31.10.2013 Aufrufe

Eigentum, Anarchie und Staat - Mises.de

Eigentum, Anarchie und Staat - Mises.de

Eigentum, Anarchie und Staat - Mises.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

die nicht nur intergenerativ wirksam wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Datenän<strong>de</strong>rungsverarbeitungskapazität<br />

besitzt, son<strong>de</strong>rn daneben, als be<strong>de</strong>utsame Ergänzung, auch intragenerative<br />

(d. h. soziale) Reaktionsän<strong>de</strong>rungsfähigkeiten. Wollte man angesichts <strong>de</strong>ssen einen<br />

Zustand als zeitinvariant gerecht anpreisen, so be<strong>de</strong>utete das nichts an<strong>de</strong>res, als zu<br />

verlangen, diese evoluierten Verarbeitungskapazitäten in ihrer Wirksamkeit auszuschalten.<br />

Konkret: Man müßte verlangen, daß unsere Fähigkeit, Datenän<strong>de</strong>rungen<br />

als solche wahrzunehmen <strong>und</strong> als Herausfor<strong>de</strong>rung für unsere gespeicherten Handlungsprogramme<br />

zu begreifen, außer Kraft gesetzt wird. Solange sie in Kraft ist,<br />

<strong>und</strong> wir Än<strong>de</strong>rungen als Än<strong>de</strong>rungen faktisch wahrnehmen können, solange muß<br />

<strong>de</strong>r Versuch, einen Zustand als gerechte Antwort auf Datenkonstellationen auszeichnen<br />

zu wollen, fehlschlagen. Es scheitert an einem Resultat <strong>de</strong>r Evolution bzw.<br />

an <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>r Evolution selbst.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s konstruktivistischen Ansatzes kann eine haltbare Antwort auf<br />

die Frage, was man sich unter einer gerechten sozialen Ordnung vorzustellen hat,<br />

nicht erwartet wer<strong>de</strong>n. Allenfalls im Rahmen <strong>de</strong>r zu diesem Ansatz <strong>de</strong>nkbaren<br />

Alternativkonzeption ist eine solche Antwort <strong>de</strong>nkbar: Man geht nicht von als<br />

gerecht ausgezeichneten Zustän<strong>de</strong>n aus <strong>und</strong> rechtfertigt durch sie indirekt die sie<br />

generieren<strong>de</strong>n zustandsorientierten Handlungsregeln, vielmehr ist die Position<br />

umgekehrt die, Handlungsregeln direkt als gerecht zu rechtfertigen <strong>und</strong> die durch<br />

sie hervorgebrachten Resultate, was immer sie sein mögen, indirekt, als eine durch<br />

gerechte Regeln erzeugte Ordnung. Da Zustän<strong>de</strong> <strong>und</strong> zustandsorientierte Regeln<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nicht als gerecht in Frage kommen, sind die direkt als gerecht<br />

gerechtfertigten Regeln keine zustandsorientierten Regeln, <strong>und</strong> die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Befolgung zustan<strong>de</strong>kommen<strong>de</strong> Ordnung ist kein Zustand, kein Equilibrium,<br />

son<strong>de</strong>rn eine sogenannte „offene Gesellschaft“, ein nicht-antizipierbaren<br />

Verän<strong>de</strong>rungen offenstehen<strong>de</strong>s System. 12<br />

Da man an<strong>de</strong>rerseits aber auch, sofern man nicht die empirische Existenz einer<br />

prästabilierten Harmonie im Hinblick auf Handlungen bzw. Handlungsregeln unterstellen<br />

will, davon auszugehen hat, daß nicht je<strong>de</strong> Handlung bzw. Regel <strong>de</strong>m<br />

Kriterium allgemeiner Anerkennungsfähigkeit gleichsam selbstverständlich genügt,<br />

son<strong>de</strong>rn die Klasse gerechter Regeln eine auszuselegieren<strong>de</strong> Unterklasse aus <strong>de</strong>r<br />

Klasse aller <strong>de</strong>nkbaren Regeln darstellt, so sind gerechte Regeln im Rahmen dieses<br />

Ansatzes ihrer Struktur nach solche Regeln, die zwar positiv eine in<strong>de</strong>finite Klasse<br />

von Handlungstypen als mit ihnen im Einklang stehend zulassen, negativ aber auch<br />

eine genau ausgrenzbare Klasse von Handlungen festlegen, die zu ihnen jeweils im<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch stehen. Solche Regeln sollen Filter-Regeln heißen: Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Geltung wer<strong>de</strong>n bestimmte Handlungen, die einem negativ formulierten Testkriterium<br />

nicht genügen, ausgefiltert, im übrigen wird durch sie aber <strong>de</strong>r Verlauf<br />

<strong>de</strong>r ihnen genügen<strong>de</strong>n Handlungen begrifflich nicht weiter festgelegt.<br />

Direkt gerechtfertigte Filter-Regeln im Unterschied zu indirekt gerechtfertigten<br />

zustandsorientierten Regeln müssen am Anfang einer Antwort auf die Frage danach<br />

12 Vgl. zum Konzept <strong>de</strong>r „offenen Gesellschaft“ K. R. Popper, Die offene Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> ihre Fein<strong>de</strong>, 2 Bän<strong>de</strong>, Bern 1970.<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!