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Gemeinden könnten ungehorsam werden - Niedersächsischer ...

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H 21450 Deutsche Post AG<br />

www.nsgb.de<br />

Hartz IV<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Windstrom-Trassen<br />

<strong>Niedersächsischer</strong> Städte- und Gemeindebund<br />

56. Jahrgang<br />

Nr. 5/2004


Die VGH ist der öffentlich-recht-<br />

liche Versicherer für die nieder-<br />

sächsischen Kommunen. Bei<br />

uns sind rund 400 Verwaltungs-<br />

einheiten versichert. Und dazu<br />

noch eine Vielzahl kommunaler<br />

und öffentlicher Einrichtungen.<br />

In enger Zusammenarbeit mit<br />

den Kommunen haben wir ein<br />

Konzept entwickelt, das ihren<br />

besonderen Versicherungsbe-<br />

darf deckt. Die VGH ist ein fai-<br />

rer Partner für Niedersachsens<br />

Kommunen. In allen Versiche-<br />

rungsfragen.


Titelbild:<br />

Idyllisches Kleinod: Der Mühlenteich in Belm.<br />

Im Hintergrund die ehemalige Mühle, jetzt ein Kulturzentrum<br />

und Heimat verschiedener Vereine.<br />

Fotos: Gemeinde Belm<br />

I M P R E S S U M<br />

„Die Niedersächsische Gemeinde“erscheint<br />

sechsmal jährlich. Bezugspreis jährlich 36,– Euro,<br />

Einzelpreis 6,– Euro zuzügl. Porto. In sämtlichen Verkaufspreisen<br />

sind 7 % Mehrwertsteuer<br />

enthalten. Für Mitglieder ist der Bezugspreis im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Bestellungen an den Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebund, 30159 Hannover, Arnswaldtstr. 28.<br />

Herausgeber: <strong>Niedersächsischer</strong> Städte- und<br />

Gemeindebund. Redaktion: Landesgeschäftsführer<br />

Dr. Wulf Haack. Referent Thorsten Bullerdiek<br />

30159 Hannover, Arnswaldtstraße 28<br />

Telefon (0511) 30 28 50, Telefax (0511) 3 02 85 30<br />

E-Mail: nsgb@nsgb.de<br />

Homepage: http://www.nsgb.de<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Mit dem<br />

Namen des Verfassers veröffentlichte Aufsätze und<br />

Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte wird keine Haftung übernommen.<br />

Anzeigenverkauf und Anzeigenverwaltung:<br />

W. Kohlhammer GmbH<br />

Anzeigenmarketing<br />

Heßbrühlstraße 69, 70549 Stuttgart<br />

Telefon (0711) 78 63-72 66,<br />

Telefax (0711) 78 63-83 93.<br />

Z.Z. ist Anzeigenpreisliste Nr. 32 gültig.<br />

Gesamtherstellung:<br />

WINKLER & STENZEL GmbH,<br />

Schulze-Delitzsch-Straße 35, 30938 Burgwedel<br />

Telefon (05139) 8 99 90, Telefax (05139) 89 99-50.<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

DNG 5 2004<br />

<strong>Niedersächsischer</strong> Städte- und Gemeindebund<br />

Monatszeitschrift für die<br />

kommunale Selbstverwaltung<br />

56. Jahrgang · Heft 5/2004<br />

Auflage geprüft<br />

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

Mitglieder stellen sich vor<br />

„Belm begeistert“ – Eine Gemeinde<br />

mit attraktiven Wohn- und Gewerbean-<br />

lagen und städtebaulichen<br />

Herausforderungen 134<br />

Aus dem Städte- und<br />

Gemeindebund<br />

Holzschuh oder Lackschuh! 135<br />

Der Beharrliche 135<br />

Zur Person 136<br />

Kommunale<br />

Umwelt-AktioN U.A.N.<br />

Klärschlamm in Europa<br />

von Maike Bock und<br />

Wiebke Abeling 137<br />

Projekt „Internationale<br />

Abwasserpartnerschaften“ –<br />

Aufruf zur Teilnahme<br />

von Robert Thiele 138<br />

Allgemeine Verwaltung<br />

und Europa<br />

Amtsgerichtsstandorte im<br />

ländlichen Raum 139<br />

Friesische Bürgermeister zu<br />

Besuch in Brüssel<br />

von Wolfgang Schmitz 139<br />

Gegen eine Neuauflage...<br />

...der Gebietsreform 140<br />

Öffentliche Sicherheit,<br />

Ordnung und Verkehr<br />

Die Feuerwehr in Zahlen 141<br />

Fahrradstationen 141<br />

Schulen, Kultur und Sport<br />

Veto-Recht bei Schulleitern 142<br />

21. Landeswettbewerb „Unser<br />

Dorf soll schöner <strong>werden</strong> –<br />

unser Dorf hat Zukunft“<br />

Abschlussveranstaltung in<br />

Walsrode-Stellichte am 24.9.2004 143<br />

NSGB in der „Plattenkiste“ 144<br />

Arbeit und Soziales<br />

Zu Hartz IV – 12 Antworten<br />

auf 12 falsche Behauptungen 144<br />

„Wichtig ist, dass die Leute ihr<br />

Geld kriegen“ 146<br />

Personalentwicklung in<br />

Niedersachsen 147<br />

Bauwesen und<br />

Raumordnung<br />

Bauleitverfahren – Interaktive<br />

Planungsbeteiligung 148<br />

Förderung des ländlichen Raums:<br />

Was bringt die Zukunft?<br />

von Dieter Frauenholz<br />

und Thomas Forche 150<br />

Bauleitplanung Seevetal online 151<br />

Flächeninanspruchnahme –<br />

kommunale Kritik erfolgreich<br />

von Wulf Haack 153<br />

Die LBS – seit 75 Jahren erfolgreicher<br />

Partner für Kunden und Politik<br />

von Manfred Breuer 153<br />

Wirtschaftliche Betätigung<br />

und Fremdenverkehr<br />

Wirtschaftsförderung in Büddenstedt<br />

von Frank Neddermeier 155<br />

Broschüre „Wirtschaftsförderung<br />

in Niedersachsen“ erschienen 156<br />

Kongress des Wissens 157<br />

Das Genossenschaftsmodell – eine<br />

Organisationsoption für kommunale<br />

Aufgaben<br />

von Joachim Vollmer 158<br />

Strom-Bündelausschreibung<br />

lohnt sich 159<br />

Dorfläden 159<br />

Weniger Kredite für Unternehmer 159<br />

„Freiheit beim Ladenschluss stärkt<br />

Innenstädte und Ortskerne!“ 160<br />

Umweltschutz<br />

Stromdurchleitung per Erdkabel<br />

für Offshore-Windparks<br />

von Peter Torkler 160<br />

Meta bringt gesunde Fünflinge<br />

zur Welt 161<br />

Natürlich Niedersachsen – der<br />

Sonntag für den Naturschutz 161<br />

Gefahr durch Windräder umstritten 162<br />

Finanzen und Steuern<br />

Doppik ist nachhaltig teuer 162<br />

Schwierige Finanzlage der<br />

Samtgemeinden 163<br />

Pressespiegel<br />

<strong>Niedersächsischer</strong> Städte- und<br />

Gemeindebund im Spiegel der<br />

Presse 163<br />

Beilagenhinweis<br />

Diese Ausgabe enthält eine Beilage<br />

für Abonnementwerbung für die<br />

Zeitschrift „Der persönliche Organisations-Berater“,<br />

Bonn, (Postvertriebskennzeichen:<br />

G 9489), eine Beilage<br />

der Financial Times Deutschland, eine<br />

Beilage „Die BESTEN Reden von A - Z<br />

sowie eine Beilage der NLG / KoRis.<br />

Wir bitten um freundliche<br />

Beachtung.<br />

133


MITGLIEDER STELLEN SICH VOR<br />

„Belm begeistert“<br />

Eine Gemeinde mit attraktiven Wohn- und Gewerbelagen<br />

und städtebaulichen Herausforderungen<br />

Stadtnah und doch mitten im Grünen – das sind<br />

die unverwechselbaren Kennzeichen von Belm.<br />

Die rund 14.500 Einwohner zählende Gemeinde,<br />

unmittelbar angrenzend an den östlichen<br />

Stadtrand von Osnabrück, besteht aus den<br />

früher selbstständigen Ortsteilen Powe, Belm,<br />

Haltern, Icker und Vehrte. Fast die Hälfte des Gemeindegebietes<br />

sind land- oder forstwirtschaftlich<br />

genutzte Flächen. Diese umfassen insgesamt rund<br />

8,5 Quadratkilometer. Nicht nur für Einheimische<br />

bietet ein Netz von rund 80 Kilometern ausgewiesenen<br />

Wander- und Rundwanderwegen einen<br />

hohen Erholungswert.<br />

Geschichtlicher Überblick<br />

Erstmals erwähnt wurde die Gemeinde als Dorf<br />

Belehem im Jahre 1190. Um 1224 wurde aus dem<br />

Namen Belehm und 1483 Beleham. Die Worte<br />

enthalten sprachlich die beiden Silben „Bel“<br />

(Anhöhe) und „Heim“ (Haus). Der Name könnte<br />

daher „Siedlung auf der Anhöhe“ bedeuten.<br />

Im Jahre 1853 vereinigten sich die Bauernschaften<br />

des Kirchspiels zur Samtgemeinde<br />

Belm, die sich 1966 in die Samtgemeinde Belm<br />

mit den Mitgliedsgemeinden Belm, Haltern und<br />

Powe sowie die Samtgemeinden Icker-Vehrte und<br />

Darum-Gretesch-Lüstringen aufteilte. Diese drei<br />

Kommunalverbände bestanden, bis am 1. Juli<br />

1972 die Gemeinde im Zuge der Gebietsreform<br />

in der heutigen Form mit den Mitgliedsgemeinden<br />

Belm, Haltern, Icker und Vehrte entstand. Zuvor<br />

hatten sich am 1. Juli 1968 bereits die Gemeinde<br />

Powe und Belm freiwillig zusammengeschlossen.<br />

Die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Darum-Gretesch-Lüstringen<br />

wurden am 1. Juli 1972<br />

nach Osnabrück eingemeindet.<br />

Eines der ältesten Gebäude in Belm:<br />

Der Hager Hof<br />

Wohnen, Wirtschaft und Verkehr<br />

Belm hat für seine Bürger und Gäste viel zu<br />

bieten. Eine gut ausgebaute Infrastruktur weist<br />

die Gemeinde in der Region des nördlichen<br />

Osnabrücker Landes als attraktiven Wohn- und<br />

Gewerbestandort aus.<br />

An das angrenzende Oberzentrum Osnabrück<br />

ist Belm im Stadtbusverkehr im 10-Minuten-Takt<br />

angebunden. Auch die bis zu acht Kilometer außerhalb<br />

gelegenen ländlichen Ortsteile Vehrte und<br />

Icker haben im regelmäßigen Regionalbusverkehr<br />

noch eine gute ÖPNV-Anbindung. Sechs kirchliche<br />

und kommunale Kindergärten, vier Grundschulen<br />

und ein Schulzentrum mit Haupt- und Realschule<br />

und einer benachbarten selbstständigen Schule für<br />

lernbehinderte Schüler sind ebenfalls gute Gründe,<br />

Belm als Wohnsitz auszuwählen. Die Bauleitplanung<br />

für das derzeit größte neue Baugebiet „Up<br />

de Heede“ ist abgeschlossen, in Kürze beginnt die<br />

Vermarktung der rund 200 neuen Bauplätze für<br />

Einfamilien- und Doppelhäuser.<br />

Ein wichtiges Argument für Gewerbebetriebe,<br />

Belm als Firmenstandort zu wählen, ist sicherlich<br />

nicht zuletzt die gute verkehrliche Anbindung. Die<br />

Autobahnen A 1, A 30 und A 33 liegen unmittelbar<br />

vor der Haustür. Wo viel Licht ist, ist – gerade im<br />

verkehrlichen Bereich – leider auch Schatten. Der<br />

in den vergangenen Jahren stetig gewachsene<br />

Durchgangsverkehr belastet die Anwohner an<br />

der Ortsdurchfahrt B 51 nicht unerheblich. Eine<br />

seit Jahrzehnten geplante nördliche Umgehungsstraße<br />

ist jedoch im Bundesverkehrswegeplan im<br />

vordringlichen Bedarf eingestuft.<br />

Belmer „Besonderheiten“<br />

Belm war seit Anfang der sechziger Jahre Wohnstandort<br />

für die in der Garnison Osnabrück stationierten<br />

britischen Soldaten. Untergebracht waren<br />

die rund 2.500 Briten in bis zu neungeschossigen<br />

Hochhäusern, die seinerzeit eigens für die Rheinarmee<br />

in Belm errichtet worden waren. Mit Beginn<br />

der Truppenreduzierung Ende der achtziger Jahre<br />

wurden mehr und mehr Wohnungen und Häuser<br />

frei. Das Wohnungspotenzial wurde durch die zu<br />

der Zeit in hoher Zahl eintreffenden Spätaussiedler<br />

aus Osteuropa neu besetzt. Schnell zeigte sich,<br />

dass die beiden Hochhausquartiere in Belm und<br />

Powe zu einem sozialen Brennpunkt <strong>werden</strong><br />

<strong>könnten</strong>, und die Gemeinde musste gegensteuern.<br />

Über das Förderprogramm der „Sozialen Stadt“<br />

ist mit Landes- und Bundesfördergeldern in den<br />

Jugendliche Feuerspucker vom „Zirkus<br />

Belmelli“ bei der Eröffnung des neuen<br />

Bürgerparks<br />

vergangenen Jahren durch hohes Engagement<br />

und nicht zuletzt auch hohen finanziellen Einsatz<br />

der Gemeinde beachtliche Integrationsarbeit geleistet<br />

worden. Häuser konnten saniert <strong>werden</strong>,<br />

die Wohnumfeldgestaltung hat mit Parks und<br />

Grünflächen ein neues Gesicht bekommen. Unterstützt<br />

wird die Integrationsarbeit der Quartierbewohner<br />

zusätzlich durch zwei Quartiermanager<br />

der Universität Osnabrück. Durch Unterstützung<br />

des Landkreises Osnabrück konnte Anfang dieses<br />

Jahres durch den Sanierungsträger BauBeCon ein<br />

Hochhaus erworben <strong>werden</strong>. Das Gebäude soll im<br />

kommenden Jahr abgerissen <strong>werden</strong>. Das Grundstück<br />

soll nach jetzigem Stand der Überlegungen<br />

als Grünanlage und zum Teil für die Verbessung<br />

der dortigen Straßenführung genutzt <strong>werden</strong>.<br />

Ende September rückte der Bagger an:<br />

Abriss eines ehemaligen Rheinarmee-<br />

Quartiers<br />

Um im Ortsteil Vehrte – auch dort gab es ein<br />

kleines Quartier mit einem sechs- und achtgeschossigen<br />

Hochhaus und vier Mehrfamilien-<br />

Wohnblocks – sozialen Problemen vorzubeugen,<br />

ist geplant, dass die Mehrfamilienhäuser nach<br />

einer vollständigen Sanierung nur an selbstnutzende<br />

Eigentümer veräußert <strong>werden</strong>. Die beiden<br />

Hochhäuser wurden aufgekauft und Ende September<br />

abgerissen (siehe Foto). An ihrer Stelle wird mit<br />

Hilfe der Niedersächsischen Landentwicklungsgesellschaft<br />

(NLG) ein Wohngebiet mit Einfamilien-<br />

und Doppelhaushälften entstehen.<br />

Für weitere Informationen zur Gemeinde Belm:<br />

Dirk Meyer, Gemeinde Belm, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

presse@belm.de www.belm.de<br />

134 DNG 5 2004


Die Städte und Dörfer müssen<br />

funktionieren, damit die Menschen<br />

dort ordentlich leben können. Im<br />

Spitzenverband der Kommunen<br />

streitet Wulf Haack dafür.<br />

Er hat sich oft genug unbeliebt<br />

gemacht, wenn er bei der Landesregierung<br />

(egal, welche Partei<br />

gerade am Ruder war) heftig die<br />

Interessen „seiner“ Städte und<br />

<strong>Gemeinden</strong> vertrat. „Macht nichts,<br />

dafür werde ich bezahlt“, pflegt er zu sagen.<br />

Wulf Haack (64) muss als Landesgeschäftsführer<br />

des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes beharrlich sein, denn die<br />

„hohe Politik“ ist geneigt, den <strong>Gemeinden</strong><br />

immer mehr Aufgaben aufzudrücken, ohne<br />

gleichzeitig für deren Finanzierung zu<br />

sorgen. Dieses Ringen um die Handlungsfähigkeit<br />

der kreisangehörigen Städte und<br />

<strong>Gemeinden</strong> – betreibt Haack seit nunmehr 25<br />

Jahren – heute wird er deshalb gefeiert.<br />

Was in den Städten so passiert, sieht<br />

der gebürtige Schlesier nicht nur durch<br />

die Verbandsbrille. In Celle gehört er sein<br />

Jahrzehnten dem Rat an, war Vorsitzender<br />

der CDU-Fraktion und kennt die praktischen<br />

DNG 5 2004<br />

Der Beharrliche<br />

Probleme, die sich beim Dienst für<br />

den Bürger ergeben.<br />

Unter Haacks Regie hat der<br />

Gemeindebund jeweils frühzeitig<br />

Ausarbeitungen mit Titeln wie<br />

„<strong>Gemeinden</strong> im Jahr 2000“ und<br />

<strong>Gemeinden</strong> im Jahr 2005“ vorgelegt.<br />

Sie sollten zum Denken<br />

anregen: Wie entwickelt sich die<br />

Bevölkerung? Brauchen wir mehr<br />

Kindergärten oder mehr Seniorenwohnungen?<br />

Siedlungspolitik, Flächenplanung<br />

und nicht zuletzt die immer wichtigeren<br />

Umweltaspekte beschäftigen den<br />

Kommunalverband lang und anhaltend. Die<br />

Umweltarbeit ist Sache der „Tochtergesellschaft“<br />

Kommunale Umwelt-Aktion (UAN),<br />

die obendrein in ihrem „Rathaus-Markt“ gebrauchte<br />

Kommunalgeräte feilbietet, vom<br />

Flutlichtmast bis zum Feuerwehrauto.<br />

Das dient der Verwaltungspraxis. Dagegen<br />

dürfte das Thema von Haacks juristischer<br />

Doktorarbeit eher etwas für Feinschmecker<br />

sein: Die Problematik des Erlasses<br />

rückwirkender Benutzungsgebührenordnungen<br />

bei Ungültigkeit einer bestehenden<br />

Gebührenordnung. Nach der zweiten juris-<br />

AUS DEM STÄDTE-<br />

UND GEMEINDEBUND<br />

Herr v. Popitz zum FAG<br />

1932: „Die Landbewohner<br />

kennen keine Kanalisation.<br />

Daher müssen die Städte<br />

mehr Geld erhalten als die<br />

Dörfer, wo die Eingesessenen<br />

mit Holzschuhen durch<br />

die unbefestigten Straßen<br />

laufen.“<br />

Auch 70 Jahre später gilt in<br />

Niedersachsen dieser Verteilungsmaßstab<br />

„Holzschuh<br />

oder Lackschuh“!<br />

tischen Staatsprüfung ging Haack zunächst<br />

zur Lüneburger Bezirksregierung, von dort<br />

zum Niedersächsischen Städteverband, der<br />

heute Städtetag heißt und die „Konkurrenz“<br />

des Gemeindebundes ist. Privat setzt sich<br />

der Jurist in Celle mit Macht für die Kunst<br />

ein – die Baukunst. Die Werke des einst<br />

in Celle tätigen Bauhaus-Architekten Otto<br />

Haesler will er erhalten, was bei einer ausgedehnten,<br />

auf raffiniert billige Weise vor<br />

70 Jahren entstandenen Schlichtsiedlung<br />

zumindest zum kleinen Teil gelungen ist.<br />

Und wenn Haack (niemals einen Schlips<br />

um den Hals, immer eine Fliege) sich einmal<br />

reinkniet, dann richtig. Die Haesler-Stiftung<br />

hat inzwischen auch eine Fülle von Material<br />

über die Bewohner der Häuser zusammengetragen.<br />

Mitstreiter in Celle erzählen mit<br />

Hochachtung, wie Haack in einer zum Abriss<br />

bestimmten Wohnung schweißtriefend die<br />

Originaltapete von den Wänden gelöst und<br />

für die Nachwelt gerettet hat: Erfolg setzt<br />

Beharrlichkeit voraus.<br />

Jochen Mellin, Hannoversche<br />

Allgemeine Zeitung vom 2.9.2004<br />

135


ZUR PERSON<br />

Michael Bockelmann wurde vom Verbandsrat<br />

des Genossenschaftsverbandes<br />

Norddeutschland e.V. (GVN) zum neuen<br />

Vorsitzenden des Vorstands bestellt. Der<br />

GVN betreut in den acht norddeutschen<br />

Bundesländern mehr als 1.400 genossenschaftliche<br />

Mitgliedsunternehmen und ist<br />

gleichzeitig deren gesetzlicher Prüfungsverband.<br />

Michael Fischer, Gemeinde Bohmte, LK<br />

Osnabrück, wurde zum Ersten Gemeinderat<br />

der Gemeinde Bohmte gewählt.<br />

Horst-Günter Jagau, Garlstorf, Samtgemeinde<br />

Salzhausen, LK Harburg, wurde<br />

zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister<br />

der Gemeinde Garlstorf gewählt. Er folgt<br />

Hans-Hermann Putensen, der zum neuen<br />

hauptamtlichen Bürgermeister der Samtgemeinde<br />

Salzhausen gewählt wurde.<br />

Wahlen und Ernennungen<br />

Gundolf Kemnah, Harsum, LK Hildesheim,<br />

hat sein Amt als erster direkt<br />

gewählter hauptamtlicher Bürgermeister<br />

der Gemeinde Harsum angetreten.<br />

Dieter Leinecker, Neuenkirchen, LK<br />

Soltau-Fallingbostel, hat sein Amt als<br />

erster hauptamtlicher Bürgermeister der<br />

Gemeinde Neuenkirchen angetreten.<br />

Jens Range, Samtgemeinde Baddeckenstedt,<br />

LK Wolfenbüttel, hat sein Amt<br />

als eingleisiger Bürgermeister der Samtgemeinde<br />

Baddeckenstedt angetreten.<br />

Range ist zudem Geschäftsführer des<br />

Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes<br />

im Bezirk Braunschweig.<br />

Ehrungen und Jubiläen<br />

Nach der Verleihung: Dr. Wulf Haack mit<br />

Ehefrau Barbara<br />

Dr. Wulf Haack, Landesgeschäftsführer<br />

des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes, wurde für sein herausragendes<br />

ehrenamtliches und berufliches<br />

Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

1. Klasse ausgezeichnet. Innenminister<br />

Uwe Schünemann überreichte<br />

den vom Bundespräsidenten verliehenen<br />

Orden anlässlich einer Sitzung des Präsidiums<br />

des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes in Burgdorf.<br />

Reinhard Grobecker, SGBM Gieboldehausen;<br />

Ulrich Schakowske, BM Wollershausen;<br />

Georg Freiberg, BM Wollbrandshausen;<br />

Friedrich Jacobi, Ratsmitglied;<br />

Norbert Leineweber, BM Gieboldehausen;<br />

Josef Sorhage, BM Krebeck; Willi Behre,<br />

Vorsitzender des NSGB im Landkreis<br />

Göttingen<br />

Willi Behre, Kreisvorsitzender des<br />

Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes<br />

im Landkreis Göttingen, konnte<br />

für Jahrzehnte lange Tätigkeit im Gieboldehäuser<br />

Samtgemeinderat und den Räten<br />

ihrer Heimatgemeinden fünf Kommunalpolitiker<br />

auszeichnen. Urgestein unter den<br />

Geehrten war Friedrich Jacobi, der für<br />

sein Engagement über mehr als 40 Jahre<br />

mit der Goldenen Ehrennadel des Niedersächsischen<br />

Städte- und Gemeindebundes<br />

ausgezeichnet wurde. Die Silberne Ehren-<br />

136 DNG 5 2004


nadel überreichte Behre an Georg Freiberg, Wollbrandshausen.<br />

Für über 20-jährige Ratstätigkeit erhielten Gieboldehausens Bürgermeister<br />

Norbert Leineweber, Krebecks Bürgermeister Josef<br />

Sorhage und Wollershausens Bürgermeister Ulrich Schakowske<br />

die Verbandsurkunden des NSGB.<br />

Wilfried Möhle, Samtgemeinde Siedenburg, LK Diepholz,<br />

wurde vom Geschäftsführer des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes Dr. Wulf Haack für seine mehr als 30-jährige<br />

Tätigkeit als Hauptverwaltungsbeamter mit der Ehrenmedaille des<br />

NSGB ausgezeichnet. Im Rahmen der Ehrung würdigte Haack das<br />

besondere Engagement von Wilfried Möhle für die kommunale<br />

Selbstverwaltung.<br />

DNG 5 2004<br />

ZUR PERSON<br />

Zulgerei Altai, Geschäftsführerin der<br />

Mongolian Association of Urban Centers,<br />

vergleichbar mit einem Kommunalen Spitzenverband,<br />

ist im Rahmen eines von der<br />

Deutschen Management Akademie in Celle<br />

vermittelten Trainingsprogramms der Europäischen<br />

Union bis zum 9.12.2004 in der<br />

Landesgeschäftsstelle des NSGB tätig.<br />

KOMMUNALE UMWELT-<br />

AKTION U.A.N.<br />

Klärschlamm in Europa<br />

von Maike Bock und Wiebke Abeling (U.A.N.)<br />

Im April 2004 war der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund<br />

Gastgeber für eine Arbeitsgruppe „Klärschlamm“, die<br />

sich aus Vertretern des CEEP (Europäischer Zentralverband der<br />

öffentlichen Wirtschaft), des Österreichischen und Deutschen<br />

Städte- und Gemeindebundes und anderen Experten zusammensetzt.<br />

Es wurde ein Positionspapier erarbeitet, welches der<br />

EU-Kommission übergeben <strong>werden</strong> soll. Hierin spricht sich die<br />

Arbeitsgruppe nachdrücklich für eine Beibehaltung der Klärschlammverwertung<br />

auf landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />

sowie für den Klärschlammeinsatz zur Verbesserung der Bodenqualität<br />

aus.<br />

Vor dem Hintergrund, dass die Europäische Kommission eine<br />

Strategie zum Bodenschutz formulieren und im Herbst dieses<br />

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137


KOMMUNALE UMWELT-<br />

AKTION U.A.N.<br />

Jahres verabschieden will, in der auch die<br />

Verwertung und Beseitigung von Klärschlammen<br />

angesprochen <strong>werden</strong> soll,<br />

wird derzeit auch auf europäischer Ebene<br />

über die zukünftige Entsorgung von Klärschlamm<br />

intensiv diskutiert. Zur Zeit gehen<br />

die Auffassungen über die Möglichkeiten<br />

einer Verwertung von Klärschlämmen<br />

bei den einzelnen Mitgliedstaaten und<br />

sonstigen „Stakeholdern“ noch weit auseinander,<br />

ein Konsens ist nicht in Sicht.<br />

Die Mehrheit der Experten in Europa<br />

tendiert momentan zu einem Verbot der<br />

Klärschlammverbringung in der Landwirtschaft.<br />

Um für die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung<br />

auf höchster Ebene<br />

zu sprechen, fand am 9.6.04 ein Gespräch<br />

in Brüssel statt mit Luca Marmo, der für<br />

Klärschlamm zuständige Mitarbeiter<br />

der Abteilung<br />

Landwirtschaft<br />

und Boden der<br />

Generaldirektion<br />

Umwelt. Marmo<br />

berichtete, dass<br />

noch nichts entschieden<br />

sei, es<br />

also auch nicht<br />

auszuschließen sei,<br />

dass künftig die<br />

landwirtschaftliche<br />

Verwertung<br />

des Klärschlammes<br />

unter bestimmten<br />

Bedingungen<br />

weiterhin möglich<br />

ist. Für künftige Gespräche mit der Kommission<br />

sei es erstrebenswert, dass von<br />

deutscher Seite ein national abgestimmter<br />

v.l.: zwei Praktikanten des DStGB, Dietrich Brune (CEEP), Dr. Klaus<br />

Nutzenberger (DStGB, Brüssel), Dr. Ralf Bleicher (DST) und Wiebke<br />

Abeling (U.A.N.); Dr. Detlef Merkel (LuFa Hameln) und Luca Marmo<br />

(DG Umwelt) fehlen auf dem Foto.<br />

Projekt „Internationale Abwasserpartnerschaften“<br />

– Aufruf zur Teilnahme<br />

von Robert Thiele, Ministerialdirigent a.D.<br />

Mehr denn je brauchen die Kommunen<br />

in den neuen EU-Mitgliedstaaten und Beitrittsländern<br />

Kooperation, Hilfestellung und<br />

Partnerschaft, um die ihnen obliegenden,<br />

vielfältigen Aufgaben zu lösen. Das gilt<br />

besonders für den Umweltschutz. Zentrale<br />

Botschaft kann nur sein, hier zu helfen.<br />

Die Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.,<br />

Hannover, hat daher erneut die Landkreise,<br />

Städte, <strong>Gemeinden</strong> und Kommunalverbände<br />

in Deutschland zur Gründung von<br />

Internationalen Abwasserpartnerschaften<br />

aufgerufen. Wir machen auf diese von der<br />

U.A.N. ins Leben gerufene Initiative nochmals<br />

aufmerksam und bitten unsere Mitglieder<br />

um Mitwirkung an diesem Projekt.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos.<br />

Mit der Projektidee der Internationalen<br />

Abwasserpartnerschaften fördert die<br />

U.A.N. seit nunmehr vier Jahren einen<br />

fachbezogenen Dialog sowie Kooperationen<br />

zwischen den kommunalen Institutionen<br />

hauptsächlich in Europa. Inhaltliche<br />

Schwerpunkte des Aktionsprogramms<br />

sind:<br />

• Zusammenarbeit und praxisorientierte<br />

Unterstützung auf den Gebieten<br />

„Wasserversorgung“ und „Abwasserbeseitigung“;<br />

• Prozessbegleitung bei Umsetzung der<br />

EU-Wasserrahmenrichtlinie durch einen<br />

Ländervergleich auf kommunaler<br />

Ebene.<br />

An dem Projekt beteiligen sich z.Zt.<br />

185 Landkreise, Städte, <strong>Gemeinden</strong> und<br />

Kommunalverbände vornehmlich aus den<br />

neuen EU-Mitglieds- und Beitrittsländern<br />

sowie aus Deutschland. Der Nachfrage<br />

von ausländischen Kommunen steht ein<br />

adäquates Angebot deutscher Kommunen<br />

nicht gegenüber. Die U.A.N. bittet daher,<br />

an dem Projekt mitzuwirken und sich zur<br />

Gründung von Internationalen Abwasserpartnerschaften<br />

mit ausländischen kommunalen<br />

Partnern bereit zu finden.<br />

In die Bitte eingeschlossen sind ausdrücklich<br />

Wasser- und Abwasserverbände,<br />

auf deren Beteiligung an dem Projekt spezieller<br />

Wert gelegt wird. In etlichen neuen<br />

Mitgliedstaaten der EU hat analog der<br />

Entwicklung in der Bundesrepublik eine<br />

Welle von Neugründungen von Wasser-<br />

und Abwasserverbänden eingesetzt, die<br />

auf einen Erfahrungsaustausch mit Verbandsvertretern<br />

aus der Bundesrepublik<br />

besonders angewiesen sind.<br />

Begegnungen auf internationalem<br />

Parkett erfordern nicht unbeträchtliche<br />

Standpunkt vertreten werde, was momentan<br />

noch nicht der Fall sei.<br />

* Landwirtsch. Untersuchungs- und Forschungsanstalt<br />

Finanzmittel, die vor dem Hintergrund<br />

leerer kommunalen Kassen nicht ohne<br />

weiteres verfügbar sind. Hilfreich mag<br />

daher der Hinweis sein, dass auf Antrag<br />

Fördermittel für kommunalpartnerschaftliche<br />

Begegnungen von der EU-Kommission<br />

– Generaldirektion Bildung und Kultur<br />

– in Brüssel gewährt <strong>werden</strong> können<br />

(nähere Informationen hierzu unter http:<br />

//europa.eu.int/comm/dgs/education_<br />

culture/towntwin/index_de.html. In Einzelfällen<br />

leistet die von der U.A.N. 2001<br />

gegründete Stiftung „IntEF-U.A.N.“ (International<br />

Environmental Foundation of<br />

the Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.)<br />

aus den Erträgen ihres Stiftungsvermögens<br />

ebenfalls auf Antrag kleine Finanzhilfen.<br />

Weitere Informationen finden sich<br />

auf der Homepage der U.A.N. unter<br />

www.uan.de. Hier sind auch Anmeldeformulare<br />

abrufbar, die per Fax oder per<br />

Email an die U.A.N. übermittelt <strong>werden</strong><br />

können.<br />

Für weitergehende Auskünfte stehen im<br />

übrigen bei der U.A.N. als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung: Wiebke Abeling (Tel.:<br />

0511/302 85 68; Email: abeling@nsgb.de)<br />

oder Manfred Klein (Tel.: 0511/302 85 62;<br />

Email: klein@nsgb.de).<br />

138 DNG 5 2004


Amtsgerichtsstandorte im ländlichen Raum<br />

Die Entscheidung des Kabinetts, die<br />

Handels-, Genossenschafts- und Vereinsregisterführung<br />

von bisher 40 auf<br />

elf Gerichtsstandorte zu konzentrieren,<br />

findet die Zustimmung des Städte- und<br />

Gemeindebundes, wenn die verbleibende<br />

Registerführung bei kleinen Amtsgerichten<br />

im ländlichen Raum angesiedelt wird.<br />

In einem Schreiben an Justizministerin<br />

Elisabeth Heister-Neumann erinnert Landesgeschäftsführer<br />

Dr. Wulf Haack an die<br />

Diskussion um die Standortsuche für das<br />

DNG 5 2004<br />

Zentrale Mahngericht (ZEMA), das jetzt in<br />

Uelzen angesiedelt ist. In diesem Prozess<br />

sei der Vorschlag des NSGB, durch Verlagerung<br />

des ZEMA an ein kleines Amtsgericht<br />

in der Fläche dieses im Bestand zu<br />

sichern, vom MJ unter Hinweis auf organisatorische<br />

Gründe verworfen worden.<br />

Bei der nunmehr anstehenden Auswahl<br />

der elf Registergerichte sei die vom Land<br />

geplante Berücksichtigung der größeren<br />

Amtsgerichte an den Landgerichtsstandorten<br />

jedoch nicht mehr organisatorisch<br />

ALLGEMEINE VERWALTUNG<br />

UND EUROPA<br />

oder technisch zu begründen, betont<br />

Haack. Denn die niedersächsischen Gerichte<br />

seien allesamt vernetzt und auf<br />

einem einheitlichen technischen Stand.<br />

Auch persönlicher Kundenkontakt sei im<br />

Registerwesen nicht erforderlich, so dass<br />

die Verlagerung auf kleine Amtsgerichte in<br />

der Fläche unproblematisch wäre. Dadurch<br />

könnte das Land seine Ansage mit Leben<br />

erfüllen, besonders den ländlichen Raum<br />

bei Behördenstandortentscheidungen zu<br />

berücksichtigen, so Haack.<br />

Friesische Bürgermeister zu Besuch in Brüssel<br />

von Wolfgang Schmitz*<br />

Auf Einladung des Kreisverbandes Friesland<br />

im Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebund (NSGB) besuchte eine<br />

Delegation friesländischer Bürgermeister<br />

europäische Einrichtungen in Brüssel.<br />

Es gab viel zu sehen und zu besprechen.<br />

In dieser Zeit ist ein Besuch in Brüssel besonders<br />

spannend, denn Europa ist von 15<br />

auf 25 Mitgliedstaaten gewachsen, und die<br />

Europäische Verfassung ist eine zukünftige<br />

neue Grundlage für das Zusammenwirken<br />

der europäischen Länder. Dementsprechend<br />

standen viele Gesprächstermine<br />

an. Der Aufbau und die Organisation der<br />

Europäischen Gemeinschaft war zunächst<br />

ein grundsätzlicher Überblick, den die Teilnehmer<br />

bei der EU-Kommission erhielten.<br />

Angefangen beim Europäischen Rat (das<br />

Gipfeltreffen der Regierungschefs) über<br />

den Ministerrat (die Plattform der Regierungen)<br />

zur Europäischen Kommission<br />

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bis zum Europäischen Parlament, das,<br />

nach der Wahl in diesem Jahr mit neuen<br />

Rechten ausgestattet, in Kürze seine Arbeit<br />

aufnehmen wird. Mit 25 000 Bediensteten<br />

arbeiten die europäischen Einrichtungen<br />

in Brüssel; der Haushalt der Gemeinschaft<br />

umfasst 100 Milliarden Euro (im Vergleich<br />

dazu Nordrhein-Westfalen alleine 50 Milliarden<br />

Euro).<br />

Ein weiterer spannender Termin war<br />

das Treffen mit den beiden Europaabgeordneten<br />

aus der Norddeutschen Region,<br />

Prof. Dr. Mayer (CDU) und Garrelt Duin<br />

(SPD). Zuvor besichtigte die Gruppe das<br />

große Gebäude des Europäischen Parlaments,<br />

in dem die 723 Abgeordneten<br />

sechsmal jährlich ihre Sitzungen abhalten.<br />

Erschwerend für die Abgeordneten<br />

sind die zwei Sitzungsorte, denn weitere<br />

12 Parlamentswochen finden jährlich in<br />

Straßburg statt.<br />

Die Umstellung der EU-Regionalpolitik<br />

und somit der EU-Strukturfonds war ein<br />

Thema, das die Teilnehmer besonders<br />

interessierte. Hierzu machten die Abgeordneten<br />

deutlich, dass im Anschluss<br />

an die Ziel-II-Förderung nach 2007 für<br />

Förderungen aus dem europäischen<br />

Haushalt Inhalte und Ideen gefragt sind,<br />

da der gebietsbezogene Ansatz der Ziel-<br />

II-Förderung zu Gunsten eines themenbezogenen<br />

Ansatzes aufgegeben wird.<br />

Die Entwicklung des Jade-Weser-Ports<br />

in Wilhelmshaven wird aus europäischer<br />

Sicht aufmerksam beobachtet, und aus<br />

Sicht der Abgeordneten liegt ihnen daran,<br />

dass Europa keine Hürden aufbaut,<br />

sondern eher den Weg für dieses nationale<br />

Projekt in Europa ebnet.<br />

Die Neuordnung der Strukturfonds<br />

diskutierten die Bürgermeister mit einem<br />

Vertreter der europäischen Kommission.<br />

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139


ALLGEMEINE VERWALTUNG<br />

UND EUROPA<br />

Im Pressezentrum der Europäischen Kommission: Reihe unten v. li. BM Josef Wesselmann<br />

(Sande), BM Wolfgang Busch (Varel), BM Herbert Lahl (Schortens), BM Siegfried Harms<br />

(Jever), GD Wolfgang Schmitz (Schortens), BM Joachim Gramberger (Wangerland), Inse-<br />

Marie Ortgies MdL, Klaus Hullmann (Referent). Reihe oben v.li. GD a.D. Kurt Murmann<br />

(Bockhorn), stv. StD Mike Müller (Jever), GD Heiner Lauxtermann ( Zetel), BM Spiekermann<br />

(Bockhorn).<br />

Die nächsten zwei Jahre <strong>werden</strong> wegen<br />

der Verteilung der Fördermittel spannend,<br />

denn mehr Länder und schwächere<br />

Strukturen erwarten die Strukturmittel<br />

der Union. Dennoch <strong>werden</strong> Förderungen<br />

möglich sein, wenn Friesland mit seinen<br />

Städten und <strong>Gemeinden</strong> Förderideen<br />

innerhalb der zentralen Themen findet.<br />

Diese Themen sind Innovation und wissensbasierte<br />

Wirtschaft, Umwelt und Risikopräsentation.<br />

Dazu gehören auch der<br />

sanfte Tourismus sowie Zugänglichkeit und<br />

Leistungen der Daseinsvorsorge. Die Zahl<br />

der Fonds in der Strukturförderung wird<br />

verringert; es bleiben jedoch die Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung<br />

(EFRE) und der Europäische Sozialfond<br />

(EFS) u. a. erhalten.<br />

Der Ausschuss der Regionen war ein weiteres<br />

Thema, dem man sich widmete. „Was<br />

du bist (Europa), das bist du aus Verträgen.“<br />

Diesen Satz stellte der Referent voran. Die<br />

Grundlage des gemeinsamen Handelns<br />

sind die völkerrechtlichen Verträge.<br />

Dazu gehört auch die bevorstehende<br />

EU-Verfassung. Der Ausschuss der Regionen,<br />

der nach der neuen Verfassung auf<br />

317 Mitglieder anwachsen wird, hat ein<br />

Mitentscheidungsrecht bei Rechtsakten<br />

und geht bei seiner Mitberatung besonders<br />

auf die regionalen Interessen ein. 24<br />

seiner Mitglieder kommen aus Deutschland,<br />

davon sind drei von den kommunalen<br />

Spitzenverbänden benannt.<br />

Einen abschließenden Eindruck erhielten<br />

die Teilnehmer im Gebäude des Rates<br />

der Europäischen Union (Ministerrat), ein<br />

Gebäude, in dem mehr als 2 000 Mitarbeiter<br />

tätig sind. Der Ministerrat stellt das<br />

Machtzentrum in der EU dar, denn dort<br />

<strong>werden</strong> Verordnungen und Richtlinien der<br />

Gemeinschaft entwickelt und vorbereitet.<br />

Gerade das Zusammenspiel der nationalen<br />

Ministerien, des Ausschusses der ständigen<br />

Vertretungen sowie der Lobbyisten<br />

und der vielen Arbeitsgruppen zeigt, wie<br />

schwierig und kompliziert es ist, in Europa<br />

z. B. zum Verbraucherschutz oder zur<br />

Klimapolitik Regelungen aufzustellen und<br />

den Mitgliedsländern vorzugeben. Manche<br />

Ideen der nationalen Regierungen<br />

oder der Kommission benötigen 10 Jahre<br />

bis zur Umsetzung – so kompliziert kann<br />

Europa sein, wenn es von Zypern bis Irland<br />

annähernd gleiche Lebens- oder Rechtsverhältnisse<br />

herstellen will.<br />

„Man muss das gesehen und aus berufenem<br />

Munde gehört haben. Dann weiß<br />

man erst, wie bedeutend die Gemeinschaft<br />

ist und wie schwierig, in allen Sprachen<br />

Europas Sachverhalte neu zu ordnen, um<br />

Wettbewerb und wirtschaftliche Infrastruktur<br />

annähernd gleich herzustellen“<br />

so fasste der Vorsitzende des Kreisverbandes<br />

Friesland im NSGB, Bürgermeister<br />

Herbert Lahl, seine Eindrücke von der<br />

Fahrt zusammen. Zugleich dankten alle<br />

Reiseteilnehmer ihrem Geschäftsführer,<br />

Gemeindedirektor Wolfgang Schmitz,<br />

der die Reise hervorragend für alle organisiert<br />

hatte.<br />

* Gemeindedirektor in Schortens und Geschäftsführer<br />

des Kreisverbandes Friesland<br />

Gegen eine Neuauflage ...<br />

... der Gebietsreform – „Denn sie wäre kontraproduktiv“<br />

Der Zuwachs bei den Gewerbesteuereinnahmen<br />

für die niedersächsischen<br />

Kommunen von 12 bis 14 Prozent im zurückliegenden<br />

Vierteljahr dürfe keinesfalls<br />

dazu führen, dass „uns das Land wieder<br />

tiefer in die Tasche greift“.<br />

Das machte Hans Georg Niesel, Sprecher<br />

der Hauptverwaltungsbeamten-Konferenz<br />

Weser-Ems Süd, am Rande der Tagung dieses<br />

Gremiums jetzt im Gasthaus Niemann<br />

deutlich.<br />

Die finanzielle Situation in den öffentlichen<br />

Haushalten war ein Themenschwerpunkt<br />

des Herbsttreffens der<br />

Verwaltungschefs aus den Landkreisen<br />

Osnabrück, Vechta, Cloppenburg, Emsland<br />

und Grafschaft Bentheim. Dies vor<br />

allem vor dem Hintergrund der Diskussion<br />

um die anstehenden Veränderungen durch<br />

Hartz IV. Dr. Wulf Haack, Landesgeschäftsführer<br />

des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes, besprach im Beisein der<br />

Leitenden Regierungsdirektorin bei der Bezirksregierung<br />

Weser-Ems, Margret Schubert,<br />

mit den Verwaltungschefs wesentliche<br />

Rahmenbedingungen für die Zukunft.<br />

Danach <strong>werden</strong> die Kreise Osnabrück,<br />

Emsland und Grafschaft Bentheim optieren,<br />

was bedeutet, dass diese die<br />

Arbeitsvermittlung auf Landkreisebene<br />

komplett von der Bundesagentur für Arbeit<br />

übernehmen. In den anderen Fällen,<br />

so berichtete Hans Georg Niesel, würden<br />

Arbeitsgemeinschaften gebildet, in denen<br />

sich Kommunen, Landkreise und die Agentur<br />

zusammentun.<br />

Kritik am Land übten die Konferenzteilnehmer<br />

bezüglich der Ergebnisse beim<br />

Personalbestand in den Jahren 1992<br />

bis 2002. „Während das Land in dieser<br />

Zeit nur einen Abbau von einem Prozent<br />

erzielt hat, ist es auf kommunaler Ebene<br />

140 DNG 5 2004


gelungen, eine Reduzierung um 17 Prozent<br />

zu erzielen“, so Niesel. Positive Ergebnisse<br />

beim Sparen dürften durch den<br />

Finanzausgleich nicht auch noch bestraft<br />

<strong>werden</strong>. Weiter sprach sich die Konferenz<br />

gegen die Neuauflage einer Gebietsreform<br />

aus. „Wir warnen davor, sie wäre kontra-<br />

Die Feuerwehr in Zahlen<br />

DNG 5 2004<br />

produktiv. Wir haben andere Sorgen ...“,<br />

fasste Niesel zusammen.<br />

Eine „nochmalige Verschandelung<br />

unserer Landschaft“ befürchtet die Konferenz<br />

im Zuge eines weiteren Ausbaus<br />

der Windkraft.<br />

ALLGEMEINE VERWALTUNG<br />

UND EUROPA<br />

von Kindern, verstärkt auch für den<br />

Nachwuchs bis drei Jahre. Sei dies die<br />

originäre Aufgabe der Kommunen? Eine<br />

dauerhafte Finanzierung „können wir<br />

nicht garantieren“.<br />

Gestreift wurde die Tagesbetreuung Wittlager Kreisblatt, 20.9.2004<br />

ÖFFENTLICHE SICHERHEIT,<br />

ORDNUNG UND VERKEHR<br />

In Niedersachsen gibt es:<br />

131.941 (132.331) Mitglieder in den Freiwilligen Feuerwehren, davon 9.913 (8.972) Frauen in<br />

3.384 (3.390) Ortsfeuerwehren<br />

35.902 (35.448) Jugendliche Mitglieder, davon 9.839 (9.493) Mädchen in<br />

1.896 (1.858) Jugendfeuerwehren<br />

1.798 (1.839) Mitglieder in den neun Berufsfeuerwehren und vier hauptberuflichen Wachbereitschaften<br />

5.896 (5.858) Mitglieder in 109 (115) anerkannten haupt- und nebenberuflichen Werkfeuerwehren<br />

Sie verfügen über:<br />

5.157 (5.149) Löschfahrzeuge<br />

207 (204) Hub- und Rettungsfahrzeuge<br />

659 (637) Rüst- und Gerätewagen<br />

156 (154) Sanitätsfahrzeuge<br />

4.041 (3.955) Sonstige Fahrzeuge<br />

Einsätze pro Jahr:<br />

24.132 (18.500) Brände, davon<br />

19.245 (15.362) Kleinbrände<br />

3.409 (2.154) Mittelbrände<br />

1.478 (984) Großbrände<br />

48.754 (72.807) Technische Hilfeleistungen<br />

163.048 (187.388) Krankentransporte, Notfalleinsätze und sonstige Hilfeleistungen<br />

14.514 (15.008) Blinde Alarme<br />

892 (824) Böswillige Alarme<br />

Angaben lt. amtl. Statistik des Nds. MI v. 07.06.2004 = Zahlen 2003 (bei JF aktuelle Zahlen 2003 von NJF) Angaben ( ) = Zahlen 2002<br />

Hrsg. Landesfeuerwehrverband Niedersachsen e.V., Aegidiendamm 7, 30169 Hannover, Tel. 0511 888112, Fax: 0511 886112,<br />

www.lfv-nds.de – lfv-nds@t-online.de<br />

Fahrradstationen<br />

Radstationen sind mehr als ein Fahrradparkplatz.<br />

Sie bieten zumindest die drei<br />

Kerndienstleistungen Stellplatz, Verleih und<br />

Reparatur und erfüllen zusätzliche Qualitätskriterien<br />

wie 7-Tage-Betrieb und einheitliche<br />

Parkgebühren. Das Konzept stammt<br />

vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club<br />

(ADFC), dessen Entwicklungsagentur seit<br />

1996 im Regierungsauftrag Kommunen<br />

und Betreiber bei der Einrichtung von<br />

Fahrrad-Parkhäusern in Bahnhöfen berät.<br />

In NRW gibt es 51 Fahrradstationen mit<br />

16.300 Stellplätzen. Davon tragen 42 das<br />

Logo Radstation als gemeinsame Marke.<br />

Trotz der gemeinsamen Dachmarke ist jedes<br />

Fahrradparkhaus ein Unikat: So ist in Bünde<br />

(46 000Einwohner) die Radstation mit<br />

280 Stellplätzen im Bahnhofsgebäude untergebracht.<br />

Im westfälischen Halle (21000<br />

Einwohner) wurde eine Radstation mit 165<br />

Stellplätzen in einem denkmalgeschützter<br />

Güterschuppen aus der Gründerzeit unter-<br />

gebracht. Und die 76 000-Einwohner-Stadt<br />

Rheine errichtete direkt am Hauptbahnhof<br />

einen glas- und chromblitzenden Neubau,<br />

der 960 Rädern Platz bietet.<br />

Radstationen werten Bahnhöfe auf.<br />

Arbeitsgrundlage ist ein Vertrag zwischen<br />

NRW und der Deutschen Bahn AG, der<br />

den Kommunen den mietfreien Betrieb<br />

von Radstationen an den Bahnhöfen der<br />

DB zusichert. Der Vertrag läuft 2007 aus<br />

und es ist noch unklar, wie es weitergeht.<br />

141


ÖFFENTLICHE SICHERHEIT,<br />

ORDNUNG UND VERKEHR<br />

Von der Fahrradbewachung allein<br />

kann allerdings keine Radstation leben.<br />

In Bahnhöfen, aus denen sich die Bahn<br />

zurückgezogen hat, kann die Radstation<br />

ihre Service-Palette um Fahrkartenverkauf,<br />

Gepäckaufbewahrung oder Bahnhofsreinigung<br />

erweitern. Mühlheim-Styrum verkauft<br />

an Bahnreisende Kaffee und belegte Brötchen.<br />

Münster, mit 3 300 Stellplätzen die<br />

größte Radstation in NRW, betreibt sogar<br />

eine Fahrradwaschanlage. Um nicht zur<br />

Konkurrenz für örtliche Fahrradhändler<br />

und Handwerksbetriebe zu <strong>werden</strong>, las-<br />

SCHULEN, KULTUR UND SPORT<br />

sen viele Stationsbetreiber defekte Räder<br />

beim örtlichen Meisterbetrieb reparieren. In<br />

Brühl, Bünde und Warendorf führen lokale<br />

Fahrradhändler die Station selbst.<br />

Die Baukosten einer Radstation deckt in<br />

NRW fast vollständig das Gemeinde-Verkehrsfinanzierungsgesetz<br />

(GVFG): jeder<br />

Stellplatz wird mit 1.500 Euro gefördert.<br />

Das ist NRW-spezifisch, denn das GVFG<br />

wird in jedem Land etwas anders ausgelegt.<br />

Trotzdem hat sich die Marke „Radstation“<br />

über die Landesgrenzen ausgebreitet:<br />

Aschaffenburg, Braunschweig, Bremen,<br />

Veto-Recht bei Schulleitern<br />

Kommunen wollen gegen Reform bei Einstellung mitentscheiden<br />

Den Mitgliedern des Kultur- und Schulausschusses<br />

des Niedersächsischen Städte-<br />

und Gemeindebundes (NSGB) schwant<br />

Böses, wenn die Schulverwaltungsreform<br />

im März 2005 auf den Weg gebracht<br />

<strong>werden</strong> soll. Schulsekretärinnen, die mit<br />

kommunalen Geldern bezahlt <strong>werden</strong>,<br />

<strong>könnten</strong> Aufgaben erledigen, die eigentlich<br />

Sache der beim Land Niedersachsen<br />

beschäftigten Lehrer sind. „Dafür <strong>werden</strong><br />

sie nicht von den <strong>Gemeinden</strong> bezahlt. Wir<br />

<strong>werden</strong> darauf achten, dass die Reform<br />

nicht auf den Schultern der Sekretärinnen<br />

v.l. Thorsten Bullerdiek, NSGB; Heinrich Trenkamp, Gemeindedirektor Emstek; Meinhard<br />

Abel, NSGB<br />

beziehungsweise der Kommunen ausgetragen<br />

wird“, erklärt Pressesprecher Thorsten<br />

Bullerdiek im Emsteker Rathaus. Dort<br />

hat der Ausschuss getagt.<br />

Die Schulverwaltungsreform stand<br />

im Mittelpunkt der Tagung. Neben der<br />

Befürchtung, dass die Kommunen durch<br />

die Reform finanziell belastet <strong>werden</strong>,<br />

fordern die Kommunen künftig ein stärkeres<br />

Mitspracherecht, wer die Schulen der<br />

<strong>Gemeinden</strong> leiten soll. Bisher oblag diese<br />

Entscheidung dem Land Niedersachsen.<br />

Diese Forderung begründet der NSGB<br />

mit dem künftigen Inspektionssystem der<br />

Schulen. Geplant ist, dass alle Bildungseinrichtungen<br />

eigenständiger arbeiten sollen.<br />

Das Land unterzieht jede Schule durch die<br />

Inspektoren alle drei Jahre einem Test. „Dadurch<br />

entsteht eine Tabelle mit Platzierun-<br />

gen, die öffentlich einsehbar ist“, erklärt<br />

Bullerdiek. Die <strong>Gemeinden</strong> befürchten,<br />

dass Eltern ihre Kinder in Schulen anderer<br />

<strong>Gemeinden</strong> schicken oder gar den Ort<br />

wechseln, wenn die ortsansässige Schule<br />

eine schlechte Note bekommen hat. „Ein<br />

Freiburg und Osnabrück haben das Konzept<br />

bereits übernommen.<br />

Eine Studie hat einen bundesweiten Bedarf<br />

von mehr als 1300 Fahrradstationen<br />

für die kommenden zehn Jahre ermittelt.<br />

Die Autoren gehen von einer durchschnittlichen<br />

Größe von 250 Stellplätzen und einer<br />

Verdoppelung des Radverkehrsanteils<br />

auf 24 Prozent aus. Die Broschüre „100<br />

Radstationen in NRW – eine Idee wird<br />

Programm“ ist kostenlos erhältlich beim<br />

NRW-Verkehrsministerium, Haroldstr. 4,<br />

D-40213 Düsseldorf.<br />

Schulleiter trägt allerdings enorm zu dem<br />

Bild seiner Schule bei“, meint Bullerdiek.<br />

Deshalb sei die Einbindung der Städte und<br />

<strong>Gemeinden</strong> bei der Auswahl eines neuen<br />

Schulleiters nur fair, weil so Einfluss auf<br />

die Leistung der Bildungseinrichtungen<br />

möglich sei. Denkbar sei außerdem, dass<br />

die Stühle in den Rektor-Zimmern künftig<br />

nur noch befristet besetzt <strong>werden</strong>.<br />

Die Einführung der Lernmittelfreiheit<br />

in Niedersachsen sei alles andere als<br />

reibungslos verlaufen. „Das ist ein riesiger,<br />

bürokratischer Aufwand“, berichtet<br />

Meinhard Abel, Schulreferent des NSGB.<br />

Die Schulsekretariate seien überlastet, außerdem<br />

gebe es erhebliche Probleme bei<br />

den Leihgebühren. „Häufig <strong>werden</strong> auch<br />

keine alten Bücher abgegeben, oder sie<br />

sind beschädigt. Der Ausschuss will einen<br />

weiteren Erfahrungsaustausch zu dem<br />

Thema vorantreiben.<br />

Auf kultureller Ebene arbeitet der<br />

Ausschuss derzeit an der Neuauflage<br />

der Initiative „Kultur rund um die Uhr“.<br />

Vom 23. bis 25. September 2005 sollen<br />

die <strong>Gemeinden</strong> Niedersachsens zeigen,<br />

was kulturell in ihnen steckt. An einem<br />

Aktionswochenende sollen gleichzeitig<br />

Veranstaltungen stattfinden, wie sie sonst<br />

auch von Vereinen und Einrichtungen der<br />

Kommunen angeboten <strong>werden</strong>.<br />

Matthias Bänsch, Münsterländische<br />

Tageszeitung vom 2.9.2004<br />

142 DNG 5 2004


DNG 5 2004<br />

SCHULEN, KULTUR UND SPORT<br />

21. Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner<br />

<strong>werden</strong> – unser Dorf hat Zukunft“<br />

Abschlussveranstaltung in Walsrode-Stellichte am 24.9.2004<br />

Am 24. September fand in Walsrode<br />

die Abschlussveranstaltung des 21.<br />

Landeswettbewerbes „Unser Dorf soll<br />

schöner <strong>werden</strong> – unser Dorf hat Zukunft“<br />

statt. Landwirtschaftsminister<br />

Ehlen ehrte im Rahmen der Feierstunde<br />

alle 19 Teilnehmerdörfer. Besonders<br />

ausgezeichnet wurden die drei Dörfer,<br />

die auch auf Bundesebene erfolgreich<br />

waren: Abbenrode, Brokeloh und<br />

Habbel.<br />

Grußwort des gastgebenden Bürgermeisters<br />

Frank Fillbrunn, Walsrode<br />

Wie Sie heute feststellen können, gibt<br />

es viele schöne Dörfer in unserem Land.<br />

Die Ortschaft Stellichte als Teil der Stadt<br />

Walsrode gehört – und darauf bin ich als<br />

Bürgermeister der Stadt Walsrode besonders<br />

stolz – zu diesen schönsten Dörfern.<br />

Dies ist nicht das Ergebnis behördlicher<br />

Planungen oder verordneter Maßnahmen.<br />

Es ist vielmehr die Frucht des verständnisvollen<br />

und verantwortungsvollen<br />

Umgangs der Bürgerinnen und Bürger mit<br />

ihrem Haus, mit ihrer Umwelt, mit ihrer<br />

Nachbarschaft und nicht zuletzt mit ihrer<br />

Dorfgemeinschaft.<br />

Als im Jahre 1961 der Wettbewerb ins<br />

Leben gerufen wurde, sprachen Planer von<br />

„passiver Sanierung“ und dachten dabei<br />

an das langsame Aussterben der Dörfer.<br />

Heute erleben wir das Gegenteil. Der<br />

ländliche Raum ist ein bevorzugter Wohnstandort;<br />

das Leben auf dem Lande hat<br />

eine Renaissance erfahren. Dies ist nicht<br />

nur die Folge von vergleichsweise noch<br />

günstigen Grundstückspreisen, sondern<br />

es setzt sich die Erkenntnis durch, dass die<br />

Dörfer ein hohes Maß an Lebensqualität<br />

bieten. Folgerichtig trägt der Wettbewerb<br />

seit einigen Jahren den Zusatz „Unser Dorf<br />

hat Zukunft“. Dies macht die Zielrichtung<br />

deutlich.<br />

Nicht nur ästhetische Aspekte wie<br />

Äußerlichkeiten der Gebäude, Gärten,<br />

Freiflächen, Landwirtschaft, sondern auch<br />

ökonomische Kriterien spielen zunehmend<br />

eine gewichtige Rolle bei der Zukunftssicherung<br />

von Orten im ländlichen Raum.<br />

So sollen durch den Wettbewerb neben<br />

dem ländlichen schönen Wohnen auch die<br />

wirtschaftliche und soziale Basis der Dörfer<br />

gestärkt <strong>werden</strong>. Durch diese Zielsetzung<br />

bindet sich der Wettbewerb in die Kommunalplanung<br />

ein. Dadurch, dass er motiviert,<br />

Perspektiven und Zukunftsvisionen<br />

aufzubauen und nachhaltig umzusetzen,<br />

entspricht er den Anforderungen einer<br />

lokalen Agenda 21.<br />

Diese Neuorientierung des Wettbewerbs<br />

143


SCHULEN, KULTUR UND SPORT<br />

v. l.: Frank Fillbrunn, BM Stadt Walsrode; Christian Dreyer, Ortsvorsteher; Jens Barenscheer<br />

und Ulrike Strote, Vertreter der Einwohner; Hans-Heinrich Ehlen, Landwirtschaftsminister<br />

wird von mir ausdrücklich begrüßt. In einer<br />

Kommune wie der Stadt Walsrode mit<br />

einer Fläche von 271 qkm und 22 zuge-<br />

NSGB in der<br />

„Plattenkiste“<br />

Am 13.9.2004 bestritt der Niedersächsische Städte- und<br />

Gemeindebund in der Zeit zwischen 12.00 und 13.00 Uhr das<br />

Musikprogramm der „Plattenkiste“ auf Radio NDR 1 Niedersachsen.<br />

Für den NSGB waren Vizepräsidentin Martina Noske und<br />

Pressereferent Thorsten Bullerdiek im Studio.<br />

v. links, Thorsten Bullerdiek und Martina Noske vom<br />

NSGB, daneben Moderatorin Martina Gilica und Hörfunkchef<br />

Eckhart Pohl<br />

ARBEIT UND SOZIALES<br />

hörigen Ortschaften ist die Sicherstellung<br />

der örtlichen Infrastruktur, der Erhalt von<br />

Gewerbebetrieben und die Schaffung von<br />

Zu Hartz IV – 12 Antworten<br />

auf 12 falsche Behauptungen<br />

Zurzeit gibt es erhebliche Irritationen<br />

über die Auswirkungen des Hartz IV<br />

Gesetzes. Aus Politik, von Verbänden<br />

und Gewerkschaften <strong>werden</strong> teilweise<br />

Auswirkungen der Hartz IV-Gesetzgebung<br />

behauptet, die in keinerlei Weise<br />

der Realität entsprechen. Nachfolgend<br />

wird auf die wesentlichen Argumente<br />

eingegangen.<br />

1. Argument: Durch Hartz IV <strong>werden</strong><br />

viele Hilfebezieher gezwungen, in<br />

unsanierte Plattenbauten umzuziehen.<br />

Das ist falsch.<br />

Das SGB II normiert, dass Leistungen<br />

für Unterkunft und Heizung in Höhe der<br />

tatsächlichen Aufwendungen erbracht<br />

<strong>werden</strong>, soweit diese angemessen sind.<br />

Die Ausgaben <strong>werden</strong> von den Land-<br />

Arbeitsplätzen auch in kleinen Orten von<br />

großer Bedeutung. Wichtig ist für mich<br />

auch der Zusammenhalt der Menschen<br />

im Ort.<br />

Ich bin deshalb erfreut, dass nach Altenboitzen<br />

nun mit der Ortschaft Stellichte<br />

bereits zum zweiten Mal eine der Walsroder<br />

Ortschaften einen Sieg im Landeswettbewerb<br />

erringen konnte. Dieses hervorragende<br />

Ergebnis wurde nur möglich,<br />

durch das hervorragende Engagement der<br />

Einwohnerinnen und Einwohner für ihren<br />

Ort. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle<br />

noch einmal ganz herzlich bedanken. Mein<br />

Dank gilt aber auch dem Ministerium und<br />

insbesondere Herrn Minister Ehlen für die<br />

regelmäßige Durchführung des Wettbewerbs<br />

und die damit verbundene<br />

Förderung der ländlichen Gebiete, die ja<br />

dankenswerter Weise ein erklärtes Ziel der<br />

Landesregierung darstellt.<br />

kreisen und kreisfreien Städten getragen.<br />

Hinsichtlich der Definition des Begriffes<br />

„angemessener Wohnraum“ kann auf<br />

die Anwendungspraxis der Sozialämter<br />

verwiesen <strong>werden</strong>. Im Durchschnitt können<br />

folgende Quadratmeterzahlen einer<br />

Wohnung als angemessen angesehen<br />

<strong>werden</strong>: eine Person ca. 40 – 50 m 2 , zwei<br />

Personen ca. 60 m 2 oder zwei Wohnräu-<br />

144 DNG 5 2004


me, drei Personen ca. 65 m 2 oder drei<br />

Wohnräume, vier Personen ca. 85 bis 90<br />

m 2 oder vier Wohnräume sowie für jedes<br />

weitere Familienmitglied ca. 10 m 2 oder ein<br />

Wohnraum mehr. Die Angemessenheit der<br />

Kosten richtet sich nach den individuellen<br />

Verhältnissen des Einzelfalles, insbesondere<br />

nach der Zahl der Familienangehörigen,<br />

nach ihrem Alter, Geschlecht und ihrem<br />

Gesundheitszustand. Neben den individuellen<br />

Verhältnissen des Arbeitssuchenden<br />

und seiner Angehörigen sind darüber hinaus<br />

das örtliche Mietniveau und die Möglichkeiten<br />

des örtlichen Wohnungsmarktes<br />

zu berücksichtigen. Der angemessene Preis<br />

je m 2 bestimmt sich nach denjenigen<br />

vergleichbaren Wohnungen im unteren<br />

Bereich am Wohnort und lässt sich dem<br />

örtlichen Mietspiegel entnehmen. Nach<br />

den Angaben der Wohngeldstatistik<br />

liegt die Durchschnittsmiete der Arbeitslosenhilfeempfänger<br />

bereits derzeit nicht<br />

über der Miete der Sozialhilfeempfänger.<br />

Ihr Wohnraum dürfte damit im überwiegenden<br />

Fall „angemessen“ sein. Sollten<br />

in Ausnahmefällen Bezieher der heutigen<br />

Arbeitslosenhilfe in einer unangemessen<br />

großen oder teuren Wohnung leben,<br />

<strong>werden</strong> die Unterkunftskosten in der<br />

Regel weiterhin für bis zu sechs Monate<br />

übernommen, wenn es den Betroffenen<br />

nicht möglich oder nicht unzumutbar ist,<br />

durch einen Wohnungswechsel, durch<br />

Vermietung oder auf andere Weise die<br />

Aufwendungen zu senken. Im Falle eines<br />

Umzuges <strong>werden</strong> die Umzugskosten, die<br />

Wohnungsbeschaffungskosten und die<br />

Mietkaution übernommen. Vor diesem<br />

Hintergrund sind Hinweise auf Massenumzüge<br />

vollkommen aus der Luft gegriffen.<br />

2. Argument: Wer arbeitslos wird, bekommt<br />

nur noch Leistungen auf Sozialhilfeniveau.<br />

Das ist nicht richtig.<br />

Wer versicherungspflichtig beschäftigt<br />

war und die gesetzlichen Mindestvoraussetzungen<br />

erfüllt, bezieht nach Eintritt der<br />

Arbeitslosigkeit zunächst für maximal 12<br />

Monate Arbeitslosengeld I in Höhe von<br />

60 Prozent (mit Kindern 67 Prozent) des<br />

letzten Nettogehaltes. Wer älter als 55<br />

Jahre ist, hat bis zu 18 Monate Anspruch<br />

auf diese Leistung. Danach wird bei Bedürftigkeit<br />

Arbeitslosengeld II gezahlt. Für<br />

den Übergang erhalten die Betroffenen<br />

jedoch Zuschläge. Pro Person <strong>werden</strong> im<br />

DNG 5 2004<br />

ersten Jahr 160 Euro im Monat bezahlt,<br />

für Kinder gibt es 60 Euro. Die Zuschläge<br />

<strong>werden</strong> im zweiten Jahr halbiert. Im<br />

Regelfall wird damit erst im vierten Jahr<br />

der Arbeitslosigkeit nur noch das Arbeitslosengeld<br />

II gezahlt. Nach einem Berechnungsbeispiel<br />

des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Arbeit bedeutet dies zum<br />

Beispiel für Alleinerziehende mit einem<br />

Kind (12 Jahre) und einem früheren Bruttoeinkommen<br />

von 1.500 Euro sowie Miete<br />

und Heizungskosten von 347 Euro in den<br />

ostdeutschen Bundesländern folgendes:<br />

Das Haushaltseinkommen mit Arbeitslosenhilfe<br />

und Kindergeld beträgt aktuell<br />

879,73 Euro. Bei dem Arbeitslosengeld<br />

II/Sozialgeld würde die gleiche Person im<br />

ersten Jahr 964 Euro, im zweiten Jahr 941<br />

und ab dem dritten Jahr 917 Euro erhalten.<br />

Hier tritt überhaupt keine Schlechterstellung<br />

ein.<br />

3. Argument: Von den Leistungen<br />

des Arbeitslosengeldes II kann man<br />

nicht leben. Das ist so nicht richtig.<br />

Es wird die pauschale Behauptung<br />

aufgestellt, dass man von 345 Euro im<br />

Monat nicht leben könne. Dieses Argument<br />

berücksichtigt nicht, dass die 345<br />

Euro nur die Grundleistung für Alleinstehende<br />

in den alten Bundesländern sind.<br />

Leben weitere Personen im Haushalt des<br />

Leistungsempfängers, erhöht sich dieser<br />

Regelsatz, und zwar um 311 Euro für jeden<br />

Partner ab Beginn des 19. Lebensjahres,<br />

207 Euro für Kinder bis zur Vollendung des<br />

14. Lebensjahres sowie um 276 Euro für<br />

Kinder ab Beginn des 15. Lebensjahres bis<br />

zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Darüber<br />

hinaus <strong>werden</strong> zusätzlich Mehrbedarfe<br />

bei Schwangerschaft, Alleinerziehung,<br />

Behinderung oder kostenaufwändiger Ernährung,<br />

Leistungen für Unterkunft und<br />

Heizung sowie Leistungen für einmalige,<br />

nicht von der Regelleistung umfasste Bedarfe<br />

gewährt. Dies sind Erstausstattungen<br />

für Bekleidung, auch bei Schwangerschaft<br />

und Geburt, Erstausstattungen für die<br />

Wohnung einschließlich Haushaltsgeräte<br />

sowie mehrtägige Klassenfahrten im Rahmen<br />

der schulrechtlichen Bestimmungen.<br />

Darüber hinaus <strong>werden</strong> für Bezieher des<br />

Arbeitslosengeldes II die zu zahlenden Beträge<br />

zur gesetzlichen Kranken-, Pflege-<br />

und Rentenversicherung übernommen,<br />

für Bezieher von Sozialgeld in der Regel<br />

ARBEIT UND SOZIALES<br />

Kranken- und Pflegeversicherungsschutz<br />

als Familienversicherte. Darüber hinaus<br />

kann das Arbeitslosengeld II durch eigene<br />

Arbeit aufgestockt <strong>werden</strong>. Durch die<br />

Freibeträge erfolgt eine volle Anrechnung<br />

auf das Arbeitslosengeld II erst bei einem<br />

monatlichen Bruttoeinkommen oberhalb<br />

von 1.500 Euro. Eingliederungsleistungen<br />

nach dem SGB II, wie z.B. die so<br />

genannten 1 oder 2-Euro-Jobs, <strong>werden</strong><br />

überhaupt nicht angerechnet. Wieder<br />

nach einem Berechnungsbeispiel des<br />

BMWA bedeutet dies, dass ein Ehepaar<br />

mit zwei Kindern (4/12 Jahre), das über<br />

ein früheres Bruttoeinkommen von 3.000<br />

Euro verfügte und Miete und Heizung in<br />

Höhe von 538 Euro zu zahlen hat, einen<br />

Anspruch auf Arbeitslosenhilfe einschließlich<br />

Kindergeld in Höhe von 1.670,51 Euro<br />

hätte (westdeutsche Bundesländer). Das<br />

neue Arbeitslosengeld II beträgt für den<br />

Haushalt im ersten Jahr 1.739 Euro, im<br />

zweiten Jahr 1.657 und ab dem dritten<br />

Jahr 1.574 Euro. In den ostdeutschen<br />

Bundesländern hätte die Arbeitslosenhilfe<br />

bei dem gleichen Beispiel 1.613,51<br />

Euro ausgemacht. Das Arbeitslosengeld<br />

II beträgt im ersten Jahr 1.660 Euro, im<br />

zweiten Jahr 1.548 und ab dem dritten<br />

Jahr 1.435 Euro.<br />

4. Argument: Es wird nur gefordert<br />

und nicht gefördert. Das ist falsch.<br />

In der gesamten Diskussion zu Hartz IV<br />

wird nur auf das Leistungsniveau des Arbeitslosengeldes<br />

II abgestellt. Unterschlagen<br />

wird dagegen, dass zukünftig die Eingliederungsleistungen<br />

verbessert <strong>werden</strong>.<br />

Für alle unter 25-jährigen Hilfeempfänger<br />

ist vorgesehen, dass unverzüglich nach<br />

Antragsstellung auf SGB II-Leistungen<br />

diesen Hilfebedürftigen eine Arbeit, eine<br />

Ausbildung oder eine Arbeitsgelegenheit<br />

zu vermitteln ist. Können Hilfebedürftige<br />

unter 25 Jahren ohne Berufsabschluss<br />

nicht in eine Ausbildung vermittelt <strong>werden</strong>,<br />

soll darauf hingewirkt <strong>werden</strong>, dass<br />

die vermittelte Arbeit oder Arbeitsgelegenheit<br />

auch zur Verbesserung der beruflichen<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten beiträgt. Im<br />

Übrigen soll mit jedem Hilfeempfänger<br />

eine persönliche Eingliederungsvereinbarung<br />

abgeschlossen <strong>werden</strong>. Es <strong>werden</strong><br />

vermehrt persönliche Ansprechpartner<br />

und Fallmanager eingesetzt. Mittelfristig<br />

wird ein Betreuungsschlüssel von einem<br />

145


ARBEIT UND SOZIALES<br />

persönlichen Ansprechpartner je 75 Bedarfsgemeinschaften<br />

angestrebt. Für die<br />

Startphase soll die Betreuungsrelation<br />

von 1 zu 75 für die unter 25-jährigen<br />

Hilfebedürftigen umgesetzt <strong>werden</strong>, für<br />

die erwerbsfähigen Arbeitslosenhilfe<br />

II-Empfänger über 25 Jahren soll ein persönlicher<br />

Ansprechpartner je 150 Empfänger<br />

zur Verfügung stehen, im Bereich der<br />

Leistungsgewährung ist ein Betreuungsschlüssel<br />

von 1 zu 140 vorgesehen. Dies<br />

beinhaltet einen erheblichen Fortschritt<br />

gegenüber dem Ist-Zustand.<br />

5. Argument: Durch Hartz IV stehen<br />

sich alle Arbeitslosen außerhalb der<br />

Arbeitslosenversicherung schlechter.<br />

Das ist falsch.<br />

Die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger<br />

und die Bezieher von niedriger<br />

Arbeitslosenhilfe stehen sich durch die<br />

Reform Hartz IV z.B. nicht schlechter.<br />

Ganz im Gegenteil: Die erwerbsfähigen<br />

Sozialhilfeempfänger und die Bezieher<br />

von niedriger Arbeitslosenhilfe profitieren<br />

von der Reform. Der Grund hierfür liegt<br />

darin, dass die Anrechnungskriterien für<br />

„Wichtig ist, dass die Leute<br />

ihr Geld kriegen“<br />

Konferenz der Hauptverwaltungsbeamten<br />

Zwei Mal im Jahr kommen sie zum Erfahrungsaustausch zusammen, diskutieren<br />

aktuelle Fragen: Auch wenn die Konferenz der Hauptverwaltungsbeamten (HVB) des<br />

Bezirks Hannover, die dieses Mal in Emmerthal stattfand, lediglich ein beratendes<br />

Gremium und kein beschließendes darstellt – die knapp 50 Bürgermeister und Leute<br />

aus den Verwaltungsspitzen sehen diese Treffen als immens wichtig an. „Diskutiert<br />

wurde unter anderem die Umsetzung von Hartz IV auf lokaler Ebene“, berichtete<br />

Emmerthals Bürgermeister Gerd Feldmann im Anschluss. Wulf Haack von der Landesgeschäftsstelle<br />

des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebunds erläuterte:<br />

„Wichtig ist vor allem, dass die Leute am 1. Januar ihr Geld kriegen. Die Bürger<br />

interessiert nicht der Verwaltungsvorgang dahinter.“ Erich Schaper, Bürgermeister<br />

der Stadt Bad Salzdetfurth, sagte, es gebe noch erhebliche Mängel bei den Ein-Euro-<br />

Jobs zu beheben.<br />

Speziell für Emmerthal wurde es interessant, als über Windkraftanlagen diskutiert<br />

wurde: „Hier wurden ganz neue Argumente auf den Tisch gelegt“, so Haack. Das<br />

vorhandene Leitungsnetz sei nicht für eine dezentrale Stromversorgung geschaffen.<br />

„Durch die Wärmebildung wären die Leitungen überlastet“, erläutert er. Auch für<br />

Investoren sei wichtig, erst das Problem des Transports zu klären und dann über eine<br />

Genehmigung zum Bau von Windkrafträdern zu entscheiden. In Frage käme eine unterirdische<br />

Trasse, die diverse Vorteile gegenüber Hochspannungsleitungen habe.<br />

Deister- und Weserzeitung, 15.9.2004<br />

Vermögen im Arbeitslosengeld II günstiger<br />

als in der ehemaligen Sozialhilfe sind. Zudem<br />

kommt der Bund für die Beiträge zur<br />

Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung<br />

der erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger<br />

auf. Diese haben darüber hinaus auch<br />

erstmals Anspruch auf sämtliche Eingliederungsangebote<br />

der Arbeitsagenturen.<br />

Schlechter stehen sich Bezieher eines früheren<br />

hohen Einkommens. Dadurch wird<br />

aber der Charakter der Fürsorgeleistung<br />

betont.<br />

6. Argument: Die Sparbücher der<br />

Kinder <strong>werden</strong> geplündert. Das ist<br />

falsch.<br />

Da – wie politisch gewollt – grundsätzlich<br />

die Anrechnungsregelungen der<br />

Sozialhilfe gelten, müssen dem Grunde<br />

nach auch Kinder ihre Sparguthaben einsetzen,<br />

allerdings nur oberhalb bestimmter<br />

Freigrenzen und auch nur für den eigenen<br />

Lebensunterhalt. Die Eltern erhalten weiterhin<br />

ihren Regelsatz, bei einem Sparguthaben<br />

der Kinder über den Freigrenzen<br />

aber kein Geld für die Kinder. Unter 15<br />

Jahren liegt die Freigrenze bei 750 Euro,<br />

darüber bei 4.850 Euro. Nach vorliegenden<br />

Informationen liegt der Durchschnitt der<br />

Sparguthaben bei Kindern bis 12 Jahren<br />

bei 449 Euro, bei Jugendlichen zwischen<br />

16 und 19 Jahren bei 1.236 Euro. Von daher<br />

wird es nicht zu der prognostizierten<br />

Plünderung kommen. Im Übrigen soll der<br />

Freibetrag generell auf 4.100 Euro angehoben<br />

<strong>werden</strong>. In dem Zusammenhang sind<br />

Vorwürfe unberechtigt, die Kinderarmut<br />

würde durch Hartz IV weiter verschärft.<br />

Vielmehr ist der Anstieg der Kinder in der<br />

Sozialhilfe besorgniserregend. Die gezielte<br />

Hilfe für Sozialhilfeempfänger durch Hartz<br />

IV ist auch ein Mittel zur Bekämpfung der<br />

„Kinderarmut“. Mit dem neuen Kindergeldzuschlag<br />

von 140 Euro kann darüber<br />

hinaus ein Absinken in das Arbeitslosengeld<br />

II in vielen Fällen verhindert <strong>werden</strong>.<br />

Auch Argumente, Kinder von Arbeitslosengeld<br />

II-Beziehern würden zum Beispiel<br />

in der Schule schlechter gestellt, weil sie<br />

nicht an Klassenfahrten teilnehmen <strong>könnten</strong>,<br />

sind unzutreffend: Für mehrtägige<br />

Klassenfahrten im Rahmen schulrechtlicher<br />

Bestimmungen sind ausdrücklich<br />

einmalige Leistungen vorgesehen.<br />

7. Argument: Der Osten wird durch<br />

Hartz IV besonders betroffen.<br />

Es ist zutreffend, dass die Hälfte der<br />

Arbeitslosenhilfebezieher in Ostdeutschland<br />

lebt. Darüber hinaus ist die Arbeitsmarktsituation<br />

in den ostdeutschen<br />

Bundesländern durchweg schlechter als in<br />

den westdeutschen, obwohl es einzelne<br />

Regionen auch in den westdeutschen<br />

Bundesländern gibt, die ähnlich hohe<br />

Arbeitslosenquoten haben. Hartz IV<br />

trägt dieser Sonderbelastung Rechnung:<br />

Zur Abfederung der Belastung in den<br />

ostdeutschen Ländern sind 800 Millionen<br />

Euro Sonderergänzungszuweisungen vorgesehen.<br />

Zudem sollen die ostdeutschen<br />

Bundesländer bei der Verteilung der<br />

Eingliederungsmittel in Höhe von 6,35<br />

Milliarden Euro besonders berücksichtigt<br />

<strong>werden</strong>. Im Ergebnis sollen 41,4 Prozent<br />

Eingliederungsmittel in die neuen Bundesländer<br />

und 58,6 Prozent der Mittel in die<br />

alten Bundesländer fließen. Gleichzeitig<br />

sollen auf diese Weise Kommunen mit<br />

einer Arbeitslosenquote von mehr als 15<br />

Prozent durchschnittlich rund 10 Prozent<br />

höhere Eingliederungsleistungen zur Verfügung<br />

gestellt bekommen.<br />

146 DNG 5 2004


8. Argument: Arbeitslose verlieren<br />

ihre Altersvorsorge. Das ist falsch.<br />

Durch das SGB II bleiben sowohl die gesetzliche<br />

Rente wie die so genannte Riester-Rente<br />

unangetastet. Darüber hinaus<br />

dürfen Empfänger von Arbeitslosengeld II<br />

und ihre Partner 200 Euro je Lebensalter<br />

ansparen, das heißt maximal 13.000 Euro<br />

pro Person. Für Gelder, die eindeutig der<br />

Altersvorsorge dienen, gilt noch einmal<br />

ein Freibetrag von weiteren 200 Euro pro<br />

Lebensjahr, ebenfalls maximal 13.000 Euro<br />

pro Partner. In diesen Fällen muss aber eine<br />

Auszahlung vor dem Rentenalter eindeutig<br />

ausgeschlossen <strong>werden</strong>. Übersteigen die<br />

Ersparnisse diese Freibeträge, muss der<br />

überschüssige Betrag verwertet <strong>werden</strong>.<br />

Das geschützte Vermögen älterer Arbeitnehmer<br />

soll durch einen höheren Freibetrag<br />

angehoben <strong>werden</strong>.<br />

9. Argument: Zukünftig müssen SGB<br />

II-Bezieher zu Dumpinglöhnen arbeiten.<br />

Das ist falsch.<br />

Erwerbsfähige Hilfebedürftige müssen<br />

alle Möglichkeiten zur Beendigung oder<br />

Verringerung ihrer Hilfebedürftigkeit ausschöpfen.<br />

Dazu gehört auch, jede zumutbare<br />

Arbeit anzunehmen, auch Minijobs.<br />

Eine Arbeit darf also nicht deshalb abgelehnt<br />

<strong>werden</strong>, weil sie nicht dem früheren<br />

Beruf oder der Ausbildung entspricht, der<br />

Beschäftigungstort weiter entfernt ist als<br />

der frühere oder die Bedingungen des Ar-<br />

Personalentwicklung<br />

in Niedersachsen<br />

DNG 5 2004<br />

beitsplatzes ungünstiger sind als bei der<br />

letzten Tätigkeit. Auch eine Entlohnung<br />

unterhalb des Tariflohnes oder des ortsüblichen<br />

Entgelts steht der Zumutbarkeit<br />

der Arbeitsaufnahme grundsätzlich nicht<br />

entgegen. Ausgenommen sind jedoch<br />

„sittenwidrige“ Arbeitsbedingungen.<br />

Dies wäre dann der Fall, wenn der Lohn<br />

ca. 30 Prozent unter Branchenniveau liegt.<br />

Darüber hinaus ist Arbeit nicht zumutbar,<br />

wenn der Hilfebedürftige nicht geistig,<br />

seelisch oder körperlich dazu in der Lage<br />

ist, die Arbeit dem Hilfebedürftigen die<br />

künftige Ausübung seiner bisherigen<br />

überwiegenden Tätigkeit wesentlich erschweren<br />

würde, weil die bisherige Tätigkeit<br />

besondere körperliche Anforderungen<br />

stellt, sowie die Arbeit die Erziehung eines<br />

Kindes oder die Pflege eines Angehörigen<br />

erschweren würde.<br />

10. Argument: Billigjobs <strong>werden</strong><br />

reguläre Arbeitsplätze vernichten.<br />

Es ist zutreffend, dass zu den Eingliederungsmaßnahmen<br />

im Rahmen des SGB II<br />

auch Arbeitsgelegenheiten, die so genannten<br />

1- oder 2-Euro-Jobs gehören <strong>werden</strong>.<br />

Diese sollen jedoch zielgruppenspezifisch<br />

und zusätzlich als Überbrückung in den<br />

ersten Arbeitsmarkt eingesetzt <strong>werden</strong>.<br />

Keinesfalls ist damit beabsichtigt, reguläre<br />

Arbeitsplätze zu vernichten oder Arbeitslose<br />

dauerhaft in derartigen Tätigkeiten<br />

unterzubringen.<br />

Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte 1) am 30.6. des Jahres<br />

Quelle: Daten des NLS<br />

Jahr Insgesamt 2) Land Kommunen<br />

Stellen Stellen 1992 = 100 Stellen 1992 = 100<br />

1992 359.490 201.034 100,0 158.456 100,0<br />

1993 359.254 202.877 100,9 156.377 98,7<br />

1994 363.184 206.038 102,5 157.146 99,2<br />

1995 361.271 205.394 102,2 155.877 98,4<br />

1996 357.765 204.105 101,5 153.660 97,0<br />

1997 351.758 201.036 100,0 150.722 95,1<br />

1998 347.498 199.388 99,2 148.110 93,5<br />

1999 342.612 198.955 99,0 143.657 90,7<br />

2000 338.030 198.844 98,9 139.186 87,8<br />

2001 331.885 197.179 98,1 134.706 85,0<br />

2002 278.031 199.006 99,0 132.475 83,6<br />

1) Wochenarbeitszeit mind. 50 % der Regelarbeitszeit 2) Land und Kommunen ohne Sozialversicherungsträger<br />

ARBEIT UND SOZIALES<br />

11. Argument: Wir brauchen<br />

Alternativen zu Hartz IV.<br />

Die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe<br />

und Sozialhilfe ist aus unterschiedlichen<br />

Gründen heraus alternativlos.<br />

Für erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />

außerhalb der Arbeitslosenversicherung<br />

muss ein einheitliches Leistungsrecht<br />

geschaffen <strong>werden</strong>, das die gegenwärtigen<br />

Verschiebebahnhöfe zwischen<br />

Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe ablöst.<br />

Auch ist richtig, den Fürsorgecharakter<br />

der Leistung durch die strikte Umsetzung<br />

des Grundsatzes vom Fördern und Fordern<br />

zu betonen. Diejenigen, die Nachbesserungen,<br />

zum Beispiel ein höheres<br />

Leistungsniveau oder eine höhere Freilassung<br />

bei Einkommen und Vermögen<br />

einfordern, müssen erklären, wie diese<br />

Leistungen finanziert <strong>werden</strong> sollen. Auf<br />

Grund der Haushaltssituation von Bund,<br />

Ländern und Kommunen wären Leistungsausweitungen<br />

zwangsläufig mit<br />

Steuererhöhungen oder aber Einschnitten<br />

in anderen Bereichen verbunden,<br />

mit weiteren negativen Folgen für den<br />

Arbeitsmarkt.<br />

12. Argument: Die Umsetzung<br />

von Hartz IV wird nicht gelingen.<br />

Auch diese Behauptung ist<br />

unzutreffend.<br />

Viele kreisfreien Städte und Kreise<br />

<strong>werden</strong> mit den Agenturen für Arbeit<br />

in Kürze Arbeitsgemeinschaften zur Umsetzung<br />

des SGB II gründen. Durch die<br />

im Vermittlungsverfahren gefundenen<br />

Finanzierungsregelungen, insbesondere<br />

mit der Revisionsklausel, mit der sichergestellt<br />

<strong>werden</strong> soll, dass die Kommunen<br />

dauerhaft um 2,5 Milliarden Euro<br />

entlastet <strong>werden</strong>, wurden Bedenken des<br />

Städte- und Gemeindebunds an einer<br />

gemeinsamen Umsetzung von Hartz IV<br />

ausgeräumt. Das Zeitfenster bis zum Start<br />

des neuen Leistungsrechts zum 1. Januar<br />

2005 ist zwar sehr eng, gleichwohl steht<br />

der Starttermin nicht in Frage. Es findet<br />

eine enge Abstimmung zwischen der<br />

Bundesagentur für Arbeit und den kommunalen<br />

Spitzenverbänden auf Bundesebene<br />

statt. Die immer wieder im Vorfeld<br />

aufgestellte Behauptung, das Arbeitsgemeinschaftsmodell<br />

sei in der Praxis nicht<br />

umsetzbar, wird durch die Verabredungen<br />

vor Ort immer mehr entkräftet.<br />

147


BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

Bauleitverfahren –<br />

Interaktive Planungsbeteiligung<br />

Beteiligungsverfahren im Internet<br />

Gängige Praxis bei der Beteiligung der<br />

Träger öffentlicher Belange in Bauleitverfahren<br />

ist die Versendung einer Vielzahl<br />

von Planunterlagen an die zu beteiligenden<br />

Ämter und Behörden. Die Kosten für<br />

die Erstellung der Planunterlagen belaufen<br />

sich je nach Umfang, Plangröße und Anzahl<br />

der Gutachten (Fachbeitrag für Natur<br />

und Landschaft, Lärmschutzgutachten,<br />

etc.) auf bis zu 1.500 Euro pro Planverfahren.<br />

Neben dem Kostenaspekt für die<br />

Kommunen ist auch der Verbrauch von<br />

Papier von Bedeutung.<br />

Die Beteiligung der Öffentlichkeit verläuft<br />

entweder über Aushänge und/oder<br />

Bürgerversammlungen. Nicht selten wird<br />

viel Zeit und Energie darauf verwendet,<br />

die Grundzüge der Planung zu erläutern,<br />

um dann in Detailfragen einsteigen zu<br />

können. Hier zeichnet sich ein Informationsbedarf<br />

ab, der schon im Vorfeld solcher<br />

Versammlungen durch jederzeit frei<br />

verfügbare Informationen gedeckt <strong>werden</strong><br />

könnte. Außerdem sollte ein Zugang für<br />

Mitbürger und Mitbürgerinnen für diese<br />

Themen ermöglicht <strong>werden</strong>, die entweder<br />

zeitlich oder von der körperlichen Verfassung<br />

her nicht flexibel sind.<br />

Die Anforderungen, die daraus abgeleitet<br />

<strong>werden</strong> können, lauten:<br />

• Erhöhte Transparenz und Aktualität bei<br />

Planungsabläufen,<br />

• Verringerung von Verwaltungs-, Versand-<br />

und Druckkosten,<br />

• Eigenwerbung einer modernen Verwaltung<br />

(eGovernment).<br />

Es lag nahe, sich dieser Problematik anzunehmen<br />

und einen Weg einzuschlagen,<br />

der den skizzierten Anforderungen gerecht<br />

wird: Das Beteiligungsverfahren über das<br />

Medium Internet.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Mit der Novellierung des BauGB stehen<br />

mit § 4a (4) BauGB für diesen Weg auch<br />

die rechtlichen Instrumente zur Verfügung.<br />

Sowohl für die Beteiligung der Träger öffentlicher<br />

Belange als auch für die Benachrichtigung<br />

über die Öffentliche Auslegung<br />

können ergänzend elektronische Informationstechnologien<br />

genutzt <strong>werden</strong>. Soweit<br />

die Gemeinde den Entwurf des Bauleitplans<br />

und die Begründung in das Internet<br />

einstellt, können die Stellungnahmen der<br />

Behörden und sonstigen Träger öffentlicher<br />

Belange durch Mitteilung von Ort und<br />

Dauer der öffentlichen Auslegung und der<br />

Internetadresse nach § 3 Abs. 2 BauGB<br />

eingeholt <strong>werden</strong>; die Mitteilung kann im<br />

Wege der elektronischen Kommunikation<br />

erfolgen, soweit der Empfänger hierfür einen<br />

Zugang eröffnet hat.<br />

Das Internetportal<br />

Die NWP Planungsgesellschaft mbH in<br />

Oldenburg hat ein Internetportal aufgebaut,<br />

das die entsprechenden Funktionalitäten<br />

bereithält:<br />

• Einstellung aller relevanten Planungsunterlagen<br />

je nach Verfahrensstand<br />

(Planzeichnung, Begründung, Verfahrensdaten,<br />

textl. Festsetzungen, etc.) in<br />

benutzerfreundlichen Formaten (pdf,<br />

dwf); auch als reines Auskunftssystem<br />

nutzbar.<br />

• Eingabemöglichkeit von Stellungnahmen<br />

und Anregungen über ein Eingabeformular.<br />

• Eingaben von Trägern öffentlicher Belange<br />

<strong>werden</strong> über eine Passworteingabe<br />

autorisiert (Vermeidung missbräuchlicher<br />

Eingaben).<br />

• Die Stellungnahmen <strong>werden</strong> zentral<br />

in eine planbezogene Datenbank eingestellt,<br />

die Sachbearbeiter und der<br />

Eingebende erhalten per Mail eine<br />

Benachrichtigung über den Eintrag<br />

(Eingangskontrolle).<br />

• Bereitstellung eines exklusiven Links von<br />

der Internetseite der Kommune zu dieser<br />

Dienstleistung, wodurch Bauleitplanung<br />

auf der kommunalen Internetseite<br />

tatsächlich stattfindet.<br />

Es handelt sich hierbei um ein neutrales<br />

Portal, in dem Planungen unterschiedlicher<br />

Planungsbüros und Kommunen eingestellt<br />

<strong>werden</strong> können.<br />

Das Pilotprojekt<br />

Der Landkreis Ammerland hat sich<br />

dieser Idee angenommen und zusammen<br />

mit den Kommunen einen Arbeitskreis gegründet,<br />

um die Umsetzbarkeit in einer<br />

o.g. Gesetzänderung vorweglaufenden<br />

Pilotphase zu überprüfen.<br />

In einem ersten Schritt wurden die Träger<br />

öffentlicher Belange angeschrieben<br />

und über ihre Bereitschaft befragt, sich<br />

an dem Projekt zu beteiligen. Dazu wurde<br />

zu Testzwecken ein Bebauungsplan<br />

ins Internet gestellt.<br />

Auswertung der Umfrage<br />

Angeschriebene TÖBs 96<br />

Rücklauf bis 19.1.2004 84<br />

Beteiligungswünsche<br />

Papierform 20<br />

Papierform und online 32<br />

ausschließlich online 32<br />

Es zeigt sich ein sehr ambivalentes<br />

Ergebnis. Ein Drittel der Angeschriebenen<br />

will ausschließlich über<br />

148 DNG 5 2004


DNG 5 2004<br />

AUS DEM STÄDTE-<br />

UND GEMEINDEBUND<br />

„Papa, warum<br />

bekommen Spießer<br />

Häuser und du nicht?”<br />

Berufsanfänger aufgepasst:<br />

Bausparvertrag abschließen -<br />

Förderungen sichern!<br />

Die eigenen vier Wände machen jedem Spaß und bringen ein großes Stück<br />

Unabhängigkeit. Ist das vielleicht spießig? Lassen Sie sich gut beraten. Unsere Service-<br />

Telefone (05 11) 926-66 00, (05 31) 61 29-77 00 und (04 41) 237-79 00 erreichen Sie<br />

montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. www.lbs-nord.de<br />

Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause.<br />

149


BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

Internet die Beteiligung durchführen, ein<br />

Drittel will sowohl in Papierform als auch<br />

über Internet beteiligt <strong>werden</strong>. Dies macht<br />

deutlich, dass das erhoffte Einsparpotenzial<br />

z.Zt. zwar geringer als gedacht ausfällt,<br />

immerhin aber zwei Drittel der zu Beteiligenden<br />

sich mit diesem Weg vertraut<br />

machen wollen.<br />

In der Zwischenzeit wurden im Landkreis<br />

Ammerland solche Verfahren in der Gemeinde<br />

Rastede für den Bebauungsplan<br />

Nr. 75 „Im Göhlen“ (Frühzeitige Bürgerbeteiligung<br />

und Beteiligung der Träger öffentlicher<br />

Belange) und in der Gemeinde<br />

Wiefelstede für den Bebauungsplan Nr. B<br />

108 III (Beteiligung der Träger öffentlicher<br />

Belange und die Benachrichtigung über<br />

die Öffentliche Auslegung) durchgeführt.<br />

Darüber hinaus wurden in der Gemeinde<br />

Ganderkesee (Landkreis Oldenburg) für die<br />

Bebauungspläne Nr. 10, 28, 150 und 194,<br />

und für die Flächenutzungsplanänderungen<br />

Nr.87 und 74 solche Verfahren durchgeführt.<br />

In der Stadt Oldenburg wurde ein<br />

Verfahren für den Bebauungsplan Nr. M<br />

415 II „Anton J. Becker-Gelände“ mit<br />

örtlichen Bauvorschriften (Beteiligung der<br />

Träger öffentlicher Belange und Benachrichtigung<br />

über die Öffentliche Auslegung)<br />

durchgeführt.<br />

Neue Möglichkeiten<br />

und Erfahrungen<br />

Die Beteiligung der Träger öffentlicher<br />

Belange über das Internet führte zu neuen<br />

technischen und organisatorischen<br />

Herausforderungen:<br />

• Versendung der Benachrichtigungen<br />

per Mail: Es hat sich schnell herausgestellt,<br />

dass nicht alle Einrichtungen/<br />

Sachbearbeiter über eine Mail-Adresse<br />

verfügen, diese auch schnell veralten<br />

können (SachbearbeiterIn geht in Pension,<br />

andere Zuständigkeiten etc) Fazit:<br />

Die Versendung der Benachrichtigung<br />

muss (derzeit) in jedem Fall auch per<br />

Post erfolgen.<br />

• Automatisierte Erstellung der Anschreiben:<br />

Im Zuge des Vorhabens, die<br />

Benachrichtigungen per Mail zu versenden<br />

, wurde auf Access-Basis eine<br />

Datenbankanwendung entwickelt, um<br />

die Erstellung von Serienbriefen und<br />

Mail-Listen zu erleichtern. Dies wurde<br />

in enger Zusammenarbeit (hier v.a. mit<br />

Guido Zech von der Gemeinde Rastede)<br />

den Bedürfnissen der Sachbearbeiter angepasst.<br />

• Technische Hilfestellungen: Die Planunterlagen<br />

<strong>werden</strong> vollständig als pdf-<br />

Dokumente bereitgestellt. Somit sind<br />

sie unabhängig vom Betriebssystem<br />

zu lesen. Darüber hinaus wurde die<br />

Planzeichnung zusätzlich als dwf-Datei<br />

bereitgestellt, was eine Vielzahl von<br />

Möglichkeiten und vor allem eine sehr<br />

hohe Abbildungsqualität bietet. Hierzu<br />

war die Verwendung des InternetExplorers<br />

und die Installation eines Hilfsprogramms<br />

(PlugIns) zu ermöglichen.<br />

Resümee<br />

Bei der Bürgerbeteiligung konnte eine<br />

große Akzeptanz beobachtet <strong>werden</strong>,<br />

auch die Nutzung des Internetportals<br />

durch die Träger öffentlicher Belange war<br />

relativ rege. Die Nutzung als Informationssystem<br />

führte nicht zu einer verstärkten<br />

Zunahme von Stellungnahmen über das<br />

Internetportal.<br />

Das Einsparpotenzial für die Kommunen<br />

ist stark von der Bereitschaft der Träger<br />

öffentlicher Belange abhängig, dieses<br />

Angebot unabhängig von der Papierform<br />

zu nutzen. Hier zeigt sich, dass es für die<br />

Zukunft dringend erforderlich ist, entsprechende<br />

Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />

Für die Bürgerbeteiligung zeigt sich, dass<br />

es sich hierbei um ein sehr effizientes Mittel<br />

handelt, schnell und umfassend einen<br />

Großteil der Bürger und Bürgerinnen zu<br />

erreichen. Die digitale Vorhaltung aller<br />

Förderung des ländlichen Raums:<br />

Was bringt die Zukunft?<br />

von Dieter Frauenholz, KoRiS – Kommunikative Stadt- und<br />

Regionalentwicklung – und Dr. Thomas Forche, NLG<br />

Für die Entwicklung der ländlichen<br />

Räume setzt die Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung der Agrarstruktur und des<br />

Küstenschutzes“ (GAK) neue Schwerpunkte:<br />

Mit dem Förderungsgrundsatz „Integrierte<br />

Ländliche Entwicklung“ möchte<br />

sie Kommunen unterstützen, die für ihre<br />

Entwicklung einen gemeinde- und themenübergreifenden<br />

Ansatz verfolgen.<br />

Gefördert <strong>werden</strong> integrierte Entwicklungskonzepte,<br />

die einzelne Projekte in<br />

einer regionalen Entwicklungsstrategie<br />

wichtigen Unterlagen erleichtert die Wiedergabe<br />

an interessierte Dritte ganz erheblich<br />

(notwendiges Kopieren entfällt).<br />

Sie können das Internetportal erreichen<br />

unter planungsunterlagen.nwp-ol.de.<br />

Danksagung<br />

Ganz herzlich möchten wir uns bei den<br />

Akteuren des Arbeitskreises, bestehend<br />

aus Vertretern der Bauleitplanung der<br />

<strong>Gemeinden</strong> Apen, Bad Zwischenahn,<br />

Edewecht, Rastede, Wiefelstede und der<br />

Stadt Westerstede, für ihre konstruktive<br />

Arbeit bedanken.<br />

Ebenso gilt unser Dank den Vertretern<br />

des Stadtplanungsamtes der Stadt Oldenburg<br />

und dem Fachdienst Bauleit- und Entwicklungsplanung<br />

der Gemeinde Ganderkesee,<br />

die ebenfalls diese Idee aufgegriffen<br />

und die Durchführung getestet haben.<br />

Autoren:<br />

• Jürgen Knies, NWP Planungsgesellschaft<br />

mbH, Escherweg 1, 26121 Oldenburg,<br />

(0441) 97174-0, info@nwpol.de<br />

• Dietmar Wolke, Leiter des Amtes<br />

für Kreisentwicklung Landkreis<br />

Ammerland, Ammerlandallee 12,<br />

26655 Westerstede, (04488) 56-0,<br />

info@ammerland.de<br />

• Guido Zech, Servicebereich Bauleitplanung,<br />

Gemeinde Rastede, Sophienstraße<br />

27, 26180 Rastede, (04402)<br />

920-0, bauplanung@rastede.de<br />

aufeinander abstimmen. So können einzelne<br />

Projekte im Zusammenspiel mit anderen<br />

eine bessere Wirkung entfalten. Als<br />

koordinierenden Motor der Entwicklung<br />

sollen Kommunen gemeinsam ein professionelles<br />

Regionalmanagement einrichten,<br />

das über einen Zeitraum von fünf Jahren<br />

mit voraussichtlich bis zu 70 % der Kosten<br />

unterstützt wird. Aufgabe des Regionalmanagements<br />

ist es, die örtlichen Akteure<br />

in allen Fragen der Projektentwicklung und<br />

– umsetzung zu beraten.<br />

150 DNG 5 2004


Projektmesse im Rahmen der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung Oberes Örtzetal<br />

Das Niedersächsische Ministerium für<br />

den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz setzt die<br />

GAK-Fördergrundsätze in einer entsprechenden<br />

Richtlinie um („Zuwendungen<br />

zur Integrierten Ländlichen Entwicklung“<br />

– ZILE). Das Land Niedersachsen kann<br />

bereits auf langjährige Erfahrungen mit<br />

der integrierten ländlichen Entwicklung<br />

zurückblicken: Im Rahmen von Modellprojekten<br />

der überörtlichen Dorferneuerung<br />

und agrarstrukturellen Entwicklungsplanungen<br />

wurden in Niedersachsen bereits<br />

seit Anfang der 1990er Jahre themen- und<br />

gemeindeübergreifende Ansätze verfolgt.<br />

Seit 2001 verwirklichen 17 LEADER+-Regi-<br />

DNG 5 2004<br />

onen und drei Regionen, die vom Bund aus<br />

dem Programm ‚REGIONEN AKTIV‘ gefördert<br />

<strong>werden</strong>, den Ansatz der integrierten<br />

ländlichen Entwicklung.<br />

Zuwendungsempfänger bei ZILE sind<br />

Kommunen im ländlichen Raum, die sich<br />

zu einer Region zusammengeschlossen<br />

haben oder dies mit Hilfe der Förderung<br />

beabsichtigen. Wie bei der Agrarstrukturellen<br />

Entwicklungsplanung wird auch bei<br />

ZILE die Zahl der Regionen, die jedes Jahr<br />

neu in die Förderung aufgenommen <strong>werden</strong><br />

können, begrenzt sein. Daher wird<br />

es wichtig sein, dass sich interessierte<br />

Kommunen frühzeitig um die Aufnahme<br />

in das Förderprogramm bemühen.<br />

Bauleitplanung Seevetal online<br />

Gemeinschaftsprojekt der TUHH und der Gemeinde Seevetal im Internet<br />

Dieses neue Informationsangebot ist<br />

das Ergebnis einer gemeinsamen Projektentwicklung<br />

der TUHH mit den dortigen<br />

Arbeitsbereichen Stadt-, Regional- und<br />

Umweltplanung sowie Softwaresysteme<br />

und der Gemeinde Seevetal.<br />

Hauptziel des Projektes ist es, den Seevetaler<br />

Bürgerinnen und Bürgern in der<br />

Aufstellung befindliche Bebauungspläne<br />

und Änderungen des im Jahre 2001<br />

beschlossenen Flächennutzungsplanes<br />

im Internet eine zusätzliche Informationsquelle<br />

zu eröffnen. Weiterhin wird<br />

bei den vorgesehenen Öffentlichkeitsbeteiligungen<br />

die Möglichkeit geschaffen,<br />

über ein Online-Formular Anregungen zu<br />

den jeweiligen Planungsinhalten geben zu<br />

können. Mit dem Projekt verbunden sind<br />

die technische Entwicklung eines Verfahrens<br />

zur eigenständigen Datenpflege bei<br />

der Gemeinde sowie die Darstellung von<br />

Planunterlagen auf Internetbasis. Hierbei<br />

ist ein Schritt realisiert worden, der eine<br />

Inbetriebnahme der Plattform ermöglicht.<br />

Das Serviceangebot soll jetzt sukzessive<br />

ausgebaut <strong>werden</strong>.<br />

Bürgermeister Rainer Timmermann:<br />

„Unter der Adresse www.bauleitplan<br />

ung.seevetal.de ist jetzt eine Plattform<br />

geschaffen worden, über die sich Interessierte<br />

unabhängig vom Besuch des Rathauses<br />

umfassend informieren und sich<br />

BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

Vereinfachung der EU-Förderpolitik<br />

ab 2007<br />

In der EU <strong>werden</strong> aktuell die Weichen<br />

für die Förderung der ländlichen Räume in<br />

der nächsten Förderperiode 2007 bis 2013<br />

neu gestellt. „Ein Fonds, ein Programm,<br />

eine Kontrolle – das ist das Prinzip der<br />

neuen, effizienteren kohärenten und<br />

stärker sichtbaren Landentwicklungspolitik“,<br />

so fasste Franz Fischler, Kommissar<br />

für Landwirtschaft, ländliche Entwicklung<br />

und Fischerei, den Vorschlag der Europäischen<br />

Kommission von Mitte Juli 2004<br />

zusammen. Im Mittelpunkt der Förderung<br />

sollen drei Schwerpunkte stehen: 1) Verbesserung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Land- und Forstwirtschaft, 2) Umwelt und<br />

Landmanagement und 3) Verbesserung<br />

der Lebensqualität und Diversifizierung.<br />

Vor allem in dem dritten Schwerpunktbereich<br />

räumt die EU-Kommission der<br />

integrierten ländlichen Entwicklung Vorrang<br />

ein und schafft finanzielle Anreize:<br />

Mitgliedstaaten, die LEADER-Prinzipien<br />

(d.h. integrierte Projekte auf Basis regionaler<br />

Entwicklungskonzepte und lokale<br />

Partnerschaften als Entscheidungsgremien)<br />

in ihre Landesprogramme aufnehmen,<br />

sollen einen höheren Ko-Finanzierungssatz<br />

erhalten.<br />

KoRiS und NLG (siehe auch Beilage)<br />

unterstützen Kommunen bei der Bildung<br />

einer Region und auf ihrem Weg zu einer<br />

integrierten ländlichen Regionalentwicklung.<br />

aktiv in den Planungsprozess einbringen<br />

können.“<br />

Hiermit setzt die Gemeinde Seevetal<br />

durch die aktive Unterstützung der TUHH<br />

den Weg zu mehr Tranzparenz und Bürgerfreundlichkeit<br />

ein.<br />

„Für eine „interaktive“ Aufbereitung<br />

von Planungsinformationen im Internet<br />

ist es erforderlich, komplexe Planungsprozesse<br />

mit all ihren Akteuren bzw.<br />

räumlichen Auswirkungen geeignet zu<br />

repräsentieren und eine Plattform zu<br />

konzipieren, die eine große Zahl von<br />

Teilprozessen (z.B. Beteiligungsprozesse)<br />

multimedial unterstützen kann“ so Dr.-<br />

Ing. Kai-Uwe Krause vom Arbeitsbereich<br />

151


BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

Stadt-, Regional- und Umweltplanung.<br />

„Die Konzeption und Umsetzung einer<br />

integrierten „Planungsplattform“ ist<br />

eine zeitgemäße und anspruchsvolle<br />

Forschungsaufgabe der Disziplinen<br />

Stadtplanung und Informatik. Die TUHH<br />

hat dabei in der Gemeinde Seevetal einen<br />

innovativen Partner gefunden.“<br />

Das Informationsangebot erstreckt sich<br />

über die Erklärung der Verfahrensschritte<br />

sowie vieler Fachbegriffe, enthält Aussagen<br />

zur Gemeindeentwicklung und zum<br />

planerischen Leitbild. Die einzelnen Verfahren<br />

bei der Erstellung von Bebauungsplänen<br />

oder bei den Änderungen des Flächennutzungsplanes<br />

<strong>werden</strong> systematisch<br />

dargestellt und gegliedert. Hervorzuheben<br />

ist, dass die Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

in den Vordergrund gestellt wird. Bei anstehenden<br />

Beteiligungsverfahren soll diese<br />

Plattform mitgenutzt <strong>werden</strong>, damit Einwendungen<br />

von Bürgerinnen und Bürgern<br />

oder anderen Betroffenen auch über das<br />

Internet vorgebracht <strong>werden</strong> können.<br />

Als technologische Herausforderung<br />

und damit gleichzeitig als ein erhöhter Informationswert<br />

stellt sich die Integration<br />

von geografischen Daten dar. Für diesen<br />

Bereich der Planungsarbeiten <strong>werden</strong> interne<br />

Fachanwendungen so in ihrer Funktion<br />

erweitert, dass eine Präsentation im<br />

Internet zukünftig vereinfacht wird.<br />

www.bauleitplanung.seevetal.de<br />

Partho Banerjea, zuständig für E-Governmentfragen<br />

im Rathaus, hofft, dass<br />

diese Investition angenommen wird: „Die<br />

verfügbaren Informationstechnologien ermöglichen<br />

nicht nur Lösungen, mit denen<br />

die öffentliche Verwaltung ihre Leistungen<br />

effizienter erbringen kann, sondern liefern<br />

auch Möglichkeiten zur Schaffung von<br />

Transparenz und Beteiligungsverfahren,<br />

die direkt von den Bürgerinnen und<br />

Bürgern in Anspruch genommen <strong>werden</strong><br />

können.“<br />

Die Gemeinde Seevetal freut sich<br />

darüber, dass die Zusammenarbeit mit<br />

der TUHH als leistungsstarke Partnerin<br />

für dieses innovative Projekt ermöglicht<br />

<strong>werden</strong> konnte, zumal die Forschungsergebnisse<br />

direkt in die gemeinsame Arbeit<br />

eingeflossen sind.<br />

Noch befindet sich diese Plattform in<br />

einer Testphase, um Akzeptanzerfahrungen<br />

zu sammeln. Nach Auswertung der<br />

hoffentlich recht zahlreichen Nutzerbeurteilungen<br />

und Anregungen soll in Kürze<br />

der dauerhafte Betrieb aufgenommen<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Rückfragen an: Gemeinde Seevetal,<br />

Stabsstelle E-Government, Partho Banerjea,<br />

Kirchstr. 11, 21218 Seevetal,Tel.:<br />

(04105) 55-270, Fax: (04105) 55-280,<br />

E-Mail: internet@rathaus-seevetal.de.<br />

Hintergrundinformationen<br />

E-Government:<br />

Die Gemeinde Seevetal beabsichtigt,<br />

ihre Aufgaben schrittweise effizienter<br />

und möglichst kostengünstig zu erledigen.<br />

Damit soll mittelfristig zu einer Entlastung<br />

der Haushaltssituation beigetragen <strong>werden</strong>.<br />

Im Rahmen dieser Entwicklung spielt<br />

die Zuwendung zu den Seevetaler Bürgerinnen<br />

und Bürgern eine entscheidende<br />

Rolle. Das Handeln der Gemeinde Seevetal<br />

soll insbesondere für die Öffentlichkeit<br />

transparenter erfolgen. Weiterhin geht es<br />

darum, die Öffentlichkeit in die gemeindliche<br />

Entwicklung einzubeziehen. Dies<br />

beinhaltet nicht nur, dass ein attraktives<br />

Informationsangebot vorgehalten wird,<br />

entscheidender ist, dass Möglichkeiten<br />

für neuartige Kommunikation und Beteiligung<br />

geschaffen <strong>werden</strong>. Verwaltung<br />

und Politik der Gemeinde Seevetal haben<br />

sich zum Ziel gesetzt, diesem Anspruch<br />

gerecht zu <strong>werden</strong>.<br />

Um die Ziele erreichen zu können, hat<br />

die Gemeinde unter der Bezeichnung<br />

E-Government einen Arbeitsbereich geschaffen,<br />

der sich mit diesen Aufgabenstellungen<br />

befasst. Für die konkrete Umsetzung<br />

bedarf es geeigneter technischer<br />

Plattformen und moderner Arbeitsformen.<br />

Dem Einsatz verfügbarer oder noch zu entwickelnder<br />

Internettechnologien kommt<br />

hierbei die tragende Rolle zu.<br />

Projektarbeiten:<br />

Die Kommune allein kann diese Zukunftsaufgabe<br />

nicht realisieren. Derzeit<br />

fehlen häufig noch Softwareprodukte oder<br />

andere Hilfsmittel, so dass Lösungen in Kooperation<br />

mit unterschiedlichen Partnern<br />

wie der TUHH erarbeitet <strong>werden</strong>, will man<br />

nicht auf die Verfügbarkeit von fertigen<br />

Produkten warten.<br />

Für die Darstellung der unterschiedlichen<br />

Verfahren in der gemeindlichen<br />

Bauleitplanung im Internet ist die TUHH<br />

mit der Gemeinde Seevetal dieses Projekt<br />

eingegangen. Für die TUHH war dabei entscheidend,<br />

dass Forschung und Lehre mit<br />

einem angestrebten Praxiseinsatz verbunden<br />

<strong>werden</strong> konnten. Als Schwerpunkt für<br />

die TUHH galt die technische Integration<br />

von geografischen Daten, z.B. Planunterlagen,<br />

in entsprechende Redaktionssysteme,<br />

mit denen Internetpräsentationen erstellt<br />

<strong>werden</strong>. Im Rahmen der Projektumsetzung<br />

152 DNG 5 2004


konnten Studenten fach- und praxisbezogene<br />

Semesterarbeiten bis hin zu Diplomarbeiten<br />

fertigen.<br />

Hintergrundinformationen zum<br />

Arbeitsbereich Stadt-, Regional- und<br />

Umweltplanung der TUHH<br />

Das im Arbeitsbereich Stadt-, Regional-<br />

und Umweltplanung der TUHH beheimatete<br />

Lehrgebiet „CAD/GIS in der Stadtplanung“<br />

bearbeitet anwendungsorientiert in<br />

Forschung und Lehre die Konzeption und<br />

Umsetzung netzgestützter raum- und umweltbezogener<br />

Informations-, Kommunikations-<br />

und Monitoringsysteme sowie Visualisierungsstrategien<br />

für raumbezogene<br />

Prozesse mit Hilfe „neuer Medien“.<br />

Schwerpunkte der Arbeit sind die<br />

Konzeption von Internet-, Intranet- und<br />

Geoportalstrategien in der „Metropolregion<br />

Hamburg“ als Basisinfrastruktur für<br />

Planungs- und eGovernment-Prozesse, die<br />

DNG 5 2004<br />

Entscheidungsoptimierung in Wirtschaft,<br />

Privatsphäre und Freizeit sowie bei der<br />

Wahrnehmung staatlicher Aufgaben.<br />

Einsatzgebiete dieser Strategien sind<br />

Anwendungen wie z. B. Planungsplattformen,<br />

Geobasis-, Umwelt-, Gewerbeflächendatenbanken,<br />

Monitoring-, Navigationsysteme<br />

oder Wissenskarten.<br />

Hintergrundinformationen zum<br />

Arbeitsbereich Softwaresysteme der<br />

TUHH<br />

Der Arbeitsbereich Softwaresysteme der<br />

TU Hamburg-Harburg beschäftigt sich in<br />

der Forschung und in Anwendungsprojekten<br />

mit der Entwicklung innovativer<br />

Prototypen und Produkte in den Bereichen<br />

Internet-Portale und semantische<br />

Middleware. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

neuartige Softwaresystemlösungen für<br />

wissensbasierte und informationsintensive<br />

Prozesse im Kontext mobiler, koopera-<br />

BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

tiver Anwendungen, konzeptorientierter<br />

Inhaltsverwaltung und webbasierter<br />

Geodienste auf der Basis kommerzieller<br />

Software-Produkte (infoAsset broker(c)<br />

und der CoreMedia(c) CAP Software).<br />

Ansprechpartner:<br />

„Bauleitplanung online“: Katrin Matthies,<br />

Gemeinde Seevetal, Kirchstr. 11,<br />

21218 Seevetal, k.matthies@rathausseevetal.de<br />

E-Government: Partho Banerjea, Gemeinde<br />

Seevetal, Kirchstr. 11, 21218<br />

Seevetal, partho.banerjea@rathausseevetal.de<br />

Stadt-, Regional- und Umweltplanung der<br />

TUHH: Dr. Krause, Kasernenstr. 10, 21073<br />

Hamburg, k.krause@tu-harburg.de<br />

Softwaresysteme der TUHH: Rainer<br />

Marrone, Harburger Schlossstr. 20, 21071<br />

Hamburg, ra.marrone@tu-harburg.de<br />

Flächeninanspruchnahme – kommunale Kritik<br />

erfolgreich<br />

Die nachhaltige Kritik an den unzureichenden<br />

statistischen Angaben über<br />

den sogenannten „Flächenverbrauch“ (s.<br />

DNG 3/2003, „Die Mär vom Betonland“)<br />

hat Wirkung gezeigt. Kritisiert wurde u.a.,<br />

dass bei den Aussagen über den täglichen<br />

Flächenverbrauch (z.B. von 130 ha u.dgl.)<br />

in die Berechnungen die zahlungsrechtlich<br />

festgelegten Ausgleichsflächen eingeflossen<br />

und die ökologisch aufgewerteten Flächen,<br />

z.B. Hausgärten anstelle von Ackerflächen,<br />

nicht unberücksichtigt geblieben sind.<br />

Nunmehr hat der Nachhaltigkeitsrat in<br />

seiner Empfehlung an die Bundesregierung<br />

vom 15.6.2004 u.a. eine Verbesserung der<br />

Informationsgrundlagen über das Schutzgut<br />

Böden angemahnt und insbesondere die<br />

Verbesserung der statistischen Informationsgrundlagen<br />

als sinnvoll bezeichnet. Wörtlich:<br />

„Um die Qualität der Flächeninanspruchnahme<br />

besser zu messen, sind Daten<br />

• zur realen Bodennutzung,<br />

• zur Grundstücksauslastung (wie bis 1996<br />

erhoben),<br />

• zu den ökologischen Ausgleichsflächen<br />

und<br />

• zum Versiegelungsgrad der Böden<br />

erforderlich.<br />

Weiterhin ist ein Indikator zur Siedlungs-<br />

dichte (Siedlungsfläche je Einwohner), wie er<br />

in der Schweiz praktiziert wird, sinnvoll. Bereits<br />

in Demonstrationsvorhaben erfolgreich<br />

erprobt ist der Indikator von der Innen- zur<br />

Außenentwicklung, der Aussagen über die<br />

kommunale Kompetenz zur Problemlösung<br />

erlaubt. Die ökonomischen Risiken<br />

eines von der demographischen Entwicklung<br />

entkoppelten Flächenverbrauchs sind<br />

kaum erforscht. Statistische Analysen und<br />

Beispieluntersuchungen sollen hierzu vertieft<br />

<strong>werden</strong>.“<br />

Damit hat der Nachhaltigkeitsrat einen<br />

grundlegenden Mangel in der gesamten<br />

„Flächenverbrauchsdiskussion“ aufgegriffen,<br />

nämlich die pauschalen statistischen<br />

Angaben, die tatsächliche Rückschlüsse auf<br />

örtliche Gegebenheiten kaum zulassen. So<br />

wurden zum Beispiel alle beplanten Flächen<br />

als „verbraucht“ klassifiziert und dann auch<br />

noch fast in der Regel „Zersiedelung“ und<br />

„Versiegelung“ durcheinander geworfen.<br />

Der Versiegelungsgrad selbst schien überhaupt<br />

gar keine Rolle zu spielen. Nach der<br />

begrüßenswerten Initiative des Nachhaltigkeitsrates<br />

wird es mit der Oberflächlichkeit<br />

bald vorbei sein, und es bleibt zu hoffen,<br />

dass nach Vorliegen aussagekräftiger, spezifizierter<br />

Flächenangaben eine sorgfältige<br />

und in sich schlüssige Bodenschutzdiskussion<br />

aufgenommen <strong>werden</strong> kann.<br />

Wulf Haack<br />

Die LBS – seit 75 Jahren<br />

erfolgreicher Partner für Kunden<br />

und Politik<br />

von Manfred Breuer, Vorstandsvorsitzender der<br />

LBS Norddeutsche Landesbausparkasse Berlin-Hannover<br />

In diesem Jahr begeht die LBS Norddeutsche<br />

Landesbausparkasse (LBS Nord)<br />

ihr 75. Jubiläum. Im Laufe der nunmehr<br />

PR-Artikel<br />

ein Dreivierteljahrhundert umspannenden<br />

Unternehmensgeschichte haben gerade<br />

die Anfänge der LBS nachhaltig Spuren<br />

153


BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

hinterlassen – in den Neubausiedlungen,<br />

aber auch im Bewusstsein jedes Bausparers<br />

und Bundesbürgers. Vor allem die Ära des<br />

deutschen „Wirtschaftswunders“ in den<br />

fünfziger und frühen sechziger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts, geprägt von rasantem<br />

Wachstum und seitdem nie wieder<br />

erreichter Bauintensität, wäre ohne die<br />

tatkräftige Rückendeckung der LBS undenkbar<br />

gewesen.<br />

Sicher ist: Der Kerngedanke des Bausparens<br />

– also die Bündelung von Erspartem,<br />

um möglichst vielen Bauwilligen möglichst<br />

rasch ein Dach über dem Kopf zu ermöglichen<br />

– ist weit älter als 75. Schon vor rund<br />

2200 Jahren entstehen in China Spargesellschaften<br />

auf Gegenseitigkeit, und im<br />

18. Jahrhundert wird dieser Gedanke in<br />

England aufgegriffen.<br />

Vielleicht war es eine Bierlaune, mit<br />

Sicherheit jedoch Wohnungsnot, die<br />

englische Arbeiter 1775 während einer<br />

Männerrunde auf die Idee des Bausparens<br />

brachte. Die Anfänge der industriellen<br />

Revolution hatte die Massen in die Städte<br />

gelockt, doch es fehlte an Wohnungen<br />

und Geld. Der Legende nach kamen einige<br />

Arbeiter im Gasthaus „Zum Goldenen<br />

Kreuz“ in Birmingham zu einer Lösung:<br />

Sie bildeten ein Kollektiv und zahlten Geld<br />

in eine Kasse. Nach einer bestimmten Zeit<br />

durfte der erste das Geld nehmen, um den<br />

Wunsch nach dem eigenen Haus zu realisieren.<br />

Nach dem Einzug zahlte er weiter,<br />

damit sich auch der nächste die eigenen<br />

vier Wände leisten konnte. Damit war die<br />

erste „Bausparkasse“ gegründet.<br />

Das Prinzip fand auch in Deutschland<br />

Anhänger. Allerdings musste Pastor<br />

Friedrich von Bodelschwingh, der 1885<br />

in Bielefeld eine Bausparkasse gründete,<br />

schnell aufgeben. Die entscheidende<br />

Gründungsphase fällt in die Ära der<br />

Weimarer Republik, als von 1924 bis<br />

1929 zahlreiche Bausparkassen an den<br />

Start gehen. Im Jahre 1929 empfi ehlt der<br />

Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />

die Bildung öffentlicher Bausparkassen:<br />

Insgesamt 17 regionale Institute entstehen<br />

– der Beginn der LBS- und damit auch der<br />

LBS Nord-Geschichte: Sie wurde am 30.<br />

November 1929 gemeinsam mit dem<br />

Schwesterinstitut in Schleswig-Holstein<br />

unter dem Namen „Öffentliche Bausparkassen<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein“<br />

gegründet. Ebenfalls 1929 entstand<br />

als Vorgängerin der LBS Berlin<br />

hat sich die LBS Nord in den<br />

die „Öffentliche Bausparkasse<br />

vergangenen Jahren besonders<br />

der Provinz Brandenburg“. 2001<br />

intensiv angenommen. Zahlrei-<br />

fusionierten die beiden Institute<br />

che wissenschaftliche Studien<br />

zur „LBS Norddeutsche Landes-<br />

beleuchten die unterschiedbausparkasse<br />

Berlin-Hannover“.<br />

lichen Aspekte des Wohnens<br />

In einem Dreivierteljahrhundert<br />

im Alter, und im Rahmen des<br />

erfolgreicher Geschäftstätigkeit<br />

hat sich die LBS die Anerkennung<br />

Manfred Breuer<br />

Pilotprojektes „Club DomiZiel“<br />

wurde die Marktgängigkeit ei-<br />

von Kunden und Politik erwornes<br />

Angebotsbündels rund um<br />

ben. Denn millionenfache Kundenwün- das Wohnen und Leben in der dritten Lesche<br />

zu befriedigen, ist für erfolgreiche bensphase getestet und heute erfolgreich<br />

Unternehmen genauso wichtig wie es für umgesetzt.<br />

die Politik ausschlaggebend ist, Millionen In ihrer Geschichte hat die LBS nicht<br />

Wählern mit ihren Bedürfnissen gerecht nur ihre Kernkompetenz als Finanzierer<br />

zu <strong>werden</strong>. Das gilt erst recht rund um das bewiesen. Mit ihrem Spezial-Know-how<br />

Wohneigentum, einen Themenkomplex aus millionenfachen Kundenkontakten<br />

von erheblicher wirtschaftlicher, fi nanzi- ist sie zugleich traditionell wichtiger Geeller<br />

und sozialer Bedeutung:<br />

sprächspartner für die wohnungspolitisch<br />

• Fast die Hälfte des Privatvermögens der Verantwortlichen, und zwar auf allen<br />

deutschen Haushalte besteht aus Im- Ebenen.<br />

mobilienbesitz, mehr als vier Billionen Bereits zum fünfzigjährigen Jubiläum<br />

Euro, davon der Löwenanteil in Form Ende der 1970er Jahre wurde von der<br />

von selbstgenutztem Wohneigentum. damals noch rein niedersächsischen LBS<br />

• Wohnungsbauinvestitionen machen den Nord die Idee geboren, allen am Woh-<br />

größten Anteil der Bauinvestitionen aus, nungsmarkt Tätigen Grundlagenmaterial<br />

rund ein Drittel aller Anlageinvestitionen für ihre Handlungen und Entscheidungen<br />

der deutschen Volkswirtschaft.<br />

an die Hand zu geben. Entstanden sind<br />

• Weit mehr als 20 Prozent der privaten hieraus die LBS-Schriftenreihen und die<br />

Einkommen <strong>werden</strong> für das Wohnen dazugehörigen LBS-Gesprächsrunden.<br />

ausgegeben, sei es zur Miete, sei es in An den inhaltlichen Zielen hat sich seit der<br />

den eigenen vier Wänden.<br />

ersten Veröffentlichung bis heute nichts<br />

Die LBS hat als Marktführer in ihrem geändert. Die Untersuchungen helfen,<br />

Geschäftsgebiet Niedersachsen und Ber- wichtige Trends am Wohnungsmarkt zu<br />

lin gemeinsam mit ihren Verbundpartnern, identifi zieren, liefern aktuelle Themen<br />

den Sparkassen, ihren Kunden seit der und Prognosen für die Wohnungswirt-<br />

Währungsreform zu enormen Aufbauschaft und zeigen den Akteuren auf<br />

leistungen verholfen. Über sechshundert- diese Weise, wo am Markt die Chancen<br />

tausend Mal führte die LBS-Finanzierung und Risiken liegen.<br />

seitdem Familien zum Wohneigentum – im In diesem Jahr hat sich die LBS Nord auf<br />

Neubau oder im Bestand. Dieses zentrale zwei regionalen Gesprächsrunden in Em-<br />

Ziel blieb konstant, auch wenn die Akzente den und Osnabrück erstmalig dem Thema<br />

der Wohnungsbautätigkeit im Zeitablauf der Stadtentwicklung zugewandt. Bemer-<br />

wechselten: von der Behebung echter kenswert an dem neuen Konzept ist, dass<br />

Wohnungsnot nach den kriegsbedingten im Rahmen dieser Veranstaltungen nicht<br />

Zerstörungen und millionenfachen Flücht- nur Denkanstöße gegeben, sondern die<br />

lingsströmen über qualitativ neue Akzente Umsetzung konkreter Pilotprojekte eben-<br />

im Wohnungs- und Städtebau und die falls von der LBS initiiert <strong>werden</strong>.<br />

Erneuerung vorhandener Baustrukturen Auch die Schwerpunkte des Dialogs mit<br />

seit den 1970er Jahren, Initiativen für der Politik haben sich gegenüber den Zei-<br />

kosten- und fl ächensparendes bzw. umten der Wohnungsengpässe naturgemäß<br />

weltgerechtes Bauen und die Betonung deutlich verändert. Ging es – mit Schwan-<br />

von Qualität und Differenzierung im kungen bis Mitte der 1990er Jahre – in<br />

Angebot bis hin – aktueller denn je – zur erster Linie um die Ausweitung des Woh-<br />

großen Bedeutung der Altersvorsorge nungsangebots mit entsprechenden fi nan-<br />

durch Immobilien. Gerade dieses Themas ziellen Akzenten von Bund und Ländern,<br />

154 DNG 5 2004


so steht jetzt im Zeichen knapper Kassen<br />

auch die Wohnungspolitik mehr denn je<br />

auf dem Prüfstand. Unverändert wichtig<br />

bleibt jedoch die Rolle der LBS als – auch<br />

unbequemer – Mahner gegenüber Politik<br />

und Öffentlichkeit, um leichtfertige falsche<br />

Weichenstellungen zulasten der Menschen<br />

zu verhindern.<br />

Denn der Wohnungsbau ist kein Thema<br />

der Vergangenheit. Allen Behauptungen<br />

zum Trotz wächst die Bevölkerungszahl<br />

in der Bundesrepublik Deutschland immer<br />

noch an, die Zahl der Haushalte sogar noch<br />

mindestens ein bis zwei Jahrzehnte. Vor<br />

allem junge Haushalte <strong>werden</strong> deshalb bis<br />

auf weiteres darauf angewiesen sein, ein<br />

größeres Angebot an qualitativ gutem, familiengerechtem<br />

Wohnraum vorzufi nden.<br />

Außerdem stellen die eigenen vier Wände<br />

die beliebteste, sicherste und quantitativ<br />

bedeutsamste Form der Vorsorge für das<br />

Alter dar. Es wäre verhängnisvoll, wenn<br />

aufgrund falscher wirtschafts-, fi nanz-<br />

oder sozialpolitischer Signale mehr Menschen<br />

als bisher von der „größten Inves-<br />

DNG 5 2004<br />

tition ihres Lebens“ abgehalten würden<br />

und weiterhin zur Miete wohnen. Denn<br />

sie würden bei sinkenden Alterseinkünften<br />

mit steigenden Wohnkosten konfrontiert<br />

– und damit letztlich dem Staat zur Last<br />

fallen.<br />

Die Weichen für die Entscheidung zur Eigenverantwortung<br />

beim Wohnen <strong>werden</strong><br />

in der Regel sehr früh gestellt: in jungen<br />

Jahren mit dem Beginn eines zielgerichteten,<br />

kontinuierlichen Sparprozesses. Mit<br />

dem Bausparvertrag verfügt die LBS über<br />

ein eminent wichtiges Schlüsselprodukt,<br />

um Kunden bei der Immobilienvermögensbildung<br />

langfristig auf dem Weg in die eigenen<br />

vier Wände zu unterstützen. Wobei<br />

es den Bausparvertrag ja heute eigentlich<br />

gar nicht mehr gibt: Unter einer Vielzahl<br />

von Tarifen fi ndet der Auszubildende, der<br />

seine vermögenswirksamen Leistungen<br />

attraktiv und sicher anlegen möchte,<br />

ebenso die für ihn passende Variante wie<br />

der Sofortfi nanzierer oder derjenige, dem<br />

eine konstante Belastung über die gesamte<br />

Laufzeit besonders wichtig ist.<br />

Wirtschaftsförderung in Büddenstedt*<br />

von Bürgermeister Frank Neddermeier<br />

Die Gemeinde Büddenstedt ist mit ihren<br />

ca. 3.300 Einwohnern in den Ortsteilen<br />

Büddenstedt, Offl eben und Reinsdorf/<br />

Hohnsleben eine kleine ländlich geprägte<br />

Einheitsgemeinde. Die Wirtschaftsstruktur<br />

in Büddenstedt wurde seit über 100<br />

Jahren durch den Braunkohleabbau in<br />

den Tagebauen der Braunschweigischen<br />

Kohlen-Bergwerke (BKB) und durch die<br />

Kraftwerke Offl eben und Buschhaus<br />

geprägt. In den letzten Jahren wurde<br />

der Bevölkerung und auch den Gewerbetreibenden<br />

vor Ort deutlich, dass die<br />

hiesigen Kohlevorräte endlich sind, was<br />

dazu führte, dass die Aktivitäten der BKB<br />

im Ursprungsgeschäft der Kohleförderung<br />

und Kohleverstromung deutlich nachließen<br />

und dementsprechend das bisherige<br />

Kraftwerk Offl eben den Betrieb einstellte<br />

und damit verbunden seit Jahren ein<br />

erheblicher Personalabbau bei den BKB<br />

vorgenommen wurde. Für die Handwerksbetriebe<br />

vor Ort bedeutete dieses,<br />

dass die Unterhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />

für die BKB nahezu auf Null<br />

gefahren wurden.<br />

In früheren positiven Zeiten hatte die<br />

Bergbau-Monostruktur verbunden mit<br />

den Kraftwerken dazu geführt, dass die<br />

Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde<br />

Büddenstedt – bezogen auf die Größe<br />

der Gemeinde – einen guten fi nanziellen<br />

Handlungsrahmen ermöglichten, so dass<br />

die Gemeinde Büddenstedt über zahlreiche<br />

öffentliche Einrichtungen in nahezu<br />

allen Ortsteilen verfügt, die ansonsten für<br />

<strong>Gemeinden</strong> dieser Größenordnung nicht<br />

üblich sind.<br />

So <strong>werden</strong> zum Beispiel im Ortsteil<br />

Büddenstedt ein Schwimmbad und ein<br />

Sportzentrum mit zwei Sportplätzen,<br />

einer Sporthalle und einer Tennisanlage<br />

BAUWESEN UND RAUMORDNUNG<br />

Gemeinsam mit ihren Verbundpartnern<br />

– den Sparkassen und den Öffentlichen<br />

Versicherern – und der Tochter LBS Immobilien<br />

GmbH (LBS-I) deckt die LBS<br />

die gesamte Produktpalette rund um die<br />

Immobilie ab. Sie dient aber zugleich dem<br />

bedeutenden gesellschaftspolitischen Ziel,<br />

die Lebensgrundlagen der jetzigen und<br />

nachfolgender Generationen zu sichern.<br />

Auch nach 75 Jahren hat diese Aufgabe<br />

nichts von ihrer Aktualität eingebüßt!<br />

Im Gegenteil, allerjüngste Ergebnisse des<br />

„Infratest-Trendindikators 2004“ zeigen,<br />

dass die Attraktivität des Bausparens einen<br />

neuen Höchststand erreicht hat. Trotz zur<br />

Zeit erheblicher Verunsicherungen durch<br />

die ständig wechselnden Meinungen von<br />

Politikern und Experten wird kein Weg an<br />

der eigenverantwortlichen Vorsorge vorbeigehen.<br />

Und ob die Immobilienpreise<br />

nun vorübergehend fallen und dann wieder<br />

steigen, Tatsache bleibt, dass mietfreies<br />

Wohnen im Alter den größten Entlastungsfaktor<br />

für das noch zur Verfügung stehende<br />

Alterseinkommen darstellt.<br />

WIRTSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG<br />

UND FREMDENVERKEHR<br />

unterhalten. Im<br />

Ortsteil Offl eben<br />

gibt es neben<br />

zwei Sportplätzen<br />

ein großes<br />

Dorfgemeinschaftshaus<br />

mit<br />

Räumen für nahezu<br />

jeden Ver- Frank Neddermeier<br />

ein. Auch hier ist<br />

eine Tennisanlage vorzufi nden, ebenso ein<br />

Beachvolleyballplatz. Im Ortsteil Reinsdorf<br />

sind neben einem ehem. Sportplatz eine<br />

gemeinschaftliche Schießsportanlage und<br />

ein Gemeinschaftshaus vorhanden.<br />

Die Unterhaltung dieser öffentlichen<br />

Einrichtungen fällt der Gemeinde natürlich<br />

bei fehlenden Einnahmen zusehends<br />

schwerer, zumal der Hauptgewerbesteuerzahler<br />

als Konzern seit Jahren keinerlei<br />

Gewerbesteuer mehr zahlt. Dennoch ist es<br />

155


WIRTSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG<br />

UND FREMDENVERKEHR<br />

der Gemeinde Büddenstedt in den letzten<br />

Jahren durch konsequente Haushaltskonsolidierung<br />

und Überprüfung des Ausgabeverhaltens<br />

gelungen, ihren Haushalt<br />

nahezu in jedem Jahr auszugleichen.<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Das Thema Wirtschaftsförderung hat in<br />

der Gemeinde Büddenstedt aufgrund der<br />

eingangs geschilderten Gesamtsituation<br />

natürlich einen besonderen Stellenwert.<br />

Aufgrund der besonderen Verhältnisse<br />

und Strukturen ist die Ausrichtung der<br />

Wirtschaftsförderung zwischen dem Bürgermeister<br />

und dem Wirtschaftsausschuss<br />

vorbereitet und jeweils durch den Verwaltungsausschuss<br />

und den Gemeinderat bestätigt<br />

und in die Tat umgesetzt worden.<br />

Grundlage der gemeindlichen Wirtschaftsförderung<br />

ist vor allem, dass keine großen<br />

Programme aufgestellt <strong>werden</strong>, sondern<br />

durch tatkräftiges tatsächliches Handeln<br />

schnell und effektiv Hilfe dort geleistet<br />

wird, wo sie notwendig oder für die Gemeinde<br />

gewinnbringend ist.<br />

Hierbei hat es sich als besonders positiv<br />

herausgestellt, dass in den kommunalpolitischen<br />

Gremien auf mancherorts üblichen<br />

kommunalpolitischen Hickhack verzichtet<br />

wird, sondern Verwaltung und Politik<br />

Hand in Hand arbeiten und sachliche Entscheidungen<br />

nahezu immer einstimmig<br />

getroffen <strong>werden</strong>, wenn sie denn für das<br />

Gemeinwohl und die örtliche Wirtschaft<br />

gut sind. So wird z.B. die Jugendförderung<br />

auf jeder Ebene fortgeführt, um die jungen<br />

Menschen in Büddenstedt zu halten und<br />

damit die Kunden von heute und morgen<br />

für den Mittelstand zu erhalten.<br />

Um die Leistungsfähigkeit und Produktvielfalt<br />

der gemeindlichen Gewerbetreibenden<br />

der Bevölkerung und der<br />

Umgegend deutlich darstellen zu können,<br />

wurde auf Betreiben des Bürgermeisters<br />

im Jahre 2003 erstmals eine Gewerbeschau<br />

durchgeführt. Die Gemeinde stellte<br />

kurzerhand den großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses<br />

Offleben kostenlos zur<br />

Verfügung, übernahm Betriebskosten und<br />

Reinigung sowie die Werbung für die Ver-<br />

Broschüre „Wirtschaftsförderung in<br />

Niedersachsen“ erschienen<br />

Die Broschüre „Wirtschaftsförderung in Niedersachsen“ ist eine praktische Arbeitshilfe<br />

des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes für alle in der Wirtschaftsförderung<br />

tätigen Personengruppen: Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,<br />

Ratsmitglieder, Wirtschaftsförderer und Unternehmer mit Firmensitz in Niedersachsen.<br />

Sie erhalten komprimiert auf 118 Seiten praxisorientierte Informationen über<br />

• Ansprechpartner für die Wirtschaftsförderung<br />

vor Ort.<br />

• Aktionsprogramme der Europäischen<br />

Kommission.<br />

• Die NBank: Förderberatung und Finanzierung<br />

aus einer Hand.<br />

• „Basel II“ und neue Wege in der Unternehmensfinanzierung.<br />

• Europäische Strukturförderung – heute<br />

und in Zukunft.<br />

• Best-Practice-Beispiele aus niedersächsischen<br />

Kommunen.<br />

Ein umfangreiches Anschriftenverzeichnis<br />

rundet die Broschüre ab.<br />

Thorsten Bullerdiek vom NSGB überreicht<br />

Staatssekretär Joachim Werren das erste<br />

Exemplar der Broschüre „Wirtschaftsförderung<br />

in Niedersachsen“<br />

Sie können die Broschüre, die im September 2004 als Heft 63 in der Schriftenreihe<br />

des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes erschienen ist, zum Preis von 9,00<br />

Euro zzgl. Porto und Verpackung beim Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund,<br />

Arnswaldtstr. 28, 30159 Hannover, E-Mail: poplat@nsgb.de, Fax: 0511/30285-30<br />

anfordern. Beim Bezug von 10 oder mehr Exemplaren in einer Lieferung verringert<br />

sich der Bezugspreis auf 7,00 Euro je Exemplar.<br />

anstaltung. Der Bürgermeister übernahm<br />

die Organisation der Gewerbeschau sowie<br />

die Pressearbeit, so dass sich die Gewerbetreibenden<br />

auf die Vorbereitung ihrer<br />

Stände und die Präsentation ihres Betriebes<br />

konzentrieren konnten.<br />

Beim Auf- und Abbau der Stände half<br />

dann schließlich der gemeindliche Bauhof,<br />

so dass einmal wieder alles Hand in Hand<br />

ging. Die zweitägige Gewerbeschau wurde<br />

von allen in der Gemeinde Büddenstedt als<br />

sehr großer Erfolg bewertet; Gewerbebetriebe<br />

in Nachbargemeinden und Städten<br />

äußerten sich voll des Lobes der positiven<br />

Darstellungskraft dieser Veranstaltung und<br />

bedauerten es, dass entsprechende Veranstaltungen<br />

in ihrem Gemeindebereich<br />

nicht stattfinden. Hier hat die Gemeinde<br />

Büddenstedt als kleine Einheit einmal mehr<br />

bewiesen, dass gemeinsames Anpacken<br />

vor Ort zu einer nachhaltigen Außenwirkung<br />

führen kann.<br />

Im Rahmen der Wirtschaftsförderungsmaßnahmen<br />

soll gemeinsam mit der BKB<br />

AG versucht <strong>werden</strong>, das ehemalige Kraftwerk<br />

Offleben zu revitalisieren und hier<br />

einen Gewerbe- und Industriepark zu errichten,<br />

an den sich gemeindliche Flächen<br />

anschließen, um für Neuansiedlungen und<br />

Umsiedlungen von Gewerbebetrieben und<br />

Firmen genügend Möglichkeiten zu bieten.<br />

Die gemeindliche Planung ist so weit vorangeschritten<br />

und mit der Bezirksregierung<br />

Braunschweig, dem Großraumverband<br />

Braunschweig und dem Landkreis Helmstedt<br />

abgestimmt, dass kurzfristig auf die<br />

Bedürfnisse von Industrie und Gewerbe mit<br />

Flächenangeboten reagiert <strong>werden</strong> kann.<br />

Als die Firma Dynamit Nobel mit der<br />

o.a. Entscheidung des Werksausbaues<br />

auf die Gemeinde Büddenstedt zukam,<br />

war kurzfristig zu entscheiden, ob eine<br />

Erschließungsstraße entlang des ehemaligen<br />

Kraftwerkes Offleben hin zur Firma<br />

Dynamit Nobel sofort gebaut <strong>werden</strong><br />

könnte, weil ansonsten künftige Produktionsabläufe<br />

gefährdet erschienen.<br />

Da diese Straße auch für die künftigen<br />

Absichten multifunktional zu nutzen<br />

ist, wurde binnen kürzester Zeit die gemeindliche<br />

Entscheidung für den Bau der<br />

Straße getroffen und diese Maßnahme<br />

in die Tat umgesetzt. Natürlich wurde parallel<br />

die Beantragung von Landesmitteln<br />

vorgenommen, auf die die Gemeinde jetzt<br />

auch noch immer hofft.<br />

156 DNG 5 2004


Praktische Hilfen<br />

Im Ortsteil Büddenstedt, dem größten<br />

der Gemeinde, ist es unlängst nahezu<br />

zu einer „Versorgungskatastrophe“ für<br />

die Bevölkerung gekommen. Der örtliche<br />

Lebensmittelhändler hatte den Betrieb<br />

seines Marktes eingestellt und für keine<br />

Nachfolge gesorgt, so dass keine Einkaufsmöglichkeit<br />

für Lebensmittel bestand. Auf<br />

intensives Betreiben der Gemeinde konnte<br />

ein Ehepaar aus einem der Ortsteile<br />

grundsätzlich an dem Betrieb eines Einkaufsmarktes<br />

interessiert <strong>werden</strong>, obwohl<br />

es in dem fachlichen Bereich über keinerlei<br />

Erfahrungen verfügte. Es wurden Verbindungen<br />

zur Spar-Kette hergestellt (die<br />

bisherige Kette Edeka hatte kein Interesse<br />

mehr an diesem Geschäft). Die Gemeinde<br />

beteiligte sich als Teil-Eigentümer deutlich<br />

an der baulichen Sanierung des Marktes.<br />

Weiterhin wurden Gespräche mit der<br />

kommunalen Hausbank geführt, ob nicht<br />

gewisse Unterstützungen für Neueinsteiger<br />

möglich wären. Schließlich zeichnete sich<br />

ab, dass der Marktbetrieb mit Wohlwollen<br />

und Unterstützung der Marktkette und der<br />

Bank möglich sein könnte.<br />

Allerdings war der Warenerstbestand<br />

des Marktes durch die neuen Betreiber<br />

nicht zu finanzieren. Kurzerhand entschlossen<br />

sich die Gremien der Kommune,<br />

als Wirtschaftsförderung ein über fünf Jahre<br />

laufendes Darlehen über 50.000 Euro<br />

zu günstigen Konditionen als Startkapital<br />

zur Verfügung zu stellen. Somit konnte<br />

nach einem Vierteljahr der baulich renovierte<br />

und neu ausgestattete Sparmarkt in<br />

Büddenstedt seinen Betrieb aufnehmen.<br />

Das Aufatmen und die Erleichterung<br />

der Bevölkerung waren in der gesamten<br />

Gemeinde deutlich wahrzunehmen.<br />

Ein junger Gewerbebetrieb hatte seine<br />

Startchance erhalten und wird noch heute<br />

bei jeder Gelegenheit durch die Gemeinde<br />

unterstützt. Die Zufriedenheit der Bevölkerung<br />

mit dem Betrieb dieses Marktes<br />

lässt hoffen, dass die Betreiber eine echte<br />

Zukunftschance haben.<br />

Postagentur beim Malermeister<br />

Ein örtlicher Handwerksmeister, ein<br />

Malerbetrieb aus Offleben, wollte als<br />

junger Betrieb auch im größten Ortsteil<br />

Büddenstedt bekannt <strong>werden</strong>. Der Inhaber<br />

setzte sich mit dem Bürgermeister<br />

zusammen und es entstand die Idee, in<br />

DNG 5 2004<br />

gemeindlichen Räumen gegen einen äußerst<br />

geringen Mietzins einen Schauraum<br />

auszubauen, um auf die guten Leistungen<br />

des Betriebes auch optisch aufmerksam<br />

zu machen. Damit nun aber auch die<br />

Bevölkerung einen Grund hatte, diese<br />

Kongress des Wissens<br />

WIRTSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG<br />

UND FREMDENVERKEHR<br />

Räumlichkeiten häufiger zu besuchen,<br />

entstand der Gedanke, eine Postagentur<br />

in den Räumlichkeiten zu installieren.<br />

Kurzfristig wurde zwischen der Deutschen<br />

Post AG und dem Malermeister vermittelt<br />

und das Grundkonzept der Postagentur<br />

v.l. Staatssekretär Joachim Werren, Nds. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und<br />

Verkehr; Dr. Wulf Haack, NSGB; Friedrich-Otto Ripke, Mdl, CDU-Generalsekretär; Erk<br />

Westermann Lammers, Vorstandsvorsitzender der NBank<br />

Am 22. September 2004 fand in der Stadthalle Walsrode<br />

der 3. Kongress des Wissens des Niedersächsischen Städte-<br />

und Gemeindebundes, diesmal zum Thema „Wirtschaftsförderung<br />

in Niedersachsen“, statt. Über 180 Bürgermeisterinnen<br />

und Bürgermeister und Wirtschaftsförderer aus<br />

allen Teilen Niedersachsens nahmen an dem Kongress, der<br />

von Staatssekretär Joachim Werren vom Niedersächsischen<br />

Wirtschaftsministerium eröffnet wurde, teil.<br />

Im Mittelpunkt standen die Wirtschaftsförderung in<br />

Niedersachsen und die EU-Förderung ab 2006. Es wurde<br />

über folgende Themen referiert:<br />

• Förder- und Finanzierungsangebote der N-Bank (Erk<br />

Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der<br />

NBank),<br />

• Beratungsangebote der Industrie- und Handelskammern<br />

(Christian Bebek, IHK Hannover),<br />

• praktische Beispiele aus Kommunen (BM Peter Bartels,<br />

Flecken Aerzen; SGBM Reinhard Scholz, SG Artland;<br />

BM Frank Neddermeier, Büddenstedt),<br />

• interkommunale Gewerbegebiete (Thorsten Hiete,<br />

Geschäftsführer der NLG),<br />

• Basel II und konkrete Folgen für kleinere und mittlere<br />

Unternehmen (Dr. Rainer Hartig, Genossenschaftsverband<br />

Norddeutschland e.V.)<br />

sowie über das neue Sparkassenrecht (Günter Distelrath,<br />

Verbandsgeschäftsführer des Niedersächsischen Sparkassen-<br />

und Giroverbandes).<br />

BM Peter Bartels, Flecken<br />

Aerzen<br />

SGBM Reinhard Scholz,<br />

SG Artland.<br />

157


WIRTSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG<br />

UND FREMDENVERKEHR<br />

aufgestellt. Für den Betrieb ergab sich dann<br />

ein großes Problem: Die Deutsche Post AG<br />

fordert die kontinuierliche Besetzung der<br />

Postagentur. Was sollte dann aber geschehen,<br />

wenn die Ehefrau des Malermeisters,<br />

die die Postagentur und den Schauraum betreibt,<br />

einmal krank würde oder ein wenig<br />

Urlaub benötigte? Nichts leichter als das:<br />

Aus den Reihen der Verwaltungsbediensteten<br />

der Gemeinde wurde eine junge Dame<br />

auserkoren, sich ebenfalls in den Belangen<br />

und Abläufen der Postagentur zu schulen<br />

und dann bei Bedarf die Vertretung vorzunehmen.<br />

Mit dem Malermeister wurde<br />

vereinbart, dass die Ausbildungszeiten zu<br />

Lasten der Gemeinde gehen und nur die<br />

tatsächlichen Vertretungsstunden geringfügig<br />

zu erstatten sind. Der Gewerbetreibende<br />

wurde unterstützt, da durch die Postagentur<br />

viele Zufallsbesucher auf seine guten betrieblichen<br />

Leistungen aufmerksam wurden<br />

und der Gemeinde und der Bevölkerung<br />

war insofern geholfen, als eine ständig<br />

besetzte Postagentur vor Ort blieb.<br />

Was nützen einem die besten und<br />

leistungsfähigsten Betriebe im Ort, wenn<br />

vorbei kommende Auswärtige hiervon<br />

nichts wissen?! Ganz nach diesem Motto<br />

setzten sich der Wirtschaftsausschuss und<br />

die Gewerbetreibenden zusammen und<br />

kamen zu der Übereinkunft, Werbeschilder<br />

an den wichtigsten Informationspunkten<br />

im Gemeindebereich aufzustellen. Die<br />

Organisation, das Stellen des Bauantrages,<br />

die Übernahme der Gebühr der<br />

Baugenehmigung sowie das Aufstellen<br />

der Schilder durch den Bauhof war Sache<br />

der Gemeinde, und die Gewerbetreibenden<br />

hatten lediglich die Schilder und deren<br />

Beschriftung zu bezahlen. Somit wurde in<br />

Gemeinsamkeit einmal mehr bewiesen,<br />

dass jeder mit relativ geringem Aufwand<br />

dazu beitragen kann, dass insgesamt eine<br />

gute Sache verwirklicht wird.<br />

Damit auch Kleinigkeiten untereinander<br />

erörtert <strong>werden</strong> können, gute Beziehungen<br />

zwischen den Gewerbetreibenden<br />

existieren und unterhalten <strong>werden</strong> können<br />

und damit die Kommune weiß, welche<br />

Sorgen ihre Gewerbetreibenden plagen,<br />

wird in abgesprochenen Zeitabständen<br />

ein Wirtschaftsgespräch zwischen Wirtschaftsausschuss<br />

und den Gewerbetreibenden<br />

geführt, was sich bislang bestens<br />

bewährt hat.<br />

Kommunale<br />

Beschäftigungsförderung<br />

Auch als kleine Kommune kann man<br />

mit Beschäftigungsförderungsmaßnahmen<br />

(hoffentlich) einiges erreichen. In<br />

Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt,<br />

dem Landkreis Helmstedt, der Kreisvolkshochschule<br />

wurden Langzeitarbeitslose<br />

in der Maßnahme „Aktivieren, Trainieren,<br />

Integrieren“ für gemeindliche Aufgaben<br />

eingesetzt. So wurde der Volkspark in Offleben<br />

umgebaut, die denkmalgeschätzte<br />

Friedhofsanlage in Büddenstedt renoviert<br />

und instand gesetzt; die Liegewiese am<br />

Schwimmbad Büddenstedt soll saniert<br />

<strong>werden</strong>, und derzeit <strong>werden</strong> der kommunale<br />

Fuhrpark und kommunale Geräte<br />

gepflegt und überholt.<br />

Das Genossenschaftsmodell – eine Organisationsoption<br />

für kommunale Aufgaben<br />

von Joachim Vollmer, NSGB<br />

Mit der Broschüre „Genossenschaften<br />

– Miteinander von Bürgern, örtlicher<br />

Wirtschaft und Kommunen“ informiert<br />

der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband<br />

e.V.(DGRV) gemeinsam mit<br />

dem Deutschen Städte- und Gemeindebund<br />

(DStGB) über die Möglichkeiten und<br />

Vorteile des Genossenschaftsmodells bei der<br />

zukünftigen Gestaltung von Aufgaben im<br />

öffentlichen Interesse. Die Broschüre kann<br />

kostenlos beim Genossenschaftsverband<br />

Norddeutschland e.V., Hannoversche Straße<br />

149, 30627 Hannover (Tel.: 0511-9574-0,<br />

Fax: 0511-9574-348) angefordert <strong>werden</strong>.<br />

Nach der Gemeindeverfassung stellen<br />

die <strong>Gemeinden</strong> in den Grenzen ihrer<br />

Leistungsfähigkeit die für ihre Einwohnerinnen<br />

und Einwohner erforderlichen<br />

sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen<br />

öffentlichen Einrichtungen bereit. In<br />

Zeiten immer knapper <strong>werden</strong>der Kommunalfinanzen<br />

fällt es den <strong>Gemeinden</strong><br />

zunehmend schwerer, eine alle Bereiche<br />

abdeckende kommunale Infrastruktur<br />

Für ähnliche Maßnahmen wurden<br />

Sozialhilfeempfänger in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landkreis Helmstedt in<br />

vorübergehende Arbeitsverhältnisse<br />

gebracht. Des Weiteren hat sich die<br />

Gemeinde Büddenstedt entschieden, als<br />

ausschließlich eigenständige Maßnahme<br />

eine Ausbildungsplatzförderung vor Ort<br />

vorzunehmen: Ab 2004 <strong>werden</strong> zusätzliche<br />

oder neue Ausbildungsplätze bei<br />

den Handwerksbetrieben und sonstigen<br />

Gewebebetrieben in der Kommune gefördert.<br />

Drei Betriebe bekommen jährlich<br />

die Chance, für zusätzliche bzw. neue<br />

Ausbildungsplätze jeweils 300,- Euro im<br />

Monat Ausbildungszuschuss zu erhalten.<br />

Durch diese Fördermaßnahme soll<br />

es den Kleinbetrieben leichter gemacht<br />

<strong>werden</strong>, zusätzlich auszubilden, und für<br />

die Jugendlichen der Gemeinde sollen<br />

Ausbildungsplätze im Ort zur Verfügung<br />

gestellt <strong>werden</strong>.<br />

Das Spektrum der dargestellten kommunalen<br />

Aktivitäten in der kleinen Gemeinde<br />

Büddenstedt macht sicherlich deutlich,<br />

dass diese Kommune trotz der besonders<br />

schweren finanziellen Einbrüche und wirtschaftlichen<br />

Rückschläge nicht resigniert,<br />

sondern immer Mittel und Wege findet,<br />

auch im Kleinen vor Ort mittelstandsfreundlich<br />

und in jeder Hinsicht positiver<br />

Partner für Handwerksbetriebe und sonstige<br />

Gewerbetreibende zu sein.<br />

* Auszug eines Vortrages anlässlich des 3. Kongress<br />

des Wissens zum Thema „Wirtschaftsförderung in<br />

Niedersachsen“. Vollständig veröffentlicht in Heft 63<br />

der Schriftenreihe des NSGB „Wirtschaftsförderung in<br />

Niedersachsen“.<br />

vorzuhalten. Insbesondere die Erledigung<br />

freiwilliger Aufgaben wird zukünftig verstärkt<br />

in Frage gestellt <strong>werden</strong>.<br />

Es ist daher zu begrüßen, dass mit dem<br />

Genossenschaftsmodell der Genossenschaftsverband<br />

eine Organisationsoption<br />

für die Wahrnehmung kommunaler Aufgaben<br />

in den Blickpunkt rückt.<br />

Genossenschaften sind private Wirtschaftsunternehmen,<br />

welche betriebswirtschaftliche<br />

Effizienzspielräume ebenso<br />

nutzen können, wie jedes andere<br />

158 DNG 5 2004


private Unternehmen. Im Unterschied<br />

zu Kapitalgesellschaften, deren Zweck in<br />

der optimalen Gewinnerzielung besteht,<br />

stellt in Genossenschaften die Förderung<br />

der Mitglieder durch einen gemeinschaftlichen<br />

Geschäftsbetrieb ein gesetzlich<br />

festgeschriebenes Unternehmensziel dar.<br />

Die Mitglieder einer Genossenschaft können<br />

Bürger, Kommunen und auch private<br />

Unternehmen und Organisationen sein,<br />

welche die Leistungen der Genossen-<br />

DNG 5 2004<br />

schaft in Anspruch nehmen oder ein<br />

generelles Interesse an der Erfüllung der<br />

speziellen Aufgabe haben. Das Selbstverwaltungsprinzip<br />

der Genossenschaft<br />

und die unmittelbare Möglichkeit demokratischer<br />

Mitbestimmung gewährleisten<br />

eine angemessene Berücksichtigung der<br />

örtlichen Belange.<br />

Damit sind gute Voraussetzungen<br />

gegeben, um insbesondere freiwillige<br />

kommunale Aufgaben künftig über<br />

Strom-Bündelausschreibung lohnt sich<br />

Die mit der KWL*-Ausschreibung erzielten<br />

Strompreise liegen mittlerweile deutlich<br />

unter den aktuellen Markpreisen. Das<br />

hat eine für eine Sonderabnahmestelle<br />

mit einem jährlichen Stromverbrauch von<br />

77.000 kWh durchgeführte Vergleichsberechnung<br />

ergeben. Nach aktuellem KWL-<br />

Tarif für 2004 müssen für den Strombezug<br />

in 2004 7.450 Euro gezahlt <strong>werden</strong>. Das<br />

Angebot des Regionalversorgers liegt<br />

bereits rund 450 Euro über dem KWL-<br />

Preis. Noch größer wird die Ersparnis für<br />

KWL-Kunden in 2005. Der KWL-Preis gilt<br />

nämlich auch 2005; der Angebotspreis<br />

des Regionalversorgers liegt hingegen<br />

bei 9460 Euro. Ein Preisvorteil von 2010<br />

Dorfläden<br />

Das Land unterstützt die Schaffung<br />

von Dorfläden. Das hat die Staatssekretärin<br />

in der Niedersächsischen<br />

Staatskanzlei, Frau Dr. Gabriele Wurzel,<br />

in einem Schreiben an den NSGB<br />

vom 9.8.2004 ausdrücklich betont.<br />

Finanzielle Fördermöglichkeiten bestehen<br />

sowohl hinsichtlich der investiven<br />

Kosten (etwa Renovierung, Umnutzung<br />

und Revitalisierung leerstehender Gebäude),<br />

als auch der nicht investiven<br />

Kosten (u.a. planerische Betreuung und<br />

Beratung). Voraussetzung für eine Förderung<br />

ist, dass ein betriebswirtschaftliches<br />

Konzept vorliegt und gutachterlich<br />

bestätigt eine Rentabilität des Ladens<br />

zu erwarten ist. Eine Mitfinanzierung<br />

laufender Personal- und Betriebskosten<br />

ist nicht möglich. Dorf- und Nachbarschaftsläden<br />

sollen auch nach dem<br />

1.1.2005 weiterhin gefördert <strong>werden</strong>.<br />

Euro für eine Abnahmestelle. Ein überzeugendes<br />

Beispiel für den Erfolg der von<br />

der KWL bereits mehrfach durchgeführten<br />

Bündelausschreibung. Die aktuelle KWL-<br />

Tarif gilt noch bis zum 31.12.2005. Die<br />

KWL wird auch für den Strombezug ab<br />

2006 eine Ausschreibung durchführen.<br />

Weniger<br />

Kredite<br />

für Unternehmer<br />

WIRTSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG<br />

UND FREMDENVERKEHR<br />

Genossenschaften anzubieten. So gibt<br />

es z.B. bereits konkrete Überlegungen,<br />

entsprechend einem Vorbild aus der<br />

Schweiz ein kommunales Bad als Genossenschaftsbad<br />

zu betreiben. Die dadurch<br />

mögliche Einbindung von Bürgern und<br />

bürgerschaftlichem Engagement, das Ziel<br />

der Mitgliederförderung und die Berücksichtigung<br />

örtlicher Belange lassen hoffen,<br />

dass hier ein wichtiges Stück kommunale<br />

Infrastruktur erhalten <strong>werden</strong> kann.<br />

Informationen hierüber und das Angebot<br />

zur Teilnahme an der neuen Bündelausschreibung<br />

wird die KWL in Kürze an<br />

Kommunen und Verbände senden.<br />

* Die KWL ist die Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesellschaft<br />

des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes.<br />

Die Banken sind vorsichtiger<br />

geworden. Im Frühsommer<br />

2004 wurde „Basel II“ konkret.<br />

Dahinter verbirgt sich eine internationale<br />

Vereinbarung, die<br />

die Stabilität im Finanzsektor<br />

erhöhen soll. Diese Regeln verpflichten<br />

die Banken, ihre Eigenkapitalausstattung<br />

zu erhöhen,<br />

wenn sie risikoreiche Kredite<br />

vergeben. Das betrifft zunächst<br />

nur die Banken, aber auch Unternehmen<br />

müssen vermehrt<br />

formale Kriterien erfüllen, bevor<br />

sie einen Kredit erhalten. Dabei<br />

wird vor allem für kleine Unternehmen<br />

der Zugang zu Krediten<br />

erschwert. In den letzten Jahren<br />

gingen die Kredite der Banken<br />

an die Wirtschaft zurück. Unternehmen<br />

standen am 30. Juni<br />

dieses Jahres mit 806,7 Milliarden Euro Kredit in der Schuld der Banken. Zum Jahresende<br />

2003 waren noch 815,3 Milliarden Euro ausgeliehen. Bei den Selbstständigen ging die<br />

Kreditsumme von 437 Milliarden auf 428 Milliarden zurück und im Handwerk von 67,7<br />

Milliarden auf 66,2 Milliarden Euro.<br />

Statistische Angaben: Deutsche Bundesbank Globus Infografik vom 6.9.2004<br />

159


WIRTSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG<br />

UND FREMDENVERKEHR<br />

„Freiheit beim Ladenschluss stärkt Innenstädte<br />

und Ortskerne!“<br />

Städte- und Gemeindebund begrüßt Initiative für eine kommunale Entscheidungsfreiheit<br />

beim Ladenschluss<br />

„Wir müssen die Innenstädte und Ortskerne<br />

stärken! Dies schaffen wir nur, wenn<br />

die Städte und <strong>Gemeinden</strong> die Möglichkeit<br />

bekommen, individuelle Regelungen<br />

zum Ladenschluss zu treffen“, erklärte<br />

der Landesgeschäftsführer des Niedersächsischen<br />

Städte- und Gemeindebundes<br />

(NSGB), Dr. Wulf Haack, in Hannover.<br />

Nunmehr schickte sich der Bundesrat an,<br />

dem ehrwürdigen Ladenschlussgesetz den<br />

UMWELTSCHUTZ<br />

Garaus zu machen. In einem ersten Schritt<br />

soll den Bundesländern erlaubt <strong>werden</strong>,<br />

eigene Regeln zu den Öffnungszeiten zu<br />

erlassen. „Wir begrüßen die Initiative des<br />

Niedersächsischen Wirtschaftsministers,<br />

dass in Niedersachsen die Städte und<br />

<strong>Gemeinden</strong> künftig selbst über die Ladenöffnungszeiten<br />

entscheiden können.<br />

Dann können die Städte und <strong>Gemeinden</strong><br />

endlich eigene Regelungen zur Stärkung<br />

der Innenstädte treffen,“ so Haack. Der<br />

Städte und Gemeindebund sieht beispielsweise<br />

den individuellen Bedarf vor Ort,<br />

dass Geschäfte in den Innenstädten und<br />

Ortskernen künftig länger öffnen dürfen<br />

sollten als die großen Einkaufszentren auf<br />

der „Grünen Wiese“. Zudem besteht in<br />

Tourismusgebieten das Bedürfnis, dass die<br />

Gäste dort auch am Sonntag einkaufen<br />

möchten.<br />

Stromdurchleitung per Erdkabel für Offshore-<br />

Windparks<br />

von Dipl.-Ing. Peter Torkler<br />

Vor einigen Monaten schockte die<br />

Berliner „WINDLAND Energie-Erzeugungs<br />

GmbH“ die friesisch-ostfriesische<br />

Küstenregion mit Ausbauplänen für die<br />

Stromdurchleitung von den geplanten<br />

Offshore-Windparks in der Nordsee über<br />

das Festland. Das Szenario mehrerer<br />

Trassen von Hochspannungsfreileitungen<br />

über 160 km Länge löste einen Sturm der<br />

Entrüstung in betroffenen Städten und<br />

<strong>Gemeinden</strong> aus. Es wurden Resolutionen<br />

verabschiedet und Proteste formuliert aus<br />

Sorge um negative Auswirkungen für<br />

den Fremdenverkehr („Die niedersächsische<br />

Gemeinde“ berichtete ausführlich<br />

darüber in Ausgabe 4/2004).<br />

In der Gemeinde Schortens (22.000<br />

EW) würde z.B. ein in der Planung befindliches<br />

großflächiges interkommunales<br />

Gewerbegebiet – flankierende Maßnahme<br />

des Landkreises Friesland zum geplanten<br />

Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven – durch<br />

eine solche Schneise von Stromleitungen<br />

unwirtschaftlich zerstückelt.<br />

In einer von der Schortenser SPD-Ratsfraktion<br />

am 16. September durchgeführten<br />

öffentlichen Informationsveranstaltung<br />

konnten sich Mandatsträger und Verwaltungen<br />

aus der Stadt Wilhelmshaven und<br />

den Landkreisen Friesland und Wittmund<br />

v.li. Rolf von Ostrowski, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg;<br />

Axel Albers, Deutsche WindGuard in Varel; Peter Torkler, Vorsitzender SPD-Ratsfraktion<br />

Schortens; Hans-Jürgen Gennert, SPD-Ratsfraktion Schortens; Wilfried Hube, EWE AG<br />

Oldenburg<br />

aktuell über den Planungsstand informieren.<br />

An der Veranstaltung nahmen teil:<br />

Rolf v. Ostrowski<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie<br />

Hamburg (Genehmigungsbehörde<br />

für Offshore-Windparks)<br />

Axel Albers<br />

Deutsche Windguard GmbH<br />

Wilfried Hube EWE AG<br />

Als Ergebnis der von Peter Torkler moderierten<br />

Veranstaltung kann festgestellt<br />

<strong>werden</strong>, dass neben der Prokon-Nord auch<br />

andere namhafte Offshore – Windparkplaner<br />

davon ausgehen, dass die erforderliche<br />

Stromdurchleitung zu den vorhandenen<br />

Einspeisungsknotenpunkten des vorhandenen<br />

Netzes ausschließlich über Erdkabel<br />

realistisch ist. Wegen der fehlenden Akzeptanz<br />

der Freileitungen ist mit langwierigen<br />

Planfeststellungsverfahren zu rechnen, die<br />

Mehrkosten bei Verlegung der Erdkabel<br />

wieder relativieren. In der Veranstaltung<br />

wurde allgemein bedauert, dass WIND-<br />

LAND in „offizieller“ Mission die Städte<br />

und <strong>Gemeinden</strong> so verunsichern konnte<br />

und damit der alternativen Energiegewinnung<br />

im Offshore-Bereich einen Bärendienst<br />

erwiesen habe.<br />

160 DNG 5 2004


DNG 5 2004<br />

UMWELTSCHUTZ<br />

Meta bringt gesunde Fünflinge zur Welt<br />

Harm Poppen: „Damit hat sich die Weisheit im Rathaus vervielfacht“<br />

WESTERHOLT – Harm hat es schon immer<br />

gewusst, doch jetzt ist es auch bewiesen:<br />

„Im Westerholter Rathaus wird rund um<br />

die Uhr gearbeitet.“ Wenn Harm und die<br />

übrigen Mitarbeiter das Rathaus verlassen,<br />

schwingt sich Meta herein – seit einigen<br />

Tagen sogar tagsüber. Um<br />

Missverständnissen vorzubeugen,<br />

sei hier verraten,<br />

dass es sich bei Meta nicht<br />

um die Gattin des Samtgemeindebürgermeisters<br />

handelt, sondern um eine<br />

Schleiereule, und die hat<br />

jetzt die Weisheit im Rathaus<br />

durch die Geburt von<br />

fünf Jungen vervielfacht.<br />

Eine Reinemachefrau<br />

hat die Veränderung im<br />

Rathaus bemerkt, als sie<br />

etwas vom Dachboden<br />

holen wollte. Dort befindet<br />

sich auch der Eulenkasten,<br />

direkt über dem<br />

Rathaussaal. Bei einem<br />

Kontrollgang wurde dann<br />

schnell klar, dass hier neues Leben Einzug<br />

gehalten hat.<br />

„Es war schon immer das Anliegen des<br />

Samtgemeinderates, auch im Rathaus<br />

etwas für den Naturschutz zu tun“, sagt<br />

Harm Poppen. Deshalb habe man vor<br />

einigen Jahren den Eulenkasten unter<br />

dem Dach angebracht. „Wir waren hoch<br />

erfreut, als unser Angebot von einer<br />

Schleiereule angenommen wurde.“ Der<br />

Vogel, ein Weibchen, bekam schnell den<br />

Namen „Meta“. Doch leider verletzte sich<br />

die Eule während eines Ausflugs an einem<br />

Kabel. „Wir haben Meta damals wieder<br />

Eulenbabies im Westerholter Rathaus<br />

Natürlich Niedersachsen – der Sonntag<br />

für den Naturschutz<br />

NDR 1 Niedersachsen und NNA planen landesweite Naturschutzaktion<br />

Am 19. Juni 2005 findet in ganz Niedersachsen<br />

die Aktion „Natürlich Niedersachsen<br />

– der Sonntag für den Naturschutz“<br />

statt. An diesem Sonntag sollen überall<br />

in Niedersachsen Veranstaltungen stattfinden,<br />

bei denen der Naturschutz in all<br />

seinen Formen vorgestellt wird. NDR 1<br />

Niedersachsen und die Alfred Toepfer<br />

Akademie für Naturschutz (NNA) rufen<br />

alle, die sich für den Naturschutz in Niedersachsen<br />

einsetzen, zum Mitmachen auf.<br />

aufgepäppelt, und sie hat uns dafür die<br />

Treue gehalten“, sagt Poppen.<br />

Besonders erfreut ist man im Westerholter<br />

Rathaus nun darüber, dass Meta einen<br />

Partner gefunden hat. Gesunde Fünflinge<br />

sind der Beweis. „Bei uns ist die Welt eben<br />

doch noch in Ordnung“, sagt der Samtgemeindebürgermeister.<br />

Nicht nur der Samt-<br />

Alle niedersächsischen Landkreise, Städte<br />

und <strong>Gemeinden</strong>, Organisationen, Institutionen<br />

und Verbände sind aufgefordert, an<br />

diesem Tag Naturschutzveranstaltungen zu<br />

planen und anzumelden.<br />

Die Veranstaltungen können das gesamte<br />

Repertoire der Naturschutzbewegung<br />

umfassen, von praktischen Aktionen in der<br />

Natur über Exkursionen und Wanderungen<br />

bis hin zu Vorträgen, Seminaren und<br />

Schulungen in den vielfältigen Bildungsein-<br />

gemeindehaushalt ist ausgeglichen, auch<br />

für Schleiereulen gibt es im Holtriemerland<br />

noch genügend Mäuse. Die Nahrung der<br />

Schleiereule besteht bis zu 96 Prozent aus<br />

Kleinsäugern, Feld- und Spitzmäusen; nur<br />

in einem geringen Umfang <strong>werden</strong> Vögel,<br />

Amphibien und Insekten erbeutet.<br />

Offenes Kulturland<br />

mit ganzjährig kurzer Vegetation<br />

ist das bevorzugte<br />

Jagdgebiet.<br />

Charakteristisch ist die<br />

deutlich ausgeprägte, herzförmige<br />

Gesichtsmaske.<br />

Die Schleiereule ist etwa<br />

taubengroß und erreicht<br />

ein Gewicht von rund 330<br />

Gramm. Die Oberseite der<br />

Schleiereule ist goldbraun,<br />

die Unterseite rostbraun<br />

bis weiß. Wie ein feines<br />

Gespinst scheint über ihr<br />

Federkleid ein „Perlenschleier“<br />

aus dunklen Punkten<br />

geworfen zu sein. Bis Metas<br />

Schleiereulenjunge dieses<br />

Aussehen erlangen und sie sich aus dem<br />

dunklen Nistkasten trauen, um das Holtriemerland<br />

zu erkunden, <strong>werden</strong> noch einige<br />

Wochen und Monate vergehen.<br />

Anzeiger für Harlingerland<br />

vom 3.6.2004<br />

Autor: Klaus Händel<br />

richtungen. Für Groß und Klein soll etwas<br />

dabei sein, damit sie die Natur mit allen<br />

Sinnen erleben können. Die Ausgestaltung<br />

bleibt den Veranstaltern überlassen. NDR<br />

1 Niedersachsen und die NNA <strong>werden</strong><br />

die Werbemaßnahmen unterstützen und<br />

dabei helfen, Teilnehmer zu gewinnen und<br />

Aufmerksamkeit zu erlangen.<br />

Alle Veranstaltungen <strong>werden</strong> im Programm<br />

von NDR 1 Niedersachsen angekündigt<br />

oder in die aktuelle Berichterstat-<br />

161


UMWELTSCHUTZ<br />

tung einbezogen. Der Radiosender wird<br />

das Thema Naturschutz wieder zu einem<br />

Schwerpunkt des Programms machen.<br />

Weitere Informationen zu „Natürlich Niedersachsen“<br />

und das Online-Anmeldeformular<br />

sind im Internet unter www.nna.de<br />

oder www.ndr1niedersachsen.de zu finden.<br />

Fragen zur Aktion beantwortet Susanne<br />

Eilers von der Alfred Toepfer Akademie<br />

für Naturschutz (NNA) unter der Telefonnummer<br />

05198-9890-80 oder per Email:<br />

susanne.eilers@nna.niedersachsen.de<br />

Gefahr durch Windräder umstritten<br />

„Windkraftnutzung und Vogelschlag<br />

– ein unterschätztes Problem“: So lautet<br />

eine Überschrift in der jüngsten Ausgabe<br />

der Zeitschrift „Die Niedersächsische Gemeinde“<br />

(4/2004). In dem Artikel <strong>werden</strong><br />

zahlreiche Fälle aufgelistet, wonach in<br />

Brandenburg Vögel von Windradrotoren<br />

erschlagen worden sein sollen. Bei der<br />

hannoverschen Firma „Windwärts“, die<br />

im Verbreitungsgebiet der Leine-Nachrichten<br />

etliche Windkraftanlagen betreibt,<br />

ist das Problem nicht bekannt. Von den<br />

30 Technikern, die für das Unternehmen<br />

arbeiten, seien bisher keine Berichte über<br />

erschlagene Vögel eingegangen, sagt die<br />

Sprecherin Sylvia Reckel.<br />

Professor Matthias Freude, Präsident des<br />

Landesumweltamts Brandenburg, erklärt<br />

in seiner Darstellung, er sei ein Freund<br />

erneuerbarer Energien, aber: „Wie so oft<br />

bei neuen Technologien <strong>werden</strong> die Risiken<br />

erst nach und nach bekannt.“ Sogar Mauersegler,<br />

die mit zirka 180 Kilometern pro<br />

Stunde schnellsten einheimischen Vögel,<br />

seien unter Windräder gefunden worden.<br />

Und Rotmilane, die elegantesten und wendigsten<br />

Greifvögel Deutschlands, gehörten<br />

sogar zu den Hauptopfern.<br />

Der Umweltexperte gesteht ein, dass<br />

er vor wenigen Jahren noch nicht mit<br />

ernsthaften Problemen des Vogelschlags<br />

gerechnet habe. „Mittlerweile haben uns<br />

die Tatsachen eines Besseren belehrt. Die<br />

Erkenntnis wuchs mit den ersten Zufallsfunden.“<br />

Die Tabelle der „Totfunde“ von<br />

Vögeln und Fledermäusen weist nach<br />

Darstellung von Freude 477 so genannte<br />

Anflugopfer aus. Sie seien zu fast 90<br />

Prozent in den vergangenen zwei Jahren<br />

gefunden worden. Der Präsident des Landesumweltamts:<br />

„Insgesamt verunglück-<br />

Von Mitte Mai 2005 an <strong>werden</strong> alle<br />

Veranstaltungen in einer landesweiten<br />

Übersicht auf der Webseite der NNA<br />

präsentiert. So kann sich jeder Interessierte<br />

über die Veranstaltungsangebote<br />

informieren.<br />

Die Veranstalter knüpfen an die erfolgreiche<br />

Aktion „Natürlich Niedersachsen<br />

– ein langes Wochenende für den Naturschutz“<br />

aus dem Mai 2003 an. Damals<br />

wurden in vielen niedersächsischen Orten<br />

mehr als 500 Veranstaltungen angeboten,<br />

ten Vertreter von 60 Vogel- und zehn<br />

Fledermausarten.“<br />

Die Schlussfolgerungen des Umweltschutzexperten:<br />

An bekannten Vogelzugtrassen<br />

und in der unmittelbaren Nähe von<br />

Müllhalden sollte auf Windkraftanlagen<br />

verzichtet <strong>werden</strong>. Außerdem gelte es, auf<br />

Freileitungen als weitere Gefahrenquellen<br />

zugunsten von Erdkabeln zu verzichten.<br />

Eine Suche der Leine-Nachrichten unter<br />

acht Windwärts-Anlagen zwischen Ingeln-<br />

Oesselse und Hotteln erbrachte keinen Hinweis<br />

auf erschlagene Vögel. Ein Techniker<br />

der Auricher Firma Enercon der seit zwei<br />

Jahren täglich an zahlreichen Windrädern<br />

arbeitet, hat nach seinen Worten noch nie<br />

einen toten Vogel unter den Rotoren gesehen.<br />

Die „Windwärts“-Sprecherin Reckel<br />

äußert sich ähnlich. Sie wolle aber nicht<br />

ausschließen, dass Vögel durch die Rotoren<br />

zu Tode kommen können.<br />

FINANZEN UND STEUERN<br />

mit denen für den Naturschutz geworben<br />

wurde. Über 100.000 Menschen nahmen<br />

daran teil, mehrere Millionen Hörerinnen<br />

und Hörer verfolgten auf NDR 1 Niedersachsen<br />

die Reportagen aus allen Landesteilen.<br />

Wie bereits im Jahr 2003, unterstützt<br />

der Niedersächsische Städte und Gemeindebund<br />

auch die Aktion 2005, bei der die<br />

<strong>Gemeinden</strong> ihr vielfältiges Engagement für<br />

den Naturschutz der Öffentlichkeit vorstellen<br />

können.<br />

Jens Achtermann, Umwelttechniker der<br />

Stadt Laatzen und Hobby-Ornithologe,<br />

hält die Gefahr des Vogelschlags für gering.<br />

Allerdings seien durch die Windräder<br />

die Zugvögel gefährdet, weil sie zwischen<br />

Hannover und Hildesheim ihre traditionellen<br />

Rastplätze verlören. „Wenn sich Vögel<br />

in ihrem Revier auskennen, dann arrangieren<br />

sie sich mit dem Windrad“ erklärt<br />

Achtermann. Das gelte etwa für Schaf- und<br />

Gebirgsstelzen und Wiesenpieper. Wer<br />

Feldlerchen neben Windrädern aufsteigen<br />

sehe, könne das bestätigen. Der Ornithologe<br />

kann auf einen Beweis für seine These<br />

aus dem Jahr 1998 verweisen. Damals zog<br />

ein Turmfalkenpärchen in einem Nistkasten<br />

an dem Windrad „Heinrich“ bei Ingeln-<br />

Oesselse sieben Junge groß. Kg.<br />

Hannoversche Allgemeine Zeitung,<br />

Leinenachrichten, 28.9.2004<br />

Doppik ist nachhaltig teuer<br />

Die Doppik verursacht jährlich allein für die Software in den <strong>Gemeinden</strong> Mehrkosten<br />

von 2,57 Euro je Einwohner. Bei dieser Berechnung wurden die bisherigen Kosten<br />

natürlich abgesetzt. Demgegenüber sieht sich das Innenministerium angeblich nicht in<br />

der Lage, die Folgekosten zu ermitteln. Insoweit lautet lapidar die Begründung für diese<br />

Ausfallerscheinung: „Der Umstellungsaufwand bei den <strong>Gemeinden</strong> kann flächendeckend<br />

weder zuverlässig noch allgemein aussagefähig ermittelt <strong>werden</strong>...“ Mit dieser Ansage<br />

würde schon nach dem geltenden kommunalen Haushaltsrecht kein Bürgermeister für<br />

eigene Maßnahmen Gnade vor der Kommunalaufsicht finden. Natürlich hätte das Innenministerium<br />

bei gutem Willen zumindest einige harte Kostenblöcke ermitteln oder<br />

zumindest wirklichkeitsnah schätzen können. Aber die Doppik lässt sich den Kommunen<br />

leichter aufzwingen, wenn die hohen Folgekosten verschwiegen <strong>werden</strong>.<br />

162 DNG 5 2004


NIEDERSÄCHSISCHER STÄDTE- UND GEMEINDEBUND<br />

IM SPIEGEL DER PRESSE<br />

DNG 5 2004<br />

FINANZEN UND STEUERN<br />

Schwierige Finanzlage der Samtgemeinden<br />

Der Niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring im Gespräch<br />

mit Samtgemeindebürgermeistern und Landrat<br />

Kürzlich hatten die Bürgermeister der<br />

drei Samtgemeinden Bad Grund (Harz),<br />

Hattorf und Walkenried gemeinsam mit<br />

Landrat Bernhard Reuter die Gelegenheit,<br />

dem Niedersächsischen Finanzminister die<br />

finanziellen Probleme der Samtgemeindehaushalte<br />

vor Ort zu schildern.<br />

Finanzsituation der drei<br />

Samtgemeinden im Jahre 2004<br />

In diesem Haushaltsjahr nehmen die drei<br />

Samtgemeinden und ihre Mitgliedsgemeinden<br />

rd. 29,7 Mio. Euro im Verwaltungshaushalt<br />

ein. Sie müssen aber Ausgaben<br />

in einer Größenordnung von rd. 34,9 Mio.<br />

Euro veranschlagen; es fehlen folglich 5,2<br />

Mio. Euro im laufenden Haushalt. Bedingt<br />

durch ähnliche Situationen in den Vorjahren<br />

sind bis einschließlich 2004 annähernd 25,0<br />

Mio. Euro an Fehlbeträgen aufgelaufen, die<br />

– an sich rechtswidrig – über Kassenkredite<br />

finanziert <strong>werden</strong>. Allein im vergangenen<br />

Haushalt haben die drei Samtgemeinden<br />

dafür Kassenkreditzinsen in Höhe von<br />

rd. 500.000 Euro zahlen müssen; wenn<br />

sich an diesem Zustand nachhaltig nichts<br />

ändert, kommen jährlich rd. 160.000 Euro<br />

an Zinslast hinzu. Mithin eine Belastung,<br />

die bei vernünftiger Finanzausstattung<br />

nicht anfallen würde.<br />

v.l. Harald Dietzmann, BM der SG Bad Grund, Nds. Finanzminister Hartmut Möllring;<br />

Werner Bierwirth, BM der SG Hattorf; Frank Uhlenhaut, BM der SG Walkenried; Landrat<br />

Bernhard Reuter<br />

Der Finanzminister zeigte Verständnis für<br />

die Sorgen der drei Hauptverwaltungsbeamten,<br />

wies aber gleichzeitig darauf hin,<br />

dass auch die Lage des Landeshaushaltes<br />

als „katastrophal“ bezeichnet <strong>werden</strong><br />

müsse. Möllring betonte aber, dass nach<br />

seiner Einschätzung das Land einiges für<br />

die Städte und <strong>Gemeinden</strong> in Niedersachsen<br />

getan hätte. So sei beispielsweise die<br />

Gewerbesteuerumlagequote zu Gunsten<br />

PRESSESPIEGEL<br />

der Kommunen wieder auf das Niveau<br />

des Jahres 2000 zurückgeführt worden.<br />

Außerdem würden die <strong>Gemeinden</strong> finanzielle<br />

Entlastungen erhalten, wenn ab 2005<br />

das Arbeitslosengeld II eingeführt werde;<br />

der Minister rechnet derzeit mit einer<br />

Nettoentlastung der Kommunen in einer<br />

Größenordnung von rd. 90 Mio. Euro.<br />

<strong>Gemeinden</strong> <strong>könnten</strong> <strong>ungehorsam</strong> <strong>werden</strong><br />

Die Kommunen im Landkreis Leer wehren sich gegen zusätzliche Aufgaben<br />

Der Gemeindebund klagte gestern bei einer<br />

Tagung in Filsum über die Finanznot.<br />

Positiv bewertet wird die Bewerbung des<br />

Landkreises um die Zuständigkeit für das<br />

Arbeitslosengeld II.<br />

Der Jemgumer Bürgermeister Jakobus<br />

Baumann will den „kommunalen Ungehorsam“<br />

nicht ausschließen. Was das ist?<br />

„Wenn ein Gesetz gemacht wird, und wir<br />

führen es nicht aus – weil wir das Geld<br />

nicht haben.“ Dieser Fall könnte eintreten,<br />

wenn die <strong>Gemeinden</strong> Hortplätze für Kinder<br />

bis zu drei Jahren anbieten müssten, meint<br />

Baumann.<br />

Bundesfamilienministerin Renate<br />

Schmidt wünscht sich eine umfassende<br />

Kinderbetreuung. Doch trotz der angekündigten<br />

Entlastung der Kommunen von 2,5<br />

Milliarden Euro durch die Arbeitsmarktreform<br />

Hartz IV sehen sich die <strong>Gemeinden</strong><br />

für zusätzliche Aufgaben finanziell nicht<br />

gerüstet. „Ganze Landstriche <strong>werden</strong> mög-<br />

licherweise davon gar nicht profitieren“,<br />

vermutet Dr. Wulf Haack, Landesgeschäftsführer<br />

des Niedersächsischen Städte- und<br />

Gemeindebundes.<br />

Im Trauzimmer des Filsumer Rathauses,<br />

in dem sich sonst Brautpaare hoffnungsfroh<br />

das Ja-Wort geben, stimmten die Vertreter<br />

des kommunalen Spitzenverbandes gestern<br />

einmal mehr das Klagelied von der Finanznot<br />

der <strong>Gemeinden</strong> an. Der Kreisvorsitzende<br />

Jakobus Baumann formulierte es drastisch:<br />

163


PRESSESPIEGEL<br />

Der Kreisverband Leer des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes tagte gestern<br />

im Rathaus der Samtgemeinde Jümme in Filsum. Von links: der Gastgeber, SGBM<br />

Wiard Voß, Dr. Wulf Haack, Landesgeschäftsführer des Gemeindebundes, dessen Kreisvorsitzender<br />

Jakobus Baumann sowie Kreisgeschäftsführer Hartwig Aden.<br />

„Uns geht es dreckig.“<br />

Schon jetzt hätten die Kommunen damit<br />

zu kämpfen, ihre Kindergärten zu bezahlen.<br />

„Im Schnitt zahlen sie 200 Euro pro Platz<br />

und Monat“, rechnet Dr. Wulf Haack vor. Da<br />

kommen schnell ein paar hunderttausend<br />

Euro im Jahr zusammen. Zusätzliche Aufgaben<br />

seien nicht zu bewältigen, die Aufgaben<br />

müssten weniger <strong>werden</strong>.<br />

Weniger wird das Geld. Das Land will<br />

den Finanzausgleich um 150 Millionen Euro<br />

kürzen. „Das trifft die Ärmsten der Armen<br />

Jahrgang 2004/Nr. 156 17. September 2004<br />

Kreise und <strong>Gemeinden</strong><br />

gegen Doppik<br />

(rb) Hannover. In einer gemeinsamen<br />

Stellungnahme haben sich der Niedersächsische<br />

Landkreistag sowie der Niedersächsische<br />

Städte- und Gemeindebund gegen<br />

die von der Landesregierung geplante<br />

Neuordnung des Gemeindehaushaltsrechts<br />

und die Änderung gemeindewirtschaftlicher<br />

Vorschriften ausgesprochen.<br />

Insbesondere der Termin 1.1.2005 für<br />

das Inkrafttreten wird für völlig illusorisch<br />

gehalten, weil für eine ausreichende Beratung<br />

weder die notwendige Zeit gegeben<br />

wird noch die notwendigen weitergehenden<br />

Rechtsnormen vorliegen. Zudem wird<br />

darauf verwiesen, dass die Kommunen<br />

bereits an den Haushaltsplänen für das<br />

kommende Jahr arbeiten, die naturgemäß<br />

nach der bisherigen Rechtslage aufgestellt<br />

<strong>werden</strong>. Nachdem sich die Beratungen zur<br />

Haushaltsrechtsreform auf Bundesebene<br />

unter den steuerschwachen Kommunen“,<br />

sagt Hartwig Aden, Kreisgeschäftsführer<br />

des Gemeindebundes. Für seine Heimatgemeinde<br />

Uplengen beziffert der Bürgermeister<br />

das Minus auf rund 230 000 Euro<br />

im Jahr. „Das ist eine unglaubliche Summe.“<br />

Die Schlüsselzuweisungen des Landes gehören<br />

in steuerschwachen <strong>Gemeinden</strong> zu<br />

den wichtigsten Einnahmequellen.<br />

Nichts dagegen hat der Gemeindebund,<br />

dass der Landkreis Leer beim Land die<br />

Zuständigkeit für das Arbeitslosengeld II<br />

über Jahre hingezogen hätten, sollte die<br />

Umsetzung auf Landesebene jetzt nicht<br />

in unnötiger Eile vollzogen <strong>werden</strong>, heißt<br />

es.<br />

Grundsätzlich sind die beiden kommunalen<br />

Spitzenverbände der Meinung, dass<br />

das Land in der Pflicht ist, ebenfalls sein<br />

Rechnungswesen von der Kameralistik auf<br />

das doppische Haushaltsrecht umzustellen,<br />

falls die Doppik gegenüber dem bisherigen<br />

System tatsächlich so viele Vorteile biete,<br />

wie es in der Gesetzesvorlage heißt. Das<br />

gelte umso mehr, als die finanzielle Situation<br />

des Landes nach eigenem Bekunden<br />

zumindest nicht besser ist als die der<br />

kommunalen Gebietskörperschaften. Für<br />

Irritation hat gesorgt, dass eine Umstellung<br />

des Gemeindehaushaltsrechts nicht dem<br />

Konnexitätsprinzip unterliegen soll und der<br />

Umstellungsaufwand der Kommunen angeblich<br />

weder zuverlässig noch allgemein<br />

aussagefähig ermittelt <strong>werden</strong> konnte.<br />

Zumindest für den Städte- und Gemeindebund<br />

war es offenkundig weniger kompliziert,<br />

diese Kosten zu ermitteln. Allein<br />

für die Software, die die <strong>Gemeinden</strong> für<br />

die Umstellung benötigen <strong>werden</strong>, wurden<br />

2,57 Euro pro Einwohner errechnet;<br />

dabei sind die bisherigen Kosten schon<br />

beantragen will. Bekäme der Kreis allein<br />

die Zuständigkeit und müsste sich die<br />

Aufgabe nicht mit dem Arbeitsamt teilen,<br />

würden in den Rathäusern der Kommunen<br />

die Anträge bearbeitet und die Leistungen<br />

ausgezahlt – also das Arbeitslosengeld II<br />

und das Wohngeld. „Wir sind froh, wenn<br />

wir unser Personal behalten können“,<br />

sagte Jakobus Baumann. Es werde sogar<br />

noch zusätzliches Personal gebraucht; die<br />

Kosten würden vom Kreis erstattet. Und die<br />

Antragsteller müssten nicht ganz bis nach<br />

Leer fahren.<br />

So rechnet der Uplengener Bürgermeister<br />

Hartwig Aden damit, dass seine Gemeinde<br />

240 Fälle vom Arbeitsamt dazubekommt,<br />

für die jetzt noch Arbeitslosenhilfe gezahlt<br />

wird. Zusammen mit den Sozialhilfeempfängern,<br />

die arbeitsfähig sind, und den nicht<br />

erwerbsfähigen Sozialhilfeempfängern<br />

müssten dann im Remelser Rathaus 400<br />

Fälle bearbeitet <strong>werden</strong>.<br />

Text und Foto Philipp Koenen,<br />

Ostfriesen-Zeitung vom 1.9.2004<br />

abgezogen. Zum einmaligen Kostenaufwand<br />

kommt nach ersten Berechnungen<br />

der Kommunen u.a. ein deutlich erhöhter<br />

Wartungsaufwand für die eingesetzten<br />

komplizierten Finanzprogramme, die auf<br />

das Zehn- bis Fünfzehnfache der jetzigen<br />

Kosten geschätzt <strong>werden</strong>. Von daher<br />

könne nicht die Rede davon sein, dass<br />

die Reform für die Kommunen „rentierlich“<br />

sein wird, wie es der Gesetzentwurf<br />

formuliert. Die Kommunen bestehen für<br />

den zusätzlichen Kostenaufwand, der<br />

durch die Reform verursacht wird, auf<br />

der Einhaltung des Konnexitätsprinzips.<br />

Sie verlangen zudem, wie es die Landesverfassung<br />

vorschreibt, die Vorlage einer<br />

konkreten Gesetzesfolgenabschätzung.<br />

Der Städte- und Gemeindebund warnt<br />

in diesem Zusammenhang seine Mitgliedsgemeinden,<br />

sich auf freiwilliger Basis auf<br />

die Einführung der Doppik noch vor<br />

einer entsprechenden Gesetzesregelung<br />

einzulassen, wie dies derzeit in einem<br />

Runderlass des Innenministeriums angeboten<br />

werde. Damit würde nicht nur die<br />

Gesetzesberatung erschwert; auch mögliche<br />

Ansprüche auf Konnexitätsleistungen<br />

des Landes ließen sich dann nur schwer<br />

durchsetzen.<br />

164 DNG 5 2004


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