finden Sie den Pressespiegel im PDF-Format - Michael Ostendorf
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mit <strong>den</strong> anderen Jungs hinter der Kamera und kann sich das Lachen kaum<br />
verbeißen. "Die Frau hat <strong>im</strong>mer wieder gesagt, wir sollen nicht so laut sein, man darf<br />
das Lachen nicht hören", sagt Ak<strong>im</strong>.<br />
Beispiel: Gewalt untereinander.<br />
"Die Reporterin hat ihren eigenen kleinen Actionfilm gedreht. Die war hinterhältig, hat<br />
Regisseur gespielt", sagt Tarik. "Wir sollten mal ein bißchen Action machen." Daß die<br />
Situation außer Kontrolle geraten sei, als einer ein Messer zog und nur die<br />
Anwesenheit des Kamerateams Schl<strong>im</strong>meres verhindert habe, wie es <strong>im</strong> Bericht<br />
heißt, bestreiten die vier Jugendlichen entschie<strong>den</strong>. Die Version des ZDF st<strong>im</strong>me<br />
nicht. Die Sache mit dem Messer sei Teil der Action gewesen, niemand sei bedroht<br />
wor<strong>den</strong>. "Die Reporter haben uns doch aufgefordert, ein bißchen mehr zu machen",<br />
sagt Tarik.<br />
Beispiel: Ban<strong>den</strong>schlägerei<br />
Laut Beitrag verabre<strong>den</strong> sich die Jungs übers Internet zu einer Schlägerei mit einer<br />
frem<strong>den</strong> Gang. "Die Antworten auf dem Bildschirm hat jemand geschrieben, der <strong>im</strong><br />
Internet-Café zwei Plätze neben uns saß", sagt Ak<strong>im</strong>. Dann wird gezeigt, wie die<br />
Jugendlichen in einem U-Bahn-Tunnel verschwin<strong>den</strong>. Angeblich zu einer<br />
verabredeten Schlägerei in einem anderen Stadtteil. Dazu sagt eine Sprecherin:<br />
"Unser Fernsehteam bleibt zurück. Wir wollen diese geplante Gewalt nicht zeigen."<br />
Die jungen Männer in der Schule lachen höhnisch. "Wir sind durch <strong>den</strong> Tunnel zum<br />
Kiosk gegangen", sagt Ak<strong>im</strong>.<br />
Und dann sind er und seine Freunde schon wieder entrüstet, als das Jugendzentrum<br />
gezeigt wird. Im Fernsehen sagt die Sprecherin: "Erst Tage später können wir wieder<br />
mit <strong>den</strong> Jungs sprechen. Für uns waren sie abgetaucht." "Das st<strong>im</strong>mt doch nicht. Die<br />
Szene <strong>im</strong> Jugendzentrum ist doch am gleichen Tag gedreht wor<strong>den</strong>", sagt einer<br />
Jugendlichen.<br />
Ganz einig sind sie sich nicht, aber daß sie nicht tagelang abgetaucht waren,<br />
erinnern sie genau. Und sie erinnern noch etwas. "Die Frau hat ganz klar gesagt: ,Ich<br />
brauche einen Drogenkauf <strong>im</strong> Kasten, eine Schlägerei, ein Opfer und wie ihr euch<br />
auf <strong>den</strong> Weg zu einem Ban<strong>den</strong>krieg macht'", sagt Ak<strong>im</strong>.<br />
Die vier Jugendlichen sind sauer, fühlen sich mißbraucht. Natürlich seien sie keine<br />
Engel, sagen sie selbst. Doch so, wie es in dem Beitrag dargestellt wurde, seien<br />
weder sie noch der Stadtteil Mümmelmannsberg. <strong>Sie</strong> ärgern sich, daß sie<br />
mitgemacht haben. "Das war Sch . . . Wir haben unseren Ruf beschädigt. Vielleicht<br />
sind wir mitschuld, wenn Jugendliche aus dem Stadtteil künftig noch schwerer eine<br />
Lehrstelle oder einen Praktikumsplatz kriegen", sagt Anthony selbstkritisch.<br />
Und Tarik sagt: "Natürlich passiert hier auch mal was. Aber Gewalt ist nicht die erste<br />
Lösung, wenn etwas nicht klappt. Wir wur<strong>den</strong> ganz schön verarscht. Wir haben uns<br />
verkauft. Nachdem ich das gesehen habe, hätte ich mir selbst ins Gesicht spucken<br />
können. Dabei haben wir soviel Positives erzählt. Aber wahrscheinlich haben wir zu<br />
sehr daran gedacht, daß wir ins Fernsehen kommen."