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Der Rat der Drei Hämmer: Feuer und Eisen - Blizzard Entertainment

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

BLIZZARD ENTERTAINMENT<br />

<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong><br />

<strong>Hämmer</strong>:<br />

<strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong><br />

Matt Burns<br />

1


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

<strong>Der</strong> Himmel über dem Nistgipfel lockte Kurdran Wildhammer wie das entfernte<br />

Leuchten eines Lagerfeuers in einer kalten Winternacht. Nach zwanzig langen Jahren,<br />

während <strong>der</strong>er er auf <strong>der</strong> höllischen Scherbenwelt gestrandet war, war er nun endlich<br />

zuhause. Er hatte seine Entscheidung, sich <strong>der</strong> Allianzexpedition anzuschließen, um die<br />

orcische Horde auf ihrer Heimatwelt zu bekämpfen, nie bereut. Doch während seiner<br />

kargen Zeit dort lo<strong>der</strong>te in ihm die Sehnsucht nach diesem Himmel.<br />

Sein Greif, Hori’zee, segelte in Formation mit dreien ihrer Brut über ihn hinweg, mit<br />

<strong>der</strong>selben Lebhaftigkeit, die sie sich über die letzten zwei Jahrzehnte bewahrt hatte. Er<br />

sehnte sich danach, mit ihr dort oben zu sein <strong>und</strong> die frische Bergluft im Gesicht zu<br />

spüren. Das Schicksal hatte beschlossen, dass er auf zwei Beinen durch die Welt ziehen<br />

sollte, aber frei fühlte er sich nur am Himmel. Das war Hori’zees größtes Geschenk.<br />

Fliegen zu können war für ihn noch wertvoller, als ihre Wildheit im Krieg <strong>und</strong> ihre<br />

Fre<strong>und</strong>schaft im Frieden. Doch vorerst würde er sie allein durch die Lüfte ziehen lassen.<br />

Kurdran atmete tief durch <strong>und</strong> ließ seinen Blick über seine Heimat schweifen: Üppige<br />

Wäl<strong>der</strong> erstreckten sich in alle Richtungen; entlang <strong>der</strong> Berghänge wimmelte es zwischen<br />

Läden <strong>und</strong> Häusern nur so vor Wildhammerzwergen; <strong>und</strong> <strong>der</strong> riesige Greifenhorst, ein<br />

Gehege, das nach dem Ebenbild <strong>der</strong> Greifen aus dem Fels gemeißelt worden war, erhobt<br />

sich majestätisch über dem Nistgipfel. Es war alles noch so, wie er es zurückgelassen<br />

hatte.<br />

Er griff nach einem kleinen eisernen Szepter, das an seiner Seite hing. <strong>Der</strong> mit<br />

Grashalmen <strong>und</strong> Greifenfe<strong>der</strong>n verzierte Gegenstand war keine Waffe – seinen<br />

kampferprobten Sturmhammer trug er am Rücken – es war ein Andenken. In <strong>der</strong><br />

Scherbenwelt hatte das Szepter eine beinahe mystische Rolle eingenommen, war zu<br />

einem Symbol dafür geworden, wer er war <strong>und</strong> für welche Heimat er kämpfte. Oftmals<br />

hatte er es sich an die Brust gepresst <strong>und</strong> neue Hoffnung in sich aufkeimen gespürt, die<br />

ihn vorantrieb. Doch nun, da er Zuhause war, schien die Kraft des Szepters …<br />

Ein schriller Schrei zerriss die Luft. Kurdran blickte nach oben <strong>und</strong> plötzliche Angst<br />

ergriff ihn. Hori’zee stürzte mit gebrochenen Flügeln dem Boden entgegen.<br />

„Hori’zee!“, brüllte Kurdran.<br />

Mit einem scheußlichen, dumpfen Geräusch schlug <strong>der</strong> Greif auf dem Boden auf.<br />

Zersplitterte Knochen ragten aus ihren zertrümmerten Hinterläufen hervor <strong>und</strong> aus einem<br />

fürchterlichen Schädelbruch floss Blut. Hori’zee versuchte sich zu erheben, doch sie sank<br />

vor Schmerz wie<strong>der</strong> zu Boden. Sie öffnete ihren Schnabel <strong>und</strong> ein schwacher Schrei<br />

entfuhr ihr.<br />

„Nich‘ bewegen, Mädchen!“, rief Kurdran. Mit hämmerndem Herzschlag stürmte er auf<br />

seine gestürzte Begleiterin zu, als plötzlich seine Hand erstarrte.<br />

Das Szepter in seiner Hand brodelte <strong>und</strong> verwandelte sich in etwas erschreckend<br />

Vertrautes … Kristall … Diamant. Glitzernde Auswüchse schossen hervor, rankten sich<br />

2


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

seinen Arm hinauf <strong>und</strong> ließen ihn steinhart gefrieren. Die zähflüssige Masse erreichte<br />

seinen Oberkörper <strong>und</strong> breitete sich weiter nach unten aus, bis sie seine Beine mit dem<br />

Boden verwachsen ließ.<br />

Kurdran griff nach dem Sturmhammer auf seinem Rücken, doch <strong>der</strong> Diamant umschloss<br />

seinen Arm, bevor er die Waffe ziehen konnte. Er war bewegungsunfähig <strong>und</strong> konnte nur<br />

hilflos zusehen, wie <strong>der</strong> Greif, <strong>der</strong> sein Leben unzählige Male gerettet hatte, <strong>der</strong> ein<br />

unentbehrlicher Teil seines Lebens geworden war, vor seinen Augen langsam verblutete.<br />

Das diamantene Gefängnis kroch eiskalt <strong>und</strong> schwer Kurdrans Hals hinauf, bis es seine<br />

Kehle hinab <strong>und</strong> in seine Lunge floss. Zuletzt bedeckte es seine Augen <strong>und</strong> Ohren <strong>und</strong><br />

Hori’zee <strong>und</strong> <strong>der</strong> blaue Himmel waren verschw<strong>und</strong>en.<br />

Doch Kurdran wurde die Erlösung des Todes nicht gewährt. Er schwebte in <strong>der</strong> Leere,<br />

während Schrecken wie geschmolzenes Metall in einer Schmiede durch seinen Geist<br />

strömten. Nach einer Weile hörte er ein schwaches rhythmisches Pochen, das immer<br />

lauter wurde.<br />

BUMM. BUMM. BUMM.<br />

Mit jedem Schlag durchliefen dumpfe Vibrationen seinen Körper, als ob jemand mit<br />

einem stumpfen Gegenstand auf seinen kristallenen Sarg einschlüge, um ihn zu befreien.<br />

BUMM. BUMM. BUMM.<br />

Die Starre seines Körpers ließ nach. Gefühl kehrte in seine Gliedmaßen zurück. Dann<br />

än<strong>der</strong>te sich das Geräusch.<br />

TENG. TENG. TENG.<br />

Dieses vertraute Geräusch reichte aus, um ihm bewusst zu machen, wo er war <strong>und</strong> dass er<br />

nur von einem Albtraum in den nächsten geraten war. Was da so unschön in seinen<br />

Ohren klang, war das metallische Dröhnen von <strong>Hämmer</strong>n, die Tag <strong>und</strong> Nacht unablässig<br />

auf Ambosse schlugen. <strong>Der</strong> Herzschlag einer Stadt, die nicht die seine war, die so tief in<br />

den Berg gebaut war, dass sie niemals die Freuden eines grenzenlosen Himmels erfahren<br />

würde.<br />

Es war <strong>Eisen</strong>schmiede.<br />

***<br />

Die Stadt von Kurdrans Vorfahren war ein kochen<strong>der</strong> Schmelztiegel alter Vorurteile.<br />

Ständige Umwälzungen <strong>und</strong> giftige Dämpfe machten jeden Sinn <strong>und</strong> Verstand bei den<br />

Bronzebarts, Wildhämmern <strong>und</strong> Dunkeleisenzwergen zunichte, die das erste Mal seit<br />

über zwei Jahrhun<strong>der</strong>ten <strong>Eisen</strong>schmiede miteinan<strong>der</strong> teilten. Und Kurdran stand am<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Rande des Ganzen <strong>und</strong> starrte voller Verwirrung in den feurigen Abgr<strong>und</strong>, dessen<br />

Ausbruch kurz bevorstand.<br />

Ihn beschlich das unangenehme Gefühl, als sei er noch immer in <strong>der</strong> Scherbenwelt<br />

gefangen <strong>und</strong> befände sich im Krieg mit <strong>der</strong> Höllenhorde. Doch hier in <strong>Eisen</strong>schmiede<br />

gab es keine eindeutigen Gegner. Keine rasenden Dämonen. Keine brandschatzenden<br />

Orcs, die alles Leben auf seiner Welt auslöschen wollten. Hier gab es nur Wortgefechte.<br />

Als Kurdran nur wenige Wochen zuvor in <strong>Eisen</strong>schmiede angekommen war, hatte man<br />

ihn als Helden für seine Opfer in <strong>der</strong> Scherbenwelt gefeiert. Jetzt war das an<strong>der</strong>s. In den<br />

spärlich beleuchteten Hallen <strong>der</strong> Stadt gingen haltlose Gerüchte über den<br />

Wildhammerklan um, die sein Volk wie Rachegeister aus dem blutigen Krieg <strong>der</strong> drei<br />

<strong>Hämmer</strong> heimsuchten, <strong>der</strong> vor so vielen Jahren die Einheit <strong>der</strong> Zwergenklans<br />

zerschmettert hatte. Die Verleumdungen reichten von Geschichten über Opferrituale auf<br />

dem Nistgipfel bis hin zu Schauermärchen, Kurdran hätte in <strong>der</strong> Scherbenwelt dutzende<br />

an<strong>der</strong>er Allianzsoldaten hinrichten lassen, weil diese sich in <strong>der</strong> Schlacht zurückgezogen<br />

hätten. Vor einer Woche hatte sich die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Zwerge einem neuen Thema<br />

zugewandt.<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> erwartet Euch, Than Kurdran.“<br />

Kurdran schenkte dem Wachposten von <strong>Eisen</strong>schmiede keine Beachtung <strong>und</strong> hielt das<br />

Szepter <strong>der</strong> Wildhämmer fest in seiner Hand. Von seinem Aussichtspunkt im<br />

Greifenhorst <strong>der</strong> Stadt aus blickte Kurdran in die weit gewölbte Höhle <strong>der</strong> Großen<br />

Schmiede – das Herz von <strong>Eisen</strong>schmiede. Flüsse aus geschmolzenem Metall ergossen<br />

sich von <strong>der</strong> Decke hinunter in brodelnde, orange-gelb leuchtende Becken. Über diesen<br />

Becken ließen Zwergenschmiede ihre <strong>Hämmer</strong> auf Ambosse nie<strong>der</strong>gehen. Die Hitze war<br />

beson<strong>der</strong>s so nah an den Schmieden unnatürlich drückend, so als wäre man in einer<br />

Glasflasche gefangen <strong>und</strong> müsste in <strong>der</strong> sengenden Sonne ersticken.<br />

An seiner Seite lag Hori’zee auf einem Heulager, ihre Beine unter ihrem wuchtigen<br />

Körper versteckt. Kurdran fuhr mit seinen vernarbten Händen durch ihre gefie<strong>der</strong>te<br />

Mähne <strong>und</strong> dachte über sein Schicksal nach.<br />

„Warum bin ich bloß hergekommen?“, murmelte Kurdran zu sich selbst.<br />

„Weil Ihr nicht mit anseh‘n wolltet, wie sich die blutige Geschichte wie<strong>der</strong>holt“,<br />

antwortete eine ruhige Stimme. Eli Donnerschlag trat neben Kurdran <strong>und</strong> harkte<br />

verstreutes Heu in säuberliche Haufen. „Weil König Magni ein ehrenhafter Zwerg war,<br />

auch wenn er ein Bronzebart war. Und weil Ihr, wie Ihr selbst ja zu Falstad gesagt habt,<br />

<strong>der</strong> einzige Zwerg seid, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Aufgabe gewachsen ist“, fuhr Hori’zees Pfleger fort.<br />

Elis Worte ließen schmerzhafte Erinnerungen in Kurdran aufkeimen. Bei seiner<br />

Rückkehr aus <strong>der</strong> Scherbenwelt hatte Kurdran seinen engen Fre<strong>und</strong> Falstad, <strong>der</strong> während<br />

Kurdrans Abwesenheit über den Wildhammerklan regiert hatte, sehr respektlos<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

behandelt. Doch jetzt über Falstad nachzudenken, würde nur noch mehr Sorgen auf<br />

Kurdrans Schultern laden <strong>und</strong> daher verdrängte er die Gedanken an seinen Fre<strong>und</strong>.<br />

Ein leises Gurren erklang aus Hori’zees Kehle <strong>und</strong> sie stupste Kurdran mit ihrem<br />

Schnabel an, als wollte sie Elis Worte bekräftigen.<br />

„Mit Euch red‘ ich doch gar nicht.“ Kurdran winkte Eli ab <strong>und</strong> wandte sich Hori’zee zu.<br />

„Und mit dir auch nicht.“<br />

Hori’zee machte es sich einfach nur auf dem Strohnest gemütlich, wobei sie für einen<br />

Augenblick drei cremefarbene Eier mit blauen Punkten sichtbar werden ließ, die sie kurz<br />

nach ihrer Ankunft in <strong>Eisen</strong>schmiede gelegt hatte. Kurdran hatte gewollt, dass sie mit<br />

dem Gelege zum Nistgipfel zurückkehrt, statt in <strong>der</strong> Stadt zu bleiben, aber sie wollte ihn<br />

nicht allein lassen. Sie war kein Haustier, son<strong>der</strong>n ein freier Geist <strong>und</strong> konnte sich ihr<br />

Schicksal aussuchen. Und das traf auch auf Kurdran zu.<br />

Hori’zees Entscheidung, bei ihm zu bleiben, erfüllte Kurdran mit einer Mischung aus<br />

Freude <strong>und</strong> Ärger. Unmittelbar nachdem sie ihre Eier gelegt hatte, war sie so schwach<br />

<strong>und</strong> gebrechlich geworden, dass sie nicht mehr fliegen konnte. Die vielen Priester,<br />

Greifenmeister <strong>und</strong> Alchemisten, die sie untersucht hatten, waren alle zum gleichen<br />

Schluss gekommen. Hori’zees Zustand hatte nichts mit einer unbekannten Krankheit zu<br />

tun, mit <strong>der</strong> sie sich in <strong>der</strong> Scherbenwelt o<strong>der</strong> in <strong>Eisen</strong>schmiede angesteckt hatte. Es<br />

handelte sich um ein Leiden, gegen das es kein Heilmittel gab: die Zeit.<br />

„Than Kurdran …“<br />

„Ich komm‘ ja schon!“, blaffte Kurdran <strong>und</strong> funkelte die Wache von <strong>Eisen</strong>schmiede an.<br />

„Daraus wird aber nich‘ viel, wenn Ihr da auf dem Boden sitzt, nich‘ wahr?“, mahnte Eli<br />

<strong>und</strong> setzte seine Arbeit fort.<br />

Kurdran brummte <strong>und</strong> stand auf. Die gepanzerte Wache <strong>der</strong> Bronzebarts machte auf den<br />

Hacken kehrt <strong>und</strong> schlängelte sich unbeholfen durch die Greifennester, die sich entlang<br />

<strong>der</strong> Promenade r<strong>und</strong> um die Große Schmiede erstreckten. <strong>Der</strong> Greifenhorst hatte sich seit<br />

<strong>der</strong> Ankunft <strong>der</strong> Wildhämmer mit ihren eigenen Greifen mehr als verdoppelt. Auf<br />

gewisse Weise hatte sich dieser Ort in ein Erinnerungsstück an den Nistgipfel verwandelt<br />

– eine zweite Heimat.<br />

Kurdran folgte <strong>der</strong> Wache mit dem Szepter an seiner Seite <strong>und</strong> nickte den Greifenreitern<br />

<strong>der</strong> Wildhämmer zu, die zwischen den Strohhaufen saßen. So hoffnungslos, wie Kurdran<br />

sich fühlte, erschienen ihm die Gesichtsausdrücke <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Zwerge, als sähen sie ihm<br />

zu, wie er in seinen Tod ging.<br />

Gewissermaßen stimmte das auch.<br />

5


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Kurdran folgte <strong>der</strong> Wache entlang <strong>der</strong> Promenade, bis sie den Hohen Sitz erreicht hatten.<br />

Eine lärmende Gruppe Zwerge stand vor <strong>der</strong> Kammer. Das Licht <strong>der</strong> eisernen<br />

Kohlenpfannen, die überall in <strong>der</strong> Stadt brannten, warf tanzende Schatten auf ihre<br />

Gesichter. Es waren Mitglie<strong>der</strong> aller Klans anwesend: Bronzebärte in polierten<br />

Silberrüstungen; tätowierte Wildhämmer, die sich mit Greifenfe<strong>der</strong>n schmückten; <strong>und</strong><br />

aschfarbene Dunkeleisenzwerge, die in rußbedeckte Schmiedeschürzen gekleidet waren.<br />

Die Versammlung stellte eine Miniatur von ganz <strong>Eisen</strong>schmiede dar, in <strong>der</strong>en<br />

mehrheitlich aus Bronzebärten bestehenden Bevölkerung sich hier <strong>und</strong> da ein paar<br />

Wildhämmer <strong>und</strong> Dunkeleisenzwerge mischten.<br />

Als Kurdran sich seinen Weg durch die Menge bahnte, drangen Fetzen von hitzigen<br />

Diskussionen zwischen den Zwergen an sein Ohr.<br />

„Wir Bronzebärte haben unser Stück von Modimus‘ Hammer belassen, wie es war. Und<br />

so war es auch richtig!“<br />

„Ihr habt es in Eure Bücherei gestopft <strong>und</strong> Staub fangen lassen. Wir Wildhämmer haben<br />

wenigstens etwas Neues aus unserem Stück gemacht.“<br />

„Ach Junge, hat doch keinen Sinn, sich mit ‘nem Bronzebart darüber zu streiten. Was an<br />

guten Waren aus <strong>Eisen</strong>schmiede kommt, haben die doch bloß aus irgendeiner alten<br />

Grabkammer geklaut“, rief ein Greifenreiter in <strong>der</strong> Nähe.<br />

Jemand aus dem Pulk stieß den Sprecher in Kurdrans Richtung, die Menge wälzte sich<br />

um sie herum <strong>und</strong> versperrte Kurdran den Weg.<br />

„Platz da!“, rief Kurdran.<br />

Ein paar <strong>der</strong> Zwerge in seiner unmittelbaren Nähe machten Platz, aber an<strong>der</strong>e starrten ihn<br />

aus wutverzerrten Mienen finster an.<br />

„Macht Platz für Kurdran, den Abgesandten <strong>der</strong> Schmetterlinge!“, brüllte eine<br />

sarkastische Stimme diesen geringschätzigen Namen für Kurdrans Klan.<br />

„Eine R<strong>und</strong>e geht auf mich, wenn Kurdran seinen Teil von Modimus‘ Hammer aufgibt!“<br />

„Kein Zwerg mit einem klaren Kopf auf den Schultern würde es sich entgeh’n lassen,<br />

dagegen zu wetten!“<br />

Kurdran stemmte sich den Weg durch die letzte Zwergenreihe frei <strong>und</strong> erreichte den<br />

Hohen Sitz. Die Kammer, die die Regierung von <strong>Eisen</strong>schmiede behauste, war wie <strong>der</strong><br />

Rest <strong>der</strong> Stadt spärlich beleuchtet. Hohe, metallische Wände ragten im Schein hängen<strong>der</strong><br />

Lampen auf. An <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Raums standen die drei identischen Throne des<br />

<strong>Rat</strong>es <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong> auf einer erhöhten Plattform.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Kurdran durchfuhr ein Schauer, als sein Blick auf den mittleren Thron fiel, auf dem einst<br />

König Magni saß. Als Kurdran dem <strong>Rat</strong> beigetreten war, hatte Magnis Bru<strong>der</strong> Muradin<br />

ihn in die tiefsten Gewölbe <strong>der</strong> uralten Stadt mitgenommen. Dort bot sich Kurdran ein<br />

Anblick, <strong>der</strong> ihn in seinen Träumen heimsuchen sollte: Magni, <strong>der</strong> in eine diamantene<br />

Statue verwandelt worden war. Die Versteinerung hatte stattgef<strong>und</strong>en, als <strong>der</strong> König ein<br />

mystisches Ritual durchgeführt hatte, um mit <strong>der</strong> Erde zu kommunizieren. Er wollte<br />

Aufschluss über die besorgniserregenden Erdbeben, Stürme <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Katastrophen,<br />

die die Welt zu dem Zeitpunkt heimgesucht hatten, gewinnen.<br />

Jetzt stand Muradin vor dem mittleren Thron. Kurdran warf dem Bronzebart einen<br />

flüchtigen Blick zu, <strong>der</strong> ihn unheilvoll erwi<strong>der</strong>te. Dies war eine völlige Abkehr von dem<br />

heiteren Willkommensgruß, den er Kurdran beim Betreten <strong>der</strong> Stadt erwiesen hatte.<br />

Während seiner ersten Tage im <strong>Rat</strong> hatte Kurdran viele Krüge Bier mit Muradin<br />

getrunken <strong>und</strong> Geschichten aus <strong>der</strong> Scherbenwelt erzählt, während <strong>der</strong> Bronzebart seine<br />

eigenen Abenteuer auf dem gefrorenen Kontinent Nordend zum Besten gab. Doch als die<br />

Tage ins Land zogen, war Muradin Kurdran gegenüber immer abweisen<strong>der</strong> geworden.<br />

Den Gr<strong>und</strong> dafür konnte sich Kurdran nicht erklären.<br />

Zu Muradins Rechten stand Moira Thaurissan, Magnis Tochter. Obwohl sie ihren Vater<br />

mit ihrer Entscheidung erschüttert hatte, in den ehemaligen Rivalenklan <strong>der</strong> Bronzebärte<br />

– den Dunkeleisenklan – einzuheiraten, war sie noch immer rechtmäßige Erbin von<br />

<strong>Eisen</strong>schmiede <strong>und</strong> somit auch ihr Kind Fenran, <strong>der</strong> unbekümmert in einer Krippe zu<br />

ihren Füßen schaukelte.<br />

Die Erbin trug ihr Haar in perfekt geflochtenen Knoten <strong>und</strong> verbeugte sich dezent vor<br />

Kurdran. „Willkommen, Kurdran.“<br />

„Aye“, war alles, was Kurdran antwortete. Er stiefelte an einem Holztisch vorbei, <strong>der</strong> zu<br />

Füßen <strong>der</strong> Plattform stand. Auf dem Tisch lagen zwei Artefakte, die in <strong>der</strong><br />

zurückliegenden Woche die Gemüter in <strong>Eisen</strong>schmiede zum Kochen gebracht hatten: ein<br />

knorriger Holzstab mit einem dunkelvioletten Edelstein an <strong>der</strong> Spitze <strong>und</strong> ein schartiger,<br />

verbeulter Hammerkopf.<br />

Kurdrans Züge verdunkelten sich beim Anblick <strong>der</strong> Relikte <strong>und</strong> er nahm seinen Platz auf<br />

dem Thron zu Muradins Linken ein. Er fühlte sich nicht zum ersten Mal, seit er nach<br />

<strong>Eisen</strong>schmiede gekommen war, um gemeinsam mit Moira <strong>und</strong> Muradin zu regieren, fehl<br />

am Platze. Im <strong>Rat</strong> mochten die beiden Vertreter <strong>der</strong> Bronzebärte <strong>und</strong>, dank Fenran, <strong>der</strong><br />

Dunkeleisenzwerge den Ton angeben - das galt allerdings nicht auf Kurdrans Seite <strong>der</strong><br />

Thronreihe.<br />

Das Stimmengewirr am Eingang zum Hohen Sitz verebbte <strong>und</strong> Berater Belgrum, ein<br />

Zwerg hohen Alters, <strong>der</strong> am Fuße <strong>der</strong> Plattform stand, verbeugte sich. Zwei weitere<br />

Historiker, die in <strong>der</strong> Nähe standen, imitierten Belgrums Respektsbezeugung. Einer von<br />

ihnen war ein kleiner Zwerg des Wildhammerklans, <strong>der</strong> eine hellrote Tunika trug – allen<br />

Berichten nach ein äußerst gründlicher Faktenüberprüfer.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Belgrum richtete sich wie<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> trat vor. „Willkommen, Than Kurdran. Ich gehe<br />

davon aus, dass Ihr Eure Entscheidung getroffen habt?“<br />

Kurdran ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Alles war noch genauso wie in den<br />

vergangenen Tagen. Dieselbe Frage. Dieselbe Menge zänkischer Zwerge. Dasselbe<br />

Gefühl, in die Ecke gedrängt zu sein. Jedesmal, wenn diese Frage an ihn gerichtet worden<br />

war, hatte seine Antwort gleich gelautet: nein. Doch erst vergangene Nacht waren ein<br />

Wildhammerzwerg <strong>und</strong> ein Bronzebart während einer belanglosen Kneipenschlägerei<br />

über das Szepter in Kurdrans Händen ums Leben gekommen.<br />

„Ich glaub‘, ich hab gar keine Wahl“, erwi<strong>der</strong>te Kurdran.<br />

„Ach …“, seufzte Muradin. „Wie oft wollt Ihr denn noch über …“<br />

„Kurdran“, unterbrach Moira, „unter uns <strong>Drei</strong>en seid Ihr es, <strong>der</strong> das meiste zu opfern hat.<br />

Wenn Ihr Euch entschließt, Euren Teil des Hammers zu behalten, werden wir aufgeben,<br />

was wir geplant hatten.“<br />

Kurdrans Aufmerksamkeit wurde von einer zerfled<strong>der</strong>ten Schriftrolle in Belgrums alter<br />

<strong>und</strong> zittern<strong>der</strong> Faust in Beschlag genommen. Das Pergament, das vor einer Woche in <strong>der</strong><br />

Bibliothek von <strong>Eisen</strong>schmiede gef<strong>und</strong>en worden war, beschrieb Teile des Bürgerkriegs<br />

<strong>der</strong> Zwerge, <strong>der</strong> nun Jahrhun<strong>der</strong>te zurücklag. Die Geschichte berichtete, dass zu <strong>der</strong> Zeit<br />

des Todes des Hochkönigs von <strong>Eisen</strong>schmiede, Modimus Ambossar, die Klans um die<br />

Herrschaft über die Stadt rangen. In den Irrungen <strong>und</strong> Wirrungen war Modimus‘ Waffe –<br />

<strong>der</strong> Hammer des Hochkönigs – auf mysteriöse Weise verschw<strong>und</strong>en. Über die Jahre hatte<br />

Kurdran genügend Gerüchte über den Verbleib des Hammers gehört. Das Pergament<br />

setzte all diesen Spekulationen ein Ende. Es besagte, dass Modimus‘ Hammer in drei<br />

Teile zerteilt worden war. Im Chaos des Krieges hatte je<strong>der</strong> <strong>der</strong> drei Klans auf die eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Weise einen Teil des Hammers an sich gebracht. Kurdran nahm an, dass die<br />

Zwerge im Angesicht <strong>der</strong> ungewissen Zukunft von <strong>Eisen</strong>schmiede törichterweise die<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung des Hammers als einen Weg zum Frieden sahen. O<strong>der</strong> einfach nur als<br />

Ventil für ihre alten Rivalitäten <strong>und</strong> Streitpunkte.<br />

Kurdran löste seinen Blick von <strong>der</strong> Schriftrolle.<br />

„Ich hab‘ meine Entscheidung gefällt“, rief er <strong>und</strong> hob das eiserne Szepter über seinen<br />

Kopf. „Dieses Erbstück ist schon seit Jahrhun<strong>der</strong>ten ein Teil des Wildhammerklans. Ich<br />

bin diesem <strong>Rat</strong> beigetreten, um Frieden zu gewährleisten <strong>und</strong> nicht, um darüber zu<br />

streiten, ob wir einen alten Hammer neu schmieden sollen!“<br />

Wütende Rufe erklangen aus dem Gedränge <strong>der</strong> stämmigen Zwerge.<br />

„<strong>Der</strong> Hammer gehörte ursprünglich Modimus! Er gehört <strong>der</strong> Stadt!“<br />

„Wenn die Wildhämmer keinen Frieden wollen, dann haben sie im <strong>Rat</strong> nichts zu<br />

suchen!“<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Kurdran sah aufgewühlt zu, wie die Menge sich um die wenigen Wildhammerzwerge in<br />

ihren Reihen schloss <strong>und</strong> bewaffnete Wachen herbeieilten, um für Ordnung zu sorgen.<br />

„Doch einer meiner Sippe ist nun tot wegen dieses Hammers“, brüllte Kurdran über die<br />

Menge hinweg. „Das werde ich nicht noch einmal zulassen.“<br />

Er umschloss das Wildhammerszepter ein letztes Mal mit seiner Hand <strong>und</strong> legte es mit<br />

einem dumpfen Geräusch neben die an<strong>der</strong>en Artefakte auf den Tisch. Die Menge<br />

verstummte.<br />

Belgrum nickte <strong>und</strong> erhob seine Hände gegenüber <strong>der</strong> Versammlung. „So soll es nun<br />

sein, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entscheidung des <strong>Rat</strong>es, dass <strong>der</strong> große Hammer von Modimus<br />

Ambossar, dem letzten Hochkönig von <strong>Eisen</strong>schmiede, neu geschmiedet werde!“<br />

Tosen<strong>der</strong> Applaus erhob sich aus <strong>der</strong> Menge <strong>und</strong> Kurdran blickte finster drein.<br />

„Wie ihr nun sehen könnt,“ fuhr Belgrum fort, „kommt von den Wildhämmern <strong>der</strong> Griff<br />

von Modimus‘ Hammer, <strong>der</strong> von einem Mitglied des Klans zu einem Szepter<br />

umgeschmiedet wurde, das von Than Kurdran <strong>und</strong> vor ihm von Than Khardros getragen<br />

wurde.“<br />

Kurdran betrachtete das Szepter. Seine Größe <strong>und</strong> Form wichen leicht von <strong>der</strong><br />

Beschreibung des Hammergriffs in <strong>der</strong> Schriftrolle ab. Er erinnerte sich daran, wie er vor<br />

Jahren einmal Khardros gefragt hatte, woher das Szepter stammte. <strong>Der</strong> alte Zwerg hatte<br />

einfach nur geantwortet, dass die Herkunft des Erbstücks nicht wichtig sei; seine<br />

Bedeutsamkeit lag einzig <strong>und</strong> allein darin, was daraus geworden war. Kurdran hatte die<br />

ausweichende Antwort des Thans immer als eine seiner üblichen philosophischen<br />

Überlegungen verstanden, vielleicht sogar als Metapher für den Wildhammerklan. Jetzt<br />

fragte er sich, ob es Khardros gewesen war, <strong>der</strong> den Griff an sich gebracht, ihn neu<br />

geformt <strong>und</strong> nie wie<strong>der</strong> ein Wort über seine Herkunft verloren hatte.<br />

Belgrum deutete auf den verbeulten Hammerkopf auf dem Holztisch.<br />

„Von den Bronzebarts kommt <strong>der</strong> Kopf von Modimus‘ Hammer, <strong>der</strong> in einem <strong>Feuer</strong><br />

während des Bürgerkriegs bis zur Unkenntlichkeit beschädigt <strong>und</strong> seitdem zusammen mit<br />

an<strong>der</strong>en Andenken an den Konflikt in <strong>der</strong> Bibliothek <strong>der</strong> Stadt aufbewahrt wurde.“<br />

Anschließend zeigte Belgrum mit einer Hand auf den knorrigen Stab neben dem<br />

Hammerkopf.<br />

„Und von den Dunkeleisenzwergen kommt <strong>der</strong> einst golden schimmernde Kristall, <strong>der</strong> in<br />

den Kopf von Modimus‘ Hammer eingesetzt war. Er wurde von einem Zauberer des<br />

Klans gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> seine Farbe wurde verän<strong>der</strong>t, um seine Herkunft zu verhüllen.“<br />

Lauter, ungezügelter Beifall ertönte von den anwesenden Dunkeleisenzwergen.<br />

9


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Das Neuschmieden wird heute in drei Tagen beginnen. In <strong>der</strong> Zwischenzeit bittet euch<br />

<strong>der</strong> <strong>Rat</strong>, euch euren tagtäglichen Aufgaben zuzuwenden, während entschieden wird, wer<br />

die Einzelteile neu schmieden soll“, sagte Belgrum.<br />

Die Zuschauer verstreuten sich nach <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nahmen ihre hitzigen Debatten wie<strong>der</strong><br />

dort auf, wo sie sie abgebrochen hatten, als hätte die Versammlung nie stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Kurdran starrte das Wildhammerszepter, das auf dem Tisch lag, lang an. Ein<br />

beunruhigen<strong>der</strong> Gedanke nagte an ihm: Wie viel mehr noch würde <strong>Eisen</strong>schmiede ihm<br />

<strong>und</strong> seinem Klan entreißen?<br />

Wortlos stieg er die steinerne Plattform hinab <strong>und</strong> ging in Richtung des Ausgangs des<br />

Hohen Sitzes.<br />

„Kurdran“, rief Moira besorgt hinter ihm her, „wir müssen noch entscheiden, wer den<br />

Hammer schmieden soll.“<br />

„Was kümmert mich das?“, knurrte Kurdran <strong>und</strong> verließ den Raum.<br />

****<br />

Seite an Seite spazierten Kurdran <strong>und</strong> Hori'zee im äußeren Ring <strong>der</strong> Stadt an<br />

Behausungen <strong>und</strong> Händlerstuben vorbei; dort, wo das Echo von Hammer auf Amboss aus<br />

<strong>der</strong> Großen Schmiede nur noch leise zu hören war. <strong>Der</strong> alte Greif nahm alles, was er sah,<br />

durch einen grauen Schleier war, sein Gang all zu auffällig schwer <strong>und</strong> schleppend.<br />

Kurdran missfiel es zwar, doch Hori'zee schien Spaß daran zu haben, jeden Winkel von<br />

<strong>Eisen</strong>schmiede zu erk<strong>und</strong>en.<br />

Mehr als alles an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Welt sehnte sich Kurdran danach, <strong>Eisen</strong>schmiede zu<br />

entfliehen <strong>und</strong> auf Hori'zees Rücken durch die Lüfte zu fliegen, doch zu mehr als einem<br />

Spaziergang war <strong>der</strong> Greif nicht fähig. Zwar waren diese Spaziergänge eine<br />

willkommene Ablenkung, doch heute drehten sich seine Gedanken nur um Modimus'<br />

Hammer. Nachdem Kurdran am Tag zuvor aus <strong>der</strong> <strong>Rat</strong>ssitzung gestürmt war, hatten<br />

Moira <strong>und</strong> Muradin einen Schmied <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge damit beauftragt, den<br />

Hammer neu zu schmieden. Dieser Entschluss ließ Kurdrans Blut vor Wut kochen,<br />

obwohl er eigentlich selbst dafür verantwortlich war, da er nicht da gewesen war, um<br />

etwas gegen ihn vorzubringen. Er konnte den Klan <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge bis ins Mark<br />

nicht leiden. Verrat <strong>und</strong> Heimtücke waren in ihrer Kultur genauso tief verankert wie die<br />

Greifen in <strong>der</strong> Kultur des Wildhammerklans.<br />

Lei<strong>der</strong> hatten sich die Spannungen in <strong>Eisen</strong>schmiede dadurch nicht besänftigen lassen,<br />

sein Szepter zu opfern. Kurdran konnte die bösen Blicke <strong>der</strong> Passanten spüren, die seine<br />

gelbbraune, wettergegerbte Haut, seinen feuerroten Pferdeschwanz <strong>und</strong> seine<br />

Tätowierungen anglotzten. Er wusste, dass diese Blicke nicht nur an seinem Äußeren<br />

interessiert waren, son<strong>der</strong>n an dem, was dahinter war. <strong>Eisen</strong>schmiede war ein Ort, in dem<br />

verschiedene Kulturen aufeinan<strong>der</strong>prallten. Eine jede fühlte sich <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en überlegen.<br />

Die Anhänger des Wildhammerklans wohnten lieber auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>und</strong> flogen auf<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

den Rücken ihrer geliebten Greifen durch die Lüfte <strong>der</strong> nördlichen Lande. Die Anhänger<br />

des Bronzebartklans dagegen hausten lieber im Berg; so wie sie es seit jeher getan hatten.<br />

Und die Dunkeleisenzwerge … nun, die Dunkeleisenzwerge suchten ihr Zuhause noch<br />

tiefer in den Schatten - um sie rankten ...<br />

Eine mit stählernen Platten besetzte Schulter rammte Kurdran von <strong>der</strong> Seite <strong>und</strong> riss ihn<br />

aus seinen Gedanken. Als er sich umdrehte, sah er zwei Dunkeleisenzwerge mit einem<br />

großen Fass. <strong>Der</strong> Zwerg, <strong>der</strong> ihn angerempelt hatte, starrte ihn mit glühenden Augen an,<br />

Augen, wie sie unter seinesgleichen üblich waren. Sie erinnerten Kurdran an die<br />

dämonischen Augen, die er auf <strong>der</strong> Scherbenwelt gesehen hatte.<br />

<strong>Der</strong> Dunkeleisenzwerg knurrte ihn an <strong>und</strong> ging dann gemeinsam mit seinem Partner<br />

seiner Wege. Gefolgt wurden sie von einer Schlange ihrer Klansleute, die in<br />

Zweiergrüppchen unterteilt jeweils ein Fass mit sich schleppten. Von den Behältnissen<br />

ging ein starker Geruch aus. Kurdran kannte ihn: Es war <strong>der</strong> Geruch von Alkohol, den die<br />

Dunkeleisenzwerge brauten. Das Gebräu war ganz an<strong>der</strong>s als das Bier, das er mochte. Es<br />

benebelte einen schon nach dem ersten Glas <strong>und</strong> führte dazu, dass man alles vergaß.<br />

Kurdran hatte schon mehrmals beobachtet, wie Gruppen von Dunkeleisenzwergen mit<br />

dem Zeug durch die Stadt liefen <strong>und</strong> offensichtlich nach etwas suchen, das stärker war,<br />

als das, was man in <strong>Eisen</strong>schmiede angeboten bekam.<br />

„Kurdran“, sagte jemand zu ihm, als die letzten Dunkeleisenzwerge mit ihren Fässern<br />

vorbeiliefen. Die Stimme klang unverwechselbar – sie war geschult, ruhig <strong>und</strong><br />

majestätisch.<br />

Kurdran drehte sich um <strong>und</strong> sah Moira auf ihn zukommen; neben ihr ein beleibter<br />

Dunkeleisenzwerg namens Drukan, den er schon des Öfteren an ihrer Seite gesehen hatte.<br />

„Wir gehen also mit unserer stattlichen Hori'zee spazieren“, sagte sie mit einem höflichen<br />

Lächeln.<br />

Kurdran versuchte, in Moiras Gesicht zu lesen, ob ihre Fre<strong>und</strong>lichkeit von Herzen kam.<br />

Er hatte den Verdacht, dass sie <strong>und</strong> ihre Dunkeleisenverbündeten in gewisser Hinsicht<br />

verantwortlich für die Gerüchte waren, die um den Wildhammerklan kursierten.<br />

Letzten Endes war es in erster Linie ihr aggressives Vorgehen gewesen, das zu einer<br />

Gründung des <strong>Rat</strong>es <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong> geführt hatte - nach Magnis Unfall hatte sie die<br />

Stadt mit bewaffneten Dunkeleisenzwergen besetzt <strong>und</strong> den Thron für sich beansprucht.<br />

<strong>Der</strong> Entschluss, Modimus' Hammer neu zu schmieden, kam auch von ihr.<br />

Doch immer <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> hatte Moira sich als Kurdrans größte Verbündete in<br />

<strong>Eisen</strong>schmiede erwiesen. Wenn man sich - größtenteils unbegründet - über die Anhänger<br />

des Wildhammerklans beschwerte, sie seien für knappe Essensvorräte, fehlende<br />

Behausungen <strong>und</strong> den überfüllten Greifenhorst verantwortlich, war es Moira, die seinen<br />

Klan verteidigte. Doch ihre augenscheinliche Güte war Kurdran nicht genug.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Sie hatte etwas Abkühlung gebraucht – weg von <strong>der</strong> Hitze”, sagte Kurdran <strong>und</strong><br />

streichelte dabei Hori'zees löwenhafte hintere Flanke.<br />

Moira näherte sich Hori'zee <strong>und</strong> fasste den Schnabel des Greifen: „Wun<strong>der</strong>volles<br />

Geschöpf. Wie geht es ihr?“<br />

„Besser“, sagte Kurdran <strong>und</strong> log damit - er wollte mit Moira nicht mehr über diese<br />

Angelegenheit reden als unbedingt nötig. Er war überrascht, dass Hori'zee es an diesem<br />

Tag überhaupt aus ihrem Nest geschafft hatte.<br />

„Ich denke, dass sie im Handumdrehen wie<strong>der</strong> in bester Form sein wird“, sagte Moira<br />

<strong>und</strong> streichelte dabei Hori'zees Mähne, worauf <strong>der</strong> Greif seinen Kopf nie<strong>der</strong>beugte <strong>und</strong><br />

sanft gurrte.<br />

Hori'zee galt Kurdran schon immer als Indiz dafür, ob jemand guten Charakter besaß<br />

o<strong>der</strong> nicht. Dass sie Moira solches Wohlwollen entgegenbrachte, ließ ihn im Zweifel<br />

darüber, ob seine Verdächtigungen <strong>der</strong> Anführerin <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge gegenüber<br />

gerechtfertigt seien.<br />

Moira warf einen kurzen Blick auf Drukan, <strong>der</strong> etwas weiter entfernt mit einem<br />

mürrischen Gesichtsausdruck dastand. „Na kommt, Drukan. Hori'zee ist eine Legende.<br />

Sie hat schon Drachen gegenübergestanden, wusstet Ihr das?“<br />

„Ich traue keinem Tier, das einen Geschmack für Zwergenblut hat”, spottete Drukan.<br />

Moira war schockiert <strong>und</strong> machte große Augen, musste sich jedoch ein Lachen<br />

verkneifen. „Seid doch nicht albern.”<br />

„Das ist es, was sie über die Lande des Wildhammerklans sagen”, fuhr Drukan fort, „Sie<br />

verfütterten ihre Gefangenen an die Greifen <strong>und</strong> Hori'zee hier, nun, man sagt, dass sie<br />

sich über den Hunger hinaus mit ihnen den Magen vollgeschlagen hat.“<br />

Kurdran fühlte, wie sein Blut zu kochen anfing, <strong>und</strong> ging einen Schritt auf Drukan zu.<br />

„Passt auf, was Ihr sagt, Kumpel.”<br />

„Ihr wisst, wie sich diese absurden Gerüchte verbreitet haben”, sagte Moira <strong>und</strong> legte ihre<br />

Hand auf Kurdrans Schulter, die unter seiner Rüstung verborgen war. „Drukan ist, wie<br />

soll ich sagen, noch immer dabei, die feineren Formen des Anstands zu lernen.“<br />

Mit einem bösen Ton in ihrer Stimme wandte sie sich Drukan zu: „Entschuldigt Euch.“<br />

„Aber Hoheit ...“<br />

„Sofort.“ Sie blickte Drukan aus kalten stechenden Augen an, die mehr als Worte sagten.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Ich bitte um Verzeihung“, sagte Drukan zu Kurdran mit zusammengebissenen Zähnen.<br />

„Ich möchte Euch <strong>und</strong> Hori'zee nicht weiter stören“, sagte Moira, nun wie<strong>der</strong> höflich.<br />

„Ich wollte nur sagen, dass Eure Entscheidung gestern von großer Bescheidenheit zeugte<br />

… etwas, das ich erwartet hatte, nachdem ich von Euren Heldentaten auf <strong>der</strong><br />

Scherbenwelt erfahren hatte. Den Hammer neu zu schmieden wird Einheit bringen, eine<br />

Einheit, die Eurer Entscheidung zu verdanken sein wird.“<br />

„Ich bin keiner von den Zwergen, die nicht für sich selbst denken können”, erwi<strong>der</strong>te<br />

Kurdran hart. „Was getan ist, ist getan.“<br />

Die Thronfolgerin von <strong>Eisen</strong>schmiede lächelte einfach <strong>und</strong> sagte: „Natürlich. Ich werde<br />

Euch <strong>und</strong> Eure mächtige Hori'zee nicht weiter beim Spaziergang stören.“<br />

Er sah Moira <strong>und</strong> Drukan hinterher, als sie weitergingen. Die Ruhe, die er <strong>und</strong> Hori'zee<br />

genossen hatten, war nach diesem Gespräch vorbei. Er wollte Moira zum Feind haben,<br />

das würde die Verwirrung in <strong>Eisen</strong>schmiede zumindest verständlich machen. Kurdran<br />

spürte jedoch mit wachsendem Unbehagen, dass er an einem Ort nach Sinn suchte, <strong>der</strong><br />

jede Art von Sinn eingebüßt hatte.<br />

„Lass uns zurück zum Horst gehen, meine Gute”, sagte Kurdran <strong>und</strong> zog an Hori'zees<br />

Flügel.<br />

****<br />

Kurdran stand bei seinem Thron im Hohen Sitz <strong>und</strong> zwang sich, Ruhe zu bewahren. Er<br />

hatte all seinen Willen aufbringen müssen, um sich zusammenzureißen <strong>und</strong> nicht auf<br />

Belgrum, <strong>der</strong> vor ihm stand, einzuschlagen.<br />

„Ich werde die volle Verantwortung auf mich nehmen“, sagte <strong>der</strong> Berater <strong>und</strong> verneigte<br />

den Kopf vor Kurdran <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en <strong>Rat</strong>smitglie<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Der</strong> Hohe Sitz war zwar leer bis auf Belgrum <strong>und</strong> die drei Klansvertreter, doch <strong>der</strong> alte<br />

Zwerg sprach trotzdem leise. Zwischen seinen Sätzen wurde <strong>der</strong> Raum von einer<br />

angespannten Stille erfüllt. Seine Hand umklammerte ein Pergament über die Geschichte<br />

von Modimus‘ Hammer.<br />

„Ein wohlkonstruiertes Lügenpapier.“ Belgrum hob die Schriftrolle hoch <strong>und</strong> verzog sein<br />

Gesicht. „Nach genauerer Untersuchung scheint es, als hätte man das Pergament mit<br />

magischen Kräften altern lassen <strong>und</strong> dann zu den Berichten gesteckt. Von außen<br />

betrachtet komplett unbedenklich.“<br />

„Komplett unbedenklich?“, sagte Kurdran. „Einer meiner Klansbrü<strong>der</strong> ist tot!“<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Für den Fall, dass Ihr es vergessen habt: Von meinen Klansleuten ist auch einer<br />

gestorben", erwi<strong>der</strong>te Muradin scharf. "Es wäre dazu nicht gekommen, wenn Ihr einfach<br />

Euren Teil des Hammers hergegeben hättet.“<br />

„Seid Ihr taub, Kumpel? Das Ding gehört zu nichts!“<br />

„Keine Ausreden! Ihr habt es von Anfang an nicht gewollt!“<br />

„Muradin, Kurdran, ich bitte Euch“, sagte Moira <strong>und</strong> wandte sich Belgrum zu. „Noch ein<br />

Tag <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hammer wird neu geschmiedet. Ihr wisst, was das bedeutet, o<strong>der</strong>?“<br />

„Jawohl, Eure Hoheit. Das Pergament ist aber eine Fälschung. Dafür stehe ich mit<br />

meinem Leben. Irgendjemand hat sich viel Mühe gegeben, es wie echt aussehen zu<br />

lassen, doch die Handschrift stimmt nicht mit <strong>der</strong> auf den an<strong>der</strong>en Schriftrollen <strong>der</strong>selben<br />

Epoche überein.“<br />

„Aus welcher Zeit also stammen diese Stücke?“, fragte Moira.<br />

„Soviel wir wissen, tauchten das Szepter <strong>der</strong> Wildhammer <strong>und</strong> <strong>der</strong> Edelstein <strong>der</strong><br />

Dunkeleisenzwerge nach dem Bürgerkrieg auf. Das Pergament beschrieb den Schaden<br />

auf dem Hammerkopf von Bronzebart bis aufs Detail <strong>und</strong> wir hatten ihn auch genauso<br />

vorgef<strong>und</strong>en. Wir wissen heute jedoch mehr darüber, weswegen es schier unmöglich ist<br />

zu bestimmen, wann er beschädigt <strong>und</strong> in die Bibliothek gelegt wurde.“<br />

„Wer war das?“, brummte Kurdran <strong>und</strong> wischte sich dabei den Schweiß von seinem<br />

unbehaarten Skalp. Er war kräftig gebaut <strong>und</strong> trotzdem machte ihm die drückende Hitze<br />

in <strong>der</strong> Stadt schwer zu schaffen.<br />

„Ach … unmöglich zu sagen. Die Bibliothek wird jeden Tag von etlichen Zwergen<br />

besucht“, antwortete Belgrum.<br />

„Das spielt keine Rolle. Wir müssen es durchziehen“, sagte Moira. „Unsere zwergischen<br />

Brü<strong>der</strong> <strong>und</strong> Schwestern erwarten ein Zeichen <strong>der</strong> Einigkeit. Wenn diese Geschichte ans<br />

Tageslicht kommt <strong>und</strong> das Neuschmieden des Hammers ausbleibt, werden sie jemanden<br />

dafür an den Pranger stellen wollen. Was hier gesagt wurde, darf nicht diesen Raum<br />

verlassen“, fügte sie hinzu <strong>und</strong> blickte Belgrum scharf an. <strong>Der</strong> Zwerg, dessen Haar schon<br />

leicht angegraut war, nickte.<br />

Kurdran schlug mit seiner Faust auf die Thronlehne. „Ich werde etwas, das rechtmäßig<br />

meinem Klan gehört, nicht aufgeben, um diese Lüge aufrecht zu halten!“<br />

„Für die Stadt ist es keine Lüge mehr“, sagte Muradin. „Nicht, nachdem schon tagelang<br />

darüber gestritten wurde.“<br />

Kurdran erkannte die Weisheit in Muradins Worten <strong>und</strong> war äußerst verärgert darüber.<br />

Die Diskussion über Modimus‘ Hammer hatte die Spannungen in <strong>Eisen</strong>schmiede immer<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

weiter getrieben, einer tosenden Lawine gleich, die erst mit dem Neuschmieden des<br />

Hammers ein Ende finden würde, egal, was <strong>der</strong> <strong>Rat</strong> auch sagte.<br />

****<br />

Kurdran saß im Greifenhorst <strong>und</strong> grübelte über die beunruhigende Situation nach. Die<br />

Wahrheit über Modimus‘ Hammer belastete ihn schwer. Er hatte gehofft, mit Hori'zee<br />

einen Spaziergang zu machen <strong>und</strong> seine Gedanken zu zerstreuen, doch sie hatte es nicht<br />

aus dem Nest geschafft. Sie lag einfach regungslos da <strong>und</strong> atmete kaum erkennbar.<br />

Bestürzt über Hori'zees Zustand <strong>und</strong> die angespannten Atmosphäre in <strong>Eisen</strong>schmiede<br />

saßen sie da, die Greifenreiter <strong>der</strong> Wildhammer neben ihren geflügelten Begleitern.<br />

Selbst Eli <strong>der</strong> Greifenhüter mit seiner sonst heiteren Stimmung rechte lethargisch <strong>und</strong><br />

ohne ein Wort zu sagen Heuballen zusammen. Viele <strong>der</strong> Greifenreiter, darunter auch Eli,<br />

waren Scherbenweltveteranen. Sie waren Kurdran bis nach <strong>Eisen</strong>schmiede gefolgt,<br />

genauso wie sie ihm bis in die Heimatwelt <strong>der</strong> Orcs gefolgt waren, ohne seine<br />

Entscheidungen zu hinterfragen. Zum ersten Mal in Kurdrans Leben hatte er das Gefühl,<br />

sie in eine Schlacht geführt zu haben, die keinen Sinn ergab <strong>und</strong> nicht zu gewinnen war.<br />

Kurdran erhob sich <strong>und</strong> ging gemessenen Schrittes durch den Horst, als zehn<br />

Dunkeleisenzwerge mit Holzfässern in den Händen dabei waren, die Nester zu<br />

überqueren, die bis in den Gang reichten. Die Dunkeleisenzwerge starrten im<br />

Vorübergehen mit ihren beunruhigenden Augen auf die Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Wildhammerklans. Einer <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge stolperte über einen Strohhaufen, <strong>der</strong><br />

herumlag, <strong>und</strong> ließ ein Fass fallen. Das hölzerne Gefäß zerbrach <strong>und</strong> spie eine matte<br />

Flüssigkeit in den Horst.<br />

<strong>Der</strong> ungeschickte Zwerg schlug mit <strong>der</strong> Faust auf den Boden <strong>und</strong> raffte sich mühselig<br />

wie<strong>der</strong> auf.<br />

„Warum müsst ihr Wildhammerleute eure Vögel dort in <strong>der</strong> Gegend herumsitzen haben,<br />

wo wir entlanglaufen?“, schnaubte <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerg <strong>und</strong> spuckte auf einen Greifen,<br />

<strong>der</strong> ihm am nächsten war. Dieser krächzte darauf, fuhr mit einer Klaue am Nestrand<br />

entlang <strong>und</strong> schleu<strong>der</strong>te einen Klumpen Stroh ins Gesicht des zornentbrannten Zwergs.<br />

Eli legte seine Arbeit nie<strong>der</strong> <strong>und</strong> ging ruhig auf den Dunkeleisenzwerg zu.<br />

„Es ist nicht ihre Schuld, mein Guter“, sagte er gleichmütig.<br />

„Eure Biester haben nichts weiter als Ärger gemacht, seitdem sie hier sind. Als wäre es<br />

nicht schon schlimm genug, dauernd über ihre Nester stolpern zu müssen, nein, ihr<br />

Gestank reicht sogar bis zu den Stadttoren.“ <strong>Der</strong> Dunkeleisenzwerg kochte vor Wut. Er<br />

knackste mit den Fingern <strong>und</strong> machte dann mit geballten Fäusten einen Schritt auf den<br />

Greif zu.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Instinktiv stieß Eli dem Dunkeleisenzwerg seine Heugabel entgegen. „Dass Ihr mir ja<br />

keine Hand an den Greif legt, Kumpel.“<br />

Die Augen des Zwergs wurden größer, als ihm die Heugabel entgegen gestreckt wurde.<br />

„Seht ihr das, Jungs?“, sagte er zu den an<strong>der</strong>en Dunkeleisenzwergen. „Ein<br />

Wildhammerbursche erhebt gegen uns die Waffe!“<br />

Schnell ließ Eli seine Heugabel herab. „Müsst das nich‘ zu etwas machen, das es<br />

nich‘ ist.“<br />

Fünf Greifenreiter, die in <strong>der</strong> Nähe saßen, richteten sich auf. Einer von ihnen ging einen<br />

Schritt vor <strong>und</strong> stieß seinen Finger gegen die Brust des in Rüstung gekleideten<br />

Dunkeleisenzwergs.<br />

„Nehmt den Rest Eures Gesöffs <strong>und</strong> macht Euch vom Acker”, sagte er.<br />

Kurdran konnte es kommen sehen. Die Stimmung würde sich immer weiter anheizen <strong>und</strong><br />

das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht. Nach den besorgniserregenden<br />

Offenbarungen über Modimus‘ Hammer war eine Schlägerei das letzte, mit dem er sich<br />

herumschlagen wollte. Er ging auf die Dunkeleisenzwerge zu <strong>und</strong> hoffte darauf, das<br />

Unausweichliche abzuwenden.<br />

„Ihr Wildhammerburschen würdet diese Stadt lieber brennen sehen, als diesen Biestern<br />

Schaden zukommen zu lassen!“, brüllte <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerg <strong>und</strong> wandte sich seinen<br />

Kameraden zu. „Gebt ihnen etwas, um ihre Nerven zu beruhigen, Jungs.“<br />

Ohne zu zögern warfen zwei <strong>der</strong> Zwerge ihr Fass in den Horst hinein. Es flog an<br />

Kurdrans Kopf vorbei, schlug neben Hori'zee auf <strong>und</strong> bespritzte sie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Greifen in<br />

<strong>der</strong> Nähe mit dunkeleisenzwergischem Alkohol.<br />

Einen Moment lang überkam Kurdran die Wut, worauf er tief einatmete, um seine<br />

Fassung zu wahren. Er marschierte zum Anführer <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge, um ihn <strong>und</strong><br />

seine Klansleute fortzuschicken, doch als dieser Kurdran erblickte, machte er unfreiwillig<br />

einen Schritt zurück, rutschte dabei auf dem Stroh aus <strong>und</strong> kam mit einem Bums auf dem<br />

Boden auf.<br />

Die Greifenreiter brachen in lautes Gelächter aus. „Kurdrans Anblick allein hat dem<br />

Kleinen Angst eingejagt!“, schrie einer von ihnen.<br />

Die Schmach war deutlich im Gesicht des Dunkeleisenzwergs zu erkennen <strong>und</strong> er warf<br />

einen verstohlenen Blick um sich. Schließlich stand er auf <strong>und</strong> trat vorwärts, bis er nur<br />

Zentimeter von Kurdran entfernt war. „Verehrter Than <strong>der</strong> Schmetterlinge ... warum geht<br />

Ihr nicht zurück <strong>und</strong> setzt Euch ins Stroh, wie die an<strong>der</strong>en Tiere auch?“, knurrte er <strong>und</strong><br />

spuckte Kurdran ins Gesicht.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Dieser winzige Akt <strong>der</strong> Beleidigung hatte in Kurdran etwas ausgelöst, etwas, das sich<br />

schon seit seiner Ankunft in <strong>Eisen</strong>schmiede in ihm angestaut hatte. <strong>Der</strong> flüchtige Traum,<br />

den Himmel über dem Nistgipfel sehen zu können ... Hori'zees Verfassung ... alles brach<br />

auf einmal hervor <strong>und</strong> ließ ihn blind vor Wut werden.<br />

Kurdrans Faust flog gegen den Kopf des Dunkeleisenzwergs <strong>und</strong> warf diesen zu Boden.<br />

Ohne einen Befehl erhalten zu haben stürmten die Wildhammerzwerge an Kurdrans Seite<br />

auf die Anhänger des Dunkeleisenklans zu. Diese warfen ihre Fässer auf die Angreifer,<br />

die jedoch gekonnt auswichen, sich abrollten <strong>und</strong> keinen Schaden davontrugen. Die<br />

Greifen krächzten laut, Fässer wurden kreuz <strong>und</strong> quer durch den Horst geworfen <strong>und</strong><br />

zerschlugen an Stellen, die lediglich mit einer dünnen Heuschicht bedeckt waren.<br />

Schließlich prallten die Anhänger <strong>der</strong> Wildhammer- <strong>und</strong> Dunkeleisenklans aufeinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> ergriffen jedes Glied o<strong>der</strong> Stück Rüstung, das sich ihnen bot.<br />

Die beiden Seiten rangen miteinan<strong>der</strong>, bis die Dunkeleisenzwerge letztendlich das<br />

Gleichgewicht verloren <strong>und</strong> in ein nahegelegenes Kohlebecken fielen. Aus dem eisernen<br />

Trog flogen brennende Glutstücke <strong>und</strong> entzündeten einen in <strong>der</strong> Nähe befindlichen<br />

Heuhaufen. Das <strong>Feuer</strong>, angefacht vom Alkohol <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge, verbreitete sich<br />

wie wild in den an<strong>der</strong>en Nestern drum herum.<br />

Innerhalb von Sek<strong>und</strong>en stand <strong>der</strong> gesamte Horst in Flammen. Rauchschwaden stiegen<br />

bis zur Decke <strong>der</strong> Großen Schmiede empor. Mehrere Greifen stießen schrille Schreie von<br />

sich, schwangen sich in die Lüfte <strong>und</strong> wirbelten dabei einen Schwall aus Fe<strong>der</strong>n, Asche<br />

<strong>und</strong> Glut hinter sich auf.<br />

„Wasser!“, brüllte Kurdran <strong>und</strong> stieg über das Knäuel Zwerge am Boden.<br />

Aus an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Großen Schmiede eilten Zwerge herbei. Greifen kreisten nun in<br />

den dunklen Nischen <strong>der</strong> Höhle durch die Lüfte. Vier von ihnen blieben jedoch auf dem<br />

Boden: Hori'zee <strong>und</strong> drei weitere Greifen, die zusammengedrängt in Hori'zees Nest<br />

saßen.<br />

„Hori'zee!“, schrie Kurdran. „Weg da!“<br />

Aus ihrer Richtung kam ein Schrei, <strong>der</strong> Kurdran zusammenfahren ließ. Das letzte Mal<br />

hatte er ihn auf <strong>der</strong> Scherbenwelt gehört. Es war ein Kampfschrei, <strong>der</strong> in vielen<br />

Situationen schon ausgereicht hatte, um Hori'zees Feinde in Angst <strong>und</strong> Schrecken zu<br />

versetzen <strong>und</strong> in die Flucht zu schlagen.<br />

Um sie herum tobten die Flammen. Kurdran konnte Hori'zee kaum durch die dicken<br />

Rauschwaden, die den Horst einnebelten, erkennen <strong>und</strong> gerade noch ausmachen, wie<br />

einer <strong>der</strong> Greifen an ihrer Seite nach oben schoss <strong>und</strong> dabei eine Spur angebrannter<br />

Fe<strong>der</strong>n hinter sich ließ. Die an<strong>der</strong>en beiden Greifen erhoben sich auch, flüchteten jedoch<br />

nicht. Sie schwebten über Hori'zee in <strong>der</strong> Luft, hielten sich mit ihren Vor<strong>der</strong>klauen<br />

krampfhaft an <strong>der</strong>en Flügel fest <strong>und</strong> warfen sich kurze Krächzer zu. Schließlich fingen sie<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

beide gleichzeitig an, wie wild mit den Flügeln zu schlagen, um Hori'zee vom Boden zu<br />

heben, doch diese riss sich ruckartig los.<br />

Die herbeigeeilten Zwerge fingen an, das <strong>Feuer</strong> mit Wassereimern zu löschen, während<br />

zwei gnomische Neuankömmlinge in langen wallenden Roben Zaubersprüche murmelten<br />

<strong>und</strong> Eiskristalle auf den Horst nie<strong>der</strong>prasseln ließen. Das <strong>Feuer</strong> ließ sich jedoch nicht<br />

stoppen. Kurdran versuchte, seine Rüstung abzustreifen, schaffte in seinem<br />

Schockzustand jedoch nichts weiter, als an den Haltern rumzufingern. Er gab schließlich<br />

auf <strong>und</strong> raste in Richtung Flammen.<br />

„Kurdran!“, rief Eli.<br />

<strong>Der</strong> Greifenhalter <strong>und</strong> zwei weitere Wildhammerzwerge versuchten, Kurdran<br />

zurückzuhalten, doch selbst drei kräftige Zwerge konnten ihn nicht davon abhalten, Stück<br />

für Stück immer näher an die Flammen zu kommen. Es mussten zwei weitere mit<br />

anpacken, um ihn endlich nie<strong>der</strong>ringen zu können.<br />

Sie hielten ihn am Boden fest <strong>und</strong> so konnte er nur dabei zusehen, wie die zwei Greifen<br />

in Hori'zees Nähe, da sie Hitze <strong>und</strong> Rauch nicht länger aushalten konnten, aus dem Horst<br />

flohen. Nach einigen qualvollen Sek<strong>und</strong>en sank Hori'zee auf dem Boden zusammen.<br />

Nachdem die letzten brennenden Glutstücke gelöscht waren, ließen Eli <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en<br />

Kurdran frei. Er lief sofort in den schwelenden Horst hinein. Dort sah er Hori'zee, wie sie<br />

regungslos dalag. Ihr Äußeres war schwarz <strong>und</strong> es stieg Rauch von ihr auf.<br />

Jemand fasste Kurdran bei <strong>der</strong> Schulter.<br />

„Es … es tut mir Leid“, sagte Eli heiser.<br />

„Wieso hat sie sich gewehrt? Sie haben versucht, sie zu retten ...“, murmelte Kurdran<br />

fassungslos.<br />

„Ach … natürlich, Kumpel. Sie hat die Eier beschützt!“, sagte Eli plötzlich.<br />

Die zwei Zwerge schoben Hori'zees Leichnam vorsichtig beiseite. Doch anstatt<br />

makelloser Eier waren dort angesengte Eierschalen <strong>und</strong> die halbgaren Überreste von<br />

Hori'zees Küken.<br />

<strong>Der</strong> grausige Anblick verschlug Kurdran die Sprache. Er stand da <strong>und</strong> starrte nur.<br />

„Sie ... sie hat es versucht“, sagte Eli, <strong>der</strong> vor dem verkohlten Nest kniete.<br />

Die Menge stand still um den Greifenhorst herum. Selbst die Dunkeleisenzwerge, die<br />

zum Teil für das <strong>Feuer</strong> verantwortlich waren, schienen verwirrt <strong>und</strong> waren ohne Worte.<br />

Alle Augen waren auf Kurdran gerichtet. <strong>Der</strong> Rauch, <strong>der</strong> ihn umgab, hatte den Geruch<br />

von verbranntem Fleisch <strong>und</strong> Stroh. Ihm war schwindelig.<br />

18


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

****<br />

Kurdran stolperte aus <strong>der</strong> Großen Schmiede, während Greifen in <strong>der</strong> Luft kreisten <strong>und</strong> die<br />

Stadtbewohner versuchten herauszufinden, was passiert war. Nur mit größter Mühe<br />

konnte er sich auf den Beinen halten. <strong>Der</strong> Brand hatte in ihm eine W<strong>und</strong>e zurückgelassen,<br />

aus <strong>der</strong> sein letzter Rest Hoffnung, Tatendrang <strong>und</strong> Freude geflossen war.<br />

St<strong>und</strong>enlang saß er allein in einer spärlich besuchten Taverne <strong>und</strong> starrte in seinen<br />

unangetasteten Bierkrug, während Erinnerungen an Hori'zee in ihm aufwallten. Jede<br />

dieser Erinnerungen verwandelte sich vor seinem geistigen Auge in den Anblick ihrer<br />

verkohlten Überreste. Sie hätte in <strong>der</strong> Schlacht sterben sollen, o<strong>der</strong> zumindest in <strong>der</strong><br />

Behaglichkeit ihres Zuhauses auf dem Nistgipfel. Nicht im Herzen eines Berges.<br />

Es war ein Fehler, hierherzukommen, dachte Kurdran. Seine Reue wühlte neue<br />

Erinnerungen an jemanden auf, an den er in den letzten paar Wochen fast nie gedacht<br />

hatte: Falstad.<br />

Falstad hatte den Titel des Hochthans des Wildhammerklans von Kurdran übernommen,<br />

während er in <strong>der</strong> Scherbenwelt festsaß. Als er endlich zum Nistgipfel zurückgekehrt<br />

war, hatte er das überwältigende Verlangen verspürt, die Jahrzehnte wie<strong>der</strong>gutzumachen,<br />

die er von seiner Heimat getrennt war. Er hatte zwar seinen Status nicht offiziell wie<strong>der</strong><br />

eingefor<strong>der</strong>t, aber dennoch hatte Kurdran seinem Klan Befehle erteilt, ohne dabei Falstad<br />

einzubeziehen, was die Position des Hochthans untergraben hatte.<br />

Kurdrans Reise nach <strong>Eisen</strong>schmiede war nur ein Beispiel für seine übereifrigen Versuche<br />

zu beweisen, dass er noch immer <strong>der</strong> gleiche Anführer wie eh <strong>und</strong> je war. Als<br />

amtieren<strong>der</strong> Hochthan stand es Falstad zu, dem <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong> beizutreten, doch<br />

Kurdran hatte ihm diese Gelegenheit weggeschnappt <strong>und</strong> hatte unverblümt gesagt, dass<br />

sein Fre<strong>und</strong> nicht die nötige Erfahrung besäße, solch eine Aufgabe zu bewältigen. Bei all<br />

dem Jubel über Kurdrans Rückkehr aus <strong>der</strong> Scherbenwelt hatte <strong>der</strong> Klan sich hinter seine<br />

Entscheidung gestellt. Kurdran konnte noch immer den Ärger <strong>und</strong> den Schmerz in den<br />

Augen des Hochthans nach all dem, was getan <strong>und</strong> gesagt worden war, sehen, als hätte<br />

Kurdran Falstads zwanzigjährigen Dienst an seinem Klan für bedeutungslos erachtet.<br />

Nun wurde Kurdran klar, was für ein Narr er gewesen war. Zum ersten Mal wünschte er<br />

sich, dass Falstad an seiner Stelle in <strong>der</strong> Stadt wäre. Nicht etwa, weil er ihm die<br />

Spannungen in <strong>Eisen</strong>schmiede erdulden zu müssen wünschte, son<strong>der</strong>n weil er glaubte,<br />

dass Falstad <strong>der</strong> besser geeignete Zwerg war.<br />

Nein, sagte sich Kurdran.<br />

Falstad um Hilfe zu bitten, wäre selbst nach allem, was vorgefallen war, ein Zeichen <strong>der</strong><br />

Schwäche gewesen. Es gab aber noch immer einen Weg, wie er <strong>Eisen</strong>schmiede daran<br />

hin<strong>der</strong>n konnte, alles zu rauben, was ihm lieb <strong>und</strong> teuer war.<br />

19


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Es gab noch immer eine Sache, die die Stadt ihm noch nicht weggenommen hatte.<br />

****<br />

<strong>Der</strong> Hohe Sitz war verlassen als Kurdran sich zu Muradins Thron schlich. Neben dem<br />

steinernen Sitz stand eine große <strong>Eisen</strong>kiste, in <strong>der</strong> die drei Teile von Modimus' Hammer<br />

verwahrt wurden. Jedes <strong>Rat</strong>smitglied hatte einen großen, schweren Schlüssel für die<br />

Kiste erhalten. Kurdran steckte den seinen ins Schloss.<br />

Langsam öffnete er die Kiste <strong>und</strong> entnahm ihr das Szepter seines Klans. Es sah jetzt kahl<br />

<strong>und</strong> besudelt aus, zur Vorbereitung auf das Neuschmieden seiner Verzierung aus<br />

Greifenfe<strong>der</strong>n <strong>und</strong> getrockneten Grashalmen beraubt.<br />

„Ich wusste, dass Ihr es Euch zurückholen würdet“, sagte eine hämische Stimme.<br />

Kurdran fuhr herum. Moira stand, noch immer in ihre offiziellen Roben gekleidet, am<br />

Fuße <strong>der</strong> Rampe, die zu den Thronen hinaufführte <strong>und</strong> hielt Fenran in ihren Armen. Ein<br />

Lichtstrahl aus <strong>der</strong> halboffenen Tür zu ihrer Kammer an <strong>der</strong> Rückseite <strong>der</strong> Halle fiel quer<br />

über den Hohen Sitz.<br />

„An dieser Lüge will ich nich' beteiligt sein.“<br />

Moira stieg anmutig die Rampe hinauf. „Ihr erinnert mich an Fenran, <strong>der</strong> sich an eines<br />

seiner Spielzeuge klammert <strong>und</strong> schreit, wenn ich es ihm wegnehmen möchte.“<br />

„Ihr habt nie verstanden, was das hier für mich bedeutet … <strong>und</strong> das werdet Ihr auch nie.“<br />

Die Thronerbin von <strong>Eisen</strong>schmiede schlen<strong>der</strong>te hinüber zu Kurdrans Thron <strong>und</strong> sah ihn<br />

von oben bis unten an.<br />

„Ich verstehe noch immer nicht, warum Ihr überhaupt hierhergekommen seid“, sagte<br />

Moira. „Ihr <strong>und</strong> Euer Klan gehören nicht nach <strong>Eisen</strong>schmiede. Auch scheint Ihr gar nicht<br />

hier sein zu wollen.“<br />

„Man hat mich gebeten, hierherzukommen.“<br />

„Ich war das ganz bestimmt nicht.“<br />

Das stimmte. Als Moira mit ihren Dunkeleisenzwergen in <strong>Eisen</strong>schmiede angekommen<br />

war, hatte sie die Stadt völlig in Beschlag genommen. Einer <strong>der</strong> Besucher, die in <strong>der</strong><br />

Stadt festsaßen, war Prinz Anduin von Sturmwind. Als Reaktion darauf hatte sein Vater,<br />

König Varian, ein Kommandotrupp des SI:7 nach <strong>Eisen</strong>schmiede begleitet <strong>und</strong> wollte<br />

Moira für ihre Missetaten eliminieren. Am Ende hatte er ihr Leben doch verschont, sich<br />

aber entschlossen, den <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong> ins Leben zu rufen, um den Frieden zu<br />

wahren. Dabei hatte Varian Falstad als Abgesandten des Wildhammerklans ernannt.<br />

20


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Einen Augenblick lang starrten die beiden Zwerge einan<strong>der</strong> nur an, bis Moira das<br />

Schweigen brach. „Ich frage mich, wie es sich für einen Zwerg wie Euch anfühlt, <strong>der</strong> so<br />

viele Schlachten gewonnen hat, jetzt besiegt zu sein.<br />

„Wovon sprecht Ihr?“<br />

Moira setzte Fenran neben Muradins Thron auf den Boden <strong>und</strong> das Kind krabbelte<br />

ungeachtet des Gesprächs kichernd auf den steinernen Sitz.<br />

„Das muss ein merkwürdiges <strong>und</strong> furchtbares Gefühl sein.“<br />

“Wovon redet Ihr da?”, fragte Kurdran mit wachsen<strong>der</strong> Ungeduld.<br />

Ein Lächeln machte sich auf Moiras Gesicht breit. Es war dasselbe geübte Grinsen, das<br />

Kurdran schon unzählige Male gesehen hatte, doch in diesem Moment erschien es ihm<br />

bösartig. Eine eiskalte Einsicht überkam ihn.<br />

„Als Ihr dem <strong>Rat</strong> beigetreten seid, war ich besorgt. Ihr wart ein Zwerg mit eisernem<br />

Willen, Stärke <strong>und</strong> Entschlusskraft, <strong>der</strong> alles zum Schutze unserer Welt geopfert hatte.<br />

Aber als Ihr endlich hier wart, sah ich, wie Ihr Euch an dieses alte Stück Metall<br />

geklammert habt. Das war ein merkwürdiger Anblick, … als hättet Ihr all Euren Stolz auf<br />

diesen einen Gegenstand konzentriert.“<br />

Kurdran hörte Moiras Worte kaum. Seine Gedanken waren in Aufruhr. Die<br />

merkwürdigen Gerüchte über die Wildhämmer. Die stetige Eskalation <strong>der</strong> Spannungen<br />

wegen einer gefälschten Schriftrolle, die in <strong>der</strong> Bibliothek gef<strong>und</strong>en worden war. Sogar<br />

Moiras Inschutznahme seines Klans. Das alles hatte die Wildhämmer als Querköpfe<br />

dargestellt <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach ihren Ruf aufgezehrt. Aus all dem folgte, dass sich die<br />

Aufmerksamkeit in <strong>Eisen</strong>schmiede von dem üblichen Hassobjekt wegbewegt hatte: dem<br />

Dunkeleisenklan.<br />

Wie einfach das alles war erfüllte Kurdran mit einem Gefühl <strong>der</strong> Schmach, das man nur<br />

verspürt, wenn man von jemandem besiegt wird, <strong>der</strong> sich eigentlich nicht mit einem<br />

selbst messen kann. Genau dieses hinterhältige Verhalten hätte er von Moira erwartet,<br />

aber er hatte seiner Eingebung nicht trauen wollen.<br />

„Ihr wart es also, die die Schriftrolle in die Bibliothek geschmuggelt hat? O<strong>der</strong> habt Ihr<br />

das dieser <strong>Rat</strong>te Drukan überlassen?“<br />

Die Thronerbin von <strong>Eisen</strong>schmiede ignorierte die Frage, lächelte einfach nur hämisch<br />

<strong>und</strong> tätschelte Fenrans Rücken. „Ich habe Wachen vor <strong>der</strong> Bibliothek aufstellen lassen.<br />

Ich kann Euch versichern, dass so etwas nicht wie<strong>der</strong> geschehen wird.“<br />

„Antwortet mir!“ brüllte Kurdran, zog seinen Sturmhammer <strong>und</strong> zeigte damit auf Moira.<br />

21


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Moira sah ihn ruhig <strong>und</strong> unbeeindruckt an. „Ihr habt mit diesem Hammer Drachen<br />

erschlagen, nicht wahr? Zahllose Orcs ebenso, nehme ich an? Ich kann mir nur vorstellen,<br />

was er mit mir anstellen würde.“<br />

„Er würde Euch den Schädel einschlagen, bevor Ihr auch nur einen Mucks machen<br />

könntet.“<br />

Moira unterdrückte ein Lachen. „Und meine Leute würden sich erheben <strong>und</strong> diese Stadt<br />

nie<strong>der</strong>brennen, bevor mein Blut erkaltet wäre. Ihr <strong>und</strong> Euer hitzköpfiger Klan wäret die<br />

ersten, die ins <strong>Feuer</strong> geworfen würden.“<br />

„Wenn Ihr auch nur einen Funken Ehre in Euch hättet, würdet Ihr zugeben, was Ihr getan<br />

habt.“<br />

„Es ist aus, Kurdran. Ihr seid ein Zwerg, <strong>der</strong> Taten den Worten vorzieht. Aber lei<strong>der</strong><br />

zählen in <strong>Eisen</strong>schmiede allein Worte. Dies hier ist nicht die Scherbenwelt, wo ein Sieg<br />

dadurch entschieden wird, wer mehr Blut vergossen hat. Hier zählt, wie viele Herzen man<br />

gewinnen kann. Und dabei habt Ihr überaus spektakulär versagt. Vielleicht wäre doch<br />

Falstad <strong>der</strong> bessere Zwerg gewesen, Euren Klan zu vertreten.“<br />

„Die ganze Zeit habt Ihr von Einheit geschwafelt“, sagte Kurdran <strong>und</strong> ballte die Faust um<br />

den Griff seines Sturmhammers. „Ihr wisst doch gar nicht, was Ihr wollt.“<br />

Moiras Züge verhärteten sich <strong>und</strong> es fiel ihr schwer, weiterzulächeln.<br />

„Ich weiß genau, was ich will“, fauchte Moira. „Ihr wart nie gewillt, dem<br />

Dunkeleisenklan die Hand <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>schaft entgegenzustrecken. Bevor Ihr überhaupt<br />

hierhergekommen seid, waren Eure von altem Hass gefärbten Ansichten schon in Stein<br />

gemeißelt.“<br />

„Also habt Ihr mich <strong>und</strong> meinen Klan geopfert, damit die Dunkeleisenzwerge nich‘ wie<br />

<strong>der</strong> Abschaum behandelt werden, <strong>der</strong> sie sind?“, fragte Kurdran.<br />

„Was ich getan habe, ist für die Zukunft. Damit mein Sohn, wenn er eines Tages diesen<br />

Thron erbt, nicht wegen des Blutes in seinen A<strong>der</strong>n wie ein Ausgestoßener behandelt<br />

wird.“<br />

„Wenn Euch nur Magni hier sehen könnte. Ich kann mir den Schmerz vorstellen, den er<br />

fühlen würde, wenn er diesem degenerierten Trogg, <strong>der</strong> einmal seine Tochter war, dabei<br />

zusehen müsste, wie er alles, was er mühsam aufgebaut hat, in Schutt <strong>und</strong> Asche legt.“<br />

„Maßt Euch nicht an, über meine Vergangenheit o<strong>der</strong> über Magnis zu sprechen.“ Moira<br />

explodierte vor Wut. „Ihr <strong>und</strong> Euer Klan sind in dieser Stadt Gäste. Je eher Ihr hier<br />

verschwindet, desto besser!“ Moira drückte geistesabwesend Fenrans Arm <strong>und</strong> das Baby<br />

fing an, zu schreien.<br />

22


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Ich hatte immer erwartet, dass …“ Kurdran brach ab. Ein fürchterlicher Gedanke war<br />

ihm plötzlich gekommen. Er trat einen Schritt auf Moira zu <strong>und</strong> richtete den<br />

Sturmhammer auf ihr Gesicht. „Ihr … Ihr habt Hori’zee getötet. Ihr habt Euren dreckigen<br />

Klan geschickt, das <strong>Feuer</strong> zu legen.“<br />

„Nein“, sagte Moira entrüstet, „beschuldigt mich nicht, wofür Ihr verantwortlich seid. Ich<br />

habe die Dunkeleisenzwerge bestraft, die an dem Streit teilgenommen haben, aber laut<br />

ihren Aussagen wart Ihr es, <strong>der</strong> zum ersten Schlag ausgeholt hat.“<br />

Schuldgefühle ergriffen von Kurdran Besitz. Seit dem Brand hatte er versucht, zu<br />

vergessen, dass er die Handgreiflichkeiten hätte verhin<strong>der</strong>n können. Er ließ den<br />

Sturmhammer an seine Seite sinken.<br />

„Nehmt es <strong>und</strong> verschwindet“, sagte Moira mit Blick auf das Szepter <strong>der</strong> Wildhämmer.<br />

„O<strong>der</strong> auch nicht.“<br />

Sie nahm Fenran in den Arm <strong>und</strong> stieg die Rampe hinab, ohne sich nochmal zu Kurdran<br />

umzudrehen.<br />

„Wir werden so o<strong>der</strong> so mit dem Neuschmieden fortfahren. Morgen früh wird ein<br />

Dunkeleisenzwerg den Klans Einheit bringen“, sagte Moira während sie ihr<br />

Privatquartier betrat <strong>und</strong> die Tür hinter sich zuschlug.<br />

In Moiras Worten steckte eine schreckliche Wahrheit. <strong>Der</strong> Feind, den Kurdran<br />

aufzuspüren gehofft hatte, hatte sich offenbart, doch dennoch konnte er nichts gegen<br />

Moira unternehmen, ohne die ganze Stadt in Gefahr zu bringen. Er war genauso hilflos<br />

wie die Kristallstatue, die einst König Magni gewesen war. Ganz plötzlich überkam ihn<br />

das unvertraute Gefühl <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage.<br />

Er brach in Schweiß aus. Je<strong>der</strong> Atemzug schien abgestandene Hitze in seine Lungen zu<br />

beför<strong>der</strong>n, keine Luft. Kurdran stopfte das Szepter durch eine Öffnung am Arm seines<br />

Brustpanzers. Mit dem sicher versteckten Erbstück rannte er aus dem Saal <strong>und</strong> in<br />

Richtung <strong>der</strong> Tore von <strong>Eisen</strong>schmiede, während ihn die Mauern <strong>der</strong> Stadt zu umzingeln<br />

schienen.<br />

****<br />

Kurdran atmete die kühle Luft vor den Toren <strong>Eisen</strong>schmiedes tief ein. Sein<br />

schweißnasser Körper kühlte sich im Freien ab <strong>und</strong> er zitterte.<br />

In einiger Entfernung entluden Gestalten, die von den Lichtern des Stadttores beleuchtet<br />

<strong>und</strong> von einem Schleier aus Schnee verhüllt waren, Kisten aus einem Wagen. Eine <strong>der</strong><br />

Silhouetten blickte in Kurdrans Richtung. Sie stapfte durch den Schnee auf Kurdran zu.<br />

Es war Muradin.<br />

23


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Hab‘ nach Euch gesucht, alter Junge“, sagte <strong>der</strong> Bronzebart <strong>und</strong> wischte sich Schnee<br />

von den plattenbewehrten Schultern. „Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich Hori’zees<br />

Tod bedauere. Sie ist gestorben, wie sie auch gelebt hat – frei von Furcht. Hat sich immer<br />

für das eingesetzt, was am wichtigsten war… ihr Volk. Ihre Zukunft.“<br />

„Ihre Zukunft ist mit ihr gestorben“, sagte Kurdran. Er seufzte tief <strong>und</strong> sein Atem war<br />

eine weiße Wolke in <strong>der</strong> Kälte.<br />

Muradin verharrte einen Moment lang in Stille. „Aye… aber ich würde lieber für mein<br />

Volk einen Kampf kämpfen, den ich nicht gewinnen kann, als überhaupt nicht zu<br />

kämpfen. Aber vermutlich könnt Ihr das gar nicht nachvollziehen, o<strong>der</strong>?“<br />

Kurdran funkelte Muradin wegen <strong>der</strong> Beleidigung an, aber nach <strong>der</strong> Begegnung mit<br />

Moira fühlte er sich entkräftet. „Seit ich Fuß in <strong>Eisen</strong>schmiede gesetzt hab‘, hab‘ für<br />

mein Volk gekämpft.“<br />

„Ihr solltet Starrköpfigkeit nicht mit Heldenmut verwechseln. Die sind nicht dasselbe“,<br />

antwortete Muradin.<br />

„Ihr würdet das nicht verstehen. Ihr unterscheidet Euch keinen Deut von Moira.“<br />

Muradin seufzte <strong>und</strong> senkte den Kopf. „Als Ihr dem <strong>Rat</strong> beigetreten seid, dachte ich im<br />

Stillen ‚Endlich ein Zwerg, <strong>der</strong> dem Gezanke in dieser Stadt ein Ende setzt‘. Aber<br />

stattdessen habt Ihr alles nur noch schlimmer gemacht.“<br />

„Aye, <strong>und</strong> zwar weil ich ganz allein dastand. Ihr habt mich mit offenen Armen<br />

willkommen geheißen, aber sobald ich mich für eine Sache eingesetzt hab‘, die mir am<br />

Herzen liegt, habt Ihr mir den Rücken gekehrt.“<br />

„Wie oft habe ich Euch gesagt, dass diese Angelegenheit mit dem Hammer es nicht wert<br />

ist, sich darüber zu streiten? Ich habe mir die Mühe gespart, als klar war, dass Ihr für<br />

vernünftige Argumente kein offenes Ohr hattet“, erwi<strong>der</strong>te Muradin.<br />

Kurdran musste dem Bronzebart zugestehen, dass er sich an mehrere Gelegenheiten<br />

erinnern konnte, an denen Muradin privat an ihn herangetreten war, um ihn zu<br />

überzeugen, das Szepter des Wildhammerklans herauszugeben. Aber jedes dieser<br />

Gespräche war Kurdran mehr wie persönliche Angriffe vorgekommen, als wie<br />

<strong>Rat</strong>schläge.<br />

„Versteht Ihr’s denn nicht, Kumpel?“, fuhr Muradin fort. „Dieses alte Stück Blech ist<br />

doch nur eine Kette, die Euch zurückhält. Es hält die ganze Stadt zurück. Je mehr man<br />

sich darüber streitet, desto fester schließt sich die Kette um einen.“<br />

„Und was, wenn ich morgen nicht beim Neuschmieden mitmache?“ entfuhr es Kurdran.<br />

Als die Worte seine Lippen verließen, spürte er, dass unter seiner Rüstung versteckte<br />

Szepter sich in seine Rippen bohren.<br />

24


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Muradins Stirn runzelte sich. Er blickte Kurdran voller Verachtung an. „Magni hat an<br />

Euren Kriegsgeschichten mit Hori’zee in <strong>der</strong> Scherbenwelt Gefallen gef<strong>und</strong>en. Ich bin<br />

nur froh, dass er nicht hier sein muss, um zu erkennen, was für ein Narr Ihr eigentlich<br />

seid.“<br />

Kurdran hatte überlegt, Muradin von seiner Konfrontation mit Moira zu berichten. Jetzt<br />

aber fragte er sich, ob Muradin mit Magnis Tochter im B<strong>und</strong>e stand. Und doch war an<br />

Muradins Verhalten etwas <strong>der</strong>art Aufrichtiges, dass Kurdrans Befürchtungen gemil<strong>der</strong>t<br />

wurden. Auf gewisse Weise wurden die Worte des Bronzebarts dadurch umso<br />

schmerzhafter anzuhören.<br />

„Dieses Szepter hat das Herz meines Klans in <strong>der</strong> Scherbenwelt am Leben gehalten!“,<br />

rief Kurdran.<br />

„Das Herz Eures Klans schlägt in Eurer Brust!“, erhob sich Muradins Stimme, um mit<br />

Kurdrans mitzuhalten. „Es schlug in Hori’zee. Und es schlägt in all den<br />

Wildhammerzwergen in <strong>der</strong> Stadt, die jede Sek<strong>und</strong>e, die Ihr mit Streiten verschwendet,<br />

leiden müssen. Ich versuche, diese Stadt voranzubringen, anstatt sie mit irgendwelchem<br />

Unsinn über Altmetall zurückzuhalten.“<br />

„Voranbringen?“, spottete Kurdran. „<strong>Der</strong> Hammer war schon zu dem Zeitpunkt, als wir<br />

noch dachten, dass er echt wäre, nicht <strong>der</strong> richtige Weg, die Stadt voranzubringen. Und<br />

jetzt noch weniger, da wir wissen, dass er eine Lüge ist.“<br />

Muradin atmete tief durch <strong>und</strong> legte seine Hand auf Kurdrans Schulter. „Lasst gut sein,<br />

Kumpel. Für alles Gute müssen Opfer gebracht werden. Ihr wisst das besser, als alle<br />

an<strong>der</strong>en.“<br />

Kurdran stieß den Arm des Bronzebarts weg. „Habt Ihr deswegen nach mir gesucht?<br />

Damit Ihr mir sagen könnt, wie ich meinen Klan zu führen habe?“<br />

Muradins Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er drehte sich kurz zu den schemenhaften<br />

Gestalten um, die in <strong>der</strong> Nacht arbeiteten. Die an<strong>der</strong>en Zwerge luden weiterhin Kisten<br />

aus <strong>und</strong> schenkten Muradin <strong>und</strong> Kurdran keine Aufmerksamkeit. Als sich <strong>der</strong> Bronzebart<br />

wie<strong>der</strong> umdrehte, schlug er Kurdran blitzschnell mit <strong>der</strong> rechten Hand ins Gesicht,<br />

wodurch <strong>der</strong> Wildhammerzwerg zurücktaumelte.<br />

„Nein, Kumpel. Wollte nur mit eigenen Augen sehen, wo bei Euch die Grenze zwischen<br />

Wahrheit <strong>und</strong> Lügen liegt.“<br />

Muradin befand sich schon auf seinem Weg zurück zum Wagen als die Benommenheit<br />

nach dem Schlag nachließ. Kurdran stand einfach nur vor den Stadttoren <strong>und</strong> starrte in<br />

die dunkle Nacht.<br />

25


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Das Wildhammerszepter fühlte sich merkwürdig schwer an. An ihm hefteten viele seiner<br />

Erinnerungen an die Scherbenwelt. Doch davor hatte er nur sehr wenige emotionale<br />

Bindungen an das Erbstück gehabt. Er erinnerte sich sogar, dass er es beinahe vergessen<br />

hatte, als er zur Heimatwelt <strong>der</strong> Orcs aufgebrochen war. Das Szepter hatte an einer Wand<br />

gehangen <strong>und</strong> dort Staub gefangen, als sich Kurdran spontan dazu entschlossen hatte, es<br />

in sein Reisegepäck einzupacken.<br />

Auf einmal fühlte er sich wie ein Narr, das Szepter aus dem Hohen Sitz entwendet zu<br />

haben. Was hatte er denn damit vor zu tun? Die Stadt verlassen <strong>und</strong> seine Pflichten als<br />

<strong>Rat</strong>smitglied vernachlässigen, wodurch nicht nur seine Ehre, son<strong>der</strong>n auch die von<br />

Falstad <strong>und</strong> dem Rest seines Klans beschmutzt würde?<br />

Kurdran brütete über diesen Fragen als er zurück durch die Tore schritt <strong>und</strong> die Hitze<br />

<strong>Eisen</strong>schmiedes ihn wie<strong>der</strong> umschloss. Während er ziellos den äußeren Ring <strong>der</strong> Stadt<br />

entlang ging, rief eine Stimme hinter ihm her, „Kurdran!”<br />

Eli kam ihm mit einem Bündel aus Pelzen entgegengeeilt.<br />

„Bin nich‘ in <strong>der</strong> Stimmung“, murmelte Kurdran.<br />

„Aye, aye. Das Gefühl kenn‘ ich. Aber das hier müsst Ihr einfach sehen, alter<br />

Junge!“ sagte Eli <strong>und</strong> verlor fast das Gleichgewicht.<br />

<strong>Der</strong> Greifenhüter platzierte die Pelze auf dem steinernen Boden <strong>und</strong> kniete sich daneben<br />

hin. Kurdran kniete ebenfalls <strong>und</strong> sah mit plötzlicher Aufmerksamkeit zu, wie Eli das<br />

Bündel auspackte.<br />

„Eins von ihren“, sagte Eli. Ein Lächeln, umsäumt von seinem dichten Bart, erstreckte<br />

sich von einem Ohr zum an<strong>der</strong>en.<br />

Kurdran lehnte sich ungläubig näher an die Pelze. Ein rußgeschwärztes Ei saß wie in<br />

einem Nest aus Pelzen vor ihm.<br />

„Wie ist das …?“, Kurdran fehlten die Worte.<br />

„Hab‘ einen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Greife gef<strong>und</strong>en, wie er es getragen hat. Hat sich oben in einer<br />

Nische <strong>der</strong> Großen Schmiede versteckt. Muss sich das Ei wohl während des <strong>Feuer</strong>s<br />

geschnappt haben. Keiner <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hat sich um irgendwelche Eier gekümmert“, sagte<br />

Eli. „Ich hab‘ schon die ganze Zeit nach Euch gesucht.“<br />

Da erinnerte sich Kurdran, dass er zwischen dem Chaos des <strong>Feuer</strong>s, <strong>der</strong> Asche, den<br />

Fe<strong>der</strong>n <strong>und</strong> den furchtbaren Schreien einen Greifen neben Hori’zee in die Luft hatte<br />

schießen sehen, dessen Vor<strong>der</strong>läufe eng an seinen Leib gepresst gewesen waren. Kurdran<br />

hob seinen Kopf <strong>und</strong> sah, dass sich Elis Augen mit Tränen füllten. <strong>Der</strong> Greifenhüter<br />

wischte sie sich schnell mit <strong>der</strong> Hand weg.<br />

26


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Verratet niemandem was davon, dass mir hier die Tränen kommen. Die an<strong>der</strong>en Jungs<br />

würden mich das nie vergessen lassen.“<br />

„Wäre nicht das erste Mal, dass Ihr mir in Tränen ausbrecht.“ Ein Lachen wallte aus<br />

Kurdrans tiefsten Inneren hervor, als diese Worte seine Lippen verließen. Doch die<br />

Freude war auch mit Ärger versetzt, als er wie<strong>der</strong> nach unten auf das Ei sah. Es war eine<br />

wun<strong>der</strong>same Wendung, aber hätte er die Wahl gehabt, hätte er das Ei ohne mit <strong>der</strong><br />

Wimper zu zucken gegen Hori’zee eingetauscht.<br />

„Es ist keine Hori’zee …“, sagte Kurdran.<br />

„Ach, so ein Gedanke vergiftet Euch nur den Kopf, alter Knabe. Lasst es jetzt gut sein,<br />

sonst verbringt Ihr Euer ganzes Leben damit, auf etwas zu warten, das nie passieren<br />

wird.“ Eli griff nach Kurdrans Unterarm. „Das hier wird niemals Hori’zee sein“, fuhr Eli<br />

mit einem ernsteren Gesichtsausdruck, als Kurdran ihn jemals bei ihm gesehen hatte, fort.<br />

„Aber es ist ihr eigenes Fleisch <strong>und</strong> Blut. Ihr Geschenk an Euch. Und ich kann Euch<br />

versprechen, dass es eines Tages zu einem Greifen heranwachsen wird, <strong>der</strong> genauso<br />

großartig wie seine Mutter sein wird.“<br />

„Aye“, sagte Kurdran <strong>und</strong> spürte, wie <strong>der</strong> Knoten in seinem Hals sich löste.<br />

Zögerlich legte er seine Hand auf das Ei. Es fühlte sich irgendwie warm an, <strong>und</strong> doch war<br />

es ein gänzlich an<strong>der</strong>es Gefühl als die drückende Hitze von <strong>Eisen</strong>schmiede. Die Wärme<br />

floss durch Kurdrans A<strong>der</strong>n <strong>und</strong> gab ihm das Gefühl, als stünde er unter dem blauen<br />

Himmel des Hinterlands <strong>und</strong> ließe sich von den Sonnenstrahlen wärmen. In diesem<br />

Augenblick wurde ihm alles klar. Er wusste, was er zu tun hatte, ganz gleich, wie die<br />

Konsequenzen aussehen würden, um König Magni Bronzebart zu ehren <strong>und</strong> seinen<br />

eigenen Pflichten als Mitglied des <strong>Rat</strong>s <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong> nachzukommen.<br />

****<br />

Die Große Schmiede war randvoll mit Zwergen, die dicht an dicht standen, als Kurdran<br />

ankam. Fast die ganze Stadt war auf den Beinen, um <strong>der</strong> Neuschmiedung von<br />

Modimus‘ Hammer beizuwohnen. Selbst ein paar vereinzelte Gnome, Draenei <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Allianzmitglie<strong>der</strong> waren anwesend, wobei sie sich weit entfernt von dem<br />

gigantischen Amboss im Herzen <strong>Eisen</strong>schmiedes hielten.<br />

Die Wachmannschaft <strong>Eisen</strong>schmiedes hatte die unmittelbare Umgebung um den Amboss<br />

abgeriegelt <strong>und</strong> nur Moira, Muradin sowie <strong>der</strong> Dunkeleisenschmied waren durchgelassen<br />

worden. Viele <strong>der</strong> anwesenden Zwerge waren bewaffnet <strong>und</strong> vor angestauter Wut ganz<br />

angespannt. Die Wildhammerzwerge hatten sich vor dem Eingang zum Hohen Sitz<br />

versammelt, weit entfernt von ihrem üblichen Aufenthaltsort beim Greifenhort. Nach<br />

dem <strong>Feuer</strong> hatten sie alle ihre geflügelten Gefährten aus <strong>der</strong> Stadt abgezogen. <strong>Der</strong> Hort<br />

war gesäubert <strong>und</strong> mit neuem Stroh bedeckt worden <strong>und</strong> beherbergte jetzt nur noch die in<br />

<strong>Eisen</strong>schmiede ansässigen Greifen.<br />

27


<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Kurdran bahnte sich einen Weg durch die Menge zur Schmiede. Ein großer Tumult brach<br />

um Kurdran herum aus <strong>und</strong> zwischen dem unverständlichen Krach konnte er das Wort<br />

„Dieb“ mehrmals heraushören. Als er sich <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Halle näherte, konnte er Moira<br />

sehen, wie sie hinter den Wachen stand <strong>und</strong> eine Ansprache hielt.<br />

„Wir haben unsere eigenen Vermutungen, wer den Griff von Modimus‘ Hammer<br />

gestohlen hat“, sagte Moira. „Eine Untersuchung wird anberaumt werden. Wir werden<br />

diesen Dieben allerdings nicht gestatten, uns von dem abzuhalten, was wir uns<br />

vorgenommen haben. Wir werden mit <strong>der</strong> Neuschmiedung fortfahren wie ...” Moira hielt<br />

inne als Kurdran die Reihen <strong>der</strong> Wachen durchschritt, die um den Großen Amboss<br />

standen.<br />

„Kurdran”, sagte Moira gelassen, als hätte ihre Auseinan<strong>der</strong>setzung am Vorabend nie<br />

stattgef<strong>und</strong>en, „es ist ein Dieb in unserer Mitte.“<br />

Die Thronerbin von <strong>Eisen</strong>schmiede deutete mit <strong>der</strong> Hand in Richtung des Großen<br />

Ambosses, wo <strong>der</strong> Hammerkopf <strong>der</strong> Bronzebärte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Edelstein <strong>der</strong><br />

Dunkeleisenzwerge für je<strong>der</strong>mann sichtbar lagen.<br />

„Könnt Ihr vielleicht Licht in diese missliche Angelegenheit bringen?“, fragte sie laut<br />

genug, dass die versammelte Menge sie hören konnte.<br />

Unter ihrer Maske aus Höflichkeit konnte Kurdran ganz deutlich spüren, wie Moira jeden<br />

Augenblick dessen genoss, das sie sicher für ihre Überlegenheit dem Abgesandten des<br />

Wildhammerklans gegenüber hielt.<br />

„Das kann ich“, erwi<strong>der</strong>te Kurdran <strong>und</strong> warf Muradin einen kurzen Blick zu. <strong>Der</strong><br />

Bronzebart starrte Kurdran angewi<strong>der</strong>t an, sagte jedoch nichts.<br />

Kurdran schritt zur Kante des Großen Ambosses. Er zog das Erbstück des<br />

Wildhammerklans aus seiner Rüstung <strong>und</strong> stieß das Szepter in die Höhe, den zusehenden<br />

Zwergen entgegen.<br />

„<strong>Eisen</strong>schmiede!“, brüllte er. „Ich war es, <strong>der</strong> das Stück des Hammers entwendet hat.“<br />

Rufe wurden in <strong>der</strong> Menge laut <strong>und</strong> die Menge begann, sich gegen den Ring aus Wachen<br />

um den Großen Amboss herum zu stemmen. An<strong>der</strong>e traten einen Schritt näher auf die<br />

Wildhammerzwerge am Hohen Sitz zu.<br />

Muradin näherte sich dem Amboss <strong>und</strong> ergriff Kurdrans freien Arm. „Kurdran!“ <strong>Der</strong><br />

Bronzebart schnaubte vor Wut. „Ihr fangt hier noch einen Aufstand an!“<br />

„Ihr sagtet, ich könne <strong>der</strong>jenige sein, <strong>der</strong> dem Gezanke in dieser Stadt ein Ende setzt. Und<br />

genau das habe ich vor.“<br />

„Wie?“ fragte Muradin.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

„Indem ich die Kette sprenge, Kumpel.“<br />

Muradins Stirn runzelte sich vor Verwirrung. Aber einen Moment später erschien es<br />

Kurdran, als hätte <strong>der</strong> Bronzebart verstanden, was gleich passieren würde. Muradin<br />

wandte sich an die Menge <strong>und</strong> rief: „Lasst ihn sagen, was er zu sagen hat!“<br />

Als <strong>der</strong> Tumult sich gelegt hatte, fuhr Kurdran fort: „Viele Jahre lang war ich in <strong>der</strong><br />

Scherbenwelt gefangen <strong>und</strong> hatte nie Gewissheit, ob ich jemals nach Hause zurückkehren<br />

würde. Während all dieser Zeit hat dieses Stück <strong>Eisen</strong> mir <strong>und</strong> den Zwergen an meiner<br />

Seite Hoffnung gegeben. Es hat uns daran erinnert, wer wir sind <strong>und</strong> wofür wir<br />

kämpften!“<br />

Kurdran richtete seinen Blick auf das Erbstück. In <strong>der</strong> vergangenen Nacht hatte er, als er<br />

neben dem Ei von Hori’zee kniete, endlich verstanden, was das Szepter wirklich war –<br />

ein altes Stück <strong>Eisen</strong>. Geschmiedetes <strong>Eisen</strong>, das Zwerg gegen Zwerg aufbrachte <strong>und</strong><br />

Furcht <strong>und</strong> Hass in Kurdrans Herz entflammte. Er war kein bisschen an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong><br />

gedankenlose, aufgebrachte Mob, <strong>der</strong> jetzt vor ihm stand. Ein Zwerg, <strong>der</strong> sich vor dem<br />

Ungewissen fürchtet, nicht gewillt, sich vom Fleck zu bewegen, wenn das bedeutete,<br />

etwas Vertrautes aufzugeben. Aber genau das hatte er in <strong>der</strong> Scherbenwelt getan. Er hatte<br />

seinen Titel als Hochthan an Falstad übergeben. Er hatte Jahre seines Lebens auf dem<br />

Nistgipfel aufgegeben, um seinem Volk eine bessere Zukunft zu sichern. Im Vergleich<br />

dazu war das Szepter unglaublich bedeutungslos.<br />

„Aber dies hier ist nicht die Scherbenwelt“, fuhr Kurdran fort, „<strong>und</strong> dies hier ist auch<br />

nicht das <strong>Eisen</strong>schmiede unserer Vorfahren. Warum also versuchen wir, diesen Hammer<br />

wie<strong>der</strong> zusammenzuflicken, damit es so wird? Dies hier ist ein neues <strong>Eisen</strong>schmiede. Es<br />

wird niemals wie<strong>der</strong> das <strong>der</strong> Vergangenheit sein <strong>und</strong> daran wird auch das Neuschmieden<br />

von Modimus’ Hammer nichts än<strong>der</strong>n!“ Kurdran schmetterte das Szepter auf den<br />

Amboss nie<strong>der</strong>. „Ich <strong>und</strong> mein Klan werden uns nicht daran beteiligen, diese Ära damit<br />

zu beginnen, uns an einen Hammer zu ketten!“<br />

Die Bewegungen <strong>der</strong> Menge wurden chaotisch. In den Schatten <strong>der</strong> Großen Schmiede<br />

sahen die Zwerge wie ein einzelner Organismus aus, <strong>der</strong> sich ausdehnte <strong>und</strong><br />

zusammenzog <strong>und</strong> nur einen Augenblick davon entfernt war, aus allen Nähten zu platzen.<br />

„Er wird das Teil wie<strong>der</strong> wegnehmen!“<br />

„Endlich bekennen die Wildhämmer Farbe!“<br />

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog Kurdran den Sturmhammer von seinem<br />

Rücken. In einer schnellen Bewegung holte er mit <strong>der</strong> Waffe aus <strong>und</strong> ließ ihn mit einem<br />

Lichtblitz auf das Szepter nie<strong>der</strong>schmettern. <strong>Der</strong> darauffolgende Donnerknall klang in<br />

Kurdrans Ohren, obwohl er den Hammer jahrzehntelang benutzt hatte. Das Erbstück<br />

zerbarst in tausend Stücke.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Die Menge stand vor plötzlicher Verwun<strong>der</strong>ung ganz still. <strong>Rat</strong>losigkeit war in vielen <strong>der</strong><br />

angespannten Gesichtern deutlich zu lesen.<br />

„Hier fängt das neue <strong>Eisen</strong>schmiede an. Fragt Euch, ob Ihr wirklich einen Neuanfang<br />

damit beginnen wollt, diesen Hammer zusammenzusetzen, nur damit er eines Tages<br />

wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>gerissen werden kann! <strong>Der</strong> Wildhammerklan hat sich entschlossen,<br />

einen Schritt vorwärts zu tun, nicht rückwärts. Wer von Euch ist auf unserer Seite?“<br />

Als Kurdran sich umdrehte <strong>und</strong> den Sturmhammer den an<strong>der</strong>en <strong>Rat</strong>smitglie<strong>der</strong>n<br />

entgegenstreckte, war er überrascht zu sehen, dass Muradin bereits zum Amboss schritt.<br />

„Die Bronzebärte stehen an Eurer Seite!“, rief Muradin <strong>und</strong> umschloss den Griff des<br />

Sturmhammers mit einer Hand.<br />

Gemeinsam blickten Muradin <strong>und</strong> Kurdran Moira an <strong>und</strong> auch die Augen aller<br />

Versammelten richteten sich auf sie. Sie stand ganz allein.<br />

Die Thronerbin von <strong>Eisen</strong>schmiede sah sich um, als suche sie nach einem Ausweg. Als<br />

die Stille in <strong>der</strong> Halle sich ausdehnte, bewegte sie sich endlich mit unsteten Schritten auf<br />

den Amboss zu, als würden ihr Geist <strong>und</strong> ihr Körper miteinan<strong>der</strong> ringen. Ihren Blick auf<br />

Kurdran geheftet legte sie ihre Hand über Muradins auf den Griff des Sturmhammers.<br />

Mit seiner freien Hand bewegte Kurdran den Hammerkopf <strong>der</strong> Bronzebärte <strong>und</strong> den<br />

Edelstein <strong>der</strong> Dunkeleisenzwerge zur Mitte des riesigen Ambosses. Gemeinsam ließen<br />

die <strong>Rat</strong>smitglie<strong>der</strong> Kurdrans Waffe nie<strong>der</strong>gehen. Ein weiterer Donnerknall verhallte in<br />

den Weiten des Raumes <strong>und</strong> die verbleibenden Artefakte lagen in Stücke zerbrochen.<br />

Und mit ihnen auch die Lüge.<br />

Anschließend standen die drei Zwerge vor dem Amboss <strong>und</strong> hielten alle noch mit einer<br />

Hand den Sturmhammer in die Höhe. Die Menge applaudierte <strong>und</strong> brach bald in Jubel<br />

aus. Die ganze Zeit über funkelte Moira Kurdran an, als erwarte sie, er würde etwas zu<br />

ihr sagen. Er blieb still.<br />

****<br />

Im Laufe <strong>der</strong> folgenden Woche glich die Spannung zwischen den Klans immer mehr<br />

einer glimmenden Kohle; sie war noch immer spürbar, aber die drohenden<br />

Ausschreitungen schienen nun weit weg zu sein. Kurdran saß an seinem zweiten Becher<br />

Bier allein in einer Ecke <strong>der</strong> Steinfeuertaverne. Sein Alleinsein hatte aber nichts mit<br />

Ärger o<strong>der</strong> Schuldgefühlen zu tun. Er wartete in nervöser Anspannung auf jemanden.<br />

Wenn er nicht kommt, dachte Kurdran, wer könnte es ihm verübeln?<br />

Wie als Antwort auf seine stille Frage betrat Falstad Wildhammer die Taverne. Sein rotes<br />

Haar war ähnlich wie Kurdrans zu einem roten Pferdeschwanz zusammengeb<strong>und</strong>en. Er<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

blieb im Eingang stehen <strong>und</strong> durchsuchte den spärlich beleuchteten Raum, bis er Kurdran<br />

fand. Ohne ein Lächeln o<strong>der</strong> Nicken ging Falstad auf Kurdrans Tisch zu <strong>und</strong> setzte sich.<br />

„Schön Euch zu sehen, Kumpel“, sagte Kurdran.<br />

„Euch ebenso“, erwi<strong>der</strong>te Falstad in neutralem Ton.<br />

Es herrschte einen Moment lang eine peinliche Stille. Kurdran hatte Falstad kurz nach <strong>der</strong><br />

Zerstörung des Wildhammerszepters nach <strong>Eisen</strong>schmiede gerufen <strong>und</strong> war sich nicht<br />

sicher gewesen, wie sein Fre<strong>und</strong> auf die Einladung reagieren würde. Jetzt, da Falstad in<br />

<strong>der</strong> Stadt angekommen war, war Kurdran gleichzeitig erleichtert <strong>und</strong> verunsichert.<br />

„Ihr müsst das nicht tun. Euer Anrecht auf einen Sitz in diesem <strong>Rat</strong> ist größer als meins“,<br />

sagte Falstad.<br />

„Nein“, antwortete Kurdran. „Ihr seid zwanzig Jahre lang Hochthan des<br />

Wildhammerklans gewesen. Das einzige, das sich daran in <strong>der</strong> letzten Zeit geän<strong>der</strong>t hat,<br />

ist ein Zwerg mit einem Dickschädel, <strong>der</strong> dachte, er könne die Sache besser machen als<br />

Ihr …“<br />

„Ich habe gerade mit Eli gesprochen. Offenbar habt Ihr in <strong>Eisen</strong>schmiede schon Eure<br />

Spuren hinterlassen.“<br />

„Ich habe nur den Schaden behoben, den ich selbst angerichtet habe. Ein Schaden, <strong>der</strong><br />

gar nicht erst passiert wäre, wenn Ihr hier gewesen wärt.“<br />

Falstad sah Kurdran mit bohrendem Blick <strong>und</strong> zusammengepressten Lippen an. Kurdran<br />

bereitete sich darauf vor, dass sein Fre<strong>und</strong> ihn wegen seiner Überheblichkeit<br />

beschimpfen, o<strong>der</strong> sich sogar über die Unruhen, die er in <strong>Eisen</strong>schmiede verursacht hatte,<br />

lustig machen würde.<br />

„Wenn Ihr es nicht für mich tun wollt“, sagte Kurdran hastig, „dann nehmt Euren Platz<br />

im <strong>Rat</strong> zum Wohle des Klans ein.“<br />

Falstad lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme <strong>und</strong> starrte Kurdran<br />

weiterhin an.<br />

„Ihr erwartet also von mir, Euch zu vergeben <strong>und</strong> dem <strong>Rat</strong> beizutreten … <strong>und</strong> dabei habt<br />

Ihr noch nicht einmal ein kühles Glas Bier für mich auf dem Tisch stehen?“, fragte<br />

Falstad <strong>und</strong> eine grinsende Zahnreihe kam zwischen seinem dichten Bart zum Vorschein.<br />

Kurdran lachte aus voller Kehle <strong>und</strong> fühlte sich, als ob ihm eine große Last von den<br />

Schultern genommen worden war. In diesem Moment erkannte er die immense Weisheit<br />

<strong>und</strong> Fähigkeit zu vergeben, die Falstad besaß. Es waren Eigenschaften, die den<br />

Wildhammerklan zu großen Dingen führen würden, selbst bei all den Unsicherheiten, die<br />

die Gründung des <strong>Rat</strong>es mit sich gebracht hatte.<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

Nachdem Kurdran ein Bier für Falstad bestellt hatte, erhoben die beiden Zwerge ihre<br />

Becher.<br />

„Auf den <strong>Rat</strong>“, sagte Falstad.<br />

„Auf den Hochthan des Wildhammerklans“, antwortete Kurdran.<br />

„Auf Hori’zee.“ Falstad setzte den Becher an seine Lippen, bevor Kurdran noch einen<br />

weiteren Trinkspruch äußern konnte. Zweifellos hatte Eli Falstad über Hori’zees Tod in<br />

Kenntnis gesetzt. Kurdran wusste die Bescheidenheit des Gedenkens zu schätzen, denn er<br />

wusste genau wie Falstad <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en Greifenreiter, dass langatmige<br />

Beileidsbek<strong>und</strong>ungen nichts an dem Schmerz än<strong>der</strong>n konnten, den <strong>der</strong> Tod eines<br />

Begleiters wie Hori’zee mit sich brachte.<br />

Falstad stellte seinen Becher mit einem dumpfen Ton auf den Tisch <strong>und</strong> fragte, „Was<br />

wollt Ihr nun also machen?“<br />

„Vielleicht reise ich in den Süden nach Sturmwind. Ich habe gute Erfahrungen mit<br />

Menschen gemacht <strong>und</strong> möchte diesen König Varian treffen. Außerdem … habe ich<br />

gehört, dass sie gleich hinter den Stadttoren eine Statue in Gedenken an meinen Tod in<br />

<strong>der</strong> Scherbenwelt aufgestellt haben.“ Kurdran grinste.<br />

„Aye … ich habe die Plakette geschrieben. Das war ganz schön harte Arbeit, etwas Gutes<br />

zu finden, das man sagen kann“, scherzte Falstad <strong>und</strong> gluckste.<br />

Im Laufe des Abends gesellten sich weitere Zwerge zu Kurdran <strong>und</strong> Falstad an den<br />

Tisch. Sie unterhielten sich über die großen politischen Umwälzungen, die in allen<br />

Königreichen Azeroths stattfanden, <strong>und</strong> über die Naturkatastrophen, die nach dem<br />

Kataklysmus die Welt neu geformt hatten. Eines <strong>der</strong> Themen, das Kurdran am meisten<br />

interessierte, waren die verstreuten Wildhammerzwerge im Schattenhochland. Sie hatten<br />

sich aufgr<strong>und</strong> ihrer leidenschaftlichen Unabhängigkeit lange <strong>der</strong> politischen Kontrolle,<br />

die vom Nistgipfel ausging, entzogen. In jüngster Zeit hatten sich Berichte gehäuft, dass<br />

etwas Dunkles sich in den grünen Hügellän<strong>der</strong>n des Nordens eingenistet hätte.<br />

Als die Zwerge sich an<strong>der</strong>en Themen zuwandten, hing Kurdran seinen eigenen Gedanken<br />

nach. Noch vor einer Woche hätte er sich Sorgen gemacht, dass seine Stellung im <strong>Rat</strong><br />

aufzugeben seine Stärke aus Sicht des Klans geschmälert hätte. Heute kümmerte ihn das<br />

wenig. Ein persönliches Opfer zu bringen, gewillt zu sein, seine eigenen Ambitionen zum<br />

Wohle seines Volkes zurückzustecken, hatte etwas für sich, das Kurdran mit <strong>Feuer</strong><br />

erfüllte. Es war dasselbe <strong>Feuer</strong>, das ihn in die Scherbenwelt geführt hatte, <strong>und</strong> das ihn<br />

dazu gebracht hatte, das Wildhammerszepter zu zerstören. Sein Schicksal lag nicht in<br />

<strong>Eisen</strong>schmiede, o<strong>der</strong> darin, auf dem Nistgipfel die Hände in den Schoß zu legen. Es lag<br />

hier <strong>und</strong> es lag dort: ein Leben, das sich von <strong>der</strong> Windrichtung leiten ließ. In dieser<br />

Unvorhersehbarkeit lag die Stärke, sich je<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung zu stellen, standfest gegen<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Rat</strong> <strong>der</strong> <strong>Drei</strong> <strong>Hämmer</strong>: <strong>Feuer</strong> <strong>und</strong> <strong>Eisen</strong> – Matt Burns<br />

unüberwindbare Barrieren anzutreten <strong>und</strong> selbst noch in <strong>der</strong> aussichtslosesten Lage<br />

weiterzukämpfen. Das war die Willensstärke eines Wildhammerzwerges.<br />

Zum ersten Mal seit er in die Stadt gekommen war, – um genau zu sein, seit er aus <strong>der</strong><br />

Scherbenwelt zurückgekehrt war – fühlte er sich frei, als würde er auf Hori’zees Rücken<br />

durch die Wolken fliegen. Vor seinem geistigen Auge tat er das auch. Kurdran war bei<br />

dem Geist des Greifen <strong>und</strong> segelte durch die wolkenlose, blaue Unendlichkeit des<br />

Himmels. Vor ihm lag etwas, das sich nicht greifen ließ, das wie eine Fata Morgana<br />

schimmerte. Aus tiefster Seele wusste er, dass es sich um Frieden für den Nistgipfel <strong>und</strong><br />

den Wildhammerklan handelte. Ob ihn zu erreichen einen Tag, eine Woche o<strong>der</strong> zehn<br />

Jahre dauern würde, ließ sich unmöglich vorhersagen – <strong>und</strong> es war auch närrisch, sich<br />

darüber Gedanken zu machen. Er gab Hori’zee einen entschlossen Klaps auf den Nacken<br />

<strong>und</strong> ließ den Wind sie beide zum Horizont tragen.<br />

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