Thunlam 2-08.pub - Deutsche Bhutan Himalaya Gesellschaft eV
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Die Verfassung will man aber in solchen zentralen Punkten (noch) nicht ändern.<br />
Die Wahlen selbst erhielten von der internationalen Gemeinschaft durchweg gute Noten, so auch von der<br />
EU, die sich die Entsendung von 15 Beobachtern im März 2008 eine Million EURO kosten ließ. Jedenfalls<br />
hat die neue Ordnung dafür gesorgt, dass alle Regionen und Ethnien nach Bevölkerungszahl und Bedeutung<br />
angemessen vertreten sind. Das gilt auch für die nepali-stämmigen Lhotshampas, die neben einigen<br />
Abgeordneten auch zwei Minister und den Vizepräsidenten des Parlaments stellen. Einer von ihnen, der<br />
Katholik Justin Gurung, wurde das erste christliche Mitglied eines <strong>Bhutan</strong>er Parlaments, was von Beobachtern<br />
als ein Indiz für die Ernsthaftigkeit der verfassungsmäßigen Glaubens- und Meinungsfreiheit gesehen<br />
wird.<br />
Wie sich die nun etablierten Parteien in politischen Fragen unterscheiden<br />
werden, muss sich allerdings erst noch erweisen. Die bei den von ihnen<br />
vorgelegten Programme, die sich entschieden zu den Zielen der Verfassung,<br />
kultureller Tradition, GNH und Monarchie bekennen, hätten ohne<br />
weiteres vom gleichen Autor stammen können. Die Wähler haben sich<br />
verständlicherweise an den Personen der Kandidaten orientiert. Unter<br />
diesen Umständen erscheint es auch abwegig, wenn die Berichterstattung<br />
von NZZ und anderen ausländischen Medien von einem "Sieg der<br />
Monarchisten" spricht. Schließlich dürfte der Führer der unterlegenen<br />
Partei als Onkel des jungen Königs und ehemaliger Ministerpräsident<br />
kaum als weniger königstreu anzusehen sein als die anderen Politiker.<br />
Arthur C. Brooks: Why Happinesss<br />
Matters for America-and<br />
how we can get more of it..<br />
<strong>Deutsche</strong> Voten<br />
Inzwischen sind Nationalrat und Nationalversammlung bereits fleißig am<br />
Werk, haben ihre Ausschüsse gebildet, den Haushalt verabschiedet, einen<br />
neuen Fünfjahresplan vorbereitet und sich mit Energie der Aufgabe<br />
zugewandt, den Stau in der Gesetzgebung abzuarbeiten. Dabei zeigt<br />
sich, dass die neue politische Elite aus einer ziemlich ausgewogenen<br />
Mischung von erfahrenen Ex-Ministern bzw. erprobten Beamten und Altersgenossen<br />
des früheren Königs und Nachwuchspolitikern aus akademischen<br />
Berufen besteht. Der Korruptionsgefahr, die in der Diskussion<br />
zur Einführung der Demokratie eine erhebliche Rolle spielte, will man<br />
durch eine besondere Kommission und allgemeine Wachsamkeit begegnen.<br />
Der Vorsitzende der Verfassungskommission, Chief Justice Sonam Tobgye, berichtet, dass er zum Entwurf<br />
über 500 Stellungnahmen aus dem In- und Ausland erhalten habe. Darunter befand sich auch der Bericht<br />
einer Fachkonsultation, die im September 2005 in Frankfurt a.M. bei der HSFK unter Mitwirkung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bhutan</strong> <strong>Himalaya</strong> <strong>Gesellschaft</strong> stattfand. Ansonsten ist mir kein Votum aus Deutschland bekannt.<br />
Dass die Bundesrepublik etwa zur gleichen Zeit ihre Entwicklungszusammenarbeit mit <strong>Bhutan</strong> auslaufen<br />
ließ, ist eher als unglücklicher historischer Zufall zu werten, zwar bedauerlich, aber angesichts mangelnder<br />
politischer und wirtschaftlicher Interessen wohl verständlich. Dass aber politische Stiftungen und Akademien<br />
unseres Landes, deren Arbeit der demokratischen Entwicklung in aller Welt gewidmet ist, sich anscheinend<br />
so gut wie gar nicht um diesen historischen Vorgang gekümmert haben, während sie doch anderswo,<br />
etwa in Nordkorea, unermüdlich Rat und gute Dienste anbieten, das kann den Betrachter schon<br />
erstaunen. Möglicherweise vertrauen sie auf <strong>Bhutan</strong>s Kräfte der Eigenständigkeit, und vermutlich wäre das<br />
gar nicht einmal so falsch.<br />
Die Beziehungen zwischen Deutschland und <strong>Bhutan</strong> haben sich seit der EXPO 2000 mit dem schönen<br />
Tempelpavillon in Hannover ständig verbessert. Der Tourismus hat erheblich zugenommen, und VIP-<br />
Besuche sind keine Seltenheit. Das Konsularabkommen wird leider nur einseitig wahrgenommen. Die Bundesrepublik<br />
hat bislang keinen Honorarkonsul in Thimphu ernannt, was zu erheblichen Schwierigkeiten bei<br />
der Ausstellung von Visa für <strong>Bhutan</strong>er führt, die sich zur Beantragung persönlich in Neu-Delhi vorstellen<br />
müssen. Immerhin steht zu hoffen, dass es in absehbarer Zeit zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />
kommen wird.<br />
Dr. Manfred Kulessa, Entwicklungsfachmann, ehemaliger UN-Diplomat und Ehrenvorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bhutan</strong> <strong>Himalaya</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, war acht Jahre lang Honorarkonsul des Königreichs <strong>Bhutan</strong>.<br />
* dieser Artikel ist ein Vorabdruck aus der November Ausgabe der Zeitschrift Welt-Sichten, Magazin<br />
für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit.<br />
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