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Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen

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Der vollständige Entwurf zu einem 1924 veröffentlichten zweiten<br />

Trio zum Scherzo mit Beethovens Vermerk „... muß zum Einlegen<br />

geschrieben werden“ war vermutlich für eine spezielle Gelegenheit<br />

gedacht, die möglicherweise gewisse Konzessionen an die gute alte<br />

Serenaden-Tradition erforderte. Paul Bekker hielt den letzten Trio-<br />

Satz mit seinem Einfallsreichtum an Farben und thematischen Charakteren<br />

für den wichtigsten, er sei das erste Finale Beethovens, das<br />

trotz heiterer Grundstimmung die künstlerische Höhe der Vordersätze<br />

nicht nur halte, sondern noch übersteige, was ihm bis dahin<br />

nur in leidenschaftlichen (Moll-)Finalsätzen gelungen sei.<br />

„ein Stück Lebensgeschichte“<br />

Griegs Quartett<br />

Als habe sich die Natur unendliche Mühe gemacht,<br />

die schönsten landschaftlichen Reize in<br />

einen kleinen norwegischen Landstrich zu ver -<br />

packen, wartet der Hardangerfjord an der südwestlichen<br />

Atlantikküste mit nahezu allem auf,<br />

was des Wanderers Herz erfreut: geheimnisvolle<br />

Wasserwege, weite Apfel- und Kirschgärten,<br />

gebirgige Hochebenen, Gletscher und<br />

spektakuläre Wasserfälle, die vom felsigen Ufer<br />

herabstürzen. Einen ganzen langen norwegischen<br />

Winter lang schrieb Edvard Grieg an seinem<br />

einzigen vollendeten Streichquartett. Er<br />

hatte sich 1875 in Lofthus, wie später Mahler,<br />

ein Komponierhäuschen errichten lassen und schrieb hier, inspiriert<br />

von der Stille der großartigen Fjordlandschaft, viele seiner besten<br />

Werke.<br />

Im Sommer 1877 begann er mit der Komposition, beendete sie<br />

im Februar 1878 und sandte das Manuskript an den Geiger Robert<br />

„In diesen Tagen bin ich in der Stadt [Bergen],<br />

um mein Streichquartett zu hören. Die erste Probe<br />

klang wie Katzenjammer, aber ich hoffe, morgen<br />

eine bessere zu hören.“<br />

(Brief an Matthison-Hansen, 7. März 1878)<br />

Heckmann in Köln,<br />

Primarius eines der<br />

angesehensten<br />

Streichquartette<br />

Deutschlands, mit der<br />

Bitte um kritische<br />

Durchsicht mit dem Kennerblick des Streichers. Zwischen beiden<br />

begann eine fruchtbare Zusammenarbeit, überliefert in knapp zwanzig<br />

erhaltenen Briefen mit zahlreichen detaillierten Änderungs -<br />

vorschlägen, die Grieg meistenteils akzeptierte, mitunter aber auch<br />

ein klares „nein“ an den Rand schrieb, wenn Heckmann kompositorische<br />

Aspekte berührte. Aus Dankbarkeit für Heckmanns gewissenhafte<br />

Arbeit widmete Grieg ihm das Quartett.<br />

Karikatur von<br />

Olaf Gulbransson<br />

<strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong><br />

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