Gottesdienstlehre - Mohr Siebeck Verlag
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1. Der Zusammenhang der verschiedenen Perspektiven<br />
1. Der Zusammenhang der verschiedenen Perspektiven<br />
Die sieben Kapitel mit den 48 Paragraphen in diesem Buch sollen jeweils als<br />
ein in sich geschlossener Abschnitt verständlich sein. Und doch stellt sich<br />
ganz am Ende noch einmal die Frage, wie die sechs (mit den Prolegomena<br />
sieben) verschiedenen Perspektiven zusammengedacht werden können.<br />
Der Zusammenhang ist erstens dadurch gegeben, dass in allen Kapiteln<br />
Homiletik und Liturgik als zwei Theorien des einen Gottesdienstes miteinander<br />
in den Blick kommen, auch wenn sie teilweise im Kontext der eigenen<br />
Wissenschaftsgeschichte betrachtet werden. Eine zweite Klammer ist dadurch<br />
gegeben, dass sich dieses Buch bewusst auf den Sonntagsgottesdienst als Modell<br />
des gemeindlichen und pastoralen Handelns bezieht und darum die Zielgruppengottesdienste<br />
sowie die alternativen Gottesdienstformen nur am<br />
Rande in den Blick kommen. Ausgespart sind – bis auf wenige Hinweise<br />
zu empirischen, historischen und liturgischen Zusammenhängen – auch die<br />
Kasualien, die noch einmal ganz andere lebensgeschichtliche und seelsorgerliche<br />
Aspekte erfordert hätten. Auf theoretischer und konzeptioneller Ebene<br />
liegt dem gesamten Lehrbuch dann drittens das Verständnis des Gottesdienstes<br />
als Mitteilung und Darstellung des Evangeliums in ritueller und künstlerischer<br />
Form zugrunde, wie dieses in den ersten Paragraphen (§§ 1–4) vorgestellt<br />
wird. Mit dieser reformatorischen wie neuprotestantischen und zugleich<br />
ästhetischen Betrachtungsweise ist unter anderem zum Ausdruck<br />
gebracht, dass die gottesdienstlichen Darstellungsformen des Evangeliums<br />
von herausgehobener Bedeutung sind – und nicht etwa im Gegenüber zu<br />
den Inhalten beliebig. Das Evangelium ist an die Art und Weise seiner Mitteilung<br />
und Darstellung gebunden. Die Gottesdienstbesucher nehmen die Botschaft<br />
der Kirche über verbale, leibliche, musikalische und andere Zeichenprozesse<br />
wahr. Darum wurde in diesem Buch an verschiedenen Stellen das<br />
Gespräch mit künstlerischen und semiotischen Theorien geführt. Auf diese<br />
Weise ergibt sich beispielsweise der Zusammenhang von fundamentalen<br />
theologischen und methodischen Fragestellungen in der prinzipiellen und<br />
formalen Homiletik.<br />
Die <strong>Gottesdienstlehre</strong> als Teil der Praktischen Theologie ist eine Verbundwissenschaft,<br />
in der die besondere Kunst darin besteht, die verschiedenen<br />
theologischen und außertheologischen Perspektiven eigenständig aufeinander<br />
zu beziehen. Für diese in Praxis und Theorie gestellte Aufgabe soll das<br />
Buch Hilfestellungen geben, ohne die Verbindung der verschiedenen Aspekte<br />
an jedem Punkt selbst aufzeigen zu können. Auf jeden Fall ist keine der in<br />
den sieben Kapiteln eingenommenen Perspektiven entbehrlich, und es lässt<br />
sich auch keine Hierarchie der Perspektiven angeben. Dass jedoch die Aufgabe<br />
einer systematischen und grundlegenden Zuordnung besteht, kommt<br />
durch die Voranstellung des fundamentalliturgischen und des systematischen<br />
Kapitels zum Ausdruck.<br />
Leseprobe aus Meyer-Black: <strong>Gottesdienstlehre</strong><br />
(c) 2011 <strong>Mohr</strong> <strong>Siebeck</strong> www.mohr.de<br />
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