw. Urin), die mit geistiger und körperlicher Unterentwicklung einhergehen.<br />

Tryptohan wird zu Alanin und Acetyl-CoA<br />

abgebaut:<br />

Abbau ist noch komplexer als der des Lysins und erfordert 16(!) Einzelreaktionen…


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Phenylalanin und Tyrosin werden zu Fumurat und Acetoacetat abgebaut:<br />

Phenylalanin:<br />

Tyrosin:<br />

Umwandlung zunächst in Tyrosin<br />

Abbau des Tyrosins erfolgt unter Ringöffnung in insgesamt 5 Reaktionen<br />

Anomalien des Phenylalanin- und Tyrosin-Abbaus:<br />

Alkaptonurie: Defekt des Enzyms Homogentisat-Dioxygenase (Enzym 4 des Phe-, Tyr-Abbaus);<br />

führt zur Akkumulation und Ausscheidung großer Mengen an<br />

Homogentisinsäure; Symptome: relativ milde und zeigen sich erst im<br />

Erwachsenenalter, typischerweise tritt Arthritis auf und infolge der Luftoxidation<br />

des ausgeschiedenen Homogentisats färbt sich der Urin dunkel.<br />

Alkaptonurie=erste Erbkrankheit die den Zusammenhang zum vererbten Enzymdefekt<br />

zeigte<br />

Phenylketonurie: Defekt des Enzyms das die Umwandlung von Phe zu Tyr katalysiert;<br />

führt zur Erhöhung des Phe-Spiegels im Blut (Phenylalaninämie), wobei das<br />

überschüssige Phe auf einem sonst unbedeutenden <strong>Stoffwechsel</strong>weg zu<br />

Phenylpyruvat transaminiert wird; Ausscheidung von Phenylpyruvat<br />

(=Phenylketon) war namensgebend;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Folgen und Behandlung von Phenylketonurie:<br />

bei Nichtbehandlung sofort nach der Geburt kommt es innerhalb weniger Monate zu schweren<br />

geistigen Schäden;<br />

man schätzt das 1% der Patienten in psychiatrischen Anstalten Phenylketonuriker sind…<br />

Behandlung erfolgt durch Phe-armen Diät unter ständiger Überwachung des Phe-Spiegels in den<br />

ersten 5 bis 10 Lebensjahren (die o.g. negativen Auswirkungen verschwinden nach dieser Zeit);<br />

Phänotyp zeigt sich auch in einer hellen Haar- und Hautfarbe;<br />

Ursache ist, dass ein hoher Phe-Spiegel ein Enzym zur Bildung des schwarzen Hautpigments<br />

Melanin inhibiert;<br />

Hyperphenylalaninämie kann auch andere Ursachen haben:<br />

z.B. Mangel von Enzymen für die Regeneration eines sehr spezifischen Cofaktors, der für die<br />

Umwandlung von Phe in Tyr benötigt wird (Tetrahydrobiopterin);<br />

gleicher Cofaktor wird auch im Gehirn für die Synthese der Neurotransmitter Noradrenalin und<br />

Serotonin benötigt;<br />

Solchen Patienten muß zusätzlich Dihydroxyphenylalanin (DOPA) und Hydroxytrypthophan als<br />

Vorstufen der Neurotransmitter verabreicht werden.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäuren als Vorstufen bei Biosynthesen:<br />

Aminosäuren sind Vorstufen wichtiger Biomoleküle wie Nukleotide, Coenzyme, Häm, Hormone,<br />

Neurotransmitter etc.<br />

1) Häm-Synthese:<br />

Synthese des Häms erfolgt aus Glycin und Acetat;<br />

genetische Defekte der Häm-Synthese führen zur<br />

Anhäufung von Synthesevorstufen und werden<br />

in ihrer Gesamtheit zu einem Phänotyp der als<br />

Porphyrie zusammengefaßt wird bezeichnet;<br />

Symptome: Rotfärbung des Urins; Ablagerung in den<br />

Zähnen (rotbraune Fluoreszenz); lichtempfindliche<br />

Haut die zur Bildung von Geschwüren und entstellenden<br />

Narben neigt; verstärkter Haarwuchs im Gesicht und<br />

Extremitäten


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

2) Synthese physiologisch aktiver Amine:<br />

Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin (5-Hydroxytryptamin), γ-Aminobuttersäure (GABA)<br />

und Histamin sind Hormone und Neurotransmitter, die von Aminosäuren abstammen;<br />

Verbindungen entstehen durch Decarboxylierung der entsprechenden Aminosäuren und werden<br />

in ihrer Gesamtheit als ‘biogene Amine‘ bezeichnet;<br />

Auswahl der physiologischen Funktion einiger biogener Amine:<br />

Adrenalin: Stimulierung des Glycogenabbaus<br />

Dopamin: Neurotransmitter, dessen Fehlen Parkinson (degenerativer Zustand, der zur<br />

Schüttellähmung führt) auslöst<br />

Serotonin: Kontraktion der glatten Muskulatur<br />

GABA:<br />

Hauptneurotransmitter im Gehirn, der an 30% der Synapsen freigesetzt wird<br />

Histamin: Kontrolle der Säuresekretion des Magens; allergische Reaktionen


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Synthese von Histamin und GABA:<br />

Bildung von Histamin und GABA erfolgt in einer einstufigen Synthese durch Decarboxylierung von<br />

Histidin und Glutaminsäure:<br />

Synthese von Serotonin:<br />

erfolgt aus Tryptophan in einer zweistufigen Reaktion, wobei der Decarboxylierung eine<br />

Hydroxylierung von Tryptophan vorausgeht


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Synthese von Serotonin:<br />

Synthese von Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin (sog. Catecholamine):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Synthese der Catecholamine:<br />

ausgehend von Tyrosin in 4 Schritten:<br />

1) Hydroxylierung von Tyrosin zu 3,4-Dihydroxyphenylalanin (=DOPA)<br />

2) Decarboxylierung von DOPA zu Dopamin<br />

3) zweite Hydroxylierung führt zur Bildung von Noradrenalin<br />

4) Methylierung der Aminogruppe von Noradrenalin unter Bildung von Adrenalin<br />

Welches der verschiedenen Catecholamine gebildet wird hängt vom individuellen Enzymstatus<br />

der jeweiligen Zellen ab:<br />

hormonproduzierendes Rückenmark:<br />

hauptsächlich Adrenalin<br />

im Gehirn lassen sich einzelne Bereiche unterscheiden:<br />

Bereiche mit Noradrenalin als Hauptprodukt<br />

Bereiche mit Dopamin als Hauptprodukt (substantia nigra; Ursache von Parkinson ist ein<br />

Dopamin-Mangel durch Degeneration der substantia nigra; teilweise Behandlung durch die<br />

Gabe von DOPA möglich, das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und im Gehirn zu<br />

Dopamin decarboxyliert wird (Dopamin direkt kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

3) Synthese von Glutathion:<br />

Tripeptid bestehend aus Glu, Cys und Gly mit ungewöhnlicher γ-Amidbindung:<br />

Funktion: bedeutsam bei einer Reihe von Entgiftungs-, Transport- und <strong>Stoffwechsel</strong>prozessen<br />

(z.B. Abbau von Peroxiden, Leukotrien-Synthese oder Aminosäuretransport)<br />

Synthese: durch sequentielle Kopplung der Aminosäuren mittels γ-Glutamyl-cystein-Synthetase<br />

und GSH-Synthetase unter ATP-Verbrauch


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Aminosäurebiosynthese:<br />

in Säugetieren vorkommende proteinogene Aminosäuren können entweder nichtessentiell oder<br />

essentiell sein;<br />

nichtessentielle Aminosäuren: durch Säugetiere synthetisierbar<br />

essentielle Aminosäuren:<br />

durch Säugetiere nicht synthetisierbar<br />

Zusatz: für Kinder ist Arginin essentiell,<br />

da die Menge des durch den Harnstoff-<br />

Cyclus bereitgestellten Arginins nicht ausreicht;<br />

Milcheiweiß enthält ein für die menschliche<br />

Ernährung optimales Verhältnis an essentiellen<br />

und nicht essentiellen Aminosäuren;<br />

Bohnen z.B. enthalten viel Lysin aber<br />

wenig Methionin; bei Weizen dagegen ist<br />

es umgekehrt (ausgewogene Ernährung<br />

auf Basis verschiedener Proteinquellen).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

1) Biosynthese nichtessentieller Aminosäuren:<br />

Nichtessentielle Aminosäuren (mit Ausnahme von Tyrosin) werden auf einfachen Wegen ausgehend<br />

von vier Grundbausteinen des <strong>Stoffwechsel</strong>s (Pyruvat, Oxalacetat, α-Ketoglutarat und 3-<br />

Phosphoglycerat) synthetisiert (Tyrosin entsteht durch Hydroxylierung des essentiellen Phenylalanins);<br />

Alanin, Asparagin, Asparaginsäure, , Glutamin und Glutaminsäure stammen von Pyruvat, Oxal-<br />

acetat, α-Ketoglutarat<br />

ab:<br />

Pyruvat, Oxalacetat und α-Ketoglutarat sind die analogen α-Ketocarbonsäuren von Alanin,<br />

Asparaginsäure und Glutaminsäure, deren Synthese in einfachen Transaminierungsreaktionen<br />

erfolgt;<br />

Asparagin und Glutamin werden durch ATP-abhängige Amidierung aus Asparaginsäure und<br />

Glutaminsäure gebildet;<br />

Prolin, Arginin und Ornithin stammen von der Glutaminsäure ab:<br />

Pro, Arg und Orn werden wegen ihrer Bildung aus Glutaminsäure auch als Aminosäuren der<br />

‘Glutamat-Familie‘ bezeichnet;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Biosynthese der Aminosäuren der<br />

‘Glutamat-Familie‘:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Serin, Glycin und Cystein stammen vom Glycolyse-Zwischenprodukt 3-Phosphoglycerat3<br />

ab:<br />

Serin: Synthese aus 3-Phosphoglycerat erfolgt durch 3 Reaktionen:<br />

1) Oxidation der 2-OH-Gruppe von 3-Phosphoglycerat zum<br />

Keton unter Bildung von 3-Phosphohydroxypyruvat durch<br />

3-Phosphoglycerat-Dehydrogenase;<br />

2) Transaminase-katalysierte Transaminierung von 3-Phosphohydroxypyruvat<br />

zu Phosphoserin;<br />

3) Hydrolyse von Phosphoserin zu Serin durch Phosphoserin-Phosphatase<br />

Glycin: Synthese erfolgt aus Serin katalysiert durch Serin-Hydroxymethyltransferase<br />

oder Glycin-Synthase (=2 Bildungswege)<br />

Cystein: Bildung aus Serin und Homocystein (=Abbauprodukt des<br />

Methionins) unter Bildung von Cystathion;<br />

Spaltung des Cystathions durch Cystathion-Lyase liefert<br />

Cystein und α-Ketobutyrat.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

2) Biosynthese essentieller Aminosäuren:<br />

Essentielle Aminosäuren werden durch Pflanzen und Mikroorganismen gebildet;<br />

Biosynthese erfolgt wie bei den nichtessentiellen Aminosäuren aus bekannten metabolischen<br />

Vorstufen, wobei die Synthesewege typischerweise mehr Schritte enthalten;<br />

es wird vermutet, daß die Enzyme zur Synthese essentieller Aminosäuren möglicherweise wegen<br />

ihrer leichten Verfügbarkeit früh in der Evolution der Tierwelt verloren gingen;<br />

Synthesewege lassen sich entsprechend ihrer Vorstufen in 3 Familien einteilen:<br />

1) Aspartat-Familie: Umwandlung von Asparaginsäure liefert Lysin, Methionin und Threonin<br />

2) Pyruvat-Familie: Leucin, Isoleucin und Valin werden aus Pyruvat synthetisiert<br />

3) Familie der aromatischen Aminosäuren: Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan werden aus<br />

Phosphoenolpyruvat (Glycolyse-Metabolit) und Erythrose-4-phosphat unter Bildung der<br />

gemeinsamen Ausgangsverbindung Chorismat synthetisiert:<br />

7 Reaktionen<br />

6 Reaktionen<br />

3 Reaktionen<br />

3 Reaktionen<br />

Tryptophan<br />

Tyrosin<br />

Phenylalanin


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Histidin bildet eine eigene ‘Familie‘:<br />

Synthese verläuft über insgesamt 9 Stufen ausgehend von 5-Phosphoribosyl-α-pyrophosphat und<br />

ATP:<br />

9 Reaktionen<br />

5 C-Atome des Histidins stammen aus 5-Phosphoribosyl-α-pyrophosphat und 1 C-Atom aus ATP;<br />

ungewöhnlicher Histidin-Syntheseweg ausgehend von einem Purin wird als Hinweis auf eine<br />

frühere ‘RNA-Welt‘ mit Ribozymen als Synthesekatalysatoren gesehen;<br />

der Syntheseweg selbst gilt dementsprechend als ‘Fossil‘ des Übergangs von dieser ‘RNA-Welt‘<br />

zur effizienteren ‘Protein-Welt‘.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Stickstoff-Fixierung<br />

Stickstoffquelle für die Aminosäurebiosynthese: atmosphärisches N 2<br />

Problem: N 2<br />

ist ein inertes Gas, äußerst stabil und reaktionsträge<br />

Metabolische Nutzbarkeit setzt Reduktion von N 2<br />

zu NH 3<br />

voraus (=Stickstoff-Fixierung), wozu nur<br />

wenige Bakterienarten in der Lage sind:<br />

Bakterien der Gattung Rhizobium:<br />

sind zur Stickstoff-Fixierung befähigt;<br />

leben in Symbiose mit den Zellen der Wurzelknöllchen<br />

von Leguminosen (z.B. Erbsen, Bohnen,<br />

Klee etc.);<br />

produzieren mehr metabolisch verwertbaren<br />

Stickstoff als sie selbst und die Leguminosen<br />

benötigen;<br />

Überschuß wird in den Boden abgegeben<br />

(Bodenverbesserer).<br />

Wurzelknöllchen<br />

von Vogelfuß-Klee:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

N 2<br />

-Reduktion:<br />

Summenformel der Stickstoff-Fixierung:<br />

N 2<br />

+ 8H + + 8e - + 16ATP<br />

2NH 3<br />

+ H 2<br />

+ 16ADP + 16P i<br />

Enzymsystem zur Stickstoff-Fixierung:<br />

Schlüsselenzym: Nitrogenase<br />

Nitrogenase besteht aus 2 Proteinen, in denen [Fe-S]- und [Fe-Mo-S]-Cluster als Elektronen-<br />

Carrier-System zur Reduktion von N 2<br />

arbeiten;<br />

Elektronen entstammen entweder aus der Photosynthese oder sind oxidativer Herkunft und<br />

werden initial auf Ferredoxin übertragen:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

N 2<br />

-Reduktion erfolgt in 3 getrennten Schritten:<br />

Pro fixiertem N 2<br />

-Molekül werden 6 Elektronen jeweils paarweise in 3 Schritten übertragen:<br />

da pro Elektronenpaar-Übertragung 2 ATP benötigt werden ergibt sich ein Bedarf von 12 ATP pro<br />

fixiertem N 2<br />

-Molekül; tatsächlich werden aber 16 benötigt;<br />

‘Fehlbetrag‘ resultiert aus einer Nebenaktivität der Nitrogenase, wobei neben N 2<br />

auch H 2<br />

O zu H 2<br />

(typischerweise im Verhältnis 1:1) reduziert wird (ist vermutlich ähnlich der Photorespiration die<br />

Folge der Kompliziertheit solcher Fixierungsreaktionen);<br />

mit 16 ATP pro reduziertem N 2<br />

-Molekül ist die Stickstoff-Fixierung ein energetisch sehr aufwendiger<br />

Prozeß, der z.B. bei einer Erbsenpflanze fast 20% des von der Pflanze produzierten ATP‘s<br />

verbraucht.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />

Die Nitrogenase ist ein O 2<br />

-empfindliches Enzym:<br />

Nitrogenase wird duch O 2<br />

rasch inaktiviert;<br />

Problem: Rhizobium ist ein aerobes Bakterium, daher ist ein effizienter Schutz vor O 2<br />

notwendig<br />

Schutz erfolgt durch Leghämoglobin, das symbiontisch synthetisiert wird (Pflanze produziert<br />

den Proteinanteil während das Bakterium das Häm bildet) =Kuriosität der Evolution, da man<br />

derartige Hämoglobine sonst nur aus Tieren kennt;<br />

Leghämoglobin bindet O 2<br />

mit hoher Affinität und hält auf diese Weise den O 2<br />

-Partialdruck in der<br />

Zelle niedrig und schützt so die Nitrogenase vor Inaktivierung;<br />

gleichzeitig übernimmt Leghämoglobin den O 2<br />

-Transport des aeroben Bakteriums.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Proteinbiosynthese<br />

1) Der genetische Code<br />

2) Messenger- und Transfer-RNA<br />

3) Ribosomen<br />

4) Translation (Proteinbiosynthese)<br />

5) Inhibitoren der Proteinbiosynthese<br />

6) Posttranslationale Modifikationen


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Der genetische Code:<br />

‘Klassisches‘ Dogma der Molekularbiologie:<br />

Transkription<br />

Translation<br />

DNA RNA Protein<br />

Information zur Biosynthese des Proteins ist in der DNA codiert, wird in RNA transkripiert und<br />

abschließend in die Proteinsequenz translatiert (Struktur und Aufbau der Polymere s. Biochemie I).<br />

DNA codiert die Proteinsequenz durch ‘Codons‘:<br />

DNA besteht aus 4 Basen (Urazil, Cytosin, Adenin und Guanin)<br />

Protein enthält dagegen 20 Aminosäuren<br />

mehr als nur eine Base zur Codierung erforderlich;<br />

Diplett-Code: 4 2 =16 oder Triplett-Code: 4 3 =64<br />

Triplett-Code enthält 44 überzählige Codons, wodurch viele Aminosäuren durch mehr als nur ein<br />

Codon spezifiziert werden könnten;<br />

ein derartiger Code wird daher in Anlehnung an die Mathematik als ‘degeneriert‘ oder ‘entartet‘<br />

bezeichnet.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Charakteristika des genetischen Codes:<br />

1) eine Aminosäure wird durch ein Codon bestehend aus 3 Basen codiert (Basentriplett)<br />

2) der Code ist hochgradig degeneriert (3 Aminosäuren, Arg, Leu und Ser, werden durch 6 Codons<br />

spezifiziert, die meisten anderen durch 2 bis 4, nur Met und Trp besitzen nur jeweils ein<br />

einziges Codon; Codons die dieselbe Aminosäure codieren werden Synonyme genannt)<br />

3) die Degeneration des genetischen Codes schützt<br />

vor Mutationen (Austausch der letzten Base führt<br />

ist in praktisch allen Fällen phänotypsich still;<br />

Austausch in der ersten Base führt meist zu einer<br />

ähnlichen Aminosäure)<br />

4) neben Codons die für Aminosäuren codieren gibt es<br />

solche die als Start(AUG, GUG)- bzw. als Stop(UAG,<br />

UAA, UGA)-Codons fungieren<br />

5) der genetische Code wird nicht-überlappend und<br />

komma-frei abgelesen<br />

ABCDEFGHI<br />

nicht: ABC, BCD, CDE…..


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Charakteristika des genetischen Codes:<br />

6) nicht die Codons aber die Gene können sich<br />

überlappen (gefunden bei Phagen-DNA mit<br />

ausgeprägter ‘Ökonomie‘)<br />

Gen-Karte eines Bakteriophagen<br />

(Gene sind mit A-J bezeichnet und<br />

werden nach verschiedenen Leserastern<br />

gelesen):<br />

7) der genetische Code ist weit<br />

verbreitet aber nicht universell<br />

(Abweichungen vom genetischen<br />

Code sind von einigen Mitochondrien<br />

bekannt):


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Messenger- und Transfer-RNA:<br />

An der Umschreibung der Strukturgene der DNA in das entsprechende Protein sind 2 Typen von<br />

RNA essentiell:<br />

1) Messenger-RNA (mRNA)<br />

2) Transfer-RNA (tRNA)<br />

mRNA entsteht durch Umschreibung eines Strukturgenes der DNA in einen komplementären<br />

RNA-Strang im Prozeß der Trancription und ist die eigentliche Matrize für die Proteinbiosynthese;<br />

mRNA wird rasch produziert, besitzt nur eine geringe Halbwertszeit von typischerweise<br />

wenigen Minuten und wird durch RNA-Polymerasen im Zellkern (Eukaryonten) oder Cytosol<br />

(Prokaryonten) synthetisiert;<br />

tRNA‘s sind ‘Adapter-Moleküle‘ die mit jeweils einer spezifischen Aminosäuren beladen sind und<br />

die Information der DNA (respektive<br />

mRNA) aus der Sprache der Basensequenz<br />

in die der Aminosäuresequenz<br />

übersetzen:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Primär und Sekundärstruktur der tRNA:<br />

Organismen enthalten viele unterschiedliche tRNA-Spezies (mind. eine für jede der 20 Aminosäuren),<br />

die jedoch in ihren Strukturen ähnlich sind und i.d.R. eine Länge zwischen 60 und 95 (meist<br />

76) Nukleotiden besitzen;<br />

alle bekannten tRNA‘s weisen eine sog. Kleeblatt-Konformation mit<br />

folgenden Eigenschaften auf:<br />

1) eine 5‘-terminale Phosphat-Gruppe;<br />

2) einen 7 bp langen Stamm (das 5‘-terminale Nukleotid<br />

eingeschlossen) = Akzeptor (od. Aminosäure)-Stamm,<br />

da die zu übertragende Aminosäure an der 3‘-terminalen<br />

OH-Gruppe gebunden ist;<br />

3) einen 3 oder 4 bp langen Stamm, der in einer Schleife<br />

endet = D-Arm (enthält häufig die modifizierte Base Dihydrouridin<br />

(=D);<br />

4) einen 5 bp langer Stamm mit Schleife, der das Anticodon<br />

enthält = Anticodon-Arm;<br />

D-Arm<br />

Anticodon-<br />

Arm<br />

T-Arm


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Primär und Sekundärstruktur der tRNA:<br />

5) einen 5 bp langer Stamm mit Schleife = T-Arm;<br />

6) alle tRNA‘s enden in der Sequenz CCA mit einer freien<br />

OH-Gruppe, an die die Aminosäure angeknüpft wird;<br />

7) der Abschnitt größter Variabilität befindet sich auf dem<br />

sog. variablen Arm (besteht aus 3 bis 21 Nukleotiden<br />

und kann einen bis zu 7 bp langen Stamm enthalten);<br />

8) tRNA‘s enthalten einen hohen Anteil (bis zu 20%) an<br />

modifizierten Basen;<br />

Bedeutung dieser Modifizierungen ist weitgehend unbekannt<br />

(vermutet wird, daß modifizierte Basen in Nachbarschaft<br />

zum Anticodon die Genauigkeit der Codon-Anticodon-Erkennung<br />

erhöhen)<br />

variabler<br />

Arm


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Auswahl modifizierter Basen der tRNA:<br />

Bislang sind mehr als 50 modifizierte<br />

Basen bekannt:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Tertiärstruktur der tRNA:<br />

L-förmige Struktur, wobei ein Schenkel vom Akzeptor- und T-Stamm und der andere durch den D-<br />

und Anticodon-Arm gebildet wird;<br />

beide Schenkel falten sich zu einer Doppelhelix;<br />

jeder Schenkel ist ca.<br />

6 nm lang;<br />

Anticodon und Aminosäure-Bindungsstelle<br />

befinden sich an entgegengesetzten<br />

Enden etwa<br />

7,6 nm voneinander entfernt;<br />

geringe Breite von nur<br />

2 bis 2,5 nm.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Aminosäurebeladung der tRNA:<br />

Die Beladung der tRNA‘s unter Bildung sog. ‘Aminoacyl-tRNA‘s‘<br />

erfolgt am 3‘-terminalen Ribose-Rest entweder über die 3‘-OH-<br />

Gruppe oder die 2‘-OH-Gruppe:<br />

Für die exakte Umschreibung der Strukturgene der DNA in die<br />

Aminosäuresequenz des jeweiligen Proteins ist eine exakte Beladung<br />

essentiell (richtig Aminosäure an die richtige tRNA);<br />

Beladung der tRNA erfolgt durch Aminosäure-spezifische Enzyme<br />

(=Aminoacyl-tRNA-Synthetasen) in einem energetisch aufwendigen<br />

2-stufigen Prozeß:<br />

1) Aktivierung der Aminosäure mittels ATP unter Bildung eines<br />

Aminoacyl-AMP-Derivates (gemischtes Anhydrid) und PP i<br />

2) Reaktion des gemischten Anhydrids mit der jeweiligen tRNA<br />

Die Reaktion ist reversibel, wird jedoch durch die rasche enzymatische Hydrolyse des abgespaltenen<br />

Pyrophosphates vollständig zur Produktseite verschoben.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Aminoacyl-tRNA<br />

tRNA-Synthetasen<br />

und tRNA-Erkennung:<br />

für jede der 20 Aminosäuren gibt es mindestens eine Aminoacyl-tRNA-Synthetase;<br />

die Struktur der verschiedenen Aminoacyl-tRNA-Synthetasen ist erstaunlich heterogen, obwohl alle<br />

formal die gleiche Reaktion an ähnlichen Substraten katalysieren;<br />

4 Typen von Aminoacyl-tRNA-Synthetasen bislang bekannt (α, α 2<br />

, α 4<br />

und α 2<br />

ß 2<br />

), wobei die Größe<br />

der Untereinheiten zwischen 334 und 1000 Aminosäure-Resten variiert;<br />

Synthetasen mit Spezifität für eine bestimmte Aminosäure zeigen von Organismus zu Organismus<br />

Sequenzhomologien, Synthetasen mit Spezifität für verschiedene Aminosäuren besitzen dagegen<br />

nur wenig Ähnlichkeit;<br />

Verschiedenartigkeit wird als Hinweis auf eine sehr frühe evolutive Entstehung (noch bevor sich<br />

der ‘moderne‘ Protein-Syntheseapparat entwickelte) diskutiert;<br />

für die Erkennung der richtigen tRNA besitzt das Anticodon i.d.R. nur eine sehr geringe Rolle,<br />

stattdessen erkennen kleinere Synthetasen hauptsächlich die Akzeptor-Region ihrer tRNA<br />

(Wechselwirkung mit nur sehr wenigen Basen),<br />

während größere mit weiten Teilen der inneren Oberfläche (‘inneres L‘) der tRNA wechselwirken;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Aminoacyl-tRNA<br />

tRNA-Synthetasen<br />

und Aminosäure-Erkennung:<br />

Aminoacyl-tRNA-Synthetase erkennen die richtige Aminosäure erstaunlich zuverlässig;<br />

Experimente selbst mit strukturell ähnlichen Aminosäuren (Ile und Val) zeigten eine Genauigkeit<br />

von 1:50.000;<br />

Hohe Genauigkeit ist die Folge zweier Selektionsprozesse:<br />

1) das aktive Zentrum akzeptiert nur die jeweils spezifische Aminosäure, während alle<br />

ähnlichen Aminosäuren die größer sind nicht in die Bindungstasche passen<br />

2) ein Korrekturlese-Mechanismus der Synthetase hydrolysiert alle falschen Aminoacyl-AMP-<br />

Derivate, wobei diese Hydrolyse an einem anderen katalytischen Zentrum erfolgt, in das<br />

nur Aminosäure-Derivate passen die kleiner sind als das richtige<br />

Doppelter Korrekturmechanismus erklärt die hohe Genauigkeit von Aminoacyl-tRNA-Synthetasen;<br />

Nachteil des Systems: Korrektur erfolgt auf Kosten von ATP


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Codon-Anticodon<br />

Anticodon-Erkennung:<br />

entscheidend für die Selektion der Aminosäure-beladenen tRNA entsprechend der mRNA-Matrize;<br />

Erkennung erfolgt durch Basenpaarung in antiparalleler Weise, wobei viele tRNA‘s zwei oder drei<br />

Codons (die für dieselbe Aminosäure codieren) erkennen (=Entartung);<br />

z.B.: Hefe-tRNA Phe mit dem Anticodon GmAA erkennt die beiden Codons UUC und UUU:<br />

z.B.: Hefe-tRNA Ala mit dem Anticodon IGC erkennt die drei Codons GCU, GCC und GCA:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Codon-Anticodon<br />

Anticodon-Erkennung:<br />

Entartung (Mehrfacherkennung von Codons durch Aminoacyl-tRNA‘s) wird vorwiegend durch eine<br />

Variabilität in der dritten Codon-Position hervorgerufen;<br />

Entartung ist die Folge einer ‘Wobble-Paarung‘ (engl. wobble, wackeln) der dritten Basen,<br />

während die beiden ersten klassisch nach Watson-Crick paaren;<br />

Wobble-Paarung erlaubt durch die Bildung von mehreren Nicht-Watson-Crick-Basenpaarungen<br />

eine (begrenzte) Flexibilität in der 3. Position;<br />

weder von Prokaryonten noch Eukaryonten sind tRNA‘s bekannt die ohne ‘Wobble‘ auskommen<br />

(alle tRNA‘s sind demzufolge isoakzeptorisch);<br />

Flexibilität wird durch eine modifizierte Base in der 3. Anticodon-Position begünstigt;<br />

unter Berücksichtigung der Gesetzmäßigkeiten der Wobble-Theorie existieren theoretisch<br />

mindestens 31 tRNA‘s für die 61 Aminosäure-codierenden Tripletts (plus eines für die Initiation der<br />

Translation); die meisten Zellen besitzen jedoch mehr als 32 tRNA-Spezies);<br />

alle isoakzeptorischen tRNA‘s einer Zelle werden von einer einzigen Aminoacyl-tRNA-Synthetase<br />

beladen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Ribosomen:<br />

namensgebend war ihr Aufbau aus 2/3 RNA und 1/3 Protein<br />

(E. coli-Ribosomen);<br />

kleine UE<br />

Ribosomen sind kugelförmige Gebilde mit einem Durchmesser<br />

von 25 nm und einem Molekulargewicht von 2,5 x 10 6 D;<br />

bis zu 20.000 Ribosomen in einer einzigen E. coli-Zelle, wobei<br />

die RNA bzw. die Proteine der Ribosomen bis zu 80% der gesamten<br />

RNA bzw. 10% der gesamten Proteinkonzentration der<br />

E. coli-Zelle ausmachen kann;<br />

große UE<br />

Ribosomen bestehen aus zwei dissoziierbaren Untereinheiten;<br />

einer großen Untereinheit mit einer Sedimentationskonstante<br />

von 50 S und einer kleineren mit einer Sedimentationskonstante<br />

von 30 S (E. coli);<br />

kleine Untereinheit: 16S-rRNA-Molekül und 21 verschiedenen<br />

Proteinen;<br />

große Untereinheit: 5S- und 23S-rRNA und 32 verschiedene<br />

Polypeptide.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

RNA der Ribosomen:<br />

rRNA liegen in stabilen, doppelhelikalen Konformationen vor;<br />

z.B.: 16S-rRNA aus E. coli<br />

(1542 Nukleotide):<br />

‘blütenartige Abfolge von<br />

Stielen und Schleifen‘ bildet<br />

4 Domänen und ist formgebend<br />

für die gesamte<br />

30S-Untereinheit<br />

Ein analoger Aufbau wurde<br />

für die 5S- und 23S-rRNA‘s<br />

der großen Untereinheit bestehend<br />

aus 120 bzw. 2904<br />

Nukleotiden nachgewiesen.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Proteine der Ribosomen:<br />

schwer zu charakterisieren, da in gängigen Puffersystemen praktisch unlöslich;<br />

Bezeichnung erfolgt mit vorgestelltem Präfix<br />

S (small; kleine UE) bzw. L (large; große UE)<br />

gefolgt von einer Zahl, die ihre Position von<br />

oben links nach unten rechts in einem 2D-Gel-<br />

Elektropherogramm angibt,<br />

(entspricht in erster Näherung der Reihenfolge<br />

abnehmender molarer Masse);<br />

Größe der Proteine reicht von nur 46 Aminosäure-Resten<br />

(L34) bis zu 557 Resten (S1);<br />

Proteine zeigen untereinander nur wenig<br />

Sequenzhomologien, sind jedoch allesamt<br />

reich an basischen Aminosäuren (typisch für<br />

Interaktionen mit polyanionischer RNA) und<br />

enthalten wenig aromatische Aminosäuren.<br />

Gel-Elektropherogramm der kleinen Untereinheit des Ribosoms<br />

aus E. coli:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Funktionale Komponenten der Ribosomen:<br />

unter geeigneten Bedingungen und dem Vorliegen aller Komponenten assemblieren sich die<br />

ribosomalen Untereinheiten spontan und sind funktional intakt;<br />

Funktionale Lokalisation:<br />

1) 3‘-Ende der 16S-rRNA und die mit dieser Position assoziierten Proteinen sind an der Bindung<br />

der mRNA beteiligt;<br />

2) die Anticodon-Bindungsstelle befindet sich in der ‘Spalten‘-Region der kleinen Untereinheit;<br />

3) die Peptidyl-Transferase-Funktion (=eigentliche Syntheseaktivität) besetzt das ‘Tal‘ zwischen<br />

den beiden Höckern der großen Untereinheit;<br />

4) die Stelle mit der das Ribosom an Membranen bindet befindet sich auf der großen Untereinheit;<br />

5) die GTPase-Reaktionen (‘Energiebereitstellung‘) am ‘Stiel‘ der großen Untereinheit.<br />

kleine Untereinheit: hauptsächlich an ribosomalen Erkennungsprozessen (mRNA- und tRNA-<br />

Bindung) beteiligt<br />

große Untereinheit: hauptsächlich katalytische Funktion, wie die Verlagerung der Polypeptidkette.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Eukaryontische vs. prokaryontische Ribosomen:<br />

Eukaryontische Ribosomen ähneln in Struktur und Funktion denen der Prokaryonten sind jedoch<br />

im Detail unterschiedlich;<br />

<strong>Übersicht</strong> der Unterschiede:<br />

Molekulargewicht eukaryontischer Ribosomen beträgt zwischen 3,9 bis 4,5 x 10 6 D<br />

(vgl. 2,5 x 10 6 D bei Prokaryonten);<br />

die Sedimentationskonstante beträgt 80 S (70 S bei Prokaryonten);<br />

eukaryontische Ribosomen dissoziieren in zwei Untereinheiten (40S und 60S), deren Aufbau sich<br />

trotz ähnlicher morphologischer Gestalt deutlich von denen der prokaryontischen Untereinheiten<br />

unterscheiden;<br />

kleine 40S-Untereinheit besteht aus 33 Polypeptiden und einer 18S-rRNA während die große 60S-<br />

Untereinheit 49 verschiedene Polypeptide und drei rRNA‘s (5S; 5,8S und 28S) enthält;<br />

Sequenzvergleiche analoger rRNA der Eukaryonten mit denen der Prokaryonten zeigen deutliche<br />

Unterschiede, wobei jedoch die Sekundärstrukturen evolutiv konserviert sind.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Proteinbiosynthese - Allgemeines:<br />

die Polypeptidsynthese verläuft in Richtung vom N- zum C-Terminus;<br />

Ribosomen lesen die mRNA in der 5‘ 3‘-Richtung und damit analog zur Richtung der mRNA-<br />

Synthese;<br />

die eigentliche Proteinbiosynthese erfolgt durch Polyribosomen (=Polysomen), wobei die einzelnen<br />

Ribosomen Perlenschnur-artig hintereinander angeordnet sind (Zwischenräume zwischen den<br />

einzelnen Ribosomen betragen zwischen 5 bis 15 nm (=80 bis 240 Nukleotiden);<br />

Polysomen entstehen, wenn ein aktives Ribosom seine Initiationsstelle im Verlauf der Kettenverlängerung<br />

räumt und ein zweites Ribosom die Proteinsynthese startet.<br />

0,1 µm<br />

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Polysomen aus der Seidendrüsenzelle der Seidenraupe Bombyx mori<br />

(das 3‘-Ende befindet sich an der rechten Seite; die Pfeile markieren Seidenfibroin-Polypeptide)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Proteinbiosynthese - Allgemeines:<br />

Ribosomale Proteinbiosynthese: Kettenstart; Kettenverlängerung; Kettenabbruch<br />

Kettenstart ( (E.<br />

coli):<br />

Voraussetzungen für den Kettenstart: 1) Startcodon AUG auf der mRNA<br />

2) vorgelagerte ‘Shine-Dalgarno-Sequenz‘<br />

3) fMet-tRNA<br />

4) dissozierte kleine und große ribosomale Untereinheit<br />

Startcodon: AUG fungiert als universelles Startcodon und initiiert bei Prokaryonten den Kettenstart<br />

AUG allein reicht dafür aber nicht aus (codiert auch für proteininterne Methionin-<br />

Reste)<br />

Shine-Dalgarno-Sequenz: ist 3 bis 10 Nukleotide dem Startcodon AUG vorgelagert;<br />

=Purin-reicher Abschnitt, der mir der Pyrimidin-reichen Sequenz des 3‘-<br />

Endes der 16S-rRNA paart und die Erkennung von AUG als Startcodon<br />

vermittelt


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenstart ( (E.<br />

coli):<br />

Shine-Dalgarno-Sequenz:<br />

Auswahl von Translations-Startsequenzen, die von E. coli-Ribosomen erkannt werden.<br />

Shine-Dalgarno-Sequenzen (rot) und komplementärer Abschnitt am 3‘-Ende der 16S-rRNA (grün);<br />

Startcodon (blau).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenstart ( (E.<br />

coli):<br />

fMet-tRNA: =N-Formylmethionyl-tRNA<br />

universelle Start-tRNA bei der E. coli-<br />

Proteinbiosynthese codiert durch Startcodon;<br />

alle von E. coli synthetisierten Proteine<br />

beginnen mit einem fMet-Rest;<br />

tRNA‘s von fMet und Met (zum Einbau<br />

interne Met-Reste) sind verschieden,<br />

wodurch fMet nur N-terminal eingebaut<br />

wird (ansonsten Kettenabruch);<br />

fMet wird post-translational i.d.R. deformyliert (Deformylase) und in vielen Fällen wird<br />

auch das N-terminale Methionin abgespalten (geschieht meist noch am nascierenden<br />

Polypeptid).


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenstart ( (E.<br />

coli):<br />

Am Kettenstart sind bei E. coli weiterhin 3 lösliche Proteinfaktoren beteiligt:<br />

Initiationsfaktor Masse [kD] Funktion<br />

IF-1 9 unterstützt die Bindung von IF-3<br />

IF-2 97 bindet Initiator-tRNA und GTP<br />

IF-3 22 entläßt die 30S-Untereinheit vom inaktiven<br />

Ribosom und vermittelt die mRNA-Bindung<br />

Kettenstart erfolgt in 3 Schritten:<br />

1) nach Beendigung einer Proteinsynthese bleiben die 30S- und 50S-UE als inaktive 70S-<br />

Ribosomen assoziiert. IF-3 (unterstützt durch IF-1) bindet an die 30S-UE und initiert die<br />

Dissoziation des Ribosomenkomplexes;<br />

2) Bildung des 30S-Initiationskomplexes durch Bindung von GTP, mRNA und eines<br />

Komplexes aus IF-2 mit fMet-tRNA and die 30S-UE unter Beteiligung von IF-3 (IF-3 vermittelt<br />

die Bindung der 30S-UE an die Shine-Dalgarno-Sequenz);<br />

3) Bildung des 70S-Initiationskomplexes durch Bindung der 50S-UE an den 30S-<br />

Initiationskomplex nach vorheriger Ablösung von IF-1, IF-2 und IF-3 bzw. der Hydrolyse von<br />

GTP zu GDP und P ; i


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenstart erfolgt in 3 Schritten:<br />

Resultat: Bildung eines 70S-Initiationskomplexes aus fMet-tRNA+mRNA+Ribosom, bei dem die P-Bindungsstelle<br />

des Ribosoms mit fMet-tRNA besetzt ist (einzige tRNA mit direktem Zugang zur P-Stelle; alle anderen<br />

nur über den Umweg der A-Stelle), während die A-Bindungsstelle zur Aufnahme der hinzutretenden<br />

Aminoacyl-tRNA bereitsteht.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenstart bei Eukaryonten:<br />

Kettenstart ähnelt dem der Prokaryonten, wobei Unterschiede nur im Detail existieren:<br />

1) deutlich größere Anzahl an Initiationsfaktoren (Bezeichnung: eIF-n; oft mehr als 20);<br />

2) Translation beginnt immer am ersten AUG der mRNA (keine Shine-Dalgarno-Sequenz)<br />

(eIF-4 ist ein Cap-Bindungsprotein und vermittelt die Bindung der kleinen 40S-UE an das 5‘-<br />

Ende (‘Cap‘) der mRNA gefolgt von einem Stromabwärtswandern bis zum ersten AUG-<br />

Startcodon – keine Translation cyclischer mRNA durch Eukaryonten möglich);<br />

3) Translation beginnt zwar mit Methionin, letzteres ist aber nicht formyliert.<br />

Kettenverlängerung:<br />

erfolgt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Aminosäure-Resten pro Sekunde!<br />

Kettenverlängerung ist einem 3-stufigen Prozeß, wobei die jeweils hinzukommende Aminosäure<br />

an den C-Terminus der wachsenden Polypeptidkette angeknüpft wird;<br />

Kettenverlängerung erfordert die Teilnahme mehrerer nicht-ribosomaler Proteine (=Elongationsfaktoren<br />

)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenverlängerung:<br />

Elongationsfaktoren bei E. coli:<br />

Elongationsfaktor Masse [kD] Funktion<br />

EF-Tu 43 bindet Aminoacyl-tRNA und GTP<br />

EF-Ts 74 verdrängt GTP von EF-Tu<br />

EF-G 77 fördert die Translokation durch Bindung von GTP<br />

an das Ribosom<br />

Stufe 1 der Kettenverlängerung: Bindung der Aminoacyl-tRNA<br />

Bildung eines binären Komplexes aus GTP und dem Elongationsfaktor EF-Tu;<br />

Assoziation des gebildeten binären Komplexes mit der eintretenden Aminoacyl-tRNA unter Bildung<br />

eines ternären Komplexes;<br />

Bindung des ternären Komplexes an den ribosomalen 70S-Initiationskomplex;<br />

die Aminoacyl-tRNA wird dabei unter GTP-Hydrolyse als Codon-Anticodon-Komplex in die<br />

ribosomale A-Bindungsstelle gebunden;<br />

Freisetzung von ‘EF-Tu ● GDP+P i ‘ und Regeneration zu ‘EF-Tu ● GTP‘ durch Verdrängung von<br />

‘GDP+P i ‘ via Bindung von EF-Ts (Bildung von ‘EF-Tu ● EF-Ts‘) und Austausch von EF-Ts durch<br />

GTP (EF-Tu ist mit ca. 100.000 Kopien das häufigste Protein in E. coli; entspricht ca. 5% des<br />

gesamten Proteingehaltes und damit der Gesamtmenge an tRNA-Molekülen)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenverlängerung:<br />

Stufe 1 der Kettenverlängerung: Bindung der Aminoacyl-tRNA


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenverlängerung:<br />

Stufe 2 der Kettenverlängerung: Transpeptidierung<br />

Nukleophiler Angriff der N α -<br />

Aminogruppe der AminoacyltRNA<br />

der A-Bindungsstelle<br />

auf das Carbonyl-C-Atom der<br />

Peptidyl-tRNA der P-Bindungsstelle,<br />

wobei das nascierende<br />

Polypeptid von der P- zur<br />

A-Bindungsstelle übertragen<br />

wird.<br />

Peptidyl-Transferase-Aktivität<br />

befindet sich vollständig auf<br />

der großen UE des Ribosoms;<br />

katalytisch aktive Komponente:<br />

23S-rRNA


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenverlängerung:<br />

Stufe 3 der Kettenverlängerung: Translokation<br />

Überführung der nunmehr unbeladenen tRNA aus der P-Bindungsstelle zur Austrittsstelle E und<br />

nachfolgender Freisetzung;<br />

Translokation der Peptidyl-tRNA (zusammen mit der von ihr gebundenen mRNA) aus der A-<br />

Bindungsstelle zur P-Bindungsstelle;<br />

Translokation wird durch EF-G vermittelt, der als binärer Komplex mit GTP an das Ribosom bindet;<br />

Translokation führt zur GTP-Hydrolyse und nachfolgender Freisetzung von EF-G.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenverlängerung:<br />

verläuft bei Eukaryonten grundsätzlich analog; statt EF-Tu und EF-Ts besitzen Eukaryonten nur<br />

einen Elongationsfaktor (eEF-1) der aber die beiden analogen Funktionen vermittelt.<br />

Kettenabbruch:<br />

eingeleitet durch Stopcodons (UAA, UGA und UAG);<br />

Stopcodons besitzen keine korrespondieren tRNA‘s, sondern werden stattdessen von Release-<br />

Faktoren (RF‘s) erkannt (RF-1 erkennt UAA und UAG, RF-2 erkennt UAA und UGA), ein dritter<br />

Releasing-Faktor (RF-3, GTP-abhängig) stimuliert die ribosomale Bindung von RF-1 und RF-2;<br />

RF‘s binden in der A-Bindungsstelle des aktiven Ribosoms (an das Stopcodon) und vermitteln die<br />

Peptidyl-Transferase-katalysierte Übertragung des Peptidyl-Restes von der jeweiligen tRNA auf<br />

Wasser statt auf eine neu eintretende Aminoacyl-tRNA;<br />

Dissoziation des synthetisierte Peptids, der nunmehr freien tRNA, der RF‘s (bei gleichzeitiger<br />

Hydrolyse des gebunden GTP) und der mRNA vom Ribosom unter Zurücklassung eines inaktiven<br />

70S-Ribosoms;<br />

Kettenabbruch bei Eukaryonten verläuft analog, wobei jedoch die Funktionen der RF‘s nur durch<br />

einen einzigen Releasing-Faktor übernommen werden.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kettenabbruch:


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Bedeutung der GTP-Hydrolyse während der ribosomalen Peptidsynthese:<br />

Translation findet, wenn auch extrem langsam und für ein Wachstum unzureichend, in<br />

Abwesenheit von GTP statt (=Freie Enthalpie der Transpeptidierung reicht prinzipiell aus, um den<br />

gesamten Translationsprozeß anzutreiben);<br />

Beschleunigender Effekt der GTP-Hydrolyse beruht auf der Vermittlung allosterischer<br />

Konformationsänderungen der ribosomalen Komponenten;<br />

die Hydrolyse von GTP wird nicht zur Bildung energiereicher Zwischenprodukte (wie es bei vielen<br />

Biosynthesereaktionen der Fall ist) verwendet.<br />

Genauigkeit der Translation:<br />

Fehlerquote bei der Translation liegt typischerweise bei 10 -4 Fehlern pro Codon (=1 falsches<br />

Anticodon auf 10.000 Codons);<br />

aus dem Verlust an Bindungsenergie durch Fehlpaarung einer einzigen Base bei der Codon-<br />

Anticodon-Interaktion (ca. 12 kJ mol -1 ) läßt sich eine höhere Fehlerquote von etwa 10 -2 Fehlern<br />

pro Codon berechnen;<br />

Ursache: zusätzlicher kinetischer Korrekturmechanismus


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kinetischer Korrekturmechanismus der Translation:<br />

Ablauf des ‘kinetischen‘ Korrekturlesens:<br />

1) anfängliche Erkennung basiert<br />

auf ‘normaler‘ Codon-Anticodon-<br />

Erkennung basierend auf der<br />

Bindungsenergie;<br />

Codon-Anticodon-Erkennung führt zur<br />

Hydrolyse des GTP und der Bildung<br />

eines energiereichen Zwischenproduktes<br />

2) energiereiches Zwischenprodukt<br />

kann auf 2 Wegen weiter reagieren:<br />

A) ‘EF-Tu ● GDP‘ dissoziiert mit einer<br />

Geschwindikeitskonstanten k 3<br />

ab und<br />

die Peptidbindung bildet sich;<br />

B) Aminoacyl-tRNA dissoziiert mit einer Geschwindigkeitskonstanten k 4<br />

vor dem ‘EF-Tu ● GDP‘-<br />

Komplex vom Ribosom ab (keine Einbau der falschen Aminosäure ins Polypeptid).<br />

Fazit: fehlerhaft gepaarte tRNA dissoziiert rascher als ‘EF-Tu ● GTP‘ zu ‘EF-Tu ● GDP‘, was zur<br />

Dissoziation fehlerhaft gepaarter Aminoacyl-tRNA‘s führt (Korrektur auf Kosten von GTP)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Inhibitoren der Proteinbiosynthese (Antibiotika):<br />

Antibiotika werden von Bakterien und Pilzen mit dem Ziel der Inhibierung des Wachstums anderer<br />

Organismen synthetisiert;<br />

Antibiotika hemmen eine Vielzahl essentieller biologischer Prozesse, wie DNA-Replikation,<br />

Transcription oder auch die bakterielle Zellwandsynthese, die meisten Antibiotika inhibieren jedoch<br />

die Translation;<br />

Ausgewählte Antibiotika:<br />

1) Streptomycin:<br />

gehört zur Familie der Aminoglycoside, die Prokaryonten-<br />

Ribosomen in vielfältiger Weise inhibieren;<br />

in niedrigen Konzentrationen führt es zu Lesefehlern bei der<br />

Translation (verhindert das Wachstum, aber ist nicht letal);<br />

in hoher Konzentration verhindert es die ordnungsgemäße<br />

Initiation (Kettenstart) und führt zum Zelltod;<br />

Resistente Stämme haben entweder ein verändertes 12S-Protein<br />

Oder eine Basenmutation in der 16S-rRNA.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Ausgewählte Antibiotika:<br />

2) Chloramphenicol:<br />

erstes sog. ‘Breitband‘-Antibiotikum, das die Peptidyl-<br />

Transferase auf der großen Untereinheit des Ribosoms<br />

der Prokaryonten inhibiert;<br />

Inhibierung beruht auf einer Störung der Interaktion<br />

der Aminoacyl-tRNA‘s mit der A-Bindungsstelle;<br />

toxische Nebenwirkungen hervorgerufen durch die Sensitivität der mitochondrialen Ribosomen<br />

(klinische Anwendung daher nur in sehr schweren Fällen).<br />

3) Tetracyclin:<br />

ebenfalls Breitband-Antibiotika, die durch Bindung an<br />

die kleine Untereinheit prokaryotischer Ribosomen und<br />

die Einbindung der Aminoacyl-tRNA inhibieren;<br />

zunehmende Resistenz vieler Bakterienstämme verursacht<br />

ein ernsthaftes klinisches Problem;<br />

Resistenz beruht auf einer verringerten Permeabilität der bakteriellen Zellmembran, weniger auf<br />

Veränderungen der ribosomalen Komponenten selbst.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Ausgewählte Antibiotika:<br />

4) Cycloheximid:<br />

inhibiert die Peptidyl-Transferase auf der großen<br />

Untereinheit der Eukaryonten-Ribosomen.<br />

5) Erythromycin:<br />

blockiert den Translokations-Prozeß der großen<br />

Untereinheit bei Prokaryonten.<br />

6) Fusidinsäure:<br />

inhibiert bei Prokaryonten die<br />

Elongation durch Verhinderung<br />

der EF-G ● GDP-Dissoziation von<br />

der großen Untereinheit.


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Diphtherietoxin:<br />

Diphtherie wird durch Infektion mit Corynebacterium diphtheriae verusacht;<br />

bis zur Einführung von Routine-Impfungen mit Beginn des letzten Jahrhunderts war Diphtherie<br />

eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern;<br />

bakterielle Infektion selbst beschränkt sich auf die oberen Atemwege und verläuft eher harmlos;<br />

tödliche Wirkung wird durch das sog. Diphtherietoxin verursacht;<br />

das Diphtherietoxin wird zwar vom Bakterium sezerniert, ist aber Phagen-codiert<br />

(Corynebacterium diphtheriae trägt den Bakteriophagen Corynephage ß);<br />

Diphtherietoxin inaktiviert spezifisch den eukaryotischen Elongationsfaktor eEF-2 und inhibiert<br />

dadurch die Proteinsynthese von Eukaryonten;<br />

Wirkungsweise:<br />

Diphtherietoxin ist ein monomeres Protein (58 kD), das aus zwei Domänen (A+B) besteht;<br />

B-Domäne bindet an einen Rezeptor auf der Plasmamembran der anfälligen Zelle;<br />

Proteolytische Spaltung des Toxins in die A- und B-Domäne (leicht durch Trypsin oder Trypsinähnliche<br />

Proteasen möglich) und Aufnahme der A-Domäne ins Cytosol durch Endocytose;


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Wirkungsweise:<br />

…B-Domäne vermittelt die Aufnahme der A-Domäne (A-Domäne allein hat keine toxische<br />

Wirkung);<br />

A-Domäne ist katalytisch aktiv und vermittelt im Cytosol die ADP-Ribosylierung von eEF-2 mit<br />

NAD + (führt zur Inaktivierung von eEF-2):<br />

ADP-ribosylierter Aminosäure-Rest des eEF-2 ist ein<br />

modifiziertes Histidin (=Diphthamid):<br />

Wegen der katalytischen Aktivität des<br />

Diphtherietoxins genügt ein einziges<br />

Molekül zur Inaktivierung der gesamten<br />

Menge an eEF-2 einer Zelle und damit zur<br />

vollständigen Blockierung der Proteinbio-<br />

synthese.<br />

Diphthamid kommt nur in eEF-2<br />

vor, wobei jedoch auch Mutanten<br />

ohne Diphthamid lebensfähig sind


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Posttranslationale Modifikationen<br />

Auswahl posttranslationaler Modifikationen:<br />

1) Proteolytische Spaltungen:<br />

häufigste Art der posttranslationalen Modifikation;<br />

findet bei nahezu allen Proteinen statt, wenn auch nur durch exoproteolytische<br />

Entfernung des Initiations-Methionins (kurz nachdem Austritt aus dem Ribosom);<br />

darüber hinaus werden viele Proteine als inaktive Vorstufen (=Proproteine)<br />

synthetisiert, die nachfolgend durch (limitierte) Proteolyse aktiviert werden;<br />

z.B.: Aktivierung von Chymotrypsinogen/Trypsinogen in ihre aktiven Formen<br />

Bildung aktiven Insulins aus Proinslulin durch Entfernung eines internen,<br />

33 Aminosäure langen Restes<br />

Kollagen-Synthese als Prototyp posttranslationaler Modifikationen:<br />

Kollagen: tripel-helicales Faserprotein, das aus den sich wiederholenden<br />

Aminosäuresequenzen (Gly-X-Y) n besteht; X häufig Prolin, Y häufig<br />

4-Hydroxyprolin (Hyp) und n=340<br />

Kollagenfaser


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kollagen-Synthese als Prototyp posttranslationaler Modifikationen:<br />

Kollagen wird als Prokollagen synthetisiert;<br />

Prokollagen besitzt C- wie auch N-terminale Prosequenzen mit etwa 100 Aminosäuren Länge,<br />

deren Sequenzen sich von denen des reifen Kollagens unterscheiden;<br />

Prosequenzen vermitteln die Faltung und Tripelhelix-Bildung;<br />

Abspaltung der Prosequenzen erfolgt durch Amino- und Carboxyprokollagen-Peptidasen (Defekt<br />

führt zum Ehlers-Danlos-Syndrom VII, das mit extrem verwundbarer Haut einhergeht)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

Kollagen ist ein ‘Präproprotein‘:<br />

Transmembranproteine und sekretorische Proteine enthalten i.d.R. ein N-terminales Signalpeptid<br />

(13-36 vorwiegend hydrophobe Aminosäure-Reste);<br />

Signalpeptid vermittelt die Durchschleusung solcher Peptide durch die Membran (meist schon<br />

während ihrer eigenen Synthese am Ribosom);<br />

Proteine mit Signalpeptid werden als Präproteine bezeichnet (falls sie zusätzlich Prosequenzen<br />

enthalten als Präproproteine);<br />

Signalpeptid wird nach Durchtritt durch die Membran von einer Signalpeptidase abgespalten;<br />

Proteolytische Spaltungen des Kollagens:<br />

(1) Deletion des Initiations-Methionins; (2) Entfernung des Signalpeptids<br />

(2) Abspaltung der Prosequenzen<br />

Polypeptide:<br />

Sequenzen von zwei oder mehreren Proteinen, wobei die Einzelproteine durch proteolytische<br />

Spaltung aus dem Polypeptid-Verläufer gebildet werden;<br />

z.B.: viele Hormone; Proteine von Viren (Polio- und AIDS-Virus), Ubiquitin (Eukaryontenprotein)


<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />

2) Kovalente Modifikation:<br />

=Modifikationen an den Aminosäure-Seitenketten wie auch am N- oder C-Terminus;<br />

insgesamt mit mehr als 150 verschiedene Arten solcher Modifizierungen bekannt, die alle<br />

Aminosäuren mit Ausnahme von Ala, Gly, Ile, Leu, Met und Val betreffen;<br />

z.B.: Acetylierungen, Glycosylierungen, Hydroxylierungen, Methylierungen, Nucleotidylierungen,<br />

Phosphorylierungen, ADP-Ribosylierungen sowie zahlreiche Kombinationen daraus<br />

Modifizierungen beeinflussen die Enzymaktivität (Phosphorylierungen, ADP-Ribosylierungen,<br />

Anknüpfung von Coenzymen etc.); die Bindungseigenschaften und Struktur von Proteinen<br />

(Glycosylierungen) oder stabilisieren supramolekulare Aggregate (s. Kollagen);<br />

im Kollagen dient die Hydroxylierung von Prolin u.a. als Anknüpfstelle für Kohlenhydrate und zur<br />

Stabilisierung der Tripelhelix durch H-Brücken;<br />

die Funktion vieler Modifizierungen ist jedoch noch unbekannt…

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