Eine empirische Untersuchung zur Verbindung zwischen ...
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Kapitel 3 - Gehörlose in Bremen naus. 130 Durch erwachsene Vorbilder in den Jugendabteilungen wird Nachwuchs auch für andere Vereinsbereiche gefördert. Denn viele heute politisch aktive Gehörlose haben den Einstieg über den Sport gefunden. 131 Aber auch andere Gruppen wie z. B. Skat- und Romméclub, Hausfrauentreff, Mutter-und-Kind-Gruppe, Seniorentreffen etc. 132 gehören zur festen Einrichtung mit regelmäßigen Treffen und bilden somit einen großen Mitgliederstamm. 3.2.1 Bremer Vereine Bestimmend für die Vereinsmitgliedschaft ist oft der persönliche Lebensweg, d. h. welche Schule besucht wurde oder welchem Verein andere Familienmitglieder angehören, und der Wohnort. Es gibt auch Gehörlose, die aufgrund der räumlichen Nähe Bremen zuzuordnen wären, aber aus unterschiedlichen Gründen andere Vereine im Umland vorziehen. Als ein möglicher Grund dafür wurde geäußert, daß es für die betreffenden Personen nicht einfach wäre, in fortgeschrittenem Alter in die Bremer Vereinsstrukturen hineinzuwachsen, da es sich um eine relativ feste Gemeinschaft handele. 133 Im folgenden werden einige der großen Vereine der Bremer Gehörlosenszene näher vorgestellt, da sich anhand ihrer die Geschichte und damit die Entwicklung des Gefüges der Gebärdensprachgemeinschaft darstellen läßt. Die weiter oben beschriebenen sportlichen Abteilungen lasse ich bei meinen Beschreibungen unberücksichtigt, da sie zwar von der Menge der Mitglieder her wichtig sind, jedoch im politischen Bereich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Vereine werden chronologisch nach Gründungsdatum aufgeführt. 130 Gehörlose veranstalten eigene Landes-, Europa-, Weltmeisterschaften (die letzten Weltspiele (Deaflympics) fanden im Sommer 2001 in Rom statt) unabhängig von anderen sportlichen Geschehen oder Behindertensportveranstaltungen. 131 vgl. Probandin I: 1 132 vgl. Kapitel 3.2.2 und 3.2.3 133 gehörloser Bremer, 2003 48
Nicole Braun: Eine empirische Untersuchung zur Verbindung zwischen Gebärdensprachgemeinschaft und Gebärdensprachdolmetscherinnen im Bundesland Bremen 3.2.1.1 Allgemeiner Taubstummenverein zu Bremen Der Allgemeine Taubstummenverein e. V. wurde 1905 in Bremen gegründet 134 . Bis zu seiner Auflösung im Jahre 1999 zählte er zu den ältesten Gehörlosen-Vereinen in Deutschland. Die Situation für Gehörlose zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war derart, daß ihnen nur einige wenige Handwerksberufe zugänglich waren, es keinen Gottesdienst für Gehörlose gab und ihnen auch keinerlei Hilfen bei rechtlichen Auseinandersetzungen zur Verfügung standen. Wie auch das Gründungsprotokoll dokumentiert, wurde der Verein ursprünglich gegründet, um den Gehörlosen vor diesem Hintergrund eine Stätte der Begegnung zu bieten: Der Verein pflegt ja auch die beste Zusammenkunft der Taubstummen zu bieten, denn es ist doch kein Vergnügen, wenn Taustumme [sic] stets allein sind. [...] Sind doch sozusagen die Taubstummen eine Familie für sich, da sie sich nur unter ihresgleichen am Glücklichsten und Vergnügsten fühlen, besonders durch die Gebärdensprache. 135 In seiner Blütezeit zählte der Verein rund 300 Mitglieder und hat u. a. auch als „Eheinstitut” 136 gedient. Ohne Gelder aus öffentlicher Hand übernahm er später u. a. beratende Aufgaben in der Sozialpolitik und bot mit einer kleinen Reisegruppe die Gelegenheit für Ausflüge, deren Kosten der Verein weitesgehend übernahm, da seinen Mitgliedern – zumeist ältere Frauen und Männer – die Mittel dafür fehlten. Gebärdensprachkundige Reisebegleiterin und Mitbegründerin der Reisegruppe war die Enkelin des damaligen Vorsitzenden. 137 Die Mitglieder des Taubstummenvereins trafen sich über Jahre hinweg einmal im Monat. 138 Auf diesen Sitzungen in öffentlichen Lokalen wurden „dringende berufliche und private Sorgen” 139 besprochen. Der Verein hat in seiner langjährigen Vereinsgeschichte einige Male seinen Namen gewechselt 140 : 1905- 1933: Allgemeiner Taubstummen-Verein zu Bremen 1934-1945: Reichsverband der Gehörlosen Deutschlands e. V. - Ortsbund Bremen - 1946-1964: Allgemeiner Gehörlosen-Verein zu Bremen (gegr. 1905) 134 vgl. Allgemeines Taubstummen-Kalender-Handbuch, 1924/25: 67 135 Gründungsprotokoll des Allgemeinen Taubstummen-Vereins zu Bremen, 1905: 1f 136 Bremer Nachrichten, 1970: 5 137 vgl. Weser-Kurier, 1970: 12 138 In Ermangelung noch lebender ehemaliger Mitglieder beziehe ich mich auf die erhaltenen Protokolle der Versammlungen, Dokumente des letzten Vorsitzenden und Veranstaltungsankündigungen des ‚Informationsblatts’ vom Gehörlosenfreizeitheim Bremen e. V. 139 Gründungsprotokoll des Allgemeinen Taubstummen-Vereins zu Bremen, 1905: 3 140 vgl. Borchardt, 1994: o. P. 49
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auch für andere Vereinsbereiche gefördert. Denn viele heute politisch aktive Gehörlose<br />
haben den Einstieg über den Sport gefunden. 131<br />
Aber auch andere Gruppen wie z. B. Skat- und Romméclub, Hausfrauentreff,<br />
Mutter-und-Kind-Gruppe, Seniorentreffen etc. 132 gehören <strong>zur</strong> festen Einrichtung<br />
mit regelmäßigen Treffen und bilden somit einen großen Mitgliederstamm.<br />
3.2.1 Bremer Vereine<br />
Bestimmend für die Vereinsmitgliedschaft ist oft der persönliche Lebensweg, d. h.<br />
welche Schule besucht wurde oder welchem Verein andere Familienmitglieder<br />
angehören, und der Wohnort. Es gibt auch Gehörlose, die aufgrund der räumlichen<br />
Nähe Bremen zuzuordnen wären, aber aus unterschiedlichen Gründen andere<br />
Vereine im Umland vorziehen. Als ein möglicher Grund dafür wurde geäußert,<br />
daß es für die betreffenden Personen nicht einfach wäre, in fortgeschrittenem Alter<br />
in die Bremer Vereinsstrukturen hineinzuwachsen, da es sich um eine relativ<br />
feste Gemeinschaft handele. 133<br />
Im folgenden werden einige der großen Vereine der Bremer Gehörlosenszene näher<br />
vorgestellt, da sich anhand ihrer die Geschichte und damit die Entwicklung<br />
des Gefüges der Gebärdensprachgemeinschaft darstellen läßt. Die weiter oben beschriebenen<br />
sportlichen Abteilungen lasse ich bei meinen Beschreibungen unberücksichtigt,<br />
da sie zwar von der Menge der Mitglieder her wichtig sind, jedoch<br />
im politischen Bereich nur eine untergeordnete Rolle spielen.<br />
Die Vereine werden chronologisch nach Gründungsdatum aufgeführt.<br />
130 Gehörlose veranstalten eigene Landes-, Europa-, Weltmeisterschaften (die letzten Weltspiele<br />
(Deaflympics) fanden im Sommer 2001 in Rom statt) unabhängig von anderen sportlichen Geschehen<br />
oder Behindertensportveranstaltungen.<br />
131 vgl. Probandin I: 1<br />
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