amnesty international - Dan Richter
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Eilaktion<br />
Republik Moldau: Eilaktionen von <strong>amnesty</strong> <strong>international</strong><br />
UA-Nr: UA-145/2007 · AI-Index: EUR 59/001/2007<br />
Datum: 11.Juni 2007<br />
Moldau (Dnjestr-Republik): Drohende Folter<br />
Valentin Besleag, 59 Jahre alt<br />
Valentin Besleag aus dem Dorf Corjova in der Region Dubasari der selbsternannten Moldauischen Dnjestr-Republik<br />
(Transnistrien) ist seit dem 2. Juni 2007 im Gewahrsam der Polizeiwache von Dubasari.<br />
Weder er noch seine Familie wurden über die Gründe seiner Inhaftierung unterrichtet, und man hat ihnen<br />
auch nicht den richterlichen Beschluss für die Festnahme gezeigt. Darüber hinaus dürfen seine Familienangehörigen<br />
ihm Medikamente, die er dringend benötigt, nicht zukommen lassen. Möglicherweise handelt<br />
es sich bei Valentin Besleag um einen gewaltlosen politischen Gefangenen, der allein wegen der<br />
Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert worden ist.<br />
Valentin Besleag war einer der Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl von Corjova, die am 3. Juni 2007<br />
stattfinden sollte. Corjova ist eines von neun Dörfern in einem Territorium, das in der Dnjestr-Republik<br />
gelegen ist, aber von der Zentralregierung von Moldau (Moldawien) kontrolliert wird, da die Einwohner<br />
der Orte während des Bürgerkriegs von 1990 bis 1992 auf Seiten der moldauischen Streitkräfte standen.<br />
Die Dnjestr-Republik wird <strong>international</strong> nicht als souveräner Staat anerkannt. Dort sind sowohl Streitkräfte<br />
als auch Friedenstruppen der Russischen Föderation stationiert. Am 3. Juni dieses Jahres fanden in<br />
Moldau landesweit Kommunalwahlen statt, die aber in der Dnjestr-Republik nur in den von der moldauischen<br />
Zentralregierung kontrollierten Gebieten durchgeführt werden konnten.<br />
Valentin Besleag war am 1. Juni 2007 gegen 23:00 Uhr mit Wahlkampfmaterial aus Moldau zurückgekehrt,<br />
als er von Verkehrspolizisten angehalten wurde, die seinen Führerschein konfiszierten und ihn anwiesen,<br />
sich zur Polizeiwache in dem Ort Dubasari zu begeben. Er weigerte sich, dem umgehend Folge zu<br />
leisten, begab sich aber am folgenden Morgen um acht Uhr dorthin, um seinen Führerschein zurückzubekommen.<br />
Valentin Besleag kehrte jedoch nicht nach Hause zurück und war auch nicht über sein Mobiltelefon<br />
zu erreichen. Seine Tochter ging am 2. Juni 2007 um 14:00 zu der Polizeistation, um sich nach seinem<br />
Verbleib zu erkundigen. Sie konnte durch eine halbgeöffnete Tür einen Blick von ihm erhaschen, als<br />
man ihr seinen Gürtel, seine Schnürsenkel und sein Mobiltelefon aushändigte. Dabei konnte sie sehen,<br />
dass seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Die Polizeibeamten machten keinerlei Angaben darüber,<br />
warum Valentin Besleag festgenommen worden war. Als die Tochter fragte, weshalb die Familie<br />
nicht über seine Inhaftierung informiert wurde, antworteten die Polizisten, da müsste sie schon den <strong>Richter</strong><br />
fragen. Deshalb geht Valentin Besleags Familie davon aus, dass er bereits einem <strong>Richter</strong> der Dnjestr-<br />
Republik vorgeführt und angeklagt worden ist. Die Familienangehörigen vermuten, dass sich die Anklage<br />
auf den Transport der Wahlkampfunterlagen beziehen könnte. Laut den gesetzlichen Bestimmungen der<br />
Dnjestr-Republik ist die Einfuhr von Wahlkampfmaterialien aus dem Ausland, wozu auch Moldau gezählt<br />
wird, untersagt.<br />
Obwohl Valentin Besleag vor seiner Festnahme über Brustschmerzen geklagt und deswegen Medikamente<br />
eingenommen hatte, darf ihm seine Familie weder Lebensmittel noch Arzneimittel in der Haft zukommen<br />
lassen. Seine Angehörigen haben sich bemüht, einen Rechtsanwalt für ihn zu finden, aber wegen<br />
der politisch motivierten Anklagen war bislang niemand bereit, sein Mandat zu übernehmen, sodass er<br />
bislang ohne Rechtsbeistand ist. Rechtsanwälte aus Moldau, die sich bereit erklärten, ihn zu vertreten,<br />
wurde dies untersagt.<br />
HINTERGRUNDINFORMATIONEN<br />
Sowohl in Moldau (Moldawien) als auch in der selbsternannten Dnjestr-Republik (Transnistrien) sind die<br />
Haftbedingungen in Polizeieinrichtungen extrem schlecht. Der Europäische Ausschuss zur Verhütung<br />
<strong>amnesty</strong> <strong>international</strong> – Kogruppe Weißrussland – Ukraine – Republik Moldau · Rundbrief 16 / 2007 45