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Welches ist die beste Beute? - Imkerverein Ravensburg

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Einfach + billig = gut<br />

Zur Beurteilung von Bienenbeuten<br />

Die Bienenhaltung im deutschsprachigen Raum <strong>ist</strong> geprägt von einer ungeheuer großen <strong>Beute</strong>nvielfalt, <strong>die</strong><br />

sich in einem entsprechend „bunten Rähmchensalat“ niederschlägt. In beidem findet sich <strong>die</strong><br />

Glaubensvielfalt der Imkerschaft wieder, an der <strong>die</strong> Lehranstalten (Bieneninstitute und Imkerschulen)<br />

nicht unbeteiligt sind.<br />

Viele Bienenhalter gestehen ein, dass sie mit ihrer <strong>Beute</strong> nicht zufrieden sind. Selbst nach dem Umstieg<br />

auf eine andere <strong>ist</strong> das häufig nicht der Fall. Wenn Anfänger wegen der <strong>Beute</strong>nbeschaffung um Rat fragen<br />

erhalten sie nicht selten von jedem Imker eine andere Antwort. (Das gilt übrigens nicht nur für <strong>die</strong><br />

<strong>Beute</strong>nfrage.) Das Studium der Kataloge des Imkereifachhandels sorgt auch nicht unbedingt für Klarheit.<br />

Die <strong>Beute</strong>nvielfalt wird gern als Beleg dafür herangezogen, dass man in jeder <strong>Beute</strong> imkern kann, doch<br />

führt der Umkehrschluss, dass es beim Imkern nicht auf <strong>die</strong> <strong>Beute</strong> ankommt, in <strong>die</strong> Irre. Er <strong>ist</strong> schlichtweg<br />

falsch.<br />

Wer mit dem Einstieg in <strong>die</strong> Bienenhaltung liebäugelt wird häufig von den relativ hohen Kosten für den<br />

Anfang abgeschreckt. Hier kann allein dadurch wertvolle Hilfestellung gegeben werden, dass man von der<br />

Beschaffung einer überflüssigen Ausstattung abrät! So sind Hinterbehandlungs- und Trogbeuten im<br />

Bienenhaus, Fre<strong>ist</strong>and oder Bienenwagen untergebracht nicht zeitgemäß (sie waren es nie!) und<br />

unrentabel. Diese <strong>Beute</strong>ntypen machen <strong>die</strong> Haltung von Bienenvölkern unnötig kompliziert. Wer<br />

unbedingt „wabenweise“ imkern will kann das auch tun, wenn seine Völker in Magazinbeuten sitzen.<br />

Diese sind preiswerter und gestatten außerdem das „zargenweise“ Imkern, was längst nicht so<br />

arbeitsintensiv <strong>ist</strong>. Doch gibt es auch zwischen den verschiedenen Magazinbeuten große Unterschiede.<br />

Nicht jede <strong>ist</strong> zweckmäßig und preiswert.<br />

Beurteilungskriterien<br />

Das ideale <strong>Beute</strong>nsystem soll <strong>die</strong> Haltung von starken Völkern gestatten, mit denen bei geringem<br />

Arbeitsaufwand viel Honig hoher Qualität geerntet werden kann. Es soll außerdem wenig kosten oder<br />

ohne viel Aufwand im Selbstbau hergestellt werden können. Bei der Beurteilung eines <strong>Beute</strong>nsystems <strong>ist</strong><br />

deshalb zu achten auf:<br />

1. <strong>die</strong> ganzjährige Entwicklung des Bienenvolkes im Allgemeinen und seine Stärke während der<br />

Haupttracht im Besonderen,<br />

2. <strong>die</strong> Handhabung des Systems bei der Bearbeitung der Völker insbesondere während der<br />

Arbeitshöhepunkte des Bienenjahres (Spätsommerpflege mit Varroabekämpfung, Schwarmzeit, Bildung<br />

von Jungvölkern, Wanderung, Honigernte),<br />

3. <strong>die</strong> Herstellungskosten.<br />

Den Bienenvölkern <strong>ist</strong> es „wurscht“, in welcher <strong>Beute</strong> sie sitzen. Für ihre Entwicklung <strong>ist</strong> ohne<br />

Bedeutung, ob sie auf wenigen großen oder vielen kleinen Waben sitzen, ob ihre Wohnung gut oder<br />

schlecht isoliert <strong>ist</strong>. Ihre Bruttätigkeit wird in erster Linie von der Jahreszeit, vom Standort (Klima), von<br />

der Witterung und besonders im Frühjahr von ihrer Stärke (Bienenzahl) bestimmt. Für <strong>die</strong><br />

Frühjahrsentwicklung der Völker gilt <strong>die</strong> Gleichung „mehr Bienen = mehr Brut“ und in Folge „mehr Brut<br />

= mehr Bienen“ sowie „mehr Bienen = mehr Honig“. Im Brutraum muss lediglich genügend Wabenfläche<br />

zur Verfügung stehen. Diese Forderung <strong>ist</strong> mit 20 Waben im Langstroth-, Zander- oder DN-Maß erfüllt.<br />

mit Absperrgitter<br />

Das Absperrgitter, entweder aus Kunststoff oder aus Metall, <strong>ist</strong> für ein einfaches Imkern unverzichtbar.<br />

Wenn es so eingelegt wird, dass das Bienenvolk zum Brüten zwei Räume zur Verfügung hat, wird seine<br />

Entwicklung nicht negativ beeinflusst. Solche Völker („unter“ Absperrgitter) brüten nicht weniger, haben<br />

nicht weniger Bienen, bringen nicht weniger Honig und geraten nicht früher und nicht häufiger in<br />

Schwarmstimmung als Völker ohne Absperrgitter, sie machen nur weniger Arbeit. Nur das zählt!


2<br />

• Bei schwarmtriebigen Völkern beschränkt sich <strong>die</strong> Suche nach den Zellen auf <strong>die</strong> Waben des<br />

Brutraumes.<br />

• Die Honigernte fällt leichter, weil weder Brut noch Königin stören.<br />

• Es können jederzeit Sortenhonige geerntet werden.<br />

• Die Entdeckelung der hellen Honigwaben kann mit Heißluft erfolgen, was weniger umständlich <strong>ist</strong> als<br />

mit der Entdeckelungsgabel.<br />

• Außerdem verstopfen <strong>die</strong> Honigsiebe nicht so schnell.<br />

• Im Wabenlager werden zwangsläufig nur helle Waben aufbewahrt, so daß keine<br />

Wachsmottenbekämpfung notwendig <strong>ist</strong>.<br />

Das Absperrgitter erleichtert auch <strong>die</strong> Wabenhygiene im Volk ungemein, allerdings nur, wenn im<br />

Honigraum das gleiche Rähmchenmaß wie im Brutraum eingesetzt wird. Dann kann <strong>die</strong> Baule<strong>ist</strong>ung im<br />

Honigraum während der Tracht für <strong>die</strong> spätere Wabenerneuerung im Brutraum genutzt werden. Beim<br />

Einengen der Völker im Spätsommer werden <strong>die</strong> ältesten Waben in bzw. mit der unteren Zarge des<br />

Brutraumes einfach entfernt.<br />

Wesentlich mehr Aufwand erfordert <strong>die</strong> Wabenerneuerung im Brutraum, wenn er mit größeren Waben<br />

bestückt <strong>ist</strong> als der Honigraum. Dann müssen während der Tracht (und Schwarmzeit) umständlich Waben<br />

gerückt und getauscht werden.<br />

mit Gitterboden<br />

Im „Varroazeitalter“ sollte jede <strong>Beute</strong> mit einem Gitterboden ausgerüstet sein.<br />

• Er erleichtert <strong>die</strong> Gemülldiagnose.<br />

Wer <strong>die</strong> Varroamilbe ohne viel Aufwand beobachten kann, hält sie leichter unter Kontrolle.<br />

Mit dem Gitterboden sind noch weitere Vorteile verbunden:<br />

• Nicht besetzte Waben verschimmeln höchst selten.<br />

• Der Bodentausch im Frühjahr <strong>ist</strong> überflüssig.<br />

• Beim Wandern sind <strong>die</strong> Völker ausreichend belüftet.<br />

Der Gitterboden wird nur zur Kontrolle des Varroabefalls und bei Behandlung der Völker mit<br />

Ameisensäure mit einer Schublade verschlossen. Sonst werden <strong>die</strong> Völker während des gesamten Jahres,<br />

auch im Winter und im Frühjahr, über offenem Gitterboden geführt. Das <strong>ist</strong> nicht zu ihrem Nachteil.<br />

das richtige Rähmchen<br />

Auch <strong>die</strong> Suche nach dem richtigen Rähmchenmaß kann mit stichhaltigen Argumenten geführt werden.<br />

So gilt: Kaltbau <strong>ist</strong> besser als Warmbau, nicht nur wegen des günstigeren Zehrweges im Winter, sondern<br />

auch im Hinblick auf <strong>die</strong> Varroabehandlung der Völker mit Ameisensäure. Im Kaltbau können <strong>die</strong> Völker<br />

<strong>die</strong> Ameisensäurekonzentration in der Stockluft besser regulieren als im Warmbau. Der Imker hat bei der<br />

Behandlung mehr Spielraum.<br />

Für <strong>die</strong> Entwicklung der Völker <strong>ist</strong> es lediglich wichtig, dass ihnen im Brutraum genügend Wabenfläche<br />

zur Verfügung steht. Ob <strong>die</strong>se auf vielen kleinen oder wenigen großen Waben verteilt <strong>ist</strong> spielt<br />

<strong>die</strong>sbezüglich keine Rolle. Deshalb wird <strong>die</strong> Frage der idealen Rähmchengröße nach anderen<br />

Gesichtspunkten entschieden, von denen <strong>die</strong> Wabenhygiene an oberster Stelle steht (siehe oben).<br />

Die Völker sind während der Schwarmzeit leichter zu führen, wenn sie in einem zweigeteilten Brutraum<br />

sitzen. Solange <strong>die</strong> Völker nicht in Schwarmstimmung sind, reicht zur Kontrolle das einfache Ankippen<br />

des oberen Brutraums mit dem aufsitzenden Honigraum aus. Was allerdings nur einfach geht, wenn <strong>die</strong><br />

Zargen keinen Falz haben und kein Zwischenbau dafür sorgt, dass <strong>die</strong> unteren Brutwaben an den oberen<br />

festkleben. Dann müssen sie erst mit dem Stockmeißel gelöst werden. Diesem Zwischenbau kann mit<br />

dicken Oberträgern (Langstroth, modifiziertes Zanderrähmchen) vorgebeugt werden.<br />

Bei schwarmtriebigen Völkern muss der Honigraum abgehoben werden. Wer seinen Rücken nicht<br />

belasten will, kann dazu eine einfach gebaute und einfach zu be<strong>die</strong>nende Kippvorrichtung einsetzen. Dazu


3<br />

muss nicht jede Zarge mit Kippbeschlägen, Häkchen und Schlösschen bestückt sein. Griffle<strong>ist</strong>e genügt.<br />

Zargen ohne Eisenteile vertragen <strong>die</strong> Säurebehandlungen auch besser.<br />

Die Rähmchen sollten groß genug sein. Kleine Rähmchen wiegen weniger, wenn sie mit Honig gefüllt<br />

sind. Doch machen sie mehr Arbeit beim Nageln, beim Drahten, beim Mittelwände gießen, beim<br />

Entdeckeln und beim Schleudern. Deshalb <strong>ist</strong> Deutsch normal nicht normal.<br />

Dr. Gerhard Liebig, Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim, D-70593 Stuttgart, e-<br />

mail: immelieb@uni-hohenheim.de<br />

Kurzbeschreibung einer zweckmäßigen <strong>Beute</strong>:<br />

• Magazin aus Holz (Weymouthkiefer)<br />

• 2 cm dicke Wände<br />

• Zargen ohne Falz<br />

• Griffle<strong>ist</strong>en statt Griffmulden<br />

• Gitterboden<br />

• mit Absperrgitter<br />

• ein Rähmchenmaß für Brut- und Honigraum mit<br />

• langen Ohren und dicken Oberträgern (Zander)<br />

• zweigeteilter Brutraum<br />

• Platz für 10 Waben<br />

• Kaltbau statt Warmbau<br />

• Eimer in Leerzarge als Futtergeschirr<br />

Überflüssig sind:<br />

Beschläge, Anflugbretter, Bausperren, Aufstieghilfen, Auflegeschienen für <strong>die</strong> Rähmchen,<br />

Extrarahmen für das Absperrgitter, kompliziert gebaute Futtertröge<br />

Text zu den Bildern<br />

(Kippkontrolle)<br />

Schwarmkontrolle durch Kippkontrolle. Völker ohne Schwarmstimmung sind rasch bearbeitet: öffnen –<br />

schauen - schließen. Zargen ohne Falz und mit Griffle<strong>ist</strong>e erleichtern <strong>die</strong> Arbeit.<br />

(Kippboy)<br />

Der „Kippboy“ erleichtert <strong>die</strong> Kippkontrolle bei Völkern mit schwerem Honigraum. Der Honigraum wird<br />

en bloc abgehoben, nach hinten gekippt und abgestützt, ohne dass Rücken und Muskeln übermäßig stark<br />

in Anspruch genommen werden. Nach der Kippkontrolle des Brutraumes und seiner eventuell<br />

notwendigen Durchsicht kann der Honigraum ohne besondere Kraftanstrengung wieder aufgesetzt<br />

werden.<br />

(Futterbehälter leer)<br />

Dieser Futterbehälter fasst 20 Liter Zuckerwasser. Zweimal Anfahren zum Auffüttern reicht aus!<br />

Vor und nach der Auffütterung wird <strong>die</strong> aufgesetzte Leerzarge für <strong>die</strong> Ameisensäurebehandlung<br />

mit der Medizinflasche genutzt.

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