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Vorindustrielle Waldnutzung am Schönberg bei Freiburg - Kartan

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Ergebnisse 53<br />

Nach BREUER benötigte man jährlich auf der Ganzen nichtherrschaftlichen Weinbaufläche<br />

die Summe von über 1,1 Mio. Rebpfählen, an denen die Rebpflanzen wachsen konnten.<br />

Nach SCHRUFT sind es sogar über 4 Mio. Stecken.<br />

Diese Anzahl wurde jedoch nicht jährlich neu aus dem Wald geholt, sondern man nutzte<br />

sie über viele Jahre hinweg. Die Haltbarkeit wurde deutlich verlängert, wenn man die Rebpfähle<br />

über den Winter im Trockenen und Sicheren lagerte, als Schutz vor Witterung und<br />

Diebstahl. Der Bauer sollte dann „…gleich anfangs der fruöhlings (…) die Räbstekhen alle<br />

in Bereitschaft haben, gespitz und geschaben solche in die Räben fuohren und aufthailen“<br />

(SCHENK, um 1700; in SCHOTT, 1992c: 275).<br />

Exkurs: Nach SCHOTT gab es 1756 in Ebringen 187 landwirtschaftliche Betriebe. Auf Basis<br />

der durchschnittlichen Ges<strong>am</strong>tfläche von 134,75 ha (siehe oben) errechnet man somit<br />

eine durchschnittliche Bewirtschaftungsfläche von 0,72 ha pro Betrieb. Das bedeutet, dass<br />

ein Betrieb dieser Größe jedes Frühjahr nach BREUER fast 6.000 Rebstecken und nach<br />

SCHRUFT über 20.000 Rebstecken in den Weinberg bringen musste!<br />

Da Angaben über die Holzart fehlen, liegt es <strong>am</strong> nahesten, dass man die Stecken aus Tannenholz<br />

fertigte. Das Holz der Tanne ist zum einen witterungsfest, lässt sich aber auch gut<br />

spalten. BREUER (2009: 28) weist auf viele verschiedene Baumarten hin, die im deutschen<br />

Weinbaugebiet verwendet wurden. Für das Untersuchungsgebiet gibt es jedoch nur Hinweise<br />

auf die Tanne, so wird im ersten FORSTEINRICHTUNG 1841 darauf hingewiesen, dass<br />

„gutspältige Tannen“ (1841: 8) für die Rebpfähle genutzt wurden. Erst ab dem 20. Jahrhundert<br />

wird auch die Robinie (Robinia pseudoacacia) erwähnt (FORSTEINRICHTUNG 1909:<br />

565). Die sonst für die Nutzung als Rebpfähle beliebte Edelkastanie (Castanea sativa) bevorzugt<br />

kalkfreie Böden (ABETZ, 1955: 213), die es im <strong>Schönberg</strong>gebiet kaum gibt.<br />

Generell nutzte man auch in vielen Regionen Eichenholz für Rebstecken. Diese wurde in<br />

der Regel im Niederwaldbetrieb in Verbindung mit Lohengewinnung betrieben. Es liegen<br />

für das Untersuchungsgebiet keinerlei Hinweise darauf vor.<br />

SCHENK berichtet, dass man die „100 Stecken (…) per 3 Batzen (…) zuo Freyburg 7,5<br />

Schuoch“ (entspricht 2,37 m) „lang sein bey Straff 3 Schilling“ (in SCHOTT, 1992c: 275)<br />

kauft. Ob sich die Strafe auf die Nichteinhaltung der Länge des Rebpfahls oder auf die<br />

Herkunft bezieht, geht aus dieser Quelle nicht eindeutig hervor.<br />

In der ersten Forsteinrichtung von 1841 werden die vergangenen Wirtschaftsweisen im<br />

Wald kritisiert, auch im Hinblick auf den großen „Bedarf der Gemeinde an Rebpfählen“<br />

(FORSTEINRICHTUNG, 1841: 8). So war es Brauch, „allenthalben nach gutspältigen Tannen

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