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Thema Drosselstraße Zusammenleben in Osterholz-Scharmbeck - Haus ...

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Durch das im Rahmen des Programms SVO 2009 durchgeführte<br />

Mikroprojekt »Kontakt – Konfliktfrei im Stadtteil«,<br />

e<strong>in</strong>er Coach<strong>in</strong>gmaßnahme im Gebiet der <strong>Drosselstraße</strong>,<br />

wurde versucht, die deutschen Bewohner der <strong>Drosselstraße</strong><br />

mit dem Bürgervere<strong>in</strong> »<strong>Drosselstraße</strong> e. V. «, deren Mitglieder<br />

als ausländerfreundlich galten, zu versöhnen.<br />

E<strong>in</strong> für die Durchführung e<strong>in</strong>es großen Teils der Maßnahmen<br />

wichtiger Ort ist das 2010 eröffnete <strong>Haus</strong> der Kulturen<br />

am Quartiersplatz an der Mozartstraße. Dieses <strong>Haus</strong> bietet<br />

Räumlichkeiten und Identifikationspunkt für gesellschaftliches<br />

Handeln. Mehrsprachenangebote wie e<strong>in</strong>e Arabisch-<br />

K<strong>in</strong>der-Sprachgruppe oder e<strong>in</strong>e Kurdisch-Deutsche-K<strong>in</strong>der-Sprachgruppe<br />

(durch auf Honorarbasis e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Migrant<strong>in</strong>nen), das »Internationale (Frauen-)Frühstück«,<br />

u. a. Angebote zur Gesundheitsbildung, Elterntreffpunkte<br />

sowie die Jahreszeitenfeste bieten Migrantenfamilien der<br />

<strong>Drosselstraße</strong> Anlass, das <strong>Haus</strong> der Kulturen über das Jahr<br />

h<strong>in</strong>weg aufzusuchen.<br />

Durch das städtebauliche Förderungsprogramm »Soziale<br />

Stadt« hatte die Stadt <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong> erstmalig die<br />

Möglichkeit, baulich-<strong>in</strong>vestive Maßnahmen mit sozial-<strong>in</strong>tegrativen<br />

Maßnahmen zusammenzuführen. Es standen<br />

Gelder zur Verfügung. Es wird deutlich, dass zunächst<br />

durchaus auch große Probleme <strong>in</strong> der Mozartstraße bestanden,<br />

die sich aber im Laufe der Zeit haben e<strong>in</strong>grenzen<br />

lassen. Die drei Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen<br />

Stadtteilbüro und <strong>Haus</strong> der Kulturen haben zurzeit nur<br />

Zeitverträge über das Quartiersmanagement Soziale Stadt<br />

oder <strong>in</strong>direkt über die Bildungsvere<strong>in</strong>igung Arbeit und<br />

Leben, so dass auch sie und die Beratungs- und Sprachangeboten<br />

noch nicht gesichert s<strong>in</strong>d.<br />

Die Planung des Gesamtpakets »Soziale Stadterneuerung«<br />

im Rahmen des Bund-Länderprogramms Soziale Stadt<br />

machte es notwendig, die Sanierungsgebiete Mozartstraße<br />

und <strong>Drosselstraße</strong> zusammenzufassen und mite<strong>in</strong>ander<br />

durch e<strong>in</strong>en Weg zu verb<strong>in</strong>den. Ihr unterschiedlicher Charakter<br />

mit unterschiedlichen Problemen wurde durch<br />

diese adm<strong>in</strong>istrative und verkehrstechnische Lösung jedoch<br />

nicht bee<strong>in</strong>flusst. Hieraus entsteht für die passgenaue<br />

Bearbeitung der Situation <strong>in</strong> der <strong>Drosselstraße</strong> e<strong>in</strong> grundsätzliches<br />

Problem. Diese verschärft sich noch durch das<br />

Gefühl vieler Anwohner mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der<br />

<strong>Drosselstraße</strong>, dass die Mozartstraße e<strong>in</strong>e andere Welt sei.<br />

Das Quartier Mozartstraße hat <strong>in</strong>sgesamt die E<strong>in</strong>gliederung<br />

<strong>in</strong> die Stadtgesellschaft geschafft. Dort f<strong>in</strong>den die<br />

meisten der oben benannten Projekte statt. Diese s<strong>in</strong>d<br />

zwar offen für <strong>Drosselstraße</strong>nanwohner. Sie werden von<br />

diesen jedoch nur mit Zurückhaltung und Zögern angenommen.<br />

Der Ort der Maßnahmen bestimmt über die<br />

Partizipation von Zielgruppen, die sich als ausgegrenzt<br />

erleben und sich – aus eigenem Schutzbedürfnis heraus –<br />

nur langsam nach außen <strong>in</strong> die neue Gesellschaft orientieren.<br />

Die überwiegende Ansiedelung von Maßnahmen<br />

<strong>in</strong> der Mozartstraße wird von manchen Anwohnern der<br />

<strong>Drosselstraße</strong> als Indiz dafür verstanden, dass die Stadt<br />

nicht an den Anwohnern der <strong>Drosselstraße</strong> <strong>in</strong>teressiert<br />

sei.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Hemmnis ist die Zielgruppen-Ausrichtung der<br />

Maßnahmen, die die vom Konflikt betroffenen Personen<br />

und Familien kaum erreichen. So wichtig Maßnahmen zur<br />

sozialen und beruflichen Integration von Frauen gerade<br />

im Milieu von Migrant<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d, so s<strong>in</strong>d diese jedoch gerade<br />

<strong>in</strong> stark patriarchalen Gesellschaften nicht diejenigen,<br />

die über die Haltung ihrer Familien zur Gesamtgesellschaft<br />

entscheiden. Hauptsächliche Konfliktträger s<strong>in</strong>d männliche<br />

Jugendliche und junge Männer. Selbst das Stadtteilbüro<br />

<strong>in</strong> der <strong>Drosselstraße</strong> 7, obwohl im betroffenen Quartier<br />

gelegen, ist nur für e<strong>in</strong>en Teil der vom Konflikt betroffenen<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>teressant. Es s<strong>in</strong>d Angebote, die sich schwerpunktmäßig<br />

an Frauen richten und sozialen Charakter haben,<br />

jedoch zu lösungsorientierten Gesprächen zu Problemen,<br />

die mit den analysierten Konflikten zusammenhängen<br />

und die von jungen Männern und Familienvätern als drängend<br />

empfunden werden, nicht e<strong>in</strong>laden.<br />

Die im Rahmen der Programme »Soziale Stadt« und »Stärken<br />

vor Ort« durchgeführten Projekte berühren, obwohl<br />

gesamtgesellschaftlich durchaus s<strong>in</strong>nvoll, den Hauptkonflikt<br />

um die <strong>Drosselstraße</strong> aus den oben genannten Gründen<br />

nur marg<strong>in</strong>al. E<strong>in</strong>e weiterführende Strategie zur Konflikttransformation<br />

des Hauptkonflikts und der meisten<br />

Folge- und Nebenkonflikte wird nicht deutlich. Das soll<br />

nicht bedeuten, dass diese Maßnahmen s<strong>in</strong>nlos seien, da<br />

sie andere Ziele verfolgen (z. B. das Angebot von Sprachkursen,<br />

die E<strong>in</strong>richtung des Stadtteilbüros <strong>in</strong> der <strong>Drosselstraße</strong><br />

7). Vielen Maßnahmen sche<strong>in</strong>t die Annahme zu<br />

unterliegen, dass Bildung und berufliche E<strong>in</strong>gliederung<br />

Schlüssel für die Bearbeitung der Problematik s<strong>in</strong>d, was<br />

sich im Falle der Anwohner<strong>in</strong>nen und Anwohner der Mozartstraße<br />

auch zu bewahrheiten sche<strong>in</strong>t. In der <strong>Drosselstraße</strong><br />

werden jedoch gerade die problematischen Personen,<br />

die die Spaltung der Stadt betreiben, das<br />

Gewaltpotential erhöhen und anfällig für Krim<strong>in</strong>alität s<strong>in</strong>d,<br />

durch diese Maßnahmenpakete nicht erfasst. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d Maßnahmen zur Veränderung der persönlich-<strong>in</strong>dividuellen<br />

Haltungen und Situationen nur e<strong>in</strong> Teilfaktor zur<br />

Bee<strong>in</strong>flussung gesellschaftlicher Konflikte. Jüngste Studien<br />

legen nahe, dass vielmehr grundsätzliche, strukturelle<br />

Veränderungen erzielt und wichtige Entscheidungsträger<br />

und Me<strong>in</strong>ungsbildner bee<strong>in</strong>flusst werden müssen, um gesellschaftliche<br />

Konflikte im kommunalen Raum zu transformieren.<br />

26 Maßnahmen zur Veränderung der persönlich<strong>in</strong>dividuellen<br />

Haltung von betroffenen Anwohnern können<br />

e<strong>in</strong>e grundsätzliche Hilfe für Betroffene darstellen – zur<br />

27

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