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1. Gleichstrom - derivat

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<strong>1.</strong> <strong>Gleichstrom</strong><br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Einleitung<br />

Überblick:<br />

Die Inhalte der Vorlesung „Grundgebiete der Elektrotechnik“ mit ihrer wechselseitigen<br />

Verzahnung sowie die Einsatzfelder der Elektrotechnik stimmen „zufällig“ mit<br />

den angebotenen Studiengängen und -richtungen des Fachbereiches Elektrotechnik<br />

und Informatik 1 überein:<br />

• Studiengang Elektrotechnik mit den Richtungen<br />

– Nachrichten- und Kommunikationstechnik,<br />

– Automatisierungstechnik und<br />

– Technische Informatik<br />

• und Studiengang Angewandte Informatik<br />

Wir sind bestrebt, unseren Elektrotechnikern genügend Informatikanteile und unseren<br />

Informatikern genügend Elektrotechnikanteile mitzugeben, so dass beide für ihr<br />

Studium und den sich ständig wandelden Arbeitsmarkt bestmöglich gerüstet sind.<br />

Inhalt:<br />

Weg:<br />

Ursache:<br />

Theorie:<br />

Praxis:<br />

Wirkung des elektrischen Stromes<br />

Stromkreis, aber auch elektrische und magnetische Felder und Wellen<br />

Elektrische und magnetische Quellen aber auch induzierte Spannungen<br />

Wie kann man die Wirkung des elektrischen Stromes sichtbar machen? Es ist kein Problem,<br />

die Wirkung des elektrischen Stromes zu erfahren, aber Vorsicht: Lebensgefahr!<br />

Oftmals ist es hilfreich, die Wirkung des elektrischen Stromes mit begreifbaren physikalischen<br />

Größen zu vergleichen. So gibt es z.B. nur eine Energie, die sich in unterschiedlichen<br />

Erscheinungsformen beschreiben läßt:<br />

• Energie der Bewegung: W = 1 2 mv2<br />

• Energie des magnetischen Feldes: W = 1 2 LI2<br />

• Energie des elektrischen Feldes: W = 1 2 CU2<br />

<strong>1.</strong>2. Physikalische Größen<br />

Frage:<br />

Antwort:<br />

Welche Farbe hat der Strom? (oder die Spannung)<br />

Rot, wenn es eine Gleichspannung ist, und gelb (braun), grün oder violett, wenn es<br />

Wechselspannungen sind.<br />

Bemerkung: Hier gibt es noch ein „historisches“ Problem: Ursprünglich wurden die<br />

Farben gelb, grün und violett zur Unterscheidung der 3 Phasen verwendet — so wie<br />

1 University of Applied Sciences, Stegerwaldstr. 39, 48565 Steinfurt, Germany<br />

GdE1-2 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


<strong>1.</strong> <strong>Gleichstrom</strong> <strong>1.</strong>2 Physikalische Größen<br />

sie auch im begleitenden Praktikum im Labor verwendet werden. Heute werden jedoch<br />

bei der Elektroinstallation alle Phasen in schwarz oder braun ausgeführt, wobei<br />

eine Kennzeichnung teilweise über Texte erfolgt. Die Rückleitung ist immer blau. Als<br />

Schutzleiter (Erdung) wird eine grün-gelbe Leitung verwendet.<br />

Farben haben also eine inhaltliche Bedeutung — sie werden und sollen nicht „nach<br />

künstlerischen Gesichtspunkten“ oder noch schlimmer „ganz ohne Sinn“ verwendet<br />

werden. Nicht im Skript, nicht im Praktikum und schon gar nicht in der Praxis! Im<br />

Skript lässt sich die Farbe gelb im SW-Druck nur schwer erkennen, so dass dafür die<br />

Farbe braun verwendet wird.<br />

U q<br />

Spannungsquelle<br />

+<br />

Gleichspannung<br />

I q<br />

Stromquelle<br />

−<br />

Masse<br />

R<br />

Widerstand<br />

L 1<br />

Wechselspannung<br />

L<br />

Spule<br />

L 2<br />

Wechselspannung<br />

C<br />

Kondensator<br />

L 3<br />

Wechselspannung<br />

Abbildung <strong>1.</strong>2.<strong>1.</strong>: Bauelemente und Farben der Elektrotechnik<br />

Bauelemente:<br />

Strom:<br />

Neben der Spannungsquelle und dem Widerstand in der <strong>Gleichstrom</strong>technik sind vor<br />

allem Spule und Kondensator in der Wechselstromtechnik von Bedeutung.<br />

Besonders an die Farben der Spannungen sollte sich jeder zukünftige „Elektrotechniker“<br />

gewöhnen, da es für erfahrene Ingenieure schon ein „kleiner Schock“ ist, wenn in<br />

einer 3-Phasen-Wechselstromschaltung ein gelber und ein grüner Stecker aufeinander<br />

stecken. Warum, könnte z.B. eine Frage im Praktikum sein!<br />

Hier beenden wir den Exkurs in die Geschichte der Elektrotechnik. Wer mehr darüber<br />

lesen möchte kann sich z.B. mit (Antébi, 1983) ein schönes Bilderbuch dazu schenken<br />

lassen.<br />

Was bedeutet:<br />

. . . wir schließen die Schaltung an eine Stromquelle<br />

I =0, 5A = 500mA (<strong>1.</strong>2.1)<br />

an...<br />

Bedeutung:<br />

Buchstabe:<br />

Physikalische Größen und damit auch Größen der Elektrotechnik werden durch Formelzeichen,<br />

Zahlenwerte und Einheiten dargestellt<br />

• Der Großbuchstabe I kennzeichnet einen <strong>Gleichstrom</strong>, dessen Amplitude konstant<br />

bleibt, unabhängig von der Zeit und der Belastung der Quelle. Das kann in<br />

der Theorie sogar zu nicht lösbaren Problemen führen, wenn z.B. an eine ideale<br />

Stromquelle ein Widerstand mit R =0Ωangeschlossen wird. Warum?<br />

• Mit dem Kleinbuchstaben i wird ein zeitabhängiger Wechselstrom i = i(t) bezeichnet,<br />

wobei auf das Zeitargument ja aufgrund der Definition verzichtet werden<br />

kann .<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-3


<strong>1.</strong>2 Physikalische Größen <strong>1.</strong> <strong>Gleichstrom</strong><br />

• Mit einem unterstrichenen Großbuchstaben I wird der komplexe Zeiger eines sinusförmigen<br />

Wechselstroms I = I̸ ϕ mit Betrag und Phase dargestellt. Genauer<br />

müsste es I = I · e jϕ heißen. Doch dazu mehr in der Wechselstromtechnik . . .<br />

Größe:<br />

Einheiten:<br />

• Physikalische Größen sind das Produkt aus einem Zahlenwert und einer Einheit<br />

und ggf. einer dezimalen Vorsilbe.<br />

→ Physikalische Größen können nicht als reine Zahlenwerte dargestellt werden.<br />

Dezimale Vorsilben treten nur als einzelne Faktoren vor einer Einheit auf.<br />

Das international vorgeschriebenes Einheitensystem SI (Système Internationale) enthält<br />

7 Basiseinheiten. Diese Einheiten der Tab. <strong>1.</strong>1 sind als Anhang A der DIN 1301,<br />

Teil 1 spezifiziert (siehe auch (Frohne u. a., 2002)).<br />

Größe Zeichen Einheit Zeichen<br />

Länge l Meter m<br />

Masse m Kilogramm kg<br />

Zeit t Sekunde s<br />

Stromstärke i Ampère A<br />

Temperatur T Kelvin K<br />

Stoffmenge n Mol mol<br />

Lichtstärke I V Candela cd<br />

Tabelle <strong>1.</strong><strong>1.</strong>: Internationales Einheitensystem SI<br />

Die genauen Definitionen der Basisgrößen finden sich in zahlreichen physikalischen<br />

Fachbüchern, so auch im Handbuch der Elektrotechnik (Böge, 2004, Seite 165).<br />

Spannung:<br />

Was ist mit der elektrischen Spannung, die mit dem Formelzeichen U dargestellt wird<br />

und deren Einheit?<br />

[U] =? (<strong>1.</strong>2.2)<br />

→ Alle anderen Größen lassen sich als Produkte oder Quotienten aus den Basiseinheiten<br />

ableiten. Sie werden daher auch als abgeleitet SI-Einheiten bezeichnet.<br />

Mit der der elektrischen Leistung P = UI kann die Einheit Volt der Spannung als<br />

[U] =V = [P ]<br />

[I] = W A = kgm2<br />

As 3 (<strong>1.</strong>2.3)<br />

dargestellt werden. Für die Einheit Joule der mechanischen Arbeit W = Fs = Pt,<br />

der Kraft längs eines Weges oder der Leistung über einen Zeitraum, findet man<br />

[W ]=J =[F ] · [s] =N · m = kgm2<br />

s 2 (<strong>1.</strong>2.4)<br />

mit der Einheit Newton der Kraft F = ma<br />

[F ]=N =[m] · [a] =kg · m<br />

s 2 (<strong>1.</strong>2.5)<br />

Man kann schon hier sehen, dass der selbe Buchstabe unterschiedliche Bedeutungen<br />

haben kann, je nachdem in welchem Kontext er auftritt. So kann W zum einen das<br />

Formelzeichen der Arbeit und zum anderen die Einheit Watt der elektrischen Leistung<br />

darstellen.<br />

GdE1-4 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


<strong>1.</strong> <strong>Gleichstrom</strong> <strong>1.</strong>2 Physikalische Größen<br />

Größe Zeichen Einheit Zeichen Definition<br />

Frequenz f Hertz Hz 1Hz =1/s<br />

Kraft F Newton N 1N =1kg · m/s 2<br />

Arbeit W Joule J 1J =1Nm<br />

Leistung P Watt W 1W =1J/s<br />

Spannung U Volt V 1V =1W/A<br />

Ladung Q Coulomb C 1C =1As<br />

Widerstand R Ohm Ω 1Ω = 1V/A<br />

Leitwert G Siemens S 1S =1/Ω<br />

Kapazität C Farad F 1F =1C/V<br />

Induktion B Tesla T 1T =1Vs/m 2<br />

Induktivität L Henry H 1H =1Vs/A<br />

Tabelle <strong>1.</strong>2.: Abgeleitete Einheiten der Elektrotechnik<br />

Elektrotechnik:<br />

Vorsilben:<br />

In der Elektrotechnik werden aus Vereinfachungsgründen weitere abgeleitete Einheiten<br />

verwendet, wie sie in Tab. <strong>1.</strong>2 angegeben sind. Ihre Maßeinheiten sind zu Ehren<br />

bedeutender Naturwissenschaftler oder Techniker genannt worden .<br />

Für die praktische Schreibweise von „zu kleinen“ oder „zu großen“ Einheiten werden<br />

in der Elektrotechnik die bekannten Buchstaben aus Tab. <strong>1.</strong>3 als dezimale Vielfache<br />

der Einheit verwendet.<br />

Kleiner 1 Größer 1<br />

Atto 10 −18 a Exa 10 18 E<br />

Femto 10 −15 f Peta 10 15 P<br />

Pico 10 −12 p Tera 10 12 T<br />

Nano 10 −9 n Giga 10 9 G<br />

Mikro 10 −6 μ Mega 10 6 M<br />

Milli 10 −3 m Kilo 10 3 k<br />

Zenti 10 −2 c Hekto 10 2 h<br />

Dezi 10 −1 d Deka 10 1 D<br />

Tabelle <strong>1.</strong>3.: Dezimale Vielfache und Teile<br />

→ Großbuchstaben vergrößern die Einheit immer und in der Regel verkleinern Kleinbuchstaben<br />

die Einheit, aber leider nur mit den bekannten Ausnahmen . . .<br />

Schreibweise:<br />

Für die einfache Lesbarkeit elektrotechnischer Formeln werden folgende Vereinbarungen<br />

getroffen:<br />

• Vektoren (mit Betrag und Richtung) werden mit einem Pfeil über dem Symbol<br />

gekennzeichnet: E ⃗<br />

• Zeitabhängige Größen werden mit kleinen Buchstaben bezeichnet, wobei die explizite<br />

Zeitabhängigkeit häufig weggeleassen wird: u = u(t)<br />

• Zeitunabhängige Größen (der <strong>Gleichstrom</strong>technik) werden mit großen Buchstaben<br />

bezeichnet: U = const<br />

• Komplexe Größen (der Wechselstromtechnik mit Betrag und Phase) werden unterstrichen:<br />

u bzw. U<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-5


<strong>1.</strong>2 Physikalische Größen <strong>1.</strong> <strong>Gleichstrom</strong><br />

• Normierte Größen sind Zahlenwerte, die durch Division einer physikalischen<br />

Größe mit einer konstanten Größe gleicher Einheit entstehen: α = U 2 (R)/U 1<br />

• Verhältnisgrößen sind der Quotient zweier Größen gleicher Einheit: η =<br />

P ab /P zu<br />

Eine einfache Verständnisfrage: Welche Einheiten können normierte Größen und Verhältnisgrößen<br />

annehmen? Wer die Antwort wirklich nicht findet frage bitte in der Vorlesung<br />

nach!<br />

GdE1-6 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

2.<strong>1.</strong> Grundbegriffe<br />

Strom:<br />

Ladungsträger:<br />

Leiter:<br />

Die geordnete Bewegung von Ladungen, besser Ladungsträgern, wird als elektrischer<br />

Strom bezeichnet.<br />

Positive oder negative elektrische Ladungen sind an freie oder bewegliche elektrische<br />

Ladungsträger gebunden.<br />

→ Ladungen stehen synonym für Ladungsträger<br />

In einem metallische Leiter können sich negativ geladene Elektronen im Elektronengas<br />

frei bewegen (analog zu Molekülen in Gasen). Sie haben eine Masse<br />

und eine Ladung, die Elementarladung<br />

m e =9, 1 · 10 −31 kg (2.<strong>1.</strong>1)<br />

e = −1, 6 · 10 −19 As (2.<strong>1.</strong>2)<br />

→ Elektronenleitung entsteht als Folge einer elektrischen Strömung, z.B. als Folge<br />

einer Spannungsquelle in einem geschlossenen Stromkreis.<br />

Alternativ:<br />

Neben der Elektronenleitung gibt es noch andere Möglichkeiten des Ladungstransports:<br />

• Löcherleitung durch das Auffüllen von Elektronenfehlplätzen (positives Loch,<br />

Defektelektron) bei Halbleitern.<br />

→ Bewegungsrichtung entgegengesetzt zur Strömung der Elektronen.<br />

• Ionenleitung durch Drift von ein- oder zweiwertig positiven oder negativen Molekülen<br />

in Gasen oder Flüssigkeiten.<br />

Stromrichtung:<br />

Frage:<br />

Sie wurde historisch festgelegt von der positiven Klemme (+) der Quelle zur negativen<br />

(−).<br />

→ Im Gegensatz dazu verläuft die Richtung der Elektronenströmung: Sie ist entgegengesetzt<br />

der „Stromrichtung“. Aus heutiger Sicht ist die Stromrichtung also falsch<br />

geraten worden.<br />

Wofür ist die richtige Stromrichtung überhaupt wichtig?<br />

→ Die Antwort sollte sich in den nächsten Vorlesungsstunden finden lassen . . .<br />

2.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Elektrischer Strom<br />

Ladung:<br />

Fließt ein zeitlich konstanter Strom I durch einen Leiter, so transportiert er in der Zeit<br />

t die Ladung Q = It.<br />

12. September 2005 GdE1-7


2.1 Grundbegriffe 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

A<br />

− −<br />

−<br />

− − −<br />

− +<br />

l<br />

Abbildung 2.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>: Leiterstück als Zylinder mit der Querschnittsfläche A und der Länge l<br />

Strom:<br />

Wird umgekehrt die Ladung Q in der Zeit t durch den einen Leiter transportiert, so<br />

kann daraus ein während der Zeit t konstanter Strom<br />

I = Q t<br />

(2.<strong>1.</strong>3)<br />

Leiter:<br />

Ladung:<br />

Strom:<br />

bestimmt werden. Ist der Strom eine Funktion der Zeit, so ergeben sich integrale Zusammenhänge<br />

Q =<br />

∫ t 2<br />

t 1<br />

i(t)dt (2.<strong>1.</strong>4)<br />

Je ein Metallatom des Gitters gibt etwa 1 Elektron in das Elektronengas eines Leiters<br />

→ In jedem cm 3 des Gitters sind rund 10 23 Elektronen in ungeordneter Bewegung.<br />

Bei N Elektronen ergibt sich eine Strömung der Ladungsmenge<br />

Q = −Ne (2.<strong>1.</strong>5)<br />

bei der das letzte Elektron mit der Geschwindigkeit v die Zeit t braucht, um ein Leiterstück<br />

der Länge l zu durchlaufen.<br />

Für dieses Leiterstück aus Abb. 2.<strong>1.</strong>1 ist der Betrag der Stromstärke entsprechend<br />

Gln. 2.<strong>1.</strong>3<br />

|I| = Q t = Ne = nV e<br />

(2.<strong>1.</strong>6)<br />

t t<br />

mit der Konzentration der Ladungsträger.<br />

n = N V<br />

(2.<strong>1.</strong>7)<br />

Geschwindigkeit:<br />

Setzt man das Volumen V = A · l ein wird daraus<br />

I = nAle<br />

t<br />

und mit der Geschwindigkeit v = l/t weiter<br />

Die Division durch den Querschnitt A liefert die Stromdichte<br />

(2.<strong>1.</strong>8)<br />

I = neAv (2.<strong>1.</strong>9)<br />

aus der sich die Geschwindigkeit der Elektronen zu<br />

S = I = nev (2.<strong>1.</strong>10)<br />

A<br />

v = S ne<br />

(2.<strong>1.</strong>11)<br />

ergibt.<br />

GdE1-8 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.1 Grundbegriffe<br />

Verständnis:<br />

Stromdichte:<br />

Muss diese Geschwindigkeit gleich der Lichtgeschwindigkeit sein, da das Licht ja<br />

sofort nach dem Einschalten am Schalter an ist?<br />

Die Antwort liefert auf jeden Fall das passende Beispiel in der Vorlesung . . .<br />

Bei gleichmäßiger Verteilung der Stromdichte S über den Querschnitt A einer Leitung<br />

ergibt sich der Strom in der Leitung nach Gln. 2.<strong>1.</strong>10 zu<br />

2.<strong>1.</strong>2. Elektrische Spannung<br />

I = SA (2.<strong>1.</strong>12)<br />

Falls die Stromdichte eine Funktion des Ortes ist (z.B. aufgrund von Stromverdrängung<br />

bei höheren Frequenzen) berechnet sich der Strom allgemeiner aus den entsprechenden<br />

Vektoren zu<br />

∫<br />

I = ⃗SdA ⃗ (2.<strong>1.</strong>13)<br />

A<br />

Der Strom I ist das Integral über dem Skalarprodukt aus der Stromdichte S ⃗ und der<br />

Fläche A, ⃗ durch den der Strom fließt.<br />

→ Die Mathematik „spielt“ in der Elektrotechnik eine Hauptrolle!<br />

Kraft:<br />

Zur Bewegung der Elektronen in einem Leiter muss eine Kraft ⃗ F auf die Ladung<br />

Q ausgeübt werden. Setzt man diese beiden in Bezug zueinander, so ergibt sich die<br />

Definition der elektrischen Feldstärke zu<br />

⃗E = ⃗ F<br />

Q<br />

(2.<strong>1.</strong>14)<br />

→ Diese Gleichung wird auch Formel von Coulomb 1<br />

genannt.<br />

Bedeutung:<br />

Bezug:<br />

Die elektrische Feldstärke ist eine der wichtigsten Größen der Elektrotechnik: Sie hat<br />

die Richtung der Kraft ⃗ F bei positiven Ladungen Q<br />

Die elektrische Feldstärke ⃗ E in einem Punkt x ist die Ursache der Stromdichte ⃗ S als<br />

Wirkung mit der linearen Beziehung<br />

⃗S = κ ⃗ E (2.<strong>1.</strong>15)<br />

Darin ist κ, die spezifische Leitfähigkeit, ein Maß für die Beweglichkeit der Elektronen.<br />

Integral:<br />

Das Linienintegral der Feldstärke ⃗ E zwischen zwei Punkten ist die elektrische Spannung<br />

2<br />

∫ 2<br />

U 12 = −<br />

1<br />

⃗Ed ⃗ l = ϕ 1 − ϕ 2 (2.<strong>1.</strong>16)<br />

1 Zu Ehren von Charles Augustine de Coulomb, 1736 – 1806, Entdeckte das Coulomb’sche Gesetz von der Anziehung zweier Ladungen<br />

∫ 2<br />

2 Das Minuszeichen steht hier aus mathematischen Gründen, da ⃗Ed ⃗ l = f(2) − f(1) ist und mit f(x) =−ϕ(x) kann das Minuszeichen<br />

eingeführt<br />

1<br />

werden.<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-9


2.1 Grundbegriffe 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

+30V<br />

+20V<br />

+10V<br />

2<br />

E−Feld<br />

ϕ 1<br />

U 12<br />

+38V<br />

Weg<br />

ϕ 2<br />

+8V<br />

ϕ 0<br />

0V<br />

1<br />

+8V<br />

+38V<br />

Abbildung 2.<strong>1.</strong>2.: Spannung im elektrischen Potentialfeld<br />

Potential:<br />

Draht:<br />

Eine Spannung kann als Potentialdifferenz zwischen den beiden Punkten aufgefasst<br />

werden. Dabei ist das Potential eines Punktes ϕ die Spannung zwischen diesem Punkt<br />

und einem beliebigen (gleichen) Bezugspunkt (oft als Masse bezeichnet) definiert.<br />

Verläuft der Weg in Gln. 2.<strong>1.</strong>16 speziell entlang eines Drahtes der Länge l mit konstantem<br />

Querschnitt, so erhalten wir den Betrag der Spannung zu<br />

U 12 = El (2.<strong>1.</strong>17)<br />

Ersetzen wir mit Gln. 2.<strong>1.</strong>14 die eleketrische Feldstärke durch die Kraft, die auf Ladungen<br />

ausgeübt wird, so wird daraus<br />

U 12 = Fl<br />

Q<br />

(2.<strong>1.</strong>18)<br />

Arbeit:<br />

Das Produkt W = Fl, also die Kraft entlang des Weges, ist die mechanische Arbeit,<br />

die nötig ist, um die Ladung Q vom Potential 1 zum Potential 2 zu bewegen. Wir<br />

erhalten damit allgemein die Spannung zu<br />

U = W Q<br />

(2.<strong>1.</strong>19)<br />

Leistung:<br />

Die Ursache eines elektrischen Stromes ist die Arbeit, die auch als Leistung mal Zeit<br />

(W = P · t) ausgedrückt werden kann, an der Ladung, die auch als Strom mal Zeit<br />

(Q = I · t) ausgedrückt werden kann. Daraus wird für die Spannung<br />

U = W Q = Pt<br />

It = P I<br />

(2.<strong>1.</strong>20)<br />

→ Die Spannung U zwischen 2 Punkten eines stromführenden Leiters ist der Quotient<br />

aus der in diesem Leiterteil umgesetzten Leistung und dem durch den Leiter fließenden<br />

Strom.<br />

Einheit: Die Einheit der Spannung ist das Volt 3<br />

[U] = [P ]<br />

[I] = W A = V (2.<strong>1.</strong>21)<br />

Richtung:<br />

Die Richtung der Spannung entspricht der Bewegung einer positiven Probeladung.<br />

→ In Schaltbildern geht der Zählpfeil vom Plus- zum Minuspol der Quelle. Der Strom<br />

in einem geschlossenen Stromkreis fließt damit außerhalb der Spannungsquelle vom<br />

Plus- zum Minuspol.<br />

3 Zu Ehren von Alessandro Volta, 1745 – 1827, Entwickelte die Theorie vom elektrischen Strom<br />

GdE1-10 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.2 Stromkreis<br />

Normen:<br />

Die Werte von Spannungsquellen werden in Spannungsreihen genormt<br />

• Kleinverbraucher: 2 V, 4 V, 6 V, 12 V, 24 V, 60 V;<br />

• Niederspannung: 110 V, 220 V, 380 V;<br />

• Hochspannung: 6 kV, 10 kV, 20 kV, 30 kV, 110 kV, 220 kV, 380 kV.<br />

Warum:<br />

Kleinverbraucher benötigen keine Schutzmaßnahmen?<br />

Die Antwort findet sich auf jeden Fall im Kapitel Schutzmaßnahmen . . .<br />

2.2. Stromkreis<br />

Bild:<br />

Ein einfacher geschlossener Stromkreis, wie in Abb. 2.2.1 dargestellt, enthält eine<br />

Quelle (Spannung U q oder Strom I q ), im allgemeinen widerstandslose Verbindungsleitungen<br />

und einen Verbraucher (z.B. Widerstand R).<br />

U<br />

q<br />

I<br />

R<br />

I<br />

q<br />

I<br />

R<br />

Abbildung 2.2.<strong>1.</strong>: Einfache Stromkreise mit Spannungs- und Stromquellen<br />

Aufgabe:<br />

Die Aufgabe in der Gleichspannunugstechnik beruht nun im wesentlichen darauf, bei<br />

diesen einfachen Kreisen aus den bekannten Quellengrößen und dem Bauelementewert<br />

den im Kreis fließenden unbekannten Strom I zu berechnen!<br />

→ Es entsteht ein elektrotechnisches Gleichungssystem, das mit mathematischen Methoden<br />

gelöst werden kann!<br />

2.2.<strong>1.</strong> Ohm’sches Gesetz<br />

Aufgabe:<br />

Die Berechnung von Strömen in einem Stromkreis kann nur erfolgen, wenn es einen<br />

Zusammenhang von Strom und Spannung an den Bauelementen gibt.<br />

Messen:<br />

Das Verhältnis der Spannung zwischen den Enden eines Leiters und dem Strom im<br />

Leiter wird als Widerstand definiert. Man findet experimentell (also durch Messen<br />

von Spannung und Strom an einem Leiter) den linearen Zusammenhang<br />

U = RI (2.2.1)<br />

→ Dieser elementare Zusammenhang ist so wichtig, dass er als Ohm’sches Gesetz<br />

bezeichnet wird.<br />

→ Es ist das zentrale Gesetz in der Elektrotechnik und Elektrotechnik betreiben heißt,<br />

das Ohm’sche Gesetz konsequent anwenden!<br />

Widerstand:<br />

Aus der Spannung am Widerstand und dem Strom durch den Widerstand kann demnach<br />

der Widerstandswert bestimmt werden<br />

R = U I<br />

(2.2.2)<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-11


2.2 Stromkreis 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

mit der Einheit Ohm 4<br />

[R] = [U]<br />

[I] = V =Ω (2.2.3)<br />

A<br />

→ Je größer der Widerstandswert ist, desto weniger Strom kann bei gleicher Spannung<br />

durch den Widerstand fließen!<br />

Leitwert:<br />

Der Reziprokwert des Widerstandes<br />

G = 1 R = I U<br />

(2.2.4)<br />

ist ein Maß dafür, wie einfach der Strom durch einen Widerstand fließen kann. Seine<br />

Einheit ist Siemens 5<br />

[G] = [I]<br />

[U] = A V = 1 Ω = S (2.2.5)<br />

(In den USA: MHO, rückwärts lesen!)<br />

2.2.2. Elektrischer Widerstand<br />

Messen:<br />

Experimentell kann man an einem metallischen Draht (also einem Drahtwiderstand)<br />

folgendes messen:<br />

• Längerer Draht: Spannung muss den Strom über eine längere Strecke treiben →<br />

Widerstand nimmt zu<br />

• Dickerer Draht: Elektronen finden mehr Platz → Widerstand nimmt ab<br />

• Verschiedene Materialien: Strom verändert sich bei gleicher Spannung in Abhängigkeit<br />

des Materials → unterschiedlicher Widerstand bei gleicher Geometrie<br />

Meistens sind die niederohmigen Widerstände wegen der größeren Strombelastung<br />

baulich größer als die hochohmigen.<br />

Formel:<br />

Temperatur:<br />

Aus der Messung findet man den Zusammenhang für einen Draht der Länge l mit dem<br />

Querschnitt A<br />

R = ρl<br />

A = l<br />

(2.2.6)<br />

κA<br />

mit der elektrischen Leitfähigkeit κ und dem spezifischen Widerstand ρ =1/κ .<br />

Die zusätzliche Temperaturabhängigkeit des Widerstandes wird durch einen Temperaturbeiwert<br />

modelliert (siehe Tab. 2.1 mit den charakteristische Kenngrößen einiger<br />

Metalle) (Frohne u. a., 2002)<br />

→ κ bzw. ρ werden für T 20 =20 ◦ C spezifiziert und mit dem linearen Temperaturbeiwert<br />

α 20 und dem quadratischen β 20 versehen. Der Widerstand bei der Temperatur T ,<br />

also einer Differenz ΔT = T − T 20 , berechnet sich dann zu<br />

Fläche:<br />

R = R 20 (1 + α 20 ΔT + β 20 (ΔT ) 2 ) (2.2.7)<br />

Der Flächenwiderstand R s ist eine besonders für Halbleiterschaltungen wichtige Widerstandsangabe,<br />

mit der der Widerstand eines Quadrates (l = b) konstanter Schichtdicke<br />

d bezeichnet wird. Der Widerstand senkrecht zur Fläche l · b wird damit zu<br />

R s = ρl<br />

db = ρ (2.2.8)<br />

d<br />

4 Zu Ehren von Georg Simon Ohm, 1789 – 1854, stellte 1926 das Ohmsche Gesetz auf<br />

5 Zu Ehren von Werner von Siemens, 1816 – 1892, Gründer der Siemens und Halske A.G.<br />

GdE1-12 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.2 Stromkreis<br />

Werkstoff κ 20 in α 20 in β 20 in<br />

Einheit Sm/mm 2 10 −3 K −1 10 −6 K −2<br />

Aluminium 33 . . . 36 4.2 . . . 5.0 1,3<br />

Gold 45 4,0 0,5<br />

Kupfer 55 . . . 57 3,9 . . . 4,3 0,6<br />

Silber 60 . . . 62 3,8 0,7<br />

Wolfram 18,2 4,1 1<br />

Tabelle 2.<strong>1.</strong>: Kenngrößen von verschiedenen Metallen<br />

→ Die Einheit des Schichwiderstandes ist Ohm, trotzdem wird sie häufig als<br />

Ohm/Fläche (Ω/✷) angegeben.<br />

Norm: Die realisierten Zahlenwerte von Widerständen sind in den IEC-Reihen 6 (E6, E12,<br />

E24, E48, E96) genormt. Beim E-Wert<br />

En m =10 m/n (2.2.9)<br />

gibt n =6, 12,... die Anzahl der Widerstände m =0, 1,...,(n − 1) an, die im<br />

Zahlenbereich 1 ...10 untergebracht werden können.<br />

Neben den Zahlenwerten und Toleranzen ist auch der Farbcode normiert, mit dem die<br />

Widerstandswerte auf den Widerstand gemalt werden. Dieser Farbcode enthält nach<br />

den 2 oder 3 Ringen für die Ziffern einen Ring als Multiplikator und einen für die<br />

Toleranz. Die Farbwerte können z.B. in (Böhmer, 2004, Seite 9) nachgesehen werden.<br />

2.2.3. Widerstände als Mess-Sensoren<br />

Heißleiter:<br />

Einige Halbleitermaterialien (z.B. Magnesium und Titanoxid) besitzen einen negativen<br />

Temperaturkoeffizienten (NTC-Widerstand, NTC = Negative Temperature Coefficient)<br />

bezogen auf den Widerstand R 25 bei T =25 ◦ C<br />

B<br />

R = R 25 · e ( B T − 298K ) (2.2.10)<br />

mit der Materialkonstanten B zwischen 3 000 K und 6 000 K.<br />

→ Ihr Widerstand sinkt bei steigender Temperatur<br />

Kaltleiter:<br />

Messfühler:<br />

Physik:<br />

Analog zu Heißleiter haben Kaltleiter (z.B. Bariumtitanat) einen positivem Temperaturkoeffizienten<br />

(PTC-Widerstand, PTC = Positive Temperature Coefficient).<br />

→ Ihr Widerstand steigt bei steigender Temperatur<br />

Wegen der exponentiellen Abhängigkeit (größere Widerstandsänderung) werden diese<br />

Widerstände als Messfühler für die Temperatur verwendet.<br />

→ Problem: Nichtlinearitäten<br />

→ Lösung: Einsatz von Digitalen Signalprozessoren (DSP)<br />

Zur Messung weitere physikalischer Größen eignen sich Widerstände mit entsprechenden<br />

Abhängigkeiten<br />

6 International Electrotechnical Commision<br />

• Licht → Fotowiderstand<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-13


2.2 Stromkreis 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

2.2.4. Realer Stromkreis<br />

• Magnetisches Feld → Hall-Widerstand<br />

• Mechanische Zugspannung → Dehnungsmessstreifen.<br />

→ Die Änderung einer physikalischen Größe hat so die Änderung einer elektrischen<br />

Größe zur Folge!<br />

→ Die elektrische Größe kann ggf. nach einer Analog-Digital-Umsetzung (ADU) mit<br />

DSPs oder μPs (Mikroprozessoren) weiterverarbeitet werden.<br />

In Abb. 2.2.2 kann die Hin- und Rückleitung zwischen dem Verbraucher und dem Generator zu einem<br />

Leitungs-Widerstand zusammen gefasst werden. Damit sind „Striche“ als Leitungen im Weiteren als widerstandslos<br />

anzusehen!<br />

Leitungen:<br />

Zwischen den Elementen eines realen Stromkreises müssen reale Leitungen mit einem<br />

entsprechenden Drahtwiderstand verwendet werden.<br />

→ Welchen Einfluss haben reale Leitungen?<br />

Verbraucher: Wir schließen einen Verbraucher R V an eine Spannungsquelle U G entsprechend<br />

Abb. 2.2.2 über eine Hin- und Rückleitung an<br />

I<br />

R /2 L<br />

I<br />

R L<br />

+ +<br />

U G<br />

− R L/2<br />

R V<br />

−<br />

U G<br />

U L<br />

U V<br />

R V<br />

Abbildung 2.2.2.: Realer Stromkreis mit realer Hin- und Rückleitung<br />

Strom:<br />

Spannungen:<br />

In allen Teilen des Stromkreises ist der Strom gleich groß.<br />

→ Wir verschieben den Leitungswiderstand R L /2 von unten nach oben und fassen<br />

den gesamten Leitungswiderstand zu R L zusammen.<br />

Mit Hilfe des Ohm’schen Gesetzes erhalten wir den Spannungsabfall am Verbraucher<br />

U V = IR V (2.2.11)<br />

und auf der Leitung<br />

U L = IR L (2.2.12)<br />

Ergebnis 1:<br />

Ergebnis 2:<br />

Aus Sicht der Quelle ist die Summe der beiden Teilspannungen gleich der Klemmenspannung<br />

U G = U L + U V (2.2.13)<br />

so dass die Quelle nur die Summe der Verbraucher sieht.<br />

Aus Sicht des Verbrauchers ist die Differenz der beiden Teilspannungen gleich der<br />

Verbraucherspannung<br />

U V = U G − U L (2.2.14)<br />

so dass der Verbraucher anstelle der idealen Quelle nun eine reale Quelle mit Innenwiderstand<br />

sieht.<br />

GdE1-14 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.3 Kirchhoff’sche Gesetze<br />

2.3. Kirchhoff’sche Gesetze<br />

Schaltung:<br />

Frage:<br />

Entsprechend den Ausführungen zum realen Stromkreis sind Verbindungen zwischen<br />

Schaltungselementen in Zukunft als verbindungslos anzusehen.<br />

Wie groß ist der Strom I q in der realen Schaltung, den die Autobatterie zur Versorgung<br />

eines Scheinwerfers, einer Zündspule und eines Autoradios in Abb. 2.3.1 liefern muss<br />

?<br />

I q<br />

A<br />

B<br />

I 1 I 2 I 3<br />

U G<br />

S<br />

Z<br />

R<br />

C<br />

D<br />

Abbildung 2.3.<strong>1.</strong>: Parallel-Schaltung realer Verbraucher<br />

→ Die Antwort liefern die Kirchhoff’schen Regeln 7<br />

2.3.<strong>1.</strong> Kirchhoff’sche Knotenregel<br />

Parallel:<br />

Die reale Schaltung mit einer Quelle und drei Verbrauchern lässt sich als Parallelschaltung<br />

der drei Widerstände R 1 , R 2 und R 3 darstellen (siehe Abb. 2.3.2) .<br />

1<br />

I q I 1 I I 2<br />

3 Iq<br />

Uq<br />

U 1<br />

R 1<br />

U 2<br />

2<br />

U 3<br />

R 2 R 3<br />

Uq<br />

R G<br />

Abbildung 2.3.2.: Parallelschaltung von Widerständen und Ersatzwiderstand<br />

Knoten:<br />

Knotenregel:<br />

Zu einem Knoten einer Schaltung gehören alle (widerstandslosen) Verbindungsleitungen,<br />

die auf dem selben Spannungspotential liegen. Zwischen zwei unterschiedlichen<br />

Knoten würde eine Spannung U ≠0anliegen.<br />

→ Zwischen den Punkten (A) und (B) fällt keine Spannung ab, ebenso zwischen den<br />

Punkten (C) und (D). Es existieren also nur die beiden Knoten (1) und (2) in der<br />

Schaltung.<br />

Für jeden der beiden Knotenpunkte (1) und (2) ist der hineinfließende Strom gleich<br />

dem herausfließenden Strom. Es gilt daher sowohl für Knoten (1) als auch (2)<br />

I q = I 1 + I 2 + I 3 (2.3.1)<br />

7 aufgestellt von Robert Kirchhoff, 1824 – 1887<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-15


2.3 Kirchhoff’sche Gesetze 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

Allgemeiner formuliert besagt das <strong>1.</strong> Kirchhoff’sches Gesetz<br />

n∑<br />

I k =0 (2.3.2)<br />

k=1<br />

→ Dabei werden in einen Knoten hineinfließenden Ströme positiv und die herausfließenden<br />

Ströme negativ gezählt. Die Bezugsgröße ist die Spannung zwischen den<br />

Knotenpunkten.<br />

Frage:<br />

Wie groß müsste der Ersatzwiderstand R G in Abb. 2.3.2 sein, den man anstelle der<br />

drei Widerstände R 1 ,R 2 und R 3 an die Knoten schalten könnte, wobei der Generator<br />

den selben Strom abgibt wie vorher?<br />

2.3.2. Parallelschaltung von Widerständen<br />

Ansatz:<br />

Für die Parallelschaltung der drei Widerstände aus Abb. 2.3.2 ergibt sich mit dem<br />

Ohm’schen Gesetz der Spannungsabfall zu<br />

U 1 = I 1 R 1 → I 1 = U 1<br />

R 1<br />

U 2 = I 2 R 2 → I 2 = U 2<br />

R 2<br />

U 3 = I 3 R 3 → I 3 = U 3<br />

R 3<br />

U q = I q R G → I q = U q<br />

(2.3.3)<br />

R G<br />

Einsetzen in die Knotenregel Gln. 2.3.2<br />

I q = I 1 + I 2 + I 3 (2.3.4)<br />

Spannung:<br />

Ergebnis:<br />

ergibt<br />

U q<br />

R G<br />

= U 1<br />

R 1<br />

+ U 2<br />

R 2<br />

+ U 3<br />

R 3<br />

(2.3.5)<br />

Es ist leicht zu sehen, dass in einer Parallelschaltung an allen Bauelementen die selbe<br />

Spannung<br />

U q = U 1 = U 2 = U 3 (2.3.6)<br />

anliegt. Damit kann die Spannung eliminiert werden und wir erhalten<br />

1<br />

R G<br />

= 1 R 1<br />

+ 1 R 2<br />

+ 1 R 3<br />

(2.3.7)<br />

Verwendet man anstelle der Widerstände die Leitwerte G i =1/R i , ergibt sich damit<br />

aus dem <strong>1.</strong> Kirchhoff’sches Gesetz allgemeiner formuliert<br />

n∑<br />

G G = G k (2.3.8)<br />

k=1<br />

→ In einer Parallelschaltung ist der Gesamtleitwert gleich der Summe der Einzelleitwerte.<br />

GdE1-16 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.3 Kirchhoff’sche Gesetze<br />

Praxis:<br />

Beim Stromteiler (siehe Abb. 2.3.3) mit 2 parallel geschalteten Widerstände R 1 und<br />

R 2 ergibt sich<br />

I 1<br />

= I 1 R 1 = U = I 2 R 2 = I 2<br />

(2.3.9)<br />

G 1 G 2<br />

Nach Umstellen wird das Stromverhältnis zu<br />

I 1<br />

I 2<br />

= R 2<br />

R 1<br />

= G 1<br />

G 2<br />

(2.3.10)<br />

I<br />

I I<br />

1<br />

2<br />

U<br />

R 1 R 2<br />

In einer Parallelschaltung ist das Verhältnis<br />

der Ströme proportional zu dem der Leitwerte.<br />

→ Durch den kleineren Widerstand fließt<br />

der größere Strom.<br />

I<br />

Abbildung 2.3.3.: Stromteiler<br />

Frage:<br />

Rechnung:<br />

Wie groß ist der Teilstrom I 2 = f(R 1 ,R 2 ,I)?<br />

Umstellen der Gleichung nach<br />

I 1 = G 1<br />

G 2<br />

I 2 = I − I 2 (2.3.11)<br />

und Auflösen nach I ergibt<br />

( )<br />

G1<br />

I = +1 I 2 = G 1 + G 2<br />

I 2 (2.3.12)<br />

G 2 G 2<br />

das Ergebnis für einen Stromteiler<br />

2.3.3. Kirchhoff’sche Maschenregel<br />

Reihe:<br />

I 2 =<br />

G 2<br />

G 1 + G 2<br />

I (2.3.13)<br />

An den einzelnen in Reihe geschalteten Widerständen in der Abb. 2.3.4 entsteht der<br />

Spannungsabfall<br />

U i = IR i ,i=1, 3 (2.3.14)<br />

Strom:<br />

Maschenregel:<br />

Dabei ist leicht zu sehen, dass in einer Reihenschaltung von Widerständen durch jeden<br />

Widerstand der selbe Strom fließen muss.<br />

Nehmen wir diesen Strom als Bezugsgröße und legen willkürlich einen Richtungssinn<br />

in der Masche (geschlossener Stromkreis) fest, so gilt für die Summe der Spannungen<br />

U 1 + U 2 + U 3 − U q =0 (2.3.15)<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-17


2.3 Kirchhoff’sche Gesetze 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

U 1<br />

U 2<br />

R 1 R 2<br />

R 3 U 3<br />

Uq<br />

Uq<br />

RG<br />

I<br />

I<br />

Abbildung 2.3.4.: Reihenschaltung von Widerständen und Ersatzwiderstand<br />

Allgemeiner formuliert besagt das 2. Kirchhoff’sches Gesetz<br />

n∑<br />

U k =0 (2.3.16)<br />

k=1<br />

→ Dabei werden alle Spannungen in der Masche positiv gezählt, wenn derer Zählpfeil<br />

mit dem Richtungssinn der Masche übereinstimmt, sonst negativ.<br />

Frage:<br />

Wie groß müsste der Ersatzwiderstand R G in Abb. 2.3.4 sein, den man anstelle der<br />

drei Widerstände R 1 ,R 2 und R 3 in die Masche schalten könnte, wobei der Generator<br />

den selben Strom abgibt wie vorher?<br />

2.3.4. Reihenschaltung von Widerständen<br />

Ansatz:<br />

Für die Reihenschaltung der drei Widerstände aus Abb. 2.3.4 ergibt sich mit dem<br />

Ohm’schen Gesetz der Spannungsabfall mit dem überall gleichen Strom I direkt<br />

Einsetzen in die Maschenregel Gln. 2.3.16<br />

U 1 = IR 1<br />

U 2 = IR 2<br />

U 3 = IR 3<br />

U q = IR G (2.3.17)<br />

U G = U 1 + U 2 + U 3 (2.3.18)<br />

ergibt<br />

IR G = IR 1 + IR 2 + IR 3 (2.3.19)<br />

Nach Eliminierung des Stromes erhalten wir<br />

R G = R 1 + R 2 + R 3 (2.3.20)<br />

Ergebnis:<br />

Somit ergibt sich aus dem 2. Kirchhoff’sches Gesetz damit allgemeiner formuliert<br />

n∑<br />

R G = R k (2.3.21)<br />

k=1<br />

→ In einer Reihenschaltung ist der Gesamtwiderstand gleich der Summe der Einzelwiderstände.<br />

GdE1-18 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen<br />

Praxis:<br />

Beim Spannungsteiler (siehe Abb. 2.3.5) mit 2 Widerständen R 1 und R 2 in Reihenschaltung<br />

ergibt sich<br />

U 1<br />

= I = U 2<br />

(2.3.22)<br />

R 1 R 2<br />

Damit wird das Spannungsverhältnis direkt zu<br />

U 1<br />

U 2<br />

= R 1<br />

R 2<br />

(2.3.23)<br />

I<br />

U 1 U 2<br />

R 1 R 2<br />

U<br />

I<br />

In einer Reihenschaltung ist das<br />

Verhältnis der Spannungen proportional<br />

zu dem der Widerstände.<br />

Abbildung 2.3.5.: Spannungsteiler<br />

Frage:<br />

Rechnung:<br />

Wie groß ist die Teilspannung U 2 = f(R 1 ,R 2 ,U)?<br />

Umstellen der Gleichung nach<br />

und Auflösen nach U ergibt<br />

U =<br />

das Ergebnis für einen Spannungsteiler<br />

U 1 = R 1<br />

R 2<br />

U 2 = U − U 2 (2.3.24)<br />

( )<br />

R1<br />

+1 U 2 = R 1 + R 2<br />

U 2 (2.3.25)<br />

R 2 R 2<br />

U 2 =<br />

R 2<br />

R 1 + R 2<br />

U (2.3.26)<br />

Dualität: Vergleicht man den Gleichungsaufbau mit der Formel zum Stromteiler in Gln. 2.3.13<br />

so sieht man, dass formal Spannungen und Ströme sowie Widerstände und Leitwerte<br />

gegeneinander getauscht werden. Dies bezeichnet man als duale Schaltungsgrößen.<br />

2.4. Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen<br />

2.4.<strong>1.</strong> Schiebewiderstand ohne Belastung<br />

Praxis:<br />

Spannung:<br />

Ein Schiebewiderstand mit einem Schleifkontakt dient zur Realisierung eines variablen<br />

Widerstandswertes R a . Die Bauform kann gerade (Schiebewiderstand) oder rund<br />

(Potentiometer) sein. Wesentliches Merkmal sind 3 Anschlüsse, wobei über 2 (gleichfarbig<br />

oder außen) der komplette Widerstand und über den dritten (andersfarbig oder<br />

Mitte) der Abgriff zugänglich ist.<br />

→ Der Widerstand R setzt sich aus den Teilwiderständen R ′ und R a zusammen.<br />

Nach Gln. 2.3.23 ist die Ausgangsspannung U a in Abb. 2.4.1 proportional zur abgegriffenen<br />

Widerstandslänge.<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-19


2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

U<br />

a=1<br />

a=0<br />

R<br />

U a<br />

R’<br />

R a<br />

U’<br />

U a<br />

U<br />

Abbildung 2.4.<strong>1.</strong>: Schiebewiderstand (Potentiometer)<br />

Werte: Es gilt allgemein 0 ≤ a ≤ 1 und speziell U a =0für a =0und U a = U für a =<strong>1.</strong><br />

Aus der Spannungsteilerregel Gln. 2.3.26 ergibt sich direkt<br />

Sonderform:<br />

U a<br />

U = R a<br />

R a + R ′ = aR R = a (2.4.1)<br />

mit a, dem Maß für die Verschiebungsstrecke (oder den Drehwinkel).<br />

Bei einem logarithmischen Drehwiderstand nimmt der Widerstand bei gleichen Drehwinkeln<br />

in Dekaden zu (1 bis 10Ω , 10 bis 100Ω , 100 bis 1000Ω , usw.).<br />

→ Anwendung: In der Rundfunktechnik als Lautstärkeregler. Aufgrund der ebenfalls<br />

logarithmischen Charakteristik des Ohres erscheint dann bei gleichen Drehwinkeln die<br />

Lautstärke entsprechend linear zuzunehmen.<br />

2.4.2. Schiebewiderstand mit Belastung<br />

Belastung:<br />

Gln. 2.4.1 ist nur gültig ohne Belastung des Schleifers. Die Charakteristik ändert sich,<br />

wenn entsprechend Abb. 2.4.2 aus dem Abgriff ein Strom entnommen wird.<br />

U<br />

I<br />

I<br />

U’<br />

R’<br />

U’<br />

a=1<br />

R(1−a)<br />

U<br />

R<br />

I I<br />

R*a<br />

a<br />

v<br />

U a R v U R v<br />

a R v U v<br />

a=0<br />

U a<br />

I a<br />

I v<br />

Abbildung 2.4.2.: Potentiometer mit Belastung<br />

Frage:<br />

Ströme:<br />

Wie groß ist die Spannung U a = f(a, R, R V ,U)?<br />

→ Bevor wir rechnen eine Verständnisfrage: Wird die Spannung größer oder kleiner<br />

bei Belastung?<br />

Für die Ströme können wir schreiben<br />

I a = U a<br />

R a<br />

= U a<br />

aR<br />

GdE1-20 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen<br />

I v = U v<br />

= U a<br />

(2.4.2)<br />

R v R v<br />

Weiterhin gilt für die Stromsumme im Knoten<br />

I = I a + I v = U a<br />

aR + U a<br />

R V<br />

(2.4.3)<br />

Spannungen:<br />

Andererseits ist die Spannung in der Masche<br />

U = U ′ + U a (2.4.4)<br />

Mit der Teilspannung<br />

U ′ = IR(1 − a) (2.4.5)<br />

erhalten wir dann erstmals ein Ergebnis<br />

U = IR(1 − a)+U a<br />

(<br />

Ua<br />

=<br />

aR + U )<br />

a<br />

R(1 − a)+U a (2.4.6)<br />

R V<br />

Mathematik:<br />

Ergebnis:<br />

Division durch U a ergibt den Quotienten<br />

U<br />

U a<br />

=<br />

Mit dem Kehrwert wird das Ergebnis zu<br />

( 1<br />

aR + 1<br />

R V<br />

)<br />

R(1 − a)+1<br />

= R V + aR<br />

a · R · R V<br />

R(1 − a)+ aR V<br />

aR V<br />

= (R V + aR)(1 − a)+aR V<br />

aR V<br />

(2.4.7)<br />

U a<br />

U<br />

=<br />

=<br />

=<br />

aR V<br />

(R V + aR)(1 − a)+aR V<br />

a<br />

1<br />

R V<br />

(R V + aR − aR V − a 2 R + aR V )<br />

a<br />

a<br />

1+a R =<br />

R V<br />

− a 2 R<br />

R V<br />

1+a R R V<br />

(1 − a)<br />

(2.4.8)<br />

2.4.3. Vorwiderstand<br />

Vorwiderstand:<br />

→ Falls kein Verbraucher angeschlossen ist (R V = ∞), so folgt R/R V =0und wir<br />

erhalten damit wieder das Ergebnis von Gln. 2.4.<strong>1.</strong><br />

Ein Schiebewiderstand kann auch als Vorwiderstand für einen Verbraucher (z.B.<br />

Glühbirne) eingesetzt werden, um eine Spannungsanpassung vorzunehmen (siehe<br />

Abb. 2.4.3).<br />

Strom:<br />

Der gemeinsame Strom I der Reihenschaltung erzeugt am Verbraucher den Spannungsabfall<br />

U V = IR V . Der Strom berechnet sich zu<br />

I = U 0 U 0<br />

=<br />

(2.4.9)<br />

R G aR + R V<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-21


2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

U v U a<br />

R<br />

R v a=0 a=1<br />

U 0<br />

Abbildung 2.4.3.: Schaltung zum Vorwiderstand<br />

Spannung:<br />

Damit erhalten wir entsprechend der Spannungsteiler-Regel<br />

U V = IR V =<br />

U 0<br />

aR + R V<br />

R V =<br />

U 0<br />

R<br />

R V<br />

a +1<br />

(2.4.10)<br />

U Vmin :<br />

Für R a = R (bei a =1) erhalten wir die minimale Verbraucherspannung zu<br />

U Vmin = U 0<br />

R<br />

R V<br />

+1 = R V<br />

R V + R U 0 (2.4.11)<br />

→ Die Verbraucherspannung kann demnach nicht zu Null werden. Speziell für R =<br />

R V wird U V = U 0 /2.<br />

U Vmax :<br />

Für R a =0(bei a =0) erhalten wir die maximale Verbraucherspannung zu<br />

U V = U 0 (2.4.12)<br />

Problem:<br />

Die Verlustleistung geht im Vorwiderstand als Wärme „verloren“.<br />

2.4.4. Strommesser<br />

Prinzip:<br />

Bei üblichen Strommessern ist der Vollausschlag schon bei sehr kleinen Strömen (μA)<br />

erreicht. Zur Messung größerer Ströme muss der Überstrom am Messwerk über einen<br />

Nebenwiderstand (Shunt) vorbeigeleitet werden (siehe Abb. 2.4.4) .<br />

Digitale oder analoge Vielfachmessgeräte können entweder zur Strom- oder zur Spannungsmessung<br />

verwendet werden. Analoge Messgeräte sind immer seltener anzufinden.<br />

I<br />

I0<br />

I P<br />

U 0<br />

Ri<br />

RP<br />

Abbildung 2.4.4.: Erweiterung des Strommessbereiches<br />

Zahlen:<br />

Ein Messwerk habe den Innenwiderstand R i = 333Ω und einen Vollausschlag beim<br />

Strom I 0 =0, 3mA. Es soll ein Strom von I =6A gemessen werden. Der Überstrom<br />

I p = I − I 0 =5.9997A<br />

GdE1-22 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen<br />

muss am Messwerk vorbeifließen.<br />

Es tritt nach dem Ohm’schen Gesetz ein Spannungsabfall<br />

U 0 = I 0 R i =99.9mV<br />

an Messwerk und Nebenwiderstand auf. Damit wird<br />

→ Realisierung: Ein dickeres Drahtstück.<br />

R p = U 0<br />

I − I 0<br />

=0, 01665Ω<br />

Praxis:<br />

Erweiterung des Strombereiches um den Faktor n = I/I 0 erfordert einen Nebenwiderstand<br />

R p = R i /(n − 1). Im Beispiel: n = 20 000 → R p =0.01665Ω.<br />

In Abb. 2.4.5 ist die Erweiterung eines Amperemeters mit mehreren Messbereichen<br />

zu sehen.<br />

Rp1<br />

Rp2<br />

Rp3<br />

Abbildung 2.4.5.: Realisierung eines Amperemeters mit 4 Messbereichen<br />

2.4.5. Spannungsmesser<br />

Prinzip:<br />

Zur Messung kleiner Spannungen muss der Vollausschlag des Spannungsmessers<br />

schon bei sehr kleinen Spannungen (μV ) erreicht sein. Bei größerer Spannungen fällt<br />

die Überspannung an einem Reihenwiderstand ab (siehe Abb. 2.4.6) .<br />

U v<br />

U 0<br />

R i<br />

I 0<br />

R v<br />

U<br />

Abbildung 2.4.6.: Erweiterung des Spannungsmessbereiches<br />

Zahlen:<br />

Gegeben sei dasselbe Messwerk mit Innenwiderstand R i = 333Ω und Vollausschlag<br />

bei U 0 = 100mV . Es soll eine Spannung von U = 220V gemessen werden. Die<br />

Überspannung<br />

U v = U − U 0 = 219, 9V<br />

muss vor dem Messwerk abfallen.<br />

Durch Messwerk und Vorwiderstand fließt der Strom<br />

I 0 =0, 3mA<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-23


2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

Nach dem Ohm’schen Gesetz ergibt sich dann<br />

R v = U v<br />

I<br />

= 733kΩ<br />

Praxis:<br />

Erweiterung des Spannungsbereiches um den Faktor n = U/U 0 erfordert einen Vorwiderstand<br />

R v = R i (n − 1). Im Beispiel: n = 2 200 → R v = 733kΩ.<br />

In Abb. 2.4.7 ist die Erweiterung eines Voltmeters mit mehreren Messbereichen zu<br />

sehen.<br />

R v1<br />

R v2<br />

R v3<br />

Abbildung 2.4.7.: Realisierung eines Voltmeters mit 4 Messbereichen<br />

2.4.6. Spannungs- und Strommessung<br />

Strommesser:<br />

Immer in Reihe zum Verbraucher, da der Strom in der Serienschaltung überall gleich<br />

groß ist.<br />

Spannungsmesser:<br />

Leistungssmessung:<br />

Immer Parallel zum Verbraucher, da die Spannung bei einer Parallelschaltung gleich<br />

groß ist.<br />

Bei gleichzeitiger Messung von Strom und Spannung eines Verbrauchers zur Leistungsmessung<br />

tritt immer ein prinzipieller Messfehler auf, da nicht beide Bedingungen<br />

gleichzeitig erfüllbar sind.<br />

I f<br />

R iA<br />

R a<br />

R iA<br />

R iV<br />

R iV<br />

U f<br />

R a<br />

Abbildung 2.4.8.: Spannungsrichtige oder stromrichtige Messung am Verbraucher<br />

→ Es sind zwei Schaltungen entsprechend Abb. 2.4.8 möglich, deren Auswahl nach<br />

den Eigenschaften des Verbrauchers getroffen werden muss.<br />

2.4.7. Wheatstonesche Brückenschaltung<br />

Brückenschaltung:<br />

Sie besteht entsprechend Abb. 2.4.9 aus 4 Widerständen, von denen je zwei in Reihenschaltung<br />

als Parallelschaltung an der Spannungsquelle sind.<br />

Spannung:<br />

In den Brückenwiderständen R 1 ...R 4 entstehen die Spannungsabfälle U 1 ...U 4 ,wodurch<br />

sich i.a. auch eine Spannung U 5 ≠ 0V zwischen den Punkten (A) und (B)<br />

einstellt.<br />

GdE1-24 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen<br />

B<br />

C<br />

R 1<br />

R 2<br />

I 1 U 1 3<br />

R 3<br />

U I U 5 3<br />

I 5<br />

A<br />

R 4<br />

D<br />

I 2 U 2<br />

U 0<br />

I 4 U 4<br />

Abbildung 2.4.9.: Wheatstonesche Brückenschaltung<br />

→ Die 4 Widerstände so wählen, dass die Brückenspannung U 5<br />

I 5 =0A wird.<br />

= 0V und somit<br />

Strom:<br />

Das Ergebnis einer längeren Rechnung (Anwendung von Knoten- und Maschenregel,<br />

siehe Übung) liefert<br />

I 5 =<br />

U 0 (R 2 R 3 − R 1 R 4 )<br />

(R 1 + R 3 )(R 2 R 4 + R 5 (R 2 + R 4 )) + R 1 R 3 (R 2 + R 4 )<br />

(2.4.13)<br />

Damit I 5 =0ist muss der Zähler zu Null werden<br />

R 2 R 3 − R 1 R 4 =0 (2.4.14)<br />

Praxis:<br />

In der Praxis wird diese Bedingung über die Widerstandsverhältnisse der Parallelzweige<br />

definiert zu<br />

R 1<br />

R 2<br />

= R 3<br />

R 4<br />

(2.4.15)<br />

oder gleichwertig über die Widerstandsverhältnisse der Reihenzweige zu<br />

R 1<br />

R 3<br />

= R 2<br />

R 4<br />

(2.4.16)<br />

Messgerät:<br />

Abb. 2.4.10 zeigt die Verwendung als Messprinzip für die Messung von Widerständen.<br />

R 1<br />

B<br />

R x<br />

I<br />

C<br />

I 2<br />

I 1<br />

I 5<br />

R 2<br />

A<br />

U 0<br />

M<br />

I x<br />

I 4<br />

R 4<br />

D<br />

I<br />

Abbildung 2.4.10.: Bestimmung von Widerständen mit der Wheatstoneschen Brückenschaltung<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-25


2.4 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gleichungen 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

Prinzip: Das Brückeninstrument M hat den Nullpunkt in der Mitte. Die Widerstände R 2 und R 4<br />

werden als Teilwiderstände eines Schiebewiderstandes (Drehwiderstandes) realisiert.<br />

→ Zur Messung wird der unbekannte Widerstand R x anstelle von R 3 angeschlossen<br />

und der Schleifer solange gedreht, bis das Instrument keinen Ausschlag mehr anzeigt.<br />

Rechnung:<br />

Praxis:<br />

Schreiber:<br />

Aus der Abgleichbedingung in Gln. 2.4.15 ergibt sich direkt der unbekannte Widerstand<br />

zu<br />

R x = R 1R 4 l 4<br />

= R 1 (2.4.17)<br />

R 2 l 2<br />

• Der Wert des Widerstandes R 1 muss sehr genau bekannt sein.<br />

→ Mit R 1 wird der Messbereich ausgewählt.<br />

• Die Längen- und Widerstandsänderungen müssen sehr genau proportional zueinander<br />

sein.<br />

→ An der Skala des Drehwinkels wird direkt der Widerstandswert abgelesen.<br />

• Die Quellenspannung U 0 geht nicht ein.<br />

→ Beim alternativen Ausschlagverfahren zur Widerstandsmessung geht U 0 in<br />

die Messung ein und es muss vor jeder Messung eine Kalibrierung erfolgen.<br />

Abb. 2.4.11 zeigt die Verwendung als zeitabhängiger Schreiber (x(t)-Schreiber) einer<br />

beliebigen physikalischen Größe bei Wahl eines geeigneten Messfühlers.<br />

R = R(T)<br />

C<br />

U<br />

R 0<br />

1<br />

B<br />

R 2 A<br />

R 3<br />

R 4<br />

D<br />

v<br />

Motor<br />

Papierbahn<br />

t<br />

T<br />

Abbildung 2.4.1<strong>1.</strong>: Brückenschaltung im Kompensationsschreiber<br />

→ Als Messfühler kann z.B. ein temperaturabhängiger Widerstand eingesetzt werden.<br />

Aufbau:<br />

Prinzip:<br />

Anstelle des Messinstrumentes wird die Brückenspannung U 5 einem Verstärker zugeführt,<br />

dessen Ausgangsspannung einen Motor antreibt, der über eine geeignete Mechanik<br />

den Abgriff des Schiebewiderstandes verschiebt, an dem zusätzlich ein Schreibstift<br />

angebracht ist.<br />

• Falls die Widerstandskombination R(T ), R 2 , R 3 und R 4 abgeglichen ist, erhält<br />

der Verstärker kein Signal und der Motor steht still.<br />

• Bei einer Änderung von R(T ) erhält der Verstärker solange ein Signal, bis über<br />

den Motor die Brücke wieder abgeglichen ist.<br />

• Realisierung eines Nullspannungsabgleiches kombiniert mit einer beliebigen<br />

Verschiebung des Messbereiches.<br />

GdE1-26 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.5 Arbeit und Leistung<br />

2.5. Arbeit und Leistung<br />

Energie:<br />

Wir haben in Gln. 2.<strong>1.</strong>19 die Spannung definiert als<br />

U = W Q<br />

Mit der Definition der Ladung gemäß Gln. 2.<strong>1.</strong>6 zu<br />

Q = I · t<br />

erhalten wir damit die elektrische Energie zu<br />

W = U · Q = U · I · t (2.5.1)<br />

→ Für zeitlich nicht konstante Spannungen und Ströme muss die Energie allgemeiner<br />

über das Integral berechnet werden<br />

W 12 =<br />

∫ t 2<br />

t 1<br />

u(t) · i(t)dt (2.5.2)<br />

Einheit: Die Einheit der Energie ist die Wattsekunde 8<br />

[W ]=V · A · s = Ws (2.5.3)<br />

Umrechnung:<br />

Für die Umrechnung von elektrischer nach mechanischer Energie (gespeicherter Arbeit)<br />

gilt die wichtige Identität zwischen Wattsekunde (Ws) und Newtonmeter (Nm)<br />

1Ws =1Nm (2.5.4)<br />

→ Dies ist die einzige Beziehung, mit der die elektrischen Einheiten in mechanische<br />

und umgekehrt umgerechnet werden können.<br />

Leistung:<br />

In der Physik (und auch in Klausuren) ist die Leistung als Arbeit pro Zeit definiert<br />

P = W t<br />

(2.5.5)<br />

In der Elektrotechnik gilt analog unter Berücksichtigung des Ohmschen Gesetzes<br />

P = W t<br />

= U · I = I 2 R = U 2<br />

R<br />

(2.5.6)<br />

Merke:<br />

In einem Widerstand von 1Ω fließt bei einer anliegenden Spannung von 1V nach dem<br />

Ohm’schen Gesetz ein Strom von 1A.<br />

→ Dann wird dem Widerstand eine Leistung von 1W zugeführt.<br />

8 Zu Ehren von James Watt, 1736 – 1819, Erfinder der ersten verwendbaren Dampfmaschine<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-27


2.6 Spannungsquelle 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

Wirkungsgrad:<br />

Nur ein Teil der einem Verbraucher angebotenen elektrischen Energie W ges steht diesem<br />

als Nutzenergie W N zur Verfügung, der Rest geht als Verluste W V verloren. Der<br />

Wirkungsgrad η ist<br />

η =<br />

verwendbare Energie<br />

angebotene Energie = W N<br />

W ges<br />

= P N<br />

P ges<br />

(2.5.7)<br />

Verluste:<br />

Entsprechend kann ein Verlustwirkungsgrad η V definiert werden zu<br />

η V =<br />

nutzlos abgeführte Verlustenergie<br />

angebotene Energie<br />

= W V<br />

W ges<br />

= P V<br />

P ges<br />

(2.5.8)<br />

2.6. Spannungsquelle<br />

Praxis:<br />

Spannungsquellen enthalten – genauso wie Verbraucher – elektrische Bauelemente,<br />

z.B. Kupferdraht, Dioden, Kondensatoren oder Spulen in Transformatoren, die einen<br />

endlichen spezifischen Widerstand haben und das Verhalten der realen Spannungsquelle<br />

bestimmen.<br />

Uq<br />

I<br />

R i U k Ra1 R a2<br />

Abbildung 2.6.<strong>1.</strong>: Ersatzschaltbild einer realen Spannungsquelle<br />

Quelle:<br />

Gegeben sei eine reale Spannungsquelle entsprechend Abb. 2.6.1 mit der Quellenspannung<br />

U q und dem Innenwiderstand R i . Diese Werte sind von außen nicht direkt<br />

zugänglich. Es stehen nur Klemmenspannung U k und Strom I zur Verfügung.<br />

2.6.<strong>1.</strong> Ersatzschaltbild<br />

Frage:<br />

Messung:<br />

Wie können Quellenspannung und Innenwiderstand des Ersatzschaltbildes (ESB) bestimmt<br />

werden?<br />

→ Für 2 Unbekannten benötigen wir 2 Gleichungen!<br />

Um die Größen zu bestimmen, werden zwei verschiedene Widerstände R a1 und R a2<br />

an die Spannungsquelle angeschlossen.<br />

→ Dabei werden die Klemmenspannungen und die Ströme zu (U k1 ,I 1 ) und (U k2 ,I 2 )<br />

gemessen.<br />

Innenwiderstand: Für jeden Außenwiderstand gilt in der Masche in Abb. 2.6.1<br />

U q = U k1 + I 1 R i (2.6.1)<br />

U q = U k2 + I 2 R i (2.6.2)<br />

Da U q = const ist (ideale Quelle) erhalten wir durch Gleichsetzen den Innenwiderstand<br />

zu<br />

R i = − U k 2<br />

− U k1<br />

I 2 − I 1<br />

= − ΔU k<br />

ΔI<br />

(2.6.3)<br />

GdE1-28 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.6 Spannungsquelle<br />

→ Im allgemeinen geht also eine Erhöhung des Stromes mit einer Verringerung der<br />

Klemmenspannung einher.<br />

Quellenspannung:<br />

Für die Quellenspannung ergibt sich mit „etwas“ Mathematik, die vielleicht als Übung<br />

zur Klausur jedem empfohlen sei, aus den Gln. 2.6.1 und 2.6.2<br />

U q = I 2U k1 − I 1 U k2<br />

I 2 − I 1<br />

= I 2U k1 − I 1 U k2<br />

ΔI<br />

(2.6.4)<br />

Leerlauf:<br />

Für den speziellen Außenwiderstand R a1 = ∞ erhält man aus der gemessenen Leerlaufspannung<br />

U L = U k1 und mit I 1 =0die Quellenspannung direkt zu<br />

U q = U k1 = U L (2.6.5)<br />

Kurzschluss:<br />

Für den speziellen Außenwiderstand R a2 =0erhält man aus dem gemessenen Kurzschlussstrom<br />

I K = I 2 und mit U k2 =0den Innenwiderstand direkt zu<br />

R i = U k 1<br />

I 2<br />

= U L<br />

I K<br />

= U q<br />

I K<br />

(2.6.6)<br />

→ Auch für reale Quellen gilt das Ohm’sche Gesetz!<br />

2.6.2. Kennlinie<br />

Kennlinie:<br />

Die Klemmenspannung der realen Spannungsquellen wird mit der Maschenregel zu<br />

U k = f(I k )=U q − R i I k (2.6.7)<br />

U k<br />

A<br />

I<br />

Uk<br />

U k2<br />

B<br />

U q<br />

R a2<br />

I 2<br />

I k<br />

U k1<br />

R a1<br />

I 1 I<br />

R i = −<br />

Uk<br />

I<br />

Abbildung 2.6.2.: Betriebskennlinie einer realen Spannungsquelle<br />

→ Die rote Gerade in Abb 2.6.2 ist die Arbeitsgerade der realen Quelle.<br />

Punkte:<br />

• Der Innenwiderstand R i entspricht der Steigung der Kennlinie.<br />

• Die Punkte (A) und (B) sind die Arbeitspunkte im Messversuch mit beliebigen<br />

Widerständen R a1 und R a2 .<br />

• Die durch den Nullpunkt und die Punkte (A) und (B) gehenden Graden sind die<br />

Widerstandsgeraden. Sie werden durch das Ohmsche Gesetz für die Widerstände<br />

definiert.<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-29


2.6 Spannungsquelle 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

Ideal:<br />

Praxis:<br />

Das Ziel für eine „möglichst“ ideale Quelle ist eine weitgehend unabhängige Stromentnahme.<br />

→ Möglichst waagerechte Kennlinie mit kleinem Innenwiderstand.<br />

Für einen Schutz der Quellen vor zu hohen Kurzschlussströmen durch zu kleine Verbraucher<br />

werden Sicherungen (als Schmelzsicherung oder Sicherungsautomat) in den<br />

Stromkreis eingebaut.<br />

→ Bei Überschreiten einer maximal zulässigen Stromstärke wird der Stromkreis unterbrochen.<br />

2.6.3. Reale Spannungsquelle im realen Stromkreis<br />

Leitung:<br />

Bei einem realen Stromkreis ohne Vernachlässigungen muss neben dem Innenwiderstand<br />

R i der Spannungsquelle noch der Leitungswiderstand R L berücksichtigt werden<br />

wie dies in Abb. 2.6.3 dargestellt ist .<br />

I<br />

R i<br />

R L<br />

U i<br />

U L<br />

U q<br />

U g<br />

U a<br />

R a<br />

Abbildung 2.6.3.: Vollständiges Ersatzschaltbild eines Stromkreises<br />

Leerlauf:<br />

Falls kein Strom fließt, ist die Quellenspannung U q des idealen Generators messbar<br />

U q = U g = U a = U L (2.6.8)<br />

Belastung:<br />

Ein Stromfluss erzeugt nach dem Ohm’schen Gesetz an den Widerständen die Spannungsabfälle<br />

U i = IR i und U L = IR L . Mit Hilfe der Maschengleichung erhalten wir<br />

dann<br />

U a = U q − U i − U L (2.6.9)<br />

= U q − IR i − IR L<br />

= U q − I(R i + R L )<br />

= U q − IR i ′ (2.6.10)<br />

Praxis:<br />

Eine reale Leitung erhöht aus Sicht des Verbrauchers den Innenwiderstand der realen<br />

Quelle.<br />

→ Der Leitungswiderstand realer Leitungen wird in Zukunft dem Innenwiderstand<br />

der realen Quelle zugerechnet!<br />

2.6.4. Anpassung<br />

Leistung:<br />

Die Leistung im Außenwiderstand in Abb. 2.6.4 ist nach Gln. 2.5.6 das Produkt aus<br />

Spannung am und Strom durch den Widerstand.<br />

→ Die Leistung ist Null wenn entweder die Spannung am Widerstand (für R a =0,<br />

Kurzschluss) oder der Strom durch den Widerstand (für R a = ∞, Leerlauf) Null sind.<br />

GdE1-30 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.6 Spannungsquelle<br />

I<br />

R i P i<br />

P a<br />

R a<br />

U q<br />

Abbildung 2.6.4.: Leistungsanpassung<br />

Frage:<br />

Funktion:<br />

Wie verläuft die Funktion P a = f(R a ), bzw. wo liegt das Maximum, das Leistungsmaximum,<br />

dieser Funktion?<br />

→ Der Verbrauchswiderstand nutzt dann den maximal möglichen Anteil der von der<br />

Spannungsquelle abgegebenen Energie.<br />

Für die Berechnung der Leistung P a = I 2 R a im Verbraucher benötigen wir den Strom<br />

durch die Reihenschaltung<br />

U q<br />

I =<br />

(2.6.11)<br />

R i + R a<br />

Daraus ergibt sich die gesuchte Funktion zu<br />

P a =<br />

(<br />

Uq<br />

R i + R a<br />

) 2<br />

R a =<br />

U 2 q R a<br />

(R i + R a ) 2 = f(R a) (2.6.12)<br />

Maximum:<br />

Wie wir in der Mathematik gelernt haben, erhalten wir durch Nullsetzen der ersten<br />

Ableitung einer Funktion die Maxima<br />

dP a<br />

= U q 2 (R i + R a ) 2 − 2(R i + R a )Uq 2 R a<br />

dR a (R i + R a ) 4 =0 (2.6.13)<br />

Aus dem Zähler ergibt sich die Anpassbedingung zu<br />

(R i + R a ) 2 = 2(R i + R a )R a<br />

R i + R a = 2R a<br />

R a = R i (2.6.14)<br />

Kenngrößen:<br />

Wir können nun folgende Kenngrößen berechnen<br />

• Das Leistungsmaximum ergibt sich mit Gln. 2.6.12 bei Leistungsanpassung<br />

R i = R a zu<br />

P amax = U q<br />

2 (2.6.15)<br />

4R i<br />

• Der Wirkungsgrad ergibt sich mit der Gesamtleistung<br />

zu<br />

P ges =<br />

U 2 q<br />

R i + R a<br />

(2.6.16)<br />

1<br />

η = P a =<br />

U q 2 R a R i + R a<br />

P ges (R i + R a ) 2 Uq<br />

2 = R a<br />

R i + R a<br />

1<br />

=<br />

(2.6.17)<br />

1+ Ri<br />

R a<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-31


2.7 Stromquelle 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

• Der Leistungsfaktor ist das Verhältnis der Ausgangsleistung zur maximalen Ausgangsleistung<br />

P a<br />

= U q 2 R a 4R i<br />

P amax (R i + R a ) 2 Uq<br />

2 = 4R iR a<br />

(R i + R a ) 2 = 4 Ra<br />

R i<br />

(1 + Ra<br />

R i<br />

) 2 (2.6.18)<br />

1<br />

0.9<br />

Leistungsanpassung<br />

Eta_U(x)<br />

P_U(x)<br />

Eta_I(x)<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

x = R a / R i<br />

Abbildung 2.6.5.: Wirkungsgrad η und Leistungsfaktor P a /P amax in Abhängigkeit von x = R a /R i<br />

In Abb. 2.6.5 sind die Kenngrößen graphisch dargestellt, inklusive des Wirkungsgrades<br />

einer Stromquelle, der im folgenden Kapitel besprochen wird.<br />

Nachricht:<br />

Energie:<br />

In der Nachrichtentechnik sollen geringe Signalleistungen fehlerfrei und sicher durch<br />

einen Nachrichtenkanal übertragen werden<br />

→ Leistungsanpassung P a = P amax zwischen den Stufen bei R a = R i .<br />

In der Energietechnik sollen erzeugte große Energien möglichst ohne Verluste vom<br />

Generator zum Verbraucher transportiert werden<br />

→ Möglichst großer Wirkungsgrad η bei R a ≫ R i<br />

2.7. Stromquelle<br />

Spannung:<br />

An den Klemmen einer idealen Spannungsquelle liegt unabhängig von der Belastung<br />

stets die Quellenspannung an. Die ideale Spannungsquelle liefert dabei einen<br />

so großen Strom, dass das Ohm’sche Gesetz an den Klemmen erfüllt ist.<br />

U q<br />

R i<br />

U L<br />

I k<br />

I q<br />

R i<br />

U L<br />

I k<br />

Spannungsquelle<br />

Stromquelle<br />

Abbildung 2.7.<strong>1.</strong>: Reale Strom- und Spannungsquelle<br />

GdE1-32 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005


2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente 2.8 Nichtlinearer Zweipol<br />

Strom:<br />

Frage:<br />

Verbraucher:<br />

Aus den Klemmen einer idealen Stromquelle fließt unabhängig von der Belastung stets<br />

der Quellenstrom. Die ideale Stromquelle liefert dabei eine so große Spannung, dass<br />

das Ohm’sche Gesetz an den Klemmen erfüllt ist.<br />

Was unterscheidet dann eine Strom- und eine Spannungsquelle?<br />

Aus Sicht des Verbrauchers können reale (widerstandsbehaftet) Quellen nicht unterschieden<br />

werden, wenn für die Kenngrößen gilt, dass die Innenwiderstände beider<br />

Quellen gleich sind und zwischen dem Quellenstrom und der Quellenspannung einfach<br />

nur das Ohm’sche Gesetz gilt<br />

U q = R i I q (2.7.1)<br />

→ Dann können die realen Quellen ineinander überführt werden!<br />

Für den Verbraucher existiert dann eine Quelle mit der Leerlaufspannung<br />

U L = U q = R i I q (2.7.2)<br />

und dem Kurzschlussstrom<br />

I K = I q = U q<br />

R i<br />

(2.7.3)<br />

Quelle:<br />

Aus Sicht der Quelle gibt es allerdings immer einen Unterschied beim Wirkungsgrad:<br />

• Bei einer Spannungsquelle wird der Wirkungsgrad<br />

1<br />

η U = =1 (2.7.4)<br />

1+ Ri<br />

R a<br />

wenn die Quelle im Leerlauf mit R a = ∞ betrieben wird, da dann am Innenwiderstand<br />

keine Verlustleistung entsteht.<br />

• Bei einer Stromquelle wird der Wirkungsgrad<br />

1<br />

η I = =1 (2.7.5)<br />

1+ Ra<br />

R i<br />

wenn die Quelle im Kurzschluss mit R a =0betrieben wird, da dann am Innenwiderstand<br />

keine Verlustleistung entsteht.<br />

2.8. Nichtlinearer Zweipol<br />

Linear:<br />

Bisher haben wir passive und aktive lineare Zweipole behandelt, deren Strom-<br />

Spannungs-Charakteristik I = f(U) durch eine lineare Geradengleichung der Form<br />

y = ax + b dargestellt werden kann<br />

I = GU (2.8.1)<br />

Kennlinie:<br />

Nichtlinear:<br />

Diesen Zusammenhang kann man mit einer Geraden auch graphisch darstellen, wie in<br />

Abb. 2.8.1 dargestellt .<br />

→ Bei passiven Zweipolen entfällt der Achsenabschnitt.<br />

Es gibt aber auch Bauelemente, deren Kennlinie I = f(U) sich nicht mit einer Geradengleichung<br />

beschreiben lässt.<br />

12. September 2005 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de GdE1-33


2.8 Nichtlinearer Zweipol 2. <strong>Gleichstrom</strong>elemente<br />

U q<br />

R i<br />

U<br />

I<br />

G<br />

I<br />

U<br />

Abbildung 2.8.<strong>1.</strong>: Linearer passiver Zweipol (Leitwert) mit I-U-Kennlinie<br />

U q<br />

R i<br />

U<br />

I<br />

D<br />

I<br />

U<br />

U D<br />

Abbildung 2.8.2.: Nichtlineare I-U-Kennlinie einer idealisierten Diode<br />

Diode:<br />

Praxis:<br />

Die Kennlinie einer idelalisierten Diode enthält einen Sperrbereich für Spannungen<br />

U ≤ U D und einen linearen Verlauf für Spannungen U ≥ U D , wie in Abb. 2.8.2<br />

dargestellt ist .<br />

Die I-U-Kennlinien werden von den Herstellern für den Schaltungsentwurf zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

→ In Schaltungssimulationsprogrammen werden Dioden und Transistoren durch Näherungsformeln<br />

modelliert, deren Herleitung Thema einer Bauelementevorlesung ist<br />

.<br />

GdE1-34 Richert@eLKaTe.FH-Münster.de 12. September 2005

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