amnesty international - Dan Richter
amnesty international - Dan Richter
amnesty international - Dan Richter
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Republik Moldau: Folter und Misshandlungen im Polizeigewahrsam „Es ist einfach normal“<br />
• Für alle Inhaftierten müssen genaue und standardisierte<br />
Aufzeichnungen geführt werden.<br />
Diese müssen Folgendes enthalten:<br />
– Informationen über Gründe für die Verhaftung,<br />
die Identität des Verhafteten, Datum und Uhrzeit<br />
der Festnahme, Anzeichen von Verletzungen<br />
oder Geisteskrankheiten, wann nächste Verwandte<br />
und ihr Anwalt kontaktiert wurden und<br />
wann diese den Inhaftierten besuchten, wann<br />
Nahrungsmittel angeboten wurden, wann der Inhaftierte<br />
befragt wurde, wann der Inhaftierte in<br />
eine andere Anstalt gebracht und wann er/sie<br />
entlassen wurde. Der Anwalt des Inhaftierten<br />
sollte Zugang zu diesen Aufzeichnungen über<br />
die Zwangsverwahrung haben.<br />
• Bei Straftaten sollte die Haftzeit, bevor der Verhaftete<br />
einem <strong>Richter</strong> vorgeführt wird, von 72<br />
auf 24 Stunden reduziert werden und dies sollte<br />
nicht als die zulässige, sondern als die maximale<br />
Dauer angesehen werden.<br />
– sobald Inhaftierte in Einrichtungen überführt<br />
wurden, die dem Justizministerium unterstehen,<br />
sollten sie aus Prinzip nicht in eine »IDP« des<br />
Innenministeriums zurückgebracht werden und<br />
Vernehmungen sollten unter Gewährleistung der<br />
notwendigen Schutzmaßnahmen gegen Befragungen<br />
unter Gewaltandrohung in der Einrichtung<br />
durchgeführt werden, in der sie in Gewahrsam<br />
sind.<br />
• Die Unparteilichkeit und Unabhängigkeit von<br />
Sanitätern, die in den vom Innenministerium betriebenen<br />
Haftanstalten arbeiten, muss garantiert<br />
sein, damit gewährleistet ist, dass alle Fälle<br />
von Folter und Misshandlung genau dokumentiert<br />
werden.<br />
Hierzu sollten sie nicht vom Innenministerium,<br />
sondern von einem andern Ministerium angestellt<br />
sein, angemessen entlohnt werden sowie<br />
gut ausgerüstet und ausreichend qualifiziert<br />
sein, um ihre Aufgaben auszuführen.<br />
• Gründliche, vertrauliche medizinische Untersuchungen<br />
bei der Ankunft in und der Abreise aus<br />
einer Haftanstalt sollten gesetzlich vorgeschrieben<br />
werden.<br />
• Alle Verhöre sollten in dafür bestimmten Räumlichkeiten<br />
stattfinden. In den Büros der Ermittlungsbeamten<br />
sollten keine Verhöre durchgeführt<br />
werden.<br />
•<br />
• Die Auflage aus der Strafprozessordnung, dass<br />
während Polizeiverhören immer Anwälte anwesend<br />
sein müssen, muss erfüllt werden, und alle<br />
Verhöre sollten genau aufgezeichnet werden, am<br />
besten mit einer Video/Audio-Ausrüstung.<br />
• Die Unschuldsvermutung muss respektiert und<br />
in Haftanstalten eine strenge Trennung zwischen<br />
Verurteilten und Untersuchungshäftlingen eingehalten<br />
werden.<br />
• Häftlinge, die wegen eines Vergehens nach dem<br />
Verwaltungsgesetzbuch verurteilt wurden,<br />
sollten ihre Haftstrafen nicht in IDP-Einrichtungen<br />
verbüßen. Das Gesetzbuch sollte dahingehend<br />
geändert werden, dass Menschen, die<br />
wegen Verstößen gegen das Verwaltungsgesetz<br />
festgenommen werden, die gleichen Rechte genießen<br />
wie die nach dem Strafgesetzbuch Verhafteten,<br />
wie z. B. das Recht einen Anwalt hinzuzuziehen.<br />
• Eindeutige Sicherheitsmaßnahmen sollten gewährleisten,<br />
dass die Praxis, nach dem Verwaltungsgesetzbuch<br />
Inhaftierte zur Arbeit zu schicken,<br />
nicht missbraucht wird, indem sie gegen<br />
ihren Willen arbeiten müssen.<br />
• Es muss gewährleistet werden, dass <strong>Richter</strong> sich<br />
der Möglichkeit bewusst sind, jemanden gegen<br />
Kaution auf freien Fuß zu lassen. Verfahren, die<br />
es <strong>Richter</strong>n ermöglichen, Maßnahmen ohne<br />
Freiheitsentzug zu verhängen, müssen insbesondere<br />
für diejenigen, die nach dem Verwaltungsgesetzbuch<br />
angeklagt sind, klargestellt bzw. eingeführt<br />
werden.<br />
• Die Empfehlungen des Europäischen Komitees<br />
zur Verhütung von Folter und unmenschlicher<br />
oder erniedrigender Behandlung oder Strafe<br />
(CPT) hinsichtlich der Bedingungen in IDP-Einrichtungen<br />
müssen vollständig und umgehend<br />
umgesetzt werden.<br />
Es muss insbesondere gewährleistet werden,<br />
dass angemessene und der Menge nach ausreichend<br />
Nahrungsmittel angeboten werden. Für<br />
die Renovierung dieser Einrichtungen müssen<br />
klare Fristen gesetzt werden.<br />
• Es muss ein Nationaler Präventionsmechanismus<br />
geschaffen werden, der dem Zusatzprotokoll zur<br />
UN-Anti-Folterkonvention (OPCAT) gerecht<br />
wird, indem er funktionell unabhängig, in Konsultationen<br />
mit Vertretern der Zivilgesellschaft<br />
entwickelt und mit den notwendigen Finanzmit-<br />
<strong>amnesty</strong> <strong>international</strong> – Kogruppe Weißrussland – Ukraine – Republik Moldau · Rundbrief 16 / 2007 41