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amnesty international - Dan Richter

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Pressespiegel<br />

aber sie bauten kein neues auf. Wieder<br />

wurde offenbar, dass die Institutionen<br />

aus der Sowjetzeit nicht funktionierten<br />

und die junge ukrainische<br />

Demokratie bedrohten.<br />

Weil weitreichende Reformen ausblieben,<br />

musste die institutionelle<br />

Leerstelle gefüllt werden - und die<br />

neosowjetische, autoritäre Partei der<br />

Regionen, geführt von Wiktor Janukowitsch,<br />

kam nach den Parlamentswahlen<br />

von 2006 wieder an die<br />

Macht. Doch musste sie die Macht<br />

mit einem Präsidenten teilen, der<br />

sich nicht mit Kutschmas Erpresserstaat<br />

gemein gemacht hatte und sich<br />

Janukowitschs Versuchen, die ganze<br />

Macht an sich zu reißen und Kutschmas<br />

Herrschaftssystem wieder zu<br />

errichten, eisern widersetzte.<br />

Die Krise wurde unvermeidlich.<br />

Auf der einen Seite entwickelte die<br />

Ukraine demokratische Strukturen<br />

mit Gewaltenteilung. Auf der anderen<br />

Seite erwies sie sich als äußerst<br />

anfällig ohne effizient funktionierende<br />

Institutionen, die die Gewaltenteilung<br />

klar und unmissverständlich<br />

garantieren könnten.<br />

Demzufolge ist die politische Einigung,<br />

die die Kontrahenten kürzlich<br />

gefunden haben, nur dann von Bedeutung,<br />

wenn sie sich jetzt zu weitreichenden<br />

institutionellen Reformen<br />

durchringen, vor allem der<br />

Justiz. Das demokratische System<br />

muss funktionieren, ungeachtet dessen,<br />

wer an der Macht ist und wer in<br />

der Opposition. Sonst wird die Ukraine<br />

von Krise zu Krise schlittern,<br />

bis die politische Klasse endlich versteht,<br />

dass in diesem Land niemand<br />

je wieder die ganze Macht erringen<br />

wird. Und dass die ständigen Pattsituationen<br />

und Blockaden des politischen<br />

Systems nur zu vermeiden<br />

sind, wenn unumstößliche Regeln<br />

für die Teilung und Kontrolle der<br />

Macht für alle gelten.<br />

Deutsche Welle<br />

21. Juni 2007<br />

UNO streicht Belarus von „Schwarzer Liste“<br />

Von Olga Müller<br />

Belarus gehört künftig nicht mehr<br />

zu den Staaten, die von einem UN-<br />

Sonderbeobachter auf Menschenrechtsverletzungen<br />

hin geprüft werden.<br />

Belarussische Bürgerrechtler<br />

sind skeptisch, hoffen aber auf Bewegung<br />

in Minsk.<br />

Nach zähem Ringen haben sich die<br />

Mitglieder des im vergangenen Jahr<br />

als Ersatz für die 53-köpfige UN-<br />

Menschenrechtskommission neu gegründeten<br />

UN-Menschenrechtsrats<br />

auf Arbeitsrichtlinien geeinigt.<br />

Demnach werden Kuba und Belarus<br />

von der Liste der Staaten gestrichen,<br />

die durch Sonderbeobachter auf<br />

Menschenrechtsverletzungen hin<br />

geprüft werden. Die Mandate der<br />

weiteren zehn Beobachter wurden<br />

aber verlängert. Begründet wurde<br />

die Streichung der beiden Länder mit<br />

dem Ablauf des auf sechs Jahre angelegten<br />

Mandats der dortigen UN-<br />

Sonderbeobachter. Die Regierungen<br />

in Havanna und Minsk hatten ihnen<br />

stets Parteilichkeit vorgeworfen und<br />

eine Zusammenarbeit verweigert.<br />

Experten hatten mit der Streichung<br />

beider Länder gerechnet. Diplomaten<br />

bewerteten dies als annehmbares<br />

Opfer, um zu gewährleisten,<br />

dass der Menschenrechtsrat<br />

künftig auch funktioniert. Zudem<br />

solle eine „regelmäßige umfassende<br />

Untersuchung“ künftig ermöglichen,<br />

sämtliche Staaten - besonders die 47<br />

Ratsmitglieder – auf Menschenrechtsverletzungen<br />

hin prüfen zu<br />

lassen.<br />

Lage in Belarus unverändert<br />

Die Vorsitzende des /Belarussischen<br />

Helsinki-Komitees/, Tatjana Protko,<br />

kritisiert die Streichung ihres Landes<br />

von jener Liste. Im Gespräch mit der<br />

Deutschen Welle sagte sie, die Beamten<br />

im belarussischen Außenministerium<br />

hätten offensichtlich „gute<br />

Arbeit geleistet“. Gleichzeitig stellte<br />

sie klar: „Die Situation im Lande hat<br />

sich nicht verändert. Vieles in Belarus<br />

steht nicht in Einklang mit den<br />

Menschenrechten. Belarus hat den<br />

für die Konventionen zuständigen<br />

Komitees keinen Bericht vorgelegt.<br />

Das heißt, dass es keine reale Veränderung<br />

der Lage gibt.“<br />

Protko bewertet den Beschluss der<br />

UNO als politisch: „Politische Beschlüsse<br />

werden entweder als Strafe<br />

oder als Ermutigung verabschiedet.<br />

Vielleicht haben unsere Beamten sogar<br />

feierlich irgendwelche Versprechen<br />

abgegeben, die Situation in<br />

Belarus zu verbessern und sich für<br />

die Umsetzung der UNO-Programme<br />

im Bereich der Menschenrechte<br />

in Belarus einzusetzen.“ Protko<br />

äußerte in diesem Zusammenhang<br />

die Hoffnung, dass sich in<br />

Belarus die Dinge zum Besseren<br />

wenden werden: „Wir hoffen, dass<br />

die belarussische Staatsmacht ihre<br />

Verpflichtungen innerhalb der UNO<br />

ernst nehmen wird und, nachdem sie<br />

einen solchen Vorschuss bekommen<br />

hat, diesen auch künftig abarbeiten<br />

wird.“<br />

Menschenrechtler geben nicht auf<br />

Die belarussischen Bürgerrechtler<br />

wollen der Vorsitzenden des Belarussischen<br />

Helsinki-Komitees zufolge<br />

ihre Arbeit wie bisher fortsetzen.<br />

Im Gegensatz zu den Politikern unterlägen<br />

sie keiner Konjunktur. „Wir<br />

haben unsere Berichte allen Organen<br />

der UNO vorgelegt“, sagte Protko<br />

und betonte: „Die Mitarbeiter jener<br />

Organe kennen dank unserer Berichte<br />

die Situation in Belarus gut.“<br />

Die belarussische Menschenrechtlerin<br />

kündigte an, das Helsinki-Komitee<br />

werde sich nun mit Berichten<br />

für das UN-Anti-Folter-Komitee und<br />

das für die Rechte von Kindern zuständige<br />

Komitee befassen. In diesen<br />

Bereichen weise der belarussische<br />

Staat Defizite auf. „Wir legen<br />

dort regelmäßig unsere Berichte vor,<br />

im Unterschied zum Staat“, erklärte<br />

Protko und betonte im Zusammenhang<br />

mit dem UNO-Beschluss: „An<br />

unserer Arbeit wird sich nichts ändern,<br />

mit oder ohne Sonderbeobachter.<br />

Wir legen unsere Berichte vor,<br />

damit die <strong>international</strong>en Organisationen<br />

Belarus zwingen, sich im Bereich<br />

der Menschenrechte zu bewegen.<br />

Wie die Organe der UNO dies<br />

machen, ist eine andere Frage.<br />

52 <strong>amnesty</strong> <strong>international</strong> – Kogruppe Weißrussland – Ukraine – Republik Moldau · Rundbrief 16 / 2007

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