finden Sie den Pressespiegel im PDF-Format - Michael Ostendorf
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Mümmelmannsberg: Das ZDF zieht<br />
Konsequenzen<br />
http://www.abendblatt.de/daten/2006/04/15/553472.html<br />
Von Jens Meyer-Wellmann<br />
Mit einer in der Medienlandschaft seltenen Offenheit hat das ZDF in der Sendung<br />
"ZDF.reporter" Selbstkritik geübt und Fehler in dem Beitrag über Mümmelmannsberg<br />
vom 29. März eingeräumt. Darin war eine angebliche Jugend-"Gang" gezeigt und als<br />
extrem gewalttätig dargestellt wor<strong>den</strong>. Das Abendblatt hatte über zahlreiche Fehler in<br />
dem Beitrag berichtet. Der Leiter der Gesamtschule Mümmelmannsberg, Klaus<br />
Reinsch, und Jugendliche hatten <strong>im</strong> Abendblatt <strong>den</strong> Vorwurf erhoben, Szenen seien<br />
gegen Geld inszeniert wor<strong>den</strong>. Dadurch war eine bundesweite Diskussion ausgelöst<br />
wor<strong>den</strong>. In dem neuen Bericht räumten das ZDF und sein Chefredakteur Nikolaus<br />
Brender ein:<br />
- Der Text des Beitrags wurde dramatisiert und entsprach teilweise nicht der<br />
Wirklichkeit. Das ZDF erklärte, man habe <strong>den</strong> Text der Autorin "zugespitzt".<br />
- Der Junge, der als Opfer auftrat und dem angeblich ein Arm gebrochen wurde,<br />
sagte, er habe alles erfun<strong>den</strong>, weil er von der Gruppe dazu aufgefordert wor<strong>den</strong> sei:<br />
"Die brauchten einen." Das ZDF räumt ein, die Aussagen nicht geprüft zu haben. Die<br />
Eltern hatten dem Abendblatt schriftlich versichert, ihr Sohn habe keinen Armbruch<br />
erlitten.<br />
- "Wir haben <strong>im</strong> Detail zu wenig recherchiert", sagte Brender. "Vielleicht haben wir<br />
die Lage in Mümmelmannsberg zu wenig verstan<strong>den</strong>. Die Redaktion hat vom<br />
Schreibtisch aus Formulierungen gewählt, die der Sache nicht gerecht gewor<strong>den</strong><br />
sind."<br />
- Das ZDF hat nicht geprüft, ob Einverständniserklärungen der Eltern der "Gangster"<br />
echt sind.<br />
- Das ZDF schließt nicht aus, daß Jugendliche dem Team etwas vorgespielt haben<br />
könnten.<br />
- Die Chefin der Produktionsfirma Lonamedia, Nicola Graef, räumte ein, daß 200<br />
Euro an <strong>den</strong> Anführer der "Gang" gezahlt wor<strong>den</strong> seien. Dieser habe das Geld unter<br />
acht Jungen verteilen sollen, damit jeder 25 Euro bekomme. Weitere 100 Euro habe<br />
ein anderer Junge bekommen. Dies sei falsch gewesen.<br />
Den Vorwurf, Gewalt sei inszeniert wor<strong>den</strong>, wiesen Brender und Reporterin Barbara<br />
Bessler zurück. Die Sichtung des Rohmaterials und die Kameraführung ließen keine<br />
Regieanweisungen erkennen. Schulleiter Reinsch blieb bei <strong>den</strong> Vorwürfen. Ihm und<br />
einem Lehrer sei in mehreren Gesprächen von <strong>den</strong> Jungen versichert wor<strong>den</strong>, daß<br />
Gewalt inszeniert wor<strong>den</strong> sei.<br />
ZDF-Chef Brender sagte, der Fall habe dem "Image des ZDF und dem öffentlichrechtlichen<br />
Anliegen geschadet" - und kündigte Konsequenzen an:<br />
- "Wir müssen uns für solche Beiträge mehr Zeit nehmen."<br />
- Es müsse "sensibler und sorgfältiger" gearbeitet wer<strong>den</strong>.