BOLD THE MAGAZINE No.09
FASZINATION AUF DEN SPUREN EINES PHÄNOMENS | SYDNEY IM LICHT DER KUNST | SPORTFREUNDE STILLER | KLEOPATRA: EWIGE DIVA | VIETNAM: HINTER DEM WOLKENPASS | AY CARAMBA: TO LUST FOR CARS
FASZINATION
AUF DEN SPUREN EINES PHÄNOMENS | SYDNEY IM LICHT DER KUNST | SPORTFREUNDE STILLER | KLEOPATRA: EWIGE DIVA | VIETNAM: HINTER DEM WOLKENPASS | AY CARAMBA: TO LUST FOR CARS
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Zeitgeist | Lifestyle | Kunst | Kultur | Mode | Trend<br />
D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 09 | 2013 | 1<br />
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<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Faszination<br />
Auf den Spuren eines Phänomens | Sydney im Licht der Kunst | Sportfreunde Stiller<br />
Kleopatra: Ewige Diva | Vietnam: Hinter dem Wolkenpass | Ay Car’amba: To Lust for Cars
2 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 3<br />
Verändert die Welt.<br />
Nicht den Alltag.<br />
Der Audi A3 Sportback e-tron: elektrische und<br />
TFSI ® -Power für bis zu 940 km Reichweite.<br />
Unverwechselbar Audi A3 und doch eine eigene Designsprache: vom eigenen Grill bis zur<br />
Verbindung von sportlicher Eleganz mit einem Plug-in-Hybridantrieb. Dieser kombiniert die<br />
Effizienz des neuesten 1.4 TFSI mit der Durchzugsstärke des elektrischen Motors (75 kW)<br />
für die beeindruckende Gesamtleistung von 150 kW (204 PS und 350 Nm) bei<br />
einem kombinierten Verbrauch von nur 1,5 l/100 km und einer rein elektrischen<br />
Reichweite von bis zu 50 km. www.audi.de/e-tron<br />
Auf Deutschlands Straßen ab 2014.<br />
Der Audi A3 Sportback e-tron wird noch nicht zum Kauf angeboten. Er besitzt derzeit noch keine Gesamtbetriebserlaubnis<br />
und unterliegt daher nicht der Richtlinie 1999/94/EG. Folgende vorläufige Werte liegen vor:<br />
Kraftstoffverbrauch Audi A3 Sportback e-tron in l/100 km: kombiniert 1,5; CO 2<br />
-Emissionen in g/km: kombiniert 35.<br />
Energieeffizienzklasse A+<br />
IAA 2013. Audi auf der Agora.
4 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
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Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 5<br />
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ZEIT FÜR UNSEREN PLANETEN<br />
Zeit ist kostbar. Deswegen setzen wir alles daran, sie<br />
nicht nur präzise zu messen, sondern auch so sinnvoll<br />
wie möglich zu nutzen. Aus diesem Grund arbeiten wir<br />
gemeinsam mit der GoodPlanet Foundation an einem<br />
Projekt, um das Gleichgewicht und die Schönheit unserer<br />
Ozeane für künftige Generationen zu bewahren. Ein<br />
Teil der Erlöse vom Verkauf jeder Planet Ocean GMT<br />
Dual Time Zone Uhr geht an dieses Projekt. Es ist an der<br />
Zeit, dass wir unserem Planeten etwas zurückgeben.<br />
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6 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
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<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 7
84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95<br />
www.dyrbergkern.com
10 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
inhalt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Inhalt<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
ZEITGEIST | LIFESTYLE | KUNST | KULTUR | MODE | TREND<br />
D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 09 | 2013 | 1<br />
Einstieg<br />
Faszination:<br />
Auf den Spuren eines Phänomens<br />
13<br />
Track-By-Track:<br />
Sportfreunde Stiller<br />
Living the Dream:<br />
60<br />
Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
65<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt<br />
Reise<br />
Nachgefragt:<br />
Faszination Genuss<br />
16<br />
Vietnam:<br />
Der perfekte Sound<br />
30<br />
Hinter dem Wolkenpass<br />
72<br />
Ay Car’amba – To lust for Cars<br />
36<br />
Sydney:<br />
Megacity im Licht der Kunst<br />
82<br />
FASZINATION<br />
AUF DEN SPUREN EINES PHÄNOMENS | SYDNEY IM LICHT DER KUNST | SPORTFREUNDE STILLER<br />
KLEOPATRA: EWIGE DIVA | VIETNAM: HINTER DEM WOLKENPASS | AY CAR’AMBA: TO LUST FOR CARS<br />
Mode<br />
Hot Summer<br />
22<br />
Lifestyle & Trend<br />
Begehrenswert:<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 09 2013<br />
Kunst & Kultur<br />
Cool Stuff<br />
92<br />
The golden Ears Palazzo<br />
96<br />
Titel:<br />
Sehenswert:<br />
Schauspieler Simon Böer<br />
Kleopatra – Die ewige Diva<br />
46<br />
Die letzten Seiten<br />
Uhr: Maurice Lacroix<br />
Farbiges Grau<br />
Stammtisch hinter Gittern:<br />
Pullover & Hose: closed<br />
Grau als Farbe der Moderne<br />
52<br />
Ein Experiment<br />
101<br />
Robert Weiland<br />
Impressum<br />
106<br />
Spuren des Unsichtbaren<br />
54<br />
Bold im netz – blog<br />
Hörenswert:<br />
Nu Soul – bunt blubbernder Trip<br />
58<br />
www.boldmag.eu
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 11
12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
SHARE YOUR<br />
LOVE<br />
Besafeangel steht für hochwertigen, individualisierbaren Schmuck.<br />
Neu: Die extralange Kette mit 7 zarten hochdünnen goldenen Blättchen.<br />
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Einstieg | FASZINATION<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13<br />
AUF DEN SPUREN<br />
EINES PHÄNOMENS<br />
FASZINATION<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
Da liegt Magie und Zauber drin: angezogen<br />
von einer besonderen, verführerischen<br />
Kraft, der man sich nicht entziehen<br />
kann oder will. Die anziehende und<br />
fesselnde Kraft berührt auf unerklärlich<br />
direkte Art und Weise und wirkt unmittelbar<br />
in der Tiefe unserer Wünsche<br />
und Sehnsüchte. Die Faszination, ein<br />
Phänomen, welches zugleich durch<br />
äußerste Power und durch leichte Flüchtigkeit<br />
bestimmt sein kann. Was hält wie<br />
gebannt unseren Blick fest und verlangt<br />
unsere gesamte Aufmerksamkeit, was ist<br />
diese spezifische Mischung aus Staunen,<br />
starker Attraktion und Gefangensein?<br />
Neugier, Spannung, Abenteuer, Unbekanntes,<br />
Schönes und Schauerhaftes: Das<br />
sind die verschiedenen Ingredienzien des<br />
emotional basierten Zustandes der zeitweise<br />
starken Fokussierung von Geist<br />
und Körper auf einen Gegenstand, ein<br />
Ereignis oder einen Menschen.<br />
DAS GEFÜHL<br />
IM UNTERBEWUSSTEN<br />
Faszination, Euphorie und Angst weisen<br />
in die unbewussten Tiefen unseres Seins.<br />
Allein das Gefühl der Faszination kann<br />
Angst auslösen, Angst vor der Hingabe<br />
an die Faszination nämlich. So betrachtet<br />
ist das Faszinierende die vorbehaltlose<br />
Anerkennung und das Herauslassen der<br />
wilden und der unlogischen Aspekte in<br />
unserem Leben. Oft sind es verdrängte<br />
Ängste, verbunden mit Halb- oder Viertelwissen,<br />
welche auf manche Mitmenschen<br />
eine gewisse mental-faszinativ<br />
wirkende Kraft entfalten: So im Falle<br />
der Auslegung des Maya-Kalenders<br />
in Bezug auf den angeblich prophezeiten<br />
Weltuntergang zum 21.12.2012.<br />
Dieser fand nicht statt, jedenfalls nicht<br />
zu diesem Termin, neuen Untergangsszenarien<br />
werden sicher folgen.<br />
Angst beschränkt unseren Geist, während<br />
Faszination unsere Phantasie befreit. Das<br />
kreative Moment liegt in der bewussten<br />
Hinwendung zur Faszination des Lebens,<br />
zu den Möglichkeiten des Menschen,<br />
zu tiefen Gefühlen im Zusammenhang<br />
mit anderen menschlichen Wesen und<br />
der gesamten Natur. Die Faszination des<br />
Kultischen in den alten Kulturen beinhaltete<br />
diesen Sinn: Sich mit dem Höheren<br />
zu verbinden und sich als Teil der umfassenden<br />
Schöpfung zu erkennen. Die<br />
Faszination ist ein Ausdruck der unmittelbaren<br />
Lebensbejahung.<br />
DER AUSDRUCK<br />
DER SEELE<br />
Die Fotografie ist, seit ihrer Erfindung<br />
und dem ersten Foto von Nicéphore<br />
Nièpce 1826, ein Medium für die Massen<br />
geworden: Heute kann Jeder zu jeder<br />
Zeit Andere und sich selbst fotografieren,<br />
also mehr oder weniger portraitieren. Wir<br />
möchten Menschen damit einen bleibenden<br />
Wert zumessen oder einfach<br />
Augenblicke des vorbeiziehenden<br />
Lebens festhalten, Ereignisse als Erinnerungen<br />
konservieren oder unsere spontane<br />
Faszination mitteilen. Das iPhone ist<br />
mit seiner integrierten DigiCam immer<br />
dabei. Click-Boxkamera und Kodaks<br />
Slogan „You press the button, we do the<br />
rest“ sowie Polaroids geniales Sofortbildunikat<br />
waren gestern. Unsere Bilder von<br />
Ereignissen und vor allem von Menschen<br />
aus unserem privaten Umfeld gehen in<br />
Sekundenbruchteilen um die ganze Welt.<br />
Unsere Daten sind mit allen und allem<br />
verbunden, jeder Mensch ist ein Sender,<br />
jeder ist ein Künstler. Irgendwie geht<br />
dabei die große Faszination verloren.<br />
Werfen wir vor diesem Hintergrund<br />
einen Blick zurück, zu den Anfängen der<br />
Fotografie, in eine Zeit, in der auf fast
14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Einstieg | FASZINATION<br />
Foto: © 2008 by Jim Rakete / courtesy Schirmer/Mosel Verlag<br />
Nadja Auermann (Model),<br />
Jim Rakete: 1/8 sec.
Einstieg | FASZINATION<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />
geheimnisvolle Weise lichtempfindlich<br />
beschichtete Glasplatten in mehr oder<br />
weniger großen Holzkästen steckten und<br />
nach der Aufnahme das Bild in einem<br />
Entwickler in der Dunkelkammer nach<br />
und nach zum Leben erweckt wurde.<br />
Wer mit einer Plattenkamera aufgenommene<br />
Portraits betrachtet hat, kann sich<br />
der Intensität des Ausdrucks und der<br />
eingefangenen besonderen Aura kaum<br />
entziehen. Eine tiefgründende Faszination<br />
berührt die Seele des Betrachters.<br />
Der Fotograf Jim Rakete ließ mit seiner<br />
anachronistisch-analogen Plattenkamera<br />
und der extra langen Belichtungszeit von<br />
1/8 Sekunden den vergangenen Zauber<br />
dieser Aufnahmen in unserer Gegenwart<br />
wieder neu erahnen. Bei den Portraits<br />
mit der Plattenkamera verschwand<br />
alles Ablenkende, die Augen rückten in<br />
den Hauptfokus, das Bild entstand aus<br />
der Konzentration, aus der Ruhe, aus<br />
einem Moment der Stille heraus. Und in<br />
diesem Moment wird die Seele unter der<br />
Oberfläche sichtbar und fasziniert den<br />
Betrachter.<br />
Buchempfehlung:<br />
Jim Rakete 1/8 sec.,<br />
272 Seiten<br />
68 EUR<br />
115 CHF<br />
ISBN 978-3-8296-0296-9<br />
www.schirmer-mosel.com
16 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | Faszination | Nachgefragt<br />
Faszination<br />
Genuss<br />
Nachgefragt<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Ob Interiordesign, Kunst, eine Crème<br />
Brulée, Literatur oder ein gutes Buch oder<br />
Musik: Genuss bedeutet Lebensqualität,<br />
fasziniert und verbindet Menschen.<br />
Genuss will erlebt werden, in all seiner<br />
Vielfalt. Das Haus Godefroy H. von<br />
Mumm & Co. steht seit 1922 für den<br />
prickelnden Sektgenuss und möchte<br />
mit dem eigens ins Leben gerufenen<br />
Projekt MUMM’S FINEST Talente fördern,<br />
die sich dem Thema Genuss ganz und<br />
gar verschrieben haben: authentisch, mit<br />
Leidenschaft und Stil.<br />
Interior-Experte Richard Lotzmann<br />
hat seine Vision von Wohn-Genuss in<br />
den Räumen einer Gründerzeitvilla in<br />
Hamburg wahr gemacht: „Ich konnte<br />
hier zeigen, wie Genuss sichtbar wird.<br />
Ein leerer Raum ist wie eine Leinwand für<br />
mich, ich hoffe sehr, dass ich mit meiner<br />
Arbeit Menschen inspirieren kann – bei<br />
der Einrichtung der eigenen Wohnung<br />
mutig zu sein und Brüche zu wagen.“<br />
Für die Kategorie Food konnte man den<br />
Koch Oliver Trific gewinnen, der speziell<br />
für MUMM’S FINEST ein Menü kreierte,<br />
das er so auch für seine Gäste zu Hause<br />
kochen würde: „Für mich hat Genuss viel<br />
mit Bewusstsein für die Produkte zu tun,<br />
nachhaltig und authentisch – so komponiere<br />
ich meine Menüs.“<br />
Die ausgelobte Initiative, mit fünf Kategorien,<br />
hat sich dem höheren Ziel<br />
verschrieben, ein neues Genuss-Bewusstsein<br />
zu fördern und zu inspirieren, jeden<br />
Tag neue Dinge zu entdecken und zu<br />
genießen – sei es Musik, schöne Möbel,<br />
gutes Essen, Kunst oder den perfekten<br />
Drink. Das trifft den Nerv der Zeit. Und<br />
macht Lust auf mehr. <strong>BOLD</strong> hat sich zwei<br />
der fünf Kuratoren der ersten MUMM’s<br />
FINEST Edition näher angesehen und<br />
zum Interview gebeten.<br />
RICHARD LOTZMANN<br />
INTERIOR<br />
Fragt man Richard Lotzmann, wo sein<br />
Taschengeld in Jugendjahren blieb, muss<br />
er nicht lange überlegen: Sein Interesse<br />
an Möbeln und Einrichtung war schon<br />
früh so ausgeprägt, dass er regelmäßig<br />
auf den Flohmärkten der Umgebung<br />
auf Schatzsuche ging. Später war der<br />
gelernte Fotograf nur noch im Auftrag<br />
Anderer unterwegs, zeigte, wie man Bilder<br />
hängt und Möbelstücke in Szene setzt,<br />
kümmerte sich beim Film um Außen- und<br />
Innenrequisiten. In seinem Kopf spielte<br />
der Designer und Stylist aber längst mit<br />
einer anderen, kreativeren Phantasie:<br />
Einrichtung entsprechend eigenen Stilvorgaben<br />
zu arrangieren. Als der Zufall<br />
ihn in einen leer stehenden Fischladen<br />
in der Hamburger Neustadt führte,<br />
fand seine Idee einen festen Wohnsitz:<br />
RICHARD kombiniert antike Einzelstücke,<br />
zeitgenössisches Design und Eigenkreationen<br />
mit spielerischer Leichtigkeit. Auf<br />
der Suche nach dem Besonderen stöbert<br />
Richard Lotzmann weiter auf internationalen<br />
Antikmärkten und Interior-Messen,<br />
überprüft und schärft sein Trendgespür<br />
so immer wieder aufs Neue. Sein Stil ist<br />
heute so faszinierend wie die Stadt, in<br />
der er lebt: Mitten in Hamburg, wo der<br />
Stilbruch von hanseatischer Eleganz<br />
und kreativem Aufbruch ihn täglich neu<br />
inspiriert.<br />
Wie würden Sie das Wort „Faszination“<br />
für sich persönlich definieren?<br />
Fasziniert bin ich von etwas, wenn ich merke,<br />
dass ich dieses unbedingt machen, schaffen<br />
oder erreichen will. Meine Gedanken kreisen<br />
um etwas herum, bis ich mein Ziel erreicht
Schwerpunkt | Faszination | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 17<br />
Richard Lotzmann<br />
Fotos: E. Napp
18 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Nachgefragt<br />
Oliver Trific
Schwerpunkt | Faszination | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 19<br />
habe. Nach Erreichen bleibt es weiterhin<br />
interessant und erfreut mich auf diese oder<br />
jene Weise.<br />
Was macht für Sie ein gutes Interior /<br />
Design aus?<br />
Wenn ich eine Wohnung betrete, sehe<br />
ich sofort, ob der oder die Bewohner sich<br />
Gedanken zur Einrichtung gemacht hat<br />
bzw. haben. Dabei geht es nicht um meinen<br />
persönlichen Geschmack, sondern darum,<br />
Individualität auszudrücken. Das macht für<br />
mich gutes Interior aus!<br />
Was fasziniert Sie an der Kombination<br />
von Altem und Neuem?<br />
Altes und Neues zu kombinieren, schafft eine<br />
Möglichkeit, der Einrichtung Persönlichkeit<br />
zu geben. Man kann nicht alles an einem<br />
Wochenende kaufen, sondern sammelt<br />
Altes seit Jahren, hat Erbstücke, die einen<br />
an eine besondere Person erinnern, welches<br />
dadurch nicht in Vergessenheit gerät,<br />
oder sucht auf Flohmärkten nach besonderen<br />
Stücken. Neues dazu lässt die Einrichtung<br />
nicht zu angestaubt wirken und<br />
zeigt zeitgemäßes Designinteresse. Tolle<br />
Kombi!<br />
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft<br />
aus?<br />
Gerne würde ich mehr Zeit haben, um mehr<br />
eigene Entwürfe für das Label Richard<br />
zu entwerfen! Am meisten freuen würde<br />
es mich, irgendwann ein Unternehmen zu<br />
führen, das ausschliesslich meine Entwürfe<br />
verteibt. Im Bereich Food würde ich gerne<br />
Fuß fassen und Homemade-Produkte für<br />
RICHARD vertreiben ...<br />
OLIVER TRIFIC<br />
FOOD<br />
„Verrückt“ oder auch „wahnsinnig“ –<br />
das waren die Kommentare, die sich<br />
Oliver Trific anhören musste, als er zum<br />
ersten Mal von seinem Plan erzählte, ein<br />
eigenes Restaurant zu eröffnen. Viele<br />
Jahre hatte der gelernte Koch und gebürtige<br />
Hamburger als Foodstylist gearbeitet<br />
und Rezepte für renommierte Kollegen<br />
wie Tim Mälzer präpariert. Doch dann<br />
kam der Moment, an dem er endlich<br />
wieder selbst am Herd stehen wollte, um<br />
sich voll und ganz dem Geschmack zu<br />
widmen. Raus aus dem sicheren beruflichen<br />
Umfeld, rein in die gastronomische<br />
Ungewissheit. Ein selbstbewusster<br />
Schritt: Kompromisslos feilte er an dem<br />
Konzept für sein Restaurant und formulierte<br />
mit Leidenschaft für seine Zutaten<br />
ein klares, kulinarisches Ziel: komplett auf<br />
Convenience verzichten und mit absolut<br />
reinem Blick auf die Produkte kochen.<br />
Trific arbeitet mit kleinen Erzeugern<br />
zusammen, orientiert sich stets an Saison<br />
und Herkunft der Produkte und fördert<br />
in seinem Restaurant Trific den nachhaltigen<br />
Genuss.<br />
Wie würden Sie das Wort „Faszination“<br />
für sich persönlich definieren?<br />
Faszination kann man bei den verschiedensten<br />
Dingen verspüren. Beim ersten Mal,<br />
wenn man eine exotische Speise probiert.<br />
Wenn man Tieren in der Natur unvermittelt<br />
begegnet. Letztlich ist Faszination aber ein<br />
Begriff, der für viele Menschen viele Dinge<br />
bedeuten kann. Ich bin immer wieder<br />
total fasziniert von der natürlichen Art, in<br />
der sich Kinder Wissen aneignen. Und von<br />
Kartoffelpüree.<br />
Was macht für Sie ein gutes Essen bzw.<br />
Menü aus?<br />
Keine übertriebene Frickelei, wenige gute<br />
Zutaten und Liebe beim Kochen.<br />
Ihre Küche verzichtet komplett auf<br />
Convenience (frei interpretiert könnte<br />
man auch sagen: „bequemes Essen“),<br />
wie muss man sich das vorstellen?<br />
Gehen Sie in einen beliebigen Markt für<br />
Großverbraucher und schauen Sie sich um.<br />
Die Masse der Produkte von Saucenpulvern<br />
bis hin zu Maultaschen und fertigem Eis ist<br />
überwältigend. Wir benutzen schlicht und<br />
einfach keine davon. Unsere Brühen machen<br />
wir selber, unser Eis stellen wir selber her,<br />
und auch unsere Gnocchi und alles andere<br />
auf unserer Karte entstehen aus rohen<br />
Einzelzutaten. Ein Gast beschwerte sich<br />
mal bei mir, meine Sauce Hollandaise wäre<br />
keine. Als ich mit ihm darüber sprach, stellte<br />
sich heraus, dass er noch nie eine Hollandaise<br />
gegessen hatte, die nicht aus der Tüte<br />
kam. Das ist doch unglaublich. Also habe<br />
ich ihm ein Rezept mitgegeben.<br />
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft<br />
aus?<br />
So bleiben wie bisher und dabei alles anders<br />
machen.
20 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21
22 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 23<br />
Hot<br />
Summer<br />
Fashion<br />
Fotografen: K. Sorokin & T. Muse<br />
Cape: Releva Natasha<br />
Hat: Vintage<br />
Make-Up: A. Kryszhevskikh | Styling: L. Elistratova<br />
Model: Luba (Avant Models)
24 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Mode | Hot Summer<br />
linke Seite<br />
Body & Pants: Viki & Julia<br />
Head Cloth: Vintage<br />
rechte Seite<br />
Cape: Releva Natasha<br />
Bikini: J. Crew<br />
Hat: Vintage
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 25
26 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 27<br />
Dress: Viki & Julia<br />
Bikini: J. Crew
28 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Mode | Hot Summer<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 29<br />
linke Seite<br />
Cape: Releva Natasha<br />
Bikini: J. Crew<br />
Hat: Vintage<br />
rechte Seite<br />
Overall: Ruleva Natasha<br />
Neckless: Handmade
30 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | Faszination | Der perfekte Sound
Schwerpunkt | Faszination | Der perfekte sound <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 31<br />
Der perfekte<br />
Sound<br />
emotionale Faszination<br />
AUTOR: M. Winckler<br />
Burmester-Belt-Drive aus der Reference Line<br />
verbindet neue Entwicklungen mit bewährten Technologien.
32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Der perfekte Sound<br />
Made in Germany:<br />
Qualität und Tradition
Schwerpunkt | Faszination | Der perfekte Sound<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 33<br />
Der Name Burmester Audiosysteme<br />
steht für das ultimative Klangerlebnis.<br />
Dabei erfreuen die Hi-Fi-Geräte des<br />
High-End-Segments nicht nur das Ohr,<br />
sondern, durch ein edles Design, auch<br />
das Auge. Glänzendes Chrom hebt die<br />
einfach zu bedienenden Steuerungselemente<br />
durch die Reduzierung aufs<br />
Wesentliche hervor. In der Berliner<br />
Produktions- und Entwicklungsstätte<br />
wird die Tradition bewahrt und gleichzeitig<br />
die Technik weiterentwickelt.<br />
Das Ziel: der perfekte Sound als emotional-faszinierendes<br />
Erlebnis.<br />
Dieter Burmester, Chef und Gründer der<br />
Berliner High-Tech-Schmiede Burmester<br />
Audiosysteme, trägt Blue-Jeans und ein<br />
kariertes Hemd. Er ist 67 Jahre alt, groß<br />
und schlank. Der Musiker, Techniker und<br />
Ingenieur empfängt im Studio seines<br />
Betriebs. Dort stehen die elektronischen<br />
Geräte, die nach dem Urteil der inter-<br />
Faszination Musik:<br />
Dieter Burmester<br />
nationalen Fachpresse seit Jahrzehnten<br />
weltweit Maßstäbe setzen: Vorverstärker,<br />
Stereo- und Mehrkanal-Endverstärker,<br />
Vollverstärker, CD Player, FM Tuner,<br />
Surround Prozessoren, turmähnliche<br />
Lautsprecher. Eben all das, was das Herz<br />
von Hi-Fi-Freaks höher schlagen lässt.<br />
Burmester bedient einen Medienserver<br />
übers iPad und dreht die Lautstärke mit<br />
der Fernbedienung auf. Nacheinander<br />
einige Blues-Stücke und die Stimme<br />
von Elvis Presley. Sie füllen den großen<br />
Raum vollständig aus. Man meint, man<br />
säße in einem Konzertsaal mit erstklassiger<br />
Akustik, und möchte die Augen<br />
schließen, auf dass dieser Hörgenuss<br />
noch lange anhalte.<br />
Musik und Gefühl. Für Firmenchef<br />
Burmester gehört beides untrennbar<br />
zusammen. Auf die Frage, ob er zu den<br />
Rolling Stones ginge, wenn sie nach<br />
Berlin kämen, sagt der Gitarrist, der sich<br />
sein Studium durch Live-Auftritte in<br />
einer Rockband finanziert hat: „Nur wenn<br />
sie in einem Club spielen.“ Einen kurzen<br />
Moment wirkt er nachdenklich und fügt<br />
dann hinzu: „Oder wenn etwas ganz<br />
Außerordentliches zu erwarten ist.“ Wie<br />
das Konzert von Neil Young mit Crazy<br />
Horse in der Waldbühne kürzlich.<br />
Bei dem Auftritt seien ihm die Tränen<br />
gekommen, was äußerst selten ist, sagt<br />
Burmester. Denn er sei ziemlich abgebrüht,<br />
wenn es um Klang und gute Musik<br />
geht, denn Musik sei sein Leben und<br />
sorge für seinen Lebensunterhalt. Aber<br />
die Musiker der Band, die meisten mehr<br />
als 70 Jahre alt, hätten die Waldbühne so<br />
bespielt, wie er es selten gehört habe.<br />
„Der Klang“, sagt Burmester, „war absolut<br />
Klasse.“<br />
Das ultimative Klangerlebnis. Wie stellt<br />
sich das ein? „Ganz einfach“, sagt<br />
Burmester. „Es ist dann da, wenn man<br />
über den Klang gar nicht mehr nachdenkt,<br />
sondern zu den Inhalten kommt.<br />
Wenn man die Augen zumacht und nicht<br />
mehr nachdenkt über Mittel- und Hochtöner<br />
oder Frequenzen. Wenn bei Barockmusik<br />
ein mittelalterlicher Marktplatz mit<br />
seinem bunten treiben vor den geschlossenen<br />
Augen erscheint.“<br />
Seit 1977 stellt Burmester Audiosysteme<br />
in Berlin Hi-Fi-Geräte für höchste<br />
Ansprüche her. Stolz zeigt der Firmenchef<br />
den ersten Verstärker, den er als<br />
damaliger Inhaber eines gut laufenden<br />
Ingenieurbüros für medizinische Mess-
34 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | Faszination | Der perfekte Sound<br />
geräte selbst entwickelt und gefertigt<br />
hat. „Ziel war von Anfang an die perfekte<br />
Verbindung von souveränem Klang, technologischer<br />
Innovation, zeitlosem Design<br />
und einfacher Bedienung.“ Das Entwicklerteam,<br />
Mitarbeiter, die seit 20 bis 30<br />
Jahren in der Manufaktur arbeiten und<br />
viel Know-how angesammelt haben,<br />
sei ständig bemüht, den Klang weiter<br />
zu verbessern. „Ich glaube, an das technisch<br />
Machbare kommt man nie heran“,<br />
sagt Burmester. „Aber man möchte sich<br />
weiter entwickeln. So wie jeder Musiker,<br />
der besser werden will und jeder Schriftsteller,<br />
der sich vornimmt, einen noch<br />
besseren Roman zu schreiben.“<br />
Alle Burmester-Geräte, die in den ausgesuchten<br />
Fachhandel für Spitzenprodukte<br />
des Hi-Fi-Segments kommen, sind vollständige<br />
Eigenentwicklungen – von der<br />
ersten Zeichnung über diverse Prototypen<br />
bis hin zum Endprodukt. 95 Prozent<br />
der Komponenten werden von Zulieferern<br />
aus Deutschland bezogen. „Bei uns<br />
steht Made in Germany drauf und ist<br />
Made in Germany drin“, versichert der<br />
Firmenchef. „Genau das wollen die Leute<br />
weltweit haben.“<br />
Die Anlagen von Burmester werden weltweit<br />
in mehr als 50 Ländern verkauft.<br />
Zwischen 80 und 85 Prozent macht der<br />
Exportanteil aus. „Nach Deutschland ist<br />
China unser zweitwichtigster Absatzmarkt“,<br />
sagt der Firmeninhaber. Das<br />
Perfekter Sound:<br />
Burmester Home Theatre
Schwerpunkt | Faszination | Der perfekte Sound<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35<br />
Burmester High-End 3D-Surround<br />
in der neuen S-Klasse<br />
Unternehmen mit seinen 50 Beschäftigten<br />
sei sehr gesund, der Umsatz sei<br />
2012 im Vergleich zum Vorjahr um 30<br />
Prozent gesteigert worden. Leider wirke<br />
sich das überhaupt nicht auf den Ertrag<br />
aus. Der bleibe gleich, wegen steigender<br />
Kosten etwa für die Verwaltung, Rohstoffe,<br />
Lizenzen und Patente, Abgaben. „Die<br />
Kosten sind inzwischen so gestiegen,<br />
dass wir im Oktober dieses Jahres die<br />
Preise unserer Geräte um zehn Prozent<br />
erhöhen müssen.“ Wer eine Burmester-<br />
Anlage kaufen will, steigt im unteren<br />
Preisbereich bei rund 12.000 Euro ein.<br />
Burmester Audiosysteme sieht sich<br />
seinem Chef zufolge als einer der weltweit<br />
führenden Anbieter von High-<br />
End-Geräten der Branche. „Das ist<br />
unbestritten“, sagt Burmester. Die Wettbewerber<br />
würden teilweise sogar schwächer.<br />
Der Grund: Sie konzentrierten sich<br />
nicht mehr auf den Kern ihres Geschäfts,<br />
sondern wollten aus Wachstumsgründen<br />
auch in preisgünstigere Bereiche der<br />
Branche vorstoßen. Dadurch werde die<br />
Philosophie und Unternehmensstruktur<br />
eines High-End-Anbieters verwässert.<br />
Burmester betont: „Wir dagegen bleiben<br />
unverdrossen auf unserem hohen Level.“<br />
Den Anspruch vertritt er bei Heimanlagen<br />
wie bei Audiosystemen für Autos.<br />
„Das Automotive-Geschäft ist für die<br />
Firma ein großes Geschenk: Vor zehn<br />
Jahren haben wir angefangen, Hi-Fi-<br />
Anlagen für Bugatti zu entwickeln<br />
und zu bauen, dadurch ist Porsche auf<br />
uns aufmerksam geworden und das<br />
Burmester High End Surround Sound<br />
System mittlerweile für alle Baureihen zu<br />
haben. Inzwischen werden Burmester-<br />
Anlagen auch in die oberen Fahrzeugklassen<br />
von Mercedes eingebaut. Der<br />
Umsatz mit PKW-Audiosystemen ist noch<br />
kleiner als der mit Heimanlagen. Aber<br />
bereits in zwei Jahren könnte sich das<br />
Verhältnis umkehren.“<br />
Link zum Thema:<br />
www.burmester.de
36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Elegant
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 37<br />
Ay Car’amba<br />
To Lust<br />
for cars<br />
AUTOR: J. M. Brain<br />
Das Spiel zwischen konvexen und konkaven Flächen verleiht<br />
der neuen S-Klasse die mondän-sportliche Dynamik.
38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
Seit 1949 versprüht das Käfer Cabriolet<br />
Glück und Lebensfreude. Auch in seiner<br />
modernen Form folgt das Beetle Cabriolet<br />
dem Vorbild des Klassikers und<br />
erobert die Herzen.<br />
Das Beetle Cabriolet präsentiert sich in<br />
drei umfangreich ausgestatteten Varianten<br />
(Beetle Cabriolet, Beetle Cabriolet<br />
Design und Beetle Cabriolet Sport).<br />
Zusätzlich begeistern drei besondere,<br />
von vergangenen Jahrzehnten inspirierte<br />
Themenmodelle: 50‘s inspiriert als „The<br />
Stylish“, 60‘s inspiriert als „The Cool“<br />
und 70‘s als „The Elegant“.
Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39<br />
Charismatisch
40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
Sportlich
Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41<br />
Fahrdynamik ohne Kompromisse. Das<br />
neue BMW 4er Coupé verwöhnt den<br />
Fahrer: Das intelligente Leichtbaukonzept,<br />
ein extrem niedriger Schwerpunkt,<br />
eine speziell abgestimmte Fahrwerksauslegung<br />
und gesonderte Karosserie-<br />
Verstärkungen sowie weitere präzise<br />
technische Raffinessen geben dem<br />
sportlichen Zweitürer einen wendigintuitiven<br />
Lauf – mit maximaler Lenkpräzision.<br />
Die Fotografen Myrzik und Jarisch<br />
setzten das BMW 4er Coupé auf ihre<br />
eigene Art in Szene (Bild links). Das<br />
Ergebnis verändert die Betrachtungsweise<br />
und zeigt das Fahrzeug nicht als<br />
technisches Produkt, sondern als ein<br />
emotionales Erlebnis.
42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
Es lohnt sich immer, den direkten Weg<br />
zu gehen. Den Weg vom Reiz zur Reaktion.<br />
Vom Ruhepuls zum Herzklopfen –<br />
zum Glücksgefühl.<br />
Charakter, Profil und ein klarer Standpunkt:<br />
Werte die dem Cayman seit jeher<br />
in den Genen liegen. Und optisch einen<br />
prägnanten Ausdruck finden – in definierten<br />
Linien und Kanten, mit engen<br />
Radausschnitten und kurzen Überhängen,<br />
mit gespannten Proportionen<br />
und einer flachen Silhouette. Jede Linie<br />
und jedes technische Detail strebt nach<br />
vorn. Alles erzählt eine Geschichte:<br />
die von Charakter und unbändigem<br />
Vorwärtsdrang.
Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 43<br />
dynamisch
44 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
geräumig
Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 45<br />
Im einen Augenblick besorgt man noch<br />
die Einkäufe für die große Party am<br />
Abend, im Nächsten spielt man Taxi für<br />
die Kinder. Erst ist man auf dem Weg<br />
ins Fitness-Studio, schon ist man als<br />
Möbeltransport gefragt. Der neue SEAT<br />
Leon ST ist mit seinen bis zu 1.470 Litern<br />
Stauraum ein Kombi von außerordentlichem<br />
Format.<br />
Der neue SEAT Leon ST wird im September<br />
2013, auf der IAA in Frankfurt<br />
am Main, erstmals der Öffentlichkeit<br />
präsentiert.
46 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
Seit seiner Premiere 1992 steht der<br />
Jeep Grand Cherokee für die legendären<br />
Markenwerte Freiheit, Authentizität,<br />
Abenteuer und Begeisterung.<br />
Nach nahezu fünf Millionen weltweit<br />
verkauften Exemplaren geht der Jeep<br />
Grand Cherokee nun mit einer Reihe von<br />
Innovationen in das Modelljahr 2014.<br />
Neben dem überarbeiteten Karosseriedesign,<br />
dem noch hochwertigeren<br />
Innenraum sowie neuen Farbkombinationen<br />
für Karosserie und Innenraum<br />
ist die zentrale Neuheit das in allen<br />
Modellversionen serienmäßige 8-Stufen-<br />
Automatikgetriebe: Stärkere Leistung<br />
bei gleichzeitig reduziertem Verbrauch,<br />
bessere Beschleunigung und erhöhter<br />
Schaltkomfort – das neue 8-Gang-Automatikgetriebe<br />
verfügt über mehr als<br />
40 Schalt-Kennfelder für unterschiedliche<br />
Situationen und optimierte Schaltqualität.
Schwerpunkt | Faszination | Ay Car’amba<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 47<br />
Kraftvoll
48 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
sehenswert<br />
DIE EWIGE DIVA<br />
KLEOPATRA<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
Sex, Skandale, politische Verwicklungen<br />
und ein mysteriöser Selbstmord: Das sind<br />
nur einige der Beigaben, aus denen ein<br />
über 2.000 Jahre überdauernder Mythos<br />
gemacht ist. Kleopatra VII., Ägyptens<br />
letzte und berühmteste Herrscherin,<br />
wird noch heute in einer glorifizierten<br />
wie auch widersprüchlichen Weise wahrgenommen.<br />
Sie lebte von 69 bis 30 vor<br />
unserer Zeitrechnung, und vor allem der<br />
Ruf ihrer legendären Schönheit überstrahlt<br />
bis heute die Wahrnehmung ihrer<br />
Person: In ihr verbinden sich eine unwiderstehliche<br />
faszinierende Ausstrahlung mit<br />
Intelligenz, hoher Bildung und großem<br />
Mut – verführerisch machtbewusst und<br />
unberechenbar, hat sie Politikgeschichte<br />
geschrieben, doch ihre Schönheit ist ein<br />
Mythos: Der Historiker Plutarch schrieb<br />
über ihr Aussehen, dass sie gar nicht so<br />
unvergleichlich schön und von unmittelbar<br />
berückender Art gewesen wäre.<br />
In jedem Fall hat Kleopatra durch Intelligenz,<br />
Ehrgeiz und Überzeugungskraft<br />
beeindrucken können. Und das in einer<br />
Zeit, in der Kriege gegen die Römer,<br />
Intrigen, Mord und Geschwisterheirat<br />
innerhalb der herrschenden Pharao-<br />
Familien in Ägypten an der Tagesordnung<br />
waren.<br />
KLEOPATRA<br />
MYTHOS IN DER KUNST<br />
Bild: Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie<br />
Kleopatras schillernde Persönlichkeit und<br />
ihr aufregender Lebenswandel inspirierten<br />
Schriftsteller, Maler und Musiker:<br />
Seit über 2.000 Jahren erschafft jede<br />
Epoche ihr eigenes Kleopatra-Bild, das<br />
die der jeweiligen Zeit entsprechende<br />
Weiblichkeit widerspiegelt und interpretiert.<br />
Die interdisziplinär angelegte<br />
Ausstellung in der Bundeskunsthalle<br />
Bonn zeigt verschiedene Sichtweisen auf<br />
die historische Figur – von der Antike bis<br />
in die aktuelle Popkultur. Herausragende<br />
Werke der Skulptur, Malerei, Fotografie,<br />
Film- und Videokunst ermöglichen eine<br />
Spurensuche durch Zeit und Raum, die<br />
immer auch mit der Wahrnehmung
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49<br />
Bild: Musée des Beaux-Arts, Rouen<br />
Bild links: Guido Cagnacci „Der Tod der Kleopatra“, ca. 1659/61 - 1662, Öl auf Leinwand<br />
Bild rechts: Charles-Joseph Natoire „Die Begegnung der Kleopatra mit Marc Anton in Tarsos“, 1741 - 1755, Öl auf Leinwand
50 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
Bild: BTOY 2012<br />
BTOY:<br />
Kleopatra IV. (Liz Taylor), 2009, Öl auf Leinwand
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 51<br />
der persönlichen Identität verbunden<br />
ist. Die Bilder der Historienmaler des<br />
19. Jahrhunderts verströmen eine anziehende<br />
Wirkung aus freizügiger orientalischer<br />
Erotik, und gleichzeitig prangern<br />
sie die moralische Verderbtheit an,<br />
Doppelmoral at its best. Keine Szene aus<br />
Kleopatras Leben ist so oft und von so<br />
vielen verschiedenen Künstlern gemalt<br />
worden, wie ihr spektakulärer Selbstmord<br />
durch den Biss einer giftigen Schlange.<br />
Ob es wirklich so gewesen ist, ist nicht<br />
zweifelsfrei zu beweisen.<br />
Während der Dreharbeiten verliebten<br />
sich Elizabeth Taylor und Richard Burton,<br />
der Darsteller des Marc Anton, heftig<br />
ineinander, was als einer der größten<br />
Skandale der Zeit aufgenommen wurde,<br />
da beide Schauspieler mit anderen Partnern<br />
verheiratet waren. Der Film veranschaulicht,<br />
dass Politik im Schlafzimmer<br />
gemacht wird, und die Darsteller lebten<br />
dies auch privat in exzessiver Weise aus.<br />
DER ORIENTALISCHE<br />
GARTEN<br />
Der Königinnenkult hat auch nicht vor<br />
den Kinderzimmern halt gemacht, und<br />
so erschien hier die famose Cleopatra-<br />
Barbie. Kleopatra schrieb auch Filmgeschichte<br />
mit: 1917, zu Beginn der<br />
Stummfilm-Ära, gab die grandiose Theda<br />
Bara eine erotische Ägyptenkönigin,<br />
später spielten Claudette Colbert und<br />
Vivien Leigh ihre weiblichen Darstellungskünste<br />
aus. Liz Taylor ist jedoch in ihrer<br />
Rolle die bis heute unumstrittene Verkörperung<br />
des Kleopatra-Mythos: Mit Kajalstrich<br />
um die Augen, verführerisch sexy<br />
und intrigant klug. Der Film Cleopatra aus<br />
dem Jahr 1963 galt bis zum Erscheinen<br />
des Films Avatar im Jahre 2009 als der<br />
teuerste Spielfilm aller Zeiten. Die Kosten,<br />
die aufgrund von wiederholten Produktionsverzögerungen<br />
und Erkrankungen<br />
der Hauptdarstellerin Elisabeth Taylor<br />
ins Gigantische anwuchsen, trieben<br />
die Produktionsfirma 20th Century Fox<br />
an den Rand des finanziellen Ruins. Bis<br />
heute hat der Film jedoch weit mehr<br />
als die Kosten eingespielt und ist einer<br />
der profitabelsten Filme aller Zeiten.<br />
Parallel zur Ausstellung ist: „Kleopatra –<br />
Der Orientalische Garten“ auf dem Dach<br />
der Kunsthalle Bonn zu sehen. Die<br />
Gartenkunst, die sich im Verlauf der<br />
Jahrtausende immer mehr zu einem<br />
Gesamtkunstwerk aus Natur und Kultur<br />
entwickelte, gehört zu den ältesten<br />
Kunstgattungen. Unter der Herrschaft der<br />
Ptolemäer-Dynastie, deren Ende durch<br />
den dramatischen Tod Kleopatras VII.<br />
besiegelt wurde, waren die königlichen<br />
Gartenanlagen von Alexandria ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil des prachtvollen<br />
Palastkomplexes, in der typischen, axialen<br />
Ausrichtung der baulichen Elemente,<br />
der Hervorhebung des rechten Winkels<br />
und einer geraden Linienführung in der<br />
Gestaltung.<br />
KLEOPATRA – DIE EWIGE DIVA<br />
Bis: 6. Oktober 2013<br />
Bundeskunsthalle Bonn<br />
Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn<br />
www.bundeskunsthalle.de
52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
Farbiges GRAU<br />
Grau als<br />
Farbe der Moderne<br />
Autor: K. Specht<br />
Grau ist die Farbe der Sachlichkeit und<br />
des Understatements. Grau bringt andere<br />
Farben besonders gut zur Geltung.<br />
Grau ist eine unbunte Farbe. Grau ist<br />
die gesamte Farbtonpalette zwischen<br />
Schwarz und Weiß. Die Themenreihe<br />
„Hauptsache Grau“ im Mies van der Rohe<br />
Haus in Berlin widmet sich in vier unterschiedlich<br />
konzipierten Ausstellungen<br />
der Farbe Grau. Der Schwerpunkt der<br />
Ausstellungsreihe liegt auf der Malerei,<br />
Grau als Farbe der Moderne wird in erweitertem<br />
Rahmen in Vorträgen und Symposien<br />
auch in Architektur und Design<br />
näher betrachtet. Verschiedene aktuelle<br />
Bildkonzepte, Malstile und Auffassungen<br />
von Farbe im Feld der nicht-gegenständlichen<br />
Malerei werden nebeneinander<br />
gestellt, es werden Grenzen ausgelotet,<br />
was noch als Grau aufgefasst werden<br />
kann. In diesem Zusammenhang zielt<br />
das Thema beispielsweise auf ein Grau,<br />
welches aus der Mischung von bunten<br />
Farben gewonnen werden kann und<br />
insoweit als deren Summe erscheint. Das<br />
Mies van der Rohe Haus ist ein besonders<br />
passender Ort für das Ausstellen<br />
von Farbfeldmalerei, die klare und lichtdurchflutete<br />
Architektur lädt die Grauabstufungen<br />
zur Entfaltung ihrer subtilen<br />
Wirkungen ein. Less is more: Mit minimalistischen<br />
Mitteln eine maximale Qualität<br />
anzustreben, das ist der Geist Mies van<br />
der Rohes.<br />
Nach dem erfolgreichen zweiten Teil<br />
des Projektes mit dem Titel „Lebendiges<br />
Grau“ wird nun Teil drei gezeigt:<br />
„Farbiges Grau“. Das Ausstellungskonzept<br />
wurde von Matthias Bleyl, Professor an<br />
der Kunsthochschule Weißensee, Berlin,<br />
entwickelt.<br />
Foto: Mies van der Rohe Haus<br />
Farbiges Grau<br />
1. September bis 10. November 2013<br />
Mies van der Rohe Haus<br />
Oberseestraße 60, 13053 Berlin<br />
www.miesvanderrohehaus.de
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53<br />
Foto: J. Sternfeld<br />
Foto: A. Stankowski<br />
Foto: L. van Brummelen, S. de Haan<br />
Matthew Day Jackson, geboren 1974<br />
in Californien, ist einer der erfindungsreichsten<br />
Künstler seiner Generation.<br />
Heute lebt er in New York. Sein Werk ist<br />
breit angelegt, es umfasst Aspekte aus<br />
Technologie und Popkultur, aus Wissenschaft,<br />
Philosophie und Sport. Seine<br />
Arbeiten können faszinierend und irritierend<br />
zugleich sein, Grundtenor ist dabei<br />
das Hinterfragen etablierter Wahrnehmungen<br />
und konventioneller Perspektiven.<br />
Ausgehend von der amerikanischen<br />
Kulturgeschichte setzt sich Jackson auf<br />
vielfältige Weise mit der technologischen<br />
Okkupation unserer Welt auseinander.<br />
Die Ausstellung führt Installationen,<br />
Bilder, Skulpturen und Videos zusammen,<br />
die zum überwiegenden Teil eigens für<br />
die Ausstellung geschaffen worden sind.<br />
„Matthew Day Jackson. Total Accomplishment“<br />
ist die erste deutsche Einzelausstellung<br />
des Künstlers.<br />
Fotografien aus dem überaus sehenswerten<br />
Werk des weithin zuerst als<br />
Grafiker des Deutsche Bank Logos<br />
bekannten Anton Stankowski sind in<br />
Stuttgart ausgestellt. Stankowski (1906<br />
bis 1998) hat mit seinen grafischen<br />
Entwürfen nicht nur das bundesdeutsche<br />
Erscheinungsbild der Nachkriegszeit,<br />
sondern das moderne Grafikdesign<br />
an sich entscheidend geprägt. Sein<br />
bekanntestes Logo, das er 1974 für die<br />
Deutsche Bank entwickelte, wurde 2011<br />
von einer britischen Fachzeitschrift zum<br />
zweitbesten Firmensignet aller Zeiten<br />
gewählt, noch vor den Markenzeichen<br />
von Nike und Apple. Entscheidend für<br />
Stankowskis Schaffen ist die enge Verbindung<br />
von freier und angewandter Kunst.<br />
Die Ausstellung präsentiert Fotografien<br />
aus dem 40.000 Negative umfassenden<br />
Archiv und zeigt bisher noch nicht publizierte<br />
Aufnahmen.<br />
Lonnie van Brummelen, geboren 1969,<br />
und Siebren de Haan, geboren 1966,<br />
arbeiten seit 2001 zusammen, und<br />
das meist mit dem Medium Film. 2005<br />
gewann Lonnie van Brummelen den<br />
prestigeträchtigen Prix de Rome für die<br />
Arbeit Grossraum, 2004/2005. Diese<br />
Arbeit war 2008 anlässlich der Ausstellung<br />
Shifting Identities im Kunsthaus<br />
Zürich zu sehen und befindet sich inzwischen<br />
in der Sammlung des MoMA, New<br />
York. Die beiden Künstler thematisieren in<br />
ihren Werken politisch-gesellschaftliche<br />
und ökonomische Fragestellungen und<br />
setzen diese auf besonders bildstarke<br />
und formal beeindruckende Weise um.<br />
Die Ausstellung im Kunsthaus Zürich ist<br />
die erste Einzelausstellung der Künstler<br />
in der Schweiz. Im Zentrum steht eine<br />
neue filmische Arbeit, die speziell für das<br />
Kunsthaus realisiert wurde.<br />
Total Accomplishment<br />
Bis: 10. November 2013<br />
Stankowski Archiv<br />
Bis: 27. Oktober 2013<br />
Revolt of the Giants<br />
6. September bis 10. November 2013<br />
ZKM<br />
Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe<br />
www.zkm.de<br />
Kunstmuseum Stuttgart<br />
Kleiner Schlossplatz 1, 70173 Stuttgart<br />
www.kunstmuseumstuttgart.de<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Heimplatz 1, 8001 Zürich<br />
www.kunsthaus.ch
54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
Spuren des<br />
Unsichtbaren<br />
Robert Weiland<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Robert Weiland wurde 1969 in Bonn / Bad<br />
Godesberg geboren und lebt seit 1998 in<br />
Potsdam. Nach dem Studium der Kunstgeschichte<br />
arbeitete er als Geschäftsführer<br />
eines kleinen Fernsehstudios.<br />
Später wechselte er zu Fotografie und<br />
Grafikdesign, parallel studierte er Architektur.<br />
Seit 2009 widmet er sich ganz<br />
der Malerei. Robert Weiland hat sein für<br />
Besucher offenes Atelier in der Potsdamer<br />
Innenstadt und befasst sich in seinen<br />
Arbeiten mit den Spuren des Unsichtbaren.<br />
Auf den abstrakten Bildern lassen<br />
sich immer wieder Menschen, Gesichter<br />
oder Landschaften erkennen. Wie aus<br />
einem Nebel entstehen so neue Wirklichkeiten.<br />
Der Arbeitsprozess gleicht einem<br />
Erschaffen, Festhalten und immer wieder<br />
Aufgeben von dokumentierten Augenblicken.<br />
Jeder Pinselstrich, jedes Ziehen<br />
mit dem Malmesser öffnet eine Frage<br />
und gibt mögliche Antworten. Weiland<br />
sucht mit seinen Bildern den direkten<br />
Dialog mit dem Betrachter. In Abwandlung<br />
eines Gedankens von Paul Celan aus<br />
dem Jahre 1958 versteht er seine Bilder als<br />
eine Flaschenpost„ ... aufgegeben in dem,<br />
gewiss nicht immer, hoffnungsstarken<br />
Glauben, sie könnte irgendwo an Land<br />
gespült werden ... auf ein ansprechbares<br />
Du, auf eine ansprechbare Wirklichkeit“.<br />
Unter seinen Werken finden sich auch<br />
gegenständliche Arbeiten, wie Portraits<br />
von Künstlern, die ihn beeinflussten, und<br />
Darstellungen der Natur. In seiner Serie<br />
C. A. M. (Carbon, Aqua, Musculus) arbeitet<br />
er mit einem eigenem Druckverfahren<br />
und schafft so grafische, monochrome<br />
Blätter. Einige dieser Drucke sind als<br />
Prozess angelegt und werden durch<br />
weitere materielle Ebenen und Farben<br />
ergänzt.<br />
Ateliergespräch – Robert Weiland<br />
21. September 2013<br />
Fotos: R. Weiland<br />
Anmeldung: event@robertweiland.de<br />
Hegelallee 48, 14467 Potsdam<br />
www. robertweiland.de
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55<br />
Bild links: „Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen.“<br />
Bild rechts: „Ausblick“
56 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | SEHENSWERT<br />
Robert Weiland:<br />
„Wintermorgen“
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57
58 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
Hörenswert<br />
Nu Soul und ein<br />
bunt blubbernder Trip<br />
Autor: F. Reip<br />
India.arie<br />
SongVersation<br />
(Motown / Universal)<br />
Sie verschmilzt in ihrer Musik Einflüsse<br />
aus Soul, Gospel, Jazz, HipHop und Weltmusik<br />
verschiedener Kulturen, sie ist<br />
Botschafterin für UNICEF und in Kampagnen<br />
gegen AIDS und Brustkrebs engagiert,<br />
sie ist für Barack Obama ebenso<br />
aufgetreten wie für Nelson Mandela und<br />
den Dalai Lama – India Arie Simpson ist<br />
einer der größten Stars des Nu Soul.<br />
Foto: Motown, Universal Music<br />
Nun meldet sich die US-Amerikanerin<br />
mit ihrem fünften Studioalbum zurück<br />
und streicht mit ihrer sanften Stimme<br />
wieder „Cocoa Butter“ (der ersten Single-<br />
Auskopplung) auf unser Gemüt. Die<br />
Deluxe Edition enthält übrigens gleich<br />
vier Bonus-Tracks (darunter ein fantastisches<br />
Cover der durch Billie Holiday<br />
legendär gewordenen Sklaverei-Anklage<br />
„Strange Fruit“) und somit stolze 20 Songs<br />
– beeindruckend!
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 59<br />
Travis<br />
Where You Stand<br />
(Red Telephone Box / Rough Trade)<br />
Nightmares On Wax<br />
Feelin’ Good<br />
(Warp / Rough Trade)<br />
V. A.<br />
Listen To Me: Buddy Holly<br />
(First International / Ignition / Indigol)<br />
Travis waren vor gut zehn Jahren mit Hits<br />
wie „Why Does It Always Rain On Me?“<br />
oder „Sing“ Dauergäste in den Charts und<br />
auf den großen Bühnen. Dann wurde es<br />
ruhig um die Band um Sänger Fran Healy,<br />
die nächsten Platten floppten. Knackigere<br />
Gitarren beherrschten bald Clubs und<br />
Airplay, melancholischer Träumerpop<br />
war, wenn er nicht gerade von Coldplay<br />
oder Snow Patrol kam, hoffnungslos out.<br />
Umso überraschender und erfreulicher,<br />
dass Travis jetzt nach stolzen fünf<br />
Jahren Pause mit „Where You Stand“ eine<br />
zarte, ausgewogene Spätsommerplatte<br />
vorlegen, auf der jeder Song mühelos<br />
an die großen Zeiten erinnert. Perlen<br />
wie das flotte „On My Wall“, das Singalong<br />
„Warning Sign“ oder das charmante<br />
„Boxes“ machen es deutlich: Travis ist<br />
eines der Comebacks des Jahres<br />
gelungen!<br />
George Evelyn, besser bekannt als<br />
Mastermind hinter Nightmares On Wax,<br />
gehörte in den 90‘ern zu den großen<br />
Stars im lässig-schwülstigen TripHop.<br />
Eine Menge Zeit ist seitdem ins Land<br />
gegangen, doch auch auf dem siebten<br />
Studioalbum „Feelin’ Good“ tropfen die<br />
Beats noch genüsslicher, schaukeln die<br />
Grooves noch königlich entspannter<br />
dem Sonnenuntergang entgegen als in<br />
Evelyns besten Tagen. Dabei lässt sich<br />
das Album immer wieder in andere Richtungen<br />
treiben, klingt mal funky („Eye<br />
Can’t See“), mal jazzig („Luna 2“ mit Gast-<br />
Auftritt des deutschen Drummers Wolfgang<br />
Haffner), strahlt in goldenem Soul<br />
(„Give Thx“), mäandert durch esoterische<br />
Nebel („Om Sweet H(ome)“) oder<br />
bittet zum Tanz („Now Is The Time“). Ein<br />
wunderbarer, bunt blubbernder Trip!<br />
So gut wie jeder kennt Charles Hardin<br />
Holley, besser bekannt als Buddy Holly<br />
– die ikonische breitrandige Brille des<br />
Rock’n’Roll-Musikers aus dem texanischen<br />
Lubbock, aber auch seine zahllosen<br />
Hits wie „Peggy Sue“, „Not Fade<br />
Away“ oder „It’s So Easy“. Mit zweijähriger<br />
Verzögerung – der mit nicht einmal<br />
23 bei einem Flugzeugabsturz ums<br />
Leben gekommene Holly wäre diesen<br />
September 77 geworden – erscheint nun<br />
auch hierzulande ein Tribute-Sampler,<br />
auf dem sich zahlreiche US-Stars vor<br />
Hollys Legat verbeugen: Stevie Nicks<br />
(Jefferson Airplane), Brian Wilson (Beach<br />
Boys), Ringo Starr (The Beatles), aber auch<br />
jüngere Künstler wie Pat Monahan (Train),<br />
Patrick Stump (Fall Out Boy) und viele<br />
mehr. Entstanden ist so ein kurzweiliges,<br />
abwechslungsreiches Potpourri, in dem<br />
Klassiker in neuem Licht erscheinen.
60 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
Track-By-Track<br />
New York, Rio, Rosenheim<br />
Sportfreunde Stiller<br />
Autor: F. Reip<br />
das erste Lied auf der Platte werden würde.<br />
Ich finde die Message so schön: sich selber<br />
mal eine Hymne zu singen gelegentlich –<br />
gerade in Momenten, in denen man sich<br />
nicht so toll fühlt, mal darauf zu schauen,<br />
dass man ein besonderer Mensch ist. Allein<br />
schon, weil man einzigartig ist. Der Song<br />
geht gut nach vorn, und wir haben jetzt<br />
damit auch schon ein paar Mal unser<br />
Live-Set eröffnet.<br />
APPLAUS, APPLAUS<br />
Rüde: Vor drei Tagen in der Badewanne habe<br />
ich mir die Aufnahme total laut über Kopfhörer<br />
angehört und hab mich so dermaßen<br />
umarmt gefühlt von der Zuneigung, die<br />
einem aus diesem Lied entgegen schwappt.<br />
Eigentlich ja total behindert, so von seiner<br />
eigenen Musik zu sprechen – aber ich fand’s<br />
schön!<br />
Lange Zeit waren sie ganz vorn dabei<br />
in den Charts und auf den Livebühnen,<br />
dann legten Peter Brugger, Rüdiger<br />
„Rüde“ Linhof und Florian „Flo“ Weber<br />
eine Pause ein. Nun meldet sich das<br />
allseits als Sportfreunde Stiller bekannte<br />
Trio mit einem neuen Album zurück. Im<br />
lauschigen Whiskey Room des Berliner<br />
Hotels Michelberger sprechen sie bei<br />
bester Laune über die zwölf Songs von<br />
„New York, Rio, Rosenheim“.<br />
HYMNE AUF DICH<br />
Peter: Das Stück startet mit einem tiefen<br />
Bass und einem Morsezeichen: „S.S.S.“ Wir<br />
haben uns gefreut, als es fertig war, denn<br />
wir waren uns ziemlich schnell einig, dass es<br />
Flo: Das Stück wurde textlich als letztes vollendet,<br />
wir haben bis zuletzt sehr detailverliebt<br />
an den Strophen gearbeitet. Es ist ein<br />
Lied, an dem jeder von uns sehr beteiligt<br />
war. Ein gemeinsames Lied.<br />
WENN PFERDE SCHLAFEN<br />
Peter: Der Titel ist ein bisschen irreführend,<br />
denn eigentlich geht es um etwas ganz<br />
anderes: um die völlige Verwirrung des<br />
Verliebtseins, die Abwesenheit von Verstand<br />
und Logik. Dass man in der Gegend herumsteuert<br />
und nicht mehr Herr seiner Sinne<br />
ist und überhaupt nicht mehr checkt, was<br />
man so macht – im negativen wie im positiven<br />
Verpeiltsein.<br />
Flo: Verpeiler sind geiler.<br />
Peter: Ich bin natürlich stolz auf mein Gitarrensolo.<br />
Ich weiß jetzt nicht, ob Gitarristen<br />
mich abwatschen würden, dass ich das ein<br />
Gitarrensolo nenne, aber ich tu’s.<br />
Rüde: Schon ein großer Rockmoment!<br />
Peter: Ich widme dieses Gitarrensolo Richie<br />
Sambora!<br />
NEW YORK, RIO, ROSENHEIM<br />
Rüde: Menschen mit eine guten Energie, die<br />
mit Freude in die Welt schauen, versammelt<br />
euch und gebt gute Vibes raus! Lasst<br />
euch keine Angst mehr machen! Man hat<br />
ja immer das Gefühl, die Welt würde untergehen,<br />
und doch steht sie immer noch.<br />
Warum nicht einfach das Leben genießen!
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 61<br />
Fotos: Universal Music, G. von Foris<br />
Sportfreunde Stiller:<br />
Rüde, Flo, Peter (v. l.)
62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
Sportfreunde Stiller:<br />
Rüde, Peter, Flo (v. l.)<br />
Flo: Wir fordern die längste Lichterkette der<br />
Welt!<br />
Peter: Wir thematisieren auch diese völlige<br />
Unsicherheit und Unklarheit darüber, was<br />
politisch aus welchem Grund passiert<br />
oder warum welche Äußerungen getätigt<br />
werden. Ich check’s halt einfach nicht mehr<br />
und ich ärger mich darüber! Selbst wenn<br />
man sich ausführlich über eine Thematik<br />
informiert, kriegt man total schwer einen<br />
Durchblick, was abläuft. Das ist ätzend!<br />
Rüde: Letztlich kann die Antwort nur sein:<br />
Der einzige Gradmesse für dein Gradmesser<br />
bist du. Du machst dir dein Glück selber.<br />
UNTER UNTEN<br />
Peter: Dazu möchte ich sagen: dü-dü-düdü...<br />
Das sagt sehr viel über das Niveau des<br />
Liedes aus.<br />
Flo: Naja, es behandelt eben den Niedergang<br />
des Niveaus, über den Niedergang<br />
des Selbst im Rauschzustand zum Beispiel.<br />
Das ist natürlich nie passiert, was wir da<br />
beschreiben! (lacht)<br />
Peter: Bei dem Zickezacke-Teil schüttelt’s<br />
mich jedes Mal. Was in Menschen so für<br />
Abgründe stecken ...<br />
Rüde: In mir stecken nur Aufgründe.<br />
ES MUSS WAS WUNDERBARES SEIN, VON<br />
MIR GELIEBT ZU WERDEN<br />
Flo: Ein Kammerspiel, in zwei Versionen. Es<br />
wird ein Mann beschrieben, der auf ganz
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 63<br />
charmante Weise eine Dame von sich überzeugen<br />
will – und dann merkt, dass diese<br />
doch mehr in petto hat, als er erwartet<br />
hatte.<br />
Rüde: Der Begriff „Kammerspiel“ erscheint<br />
mir sehr distanziert, das Stück handelt ja<br />
doch auch von sexuellen Abgründen – von<br />
einem Typen, der eine Frau einfach mal<br />
hinter den schwarzen Vorhang führt ...<br />
Flo: Das ist ja nicht richtig. Der Typ will sie ja<br />
eigentlich verführen, und sie führt dann ihn<br />
hinter den schwarzen Vorhang ...<br />
Rüde: Ach stimmt, wir haben das ja umgedreht...<br />
(lacht)<br />
CLOWNS & HELDEN<br />
Peter: Hier geht es um Selbstwahrnehmung<br />
und darum, dass man nicht beeinflussen<br />
kann, wie man von außen gesehen wird.<br />
Musikalisch ist es unser Killers-Stück.<br />
FESTUNGEN UND BURGEN<br />
Peter: Es geht um die Schwierigkeit, über<br />
seinen Schmerz zu sprechen. Ein mutiger<br />
Schritt, nach außen zu treten und Vertrauen<br />
in einen anderen Menschen zu setzen.<br />
Zugleich ist es eine Bitte, genau das zu tun,<br />
denn es ist ja der erste Schritt zur Heilung.<br />
Das kennt sicher jeder von uns.<br />
Flo: Das Stück hat uns Peter mal im Proberaum<br />
nur am Klavier vorgespielt und dazu<br />
gesungen, und ich dachte eigentlich: Lass<br />
uns nichts mehr daran ändern, genau so<br />
intim muss es bleiben! Wir haben dann<br />
aber doch noch ein bisschen daran gearbeitet,<br />
weil wir gemerkt haben, das noch<br />
mehr darin steckt.<br />
WIEDER KEIN HIT<br />
Flo: Da hab ich Peter vor Augen, mit so<br />
langen Haaren, wie er zum Baggersee<br />
kurbelt... Ich komm von der anderen Seite<br />
mit dem BMX-Rad, hab zwei Bier dabei ... der<br />
Rüde hat leider keine Zeit ... (alle lachen)<br />
Flo: Ich will unbedingt ein Video dazu<br />
drehen, wie wir alle über den Brenner<br />
düsen.<br />
Peter: Ich freu mich so, dass es uns gelungen<br />
ist, diese Stimmung musikalisch so hinzukriegen<br />
– weil es eben auch inhaltlich die<br />
Aussage ist: Einfach mal „Cut“ rufen, Stress<br />
beiseite schieben, Pläne absagen und sich<br />
durch den Tag treiben lassen.<br />
Rüde: Es tut total gut, einfach mal etwas<br />
ohne Grund abzusagen!<br />
LEDERJACKE<br />
Flo: Das Stück hat es gerade so aufs<br />
Album geschafft! Ein wahnsinnig cleverer<br />
Merchandise-Artikel: ein Aufnäher mit den<br />
Worten „Meine Lederjacke kriegst du nicht!“<br />
– und das dann auf einer Trainingsjacke!<br />
Peter hat übrigens eine Lederjacke, die gibt<br />
es also – ich finde natürlich, dass sie ihm<br />
leicht zu groß ist ... (lacht)<br />
LET’S DID IT<br />
Rüde: Ich finde den Text nichts weniger als<br />
großartig! Er ist so unglaublich verwirrt in<br />
seinem Vorwärtsdrang, musikalisch und<br />
textlich. Er ist auch irgendwie seltsam<br />
entstanden, zwischen Tür und Angel,<br />
Schlag auf Schlag. Man sagt irgendwas,<br />
was überhaupt keinen Sinn ergibt, aber<br />
doch irgendetwas Fühlbares vermittelt.<br />
Wir haben letztes Jahr auf dem Immergut-<br />
Festival unter dem Namen Let’s Did It als<br />
Überraschungsgast gespielt. Eine Wahnsinnsparty.<br />
Peter: Und ich glaube jetzt zu wissen, dass<br />
Jan Delay beim Singen einen Fetzen Spaß<br />
hat!<br />
WUNDER FRAGEN NICHT<br />
Peter: Das Stück ist entstanden, als wir im<br />
letzten Jahr auf einer kurzen Tour waren,<br />
mit Zwischenstopp in Kroatien beim<br />
Summerjam ...<br />
Flo: Drei Tage unter unten ...<br />
Peter: Wir haben da gespielt, obwohl wir<br />
musikalisch gar nicht so dazu passten. Das<br />
Lied steht dafür, dass wir wieder zusammengerückt<br />
sind und diese Platte begonnen<br />
haben. Das hat dort seinen Anfang<br />
genommen. Wir hatten schon geprobt,<br />
aber hier waren wir dann eben auch wieder<br />
gemeinsam unterwegs.<br />
Link zur Band:<br />
www.sportfreunde-stiller.de
64 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 65<br />
LIVING<br />
<strong>THE</strong> DREAM<br />
Lisa-Marie Fischer<br />
on the road in Tennessee<br />
Autor: F. Reip<br />
Lisa-Marie Fischer erhielt als erste deutsche Musikerin eine Einladung zum Musikfestival Riverbend in Chattanooga,<br />
und schaute sich bei der Gelgenheit den Bundesstaat Tennessee näher an.
66 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
Man kann es niemandem übel nehmen,<br />
wenn beim Namen Lisa-Marie Fischer<br />
keine Glocken klingeln. Noch nicht.<br />
Die 21-jährige Marburgerin hat bislang<br />
weitestgehend unbemerkt zwei Country-<br />
Folk-Platten aufgenommen – keine Musik,<br />
für die einem in Europa die Touren blind<br />
geöffnet werden. In den USA sieht es freilich<br />
anders aus: Hier entstand Country<br />
in den 1920er Jahren, hier hat das Genre<br />
gar seine eigenen Charts. Bei den Billboard<br />
Music Awards im Mai sammelte<br />
Taylor Swift, der größte Star der Szene<br />
seit langem, sagenhafte acht Preise ein;<br />
Festivals wie das CMA Music Festival in<br />
Nashville oder das Riverbend in Chattanooga<br />
im Osten Tennessees verzeichnen<br />
hunderttausende von Besuchern.<br />
Für eben dieses Riverbend erhielt Lisa-<br />
Marie Fischer Anfang diesen Jahres eine<br />
Einladung – als erste deutsche Musikerin<br />
überhaupt. Anlass genug für <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong><br />
<strong>MAGAZINE</strong>, die Sängerin durch Tennessee<br />
zu begleiten.<br />
FRANKLIN<br />
Unsere Reise beginnt in Franklin. Wem der<br />
Trubel in Nashville zu groß ist, der zieht in<br />
diesen charmanten Vorort im Süden der<br />
Großstadt. Carrie Underwood, Jack White<br />
und Keith Urban (mit seiner Frau Nicole<br />
Kidman) leben hier, Country-Star Kix<br />
Brooks besitzt in der Nähe ein Weingut,<br />
an dessen Hang Familien am Wochenende<br />
picknicken. Überhaupt fühlt man<br />
sich in den saftiggrünen Hügeln um<br />
Franklin, die hier alle mit dem hübschen<br />
Beiwort „rolling“ versehen sind, ein wenig<br />
wie in der Toscana. Und auch die kleine<br />
Altstadt des historisch vor allem für eine<br />
Bürgerkriegsschlacht im November 1864<br />
bekannten Ortes hält zahlreiche Überraschungen<br />
bereit: das zu einer Konzertbühne<br />
mit großartigem Sound umgestaltete<br />
Franklin Theatre aus den 1930er<br />
Jahren etwa, wo an diesem Abend Muscle<br />
Shoals-Legende David Hood auftritt;<br />
die zu einer charmanten Mischung aus<br />
Theater, Restaurants und Shops aufgebürstete<br />
ehemalige Herd-Fabrik „The<br />
Factory“; oder das Restaurant Cork & Cow,<br />
in dem man für ein kleines Vermögen ein<br />
sagenhaftes Steak oder hausgemachte, in<br />
Flaschen abgefüllte Cocktails bekommt.<br />
Hillbilly fühlt sich anders an.<br />
In Franklin begegnet mir auch Lisa-<br />
Marie Fischer das erste Mal. Zierlich und<br />
höflich, wird sie vom großen SUV förmlich<br />
verschluckt – an dessen Steuer sie<br />
gleichwohl selbst sitzt. „I brought my car<br />
/ I’ll be the one to drive“, wie es in ihrem<br />
neuen Song „Get What I Want“ heißt.<br />
Die Autofahrt ist kurz, in einem großen<br />
Gitarren-Center zwischen Franklin und<br />
Nashville holt Fischer ihre neue Gitarre<br />
ab. „Die passt ganz fantastisch zu ihren<br />
blonden Haaren,“ sagt der Store-Manager<br />
über das Taylor-Instrument aus dunklem<br />
hawaiianischem Holz. „In Nashville dreht<br />
sich alles um den Look.“<br />
NASHVILLE<br />
In der Tat bekommt man in der Downtown<br />
von Music City, USA, was man<br />
erwartet. Am legendären Broadway<br />
reihen sich Shops mit Cowboystiefeln<br />
Bars und Restaurants, in denen kleine<br />
Nummern und Nobodys tapfer um die<br />
Erfüllung ihrer Träume kämpfen. Wer auf<br />
der Straße spielt, braucht die Dollar-Tips<br />
zum Überleben. Die guten Geschichten<br />
passieren anderswo. Das berühmte Bluebird<br />
Cafe etwa, in dem Taylor Swift und<br />
Garth Brooks entdeckt wurden, liegt<br />
ab vom Schuss. Das gleiche gilt für die<br />
Sound Emporium Studios. R.E.M., Don<br />
Williams und Robert Plant haben hier<br />
aufgenommen, auch das Debütalbum<br />
von Taylor Swift entstand hier, gerahmte<br />
Schallplatten (und Kassetten!) säumen<br />
die Wände. Vor wenigen Monaten wurden<br />
hier auch die Instrumentalspuren für das<br />
dritte, noch namenlose Album von Lisa-<br />
Marie Fischer eingespielt. Produzent Mark<br />
Evitts, der sich vor allem für Streicharrangements<br />
einen Namen gemacht hat,<br />
hatte dafür hochrangige Sessionmusiker<br />
gebucht, nur die Vocals fehlen noch.<br />
Diese werden in Evitts’ kleinem Studio in<br />
Spring Hill aufgenommen, einem typischen<br />
US-Vorort, in dem äußerlich ein<br />
Haus dem anderen gleicht. Wer endgültig<br />
dicht machen will, baut sich einen Zaun<br />
um die Veranda. Evitts’ Haus hat keinen.<br />
„Ich finde, Lisas Stimme hat etwas von<br />
einer neuen Emmylou Harris,“ schwärmt<br />
Evitts zwischen zwei Takes, als Fischer ihn<br />
in der Kabine des Studios gerade nicht<br />
hören kann. Wir sind bei den Aufnahmen<br />
des Songs „Tennessee“, der als Duett auf<br />
dem neuen Album zu hören sein wird.<br />
Fischer, die ihr Herz auf einer Kreuzfahrt<br />
an Countrymusik verloren hat (für die<br />
neben anderen auch Harris als Künstlerin<br />
gebucht war) und die verrückt ist nach
Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 67<br />
Franklin: Carnton Plantation<br />
und Battlefield<br />
Foto: Tennessee Tourism
68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
Foto: Tennessee Tourism, G. Opryland<br />
Nashville: General Jackson Showboat<br />
auf dem Cumberland River
Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />
glasierten Donuts und Frozen Yoghurt,<br />
singt: „I want to go through hell / if that’ll<br />
get me a stage and a song to sing.“ Ob die<br />
harte Schule am Broadway da vielleicht<br />
der bessere Weg wäre? Andererseits:<br />
Die stundenlangen Rehearsals mit voller<br />
Band für den Riverbend-Auftritt einen<br />
Tag später, für die wir wieder in die Nähe<br />
des Stadtzentrums von Nashville ziehen,<br />
sind ein echter Parforce-Ritt. Gegen Ende<br />
des Sets gehen Fischer langsam die Kräfte<br />
aus, erschöpft sackt sie danach neben mir<br />
in die tiefe Couch im Studio. Die Verausgabung<br />
soll sich lohnen.<br />
CHATTANOOGA<br />
Denn die besungenen Bühnen für ihre<br />
Songs bekommt Lisa-Marie Fischer zu<br />
guter Letzt in Chattanooga reihenweise<br />
geboten. Es ist der letzte Stopp unseres<br />
Trips durch Tennessee. Ein Festival-<br />
Komitee hat sie zum „Artist Of The Day“<br />
erkoren, was ihr zusätzliche Auftritte<br />
sichert. Erste Station ist ein kleiner Radiosender,<br />
zwanzig Autominuten vom Stadtzentrum<br />
entfernt, untergebracht in einem<br />
eingeschossigen Haus in den nahegelegenen<br />
Bergen im Umland, die hier höher<br />
und kühner wirken als die sanften Erhebungen<br />
bei Franklin. Nach einer Viertelstunde<br />
sitzen wir schon wieder im Auto,<br />
auf dem Weg zu einer Live-Show im<br />
Lokal-Fernsehen. Gemeinam mit Evitts<br />
spielt Fischer die wunderbare Akustiknummer<br />
„Lucky Streak“ – dass das<br />
zwischen Interview-Inseln zu Zahnpflegeprodukten,<br />
Bohrmaschinen und Backprodukten<br />
geschieht, lacht sie weg. Vielleicht<br />
ist auch die Aufregung zu groß,<br />
um sich großartig Gedanken darüber<br />
zu machen. TV-Moderator David Karnes<br />
jedenfalls ist begeistert, er findet Fischers<br />
Stimme herausragend, prophezeit ihr den<br />
Durchbruch. Spontan darf sie mit dem<br />
bittersüßen „You Got Away With That“<br />
eine Zugabe spielen, die ihr noch besser<br />
gelingt. Den ebenfalls live übertragenenen<br />
folgenden Auftritt in einem Diner<br />
im Zentrum von Chattanooga erleben<br />
hingegen nur wenige Gäste. Die Stadt<br />
scheint in der aufquellenden Mittagshitze<br />
förmlich zu ersticken. Nach dem Soundcheck<br />
auf dem Festival-Gelände, das zu<br />
dieser Zeit noch gesperrt ist, ziehen wir<br />
uns für einige Stunden ins „Choo-Choo“<br />
zurück.<br />
Der ehemalige Bahnhof aus dem Jahr<br />
1909, der durch die Anfang der 1940er<br />
vom Glenn Miller Orchestra aufgenommene<br />
Swing-Nummer „Chattanooga<br />
Choo Choo“ zu weltweitem Ruhm<br />
gelangt ist, beherbergt seit den 1970ern<br />
einen Hotelkomplex. Man kann sogar in<br />
den Waggons übernachten, die auf den<br />
noch erhaltenen alten Gleisen stehen<br />
und treu auf ihre Lok zu warten scheinen.<br />
Die smarte Umnutzung ist eines von<br />
vielen Beispielen, an Hand derer man<br />
Chattanooga als progressive Stadt erlebt.<br />
Die kostenlosen, von lokalen Künstlern<br />
bemalten Shuttles tuckern strombetrieben<br />
über die Broad Street, andockbare<br />
Fahrradstationen machen kurze Strecken<br />
noch einfacher; und wo andernorts in den<br />
USA immer noch mehr Malls und Parkhäuser<br />
die Städte verkleistern, entsteht<br />
in Chattanoogas Downtown eine Indoor-<br />
Kletterhalle. Im Southside-Viertel,
70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
in dem das „Choo-Choo“ liegt und in das<br />
die Initiative „ArtsMove“ zuletzt immer<br />
mehr Künstler locken konnte, findet man<br />
zwischen allerlei Street Art immer wieder<br />
Aufkleber mit dem Slogan „Make Chattanooga<br />
Weird“ an den Wänden.<br />
Die Bühne, auf der Lisa-Marie Fischer<br />
auftritt, liegt am Fuß der ikonischen<br />
blauen Walnut Street Bridge, die über<br />
den Tennessee River ins Neo-Hippie-<br />
Viertel Northshore führt. Unter der<br />
Brücke hängen farbige Lampions, die in<br />
der Abenddämmerung zunehmend an<br />
Form gewinnen. Zum ersten Mal gewinnt<br />
man eine Vorstellung, welches Potenzial<br />
hier hinter Unsicherheit und jeder<br />
Menge Staunen über die zum Greifen<br />
nahe Verwirklichung des großen Traumes<br />
noch schlummern mag. Der groovige<br />
Blues von „Sugar & Salt“, Fischers vielleicht<br />
bestem Song, löst begeisterten Applaus<br />
aus, ehe das Set nach einer guten Stunde<br />
mit der zarten Kummernummer „Little<br />
Joe“ endet. Das warme Glück eines<br />
eingelösten Versprechens hängt in der<br />
Luft. Direkt nach dem Gig fährt Fischer<br />
mit Evitts zurück nach Nashville, diesmal<br />
wird sie nicht selbst am Steuer sitzen.<br />
Wir verabschieden uns – ihre Reise hat<br />
im Grunde eben erst begonnen, und wir<br />
wünschen ihr viel Glück!<br />
Links zum Thema:<br />
www.lisamariefischer.com<br />
www.tennessee.de<br />
Foto: Tennessee Tourism, D. Andrews
Kunst & Kultur | Lisa-Marie Fischer in Tennessee<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71<br />
Chattanooga:<br />
Hunter Museum of American Art
72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />
Hinter dem<br />
Wolkenpass<br />
Vietnam<br />
AUTOR & Fotograf: M. Winckler<br />
Angler in einem<br />
traditionellen Rundboot
74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht<br />
Blick vom höchsten Punkt des<br />
Wolkenpasses auf die Lang Co Bucht
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75<br />
„Mountain“, sagt der Marketingchef des<br />
Banyan-Tree-Resorts, Khiet Le, und zeigt<br />
auf einen von dichtem grünem Tropenwald<br />
bewachsenen Berg direkt vor ihm.<br />
Ob er hinauf fahren solle, fragt er. Die<br />
Aussicht sei sehr schön.<br />
der Küste des Südchinesischen Meers<br />
die Metropole Da Nang. Die malerisch<br />
geschwungene Lang-Co-Bucht mit<br />
Lagunen, Fischerdörfern, Reisfeldern<br />
und kilometerlangen Stränden auf der<br />
anderen.<br />
unberührten und unbewohnten Strandabschnitt<br />
erschlossen. „Noch nicht<br />
einmal ein Fischerdorf gab es hier“, sagt<br />
der deutsche Hotel-Direktor Reinhold<br />
Johann. „Keine Straße, überhaupt keine<br />
Infrastruktur.“<br />
Eigentlich war während des kurzen<br />
Ausflugs nur der Besuch der Lagune am<br />
Fuß des Bergs geplant. Aber gut, warum<br />
nicht? Die Fahrt führt über zahlreiche<br />
Serpentinen zum höchsten Punkt des<br />
Hai-Van-Passes auf 500 Meter. Hai Van<br />
bedeutet Wolkenpass. Eine treffende<br />
Bezeichnung, denn die höheren Lagen<br />
dieses Ausläufers des bis zu 1.000 Meter<br />
hohen Truong-Son-Gebirges in Zentralvietnam<br />
sind oft von Wolken verhangen.<br />
„Gute Sicht heute“, sagt Le zufrieden. Die<br />
Sonne strahlt vom hellblauen Himmel,<br />
weiße Quellwolken türmen sich am Horizont.<br />
Der Pass ist wolkenfrei, die Fernsicht<br />
fantastisch. Auf der einen Seite an<br />
Strand am<br />
Banyan Tree Resort<br />
Le hat nicht zu viel versprochen. Der<br />
Wolkenpass in Zentralvietnam bietet<br />
eines der großartigsten Landschaftspanoramen<br />
des Indochinastaats. Und die<br />
Lang-Co-Bucht zählt nach Darstellung<br />
des vietnamesischen Fremdenverkehrsamts<br />
zu den 15 schönsten Buchten weltweit.<br />
Umso erstaunlicher, dass es bisher<br />
nur wenige Resorts und Pensionen an<br />
dem insgesamt mehr als 40 Kilometer<br />
langen Strand gibt.<br />
Die singapurische Banyan-Tree-Gruppe<br />
hat dieses Potenzial erkannt und am<br />
südlichen Ende der Bucht einen drei<br />
Kilometer langen, zuvor vom Tourismus<br />
In der Lang-Co-Bucht entsteht eine<br />
Anlage aus insgesamt fünf Hotels und<br />
Resorts. Im April dieses Jahres haben das<br />
Banyan-Tree-Resort, in dem die Gäste in<br />
luxuriösen Villen mit eigenem Pool am<br />
Strand und an einer Lagune wohnen,<br />
und das auf Familien ausgerichtete, günstigere<br />
Schwester-Hotel Angsana eröffnet.<br />
Auch der 18-Loch-Golfplatz ist fertig.<br />
Für die drei weiteren geplanten Hotels<br />
würden derzeit Investoren gesucht, sagt<br />
Johann. Bis zum Geschäftsabschluss<br />
dauere es bestimmt nicht mehr lange.<br />
Mit dieser Einschätzung wird der Hotel-<br />
Manager vermutlich richtig liegen. Denn<br />
bei den noch zu vergebenen Grundstücken<br />
handelt es sich um Filetstücke<br />
in einer der landschaftlich und kulturell<br />
reizvollsten Regionen Vietnams.<br />
Der Strand ist makellos sauber, das<br />
Meer hervorragend zum Schwimmen<br />
geeignet. Im Hintergrund eine von<br />
Tropen-Wald bestandene Hügel- und<br />
Bergkette. Die Stadt Da Nang mit ihren<br />
1,3 Millionen Bewohnern und ihrem<br />
internationalen Flughafen ist nur eine<br />
Autostunde entfernt. Im Jahr 2005 wurde<br />
ein rund sieben Kilometer langer Tunnel<br />
eröffnet, der Da Nang mit der Lang-Co-<br />
Bucht verbindet und die wesentlich<br />
längere Fahrt über den Hai-Van-Pass
76 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Indische Marine-Offiziere besuchen die<br />
Zitadelle in der alten Kaiserstadt Hue
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 77
78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | Vietnam | Lang Co Bucht<br />
erübrigt. Die Banyan-Tree-Gruppe hat<br />
sich an allen ihren Standorten hohe ethische<br />
Standards auferlegt. Sie wirtschaftet<br />
nachhaltig, was den Schutz der Umwelt<br />
sowie die soziale und ökonomische Integration<br />
der lokalen Bevölkerung umfasst.<br />
„Wir legen großen Wert darauf, dass die<br />
gesamte Region von unserer Investition<br />
und unserem Engagement profitiert“,<br />
sagt Johann. So sei der große Teil der<br />
Beschäftigten in der näheren Umgebung<br />
angeworben und ausgebildet worden –<br />
vom Zimmermädchen über Kellner und<br />
Barkeeper bis hin zu Fahrern und Tech-<br />
nikern. Auch die Umweltaktivitäten des<br />
Resorts schließe die Region mit ein. Herr<br />
Cuong, Fischer aus dem nahe gelegenen<br />
Dorf Can Duong, ist inzwischen „froh“<br />
über seine neuen Nachbarn. „Erst war die<br />
Dorfgemeinde skeptisch, ob hier nicht<br />
ein Touristenghetto entsteht“, erinnert<br />
er sich. Aber schon bei den Bauarbeiten<br />
des Resorts habe sich gezeigt, dass der<br />
Investor zuvor Arbeitslose aus der Umgebung<br />
beschäftigt und gut bezahlt.<br />
Nun, da die ersten Gäste kommen, dürfe<br />
er zwar aus hygienischen Gründen seinen<br />
Fisch nicht direkt an das Hotel verkaufen,<br />
sondern müsse weiterhin den Markt<br />
beliefern, fügt der 53-Jährige hinzu. Aber<br />
die Touristen würden mit ihm gerne einen<br />
Ausflug in seinem Rundboot machen,<br />
wodurch er ein gutes Zubrot verdiene.<br />
Außerdem habe das Banyan Tree dafür<br />
gesorgt, dass der Müll in seinem Ort nun<br />
regelmäßig abgeholt wird. Seine Frau Gal<br />
ergänzt: Und in der Grundschule einige<br />
Kilometer weiter hat das Hotel eine<br />
Filteranlage für Trinkwasser gespendet.<br />
Der Strandurlaub in der Lang-Co-Bucht<br />
ist umso reizvoller, als dass er sich<br />
Residenz-Villa des<br />
Banyan Tree Resorts
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79<br />
bestens kombinieren lässt mit dem<br />
Besuch der wichtigsten historischen<br />
Kulturorte Vietnams. Die alte Kaiserstadt<br />
Hue und der früher für die Schifffahrt<br />
bedeutende Handelsort Hoi An, beide<br />
Weltkulturerbestätten der Unesco, sind<br />
mit dem Auto in jeweils zwei Stunden<br />
bequem zu erreichen.<br />
Fischer in einer Lagune<br />
am Fuß des Wolkenpasses<br />
Hoi An<br />
ein lebendiges Museum<br />
In Hoi An betreibt die Banyan Tree Gruppe<br />
in exponierter Lage – direkt gegenüber<br />
der historischen japanischen Brücke –<br />
das Restaurant Seedlings, in Kooperation<br />
mit der Nichtregierungsorganisation<br />
Koto aus Hanoi, der Hauptstadt Vietnams.<br />
„Koto vermittelt sozial benachteiligte<br />
Jugendliche“, erklärt die Projektleiterin<br />
Chi Phan. „Wir bilden sie zum Koch,<br />
Kellner und Restaurantmanager aus.“ Die<br />
Jugendlichen würden alles lernen, um<br />
später selbst ein Restaurant führen zu<br />
können. Auch könnten die jungen Leute<br />
später vom Banyan Tree Resort übernommen<br />
werden, wenn sie möchten.<br />
Die Gäste des Seedlings sitzen zum<br />
Abendessen auf der dem Thu-Bon-Fluss<br />
zugewandten Terrasse. Es gibt Frühlingsrollen<br />
mit Garnelen, die Nudelsuppe Pho<br />
Bo mit Rindfleisch, gefüllten Tintenfisch,<br />
Lotusstängelsalat, gegrillte Entenbrust<br />
mit Ingwer – köstlich, aromatisch, leicht.<br />
Aus Holz gezimmerte Fischerboote und<br />
Sampans mit am Bug aufgemalten roten<br />
Augen, die böse Flussgeister vertreiben<br />
sollen, tuckern gemächlich vorbei. Direkt<br />
neben dem Restaurant führt die von<br />
farbigen Laternen erleuchtete An-Hoi-<br />
Brücke, die Fußgängern, Fahrrad- und<br />
Mopedfahrern vorbehalten ist, zur<br />
Altstadt mit ihren vielen ebenfalls von<br />
Lampions beleuchteten Gassen. An der<br />
Uferpromenade reihen sich zahlreiche<br />
Restaurants, Biergärten und Märkte, auf<br />
denen bis spät abends Fisch, Fleisch,<br />
Gemüse und Gewürze verkauft werden.<br />
Wer durch die Gassen schlendert, wird auf<br />
kleine ehemalige Wohnhäuser chinesischer<br />
Händlerfamilien aufmerksam, deren<br />
offene Pforten den Gast willkommen<br />
heißen. Gemeinsam mit den vielen alten<br />
taoistischen Tempeln, aus denen schwersüßliche<br />
Rauchschwaden von Räucherkerzen<br />
ziehen und in denen der Klang von<br />
Gongs und Zimbeln schallt, verleihen sie<br />
Hoi An selbst heute noch den Charakter<br />
eines lebendigen Museums.<br />
Ein Spaziergang durch die Altstadt lässt<br />
erahnen, welche Bedeutung Hoi An<br />
mehrere Jahrhunderte für den Welthandel<br />
vor allem zwischen China und<br />
Japan, später auch Portugal gehabt hat.<br />
Chinesen und Japaner durften sich in
80 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht<br />
Sampans auf dem<br />
Thu Bon Fluss in Hoi An
Reise | Vietnam | Lang Co Bucht<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 81<br />
besonderen Quartieren mit eigenen<br />
Gouverneursverwaltungen niederlassen.<br />
Mitte des 16. Jahrhunderts landeten<br />
die Portugiesen im Hafen von Hoi An.<br />
Sie integrierten sich in die vietnamesische<br />
Kaufmannsallianz und durften<br />
mit Genehmigung der Fürsten von Hue<br />
Gewürze, Kräuter, Öle und Heilpflanzen,<br />
Porzellan und Seide für die europäischen<br />
Märkte einkaufen. Diese letzte Blütezeit<br />
Hoi Ans überdauerte nur wenige Generationen,<br />
denn der Fluss verschlammte,<br />
und die immer größer werdenden<br />
Handelsschiffe zogen zum Seehafen nach<br />
Da Nang weiter.<br />
Hue<br />
Stadt der Kaiser<br />
Todes. Der Mönch Thich Quang Duc hatte<br />
in dem Tempel entschieden, seinem<br />
Leben ein Ende zu setzen, aus Protest<br />
gegen die Verfolgung von Buddhisten<br />
und Unterdrückung durch das katholische<br />
Marionettenregime der US-amerikanischen<br />
Besatzer. Er fuhr mit dem<br />
Auto zum damaligen Regierungssitz des<br />
Regimes rund 900 Kilometer nach Saigon<br />
(Ho-Chi-Minh-Stadt). Am 11. Juni 1963<br />
setzte er sich in der Lotoshaltung auf eine<br />
Straßenkreuzung, ließ sich von Nonnen<br />
und Mönchen mit Benzin übergießen und<br />
anzünden. Ein Foto des Selbstmords löste<br />
weltweit Empörung aus. Fünf Monate<br />
später ließen die USA den Diktator Ngo<br />
Dinh Diem fallen.<br />
Die heutige Provinzhauptstadt Hue, 1,4<br />
Millionen Einwohner, ist die alte Kaiserstadt<br />
von Vietnam. 13 Kaiser der Nguyen-<br />
Dynastie regierten über Jahrhunderte mit<br />
einem feudalen Hofstaat wie im kaiserlichen<br />
China. Die große Zitadelle mit ihren<br />
Nebengebäuden in einem schönen Park,<br />
umgeben von einer elf Kilometer langen<br />
Mauer, der Kaiserpalast sowie Grabmale<br />
der Herrscher, zeugen von dieser Epoche.<br />
Aber auch der Buddhismus ist in Hue mit<br />
rund 300 Tempeln und Pagoden stärker<br />
präsent als sonst wo in Vietnam. Wichtigstes<br />
Bauwerk davon ist die 27 Meter<br />
hohe Thien-Mu-Pagode am Parfüm-Fluss.<br />
Jedes ihrer sieben Stockwerke repräsentiert<br />
die Reinkarnation eines Buddhas.<br />
Links zum Thema:<br />
www.vietnamtourism.com<br />
www.vietnamairline.de<br />
Beste Reisezeit:<br />
Von April bis Ende Oktober,<br />
für die Lang-Co-Bucht<br />
Hotel-Empfehlung:<br />
Banyan Tree Lang-Co<br />
www.banyantree.com<br />
In einer Garage auf dem Gelände der<br />
Pagode steht ein Auto, ein kleiner blauer<br />
Austin, Mahnmal eines schrecklichen<br />
Angsana Lang-Co SPA<br />
www.angsana.com
82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
MEGACITY<br />
IM LICHT DER KUNST<br />
SYDNEY<br />
AUTOR & Fotograf: H. G. TEINER<br />
Einmal im Jahr gehen auf der anderen<br />
Seite der Erde, zu Beginn der schlagartig<br />
einsetzenden abendlichen Dunkelheit,<br />
die leuchtend-farbigen Lichter an:<br />
Eines der beeindruckendsten Licht- und<br />
Musikfestivals der Welt, das Vivid Sydney,<br />
illuminiert die ganze Stadt. Bei uns geht<br />
der Frühling in den Sommer über, down<br />
under kündigt sich in der Zeit ab Juni<br />
der Winter an. Über eine halbe Million<br />
Menschen folgen dem Licht der City<br />
und lassen sich unterhalten, überraschen<br />
und inspirieren. Sydney, sowieso schon<br />
Blick von der Sydney Harbour Bridge<br />
auf die Skyline der Hafen-City<br />
ein funkelndes Juwel unter den Städten<br />
Australiens, erstrahlt im spektakulärkunstvollen<br />
Lichterglanz.<br />
Sydney bietet eine rasch wachsende<br />
Plattform für Kreative und Künstler. Mit<br />
Vivid Sydney demonstriert es seine<br />
Position als australische Metropole und<br />
kreatives Zentrum des Asien-Pazifik-<br />
Raums. 2013 wurde das bisher größte<br />
Festivalprogramm mit zahlreichen internationalen<br />
Acts und Installationen auf<br />
die Beine gestellt.<br />
LEBENSQUALITÄT<br />
UND LIFESTYLE<br />
Wo auf unserer Welt lebt es sich am<br />
besten? Die Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit, OECD, hat 2013<br />
ihren internationalen Index für Better<br />
Life in einer aktuellen Version herausgegeben.<br />
In einem Vergleich werden die<br />
Qualitäten von Wohnen, Einkommen,<br />
Umwelt und die allgemeine Zufriedenheit<br />
der Einwohner zur Bestimmung der<br />
lebenswertesten Länder herangezogen.<br />
Ganz vorne im Reigen dieser Länder liegt<br />
dabei Australien, der Kontinent sticht in<br />
den Bereichen bürgerliches Engagement,<br />
Sicherheit, Wohnqualität und Gesundheit<br />
hervor. Die Mischung aus meist freundlichem<br />
Wetter, abwechslungsreichen<br />
Landschaften und einer enorm positiven<br />
ökonomischen Entwicklung bildet die<br />
solide Basis für Zufriedenheit und Wohlstand.<br />
Sydney ist im Ranking der lebensund<br />
liebenswertesten Städte Australiens<br />
ganz oben zu finden.<br />
Eine Reise eröffnet in jedem Fall neue<br />
Perspektiven: Von Europa aus gesehen,<br />
befindet sich Australien auf der gegenüberliegenden,<br />
der südlichen Seite der
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83<br />
Das Sydney Opera Haus: Die Lichtkunst der<br />
Spinifex Group, auf die Spannbetonfassaden<br />
projiziert, erhellt die Nacht
84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 85<br />
Begehbare Lichtinstallation mit<br />
wassergefüllten Plexiglasröhren am<br />
Circular Quay, vor der Hafenkulisse
86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
Der Blick auf die illuminierte Sydney<br />
Harbour Bridge, von der Promenade<br />
am Opera House aus gesehen
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87<br />
Erdkugel, down under eben. Das heißt<br />
für die Flugreise: entweder die Ostroute,<br />
via Asien, mit einem Stopp in Abu Dhabi,<br />
Singapur zu nehmen oder Bangkok,<br />
oder die Westroute, via Amerika, mit<br />
Stop-Over Möglichkeiten dort und auf<br />
Hawaii. Die Flugzeit von Frankfurt nach<br />
Sydney mit einem Stopp, beispielsweise<br />
mit den Komfortfliegern von Etihad<br />
Airlines über Abu Dhabi, beträgt etwa 22<br />
Stunden.<br />
LICHTKUNST<br />
IN DER CITY<br />
2013 ist das fünfte Jahr, in dem das spektakuläre<br />
Licht- und Farben-Festival Vivid<br />
Sydney in der Hafen-City stattfindet.<br />
Zur Festivalzeit, von Ende Mai bis in den<br />
Juni hinein, wird so der frühe Beginn<br />
der Dunkelheit gegen 17 Uhr Ortszeit<br />
kreativ genutzt. Weite Bereiche des<br />
Hafens unterhalb der Harbour Bridge,<br />
von Darling Harbour und des legendären<br />
Viertels The Rocks, sind gespickt mit<br />
großen und kleinen Lichtinstallationen.<br />
Besucher kommen in Massen, um sich<br />
bei Licht, Spiel und Vergnügen im Freien<br />
zu bewegen und die besondere, ausgelassene<br />
und kommunikative Atmosphäre<br />
zu genießen und mitzugestalten. Kunstinteressierte,<br />
Vergnügungsorientierte,<br />
Eltern und Kids haben gleichermaßen<br />
und miteinander ihren Spaß.<br />
Mit dem Drink in der Hand, die Augen in<br />
Lichtern und Farben badend: Die Pop Up<br />
Bar direkt am kleinen Hafen, dem Darling<br />
Harbour, gelegen, ist der Hot-Spot mit<br />
gutem Überblick über den Hafen, die<br />
rasante Laser- und Fontänen-Show Aquatique<br />
findet direkt im Wasser des Hafenbeckens<br />
statt. Darling Harbour bildet<br />
auch den Ausgangspunkt für eine kleine<br />
Hafenrundfahrt, welche an der Hafenskyline<br />
vorbei unter der großzügig<br />
beleuchteten Sydney Harbour Bridge<br />
hindurchführt und am Circular Quay<br />
ankommt. Hier ist das Zentrum der<br />
begehbaren Illuminationen und Installationen.<br />
Künstler und Kunstwerke sind<br />
die eine Hälfte des Erfolges, die interaktive<br />
Nutzung durch das Publikum ist die<br />
andere. So hüpfen und springen Besucher<br />
im Rhythmus von sich bewegenden Lichtkreisen<br />
auf dem Boden herum, bedienen<br />
fantasievoll programmierte Steuerungselektronik,<br />
welche mittels Farbprojektionen<br />
ganze Häuserfassaden kunstvoll ins<br />
Fantastische verwandelt, und spielen auf<br />
Musikinstrumenten, wobei der erzeugte<br />
Klang in Farbschwingungen übersetzt<br />
und die Szenerie mit ihren Akteuren in<br />
ein buntes Farbenspiel getaucht wird.<br />
Zwischen Harbour Bridge und dem Opera<br />
House erstreckt sich auf einer Landzunge<br />
das legendäre alte Viertel The Rocks. Hier<br />
war mehr als hundert Jahre lang der zentrale<br />
Umschlagsplatz für Sydneys internationalen<br />
Handel, an dem Kaffee, Tee<br />
und Gewürze auf den Schiffen ankamen<br />
und in den Lagerhäusern entlang dem<br />
Campbells Cove eingelagert wurden. Vor<br />
diesem historischen Hintergrund wirken<br />
die modernen Lichtinstallationen und<br />
Farbspektakel in einer ganz besonders<br />
eindringlichen Weise. Lighting the sails:<br />
Den spektakulären Höhepunkt bildet die,<br />
direkt am großen Hafen gelegene, architektonisch<br />
herausragende Oper, ein weltweit<br />
berühmtes Wahrzeichen der Stadt.<br />
Die riesigen, skulpturhaft wirkenden<br />
Spannbeton-Segel sind von exklusiven,<br />
wechselnden und lebendigen Lichtprojektionen<br />
überzogen.<br />
In Sichtweite gegenüber dem Opernhaus<br />
gelegen, erstrahlt die Harbour Bridge in<br />
bunt leuchtenden Farben, die Wasserfläche<br />
spiegelt und vervielfacht den grandiosen<br />
Anblick ins Märchenhafte. Einige<br />
der weltweit erfolgreichsten und innovativsten<br />
Künstler arbeiten für Vivid Sydney.<br />
So entwickelte die australische Spinifex<br />
Group die gigantischen Opernhaus-Lichtprojektionen.<br />
Mit Hauptsitz in Sydney<br />
und Büros in Melbourne, Los Angeles,<br />
New York und Detroit arbeiten die Designer,<br />
Künstler und Techniker des Teams<br />
weltweit mit Event-Agenturen, Kultureinrichtungen<br />
und Firmen zusammen.<br />
In Sydney werden auf diesem Festival<br />
die Grenzen von Malerei, Skulptur, Architektur<br />
und Film aufgelöst, um etwas faszinierend<br />
Neues entstehen zu lassen.<br />
Als engagierter Veranstalter und künstlerisch<br />
schaffender Geist ist Ignatius<br />
Jones genau der richtige Führer durch<br />
die bunte Nacht. Der Creative Berater<br />
von Vivid Sydney und Creative Director<br />
der Paralympics Sydney 2000, der World<br />
Expo 2010 in Shanghai und Mitbegründer<br />
der Sydney Mardi-Gras-Parade,<br />
zieht ein Resümee: „Der Wandel von<br />
einer Industriestadt zu einer Stadt der<br />
Medien und des Designs ist gelungen:<br />
Sydney ist zur Creative City Australiens<br />
aufgestiegen.“
88 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
CITY DER MUSIK<br />
UND DER IDEEN<br />
Große und internationale Konzertacts<br />
sind die Zugnummern des Festivals. 2013<br />
waren dies ohne Zweifel die Konzerte<br />
von Kraftwerk im Sydney Opera House;<br />
sämtliche Shows waren innerhalb von<br />
vierzig Minuten bereits im Vorverkauf<br />
ausverkauft. Kraftwerk präsentierte an<br />
acht Abenden eine Übersicht ihres legendären<br />
Schaffens, mit „The Catalogue 1<br />
2 3 4 5 6 7 8“ umfasst die Bühnenshow<br />
vierzig Jahre musikalischer und technischer<br />
Innovationen, begleitet von<br />
animierten 3D-Projektionen. Jede Nacht<br />
stand unter dem Motto eines der bahnbrechenden<br />
Kraftwerk-Alben: Autobahn<br />
(1974), Radio-Activity (1975), Trans<br />
Europe Segelregatta Express (1977), auf The Man-Machine<br />
(1978), dem Computer Silvaplanersee World (1981), Techno<br />
Pop (1986), The Mix (1991) und Tour de<br />
France (2003). Ein umwerfender Erfolg,<br />
ein sagenhafter Genuss für Augen und<br />
Ohren, eine warmherzig-enthusiastische<br />
Atmosphäre im Sydney Opera House.<br />
Den künstlerischen Anspruch und die<br />
nachhaltige Wirkung nahmen die Veranstalter<br />
von Destination NSW, der Touristikund<br />
Veranstaltungsagentur der lokalen<br />
Regierung, sehr ernst: Im Rahmen von<br />
Vivid Ideas fanden mehr als 100 Veranstaltungen<br />
der Kreativindustrie statt,<br />
unter anderem das SPARC International<br />
Lighting Event sowie das erste Australian<br />
International Design Festival. Neueste<br />
Trends und künstlerische Ideen werden<br />
hier einem breiten Publikum vorgestellt.<br />
SPARC 2013 bot die einzigartige Gelegen-<br />
heit, den neuesten Stand der Lichttechnik<br />
und innovatives Lichtdesign durch die<br />
ausgestellten Lichtobjekte selbst zu<br />
erleben. Sydney beansprucht damit einen<br />
vorderen Platz in der Welt im Zusammenhang<br />
ähnlicher Messen in Frankfurt,<br />
New York, Mailand und Guangzhou.<br />
Dem kommenden Programm 2014 kann<br />
mit großer Vorfreude entgegen gesehen<br />
werden. Der Creative Berater von Vivid<br />
Sydney, Ignatius Jones, sagt vorausschauend,<br />
dass, nach dem umwerfenden<br />
Erfolg in diesem Jahr, 2014 noch größer<br />
werden wird. Jones: „Wir müssen stets<br />
besser sein als im Vorjahr, in jedem Jahr<br />
mit neuen Ideen überraschen, unsere<br />
Kreativen werden uns wieder dabei<br />
helfen, die Aufmerksamkeit des Publikums<br />
immer neu einzufangen.“<br />
ART CITY<br />
Sydney<br />
Paddington ist ein angesagtes Viertel<br />
mit kleinen Häusern und schmalen<br />
Gassen. Unweit der Hafen-City hat sich<br />
eine Vielzahl von Galerien angesiedelt.<br />
Ein besonderer Tipp ist die Stills Gallery:<br />
die führende australische Kunstgalerie<br />
mit dem Schwerpunkt internationale<br />
moderne Photographie und Multimedia.<br />
Der großzügige Ausstellungsraum ist eine<br />
ehemalige Lagerhalle, hier finden sich die<br />
neuesten Trends von vielversprechenden<br />
Nachwuchskünstlern Australiens.<br />
Die Sherman Contemporary Art Foundation<br />
stellt außergewöhnliche Kunst<br />
und spektakuläre Installationen von<br />
internationalen und von Künstlern des<br />
Asien-Pazifik-Raumes vor; der chinesische<br />
regimekritische Künstler Ai Wei Wei<br />
beispielsweise war hier schon sehr früh<br />
zu sehen. Gerade fasziniert und irritiert<br />
die Installation Brautkleid von Chiharu<br />
Shiota: Ein getragenes Brautkleid ist an<br />
der Wand aufgehängt, und die imaginäre<br />
Braut ist scheinbar anwesend. Zahlreiche<br />
feine Schläuche aus durchsichtigem<br />
PVC führen spinnennetzartig zum Kleid<br />
hin und wieder davon weg. In den Blutbahnen<br />
gleichenden Schläuchen zirkuliert<br />
eine rote, blutähnliche Flüssigkeit,<br />
von vielen kleinen kreiselnden Schlauchpumpen,<br />
den künstlichen Herzen, angetrieben.<br />
Die aus Osaka (Japan) stammende<br />
Künstlerin arbeitet heute in ihrem<br />
Atelier im Prenzlauer Berg (Berlin).<br />
Um in Sydney die Übersicht zu gewinnen,<br />
lohnt es sich, Isobel Johnston von Sydney<br />
Art Tours zu kontaktieren und sich von<br />
ihr, bei einem lockeren Rundgang durch<br />
die Kunstszene Paddingtons, mit den<br />
neuesten und interessantesten Insiderinformationen<br />
versorgen zu lassen.<br />
CITY<br />
OF SHOPPING<br />
Shopping in der City macht genauso viel<br />
Spaß wie die Besuche von Galerien und<br />
Kunstausstellungen. Hier finden sich<br />
Einkaufsmöglichkeiten aller bekannten<br />
internationalen Top-Marken, daneben<br />
bieten einheimische Hersteller vor allem<br />
Mode, Schmuck und Kunstgewerbe an.<br />
Sehenswert ist das Queen Victoria Building<br />
(QVB), an der George Street gelegen.<br />
Das im viktorianischen Stil erstrahlende
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89<br />
Inspirierend:<br />
Vivid Live Plakat-Motiv<br />
Shopping in der City:<br />
Westfield Central Plaza<br />
Installation: Chiharu<br />
Shiota, SCAF-Gallery
90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
Die legendären Musiker von Kraftwerk live im Sydney<br />
Opera House mit ihrer Show „The Catalogue 1 2 3 4 5 6 7 8“
Reise | SYDNEY | MEGACITY IM LICHT DER KUNST<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 91<br />
Gebäude ist seit über 120 Jahren eine<br />
Einkaufspassage, die ein unverkennbar<br />
exklusives Flair von Luxus ausströmt.<br />
Nicht weit entfernt, neben dem unübersehbaren<br />
Sydney Tower, findet man<br />
Prada, Versace und viele weitere exklusive<br />
Designer. Ein paar Schritte weiter,<br />
an der George Street, vor der U-Bahn-<br />
Station Town Hall, schallt es um 24 Uhr<br />
immer noch laut aus einer alten Lautsprecherbox<br />
hinaus auf die Straßenkreuzung:<br />
„Strangers in the Night“. Ein alter,<br />
bärtiger Mann macht derweil direkt<br />
daneben ein Nickerchen, die Musik unterhält<br />
und erfreut die Nachtschwärmer, die<br />
zum U-Bahn-Eingang streben.<br />
Sydney ist eine Stadt der Überraschungen<br />
und voller Kontraste. Die Fußgängerampeln<br />
in diesem Bereich sind offenbar<br />
für schnell hüpfende Kängurus eingestellt,<br />
die kürzeste Grünphase der Welt<br />
ist für keinen Menschen zu schaffen, aber<br />
warum auch, hier ist alles etwas relaxter<br />
und Ampelphasen offenbar nur eine<br />
Empfehlung.<br />
QT SYDNEY<br />
DESIGN HOTEL<br />
Inmitten der quirligen Business- und<br />
Einkaufs-City wurden die historisch wertvollen<br />
Gebäude des Gowing Building und<br />
des anschließenden Theaters aufwändig<br />
restauriert und kunstvoll eingerichtet,<br />
um als QT Sydney wieder aufzuerstehen.<br />
Im September 2012 wurde dieses<br />
einzigartige Design-Hotel eröffnet. Die<br />
gotischen Fassaden erstrahlen in ihrem<br />
alten Glanz, während im Inneren des<br />
Hotels kunstvoll angefertigte Möbel und<br />
ausdrucksstarke Farben hochwertige<br />
und modische Akzente setzen. Stylishes<br />
Ambiente, cooles Flair und ein Schuss<br />
snobistische Attitüde. Im Herzen der<br />
City treffen Kunst und Kultur in besonderer<br />
Weise aufeinander und bieten die<br />
gelungene Basis für den Aufenthalt in<br />
der inspirierenden Metropole. Feiner Lifestyle<br />
genau am richtigen Ort. Das integrierte<br />
Restaurant Gowings Bar & Grill ist<br />
sicher ein ästhetischer und kulinarischer<br />
Höhepunkt: Die wertig-minimalistische<br />
Ausstattung bietet die stilsichere Basis<br />
für ein gelungenes soziales Erlebnis. Hier<br />
treffen die Stadttouristen auf entspannte<br />
Kreative und Businesspeople aus der<br />
Umgebung. Der frische Thunfisch hängt<br />
im Ganzen in der offenen Küche, und<br />
der Gast kann dem Chefkoch beim Filetieren<br />
zuschauen und dem besonderen<br />
Gaumengenuss mit Freude entgegen<br />
sehen.<br />
Links zum Thema:<br />
www.vividsydney.com<br />
www.sydneyarttours.com.au<br />
www.sydneyoperahouse.com<br />
www.spinifexgroup.com<br />
www.etihad.com<br />
Hotel-Empfehlung:<br />
QT Sydney<br />
www.qtsydney.com.au
92 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
Begehrenswert<br />
Cool Stuff<br />
Autor: J. M. brain<br />
Faszinierend<br />
Vom Zauber einer skandinavischen<br />
Sommernacht inspiriert lanciert Bang<br />
& Olufsen eine Nordic Sky Edition<br />
seines Musiksystems BeoPlay A9 (Bild<br />
links). Inspiriert vom Lichtspiel wurden<br />
für die preisgekrönten Aktivlautsprecher<br />
Bespannung und Standbeine in<br />
drei Farb-Editionen kreiert. Mit der<br />
BeoPlay A8 (Bild oben) greift Bang &<br />
Olufsen die Vorzüge seines erfolgreichsten<br />
Soundsystems BeoSound 8<br />
auf, das innerhalb des letzten Jahres<br />
über 50.000 Mal verkauft wurde.<br />
BeoPlay A8 verfügt über das gleiche<br />
Design, die gleichen technischen<br />
Details und den gleichen herausragenden<br />
Klang. Darüber hinaus bietet<br />
sie neu zu dem abnehmbaren Apple<br />
Dockinganschluss die integrierte AirPlay<br />
Wireless-Funktion, um Musik zu streamen.<br />
Faszinierend nostalgisch beeindruckt<br />
der Beolit 12 (Bild rechts) mit einem<br />
weitaus kraftvolleren Klang, als ein<br />
derart kompaktes Gerät vermuten lässt,<br />
er besticht durch die für Bang & Olufsen<br />
typische Klangqualität. Das 120 Watt<br />
starke digitale Verstärkersystem der<br />
Klasse D verleiht den beiden 2-Zoll-<br />
Hochtönern und dem 4-Zoll-Tieftöner<br />
einen satten und präzisen Klang, der<br />
mühelos einen Raum mittlerer Größe<br />
erfüllt. (www.beoplay.com).
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 93<br />
Facettenreich<br />
Das ganz persönliche Privatkonzert<br />
lässt sich mit dem HiFi-Kopfhörer P5<br />
von Bowers & Wilkins genießen.<br />
Klangvoll<br />
Der gewaltige Sound der kleinen<br />
Philips-Klangwunder ist überraschend<br />
und beeindruckt jeden, der sein<br />
Smartphone einmal via Bluetooth mit<br />
ihnen verbunden hat.<br />
ShoqBox (SBT30/00, Bild links) und<br />
SoundShooter (SB7220, Bild rechts)<br />
sind kabellos, wasserdicht und stoßfest.<br />
Der wiederaufladbare Akku<br />
ermöglicht die Musik-Wiedergabe an<br />
einem beliebigen Ort. Dank integriertem<br />
Mikrofon kann man bei<br />
Anrufen die Freisprechfunktion des<br />
SBT30/00 nutzen. Der Karabiner sorgt<br />
zudem für die einfache Befestigung an<br />
Gürtel oder Tasche (www.philips.de).<br />
Der natürliche Klang der stilvollen<br />
Kopfhörer offenbart die Musik in<br />
ihrer facettenreichen Wahrhaftigkeit,<br />
wie sie im Tonstudio aufgenommen<br />
wurde, und verhindert eine vorzeitige<br />
Hörermüdung. Das einzigartige<br />
P5-Design minimiert störende Nebengeräusche<br />
und offeriert maximalen<br />
Tragekomfort. Ein erstklassiges Hörerlebnis<br />
der besonders stilvollen Art<br />
(www.bowers-wilkins.de).<br />
sportlich<br />
OMEGA unterstützt die Segler des<br />
Emirates Team New Zealand (ETNZ).<br />
Die Seamaster Diver ETNZ Limited<br />
Edition (Co-Axial Kaliber 3330, mattschwarzes<br />
Zifferblatt, drehbare Keramiklünette<br />
auf einem 44-mm-Gehäuse<br />
aus Edelstahl mit Heliumventil) ist eine<br />
kühne Hommage an das Team und wird<br />
in einer Auflage von lediglich 2013 Exemplaren<br />
erscheinen (www.omega.com).
94 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95<br />
Extra Gross<br />
Avantgardisten und Genießer werden<br />
den Samsung S9 Timeless lieben.<br />
Der smarte Samsung UHD TV setzt<br />
in Bezug auf Größe, Bildqualität und<br />
Design neue Maßstäbe: Mit einer<br />
Bildschirmdiagonale von 85 Zoll (2,15<br />
Meter), einer Auflösung in 4K und<br />
einer prägnanten Rahmenkonstruktion,<br />
die das Audiosystem beherbergt<br />
und als Designelement seinen eigenständigen<br />
Stil definiert, sollte das<br />
technisches Meisterstück in keinem<br />
Wohnzimmer fehlen – vorausgesetzt:<br />
man verfügt über den nötigen Platz<br />
(www.samsung.de).
96 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Stassen Hifi<br />
<strong>THE</strong> GOLDEN<br />
EARS PALAZZO<br />
STASSEN HIFI<br />
Autor: K. Specht<br />
Seit 1955 gibt es in Tegelen, Niederlande,<br />
nahe der deutsch-holländischen<br />
Grenze, ein Hifi-Eldorado, das die Herzen<br />
von musik- und klangbewussten Genießern<br />
höher schlagen lässt. Das familiengeführte<br />
Unternehmen kreiert nach<br />
Anforderung und Wunsch das passende<br />
Audiosystem für das eigene Heim, die<br />
Geschäftsräume oder den eigenen Heim-<br />
Kino-Saal.<br />
Das 1955 gegründete Unternehmen<br />
gehört nicht unbedingt zu den Big-<br />
Playern im Business, aber wohl zu den<br />
besten Adressen, wenn es um den richtigen<br />
Sound für jede Gelegenheit geht.<br />
Im Palazzo, wie das Stassen Domizil in<br />
Tegelen (in der Nähe von Venlo, Provinz<br />
Limburg, Niederlande) genannt wird,<br />
hat man die Möglichkeit, Hifi-Geräte in<br />
einem der 21 Hörstudios miteinander zu<br />
vergleichen. Neben Hifi-Geräten können<br />
dort auch verschiedene Plasma- und<br />
LCD-Fernseher miteinander verglichen<br />
werden.<br />
In Zusammenarbeit mit Bowers & Wilkins,<br />
Quadral, Acoustic Solid, Sony, Panasonic,<br />
Toshiba, Sharp, Yamaha und Sennheiser,<br />
um nur einige zu nennen, kann<br />
für jedes Budget die optimale Soundlösung<br />
gefunden werden. Anhand eines<br />
vorab übermittelten Raum-Plans werden<br />
bereits zum ersten Termin optimale<br />
Lösungen vorgeschlagen. Unser Tipp: Sie<br />
sollten sich, wenn Sie vor Ort sind, die<br />
mehr als 50 Jahre alte Sammlung an zum<br />
Teil handgezeichneten Raum-Skizzen der<br />
ersten Stassen Hifi Kunden zeigen lassen.<br />
<strong>BOLD</strong> sprach mit Geschäftsführer Marcel<br />
Stassen über die nunmehr 58-jährige<br />
Faszination durch guten Sound und die<br />
Visionen für die Zukunft.<br />
Herr Stassen, wie hat sich der Anspruch<br />
Ihrer Kunden in den letzten Jahrzehnten<br />
verändert?<br />
Die Ansprüche unserer Kunden steigen von<br />
Jahr zu Jahr, nicht zuletzt durch die immer<br />
größere Verbreitung der neuen Medien<br />
und die damit verbundene Verfügbarkeit<br />
von Informationen in allen Bereichen. Das<br />
heißt, unsere Kunden werden anspruchsvoller,<br />
weil sie besser informiert sind. Damit<br />
unsere Kunden Schwellenängste oder<br />
Vorurteile bei neuen Systemen verlieren,<br />
haben wir unsere Präsentations-Räume auf<br />
den neuesten Stand gebracht, denn nur,<br />
wer ausprobiert und erlebt, kann sich für<br />
sein passendes System entscheiden.<br />
Wie würden Sie Ihre Faszination für den<br />
guten Klang/Sound beschreiben?<br />
Musik hat immer auch etwas mit Emotion<br />
zu tun. Dieses Gefühl auf höchstem Niveau<br />
hörbar bzw. erlebbar zu machen, ist die<br />
Faszination, die uns antreibt. Mich fasziniert<br />
es jedes Mal, wenn unsere Kunden<br />
ihr persönliches „Aha“-Hörerlebnis bei uns<br />
haben.<br />
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft<br />
aus?<br />
Neben unseren Immobilien-Projekten, bei<br />
denen wir bereits in der Planungsphase<br />
dabei sind, werden wir auch auf Yachten<br />
für den optimalen Sound sorgen. Zudem<br />
eröffnen wir einen Domotica Showroom in<br />
Düsseldorf.<br />
Link zum Thema:<br />
www.stassen-hifi.com
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Stassen Hifi<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 97
98 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Stassen Hifi
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Stassen Hifi<br />
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Die letzten Seiten | Stammtisch hinter Gittern<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 101<br />
Stammtisch<br />
hinter Gittern<br />
ein Experiment<br />
Autorin: N. Saadi<br />
„Die Knastgruppe“, das ist eine Art<br />
Stammtisch im Gefängnis: Jurastudenten<br />
aus Mainz besuchen einmal<br />
die Woche U-Häftlinge der JVA Rohrbach.<br />
Vom ungewöhnlichen Projekt<br />
profitieren beide Seiten: Der Gefangene<br />
findet Beistand und eine Brücke<br />
nach draußen, die angehenden Juristen<br />
schulen sich im Umgang mit einer ungewöhnlichen<br />
Zielgruppe.<br />
Grau ist alle Theorie, wusste schon der alte<br />
Goethe. Grau ist auch der Abendhimmel<br />
über der Justizvollzugsanstalt Rohrbach.<br />
Die etwa einen Kilometer lange Mauer<br />
umfasst ein Areal von 74.000 Quadratmetern,<br />
ungefähr so groß wie sieben<br />
Fußballfelder.<br />
Montagabend. Vier Studentinnen grüßen<br />
die Pförtner an der Anmeldung der JVA.<br />
Nacheinander schieben sie ihre Personalausweise<br />
in die Verbindungsschublade,<br />
die Abgabe ist Pflicht. Sie tragen Jeans<br />
oder Stoffhosen, Anoraks und Sneaker.<br />
Kajal und Lidstrich betonen ihre jungen<br />
Gesichtszüge. Munter schwatzend öffnen<br />
sie die schwere Glastür und betreten<br />
den großen Vorraum der Einrichtung.<br />
Am Detektor vorbei, verstauen sie ihre<br />
Taschen und Jacken in den Schließfächern.<br />
Fast ist es, als wäre man am<br />
Flughafen. Ein Vollzugsbeamter begrüßt<br />
die Gruppe und drückt der rothaarigen<br />
Jane* ein Funkgerät in die Hand. Routiniert<br />
befestigt sie es am Hosenbund ihrer<br />
Jeans. „Wenn du den roten Knopf drückst<br />
oder in die Vertikale gehst, wird Alarm<br />
ausgelöst“, erklärt die Studentin und fügt<br />
hinzu. „Das ist nur für den Notfall.“ Den<br />
Notfall gab es noch nie, seit die Initiative,<br />
die sich kurz und knackig „Knastgruppe“<br />
nennt, 1985 zum ersten Mal ehrenamtlich<br />
Häftlinge in U-Haft besuchte.<br />
Gründer war der Rechtswissenschaftler<br />
Professor Alexander Böhm. Nach dessen<br />
Emeritierung setzte Lehrstuhl-Nachfolger<br />
Professor Bock das Projekt der Mainzer<br />
Uni fort. Derzeit besteht die Gruppe aus<br />
zehn Mitgliedern und arbeitet in der JVA<br />
Rohrbach.<br />
„Ich war lange auf der Warteliste für die<br />
Knastgruppe. Heute bin ich zum ersten<br />
Mal hier“, erzählt Anna*. Die 23-Jährige<br />
ist im fünften Semester und steht kurz<br />
vor dem ersten Staatsexamen. „Das Jura-<br />
Studium ist sehr theoretisch“, sagt sie.<br />
„Ich finde es wichtig, auch mal mit den<br />
Häftlingen zu sprechen, sie als Menschen<br />
wahrzunehmen.“ Der Beamte führt die<br />
Gruppe den Gang entlang und schließt<br />
die erste Tür auf. Willkommen im Knast!<br />
Ein langer Gang führt immer geradeaus.<br />
Dicke Gitterstäbe säumen die<br />
Fensterfronten. Kastige Deckenlampen<br />
beleuchten den sauberen Linoleumboden.<br />
Es riecht nach Putzmittel – und<br />
irgendwie nach Krankenhaus. Die Gruppe<br />
läuft quer über den dunklen Gefängnishof.<br />
Dann wieder Schlösser, Gänge,<br />
Schlösser, Gänge ... Es ist kalt. Links führt<br />
eine Treppe nach unten. „Das sind die<br />
Gruppenräume. In ihrer Freizeit können<br />
die Gefangenen hier zusammensitzen<br />
oder fernsehen. Außerhalb der Zelle ist<br />
den Häftlingen eine Stunde Gruppenzeit<br />
am Tag erlaubt“, erklärt der Beamte.<br />
Kennst Du<br />
den Salvatore?<br />
„TV-Raum“ steht auf einem Schild.<br />
Gläserne Wände geben die Sicht frei.<br />
An einem eckigen Tisch sitzt ein junger<br />
Mann, große blaue Augen, die Haare<br />
raspelkurz. Seine an den Ärmeln hochgezogene<br />
Sportjacke gibt großflächige<br />
Tattoos frei. Werbung flimmert im
102 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Die letzten Seiten | Stammtisch hinter Gittern<br />
Zehn Quadratmeter Lebensraum,<br />
Zelle der JVA Rorhbach
Die letzten Seiten | Stammtisch hinter Gittern<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 103<br />
Kasten, der links oben in der Ecke hängt.<br />
Gegenüber stehen mehrere Beamte in<br />
einem Kabuff, ihr Umfeld gut im Blick.<br />
Die Besucherinnen betreten den Raum.<br />
„Willst Du die Barbie-Werbung noch zu<br />
Ende gucken oder wollen wir loslegen“,<br />
scherzt Lea.* Der Häftling lächelt, schaltet<br />
das Gerät aus und schüttelt den vier<br />
jungen Frauen die Hände zur Begrüßung.<br />
Alle setzen sich an die Tische. Von peinlicher<br />
Stille keine Spur. Gesprächsfetzen<br />
schwirren durch den Raum. „Knud, der<br />
Eisbär, wurde ja ausgestopft.“ „Ich werde<br />
morgen nach Koblenz verlegt.“ „Willst du<br />
mal Richterin werden?“ Es ist fast wie in<br />
einer Kneipe. Für Augenblicke vergisst<br />
man, wo man hier zusammensitzt. „Was<br />
beredet wird, bleibt unter uns, und wir<br />
sprechen auch nicht über Straftaten“,<br />
erklärt Leonie. „Rechtsberatung ist in der<br />
Knastgruppe sowieso verboten!“<br />
Weitere Häftlinge betreten den Raum.<br />
Sie lächeln freudig, als sie die jungen<br />
Frauen sehen. Stellen sich kurz vor und<br />
setzen sich an die Tische. Die meisten<br />
kennen sich schon von den letzten Besuchen.<br />
Wie es der Zufall will, kommen<br />
Studentin Anna* und Häftling Jens* aus<br />
dem gleichen Ort. „Kennst Du den Salvatore*?<br />
„Natürlich, mit dem war ich auf<br />
der Grundschule“, lacht Anna. „Der hat<br />
als Kind immer den Dicken gemacht<br />
und beim Bäcker mit 100-Euro-Scheinen<br />
bezahlt.“<br />
Die Jurastudentin und der Häftling.<br />
Beide aus dem gleichen Kaff, beide aus<br />
bürgerlichem Mileu. Könnten ihre Rollen<br />
womöglich vertauscht sein, wenn das<br />
Leben anders verlaufen wäre? Das Kartenspiel<br />
liegt schon auf dem Tisch. „Lasst<br />
uns anfangen“, sagt Lea. Schnell werden<br />
Tische zu einem Block aneinandergeschoben,<br />
Nähe entsteht. „Wir können<br />
auch die Reise nach Jerusalem spielen,<br />
ich hab kein Problem damit, um meinen<br />
Platz zu kämpfen“, sagt Lea mit burschikosem<br />
Charme und knufft Marco spielerisch<br />
in die Seite. Er lächelt. Gesellschaftsspiele<br />
sind seit Jahren schon bewährter<br />
Eisbrecher der Knastgruppe. Heute steht<br />
UNO auf dem Plan. Es funktioniert ähnlich<br />
wie MauMau – ein Spiel mit Regeln, die<br />
jeder gleich versteht. Während alle fast<br />
nebenbei ihre Karten ablegen oder neue<br />
ziehen, bleiben die Gespräche im Fluss.<br />
Die Studentinnen erzählen vom Unialltag,<br />
die Häftlinge vom ausstehenden Strafprozess.<br />
Normalität im Ausnahmezustand.<br />
„Wie ist es denn in Koblenz?“, fragt Jens<br />
quer über den Tisch. Seine Frage richtet<br />
sich an Marco. „Du hast kaum Kontakt<br />
mit anderen Häftlingen“, antwortet<br />
dieser. „Sitzt fast nur in deiner Zelle, bis<br />
der Prozess beginnt.“<br />
Einmal Knast,<br />
immer Knast<br />
Die Verhandlungen finden bei den<br />
zuständigen Strafgerichten statt. „Auf<br />
Schub“. heißt die Fahrt zum Richter mit<br />
dem Sammeltransport im Fachjargon.<br />
Freispruch, Bewährung oder Verfahrenseinstellung<br />
beenden die Haftzeit,<br />
ansonsten muss der Häftling seine Strafe<br />
antreten und wird in die ihm zugewiesene<br />
Vollzugsanstalt verlegt. „Bei mir ist es<br />
das dritte Mal“, erzählt Marco. „Es heißt ja<br />
nicht ohne Grund: einmal Knast,<br />
immer Knast. Für die Staatsanwälte<br />
sind wir schlechte Menschen“, meint<br />
der 25-Jährige. „Aber man beschließt<br />
ja nicht mit zehn, kriminell zu werden.<br />
Das Problem ist auch nicht aus der Welt<br />
geschafft, wenn man schon als Jugendlicher<br />
ins Gefängnis kommt.“ Er selbst<br />
blickt auf eine „klassische“ Knast-Karriere<br />
zurück: zerrüttete Familienverhältnisse,<br />
Heimaufenthalt, erste Delikte, Jugendgefängnis,<br />
Strafvollzug.<br />
Das Gruppentreffen ist nach 90 Minuten<br />
beendet. Der Vollzugsbeamte kommt in<br />
den Raum. Schluss für heute. Die Häftlinge<br />
werden einzeln zurück in ihre Zelle<br />
geführt und dort eingeschlossen. Etwa<br />
10 Quadratmeter groß ist der Raum. Ein<br />
Bett, ein Tisch, eine abgetrennte Toilette.<br />
Die kleinen Fenster sind vergittert, wen<br />
überrascht’s. Fernsehgeräte mit Kabelanschluss<br />
gibt es zur Miete, für 17 Euro im<br />
Monat.<br />
„Allein geht man hier nirgendwohin“,<br />
sagt Saskia Kerksieck lachend und<br />
folgt gemeinsam mit Kollegin Natascha<br />
Becker einem Vollzugsbeamten<br />
den Gang entlang. Auch sie tragen<br />
Jeans und Anorak. Die Juristin im edlen<br />
Kostüm wäre an diesem Ort wohl auch<br />
fehl am Platz. Kerksieck hat ihr zweites<br />
Staatsexamen schon hinter sich und ist<br />
seit ein paar Jahren wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Mainzer Lehrstuhl für<br />
Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug<br />
und Strafrecht. Seit vier Jahren<br />
leitet sie die Knastgruppe, kommt aber<br />
mittlerweile nur in Ausnahmefällen
104 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Die letzten Seiten | Stammtisch hinter Gittern<br />
selbst vorbei. „Als ich 2005 das erste Mal<br />
kam, war ich schon ganz schön aufgeregt“,<br />
erinnert sie sich. „Ich wusste ja nicht,<br />
was passiert. Ich habe dann aber schnell<br />
gemerkt, dass es so ist wie immer im<br />
Leben: Man kommt ins Gespräch, findet<br />
Anknüpfungspunkte oder Gemeinsamkeiten.<br />
Einige sind einem sympathisch,<br />
andere nicht. Es ist ein bisschen wie auf<br />
einer Party.“ Die 32-jährige strahlt Souveränität<br />
und Ruhe aus. Sie spricht langsam<br />
und artikuliert, jedes ihrer Worte wirkt<br />
durchdacht. „Bis das Verfahren beendet<br />
ist, müssen die Häftlinge ja oft eine<br />
lange Zeit der Ungewissheit aushalten.<br />
Außerdem sitzen sie 22 Stunden in<br />
der Zelle, Maßnahmen wie Arbeitstherapie<br />
beginnen ja erst mit dem richtigen<br />
Vollzug“, erklärt sie. „Da freuen sie<br />
sich über ein wenig Abwechslung und<br />
Aufmunterung durch uns.“ Natascha<br />
Becker ist Rechtsreferendarin, steht kurz<br />
vor ihrem zweiten Staatsexamen und fuhr<br />
bis vor Kurzem fünf Jahre lang 14-täglich<br />
jeden Montag mit der Knastgruppe in die<br />
JVA. Die zierliche Frau mit dem langen<br />
blonden Haar deutet nach links auf den<br />
dunklen Hof. „Als ich 2008 das erste Mal<br />
hierher kam, war es Sommer. Die Gefangenen<br />
standen dort drüben und haben<br />
uns Studentinnen hinterher gepfiffen“,<br />
erzählt sie und lächelt. „Es war ein bisschen<br />
so, wie man es aus dem Fernsehen<br />
kennt.“<br />
Anstaltsleiter Norbert Henke begrüßt die<br />
beiden Frauen und führt sie in sein Büro<br />
in der Nähe des Eingangs. Er trägt Hemd<br />
und Sakko zu Jeans. Seine Augen blicken<br />
freundlich, fast milde, durch die Brillengläser.<br />
„Heute morgen hatten wir eine<br />
Referandariatsgruppe zu Besuch. Einer<br />
der Teilnehmer meinte ganz ernsthaft<br />
„Wird denn auch noch gestraft?“ Er hat<br />
sich gefragt, warum Häftlinge beispielsweise<br />
fernsehen dürfen“, erzählt er. „Und<br />
solche Leute werden später vielleicht<br />
Richter.“ Seine Stimme wird lauter. „Das<br />
Ziel der Resozialisierung wird als Gefühlsduselei<br />
gedeutet, aber letztendlich geht<br />
es dabei doch um den Schutz der Gesellschaft,<br />
um Opferschutz!“<br />
Wegsperren,<br />
am besten für immer<br />
Stammtischreaktionen auf Versuche,<br />
den Häftlingen die Wiedereingliederung<br />
in die Gesellschaft zu erleichtern,<br />
gibt es viele. „Wegsperren, am besten<br />
für immer!“, lautet nicht selten das Volks-<br />
Urteil. Das Engagement der Knastgruppe<br />
stößt bei vielen auf Unverständnis. Als<br />
Kerksieck und Becker ihre Arbeit im<br />
Rahmen eines Vortrags auf der Veranstaltung<br />
TEDx Rhein-Main vorstellten, twitterten<br />
Zuhörer noch während des Referats<br />
zornige Posts durchs Netz:<br />
„Viele reagieren mit Kopfschütteln auf<br />
unser Engagement. Ich erkläre dann<br />
immer – die Häftlinge kommen ja auch<br />
irgendwann wieder raus. Wollt ihr,<br />
dass sie dann völlig isoliert sind, jahrelang<br />
kein Wort mit den Leuten draußen<br />
gesprochen haben? Oder wollt ihr, dass<br />
sie in der Lage sind, in der Gesellschaft<br />
zurechtzukommen?“, empört sich Becker.<br />
„Man darf auch nicht vergessen, dass<br />
wir Häftlinge in der Untersuchungshaft<br />
besuchen, es git also die Unschuldsvermutung.<br />
Einige von ihnen werden nie<br />
verurteilt.“ Das deutsche Recht straft zweigleisig.<br />
Zum einen dient der drohende<br />
Gefängnisaufenhalt zur Abschreckung<br />
und Stärkung des Normbewustseins. Das<br />
Empfinden des Bürgers, was okay ist und<br />
was nicht, soll gestärkt werden. Der Jurist<br />
nennt das „generalpräventiv.“ Die „Spezialprävention“<br />
dagegen berücksichtigt<br />
den Einzelfall: Was kann man tun, um den<br />
Täter vor weiteren Straftaten abzuhalten?,<br />
ist die Frage, die im Vordergrund steht. Ziel<br />
ist dabei, den Täter wieder in die Gesellschaft<br />
zu integrieren, sprich, zu resozialisieren.<br />
Aber auch die Allgemeinheit<br />
vor dem Täter zu schützen, etwa durch<br />
Sicherungsverwahrung der als gefährlich<br />
eingestuften Häftlinge. „Vereinfacht<br />
ausgedrückt gibt es zwei Gründe, warum<br />
wir strafen: Zum einen geht es darum,<br />
eine Tat zu vergelten bzw. zu sühnen,<br />
um so die Gerechtigkeit wieder herzustellen.<br />
Zum anderen sollen durch Resozialisierung<br />
weitere Straftaten verhindert<br />
werden, um die Gesellschaft zu schützen.<br />
Sobald der Vollzug beginnt, geht es um<br />
Resozialisierung. Das leitet sich auch aus<br />
dem Grundgesetz ab“, sagt Kerksieck und<br />
fügt hinzu: „Welche Möglichkeiten gibt<br />
es, den Menschen wieder auf die Spur zu<br />
bringen?“<br />
Menschenkenntnis<br />
statt Mitleid<br />
Tatsächlich ist die Resozialisierung<br />
kein bloßes Anhängsel des Strafrechts,<br />
sondern vorrangiges Prinzip. Schon<br />
Anfang der siebziger Jahre erhebt sie das
Die letzten Seiten | Stammtisch hinter Gittern<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 105<br />
Aufenthaltsraum der<br />
Untersuchungshaftanstalt<br />
Bundesverfassungsgericht zum Grundsatz<br />
und beruft sich dabei vor allem<br />
auf zwei Säulen des Grundgesetzes.<br />
„Als Träger der aus der Menschenwürde<br />
folgenden und ihren Schutz gewährleistenden<br />
Grundrechte muss der verurteilte<br />
Straftäter die Chance erhalten, sich nach<br />
Verbüßung seiner Strafe wieder in die<br />
Gemeinschaft einzuordnen. Vom Täter<br />
aus gesehen erwächst dieses Interesse<br />
der Resozialisierung aus seinem Grundrecht<br />
aus Art. 2 Abs. 1 (freie Entfaltung<br />
der Persönlichkeit) in Verbindung mit Art.<br />
1 GG (Recht auf Menschenwürde). Nicht<br />
zuletzt dient die Resozialisierung dem<br />
Schutz der Gemeinschaft selbst; diese hat<br />
ein unmittelbares Interesse daran, dass<br />
der Täter nicht wieder rückfällig wird und<br />
erneut seine Mitbürger oder die Gemeinschaft<br />
schädigt“, erklärte der oberste<br />
Gerichtshof in seinem bahnbrechenden<br />
Urteil vom 5.6.1973, das es seinerzeit<br />
auf die Titelseite des Spiegel schaffte<br />
(BVerfGE 35, 202 – 245 (Lebach)).<br />
Die Knastgruppe ist ein vielbeachtetes<br />
Projekt. Der rheinland-pfälzische Justizminister<br />
Jochen Hartloff besuchte die<br />
Studenten und fand anerkennende<br />
Worte. Aber was bringt das Experiment<br />
für den angehenen Juristen? „Mit Mitleid<br />
für die Häftlinge hat das nichts zu tun. Wir<br />
müssen später die kriminelle Gefährdung<br />
einschätzen und urteilen nicht milder,<br />
weil wir ein paar nette Häftlinge kennengelernt<br />
haben“, sagt Kerksieck. „Bei einem<br />
(*) Namen im Text, wurden v. d. Redaktion geändert.<br />
Urteil muss alles mit einfließen, auch<br />
präventive Überlegungen, um potenzielle<br />
Opfer zu schützen. Gerade im Strafrecht<br />
ist Menschenkenntnis statt Mitleid<br />
gefragt“, erklärt sie. „Es geht schließlich<br />
um Menschen, nicht um Fälle.“<br />
Spendenkonto:<br />
Verein für Gefangenenhilfe<br />
Rheinhessen e. V.<br />
Sparkasse Worms-Alzey-Ried<br />
Kto.-Nr.: 214 251 88<br />
BLZ: 553 500 10
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