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Verbreitungsatlas der Fließgewässerfauna in Ostfriesland ...

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5.2.2 Muscheln (Lamellibranchiata)<br />

Muscheln gehören ebenso wie die Schnecken zum<br />

Stamm <strong>der</strong> Weichtiere. Sie besitzen zwei Schalenhälften,<br />

was <strong>in</strong> ihrem wissenschaftlichen Namen<br />

"Bivalvia" zum Ausdruck kommt. Im Süßwasser s<strong>in</strong>d<br />

nur die sog. "Eulamellibranchiata" vertreten. Sie s<strong>in</strong>d<br />

durch die Lamellenform ihrer Kiemen, das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von zwei Schließmuskeln und <strong>der</strong> - für die<br />

Artbestimmung wichtigen - Schloßzähne <strong>der</strong> Schalen<br />

gekennzeichnet. Muscheln besitzen we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Kopf noch Augen und s<strong>in</strong>d im Gegensatz zu den<br />

Schnecken symmetrisch gebaut. Sie ernähren sich<br />

durch Filtration von im Wasser schwebenden organischen<br />

Partikeln (Detritus) und Mikroalgen (Phytoplankton)<br />

und f<strong>in</strong>den daher <strong>in</strong> den oft trübstoffreichen<br />

ostfriesischen Gewässern gute Nahrungsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Bei filtrierenden Muscheln s<strong>in</strong>d zwei am H<strong>in</strong>terende<br />

bef<strong>in</strong>dliche Öffnungen sichtbar. Durch die mit<br />

Tastzäpfchen besetzte E<strong>in</strong>strömöffnung nimmt die<br />

Muschel das mit Nahrung und Sauerstoff beladene<br />

Umgebungswasser auf. Über die Ausströmöffnung<br />

wird das mit Kohlendioxid und Abfallprodukten angereicherte<br />

Wasser ausgestoßen. Das Innere <strong>der</strong><br />

Tiere ist mit Flimmerhaaren ausgekleidet, <strong>der</strong>en<br />

rhythmisches Schlagen e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Wasserstrom<br />

durch das Kiemenfiltersystem erzeugt.<br />

Dabei können <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Großmuscheln enorme<br />

Filtrierleistungen erbr<strong>in</strong>gen (bis ca. 30 l/Tag), weshalb<br />

die Bedeutung größerer Populationen mit 20-30<br />

Tieren / m 2 für die Gewässerre<strong>in</strong>igung nicht zu unterschätzen<br />

ist.<br />

Fluß- und Teichmuscheln (Unionidae)<br />

In <strong>Ostfriesland</strong> wurden folgende drei, <strong>in</strong> ihrem Aussehen<br />

und ihrer Biologie sehr ähnliche Großmuschelarten<br />

aus <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> Fluß- und Teichmuscheln<br />

(Unionidae) erfaßt:<br />

1) Gewöhnliche Teichmuschel (Anodonta cygnea);<br />

2) Aufgeblasene Flußmuschel (Unio tumidus);<br />

3) Malermuschel (Unio pictorum)<br />

Alle drei Arten s<strong>in</strong>d charakteristisch für die Besiedlung<br />

langsam fließen<strong>der</strong> bis stehen<strong>der</strong> Gewässer mit<br />

mäßiger organischer Verschmutzung und e<strong>in</strong>er guten<br />

Sauerstoffversorgung (Güteklasse II). Während<br />

die beiden Unio-Arten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Fluß- und<br />

Bachformen darstellen, bevorzugt Anodonta kle<strong>in</strong>ere<br />

Stillgewässer mit weichem Untergrund.<br />

Die Tiere besitzen e<strong>in</strong>en kräftigen Fuß, mit dessen<br />

Hilfe sie ihr Vor<strong>der</strong>ende schräg <strong>in</strong> den Gewässerboden<br />

e<strong>in</strong>graben. Im Muschel<strong>in</strong>neren s<strong>in</strong>d die relativ<br />

großen Kiemenblätter auffällig. Diese hochspezialisierten<br />

Organe dienen gleichzeitig <strong>der</strong> Atmung, <strong>der</strong><br />

Ernährung, als auch <strong>der</strong> Brutpflege. Alle drei<br />

Muschelarten s<strong>in</strong>d getrenntgeschlechtlich und weisen<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Fortpflanzung auf. E<strong>in</strong><br />

weibliches Tier produziert ca. 300.000 - 400.000<br />

Eier, die im Kiemenraum von mit dem Atemwasser<br />

aufgenommenen Samenzellen befruchtet werden.<br />

Die befruchteten Eier nisten sich <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Fächern<br />

des Kiemenraumes e<strong>in</strong>, wo sich zunächst die<br />

ca. 0,3 mm großen Muschel-Larven, die sog.<br />

Glochidien, entwickeln (Brutpflege!). Die Brutdauer<br />

beträgt bei den Unio-Arten etwa 4-6 Wochen<br />

(Sommer), bei Anodonta demgegenüber mehrere<br />

Monate (W<strong>in</strong>ter). Die Glochidien, die bereits aus<br />

zwei kle<strong>in</strong>en, mit beweglichen Haken versehenen<br />

Schalenklappen bestehen, werden über die Ausströmöffnung<br />

<strong>in</strong>s Freiwasser abgegeben und s<strong>in</strong>ken<br />

auf den Grund.<br />

Nur sehr wenigen Glochidien ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

vergönnt. Unio-Larven müssen hierfür an die<br />

Kiemen Nahrung suchen<strong>der</strong> Fische gelangen, wo sie<br />

sich für etwa 3-11 Wochen festhaken und von Wirtsgewebe<br />

ernähren. Glochidien von Anodonta setzen<br />

sich äußerlich an Fischflossen fest. Dieser Parasitismus<br />

führt jedoch zu ke<strong>in</strong>er ernsthaften Schädigung<br />

<strong>der</strong> Fische.<br />

Alle drei Arten s<strong>in</strong>d nach 3-4 Jahren geschlechtsreif<br />

und können e<strong>in</strong> Höchstalter von 7-10 Jahren mit<br />

Schalenlängen bis zu etwa 20 cm (Anodonta) bzw.<br />

10 cm (U. pictorum und U. tumidus) erreichen.<br />

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