Thema Drosselstraße Zusammenleben in Osterholz-Scharmbeck - Haus ...
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Diese Übersicht zeigt, dass der Anteil junger und sehr junger<br />
Altersgruppen im Quartier <strong>Drosselstraße</strong> wesentlich<br />
höher ist als <strong>in</strong> der Stadtbevölkerung. Insgesamt wohnen<br />
etwa 5 % der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen von <strong>Osterholz</strong>-<br />
<strong>Scharmbeck</strong> <strong>in</strong> der <strong>Drosselstraße</strong>. Ihr Anteil an der Wohnbevölkerung<br />
ist jedoch deutlich mehr als doppelt so hoch<br />
als <strong>in</strong> der übrigen Stadtbevölkerung. Dies macht den K<strong>in</strong>derreichtum<br />
der im Quartier lebenden Familien deutlich.<br />
In der <strong>Drosselstraße</strong> wächst also e<strong>in</strong> signifikant hoher Anteil<br />
der zukünftigen Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen der<br />
Stadt heran, die jedoch gleichzeitig vergleichsweise wenig<br />
Anteil am gesellschaftlichen Leben ihrer Heimatstadt nehmen:<br />
■■<br />
ihre Eltern s<strong>in</strong>d häufig Migranten und Migrant<strong>in</strong>nen,<br />
■■<br />
sie bleiben <strong>in</strong> ihrem Quartier »unter sich« und sie<br />
gehören im wesentlichem e<strong>in</strong>em Kulturraum an,<br />
■■<br />
die Bevölkerung im Quartier ist sozial schwach,<br />
■■<br />
es s<strong>in</strong>d überwiegend Männer aus stark<br />
patriarchalisch geprägten Gesellschaften,<br />
■■<br />
ihre Eltern s<strong>in</strong>d tendenziell weniger <strong>in</strong> der Lage,<br />
junge Menschen <strong>in</strong> gewachsene Strukturen der<br />
Stadt e<strong>in</strong>zuführen.<br />
Im Jahre 2002 wurde <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong> <strong>in</strong> das Bund-<br />
Länderprogramm »Soziale Stadt« aufgenommen. Dies<br />
ermöglichte es der Stadt, zusätzliche Mittel für soziale<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>zuwerben. Die Mozartstraße und die <strong>Drosselstraße</strong><br />
wurden <strong>in</strong> der Planung zu e<strong>in</strong>em Sanierungsgebiet<br />
vere<strong>in</strong>t, um <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichend großes<br />
Wohngebiet zu schaffen, für das Fördermaßnahmen genutzt<br />
werden können. In der Mozartstraße ist im Jahr 2011<br />
mit dem Abriss alter Wohnblocks begonnen worden. E<strong>in</strong><br />
zunächst vorgesehener Rückbau der Tiefgarage <strong>in</strong> der<br />
<strong>Drosselstraße</strong> wird aus rechtlichen 6 und f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />
voraussichtlich <strong>in</strong> naher Zukunft nicht möglich se<strong>in</strong>.<br />
2. 2. Die Entwicklung der Situation <strong>in</strong> der<br />
<strong>Drosselstraße</strong><br />
Bereits zur Zeit der Besiedelung der <strong>Drosselstraße</strong> durch<br />
Angehörige von Militärpersonal war das Quartier e<strong>in</strong>e<br />
»fremde Welt« <strong>in</strong> der Stadtgesellschaft von <strong>Osterholz</strong>-<br />
<strong>Scharmbeck</strong>. Es wird von Fällen von Drogenhandel berichtet,<br />
<strong>in</strong> die Anwohner der <strong>Drosselstraße</strong> verwickelt waren.<br />
E<strong>in</strong>e personelle Kont<strong>in</strong>uität im Drogenhandel über diese<br />
Phase h<strong>in</strong>weg kann zwar ausgeschlossen werden. Es ist<br />
jedoch zu vermuten, dass sich die Kenntnis der Eignung<br />
der <strong>Drosselstraße</strong> für den Drogenhandel überregional erhalten<br />
hat. Die Nähe großer europäischer Hafenstädte, die<br />
als Zugangswege für Drogen gelten, und die Lage im<br />
Grenzgebiet zwischen zwei Bundesländern und damit getrennten<br />
Zuständigkeitsbereichen von Landespolizeien<br />
s<strong>in</strong>d geografische Bed<strong>in</strong>gungen, die <strong>in</strong> die Entwicklung<br />
der <strong>Drosselstraße</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wirken. Zusätzlich bot die im Zentrum<br />
des Quartiers angelegte unübersichtliche Tiefgarage<br />
als »Drive-<strong>in</strong>« für Händler und ihre Kunden e<strong>in</strong>en geeigneten<br />
Drogenumschlagplatz.<br />
Bereits aus der Zeit Ende der 1990er Jahre und nach dem<br />
Jahr 2000 wird von Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen Gruppen<br />
von Jugendlichen libanesisch-kurdischen Ursprungs<br />
aus der <strong>Drosselstraße</strong> und solchen mit osteuropäischem<br />
und südosteuropäischem H<strong>in</strong>tergrund berichtet, darunter<br />
auch Aussiedler aus Russland. Letztere wohnten vor allem<br />
<strong>in</strong> der Mozartstraße, so dass die gewaltförmigen Konflikte<br />
als Kämpfe zwischen Banden der <strong>Drosselstraße</strong> und der<br />
Mozartstraße bezeichnet wurden. Es wird vermutet, dass<br />
es sich bei diesen Konflikten um Verteilungskämpfe handelte,<br />
bei denen libanesisch-kurdische Jugendliche schließlich<br />
die Oberhand behielten, die sich <strong>in</strong> der Folge wenig<br />
behelligt im Drogenhandel etablieren konnten. Ihnen kamen<br />
zudem Kontakte zur libanesisch geprägten Drogenszene<br />
<strong>in</strong> Problemvierteln im Norden Bremens und die gute<br />
verkehrstechnische Anb<strong>in</strong>dung dorth<strong>in</strong> zu Gute.<br />
Begünstigt wurde die Entwicklung e<strong>in</strong>es krim<strong>in</strong>ellen Milieus<br />
im Bereich des Drogenhandels ferner durch die soziale<br />
Situation des Quartiers, gekennzeichnet durch die Verknüpfung<br />
unterschiedlicher Faktoren:<br />
■■<br />
Wirtschaftlich schwache Familien stellen e<strong>in</strong>en<br />
großen Teil der Bevölkerung.<br />
■■<br />
Viele Familien verfügten zunächst nur über e<strong>in</strong>e so<br />
genannte »Duldung« als Aufenthaltsstatus 7 .<br />
■■<br />
Dadurch war ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
verwehrt und<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
sie lebten mit ungeklärter Perspektive <strong>in</strong><br />
Deutschland, da diese Duldung jederzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Ausweisung oder Abschiebung umgewandelt oder<br />
aber unbegrenzt verlängert werden kann.<br />
Der unsichere Status und der damit e<strong>in</strong>hergehende<br />
Verlust wirtschaftlicher Selbstbestimmtheit führt zu<br />
e<strong>in</strong>er Erosion der Autorität patriarchaler Familienoberhäupter,<br />
die <strong>in</strong> den Augen ihrer Söhne als<br />
Versager wirken, ohne dass ihre ursprüngliche<br />
Machtposition anderweitig gefüllt wird.<br />
Gleichzeitig erhält sich das Patriarchat vor allem<br />
durch die Kontrolle weiblicher Sexualität<br />
(z. B. E<strong>in</strong>fuhr von Ehepartner<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>geschränktes<br />
Auftreten von Frauen im öffentlichen Raum,<br />
arrangierte Ehen), was die Möglichkeiten von<br />
Frauen, den Kontakt ihrer K<strong>in</strong>der zur weiteren<br />
Gesellschaft zu fördern, dramatisch reduziert<br />
(z. B. aufgrund von Mangel an Sprachkenntnissen<br />
und staatsbürgerlicher Kompetenz).<br />
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