markus thurner, bildhauer
markus thurner, bildhauer
markus thurner, bildhauer
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<strong>markus</strong> <strong>thurner</strong>, <strong>bildhauer</strong>
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arbeiten und werke
Der unbestechliche Traditionalist<br />
Anmerkungen zum <strong>bildhauer</strong>ischen Werk von Markus Thurner<br />
Am Verhältnis der Bildhauerei zu ihrer eigenen Vergangenheit, zwischen den beiden Polen Belastung und Motivation ermisst<br />
sich deren Anspruch auf Erneuerung. Dass es darin seit den Avantgarden des beginnenden 20. Jahrhunderts keine Übereinstimmung<br />
gibt, ist genauso unbestritten wie gut.<br />
Für den Tiroler Bildhauer Markus Thurner ist die <strong>bildhauer</strong>ische Tradition jedenfalls keine Last, vielmehr ist ihm das Wissen<br />
um die Ergebnisse der Bildhauerkunst des Barock und Klassizismus Stimulans dafür, ausgehend von einem klassischen Formenkanon<br />
eine eigene Sprache zu entwickeln. Thurner geht unverkrampft um mit der Geschichte der Skulptur und sieht sich<br />
ganz bewusst eingebunden in die regionale, handwerkliche, wie katholische Tradition des Tiroler Oberlandes. Aufgewachsen<br />
in Imsterberg hat ihm die Begegnung mit den Werken des in Ried bei Imsterberg geborenen Rokoko<strong>bildhauer</strong>s Johann<br />
Schnegg (1724 – 1784) erste Impulse gegeben, sich mit dem Ausdruck des Körperlichen auseinanderzusetzen.<br />
Markus Thurner ist gelernter Holz- und Stein<strong>bildhauer</strong> und arbeitet seit 1997 freischaffend, seit 2007 in seinem neuen Atelier<br />
am Achensee. Ein Blick auf diese Schaffensjahre lässt eines deutlich werden: Thurner geht es nicht um formale oder inhaltliche<br />
Erneuerung oder um einen neuen zeitgenössischen Skulpturbegriff. Er bleibt der unbestechliche Traditionalist, der ausgestattet<br />
mit gestalterischer Begabung und sicherer Beherrschung aller <strong>bildhauer</strong>ischen Techniken, vom Schnitzen bis zum Bronzeguss,<br />
konzentriert an der eigenen Interpretation des menschlichen Körpers arbeitet. Neben der Beschäftigung mit der Bildhauerkunst<br />
des Barock und Klassizismus ist es wohl auch die Auseinandersetzung mit dem Werk Auguste Rodins (1840 – 1917), die sich in<br />
den freien Skulpturen Thurners bemerkbar macht. Seine 1998 entstandene Bronze „Der Egoist“ (Seite 30) lässt jedenfalls in<br />
seiner angespannten, auf sich selbst bezogenen Körperhaltung eine formale Nähe zu Rodins „Denker“ erkennen.<br />
Es gibt in seiner <strong>bildhauer</strong>ischen Arbeit aber noch einen weiteren Aspekt, der zu Rodin zurückführt. Seit Rodin haben sich<br />
Bildhauer, wenn sie sich mit dem Menschenbild auseinandersetzten, immer wieder mit dem Fragmentarischen und dem<br />
Torso beschäftigt. Auguste Rodin selbst hat das Format des Torsos vehement verteidigt: „Ein gut gemachter Torso enthält<br />
das ganze Leben. Man fügt ihm nichts hinzu, wenn man daran Arme und Beine anbrächte.“[1]<br />
Auch der künstlerische Weg Markus Thurners führt von seinen ersten autonomen und freien Plastiken hin zu reduzierten<br />
Lösungen, in denen er sich in Holz wie in Bronze mit dem Torso (Großer Torso, 1998, Seite 32) als einem verselbstständigtem<br />
Fragment beschäftigt und damit auf eine vollständige Darstellung der menschlichen Figur verzichtet. Damit stellt er sich ganz<br />
bewusst der Herausforderung im Fragmentarischen, eine ganzheitliche Körpererfahrung zum Ausdruck zu bringen (Eva,<br />
2004, Seite 10).<br />
Neben diesen formalen Traditionen vertritt Markus Thurner auch in seinen inhaltlichen Setzungen einen klassischen Skulpturenbegriff.<br />
Die menschliche Figur, das Menschenbild zieht sich durch sein Schaffen der letzten 15 Jahre. Lebenszyklen,<br />
die Beziehung der Geschlechter, das Verhältnis zur Natur, zur Schöpfung, sind die Themen, die er immer wieder aufgreift<br />
und die ihn immer wieder zu neuen gestalterischen Lösungen führen. So ist beispielsweise nach einer fi gürlich realistischen<br />
Darstellung des Lebensbaumes aus dem Jahr 1999 (Seite 22) eine abstrahierte Variante des Lebenszyklus von der Geburt<br />
bis zum Tod entstanden (Zyklus, 2009). Dies zeigt auch die formale Offenheit mit der Thurner an seine Themen herangeht.<br />
Eingebunden in die Kultur- und Geistesgeschichte seiner Herkunft beschäftigt er sich immer wieder mit Heiligendarstellungen,<br />
wobei hier die traditionelle christliche Ikonografi e neuen Interpretationen zugeführt wird. Der„dienende Christus“ von<br />
Pertisau (Seite 18) ist dafür ein Beispiel und steht im Sinne einer lebendig gelebten Spiritualität für ein ständiges Hinterfragen<br />
der Botschaft Christi.
Innerhalb der Möglichkeiten plastischer Darstellung konzentriert sich Markus Thurner auf Bewegung, Rhythmik und Dynamik<br />
der Form. Die Qualität seiner Figuren liegt ganz klar in ihrem dynamischen Ausdruck. Auf die Herausforderungen seinen<br />
Skulpturen Empfi ndlichkeiten, Charakterzüge und Gefühlslagen einzuhauchen, lässt sich Thurner auf jeden Fall mit der Begabung<br />
eines genauen Beobachters ein (Das Wagnis, 1997).<br />
Seit der griechischen Antike und Daidalos ist die Darstellung der Bewegung eine der großen Aufgaben der Bildhauerei geblieben.<br />
Markus Thurner geht immer wieder auf dieses Abenteuer ein und gibt damit seinen Figuren jene Dominanz im Raum, die<br />
sie so selbstverständlich und selbstbewusst erscheinen lässt.<br />
Mag. Günther Moschig, Jänner 2010<br />
[1] Judith Cladel, Auguste Rodin, L´ Oeuvre et L´Homme, Brüssel, 1908<br />
Um Markus Thurner und sein künstlerisches Schaffen zu deuten, muss man Herkunft und Ausbildung mit einbeziehen. Vom<br />
Lande kommend, ist er von Anfang an als ein in Holz und Stein ausgebildeter Bildhauer der Tiroler Tradition verpfl ichtet,<br />
und fühlt sich dem nächstliegenden Material nahezu genetisch - verwandtschaftlich verbunden. Er ist ein Bildhauer, begabt,<br />
zielstrebig, der giert nach dem Leben mit der Kunst. Formen, Gestalten, dem Material die Unschuld nehmen - um<br />
entstehen zu lassen. Kraftvoll mit feiner Klinge, bearbeitet Markus Thurner sein Lieblingsmaterial Holz, um sich mit ihm<br />
zu vereinen. Der Mensch im Spannungsfeld der Geschlechter ist eines seiner Lieblingsthemen, das sich wie ein roter<br />
Faden durch seine Arbeit zieht.<br />
Was mir an diesem jungen Künstler besonders gefällt: Er ist ein Bildhauer, der jegliche modische Einfl üsse ablehnt und<br />
dadurch frei, keinem Trend sich unterwerfend, gestalten will. Einfach frei sein vom Druck der Mode. So virtuos wie das<br />
Holz bearbeitet wird, so sensibel und materialgerecht retuschiert Markus Thurner die für den Bronzeguss in Wachs abgeformten<br />
Figuren. Mit persönlichem Einsatz (seine Kinder auch nach der Geburt betreuend) ziseliert und patiniert er die<br />
Resultate des geglückten Gusses und erreicht dadurch hohe Variabilität seiner in Bronze gegossenen Werke, die ohne<br />
Übertreibung als Botschaft von heute für morgen betrachtet werden können.<br />
Mit feinem Gespür und Besessenheit geht dieser Bildhauer seinen Weg, es ist ein guter Weg, es ist der richtige.<br />
Steinberg am Rofan, März 2010<br />
Prof. Richard Agreiter,<br />
Bildhauer<br />
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arbeiten in HOLZholz<br />
HOLZ ist ein lebendiges Material. Holz ist ständig in Bewegung und unter Spannung - Holz verändert<br />
sein Volumen und passt sich laufend an den Wassergehalt der Luft an - ein Arbeiten mit Holz erfordert<br />
gute Kenntnisse über dessen Formverhalten, die Bearbeitbarkeit und die Materialhärte - diese<br />
Eigenschaften sind abhängig von der Holzart, dem Wachstumsort, klimatischen Einflüssen, dem<br />
Fälldatum, der Art der Weiterverarbeitung und der Lagerung und Trocknung - deshalb suche ich das<br />
Holz für meine Arbeiten selber aus - vieles davon wurde von mir gefällt, und alles wurde von mir eigenhändig<br />
zur Trocknung gestapelt.<br />
BILD 1 bis 3: Die HOLZauswahl und Verleimung eines Blockes ist bei großen Skulpturen immer sehr<br />
aufwändig und langwierig. Es darf kein Detail dem Zufall überlassen werden. Große Formen werden<br />
erst mit der Kettensäge bearbeitet. Dann folgt die Handarbeit mit Eisen und Schlegel.<br />
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„Adam“ 07 . Zirbenholz . H 30 cm . Auftragsarbeit<br />
9
„Eva“ 04 . Lindenholz . H 50 cm . Auftragsarbeit<br />
11
„Madame“ 00 . Zirbenholz . H 60 cm . Auftragsarbeit<br />
13
„Engel“ 07 . Zirbenholz . H 35 cm . Auftragsarbeit<br />
15
„St. Notburga“ 08 . Zirbenholz<br />
St. Notburga<br />
„St. Notburga“ 08 . Zirbenholz . H 150 cm . Auftragsarbeit<br />
Die Dienstmagd aus Rattenberg -<br />
Sichelschleuderin mit der offenen Schürze,<br />
Streikheilige der kath. Kirche -<br />
Heilige der benachteiligten Basis.<br />
Auszug aus einer Ansprache von<br />
Altbischof Dr. Reinhold Stecher,<br />
im St. Notburga-Pflegeheim,<br />
Eben, am 06.06.2008
„Christus“ 09 . Zirbenholz . H 280 cm . Auftragsarbeit<br />
Monsignore Kaplan Ludwig Penz,<br />
bei der Einweihung am 3.10.2009<br />
Meine Worte von der Kanzel<br />
werden verhallen und werden vergessen<br />
sein. Dieses Schnitzwerk hingegen<br />
ist eine ständige Predigt - Tag und Nacht,<br />
Jahr für Jahr. Seine Kernaussage lautet -<br />
Christus ist ein Heilland und kein Moralist!<br />
Dieser Christus ist Sinnbild für den gütigen<br />
Gott und reicht jedem die Hand.<br />
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(2 (3<br />
bronze<br />
arbeiten in BRONZE<br />
Der Bronzeguss ist ein Jahrhunderte altes Reproduktionsverfahren in der Bildhauerei. Beim Wachsausschmelzverfahren<br />
wird erst ein Silikonabdruck vom Original genommen. Diese, durch einen Gipsmantel<br />
gestützte Negativform dient dann zur Herstellung der ca. 5 mm dicken Wachspositivform.<br />
(4 (5 (6<br />
BILD 1: Das Wachspositiv wird überarbeitet und anschließend für den Bronzeguss in feuerfestes Porzellan<br />
eingebettet. BILD 2: Anschließend wird das Wachs ausgeschmolzen und der entstandene<br />
Hohlraum mit flüssiger Bronze gefüllt. BILD 3: Die gegossenen Skulpturen, noch in Porzellan eingebettet.<br />
BILD 4: Der Porzellanmantel wird entfernt. BILD 5: Die Oberfläche wird ziseliert. Die Skulptur<br />
signiert und nummeriert. BILD 6: Die Patinierung der Oberfläche.<br />
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„Lebensbaum“ 99 . Bronzeguss . H 83 cm<br />
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Portraits<br />
25
„Das Wagnis“ 97 . Bronzeguss<br />
Das Wagnis<br />
„Das Wagnis“ 97 . Bronzeguss . H 63 cm<br />
27
„Die verbotene Frucht“ 00 . Bronzeguss . H 48 cm<br />
29
„Der Egoist“ 98 . Bronzeguss<br />
Der Egoist<br />
„Der Egoist“ 98 . Bronzeguss . H 59 cm<br />
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„Großer Torso“ 98 . Bronzeguss . H 89 cm
„Kleiner Torso“ 07 . Bronzeguss . H 28 cm<br />
33
„Christus“ 96 . Bronzeguss<br />
Christus<br />
„Christus“ 96 . Bronzeguss . H 58 cm<br />
35
stein<br />
arbeiten in STEIN<br />
Es entstehen hauptsächlich Grabgestaltungen in Stein und Metall nach meinen<br />
Entwürfen in Zusammenarbeit mit der Sagzahnschmiede Guggenberger.<br />
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<strong>markus</strong> <strong>thurner</strong>, <strong>bildhauer</strong><br />
Biographie<br />
Jahrgang 1970 . Aufgewachsen in Imsterberg . Nach der Pflichtschule Berufsausbildung in Möbelbau<br />
und Raumgestaltung . Anschließend Berufsausbildung in Holz- und Stein<strong>bildhauer</strong>ei . Seit<br />
1997 freischaffender Bildhauer mit Atelier in Imsterberg . Bildhauermeisterprüfung . Seit 2003<br />
Lehrer an der HTL Bau und Kunst . Seit 2007 lebe und arbeite ich in Maurach am Achensee.
www.<strong>markus</strong><strong>thurner</strong>.at