Diplomarbeit als pdf (2.3 MB) - Bleiberechtsbüro
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Interview zu lenken, zum einen wegen seiner für mich ungewöhnlichen Ausdrucksweise; zum anderen aufgrund seiner Abschweifungen, die mich immer wieder in die Situation brachten, ihn auf das eigentliche Thema zurückführen zu müssen. Vorwiegende Themen waren die Schwierigkeit der Passbeschaffung, seine Angst vor der Abschiebung und die Diskriminierung der Roma. Auf den letzten Punkt bezieht sich auch der Titel „Für uns Roma gibt’s nirgendwo Platz“. Themen, die außerhalb des Leitfadens von Herrn Miçko angesprochen wurden, waren: das nicht Vorhandensein einer Lebensgrundlage im ehemaligen Jugoslawien und die Hinderlichkeit seines fortgeschrittenen Alters bei dem Aufbau einer solchen im Falle einer Abschiebung, die Sorgen um die Zukunft seiner Kinder, für die Berlin die Heimat ist und die ungeklärte Todesursache seines Vaters. II.2.3 Herr Diyar: „Und das geht immer hin und her“ Herr Diyar ist 19 Jahre alt. Er ist in Syrien geboren und ist Kurde. Herr Diyar spricht Kurdisch, Deutsch, Arabisch und ein bisschen Türkisch. Im Jahr 2000 floh er mit seiner Familie aufgrund der politischen Verfolgung nach Deutschland. In Deutschland stellte die Familie einen Asylantrag, der vor drei Jahren abgelehnt wurde. Seitdem besitzt sie eine Duldung wegen der Passlosigkeit, die aus folgender Tatsache resultiert: Der Großvater von Herrn Diyar flüchtete vor vielen Jahren aufgrund der Kurdenverfolgung aus der Türkei nach Syrien. In Syrien jedoch wurden der Großvater, sein Vater, er und seine Geschwister nie registriert. Herr Diyar lebt zusammen mit seinen Eltern und seinen sechs Geschwistern in Berlin. Er bekam Ende März eine AE nach der Bleiberechtsregelung über sechs Monate mit der Auflage, sich um einen Pass zu bemühen. Über den Antrag seiner Familie wurde noch nicht entschieden. Die Gesprächsatmosphäre war gut. Zuerst wirkte er auf mich ein bisschen schüchtern, was mit der Schwere der Thematik zu tun haben könnte oder auch nur mit seiner leisen Stimme. Herr Diyar ging auf die vorgegebenen Themen ein, machte aber wenig Ausführungen. Auffallend war, wie reflektiert er über die Thematik sprach. 30
Die Hauptthemen des Interviews waren die Schwierigkeit der Passbeschaffung, die Kritik an der Arbeit der ABH und die Schwierigkeit, eine Ausbildung zu machen. Der Ausspruch „Und das geht immer hin und her“ bezieht sich auf die Passbeschaffung: Die ABH verlangt von Herrn Diyar, dass er sich um einen Pass bemüht und dazu bei verschiedenen Botschaften vorspricht. Die türkische Botschaft gibt ihm jedoch keine Anwesenheitsbescheinigung darüber, die er aber als Beweis für seine Bemühungen bei der ABH vorlegen muss. II.2.4 Herr Ahmed: „Also ich selber hatte Glück, nur“ Herr Ahmed ist 22 Jahre alt. Er ist im Libanon geboren. Herr Ahmed spricht Arabisch, Deutsch, Englisch und ein bisschen Französisch. 1998 kam er mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern nach Deutschland. Die Eltern stellten in Berlin einen Asylantrag, der abgelehnt wurde. Auf den Fluchtgrund möchte er nicht eingehen. Seine Geschwister sind zwischen vier und zwanzig Jahre alt und gehen alle noch zur Schule. Im Januar 2007 stellte die Familie einen Antrag nach der Bleiberechtsregelung. Da er eine Ausbildung anfangen wollte und unter Zeitdruck geriet, koppelte er seinen Antrag von dem der Familie ab und stellte einen eigenständigen Antrag, der mit einem Positivbescheid endete. Über den Antrag seiner Familie wurde noch nicht entschieden. Das Gespräch mit Herrn Ahmed fand im Anschluss an das Gespräch mit Herrn Diyar statt. Die Gesprächsatmosphäre war entspannt, ich fühlte mich jedoch vom vorherigen Gespräch etwas erschöpft. Auf die Thematik des Interviews ging Herr Ahmed detailliert ein. Sein Umgang mit den Interviewinhalten war sehr politisch und reflektiert. Hauptthema in diesem Interview war seine schulische und berufliche Bildung. Immer wieder betonte er, dass er in vielen Dingen Glück hatte und dass viele, die sich in der gleichen Lebenssituation befänden, mehr Schwierigkeiten hätten. Zusätzlich zu den Interviewinhalten sprach Herr Ahmed folgende Themen an: die Ablehnung und die Vorurteile der Mehrheitsgesellschaft gegenüber „Ausländern“ (Herr Ahmed) und die schwierige Lebenssituation von Bekannten und Freunden mit Duldung. Er äußerte Kritik an den mangelnden Hilfsangeboten für 31
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Interview zu lenken, zum einen wegen seiner für mich ungewöhnlichen Ausdrucksweise;<br />
zum anderen aufgrund seiner Abschweifungen, die mich immer wieder<br />
in die Situation brachten, ihn auf das eigentliche Thema zurückführen zu<br />
müssen.<br />
Vorwiegende Themen waren die Schwierigkeit der Passbeschaffung, seine<br />
Angst vor der Abschiebung und die Diskriminierung der Roma. Auf den letzten<br />
Punkt bezieht sich auch der Titel „Für uns Roma gibt’s nirgendwo Platz“. Themen,<br />
die außerhalb des Leitfadens von Herrn Miçko angesprochen wurden, waren:<br />
das nicht Vorhandensein einer Lebensgrundlage im ehemaligen Jugoslawien<br />
und die Hinderlichkeit seines fortgeschrittenen Alters bei dem Aufbau einer solchen<br />
im Falle einer Abschiebung, die Sorgen um die Zukunft seiner Kinder, für<br />
die Berlin die Heimat ist und die ungeklärte Todesursache seines Vaters.<br />
II.<strong>2.3</strong> Herr Diyar: „Und das geht immer hin und her“<br />
Herr Diyar ist 19 Jahre alt. Er ist in Syrien geboren und ist Kurde. Herr Diyar<br />
spricht Kurdisch, Deutsch, Arabisch und ein bisschen Türkisch. Im Jahr 2000 floh<br />
er mit seiner Familie aufgrund der politischen Verfolgung nach Deutschland. In<br />
Deutschland stellte die Familie einen Asylantrag, der vor drei Jahren abgelehnt<br />
wurde. Seitdem besitzt sie eine Duldung wegen der Passlosigkeit, die aus folgender<br />
Tatsache resultiert: Der Großvater von Herrn Diyar flüchtete vor vielen Jahren<br />
aufgrund der Kurdenverfolgung aus der Türkei nach Syrien. In Syrien jedoch wurden<br />
der Großvater, sein Vater, er und seine Geschwister nie registriert.<br />
Herr Diyar lebt zusammen mit seinen Eltern und seinen sechs Geschwistern<br />
in Berlin. Er bekam Ende März eine AE nach der Bleiberechtsregelung über<br />
sechs Monate mit der Auflage, sich um einen Pass zu bemühen. Über den Antrag<br />
seiner Familie wurde noch nicht entschieden.<br />
Die Gesprächsatmosphäre war gut. Zuerst wirkte er auf mich ein bisschen<br />
schüchtern, was mit der Schwere der Thematik zu tun haben könnte oder auch nur<br />
mit seiner leisen Stimme. Herr Diyar ging auf die vorgegebenen Themen ein,<br />
machte aber wenig Ausführungen. Auffallend war, wie reflektiert er über die<br />
Thematik sprach.<br />
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