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Gottesdienstlehre - Mohr Siebeck Verlag

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§ 36 „Evangelisches Gottesdienstbuch“ und „Reformierte Liturgie“<br />

Veränderung der<br />

Wahrnehmung<br />

mung zu überschreiten, ein um immer mehr Stücke erweiterter Eröffnungsteil<br />

des Gottesdienstes entspricht; in diesem Zusammenhang wurde sogar<br />

schon kritisch vom Eröffnungsteil als dem „Wasserkopf“ des Gottesdienstes<br />

gesprochen (Bieritz 59f.). Will man dies jedoch positiv wenden, kann formuliert<br />

werden: Die Schwelle wird auf dramaturgischem Wege zeitlich gedehnt.<br />

Dazu passt auch die Beobachtung, dass es wesentlich leichter ist, den<br />

Weg zurück zu finden, denn der Sendungs- und Segnungsteil des Gottesdienstes<br />

ist sehr viel kürzer und weniger variantenreich.<br />

Real ist auch die Unterbrechung der „Geschäftstätigkeit“ (Schleiermacher<br />

70–72) schon durch den Kirchgang selbst vollzogen. Aber Wort und Sakrament<br />

suchen mit verschiedenen diskursiven und symbolischen Elementen<br />

die äußere Unterbrechung in eine innere Wahrnehmungsveränderung zu<br />

überführen. Die dramaturgische Betrachtungsweise des Gottesdienstes richtet<br />

ihren Blick nicht nur auf die einzelnen Elemente und auf deren historisch<br />

entstandene und veränderte Bedeutung, sondern auf deren Zusammenwirken<br />

als Verlangsamung und damit auf die Intensivierung der gottesdienstlichen<br />

Schwelle und Unterbrechung. Am Schluss dieses Buches, nachdem die einzelnen<br />

Schritte des Gottesdienstes erläutert wurden, wird darauf näher einzugehen<br />

sein (→ § 47).<br />

Zusammenfassung<br />

Das liturgische Handeln kann als eine Form des künstlerischen Handelns<br />

beschrieben werden, weil dazu die Kenntnis von Regeln ebenso erforderlich<br />

ist wie die situativ notwendige Durchbrechung der Regeln. Die (professionelle)<br />

Handlungskompetenz setzt dabei zunächst verschiedene Kenntnisse<br />

und Verstehensfähigkeiten voraus, um die es in den bisherigen Paragraphen<br />

dieses Buches ging. In dem jetzt folgenden handlungsorientierten Kapitel<br />

(§§ 35–48) soll der Sonntagsgottesdienst als der „Normalfall“ und als Modell<br />

zugrundegelegt werden. Im Hinblick auf die liturgische Gestaltung soll dabei<br />

besonders auf die „Dramaturgie“ des Gottesdienstes geachtet werden. Darunter<br />

wird der Zusammenhang der einzelnen gottesdienstlichen Elemente im<br />

Hinblick darauf verstanden, wie das Mitfeiern des Gottesdienstes zur Schwellenerfahrung<br />

und Unterbrechung des alltäglichen Zeiterlebens werden kann.<br />

§ 36 Das „Evangelische Gottesdienstbuch“ und die<br />

„Reformierte Liturgie“ aus dem Jahr 1999<br />

Literatur: Karl-Heinrich Bieritz: Struktur. Überlegungen zu den Implikationen<br />

eines Begriffs im Blick auf künftige Funktionen liturgischer Bücher, in: ders.: Zeichen<br />

setzen. Beiträge zu Gottesdienst und Predigt, Stuttgart 1995, 61–81 ♦ Evangelisches<br />

396<br />

Leseprobe aus Meyer-Black: <strong>Gottesdienstlehre</strong><br />

(c) 2011 <strong>Mohr</strong> <strong>Siebeck</strong> www.mohr.de

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