Vorsicht Krebsvorsorge - Heinz Knieriemen
Vorsicht Krebsvorsorge - Heinz Knieriemen
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<strong>Heinz</strong> <strong>Knieriemen</strong><br />
<strong>Vorsicht</strong> <strong>Krebsvorsorge</strong><br />
Routinemässige Vorsorgeuntersuchungen gelten auch heute noch als ein sicherer Weg, das<br />
Risiko einer Krebserkrankung zu verringern. Doch eine Frau, die den Anfechtungen<br />
kollektiven Angstverhaltens in der Krebsprophylaxe widersteht und Nutzen und Risiken<br />
sorgfältig abwägt, hat kaum etwas zu verlieren.<br />
Der gesundheitliche Nutzen etwa der Brustkrebs- und Gebärmutterkrebs-Früherkennung ist<br />
nicht einfach zu bewerten. Wichtig ist ein differenziertes Wissen, welches die herkömmlichen<br />
Bilder korrigiert. Vorbeugen sei besser als Heilen. Im Krieg gegen den Krebs ist ein Feind fixiert,<br />
der gutgemeinte mutige Taten herausfordert. Die <strong>Krebsvorsorge</strong> scheint daher ein Erfolg der<br />
Medizin im Kampf gegen das Böse.<br />
Angesichts eines solchen Glaubens sind selbst einfach durchschaubare Täuschungen und<br />
Fehlbeurteilungen nicht ohne Schwierigkeiten zu erkennen und zu korrigieren. Das Bild des<br />
Brustkrebses als bösartige lokale Brusterkrankung ist falsch. Am häufigsten entspricht<br />
Brustkrebs einer im ganzen Körper stattfindenden systemischen Erkrankung, die mehrheitlich<br />
klinisch gutartig ist. Die bösartige Krankheit in der Brust ist eher die Ausnahme, auch wenn es<br />
sie gibt.<br />
Krebszellen in der Brust sind also oft harmlos, in anderen Fällen sind sie Ausdruck einer<br />
verhängnisvollen Krankheitsentwicklung. Der allgemeine Gesundheitszustand,<br />
Selbstheilungskraft und die Abwehrbereitschaft des Körpers, sogenannte Wirtsfaktoren,<br />
bestimmen den Verlauf der Erkrankung weit mehr als das Entfernen des Bösen. Dieses viel<br />
differenziertere und wirklichkeitsgerechte Bild macht von vornherein nicht nur mögliche und<br />
eher theoretische Vorteile, sondern auch Grenzen und mögliche Nachteile einer<br />
Krebsfrüherkennung sichtbar. Die entscheidende Frage ist nämlich nicht, ob die<br />
Brustkrebsfrüherkennung statistisch wirksam ist oder nicht, sondern wie häufig dadurch<br />
Vorteile und in wie vielen Fällen dadurch in den persönlichen Auswirkungen Nachteile<br />
entstehen. Zunehmend wird deshalb verstanden, dass eine Früherkennungstheorie allein noch<br />
keinen praktischen Nutzen ausmacht und täuschen kann.<br />
Neun von zehn krebsverdächtigen Brustkrebsbefunden sind harmlos, das heisst, 90 % der<br />
Frauen werden ohne Grund in Angst versetzt. Die Gesamtsterblichkeit ist für Frauen mit und<br />
ohne Mammographie-Screening gleich.<br />
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Die naturwissenschaftliche Medizin muss sich bei allen Massnahmen zur Krankheitsbehandlung<br />
und –vorbeugung stets um einen einwandfreien Nachweis ihrer Wirksamkeit und Effektivität<br />
bemühen. Diese Anstrengung ist eine unabdingbare Voraussetzung, wenn die Medizin ihren<br />
Leitsatz, den Patienten niemals Schaden zuzufügen, gerecht werden will. Die Methoden der<br />
modernen Medizin werden immer eingreifender, invasiver und belastender. Wenn<br />
nebenwirkungsreiche Therapieverfahren unkritisch eingesetzt werden, besteht die grosse<br />
Gefahr, dass den Betroffenen unnötige Risiken zugemutet werden und iatrogene, durch den Arzt<br />
verursachte Gesundheitsschäden entstehen. Die Folge sind zusätzliche vermeidbare Schmerzen,<br />
Ängste, Todesfälle unter den Patienten, die vertrauensvoll ihr Schicksal in die Hände des Arztes<br />
gelegt haben.<br />
Das Ziel der Vorsorgeuntersuchungen besteht darin, möglichst frühe Tumorstadien zu<br />
entdecken. Diese Aufgabe können die hochsensitiven Untersuchungsverfahren erfüllen. Dabei<br />
werden aber häufig Gewebeveränderungen festgestellt, die im Grenzbereich zwischen gutartig<br />
und bösartig liegen. Eine sichere Unterscheidung von bedeutsamen Krebsvorstufen, die eine<br />
echte Gefahr darstellen, und unbedeutsamen Krebsvorstufen, die sich niemals bemerkbar<br />
machen werden, ist nicht möglich, wie die Praxis zeigt. Sie wird zudem von einer grossen Reihe<br />
von Unsicherheiten und Anfechtungen bestimmt.<br />
126 743 unnötige Operationen!<br />
Kritische Ärztinnen bemängeln, dass die Entdeckung zahlreicher unbedeutender<br />
Gewebeanomalien zu einer erheblichen Übertherapie bei Frauen führt, die ohne Vorsorge<br />
niemals krank geworden wären. Im Zweifelsfalle gehen Ärzte und Pathologen lieber von der<br />
Bösartigkeit einer Krankheit aus und damit auf Nummer sicher. Lieber eine Behandlung zuviel<br />
als eine übersehene Diagnose. Eine überflüssige Amputation der Brust oder Entfernung der<br />
Gebärmutter kann sich später nicht mehr als Kunstfehler herausstellen. Wenn der Krebs nicht<br />
wieder auftritt, wird die Operation als lebenserhaltend, als Heilung eingestuft, was auch Einfluss<br />
auf statistische Aussagen hat.<br />
Die deutsche Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) hat ihren Jahresbericht 2006 zum Thema<br />
Gebärmutterentfernungen (Hysterektomien) veröffentlicht. Im Jahr 2006 wurden in Deutschland – in<br />
der Schweiz kann von ähnlichen Relationen ausgegangen werden – 139 312 Gebärmütter entfernt,<br />
davon lediglich 12 569, also nicht einmal 10 Prozent, aufgrund einer bösartigen Erkrankung! Die BQS<br />
koordiniert die externe vergleichende Qualitätssicherung in deutschen Krankenhäusern. Sie stellt<br />
wissenschaftlich fundierte Aussagen über die medizinische und pflegerische Qualität zur Verfügung<br />
und ist dem Wohl der Patientinnen und Patienten verpflichtet.<br />
2
Das Feministische FrauenGesundheitszentrum Berlin (FFGZ), ein qualifiziertes<br />
interdisziplinäres Team, das sich professionell für die gesundheitlichen Belange von Frauen<br />
einsetzt, kommt praktisch zu den gleichen Resultaten. Laut der gemeinnützigen Einrichtung<br />
wird bei gutartigen Erkrankungen immer noch zu schnell und zu viel operiert. 71 Prozent der<br />
Eingriffe werden wegen Myomen und Blutungsstörungen durchgeführt, das sind fast 90 000<br />
Gebärmutterentfernungen aufgrund einer gutartigen Erkrankung. Diese sind unnötig oder es<br />
hätte sich eine organschonende Alternative aufgedrängt. Doch diese werden Frauen viel zu<br />
selten angeboten. Dabei ist der Wunsch nach nicht-operativen Therapieverfahren ausgeprägt,<br />
und gebärmuttererhaltende Verfahren sollten stärker gefördert werden.<br />
Eine Mitentfernung der Eierstöcke wird Frauen in oder nach den Wechseljahren bei einer<br />
Gebärmutterentfernung fast schon routinemässíg angeraten. Häufig wird argumentiert, die<br />
Eierstöcke hätten jetzt keine Funktion mehr, und es könne so<br />
ein Eierstockkrebs vermieden werden. Vor allem vor den Wechseljahren greift die Entfernung<br />
der Eierstöcke massiv in den Hormonhaushalt ein. Osteoporose und Wechseljahrssymptome<br />
können die Folge sein.<br />
Das voraussehbare Nutzen-Schaden-Verhältnis der Frühdiagnose und Behandlung muss<br />
beweisbar hoch positiv sein. Dieses Nützlichkeitserfordernis wird von der schulmedizinischen<br />
<strong>Krebsvorsorge</strong>strategie nicht erfüllt. Die Abnahme der Sterblichkeit bei Gebärmutterhalskrebs<br />
(Zervix-Karzinom) wird gern der Früherkennung durch den Pap-Test zugeschrieben, mit dem<br />
Zellveränderungen am Muttermund entdeckt werden können. Der Grund für den Rückgang liegt<br />
darin, dass etwa seit 1960 ein wahres Jagdfieber auf Gebärmütter und Eierstöcke eingesetzt hat.<br />
In den USA hat jede 3. Frau über 60 keine Gebärmutter mehr, und bei uns sind Frauenärzte<br />
bemüht, den Amerikanern diesen Rekord streitig zu machen. Die Logik der Geschichte: An einem<br />
entfernten Organ kann kein Krebs entstehen.<br />
Ernst zu nehmen ist auch die Kritik des inzwischen verstorbenen Arztes und Klinikleiters Julius<br />
Hackethal: „Die meisten Frauen sind sich gar nicht bewusst, was regelmässig wiederholte<br />
Mammographien für ihre Gesundheit bedeuten. Die hochsensiblen Brüste werden dadurch<br />
immer wieder Röntgenstrahlen ausgesetzt. Da aber davon auszugehen ist, dass mindestens bei<br />
jeder 4. Frau über 40 ein kleiner Krebsherd in der Brust vorhanden ist, besteht die Gefahr, dass<br />
mit Mammographien, der noch heikleren Flimmerbilddiagnostik der Szintigraphie und vor allem<br />
den Gewebsentnahmen (Biopsien) aus einem inaktiven ein aktiver Krebsherd entsteht. Die Zahl<br />
unnötiger Brusteingriffe und –amputationen lässt sich nur ahnen. Selbstverständlich gehe ich<br />
nicht so weit, jede Röntgendiagnostik für schädlich zu erklären. Im Gegenteil:<br />
Röntgenaufnahmen sind bei der Krebskrankheit zur Verlaufskontrolle unentbehrlich. Aber wir<br />
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geizen mit jeder einzelnen, und in jedem Einzelfall wird überlegt, ob wir darauf verzichten<br />
können. Allein in Deutschland sind mehr als 55 000 medizinische Röntgengeräte im Einsatz. Von<br />
diesen Röntgengeräten geht die grösste Strahlenbelastung für die Bevölkerung aus. Dieser ganze<br />
hochapparative Kampfeinsatz wird dem ganzheitlichen Charakter der Krebskrankheit nicht<br />
gerecht.“<br />
80 % der Gebärmutterentfernungen sind unnötig<br />
Die alarmierenden Aussagen der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung und des FFGZ sind<br />
praktisch deckungsgleich mit jenen von Dr. Barbara Ehret-Wagener. Die Frauenärztin und<br />
langjährige Leiterin der gynäkologischen Abteilung einer Rehabilitationsklinik, in der sich<br />
Frauen von den Folgen der Operationen erholen, geht von 120 000 bis 140 000<br />
Gebärmutteroperationen in Deutschland aus. Sie hält nur etwa 10 % der Hysterektomien für<br />
wirklich unumgänglich im streng medizinischen Sinn:<br />
270 Operationen geforder<br />
Die betont chirurgische Ausrichtung der Medizin drückt sich in der Ausbildungsordnung von<br />
Gynäkologen aus: Allein 270 Operationen an weiblichen Geschlechtsorganen müssen angehende<br />
Ärzte in Deutschland – in der Schweiz sehen die Anforderungen für die FMH-Zulassung ähnlich<br />
aus – durchgeführt haben, um die Facharztausbildung erfolgreich abzuschliessen. Davon sind 40<br />
Gebärmutterentfernungen, 15 grössere operative Eingriffe an der weiblichen Brust,<br />
einschliesslich 5 Amputationen, sowie 150 Operationen im geburtshilflichen Bereich.<br />
„Wenn ich ganz vorsichtig bin, dann sage ich: 80 % der Gebärmutterentfernungen sind auch<br />
heute noch nicht wirklich notwendig. Da könnte man auch anders handeln. Viele Kollegen<br />
können inzwischen auch sehr gut organerhaltend operieren und tun das auch gern. Dass<br />
andererseits aber immer noch so viele Organe entfernt werden, hängt meiner Meinung nach<br />
damit zusammen, dass in der Ausbildung diese Operation so häufig durchgeführt werden muss.<br />
Diese Operation ist ein Schwerpunkt in der Ausbildung zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin,<br />
die immer noch die Minderheit darstellen. Wenn da jemand Zweifel zulässt über den Sinn der<br />
Operation, kann er eigentlich die Ausbildung nicht zu Ende machen, weil er in Konflikte kommt.<br />
Und dann kommen diese jungen Ärzte in die Praxis, und da machen sie so weiter, wie sie es<br />
gelernt haben. Für sie ist die Gebärmutter ein blutungsproduzierendes und für eine<br />
Schwangerschaft sorgendes Muskelorgan, völlig getrennt von der Frau. Und sie sehen ja auch<br />
nicht unbedingt, wie schlecht es vielen Frauen nach so einer Operation geht. Die Folgen sehen<br />
wir hier in der Rehabilitationsklinik.“<br />
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Es gibt selbstverständlich auch die Fälle, in denen Frauen zufrieden sind und nach der Operation<br />
keine Beschwerden haben. Wichtiges Kriterium bei der Entscheidungsfindung ist, ob die<br />
Lebensqualität dadurch verbessert werden kann. Es gibt sehr viele Gründe, warum die Ärztin<br />
oder der Arzt eine Gebärmutterentfernung, eine sogenannte Hysterektomie, empfiehlt, aber nur<br />
in wenigen Fällen handelt es sich dabei um eine medizinische Notwendigkeit. Nur wenn<br />
eindeutig Krebs festgestellt wurde, sollte eine Operation erwogen werden - sonst gibt es grosse<br />
Ermessensspielräume. Eine Gebärmutterentfernung kann sinnvoll sein, wenn sehr starke<br />
Beschwerden auftreten. In diesem Fall sollten aber auch andere, weniger tiefgreifende<br />
Behandlungsmethoden erwogen werden.<br />
Ernüchternde Nutzen-Risiko-Bilanzen<br />
Eine kritische Würdigung des Nutzens von Medizin mittels moderner wissenschaftlicher<br />
Methoden wirft eine Reihe von Fragen auf. In den letzten Jahren haben Untersuchungen zur<br />
Nutzen-Risiko-Bilanz medizinischer Massnahmen zunehmend zu ernüchternden Ergebnissen<br />
geführt. Unter zahlreichen medizinischen Interventionen ohne Netto-Nutzen befinden sich<br />
auffällig viele, die an Frauen durchgeführt werden und meist den Charakter von Massenmedizin<br />
aufweisen.<br />
Es kann vermutet werden, dass der urban geprägte Mensch mit seiner Verfügbarkeit hoher<br />
technischer Errungenschaften unbemerkt vom Wunsch bestimmt worden ist, es könne ein<br />
Leben ohne Leid und Tod geben. Das natürliche Wechselspiel zwischen Gewissheit und<br />
Ungewissheit endet in einem Festhalten an einer scheinbaren Gewissheit - in einem<br />
Festklammern an messbaren Ergebnissen technischer Mittel, auch dann, wenn diese keinen<br />
Schutz und keine Hilfe mehr bieten. Das erfolgreiche Bestehen von Ungewissheit hingegen<br />
erfordert andere Techniken als die Maschinentechnik, es erfordert Unabhängigkeit und Mut, im<br />
Grunde genommen weibliche Eigenschaften.<br />
Hormonersatztherapie – gefährliche Lifestyle-Drogen<br />
Wechseljahrs-Hormone sind zu einem Modemedikament geworden, obwohl die Präparate<br />
mitverantwortlich für den ungebremsten Anstieg der Brustkrebserkrankungen sind. Das zeigen<br />
alle Studien, die in den letzten Jahren weltweit von renommierten Institutionen veröffentlicht<br />
worden sind. So belegt eine Studie vom Nationalen Krebsforschungszentrum in Washington: Je<br />
länger die Hormone eingenommen werden, desto grösser wird die Gefahr, an Brustkrebs zu<br />
erkranken. Neu ist die Erkenntnis, dass die Präparate mit 2 Hormonen, in der Regel mit<br />
Östrogenen und Gestagenen, die Brustkrebsgefahr noch zusätzlich steigern. In der Praxis<br />
bedeutet das: Wenn eine Frau die Hormone 5 Jahre nimmt, steigt das Brustkrebsrisiko schon um<br />
40 % gegenüber einer Frau, die auf die Wechseljahrs-Hormone ganz verzichtet.<br />
In den Industrienationen wird davon ausgegangen, dass jede 2. bis 3. Frau zwischen<br />
5
55 und 65 Hormone nimmt. Die wichtigsten Versprechen bei langfristiger Anwendung:<br />
Jugendlichkeit und Schutz vor Osteoporose oder Herzinfarkt. Entschiedener Widerspruch regt<br />
sich heute auch in der Schulmedizin – zumindest dort, wo sie sich ausserhalb des Pharmafilzes<br />
bewegt. Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen von der Arzneimittelkommission der deutschen<br />
Ärzte: Ein genereller Nutzen im Hinblick auf Herzinfakt ist für Östrogene und Gestagene nicht<br />
belegt. Auch dass sie im Alter vor Knochenbrüchen schützen, ist nicht nachgewiesen.<br />
Diagnose Krebs: Und nun?<br />
• Holen Sie vor einer Entscheidung auf jeden Fall eine zweite ärztliche Meinung ein.<br />
Fürchten Sie nicht, Ihr Arzt oder Ihre Ärztin könnte das als Misstrauensvotum<br />
interpretieren. Als Massnahme der Qualitätssicherung, Kosteneinsparung und zu Ihrer<br />
Sicherheit wird die zweite Meinung dringend angeraten. Präsentieren Sie dem zweiten<br />
Arzt nicht die Diagnose der Erstberatung, damit Sie ein unbeeinflusstes Urteil erhalten.<br />
• Die Entfernung der Gebärmutter ist ein schwerwiegender Eingriff mit möglichen Folgen<br />
für Ihr weiteres Leben. Überlegen Sie sich sehr gut, ob Sie ihm zustimmen – sofern Sie<br />
nicht eindeutig unter Krebs leiden. Immer daran denken: Mindestens 80 % der<br />
Operationen sind unnötig.<br />
• Wenn Ihnen eine Operation vorgeschlagen wird, fragen Sie genau nach dem Grund, der<br />
Diagnose. Fragen Sie, ob es keine andere schulmedizinische oder naturheilkundliche<br />
• Behandlung gibt. Fragen Sie, ob Ihre Beschwerden durch eine Operation wirklich<br />
beseitigt werden können.<br />
• Vor allem, wenn Sie sich zum Zeitpunkt einer Diagnose seelisch belastet fühlen<br />
(Arbeitsplatzverlust, PartnerInnenverlust, Wechseljahresbeschwerden), sollten Sie Rat<br />
bei einer Psychologin oder einer Beratungsstelle für Gesundheitsfragen einholen. Starke<br />
Blutungen, Unterleibsschmerzen, auch Myome können Ausdruck Ihrer seelischen<br />
Belastung sein. In diesem Fall wird es Ihnen nach der Operation wahrscheinlich nicht<br />
besser gehen als vorher, denn eine Gebärmutterentfernung löst keine Lebenskrisen.<br />
• Schreiben Sie vor Untersuchungen und Gesprächen Ihre Fragen auf, und nehmen Sie<br />
eine Vertrauensperson mit. Vier Ohren hören mehr als zwei. Zumal wenn Sie –<br />
verständlicherweise – aufgeregt sind, kann eine nicht direkt betroffene Person oft<br />
nachdrücklicher fragen.<br />
• Lassen Sie sich bei Ihrer Entscheidung nicht unter Druck setzen. Nehmen Sie sich viel<br />
Zeit, um sich zu entscheiden. Es gibt kaum eine Situation, bei der eine Operation<br />
innerhalb weniger Tage notwendig ist.<br />
• Wenn bei Ihnen z.B. ein Myom gefunden wurde, das Ihnen aber keine Beschwerden<br />
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• macht, müssen Sie sich nicht operieren lassen. Das gleiche gilt, wenn Sie zwar<br />
Beschwerden haben, diese aber gut ertragen können und wollen (z.B. Blutungen). Sollte<br />
das Myom später einmal Beschwerden machen, die Sie nicht tolerieren wollen, können<br />
Sie neu nachdenken. Häufig bleiben Myome aber über Jahre symptomlos. In den<br />
Wechseljahren werden sie in der Regel kleiner.<br />
• Lassen Sie sich nicht „vorsorglich“ operieren („Dann können Sie keinen Krebs mehr<br />
bekommen“).<br />
• Auch wenn Sie keine Kinder möchten oder schon älter sind, ist das kein Grund für eine<br />
• Gebärmutterentfernung.<br />
• Wenn Sie sich für eine Operation entschieden haben, fragen Sie, ob es nicht eine<br />
schonendere Art des Eingriffs gibt als die, die Ihnen vorgeschlagen wird. Informieren Sie<br />
sich bei unabhängigen Beratungsstellen und wählen Sie das Krankenhaus, das Ihren<br />
Bedürfnissen am meisten entspricht.<br />
• Vereinbaren Sie genau (schriftlich!), was gemacht werden soll und was nicht (z.B. ob die<br />
Eierstöcke mit entfernt werden müssen). Fragen Sie nach dem Ablauf der Operation, der<br />
Operationsmethode, wie lange Sie vermutlich im Krankenhaus bleiben müssen, ob<br />
irgendwelche Anschlussbehandlungen notwendig sind und wie lange Sie wahrscheinlich<br />
nicht arbeitsfähig sein werden.<br />
• Fragen Sie im Krankenhaus, was Ihnen nach der Operation zusteht (Haushaltshilfe, bei<br />
Krebs: Anschlussheilbehandlung).<br />
Einige Fachausdrücke der Gynäkologie<br />
Adnektomie Entfernung von Eierstock und Eileiter (ein- oder beidseitig)<br />
Ausschabung Entfernung der oberen Schicht der Gebärmutterschleimhaut<br />
Biopsie Entnahme einer Gewebeprobe<br />
Carcinoma in situ Oberflächenkrebs<br />
Dysplasie Veränderte Zellen am Gebärmutterhals, aus denen sich Tumorzellen<br />
entwickeln können<br />
Embolisation Myome werden medikamentös behandelt. Dadurch sind sie nicht mehr<br />
durchblutet und schrumpfen ein.<br />
Endometriose Gebärmutterschleimhaut, die sich ausserhalb der Gebärmutter<br />
befindet, sich im Zyklus auf- und abbaut und starke Schmerzen verursachen kann<br />
Gebärmuttervorfall Senkung der Gebärmutter, so dass der Gebärmutterhals im<br />
Vaginaeingang sichtbar ist<br />
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Hysteroskopische Myomabtragung Myome, die in die Gebärmutter hineinragen, werden mit Hilfe<br />
einer elektrischen Schlinge abgetragen<br />
Hysterektomie Gebärmutterentfernung<br />
Konisation Entnahme eines kegelförmigen Gewebestücks aus dem Gebärmutterhals<br />
Myom gutartige Geschwulst aus Muskelgewebe an oder in der Gebärmutter<br />
Laparoskopische Entfernung Myome werden aus der Gebärmutter herausgeschält<br />
Pap-Abstrich Entnahme von Zellen am Gebärmutterhals bei der<br />
Krebsfrüherkennungsuntersuchung<br />
Polyp meist gutartige Schleimhautgeschwulst am Gebärmutterhals<br />
oder im Gebärmutterkörper<br />
Rezidiv Wiederauftreten einer Erkrankung<br />
Sonographie Ultraschalluntersuchung<br />
Totaloperation Im alltäglichen Sprachgebrauch wird darunter die Entfernung<br />
der Eileiter, der Eierstöcke und der Gebärmutter verstanden<br />
Uterus Gebärmutter<br />
Zervix Gebärmutterhals, der Teil der Gebärmutter, der in die Vagina ragt<br />
Zyste mit Flüssigkeit gefüllter Gewebesack<br />
Patientennutzen vor Erklärungstheorien<br />
Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Arzt Johannes G. Schmidt entstanden. Er führt seit 18<br />
Jahren eine Allgemeinpraxis in Einsiedeln. Er studierte mit Unterstützung des Nationalfonds in<br />
Australien Klinische Epidemiologie und gründete 1993 die Stiftung Paracelsus Heute. Sie<br />
verfolgt die Förderung einer zeitgemässen Beurteilung medizinischen Wissens in der Absicht,<br />
Ärzten und Patienten Kenntnisse und den Mut zu geben, trotz der vielfach geschürten Angst vor<br />
allerlei Krankheiten auf unnütze medizinische Untersuchungen und Behandlungen zu<br />
verzichten. Es zeigt sich, dass vor allem viele Check-up- und Routineuntersuchungen unnütz sind<br />
und durch häufige Falschinterpretationen gesundheitliche Gefahren in sich bergen.<br />
Weitere Informationen sind auf dem Frauengesundheitsportal www.ffgz.de nachzulesen oder beim<br />
FFGZ Feministisches FrauenGesundheitsZentrum, Bamberger Strasse 51,<br />
D-10777 Berlin, erhältlich. Wir empfehlen Frauen ein Abonnement der Zeitschrift clio des FFGZ.<br />
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