Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
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len Musikalien- und Instrumentensammlung, als Musikenthusiast vernarrt<br />
in Schuberts Lied „Die Forelle“ (D 550)...<br />
Und so kam es, nach entschiedener Auskunft von Schuberts<br />
Freund Albert Stadler (Erinnerungen, 1858): Schubert hatte den Sänger<br />
Vogl 1819 zum ersten Mal in dessen Geburtsort Steyr begleitet<br />
und wurde von ihm in den musikalischen Salon von Paumgartner<br />
eingeführt, zu dem sich weitere Kontakte während der Sommer -<br />
aufenthalte 1823 und 1825 ergaben. Vogl und Schubert erhielten Kost<br />
und Logis bei Paumgartner. Laut Stadler schrieb Schubert das Quintett<br />
auf dessen „bes. Ersuchen [...] der über das köstliche Liedchen<br />
ganz entzückt war. Das Quintuor hatte nach seinem Wunsche die<br />
Gliederung u. Instrumentierung des damals noch neuen Hummelschen<br />
Quintettes, recte Septuors, zu erhalten.“ Bei dem erwähnten<br />
Hummel-Stück handelt es sich um das Septett op. 74 (1802), das<br />
1816 auch in einer Quintettfassung (mit Kontrabass) erschienen war.<br />
Insofern war Schubert gezwungen, sich an einem klanglich eher unausgewogenen<br />
Arrangement zu orientieren, verstand es allerdings,<br />
das Cello aus dem Korsett der Bassfunktion zu lösen, indem er ihm<br />
Melodien in klangschöner Tenorlage gönnte, was wiederum den ausübenden<br />
Gönner entzückt haben dürfte. So ließe sich auch die Bevorzugung<br />
des Cellos in der 5. Variation des Schlusssatzes erklären,<br />
denn Paumgartner zuliebe wurde die Variationenfolge über Schuberts<br />
Forellen-Lied – von Des-Dur nach D-Dur transponiert – als<br />
fünfter Satz angefügt: Fünf Instrumente, fünf Sätze, fünf Variationen!<br />
Eine Pointe dieser Eingliederung mag darin gefunden sein, dass die<br />
dem Original ähnlichste Gestalt des Liedthemas – mit der perlenden<br />
Sextolenfigur der Klavierbegleitung – erst<br />
am Schluss des Satzes, also als Resultat<br />
und nicht als Ausgangspunkt der Variationenfolge,<br />
erklingt.<br />
Leider ist das Manuskript des Forellenquintetts<br />
verschollen; es existieren zwei<br />
Fassungen, die gedruckte und eine erst<br />
1975 in St. Florian aufgefundene Abschrift<br />
von Stadler, in welcher einige Partien technisch<br />
leichter gesetzt sind. Die Erstausgabe<br />
erschien im Frühjahr 1829 bei Joseph<br />
Czerny in Wien. Über irgendeine erste öffentliche<br />
Aufführung ist nichts bekannt geworden.<br />
Sicherlich wurde das Quintett im<br />
„Musiksalon“ Paumgartners – mit dem<br />
Hausherrn am Cello – in einem jener berühmten<br />
kleinen Soireen zur Premiere gebracht,<br />
die Sylvester als Keimzelle für viele<br />
Komponistenbegegnungen in der Steyrer<br />
Ferienidylle etabliert hatte, vergleichbar etwa den Sonnleithner-Abenden<br />
in Wien. Und mit diesem Verlauf der Geschichte dürfte auch der<br />
Schubert Franz letztlich ganz zufrieden gewesen sein.<br />
„In Steyr hab ich<br />
mich und werd’<br />
mich noch sehr<br />
gut unterhalten“<br />
(1819 an<br />
Mayrhofer)<br />
Forellenquintett<br />
<strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong><br />
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