Stoffwechsel: Übersicht
Stoffwechsel: Übersicht
Stoffwechsel: Übersicht
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<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />
Definition:<br />
<strong>Stoffwechsel</strong> oder Metabolismus ist der Gesamtprozeß, durch den lebende Systeme<br />
die zur Ausübung ihrer verschiedenen Funktionen benötigte Freie Enthalpie erlangen und<br />
verwerten.<br />
Dies erfolgt durch eine Kopplung exergonischer Reaktionen der Nährstoffoxidation an die<br />
endergonischen Prozesse die zur Aufrechterhaltung des lebenden Zustandes notwendig sind.<br />
Kopplung erfolgt meist über die zwischengeschaltete Synthese von energiereichen Phosphatverbindungen<br />
wie Adenosintriphosphat (ATP).<br />
Nährstoffe werden nicht nur zur Energiegewinnung sondern auch zur Synthese körpereigener<br />
Biomoleküle verwendet.<br />
Fließgleichgewicht bei dem trotz erheblicher Nahrungsaufnahme (Mensch in 40 Jahren<br />
Tonnen von Nährstoffen und ca. 20.000 L Wasser) das Gewicht (mehr oder weniger)<br />
konstant bleibt – fein ausbalancierter <strong>Stoffwechsel</strong>.
<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />
Einteilung der Organismen nach der Art der Gewinnung von Energie und des Kohlenstoffs in:<br />
Autotrophe Organismen: Gewinnung des Kohlenstoffs durch CO 2<br />
-Fixierung<br />
Heterotrophe Organismen: Gewinnung des Kohlenstoffs aus dem Abbau organischer<br />
Verbindungen<br />
Lithotrophe Organismen: Energiegewinn aus anorganischen Substanzen<br />
Phototrophe Organismen Energiegewinn durch die Sonne und mittels Photosynthese<br />
(Pflanzen und einige Bakterien)<br />
Chemo(Organo)trophe Organismen Energiegewinn aus organischer Verbindungen<br />
Pflanzen sind photolithoautotroph: sie gewinnen ihre Energie durch Photosynthese mit<br />
Hilfe eines anorganischen Elektronendonors (Wasser) und fixieren CO 2<br />
.<br />
Tiere und viele Mikroorganismen sind chemoorganoheterotroph: sie gewinnen Energie<br />
aus der Oxidation reduzierter Kohlenstoffverbindungen, die letztendlich von den<br />
phototrophen (lithothrophen) Organismen stammen und nutzen diese zur Energiegewinnung<br />
und zum Aufbau körpereigener Substanzen.<br />
Zwei Typen: 1. Gärung: organische Verbindungen als Oxidationsmittel (ein Teil des<br />
Substrates wird oxidiert, ein Teil reduziert); niedriger Energiegewinn<br />
2. Atmung: anorganische Stoffe als Oxidationsmittel (Sauerstoff, manchmal<br />
Nitrat oder Sulfat); hoher Energiegewinn
<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />
<strong>Stoffwechsel</strong> besteht aus Abfolgen von enzymatischen Reaktionen, die spezifische Produkte<br />
liefern.<br />
Ihre Reaktanden , Zwischenprodukte und Produkte werden als Metaboliten bezeichnet;<br />
Reaktionswege des <strong>Stoffwechsel</strong>s werden in zwei Kategorien unterteilt: Biosynthese oder<br />
Aufbau körpereigener Biomoleküle (Anabolismus) bzw. Abbau von Nährstoffen oder<br />
körpereigenen Biomolekülen (Katabolismus);<br />
<strong>Stoffwechsel</strong>wege sind irreversibel, da stark exergonisch (Katabolismus und Anabolismus<br />
laufen in unterschiedlichen <strong>Stoffwechsel</strong>wegen getrennt voneinander ab, was zudem eine<br />
unabhängige Regulation ermöglicht);<br />
In Eukaryontenzellen sind die <strong>Stoffwechsel</strong>wege zudem mit spezifischen Zellorten verbunden;<br />
Charakteristisch ist,<br />
daß eine große Anzahl unterschiedlicher Substanzen (Kohlenhydrate, Lipide und Proteine) in<br />
die gleichen Zwischenprodukte überführt und anschließend in einem zentralen<br />
<strong>Stoffwechsel</strong>weg überführt wird;<br />
daß im umgekehrten Prozeß relativ wenige Metaboliten (in der Hauptsache Pyruvat -Salz der<br />
Brenztraubensäure-, Acetyl-CoA und die Zwischenrodukte des Citratcyclus) als Ausgangssubstanzen<br />
für eine große Zahl unterschiedlicher Biosyntheseprodukte dienen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />
Diagramm der wichtigsten <strong>Stoffwechsel</strong>wege<br />
in einer typsichen Zelle. Die Hauptwege des<br />
Glucosestoffwechsels sind schattiert dargestellt.<br />
[Entwuf von D.E. Nicholson. Veröffentlicht von<br />
BDH Ltd., Pool 2, Dorset, England]
<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />
Experimentelle Ansätze zur Untersuchung des <strong>Stoffwechsel</strong>s:<br />
1) Untersuchung der Abfolge der Reaktionen und der Energetik dieser Umwandlungen<br />
2) Untersuchung der Mechanismen der einzelnen Umwandlungen mittels isolierter Enzyme<br />
3) Untersuchung der Kontrollmechanismen die die Umwandlungen kontrollieren<br />
Untersuchungen basieren in der Regel auf:<br />
1) einer Störung des <strong>Stoffwechsel</strong>weges mittels Inhibitoren und Analyse der Auswirkungen<br />
auf das Entstehen und Vergehen entsprechender Metaboliten<br />
2) einer Analyse genetischer Anomalien, bei denen ganz bestimmte <strong>Stoffwechsel</strong>wege<br />
unterbrochen sind (natürliche oder künstlich herbeigeführte Mutationen)<br />
3) einer Zerlegung der Organismen in ihre Bestandteile (Organe, Gewebe, Zellen und<br />
subzelluläre Organellen)<br />
4) einer Isolierung und Reinigung von einzelnen Enzymen wie auch Metaboliten<br />
5) einer Isotopenmarkierung von Metaboliten durch die sich der Weg bestimmter Moleküle<br />
oder Atome durch den <strong>Stoffwechsel</strong> verfolgen läßt
<strong>Stoffwechsel</strong>: <strong>Übersicht</strong><br />
Die wichtigsten (zentralen) <strong>Stoffwechsel</strong>wege:<br />
Glycolyse<br />
Citronensäurecyclus<br />
Oxidative Phosphorylierung<br />
Photosynthese<br />
Fettsäurestoffwechsel<br />
Harnstoffcyclus<br />
Aminosäuresynthese<br />
Proteinbiosynthese
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Glycolyse (griech.: glykos, süß; lysis, Auflösung) oder auch Emden-Meyerhof-Weg, spielt<br />
eine Schlüsselrolle im Energiestoffwechsel und ist der katabolische Abbau von Glucose (einer<br />
C 6<br />
-Einheit) über Fructose-1,6-bisphosphat in Pyruvat (C 3<br />
-Einheit) unter Bildung von 2 Mol ATP<br />
aus 1 Mol Glucose (geringer Energiegewinn von 150,72 kJ (36kcal) pro Glucosemolekül);<br />
Glycolyse hat keinen Sauerstoffbedarf, kann also in anaeroben Geweben oder in anaeroben<br />
Organismen ablaufen (daher auch als anoerobe Gärung bezeichnet);<br />
ältester biochemische Mechanismus zur Gewinnung von Energie in Form von ATP, der die<br />
Entwicklung von lebenden Organismen in einer sauerstofffreien Atmosphäre ermöglichte;<br />
Entdeckung durch die Gebrüder Buchner im Jahre 1897: erste Demonstration alkoholischer<br />
Gärung außerhalb lebender Zellen (damit widerlegten sie die Theorie von Pasteur, wonach<br />
biologische Prozesse nur in lebenden Zellen mit ihrer innewohnenen ‚Lebenskraft‘ möglich ist);<br />
Aufklärung der Reaktionsfolge durch Harden, Young, Emden, Meyerhof, Warburg u.a. bis ca.<br />
1940;<br />
mit wenigen Ausnahmen wird Glucose bei allen bekannten Lebewesen auf identischem Weg<br />
verarbeitet.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Die G. bis zur Stufe des Pyruvats wird durch 10 cytosolische Enzyme katalysiert:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 1: Phosphorylierung von Glucose durch Hexokinase<br />
Hexokinase katalysiert den nukleophilen<br />
Angriff der C(6)-OH-Gruppe der Glucose<br />
am γ-Phosphat des ATP‘s; Wasserausschluß<br />
wird durch Konformationsänderung der<br />
Hexokinase nach Glucose-Bindung erreicht<br />
(Spaltung von ATP durch Wasser wäre stärker<br />
exergonisch)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 2: Umwandlung von Glucose-6-Phosphat in Fructose-6-Phosphat durch<br />
Glucosephosphat-Isomerase (Phosphogluco-Isomerase, PGI)<br />
Schritt 2) Basen-katalysierte<br />
Abspaltung des sauren H +<br />
von C(2)<br />
(His-Rest von PGI)<br />
Schritt 1) Säure-katalysiert<br />
(Lys-ε-Aminogruppe von PGI)<br />
Schritt 3) Übertragung des<br />
H + auf das C(1) Atom<br />
Schritt 4) Ringschluß<br />
unter Bildung des Produkts
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 2: PGI ist abolut stereospezifisch; Basenkatalysierte chemische<br />
Isomerisierung von Glucose liefert dagegen wegen der Racemisierung am<br />
C(2) 2 Produkte:<br />
C(2) des Endiolat-Zwischenprodukts ist<br />
nicht chiral, wodurch bei reiner Basenkatalyse<br />
auch Mannose als Produkt gebildet<br />
wird (entsteht bei der PGI-katalysierten<br />
Reaktion nicht!)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 3: Phosphorylierung von Fructose-6-Phosphat zu Fructose-1,6-bisphosphat<br />
durch die Phosphofructokinase (PFK):<br />
PFK katalysiert in Analogie zur Hexokinase-<br />
Reaktion den nukleophilen Angriff der C(1)-<br />
OH-Gruppe des Fructose-6-Phosphates auf<br />
das γ-Phosphoratom des ATP‘s;<br />
PFK spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation<br />
der Glycolyse, da es eines der geschwindigkeitsbestimmenden<br />
Schritte katalysiert;<br />
Die regulatorischen Eigenschaften der PFK sind<br />
außerordentlich komplex und erfolgen durch eine<br />
Reihe von Metaboliten.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 4: Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat durch Fructose-diphosphat-<br />
Aldolase zu den beiden Triosen Glyceraldehyd-3-phosphat und<br />
Dihydroxyaceton-phosphat:<br />
Aldolase-Reaktion führt zur Bildung von 2 Triosen<br />
und damit 2 Produkten gleicher Kettenlänge;<br />
Aldolspaltung zwischen C(3) und C(4) setzt voraus,<br />
daß ein Carbonyl-Sauerstoff an C(2) und eine OH-<br />
Gruppe an C(4) vorhanden ist<br />
(erklärt warum zuvor Glucose in Fructose umgewandelt<br />
wurde – analoge Spaltung von Glucose hätte 2<br />
Produkte unterschiedlicher Kettenlänge ergeben die<br />
nicht ineinander umwandelbar und damit nicht auf<br />
demselben Weg abbaubar gewesen wären…).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 4:<br />
Mechanismus der Aldolase-katalysierten<br />
Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat<br />
zu Glyceraldehyd-3-phosphat und<br />
Dihydroxyaceton-phosphat:<br />
Aldolasen bei Pilzen, Algen und einigen<br />
Bakterien (‘Klasse-II-Aldolasen‘) bilden<br />
keine Schiff-Base mit dem Substrat;<br />
stabilisieren das Enolat-Intermediat<br />
stattdessen mit einem 2wertigen Kation,<br />
meist Zn 2+<br />
Protonierung des Enamins<br />
zum Iminium-Kation<br />
mit Lys-ε-NH 2 -Gruppe
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 4: Die Aldolase-katalysierten Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat zu<br />
Glyceraldehyd-3-phosphat und Dihydroxyaceton-phosphat erfolgt absolut<br />
stereospezifisch:<br />
Nichtenzymatische Aldolkondensation beider Triosen liefert 4 Produkte in<br />
Abhängigkeit ob der pro-R- oder der pro-S-Wasserstoff am C(3) des<br />
Dihydroxyaceton-phosphates abgespalten wird und ob das dabei gebildete<br />
Carbanion Glyceraldehyd-3-phosphat auf der re- oder auf der si-Seite<br />
angreift:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 5: Umwandlung von Dihydroxyaceton-phosphat zu Glyceraldehyd-3-phosphat<br />
durch die Triosephosphat-Isomerase (TIM):<br />
Dihydroxyaceton-phosphat und Glyceraldehyd-3-<br />
Phosphat sind Ketose-Aldose-Isomere und als<br />
solche über eine Endiolat-Zwischenprodukt ineinander<br />
überführbar;<br />
TIM katalysiert die Isomerisierung mit einer<br />
Geschwindigkeit die der der Diffussion der<br />
Substrate entspricht – perfektes Enzym<br />
Gleichgewicht weit auf der Seite von<br />
Dihydroxyaceton-phosphat (etwa 1 : 100),<br />
dennoch wird wegen der schnellen Gleichgewichtseinstellung<br />
genug Glyceraldehyd-<br />
3-phosphat für die weiteren Schritte der<br />
Glycolyse bereitgestellt
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 6: Oxidation und Phosphorylierung von Glyceraldehyd-3-phosphat mittels<br />
NAD + und anorganischen Phosphat P i durch Glyceraldehyd-3-phosphat-<br />
Dehydrogenase (GAPDH):<br />
Beispiel für einen ‘chemischen Kunstgriff‘: exergonische Aldehydoxydation<br />
treibt die eigentlich endergone Acylphosphat-Bildung zum 1,3-Diphosphoglycerat:<br />
NAD + : Nikotinamidadenindinukleotid (s. Biochemie I)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 6: Mechanismus der Glyceraldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase-Reaktion:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 7: Übertragung des 1-Phosphatrestes von 1,3-Bisphosphoglycerat auf ADP<br />
unter Bildung von 3-Phosphoglycerat und ATP katalysiert durch<br />
Phosphoglycerat-Kinase (PGK) (erstmalige Bildung von ATP):<br />
Mechanismus:<br />
Struktur der Hefe-PGK:<br />
Mechanismus und Struktur der PGK entsprechen der Hexokinase
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 8: Umwandlung von 3-Phosphoglycerat in 2-Phosphoglycerat durch<br />
Phosphoglycerat-Mutase (PGM):<br />
PGM katalysiert die intermolekulare Übertragung einer funktionellen Gruppe<br />
(Phosphat-Restes) von einer Postion zu einer anderen;<br />
PGM-Reaktion bereitet die nachfolgende Reaktion vor, bei der eine energiereiche<br />
Phosphorylverbindung erzeugt wird, die dann zur ATP-Synthese verwendet wird.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 8:<br />
Mechanismus der Umwandlung<br />
von 3-Phosphoglycerat in 2-<br />
Phosphoglycerat durch PGM:<br />
Phosporylgruppe wird nicht<br />
direkt übertragen; keine<br />
einfache Übertragungsreaktion!<br />
Die ursprüngliche Phosphoryl-<br />
Gruppe des Substrates landet<br />
am C(2) des nächsten<br />
Substrates….
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 9: Dehydratisierung von 2-Phosphoglycerat zu Phosphoenolpyruvat durch<br />
Enolase:<br />
Enolase benötigt 2wertige Kationen als Cofaktoren;<br />
Enzym ist durch Fluorid-Ionen inhibierbar, die einen<br />
Komplex mit Mg 2+ und Phosphat bilden, der ein<br />
Analoga des Übergangszustand darstellt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 9: Mechanismus der Dehydratisierung durch Enolase:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Reaktionsschritt 10: Übertragung der Phosphorylgruppe von Phosphoenolpyruvat auf ADP<br />
durch Pyruvatkinase (PK):<br />
Schritt 1: Ein ß-Phosphorylsauerstoff des ADP greift das Phosphoenolpyruvat-<br />
Phosporatom nukleophil an, wobei unter Verdrängung von Enolpyruvat ATP gebildet wird<br />
Schritt2: Enolpyruvat geht in Pyruvat über<br />
Schritt 2 (Keto-Enol-Tautomerisierung) ist die Ursache für das hohe Phosphatgruppen-<br />
Übertragungspotential von Phosphoenolpyruvat, wodurch die Bildung von ATP ermöglicht<br />
wird (Phosphatester-Bindung allein reicht zur Phosphorylierung von ADP nicht aus).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Bilanz der Glycolyse:<br />
Reaktion<br />
ATP/Glucose<br />
Glucose Glucose-6-phosphat -1<br />
Fructose-6-phosphat Fructose-1,6-bisphosphat -1<br />
2x 1,3-bisphosphoglycerat 2X 3-Phosphoglycerat +2<br />
2x Phosphoenolpyruvat 2x Pyruvat +2<br />
Netto: +2<br />
Gesamtgleichung der Glycolyse:<br />
Glucose + 2 ADP + 2 P i + 2 NAD +<br />
2 Pyruvat + 2 ATP + 2 NADH + 2 H + + H 2<br />
O
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Konzentration der Metaboliten<br />
der Glycolyse:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Regulation der Glycolyse (allgemeines Prinzip der Regulation von <strong>Stoffwechsel</strong>wegen):<br />
Enzym-begrenzte<br />
Reaktion (z.B.: Hexokinase)<br />
Substrat-begrenzte<br />
Reaktion (z.B.: Aldolase)<br />
A<br />
B B<br />
B B B<br />
B B<br />
C<br />
D<br />
E E E<br />
E E E E E<br />
E E E<br />
F<br />
G<br />
H H<br />
H H H H H<br />
H H<br />
I
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Allgemeines Prinzip der Regulation von <strong>Stoffwechsel</strong>wegen:<br />
Der Fluß durch einen <strong>Stoffwechsel</strong>weg wird entsprechend den Bedürfnissen des Organismus<br />
reguliert.<br />
In jedem <strong>Stoffwechsel</strong>weg gibt es Reaktionen, die nahe am Gleichgewicht ablaufen. Die<br />
verantwortliche enzymatische Aktivität ist also in ausreichenden Mengen vorhanden und daher<br />
nicht regulierbar.<br />
Andere Reaktionen sind weit vom Gleichgewicht entfernt. Das Substrat wird daher akkumuliert,<br />
das Enzym ist limitierend. Diese Reaktionen sind geschwindigkeitsbestimmend und daher<br />
reguliert.<br />
Die geschwindigkeitsbestimmenden Reaktionen sind häufig irreversibel und legen ein Susbtrat<br />
auf einen bestimmten <strong>Stoffwechsel</strong>weg fest.<br />
Wenn ein <strong>Stoffwechsel</strong>weg mehrere Endprodukte liefert, kann der Eintritt in diesen Weg<br />
gemäß dem Bedarf der verschiedenen Endprodukte durch verschiedene Bindungen reguliert<br />
werden. Dazu können gewebsspezifische Isoenzyme benutzt werden.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Regulierte Enzyme der Glycolyse:<br />
Glucogen-Synthese<br />
Glucose<br />
Hexokinase (reguliert)<br />
Glucose-6-Phosphat Pentosephosphatweg<br />
Alle 3 regulierten Enzyme sind<br />
Kinasen;<br />
erlauben über den Reaktionspartner/<br />
Produkt ATP Kopplung an Energiehaushalt<br />
der Zelle<br />
Fructose-6-Phosphat<br />
Phosphofructokinase (erster irreversibler für<br />
die Glycolyse spezifischer<br />
Fructose-1,6-Bisphosphat<br />
Schritt – hochreguliert!)<br />
Phosphoenolpyruvat<br />
Pyruvat<br />
Pyruvatkinase (reguliert)<br />
Biosynthese<br />
ATP-Gewinnung
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Möglichkeiten der Enzymregulation:<br />
1. Allosterische Kontrolle:<br />
sehr schnell<br />
2. Regulation durch kovalente Modifikation (Phosphorylierung oder<br />
Dephosphorylierung):<br />
schnell<br />
3. Genetische Kontrolle durch Regulation der Enzymsynthese über<br />
Transkriptions- oder Translationskontrolle:<br />
langsam
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Regulation der Phosphofructokinase (PFK): fein reguliert durch allosterische Effektoren;<br />
Wichtigstes Kontrollenzym der Glycolyse; arbeitet weit vom Gleichgewicht entfernt<br />
PFK ist ein tetrameres Enzym das in<br />
2 Konformationen vorkommt (T und R)<br />
(Abb.: PFK von B. stearothermophilus)<br />
ATP hemmt PFK allosterisch durch Bindung an den<br />
T-Zustand (wirkt demnach nicht nur als Substrat)<br />
Hemmung der PFK auch durch Citrat (signalisiert<br />
Anhäufung von Produkten der Glycolyse)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Regulation der Phosphofructokinase (PFK): potente Aktivatoren der PFK sind AMP, ADP und<br />
Fructose-2,6-bisphosphat; letzteres ist ein sehr<br />
potenter Aktivator:<br />
Fructose-2,6-bisphosphat ist kein<br />
Metabolit der Glycolyse; Effekt<br />
koppelt den Katabolismus und<br />
Anabolismus von Kohlenhydraten<br />
und verhindert das beide gleichzeitig<br />
ablaufen<br />
Aktivierung von PFK durch Fructose-<br />
2,6-bisphosphat erfolgt über eine<br />
kovalente Modifizierung (Phosphorylierung/Dephosphorylierung<br />
der PFK)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Regulation der Hexokinase:<br />
Hemmung der PFK:<br />
- führt zur Akkumulation von Fructose-6-phosphat;<br />
- Fructose-6-phosphat steht im Gleichgewicht mit Glucose-6-phosphat;<br />
- Glucose-6-phosphat hemmt Hexokinase allosterisch<br />
Glucokinase in der Leber:<br />
- produziert ebenfalls Glucose-6-phosphat wie Hexokinase<br />
- wird durch Glucose-6-phosphat allerdings nicht gehemmt (höherer K M<br />
für Glucose)<br />
- Beipsiel für gewebsspezifische Isoenzyme mit unterschiedlicher Regulation<br />
- Glucokinase dient nicht dem Abbau von Glucose sondern der Glycogensynthese
<strong>Stoffwechsel</strong>: Die Glycolyse<br />
Regulation der Pyruvatkinase:<br />
Pyruvat wird durch ATP und Alanin (entsteht aus Pyruvat durch Transaminierung) allosterisch<br />
gehemmt;<br />
Das Enzym wird durch Fructose-1,6-bisphosphat allosterisch aktiviert;<br />
Das Isoenzym der Leber, aber nicht das im Muskel, wird durch Phosphorylierung gehemmt.<br />
Die Regulation in der Leber stellt sicher, daß bei hohem Glucosebedarf zunächst Gehirn und<br />
Muskeln versorgt werden.<br />
Regulation des Leberenzyms durch Phosphorylierung/Dephosphorylierung<br />
Dephosphorylierung:<br />
Phosphorylated<br />
Pyruvate kinase<br />
(less active)<br />
Dephosphorylated<br />
Pyruvate kinase<br />
(more active)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Der Glycolyse folgende <strong>Stoffwechsel</strong>wege:<br />
Unter anaeroben Bedingung wird das in der Glycolyse (anaerob) gebildete Pyruvat durch Gärung<br />
weiter abgebaut (niedriger Energiegewinn);<br />
Unter aeroben Bedingungen wird das in der Glycolyse gebildete Pyruvat im Citronensäure-Cyclus<br />
oxidativ abgebaut (hoher Energiegewinn)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Energieschema gilt nicht nur für Glucose sondern auch alle anderen en Nährstoffe:<br />
‘Verdauung‘<br />
kein Energiegewinn<br />
‘Glycolyse, Fettsäureu.<br />
Aminosäureabbau‘<br />
kaum Energiegewinn<br />
‘Citronensäure-Cyclus‘<br />
hoher Energiegewinn<br />
- nur aerob -
<strong>Stoffwechsel</strong>: Pyruvat-Verwertung durch Gärung<br />
1. Alkoholische Gärung:<br />
die anaerobe Bildung von Ethanol und Kohlendioxid aus Glucose. Je Glucosemolekül<br />
werden zwei Moleküle ATP gebildet. Die a. G. wird von Hefen und anderen<br />
Mikroorganismen durchgeführt, kann aber auch in den Geweben höherer Pflanzen, z.B.<br />
Karotten und Maiswurzeln, vorkommen (Tiere besitzen keine Pyruvat-Decarboxylase und<br />
können deshalb keine a. G. durchführen).<br />
Pyruvat wird durch Pyruvat-Decarboxylase zu Acetaldehyd decarboxyliert, der dann<br />
durch Alkohol-Dehydrogase zu Ethanol reduziert wird:<br />
Bilanz: C 6<br />
H 12<br />
O 6<br />
+ 2P i<br />
+ 2ADP 2CH 3<br />
CH 2<br />
OH + 2CO 2<br />
+2ATP (Energiegewinn entspricht 2 ATP)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Pyruvat-Verwertung durch Gärung<br />
2. Milchsäuregärung:<br />
Bildung von Milchsäure unter anaeroben Bedingungen. Neben der Milchsäurebildung in<br />
derMuskulatursindmanchePilze, Grünalgen, höhere Pflanzen und vor allem<br />
Milchsäurebakterien (Lactobacteriaceae) zur M. befähigt:<br />
COO -<br />
C O<br />
CH 3<br />
Pyruvat<br />
Lactatdehydrogenase<br />
NADH + H + COO -<br />
HC OH<br />
CH 3<br />
Lactat<br />
Im Muskel: ‘Verlegenheitsreaktion’ unter anaeroben Bedingungen zur NAD + -Rückgewinnung;<br />
verantwortlich für Muskelkater
<strong>Stoffwechsel</strong>: Pyruvat-Verwertung durch Gärung<br />
Industriell erzeugte Gärungsprodukte, ihre Produzenten und Verwendung:<br />
Produkt Organismus Verwendung<br />
Ethanol Saccharomyces cerevisiae Genuß- und Lösungsmittel,<br />
industrielle Zwecke, Essigsäureherstellung<br />
Glycerin Saccharomyces cerevisiae Sprengmittelherstellung<br />
Milchsäure Lactobacillus delbrueckii, L. bulgaricus Nahrungsmittel- und pharmazeutische<br />
Industrie<br />
Aceton und Butanol Clostridium acetobutylicum, C. butylium Lösungsmittel<br />
2,3-Butandiol Bacillus polymyxa, B. subtilis, nach Überführung in Butadien zur Herstellung<br />
Aerobacter aerogenes<br />
von Kautschuk, Antifrostmittel<br />
Methan methanogene Bakterien Energiewirtschaft
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
8 Enzyme beteiligt mit vorgelagerter<br />
Umwandlung von Pyruvat in Acetyl-CoA<br />
durch Pyruvat-Dehydrogenase
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 1:<br />
Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat<br />
zu Citrat durch Citrat-Synthase
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 2:<br />
Überführung von Citrat (schwer oxidierbarer<br />
tertiärer Alkohol) über cis-Aconitat<br />
zu Isocitrat (leichter oxidierbarer sek.<br />
Alkohol) durch Aconitase (OH-Gruppen<br />
Übertragung)
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 3:<br />
Oxidation von Isocitrat (unter Bildung<br />
von NADH aus NAD + ) über Oxalsuccinat<br />
zu α-Ketoglutarat (unter Abspaltung<br />
von CO 2<br />
) durch Isocitrat-Dehydrogenase
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 4:<br />
Oxidative Decarboxylierung von α-Ketoglutarat<br />
zu Succinyl-CoA durch α-Ketoglutarat-Dehydrogenase<br />
unter Bildung<br />
von NADH aus NAD + und CO 2
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 5:<br />
Überführung von Succinyl-CoA zu<br />
Succinat durch Succinyl-CoA-Synthetase<br />
unter Speicherung der Freien<br />
Enthalpie der Thioesterbindung durch<br />
parallele Synthese des ‘energiereichen’<br />
GTP aus GDP und P i
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 6:<br />
Oxidation der zentralen Einfachbindung<br />
des Succinats zu einer trans-Doppel-<br />
Bindung unter Bildung von Fumarat<br />
durch Succinat-Dehydrogenase unter<br />
paralleler Reduktion von FAD zu FADH 2<br />
Reaktion 6 bis 8 des Citronensäure-<br />
Cyclus dienen der Oxidation von<br />
Succinat zu Oxalacetat zur Vorbereitung<br />
der nächsten Runde des Cyclus
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 7:<br />
Hydration der Doppelbindung von<br />
Fumarat zu Malat durch Fumarase
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Der Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 8:<br />
Oxidation der sekundären OH-Gruppe<br />
des Malats zum entsprechenden Keton<br />
des Oxalacetats durch Malat-Dehydrogenase<br />
unter Bildung eines dritten<br />
NADH aus NAD +
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Allgemeine Betrachtung:<br />
Citronensäure-Cyclus besteht aus einer Reihe von Reaktionen, durch die die<br />
Acetylgruppe eines Acetyl-CoA-Moleküls zu zwei Molekülen CO 2<br />
oxidiert wird, wobei<br />
die freigesetzte Freie Enthalpie konserviert und zur ATP-Erzeugung genutzt wird;<br />
dient damit der Energiegewinnung aus Pyruvat (zuvor umgewandelt in Acetyl-CoA)<br />
als Metabolit der Kohlenhydrat-, Fettsäure- und Aminosäureoxidation;<br />
stellt gleichzeitig zahlreiche Vorstufen für die Biosynthese bereit;<br />
= amphibolisch (sowohl katabolisch<br />
als auch anabolisch)<br />
wirkt infolge der Regeneration des Oxalacetats katalytisch: eine unendliche Anzahl<br />
von Acetylgruppen (Pyruvateinheiten) kann mit Hilfe eines einzigen Oxalacetat-<br />
Moleküls oxidiert werden.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Geschichtliches I:<br />
1937 Hans Krebs postuliert den Citronensäure-Cyclus (gilt als eines der wichtigsten Beiträge<br />
innerhalb der <strong>Stoffwechsel</strong>chemie)<br />
Krebs’ Postulat basiert auf Ergebnissen aus den 30er Jahren:<br />
Befund das Metaboliten des Cyclus wie Lactat, Acetat, Malat, α-Ketoglutarat etc.<br />
rasch durch Atmung oxidiert werden;<br />
Befund das Malonat, das als starker Inhibitor der Oxidation von Succinat zu Fumarat<br />
bekannt war, auch die Atmung hemmt, woraus geschlossen wurde, daß Succinat im<br />
oxidativen <strong>Stoffwechsel</strong> eine zentrale Rolle spielt;<br />
1935 Befund von Albert Szent-Györgyi, daß katalytische Mengen von Succinat,<br />
Fumarat, Malat oder Oxalacetat die Atmung und Oxidation von Pyruvat drastisch<br />
beschleunigen (Zusatz dieser Substanzen stimuliert die O 2 -Aufnahme und CO 2 -<br />
Abgabe weit stärker als für die bloße Oxidation der Metaboliten nötig wäre);<br />
Szent-Györgyi fand zudem, daß o.g. Verbindungen nach folgender Reaktionsfolge<br />
umgewandelt werden: Succinat Fumarat Malat Oxalacetat;<br />
Befund von Martins und Knoop, daß Citrat über cis-Aconitat zu Isocitrat umgewandelt<br />
wird;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Geschichtliches II:<br />
Befund das α-Ketoglutarat oxidativ zu Succinat und CO 2<br />
decarboxyliert wird,<br />
wodurch auf folgende Reaktionsfolge geschlossen wurde:<br />
Citrat cis-Aconitat Isocitrat α-Ketoglutarat Succinat Fumarat<br />
Malat Oxalacetat<br />
Beweis des Cyclus durch Demonstration, daß Oxalacetat in Citrat überführt werden kann:<br />
1936 zeigte Martins und Knoop, daß Citrat aus Oxalacetat und Pyruvat zunächst<br />
nichtenzymatisch unter alkalischen Bedingungen und Einwirkung von Wasserstoffperoxid<br />
entstehen kann;<br />
Endgültiger Beweis das Citrat aus Oxalacetat und Pyruvat enzymatisch gebildet werden kann<br />
und es sich tatsächlich um einen Cylcus handelt erst durch die Entdeckung von Coenzym A<br />
(Kaplan und Lipmann 1945) bzw. von Acetyl-CoA durch Ochoa und Lynen (1951).<br />
Hans Krebs fand bereits 1932 den Harnstoff-Cyclus (Bildung von Harnstoff aus NH 3 und CO 2 )
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Umwandlung von Pyruvat in Acetyl-CoA durch Pyruvat-Dehydrogenase<br />
Reaktion:<br />
energiereiche<br />
Bindung<br />
Coenzym A (CoASH oder CoA) besteht aus einer<br />
ß-Mercaptoethylamin-Gruppe; dem amidisch<br />
gebunden Vitamin Pantothensäure, einem über<br />
eine Pyrophosphatbrücke gebunden Adenosin-3’-<br />
phosphat;<br />
Die Acetylgruppe ist als Thioester an den Schwefel<br />
der ß-Mercaptoethylamin-Gruppe gebunden;<br />
CoA fungiert als Trägermolekül (Carrier) für Acetylund<br />
andere Acylgruppen (A in CoA steht für Acetylierung);<br />
Acetyl-CoA ist eine energiereiche Verbindung ( G°’ für<br />
die Hydrolyse der Esterbindung = -31,5 kJ mol -1 ;<br />
Reaktion ist etwas exergonischer als ATP-Hydrolyse )
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Allgemeiner Aufbau der Pyruvat-Dehydrogenase aus Säugetieren:<br />
Pyruvat-Dehydrogenase ist ein Multienzymkomplex mit 3 katalytischen Aktivitäten:<br />
1. Pyruvat-Dehydrogenase (E 1<br />
)<br />
2. Dihydrolipoyl-Transacetylase (E 2<br />
)<br />
3. Dihydrolipoyl-Dehydrogenase (E 3<br />
)<br />
Das Rinderenzym ist ein 8400 kD-Komplex bestehend aus:<br />
30 E 1<br />
-α 2<br />
β 2<br />
Tetrameren<br />
6 E 2<br />
-Dimeren<br />
60 E 3<br />
-Monomeren<br />
Vorteil von Multienzymkomplexen:<br />
- Substrate/Intermediate bleiben am Enzym gebunden: Geschwindigkeitsgewinn;<br />
- Vermeidung von Nebenreaktionen insbesondere bei reaktiven Intermediaten;<br />
- Multienzymkomplexe erlauben eine koordinierte Kontrolle aller durch den Komplex<br />
katalysierter Reaktionen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Mechanismus der Umwandlung von Pyruvat in Acetyl-CoA durch<br />
Pyruvat-Dehydrogenase<br />
Die Acetyl-CoA-Bildung umfaßt 5 Reaktionen:<br />
2. Übertragung des<br />
Acetylrestes auf<br />
Lipoamid (E 1<br />
)<br />
5. Reoxidation des FADH 2<br />
durch NAD + (E 3<br />
)<br />
4. Reoxidation des Dihydrolipoamids (E 3<br />
)<br />
1. Decarboxylierung<br />
von Pyruvat (E 1<br />
)<br />
3. Übertragung des Acetylrestes<br />
von Lipoamid auf CoA (E 2<br />
)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Coenzyme und prosthetische Gruppen der Pyruvat-Dehydrogenase:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Struktur von Thiaminpyrophosphat (TPP) und Liponsäure:<br />
Struktur von Thiaminpyrophosphat (TPP):<br />
Thiazoliumring bildet die katalytisch<br />
aktive funktionelle Gruppe zur Addition<br />
an Carbonylfunktionen<br />
reduziertes Dithiol<br />
Struktur von Lipoamid und Dihydrolipoamid kovalent<br />
über eine Amidbindung an die ε-NH 2<br />
-Funktion eines<br />
Lysinrestes gebunden)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Liponsäure fungiert als ‘Lipoylarm’ und befördert die Zwischenprodukte<br />
von einer Untereinheit des Pyruvat-Dehydrogenase-<br />
Multienzymkomplexes zur nächsten:<br />
‘Lipoylarm’<br />
Lysinseitenkette<br />
des Enzyms<br />
Lipoyllysyl-Arm ist an E 2<br />
gebunden und fungiert wie<br />
eine Liane, an der das Disulfid mit seinem reduzierten<br />
acetylierten Reaktionsprodukt von E 1<br />
nach E 3<br />
schwingt;<br />
E 2<br />
-Untereinheit bei Säugetieren hat 60 solcher Lipoyl-<br />
Arme;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Rascher Austausch der Acetylgruppen aber auch Disulfidbrücken der<br />
Lipoyl-Arme untereinander:<br />
System mit hoher Dynamik und Flexibilität;<br />
Lipoyl-Arme schwingen auch gegeneinander;<br />
Jede E 1<br />
-Untereinheit kann daher zahlreiche E 2<br />
-<br />
Untereinheiten acetylieren, während jede E 3<br />
-<br />
Untereinheit mehrere Dihydrolipoamid-Gruppen<br />
reoxidieren kann.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: Toxizität von Arsenverbindungen beruht auf der Maskierung des Lipoamids:<br />
As(III) wie Arsenit und organische<br />
Arsenverbindungen gehen kovalente<br />
Verbindungen mit den Sulfhydryl-<br />
Gruppen der Liponsäure ein und<br />
unterbrechen auf diese Weise die<br />
Atmung;<br />
Toxizität für Mikroorganismen<br />
allerdings höher als für den Menschen;<br />
Arsenverbindungen daher früher als<br />
‘Antibiotikum’ zur Behandlung<br />
von Syphilis eingesetzt (Problem:<br />
Nebenwirkungen…..)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Vorgelagerte Reaktion: ‘Native’ Kontrolle der Pyruvat-Dehydrogenase:<br />
Kontrolle des Enzyms außerordentlich bedeutsam:<br />
da die Decarboxylierung von Pyruvat durch E 1<br />
irreversibel verläuft;<br />
und bei Säugetieren Acetyl-CoA nur aus Pyruvat synthetisiert werden kann.<br />
Kontrolle des Enzyms durch:<br />
1. Produkthemmung durch NADH und Acetyl-CoA<br />
2. Kovalente Modifizierung durch Phosphorylierung/Dephosphorylierung der Pyruvat-<br />
Dehydrogenase-Untereinheit E 1
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 1: Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat zu Citrat durch Citrat-Synthase:<br />
Ablauf:<br />
geordnete sequenzielle Bindung von Oxalacetat und nachfolgend von Acetyl-CoA an die<br />
Citrat-Synthase;<br />
Bindung von Oxalacetat führt zur Konformationsänderung des Enzyms, die wiederum zur<br />
Ausbildung der Acetyl-CoA-Bindungsstelle führt (induced fit);<br />
die Citrat-Synthase-Reaktion läuft nach einer gemischten Aldol-Claisen-Esterkondensation<br />
in 3 Schritten ab:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 1: Mechanismus der Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat zu Citrat<br />
durch Citrat-Synthase:<br />
1. Erzeugung des Carbanions des Acetyl-CoA vermittelt durch einen His-Rest des Enzyms,<br />
der als Base fungiert, wobei die Thioesterbindung zu CoA das carbanionische<br />
Zwischenprodukt stabilisiert;<br />
2. Nukleophiler Angriff des Acetyl-CoA-Carbanions an die Carbonylgruppe des Oxalacetats<br />
ausschließlich von der si-Seite des Carbonyl-C-Atoms von Oxalacetat - Stereospezifität<br />
(das Reaktionsprodukt Citryl-CoA bleibt Enzym-gebunden);<br />
3. Hydrolyse von Citryl-CoA zu Citrat und CoA (Hydrolyse ist stark exergonisch ( G 0 ’=-31,5<br />
kJ mol -1 ) und liefert die thermodynamische Triebkraft der Reaktion)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 2: Isomerisierung von Citrat über cis-Aconitat zu Isocitrat durch Aconitase:<br />
Ablauf und Mechanismus:<br />
1.Schritt:<br />
Dehydratation von Citrat unter Bildung von cis-Aconitat als<br />
Zwischenprodukt<br />
Mechanismus: Protonabspaltung von C(2) des Citrats durch<br />
Enzymbase und anschließende trans-Eliminierung der OH-<br />
Gruppe am C(3);<br />
2. Schritt:<br />
Rehydratation der cis-Aconitat-Doppelbindung unter Bildung<br />
von Isocitrat<br />
Mechanismus: Anlagerung von H 2<br />
O erfolgt stereospezifisch durch<br />
trans-Addition von OH - und H + (nicht-enzymatische Addition<br />
würde 4 Stereoisomere liefern)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 2: Fluoracetat (respektive Fluorcitrat) hemmt die Aconitase:<br />
Fluoracetat kommt in den Blättern einiger Pflanzen<br />
in Afrika, Australien und Südamerika vor;<br />
hochtoxisch (LD 50 bei Ratten: 0,2 mg pro kg<br />
Körpergewicht; LD…letale Dosis);<br />
Istselbstnichttoxischwirdaberin derZelle<br />
durch Acetat-Thiokinase in Fluoracetyl-CoA<br />
umgewandelt und nachfolgend durch Citrat-<br />
Synthase zu (2R,3R)-Fluorcitrat umgesetzt;<br />
(2R,3R)-Fluorcitrat hemmt schließlich spezifisch<br />
die Aconitase.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 3: Oxidation von Isocitrat über Oxalsuccinat zu α-Ketoglutarat durch Isocitrat-<br />
Dehydrogenase:<br />
Ablauf:<br />
Oxidation der sekundären Alkoholfunktion von<br />
Isocitrat unter Bildung von Oxalsuccinat als<br />
Intermediat und Reduktion von NAD + zu NADH;<br />
Decarboxylierung der zum gebildeten Keton<br />
ß-ständigen Carboxylgruppe unter Bildung<br />
von CO 2<br />
und α-Ketoglutarat.<br />
Oxidation gefolgt von Decarboxylierung<br />
=oxidative Decarboxylierung<br />
(Oxalsuccinat-Zwischenproduktdissoziertnicht<br />
vom Enzym, daher in Klammern)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 4: Oxidative Decarboxylierung von α-Ketoglutarat zu Succinyl-CoA durch α-Ketoglutarat-Dehydrogenase:<br />
Ablauf:<br />
Reaktion (und Enzymaufbau) sind ähnlich zur<br />
Pyruvat-Dehydrogenase-katalysierten Reaktion:<br />
Multienzym-Komplex:<br />
α-Ketoglutarat-Dehydrogenase (E1),<br />
Dihydrolipoyl-Transsuccinylase (E2),<br />
Dihydrolipoyl-Dehydrogenase (E3)<br />
Unterschiede zur Pyruvat-Dehydrogenase:<br />
nicht durch kovalente Modifizierung reguliert;<br />
statt Acetyl-CoA wird Succinyl-CoA gebildet
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 5: Überführung von Succinyl-CoA zu Succinat durch Succinyl-CoA-Synthetase:<br />
Beachte: Succinyl-CoA-Synthetase katalysiert die<br />
Hydrolyse von Succinyl-CoA zu Succinat unter<br />
Bildung von GTP;<br />
Enzymname können sich sowohl auf die Hinals<br />
auch Rückreaktion beziehen; im Fall der<br />
Succinyl-CoA-Synthetase ist die Rückreaktion<br />
namensgebend (=die Synthese von Succinyl-<br />
CoA aus Succinat)!<br />
Reaktion ist vollständig reversibel
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 5: Die Enthalpie der Succinyl-CoA Thioesterbindung wird durch aufeinanderfolgende<br />
Bildung mehrerer energiereicher Phosphate konserviert:<br />
Schritt 1: Succinyl-CoA reagiert mit P i zu Succinylphosphat und CoA:<br />
Schritt 2: Übertragung der Phosphorylgruppe des Succinylphosphats auf das N(3) eines<br />
Histidin-Restes des Enzyms unter Freisetzung von Succinat:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 5: Die Enthalpie der Succinyl-CoA Thioesterbindung wird durch aufeinanderfolgende<br />
Bildung mehrerer energiereicher Phosphate konserviert:<br />
Schritt 3: Übertragung der Phosphorylgruppe vom N(3) des Histidins auf GDP unter<br />
Bildung von GTP:<br />
Konservierung der Freien Hydrolyseenthalpie des energiereichen Succinyl-CoA Thioesters<br />
über Succinylphosphat, einen 3-Phosphohistin-Rest und schließlich im GTP
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 6: Dehydrierung von Succinat zu Fumarat durch Succinat-Dehydrogenase:<br />
Charakteristika:<br />
Stereospezifische Oxidation der zentralen Einfachbindung<br />
des Succinats zu einer trans-Doppelbindung unter Bildung<br />
von Fumarat und FADH 2<br />
aus FAD;<br />
Ungewöhnlich ist, daß das FAD kovalent an einen His-Rest<br />
des Enyzms gebunden ist (üblich ist eine nicht-kovalente<br />
Bindung dieses Coenzyms);<br />
Gebildetes FADH 2<br />
(anders als NADH) kann daher nicht als<br />
Metabolit fungieren; Reoxidation des FADH 2<br />
erfolgt daher<br />
über Elektronentransportkette (Ursache dafür, daß das<br />
Enzym als einziges Enzym des Citronensäure-Cyclus<br />
membranständig ist; alle anderen sind in der Matrix der<br />
Mitochondrien gelöst);<br />
Malonat als Strukturanalogon ist ein starker kompetitiver<br />
Inhibitor des Enzyms.<br />
Beachte: FAD zur Oxidation von Alkanen zu Alkenen;<br />
NAD + zur Oxidation von Alkoholen zu Aldehyden<br />
oder Ketonen
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 7: Hydratation von Fumarat zu Malat durch Fumarase:<br />
Ablauf und Mechanismus:<br />
Addition von OH - an C(2) Atom des Fumarats und Bildung<br />
eines an C(3) negativ geladenen Carbanion-Übergangszustandes;<br />
Protonierung an C(3) und Bildung des L-Malats<br />
(geschwindigkeitsbestimmender Schritt der Reaktion).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Reaktionsschritt 8: Oxidation der sekundären OH-Gruppe des Malats zum Keton unter Rückbildung<br />
von Oxalacetat durch Malat-Dehydrogenase:<br />
Ablauf und Mechanismus:<br />
Abspaltung des Hydrid-Ions von der Alkoholfunktion<br />
des Malats und Übertragung auf NAD + unter Bildung<br />
von NADH;<br />
Deprotonierung am C(2) und Bildung von NADH +H + .<br />
Beachte:<br />
Konzentration des gebildeten Oxalacetats im Gleichgewicht<br />
ist sehr niedrig ( G°’=+29,7 kJ mol -1 ),<br />
Nachfolgende Reaktion (Citrat-Synthase-Reaktion und<br />
1. Reaktion des Citronensäure-Cyclus) ist jedoch stark<br />
exergonisch ( G°’=-31,5 kJ mol -1 )<br />
Diese Kopplung macht es möglich, daß der Cyclus<br />
auch bei sehr niedrigen Oxalacetat-Konzentrationen<br />
überhaupt abläuft!
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Energetische Bilanz des Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
1. Eine Acetylgruppe wird formal in einem 4-Elektronenpaar-Prozeß netto zu zwei<br />
Molekülen CO 2<br />
oxidiert (C-Atome stammen jedoch vom Oxalacetat, nicht vom<br />
eingespeisten Acetyl-CoA;<br />
2. Drei Moleküle NAD + werden zu NADH reduziert, womit drei der Elektronenpaare<br />
konserviert sind;<br />
3. Ein Molekül FAD wird zu FADH 2<br />
reduziert, wodurch auch das vierte Elektronenpaar<br />
konserviert wird;<br />
4. Erzeugung einer ‘energiereichen’ Phosphatgruppe in Form von GTP.<br />
Weiterleitung der 4 Elektronenpaare an die Elektronentransportkette, wo sie zwei<br />
Moleküle O 2 zu Wasser reduzieren.<br />
Pro NADH werden über die oxidative Phosphorylierung drei Moleküle ATP gebildet;<br />
Elektronenpaar des FADH 2 führt zur Bildung zweier weiterer Moleküle ATP.<br />
Gesamtenergie-Bilanz: 12 ATP pro Cyclus
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Regulation des Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Erinnerung: Regulatorische Enzyme sind solche, die weit vom Gleichgewicht entfernt arbeiten<br />
und die geschwindigkeitsbestimmenden Schritte des <strong>Stoffwechsel</strong>weges darstellen.<br />
Citrat-Synthase, Isocitrat-Dehydrogenase und<br />
α-Ketoglutarat-Dehydrogenase arbeiten weit<br />
vom Gleichgewicht entfernt und sind die<br />
‘Schrittmacher-Enzyme’ des Citronensäure-<br />
Cyclus.<br />
Unter Beachtung der physiologischen<br />
Konzentration der Substrate und Produkte
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Schema der Regulation des Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus über die ‘Schrittmacher-Enzyme‘:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Regulation der ‘Schrittmacher-Enzyme‘;<br />
Physiologisch essentiell, um die NADH-Produktion auf den Energieverbrauch abzustimmen;<br />
Regulation erfolgt weniger komplex als bei der Glycolyse und beruht auf 3 einfachen und<br />
direkten Kontrollsystemen:<br />
1. Substratverfügbarkeit<br />
2. Produkthemmung<br />
3. kompetitive Rückkopplungshemmung durch später im Cyclus auftretende Intermediate<br />
Die wichtigsten Regulatoren sind die Ausgangssubstrate Acetyl-CoA und Oxalacetat sowie das<br />
Produkt des Cyclus NADH;<br />
Acetyl-CoA und Oxalacetat liegen in Konzentrationen vor, die die Citrat-Synthase nicht<br />
sättigen (Citrat-Synthase steht daher unter direkter Kontrolle der Substratverfügbarkeit);<br />
Erhöhung der Konzentration beider Substrate führt daher zur Erhöhung des<br />
<strong>Stoffwechsel</strong>flusses durch den Cyclus;<br />
NADH als direktes Produkt und ATP als indirektes Produkt hemmen die Schrittmacher-Enzyme.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Citronensäure-Cyclus<br />
Amphibole Natur des Citronensäure-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Metabolite des Citronensäure-Cyclus dienen auch als Ausgangsverbindungen für die Biosynthese<br />
(Anabolismus); verbrauchte Metabolite müssen im Gegenzug durch andere Biosynthesewege<br />
aufgefüllt werden (=anaplerotische Reaktionen):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Oxidative Phosphorylierung: Prozeß der Oxidation der durch Nährstoffoxidation (Glycolyse<br />
und Citronensäure-Cyclus) gebildeten NADH und FADH 2<br />
unter gleichzeitiger Bildung von ATP.<br />
Die Oxidation erfolgt nicht direkt, sondern durch Übertragung der Elektronen auf eine<br />
Elektronentransportkette (Atmungskette);<br />
Elektronentransportkette umfaßt eine Vielzahl von Oxidations-Reduktions-Schritten an mehr als<br />
10 Redoxzentren bevor sie O 2<br />
zu H 2<br />
O reduzieren;<br />
Die dabei freiwerdende Freie Enthalpie wird in einem Protonengradienten (pH-Gradienten)<br />
konserviert und schließlich zur Bildung von ATP aus ADP und P i durch oxidative Phosphorylierung<br />
genutzt;<br />
Pro vollständig zu CO 2<br />
und H 2<br />
O oxidiertem Glucosemolekül werden insgesamt 38 ATP gebildet;<br />
Sowohl Elektronentransport als auch oxidative Phosporylierung laufen in den Mitochondrien ab<br />
(‘Kraftwerke’ der Zelle).
<strong>Stoffwechsel</strong>:<br />
Mitochondrien:<br />
Zellorganellen bei Eukaryonten mit<br />
vermutlich prokaryontischem<br />
(bakteriellem) Ursprung:<br />
Abb.:<br />
Stammbaum mit den Abstammungslinien<br />
des zellulären Lebens auf der Erde
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Aufbau des Mitochondriums:<br />
Typischerweise ellipsoid mit einem Durchmesser von 0,5 bis 1 µm (entspricht Bakteriengröße)<br />
(Größe und Form ist allerdings von Herkunft und <strong>Stoffwechsel</strong>zustand abhängig und kann erheblich variieren)<br />
Abgeschlossen durch ein glatte äußere Membran;<br />
Stark eingefaltete innere Membran (Einbuchtungen werden als Cristae bezeichnet, Fläche im<br />
Durchschnitt ca. 15 mal größer als die der äußeren glatten Memran);<br />
Innere Memran enthält die Enzyme für den Elektronentransport und die oxidative<br />
Phosphorylierung;<br />
Inneres Kompartiment wird als Matrix bezeichnet (gelartig mit
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Die innere Membran des Mitochondriums:<br />
Protein-reich (ca. 75 Gew.-% Protein);<br />
Enthält neben den Proteinen für den Elektronentransport und die oxidative Phosphorylierung<br />
auch zahlreiche Proteine die den Durchtritt von Metaboliten wie ATP, ADP, Pyruvat und Phosphat<br />
kontrollieren (als Partikel in elektronenmikroskopischen Aufnahmen sichtbar):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Die innere Membran des Mitochondriums:<br />
Frei permeable lediglich für O 2<br />
, CO 2<br />
und H 2<br />
O;<br />
Diese kontrollierte Impermeabilität der inneren Membran für die meisten Ionen, Metaboliten und<br />
Verbindungen mit niedriger Molekülmasse führt zur Kompartimentierung der <strong>Stoffwechsel</strong>funktionen<br />
in Cytosol und Mitochondrien.<br />
Gleichzeitig können Ionengradienten über diese Barriere erzeugt werden.<br />
Mitochondrien besitzen komplexes Transportsystem für den spezifischen Transport der meisten<br />
hydrophilen Substanzen, z.B.:<br />
ATP wird in den Mitochondrien aus ADP und P i erzeugt aber im Cytosol verwertet;<br />
Das im Cytosol gebildete P i wird über einen P i /H + -Symport (angetrieben durch einen<br />
pH-Gradienten wieder ins Mitochondrium transportiert.<br />
Transport des durch die Glycolyse gebildeten NADH erfolgt durch Shuttle-Systeme, wobei<br />
lediglich die Elektronen des cytosolisch gebildeten NADH durch die innere Membran ins<br />
Mitochondrium transportiert werden:<br />
Glycerinphosphat-Shuttle<br />
Malat-Aspartat-Shuttle
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Der Glycerinphosphat-Shuttle:<br />
Transport der Elektronen cytosolisch gebildeten NADH ins Mitochondrium (im Flugmuskel von<br />
Insekten, dem Gewebe mit der größten bekannten Dauerleistung):<br />
1. Oxidation des cytosolischen NADH durch 3-<br />
Phosphoglycerin-Dehydrogenase unter Bildung<br />
von 3-Phosphoglycerin aus<br />
Dihydroxyacetonphosphat<br />
2. Oxidation des gebildeten 3-Phosphoclycerins<br />
durch Flavoprotein-Dehydrogenase unter<br />
Bildung von FADH 2 (Enzym befindet auf der<br />
Außenseite der inneren Mitochondrienmembran<br />
und überträgt die Elektronen schließlich auf die<br />
Elektronentransportkette unter Reoxidation von<br />
FADH 2 und Bildung von FAD)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Der Malat-Aspartat<br />
Aspartat-Shuttle:<br />
Bei Säugetieren; energieeffizienter<br />
da nicht FADH 2<br />
sondern NADH als Produkt<br />
des Transports gebildet wird; allerdings komplexer:<br />
Prozeß verläuft in 2 Stufen zu je<br />
3 Reaktionen:<br />
Stufe A<br />
(Transport der Elektronen in die Matrix)<br />
1. Reoxidation des NADH mittels Oxalacetat<br />
durch Malat-Dehydrogenase;<br />
2. Transport des gebildeten Malats ins<br />
Mitochondrium im Austausch gegen<br />
α-Ketoglutarat durch Malat/α-Ketoglutarat<br />
Carrier;<br />
3. Regenerierung von NADH durch mitochondriale<br />
Malat-Dehydrogenase;<br />
Stufe B<br />
(Regeneration v. Oxalacetat im Cytosol)<br />
1. Transaminierung des gebildeten Oxalacetats<br />
zu Aspartat mit Glutamat<br />
unter Bildung von α-Ketoglutarat<br />
durch Aspartat-Aminotransferase<br />
2. Transport von Aspartat ins Cytosol im<br />
Austausch mit Glutamat durch Glutamat/Aspartat-Carrier;<br />
3. Transaminierung von Aspartat zu<br />
Oxalacetat mit α-Ketoglutarat unter<br />
Bildung von Glutamat durch cytosolische<br />
Aspartat-Aminotransferase
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Die Elektronentransportkette:<br />
…die Übertragung der Elektronen von NADH und FADH 2<br />
auf O 2<br />
unter ATP-Synthese:<br />
Thermodynamik des Elektronentransports:<br />
Die Oxidation von 1 mol NADH durch Sauerstoff (Übertragung von 2 Elektronen) liefert unter biochemischen<br />
Standardbedingungen eine Freie Enthalpie von 218 kJ mol -1<br />
Thermodynamischer Wirkungsgrad der oxidativen Phosphorylierung:<br />
Synthese von 1 mol ATP aus ADP und P i benötigt eine Freie Standardenthalpie von 30,5 kJ mol -1 ;<br />
Aus 1 mol NADH werden 3 mol ATP erzeugt (3 x 30,5 kJ mol -1 x 100/218 kJ mol -1 =42%);<br />
Da die physiologischen Bedingungen von den biochemischen Standardbedingungen abweichen<br />
(Konzentration der Reaktanden/Produkte, pH-Wert etc.) liegt der tatsächliche Wirkungsgrad bei<br />
ca. 70%.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Reaktionsfolge beim Elektronentransport:<br />
Energieübertragung der Oxidation von NADH durch O 2 erfolgt nicht direkt, sondern in drei<br />
‘kleineren Portionen’ vermittelt durch drei Proteinkomplexe mit zunehmend größerer<br />
Elektronenaffinität (=zunehmendem Standardreduktionspotential).<br />
Jeder Einzelschritt ist über die oxidative Phosphorylierung an die Synthese von ATP gekoppelt.<br />
Standardreduktionspotential
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Aufklärung der Reaktionsfolge:<br />
Abfolge der einzelnen Reaktionen wurde mithilfe von Inhibitoren aufgeklärt;<br />
Analyse einer funktionierenden Elektronentransportkette durch O 2<br />
-Verbrauch mithilfe von<br />
Sauerstoffelektroden messbar;<br />
Spezifische Inhibitoren erlauben den Weg der Elektronen zu verfolgen und festzustellen,<br />
wo die Elektronen von verschiedenen Substraten in die Elektronentransportkette eingespeist<br />
wurden. Besonders nützliche Inhibitoren dabei waren: Rotenon (pflanzliches Insektizid), Amytal<br />
(Barbiturat), Antimycin A (Antibiotikum) und Cyanid:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Komponenten der Elektronentransportkette:<br />
Komponenten (Komplexe I-IV) bestehen aus verschiedenen Proteinkomponenten die<br />
mit unterschiedlichen redoxaktiven prosthetischen Gruppen assoziert sind;<br />
Komplexe ‘schwimmen’ in der inneren Mitochondrienmembran und liegen nicht in<br />
äquimolaren Konzentrationen vor;<br />
Komplexe bilden keine stabilen übergeordneten Strukturen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mitochondriale Elektronentransportkette:<br />
Weg der Elektronenübertragung (schwarz) und des Protonenpumpvorgangs (rot).<br />
Die Elektronen werden durch das membranlösliche CoQ von Komplex I auf Komplex III und<br />
durch das periphere Membranprotein Cytochrom c von Komplex III auf IV:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Komplex I:<br />
NADH-Coenzym-Q-Reduktase leitet die Elektronen von NADH an Coenzym Q weiter.<br />
Coenzym Q (CoQ) oder auch Ubichinon (wegen seines ubiquitären Vorkommens) ist ein 2,3-<br />
Dimethoxy-5-methylbenzochinon, das eine aus Dihydroisopreneinheiten aufgebaute, isoprenoide<br />
Seitenkette trägt.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Länge der isoprenoiden Seitenkette bzw. der verschiedenen<br />
Anzahl der Dihydroisopreneinheiten unterscheidet man: U.-30 (U.-6), U.-35 (U.-7), U.-40 (U.-8),<br />
U.-45 (U.-9) und U.-50 (U.-10).<br />
U.-50 z.B. hat eine isoprenoide Seitenkette aus 50 C-Atomen bzw. 10 Dihydroisoprenresten und<br />
wird auch als Coenzym Q10, UQ-50, UQ10, Q-10 oder CoQ10 bezeichnet:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Komplex I:<br />
NADH-Coenzym-Q-Reduktase:<br />
mit ca. 850 kD vermutlich die größte Proteinkomponente der inneren Mitochondrien-Membran;<br />
enthält ein Molekül Flavinmononukleotid (FMN) als redoxaktive prosthetische Gruppe und<br />
zusätzlich 6-7 Eisen-Schwefel-Cluster neben CoQ als Coenzym:<br />
Flavinmononukleotid (FMN):<br />
FMN ist ein Riboflavin-5‘-phosphat
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
FMN und CoQ können in 3 Oxidationsstufen auftreten (da ihre Semichinon-Formen stabil sind),<br />
wodurch sie wahlweise sowohl 1 als auch 2 Elektronen aufnehmen oder abgeben können.<br />
NADH kann nur eine Zweielektronenübertragung<br />
eingehen.<br />
Im Gegensatz dazu sind die Cytochrome<br />
von Komplex III (an die die Elektronen<br />
übertragen werden) nur zur Einelektronenreduktion<br />
fähig.<br />
FMN und CoQ bilden somit die Schaltstelle<br />
zur Elektronenweitergabe von NADH (2 e -<br />
Donor) auf die Cytochrome (1 e - Akzeptor)<br />
Abb.:<br />
Oxidationsstufen von FMN (a) und CoQ<br />
(b). Beide Coenzyme bilden stabile freie<br />
Semichinonradikale.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Eisen-Schwefel-Cluster oder Eisen-Schwefel-Zentren (Formel: nFe-mS]) kommen bei<br />
sog. Nichthäm-Eisen-Proteinen als prosthetische Gruppe vor;<br />
die häufigsten Eisen-Schwefel-Cluster sind [2Fe-2S] und [4Fe-4S]:<br />
Beide bestehen aus der gleiche Anzahl von Eisen- und Schwefelatomen, die jeweils über vier<br />
Cystein-Sulfhydrylgruppen koordiniert sind;<br />
Fe-Atome selbst sind jeweils von vier S-Atomen koordiniert;<br />
Oxidierter und reduzierter Zustand unterscheiden sich bei allen Eisen-Schwefel-Clustern<br />
unabhängig von der Anzahl der Fe-Atomen durch nur eine Formalladung, da die Fe-Atome<br />
in jedem Cluster ein konjugiertes System bilden und daher Oxidationsstufen zwischen den<br />
für einzelne Fe-Atome möglichen Werten +2 und +3 aufweisen können.<br />
Anordnung von Fe-S-Clustern<br />
in einem Nichthäm-Eisen-Protein<br />
(bakterielles Ferredoxin)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Komplex II:<br />
Succinat-Coenzym-Q-Reduktase:<br />
besteht aus dem dimeren Enzym des Citronensäure-Cyclus Succinat-Dehydrogenase und 3<br />
weiterer kleinerer hydrophober Untereinheiten;<br />
leitet die Elektronen vom Succinat an CoQ weiter unter Beteiligung eines kovalent gebundenen<br />
FAD, ein [4Fe-4S]-Cluster, 2 [2Fe-2S]-Cluster und ein Cytochrom b 560<br />
;<br />
Standardelektronenpotential für die Elektronenübertragung von Succinat auf CoQ zu niedrig für<br />
die Synthese von ATP;<br />
Bedeutung des Komplexes besteht darin, diesen Elektronen des Citronensäure-Cyclus dennoch<br />
den Eintritt in die Elektronentransportkette zu ermöglichen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Komplex III:<br />
Coenzym-Q-Cytochrom-c-Reduktase:<br />
leitet die Elektronen von reduziertem CoQ an Cytochrom c weiter;<br />
Komplex III enthält 2 b-Typ-Cytochrome, 1 Cytochrom c 1<br />
und 1 [2Fe-2S]-Cluster.<br />
Cytochrome:<br />
=Redoxaktive Proteine, die bei allen Organismen (mit Ausnahme einiger obligater Anaerobier)<br />
vorkommen (Funktionsaufklärung 1925 durch David Keilin);<br />
Cytochrome enthalten Häm-Gruppen, deren Fe während des Elektronentransports reversibel<br />
zwischen Fe(II) und Fe(III) hin- und herwechseln;<br />
Häm-Gruppen der reduzierten Fe(II)-Cytochrome weisen im sichtbaren Bereich typische<br />
Absorbtionsspektren auf, die aus 3 Peaks bestehen: α, β und γ-(Soret-)Banden:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Absorptionsspektren von Cytochromen im sichtbaren Bereich:<br />
Peakmuster und insbesondere die Wellenlänge des α-Paeks der reduzierten Cytochrome wird zur Unterscheidung<br />
der verschiedenen Cytochrom-Typen und Untertypen herangezogen (α-Peak fehlt in der oxidierten<br />
Form);<br />
z.B. Cytochrom b 560 : Cytochrom vom b-Typ mit einem Absorptionsmaximum des α-Peaks bei 560 nm<br />
(Individuelle Absorptionsmaxima der Cytochrom-Typen hängen von individueller Häm-Umgebung ab)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Cytochrom-Typen enthalten unterschiedlich substituierte Porphyrinring-Systeme:<br />
Chemische Strukturen der Häm-<br />
Gruppen:<br />
Cytochrome vom a-Typ besitzen einen langen<br />
hydrophoben Schwanz aus Polyisopren,<br />
der an das Protein gebunden<br />
ist;<br />
Cytochrome vom b-Typ enthalten<br />
Protoporphyrin IX (wie das Hb)<br />
Cytochrome vom c-Typ bilden<br />
Thioetherbrücken zu Cys-Sulfhydryl-Gruppen<br />
des Proteins.<br />
Axiale Liganden der Häm-Gruppen:<br />
Bei Cytochromen a und b sind beide Liganden<br />
Histidin-Reste;<br />
bei Cytochrom c liegt ein Histidin und<br />
ein Methionin vor.<br />
Abb.:<br />
(a) Chemische Strukturen und (b) axiale<br />
Liganden der Häm-Gruppen in den Cytochromen<br />
a, b und c.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Postulierte Struktur von Cytochrom b:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mechanismus der Elektronenübetragung von Cytochromen:<br />
Reduzierte Häm-Gruppen sind hochreaktive Einheiten, die Elektronen mit physiologisch<br />
signifikanter Geschwindigkeit über Entfernungen von 1 bis 2 mm übertragen können;<br />
Somit haben Cytochrome in gewissem Sinn die umgekehrte Funktion wie Enzyme:<br />
Anstatt unreaktive Substrate zu einer Reaktion zu bringen, hindern sie ihre Häm-Gruppen daran,<br />
Elektronen unspezifisch auf andere Zellbestandteile zu übertragen;<br />
Abschirmung erfolgt durch Einbettung ins umgebende Protein;<br />
Einbettung setzt aber andererseits auch Mechanismen zur Übertragung der Elektronen auf die<br />
spezifischen Partner voraus (ein Modell hierfür existiert bislang nur für einfacherer Cytochrome<br />
wie z.B. für Cytochrom c):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Struktur von Cytochrom c:<br />
peripheres Membranprotein mit bekannter Kristallstruktur;<br />
locker an die äußere Öberfläche der inneren Mitochondrienmembran gebunden;<br />
bindet abwechselnd an Cytochrom c 1<br />
von Komplex III und an Cytochrom-c-Oxidase von Komplex<br />
IV und fungiert auf diese Weise als Elektronen-Shuttle zwischen beiden Komplexen:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Bedeutung der Lys-Reste des Cytochroms c für die spezifische Elektronenübertragung:<br />
Lys-Reste bilden einen Ring um die vollständig im Protein versenkte Häm-Gruppe<br />
(aufgeklärt durch chemische Modifizierung des Komplexes aus Cytochrom c (e - Donor) und Cytochrom c 1 (e -<br />
Akzeptor) mittels Acetanhydrid; Cytochrom c 1 schirmt diese Lys-Reste vollständig ab – keine Acetylierung);<br />
Spezifische Bindung des e - Akzeptors erfolgt durch einen komplementären Ring aus negativen<br />
Ladungen (Asparaginsäure- oder Glutaminsäure-Reste);<br />
Phenylalanin<br />
Häm-Gruppe<br />
e - Donor<br />
Histidin<br />
‘e - Fluß’<br />
Ladungskomplementarität ermöglicht parallele<br />
Annäherung der Häm-Gruppen von Donor und<br />
Akzeptor bis auf 1,8 nm, wobei zwischen<br />
beiden Ringen (und ebenfalls parallel dazu)<br />
zwei weitere konjugierte Ringsysteme<br />
(Histidin- und Phenylalanin-Rest des Enzyms)<br />
als Elektronenleitung’ fungieren.<br />
Häm-Gruppe<br />
e - Akzeptor<br />
Abb.:<br />
Postulierte Elektronenleitung im Cytochrom c
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Komplex IV:<br />
Cytochrom-c-Oxidase<br />
katalysiert nacheinander die Ein-Elektronenoxidationen von vier reduzierten Cytochrom-c-<br />
Molekülen unter gleichzeitiger Vierelektronenreduktion eines O 2<br />
-Moleküls:<br />
4 Cytochrom c 2+ + 4 H + + O 2<br />
4 Cytochrom c 3+ + 2 H 2<br />
O<br />
Transmembranprotein mit transmembranalen Helices (ähnlich Cytochrom b) von ca. 200 kDa<br />
bestehend aus 6 bis 13 Untereinheiten (bei Säugetieren);<br />
Untereinheiten I und II enthalten 4 redoxaktive Zentren: 2 Häm-Gruppen vom a-Typ (a und a 3<br />
)<br />
und 2 Kupferatome (Cu A<br />
und Cu B<br />
), die zwischen den Oxidationsstufen +1 und +2 hin- und<br />
herwechseln;<br />
negativ geladener Ring aus Asparaginsäure- und Glutaminsäure-Resten (Bindungsstelle zum<br />
e - Donor Cytochrom c) auf der Untereinheit II um Cu A<br />
Atom.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Struktur von Cytochrom-c-Oxidase<br />
(Komplex IV):<br />
untersucht mittels Elektronenmikroskopie;<br />
zeigt eine charakteristische Y-Form;<br />
Anordnungen der Untereinheiten zueinander<br />
wurde aus der Bindung spezifischer Antikörper<br />
und Ergebnissen von Vernetzungsuntersuchungen<br />
abgeleitet:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Der Elektronenfluß von Cytochrom c durch die 4 redoxaktiven Zentren der Cytochrom-c-Oxidase<br />
zum O 2<br />
:<br />
Häm a und Cu A<br />
haben ein niedriges Standard-<br />
Reduktionspotential;<br />
Häm a 3 und Cu B haben ein höheres Potential:<br />
Mechanismus:<br />
O 2 bindet an den zweikernigen Cytochrom-a 3 -<br />
Cu B<br />
-Komplex, indem es Fe(II)a 3<br />
und Cu(I) B<br />
zum<br />
Komplex [Fe(II)-O-O-Cu(I)] verbrückt;<br />
Reduktion von O 2<br />
und H 2<br />
O Bildung durch schrittweise<br />
Übertragung von 4 e - und Aufnahme von 4<br />
Protonen. Dauer der Gesamtreaktion ca. 1 ms.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Oxidative Phosphorylierung koppelt freigesetzte Freie Enthalpie des Elektronentransports an den<br />
endergonen Prozeß der ATP-Synthese ( (‘Energiekopplung‘):<br />
Historisch wurden zum Prozeß der Energiekopplung zahlreiche Hypothesen aufgestellt:<br />
1) Hypothese der chemischen Kopplung: (ähnlich Glycolyse vermittelt durch ‘energiereiche‘<br />
Intermediate wie 1,3-Bisphosphoglycerat, dessen Phosporylgruppe durch Übertragung<br />
auf ADP zur Synthese von ATP genutzt wird – Substratkettenphosphorylierung)<br />
trotz intensiver Suche waren jedoch keine reaktiven Metabolite identifizierbar<br />
2) Hypothese der Kopplung über Konformationsänderungen: Elektronentransport<br />
führt zur Bildung ‘energiereicher‘ Konformationen der Elektronentransport-Proteine, deren<br />
Relaxation die Synthese von ATP antreibt<br />
kaum stützende experimentelle Befunde<br />
3) Chemiosmotische Hypothese: Konservierung der Freien Enthalpie des Elektronentransports<br />
durch Erzeugung eines pH-Gradienten/elektrochemischen Potentials (aktiver<br />
Transport von H + aus den Mitochondrien in den Intermembranraum)<br />
Hypothese die am besten mit den experimentellen Befunden korreliert
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Befunde die die chemiosmotische Hypothese stützen:<br />
1) Oxidative Phosphorylierung bedarf einer intakten inneren Mitochondrienmembran;<br />
2) die innere Mitochondrienmembran ist für Ionen wie H + , OH - , K + und Cl - (deren freie<br />
Diffussion einen elektrochemischen Gradienten entladen würden) undurchlässig;<br />
3) der Elektronentransport führt zu einem Transport von H + aus den Mitochondrien, wodurch<br />
sich ein (meßbarer) elektrochemischer Gradient über die innere Membran aufbaut;<br />
4) Verbindungen, die die Permeabilität der inneren Membran für Protonen erhöhen (und auf<br />
diese Weise den Gradienten abbauen), lassen einen Elektronentransport zu, hemmen aber die<br />
ATP-Synthese, d.h. sie ‘entkoppeln’ Elektronentransport und oxidative Phosphorylierung;<br />
5) umgekehrt stimuliert eine Erhöhung der Acidität außerhalb der inneren Mitochondrienmembran<br />
die ATP-Synthese.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Erzeugung des Protonengradienten:<br />
Protonentransport erfolgt gegen einen elektrochemischen Gradienten von einem Bereich<br />
niedriger H + -Konzentration (Matrix) zu einem Bereich hoher H + -Konzentration (Intermembranraum)<br />
und somit von einem Bereich mit negativem elektrostatischen Potential zu einem Bereich<br />
mit hohem elektrostatischen Potential;<br />
pH-Wertunterschied zwischen Matrix und Intermembranraum beträgt 0,75 Einheiten<br />
Die im resultierenden elektrochemischen Gradienten konservierte Freie Enthalpie wird als<br />
protonenmotorische Kraft bezeichnet;<br />
Unter physiologischen Bedingungen beträgt G für den Protonentransport 21,5 kJ mol -1 ;<br />
Die physiologische Freie Enthalphie zur Synthese eines ATP-Moleküls beträgt zw. 40–50 kJ mol -1 ;<br />
somit sind zw. 2 und 3 Protonen zur Synthese eines ATP-Moleküls nötig<br />
(Messung schwierig, durch die Tendenz der Protonen ‘zurüchzusickern’)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mechanismus des Protonentransports:<br />
Mechanismus im Detail noch ungeklärt;<br />
Zwei Mechanismen vorgeschlagen: Redoxschleifen-Mechanismus und Protonen-Pump-<br />
Mechanismus<br />
Redoxschleifen-Mechanismus:<br />
Komplexe nehmen nicht nur Elektronen auf, sondern gleichzeitig auch Protonen;<br />
Protonen werden auf der Außenseite wieder abgegeben, während die Elektronen weiter<br />
übertragen werden:<br />
Problem:<br />
Defizit an Carriern die sowohl<br />
e - als auch H + transportieren,<br />
da nur 2 Redox-Carrier (FMN<br />
und CoQ) H + transportieren<br />
können (3 aber für ATP-<br />
Synthese erforderlich!).<br />
‘X’ als hypothetischen Carrier<br />
postuliert (zweimalige Beteiligung<br />
von CoQ im ‘Q-Cyclus’)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Der Protonen-Pump<br />
Pump-Mechanismus:<br />
Übertragung der Elektronen führt zur Konformationsänderung der Komplexe, wobei diese<br />
Konformationsänderung mit einer Änderung der pK-Werte und der Lage von Aminosäure-<br />
Seitenketten einhergeht (ähnlich dem Bohr-Effekt im Hämoglobin);<br />
Redox-Zentren selbst wären bei diesem Mechanismus nicht direkt am H + -Transport beteiligt;<br />
Funktionsweise der Protonen-Pumpe:<br />
1) Bindung von n Protonen an den Komplex<br />
auf der Matrix-Seite;<br />
2) Reduktion des beladenen Komplexes bewirkt<br />
Konformationsänderung im Komplex;<br />
3) Konformationsänderung bewirkt Verringerung<br />
des pK-Wertes der H + -tragenden<br />
Gruppe und deren Translokation zur Außenseite<br />
der Membran;<br />
4) Abdissoziation der Protonen in den Intermembranraum<br />
5) Reoxidation des Komplexes durch e - -<br />
Weiterleitung
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Der Protonen-Pump<br />
Pump-Mechanismus:<br />
Protonen-Pump-Mechanismus beim Bacteriorhodopsin von Halobacter halobium<br />
nachgewiesen: Freie Enthalpie zum Pumpen von Protonen durch Absorption von Licht<br />
Protonen-Pump-Mechanismus:<br />
1) Im Ruhezustand ist die prosthetische Gruppe<br />
Retinal (R) protoniert und zeigt zur Matrix;<br />
Lichtabsorption führt zur Konformationsänderung<br />
von R zu R* - R*H + zeigt jetzt zur<br />
Außenseite;<br />
2) Konformationsänderung senkt den pK-Wert<br />
von R* gegenüber R, wodurch H + auf der<br />
Außenseite der Membran von R* abdissoziert;<br />
3) Relaxation der Pumpe in den Ausgangszustand;<br />
4) Relaxation ist von einer pK-Wert-Erhöhung begleitet,<br />
die zur erneuten Protonierung von R<br />
auf der Innenseite führt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mechanismus der ATP-Synthese:<br />
ATP-Synthese aus dem elektrochemischen Protonengradienten erfolgt durch die ‘protonenpumpende<br />
ATP-Synthase‘ (auch ‘F 0 F 1 -ATPase‘ genannt);<br />
Aufbau der F 0 F 1 -ATPase:<br />
- ist das Enzym mit der kompliziertesten Struktur<br />
in der inneren Mitochondrienmembran;<br />
- besteht aus zwei größeren funktionellen<br />
Einheiten und mehreren kleineren<br />
Unterheinheiten.<br />
DCCD…Dicyclohexylcarbodiimid (Carboxyreagenz das<br />
einen Glu/Asp-Rest der F 0 -Untereinheit modifiziert und<br />
hemmt)<br />
OSCP…oligomycin-sensitivity-conferring protein<br />
(Oligomycin ist ein von Streptomyces produziertes<br />
Antibiotikum, daß die ATPase hemmt)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Aufbau der F 0 F 1 -ATPase:<br />
- in mikroskopischen Aufnahmen von ‘Lollipop-ähnlicher‘ Gestalt;<br />
zur ATP-Synthese<br />
befähigt
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Aufbau der F 0 F 1 -ATPase:<br />
- isolierte F 0 F 1 -ATPase ist von hantelförmiger Gestalt:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mechanismus der ATP-Synthese durch F 0 F 1 -ATPase:<br />
Mechanismus der ATP-Synthese kann in 3 Phasen unterteilt werden:<br />
1) Protonentranslokation durch F 0<br />
2) durch F 1<br />
katalysierte Bildung der ATP-Phospoanhydridbindung<br />
3) Kopplung der Dissipation des Protonengradienten mit der ATP-Synthese, wofür eine<br />
Wechselwirkung zwischen F 1<br />
und F 0<br />
erforderlich ist<br />
Reaktionen der ATP-Synthese gehen von 3 Zuständen der F 1<br />
-Untereinheit aus:<br />
L-Zustand, Substrate und Produkte sind lose gebunden;<br />
T-Zustand, Substrate und Produkte sind fest gebunden;<br />
O-Zustand, Substrate und Produkte sind nicht gebunden (offener Zustand)<br />
Die Reaktion der ATP-Synthese selbst erfolgt in 3 Schritten:<br />
1) Bindung von ADP und P i an die ‘lose‘ (L-) Bindungsstelle;<br />
2) energieabhängige Umwandlung der L-Form in die T-Form unter Bildung von ATP getrieben<br />
durch die gleichzeitige Protonentranslokation und Abbau des elektrochemischen Gradienten<br />
und Umwandlung der ATP-haltigen T-Stelle in eine ‘offene‘ (O-) Stelle und der O-Stelle in<br />
eine L-Stelle;<br />
3) Synthese von ATP an der T-Stelle, während das ATP von der O-Stelle abdissoziiert.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mechanismus der ATP-Synthese durch F 0 F 1 -ATPase:<br />
ATP-Synthese ist dabei fest an den Elektronentransport (und damit an die Oxidation von<br />
NADH und FADH 2 durch O 2<br />
) gekoppelt;<br />
Wegen der impermeablen Mitochondrienmembran können die Protonen nur durch den F 0<br />
-Teil<br />
der F 0 F 1 -ATPase wieder in die Matrix zurückkehren;<br />
Im Ruhezustand wird der elektrochemische Gradient so lange aufgebaut, bis er das weitere<br />
Pumpen von Protonen verhindert und somit auch den Elektronentransport hemmt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
‘Entkopplung‘ der oxidativen Phosphorylierung:<br />
Viele Verbindungen, wie z.B. 2,4-Dinitrophenol (DNP) oder Carbonylcyanid-p-trifluormethoxyphenylhydrazon<br />
(FCCP), ‘entkoppeln‘ den e - -Transport von der oxidativen Phosphorylierung;<br />
DNP und FCCP sind Verbindungen, die Permeabilität der Mitochondrienmembran für H + erhöht:<br />
DNP/FCCP sind schwache Säuren deren Lipophilie ihre Permeation durch Membranen begünstigt;<br />
nehmen auf der sauren Seite der Membran H + auf, diffundieren durch die Memran und geben<br />
die H + auf der alkalischen Seite wieder ab, wodurch der elektrochemische Gradient abgebaut<br />
wird (DNP als ‘Diätpille‘…);<br />
derartige Enkoppler werden als Ionophore bezeichnet.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Hormon-kontrollierte<br />
‘Entkopplung‘ der oxidativen Phosphorylierung:<br />
kommt im braunen Fettgewebe vor;<br />
die physiologische Funktion des braunen Fettgewebes ist die Wärmeerzeugung (unterscheidet<br />
sich von typischem weißen Fettgewebe dadurch, daß es neben großen Mengen an Triglyceriden<br />
auch zahlreiche Mitochondrien enthält - Braunfärbung);<br />
Winterschlafende Tiere und neugeborene Säugetiere ohne Fell (z.B. Mensch) besitzen im Halsund<br />
oberen Rückenbereich braunes Fettgewebe das zur Thermogenese ohne Muskelzittern<br />
(‘biologisches Heizkissen‘) dient; (ATP-Hydrolyse während der Muskelkontraktion des Zitterns<br />
produziert ebenfalls Wärme);<br />
Wärmeerzeugung im braunen Fettgewebe erfolgt durch eine regulierte Entkopplung der<br />
oxidativen Phosphorylierung;<br />
Entkopplung erfolgt durch ein kanalbildendes Protein (Thermogenin), das bei kälteadaptierten<br />
Tieren bis zu 15% der Membranproteine der Mitochondrien des braunen Fettgewebes ausmachen<br />
kann.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Mechanismus der Hormon-<br />
kontrollierten ‘Entkopplung‘ :
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Kontrolle der ATP-Produktion:<br />
Produktion:<br />
Bedarf an <strong>Stoffwechsel</strong>energie pro Frau und Tag ca. 6300 – 7500 kJ (1500 – 1800 kcal);<br />
o.g. <strong>Stoffwechsel</strong>energie entspricht der Freien Enthalpie der Hydrolyse von mehr als 200 mol ATP<br />
zu ADP und P i ;<br />
Gesamtmenge an ATP im Körper beträgt jedoch weniger als 0,1 mol ATP<br />
Energiebereitstellung durch kontinuierliches Recycling<br />
ATP-Bedarf bei anstrengenden Tätigkeiten kann 100mal höher sein als im Schlaf, dennoch wird<br />
immer nur soviel ATP produziert wie gerade benötigt wird;<br />
feinbalancierte Kontrolle durch den Energiestatus der Zelle basierend auf dem [NADH]/[NAD + ]-<br />
Verhältnis und dem [ATP]/[ADP] [P ]-Verhältnis i (ATP-Massenwirkungskoeffizienten);<br />
reguliertes Enzym ist die Cytochrom-Oxidase (letztes Enzym der Elektronentransportkette;<br />
irreversibel; weit entfernt vom Gleichgewicht);<br />
o.g. Verhältnis wirkt sich direkt auf die Konzentration an reduziertem Cytochrom c aus (Substrat<br />
der Cytochrom-Oxidase);<br />
Aktivität der Cytochrom-Oxidase korreliert mit der Cytochrom c-Konzentration.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Kontrolle der ATP-Produktion<br />
Produktion - Fallbeispiele:<br />
1) Ruhezustand:<br />
minimale ATP-Hydrolyse; wenig ADP und P i ; großer ATP-Massenwirkungskoeffizient; niedrige<br />
Konzentration an reduziertem Cytochrom c; niedrige Geschwindigkeit des Elektronentransports;<br />
minimale oxidative Phosphorylierung<br />
2) Arbeitszustand:<br />
erhöhte ATP-Hydrolyse; viel ADP und P ; i kleiner ATP-Massenwirkungskoeffizient, hohe<br />
Konzentration an reduziertem Cytochrom c; hohe Geschwindigkeit des Elektronentransports;<br />
erhöhte oxidative Phosphorylierung<br />
= Kontrolle der oxidativen Phosphorylierung über den ATP-Massenwirkungskoeffizient<br />
(Akzeptorkontrolle; da die Geschwindigkeit mit der Konzentration an ADP, dem Phosphorylgruppenakzeptor<br />
steigt)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Oxidative Phosphorylierung<br />
Herz-Kreislauf<br />
Kreislauf-Erkrankungen und oxidative Phosphorylierung:<br />
Stillstand der oxidativen Phosphorylierung führt zum Zelltod, wobei vor allem rasch atmende<br />
Gewebe/Organe wie Herz und Gehirn betroffen sind (Herzinfakt und Schlaganfall);<br />
Physiologischer Ablauf:<br />
gestörte Durchblutung führt zu O 2<br />
-Unterversorgung;<br />
Produktion von ATP nur noch durch Glycolyse bzw. aus (limitierten) Speichervorräten möglich;<br />
Bildung von Milchsäure; pH-Wert-Absenkung; Inaktivierung der Glycolyse-Enzyme; Zusammenbruch<br />
der ATP-Produktion;<br />
ATP-abhängige Ionenpumpen stellen Arbeit ein; osmotischer Druck steigt; Zellen und<br />
Zellorganellen schwellen an; Membranen werden durchlässig; Inhaltsstoffe treten aus<br />
(diagnostischer Marker für Herzinfakt; herzspezifische Enzyme im Blut nachweisbar)<br />
ausgetretene Inhaltsstoffe der Lysosomen (Proteasen) führen zum unkontrolliertem Verdau des<br />
Zellinhalts;<br />
irreversible Zellschäden als finale Folge….
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Photosynthese, die lichtabhängige Kohlenstoff-Assimilation, d.h. die Bildung von Kohlenhydraten<br />
aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht, wobei Sauerstoff freigesetzt wird.<br />
Die P. führen sowohl höhere Pflanzen als auch Grünalgen sowie Cyanobakterien (früher als<br />
blaugrüne Algen klassifiziert) und Bakterien der Ordnung Rhodospirillales (Photosynthesebakterien)<br />
durch.<br />
Summenformel (eukaryontischen) der Photosynthese:<br />
Licht<br />
CO 2<br />
+ H 2<br />
O (CH 2<br />
O) + O 2<br />
ist damit formal betrachtet die Umkehrung des oxidativen Kohlenhydratabbaus.<br />
Schätzungen zufolge werden jährlich 10 11 Tonnen Kohlenstoff photosynthetisch fixiert,<br />
was einer gespeicherten Energie von 10 18 kJ entspricht;<br />
ist für den Sauerstoff in der heutigen Atmosphäre verantwortlich;<br />
Grundlage allen Lebens auf der Erde….
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Historie I:<br />
Erkenntnis das sich Pflanzen von ‘ungreifbaren Dingen‘ wie Licht und Luft ernähren entwickelte<br />
sich über einen Zeitraum von fast 200 Jahren;<br />
1648 fand der flämische Arzt Jean-Baptiste von Helmont das beim Wachstum einer Pflanze das<br />
Gewicht der Topferde sich praktisch nicht ändert, woraus er schlussfolgerte, daß die Gewichtszunahme<br />
vom Wasser herrühren müsse;<br />
1727 postulierte Stephen Hales, daß ein Teil der Gewichtszunahme zusätzlich aus der Luft<br />
stammt;<br />
1771 berichtete der englische Geistliche Joseph Priestley, der zugleich ein Pionier der Chemie<br />
war, daß Pflanzen in der Lage sind Sauerstoff zu produzieren:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Historie II:<br />
1779 wies der holländische Arzt Jan Ingen-Housz nach, daß die ‘luftreinigende‘ Kraft der Pflanzen<br />
auf der Einwirkung von Sonnenlicht auf grüne Pflanzenteile beruht;<br />
1782 fand der schweizer Pastor Jean Senebier, daß CO 2<br />
(‘fixierte Luft‘) während der Photosynthese<br />
aufgenommen wird;<br />
1804 konnte gezeigt werden, daß die von Pflanzen produzierte organische Substanz mehr wiegt<br />
als das CO 2<br />
das die Pflanzen verbrauchen, woraus geschlossen wurde, daß das fehlende Gewicht<br />
aus dem Wasser stammt (das als einzige Substanz dem System zugeführt wurde);<br />
Der deutsche Physiologe Robert Mayer, der den ersten Hauptsatz der Thermodynamik<br />
formulierte, kam schließlich zu der These, daß Pflanzen Lichtenergie in chemische Energie<br />
umwandeln.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Ort der Photosynthese bei Eukaryonten (Algen und höhere Pflanzen) sind die Chloroplasten:<br />
Chloroplasten sind membranreiche Organellen im Zellinneren:<br />
Vermutung das Chloroplasten eine Rolle bei der Photosynthese spielen stammt Theodor Engelmanns<br />
(1882) der feststellte, daß bewegliche O 2<br />
-suchende Bakterien sich über dem einzigen<br />
Chloroplasten einer bestimmten Algenart sammeln, jedoch nur solange wie dieser belichtet wird.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Chloroplasten:<br />
- Pro Zelle typischerweise zwischen 1 – 1000;<br />
- gingen phylogenetisch aus Cyanobakterien hervor, die in enger Symbiose mit nicht photosynthese-aktiven<br />
Eukaryonten lebten;<br />
- variieren stark in Form und Größe, erscheinen aber typischerweise als 5 µm lange Ellipsoide;<br />
- sind damit ähnlich den Mitochondrien, denen sie auch im Aufbau ähneln:<br />
‣ besitzen eine äußere durchlässige Membran und eine innere nahezu undurchlässige<br />
Membran<br />
‣ mit einem schmalen Intermembranraum dazwischen;<br />
‣ die innere Membran umschließt das Stroma (=konzentrierte Enzymlösung), die zusätzlich<br />
DNA, RNA und Ribosomen enthält, die an der Synthese von Chloroplastenproteinen<br />
beteiligt sind;<br />
‣ Stroma ist von einem dritten membranreichen Kompartiment, dem Thylakoid umgeben<br />
(griech. thylakos: Sack, Beutel); erscheint als Stapel flach gepackter Säckchen, den sog.<br />
Grana, die ihrerseits durch freiliegende Stromalamellen miteinander verbunden sind;<br />
Membranlipide der Thylakoidmembran zeigen eine charakteristische Zusammensetzung:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Zusammensetzung der Thylakoidmembran:<br />
bestehen nur zu ca. 10% aus den üblicherweise für Membranen typischen Phospholipiden;<br />
Hauptbestandteil (ca. 80%) sind ungeladene Mono- und Digalactosyl-diacylglyceride;<br />
ca. 10% sind Sulfolipide (Sulfochinovosyl-diacylglyceride):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Allgemeiner Ablauf der Photosynthese:<br />
die Photosynthese läuft in zwei unterscheidbaren Abschnitten ab:<br />
1) die Lichtreaktion; verbraucht Lichtenergie und erzeugt NADPH und ATP<br />
2) die Dunkelreaktion; ist vom Licht unabhängig und verbraucht NADPH und ATP um aus<br />
CO 2<br />
und H 2<br />
O Kohlenhydrate herzustellen.<br />
die Lichtreaktion finden in der Thylakoidmembran statt und verläuft ähnlich dem Elektronentransport<br />
und der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien;<br />
Photosynthetisch aktive Prokaryonten besitzen keine Chloroplasten;<br />
Lichtreaktion erfolgt dort an der inneren Zellmembran bzw. daraus abgeleiteten Einstülpungen<br />
(= Chromatophoren);<br />
die Dunkelreaktion verläuft in einer cyclischen Abfolge Enzym-katalysierter Reaktionen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Die Lichtreaktion:<br />
zunächst nahm man an, daß Licht von den Photosynthesepigmenten absorbiert wird und direkt<br />
zur chemischen Reduktion von CO 2<br />
führt;<br />
1931 fand Cornelis van Niels jedoch, daß grüne photosynthetisch aktive anaerobe Bakterien statt<br />
Wasser H 2<br />
S zur Photosynthese benutzen und als Endprodukt Schwefel produzieren;<br />
wegen der Verwandtschaft von H 2<br />
S und H 2<br />
O postulierte man, daß nicht CO 2<br />
sondern H 2 O unter<br />
aeroben Bedingungen photolytisch gespalten wird und die eigentliche O 2<br />
Quelle darstellt<br />
(bestätigt durch Robert Hill (1937) mittels isolierter Chloroplasten in CO 2<br />
-freier Atmosphäre unter<br />
Verwendung künstlicher Elektronenakzeptoren – sog. Hill-Reaktion);<br />
daraus läßt sich folgende Summenformel für die anaerobe Photosynthese ableiten:<br />
Licht<br />
CO 2<br />
+ 2H 2<br />
O (CH 2<br />
O) + O 2<br />
+ H 2<br />
O<br />
o.g. Summenformel läßt sich in 2 Teilschritte zerlegen:<br />
Licht<br />
1) 2H 2<br />
O O 2<br />
+ 4[H] (Lichtreaktion)<br />
2) 4[H] + CO 2<br />
(CH 2<br />
O) + H 2<br />
O (Dunkelreaktion)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Absorption von Licht:<br />
Chlorophyll - der wichtigste Photorezeptor der Photosynthese:<br />
Tetrapyrrol-Ringsystem, das wie das Häm<br />
aus dem Protoporphyrin IX hervorgeht aber<br />
sich in 4 Punkten vom Häm unterscheidet:<br />
1) Mg 2+ statt Fe 2+ als Zentralatom;<br />
2) an den Pyrrolring III schließt sich ein<br />
Cyclopentanon-Ring an (Ring V);<br />
3) einzelne Pyrrol-Ringe liegen teilweise<br />
reduziert vor (Ring II oder/und Ring IV<br />
in Abhängigkeit vom Chlorophyll-Typ);<br />
4) die Propionyl-Seitenkette im Ring IV ist<br />
mit einem Diterpenalkohol (Phytol oder<br />
Geranylgeraniol in Abhängigkeit vom<br />
Chlorophyll-Typ) verestert.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Molekülformen von Chlorophyll a und b sowie von Bakteriochlorophyll a und b:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Antennen-Chlorophyll absorbieren (sammeln) Licht und übertragen es auf das s photosynthetische<br />
Reaktionszentrum:<br />
hellgrün: Antennen-Chlorophylle<br />
dunkelgrün: Chlorophylle der Reaktionszentren<br />
Antennenpigmente sammeln Photonen, leiten<br />
sie weiter und übertragen sie auf die Chlorophylle<br />
der Reaktionszentren durch Resonanzenergie-Transfer<br />
(oder geben sie gelegentlich<br />
als Fluoreszenz wieder ab);<br />
Prinzip einer ‘Energiefalle‘, die dadurch funktioniert,<br />
daß die Energie zur Anregung der Reaktionszentren<br />
geringer ist (Umgebungseffekt)<br />
als die der Antennenpimente (beides aber<br />
chemisch identische Chlorophylle);<br />
Energieübertragung auf Reaktionszentrum<br />
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Hilfspigmente füllen ‘Lücken‘ im Absorptionsspektrum der Antennen-Chlorophylle:<br />
Häufigstes Hilfspigment: Carotenoide (=lineare Polyene):<br />
kommen in allen grünen Pflanzen vor und<br />
darüber hinaus in vielen photosynthetisch<br />
aktiven Bakterien<br />
(sie sind für die leuchtenden Herbstfarben<br />
der Laubbäume und das Orange der<br />
Karotten verantwortlich).<br />
Hilfspigmente bei aquatischen Organismen:<br />
Spezielle Hilfspigmente nötig, da Licht außerhalb des Wellenlängenbereichs von 450 – 550 nm<br />
(blaues und grünes Licht) von einer Wasserschicht >10 m vollständig absorbiert wird:<br />
Typisch sind offenkettige Tetrapyrrole wie das<br />
rote Phycoerythrobilin oder das blaue<br />
Phycocyanobilin bei Rotalgen oder auch<br />
Cyanobakterien:<br />
(fast die hälfte der Photosynthese auf der<br />
Erde wird von aquatischen Organismen<br />
geleistet)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Absorptionsspektren der Hilfspigmente im Vergleich zum Chlorophyll<br />
ll a und b:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Der photosynthetische Proteinkomplex von Bakterien ( (Rhodopseudomonas<br />
viridis):<br />
Aufbau:<br />
3 große Untereinheiten; H (rosa), M (blau) und L (orange),<br />
die die Bakterienmembran durchspannen (helikaler Bereich);<br />
Cytochrom c (grün) mit 4 Häm-Gruppen, daß an der Außen-<br />
Seite des Komplexes gebunden ist;<br />
Vielzahl von prosthetischen Gruppen, die das Reaktionszentrum<br />
bilden (gelb).<br />
(Röntgenstruktur von 1984; erste Strukturaufklärung eines<br />
Transmembranproteins)<br />
Reaktionszentrum
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Elektronentransport im photosynthetischen Reaktionszentrum ( (Rhodopseudomonas<br />
viridis) ) I:<br />
Aufbau:<br />
Zweizählige Symmetrie mit der chromatophoren<br />
Ringsysteme mit:<br />
‘Spezialpaar‘: zwei BChl-b Moleküle;<br />
BPhaeo a: zwei Moleküle Bakteriophaeophytin<br />
(=BChl-b-Variante, bei der Mg 2+ durch 2H + ersetzt ist);<br />
1 Redox-Coenzym Ubichinon und ein damit<br />
verwandtes Menachinon (Vitamin K 2 );<br />
1 Eisen(II)-Ion.<br />
Mechanismus:<br />
(angeregten Moleküle in rot)<br />
a) Absorption eines Photons durch Spezialpaar<br />
(wodurch es gemeinsam angeregt wird)<br />
extrem schnell;<br />
b) Übertragung eines e - auf BPhaeo (linker Arm)<br />
innerhalb von 4 ps; Spezialpaar bleibt mit<br />
positiver Ladung zurück und wird durch<br />
Cytochrom c reoxidiert;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Elektronentransport im photosynthetischen Reaktionszentrum ( (Rhodopseudomonas<br />
viridis) ) II:<br />
Mechanismus:<br />
(angeregten Moleküle in rot)<br />
c) Übertragung des e - von BPhaeo auf<br />
Menachinon (200 ps später);<br />
d) Übertragung des e - von Menachinon auf<br />
Ubichinon innerhalb von 100 µs (Fe(II) bleibt<br />
vom vorbeiwandernden e - unreduziert ist aber<br />
dennoch essentiell);<br />
e) Übertragung eines zweiten e - auf Ubichinon in<br />
analoger Weise; danach Aufnahme von 2 H +<br />
durch Ubichinon unter Bildung von Hydrochinon<br />
aus der umgebenden cytoplasmatischen Lösung<br />
und Überführung in den membrangebundenen<br />
Ubichinonpool (e - -Rückführung auf Spezialpaar<br />
über Cytochrom c).<br />
Ubichinon fungiert als molekularer Wandler, der<br />
aus 2 lichtgetriebenen Einelektronen-Anregungen<br />
1 chemische Zweielektronen-Reduktion macht.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Elektronentransport erfolgt schrittweise auf immer niedrigere Energieniveaus:<br />
Übertragung auf niedrigere Energieniveaus und rasche Entfernung des angeregten e - vom<br />
‘Spezialpaar‘ (P870*) machen den Elektronentransport irreversibel;<br />
Netto-Quantenausbeute (=Verhältnis reagierender Moleküle zu absorbierten Photonen) ist<br />
scheinbar 100%!<br />
Die Photosynthese in Bakterien ist durch die Rückführung der (nichtangeregten) e - ein cyclischer<br />
Prozeß.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Resultat des lichtgetriebenen Elektronentransports:<br />
Führt, da cyclisch, zu keiner Netto-Oxidation oder Reduktion;<br />
Stattdessen bewirkt er die Translokation cytoplasmatischer Protonen (die vom Ubichinon aufgenommen<br />
wurden) durch die Plasmamembran, was dazu führt, daß das Cytoplasma im Vergleich<br />
zum umgebenden Milieu basischer wird;<br />
Der hierdurch gebildete pH-Gradient wird zur Synthese von ATP durch Photophosphorylierung<br />
genutzt (ähnlich der oxidativen Phosphorylierung).<br />
Herkunft der Reduktionsäquivalente:<br />
Bei grünen Pflanzen und Cyanobakterien durch Oxidation von Wasser;<br />
Bei Bakterien durch die Oxidation einer Vielzahl von Verbindungen (H 2<br />
S, S, H 2<br />
, organische<br />
Verbindungen…) ;<br />
Uratmosphäre reich an solchen Reduktionsmitteln, später erschöpften sich diese Vorräte und das<br />
Endprodukt O 2<br />
reicherte sich an und drängte die Bakterien in die heutigen Nischen zurück (O 2<br />
ist<br />
für diese Bakterien toxisch, da sie unter aeroben Bedingungen keine Photosynthese betreiben<br />
können).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Lichtreaktion bei Pflanzen und Cyanobakterien:<br />
Das bei der lichtgetriebenen Oxidation von H 2<br />
O enstehende Reduktionspotential wird im<br />
Unterschied zu photosynthetisch aktiven Bakterien zur Herstellung von NADPH genutzt;<br />
Gesamtprozeß läßt sich in zwei Halbreaktionen unterteilen:<br />
1) O 2<br />
+ 4e - + 4H + 2H 2<br />
O<br />
2) NADP + + H + + 2e - NADPH<br />
Die daraus abgeleitete Gesamtreaktion lautet:<br />
2NADP + + 2H 2<br />
O 2 NADPH + O 2<br />
+ H +<br />
; Elektronentransfer von H 2 O auf NADPH<br />
Das Standartreduktionspotential (-1,1135 V) dieser Vierelektronen-Reaktion entspricht einer<br />
Änderung in der Freien Standardethalpie von 438 kJ mol -1 ;<br />
Aus dieser Energiebilanz läßt sich ableiten, daß die Photosynthese (selbst bei einem Wirkungsgrad<br />
von 100%) mehr als ein Photon sichtbares Licht benötigt um ein Molekül O 2 zu erzeugen.<br />
Experimentelle Messung zeigen, daß tatsächlich 8 bis 10 Photonen zur Bildung eines Moleküls O 2<br />
nötig sind.<br />
Wie erfolgt dieser Multiphotonenprozeß?
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Grundlegender Mechanismus der pflanzlichen Photosynthese:<br />
Besteht aus 2 hintereinander geschaltene Photosystemen:<br />
1) Photosystem 1 (PSI); erzeugt ein starkes Reduktionsmittel, das NADP + reduzieren kann,<br />
dabei entsteht gleichzeitig ein schwaches Oxidationsmittel;<br />
2) Photosystem 2 (PSII); erzeugt ein starkes Oxidationsmittel, das H 2<br />
O zu oxidieren<br />
vermag, dabei entsteht gleichzeitig ein schwaches Reduktionsmittel.<br />
Z-Schema der beiden Photosysteme<br />
(PSI und PSII):<br />
PSI und PSII treiben lichtgetrieben<br />
die Elektronen von H 2<br />
O zu NADPH;<br />
die blauen Pfeile zeigen den Elektronenfluß<br />
in Richtung zunehmenden Reduktionspotential<br />
(daher spontan);<br />
beide Photosysteme müssen arbeiten damit<br />
die Photosynthese ablaufen kann.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Herbicid 3-(3,4-Dichlorphenyl)-1,1-dimethylharnstoff<br />
blockiert den Elektronentransport zwischen<br />
beiden Photosystemen:<br />
Herbicid (besser bekannt unter der Bezeichnung DCMU - 3-(3,4-dichlorophenyl)1,1-dimethylurea -<br />
blockiert die Elektronenübertragung von PSII auf Cytochrom f:<br />
DCMU<br />
Oxidation des Cytochrom f ist von einer<br />
Reduktion gefolgt usw., was einen e —<br />
Transport anzeigt;<br />
DCMU verhindert die Reduktion des<br />
oxidierten Cytochrom f und führt stattdessen<br />
zu einer weitern Oxidation;<br />
hemmt damit den Elektronentransport
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Organisation der Proteinkomplexe in der Chloroplasten-Membran:<br />
im wesentlichen 3 Proteinkomplexe (PSI, PSII und Cytochrom b 6<br />
-f) die über mobile Elektronen-<br />
Carrier in Wechselwirkung stehen (schwarze Pfeile geben den e - -Fluß an):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 1 der Photosynthese:<br />
= Oxidation von 2H 2<br />
O zu einem Molekül O 2<br />
, 4H + und 4e - erfolgt in einer 5-stufigen cyclischen<br />
Reaktionsfolge durch einen Mn-haltigen Proteinkomplex der in 5 verschiedenen Stadien (S 0<br />
-S 4<br />
)<br />
auftritt:<br />
- die 4 Übergänge zwischen S 0<br />
bis S 4<br />
sind photonen-getriebene Redox-Reaktionen, wobei die S-<br />
Stadien unterschiedlichen Oxidationsstadien des Mn-haltigen Proteins entsprechen;<br />
- bei jedem dieser Übergänge jeweils ein Elektron dem Wassermolekül entzogen wird;<br />
- bei jedem dieser Übergänge (mit Ausnahme von S 2<br />
S 3<br />
) wird zudem ein vom H 2<br />
O<br />
stammendes H + in den inneren Thylakoidraum transloziert;<br />
- beim Übergang von S 4<br />
zu S 0<br />
wird O 2<br />
freigesetzt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 2 der Photosynthese:<br />
= Übertragung der Elektronen auf Subtanz Z, von der nachfolgend die Elektronen vom<br />
wasserspaltenden Mn-Proteinkomplex auf das PSII übertragen werden:<br />
Substanz Z überträgt die Elektronen<br />
aus dem Wasser auf das ‘Spezialpaar‘<br />
des PSII, wo sie angeregt werden;<br />
Treibende Kraft für die Wasser-<br />
spaltung ist die lichtgetriebene<br />
Bildung des angeregten<br />
‘Spezialpaares‘, das zu den<br />
stärksten bekannten biologischen<br />
Oxidantien gehört!
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 3 der Photosynthese:<br />
= Übertragung der einzelnen Elektronen vom angeregten ‘Spezialpaar‘ auf einen Chinon-<br />
Akzeptor (Plastochinon), der seinerseits zwei Protonen von der stromaseite der<br />
Thylakoidmembran aufnimmt und vom Proteinkomplex in den Hydroplastochinon-Pool<br />
übergeht:<br />
Ablauf der Elektronenübertragung ist analog zum bakteriellen<br />
Photosystem;<br />
der ähnliche Aufbau der Komplexe deutet zudem darauf hin, daß<br />
sich beide Systeme aus dem gleichen Vorläufer entwickelt haben;<br />
DCMU (und viele andere gebräuchliche Herbicide) konkurrieren<br />
mit Plastochinon um die Bindungsstelle am PSII-Proteinkomplex.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 4 der Photosynthese:<br />
= Übertragung der Elektronen vom Hydroplastochinon(-Pool) auf den Cytochrom-b 6<br />
-f-Komplex<br />
Komplex ähnelt dem Komplex III der mitochondrialen Elektronentransportkette (enthält ein<br />
Cytochrom f, ein Cytochrom b 6<br />
mit 2 Häm-Gruppen, ein [2Fe-2S]-Eisen-Schwefel-Protein und ein<br />
gebundenes Plastochinon);<br />
Der Komplex transportiert sowohl die<br />
Elektronen von der Außenseite der<br />
Thylakoidmembran auf die Innenseite als<br />
auch Protonen;<br />
Der Komplex erzeugt damit maßgebliche den<br />
elektrochemischen Protonengradienten der die<br />
nachfolgende ATP-Synthese antreibt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 5 der Photosynthese:<br />
= Übertragung der Elektronen vom Cytochrom-b 6<br />
-f-Komplex auf PSI:<br />
Elektronenübertragung wird durch Plastocyanin, einem peripheren (mobilen) Membranprotein auf<br />
der Lumenseite der Thylakoidmembran vermittelt:<br />
Plastocyanin besteht aus ca. 100 As und besitzt ein kupferhaltiges<br />
Redoxzentrum, das zwischen Kuper(I)- und Kupfer(II)-Oxidationszuständen<br />
hin und her wechselt;<br />
sowohl der Kupfer(I)- als auch der Kupfer(II)-Komplex sind mit<br />
dem Protein über 4 Liganden koordiniert, wobei beide Komplexe<br />
tetraedrisch sind.<br />
Zusatz: Kupfer(II)-Komplexe mit 4 Liganden nehmen typischerweise<br />
eine quadratisch-planare Geometrie ein;<br />
es wird vermutet das die durch das Protein auferzwungene<br />
tetraedrische Geometrie für das ungewöhnlich hohe Standardreduktionspotential<br />
von Plastochinon verantwortlich ist (0,370 V im<br />
vgl. zu 0,158 V bei normalen Kupfer(II)-Kupfer(I)-Halbreaktionen)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 6 der Photosynthese:<br />
Zwei Wege der Elektronenübertragung möglich:<br />
1) Übertragung der Elektronen auf NADP + unter Bildung von NADPH (nicht-cyclischer Weg);<br />
2) Übertragung der Elektronen zurück auf den Cytochrom-b 6<br />
-f-Komplex (Plastochinon) unter<br />
Translokation von Protonen (cyclischer Weg).<br />
Nicht-cycl. Weg verläuft über eine<br />
Reihe von Elektronenüberträgern:<br />
A 0<br />
: Chl-a-Monomer<br />
A 1<br />
: Phyllochinon (Vitamin K 1<br />
)<br />
X, A, B: membrangeb. Ferredoxine die<br />
[4Fe-4S]-Cluster enthalten<br />
Fd: lösl. Ferredoxin mit [2Fe-2S]-Cluster<br />
Reduziertes Fd wird durch Ferredoxin-<br />
NADP + -Reduktase unter Bildung des<br />
Endproduktes NADPH oxidiert.<br />
Cyclischer Weg reguliert die Bildung<br />
von ATP (aus Protonengradienten) und<br />
erlaubt der Zelle das Verhältnis von ATP<br />
und NADPH dem Bedarf anzupassen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Schritt 7 der Photosynthese:<br />
Kopplung des Abbaus des erzeugten Protonengradienten an die enzymatische Synthese von ATP<br />
=Photophosphorylierung:<br />
ATP-Synthese verläuft mechanistisch analog zur ATP-Synthese in den Mitochondrien;<br />
Die ATP-Synthase in den Chloroplasten (=CF 0<br />
CF 1<br />
-Komplex) ähnelt zudem in ihrer Struktur der<br />
ATP-Synthase (F 0<br />
F 1<br />
-Komplex) in den Mitochondrien:<br />
- beides hydrophobe Transmembranproteine, die<br />
einen Protonentransport-Kanal enthalten;<br />
-CF 1<br />
besitzt wie F 1<br />
den typischen multiplen Aufbau<br />
aus mehreren Untereinheiten;<br />
- beide ATPasen werden durch Oligomycin und Dicyclohexylcarbidiimid<br />
inhibiert.<br />
Einziger signifikanter Unterschied:<br />
In den Mitochondrien erfolgt der Protonentransport<br />
in den Matrixraum, während bei den Chloroplasten<br />
die Protonen aus dem Thylakoidraum exportiert<br />
werden.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Energiebilanz der ATP-Synthese der Photosynthese:<br />
Bei optimaler Belichtungsintensität wird ein Protonengradient von ca. 3,5 pH-Einheiten über die<br />
Thylakoidmembran erzeugt, der gespeist wird durch:<br />
1) die Herstellung eines Moleküls O 2 aus zwei Molekülen H 2 O unter Bildung von vier Protonen, die in den<br />
Thylakoidraum entlassen werden;<br />
2) den Transport der vier freigesetzten Elektronen durch den Cytochrom-b 6 -f-Komplex, der mit einer<br />
Translokation von acht Protonen vom Stroma in den Thylakoidraum erfolgt.<br />
Insgesamt werden damit beim nicht-cyclischen Elektronentransport ca. 12 Protonen pro Molekül<br />
O 2<br />
verschoben;<br />
Zur Synthese von einem Molekül ATP werden von der Chloroplasten-ATPase ca. 3 Protonen<br />
(die aus dem Thylakoidraum heraustransportiert werden) benötigt;<br />
Daraus ergibt sich, daß ca. 4 Moleküle ATP pro O 2<br />
-Molekül synthetisiert werden;<br />
Dementsprechend werden pro absorbiertem Photon ca. 0,5 Äquivalente ATP durch den nichtcyclischen<br />
Elektronentransport produziert (cyclischer Elektronentransport: ca. 0,66 Äquivalente).<br />
Nicht-cyclischer Elektronentransport liefert darüber hinaus NADPH dessen freie Enthalpie<br />
ausreicht um 3 ATP‘s zu produzieren (pro O 2<br />
-Molekül werden 2 NADPH und damit weitere 6 ATP<br />
gebildet, was pro Photon weiteren 0,75 ATP-Äquivalenten entspricht).<br />
Energieausbeute nicht-cyclischer e - -Transport: 0,5 + 0,75 = 1,25 ATP pro Photon
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Die Dunkelreaktion(en) der Photosynthese:<br />
=Nutzung des durch Lichtenergie erzeugten ATP und NADPH zur Synthese von Kohlenhydraten<br />
(und anderen Biomolekülen) aus CO 2<br />
:<br />
Schlüsselweg zur Kohlenhydrat-Synthese aus CO 2<br />
ist der Calvin-Cyclus (auch reduktiver<br />
Pentosephosphat-Cyclus genannt; besser aber ‘Kohlenstoff-Fixierungsreaktion, da die<br />
‘Dunkelreaktion‘ im Dunkeln nicht mit nennenswerter Geschwindigkeit abläuft):<br />
- aufgeklärt durch Calvin, Bassham und Benson<br />
zwischen 1946 und 1953;<br />
- Aufklärung erfolgte mittels 14 CO 2<br />
Radionuklid<br />
und Analyse des Verbleibs von 14 C durch<br />
zweidimensionale Papierchromatographie<br />
zusammen mit Autoradiographie;<br />
- durch Analyse der <strong>Stoffwechsel</strong>produkte zu<br />
verschiedenen Zeiten wurde die Reihenfolge<br />
ihrer Bildung bestimmt;<br />
- Ausgangssubstrate sind Ribulose-1,5-bisphoshat<br />
und CO 2<br />
.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Der Calvin-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Cyclus läßt sich in 2 Stufen untereilen:<br />
1) die Produktionsphase, bei der 3 Moleküle Ribulose-1,5-bisphosphat mit 3 CO 2<br />
reagieren und 6 Moleküle Glyceraldehyd-3-phosphat unter Verbrauch von 9 ATP und 6<br />
NADPH-Molekülen bilden; durch die cyclische Natur des Weges ist er der Synthese eines<br />
Glyceraldehyd-3-phosphates aus 3 CO 2<br />
äquivalent;<br />
2) die Ruhephase, in der die verbleibenden 5 Glyceraldehyd-3-phosphate zu den 3<br />
Molekülen Ribulose-1,5-bisphosphat zurückgebildet werden.<br />
Stufe 2 besteht aus 4 Reaktionen:<br />
1) C 3<br />
+ C 3<br />
C 6 (Glyceraldehyd-3-phosphat + Dihydroxyacetonphosphat Fructose-6-phosphat)<br />
2) C 3<br />
+ C 6<br />
C 4<br />
+ C 5 (Glyceraldehyd-3-phosphat + Fructose-6-phosphat Erythrose-4-phosphat +<br />
Xylulose-5-phosphat)<br />
3) C 3<br />
+ C 4<br />
C 7 (Dihydroxyacetonphosphat + Erythrose-4-phosphat Sedoheptulose-1,7-<br />
bisphosphat)<br />
4) C 3<br />
+ C 7<br />
C 5<br />
+ C 5 (Glyceraldehyd-3-phosphat + Sedoheptulose-1,7-phosphat Ribose-5-phosphat<br />
+ Xylulose-5-phosphat)<br />
Gesamtstöchimetrie: 5 C 3<br />
3 C 5
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Einteilung des Calvin-Cyclus<br />
Cyclus auch teilweise in 3 Stufen:<br />
‘Zusätzliche Stufe‘: Fixierung von CO 2<br />
Reduktion von CO 2<br />
zu einfachen<br />
(reduzierten) organischen<br />
Verbindungen wird neben ‘CO 2<br />
-<br />
Fixierung‘ auch als ‘Kohlenstoff-<br />
Fixierung‘ oder ‘CO 2<br />
-Assimilierung‘<br />
bezeichnet.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Die CO 2<br />
-Fixierung:<br />
=Kondensation von CO 2<br />
mit Ribulose-1,5-bisphosphat unter Bildung von 2 Molekülen 3-<br />
Phosphoglycerat durch Ribulose-1,5-bisphosphat-Carboxylase (auch bezeichnet als RuBP-<br />
Carboxylase/Oxygenase oder Rubisco): das wohl wichtigste Enzym der Welt….<br />
Spaltung des Zwischen-<br />
Produktes unter Bildung<br />
einer neuen Carboxylatgruppe<br />
ist die treibende<br />
Kraft der Reaktion<br />
( G 0 ‘=-35,1 kJ mol -1 )<br />
Deprotonierung durch<br />
Enzymbase ist der<br />
geschwindigkeitsbestimmende<br />
Schritt<br />
der Reaktion
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Rubisco:<br />
- macht ca. 50% der Chloroplasten-Proteine aus;<br />
- damit vermutlich mengenmäßig das häufigste Protein der Biosphäre überhaupt (es werden<br />
schätzungsweise 40 Mio. Tonnen (4x10 13 g) pro Jahr davon synthetisiert);<br />
- Enzym hat eine komplexe Struktur, bestehend aus 8 großen Untereinheiten (je 53.000) die<br />
jeweils ein aktives Zentrum aufweisen; zusätzlich besitzt es 8 kleinere Untereinheiten (je<br />
14.000), deren Funktion bislang noch nicht vollständig geklärt ist (großen UE‘s für sich bereits<br />
katalytisch aktiv).<br />
k cat ~ 3 s -1<br />
Rubisco aus Spinat<br />
a) Aufsicht,<br />
b) Seitenansicht
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Stufe 2: Reaktion 1 und 2: Umsetzung von 3-Phosphoglycerat3<br />
zu Glyceraldehyd-3-phosphat<br />
- Umsetzung erfolgt in 2 Schritten, die im Wesentlichen die Umkehrung der analogen Schritte der<br />
Glycolyse darstellen (einziger Unterschied: statt NADH kommt NADPH zum Einsatz);<br />
Schritt 1: 3-Phosphoglycerat zu 1,3-Bisphosphoglycerat durch 3-Phosphoglycerat-Kinase<br />
Schritt 2: 1,3-Bisphosphoglycerat zu Glyceraldehyd-3-phosphat durch Glyceraldehyd-3-phosphat-<br />
Dehydrogenase
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Stufe 2: Reaktion 3: Umsetzung von Glyceraldehyd-3-phosphat<br />
zu Dihydroxyacetonphosphat<br />
- Reversible Umwandlung von Glyceraldehyd-3-phosphat in Dihydroxyaceton-phosphat durch<br />
Triosephosphat-Isomerase<br />
- ‘Schicksal‘ des Dihydroxyaceton-phosphates: a) Speicherung durch Umwandlung in Stärke (im<br />
Chloroplasten); b) Export ins Cytosol und Umwandlung in Saccharose od. c) Abbau durch<br />
Glycolyse zur Energiegewinnung (insbesondere in neu entstehenden Blättern)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Stufe 3: Regenerierung von Ribulose-1,5<br />
1,5-bisphosphat<br />
aus Triosephosphaten<br />
- Regenerierung notwendig da in der ersten Reaktion bei der CO 2 -Fixierung Ribulose-1,5-<br />
bisphosphat verbraucht wird;<br />
- Prozess beinhaltet eine Reihe von Umlagerungen der Kohlenstoffgerüste von Glyceraldehyd-3-<br />
phosphat und Dihydroxyacetonphosphat;<br />
- als Zwischenprodukte dieses Prozesses treten C 3 -, C 4 -, C 5 -, C 6 -und C 7 -Zucker auf;<br />
- Umwandlungen werden durch insgesamt 7 Enzyme katalysiert;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Stufe 3: Regenerierung von Ribulose-1,5<br />
1,5-bisphosphat<br />
aus Triosephosphaten<br />
blauen Pfeile kennzeichnen exergone<br />
Reaktionen, die den Prozeß irreversible<br />
machen
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Stufe 3: Transketolase-katalysierte katalysierte Übertragungsreaktionen<br />
Schritt 3: Umsetzung einer Hexose und einer Triose:<br />
Allgemeine Reaktion:<br />
Schritt 6: Umsetzung eines C 7 - und eines C 3 -Zuckers:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Stufe 3: Mechanismus der Transketolase-katalysierten katalysierten Übertragungsreaktion am Beispiel der C 2<br />
-<br />
Gruppenübertragung von Sedoheptulose-7-phosphat<br />
phosphat auf Glyceraldehyd-3-phosphat<br />
phosphat:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Regulation des Calvin-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Licht stimuliert und Dunkelheit deaktiviert den Calvin-Cyclus (auch Dunkelreaktion);<br />
Regulation erfolgt durch:<br />
1) Veränderung von pH-Wert als Folge der Belichtung (bei Belichtung steigt der pH-Wert von<br />
ca. 7,0 auf 8,0 weil Protonen aus dem Stroma in den Thylakoidraum gepumpt werden) –<br />
Schlüsselenzyme des Calvin-Cyclus haben ein enges pH-Optimum bei pH 8,0;<br />
2) Veränderung der Mg 2+ -Konzentration als Folge der Belichtung (Efflux von Protonen ist von<br />
einem Influx von Mg 2+ Ionen in das Stroma begleitet) – Schlüsselenzyme des Calvin-<br />
Cyclus werden durch Mg 2+ aktiviert;<br />
3) Veränderung der NADPH-Konzentration als Folge der Belichtung (Belichtung von PSI führt<br />
zur Produktion von NADPH) – Schlüsselenzyme des Calvin-Cyclus werden durch NADPH<br />
allosterisch aktiviert;<br />
4) Lichtgetriebene Reduktion von Disulfidbindungen durch Elektronen aus dem PSI –<br />
Schlüsselenzyme des Calvin-Cyclus werden durch reduktive Spaltung von Disulfidbindungen<br />
aktiviert;<br />
5) Kovalente Modifizierung (Carbamoylierung eines Lys-Restes von Rubisco katalysiert von<br />
Rubisco-Aktivase) – Carbamoylierung führt zur Aktivierung von Rubisco.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Photorespiration:<br />
Bei Lichtexposition und niedriger CO 2<br />
- und hoher O 2<br />
-<br />
Konzentration verbrauchen Pflanzen O 2<br />
und erzeugen CO 2<br />
= Photorespiration<br />
Ursache: O 2<br />
kompetiert mit CO 2<br />
als Substrat um Rubisco (daher<br />
auch die Bezeichung Ribulose-bisphosphat-Carboxylase<br />
Oxygenase)<br />
Mechanismus: bei der Oxygenase-Reaktion von Rubisco<br />
reagiert O 2<br />
mit Ribulose-1,5-bisphat unter Bildung von 2-<br />
Phosphoglycolat (und 3-Phosphoglycerat);<br />
2-Phosphoglycolat wird von Glycolatphosphatase zu Glycolat<br />
hydrolysiert und durch eine Kette enzymatischer Reaktionen die<br />
in den Peroxisomen und Mitochondrien ablaufen teilweise zu CO 2<br />
umgewandelt;<br />
2 Glycin reagieren<br />
zu Ser und CO 2<br />
Netto-Resultat:<br />
scheinbar nutzlose Vergeudung von in der<br />
Lichtreaktion erzeugten ATP und NADPH
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Funktion der Photorespiration:<br />
im Detail unbekannt, da 2-Phosphoglycolat ein ‘nutzloser‘ Metabolit ist;<br />
man nimmt an, daß die Entwicklung des Systems zum großen Teil ablief bevor O 2<br />
zu einem<br />
Hauptbestandteil der Atmosphäre wurde;<br />
möglich ist auch, daß die Photorespiration den photosynthetischen Apparat vor Schäden durch<br />
Photooxidation bewahrt wenn zu wenig CO 2<br />
vorhanden ist und die absorbierte Lichtenergie<br />
anderweitig verbraucht werden muss;<br />
für o.g. Hypothese spricht, daß Pflanzen bei Belichtung und Abwesenheit von CO 2<br />
und O 2<br />
rasch<br />
ihre Photosyntheseaktivität verlieren.<br />
Auswirkungen der Photorespiration:<br />
üblicherweise übertrifft die Geschwindigkeit der Photosynthese die der Photorespiration;<br />
Photorespiration nimmt jedoch mit Temperaturerhöhung zu (durch Verringerung der CO 2<br />
-Affinität<br />
von Rubisco) und kann an heißen und sonnigen Tagen der Geschwindigkeit der Photosynthese<br />
nahekommen und somit die Bildung von Biomasse bis zu 50% hemmen (Problem in der<br />
Landwirtschaft – Genmanipulation);<br />
einige Pflanzen haben einen Mechanismus der die Photorespiration minimiert (C 4 -Pflanzen).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Minimierung der Photorespiration bei C 4<br />
-Pflanzen:<br />
Pflanzen tropischen Ursprungs wie Zuckerrohr, Mais aber auch viele Unkräuter besitzen einen<br />
<strong>Stoffwechsel</strong>-Cyclus (C 4<br />
-Cyclus), der CO 2<br />
in den photosynthetischen Zellen konzentriert (ca.<br />
Faktor 10);<br />
CO 2<br />
-Konzentrierung führt zu nahezu vollständiger Unterdrückung der Photorespiration;<br />
Blätter von C 4<br />
-Pflanzen haben eine charakteristische Anatomie (besitzen 2 Arten von Zellen, sog.<br />
Leitbündelscheiden-Zellen und Mesophyllzellen in charakteristischer Anordnung):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Der C 4<br />
-Cyclus:<br />
aufgeklärt in den 60er Jahren durch die Biochemiker Marshall Hatch und Rodger Slack (Hatch-<br />
Slack-Weg der CO 2 -Fixierung);<br />
insgesamt kennt man 3 Reaktionswege des C 4<br />
-Metabolismus, mit dem o.g. als bestuntersuchten;<br />
Mechanismus:<br />
1) Aufnahme atmosphärischem CO 2<br />
durch Mesophyllzellen (besitzen kein Rubisco) und<br />
Kondensation des CO 2<br />
als HCO 3 - mit Phosphoenolpyruvat zu Oxalacetat;<br />
2) Reduktion von Oxalacetat zu Malat und Transport des Malats in die Leitbündelscheiden-Zellen<br />
(der Name C 4 -Cyclus bezieht sich auf diese C 4 -Carbonsäure);<br />
3) Decarboxylierung des Malats zu Pyruvat und CO 2<br />
.<br />
Bemerkung: Pflanzen die diesen Mechanismus nicht besitzen nennt man in Analogie zu den C 4<br />
-<br />
Pflanzen auch C 3<br />
-Pflanzen, da sie CO 2<br />
zunächst in Form von C 3<br />
-Carbonsäuren<br />
fixieren.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
Der C 4<br />
-Cyclus:<br />
Cyclus führt zur Anreicherung von CO 2<br />
in den Leitbündelscheiden-Zellen;<br />
Anreicherung erfolgt auf Kosten von 2 ATP pro CO 2<br />
, dennoch Wachstumsvorteil in heißen<br />
Gegenden (in kühleren Klimazonen haben dagegen C 3<br />
-Pflanzen einen Vorteil, da sie weniger<br />
Energie für die CO 2<br />
-Fixierung benötigen).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Photosynthese<br />
CAM-Pflanzen: Eine Variante der C 4<br />
-Pflanzen:<br />
CAM-Pflanzen sind wüstenbewohnende Pflanzen;<br />
trennen die CO 2<br />
-Aufnahme zeitlich vom Calvin-Cyclus;<br />
CO 2<br />
-Aufnahme setzt die Öffnung von Poren voraus, was jedoch bei Tage zu einer unanehmbar<br />
hohen Verlust von Wasser durch Verdampfen führen würde;<br />
CO 2<br />
-Aufnahme erfolgt daher nur bei Nacht, während der Calvin-Cyclus am Tage abläuft;<br />
Speicherung des aufgenommenen CO 2<br />
erfolgt in einem Prozeß der als Crassulacean Acid<br />
Metabolism (CAM; er wurde zuerst in Pflanzen der Familie Crassulaceae entdeckt) bezeichnet<br />
wird;<br />
Speicherung des CO 2<br />
erfolgt in Form von großen Mengen an Malat;<br />
CAM-Pflanzen sind mit diesem Mechanismus in der Lage, die Photosynthese mit minimalem<br />
Wasserverlust durchzuführen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Fettsäurestoffwechsel<br />
1) Verdauung, Aufnahme und Transport von Fetten<br />
2) Fettsäureoxidation<br />
3) Ketokörper<br />
4) Biosynthese von Fettsäuren<br />
5) Regulation des Fettsäurestoffwechsels<br />
6) Cholesterinstoffwechsel<br />
7) Arachidonsäurestoffwechsel<br />
8) <strong>Stoffwechsel</strong> der Phospholipide und Glycolipide
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Bedeutung der Lipide:<br />
Essentiell für die Struktur der Zelle und für ihren <strong>Stoffwechsel</strong>;<br />
Lipide sind die wichtigste Energiespeicherform in tierischen Organismen;<br />
Cholesterin ist ein wesentlicher Bestandteil der Zellmembran und eine Vorstufe von<br />
Steroidhormonen und Gallensäuren;<br />
Aus Arachidonsäure werden Prostaglandine, Prostacycline, Thromboxane und Leukotriene, die<br />
zusammen die Gruppe der Eicosanoide bilden, hergestellt und als interzelluläre Mediatoren eine<br />
Vielzahl komplexer Prozesse regulieren;<br />
Glyco- und Phospholipide sind Hauptbestandteile biologischer Membranen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Aufbau von Fetten:<br />
Lipide oder Fette auch bekannt als Triacylglycerine, Triglyceride oder Depotlipide bestehen aus<br />
Fettsäure-Glycerin-Triestern, wobei Palmitin- und Ölsäure typische Fettsäuren sind:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Energiegehalt von Fetten:<br />
Triglyceride machen ca. 90% der mit der Nahrung aufgenommenen Fette aus und sind mit<br />
ebenfalls 90% Hauptbestandteil des Energiereservoirs des Menschen;<br />
Ursache: hoher Energiegehalt von Fetten<br />
Hoher Energiegehalt der Fette begründet sich auf die niedriger Oxidationsstufe der meisten C-<br />
Atome, die niedriger ist als die von Glucose – oxidativer Abbau von Fetten liefert daher in etwa<br />
doppelt soviel Energie wie der Abbau der gleichen Trockenmasse von Kohlenhydraten bzw.<br />
Proteinen;<br />
Darüber hinaus sind Fette wasserfrei speicherbar, während Glucose (Speicherform Glycogen) als<br />
polare Verbindung hydratisiert gespeichert wird (zwei drittel des Glycogens besteht aus Wasser)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Verdauung von Fetten:<br />
Abbau der Triglyceride erfolgt wegen ihrer Wasserunlöslichkeit durch (wasserlösliche)<br />
Verdauungsenzyme an Fett-Wasser-Grenzflächen im Darm;<br />
Geschwindigkeit ihrer Verdauung hängt durch die Größe der Oberfläche dieser Schicht ab, die<br />
durch die emulgierende Wirkung von Gallensäuren (wirken als starke Detergentien, werden durch<br />
die Leber hergestellt und über die Gallenblase in den Dünndarm abgegeben) und die<br />
peristaltische Bewegung des Darms erheblich vergrößert wird;<br />
Verdau der Triglyceride beginnt mit der Hydrolyse der Fettsäure-Glycerin-Esterbindungen an den<br />
Postitionen 1 und 3 durch Pankreas-Lipase unter Bildung der 2-Acylglycerine, der<br />
Zwischenprodukte mit 2 Fettsäuren (1,2-Diacylglycerineund der Na + -und<br />
K + -Salze der freigesetzten Fettsäuren;<br />
Die freigesetzten Fettsäuren (Seifen) wirken als amphipathische Verbindungen emulgierend und<br />
unterstützen den weiteren Abbau;<br />
Pankreas-Lipase bildet einen 1:1-Komplex mit Colipase; letztere verankert die Lipase an der<br />
Phasengrenze und verhindert deren Denaturierung;<br />
Endprodukte: Mischung aus Fettsäuren, Mono- und Diacylglycerinen
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Aufnahme von Fetten:<br />
Aufnahme des Gemisches aus Fettsäuren, Mono- und Diacylglycerinen erfolgt durch die<br />
Mukosazellen (=Zellen die den Dünndarm auskleiden);<br />
Aufnahme wird durch Gallensäure-vermittelte Micellenbildung in den die unpolaren<br />
Abbauprodukte integriert sind erleichtert;<br />
Fehlen die Gallensäuren (z.B. bei Gallengangsverschluß) können nur geringe Mengen der<br />
Nahrungsfette resorbiert werden, während der Großteil der hydrolysierten Lipide ausgeschieden<br />
wird (Steatorrhöe);<br />
Gallensäuren helfen damit nicht nur bei der Verdauung sondern auch bei der Aufnahme der<br />
Nahrungsfette;<br />
darüber hinaus vermitteln Gallensäuren in gleicher Weise auch die intestinale Resorption der<br />
fettlöslichen Vitamine A, D, E und K.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Weiteres ‘Schicksal‘ der Fette:<br />
Nach Resorption der Fette durch die Mukosazellen erfolgt eine Resynthese zu den Triglyceriden<br />
und deren ‘Verpackung‘ in wasserlösliche Lipoproteinpartikel (Chylomikronen);<br />
Ausschleusung der wasserlöslichen Chylomikronen über das Lymphsystem in den Blutkreislauf;<br />
‘Entpacken‘ und vollständige Hydrolyse der Triglyceride zu den freien Fettsäuren und Glycerin<br />
durch Lipoproteinlipase in den Kapillaren des Fettgewebes und der Skelettmuskulatur;<br />
Aufnahme der freigesetzten Fettsäuren durch Muskel- und Fettzellen; Transport des freigesetzten<br />
Glycerins zur Leber oder zu den Nieren und Umwandlung in Dihydroxyacetonphosphat durch<br />
Glycerin-Kinase und Glycerin-3-phosphat-Dehydrogenase und Abbau mittels Glycolyse;<br />
Mobilisierung der im Fettgewebe gespeicherten Lipide erfolgt Hormon-kontrolliert durch<br />
Triacylglycerin-Lipase durch vollständige Spaltung in Fettsäuren und Glycerin und Abgabe in den<br />
Blutkreislauf wo die freien Fettsäuren Protein-gebunden (Albumin) transportiert werden.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Abbau der Fettsäuren:<br />
erfolgt in einem Prozeß der als Fettsäureoxidation oder auch ß-Oxidation bekannt ist;<br />
Aufgeklärt durch Franz Knoop 1904:<br />
Verfütterung von am endständigen C-Atom benzylierten Fettsäuren an Hunde und Isolierung der<br />
phenylhaltigen <strong>Stoffwechsel</strong>endprodukte aus dem Urin:<br />
bei der Gabe von geradzahligen Fettsäuren wurde Hippursäure (Bz-Gly-OH) ausgeschieden;<br />
bei ungeradzahligen Fettsäuren wurde Phenylacetursäure (Phenylacetyl-Gly-OH) gefunden:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Knoop‘s Theorie aus den Verfütterungsexperimenten:<br />
Oxidation der Fettsäuren erfolgt ß-ständig zu Carboxylat-Gruppe, da ansonsten Phenylessigsäure<br />
weiter zu Benzoesäure hätte oxidiert werden müssen;<br />
Knoop schlug den Begriff ß-Oxidation vor (Theorie wurde 1950 mittels der die Fettsäureoxidation<br />
katalysierenden Enzyme bestätigt).<br />
ß-Oxidation:<br />
1) Aktivierung der Fettsäuren<br />
2) Transport durch die Mitochondrienmembran<br />
3) ß-Oxidation<br />
4) Oxidation ungesättigter Fettsäuren<br />
5) Oxidation von ungeradzahligen Fettsäuren<br />
6) Peroxisomale ß-Oxidation
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Aktivierung der Fettsäuren:<br />
ß-Oxidation setzt eine Aktivierung von Fettsäuren voraus;<br />
Aktivierung erfolgt in einer ATP-abhängigen Reaktion unter Bildung aktivierter Fettsäure-Acyl-<br />
CoA-Ester:<br />
Mechanismus der Fettsäureaktivierung:<br />
Fettsäure bildet mit der a-Phosphorylgruppe von ATP ein<br />
gemischtes Acyladenylat-Anhydrid unter Abspaltung von<br />
Pyrophosphat;<br />
Spaltung des Pyrophophates durch die ubiquitär<br />
vorkommende anorganische Pyrophosphatase<br />
(energetische Triebkraft der Reaktion);<br />
Angriff des gemischten Anhydrids durch die Sulfhydrylgruppe<br />
des CoA unter Bildung von AMP und des<br />
aktivierten Fettsäure-Acyl-CoA-Esters;<br />
Katalyse der Reaktion erfolgt durch Acyl-CoA-Synthetase<br />
(Thiokinase).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Transport der aktivierten Fettsäuren durch die Mitochondrien-Membran:<br />
Membran:<br />
Aktivierung erfolgt im Cytosol; der weitere Abbau dagegen in den Mitochondrien<br />
Transport ins Mitochondrium;<br />
Transport durch die innere Mitochondrien-Membran erfolgt nicht direkt, sondern vermittelt durch<br />
Carnitin und einem Carnitin-Carrier-Protein:<br />
1) Übertragung der Fettsäure von CoA auf Carnitin;<br />
2) Transport des Acyl-Carnitins durch Carrier-Protein durch die innere Mitochondrien-Membran;<br />
3) Übertragung des Fettsäure-Restes von Carnitin zurück auf CoA in der Mitochondrien-Matrix;<br />
4) Rücktransport des freien Carnitins ins Cytosol.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Transport der aktivierten Fettsäuren durch die Mitochondrien-Membran:<br />
Membran:<br />
Die Acylierung von Carnitin (wie auch die Rückreaktion im Mitochondrium) wird von der Carnitin-<br />
Palmityl-Transferase katalysiert:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Die ß-Oxidation:<br />
= oxidativer Abbau der aktivierten Fettsäure-Acyl-Co-Ester;<br />
Abbau umfaßt 4 Reaktionen:<br />
1) Bildung einer trans-α,ß-Doppelbindung in einer Dehydrierungsreaktion katalysiert durch Acyl-<br />
CoA-Dehydrogenase:<br />
Annahme: Abstrahierung eines Protons vom C α und nachfolgend eines Hydrid-Ions vom C ß und<br />
Übertragung auf FAD; gebildetes FADH 2<br />
wird dann über die Elektronentransportkette reoxidiert.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Ein Defekt der Acyl-CoA<br />
CoA-Reduktase<br />
hat tödliche Folgen:<br />
In bis zu 10% der Fälle des ‘plötzlichen Kindstodes‘ wurde ein Defekt der Acyl-CoA-<br />
Dehydrogenase festgestellt;<br />
Tod tritt oft Nachts ein; man nimmt an, daß nach dem Aufbrauchen der Glucose nach einer<br />
Mahlzeit die Umschaltung auf die Fettsäureoxidation nicht funktioniert und dadurch bedingt der<br />
plötzliche Tod eines offensichtlich gesunden Kleinkindes eintreten kann.<br />
Verzehr unreifer Akipflaumen führt zur sog. Jamaika-Brechkrankheit, die über Erbrechen, gefolgt<br />
von Krämpfen und Koma zum Tod führen kann;<br />
Ursache:<br />
ist die in diesen Früchten vorhanden<br />
ungewöhnliche Aminosäure Hypoglycin A,<br />
die durch den Metabolismus in ein Acyl-<br />
Co-Derivat umgewandelt wird, das die<br />
Acyl-CoA-Dehydrogenase inaktiviert
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Reaktion 2 und 3 der ß-Oxidation:<br />
2) Hydratisierung der trans-α,ß-Doppelbindung durch<br />
Enoyl-CoA-Hydratase unter Bildung von 3-L-<br />
Hydroxy-acyl-CoA;<br />
3) Dehydrierung von 3-L-Hydroxyacyl-CoA durch 3-L-<br />
Hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase unter Bildung<br />
der entsprechenden ß-Ketoacyl-CoA-Verbindung.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Reaktion 4 der ß-Oxidation:<br />
Spaltung der C α ― C ß -Bindung in einer Thiolysereaktion katalysiert durch ß-Ketoacyl-CoA-Thiolase<br />
unter Bildung von Acetyl-CoA und den um 2 C-Atome kürzeren Fettsäure-Acyl-CoA-Ester:<br />
Die Thiolase-Reaktion läuft in 4 Schritten ab
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Mechanismus der Thiolase-Reaktion:<br />
Schritt 1-4:<br />
1) Nukleophiler Angriff einer Cys-Thiolgruppe des Enzyms<br />
auf das elektrophile Carbonyl-C ß -Atom der ß-Ketoacyl-<br />
CoA-Verbindung;<br />
2) Spaltung der C α ― C ß -Bindung unter Bildung der verkürzten<br />
Fettsäure und eines Acetyl-CoA-Carbanion-Intermediates<br />
(Resonanz-stabilisiert durch e - -ziehende Carbonylgruppe<br />
des Thioester) – Mechanismus entspricht einer<br />
Claisen-Esterspaltung;<br />
3) Protonierung des Acetyl-CoA-Carbanion-Intermediates<br />
durch einen Säure-Rest des Enzyms unter Bildung von<br />
Acetyl-CoA;<br />
4) Umesterung des Enzym-Thioester-Zwischenproduktes mit<br />
CoA unter Bildung des um 2 C-Atome verkürzten Fettsäure-<br />
Acyl-CoA-Esters
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Energie-Bilanz der ß-Oxidation:<br />
Jeder Durchlauf der ß-Oxidation produziert: 1 NADH<br />
1 FADH 2<br />
1 Acetyl-CoA (Oxidation im Citronensäure-Cyclus)<br />
Beispiel Palmityl-CoA (C 16<br />
):<br />
7 ß-Oxidationscyclen erforderlich<br />
Oxidation liefert 7 FADH 2<br />
, 7 NADH und 8 Acetyl-CoA<br />
8 Acetyl-CoA führt zu 8 GTP, 24 NADH und 8 FADH 2<br />
insgesamt 31 NADH und 15 FADH 2<br />
oxidative Phosphorylierung von 31 NADH liefert 93 ATP<br />
oxidative Phosphorylierung von 15 FADH 2<br />
liefert 30 ATP<br />
Minus 2 ATP für die Aktivierung der Fettsäure<br />
8 GTP (ATP) + 93 ATP + 30 ATP - 2 ATP = 129 ATP<br />
Die Nettoausbeute der Oxidation eines Palmitinsäure-Moleküls liefert 129 ATP-Äquivalente!
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Oxidation ungesättigter Fettsäuren:<br />
Ungesättigte Fettsäuren biologischen Ursprungs enthalten:<br />
- i.d.R. nur cis-Doppelbindungen;<br />
- die erste Doppelbindung i.d.R. zwischen C(9) und C(10); bezeichnet als 9 -<br />
Doppelbindung;<br />
- weitere Doppelbindungen (sofern vorhanden) im Abstand von drei Kohlenstoffatomen<br />
und sind niemals konjugiert.<br />
Problem 1: ß,γ-Doppelbindungen (=Doppelbindung an einem ungeradzahligen C-Atom):<br />
ß,γ-cis-Doppelbindung ist als Substrat für die<br />
Enoyl-CoA-Hydratase ungeeigent;<br />
daher erfolgt eine Umwandlung der cis- 3 -<br />
Doppelbindung in die stabilere esterkonjugierte<br />
trans- 2 -Form durch Enoyl-CoA-Isomerase;<br />
trans- 2 -Form wird von der Enoyl-CoA-Hydratase<br />
als normales Substrat erkannt und die ß-<br />
Oxidation wird fortgesetzt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Problem 2:<br />
4 -Doppelbindungen (=Doppelbindung an einem geradzahligen C-Atom):<br />
fortschreitende ß-Oxidation führt zur Bildung<br />
eines 2,4-Dienoyl-CoA-Zwischenprodukt, das<br />
nur langsam von der Enoyl-CoA-Hydratase<br />
umgesetzt wird;<br />
In E.coli:<br />
Reduktion der 4 -Doppelbindung durch 2,4-<br />
Dienoyl-CoA-Reduktase unter Bildung von<br />
trans-2-Enoyl-CoA (=gewöhnl. Zwischenprodukt<br />
der ß-Oxidation)<br />
In Säugern:<br />
Reduktion der 4-Doppelbindung durch das<br />
analoge Säuger-Enzym führt zur Bildung von<br />
trans-3-Enoyl-CoA, das nachfolgend durch<br />
3,2-Enoyl-CoA-Isomerase zu trans-2-Enoyl-<br />
CoA isomerisiert wird.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Oxidation von Fettsäuren mit einer ungeraden Zahl von C-Atomen: C<br />
Die meisten Fettsäuren biologischen Ursprungs enthalten eine gerade Anzahl von C-Atomen und<br />
werden daher vollständig zu Acetyl-CoA-Einheiten abgebaut;<br />
Einige Pflanzen und marine Lebewesen synthetisieren jedoch Fettsäuren mit einer ungeraden<br />
Anzahl von C-Atomen;<br />
Abbau liefert in der letzten Runde der ß-Oxidation statt Acetyl-CoA Propionyl-CoA;<br />
Verwertung des Propionyl-CoA erfolgt durch die Überführung in Succinyl-CoA, das in den<br />
Citronensäure-Cyclus eingeschleust wird.<br />
Zusatz: bakterielle Fermentation von Kohlenhydraten im Pansen von Rindern liefert neben Acetat<br />
ebenfalls Propionat, das von den Tieren aufgenommen wird und den größten Teil des<br />
Kalorinbedarfs der Rinder deckt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Umwandlung von Propionyl-CoA<br />
in Succinyl-CoA<br />
CoA:<br />
Reaktion 1: Umwandlung von Propionyl-CoA in (S)-<br />
Methylmalonyl-CoA<br />
Carboxylierung durch Propionyl-CoA-Carboxylase<br />
Reaktion verläuft über die Carboxylierung des Biotins,<br />
das als prosthetische Gruppe des Enzyms fungiert (ATPabhängig);<br />
Übertragung der mittels Biotin aktivierten Carboxy-<br />
Gruppe vom Carboxy-Biotin auf Propionyl-CoA unter<br />
Bildung von (S)-Methylmalonyl-CoA<br />
Mechanismus<br />
Beachte: Keine Carboxylierung am C(3), die direkt zum<br />
Produkt geführt hätte, sondern stattdessen zunächste<br />
eine Carboxylierung an C(2)!
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Mechanismus der Carboxylierung von Propionyl-CoA<br />
CoA:<br />
Carboxylierung von Biotin ausgehend von einem Hydrogencarbonat-Ion mit simultaner<br />
Hydrolyse von ATP<br />
Angriff eines Propionyl-CoA-Carbanions auf Carboxy-Biotin unter<br />
Carboxylierung des Propionyl-CoA<br />
Abspaltung des Protons am C(2) wegen Stabilisierung<br />
des sich bildenden Carbanions durch den Elektronenzug<br />
des Thioesters erleichtert;<br />
wird als Ursache für die Carboxylierung an C(2)<br />
diskutiert, obwohl eine hypothetische Carboxylierung<br />
an C(3) bereits zum Produkt geführt hätte.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Reaktion 2: Umwandlung von (S)-Methylmalonyl(<br />
Methylmalonyl-CoA<br />
in (R)-Methylmalonyl(<br />
Methylmalonyl-CoA<br />
durch Methyl-<br />
Malonyl-CoA<br />
CoA-Racemase:<br />
Racemase-Reaktion verläuft über ein resonanzstabilisiertes<br />
Carbanion-Zwischenprodukt:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Reaktion 3: Umwandlung von (R)-Methylmalonyl(<br />
Methylmalonyl-CoA<br />
in Succinyl-CoA<br />
durch Methylmalonyl-<br />
CoA-Mutase<br />
Mutase:<br />
Methylmalonyl-CoA-Mutase katalysiert eine<br />
ungewöhnliche Umlagerung im Kohlenstoffskelett:<br />
=Umlagerung einer C-C Bindung, wobei gleichzeitig ein<br />
H-Atom ausgetauscht wird<br />
(R)-Methylmalonyl-CoA<br />
Succinnyl-CoA
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Methylmalonyl-CoA<br />
CoA-Mutase<br />
besitzt 5‘-Desoxyadenosylcobalmin<br />
(Coenzym<br />
B 12 ) als prosthetische<br />
Gruppe:<br />
5‘-Desoxyadenosyl-Gruppe<br />
Corrinring (ähnlich Häm aus 4 Pyrrolringen<br />
(A-D) aufgebaut<br />
6-fach koordiniertes Cobald-Ion mit<br />
den 4 N-Atomen der Pyrrolringe, dem N-<br />
Atom von 5,6-Dimethylbenzimidazol und<br />
der 5‘-Desoxyadenosyl-Gruppe als Liganden<br />
(Bindung der Desoxyadenosylgruppe erfolgt<br />
über eine kovalente C-Co-Bindung = einzige<br />
bekannte biologische Kohlenstoff-Metall-<br />
Bindung)<br />
5,6-Dimethylbenzimidazol-Rest (zusätzlich<br />
zur Bindung über Cobald kovalent an den Ring<br />
D des Corrins gebunden)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Mutmaßlicher Mechanismus der Methylmalonyl-CoA<br />
CoA-Mutase-Reaktion:<br />
gebildetes Methylmalonyl-<br />
CoA-Radikal<br />
Entzug eines H-Atoms vom<br />
Methylmalonyl-CoA durch 5‘-<br />
Desoxyadenosyl-Radikal<br />
(hypothetische) Umlagerung des<br />
Methylmalonyl-CoA-Radikals in<br />
ein Succinyl-CoA-Radikal<br />
Homolytische Spaltung (!) der<br />
C-Co(III)-Bindung unter Bildung<br />
eines 5‘-Desoxyadenosyl-Radikals<br />
Rückübertragung des H-Atoms vom 5‘-Desoxyadenosin<br />
auf das Succinyl-CoA-Radikal;<br />
Bildung des Succinyl-CoA<br />
Wiederherstllung des Coenzyms<br />
Zusatz: homolytische Spaltungen sind in biologischen Systemen<br />
ungewöhnliche (i.d.R. heterolytische Spaltungen)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Vitamin B 12 -Mangel und perniziöse Anämie:<br />
Erkrankung die bei älteren Menschen auftritt und oft tödlich verläuft;<br />
geht einher mit einer erniedrigten Zahl roter Blutkörperchen, einer niedrigen Hämoglobin-<br />
Konzentration und neurologischen Ausfällen;<br />
wurde früher mit dem Verzehr großer Mengen an roher Leber behandelt;<br />
Ursache liegt gewöhnlich nicht in einer mangelnden Zufuhr mit der Nahrung sondern in einer<br />
unzureichenden Sekretion des sog. Intrinsic-Faktors;<br />
der Intrinsic-Faktor ist ein Glycoprotein, das vom Magen sezerniert wird und Vitamin B 12<br />
spezifisch bindet;<br />
die Resorption des Komplexes erfolgt nachfolgend spezifisch durch einen Rezeptor in der<br />
Darmschleimhaut, von wo aus es als freies Vitamin B 12<br />
ins Blut abgegeben wird;<br />
Speicherung des Vitamins B 12<br />
erfolgt in der Leber (Vorrat reicht für 3 bis 5 Jahre);<br />
der Tagesbedarf an Vitamin B 12<br />
ist mit 3 µg sehr niedrig, was wegen der Speicherung in der<br />
Leber den schleichenden Ausbruch der perniziösen Anämie erklärt;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Vitamin B 12 -Mangel und perniziöse Anämie:<br />
Vitamin B 12<br />
kann weder von Pflanzen noch von Tieren hergestellt werden und nur wenige<br />
Bakterien sind hierzu nicht in der Lage;<br />
derartige Bakterienarten besiedeln den Darm von Tieren, durch die Tiere ihren Bedarf an Vitamin<br />
B 12<br />
decken (einige Tiere, z.B. Kaninchen und Corillas müssen aus diesem Grund regelmäßig<br />
etwas von ihrem eigenen Faeces zu sich nehmen, um ausreichenden Mengen des Vitamins zu<br />
erhalten….);<br />
Menschen nehmen Vitamin B 12<br />
mit der Nahrung, insbesondere durch den Verzehr von Fleisch<br />
und tierischer Milch auf;<br />
Pflanzen dagegen besitzen praktisch keine Vitamin B 12<br />
, wodurch strikte (menschliche) Vegetarier<br />
an Vitamin B 12<br />
-Mangel erkranken können (trifft insbesondere auf gestillte Kinder zu, deren Mütter<br />
keine tierischen Produkte zu sich nehmen).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Ketokörper:<br />
‘Schicksal‘ des bei der ß-Oxidation produzierten Acetyl-CoA:<br />
1) weitere Oxidation im Citronensäure-Cyclus<br />
2) Ketogenese (Hauptweg)<br />
Ketogenese:<br />
=Umwandlung von Acetyl-CoA in Acetoacetat oder D-ß-Hydroxybutyrat, die zusammen mit<br />
Aceton (nicht ganz korrekt) als ‘Ketokörper‘ bezeichnet werden.<br />
Ketokörper dienen als wichtige ‘Brennstoffe‘ für viele periphere Organe, vor allem für das Herz<br />
und die Skelettmuskulatur und sind damit energiereiche wasserlösliche Fettsäureäquivalente.<br />
Zusatz: Gehirn nutzt i.d.R. ausschließliche Glucose als Energiequelle (Fettsäuren können die Blut-Hirn-Schranke<br />
nicht passieren), schaltet jedoch bei längerem Fasten auf Ketokörper als Hauptlieferant um.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Synthese von Acetoacetat:<br />
verläuft in 3 Schritten:<br />
1) Kondensation von 2 Acetyl-CoA zu Acetoacetyl-<br />
CoA durch Thiolase (auch Acetyl-CoA-Acetyltransferase);<br />
Enzym arbeitet in umgekehrter<br />
Richtung wie im letzten Schritt der ß-Oxidation;<br />
2) Kondensation von Acetoacetyl-CoA mit einem<br />
dritten Acetyl-CoA unter Katalyse von HMG-<br />
CoA-Synthase (=ß-Hydroxy-ß-methylglutaryl-<br />
CoA-Synthase) unter Bildung von ß-Hydroxyß-methyl-glutaryl-CoA<br />
(=HMG-CoA);<br />
3) Abbau des HMG-CoA zu Acetoacetat und Acetyl-<br />
CoA in einer gemischten Aldol-Claisen-Spaltung<br />
durch HMG-Lyase.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
HMG-CoA<br />
CoA-Synthase<br />
und HMG-CoA<br />
CoA-Lyase<br />
katalysieren in der Summe lediglich die hydrolytische<br />
Spaltung von Acetoacetyl-CoA<br />
CoA:<br />
Acetoacetyl-CoA + H 2<br />
O<br />
Acetoacetat + CoA<br />
Umsetzung durch eine einfache Hydrolysereaktion hätte zum gleichen Ergebnis geführt;<br />
Grund für die komplizierte Durchführung über HMG könnte eine bessere Regulation sein.<br />
Synthese von D-ß-Hydroxybutyrat:<br />
Umwandlung erfolgt in einer einfachen Reduktionsreaktion aus Acetoacetat katalysiert durch ß-<br />
Hydroxybutyrat-Dehydrogenase:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
‘Schicksal‘ des gebildeten Acetoacetats und ß-Hydroxybutyrats:<br />
Abgabe beider Ketokörper aus der Leber in den Blutkreislauf<br />
wo es als Brennstoff für periphere Gewebe dient;<br />
In den Geweben erfolgt die Rückbildung von Acetyl-CoA:<br />
Schlüsselenzym für die Verwertung beider Ketokörper<br />
ist die 3-Ketoacyl-CoA-Transferase, die die Aktivierung<br />
von Acetoacetat (und damit auch dem Vorläufer D-ß-<br />
Hydroxybutyrat) katalysiert;<br />
In der Leber (als Produzent der Ketokörper) kommt dieses<br />
Enzym nicht vor, wodurch die Ketokörper in der Leber nicht<br />
verwertet werden können und sie dadurch anderen Geweben<br />
zur Verfügung stehen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Rolle des Acetons als 3. Ketokörper:<br />
Bildung des Acetons erfolgt spontan (nicht-enzymatisch) aus Acetoacetat, das als ß-<br />
Ketocarbonsäure leicht zu Aceton und CO 2<br />
decarboxyliert;<br />
Prozeß wird als Ketoazidose bezeichnet und ist ein pathologischer Zustand, der immer dann<br />
auftritt, wenn Acetoacetat schneller produziert wird als es metabolisiert werden kann;<br />
Tritt bei Diabetis mellitus auf, der durch eine unzureichende Insulinsektretion oder mangelhafte<br />
Stimulation der Zielzellen durch Insulin zustande kommt, infolgedessen die Blutglucose-Konzentration<br />
soweit ansteigt, daß Glucose mit dem Urin ausgeschieden wird;<br />
Trotz der hohen Blutglucose-Konzentration leiden die Gewebe jedoch unter Glucosemangel, die<br />
durch eine erhöhte ß-Oxidation und Bildung von Ketokörpern kompensiert wird;<br />
Als Folge steigt die Ketokörper-Konzentration im Blut stark an, was zur spontanen<br />
Decarboxylierung von Acetoacetat und damit zur Bildung von Aceton führt, das teilweise über<br />
den Atem abgegeben wird (erkennbar durch charakteristisch süßen Acetongeruch des Atems).<br />
Zusatz: Ketokörper führen als Säuren zur einer Überlastung der Pufferkapazität von Blut und<br />
Niere; letztere stabilisiert den pH-Wert durch Ausscheidung von H + mit dem Urin, der von einer<br />
Ausscheidung u.a. von Wasser begleitet wird und zu einer schweren Dehydratation<br />
(verantwortlich für den starken Durst) und zur Abnahme des Blutvolumens führt. Beide<br />
Situationen sind lebensbedrohlich.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese von Fettsäuren:<br />
In den Grundzügen aufgeklärt 1945 durch David Ritterberg und Konrad Bloch, mit<br />
mechanistischen Details in den späten 50er Jahren.<br />
Die Biosynthese von Fettsäuren erfolgt formal in Umkehrung der ß-Oxidation durch Kondensation<br />
von C 2<br />
-Einheiten;<br />
Im Detail existieren jedoch eine Reihe von Unterschieden zwischen Abbau und Synthese:<br />
1) Lokalisation (Abbau im Mitochondrium; Aufbau im Cytosol)<br />
2) Acyl-Gruppen-Carrier (Abbau; CoA; Aufbau: ACP (=Acyl-Carrier-Protein)<br />
3) Elektronen-Akzeptor/-Donor (Abbau: FAD und NAD als Akzeptor; Aufbau: NADPH als Donor)<br />
4) Stereochemie der Hydratisierung/Dehydratisierung (Abbau: L-ß-Hydroxyacyl-Gruppe; Aufbau:<br />
D-ß-Hydroxyacyl-Gruppe)<br />
5) die Form, in der C2-Einheiten als Produkt entstehen bzw. als Substrate verwertet werden<br />
(Abbau: Produkt ist die C 2 -Einheit ‘Acetyl-CoA‘; Aufbau: Donor der C 2 -Einheit ist ‘Malonyl-CoA‘)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Reaktion 1 der Fettsäurebiosynthese:<br />
=Umwandlung von Acetyl-CoA in Malonyl-CoA durch Acetyl-CoA-Carboxylase:<br />
(geschwindigkeitsbestimmender Schritt der Gesamtreaktion)<br />
Reaktionsmechanismus analog der Propionyl-CoA-Carboxylierung über eine ATP-abhängige CO 2<br />
-<br />
Aktivierung durch Biotin und Übertragung der aktivierten Carboxygruppe auf Acetyl-CoA unter<br />
Bildung von Malonyl-CoA (vgl. Abbau von Fettsäuren mit ungerader Anzahl von C-Atomen).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Regulation der Acetyl-CoA<br />
CoA-Carboxylase:<br />
Acetyl-CoA-Carboxylase von Säugern und Vögeln werden durch Polymerisation reguliert;<br />
Monomere des Enzyms (in Form von flachen Rechtecken) lagern sich zu langen Filamenten mit<br />
einer molaren Masse von zwischen 4000 – 8000 kD zusammen;<br />
Nur diese Filamente sind katalytisch aktiv, nicht jedoch das einzelne<br />
Monomer!<br />
Geschwindigkeit der Acetyl-CoA-Carboxylase (und damit der Fettsäurebiosynthese)<br />
wird durch das Gleichgewicht zwischen monomerer<br />
(inaktiver) und filamentöser (aktiver) Form reguliert;<br />
Beeinflussung des Gleichgewichtes durch: Citrat (Polymerbildung);<br />
Palmityl-CoA als Endprodukt der Fettsäurebiosynthese (Monomerbildung);<br />
zusätzlich hormonelle Regulation des Gleichgewichts<br />
(Glucagon, Adrenalin, Noradrenalin – Monomerbildung;<br />
Insulin – Polymerbildung)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Reaktion 2 der Fettsäurebiosynthese:<br />
= eigentliche Kettenverlängerung; Hauptprodukt ist i.d.R. Palmitinsäure (C 16<br />
-Fettsäure);<br />
Kettenverlängerung wird durch die Fettsäure-Synthase (in Tieren) katalysiert, einem<br />
Multienzymkomplex mit einem Molekulargewicht von 500 kD, bestehend aus 2 identischen<br />
Polypeptidketten, die die zur Fettsäurebiosynthese notwendigen 7 enzymatischen Aktivitäten<br />
tragen;<br />
Bakterien katalysieren die Fettsäurebiosynthese mithilfe von analogen Einzelenzymen (= 7<br />
Einzelenzyme);<br />
Pflanzen synthetisieren Fettsäuren analog zu Bakterien, wobei die Fettsäuresynthese bei Pflanzen<br />
ausschließlich in den Chloroplasten stattfindet;<br />
Mit 7 unterschiedlichen Enzymaktivitäten ist die tierische Fettsäure-Synthase der Multienzymkomplex<br />
der die meisten Enzymaktivitäten auf einer Polypeptidkette trägt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Schematische Darstellung der zwei identischen Polypeptidketten der d<br />
tierischen Fettsäure-<br />
Synthase-Multienzymkomplexe:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Teilreaktion 1 und 2 der Kettenverlängerung:<br />
= Beladung der Fettsäure-Synthase mit einem Acetyl- und Malonyl-Rest ausgehend von Acetyl-<br />
CoA und Malonyl-CoA durch jeweils spezifische Acyl-CoA-ACP-Transacylasen (Bestandteil des<br />
Fettsäure-Synthase-Komplexes):<br />
Übertragung des Acetyl-Restes von ACP<br />
auf eine Cys-Seitenkette des Enzyms<br />
Bindung von Malonyl-ACP<br />
an das Enzyms
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Teilreaktion 3 der Kettenverlängerung:<br />
=Kondensation des Acetyl-Restes mit Malonyl-ACP katalysiert durch ß-Ketoacyl-ACP-Synthase:<br />
Acetoacetyl-ACP<br />
Reaktion verläuft über die Decarboxylierung von Malonyl-ACP; Bildung des Carbanions, Angriff<br />
der Acetylthioester-Bindung durch das Carbanion und Bildung des Acetoacetyl-ACP-Produktes<br />
unter Freisetzung der SH-Gruppe des Cys-Restes im aktiven Zentrum des Enzyms;<br />
Decarboxylierung dient dazu, die Reaktion anzutreiben, wobei sie über die Acetyl-CoA-<br />
Carboxylase-Reaktion indirekt an die Hydrolyse von ATP gekoppelt ist.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Teilreaktion 4 bis 6 der Kettenverlängerung:<br />
=Reduktion von Acetoacetyl-ACP zu D-ß-<br />
Hydroxybutyryl-ACP durch ß-Ketoacyl-ACP-<br />
Reduktase;<br />
Dehydratisierung von D-ß-Hydroxybutyryl-<br />
ACP zu α,ß-trans-Butenoyl-ACP durch ß-Hydroxyacyl-ACP-Dehydrase;<br />
Reduktion von α,ß-trans-Butenoyl-ACP zu<br />
Butyryl-ACP durch Enoyl-ACP-Reduktase.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Weitere Kettenverlängerung:<br />
durch erneute Beladung von ACP mit einer Malonylgruppe und Wiederholung der Reaktionen<br />
2 bis 6;<br />
sechsmalige Wiederholung des Cyclus führt zur Bildung von Palmityl-ACP;<br />
Teilreaktion 7 der Fettsäure-Synthase<br />
Synthase-Reaktion:<br />
=Spaltung der Thioesterbindung des gebildeten Palmityl-ACP durch Palmityl-Thioesterase unter<br />
Freisetzung von Palmitinsäure:<br />
Gesamtstöchiometrie der Palmitinsäure-Synthese:<br />
Acetyl-CoA + 7 Malonyl-CoA + 14 NADPH + 14 H +<br />
Palmitinsäure + 7 CO 2<br />
+ 14 NADP + + 8 CoA + 6 H 2<br />
O<br />
da die 7 Malonyl-CoA von Acetyl-CoA abstammen ergibt sich für die Biosynthese von<br />
Palmitinsäure:<br />
8 Acetyl-CoA + 7 ATP + 14 NADPH + 14 H +<br />
Palmitinsäure + 14 NADP + + 8 CoA + 6 H 2<br />
O + 7 ADP + 7 P i
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Palmitinsäure als Hauptprodukt der Fettsäure-Synthase<br />
ist die Vorstufe für längerkettige,<br />
gesättigte und ungesättigte Fettsäuren:<br />
Verlängerung der Fettsäurekette erfolgt durch sog. Elongasen;<br />
die Synthese ungesättigter Fettsäuren aus den gesättigten Vorstufen wird durch sog.<br />
Desaturasen katalysiert.<br />
Elongation:<br />
Erfolgt sowohl in den Mitochondrien (in formaler Umkehrung der Reaktionsschritte der Fettsäureoxidation<br />
durch schrittweises Anhängen weiterer Acetyl-Einheiten) als auch im endoplasmatischen<br />
Reticulum durch schrittweises Anhängen von Malonyl-CoA gefolgt von Reduktionen und<br />
Dehydratationen analog zur Fettsäure-Synthase.<br />
Desaturierung:<br />
Einführung von Doppelbindungen bei Tieren beschränkt sich hauptsächlich auf den terminalen<br />
Bereich von Fettsäuren;<br />
Grund: besitzen nur 4 verschiedene terminale Desaturasen ( 9 -, 6 -, 5 -und 4 -Fettsäure-Acyl-<br />
CoA-Desaturasen) die jedoch ein breites Spektrum verschieden langer Fettsäuren akzeptieren<br />
(Doppelbindungen an Positionen jenseits von C(9) können durch tierische Organismen jedoch<br />
nicht eingeführt werden).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Kombination von Elongation und Desaturierung:<br />
Kombination beider Reaktionen ermöglicht zwar die Synthese einer Vielzahl von ungesättigten<br />
Fettsäuren, dennoch sind dem tierischen Organismus Grenzen gesetzt:<br />
z.B.: Palmitinsäure ist die kürzeste Fettsäure die synthetisiert werden kann;<br />
da keine Doppelbindung jenseits von C(9) eingeführt werden kann, ist die Bildung von<br />
Linolsäure ( 9,12 -Octadecadiensäure) nicht möglich;<br />
Linolsäure ist aber eine Vorstufe zur Synthese von wichtigen körpereigenen Verbindungen<br />
(Prostaglandinen);<br />
Linolsäure muß folglich mit der Nahrung aufgenommen werden (=essentielle Fettsäure;<br />
Pflanzen besitzen entsprechende Desaturasen und sind damit zur Bildung von Linolsäure<br />
befähigt).<br />
Mangel an Linolsäure:<br />
fettfreie Nahrung (und damit Mangel an Linolsäure) führt zu verzögertem Wachstum, langsamer<br />
Wundheilung und Dermatitis, die zu lebendsbedrohlichen Zuständen führt;<br />
Linolsäure ist zudem ein wichtiger Bestandteil epidermaler Sphingolipide, die die Wasser-<br />
Permeabilitätsschranke der Haut aufbauen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Regulation des Fettsäurestoffwechsels:<br />
Der Fettsäurestoffwechsel wird sowohl durch eine Langzeit- als auch Kurzzeitregulation<br />
kontrolliert:<br />
Kurzzeitregulation:<br />
erfolgt schnell und hormonell durch:<br />
Glucagon, Adrenalin und Noradrenalin = Aktivierung der Enzyme der Fettsäureoxidation;<br />
Insulin = Aktivierung der Enzyme der Fettsäurebiosynthese<br />
Langzeitregulation:<br />
Über die Konzentration der Enzyme die am Aufbau bzw. Abbau von Fettsäuren beteiligt sind;<br />
Fasten aber auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren in der Nahrung inhibieren die Synthese der<br />
Fettsäure-Synthase und damit die Fettsäurebiosynthese;<br />
großes Nahrungsangebot (und damit dauerhaft hohe Insulinkonzentration) erhöht die<br />
Konzentration an Lipoprotein-Lipase, einem Enzym, das die Aufnahme von Fettsäuren in das<br />
speichernde Fettgewebe einleitet (Fasten hat einen gegenteiligen Effekt);<br />
Regelmäßiges sportliches Training senkt die Glucosekonzentration im Blut und führt über eine<br />
Veränderung des Hormongleichgewichtes zu einem langfristigen Konzentrationsanstieg der<br />
Enzyme der Fettsäureoxidation, die von einem Absinken der Fettsäurebiosynthese begleitet wird.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Cholesterinstoffwechsel:<br />
Funktion und Bedeutung von Cholesterin:<br />
- essentieller Bestandteil der Zellmembran;<br />
- Ausgangsverbindung für die Synthese von Steroidhormonen und Gallensäuren;<br />
Biosynthese von Cholesterin:<br />
Biosynthese des Cholesterins erfolgt aus Acetat:<br />
Acetat<br />
isoprenoides Intermediat Squalen Cyclisierungsprodukt Cholesterin<br />
(Synthesereaktionen erfolgen im Cytosol der Leber)<br />
Struktur des Isoprens (2-Methyl-1,3-butadien):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Struktur des aus Isopreneinheiten synthetisierten Squalens:<br />
Squalen: Polyisopren-Kohlenwasserstoff (C 30 -Verbindung) , der in gefalteter Form bereits die<br />
Vorstufen der 4 Sterrolringe enthält, aus denen Cholesterol aufgebaut ist;<br />
nicht nur die Vorstufe für Cholesterol, sondern auch weiterer wichtiger Isoprenoide,<br />
wie Ubichinon (CoQ), Dolichol oder auch Isopentenyladenosin (eine modifizierte tRNA-<br />
Base);
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Schritt 1 der Cholesterin-Biosynthese:<br />
Umwandlung von Acetat in die Isoprenoidzwischen-<br />
produkte (i) Isopentenylpyrophosphat und (ii) Dimethylallylpyrophosphat:<br />
1) Bildung von Hydroxymethylglutaryl-CoA (HMG-CoA)<br />
mittels Thiolase und HMG-CoA-Synthase<br />
( s. Biosynthese von Ketokörpern)<br />
2) HMG-CoA-Reduktase = Schlüsselenzym der<br />
Cholesterinbiosynthese katalysiert die Umwandlung<br />
von Hydroxymethylglutaryl-CoA in Mevalonat unter<br />
Thioesterspaltung und Reduktion der Carboxygruppe<br />
von HMG-CoA zur Alkoholfunktion von Mevalonat<br />
3) Phosphorylierung der neugebildeten OH-Gruppe durch<br />
Mevalonat-5-phospho-Transferase (1. Phosphorylierung)<br />
und nachfolgender 2. Phosphorylierung zum<br />
Pyrophosphat durch Phosphomevalonat-Kinase<br />
4) Decarboxylierung und Dehydratisierung von Mevalonatpyrophosphat<br />
durch Pyrophosphomevalonat-Decarboxylase<br />
unter Bildung v. Isopentenylpyrophosphat
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Struktur des gebildeten Isopentenylpyrophosphates:<br />
Isomerisierung erfolgt durch Protonierungs- und Deprotonierungsreaktion unter Katalyse der<br />
Isopentenylpyrophosphat-Isomerase<br />
Isomerase:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese des Squalens:<br />
Squalen wird durch Kondensation von 6 Isopren-<br />
Einheiten gebildet, wobei 4 Isopentenylpyrophosphat-Einheiten<br />
und 2 Moleküle Dimethylallylpyrophosphat<br />
miteinander kondensieren:<br />
Synthese erfolgt in 3 Reaktionen katalysiert durch<br />
2 Enzyme:<br />
1) Kopf-Schwanz(=1‘-4)-Kondensation von Dimethylallylpyrophosphat<br />
und Isopentenylpyrophosphat zu<br />
Geranylpyrophosphat durch Prenyl-Transferase;<br />
2) Kopf-Schwanz-Kondensation von Geranylpyrophosphat<br />
mit Isopentenylpyrophosphat zu Farnesylpyrophosphat<br />
ebenfalls durch Prenyl-Transferase;<br />
3) Kopf-Kopf(1-1‘)-Kondensaton von zwei Farnesylpyrophat-Molekülen<br />
zu Squalen durch Squalen-<br />
Synthase.<br />
Zusatz: Kondensationsreaktionen verlaufen über eine<br />
ungewöhnliche Carbokation-Zwischenstufe.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Cyclisierung des Squalens führt zum Lanosterin:<br />
Die Cyclisierung von Squalen verläuft in zwei Schritten:<br />
Schritt 1: Oxidation von Squalen zu 2,3-Oxidosqualen katalysiert durch Squalen-Epoxidase:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Schritt 2: Umwandlung von 2,3-Oxidosqualen in Lanosterin<br />
katalysiert durch Oxidosqualen-Cyclase:<br />
Reaktion ist komplex und umfaßt die Cyclisierung von 2,3-<br />
Oxidosqualen zu einem Protosterol-Kation und die nachfolgende<br />
Umwandlung des Kations zu Lanosterin:<br />
Mechanismus:<br />
Bildung des Kations beginnt mit der Protonierung des<br />
Squalenepoxid-Sauerstoffs durch das Enzym;<br />
Nach Öffnung des Epoxids entsteht an dieser Stelle ein<br />
Elektronendefizit, dessen Verschiebung die Cyclisierung<br />
antreibt, durch die das Protosterol-Kation gebildet wird;<br />
Eliminierung eines Protons vom C(9) des Protosterol-Kations<br />
führt zur Bildung einer Doppelbindung, gefolgt von<br />
einer Reihe von 1,2-Hydrid- und Methylverschiebungen,<br />
die in ihrer Folge zum neutralen Lanosterin führen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Die Synthese von Cholesterins<br />
aus Lanosterin erfolgt in 19<br />
Einzelschritten….
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Weiteres ‘Schicksal‘ des Cholesterins:<br />
Speicherung des Cholesterins als Cholesterinester in der Leber;<br />
Abgabe des Cholesterins aus den Leberzellen in den Blutkreislauf und Transport zu den peripheren<br />
Geweben gebunden an LDL (=low density lipoprotein);<br />
Aufnahme des Cholesterins durch die peripheren Gewebe durch Rezeptor-vermittelte Endocytose<br />
und Einbau in die Zellmembran oder Speicherung als Cholesterinester; außerdem ist Cholesterin<br />
die Vorstufe zur Synthese von Steroidhormonen (5 Klassen: Gestagene, Glucocorticoide, Mineralocorticoide,<br />
Androgene und Östrogene)<br />
neben der de novo-Synthese wird Cholesterin mit der Nahrung aufgenommen und im Blutkreislauf<br />
ähnlich transportiert wie endogen synthetisiertes Cholesterin;<br />
Überschüssiges Cholesterin wird über den Blutkreislauf gebunden an HDL (=high density<br />
lipoprotein) zur Leber transportiert, über Endocytose durch die Leberzellen aufgenommen und<br />
über die Umwandlung in Gallensäuren beseitigt (Mechanismus verhindert die Akkumulation des in<br />
hoher Konzentration potentiell gefährlichen wasserunlöslichen Cholesterins).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Der quantitativ bedeutsamste Verwertungsweg des Cholesterins ist die Bildung von Gallensäuren:<br />
Gallensäuren werden in der Leber aus Cholesterin synthetisiert, als Konjugate mit Glycin oder<br />
Taurin in die Gallenblase abgegeben, von wo aus sie in den Dünndarm gelangen und als<br />
Emulgatoren bei der Verdauung und Absorption von Fetten und fettlöslichen Vitaminen dienen;<br />
die wichtigsten Gallensäuren sind Cholsäure und Chenodesoxycholsäure:<br />
Strukturelle Unterschiede<br />
zwischen Gallensäuren und<br />
Cholesterin:<br />
1) Sättigung der 5,6-<br />
Doppelbindung;<br />
2) Epimerisierung der 3ß-OH-<br />
Gruppe;<br />
3) Einführung von OH-Gruppen<br />
in die Position 7α und 12α;<br />
4) Oxidation von C(24) zu einer<br />
Carboxygruppe;<br />
5) Konjugation dieser Carboxygruppe<br />
mit Glycin o. Taurin.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Gallensäuren unterliegen einem effizienten Recyclingsystem:<br />
Sezernierte Gallensäuren werden zusammen mit resorbierten Nährstoffen wieder aufgenommen,<br />
über den Blutkreislauf zurück zur Leber transportiert und auf diese Weise mehrmals am Tag<br />
wiederverwendet;<br />
weniger als 1 g Gallensäure pro Tag entkommt diesem Recyclingsystem, wird von<br />
Microorganismen im Darm abgebaut und schließlich ausgeschieden (nur auf diesem Weg kann der<br />
Körper Cholesterin ausscheiden);<br />
Abweichungen des Cholesterin-Spiegels im Blut:<br />
Beobachtet wird nahezu ausschließlich ein erhöhter Cholesterin-Spiegel (=Hypercholesterinämie)<br />
hervorgerufen durch eine Überproduktion und/oder eine geringe Verwertung von LDL (entweder<br />
erblich bedingt (=familiäre Hypercholesterinämie; FH oder durch übermäßige Zufuhr mit der<br />
Nahrung); FH ist ein dominanter genetischer Defekt;<br />
unabhängig ob erblich oder durch übermäßige Zufuhr mit der Nahrung ist die Folge eine erhöhte<br />
Konzentration an Cholesterin und damit an LDL als Transportform des Cholesterins.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Behandlung der Hypercholesterinämie:<br />
Behandlung kann neben einer Cholesterin-armen Diät auf zwei Wegen erfolgen:<br />
1) Einnahme von Harzen, die Gallensäuren binden und damit deren Adsorption (Recycling) im<br />
Darm verhindern – führt zu verstärkter Ausscheidung von Gallensäuren, wodurch die Leber<br />
mehr Cholesterin in Gallensäuren umwandelt (führt zur Senkung des Cholesterin-Spiegels);<br />
‘Nebenwirkung‘: verringerte Plasmakonzentration von Cholesterin induziert gleichzeitig die<br />
körpereigene Cholesterin-Biosynthese, wodurch im Endeffekt der Cholesterin-Spiegel nur um<br />
15 bis 20% gesenkt werden kann.<br />
2) Behandlung mit kompetitiven Inhibitoren der HMG-Reduktase, insbesondere mit den<br />
Pilzprodukten Compactin und Lovastatin – führt zu einer Inhibierung und damit zu einer<br />
verlangsamten Cholesterin-Biosynthese;<br />
‘Nebenwirkung‘: Verringerung der Cholesterin-Konzentration im Blut führt zu einer verstärkten<br />
Biosynthese von LDL-Rezeptoren und HMG-Reduktase, Senkung des Cholesterin-Spiegel liegt<br />
aber immer noch bei 30%.<br />
Üblich ist die Kombination beider Mittel, wodurch sich der Cholesterin-Spiegel um 50 bis 60%<br />
senken läßt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Arachidonsäurestoffwechsel:<br />
=5,8,11,14-Eicosatetraensäure<br />
Vorstufe von Prostaglandine und den mit ihnen verwandten Prostacycline, Thromboxane und<br />
Leukotriene (in ihrer Gesamtheit als Eicosanoide bezeichnet, da sie alle C 20<br />
-Verbindungen sind<br />
– griech.; eikosi, zwanzig);<br />
Eicosanoide besitzen wie Hormone bereits in geringer Konzentration physiologische Effekte:<br />
- beteiligt an Entzündungsreaktionen, insbesondere der Gelenke (rheumatoide Arthritis),<br />
der Haut (Psoriasis) und der Augen;<br />
- Entstehung von Schmerz und Fieber;<br />
- Blutdruckregulation;<br />
- Auslösung der Blutgerinnung;<br />
- Kontrolle mehrerer, die Fortpflanzung betreffender Funktionen (z.B. Auslösung der<br />
Wehen)<br />
- Regulation des Schlaf/Wach-Cyclus<br />
Entdeckt Anfang der 30er Jahre durch Ulf von Euler aufgrund ihrer uteruskontrahierenden und<br />
blutdrucksenkenden Wirkung;<br />
Name ‘Prostaglandine‘ stammt von der ursprünglichen Vermutung ihrer Bildung in der<br />
Prostatadrüse.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Eicosanoide:<br />
Im Unterschied zu Hormonen werden sie nicht über den Blutkreislauf an den Ort ihrer Wirkung<br />
transportiert (Eicosanoide sind chemisch und biologisch instabile Verbindungen, wobei einige von<br />
ihnen in vitro innerhalb von wenigen Minuten zerfallen);<br />
sind im Unterschied zu Hormonen lokale Mediatoren, d.h. sie wirken dort wo sie gebildet werden;<br />
5,8,11,14-Eicosatetraensäure<br />
Eicosatetraensäure: : C 20 -Fettsäure mit vier nichtkonjugierten Doppelbindungen:<br />
Arachidonsäure ist eine ω-6-Fettsäure (Doppelbindung an C(14) ist 6 C-Atome vom terminalen<br />
Kohlenstoffatom (=ω-C-Atom) entfernt);<br />
Fast alle Säugerzellen (mit Ausnahme der roten Blutkörperchen) produzieren Prostaglandine und<br />
in praktisch allen Fällen ist Arachidonsäure die synthetische Vorstufe.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese von Arachidonsäure:<br />
Arachidonsäure wird durch Elongation und Dehydrierung aus Linolsäure (ebenfalls eine ω-6-Fettsäure)<br />
hergestellt:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Arachidonsäure ist die Synthesevorstufe der Typ 2 und 3 Prostaglandine;<br />
8,11,14-Eicosatriensäure<br />
ist der Vorläufer der Typ 1 Prostaglandine:<br />
Speicherung der Arachidonsäure, verestert mit Glycerin in Phospholipiden, erfolgt in der Zellmembran<br />
und wird bei Bedarf aus diesen freigesetzt;<br />
Freisetzung erfolgt durch Lipasen:<br />
- Phospholipase A 2<br />
- 1,2-Diacylglycerin-Lipase<br />
Corticoidsteroide inhibieren Phospholipase A 2 und wirken über die Drosslung der Arachidonsäure-<br />
Freisetzung entzündungshemmend.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Synthese der Prostaglandine, Prostacycline und Thromboxane erfolgt im ‘cyclischen‘<br />
Weg‘ des<br />
Arachidonsäurestoffwechsels:<br />
Reaktionsschritt 1:<br />
Umwandlung von Arachidonsäure in PGH 2<br />
durch Prostaglandinendoperoxid-Synthase;<br />
Enzym besitzt 2 Aktivitäten:<br />
1) Cyclooxygenase-Aktivität (katalysiert die<br />
Addition von 2 Molekülen O 2<br />
an Arachidonsäure<br />
unter Bildung von PGG 2<br />
;<br />
2) Hydroperoxidase-Aktivität (katalysiert die<br />
Umwandlung der Hydroperoxid-Gruppe<br />
in eine OH-Gruppe in einer Glutathionabhängigen<br />
Reaktion;<br />
PGH 2<br />
ist die unmittelbare Vorstufe für die<br />
Synthese aller Typ 2-Prostaglandine, Prostacycline<br />
und Thromboxane.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Schicksal von PGH 2<br />
hängt von der relativen Aktivität der Enzyme der jeweiligen Zellen len ab:<br />
Blutplättchen: enthalten Thromboxan-Synthase, die die Bildung von Thromboxan A 2<br />
(TxA 2<br />
)<br />
katalysiert:<br />
Thromboxan ist ein Vasokonstriktor und stimuliert die Plättchenaggregation
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Schicksal von PGH 2<br />
hängt von der relativen Aktivität der Enzyme der jeweiligen Zellen len ab:<br />
Gefäßendothelzellen: enthalten Prostacyclin-Synthase, die die Bildung von Prostacyclin I 2<br />
(PGI 2<br />
)<br />
katalysiert:<br />
Prostacyclin I 2<br />
ist ein Vasodilator und inhibiert die Plättchenaggregation
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Schicksal von PGH 2<br />
hängt von der relativen Aktivität der Enzyme der jeweiligen Zellen len ab:<br />
Herzmuskelzellen: enthalten Prostaglandin-Synthasen, die die Bildung verschiedener Prostaglandine<br />
katalysieren:<br />
PGD 2<br />
, PGE 2<br />
und PGF 2α<br />
werden von Herzmuskelzellen in ungefähr gleichen Mengen synthetisiert.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Nichtsteroidale Antiphlogistika inhibieren die Synthese von Prostaglandinen, Prostacyclinen<br />
und Thromboxanen:<br />
Inhibitionsmechanismus: Hemmung der Cyclooxygenase-Aktivität der Prostaglandinendoperoxid-<br />
Synthase<br />
z.B.: Acetylsalicylsäure (Aspirin) inhibiert die Cyclooxygenase-Aktivität irreversibel durch<br />
Acetylierung des Enzyms;<br />
langfristige Anwendung in geringer Dosis kann die<br />
Wahrscheinlichkeit von Herzinfakten und Schlaganfällen<br />
verringern (Effekt basiert auf der selektiven Hemmung<br />
der Plättchenaggregation und damit der Bildung von<br />
Blutgerinnseln)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Nichtsteroidale Antiphlogistika inhibieren die die Synthese von Prostaglandinen, Prostacyclinen<br />
und Thromboxanen:<br />
Auswahl anderer nichtsteroidaler entzündungshemmender Pharmaka:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Synthese von Leukotrienen erfolgt im ‘linearen Weg‘ des Arachidonsäurestoffwechsels:<br />
Vorkommen: Leukotriene werden von einer Vielzahl von Zellen gebildet:<br />
Leukocyten; Mastzellen (=Bindegewebszellen, die aus dem blutbildenden Gewebe<br />
stammen); Lunge; Milz; Gehirn und Herz;<br />
Funktion: lösen die Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur, der Bronchien und des Magen-<br />
Darm-Traktes aus;<br />
bedeutsam für anaphylaktische und allergische Reaktionen (u.U. sogar mit tödlicher<br />
Wirkung) und an der Entstehung von Asthma<br />
sind bereits in extrem geringer Konzentration wirksam (bis zu 10 -10 mol/L)<br />
Biosynthese: beginnt mit der Oxidation von Arachidonsäure zu 5-Hydroperoxyeicosatetraensäure<br />
(5-HPETE)<br />
Lipoxygenase<br />
O 2
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Bildung von Leukotrienen aus 5-HPETE 5<br />
über<br />
das instabile Epoxid Leukotrien A 4<br />
:<br />
(…Index ‘4‘ kennzeichnet die Zahl der Doppelbindungen)<br />
Synthese:<br />
1) Beginnt mit der Bildung des instabilen<br />
Epoxids Leukotrien A 4<br />
(LTA 4<br />
);<br />
2) Addition von Glutathion über dessen SH-<br />
Gruppe an das Epoxid unter Bildung von<br />
Leukotrien C 4<br />
(=erstes Peptidoleukotrien);<br />
3) Alternativ zu 2) kann LTA 4<br />
zu Leukotrien<br />
B 4<br />
durch Leukotrien-A 4 -Hydrolase umgesetzt<br />
werden;<br />
4) Umsetzung von LTC 4<br />
zu LTD 4<br />
durch<br />
Abspaltung des Glutaminsäure-Restes<br />
durch γ-Glutamyl-Transferase;<br />
5) Abspaltung des Glycin-Restes von LTD 4<br />
durch Dipeptidase unter Bildung von LTE 4
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Marine Fette können die Konzentrationen von Cholesterin, Prostaglandinen und Leukotrienen<br />
senken:<br />
Meerestierfette enthalten einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren mit<br />
5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA; =ω-3-Fettsäure) als Hauptbestandteil;<br />
EPA hemmt die Bildung von Thromboxan A 2<br />
und ist selbst eine Ausgangsverbindung für Typ-5-<br />
Leukotriene, die physiologisch weitaus weniger aktiv sind als die Arachidonsäure-Derivate (=Typ-<br />
4-Leukotriene);<br />
führt zur Senkung der Häufigkeit und Stärke von Entzündungsreaktionen an denen Leukotriene<br />
und Prostaglandine beteiligt sind und senkt darüber hinaus die Plasmakonzentration von<br />
Cholesterin und Triacylglycerinen;<br />
Volksguppen die sich überwiegend von Meerestieren ernähren (z.B. Eskimos Grönlands), leiden<br />
kaum unter koronaren Herzerkrankungen und Thrombosen, obwohl ihre Nahrung reichlich<br />
Cholesterin und Fett enthält.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
<strong>Stoffwechsel</strong> der Phospholipide und Glycolipide:<br />
Phospholipide und Glycolipide sind sog. ‘komplexe Lipide‘, die aus einem Glycerin- oder Ceramid-<br />
Grundkörper mit (unpolaren) Fettsäure-Resten und einer (polaren) Kopfgruppe (Kohlenhydrat<br />
oder Phosphat-Rest) aufgebaut sind = doppelschwänzige amphibatische Moleküle<br />
Phospholipide und Glycolipide sind die wichtigsten Lipidbestandteile biologischer Membranen<br />
Grundkörper:<br />
Von beiden Grundkörpern leiten sich zwei Klassen von Phospho- und Glycolipiden ab:<br />
1) Glycerophospholipide / Glyceroglycolipide<br />
2) Sphingophospholipide / Sphingoglycolipide
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Allgemeine Struktur der Glycerolipide und Shingolipide:<br />
(sn…stereospecific numbering: entspricht einer stereospezifischen Nummerierung, wobei diejenige Gruppe, die<br />
in pro-S-Konfiguration zu einem prochiralen Zentrum steht, mit 1 bezeichnet wird)<br />
häufige Kopfgruppen X
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Häufig vorkommende polare Kopfgruppen:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Glycerophospholipide:<br />
Entsprechend zuvor gezeigtem Aufbau, wobei am C(1) i.d.R. gesättigte und am C(2) i.d.R. ungesättigte<br />
Fettsäuren gebunden sind.<br />
Biosynthese:<br />
Synthese erfolgt ausgehend von 1,2-Diacyl-sn-glycerin (auch Ausgangsverbindung für die<br />
Synthese von Triacylglycerinen) unter Veresterung mit den polaren Kopfgruppen unter Bildung<br />
der charakteristischen Phosphodiester-Bindung;<br />
Beispiel: Synthese von Phosphatidylethanolamin<br />
und Phosphatidylcholin (Lecithin)<br />
1) ATP abhängige Phosphorylierung der OH-<br />
Gruppe von Cholin bzw. Ethanolamin unter<br />
Bildung von Phosphorylethanolamin bzw.<br />
Phosphorylcholin durch Ethanolamin-/Cholin-<br />
Kinase
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese von Phosphatidylethanolamin / Phosphatidylcholin:<br />
Schritt 2 der Biosynthese:<br />
Übertragung von Phosphoethanolamin /Phosphocholin<br />
auf CTP (Cytidintriphosphat) unter Bildung<br />
aktivierter CDP-Ethanolamin-/-CDP-Cholin-Kopfgruppen<br />
katalysiert durch spezifische Transferasen;<br />
Schritt 3:<br />
Transferase-katalysierte Übertragung der aktivierten<br />
Kopfgruppen auf die C(3)-OH-Gruppe von<br />
1,2-Diacyl-sn-glycerin unter Abspaltung von CMP<br />
und Bildung der Endprodukte Phosphatidylethanolamin<br />
und Phosphatidylcholin<br />
Zusatz: Phosphatidylcholin ist Hauptbestandteil des Oberflächensekrets<br />
der Lunge und verhindert ihr Kollabieren<br />
beim Ausatmen (Mangel ist für das Atemnotsyndrom<br />
– acute respiratory distress syndrome ARDS – von Frühgeborenen<br />
verantwortlich)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Plasmalogen und Alkylacylglycerophospholipid:<br />
beide Glycerophospholipide sind in bedeutenden Mengen in der Membran eukaryotischer Zellen<br />
enthalten;<br />
Plasmalogene:<br />
besitzen eine Kohlenwasserstoffkette am C(1),<br />
die über eine Vinyletherbindung gebunden ist<br />
Alkylacylglycerophospholipide:<br />
Kohlenwasserstoffkette am C(1) ist über eine<br />
Etherbindung gebunden
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese von<br />
Plasmalogenen und<br />
Alkylacylglycero-<br />
phospholipiden:<br />
1) Austauch der Acylgruppe von 1-Acyldihydroxyacetonphosphat gegen Alkohol<br />
2) Reduktion der Keton-Funktion zum 1-Alkyl-sn-glycerin-3-phosphat<br />
3) Acylierung der gebildeten C(2)-OH-Gruppe durch Acyl-CoA<br />
4) Hydrolyse der Phosphorylgruppe<br />
5) Veresterung der C(3)-OH-Gruppe mit der aktivierten Kopfgruppe<br />
6) bei Plasmalogenen: Einführung einer Doppelbindung in den Alkyl-Rest
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Sphingophospholipide:<br />
kommen nur in geringen Mengen in pflanzlichen und tierischen Geweben vor;<br />
wichtigster Vertreter ist das Sphingomyelin (=N-Acylsphingosinphosphocholin), einem wichtigen<br />
Strukturlipid der Membran von Nervenzellen;<br />
besonders hohe Konzentration findet sich in den Myelinscheiden von Nervenzell-Axonen, die die<br />
Axone elektrisch isoliert (Reizleitung);<br />
Synthese:<br />
häufige Fettsäuren:<br />
Palmitinsäure (16:0);<br />
Stearinsäure (18:0);<br />
weniger häufig:<br />
Nervonsäure (24:1);<br />
Behensäure (22:0)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Sphingoglycolipide:<br />
deutlich häufiger als Sphingophospholipide;<br />
Hauptklassen der Sphingoglycolipide:<br />
bestehen aus Ceramid und Kohlenhydrat, wobei<br />
letzteres über eine glycosidische Bindung mit der<br />
C(1)-OH-Gruppe des Ceramids verknüpft ist;<br />
unterscheiden sich hauptsächlich in der Art und Anzahl<br />
der Kohlenhydrateinheiten.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese der Sphingoglycolipide:<br />
Schritt 1: Biosynthese des Ceramids als Vorläufer aller Sphingoglycolipide:<br />
Synthese des Ceramids erfordert 4 Reaktionen und geht von Palmityl-CoA und Serin aus:<br />
1. Kondensation von Palmityl-CoA und Serin unter<br />
Bildung von 3-Ketosphinganin und CO 2<br />
2. Reduktion der Ketogruppe von 3-Ketosphinganin<br />
zum Alkohol unter Bildung von Sphinganin
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese der Sphingoglycolipide:<br />
3. Acetylierung der 2-Aminogruppe von Sphinganin<br />
durch Acetylgruppenübertragung mittels<br />
Acetyl-CoA unter Bildung von Dihydroceramid<br />
4. Oxidation von Dihydroceramid zum Ceramid
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese der Cerebroside:<br />
Biosynthese erfolgt durch Addition UDP(=Uridindiphosphat)-aktivierter Glycosyleinheiten an<br />
Ceramid;<br />
häufigste Vertreter: Galactocerebrosid (kommt im Gehirn vor) und Glucocerebrosid (seltener und<br />
dient vor allem als Synthesevorstufe der Goloboside und Ganglioside)<br />
Biosynthese der Sulfatide:<br />
Sulfatide (=Galactocerebrosid-3-sulfat) machen 15% der weißen Substanz des Gehirns aus;<br />
Biosynthese erfolgt aus Galactocerebrosid durch Übertragung einer aktivierten Sulfatgruppe auf<br />
die C(3)-OH-Gruppe des Galactose-Restes:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Biosynthese der Globoside und Ganglioside:<br />
Biosynthese erfolgt durch schrittweise Verlängerung der Kohlenhydratkette durch spezifische<br />
Glycosyltransferasen;<br />
Aktivierung der Glycosyleinheiten analog zur Synthese der Cerebroside mittels Uridindiphosphat<br />
(UDP).<br />
Abbau der Sphingoglycolipide:<br />
Abbau erfolgt in den Lysosomen (=Zellorganellen mit hoher Konzentration an Hydrolasen);<br />
Abbau-Prozeß: Hydrolye der Kohlenhydrateinheiten durch Glycosidasen<br />
Abspaltung der Sulfatgruppe mittels Sulfatase<br />
Hydrolyse der Fettsäuren durch Lipasen<br />
Phospholin-Abspaltung durch Esterase<br />
Angeborener Mangel eines dieser Enzyme führt zu einer Sphingolipid-Speicherkrankheit, die<br />
anfangs häufig unauffällig sind und erst mit fortschreitender Akkumulation des nicht abgebauten<br />
Sphingolipids auftritt (dann aber häufig mit schwersten Symptomen):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Fettsäurestoffwechsel<br />
Sphingolipid-Speicherkrankheiten:<br />
Speicherkrankheiten:<br />
am häufigsten: Tay-Sachs-Krankheit
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäurestoffwechsel<br />
1) Hauptwege des Aminosäureabbaus<br />
2) Harnstoff-Cyclus<br />
3) Metabolischer Abbau einzelner Aminosäuren<br />
4) Aminosäuren als Vorstufen bei Biosynthesen<br />
5) Aminosäure-Biosynthese<br />
6) Stickstoff-Fixierung
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Hauptwege des Aminsäureabbaus:<br />
Abbau von Aminosäuren wird mittels dreier Hauptreaktionen eingeleitet:<br />
1) Desaminierung (Entfernung der Aminogruppe)<br />
2) Einbau der Stickstoffatome in Harnstoff und Ausscheidung<br />
3) Umwandlung des Kohlenstoffgerüsts der Aminosäuren in Metabolite des <strong>Stoffwechsel</strong>s<br />
Aminosäure-Desaminierung<br />
Desaminierung:<br />
=Entfernung der α-Aminogruppe von Aminosäuren;<br />
Aminosäure-Desaminierung ist fast immer die erste Reaktion beim Abbau einer Aminosäure;<br />
trennt das Kohlenstoffgerüst vom Stickstoff, mit dem Ziel überschüssigen Stickstoff<br />
auszuscheiden und das Kohlenstoffgerüst abzubauen;<br />
Desaminierung der meisten Aminosäuren erfolgt zunächst durch Transaminierung;<br />
Transaminierung ist die Übertragung der α-Aminogruppe auf eine α-Ketocarbonsäure:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Transaminierung:<br />
Reaktion 1:<br />
Übertragung der α-Aminogruppe der abzubauenden Aminosäure auf α-Ketoglutarat (= bedeutendster<br />
Aminogruppen-Akzeptor bei der Transaminierung zum Zwecke des Aminosäureabbaus):<br />
Aminosäure + α-Ketoglutarat<br />
α-Ketocarbonsäure + Glutamat<br />
Transaminierungsreaktionen werden durch Aminotransferasen (=Transaminasen) katalysiert;<br />
Reaktion 2:<br />
Desaminierung von Glutamat unter Rückbildung von α-Ketoglutarat:<br />
Glutamat + NAD + + H 2<br />
O α-Ketoglutarat + NH 3<br />
+ NADH + H +<br />
Reaktion verläuft unter der Katalyse von Glutamat-Dehydrogenase
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Transaminierung von Aminosäuren läuft in 2 Schritten ab:<br />
Schritt 1:<br />
Übertragung der Aminogruppe auf das Enzym unter Bildung der analogen Ketocarbonsäure und<br />
des aminierten Enzyms:<br />
Aminosäure + Enzym α-Ketocarbonsäure + Enzym-NH 2<br />
Schritt 2:<br />
Übertragung der Aminogruppe vom aminierten Enzym auf den Ketocarbonsäure-Akzeptor (z.B.<br />
α-Ketoglutarat) unter Bildung der entsprechenden Aminosäure (z.B. Glutaminsäure) und<br />
Regenerierung des Enzyms:<br />
α-Ketoglutarat + Enzym-NH 2<br />
Glutamat + Enzym<br />
Als Aminogruppenakzeptor von Transaminasen<br />
dient das Coenzym Pyridoxyl-5‘-phosphat<br />
(PLP), ein Derivat von Pyridoxin (Vitamin B6):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Transaminasen:<br />
unterscheiden sich in ihrer Substratspezifität für die zu transaminierende Aminosäure, wobei ein<br />
breites Spektrum an Aminosäuren transaminiert werden kann (Bildung einer Vielzahl von α-Ketocarbonsäuren;<br />
als Ketocarbonsäure-Substrat wird von den meisten Transaminasen jedoch lediglich α-Ketoglutarat<br />
und in geringerem Maße Oxalacetat akzeptiert;<br />
folglich werden als Aminosäure-Produkte hauptsächlich Glutamat oder Aspartat bei der<br />
Transaminierung von Aminosäuren gebildet, wobei beide durch die Glutamat-Aspartat-<br />
Aminotransferase ineinander konvertierbar sind;<br />
Glutamat und Aspartat sind die beiden Aminogruppendonatoren bei der Synthese von Harnstoff,<br />
der Ausscheidungsform überschüssigen Stickstoffs bei Landsäugetieren;<br />
Die Harnstoffsynthese erfolgt im Harnstoff-Cyclus.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
– Allgemeines I:<br />
Grundsätzliche Ausscheidungsformen für überschüssigen Stickstoff durch Organismen:<br />
1) direkte Abgabe von Ammoniak: erfolgt durch im Wasser lebende Tiere direkt an das<br />
umgebende Medium;<br />
2) Umwandlung von Ammoniak in die weniger toxische Harnsäure: bei Vögeln und<br />
landlebenden Reptilien;<br />
3) Umwandlung des Ammoniaks in Harnstoff: bei landlebenden Säugetieren<br />
Ammoniakausscheider: ammonotelische Organismen;<br />
Harnsäureausscheider: uricotelische Org.;<br />
Harnstoffausscheider: ureotelische Org.<br />
Einige Organismen können bei Wasserknappheit die Ausscheidungsform wechseln.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
– Allgemeines II:<br />
Harnstoffsynthese erfolgt in der Leber durch die Enzyme des Harnstoff-Cyclus;<br />
Abgabe des synthetisierten Harnstoffs in den Blutkreislauf;<br />
Entfernung des Harnstoffs aus dem Blut durch die Niere und Ausscheidung mit dem Urin;<br />
Aufklärung des Harnstoff-Cyclus erfolgte 1932 durch Hans Krebs und Kurt Henseleit (erster<br />
Cyclus der überhaupt aufgeklärt wurde);<br />
Nettoreaktion des Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
NH 3<br />
+ HCO 3 - + Aspartat + 3ATP<br />
Harnstoff + Fumarat + 2ADP + 2P i + AMP + PP i<br />
Herkunft der Atome des Harnstoffs:<br />
Kohlenstoffatom aus HCO 3<br />
-<br />
Ammoniak<br />
(aus Glutamat)<br />
aus Aspartat
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
besteht aus insgesamt 5<br />
enzymatischen Reaktionen,<br />
wovon 2 in den Mitochondrien<br />
und 3 im Cytosol der Leberzellen<br />
ablaufen
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Vorgelagerte Reaktion:<br />
Aktivierung und Kondensation von NH + 4<br />
und HCO - 3<br />
zu Carbamoylphosphat unter gleichzeitiger<br />
Hydrolyse von 2 ATP katalysiert durch Carbamoylphosphat-Synthetase;<br />
Reaktionsmechanismus:<br />
Reaktion läuft vermutlich in 3 Schritten ab:<br />
1) Aktivierung von HCO - 3<br />
durch ATP unter Bildung von Carbonylphosphat und ADP;<br />
2) Angriff von Ammoniak auf Carbonylphosphat unter Abspaltung von P i und Bildung von<br />
Carbamat;<br />
3) Phosphorylierung von Carbamat durch eine zweites ATP unter Bildung des finalen Produktes<br />
Carbamoylphosphat und ADP<br />
Reaktion ist irreversibel und bildet den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Harnstoff-<br />
Synthese.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 1:<br />
Übertragung der Carbamoyl-Gruppe von Carbamoylphosphat auf Ornithin unter Bildung von<br />
Citrullin katalysiert durch Ornithin-Transcarbamylase;<br />
Ornithin gelangt über ein spezifisches Transportsystem in die Mitochondrien, während Citrullin<br />
über eine analoges System aus den Mitochondrien in das Cytosol transportiert wird.<br />
Zusatz: weder Ornithin noch Citrullin kommen als Aminosäuren in Proteinen vor.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 2:<br />
Einbau des zweiten Stickstoffatoms durch Kondensation<br />
der Ureido-Gruppe des Citrullins mit der Aminogruppe<br />
von Aspartat katalysiert durch Argininsuccinat-<br />
Synthetase;<br />
Mechanismus:<br />
Aktivierung des Ureidosauerstoffs von Citrullin durch<br />
Bildung eines Citrullyl-AMP-Zwischenproduktes;<br />
Verdrängung des AMP‘s durch die Aminogruppe des<br />
Aspartats untere Bildung von Argininsuccinat.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 3:<br />
Spaltung von Argininsuccinat in Arginin und Fumarat unter Katalyse von Arginin-Succinase;<br />
Arginin fungiert als unmittelbare Vorstufe des Harnstoffs;<br />
Zusatz: Harnstoff-Cyclus ist über das Produkt Fumarat bzw. das Substrat Aspartat (das durch<br />
Transaminierung von Oxalacetat entsteht) mit dem Citronensäure-Cyclus gekoppelt.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Reaktion 4:<br />
=letzte Reaktion des Harnstoff-Cyclus;<br />
Hydrolyse des Arginins unter Bildung von Harnstoff und Ornithin<br />
katalysiert durch die Arginase;<br />
Rücktransport des Ornithins ins Mitochondrium und erneuter Start<br />
des Cyclus;<br />
Resultat:<br />
Umwandlung von Ammoniak in das weniger toxische Exkretionsprodukt<br />
Harnstoff auf Kosten von 4 energiereichen Phosphatbindungen<br />
(3 ATP liefern 2 ADP, 2 P i , AMP und PP i , wobei PP i<br />
rasch zu 2 P i hydrolysiert wird);<br />
Energieaufwand wird jedoch durch die Energie, die während der<br />
Bildung der Substrate des Harnstoff-Cyclus freigesetzt wird<br />
überkompensiert (Rückumwandlung von Fumarat über Oxalacetat<br />
zu Aspartat (im Citronensäure-Cyclus) liefert 3 ATP; vorgelagerte<br />
Glutamat-Dehydrogenase-Reaktion liefert weitere 3 ATP =6 ATP)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Regulation des Harnstoff-Cyclus<br />
Cyclus:<br />
Kontrolle des Schrittmacherenzyms des Harnstoff-Cyclus (Carbamoylphosphat-Synthetase) erfolgt<br />
allosterisch durch N-Acetylglutamat;<br />
Erhöhung der Konzentration an N-Acetylglutamat ist die Folge eines erhöhten Aminosäureabbaus<br />
und des daraus folgenden Überschusses an Stickstoff, der ausgeschieden werden muss;<br />
erhöhter Abbau von Aminosäuren führt zur verstärkten Bildung von Glutamat aus den Transaminierungsreaktionen,<br />
das nachfolgend enzymatisch in N-Acetylglutamat umgewandelt wird und<br />
die Aktivität des Schrittmacherenzyms stimuliert und damit die Geschwindigkeit des Harnstoff-<br />
Cyclus erhöht (alle nachfolgenden Enzyme werden durch Substratverfügbarkeit reguliert);<br />
Anomalien:<br />
angeborener Mangel an Enzymen des Harnstoff-Cyclus führt i.d.R. nicht zu einer signifikanten<br />
Reduktion der Harnstoffproduktion (Enzyme sind Substrat-reguliert, Enzym ist nicht limitierend);<br />
allerdings führt Enzymmangel zur Akkumulation des jeweiligen Substrates, wodurch sich die<br />
Konzentration an Ammoniak im Blut erhöht (Hyperammonämie);<br />
Ammoniak ist toxisch (insbesondere für das Gehirn) und führt zu Symptomen wie geistige<br />
Retardierung und Lethagie);<br />
völliges Fehlen eines Enzyms führt dagegen bereits kurz nach der Geburt zum Tod.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Metabolischer Abbau einzelner Aminosäuren:<br />
Abbauprodukte von Aminosäuren sind i.d.R. Intermediate des Citronensäure-Cyclus oder deren<br />
Vorstufen die entweder vollständig zu CO 2<br />
oxidiert werden in der Gluconeogenese<br />
(Glycogen=Speicherform von Kohlenhydraten) eingesetzt werden;<br />
oxidativer Aminosäureabbau liefert typischerweise 10 – 15% der im <strong>Stoffwechsel</strong> erzeugten<br />
Energie eines Tieres;<br />
bedingt durch die unterschiedliche Struktur des Kohlenstoffgerüstes der 20 proteinogenen<br />
Aminosäuren läuft die Umwandlung in Zwischenprodukte des Citronensäure-Cyclus auf<br />
unterschiedlichen Wegen ab;<br />
Abbau der Standardaminosäuren liefert 7 verschiedene Intermediate des <strong>Stoffwechsel</strong>s (Pyruvat,<br />
α-Ketoglutarat, Succinyl-CoA, Fumarat, Oxalacetat, Acetyl-CoA und Acetoacetat);<br />
die Aminosäuren können je nach katabolischem Weg entsprechend des gebildeten Abbau-<br />
Intermediates in glucogene Aminosäuren (liefern die Glucosevorstufen Pyruvat, α-Ketoglutarat,<br />
Succinyl-CoA, Fumarat, Oxalacetat) oder ketogene Aminosäuren (liefern die Fettsäurevorstufe<br />
Acetyl-CoA oder den Ketokörper Acetoacetat) eingeteilt werden;<br />
z.B. Alanin ist glucogen, da sein Transaminierungsprodukt Pyruvat liefert, das als Ausgangs-<br />
Substrat für die Synthese von Glucose dienen kann;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Metabolischer Abbau einzelner Aminosäuren:<br />
z.B. Leucin und Lysin dagegen sind als einzige Aminosäuren ketogen und liefern als Abbauprodukte<br />
Acetyl-CoA und Acetoacetat (Tiere verfügen nicht über einen <strong>Stoffwechsel</strong>weg der Acetyl-<br />
CoA und Acetoacetat in Glucose umwandeln kann!)<br />
Isoleucin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Tyrosin sind dagegen sowohl glucogen als<br />
auch ketogen und liefern damit Vorstufen sowohl für die Kohlenhydrat- wie auch<br />
Fettsäuresynthese.<br />
Aminosäuren die als Abbauprodukt Pyruvat liefern:<br />
Gruppe umfaßt 5 Aminosäuren (Alanin, Cystein, Glycin, Serin und Threonin);<br />
Alanin:<br />
Serin:<br />
Cystein:<br />
Glycin:<br />
Umwandlung in Pyruvat durch Transaminierung<br />
Umwandlung in Pyruvat durch Eliminierung von Wasser durch Serin-Dehydratase<br />
Umwandlung in Pyruvat kann auf mehreren Routen erfolgen, wobei die Sulfhydrylgruppe<br />
entweder als H 2<br />
S, SO 2- 3<br />
oder SCN - abgespalten wird<br />
Umwandlung in Pyruvat erfolgt über die Bildung von Serin durch den Transfer einer<br />
C 1<br />
-Einheit und nachfolgender Umwandlung des Serins in Pyruvat
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäuren die als Abbauprodukt Pyruvat liefern:<br />
Threonin: Abbau erfolgt durch Spaltung in Glycin und Acetaldehyd katalysiert durch Serin-<br />
Hydroxymethylthransferase (reversible Reaktion):<br />
Weiterer Abbau des Glycins zu Pyruvat und rasche Oxidation des freigesetzten Acetaldehyds zu<br />
Acetyl-CoA (Threonin ist somit glucogen als auch ketogen).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäuren die als Abbauprodukt Oxalacetat liefern:<br />
Gruppe umfaßt 2 Aminosäuren (Asparagin und Asparaginsäure);<br />
Asparaginsäure:<br />
Umwandlung in Oxalacetat durch Transaminierung:<br />
Asparagin:<br />
Umwandlung in Oxalacetat durch Überführung in<br />
Asparaginsäure katalysiert durch Asparaginase:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäuren die als Abbauprodukt α-Ketoglutarat<br />
liefern:<br />
Gruppe umfaßt 5 Aminosäuren (Arginin, Glutaminsäure, Glutamin, Histidin und Prolin);<br />
Arginin, Glutamin, Histidin und Prolin werden dabei zunächst zu Glutaminsäure umgewandelt, das<br />
dann durch Glutamat-Dehydrogenase in α-Ketoglutarat überführt wird;<br />
Abbauwege vor allem für das Histidin komplexer.<br />
Aminosäuren die als Abbauprodukt Succinyl-CoA<br />
liefern:<br />
Gruppe umfaßt 3 Aminosäuren (Isoleucin, Methionin und Valin);<br />
Abbauwege sind komplex und führen zunächst zu Propionyl-CoA, dem Abbauprodukt<br />
ungeradzahliger Fettsäuren;<br />
Propionyl-CoA wird in einer Reaktionsfolge unter Beteiligung von Biotin und Coenzym B 12<br />
schließlich zu Succinyl-CoA umgewandelt (s. Abbau ungeradzahliger Fettsäuren).<br />
Zusatz: Defekt beim Abbau von verzweigtkettigen Aminosäuren (Isoleucin, Valin, Leucin) führt<br />
zur Akkumulation ihrer Transaminierungsprodukte (=analogen α-Ketocarbonsäuren), die mit dem<br />
Urin ausgeschieden werden und den für Ahornsirup charakteristischen Geruch haben (‘Ahornsirup-Krankheit‘)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäuren die als Abbauprodukt Acetoacetat und Acetyl-CoA<br />
liefern:<br />
Gruppe umfaßt 2 Aminosäuren (Leucin und Lysin);<br />
Leucin:<br />
Umwandlung in Acetoacetat und Acetyl-CoA erfolgt durch eine Kombination von<br />
Reaktionen der ß-Oxidation und der Ketokörpersynthese;<br />
Reaktionsfolge: Leucin α-Ketoisocapronsäure Iovalyryl-CoA ß-Methylcrotonyl-<br />
CoA ß-Methylglutaconyl-CoA ß-Hydroxy-ß-methylglutaryl-CoA<br />
(HMG-CoA) Acetyl-CoA + Acetoacetat<br />
Lysin:<br />
Abbau erfolgt in 11 Einzelreaktionen ebenfalls durch Kombination von Reaktionen der<br />
ß-Oxidation und der Ketokörpersynthese.<br />
Zusatz:<br />
Defekt im Schlüsselenzym des Lysinabbaus (Enzym 1 des Abbauweges=Saccharopin-<br />
Dehydrogenase) führt zur Hyperlysinämie und Hyperlysinurie (erhöhter Lysinspiegel im<br />
Blut bzw. Urin), die mit geistiger und körperlicher Unterentwicklung einhergehen.<br />
Tryptohan wird zu Alanin und Acetyl-CoA<br />
abgebaut:<br />
Abbau ist noch komplexer als der des Lysins und erfordert 16(!) Einzelreaktionen…
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Phenylalanin und Tyrosin werden zu Fumurat und Acetoacetat abgebaut:<br />
Phenylalanin:<br />
Tyrosin:<br />
Umwandlung zunächst in Tyrosin<br />
Abbau des Tyrosins erfolgt unter Ringöffnung in insgesamt 5 Reaktionen<br />
Anomalien des Phenylalanin- und Tyrosin-Abbaus:<br />
Alkaptonurie: Defekt des Enzyms Homogentisat-Dioxygenase (Enzym 4 des Phe-, Tyr-Abbaus);<br />
führt zur Akkumulation und Ausscheidung großer Mengen an<br />
Homogentisinsäure; Symptome: relativ milde und zeigen sich erst im<br />
Erwachsenenalter, typischerweise tritt Arthritis auf und infolge der Luftoxidation<br />
des ausgeschiedenen Homogentisats färbt sich der Urin dunkel.<br />
Alkaptonurie=erste Erbkrankheit die den Zusammenhang zum vererbten Enzymdefekt<br />
zeigte<br />
Phenylketonurie: Defekt des Enzyms das die Umwandlung von Phe zu Tyr katalysiert;<br />
führt zur Erhöhung des Phe-Spiegels im Blut (Phenylalaninämie), wobei das<br />
überschüssige Phe auf einem sonst unbedeutenden <strong>Stoffwechsel</strong>weg zu<br />
Phenylpyruvat transaminiert wird; Ausscheidung von Phenylpyruvat<br />
(=Phenylketon) war namensgebend;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Folgen und Behandlung von Phenylketonurie:<br />
bei Nichtbehandlung sofort nach der Geburt kommt es innerhalb weniger Monate zu schweren<br />
geistigen Schäden;<br />
man schätzt das 1% der Patienten in psychiatrischen Anstalten Phenylketonuriker sind…<br />
Behandlung erfolgt durch Phe-armen Diät unter ständiger Überwachung des Phe-Spiegels in den<br />
ersten 5 bis 10 Lebensjahren (die o.g. negativen Auswirkungen verschwinden nach dieser Zeit);<br />
Phänotyp zeigt sich auch in einer hellen Haar- und Hautfarbe;<br />
Ursache ist, dass ein hoher Phe-Spiegel ein Enzym zur Bildung des schwarzen Hautpigments<br />
Melanin inhibiert;<br />
Hyperphenylalaninämie kann auch andere Ursachen haben:<br />
z.B. Mangel von Enzymen für die Regeneration eines sehr spezifischen Cofaktors, der für die<br />
Umwandlung von Phe in Tyr benötigt wird (Tetrahydrobiopterin);<br />
gleicher Cofaktor wird auch im Gehirn für die Synthese der Neurotransmitter Noradrenalin und<br />
Serotonin benötigt;<br />
Solchen Patienten muß zusätzlich Dihydroxyphenylalanin (DOPA) und Hydroxytrypthophan als<br />
Vorstufen der Neurotransmitter verabreicht werden.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäuren als Vorstufen bei Biosynthesen:<br />
Aminosäuren sind Vorstufen wichtiger Biomoleküle wie Nukleotide, Coenzyme, Häm, Hormone,<br />
Neurotransmitter etc.<br />
1) Häm-Synthese:<br />
Synthese des Häms erfolgt aus Glycin und Acetat;<br />
genetische Defekte der Häm-Synthese führen zur<br />
Anhäufung von Synthesevorstufen und werden<br />
in ihrer Gesamtheit zu einem Phänotyp der als<br />
Porphyrie zusammengefaßt wird bezeichnet;<br />
Symptome: Rotfärbung des Urins; Ablagerung in den<br />
Zähnen (rotbraune Fluoreszenz); lichtempfindliche<br />
Haut die zur Bildung von Geschwüren und entstellenden<br />
Narben neigt; verstärkter Haarwuchs im Gesicht und<br />
Extremitäten
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
2) Synthese physiologisch aktiver Amine:<br />
Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin (5-Hydroxytryptamin), γ-Aminobuttersäure (GABA)<br />
und Histamin sind Hormone und Neurotransmitter, die von Aminosäuren abstammen;<br />
Verbindungen entstehen durch Decarboxylierung der entsprechenden Aminosäuren und werden<br />
in ihrer Gesamtheit als ‘biogene Amine‘ bezeichnet;<br />
Auswahl der physiologischen Funktion einiger biogener Amine:<br />
Adrenalin: Stimulierung des Glycogenabbaus<br />
Dopamin: Neurotransmitter, dessen Fehlen Parkinson (degenerativer Zustand, der zur<br />
Schüttellähmung führt) auslöst<br />
Serotonin: Kontraktion der glatten Muskulatur<br />
GABA:<br />
Hauptneurotransmitter im Gehirn, der an 30% der Synapsen freigesetzt wird<br />
Histamin: Kontrolle der Säuresekretion des Magens; allergische Reaktionen
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Synthese von Histamin und GABA:<br />
Bildung von Histamin und GABA erfolgt in einer einstufigen Synthese durch Decarboxylierung von<br />
Histidin und Glutaminsäure:<br />
Synthese von Serotonin:<br />
erfolgt aus Tryptophan in einer zweistufigen Reaktion, wobei der Decarboxylierung eine<br />
Hydroxylierung von Tryptophan vorausgeht
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Synthese von Serotonin:<br />
Synthese von Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin (sog. Catecholamine):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Synthese der Catecholamine:<br />
ausgehend von Tyrosin in 4 Schritten:<br />
1) Hydroxylierung von Tyrosin zu 3,4-Dihydroxyphenylalanin (=DOPA)<br />
2) Decarboxylierung von DOPA zu Dopamin<br />
3) zweite Hydroxylierung führt zur Bildung von Noradrenalin<br />
4) Methylierung der Aminogruppe von Noradrenalin unter Bildung von Adrenalin<br />
Welches der verschiedenen Catecholamine gebildet wird hängt vom individuellen Enzymstatus<br />
der jeweiligen Zellen ab:<br />
hormonproduzierendes Rückenmark:<br />
hauptsächlich Adrenalin<br />
im Gehirn lassen sich einzelne Bereiche unterscheiden:<br />
Bereiche mit Noradrenalin als Hauptprodukt<br />
Bereiche mit Dopamin als Hauptprodukt (substantia nigra; Ursache von Parkinson ist ein<br />
Dopamin-Mangel durch Degeneration der substantia nigra; teilweise Behandlung durch die<br />
Gabe von DOPA möglich, das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und im Gehirn zu<br />
Dopamin decarboxyliert wird (Dopamin direkt kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
3) Synthese von Glutathion:<br />
Tripeptid bestehend aus Glu, Cys und Gly mit ungewöhnlicher γ-Amidbindung:<br />
Funktion: bedeutsam bei einer Reihe von Entgiftungs-, Transport- und <strong>Stoffwechsel</strong>prozessen<br />
(z.B. Abbau von Peroxiden, Leukotrien-Synthese oder Aminosäuretransport)<br />
Synthese: durch sequentielle Kopplung der Aminosäuren mittels γ-Glutamyl-cystein-Synthetase<br />
und GSH-Synthetase unter ATP-Verbrauch
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Aminosäurebiosynthese:<br />
in Säugetieren vorkommende proteinogene Aminosäuren können entweder nichtessentiell oder<br />
essentiell sein;<br />
nichtessentielle Aminosäuren: durch Säugetiere synthetisierbar<br />
essentielle Aminosäuren:<br />
durch Säugetiere nicht synthetisierbar<br />
Zusatz: für Kinder ist Arginin essentiell,<br />
da die Menge des durch den Harnstoff-<br />
Cyclus bereitgestellten Arginins nicht ausreicht;<br />
Milcheiweiß enthält ein für die menschliche<br />
Ernährung optimales Verhältnis an essentiellen<br />
und nicht essentiellen Aminosäuren;<br />
Bohnen z.B. enthalten viel Lysin aber<br />
wenig Methionin; bei Weizen dagegen ist<br />
es umgekehrt (ausgewogene Ernährung<br />
auf Basis verschiedener Proteinquellen).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
1) Biosynthese nichtessentieller Aminosäuren:<br />
Nichtessentielle Aminosäuren (mit Ausnahme von Tyrosin) werden auf einfachen Wegen ausgehend<br />
von vier Grundbausteinen des <strong>Stoffwechsel</strong>s (Pyruvat, Oxalacetat, α-Ketoglutarat und 3-<br />
Phosphoglycerat) synthetisiert (Tyrosin entsteht durch Hydroxylierung des essentiellen Phenylalanins);<br />
Alanin, Asparagin, Asparaginsäure, , Glutamin und Glutaminsäure stammen von Pyruvat, Oxal-<br />
acetat, α-Ketoglutarat<br />
ab:<br />
Pyruvat, Oxalacetat und α-Ketoglutarat sind die analogen α-Ketocarbonsäuren von Alanin,<br />
Asparaginsäure und Glutaminsäure, deren Synthese in einfachen Transaminierungsreaktionen<br />
erfolgt;<br />
Asparagin und Glutamin werden durch ATP-abhängige Amidierung aus Asparaginsäure und<br />
Glutaminsäure gebildet;<br />
Prolin, Arginin und Ornithin stammen von der Glutaminsäure ab:<br />
Pro, Arg und Orn werden wegen ihrer Bildung aus Glutaminsäure auch als Aminosäuren der<br />
‘Glutamat-Familie‘ bezeichnet;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Biosynthese der Aminosäuren der<br />
‘Glutamat-Familie‘:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Serin, Glycin und Cystein stammen vom Glycolyse-Zwischenprodukt 3-Phosphoglycerat3<br />
ab:<br />
Serin: Synthese aus 3-Phosphoglycerat erfolgt durch 3 Reaktionen:<br />
1) Oxidation der 2-OH-Gruppe von 3-Phosphoglycerat zum<br />
Keton unter Bildung von 3-Phosphohydroxypyruvat durch<br />
3-Phosphoglycerat-Dehydrogenase;<br />
2) Transaminase-katalysierte Transaminierung von 3-Phosphohydroxypyruvat<br />
zu Phosphoserin;<br />
3) Hydrolyse von Phosphoserin zu Serin durch Phosphoserin-Phosphatase<br />
Glycin: Synthese erfolgt aus Serin katalysiert durch Serin-Hydroxymethyltransferase<br />
oder Glycin-Synthase (=2 Bildungswege)<br />
Cystein: Bildung aus Serin und Homocystein (=Abbauprodukt des<br />
Methionins) unter Bildung von Cystathion;<br />
Spaltung des Cystathions durch Cystathion-Lyase liefert<br />
Cystein und α-Ketobutyrat.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
2) Biosynthese essentieller Aminosäuren:<br />
Essentielle Aminosäuren werden durch Pflanzen und Mikroorganismen gebildet;<br />
Biosynthese erfolgt wie bei den nichtessentiellen Aminosäuren aus bekannten metabolischen<br />
Vorstufen, wobei die Synthesewege typischerweise mehr Schritte enthalten;<br />
es wird vermutet, daß die Enzyme zur Synthese essentieller Aminosäuren möglicherweise wegen<br />
ihrer leichten Verfügbarkeit früh in der Evolution der Tierwelt verloren gingen;<br />
Synthesewege lassen sich entsprechend ihrer Vorstufen in 3 Familien einteilen:<br />
1) Aspartat-Familie: Umwandlung von Asparaginsäure liefert Lysin, Methionin und Threonin<br />
2) Pyruvat-Familie: Leucin, Isoleucin und Valin werden aus Pyruvat synthetisiert<br />
3) Familie der aromatischen Aminosäuren: Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan werden aus<br />
Phosphoenolpyruvat (Glycolyse-Metabolit) und Erythrose-4-phosphat unter Bildung der<br />
gemeinsamen Ausgangsverbindung Chorismat synthetisiert:<br />
7 Reaktionen<br />
6 Reaktionen<br />
3 Reaktionen<br />
3 Reaktionen<br />
Tryptophan<br />
Tyrosin<br />
Phenylalanin
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Histidin bildet eine eigene ‘Familie‘:<br />
Synthese verläuft über insgesamt 9 Stufen ausgehend von 5-Phosphoribosyl-α-pyrophosphat und<br />
ATP:<br />
9 Reaktionen<br />
5 C-Atome des Histidins stammen aus 5-Phosphoribosyl-α-pyrophosphat und 1 C-Atom aus ATP;<br />
ungewöhnlicher Histidin-Syntheseweg ausgehend von einem Purin wird als Hinweis auf eine<br />
frühere ‘RNA-Welt‘ mit Ribozymen als Synthesekatalysatoren gesehen;<br />
der Syntheseweg selbst gilt dementsprechend als ‘Fossil‘ des Übergangs von dieser ‘RNA-Welt‘<br />
zur effizienteren ‘Protein-Welt‘.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Stickstoff-Fixierung<br />
Stickstoffquelle für die Aminosäurebiosynthese: atmosphärisches N 2<br />
Problem: N 2<br />
ist ein inertes Gas, äußerst stabil und reaktionsträge<br />
Metabolische Nutzbarkeit setzt Reduktion von N 2<br />
zu NH 3<br />
voraus (=Stickstoff-Fixierung), wozu nur<br />
wenige Bakterienarten in der Lage sind:<br />
Bakterien der Gattung Rhizobium:<br />
sind zur Stickstoff-Fixierung befähigt;<br />
leben in Symbiose mit den Zellen der Wurzelknöllchen<br />
von Leguminosen (z.B. Erbsen, Bohnen,<br />
Klee etc.);<br />
produzieren mehr metabolisch verwertbaren<br />
Stickstoff als sie selbst und die Leguminosen<br />
benötigen;<br />
Überschuß wird in den Boden abgegeben<br />
(Bodenverbesserer).<br />
Wurzelknöllchen<br />
von Vogelfuß-Klee:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
N 2<br />
-Reduktion:<br />
Summenformel der Stickstoff-Fixierung:<br />
N 2<br />
+ 8H + + 8e - + 16ATP<br />
2NH 3<br />
+ H 2<br />
+ 16ADP + 16P i<br />
Enzymsystem zur Stickstoff-Fixierung:<br />
Schlüsselenzym: Nitrogenase<br />
Nitrogenase besteht aus 2 Proteinen, in denen [Fe-S]- und [Fe-Mo-S]-Cluster als Elektronen-<br />
Carrier-System zur Reduktion von N 2<br />
arbeiten;<br />
Elektronen entstammen entweder aus der Photosynthese oder sind oxidativer Herkunft und<br />
werden initial auf Ferredoxin übertragen:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
N 2<br />
-Reduktion erfolgt in 3 getrennten Schritten:<br />
Pro fixiertem N 2<br />
-Molekül werden 6 Elektronen jeweils paarweise in 3 Schritten übertragen:<br />
da pro Elektronenpaar-Übertragung 2 ATP benötigt werden ergibt sich ein Bedarf von 12 ATP pro<br />
fixiertem N 2<br />
-Molekül; tatsächlich werden aber 16 benötigt;<br />
‘Fehlbetrag‘ resultiert aus einer Nebenaktivität der Nitrogenase, wobei neben N 2<br />
auch H 2<br />
O zu H 2<br />
(typischerweise im Verhältnis 1:1) reduziert wird (ist vermutlich ähnlich der Photorespiration die<br />
Folge der Kompliziertheit solcher Fixierungsreaktionen);<br />
mit 16 ATP pro reduziertem N 2<br />
-Molekül ist die Stickstoff-Fixierung ein energetisch sehr aufwendiger<br />
Prozeß, der z.B. bei einer Erbsenpflanze fast 20% des von der Pflanze produzierten ATP‘s<br />
verbraucht.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Aminosäurestoffwechsel<br />
Die Nitrogenase ist ein O 2<br />
-empfindliches Enzym:<br />
Nitrogenase wird duch O 2<br />
rasch inaktiviert;<br />
Problem: Rhizobium ist ein aerobes Bakterium, daher ist ein effizienter Schutz vor O 2<br />
notwendig<br />
Schutz erfolgt durch Leghämoglobin, das symbiontisch synthetisiert wird (Pflanze produziert<br />
den Proteinanteil während das Bakterium das Häm bildet) =Kuriosität der Evolution, da man<br />
derartige Hämoglobine sonst nur aus Tieren kennt;<br />
Leghämoglobin bindet O 2<br />
mit hoher Affinität und hält auf diese Weise den O 2<br />
-Partialdruck in der<br />
Zelle niedrig und schützt so die Nitrogenase vor Inaktivierung;<br />
gleichzeitig übernimmt Leghämoglobin den O 2<br />
-Transport des aeroben Bakteriums.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Proteinbiosynthese<br />
1) Der genetische Code<br />
2) Messenger- und Transfer-RNA<br />
3) Ribosomen<br />
4) Translation (Proteinbiosynthese)<br />
5) Inhibitoren der Proteinbiosynthese<br />
6) Posttranslationale Modifikationen
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Der genetische Code:<br />
‘Klassisches‘ Dogma der Molekularbiologie:<br />
Transkription<br />
Translation<br />
DNA RNA Protein<br />
Information zur Biosynthese des Proteins ist in der DNA codiert, wird in RNA transkripiert und<br />
abschließend in die Proteinsequenz translatiert (Struktur und Aufbau der Polymere s. Biochemie I).<br />
DNA codiert die Proteinsequenz durch ‘Codons‘:<br />
DNA besteht aus 4 Basen (Urazil, Cytosin, Adenin und Guanin)<br />
Protein enthält dagegen 20 Aminosäuren<br />
mehr als nur eine Base zur Codierung erforderlich;<br />
Diplett-Code: 4 2 =16 oder Triplett-Code: 4 3 =64<br />
Triplett-Code enthält 44 überzählige Codons, wodurch viele Aminosäuren durch mehr als nur ein<br />
Codon spezifiziert werden könnten;<br />
ein derartiger Code wird daher in Anlehnung an die Mathematik als ‘degeneriert‘ oder ‘entartet‘<br />
bezeichnet.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Charakteristika des genetischen Codes:<br />
1) eine Aminosäure wird durch ein Codon bestehend aus 3 Basen codiert (Basentriplett)<br />
2) der Code ist hochgradig degeneriert (3 Aminosäuren, Arg, Leu und Ser, werden durch 6 Codons<br />
spezifiziert, die meisten anderen durch 2 bis 4, nur Met und Trp besitzen nur jeweils ein<br />
einziges Codon; Codons die dieselbe Aminosäure codieren werden Synonyme genannt)<br />
3) die Degeneration des genetischen Codes schützt<br />
vor Mutationen (Austausch der letzten Base führt<br />
ist in praktisch allen Fällen phänotypsich still;<br />
Austausch in der ersten Base führt meist zu einer<br />
ähnlichen Aminosäure)<br />
4) neben Codons die für Aminosäuren codieren gibt es<br />
solche die als Start(AUG, GUG)- bzw. als Stop(UAG,<br />
UAA, UGA)-Codons fungieren<br />
5) der genetische Code wird nicht-überlappend und<br />
komma-frei abgelesen<br />
ABCDEFGHI<br />
nicht: ABC, BCD, CDE…..
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Charakteristika des genetischen Codes:<br />
6) nicht die Codons aber die Gene können sich<br />
überlappen (gefunden bei Phagen-DNA mit<br />
ausgeprägter ‘Ökonomie‘)<br />
Gen-Karte eines Bakteriophagen<br />
(Gene sind mit A-J bezeichnet und<br />
werden nach verschiedenen Leserastern<br />
gelesen):<br />
7) der genetische Code ist weit<br />
verbreitet aber nicht universell<br />
(Abweichungen vom genetischen<br />
Code sind von einigen Mitochondrien<br />
bekannt):
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Messenger- und Transfer-RNA:<br />
An der Umschreibung der Strukturgene der DNA in das entsprechende Protein sind 2 Typen von<br />
RNA essentiell:<br />
1) Messenger-RNA (mRNA)<br />
2) Transfer-RNA (tRNA)<br />
mRNA entsteht durch Umschreibung eines Strukturgenes der DNA in einen komplementären<br />
RNA-Strang im Prozeß der Trancription und ist die eigentliche Matrize für die Proteinbiosynthese;<br />
mRNA wird rasch produziert, besitzt nur eine geringe Halbwertszeit von typischerweise<br />
wenigen Minuten und wird durch RNA-Polymerasen im Zellkern (Eukaryonten) oder Cytosol<br />
(Prokaryonten) synthetisiert;<br />
tRNA‘s sind ‘Adapter-Moleküle‘ die mit jeweils einer spezifischen Aminosäuren beladen sind und<br />
die Information der DNA (respektive<br />
mRNA) aus der Sprache der Basensequenz<br />
in die der Aminosäuresequenz<br />
übersetzen:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Primär und Sekundärstruktur der tRNA:<br />
Organismen enthalten viele unterschiedliche tRNA-Spezies (mind. eine für jede der 20 Aminosäuren),<br />
die jedoch in ihren Strukturen ähnlich sind und i.d.R. eine Länge zwischen 60 und 95 (meist<br />
76) Nukleotiden besitzen;<br />
alle bekannten tRNA‘s weisen eine sog. Kleeblatt-Konformation mit<br />
folgenden Eigenschaften auf:<br />
1) eine 5‘-terminale Phosphat-Gruppe;<br />
2) einen 7 bp langen Stamm (das 5‘-terminale Nukleotid<br />
eingeschlossen) = Akzeptor (od. Aminosäure)-Stamm,<br />
da die zu übertragende Aminosäure an der 3‘-terminalen<br />
OH-Gruppe gebunden ist;<br />
3) einen 3 oder 4 bp langen Stamm, der in einer Schleife<br />
endet = D-Arm (enthält häufig die modifizierte Base Dihydrouridin<br />
(=D);<br />
4) einen 5 bp langer Stamm mit Schleife, der das Anticodon<br />
enthält = Anticodon-Arm;<br />
D-Arm<br />
Anticodon-<br />
Arm<br />
T-Arm
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Primär und Sekundärstruktur der tRNA:<br />
5) einen 5 bp langer Stamm mit Schleife = T-Arm;<br />
6) alle tRNA‘s enden in der Sequenz CCA mit einer freien<br />
OH-Gruppe, an die die Aminosäure angeknüpft wird;<br />
7) der Abschnitt größter Variabilität befindet sich auf dem<br />
sog. variablen Arm (besteht aus 3 bis 21 Nukleotiden<br />
und kann einen bis zu 7 bp langen Stamm enthalten);<br />
8) tRNA‘s enthalten einen hohen Anteil (bis zu 20%) an<br />
modifizierten Basen;<br />
Bedeutung dieser Modifizierungen ist weitgehend unbekannt<br />
(vermutet wird, daß modifizierte Basen in Nachbarschaft<br />
zum Anticodon die Genauigkeit der Codon-Anticodon-Erkennung<br />
erhöhen)<br />
variabler<br />
Arm
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Auswahl modifizierter Basen der tRNA:<br />
Bislang sind mehr als 50 modifizierte<br />
Basen bekannt:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Tertiärstruktur der tRNA:<br />
L-förmige Struktur, wobei ein Schenkel vom Akzeptor- und T-Stamm und der andere durch den D-<br />
und Anticodon-Arm gebildet wird;<br />
beide Schenkel falten sich zu einer Doppelhelix;<br />
jeder Schenkel ist ca.<br />
6 nm lang;<br />
Anticodon und Aminosäure-Bindungsstelle<br />
befinden sich an entgegengesetzten<br />
Enden etwa<br />
7,6 nm voneinander entfernt;<br />
geringe Breite von nur<br />
2 bis 2,5 nm.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Aminosäurebeladung der tRNA:<br />
Die Beladung der tRNA‘s unter Bildung sog. ‘Aminoacyl-tRNA‘s‘<br />
erfolgt am 3‘-terminalen Ribose-Rest entweder über die 3‘-OH-<br />
Gruppe oder die 2‘-OH-Gruppe:<br />
Für die exakte Umschreibung der Strukturgene der DNA in die<br />
Aminosäuresequenz des jeweiligen Proteins ist eine exakte Beladung<br />
essentiell (richtig Aminosäure an die richtige tRNA);<br />
Beladung der tRNA erfolgt durch Aminosäure-spezifische Enzyme<br />
(=Aminoacyl-tRNA-Synthetasen) in einem energetisch aufwendigen<br />
2-stufigen Prozeß:<br />
1) Aktivierung der Aminosäure mittels ATP unter Bildung eines<br />
Aminoacyl-AMP-Derivates (gemischtes Anhydrid) und PP i<br />
2) Reaktion des gemischten Anhydrids mit der jeweiligen tRNA<br />
Die Reaktion ist reversibel, wird jedoch durch die rasche enzymatische Hydrolyse des abgespaltenen<br />
Pyrophosphates vollständig zur Produktseite verschoben.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Aminoacyl-tRNA<br />
tRNA-Synthetasen<br />
und tRNA-Erkennung:<br />
für jede der 20 Aminosäuren gibt es mindestens eine Aminoacyl-tRNA-Synthetase;<br />
die Struktur der verschiedenen Aminoacyl-tRNA-Synthetasen ist erstaunlich heterogen, obwohl alle<br />
formal die gleiche Reaktion an ähnlichen Substraten katalysieren;<br />
4 Typen von Aminoacyl-tRNA-Synthetasen bislang bekannt (α, α 2<br />
, α 4<br />
und α 2<br />
ß 2<br />
), wobei die Größe<br />
der Untereinheiten zwischen 334 und 1000 Aminosäure-Resten variiert;<br />
Synthetasen mit Spezifität für eine bestimmte Aminosäure zeigen von Organismus zu Organismus<br />
Sequenzhomologien, Synthetasen mit Spezifität für verschiedene Aminosäuren besitzen dagegen<br />
nur wenig Ähnlichkeit;<br />
Verschiedenartigkeit wird als Hinweis auf eine sehr frühe evolutive Entstehung (noch bevor sich<br />
der ‘moderne‘ Protein-Syntheseapparat entwickelte) diskutiert;<br />
für die Erkennung der richtigen tRNA besitzt das Anticodon i.d.R. nur eine sehr geringe Rolle,<br />
stattdessen erkennen kleinere Synthetasen hauptsächlich die Akzeptor-Region ihrer tRNA<br />
(Wechselwirkung mit nur sehr wenigen Basen),<br />
während größere mit weiten Teilen der inneren Oberfläche (‘inneres L‘) der tRNA wechselwirken;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Aminoacyl-tRNA<br />
tRNA-Synthetasen<br />
und Aminosäure-Erkennung:<br />
Aminoacyl-tRNA-Synthetase erkennen die richtige Aminosäure erstaunlich zuverlässig;<br />
Experimente selbst mit strukturell ähnlichen Aminosäuren (Ile und Val) zeigten eine Genauigkeit<br />
von 1:50.000;<br />
Hohe Genauigkeit ist die Folge zweier Selektionsprozesse:<br />
1) das aktive Zentrum akzeptiert nur die jeweils spezifische Aminosäure, während alle<br />
ähnlichen Aminosäuren die größer sind nicht in die Bindungstasche passen<br />
2) ein Korrekturlese-Mechanismus der Synthetase hydrolysiert alle falschen Aminoacyl-AMP-<br />
Derivate, wobei diese Hydrolyse an einem anderen katalytischen Zentrum erfolgt, in das<br />
nur Aminosäure-Derivate passen die kleiner sind als das richtige<br />
Doppelter Korrekturmechanismus erklärt die hohe Genauigkeit von Aminoacyl-tRNA-Synthetasen;<br />
Nachteil des Systems: Korrektur erfolgt auf Kosten von ATP
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Codon-Anticodon<br />
Anticodon-Erkennung:<br />
entscheidend für die Selektion der Aminosäure-beladenen tRNA entsprechend der mRNA-Matrize;<br />
Erkennung erfolgt durch Basenpaarung in antiparalleler Weise, wobei viele tRNA‘s zwei oder drei<br />
Codons (die für dieselbe Aminosäure codieren) erkennen (=Entartung);<br />
z.B.: Hefe-tRNA Phe mit dem Anticodon GmAA erkennt die beiden Codons UUC und UUU:<br />
z.B.: Hefe-tRNA Ala mit dem Anticodon IGC erkennt die drei Codons GCU, GCC und GCA:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Codon-Anticodon<br />
Anticodon-Erkennung:<br />
Entartung (Mehrfacherkennung von Codons durch Aminoacyl-tRNA‘s) wird vorwiegend durch eine<br />
Variabilität in der dritten Codon-Position hervorgerufen;<br />
Entartung ist die Folge einer ‘Wobble-Paarung‘ (engl. wobble, wackeln) der dritten Basen,<br />
während die beiden ersten klassisch nach Watson-Crick paaren;<br />
Wobble-Paarung erlaubt durch die Bildung von mehreren Nicht-Watson-Crick-Basenpaarungen<br />
eine (begrenzte) Flexibilität in der 3. Position;<br />
weder von Prokaryonten noch Eukaryonten sind tRNA‘s bekannt die ohne ‘Wobble‘ auskommen<br />
(alle tRNA‘s sind demzufolge isoakzeptorisch);<br />
Flexibilität wird durch eine modifizierte Base in der 3. Anticodon-Position begünstigt;<br />
unter Berücksichtigung der Gesetzmäßigkeiten der Wobble-Theorie existieren theoretisch<br />
mindestens 31 tRNA‘s für die 61 Aminosäure-codierenden Tripletts (plus eines für die Initiation der<br />
Translation); die meisten Zellen besitzen jedoch mehr als 32 tRNA-Spezies);<br />
alle isoakzeptorischen tRNA‘s einer Zelle werden von einer einzigen Aminoacyl-tRNA-Synthetase<br />
beladen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Ribosomen:<br />
namensgebend war ihr Aufbau aus 2/3 RNA und 1/3 Protein<br />
(E. coli-Ribosomen);<br />
kleine UE<br />
Ribosomen sind kugelförmige Gebilde mit einem Durchmesser<br />
von 25 nm und einem Molekulargewicht von 2,5 x 10 6 D;<br />
bis zu 20.000 Ribosomen in einer einzigen E. coli-Zelle, wobei<br />
die RNA bzw. die Proteine der Ribosomen bis zu 80% der gesamten<br />
RNA bzw. 10% der gesamten Proteinkonzentration der<br />
E. coli-Zelle ausmachen kann;<br />
große UE<br />
Ribosomen bestehen aus zwei dissoziierbaren Untereinheiten;<br />
einer großen Untereinheit mit einer Sedimentationskonstante<br />
von 50 S und einer kleineren mit einer Sedimentationskonstante<br />
von 30 S (E. coli);<br />
kleine Untereinheit: 16S-rRNA-Molekül und 21 verschiedenen<br />
Proteinen;<br />
große Untereinheit: 5S- und 23S-rRNA und 32 verschiedene<br />
Polypeptide.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
RNA der Ribosomen:<br />
rRNA liegen in stabilen, doppelhelikalen Konformationen vor;<br />
z.B.: 16S-rRNA aus E. coli<br />
(1542 Nukleotide):<br />
‘blütenartige Abfolge von<br />
Stielen und Schleifen‘ bildet<br />
4 Domänen und ist formgebend<br />
für die gesamte<br />
30S-Untereinheit<br />
Ein analoger Aufbau wurde<br />
für die 5S- und 23S-rRNA‘s<br />
der großen Untereinheit bestehend<br />
aus 120 bzw. 2904<br />
Nukleotiden nachgewiesen.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Proteine der Ribosomen:<br />
schwer zu charakterisieren, da in gängigen Puffersystemen praktisch unlöslich;<br />
Bezeichnung erfolgt mit vorgestelltem Präfix<br />
S (small; kleine UE) bzw. L (large; große UE)<br />
gefolgt von einer Zahl, die ihre Position von<br />
oben links nach unten rechts in einem 2D-Gel-<br />
Elektropherogramm angibt,<br />
(entspricht in erster Näherung der Reihenfolge<br />
abnehmender molarer Masse);<br />
Größe der Proteine reicht von nur 46 Aminosäure-Resten<br />
(L34) bis zu 557 Resten (S1);<br />
Proteine zeigen untereinander nur wenig<br />
Sequenzhomologien, sind jedoch allesamt<br />
reich an basischen Aminosäuren (typisch für<br />
Interaktionen mit polyanionischer RNA) und<br />
enthalten wenig aromatische Aminosäuren.<br />
Gel-Elektropherogramm der kleinen Untereinheit des Ribosoms<br />
aus E. coli:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Funktionale Komponenten der Ribosomen:<br />
unter geeigneten Bedingungen und dem Vorliegen aller Komponenten assemblieren sich die<br />
ribosomalen Untereinheiten spontan und sind funktional intakt;<br />
Funktionale Lokalisation:<br />
1) 3‘-Ende der 16S-rRNA und die mit dieser Position assoziierten Proteinen sind an der Bindung<br />
der mRNA beteiligt;<br />
2) die Anticodon-Bindungsstelle befindet sich in der ‘Spalten‘-Region der kleinen Untereinheit;<br />
3) die Peptidyl-Transferase-Funktion (=eigentliche Syntheseaktivität) besetzt das ‘Tal‘ zwischen<br />
den beiden Höckern der großen Untereinheit;<br />
4) die Stelle mit der das Ribosom an Membranen bindet befindet sich auf der großen Untereinheit;<br />
5) die GTPase-Reaktionen (‘Energiebereitstellung‘) am ‘Stiel‘ der großen Untereinheit.<br />
kleine Untereinheit: hauptsächlich an ribosomalen Erkennungsprozessen (mRNA- und tRNA-<br />
Bindung) beteiligt<br />
große Untereinheit: hauptsächlich katalytische Funktion, wie die Verlagerung der Polypeptidkette.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Eukaryontische vs. prokaryontische Ribosomen:<br />
Eukaryontische Ribosomen ähneln in Struktur und Funktion denen der Prokaryonten sind jedoch<br />
im Detail unterschiedlich;<br />
<strong>Übersicht</strong> der Unterschiede:<br />
Molekulargewicht eukaryontischer Ribosomen beträgt zwischen 3,9 bis 4,5 x 10 6 D<br />
(vgl. 2,5 x 10 6 D bei Prokaryonten);<br />
die Sedimentationskonstante beträgt 80 S (70 S bei Prokaryonten);<br />
eukaryontische Ribosomen dissoziieren in zwei Untereinheiten (40S und 60S), deren Aufbau sich<br />
trotz ähnlicher morphologischer Gestalt deutlich von denen der prokaryontischen Untereinheiten<br />
unterscheiden;<br />
kleine 40S-Untereinheit besteht aus 33 Polypeptiden und einer 18S-rRNA während die große 60S-<br />
Untereinheit 49 verschiedene Polypeptide und drei rRNA‘s (5S; 5,8S und 28S) enthält;<br />
Sequenzvergleiche analoger rRNA der Eukaryonten mit denen der Prokaryonten zeigen deutliche<br />
Unterschiede, wobei jedoch die Sekundärstrukturen evolutiv konserviert sind.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Proteinbiosynthese - Allgemeines:<br />
die Polypeptidsynthese verläuft in Richtung vom N- zum C-Terminus;<br />
Ribosomen lesen die mRNA in der 5‘ 3‘-Richtung und damit analog zur Richtung der mRNA-<br />
Synthese;<br />
die eigentliche Proteinbiosynthese erfolgt durch Polyribosomen (=Polysomen), wobei die einzelnen<br />
Ribosomen Perlenschnur-artig hintereinander angeordnet sind (Zwischenräume zwischen den<br />
einzelnen Ribosomen betragen zwischen 5 bis 15 nm (=80 bis 240 Nukleotiden);<br />
Polysomen entstehen, wenn ein aktives Ribosom seine Initiationsstelle im Verlauf der Kettenverlängerung<br />
räumt und ein zweites Ribosom die Proteinsynthese startet.<br />
0,1 µm<br />
Elektronenmikroskopische Aufnahme von Polysomen aus der Seidendrüsenzelle der Seidenraupe Bombyx mori<br />
(das 3‘-Ende befindet sich an der rechten Seite; die Pfeile markieren Seidenfibroin-Polypeptide)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Proteinbiosynthese - Allgemeines:<br />
Ribosomale Proteinbiosynthese: Kettenstart; Kettenverlängerung; Kettenabbruch<br />
Kettenstart ( (E.<br />
coli):<br />
Voraussetzungen für den Kettenstart: 1) Startcodon AUG auf der mRNA<br />
2) vorgelagerte ‘Shine-Dalgarno-Sequenz‘<br />
3) fMet-tRNA<br />
4) dissozierte kleine und große ribosomale Untereinheit<br />
Startcodon: AUG fungiert als universelles Startcodon und initiiert bei Prokaryonten den Kettenstart<br />
AUG allein reicht dafür aber nicht aus (codiert auch für proteininterne Methionin-<br />
Reste)<br />
Shine-Dalgarno-Sequenz: ist 3 bis 10 Nukleotide dem Startcodon AUG vorgelagert;<br />
=Purin-reicher Abschnitt, der mir der Pyrimidin-reichen Sequenz des 3‘-<br />
Endes der 16S-rRNA paart und die Erkennung von AUG als Startcodon<br />
vermittelt
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenstart ( (E.<br />
coli):<br />
Shine-Dalgarno-Sequenz:<br />
Auswahl von Translations-Startsequenzen, die von E. coli-Ribosomen erkannt werden.<br />
Shine-Dalgarno-Sequenzen (rot) und komplementärer Abschnitt am 3‘-Ende der 16S-rRNA (grün);<br />
Startcodon (blau).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenstart ( (E.<br />
coli):<br />
fMet-tRNA: =N-Formylmethionyl-tRNA<br />
universelle Start-tRNA bei der E. coli-<br />
Proteinbiosynthese codiert durch Startcodon;<br />
alle von E. coli synthetisierten Proteine<br />
beginnen mit einem fMet-Rest;<br />
tRNA‘s von fMet und Met (zum Einbau<br />
interne Met-Reste) sind verschieden,<br />
wodurch fMet nur N-terminal eingebaut<br />
wird (ansonsten Kettenabruch);<br />
fMet wird post-translational i.d.R. deformyliert (Deformylase) und in vielen Fällen wird<br />
auch das N-terminale Methionin abgespalten (geschieht meist noch am nascierenden<br />
Polypeptid).
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenstart ( (E.<br />
coli):<br />
Am Kettenstart sind bei E. coli weiterhin 3 lösliche Proteinfaktoren beteiligt:<br />
Initiationsfaktor Masse [kD] Funktion<br />
IF-1 9 unterstützt die Bindung von IF-3<br />
IF-2 97 bindet Initiator-tRNA und GTP<br />
IF-3 22 entläßt die 30S-Untereinheit vom inaktiven<br />
Ribosom und vermittelt die mRNA-Bindung<br />
Kettenstart erfolgt in 3 Schritten:<br />
1) nach Beendigung einer Proteinsynthese bleiben die 30S- und 50S-UE als inaktive 70S-<br />
Ribosomen assoziiert. IF-3 (unterstützt durch IF-1) bindet an die 30S-UE und initiert die<br />
Dissoziation des Ribosomenkomplexes;<br />
2) Bildung des 30S-Initiationskomplexes durch Bindung von GTP, mRNA und eines<br />
Komplexes aus IF-2 mit fMet-tRNA and die 30S-UE unter Beteiligung von IF-3 (IF-3 vermittelt<br />
die Bindung der 30S-UE an die Shine-Dalgarno-Sequenz);<br />
3) Bildung des 70S-Initiationskomplexes durch Bindung der 50S-UE an den 30S-<br />
Initiationskomplex nach vorheriger Ablösung von IF-1, IF-2 und IF-3 bzw. der Hydrolyse von<br />
GTP zu GDP und P ; i
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenstart erfolgt in 3 Schritten:<br />
Resultat: Bildung eines 70S-Initiationskomplexes aus fMet-tRNA+mRNA+Ribosom, bei dem die P-Bindungsstelle<br />
des Ribosoms mit fMet-tRNA besetzt ist (einzige tRNA mit direktem Zugang zur P-Stelle; alle anderen<br />
nur über den Umweg der A-Stelle), während die A-Bindungsstelle zur Aufnahme der hinzutretenden<br />
Aminoacyl-tRNA bereitsteht.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenstart bei Eukaryonten:<br />
Kettenstart ähnelt dem der Prokaryonten, wobei Unterschiede nur im Detail existieren:<br />
1) deutlich größere Anzahl an Initiationsfaktoren (Bezeichnung: eIF-n; oft mehr als 20);<br />
2) Translation beginnt immer am ersten AUG der mRNA (keine Shine-Dalgarno-Sequenz)<br />
(eIF-4 ist ein Cap-Bindungsprotein und vermittelt die Bindung der kleinen 40S-UE an das 5‘-<br />
Ende (‘Cap‘) der mRNA gefolgt von einem Stromabwärtswandern bis zum ersten AUG-<br />
Startcodon – keine Translation cyclischer mRNA durch Eukaryonten möglich);<br />
3) Translation beginnt zwar mit Methionin, letzteres ist aber nicht formyliert.<br />
Kettenverlängerung:<br />
erfolgt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Aminosäure-Resten pro Sekunde!<br />
Kettenverlängerung ist einem 3-stufigen Prozeß, wobei die jeweils hinzukommende Aminosäure<br />
an den C-Terminus der wachsenden Polypeptidkette angeknüpft wird;<br />
Kettenverlängerung erfordert die Teilnahme mehrerer nicht-ribosomaler Proteine (=Elongationsfaktoren<br />
)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenverlängerung:<br />
Elongationsfaktoren bei E. coli:<br />
Elongationsfaktor Masse [kD] Funktion<br />
EF-Tu 43 bindet Aminoacyl-tRNA und GTP<br />
EF-Ts 74 verdrängt GTP von EF-Tu<br />
EF-G 77 fördert die Translokation durch Bindung von GTP<br />
an das Ribosom<br />
Stufe 1 der Kettenverlängerung: Bindung der Aminoacyl-tRNA<br />
Bildung eines binären Komplexes aus GTP und dem Elongationsfaktor EF-Tu;<br />
Assoziation des gebildeten binären Komplexes mit der eintretenden Aminoacyl-tRNA unter Bildung<br />
eines ternären Komplexes;<br />
Bindung des ternären Komplexes an den ribosomalen 70S-Initiationskomplex;<br />
die Aminoacyl-tRNA wird dabei unter GTP-Hydrolyse als Codon-Anticodon-Komplex in die<br />
ribosomale A-Bindungsstelle gebunden;<br />
Freisetzung von ‘EF-Tu ● GDP+P i ‘ und Regeneration zu ‘EF-Tu ● GTP‘ durch Verdrängung von<br />
‘GDP+P i ‘ via Bindung von EF-Ts (Bildung von ‘EF-Tu ● EF-Ts‘) und Austausch von EF-Ts durch<br />
GTP (EF-Tu ist mit ca. 100.000 Kopien das häufigste Protein in E. coli; entspricht ca. 5% des<br />
gesamten Proteingehaltes und damit der Gesamtmenge an tRNA-Molekülen)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenverlängerung:<br />
Stufe 1 der Kettenverlängerung: Bindung der Aminoacyl-tRNA
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenverlängerung:<br />
Stufe 2 der Kettenverlängerung: Transpeptidierung<br />
Nukleophiler Angriff der N α -<br />
Aminogruppe der AminoacyltRNA<br />
der A-Bindungsstelle<br />
auf das Carbonyl-C-Atom der<br />
Peptidyl-tRNA der P-Bindungsstelle,<br />
wobei das nascierende<br />
Polypeptid von der P- zur<br />
A-Bindungsstelle übertragen<br />
wird.<br />
Peptidyl-Transferase-Aktivität<br />
befindet sich vollständig auf<br />
der großen UE des Ribosoms;<br />
katalytisch aktive Komponente:<br />
23S-rRNA
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenverlängerung:<br />
Stufe 3 der Kettenverlängerung: Translokation<br />
Überführung der nunmehr unbeladenen tRNA aus der P-Bindungsstelle zur Austrittsstelle E und<br />
nachfolgender Freisetzung;<br />
Translokation der Peptidyl-tRNA (zusammen mit der von ihr gebundenen mRNA) aus der A-<br />
Bindungsstelle zur P-Bindungsstelle;<br />
Translokation wird durch EF-G vermittelt, der als binärer Komplex mit GTP an das Ribosom bindet;<br />
Translokation führt zur GTP-Hydrolyse und nachfolgender Freisetzung von EF-G.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenverlängerung:<br />
verläuft bei Eukaryonten grundsätzlich analog; statt EF-Tu und EF-Ts besitzen Eukaryonten nur<br />
einen Elongationsfaktor (eEF-1) der aber die beiden analogen Funktionen vermittelt.<br />
Kettenabbruch:<br />
eingeleitet durch Stopcodons (UAA, UGA und UAG);<br />
Stopcodons besitzen keine korrespondieren tRNA‘s, sondern werden stattdessen von Release-<br />
Faktoren (RF‘s) erkannt (RF-1 erkennt UAA und UAG, RF-2 erkennt UAA und UGA), ein dritter<br />
Releasing-Faktor (RF-3, GTP-abhängig) stimuliert die ribosomale Bindung von RF-1 und RF-2;<br />
RF‘s binden in der A-Bindungsstelle des aktiven Ribosoms (an das Stopcodon) und vermitteln die<br />
Peptidyl-Transferase-katalysierte Übertragung des Peptidyl-Restes von der jeweiligen tRNA auf<br />
Wasser statt auf eine neu eintretende Aminoacyl-tRNA;<br />
Dissoziation des synthetisierte Peptids, der nunmehr freien tRNA, der RF‘s (bei gleichzeitiger<br />
Hydrolyse des gebunden GTP) und der mRNA vom Ribosom unter Zurücklassung eines inaktiven<br />
70S-Ribosoms;<br />
Kettenabbruch bei Eukaryonten verläuft analog, wobei jedoch die Funktionen der RF‘s nur durch<br />
einen einzigen Releasing-Faktor übernommen werden.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kettenabbruch:
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Bedeutung der GTP-Hydrolyse während der ribosomalen Peptidsynthese:<br />
Translation findet, wenn auch extrem langsam und für ein Wachstum unzureichend, in<br />
Abwesenheit von GTP statt (=Freie Enthalpie der Transpeptidierung reicht prinzipiell aus, um den<br />
gesamten Translationsprozeß anzutreiben);<br />
Beschleunigender Effekt der GTP-Hydrolyse beruht auf der Vermittlung allosterischer<br />
Konformationsänderungen der ribosomalen Komponenten;<br />
die Hydrolyse von GTP wird nicht zur Bildung energiereicher Zwischenprodukte (wie es bei vielen<br />
Biosynthesereaktionen der Fall ist) verwendet.<br />
Genauigkeit der Translation:<br />
Fehlerquote bei der Translation liegt typischerweise bei 10 -4 Fehlern pro Codon (=1 falsches<br />
Anticodon auf 10.000 Codons);<br />
aus dem Verlust an Bindungsenergie durch Fehlpaarung einer einzigen Base bei der Codon-<br />
Anticodon-Interaktion (ca. 12 kJ mol -1 ) läßt sich eine höhere Fehlerquote von etwa 10 -2 Fehlern<br />
pro Codon berechnen;<br />
Ursache: zusätzlicher kinetischer Korrekturmechanismus
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kinetischer Korrekturmechanismus der Translation:<br />
Ablauf des ‘kinetischen‘ Korrekturlesens:<br />
1) anfängliche Erkennung basiert<br />
auf ‘normaler‘ Codon-Anticodon-<br />
Erkennung basierend auf der<br />
Bindungsenergie;<br />
Codon-Anticodon-Erkennung führt zur<br />
Hydrolyse des GTP und der Bildung<br />
eines energiereichen Zwischenproduktes<br />
2) energiereiches Zwischenprodukt<br />
kann auf 2 Wegen weiter reagieren:<br />
A) ‘EF-Tu ● GDP‘ dissoziiert mit einer<br />
Geschwindikeitskonstanten k 3<br />
ab und<br />
die Peptidbindung bildet sich;<br />
B) Aminoacyl-tRNA dissoziiert mit einer Geschwindigkeitskonstanten k 4<br />
vor dem ‘EF-Tu ● GDP‘-<br />
Komplex vom Ribosom ab (keine Einbau der falschen Aminosäure ins Polypeptid).<br />
Fazit: fehlerhaft gepaarte tRNA dissoziiert rascher als ‘EF-Tu ● GTP‘ zu ‘EF-Tu ● GDP‘, was zur<br />
Dissoziation fehlerhaft gepaarter Aminoacyl-tRNA‘s führt (Korrektur auf Kosten von GTP)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Inhibitoren der Proteinbiosynthese (Antibiotika):<br />
Antibiotika werden von Bakterien und Pilzen mit dem Ziel der Inhibierung des Wachstums anderer<br />
Organismen synthetisiert;<br />
Antibiotika hemmen eine Vielzahl essentieller biologischer Prozesse, wie DNA-Replikation,<br />
Transcription oder auch die bakterielle Zellwandsynthese, die meisten Antibiotika inhibieren jedoch<br />
die Translation;<br />
Ausgewählte Antibiotika:<br />
1) Streptomycin:<br />
gehört zur Familie der Aminoglycoside, die Prokaryonten-<br />
Ribosomen in vielfältiger Weise inhibieren;<br />
in niedrigen Konzentrationen führt es zu Lesefehlern bei der<br />
Translation (verhindert das Wachstum, aber ist nicht letal);<br />
in hoher Konzentration verhindert es die ordnungsgemäße<br />
Initiation (Kettenstart) und führt zum Zelltod;<br />
Resistente Stämme haben entweder ein verändertes 12S-Protein<br />
Oder eine Basenmutation in der 16S-rRNA.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Ausgewählte Antibiotika:<br />
2) Chloramphenicol:<br />
erstes sog. ‘Breitband‘-Antibiotikum, das die Peptidyl-<br />
Transferase auf der großen Untereinheit des Ribosoms<br />
der Prokaryonten inhibiert;<br />
Inhibierung beruht auf einer Störung der Interaktion<br />
der Aminoacyl-tRNA‘s mit der A-Bindungsstelle;<br />
toxische Nebenwirkungen hervorgerufen durch die Sensitivität der mitochondrialen Ribosomen<br />
(klinische Anwendung daher nur in sehr schweren Fällen).<br />
3) Tetracyclin:<br />
ebenfalls Breitband-Antibiotika, die durch Bindung an<br />
die kleine Untereinheit prokaryotischer Ribosomen und<br />
die Einbindung der Aminoacyl-tRNA inhibieren;<br />
zunehmende Resistenz vieler Bakterienstämme verursacht<br />
ein ernsthaftes klinisches Problem;<br />
Resistenz beruht auf einer verringerten Permeabilität der bakteriellen Zellmembran, weniger auf<br />
Veränderungen der ribosomalen Komponenten selbst.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Ausgewählte Antibiotika:<br />
4) Cycloheximid:<br />
inhibiert die Peptidyl-Transferase auf der großen<br />
Untereinheit der Eukaryonten-Ribosomen.<br />
5) Erythromycin:<br />
blockiert den Translokations-Prozeß der großen<br />
Untereinheit bei Prokaryonten.<br />
6) Fusidinsäure:<br />
inhibiert bei Prokaryonten die<br />
Elongation durch Verhinderung<br />
der EF-G ● GDP-Dissoziation von<br />
der großen Untereinheit.
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Diphtherietoxin:<br />
Diphtherie wird durch Infektion mit Corynebacterium diphtheriae verusacht;<br />
bis zur Einführung von Routine-Impfungen mit Beginn des letzten Jahrhunderts war Diphtherie<br />
eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern;<br />
bakterielle Infektion selbst beschränkt sich auf die oberen Atemwege und verläuft eher harmlos;<br />
tödliche Wirkung wird durch das sog. Diphtherietoxin verursacht;<br />
das Diphtherietoxin wird zwar vom Bakterium sezerniert, ist aber Phagen-codiert<br />
(Corynebacterium diphtheriae trägt den Bakteriophagen Corynephage ß);<br />
Diphtherietoxin inaktiviert spezifisch den eukaryotischen Elongationsfaktor eEF-2 und inhibiert<br />
dadurch die Proteinsynthese von Eukaryonten;<br />
Wirkungsweise:<br />
Diphtherietoxin ist ein monomeres Protein (58 kD), das aus zwei Domänen (A+B) besteht;<br />
B-Domäne bindet an einen Rezeptor auf der Plasmamembran der anfälligen Zelle;<br />
Proteolytische Spaltung des Toxins in die A- und B-Domäne (leicht durch Trypsin oder Trypsinähnliche<br />
Proteasen möglich) und Aufnahme der A-Domäne ins Cytosol durch Endocytose;
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Wirkungsweise:<br />
…B-Domäne vermittelt die Aufnahme der A-Domäne (A-Domäne allein hat keine toxische<br />
Wirkung);<br />
A-Domäne ist katalytisch aktiv und vermittelt im Cytosol die ADP-Ribosylierung von eEF-2 mit<br />
NAD + (führt zur Inaktivierung von eEF-2):<br />
ADP-ribosylierter Aminosäure-Rest des eEF-2 ist ein<br />
modifiziertes Histidin (=Diphthamid):<br />
Wegen der katalytischen Aktivität des<br />
Diphtherietoxins genügt ein einziges<br />
Molekül zur Inaktivierung der gesamten<br />
Menge an eEF-2 einer Zelle und damit zur<br />
vollständigen Blockierung der Proteinbio-<br />
synthese.<br />
Diphthamid kommt nur in eEF-2<br />
vor, wobei jedoch auch Mutanten<br />
ohne Diphthamid lebensfähig sind
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Posttranslationale Modifikationen<br />
Auswahl posttranslationaler Modifikationen:<br />
1) Proteolytische Spaltungen:<br />
häufigste Art der posttranslationalen Modifikation;<br />
findet bei nahezu allen Proteinen statt, wenn auch nur durch exoproteolytische<br />
Entfernung des Initiations-Methionins (kurz nachdem Austritt aus dem Ribosom);<br />
darüber hinaus werden viele Proteine als inaktive Vorstufen (=Proproteine)<br />
synthetisiert, die nachfolgend durch (limitierte) Proteolyse aktiviert werden;<br />
z.B.: Aktivierung von Chymotrypsinogen/Trypsinogen in ihre aktiven Formen<br />
Bildung aktiven Insulins aus Proinslulin durch Entfernung eines internen,<br />
33 Aminosäure langen Restes<br />
Kollagen-Synthese als Prototyp posttranslationaler Modifikationen:<br />
Kollagen: tripel-helicales Faserprotein, das aus den sich wiederholenden<br />
Aminosäuresequenzen (Gly-X-Y) n besteht; X häufig Prolin, Y häufig<br />
4-Hydroxyprolin (Hyp) und n=340<br />
Kollagenfaser
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kollagen-Synthese als Prototyp posttranslationaler Modifikationen:<br />
Kollagen wird als Prokollagen synthetisiert;<br />
Prokollagen besitzt C- wie auch N-terminale Prosequenzen mit etwa 100 Aminosäuren Länge,<br />
deren Sequenzen sich von denen des reifen Kollagens unterscheiden;<br />
Prosequenzen vermitteln die Faltung und Tripelhelix-Bildung;<br />
Abspaltung der Prosequenzen erfolgt durch Amino- und Carboxyprokollagen-Peptidasen (Defekt<br />
führt zum Ehlers-Danlos-Syndrom VII, das mit extrem verwundbarer Haut einhergeht)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
Kollagen ist ein ‘Präproprotein‘:<br />
Transmembranproteine und sekretorische Proteine enthalten i.d.R. ein N-terminales Signalpeptid<br />
(13-36 vorwiegend hydrophobe Aminosäure-Reste);<br />
Signalpeptid vermittelt die Durchschleusung solcher Peptide durch die Membran (meist schon<br />
während ihrer eigenen Synthese am Ribosom);<br />
Proteine mit Signalpeptid werden als Präproteine bezeichnet (falls sie zusätzlich Prosequenzen<br />
enthalten als Präproproteine);<br />
Signalpeptid wird nach Durchtritt durch die Membran von einer Signalpeptidase abgespalten;<br />
Proteolytische Spaltungen des Kollagens:<br />
(1) Deletion des Initiations-Methionins; (2) Entfernung des Signalpeptids<br />
(2) Abspaltung der Prosequenzen<br />
Polypeptide:<br />
Sequenzen von zwei oder mehreren Proteinen, wobei die Einzelproteine durch proteolytische<br />
Spaltung aus dem Polypeptid-Verläufer gebildet werden;<br />
z.B.: viele Hormone; Proteine von Viren (Polio- und AIDS-Virus), Ubiquitin (Eukaryontenprotein)
<strong>Stoffwechsel</strong>: Proteinbiosynthese<br />
2) Kovalente Modifikation:<br />
=Modifikationen an den Aminosäure-Seitenketten wie auch am N- oder C-Terminus;<br />
insgesamt mit mehr als 150 verschiedene Arten solcher Modifizierungen bekannt, die alle<br />
Aminosäuren mit Ausnahme von Ala, Gly, Ile, Leu, Met und Val betreffen;<br />
z.B.: Acetylierungen, Glycosylierungen, Hydroxylierungen, Methylierungen, Nucleotidylierungen,<br />
Phosphorylierungen, ADP-Ribosylierungen sowie zahlreiche Kombinationen daraus<br />
Modifizierungen beeinflussen die Enzymaktivität (Phosphorylierungen, ADP-Ribosylierungen,<br />
Anknüpfung von Coenzymen etc.); die Bindungseigenschaften und Struktur von Proteinen<br />
(Glycosylierungen) oder stabilisieren supramolekulare Aggregate (s. Kollagen);<br />
im Kollagen dient die Hydroxylierung von Prolin u.a. als Anknüpfstelle für Kohlenhydrate und zur<br />
Stabilisierung der Tripelhelix durch H-Brücken;<br />
die Funktion vieler Modifizierungen ist jedoch noch unbekannt…