Vorindustrielle Waldnutzung am Schönberg bei Freiburg - Kartan

Vorindustrielle Waldnutzung am Schönberg bei Freiburg - Kartan Vorindustrielle Waldnutzung am Schönberg bei Freiburg - Kartan

01.11.2013 Aufrufe

Diskussion 82 gen auf der Waldfläche, im Untersuchungsgebiet war der Wildbestand durch die immer wiederkehrenden Kriegseinflüsse sehr gering. 5.2.2 Kleingewerbe Im Untersuchungsgebiet gab es kaum Hinweise auf die Köhlerei. Die einzige Quelle, ein Flurname, berichtet von dieser Nutzung. Es ergaben sich jedoch viele andere überraschende Zusammenhänge. Holzkohle wurde für die Eisenverarbeitung benötigt und die wurde voraussichtlich im Gewann ‘Haamer stättle’ betrieben. Nach HASEL & SCHWARTZ (2006: 227) befanden sich Eisen- und Hammerwerke an Flüssen und Bächen waldreicher Eisenerzgebirge, wo das Erz vor Ort aufbereitet werden sollte. Der betroffene Bereich in Ebringen liegt heute auf dem flurbereinigten Sommerberg mit Rebkultur. Die für den Betrieb benötigte Wasserkraftquelle sucht man vergebens. Auch auf den historischen Karten von 1735 und 1774 gibt es keine Hinweise auf Fließgewässer. Voraussichtlich wurde das Hammerwerk deutlich früher als im 18. Jahrhundert betrieben, da der Flurname aus dem 14. Jahrhundert stammt (LÖFFLER & SCHOTT, 1992: 336). Ebenso lässt sich vermuten, dass es nicht lange betrieben wurde, da das Roherz im Gestein lediglich zwischen 19 bis 23 % Eisen enthält (GENSER H., 2006a: 359). Dies war auch der Grund, warum im 20. Jahrhundert der Erzabbau am Schönberg schon nach wenigen Jahren wieder eingestellt wurde. Die Köhlerei hätte im 18. Jahrhundert auch Brennstoff für die Ziegelhütte der Gemeinde liefern können. Allerdings war ihre Lage sehr waldnah, so dass das Holz auch aus der Nähe des Standorts benutzt worden sein könnte. Für die Nutzung der Holzkohle wären eher Gründe wie höhere Verarbeitungstemperatur ausschlaggebend. Für Waldbestände außerhalb des Untersuchungsgebietes gibt es gerade im Bereich Hohfirst, Richtung Bollschweil einige Hinweise für Köhlereigewerbe (KLEIBER, 1988: 556). Nach HASEL & SCHWARTZ (2006: 218) war die Köhlerei in landesherrlichen Wäldern nur gegen Abgabe zulässig. Aufgrund ihres leichten Gewichts konnte in den weiter entfernten, schlechter zugänglichen Beständen Kohle produziert (LUDEMANN, 2002: 15) und auf kleinen, schlechten Pfaden aus den Wäldern transportiert werden, die keine flößbaren Gewässer hatten (SCHMITHÜSEN, 98: 15). Diese Informationen sprechen für die Theorie, dass am Schönberg von der Herrschaft über längere Zeit eine Köhlerei betrieben worden sein könnte. Die Lage des Flurnamens ‘Kohlplatz’ zwischen Schönberggipfel und dem unteren Schönberger Hof, lässt die Vermutung nahe liegen, dass die Holzkohle entweder aus dem Restholz des herrschaftlichen Waldes oder vielleicht auch aus starken Bäumen produziert

Diskussion 83 wurden, da es keine Flößmöglichkeiten zum Abtransport des durchmesserstarken Holz gab. Allerdings befindet sich diese Theorie außerhalb des Untersuchungszeitraumes, da der Schönberg in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwaldet war. Ob im Gemeindewald die Köhlerei betrieben wurde, lässt sich nicht feststellen. Siedlungsnah war dies sicher aufgrund der Waldweide und Streunutzung nicht der Fall, aber in entlegenen Wäldern könnte dies durchaus vorstellbar sein. Auswirkungen der Köhlerei auf den Wald im Untersuchungsgebiet sind nicht bekannt, wenn, dann wurde diese Nutzung eher kleinräumlich und nachhaltig betrieben. Da bisher die meisten anthrakologischen Studien in den Gebieten mit starker Holzkohlennutzung für Bergwerke oder Glashütten zum Beispiel im Schwarzwald durchgeführt wurden (LUDE- MANN, 2007), wäre es auch für ein Gebiet der Vorbergzone informativ, eine derartige Analyse zur Bestimmung historischer Gehölzbestände (Baumarten und Durchmesserklassen) in Augenschein zu nehmen. Für die Kleingewerbe Ziegelhütten und Steinbrüche konnten ebenfalls keine gesicherten Ergebnisse geliefert werden. Beide wurden im Untersuchungszeitraum aktiv betrieben, doch leider sind keine Daten bezüglich der Intensität und Produktion überliefert. Dies ist eine häufige Erscheinung nach SCHWINEKÖPER. So gibt es ihrer Meinung nach „meist keine oder nur sehr spärliche direkte Unterlagen“ (1999: 4) zu ehemaligen Abbauflächen. Da die Betriebe von der Gemeinde unterhalten wurden, ist davon auszugehen, dass es sich um eine weniger starke Nutzung handelte. Man produzierte nur für die Gemeinde, was erforderlich war. Während die Auswirkungen auf den Waldzustand eher gering waren, sind die geländemorphologischen Relikte im Hinblick auf die Steinbrüche noch heute bemerkbar. Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, aus welcher Zeit die einzelnen Relikte stammen. Generell wäre es für das ganze Schönbergmassiv wichtig, ein Inventar (vergleiche Kapitel 3.2) zu erstellen, damit diese kulturhistorischen Landschaftselemente einer besonderen Beobachtung unterliegen. Die alten Kleingewerbestandorte könnten auch mithilfe von Oberflächenscans auf ihre veränderte Geländemorphologie hin untersucht werden. So ließen sich die alten Terrassierungen bzw. Einwirkungen im Gelände feststellen. Auf diesen flächenscharfen Ergebnissen basierend wären weiterhin vielleicht auch besondere Vegetationsmerkmale zum Beispiel aufgrund von Bodenverdichtung zu erkennen.

Diskussion 83<br />

wurden, da es keine Flößmöglichkeiten zum Abtransport des durchmesserstarken Holz<br />

gab. Allerdings befindet sich diese Theorie außerhalb des Untersuchungszeitraumes, da der<br />

<strong>Schönberg</strong> in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwaldet war. Ob im Gemeindewald<br />

die Köhlerei betrieben wurde, lässt sich nicht feststellen. Siedlungsnah war dies sicher aufgrund<br />

der Waldweide und Streunutzung nicht der Fall, aber in entlegenen Wäldern könnte<br />

dies durchaus vorstellbar sein.<br />

Auswirkungen der Köhlerei auf den Wald im Untersuchungsgebiet sind nicht bekannt,<br />

wenn, dann wurde diese Nutzung eher kleinräumlich und nachhaltig betrieben. Da bisher<br />

die meisten anthrakologischen Studien in den Gebieten mit starker Holzkohlennutzung für<br />

Bergwerke oder Glashütten zum Beispiel im Schwarzwald durchgeführt wurden (LUDE-<br />

MANN, 2007), wäre es auch für ein Gebiet der Vorbergzone informativ, eine derartige Analyse<br />

zur Bestimmung historischer Gehölzbestände (Baumarten und Durchmesserklassen) in<br />

Augenschein zu nehmen.<br />

Für die Kleingewerbe Ziegelhütten und Steinbrüche konnten ebenfalls keine gesicherten<br />

Ergebnisse geliefert werden. Beide wurden im Untersuchungszeitraum aktiv betrieben,<br />

doch leider sind keine Daten bezüglich der Intensität und Produktion überliefert. Dies ist<br />

eine häufige Erscheinung nach SCHWINEKÖPER. So gibt es ihrer Meinung nach „meist keine<br />

oder nur sehr spärliche direkte Unterlagen“ (1999: 4) zu ehemaligen Abbauflächen. Da<br />

die Betriebe von der Gemeinde unterhalten wurden, ist davon auszugehen, dass es sich um<br />

eine weniger starke Nutzung handelte. Man produzierte nur für die Gemeinde, was erforderlich<br />

war.<br />

Während die Auswirkungen auf den Waldzustand eher gering waren, sind die geländemorphologischen<br />

Relikte im Hinblick auf die Steinbrüche noch heute bemerkbar. Es konnte<br />

jedoch nicht festgestellt werden, aus welcher Zeit die einzelnen Relikte st<strong>am</strong>men. Generell<br />

wäre es für das ganze <strong>Schönberg</strong>massiv wichtig, ein Inventar (vergleiche Kapitel 3.2) zu<br />

erstellen, d<strong>am</strong>it diese kulturhistorischen Landschaftselemente einer besonderen Beobachtung<br />

unterliegen.<br />

Die alten Kleingewerbestandorte könnten auch mithilfe von Oberflächenscans auf ihre<br />

veränderte Geländemorphologie hin untersucht werden. So ließen sich die alten Terrassierungen<br />

bzw. Einwirkungen im Gelände feststellen. Auf diesen flächenscharfen Ergebnissen<br />

basierend wären weiterhin vielleicht auch besondere Vegetationsmerkmale zum Beispiel<br />

aufgrund von Bodenverdichtung zu erkennen.

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