amnesty international - Dan Richter
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Pressespiegel<br />
also zur Abwanderung potenzieller<br />
oder ausgebildeter Facharbeiter und<br />
sonstiger Spezialisten, sondern auch<br />
zu organisierter Ausbeutung,<br />
Zwangsprostitution, Menschenhandel.<br />
Zurück bleiben die Alten und<br />
die Kleinsten. Hilflosigkeit hat sich<br />
wie ein mit Äther getränktes Tuch<br />
über das ganze Land gebreitet. Es<br />
hat den Anschein, als seien die Moldauer<br />
immer noch betäubt und paralysiert<br />
vom Untergang der UdSSR.<br />
Man wartet auf Hilfe, die nicht<br />
kommt, und ergibt sich widerstandslos<br />
seinem Schicksal. Eine Vielzahl<br />
an <strong>international</strong>en NGOs haben sich<br />
dauerhaft niedergelassen. Ihr Einsatz<br />
lindert die ärgste Not, kann aber<br />
freilich nicht dem ganzen Staat auf<br />
die Beine helfen.<br />
Selbst die medizinische Versorgung<br />
wird blockiert<br />
Arbeitsplätze, so heißt es, seien verfügbar.<br />
Nicht in Hülle und Fülle,<br />
aber doch. Nur, wer will schon Jobs,<br />
bei denen man dermaßen wenig verdient,<br />
dass es wesentlich lohnender<br />
ist, den eigenen Garten in einen Lebensmittelversorgungsposten<br />
umzufunktionieren?<br />
Dort graben selbst<br />
ehemalige Universitätsprofessoren,<br />
deren Wissen längst nicht mehr gefragt<br />
ist, die fette schwarze Erde um,<br />
die einst das halbe Sowjetreich mit<br />
bestem Obst und Gemüse ernährt<br />
hat. Wer dazu noch das Pech hat<br />
krank zu werden, der hat ein Problem.<br />
Denn der Zugang zu medizinischer<br />
Versorgung ist blockiert von<br />
Medikamentenpreisen und Behandlungskosten,<br />
die sich niemand leisten<br />
kann. Die staatliche Krankenversicherung<br />
ist das Papier nicht<br />
wert, auf der sie gedruckt ist.<br />
Alles könnte besser sein, wenn...<br />
Dabei könnte alles so viel besser<br />
sein. Moldaus landschaftlicher<br />
Reichtum, die lange Winzertradition,<br />
die die größten Weinkeller der<br />
Welt hervorgebracht hat; die fast<br />
schon beschämende Gastfreundlichkeit<br />
der Menschen; eine Küche, deren<br />
deftiger Köstlichkeit sogar Diätfreaks<br />
und Kalorienzähler nicht widerstehen<br />
könnten; sanfte Hügel und<br />
weite Täler, fruchtbare Böden, die<br />
großartiges Gemüse hervorzubringen<br />
vermögen; Nussbaumalleen, die<br />
sich über Dutzende Kilometer erstrecken;<br />
sprachliche und kulturelle<br />
Vielfalt. Auch das ist Moldau. Doch<br />
diese erhaltens- und fördernswerten<br />
Kleinodien versickern im von Korruption,<br />
Misswirtschaft und Konzeptlosigkeit<br />
ausgedörrten Boden.<br />
Kühne Optimisten werden sagen:<br />
Moldau wird seine Chance bekommen.<br />
Die Frage ist nur, wann.<br />
www.nachrichten.at<br />
56 <strong>amnesty</strong> <strong>international</strong> – Kogruppe Weißrussland – Ukraine – Republik Moldau · Rundbrief 16 / 2007