Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
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sen haben, wenn er es schafft,<br />
Musik zu schreiben, die sich weniger<br />
auf oberflächliche Wirkung verlässt“,<br />
hinterließ einen tagelang<br />
völlig niedergeschlagenen Komponisten:<br />
„Ich fühlte mich wie ein verprügelter<br />
Schuljunge... Das ist<br />
umso dümmer, da ich mich für gewöhnlich<br />
keinen Deut um Kritiker,<br />
am allerwenigsten J.A.W. [Britten<br />
unterlässt nicht ein Wortspiel mit<br />
„jaw“] schere.“ Nach diesem unerquicklichen<br />
Vorfall wurde die Idee<br />
zu einem ersten Streichquartett<br />
aufgegeben.<br />
Noch als Student am Royal<br />
College of Music begann Britten 1933 mit der Komposition einer<br />
Suite mit einsätzigen Charakterstücken für Streichquartett, der er die<br />
Überschrift „Alla Quartetto Serioso: ‘Go play, boy, play’“ gab (der Untertitel<br />
ist Shakespeares’ „Wintermärchen“ entnommen.) Von den<br />
fünf geplanten Sätzen wurden nur drei (Alla Marcia, Alla Valse, Alla<br />
Burlesca) vollendet, obwohl ein Alla Romanza und ein Theme and<br />
[zwei] Variations im Kompositionsentwurf vorhanden sind. Die fertigen<br />
Sätze wurden ein einziges Mal, am 11. Dezember 1933, vom<br />
Macnaghten-Quartett in einem Konzert im Ballet Club des Mercury<br />
Theater aufgeführt. Im Februar 1936 ließ sich Britten zu einer Überarbeitung<br />
bewegen. Von den drei Sätzen wurde der March mit der Einführung<br />
neuer Glissando-Figurationen und der Neuinstrumentierung<br />
der Flageoletts im Seitenthema am grundlegendsten überarbeitet,<br />
der Waltz von 1936 ist differenzierter als das Original von 1933, während<br />
die Burlesque lediglich vom 6/8- zum 3/8-Takt umnotiert wurde.<br />
Der arme Mr. „J.A.W.“ konnte indes nicht verhindern, dass der<br />
Komponist von Rang Benjamin Britten in den vierziger Jahren zwei<br />
Streichquartette vollendet hat; das dritte (1975) wurde Brittens<br />
Schwanengesang, mit einem Schlusssatz, der wohl zu den schönsten<br />
Kompositionen gehört, die je für Streichquartett geschrieben<br />
wurden.<br />
Benjamin Britten,<br />
ca. 1935/36<br />
Fotografie von<br />
Enid Slater,<br />
Frau des Schriftstellers<br />
und<br />
Librettisten von<br />
„Peter Grimes“,<br />
Montagu Slater<br />
„und über allem schwebt ein Zauber“<br />
Faurés Klavierquartett<br />
Gabriel Fauré erinnerte sich später, man habe die Musik seines Klavierquartetts<br />
bei der Uraufführung 1880 in einem Konzert der Societé<br />
Nationale de la Musique Française (mit dem Komponisten am<br />
Klavier) als „laut und misstönend“ empfunden. Tatsächlich scheint ir<strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong><br />
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