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Verbreitungsatlas der Fließgewässerfauna in Ostfriesland ...

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3. Zur gewässerbiologischen Situation <strong>in</strong> <strong>Ostfriesland</strong><br />

Die Ausrichtung <strong>der</strong> Gewässer auf die Entwässerung ist<br />

häufig e<strong>in</strong>e Ursache für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte Artenvielfalt.<br />

Zum e<strong>in</strong>en gründet sich dies auf die Vere<strong>in</strong>heitlichung<br />

des Lebensraumes und zum an<strong>der</strong>en, <strong>in</strong> selteneren<br />

Fällen, auf die Verwendung von schwer besiedelbaren<br />

Materialien beim Ausbau. Auch wird durch das<br />

Setzen von Uferverbauungen o<strong>der</strong> durch ständiges<br />

Unterhalten <strong>der</strong> wichtige amphibische Lebensraum<br />

(Übergangszone zwischen Wasser und Land) e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Ohneh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>Ostfriesland</strong>s Gewässer für viele Arten<br />

nicht gerade e<strong>in</strong> Siedlungsparadies . Klei-, Faulschlamm-<br />

o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>nde Sandsohlen s<strong>in</strong>d nur für<br />

relativ wenige Arten attraktiv. Ste<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Hartsubstrate fallen als Besiedlungsfläche aus, weil sie<br />

überschlickt o<strong>der</strong> von Eisenverb<strong>in</strong>dungen verkrustet<br />

s<strong>in</strong>d. Größere Wasserpflanzen, die von vielen Organismen<br />

gern als Lebensstätte genutzt werden, können<br />

u.a. wegen <strong>der</strong> streckenweise starken Gewässertrübung<br />

(meist natürlichen Ursprungs) nicht aufkommen<br />

o<strong>der</strong> aber s<strong>in</strong>d ebenfalls mit Eisenverb<strong>in</strong>dungen überzogen.<br />

Auch <strong>der</strong> spezifische, natürlicherweise gegebene Wasserchemismus<br />

macht den Organismen das Überleben<br />

<strong>in</strong> <strong>Ostfriesland</strong>s Gewässern nicht leicht. Im Geestgebiet<br />

f<strong>in</strong>den sich Moorgewässer mit saurem, hum<strong>in</strong>stoffhaltigem<br />

und von Natur aus meist sauerstoffarmem Wasser,<br />

das wie<strong>der</strong>um nur e<strong>in</strong> bestimmtes Artenspektrum<br />

zuläßt. In <strong>der</strong> Marsch spielt dagegen die Bee<strong>in</strong>flussung<br />

durch das salzhaltige Seewasser e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle.<br />

Wichtig ist sicherlich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch<br />

noch das Eisen. Aus Grundwasser und Dränen gelangt<br />

es <strong>in</strong> die Gewässer, wo es als deutliche Eisenockerausfällung,<br />

teilweise auch als schillernde Schlieren auf <strong>der</strong><br />

Wasseroberfläche wahrgenommen werden kann. Eisen<br />

ist <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen lebensnotwendig für die<br />

Organismen. In höheren Konzentrationen ist es aber<br />

auch giftig und hat möglicherweise e<strong>in</strong>e besiedlungshemmende<br />

Wirkung.<br />

Allgeme<strong>in</strong> ist die wasserchemische Beschaffenheit <strong>der</strong><br />

meisten Gewässer im Jahreslauf aus den verschiedensten<br />

Gründen großen Schwankungen unterworfen.<br />

Auch dies wird nicht von jedem Organismus vertragen.<br />

Abwassere<strong>in</strong>leitungen können sich <strong>in</strong> unserem zu manchen<br />

Zeiten quasi stehenden Gewässersystem auf die<br />

Besiedlung beson<strong>der</strong>s schwerwiegend auswirken. Der<br />

Sauerstoffe<strong>in</strong>trag aus <strong>der</strong> Luft <strong>in</strong> die Gewässer ist wegen<br />

<strong>der</strong> fehlenden Wasserbewegung nur sehr ger<strong>in</strong>g.<br />

Die Schadstoffe verbleiben länger im Gewässer und<br />

werden nicht so schnell weggeschwemmt. Das stehende<br />

Wasser kann sich leichter erwärmen und die<br />

sauerstoffzehrende bakterielle Zersetzung wird so noch<br />

beschleunigt.<br />

Pflanzennährstoffe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abwässern enthalten o<strong>der</strong><br />

werden durch die bakterielle Zersetzung <strong>der</strong> Abwässer<br />

freigesetzt. S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gewässer Pflanzennährstoffe<br />

im Übermaß vorhanden, kann das zu e<strong>in</strong>em ungehemmten<br />

Pflanzenwuchs, z.B. zu e<strong>in</strong>er Algenblüte,<br />

führen (sekundäre Verschmutzung). Beim Absterben<br />

tritt dann wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e bakterielle Zersetzung e<strong>in</strong>, die<br />

zu Sauerstoffmangel im Gewässer führen kann.<br />

Nachdem im Obenstehenden gezeigt wurde, mit welchen<br />

speziellen Umweltbed<strong>in</strong>gungen es die <strong>in</strong> den Gewässern<br />

lebenden Organismen bei uns zu tun haben,<br />

verwun<strong>der</strong>t es nicht, daß im ostfriesischen Raum e<strong>in</strong>e<br />

ganz spezielle Artenzusammensetzung gefunden wird.<br />

E<strong>in</strong>ige Tiergruppen wie E<strong>in</strong>tagsfliegen (6 Arten) und<br />

Ste<strong>in</strong>fliegen (1 Art) s<strong>in</strong>d hier kaum, an<strong>der</strong>e wie die Käfer,<br />

Schnecken und Wasserwanzen s<strong>in</strong>d sehr stark<br />

vertreten. Filtrierende Organismen wie z.B. Moostierchen<br />

und Muscheln f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den (natürlicherweise)<br />

trüben und nährstoffreichen Gewässern <strong>Ostfriesland</strong>s<br />

gute Lebensbed<strong>in</strong>gungen. Typische Fließwasserarten<br />

fehlen fast vollständig. Vorwiegend anpassungsfähigen<br />

(euryöken) Organismen ist es gelungen, <strong>in</strong> <strong>Ostfriesland</strong>s<br />

Gewässernetz heimisch zu werden, wobei manche<br />

Gewässerstrecken jedoch nur sehr schwach besiedelt<br />

s<strong>in</strong>d

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