Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
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RVW um 1904<br />
„anything worth saying”<br />
Vaughan Williams’ Klavierquintett<br />
Die einzige feste Anstellung, die er jemals hatte, versah Ralph Vaughan<br />
Williams von 1896 bis 1899 als Organist in einer Londoner Gemeinde,<br />
doch er wurde des Dienstes überdrüssig, denn er wollte, ja<br />
er musste unbedingt komponieren. Ging zurück ans Royal College of<br />
Music, lernte Gustav Holst kennen, zog mit seiner jungen Frau nach<br />
Berlin, um bei Max Bruch zu lernen, bat Elgar um Studien, der gar<br />
keine Schüler annahm, machte 1899 seinen Doctor of Music, sammelte<br />
ab 1903 über 800 englische Volkslieder, schrieb erste Werke,<br />
war mit sich und seinen Fähigkeiten aber niemals recht zufrieden…<br />
„A musician who<br />
wishes to say<br />
anything worth<br />
saying must first<br />
of all express<br />
himself.“<br />
(RVW, A School<br />
of English Music,<br />
1902)<br />
Erst ein dreimonatiger Studienaufenthalt bei Maurice<br />
Ravel 1908 in Paris öffnete ihm Aug und Ohr<br />
für eigene Ideen: Ravel war jener Lehrer, nach dem<br />
er so lange gesucht hatte und der ihm schließlich<br />
bescheinigte, als einziger Schüler „nicht meine<br />
Musik“ geschrieben zu haben.<br />
Als Vaughan Williams im Jahre 1903 mit der<br />
Arbeit an seinem Klavierquintett begann, hatte er<br />
zwar bereits einige wichtige Lieder geschrieben<br />
(„Linden Lea“, „Orpheus with his lute“, „Silent<br />
Noon“ und „Whither must I wander?“) sowie einige kleine Orchesterarbeiten<br />
und die Kantate „Willow-Wood“ auf Worte von Dante Gabriel<br />
Rossetti fertiggestellt, doch die Suche nach einer eigenen Handschrift<br />
sollte fast allen Werken der Studienjahre angehaftet bleiben,<br />
wie bereits die Datierung am Ende der Partitur ahnen lässt: „Finished<br />
Oct. 27, 1903. revised Aug 29, 1904. Further revised Sept. 28, 1905.“<br />
Das Quintett wurde in der Londoner Aeolian Hall in einem „Broadwood<br />
concert“ am 14. Dezember 1905 mit Richard Epstein (Klavier),<br />
Louis Zimmerman (Violine), Alfred Hobday (Viola), Paul Ludwig<br />
(Violoncello) und Claude Hobday (Kontrabass) zum ersten Mal, in den<br />
folgenden Jahren vermutlich noch<br />
mehrfach aufgeführt, bevor Vaughan<br />
Williams seine Arbeit zurückzog: das<br />
letzte Konzert fand am 8. Juni 1918 statt.<br />
Das eigenhändig unterschriebene<br />
Manuskript – dessen tiefgreifende Revision<br />
durch zahlreiche Ausstreichungen<br />
und Korrekturen, besonders in den Ecksätzen,<br />
dokumentiert ist – befand sich<br />
in der umfangreichen Sammlung, die<br />
Ursula Vaughan Williams nach dem Tod<br />
ihres Mannes der British Library 1958<br />
überließ. Die Manuskripte der frühen<br />
Arbeiten sollten nach dem Wunsch des<br />
Komponisten unveröffentlicht bleiben,<br />
doch nach 40 Jahren willigte die Witwe<br />
III<br />
Samstag<br />
19 Uhr<br />
„Smith and<br />
Brown have got<br />
to write Smithian<br />
and Brownian<br />
music, just as<br />
Beethoven and<br />
Schubert wrote<br />
Beethovenian<br />
and Schubertian<br />
music.“<br />
(RVW, English<br />
Folk Song, 1911)<br />
<strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong><br />
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