amnesty international - Dan Richter
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Republik Moldau: Folter und Misshandlungen im Polizeigewahrsam „Es ist einfach normal“<br />
rows Verwandte, bei denen er lebt, dermaßen bedroht,<br />
dass sie ihn baten auszuziehen.<br />
Bis zum 3. August 2007 ist in dieser Angelegenheit<br />
nichts weiter geschehen.<br />
Als letzte Entwicklung hat das Oberste Gericht<br />
am 3. Juli 2007 die Entscheidung des Bezirksgerichts<br />
revidiert, die Forderung von Gurgurows Anwalt<br />
nach Untersuchung der Foltervorwürfe abzulehnen.<br />
Der Fall wurde an das Bezirksgericht von<br />
Rîscani zurückverwiesen, das die Staatsanwaltschaft<br />
beauftragte, ein Strafverfahren zu eröffnen.<br />
Bis August 2007 ist dies nicht geschehen.<br />
<strong>amnesty</strong> <strong>international</strong> schrieb am 30. November<br />
2005 und am 18. April 2007 und brachte die Besorgnis<br />
der Organisation zu diesem Fall vor.<br />
In einem Brief vom 9. März 2006, der sich auf<br />
eine Eilaktion von ai bezog, stellte der Generalstaatsanwalt<br />
fest, dass die in der Eilaktion wiedergegebene<br />
Darstellung der Ereignisse „nicht mit der<br />
Wirklichkeit übereinstimmt und Schaden für das<br />
Ansehen unseres Staates anrichtet“.<br />
In einer Antwort auf den Brief von ai vom 18.<br />
April schreibt der Generalstaatsanwalt, dass kein<br />
Verfahren eröffnet worden sei, weil keine „wesentlichen<br />
Anhaltspunkte für ein Verbrechen“ gefunden<br />
worden wären.<br />
3. Viorica Plate<br />
Viorica Plate wurde angeblich am 19. Mai 2007 von<br />
der Polizei auf der Polizeistation des Bezirks Botanica<br />
in Chişinău gefoltert.<br />
Sie wollte aus der Wohnung, in der sie mit ihrem<br />
ehemaligen Ehemann lebte, einige ihrer Habseligkeiten<br />
holen. Sie glaubt, dass ihr Ex-Ehemann die<br />
Polizisten dafür bezahlt hat, sie einzuschüchtern,<br />
damit sie ihren Anspruch auf die Hälfte der gemeinsam<br />
erworbenen Wohnung aufgebe.<br />
Polizeibeamte kamen in ihre Wohnung in Orhei,<br />
40 km entfernt von Chişinău, beschuldigten sie des<br />
Diebstahls von 7000 $ ihres Ehemanns und forderten<br />
sie zum Mitkommen auf. Als sie sich weigerte,<br />
warfen sie sie auf ein Sofa und verdrehten<br />
ihre Arme. Schließlich willigte sie ein und wurde<br />
zu einem Anbau der Polizeistation Botanica gebracht.<br />
Sie berichtet: „Einer von ihnen griff mir in die<br />
Haare und begann auf meinen Kopf einzuschlagen.<br />
Er sagte: „Ich schwöre, dass ich dich foltern werde.“<br />
Ich dachte, er will mir Angst machen. Wir gingen<br />
in ein Büro. Ich setzte mich. Einer holte eine<br />
Gasmaske und einige Lappen und sagte ,Sag uns,<br />
wo das Geld ist, oder wir setzen dir die Gasmaske<br />
auf. Die hatte neulich jemand auf, der hat Tuberkulose,<br />
und du steckst dich an.’<br />
Er nahm die Handschellen ab und befahl mir,<br />
mich auf den Boden zu legen. Ich wollte nicht, weil<br />
der Boden dreckig war, aber er stieß mich, bis ich<br />
lag. Er stülpte mir die Gasmaske über und begann,<br />
mir auf die Fußsohlen zu schlagen – Ich fing an zu<br />
schreien, daraufhin verschlossen sie die Luftzufuhr<br />
der Gasmaske.<br />
Ich fiel in Ohnmacht und sie begossen mich mit<br />
Wasser. Sie holten ein Metallrohr und banden mir<br />
die Hände hinter dem Rücken an das Rohr. <strong>Dan</strong>n<br />
stellten sie Stühle auf einen Tisch und hängten<br />
mich zwischen die Stühle. Sie fuhren fort, mir auf<br />
die Füße zu schlagen.“<br />
Nach den Schlägen wurde Viorica Plate in einen<br />
anderen Raum gebracht, wo eine Frau sie fragte,<br />
warum sie geschlagen worden sei und wo sie das<br />
Geld in der Wohnung ihres Ex-Ehemannes gefunden<br />
habe. Viorica Plate glaubt, dass dies ein Versuch<br />
war sie zu belasten.<br />
Wieder wurde sie zu den Beamten gebracht, die<br />
sie geschlagen hatten, sie bekam Angst vor weiteren<br />
Schlägen und griff sich ein Messer vom Tisch<br />
und schnitt sich in die Pulsadern. Eine Ambulanz<br />
kam und sie wurde in ein Krankenhaus gebracht.<br />
Sie sagt, dass ein Arzt sie untersucht und bestätigt<br />
hat, dass die Verletzungen ihren Aussagen entsprechen.<br />
Daraufhin schickte der Innenminister<br />
zwei Beamte, die sie vernahmen.<br />
Am 22. Mai erhob Viorica Plate Anklage beim<br />
Generalstaatsanwalt, und eine strafrechtliche Ermittlung<br />
wurde eingeleitet.<br />
Das Innenministerium leitete die Information an<br />
den Staatsanwalt der Stadt weiter, der den Fall weiter<br />
bearbeitete. Die der Folter angeklagten Polizeibeamten<br />
wurden während der Ermittlung nicht suspendiert.<br />
Am 8. Juni um 6:30 Uhr erschienen zwei der Polizisten,<br />
die sie geschlagen haben sollen, mit einem<br />
Durchsuchungsbefehl und durchsuchten ihre Wohnung.<br />
Sie zogen den Telefonstecker und nahmen ihr<br />
das Handy weg – sie schaffte es, ihr Handy zurückzubekommen<br />
und rief ihren Anwalt an, der mit den<br />
Polizisten sprach und eine Untersuchung ihres Verhaltens<br />
androhte.<br />
Der Anwalt berichtete <strong>amnesty</strong> <strong>international</strong><br />
später, dass sie ihn heftig beschimpften und keine<br />
Bedenken zu haben schienen, dass ihr Verhalten<br />
dokumentiert würde. Dem Anwalt zufolge verließen<br />
sie sich auf „völlige Straflosigkeit“. Die Polizisten<br />
bestanden darauf, dass Viorica Plate erneut<br />
mit zur Polizeistation komme, aber sie weigerte<br />
sich und sicherte zu, dass sie im Verlaufe des Tages<br />
dort erscheinen werde.<br />
Am 11. Juni wurde Viorica Plate wegen Diebstahls<br />
angeklagt. Nach dem Einspruch ihres An-<br />
<strong>amnesty</strong> <strong>international</strong> – Kogruppe Weißrussland – Ukraine – Republik Moldau · Rundbrief 16 / 2007 39