finden Sie den Pressespiegel im PDF-Format - Michael Ostendorf
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Jens Decker, per E-Mail<br />
erschienen am 8. April 2006<br />
Mümmelmannsberg - wie lebt es sich da?<br />
http://www.abendblatt.de/daten/2006/04/08/551628.html<br />
Von Karsten Broockmann<br />
"Es paßt wohl in die Landschaft, <strong>den</strong> schlechten Ruf solcher Gebiete<br />
aufrechtzuerhalten. Bei Mümmelmannsberg ist das aber völlig ungerechtfertigt", sagt<br />
der Ex-Polizist und Fußballtrainer Christian Haase (64). Seit 25 Jahren lebt er "auf<br />
dem Berg", wie er sagt. Die meisten Jugendlichen kennt der Pensionär persönlich.<br />
Und über <strong>den</strong> Leiter der Gesamtschule Mümmelmannsberg, Klaus Reinsch, an<br />
dessen Schule die Lehrer nach Aussage eines anonymen Briefeschreibers vor der<br />
Gewalt der Schüler längst kapituliert haben sollen, sagt er: "Das ist ein harter Hund,<br />
der hat seine Schule <strong>im</strong> Griff. Hier wer<strong>den</strong> mit falscher Berichterstattung Vorurteile<br />
geschürt."<br />
Die Trabantensiedlung aus <strong>den</strong> 70er Jahren mit ihren 19 000 Bewohnern ist wieder<br />
einmal in die Schlagzeilen geraten, Ban<strong>den</strong> von Jugendlichen sollen die Straßen, die<br />
nach berühmten Malern wie Klee und Pechstein benannt sind, unsicher machen. Die<br />
Bewohner sind entsetzt.<br />
Regiert hier die Gewalt? "Ich weiß, daß hier Autos aufgebrochen wur<strong>den</strong>. Und es soll<br />
auch gedealt wer<strong>den</strong>", sagt Annedore Weise. <strong>Sie</strong> kommt seit Jahren mehrere Male<br />
pro Woche in <strong>den</strong> Stadtteil <strong>im</strong> Osten Hamburgs, um eine Freundin zu besuchen.<br />
"Abends an der U-Bahn-Station ist es schon beängstigend. Da stehen dann ganze<br />
Gruppen Jugendlicher", sagt sie. "Aber angemacht oder angegriffen wor<strong>den</strong> bin ich<br />
noch nie. So, wie Mümmelmannsberg <strong>im</strong> Fernsehen dargestellt wird, ist es nicht."<br />
Das bestätigt auch Günter Lau. "Der schlechte Ruf ist absolut ungerechtfertigt." Seit<br />
30 Jahren lebt der 64jährige hier. "Ich habe in all <strong>den</strong> Jahren nicht eine<br />
Gewalttätigkeit miterlebt oder eine negative Erfahrung gemacht."<br />
"Kr<strong>im</strong>inalität <strong>im</strong> großen Stil läuft hier nicht", sagt der ehemalige Bürgernahe Beamte<br />
Haase. "Wir haben <strong>im</strong> gesamten Viertel vielleicht zehn Vielfachtäter unter <strong>den</strong><br />
Jugendlichen. Und organisierte Ban<strong>den</strong> gibt es gar nicht." Man könne abends ohne<br />
Angst auf die Straße gehen, sagt der Ex-Polizist, räumt aber ein, daß es, "wie<br />
überall", passieren könne, daß ein Jugendlicher von anderen "auf die Mütze" kriege.<br />
"Aber die meisten von <strong>den</strong> Jungs geben nur <strong>den</strong> Macho. Wenn man die am Kragen<br />
packt und ihnen ins Gewissen redet, sind die harmlos", so Christian Haase, der<br />
<strong>den</strong>noch dafür plädiert, daß Jugendliche auch bei kleineren Vergehen sofort und<br />
härter als bisher bestraft wer<strong>den</strong>.<br />
Doch nicht alle Bewohner des Stadtteils teilen seine Meinung. "Ich gehe abends nicht<br />
allein auf die Straße", sagt die junge Mutter Claudia Kretzmer (27). "Ich habe ein