Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
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Gabriel Fauré<br />
mit dem älteren<br />
Sohn Emmanuel,<br />
Fotografie von 1889<br />
gendwas mit dem Stück nicht in Ordnung gewesen<br />
zu sein, wenn wir die Ablehnung durch die<br />
Verlage Durand und Choudens („Diese kleine<br />
Brüskierung hat mich stärker betroffen, als ich<br />
dachte“) dafür als Indiz nehmen wollen. Möglicherweise<br />
lag es am Finalsatz, der in seiner Premierenfassung<br />
nicht erhalten ist, denn Fauré<br />
komponierte ihn – wohl auch in Reaktion auf die<br />
Kritik am Finale seiner ersten Violinsonate – drei<br />
Jahre danach „von oben bis unten neu“. Allerdings<br />
nimmt es nicht wunder, dass es Schwierigkeiten<br />
mit einer adäquaten Finalsteigerung geben<br />
sollte, nachdem Fauré bereits im ersten Satz<br />
ziemlich viel Pulver verschossen und mit dem<br />
etwa siebenminütigen Klagegesang des Adagio<br />
als „Höhepunkt in Faurés erster Schaffensperiode“<br />
(Robert Orledge) noch eins draufgesetzt<br />
hatte. Doch es gelang ihm bravourös: Das Allegro<br />
molto von 1883 gilt als „one of his most powerful<br />
chamber music movements, violently ecstatic,<br />
windswept and passionate in mood.“<br />
Das Quartett entstand in einer für Fauré problematischen<br />
Zeit, als die endgültige Trennung von<br />
seiner großen Liebe Marianne Viardot, der Tochter<br />
der berühmten Altistin Pauline Viardot, nach jahrelangen<br />
zermürbenden Auseinandersetzungen<br />
bevorstand. Erst nach drei Jahren wurde das<br />
Werk fertig. Leiden und Leidenschaft – beides finden wir in Faurés<br />
Musik wieder. Ganz im Geiste des Komponisten, für den der Sinn der<br />
Musik darin bestand, den Hörer gefangen zu nehmen und zu bezaubern,<br />
entdeckte sein Klavierlehrer Camille Saint-Saëns in Faurés kurz<br />
zuvor komponierter Violinsonate op. 13 (Journal de Musique, 7. April<br />
1877) „all das, was den Feinschmecker verlocken kann: neue Formen,<br />
ausgezeichnete Modulationen, ungewöhnliche Klangfarben, die<br />
Verwendung von unerwarteten Rhythmen. Und über allem schwebt<br />
ein Zauber“ – wie auch, ohne Wenn und Aber, über Faurés Opus 15!<br />
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