Godrics-Hollow.de - HHShip.pdf

New Page 1
Ich heiße Harry in der edlen Gilde der Gefühlsbiber willkommen als stolzes Mitglied.
Wir sind fleißig darin selbst die tief verwurzelten Gefühle eifrig abzunagen, zu Fall zu bringen und sie
unter großer Anstrengung auf den Staudamm zu den anderen zu zerren. Unser täglicher Kampf gilt den
quellenden, tosenden und stetig fließenden Gefühlen der Umwelt. Wir erreichten ein kompliziertes
Bollwerk dagegen.
Zu dumm, dass nicht jeder Baum fällbar und nicht jede Strömung abzugrenzen geht. Und wie ignorant in
Hinblick auf die Physik, das Stauungen gesammelte Energien bedeuten.
OoP- Harry (oder auch PoA- Hermione, die selbst nicht schlecht am bibern ist) sind in leicht überdrehter
Form, das, was mir mit meinen komplexen emotionalen Staudämmen passiert: Endlosdebatten, deutlich
zu viele Projekte, wachsende Unruhe und weiteres entladen sich nach langer Dichthaltung in
unbedeutendsten Augenblicken, was jeden Betrachter am Verstand zweifeln lassen würde. Etwa was
daran so schlimm sein soll, wenn die Computer- Mouse vom Tisch fällt oder womit er sich diesen
widerwärtigen Sarkasmus meinerseits eingehandelt hat.
Auch wenn Biber beständig in der Brandung treiben, sind sie keine Felsen. Sie versuchen es, in den
wichtigsten Momenten gelingt das seltsame Kunststück, aber wo kaum mit Komplikationen zu rechnen ist
wurde das innere Fass scheinbar doch zum Überlaufen gebracht.
Das ist ungesund, anstrengend- so dass es kein Wunder ist, dass Biber vom Aussterben bedroht sind und
unter Naturschutz stehen.
Genug meiner unpräzisen Worte zur Thematik, die nämlich Harrys Tendenz zum Aufstauen, gefühlehamstern
behandelt.
Eine gefährliche Tendenz Harrys, wie Harry in OoP unter Beweis stellt: jahrealter Gefühlsmüll prasselt
Ron und Hermione - eigentlich jedem, der Pech hat in der Nähe Harrys zu sein- entgegen.
Jahrelanges Leben mit dem Großen Namen The Boy Who Lived und der schleichenden Ungewissheit ihm
überhaupt gerecht zu sein, das Wissen um die von der Umwelt unterschätzten Nachteile diesen Namen zu
tragen- all das bricht aus Harry heraus. Immer und immer wieder: denn es fehlt immer eine
unausgesprochene Wahrheit, die er noch nicht herausließ.
Dass dieses geheime Gefühlsleben Harry zu einer solchen Qual wurde, ist seine Persönlichkeit, die von
den Dursley- Jahren dahingehend geschunden wurde, dass Harry meint mit allem allein handeln zu
müssen, keine Fragen zu stellen, keine Schwächen zu zeigen, die man missbrauchen könnte- und vor
allem: keine Hilfe zu erwarten.
Ich kenne diese Einstellung sehr gut von mir selbst und habe erst in den letzten Jahren gelernt mich der
Hilfe anderer zu bedienen, Luft zu machen, bevor ich zerknalle und Schwächen freimütig einzuräumen.
Erstaunlich, was für eine schwere Lektion das ist, was andere schon von klein auf können.
Harrys Probleme diese Lektion zu lernen sind für mich nachvollziehbar.
Hermione leistet bei dieser Problematik ihre 50 % Gleichheit darin ab, dass sie ähnlich wie Harry
ebenfalls ein eher inneres Gefühlsleben hält, ihre Fragen an Bücher richtet anstelle anderer Quellen und
den mir sehr bekannten Superfrauen- Komplex hat- man möglichst perfekt, glatt und unverwundbar
erscheinen will. Darin ist Hermione Harry sehr, sehr ähnlich.
Sinnlos zu erwähnen, dass Ron bereits hier stark mit beiden Freunden kontrastiert: er meckert/ klagt/
lästert/ nörgelt über all seine Probleme, er pfeffert seine Gefühle nach außen und er fragt entsprechende
Quellen.
http://www.godrics-hollow.de/hhship/hhrSHIPdiebesserehälfte.html (3 von 12)23.04.2005 14:09:31