Eigentum, Anarchie und Staat - Mises.de
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die nicht nur intergenerativ wirksam wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Datenän<strong>de</strong>rungsverarbeitungskapazität<br />
besitzt, son<strong>de</strong>rn daneben, als be<strong>de</strong>utsame Ergänzung, auch intragenerative<br />
(d. h. soziale) Reaktionsän<strong>de</strong>rungsfähigkeiten. Wollte man angesichts <strong>de</strong>ssen einen<br />
Zustand als zeitinvariant gerecht anpreisen, so be<strong>de</strong>utete das nichts an<strong>de</strong>res, als zu<br />
verlangen, diese evoluierten Verarbeitungskapazitäten in ihrer Wirksamkeit auszuschalten.<br />
Konkret: Man müßte verlangen, daß unsere Fähigkeit, Datenän<strong>de</strong>rungen<br />
als solche wahrzunehmen <strong>und</strong> als Herausfor<strong>de</strong>rung für unsere gespeicherten Handlungsprogramme<br />
zu begreifen, außer Kraft gesetzt wird. Solange sie in Kraft ist,<br />
<strong>und</strong> wir Än<strong>de</strong>rungen als Än<strong>de</strong>rungen faktisch wahrnehmen können, solange muß<br />
<strong>de</strong>r Versuch, einen Zustand als gerechte Antwort auf Datenkonstellationen auszeichnen<br />
zu wollen, fehlschlagen. Es scheitert an einem Resultat <strong>de</strong>r Evolution bzw.<br />
an <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>r Evolution selbst.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s konstruktivistischen Ansatzes kann eine haltbare Antwort auf<br />
die Frage, was man sich unter einer gerechten sozialen Ordnung vorzustellen hat,<br />
nicht erwartet wer<strong>de</strong>n. Allenfalls im Rahmen <strong>de</strong>r zu diesem Ansatz <strong>de</strong>nkbaren<br />
Alternativkonzeption ist eine solche Antwort <strong>de</strong>nkbar: Man geht nicht von als<br />
gerecht ausgezeichneten Zustän<strong>de</strong>n aus <strong>und</strong> rechtfertigt durch sie indirekt die sie<br />
generieren<strong>de</strong>n zustandsorientierten Handlungsregeln, vielmehr ist die Position<br />
umgekehrt die, Handlungsregeln direkt als gerecht zu rechtfertigen <strong>und</strong> die durch<br />
sie hervorgebrachten Resultate, was immer sie sein mögen, indirekt, als eine durch<br />
gerechte Regeln erzeugte Ordnung. Da Zustän<strong>de</strong> <strong>und</strong> zustandsorientierte Regeln<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich nicht als gerecht in Frage kommen, sind die direkt als gerecht<br />
gerechtfertigten Regeln keine zustandsorientierten Regeln, <strong>und</strong> die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Befolgung zustan<strong>de</strong>kommen<strong>de</strong> Ordnung ist kein Zustand, kein Equilibrium,<br />
son<strong>de</strong>rn eine sogenannte „offene Gesellschaft“, ein nicht-antizipierbaren<br />
Verän<strong>de</strong>rungen offenstehen<strong>de</strong>s System. 12<br />
Da man an<strong>de</strong>rerseits aber auch, sofern man nicht die empirische Existenz einer<br />
prästabilierten Harmonie im Hinblick auf Handlungen bzw. Handlungsregeln unterstellen<br />
will, davon auszugehen hat, daß nicht je<strong>de</strong> Handlung bzw. Regel <strong>de</strong>m<br />
Kriterium allgemeiner Anerkennungsfähigkeit gleichsam selbstverständlich genügt,<br />
son<strong>de</strong>rn die Klasse gerechter Regeln eine auszuselegieren<strong>de</strong> Unterklasse aus <strong>de</strong>r<br />
Klasse aller <strong>de</strong>nkbaren Regeln darstellt, so sind gerechte Regeln im Rahmen dieses<br />
Ansatzes ihrer Struktur nach solche Regeln, die zwar positiv eine in<strong>de</strong>finite Klasse<br />
von Handlungstypen als mit ihnen im Einklang stehend zulassen, negativ aber auch<br />
eine genau ausgrenzbare Klasse von Handlungen festlegen, die zu ihnen jeweils im<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch stehen. Solche Regeln sollen Filter-Regeln heißen: Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Geltung wer<strong>de</strong>n bestimmte Handlungen, die einem negativ formulierten Testkriterium<br />
nicht genügen, ausgefiltert, im übrigen wird durch sie aber <strong>de</strong>r Verlauf<br />
<strong>de</strong>r ihnen genügen<strong>de</strong>n Handlungen begrifflich nicht weiter festgelegt.<br />
Direkt gerechtfertigte Filter-Regeln im Unterschied zu indirekt gerechtfertigten<br />
zustandsorientierten Regeln müssen am Anfang einer Antwort auf die Frage danach<br />
12 Vgl. zum Konzept <strong>de</strong>r „offenen Gesellschaft“ K. R. Popper, Die offene Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> ihre Fein<strong>de</strong>, 2 Bän<strong>de</strong>, Bern 1970.<br />
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