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verborgen und die finstere Nacht den Dingen ihre Farbe geraubt hat. Vor dem Vorhof selbst und in<br />
den ersten Schluchten des Orcus hatten die Göttin der Trauer und die Gewissensqualen ihre<br />
Lagerstätten, und es wohnten dort die bleichen Krankheiten sowie das traurige Greisenalter; auch<br />
die Furcht, der übelratenden Hunger und die verderbliche Armut: schrecklich anzusehende<br />
Gestalten, der Tod und der Pein. Dann auch der Blutsverwandte des Todes, der Schlaf, und die<br />
schlechten Freuden des Geistes; an der gegenüberliegenden Schwelle der todbringende Krieg. (280)<br />
Da auch die eisernen Schlafgemächer der Eumeniden und die wahnsinnige Zwietracht, die ihr<br />
Schlangenhaar mit blutigen Binden umflochten hatte. In der Mitte breitete eine schattige Ulme ihre<br />
Zweige und bejahrten Äste aus, gewaltig: Allgemein sagt man, säßen auf ihr die eitlen Träume und sie<br />
hingen unter allen Blättern herab. Darüber hinaus gab es viele Ungeheuer von verschiedener Gestalt:<br />
An den Türflügeln hausten die Zentauren, und die zweigestaltigen Scyllae, der Briareus mit seinen<br />
einhundert Händen, sowie die lernäische Schlange, die ungeheuerlich zischte, die mit Flammen<br />
bewaffnete Chimaera, die Gorgonen, die Harpyien und die Gestalt eines Schattens mit drei Körpern.<br />
(290) Hier ergriff der zitternde Aeneas aufgrund plötzlicher Furcht hastig sein Schwert und hielt die<br />
gezogene Schneide den auf ihn zukommenden Gestalten entgegen, und wenn ihn nicht seine kundige<br />
Führerin ermahnt hätte, dass die schemenhaften Lebewesen nur mit dem hohlen Trugbild einer<br />
Gestalt umherflogen, hätte er sich auf sie gestürzt und vergebens mit dem Schwert die Schatten<br />
zerschlagen.<br />
Von hier verlief der Weg, der zu den Wassern des tartarischen Acheron führte. Hier wogt vom<br />
Schlamm getrübt und mit einem gewaltigen Schlund sein Strudel und stieß den ganzen Sand in den<br />
Cocytusstrom. Als schrecklicher Fährmann behütet Charon, voll von fürchterlichem Schmutz, diese<br />
Gewässer und die Flüsse. Sein reichlich (300) graues Haar lag ihm ungepflegt am Kinn. Seine Augen<br />
standen in Flammen, und sein schmutziger Umhang hing von den Schultern geknotet herab. Er selbst<br />
trieb das Boot mit der Ruderstange flussaufwärts, bediente die Segel und transportierte auf dem<br />
rostfarbenen Kahn die Leichen hinauf. Er war schon älter, doch dem Gott war noch ein rüstiges und<br />
frisches Alter zu eigen. Hierhin eilte die ganze Menge, die zu den Ufern geströmt war: Gestandene<br />
Frauen und Männer, Leichen mutiger Helden nach Vollendung ihres Lebens, aber auch Jungen und<br />
unverheiratete Mädchen sowie junge Männer, die vor dem Antlitz ihrer Eltern auf Scheiterhaufen<br />
gelegt wurden: So zahlreich, wie im Wald beim ersten Frost des Herbstes die Blätter (310) herab<br />
gleiten und fallen oder wie die Vögel im Schwarm vom hohen Meer aufs Land fliegen, sobald sie die<br />
kalte Jahreszeit über das Meer in die Flucht schlägt und sie zu sonnigen Ländern schickt. Sie standen<br />
da, baten darum, als Erste hinüberfahren zu dürfen und streckten die Hände aus Liebe zum<br />
jenseitigen Ufer aus. Der finstere Seemann aber nahm bald diese, bald jene auf, hielt die anderen<br />
jedoch, die er weithin vertrieb, vom Strand fern. Aeneas, der über den Aufruhr bestürzt war,<br />
wunderte sich freilich und sagte: „Sprich, oh Jungfrau, was will der Zusammenlauf am Fluss? Was