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Buch 6

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Leben der Vögel und die Ungeheuer, die das Meer unter seiner marmornen Oberfläche hervorbringt.<br />

(730) Ihnen ist eine feurige Stärke zu Eigen und ein himmlischer Ursprung in ihren Samen, insofern<br />

sie keine schädlichen Körper hemmen und sie die irdenen Gelenke sowie die sterbenden Glieder<br />

entkräften. Daher fühlen sie Furcht und Verlangen, Schmerz und Freude und können eingeschlossen<br />

in der Finsternis und im dunklen Kerker das Tageslicht nicht wahrnehmen. Ja, auch als sie an ihrem<br />

letzten Tag das Leben verlassen hatte, sind aus den unglücklichen Seelen dennoch nicht das ganze<br />

Übel, auch nicht alle körperliche Krankheiten gewichen und es ist notwendig, dass sich viele über<br />

lange Zeit auf wundersamer Weise innerlich zusammengewachsene Dinge einprägen. Also werden<br />

sie mit Strafen gequält und tun (740) Buße für alte Übel. Einige erstrecken sich aufgehängt in die<br />

seelenlosen Winden, den anderen wäscht man unter einem tiefen Strudel das Verbrechen aus, mit<br />

dem sie befleckt sind, oder man brennt es ihnen im Feuer aus: Ein jeder von uns erduldet seine<br />

eigenen Strafen. Darauf werden wir ins weite Elysium geschickt und bewohnen, die wir nur wenige<br />

sind, die glücklichen Fluren, solange bis der lange Tag, nachdem der Kreis der Zeit vollendet wurde,<br />

das in uns verwachsene Unheil entfernt hat, und einen reinen, himmlischen Sinn zurückgelassen hat,<br />

sowie das Feuer der reinen Himmelsluft. All diese ruft der Gott in einer großen Schar, sobald sie das<br />

Rad der Zeit tausend Jahre lang gedreht haben, zum Lethe‐Strom, (750) damit sie natürlich ohne<br />

Erinnerung an die Oberwelt erneut das Himmelsgewölbe besuchen und anfangen in Körper<br />

zurückkehren zu wollen.“<br />

Das hatte Anchises gesprochen und als er mit seinem Sohn und gemeinsam mit Sibylle<br />

zusammengekommen war, zog er sie in die Mitte und in die rauschende Menge. Er selbst besetzte<br />

eine Anhöhe, von wo aus er alle entgegenkommenden Männer in langer Reihe erkennen und das<br />

Gesicht der Kommenden erforschen konnte. Dann sagte er: „Nun, wohlan, ich will dir darlegen,<br />

welcher Ruhm der dardanischen Nachkommenschaft folgt, welche Enkel vom italischen Geschlecht<br />

dich erwarten werden sowie die glänzenden Seelen, die in unserem Namen kommen werden und ich<br />

werde dich über dein Schicksal belehren. (760) Jener junge Mann, du siehst ihn, der sich auf die<br />

saubere Lanze stützt, hat das Los zu einer Gegend, die dem Licht am nächsten ist. Er, wird als erster,<br />

mit italischem Blut vermischt, zu den himmlischen Lüften emporsteigen. Er heißt Silvius, ein<br />

albanischer Name, dein letztgeborener Nachkomme, den dir hochbetagtem Mann spät deine Gattin<br />

Lavinia in den Wäldern als König großzieht, als Vater von Königen. Von ihm ausgehend wird unsere<br />

Gattung in Alba Longa herrschen. Jener Nachbar ist Procas, der Stolz des trojanischen Stammes, und<br />

hier Capys, Numitor und derjenige, der durch seinen Namen an dich erinnert: Silvius Aeneas, der auf<br />

gleicher Weise sowohl durch Pflichtgefühl als auch durch seine Waffenmächtigkeit (770)<br />

herausragend ist, wenn einst das zu regierende Alba annehmen wird. Was für junge Männer! Welch<br />

große Kräfte zeigen sie vor, schau hin, sie tragen ihre Schläfen, die von der Bürgerkrone aus<br />

Eichenlaub beschattet werden! Diese werden dir Nomentum, Gabii und sie Stadt Fidena errichten,

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