5. Trendbericht, Band II - bei TNS Infratest
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5. Trendbericht, Band II - bei TNS Infratest
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Monitoring<br />
Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />
und Trendbarometer<br />
2005<br />
im Auftrag des<br />
Geschäftsklima-Barometer<br />
Die Entwicklung der deutschen Informationswirtschaft bis 2009<br />
Ergebnisse einer Expertenumfrage<br />
<strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />
Unternehmensstrategien – Beschäftigungsstrategien – Neue<br />
Geschäftsbereiche – Market Driver und Marktbarrieren –<br />
Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />
Hattingen, April 2005
Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 2<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 3<br />
Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />
Themenschwerpunkt <strong>II</strong>I: Unternehmensstrategien<br />
8. Outsourcing und Offshoring 11<br />
8.1 Die Frage 11<br />
8.2 Tabellarische Auswertungen 11<br />
8.3 Interpretation 15<br />
8.3.1 Ergebnisse vorwiegend nach dem Ankreuzverfahren 15<br />
8.3.2 Die zusätzlichen Kommentare 20<br />
9. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (1): Bewertung 40<br />
9.1 Die Frage 40<br />
9.2 Tabellarische Auswertungen 40<br />
9.3 Interpretation 42<br />
10. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (2): Handlungsbedarf 56<br />
10.1 Die Frage 56<br />
10.2 Tabellarische Auswertungen 57<br />
10.3 Interpretation 60<br />
Themenschwerpunkt IV: Qualifizierungsstrategien<br />
11. Qualifikationserwerb 75<br />
11.1 Die Frage 75<br />
11.2 Tabellarische Auswertungen 76<br />
11.3 Interpretation 78<br />
12. Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe (1): Bewertung 90<br />
12.1 Die Frage 90<br />
12.2 Tabellarische Auswertungen 90<br />
12.3 Interpretation 92<br />
13. Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe (2): Handlungsbedarf 97<br />
13.1 Die Frage 97<br />
13.2 Tabellarische Auswertungen 97<br />
13.3 Interpretation 98<br />
14. Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (1):<br />
Dringlichkeit 105<br />
14.1 Die Frage 105<br />
14.2 Tabellarische Auswertungen 105<br />
14.3 Interpretation 107<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 4<br />
1<strong>5.</strong> Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (2):<br />
Maßnahmen 116<br />
1<strong>5.</strong>1 Die Frage 116<br />
1<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen 117<br />
1<strong>5.</strong>3 Interpretation 119<br />
Themenschwerpunkt V: Neue Geschäftsbereiche<br />
16. Besondere Geschäftschancen für die kommenden Jahre 131<br />
16.1 Die Frage 131<br />
16.2 Tabellarische Auswertungen 131<br />
16.3 Interpretation 133<br />
17. Produkte, Dienste und Anwendungen für den Mittelstand 141<br />
17.1 Die Frage 141<br />
17.2 Tabellarische Auswertungen 142<br />
17.3 Interpretation 144<br />
18. Zugangstechnologien zum Internet 157<br />
18.1 Die Frage 157<br />
18.2 Tabellarische Auswertungen 157<br />
18.3 Interpretation 158<br />
19. Mobile Anwendungen – M-Commerce 167<br />
19.1 Die Frage 167<br />
19.2 Tabellarische Auswertungen 167<br />
19.3 Interpretation 170<br />
20. E-Business 177<br />
20.1 Die Frage 177<br />
20.2 Tabellarische Auswertungen 177<br />
20.3 Interpretation 179<br />
21. E-Government im B2G-Bereich 191<br />
21.1 Die Frage 191<br />
21.2 Tabellarische Auswertung 192<br />
21.3 Interpretation 193<br />
Themenschwerpunkt VI: Market Driver und Marktbarrieren<br />
22. EU-Osterweiterung 206<br />
22.1 Die Frage 206<br />
22.2 Tabellarische Auswertungen 206<br />
22.3 Intepretation 207<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 5<br />
23. Patentierbarkeit von Software 214<br />
23.1 Die Frage 214<br />
23.2 Tabellarische Auswertungen 214<br />
23.3 Interpretation 216<br />
24. Kooperation zwischen Unternehmen 225<br />
24.1 Die Frage 225<br />
24.2 Tabellarische Auswertungen 225<br />
24.3 Interpretation 226<br />
Themenschwerpunkt V<strong>II</strong>: Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />
2<strong>5.</strong> Politischer Handlungsbedarf 238<br />
2<strong>5.</strong>1 Die Frage 238<br />
2<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen 238<br />
2<strong>5.</strong>3 Interpretation 239<br />
26. Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarf 248<br />
26.1 Die Frage 248<br />
26.2 Tabellarische Auswertung 248<br />
26.3 Interpretation 249<br />
27. Informationswirtschaft und Informationsgesellschaft 255<br />
27.1 Die Frage 255<br />
27.2 Tabellarische Auswertungen 255<br />
27.3 Interpretation 256<br />
Anhänge<br />
A Kooperierende Verbände und weitere Einrichtungen 264<br />
B Der Fragebogen 267<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 6<br />
Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />
Unternehmensstrategien<br />
96 Outsourcing und Offshoring: Chance oder Bedrohung? 11<br />
97 Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />
einer einzelwirtschaftlichen Sicht 12<br />
98 Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />
einer branchenwirtschaftlichen Sicht 13<br />
99 Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />
einer gesamtwirtschaftlichen Sicht 14<br />
100 Bewertungen von Outsourcing und Offshoring aus einer einzel-, branchenund<br />
gesamtwirtschaftlichen Sicht 17<br />
101 Outsourcing und Offshoring – Bewertungsindikatoren nach Teilbranchen 18<br />
102 Bewertungen von Outsourcing (einschließlich „Outsourcing und Offshoring“)<br />
aus einer einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht 21<br />
103 Bewertungen von Offshoring aus einer einzel-, branchen- und<br />
gesamtwirtschaftlichen Sicht 22<br />
104 Bewertungen des aktuellen Marketing (einschließlich Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t)<br />
in der Informationswirtschaft 40<br />
105 Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
in der eigenen Einrichtung 41<br />
106 Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
in der eigenen Branche 42<br />
107 Marketing: Vergleich der Expertenkommentare zur eigenen Einrichtung<br />
und zur eigenen Branche 44<br />
108 Zielgruppen für Marketing und Vertrieb 57<br />
109 Handlungsbedarf Marketing (I) 58<br />
110 Handlungsbedarf Marketing (<strong>II</strong>) 59<br />
Qualifizierungsstrategien<br />
111 Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb 76<br />
112 Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb: Zusätzliche<br />
Kommentare 77<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 7<br />
113 Effizienzindikatoren 2002 - 2005: Bewertungen der Maßnahmen zum<br />
Qualifikationserwerb 81<br />
114 Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert? 90<br />
115 Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert? –<br />
Zusätzliche Begründungen 91<br />
116 Besonders dringliche Maßnahmenbereiche zur Verbesserung der Aus- und<br />
Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe 97<br />
117 Besonders dringliche Maßnahmenbereiche zur Verbesserung der Aus- und<br />
Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe:<br />
Zusätzliche Begründungen 98<br />
118 Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der Geschäftsführungsebene? –<br />
Allgemein 105<br />
119 Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der Geschäftsführungsebene – nach<br />
Funktionsgruppen 105<br />
120 Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der Geschäftsführungsebene –<br />
Zusätzliche Begründungen 106<br />
121 Geeignete Maßnahmen zur Qualifizierung der<br />
Leitungs-/Geschäftsführungsebene (I) 117<br />
122 Geeignete Maßnahmen zur Qualifizierung der Leitungs-/<br />
Geschäftsführungsebene (<strong>II</strong>) 118<br />
123 Problemgrößen zum Qualifizierungsbedarf der Leitungsebene –<br />
Die Ergebnisse zur Dringlichkeit und zu den zu treffenden Maßnahmen 120<br />
Neue Geschäftsbereiche<br />
124 Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen? 131<br />
125 Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen? – Zusätzliche<br />
Begründungen 132<br />
126 Bewertungen der Geschäftschancen von Geschäftsgruppen-Bereichen 135<br />
127 Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere Unternehmen in den<br />
kommenden Jahren (I) 142<br />
128 Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere Unternehmen in den<br />
kommenden Jahren (<strong>II</strong>) 143<br />
129 Viel versprechende Produkt- und Anwendungsbereiche für kleine und mittlere<br />
Anbieter- und Anwenderunternehmen 147<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 8<br />
130 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Zugangstechnologien<br />
zum Internet? 157<br />
131 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Zugangstechnologien<br />
zum Internet? – Zusätzliche Begründungen 158<br />
132 Bewertungsindikatoren für Zugangstechnologien zum Internet -<br />
Zusätzliche Begründungen 160<br />
133 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen<br />
und M-Commerce 167<br />
A. Mobile Datendienste B2B 167<br />
B. Mobile Datendienste B2C 168<br />
134 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen<br />
und M-Commerce: Zusätzliche Begründungen 169<br />
135 Ranking mobiler Datendienste nach Funktionsgruppen 175<br />
136 Aktueller Handlungsbedarf in Bereichen des E-Business 177<br />
137 „Weitere Erfolge durch E-Business“: Konkretisierungen 178<br />
138 Zusätzliche Begründungen zu „E-Business“ 178<br />
139 Ranking der E-Business-Bereiche nach Schulnoten 180<br />
140 Verbesserungsmöglichkeiten und Geschäftschancen<br />
im Business-to-Government-Bereich 192<br />
141 E-Government-Bereiche aus der Sicht der Wirtschaft<br />
und der öffentlichen Verwaltung 196<br />
142 Prioritäten für Elektronische Wirtschaftsdienste im E-Government-Bereich 201<br />
Market Driver und Marktbarrieren<br />
143 Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung 206<br />
144 Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung: Zusätzliche Begründungen 207<br />
145 Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten oder ausweiten? –<br />
Insgesamt 214<br />
146 Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten oder ausweiten? –<br />
Nach Sektoren und Branchen 214<br />
147 Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten oder ausweiten?:<br />
Zusätzliche Begründungen 215<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 9<br />
148 Wirkungen einer Einschränkung des Patentschutzes auf Software positiv? –<br />
Die Indikatorwerte 220<br />
149 Kooperation zwischen Unternehmen auf der Anbieter- und Anwenderseite 225<br />
A. Aus Anbietersicht 225<br />
B. Aus Anwendersicht 226<br />
150 Prioritäre Kooperationsbereiche zwischen Anbietern und Anwendern 228<br />
151 Typische Funktionsausweitungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbietern<br />
und Anwendern 236<br />
Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />
152 Dringender politischer Handlungsbedarf in welchen Bereichen? 238<br />
153 Dringender politischer Handlungsbedarf – Zusätzliche Begründungen 239<br />
154 Bewertungen der Dringlichkeit politischer Handlungsbereiche 2003 und 2004 245<br />
155 Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarf vorwiegend<br />
in welchen Bereichen? 248<br />
156 Agenda prioritärer Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarfe 254<br />
157 Partizipation der Informationswirtschaft an Problemen der<br />
Informationsgesellschaft? 255<br />
158 Partizipation der Informationswirtschaft an Problemen der<br />
Informationsgesellschaft? – Zusätzliche Begründungen 256<br />
159 Bezugsrahmen für die Erörterung von Problemen<br />
der Informationsgesellschaft – Identifizierung und Beurteilungen von Trends 257<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 10<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 11<br />
Themenschwerpunkt <strong>II</strong>I:<br />
Unternehmensstrategien<br />
8. Outsourcing und Offshoring<br />
8.1 Die Frage<br />
„Stellen Outsourcing und Offshoring eher eine Chance oder eher eine Bedrohung für Ihre<br />
Einrichtung, Ihre Branche und die Volkswirtschaft dar? (Offshoring = Outsourcing von<br />
Unternehmensfunktionen in Niedriglohnländern).“<br />
8.2. Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 96 Outsourcing und Offshoring: Chance oder Bedrohung?<br />
Ihre Einrichtung:<br />
Outsourcing<br />
Ihre Einrichtung:<br />
Offshoring<br />
Ihre<br />
Branche:<br />
Outsourcing<br />
Ihre<br />
Branche:<br />
Offshoring<br />
Volkswirtschaft:<br />
Outsourcing<br />
Volkswirtschaft:<br />
Offshoring<br />
Eher<br />
Chancen<br />
94<br />
(49,2 %)<br />
Teils / teils 76<br />
(39,8 %)<br />
Eher<br />
21<br />
Bedrohung (11,0 %)<br />
35<br />
(20,3 %)<br />
81<br />
(47,1 %)<br />
56<br />
(32,6 %)<br />
94<br />
(51,1 %)<br />
78<br />
(42,4 %)<br />
12<br />
(6,5 %)<br />
31<br />
(18,1 %)<br />
89<br />
(52,0 %)<br />
51<br />
(29,8 %)<br />
77<br />
(41,4 %)<br />
83<br />
(44,6 %)<br />
26<br />
(14,0 %)<br />
17<br />
(9,7 %)<br />
82<br />
(46,9 %)<br />
76<br />
(43,4 %)<br />
N 191 172 184 171 186 175<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 12<br />
Tabelle 97<br />
Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />
einer einzelwirtschaftlichen Sicht<br />
Absolut In %<br />
Outsourcing und Offshoring 13 10,0<br />
Als Chancen sehen! 2 1,5<br />
Kosten- und Flexibilitätsvorteile 1 0,8<br />
Sicherheitsprobleme 2 1,5<br />
Intensivierung des Wettbewerbs 1 0,8<br />
Nicht oder kaum möglich – schwer, effizient zu realisieren 4 3,1<br />
Auch Gegentrend existent – Vor- und Nachteile differenziert<br />
erörtern<br />
3 2,3<br />
Outsourcing 50 38,5<br />
Möglichkeiten von Outsourcing – Outsourcing durchgeführt –<br />
15 11,5<br />
Möglichkeiten des Outsourcing bereits ausgeschöpft<br />
Vorteile 25 19,3<br />
Genereller Vorteil 1 0,8<br />
Produktivitätsgewinn, Effizienzgewinn, Kostenvorteil,<br />
8 6,2<br />
mehr Flexibilität<br />
Selbst Outsourcing-Anbieter - Akquisitionschance 16 12,3<br />
Vor- und Nachteile differenziert erörtern 1 0,8<br />
Nachteile 9 6,9<br />
Kompetenzabbau 3 2,3<br />
Nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll –<br />
Keine Kernkompetenzen outsourcen<br />
6 4,6<br />
Offshoring 67 51,5<br />
Möglichkeiten des Offshoring – Offshoring durchgeführt 7 5,4<br />
Vorteile von Offshoring 12 9,2<br />
Kostenvorteile 8 6,2<br />
Akquisitionschance, geringere Einkaufspreise,<br />
4 3,1<br />
Unabhängigkeit von Anbietern<br />
Nachteile von Offshoring 24 18,5<br />
Abwanderung von Kaufkraft und Kunden – größere Kundenferne 8 6,2<br />
Abwanderung von Stellen, Kompetenz und Know how 8 6,2<br />
Kapitalabfluss 1 0,8<br />
Außerhalb der eigenen Aktionsparameter 1 0,8<br />
Senkung der Koordinationseffizienz 4 3,1<br />
Senkung des Einnahmenniveaus 2 1,5<br />
Weitere Begründungen 24 18,6<br />
Offshoring schwierig zu realisieren bzw. effizient zu realisieren 8 6,2<br />
„Fördernde“ gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen 1 0,8<br />
Politische „Förderung“ von Abwanderungstendenzen 1 0,8<br />
Einzel- und branchenwirtschaftliche Irrelevanz<br />
14 10,8<br />
oder geringe Relevanz der Fragestellung<br />
N 130 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 13<br />
Tabelle 98<br />
Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />
einer branchenwirtschaftlichen Sicht<br />
Absolut In %<br />
Outsourcing und Offshoring 21 28,0<br />
Unabwendbarer Trend? 1 1,3<br />
Nur für wenige Unternehmen? 1 1,3<br />
Geringe Relevanz 1 1,3<br />
Strategie 1 1,3<br />
Kooperationsfähigkeit der Unternehmen 1 1,3<br />
Nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll 6 8,0<br />
Vorteile: Flexibilitäts-, Effizienz- und Kostenvorteile –<br />
5 6,8<br />
Konzentration auf Kernkompetenzen<br />
Nachteile: Verringerung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen – Know how-Verluste 5 6,8<br />
Outsourcing 30 40,0<br />
Außerhalb eindeutiger Vor- oder Nachteile 15 19,9<br />
Möglichkeiten von Outsourcing – Outsourcing durchgeführt 6 8,0<br />
Professionals als Pioniere für Outsourcing 1 1,3<br />
Nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll – Modethema? 4 5,3<br />
Nicht Kerngeschäft outsourcen 4 5,3<br />
Vorteile Outsourcing 10 13,3<br />
Generelle Chance für Branche 1 1,3<br />
Mehr Produktivität und Flexibilität 2 2,7<br />
Konzentration auf Kernkompetenzen 3 4,0<br />
Selbst Anbieter von Outsourcing – Trend zum Outsourcer 4 5,3<br />
Nachteile Outsourcing: Keine dauerhafte Lösung –<br />
Benachteiligung kleiner Anbieter – Kompetenzverluste –<br />
Intensivierung des Wettbewerbs<br />
5 6,7<br />
Offshoring 24 32,0<br />
Kostenvorteile 4 5,3<br />
Nachteile Offshoring 15 20,0<br />
Gesamtwirtschaftliche Gefahren 2 2,7<br />
Abwanderung von Kaufkraft – größere Kundenferne 2 2,7<br />
Kapitalabfluss 1 1,3<br />
Abwanderung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen in Niedriglohnländer –<br />
4 5,3<br />
Know how-Verlust<br />
Weniger Aufträge, Intensivierung des Wettbewerbs 1 1,3<br />
Senkung der Koordinationseffizienz - Qualitätsprobleme 4 5,3<br />
Offshoring schwierig zu realisieren 1 1,3<br />
Offshoring nicht von einzelwirtschaftlicher oder<br />
branchenwirtschaftlicher Bedeutung<br />
5 6,7<br />
N 75 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 14<br />
Tabelle 99:<br />
Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />
einer gesamtwirtschaftlichen Sicht<br />
Absolut In %<br />
Outsourcing und Offshoring 20 17,4<br />
Darstellung bestehender Möglichkeiten 1 0,9<br />
Nicht für jeden und jedermann zu realisieren – Differenzierte<br />
6 5,2<br />
Erörterungen erforderlich – An einer solchen Diskussion fehlt es.<br />
Schlechte politische Rahmenbedingungen für Unternehmen 1 0,9<br />
Vorteile 11 9,6<br />
Allgemeine Vorteile 2 1,7<br />
Mehr Produktivität, Effizienz, Flexibilität – geringere Kosten 5 4,3<br />
Neue Produke und Dienste 2 1,7<br />
Niedrigere Preise 1 0,9<br />
Motivationschance 1 0,9<br />
Nachteile: Weniger Stellen 1 0,9<br />
Outsourcing 29 25,2<br />
Sowohl Vor- als auch Nachteile 1 0,9<br />
Vorteile Outsourcing 23 20,0<br />
Betriebswirtschaftliche Vorteile werden zu volkswirtschaftlichen –<br />
7 6,1<br />
Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
Keine Alternative zu Outsourcing 1 0,9<br />
Höhere Produktivität und Flexibilität – Niedrigere Kosten,<br />
13 11,3<br />
günstigere Preise – Konzentration auf Kernkompetenzen –<br />
Standortoptimierung<br />
Mobilisierung von Unternehmergeist und Existenzgründungen 2 1,7<br />
Nachteile Outsourcing 5 4,3<br />
Geringe Koordinationseffizienz 1 0,9<br />
Höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit 2 1,7<br />
Fehler <strong>bei</strong> Outsourcing von Kernkompetenzen –<br />
2 1,7<br />
Möglichkeit schlechter Implementierung<br />
Offshoring 66 57,4<br />
Kommt darauf an – Differenzierte Erörterungen notwendig 1 0,9<br />
Vorteile Offshoring 15 13,0<br />
Vorteile internationaler Zusammenar<strong>bei</strong>t –<br />
8 7,0<br />
Chancen für Spezialisierung und Qualifizierung<br />
Stabilisierung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 2 1,7<br />
Kostenvorteile 4 3,5<br />
Höhere interne Effizienz 1 0,9<br />
Nachteile Offshoring 49 42,6<br />
Allgemeine gesamtwirtschaftliche Bedrohungen,<br />
7 6,1<br />
sinkende Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen,<br />
sinkender Konsum, höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />
Strukturelle Ungleichgewichte –<br />
2 1,7<br />
Überforderung bestehender Strukturen<br />
Sinkende Wettbewerbsfähigkeit 1 0,9<br />
Kostenargument gilt nur teilweise bzw. nicht langfristig. 2 1,7<br />
Abwanderung von Kaufkraft 3 2,6<br />
Abwanderung von Kapital – Geld für Inlandsinvestitionen fehlt 5 4,3<br />
Abwanderung von Kompetenz, Know how und vor allem<br />
24 20,9<br />
niedrigqualifizierter Stellen – eventuell Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit auf Dauer<br />
Geringeres Lohn- und Einnahmenniveau 1 0,9<br />
Sinkende Koordinationseffizienz - Qualitätsprobleme 2 1,7<br />
Politische Risiken 2 1,7<br />
Einzel- und branchenwirtschaftliche Irrelevanz 1 0,9<br />
N 115 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 15<br />
8.3 Interpretation<br />
8.3.1 Ergebnisse vorwiegend nach dem<br />
Ankreuzverfahren<br />
Abgrenzung<br />
Outsourcing<br />
Offshoring<br />
Besondere<br />
Bedeutung<br />
des Themas<br />
ab 4. <strong>Trendbericht</strong><br />
Besonderes<br />
Engagement<br />
der Experten<br />
im <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />
(1) Beim Offshoring handelt es sich um ein spezielles, die nationalen<br />
Grenzen überschreitendes Outsourcing. Unter dem Begriff „Outsourcing“,<br />
soweit es kombiniert mit „Offshoring“ verwendet wird, wird ein auf den<br />
Binnenmarkt begrenztes Outsourcing verstanden (siehe auch 8.<br />
Faktenbericht, Kapitel 4.1.4).<br />
(2) Obgleich in der Umfrage zum 4. <strong>Trendbericht</strong> nicht danach gefragt<br />
wurde, führten die Experten in ihren zusätzlichen Kommentaren auf eine<br />
Reihe von Fragen „Outsourcing und Offshoring“ als wichtiges neues<br />
Thema für die Informationswirtschaft ein.<br />
Die besondere Bedeutung dieses Themas zeigt sich auch in der Umfrage<br />
zum <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong>:<br />
• Obgleich den Experten im Ankreuzverfahren sechs Entscheidungen<br />
zum Themenkomplex „Outsourcing und Offshoring“ abverlangt wurden<br />
und diese Fragestellung nicht für jeden Experten relevant war,<br />
beteiligten sich zwischen 171 und 191 Experten an den einzelnen<br />
Entscheidungen (<strong>bei</strong>m Thema „Outsourcing“ zwischen 184 und 191<br />
Experten).<br />
• Obgleich die Experten gleich um drei Kommentare auf offene Fragen<br />
gebeten wurden, gaben sie 130 Kommentare aus einer einzelwirtschaftlichen<br />
Sicht, 75 Kommentare aus einer branchenwirtschaftlichen<br />
Sicht und 115 Kommentare aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht ab.<br />
• Kein anderes Thema kommentierten die Experten insgesamt gesehen<br />
so umfangreich wie dieses.<br />
Demnach liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der Informationswirtschaft<br />
das Thema „Outsourcing und Offshoring“ unter den Nägeln brennt.<br />
Noch<br />
ausstehend:<br />
Bewährter Bezugsrahmen,<br />
....<br />
... gesicherte<br />
Zusammenhänge<br />
(3) Eine besondere Bedeutung von „Outsourcing und Offshoring“ ergibt<br />
sich in zweifacher Hinsicht. Zum einen geht es um die reale einzel-,<br />
branchen- und gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Themas und den<br />
damit bestehenden zunehmenden Handlungsdruck auf Unternehmen,<br />
Verbände und Politik.<br />
Zum anderen handelt es sich mindestens <strong>bei</strong>m Offshoring um ein<br />
vergleichsweise neues Thema von branchenwirtschaftlicher und<br />
politischer Brisanz. Zwar hat sich mittlerweile eine intensive öffentliche<br />
Diskussion über „Outsourcing und Offshoring“ sowohl national als auch<br />
international entwickelt. Es fehlt aber an Zusammenhängen, die von allen<br />
Beteiligten als gesichert angesehen werden und an einem allgemein<br />
akzeptierten Bezugsrahmen, in dem sich diese Zusammenhänge angemessen<br />
diskutieren ließen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 16<br />
Das zeigt sich auch an den unterschiedlichen Bewertungen von<br />
Outsourcing und Offshoring durch die Experten, obgleich es sich da<strong>bei</strong> in<br />
vielerlei Hinsichten um identische Phänomene handelt.<br />
Frost &<br />
Sullivan:<br />
826.000<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze...<br />
... zwischen<br />
2002 und 2004<br />
exportiert<br />
Deutschland<br />
führt europäischen<br />
Offshoring-Trend<br />
an.<br />
Importländer:<br />
Indien vor<br />
China<br />
Subventionierung<br />
von<br />
Offshoring<br />
(4) Offshoring wird von Frost & Sullivan als Export informationstechnischer<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze in Niedriglohnländer definiert (Global Offshore<br />
Outsourcing and Off-shoring of IT Jobs, 2004). Die durchschnittlichen<br />
jährlichen Wachstumsraten von Offshoring in der Periode 2002 - 2004<br />
betrugen 5,9 %. 2004 wurden 827.000 Ar<strong>bei</strong>tsplätze aus den USA, Japan,<br />
Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Hongkong in Niedriglohnländer<br />
exportiert. Frost & Sullivan veranschlagen den Wert der Ar<strong>bei</strong>tsplätze,<br />
die den Hochlohnländern verlorengegangen sind, auf 41,6<br />
Milliarden Dollar.<br />
Deutschland führt den Offshoring-Trend in Europa an und hat zwischen<br />
2002 und 2004 Ar<strong>bei</strong>tsplätze im Wert von 48,2 Milliarden Dollar exportiert.<br />
Importländer auf dem Offshoring-Markt sind vor allem Indien vor China.<br />
Aber auch osteuropäische Länder wie Polen, Rumänien und Russland,<br />
lateinamerikanische Länder wie Brasilien und Mexiko sowie Malaysia<br />
haben von diesem Trend profitiert. Die Regierungen der Empfängerländer<br />
fördern den Offshoring-Trend über Förderprogramme und Steuererleichterungen.<br />
Die Regierungen der ar<strong>bei</strong>tsplatzexportierenden Länder sehen<br />
sich auf Dauer in einen Zugzwang versetzt:<br />
„Ultimately, developed countries will have focus on education and<br />
innovation to protect their IT workforce.“<br />
Unternehmen:<br />
Geringere<br />
Kosten,<br />
höhere<br />
Qualität,<br />
mehr<br />
Flexibilität<br />
(5) Aus der Sicht der Unternehmen, die Offshoring betreiben, stellt sich<br />
die Situation nach Frost & Sullivan wie folgt dar:<br />
„Exporting IT jobs to lower cost countries is now regarded as critical to<br />
survival in industries where other competitors are doing so. At the same<br />
time, hiring outsourcers abroad is <strong>bei</strong>ng seen as affording a company the<br />
flexibility to adjust its personal strength to business requrirements at a<br />
lower cost and with a higher level of expertise.“<br />
Erfahrungen:<br />
Die exportierten<br />
Funktionen<br />
Hohe Zufriedenheit<br />
Aber auch<br />
Barrieren<br />
(6) Zu den bisherigen Erfahrungen mit Offshoring-Projekten stellen Frost<br />
& Sullivan fest:<br />
„Customer support, technical support, software development and testing,<br />
network administration, hardware development and testing, quality<br />
assurance and help desk ranked prominently among the outsourced IT<br />
positions over 2002 – 2004.<br />
Satisfaction levels in the global outsourcing of IT labour were surprisingly<br />
high nonwithstanding challenges posed by cultural, linguistic and time<br />
zone differences. The primary issues restraining satisfaction levels from<br />
increasing appeared to be language problems as noted by France and<br />
Japan and cultural differences and misunderstandings as identified by<br />
German companies.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 17<br />
German companies.“<br />
Siehe auch die weiteren Studien zu Outsourcing und Offshoring im 8.<br />
Faktenbericht, Kapitel 4.1.4.<br />
Chance oder<br />
Gefahr?<br />
Diese Frage ...<br />
... verdient<br />
eine differenzierende<br />
Antwort<br />
Was<br />
überwiegt<br />
nach dem<br />
Abwägen?<br />
Tabelle 100<br />
(7) Die zentrale Dimension, in der „Outsourcing und Offshoring“ derzeit<br />
erörtert werden, lautet: Handelt es sich um eine Chance oder um eine<br />
Gefahr? Diese Frage wurde auch den Experten gestellt.<br />
Ein erstes Ergebnis lautet, dass diese Frage eine differenzierende bzw.<br />
abwägende Antwort verdient:<br />
• In keiner von sechs Beurteilungen, die die Experten zu treffen hatten,<br />
kam die Kategorie „Teils/teils“ unter einen Anteil von 40 %. Bei der<br />
Beurteilung von Offshoring aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht<br />
stieg der Anteil von „Teils/teils“ sogar auf 52 %.<br />
• In vier von sechs Beurteilungen und in allen Beurteilungen zum Offshoring-Trend<br />
kam die Kategorie „Teils/teils“ gegenüber den anderen<br />
Kategorien „Eher Chance“ oder „Eher Bedrohung“ zu dem jeweils<br />
höchsten Anteil.<br />
(8) Was überwiegt gegebenenfalls nach einem differenzierendes Abwägen,<br />
die Chance oder die Bedrohung? Dazu werden in Tabelle 100 und<br />
101 die Ergebnisse aus einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht sowie nach Sektoren und Teilbranchen in Indikatorwerten<br />
wiedergegeben.<br />
Bewertungen von Outsourcing und Offshoring aus einer<br />
einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht<br />
Insgesamt 1)<br />
Ankreuzverfahren<br />
Zusätzliche<br />
Kommentare<br />
Outsourcing<br />
Einzelwirtschaftliche Sicht 3,63 4,48 2,78<br />
Branchenwirtschaftliche Sicht 4,92 7,83 2,00<br />
Gesamtwirtschaftliche Sicht 3,78 2,96 4,60<br />
Outsourcing insgesamt 2) 4,11 5,09 3,13<br />
Offshoring<br />
Einzelwirtschaftliche Sicht 0,57 0,63 0,50<br />
Branchenwirtschaftliche Sicht 0,44 0,61 0,27<br />
Gesamtwirtschaftliche Sicht 0,27 0,22 0,31<br />
Offshoring insgesamt 2) 0,43 0,49 0,36<br />
Outsourcing und Offshoring 3) 2,27 2,79 1,75<br />
1) „Ankreuzverfahren“ und „Zusätzliche Kommentare“ gleich gewichtet.<br />
2) Einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftliche Sicht gleich gewichtet.<br />
3) „Outsourcing“ und „Offshoring“ gleich gewichtet.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 18<br />
Tabelle 101<br />
Outsourcing und Offshoring: Bewertungsindikatoren<br />
nach Teilbranchen<br />
Private<br />
Anbieter<br />
Tele- u.<br />
Mobilk.<br />
IuK<br />
Elektr. Infodienste<br />
E-Commerce<br />
Private<br />
Anwender<br />
Öffentl.<br />
Bereich<br />
Einrichtungsbezogen<br />
Outsourcing 11,25 4,0 18,0 7,0 16,0 5,25 1,81<br />
Offshoring 0,59 0,4 0,8 2,0 0,4 1,00 0,17<br />
Branchenbezogen<br />
Outsourcing 24,00 5,0 k.neg. 9,0 k. neg. keine neg. 2,33<br />
Stimmen.<br />
Stimmen Stimmen<br />
Offshoring 0,60 1,3 0,4 3,0 0,4 0,89 0,40<br />
Gesamtwirtschaftlich<br />
Outsourcing 5,33 2,7 13,0 k. neg. 3,5 2,00 0,92<br />
Stimmen<br />
Offshoring 0,20 0,1 0,3 0,3 0,2 0,13 0,23<br />
Gemeinsame<br />
Werte für<br />
Outsourcing<br />
und Offshoring<br />
Outsourcing<br />
4,11<br />
Streuung der<br />
Beurteilungen<br />
zwischen<br />
2,00 und 7,83<br />
(9) Die zentralen Ergebnisse lauten:<br />
(a) Sowohl nach dem Ankreuzverfahren als auch nach ihren<br />
zusätzlichen Kommentaren bewerteten die Experten den Trend zum<br />
Outsourcing eindeutig positiv. Insgesamt ergibt sich ein Indikatorwert<br />
von 4,11. Das heißt, dass auf eine negative Bewertung mehr als vier<br />
positive Bewertungen kamen.<br />
Diese positiven Beurteilungen gelten gleichermaßen aus einer einzel-,<br />
branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht. Der niedrigste Indikatorwert,<br />
der für Outsourcing erzielt wurde, beträgt 2,00 („Zuätzliche<br />
Kommentare“ aus branchenwirtschaftlicher Sicht). Der höchste Wert,<br />
der für Outsourcing erzielt wurde, beträgt 7,83 („Ankreuzverfahren“ aus<br />
branchenwirtschaftlicher Sicht).<br />
Offshoring<br />
0,43<br />
Streuung der<br />
Bewertungen<br />
zwischen<br />
0,22 und 0,63<br />
Interessenunterschiede<br />
zwischen ...<br />
(b) Sowohl im Ankreuzverfahren als auch nach ihren zusätzlichen<br />
Kommentaren bewerteten die Experten den Trend zum Offshoring<br />
eindeutig negativ. Insgesamt ergab sich ein Indikatorwert von 0,43. Das<br />
bedeutet, dass auf eine positive Bewertung mehr als doppelt soviele<br />
negative Bewertungen kommen.<br />
Diese negativen Bewertungen gelten gleichermaßen aus einer einzel-,<br />
branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht. Der niedrigste Indikatorwert,<br />
der für Offfshoring erzielt wurde, beträgt 0,22 („Ankreuzverfahren“<br />
aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht). Der höchste Indikatorwert, der<br />
für Offshoring erzielt wurde, beträgt 0,63 („Ankreuzverfahren“ aus<br />
einzelwirtschaftlicher Sicht).<br />
Für Offshoring wurden die höchsten Indikatorwerte aus einer einzelwirtschaftlichen<br />
Sicht erzielt. Somit können Interessenunterschiede<br />
<strong>bei</strong>spielsweise zwischen einzel- und gesamtwirtchaftlicher Sicht kaum<br />
ausgeschlossen werden, zumal die Unterschiede zwischen dem<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 19<br />
... einzel- und<br />
gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht?<br />
ausgeschlossen werden, zumal die Unterschiede zwischen dem<br />
Indikatorwert 0,57 für die einzelwirtschaftliche Sicht und 0,27 für die<br />
gesamtwirtschaftliche Perspektive bedeutend sind (branchenwirtschaftliche<br />
Sicht: 0,44).<br />
Vor allem Top-<br />
Ebene sieht<br />
Outsourcing ...<br />
... als Chance<br />
für die eigene<br />
Einrichtung<br />
„Weitere<br />
Funktionen“<br />
eher für<br />
„teils/teils“<br />
(c) Auch in Outsourcing- und Offshoring-Fragen war die informationswirtschaftliche<br />
Top-Ebene teilweise optimistischer als die anderen<br />
Ebenen gestimmt: So sahen 65 % der Experten Outsourcing als eine<br />
Chance für die eigene Einrichtung an. Hingegen betrugen die<br />
entsprechenden Werte für die Bereichsleiter-ebene 52 % und für die<br />
„Weitere Funktionen“ 31 %. Hingegen ergaben sich <strong>bei</strong> der Beurteilung<br />
des Offshoring für die eigene Einrichtung kaum Unterschiede.<br />
Bei den branchenbezogenen Beurteilungen ergab sich insoweit eine<br />
Polarisierung der Verteilungen, als 63 % der Geschäftsführer und 61<br />
% der Bereichs- und Abteilungsleiter vor allem eine Chance im<br />
Outsourcing sahen. Hingegen waren nur 30 % der Experten aus den<br />
„Weiteren Funktionen“ optimistisch gestimmt. Diese wurden ihren<br />
„bedenkentragenden“ Aufgaben insoweit gerecht, als sich 58 % für die<br />
Kategorie „teils/teils“ entschieden (zum Vergleich: 12 % eher<br />
Bedrohung).<br />
Bei den branchenbezogenen Beurteilungen unterschieden sich die<br />
Anteile der „Offshoring“- Antworten nur wenig.<br />
Ähnliche<br />
Ergebnisse <strong>bei</strong><br />
gesamtwirtschaftlichen<br />
Begründungen<br />
Auch <strong>bei</strong> den auf die Gesamtwirtschaft bezogenen Beurteilungen<br />
ergaben sich ähnliche Tendenzen: Outsourcing vorwiegend als Chance<br />
gesehen: Top-Ebene 51 %, Bereichs- und Abteilungs-leiterebene 41 %,<br />
weitere Funktionen 34 % - Outsourcing vorwiegend als Bedrohung<br />
gesehen: Top-Ebene 9 %, Bereichs- und Abteilungs-leiterebene 21 %,<br />
weitere Funktionen 16 % - Offshoring: keine wesentlichen Unterschiede<br />
nach ausgeübten Funktionen<br />
Öffentlicher<br />
Sektor<br />
skeptischer<br />
IuK besonders<br />
positiv<br />
gegenüber<br />
Outsourcing<br />
eingestellt<br />
(d) Diese Ergebnisse lassen sich aufrechterhalten, wenn man die<br />
Differenzierungen der Indikatorenwerte nach informationswirtschaftlichen<br />
Teilbranchen heranzieht. An zusätzlichen Tendenzen ergeben<br />
sich:<br />
• Outsourcing- und Offshoring-Tendenzen wurden vom öffentlichen<br />
Bereich deutlich skeptischer bewertet als vom privaten Sektor.<br />
• Outsourcing wurde von der Informations- und Kommunikationstechnik<br />
positiver beurteilt als von den anderen informationswirtschaftlichen<br />
Anbieterbranchen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 20<br />
8.3.2 Die zusätzlichen Kommentare<br />
Zusammenfassung<br />
der<br />
Sichtweisen ...<br />
... aus einzel-,<br />
branchen- und<br />
gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht<br />
Erkärungen zu<br />
den Tabellen<br />
(1) Welcher Bezugsrahmen für Outsourcing und Offshoring ergibt sich,<br />
wenn man induktiv, also von den Kommentaren der Experten aus an die<br />
Zusammenhänge herangeht?<br />
Dazu werden die Ergebnisse aus einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht in Tabelle 102 (Outsourcing) und 103 (Offshoring)<br />
zusammengefasst.<br />
(2) In den Tabellen werden auch die Nennungen einbezogen, in denen die<br />
Experten nicht von sich aus ausdrücklich zwischen „Outsourcing“ und<br />
„Offshoring“ unterschieden, also implizit von dem Begriffspaar<br />
„Outsourcing und Offshoring“ ausgingen.<br />
Die Zahlen in der jeweils ersten Spalte der Tabellen geben den<br />
gleichgewichteteten Durchschnitt der prozentualen Anteile aus den<br />
einzelnen Sichtweisen (einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlich)<br />
wieder.<br />
Quellenangaben<br />
zu Zitaten<br />
Den Zitaten im folgenden Text werden an Quellenangaben vorausgestellt:<br />
E = einzelwirtschaftliche Betrachtung;<br />
B = branchenwirtschaftliche Betrachtung;<br />
G = gesamtwirtschaftliche Betrachtung.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 21<br />
Tabelle 102<br />
Bewertungen von Outsourcing (einschließlich<br />
„Outsourcing und Offshoring“) aus einer einzel-,<br />
branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht<br />
Insgesamt<br />
Einzelwirtschaftliche<br />
Sicht<br />
Branchenwrtschaftliche<br />
Sicht<br />
Gesamtwirtschaftliche<br />
Sicht<br />
Outsourcing und Offshoring 18,7 10,0 28,0 17,4<br />
Unabwendbarer Trend? 0,4 - 1,3 -<br />
Nur wenige Unternehmen? Geringe<br />
Relevanz – Bestehende Möglichkeiten<br />
1,3 - 2,6 0,9<br />
Als Chancen sehen! - Vorteile 1,1 1,5 - 1,7<br />
Strategie der Unternehmen -<br />
0,9 - 2,6 -<br />
Kooperationsfähigkeit<br />
Kosten-, Effizienz und Flexibilitätsvorteile 3,9 0.8 6,8 4,3<br />
Neue Produkte und Dienste, niedrigere<br />
Preise, Motivationschance<br />
1,2 - - 3,5<br />
Verringerung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen – Know 2,6 - 6,8 0,9<br />
how-Verluste<br />
Sicherheitsprobleme 0,5 1,5 - -<br />
Intensivierung des Wettbewerbs 0,3 0,8 - -<br />
Nicht effizient zu realisieren 3,7 3,1 8,0 -<br />
Auch Gegentrend existent – Vor- und 2,5 2,3 - 5,2<br />
Nachteile differenzierend erörtern<br />
Schlechte politische<br />
0,3 - - 0,9<br />
Rahmenbedingungen<br />
Outsourcing 34,6 38,5 40,0 25,2<br />
Möglichkeiten von Outsourcing –<br />
Outsourcing durchgeführt – Möglichkeiten<br />
des Outsourcing ausgeschöpft – Professionals<br />
als Pioniere für Outsourcing<br />
10,5 11,5 20,0 -<br />
Genereller Vorteil – keine Alternative 1,0 0,8 1,3 0,9<br />
Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 2,0 - - 6,1<br />
Mobilisierung von Unternehmergeist 0,6 - - 1,7<br />
Produktivitätsgewinn, Effizienzgewinn, 8,1 6,2 6,7 11,3<br />
Kostenvorteil, mehr Flexibilität -<br />
Standortoptimierung - Konzentration auf<br />
Kernkompetenzen!<br />
Selbst Outsourcing-Anbieter –<br />
Akquisitionschance – Trend zum<br />
Outsourcer<br />
5,9 12,3 5,3 -<br />
Vor- und Nachteile differenziert erörtern –<br />
nicht in jedem Fall möglich<br />
0,6 0,8 - 0,9<br />
Keine dauerhafte Lösung –<br />
3,0 2,3 6,7<br />
Benachteiligung kleiner Anbieter –<br />
Intensivierung des Wettbewerbs<br />
Konzeptualisierungs- und<br />
2,4 4,6 - 2,6<br />
Implementierungsprobleme –<br />
Kernkompetenzen outgesourced<br />
Höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit 0,6 - - 1,7<br />
N 53,1 48,5 68.0 42,6<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 22<br />
Tabelle 103<br />
Bewertungen von Offshoring aus einer einzel-, branchenund<br />
gesamtwirtschaftlichen Sicht (in %)<br />
Insgesamt<br />
Einzelwirtschaftliche<br />
Sicht<br />
Branchenwirtschaftliche<br />
Sicht<br />
Gesamtwirtschaftliche<br />
Sicht<br />
Möglichkeiten des Offshoring –<br />
Offshoring durchgeführt<br />
1,8 5,4 - -<br />
Vorteile von Offshoring 9,2 9,2 5,3 13,0<br />
Vorteile internationaler Zusammenar<strong>bei</strong>t - 2,3 - - 7,0<br />
Chancen für Spezialisierung<br />
und Qualifizierung<br />
Stabilisierung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 0,6 - - 1,7<br />
Kostenvorteile 5,0 6,2 5,3 3,5<br />
Höhere interne Effizienz 0,3 - - 0,9<br />
Akquisitionschance, geringere<br />
Einkaufspreise, Unabhängigkeit von<br />
Anbietern<br />
1,0 3,1 - -<br />
Nachteile von Offshoring 27,0 18,5 20,0 42,6<br />
Gesamtwirtschaftliche Gefahren – sinkende 2,9 - 2,7 6,1<br />
Steuereinnahmen, sinkender Konsum,<br />
höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />
Abwanderung von Kaufkraft und Kunden – 3,8 6,2 2,7 2,6<br />
größere Kundenferne<br />
Abwanderung von (vor allem<br />
10,8 6,2 5,3 20,9<br />
niedrigqualifizierten) Stellen, Kompetenz<br />
und Know how<br />
Kapitalabfluss, kein Geld für<br />
2,1 0,8 1,3 4,3<br />
Inlandsinvestitionen<br />
Weniger Aufträge, Intensivierung<br />
1,3 - 1,3 2,6<br />
des Wettbewerbs<br />
Außerhalb der eigenen Aktionsparameter 0,3 0,8 - -<br />
Senkung der Koordinationseffizienz 3,7 3,1 5,3 1,7<br />
Sinkende Löhne und Honorare – zum Teil 0,8 1,5 - 0,9<br />
damit verbunden Senkung des<br />
Einnahmenniveaus<br />
Kostenargument gilt nicht bzw.<br />
0,6 - - 1,7<br />
nicht langfristig.<br />
Politische Risiken 0,6 - - 1,7<br />
Schwierig zu realisieren 0,4 - 1,3 -<br />
Weitere Begründungen 9,0 18,6 6,7 1,8<br />
Kommt darauf an, differenzierende<br />
2,4 6,2 - 0,9<br />
Erörterungen notwendig<br />
„Fördernde“ gesamtwirtschaftliche<br />
0,3 0,8 - -<br />
Rahmenbedingungen<br />
Politische „Förderung“ von<br />
0,3 0,8 - -<br />
Abwanderungstendenzen<br />
Irrelevanz 6,1 10,8 6,7 0,9<br />
N 47,0 51,5 32,0 57,4<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 23<br />
Komprimierte<br />
Zusammenfassung<br />
der<br />
Ergebnisse<br />
17 %<br />
Vernichtung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
und<br />
Know how<br />
14%<br />
(3) Zusätzlich wird im Folgenden eine sehr weitgehende Komprimierung<br />
der zentralen Ergebnisse wiedergegeben<br />
Vorteile von Outsourcing und Offshoring<br />
Anteile an allen Nennungen<br />
Kosten- und Effizienzvorteile 17 %<br />
Selbst Outsourcing-Anbieter 6 %<br />
Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 3 %<br />
Weitere Vorteile 8 %<br />
Nachteile von Outsourcing und Offshoring<br />
Vernichtung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how 14%<br />
Konzeptualisierungs- und Implementierungsprobleme,<br />
z.B. Auslagerung von Kernkompetenzen 10%<br />
Weitere einzelwirtschaftliche Nachteile 10%<br />
Weitere gesamtwirtschaftliche Nachteile 5%<br />
Kosten- und<br />
Effizienzvorteile<br />
Implementierungsprobleme<br />
10%<br />
Demnach sind die Vorteile von Outsourcing und Offshoring vorwiegend<br />
niedrigere Kosten und höhere Effizienz. Hingegen bestehen die Nachteile<br />
von Outsourcing und Offshoring in erster Linie in der Vernichtung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how sowie in einer nicht genügenden Bewältigung<br />
von Konzeptualisierungs- und Implementierungsproblemen, z. B.<br />
eine unangemessene Auslagerung von Kernkompetenzen. Diese<br />
Ergebnisse ähneln den Resultaten anderer Studien zu Outsourcing und<br />
Offshoring (vgl. 8. Faktenbericht, Kapitel 4.1.4).<br />
Outsourcing<br />
umfassenderes<br />
Phänomen als<br />
Offshoring<br />
(4) Outsourcing auf dem Binnenmarkt ist derzeit ein umfassenderes<br />
Phänomen als Offshoring.<br />
Da<strong>bei</strong> hat die Outsourcing-Diskussion mittlerweile auch den öffentlichen<br />
Bereich erfasst, <strong>bei</strong>spielsweise die Universitäten, zum Beispiel:<br />
(E) „Man könnte bestimmte Teile eines Uni-Betriebs auslagern, insbesondere<br />
die Bereitstellung, die Pflege und das Management von<br />
Infrastruktur für E-Prozesse. ... Beispielsweise könnten Systeme für die<br />
Lehre gehostet werden. Middlewaresysteme zur uni-übergreifenden<br />
Lösung integrieren.“<br />
Allerdings dürfte Offshoring im privaten Sektor derzeit stark im Kommen<br />
sein.<br />
Für 11 % sind<br />
Offshoring-<br />
Zusammenhänge<br />
irrelevant<br />
(5) An empirischen Belegen zugunsten der obigen These ergeben sich:<br />
• In 11% der Experten-Nennungen wurden Offshoring-Zusammenhänge<br />
für die eigene Einrichtung als irrelevant angesehen. Eine<br />
solche Aussage wurde nur vereinzelt zu Outsourcing-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 24<br />
solche Aussage wurde nur vereinzelt zu Outsourcing-<br />
Zusamenhängen getrofffen.<br />
Outsorcing in<br />
der eigenen<br />
Einrichtung<br />
12 %:<br />
Outsourcing-<br />
Dienstleister<br />
• Nach 12 % der Expertennennungen wurden Outsourcing-Aktivitäten<br />
in der eigenen Einrichtung durchgeführt. Mehrere Experten erklärten,<br />
dass die Möglichkeiten des Outsourcing bereits ausgeschöpft seien.<br />
Der entsprechende Anteil für Offshoring beträgt 5 %.<br />
• In 12 % ihrer Nennungen erklärten die Experten, dass sie selbst<br />
Anbieter von Outsourcing-Leistungen seien. Demnach stellt Outsourcing<br />
für die deutsche Informationswirtschaft mittlerweile einen<br />
Geschäftsbereich mit Relevanz auf branchenwirtschaftlicher Ebene<br />
dar. Zum Beispiel:<br />
(G) „Outsourcing führt zu Unternehmergeist und Unternehmensgründungen<br />
und schließlich zu sicheren Ar<strong>bei</strong>tsplätzen. Outsourcing ins<br />
Ausland schafft Ar<strong>bei</strong>tsplätze in ausländischen Volkswirtschaften.“<br />
Chancen für<br />
junge Unternehmen<br />
Auch<br />
Offshoring-<br />
Dienstleister<br />
auf dem<br />
Binnenmarkt?<br />
(G) „Outsourcing ist die Chance für zahlreiche kleine (junge) Unternehmen,<br />
sich etablieren zu können. Damit könnte auch die Quote der<br />
Selbstständigen deutlich erhöht werden. Gerade Fertigungstätigkeiten<br />
sind am Standort Deutschland sehr teuer einzukaufen.“<br />
• Im Prinzip können Unternehmen der deutschen Informationswirtschaft<br />
in der Vermittlung von Offshore-Verträgen eine Geschäftschance<br />
sehen. Diese Möglichkeit dürfte derzeit wenig genutzt<br />
werden.<br />
Einheitlicher<br />
Bezugsrahmen<br />
für Outsourcing<br />
und<br />
Offshoring<br />
geboten<br />
(6) Outsourcing auf dem Binnenmarkt und Offshoring sollten gerade<br />
dann innerhalb eines einheitlichen Bezugsrahmen erörtert werden,<br />
wenn die Spezifika von Outsourcing und Offshoring herausgear<strong>bei</strong>tet<br />
werden sollen. Beispielsweise dürften Entscheidungen<br />
für oder gegen Outsourcing und Offshoring nach weitgehend<br />
gleichen Kriterien fallen, <strong>bei</strong>spielsweise also von der Höhe der<br />
Lohn- und Kommunikationskosten im Rahmen eines<br />
Standortvergleiches abhängen.<br />
Weitgehende<br />
Unterschiede<br />
zwischen<br />
Outsourcing<br />
und Offshoring<br />
(7) Wohl wurden von einigen Experten vollständige oder weitgehende<br />
Unterschiede zwischen Outsourcing- und Offshoring-Möglichkeiten<br />
gesehen. Da<strong>bei</strong> wurden zum Teil unvergleichbare Problemdimensionen<br />
herangezogen. Zum Beispiel:<br />
(E) „Outsourcing = mehr Flexibilität. Offshoring = Kapitalabfluss aus der<br />
Volkswirtschaft.“<br />
Offshoring als<br />
Konkurrenz<br />
heimischer<br />
Outsourcing-<br />
Anbieter<br />
Allerdings mögen Outsourcing-Anbieter zwingende Unterschiede<br />
zwischen Outsourcing und Offshoring sehen, da in ihrem Fall Offshoring-<br />
Angebote ausländischer Anbieter zu Konkurrenzangeboten der heimischen<br />
Outsourcing-Angebote werden. Es fragt sich jedoch im konkreten<br />
Fall, wie relevant die internationale Konkurrenz sein mag. Zum Beispiel:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 25<br />
(E) „Als Dienstleister profitieren wir vom Outsourcing. Offshoring entzieht<br />
einen Teil potenzieller Aufträge unserer Reichweite – andererseits<br />
können wir zum Teil auch über das Preis/Leistungs-Verhältnis konkurrieren.“<br />
(E) „Als Selbstständige ist Outsourcing sehr günstig für meine Geschäfte.<br />
Offshoring ist weniger eine Bedrohung, da meine Dienste sehr<br />
spezialisiert und lokalisiert sind.“<br />
(E) „Wir sind Outsourcer. Nicht viel von unserem Geschäft kann aus der<br />
Ferne geleistet werden.“<br />
(E) „Das Outsourcing von Aufgaben bietet uns die Gelegenheit, neue<br />
Aufgaben zu übernehmen. Auf Grund der Rolle in der Wertschöpfungskette<br />
bewegen wir uns in einem Bereich, der nur schwer verlagert<br />
werden kann (Offshoring).“<br />
Zum Teil weitgehende<br />
Vergleichsmöglichkeiten<br />
...<br />
... zwischen<br />
Outsourcing<br />
und Offshoring<br />
(8) Andererseits wurden von Experten zwischen Outsourcing und<br />
Offshoring auch weitgehende wenngleich nicht vollständige Vergleichsmöglichkeiten<br />
gesehen, zum Beispiel:<br />
(E) „Outsourcing im Sinne von „make or buy“ ist oft kostengünstiger als<br />
Inhouse-Lösungen und kann Ar<strong>bei</strong>tsabläufe optimieren. Das gilt<br />
prinzipiell für Offshoring gleichermaßen, wenn Sprachbarrieren verlässlich<br />
überwunden werden.“<br />
(E) „Outsourcing von Teilbereichen der Einrichtung machen betriebswirtschaftlich<br />
Sinn. Teilweise auch ein Offshoring, wo<strong>bei</strong> hier die<br />
Qualitätsanforderungen unsererseits beachtet werden müssen.“<br />
Auslagerbare<br />
Bereiche<br />
Entwicklung,<br />
Fertigung<br />
(9) In den folgenden Beispielen an konkreten Nennungen von auslagerbaren<br />
Outsourcing-und Offshoring-Bereichen wurde nicht in jedem<br />
Fall zwischen Outsourcing und Offshoring unterschieden:<br />
(E) „Wir nutzen aktiv Outsourcing/Offshoring in den Bereichen Entwicklung<br />
& Fertigung.“<br />
(E) „Als Personalberater profitieren wir davon, wenn der Rekrutierungsprozess<br />
an uns ausgelagert wird.“<br />
(E) „Weiterbildung wird an Dienstleister wie uns delegiert, im Webbereich<br />
sind die günstigen Programmierer eine Bedrohung.“<br />
(B) „Branche hat durch Outsourcing bestimmter Informationsdienste aus<br />
Unternehmen bessere Chancen. Dank Internet ist eine globale<br />
Informationsbeschaffung von überall möglich.“<br />
Dienstleistungen<br />
Informationstechnik<br />
(B) „Frage ist schwer zu beantworten, da die Branche relativ heterogen<br />
ist. Allerdings sind sicher einzelne Unternehmensbereiche wie vor allem<br />
die IT, die durch Outsourcing und/oder Offshoring produktiver und<br />
kostengünstiger werden können, betroffen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 26<br />
(G) „Viele Unternehmen müssen diese Möglichkeit nutzen, um ihre IT-<br />
Verfügbarkeit sicher zu stellen.“<br />
Betroffene<br />
Bereiche als<br />
Vorreiter ...<br />
... für<br />
Outsourcing?<br />
(10) Unternehmensinterne Abteilungen und Geschäftsbereiche, die von<br />
Outsourcing oder Offshoring betroffen sind, mögen solches erleiden.<br />
Unter Umständen sind sie aber imstande, eine gestaltende und<br />
Vorreiterrolle zu übernehmen, wie ein Experte hervorhob:<br />
(B) „IT, Information Services und ähnliche Abteilungen haben seit jeher<br />
mit Outsourcing zu tun. Diese Abteilungen können eine Vorreiterrolle<br />
einnehmen, denn es besteht schon das Wissen, die Prozesse und die<br />
Bereitschaft zum Wandel.“<br />
Nicht auslagerbare<br />
Bereiche<br />
(11) Hingegen lauten Beispiele für nicht auslagerbare Bereiche:<br />
(E) „Der Systementwicklungsprozess (v.a. Analyse & Design) ist in<br />
meiner Branche/Einrichtung (Bank/Finanzdienstleistung) oftmals noch<br />
nicht so ausgereift, dass eine externe Programmierung sinnvoll wäre.“<br />
(B) „IT-Services vor Ort lassen sich nicht auslagern, sofern es nicht um<br />
Fernwartung geht.“<br />
(B) „Insbesondere Netze können nicht outgesourcet werden, lediglich IT-<br />
Dienstleistungen, <strong>bei</strong> denen kein direkter Kundenkontakt besteht.“<br />
Kriterien zur<br />
Auslagerbarkeit<br />
von<br />
Leistungen<br />
(12) Wiederholt wurden von den Experten Kriterien angesprochen,<br />
die über die Auslagerbarkeit von Leistungen bestimmen. Das waren<br />
im Besonderen<br />
• die Qualifikation und das Know how des in Aussicht<br />
genommenen Partners;<br />
• die Bedienung einer regionalen Kundschaft;<br />
• die Standardisierbarkeit einer Leistung in sachlicher und<br />
zeitlicher Hinsicht;<br />
• die Anzahl von Abstimmungen zwischen den verschiedenen<br />
Standorten oder auch Kontrollen in persönlichen Gesprächen;<br />
• die Sprachabhängigkeit einer bestimmten Leistung und<br />
• die Schnelligkeit, mit der auf eine Herausforderung reagiert<br />
werden muss.<br />
Das sind alles Kriterien, die für Outsourcing und Offshoring in gleicher<br />
Weise gelten und die geradezu erklären können, warum eine Leistung<br />
auf dem Binnenmarkt und nicht an das Ausland oder umgekehrt oder<br />
überhaupt nicht ausgelagert werden sollte.<br />
Regionale<br />
Kundschaft,<br />
Abstimmungsbedarf<br />
(13) Zu den Kriterien für die Auslagerbarkeit von Leistungen merkten die<br />
Experten <strong>bei</strong>spielsweise an:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 27<br />
(E) „Dienstleistungen an regionale Kunden gebunden. Viel Abstimmung<br />
nötig. Problemanalyse und Workarounds am konkreten System grundlegend<br />
immer vonnöten, nicht outsourcebar.“<br />
Know how der<br />
Partner<br />
Projektkosten<br />
Outsourcing ja,<br />
...<br />
... Offshoring<br />
nein<br />
(E) „Training und Unterricht in deutscher Sprache kann nicht verlagert<br />
werden.“<br />
(B) „Kompetenzen im Bereich touristischer Produktentwicklung outzusourcen<br />
oder zu offshoren ist nur dann gewinnbringend, wenn die<br />
Kommunikation und Produktqualität nicht darunter leidet. Voraussetzung<br />
sind daher Partner mit viel Know how.“<br />
„(B) Projektmanagement-/Transaktionskosten – Reaktionsfähigkeit sinkt.“<br />
Da<strong>bei</strong> kann es auch aus der Sicht der Experten zu Fällen kommen, in<br />
denen nach den gewählten Kriterien zwar Outsourcing, aber nicht<br />
Offshoring möglich erscheint. Zum Beispiel:<br />
(E) „Mit Hilfe von IT lassen sich Prozessabläufe sehr exakt definieren,<br />
wenn man sich die Mühe macht. Hier liegt ein Rationalisierungspotenzial<br />
für Outsoucing. Offshoring hingegen schafft eher Ungleichgewichte. Fehlende<br />
Kontrollmöglichkeit <strong>bei</strong> Prozessen.“<br />
(E) „Unser Firma hat fast nur noch Ar<strong>bei</strong>tsplätze, die nicht outgesourcet<br />
werden können. Bei Offshoring sehe ich die Kommunikation als größte<br />
Schwierigkeit.“<br />
Kleine und<br />
mittlere Unternehmen<br />
benachteiligt?<br />
(14) Ist Outsourcing und vor allem Offshoring in erster Linie eine<br />
Angelegenheit der Großunternehmen? So wurde seitens einzelner<br />
Experten argumentiert: Auf der Seite des auslagernden Unternehmens<br />
müsse ein bestimmtes Mengenvolumen gegeben sein, um die Fixkosten<br />
eines Outsourcing-Engagements wieder hereinholen zu können. Große<br />
Anbieter von Outsourcing-Leistungen könnten sich gegen kleine Anbieter<br />
durchsetzen, weil vor allem standardisierbare Leistungen ausgelagert<br />
würden und größere Anbieter eher Skaleneffekte <strong>bei</strong> großen zu<br />
verar<strong>bei</strong>tenden Mengen zu nutzen imstande seien.<br />
Komparative Vorteile kleiner und mittlerer Unternehmen im Outsourcing-<br />
und Offshoring-Geschäft wurden seitens der Experten nicht angegeben.<br />
Die zentralen<br />
Vorteile von<br />
Outsourcing<br />
und Offshoring:<br />
Geringere<br />
Kosten und<br />
höhere<br />
Effizienz<br />
(15) Für Anwenderunternehmen bestehen die besonderen Vorteile<br />
von Outsourcing und Offshoring in „geringeren Kosten und höheren<br />
Effizienz“. Unter höhere Effizienz können auch Vorteile wie<br />
Produktivitätsgewinne und größere Flexibilität gefasst werden.<br />
Ein Experte formulierte dies ausdrücklich so:<br />
(E) „Kostensenkung und höhere Flexibilität.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 28<br />
Allerdings<br />
direkter<br />
Zusammenhang<br />
mit<br />
Wegfall von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
(16) In den Begründungen wurde teilweise ein direkter Zusammenhang<br />
zwischen Effizienzsteigerung und Wegfall von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen hergestellt:<br />
(G) „Outsourcing bedeutet Prozesse zu verschlanken und kurzfristig<br />
effektiver zu machen. Dieses könnte Wachstumsimpulse auslösen.“<br />
(B) „Entwicklungspreise sind geringer, Entwickler aber nicht unbedingt<br />
schlechter.“<br />
(B) „Unsere Entwicklungspartner/Fertigungspartner im Inland haben<br />
Nachteile. Wir als Auftraggeber können jedoch erfolgreich die Kosten<br />
reduzieren.“<br />
(G) „Erhöhung Flexibilität, Effizienz, Kostenreduzierung – Personalreduzierung,<br />
Entlassungen.“<br />
Kosten- und<br />
Effizienzvorteile<br />
17 %<br />
(17) Kosten- und Effizienzvorteile wurden sowohl unter Outsourcing als<br />
auch unter Offshoring sowie unter „Outsourcing und Offshoring“ genannt.<br />
Sie kamen in allen drei Fällen <strong>bei</strong> der Auflistung von Vorteilen zu den<br />
größten Anteilen. Diese betrugen <strong>bei</strong> Outsourcing 8 %, <strong>bei</strong> Offshoring 5<br />
% und <strong>bei</strong> „Outsourcing und Offshoring“ 4 %.<br />
Insgesamt wurde in 17 % aller Nennungen auf Kosten- und<br />
Effizienzvorteile hingewiesen.<br />
Outsourcing<br />
zwischen 6 %<br />
und 11 %<br />
Offshoring<br />
zwischen 4 %<br />
und 6 %<br />
Diese entscheidenden Vorteile von Outsourcing und Offshoring wurden<br />
aus einer einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht gesehen.<br />
Für Outsourcing betragen die entsprechenden Anteile 6 %<br />
(einzelwirtschaftliche Sicht), 7 % (branchenwirtschaftliche Sicht) und 11<br />
% (gesamtwirtschaftliche Sicht).<br />
Auch in Offshoring-Zusammenhängen wurde sowohl aus einer einzelund<br />
branchen- als auch aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht auf<br />
Kosten- und Effizienzvorteile hingewiesen. Hier sind die entsprechenden<br />
Anteile mit 6 %, 5 % und 4 % geringer.<br />
Vorteile internationaler<br />
Spezialisierung<br />
7 %<br />
Einem neuen<br />
Optimum<br />
weltwirtschaftlicher<br />
Ar<strong>bei</strong>tsteilung<br />
entgegen ...<br />
(18) Solches hätte angesichts der ingesamt skeptischeren Haltung<br />
gegenüber Offshoring erwartet werden können. Allerdings wurde<br />
zusätzlich in 7 % aller gesamtwirtschaftlichen Nennungen auf die durch<br />
Offshoring zu erzielenden Vorteile internationaler Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
und die da<strong>bei</strong> entstehenden Chancen zur Spezialisierung und Qualifizierung<br />
hingewiesen.<br />
In mehreren Fällen waren die Experten nicht weit davon entfernt, eine<br />
weltwirtschaftliche Perspektive einzunehmen und Offshoring als<br />
Entwicklung in Richtung eines neues Optimums weltwirtschaftlicher<br />
Ar<strong>bei</strong>tsteilung im Interesse aller Beteiligten anzusehen. Dies könnte auch<br />
im Interesse der deutschen Wirtschaft sein, da sich so die outsourcenden<br />
Unternehmen auf die Weiterentwicklung besonders hochwertiger im<br />
Lande verbliebener Kompetenzen konzentrieren könnten.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 29<br />
Ein solches positives Ergebnis dürfte allerdings unter den Vorbehalten<br />
stehen, dass Offshoring-Prozesse in den Empfängerländern nicht<br />
politisch gefördert werden, die Konzeptualisierung von Offshoring-<br />
Projekten und Umsetzung fehlerfrei verläuft und die Implementierung des<br />
Offshoring-Projektes zu den gewünschten Ergebnissen führt. Diese<br />
Bedingungen dürften häufig nicht gegeben sein.<br />
(19) Beispiele für die mindestens im Ansatz weltwirtschaftlichen<br />
Kommentare der Experten lauteten:<br />
(G) „Siehe Ricardo!“<br />
(G) „Chancen für Volkswirtschaft durch höhere Spezialisierung, niedrig<br />
qualifizierte Jobs wandern ab.“<br />
(G) „Mit der Bereitschaft, sich auf Kernaktivitäten zu fokussieren, kann<br />
sich ein nationales Profil herausbilden, mit der Einbindung von Dritten<br />
steht diese Entwicklung auf breiten Füßen.“<br />
... mit einer<br />
wettbewerbsfähigeren<br />
deutschen<br />
Informationswirtschaft?<br />
Kostenargument<br />
auch<br />
ausdrücklich<br />
abgelehnt<br />
(20) Auf der anderen Seite gab es zwei Stimmen aus einer gesamtwirtschaftlichen<br />
Sicht, die das „Kostenargument“ <strong>bei</strong> Offshoring<br />
ausdrücklich ablehnten.<br />
Sicherung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
3 %<br />
(21) Im Vergleich zu den Kosten- und Effizienzvorteilen ist die<br />
Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen durch Outsourcing und Offshoring<br />
von geringerer Bedeutung und spielt dieses Argument in einer<br />
einzel- und branchenwirtschaftlichen Sichtweise kaum eine Rolle.<br />
Aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht<br />
8 %<br />
Nachgeordnete<br />
Bedeutung<br />
der Beschäftigungspolitik<br />
bestätigt<br />
(22) Zwar wurde sowohl unter Outsourcing als auch unter Offshoring auf<br />
die damit erzielte Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen hingewiesen. Diese<br />
Stellungnahmen wurden aber ausschließlich aus einer gesamtwirtschaftlichen<br />
Sicht formuliert und kamen dort zu Anteilen von 6 %<br />
(Outsourcing) und 2 % (Offshoring).<br />
Die Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen spielte in den Orientierungen der<br />
Experten also keine Rolle, solange sie eine einzel- oder<br />
branchenwirtschaftliche Sicht einnahmen. Auch wurde die Sicherung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen gelegentlich in einen Zusammenhang mit dem Verlust von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen andernorts in Verbindung gebracht:<br />
(G) „Outsourcing erhält Ar<strong>bei</strong>tsplätze in entwicklungsintensiven Branchen,<br />
aber kostet in Summe durch die entstehende Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit in<br />
ar<strong>bei</strong>tsintensiven Branchen über die Höhe der Abgaben und Belastungen<br />
allen.“<br />
Demnach lässt sich ähnllich wie in den Ergebnissen zum Beschäftigungsklima<br />
von einer „nachgeordneten Bedeutung der Beschäftigungspolitik“<br />
sprechen. Siehe Kapitel 7.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 30<br />
Weitere<br />
Vorteile ...<br />
... von geringerer<br />
Bedeutung<br />
Geringere<br />
Einkaufspreise<br />
(23) Weitere Vorteile, zum Beispiel das Erzielen geringerer Einkaufspreise<br />
<strong>bei</strong> effizienter gewordenen Unternehmen (durch Offshoring), die<br />
Mobilisierung von Unternehmergeist (<strong>bei</strong> Outsourcing-Dienstleistern), die<br />
Verbesserung von Unternehmerstrategien (durch „Outsourcing und<br />
Offshoring“) sowie die Entwicklung neuer Produkte und Dienste (durch<br />
„Outsourcing und Offshoring“), erwiesen sich nach Anzahl der<br />
Nennungen von geringerer Bedeutung.<br />
Auf die Möglichkeit geringerer Einkaufspreise gingen die Experten wie<br />
folgt ein:<br />
(E) „Wenn ich Tätigkeiten outsource, kann ich Effizienzvorteile nutzen.<br />
Wenn Software durch Offshoring günstiger angeboten werden kann,<br />
kann ich im Einkauf davon profitieren.“<br />
(E) „Wettbewerbsfähigkeit erhalten durch günstigeren Einkauf.“<br />
Nachteil von<br />
Offshoring:<br />
(24) Der <strong>bei</strong> weitem bedeutendste Nachteil des Offshoring besteht in<br />
der Vernichtung heimischer Ar<strong>bei</strong>tsplätze und heimischen Know<br />
hows. Dieser Nachteil ist aus der Sicht der Experten <strong>bei</strong>m Outsourcing<br />
im Vergleich zur Konzeptualisierungs- und Implementierungsproblematik<br />
von nachgeordneter und außer aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht von vernachlässigbarer Bedeutung.<br />
Vor allem<br />
Vernichtung ...<br />
... von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen,<br />
Qualifikation<br />
und<br />
Kompetenz<br />
(25) Die Abwanderung vor allem, aber nicht nur von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen mit<br />
niedrigen Qualifikationsanforderungen sowie von Kompetenz und Know<br />
how kam <strong>bei</strong>m Offshoring sowohl aus einer einzelwirtschaftlichen Sicht (6<br />
%) als auch aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht (5 %) zu<br />
bedeutenden Anteilen. Kein anderer Zusammenhang war aus einer<br />
gesamtwirtschaftlichen Sicht so bedeutend wie dieser (Anteil an allen<br />
gesamtwirtschaftlichen Nennungen 21 %).<br />
Insgesamt ergab sich damit ein Anteil an allen Offshoring-Kommentaren<br />
von 11 %.<br />
Outsourcing:<br />
Wenn überhaupt,<br />
...<br />
... dann nachgeordnetes<br />
Problem<br />
Die Kategorie „Höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit, Verlust von Qualifikationen und<br />
Kompetenzen“ kam zwar auch unter Outsourcing zu Nennungen,<br />
wenngleich zu keiner aus einzelwirtschaftlicher Sicht. Allerdings erreichten<br />
diese Anteile maximal 2 % (aus gesamtwirtschaftlicher Sicht) und<br />
betrug der Anteil an allen Outsourcing-Kommentaren lediglich 1 %.<br />
Auch unter „Outsourcing und Offshoring“ wurden „Verringerung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how-Verluste“ genannt. Diese kamen zu einem<br />
Anteil von 7 % an allen Nennungen aus einer branchenwirtschaftlichen<br />
Sicht und von 3 % an allen Nennungen zu „Outsourcing und Offshoring“.<br />
Insgesamt erreichte die Kategorie „Verlust von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know<br />
how“ einen Anteil von 14 % an allen Nennungen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 31<br />
Vor allem<br />
niedrig qualifizierte<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
entfallen.<br />
Faktor Ar<strong>bei</strong>t<br />
immobiler<br />
Auch hochqualifzierte<br />
Jobs<br />
gefährdet<br />
(26) Die Experten kommentierten den „Wegfall von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen“<br />
<strong>bei</strong>spielsweise wie folgt:<br />
(G) „Die jeweils niedrigqualifizierten, geringer motivierten und unflexiblen<br />
Ar<strong>bei</strong>tskräfte werden ohne sinnvolle Ersatztätigkeit freigesetzt. Dies ist<br />
ein volkswirtschaftlicher Schaden (neben der persönlichen Dramatik), da<br />
in die Ausbildung dieser Ar<strong>bei</strong>tskräfte investiert worden ist.“<br />
(G) „Know how und Ar<strong>bei</strong>t geht verloren, Personen ziehen nicht mit.“<br />
(G) „Personen, deren Tätigkeiten ins Ausland verlegt werden, können<br />
sich nicht schnell genug anpassen, d.h. sich einen anderen Job<br />
antrainieren.“<br />
(G) „Verlagerung auch der hochqualifizierten (Informations-)Dienstleistungen<br />
wird infolge der geringeren Lohnnebenkosten zunehmen.“<br />
(G) „Wenn durch Digitalisierung und Offshoring menschliche Ar<strong>bei</strong>t im<br />
Lande entbehrlich wird, müssen neue Wege gefunden werden, wie<br />
Menschen sich ernähren können.“<br />
Kompetenzund<br />
Know<br />
how-Verluste<br />
(27) Teilweise mag die Befürchtung von Kompetenz- und Know how-<br />
Verlusten mehr subjektive als objektive Gründe gehabt haben, zum<br />
Beispiel:<br />
(E) „Mittelständler misstrauen Outsourcing (= Verlust der Kompetenz)<br />
und Offshoring (Was macht der Inder?).“<br />
Andererseits wurde vergleichsweise apodiktisch erklärt:<br />
(E) „Mit Outsourcing verschwindet auch Kompetenz.“<br />
(B) „Kurzfristige Kosteneinsparung gegen Verlust von Know how im<br />
Lande.“<br />
Outsourcing:<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplatzverluste<br />
schlimmstenfalls<br />
gering<br />
(28) Sowohl nach der Verteilung der Nennungen als auch inhaltlich<br />
spricht einiges dafür, dass mit den Nennungen zur „Verringerung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how-Verlusten“ vorwiegend Offshoring-<br />
Prozesse gemeint waren. Bei einem Outsourcing innerhalb eines Landes<br />
mögen zwar Ar<strong>bei</strong>tsplätze <strong>bei</strong>m outsourcenden Unternehmen abgebaut<br />
werden. Gleichzeitig nehmen jedoch die Ar<strong>bei</strong>tsplätze <strong>bei</strong> den Outsourcing-Anbietern<br />
zu. Allenfalls mag kurzfristig eine geringe Anzahl an<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen netto verlorengehen, da der Outsourcing-Dienstleister<br />
seinen Service effizienter gestaltet. Zum Beispiel:<br />
(G) „Wo durch Outsourcing neues Geschäft generiert wird, werden intern<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze eingespart; es sieht mir nach Nullsummenspiel aus.“<br />
Längerfristig<br />
vielleicht sogar<br />
Anstieg von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
Auch können längerfristig Ar<strong>bei</strong>tsplätze durch Outsourcing geschaffen<br />
werden, dies angesichts einer effizienter und innovativer gewordenen<br />
deutschen Informationswirtschaft und ihrer damit gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit<br />
auf den internationalen Märkten.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 32<br />
Gefahr suboptimaler<br />
Implementierung<br />
13 %<br />
(29) Das größte Problem <strong>bei</strong>m Outsourcing und das zweitgrößte<br />
Problem <strong>bei</strong>m Offshoring stellen suboptimale Konzeptualisierungen<br />
und Implementierungen des Auslagerungsprozesses dar. Die größte<br />
Gefahr für das outsourcende Unternehmen besteht darin, seine<br />
Kernkompetenzen mit auszulagern und so strategische Verluste an<br />
Steuerungsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit hinzunehmen.<br />
Weitere Problematiken sind<br />
• Qualitätsprobleme (Der Partner im Ausland erreicht die<br />
geforderderten Qualitätsanforderungen nicht) und<br />
• Serviceprobleme (Die Distanzen lassen sich gerade hier nicht<br />
wie zunächst erwartet oder erforderlich überbrücken).<br />
Gefahren vor<br />
allem <strong>bei</strong>m<br />
Offshoring<br />
(30) Auf diese Problematik wurden in 13 % aller Kommentare eingegangen.<br />
Höhere Anteile des Offshoring im Vergleich zum Outsourcing waren<br />
hier von vornherein zu erwarten, da sich <strong>bei</strong>m Offshoring ungleiche<br />
größere Implementierungsprobleme angesichts größerer physischer<br />
Distanzen sowie sprachlicher und kultureller Unterschiede der Partner<br />
ergeben.<br />
Kooperation<br />
zwischen<br />
Anbietern und<br />
Anwendern ...<br />
... unter<br />
besonders<br />
schwierigen<br />
Bedingungen<br />
Möglichkeiten<br />
weitgehender<br />
Friktionen ...<br />
(31) Beim Outsourcing und mehr noch <strong>bei</strong>m Offshoring handelt es sich<br />
typischerweise um komplexe Prozesse, die aus den verschiedensten<br />
Gründen insbesondere in der Implementierungsphase scheitern können.<br />
Dazu zählen Informationsprobleme, zu geringe Kenntnissen über die<br />
Lage vor Ort, einseitige technische Orientierungen sowie Unvermögen<br />
unter neuen bislang unerprobten Bedingungen.<br />
Outsourcing- und Offshoring-Projekte lassen sich somit als Kooperationsprobleme<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />
unter erschwerten Bedingungen charakterisieren. Damit kommen<br />
zumindest potenziell alle Probleme hinzu, die in früheren <strong>Trendbericht</strong>en<br />
an der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern<br />
und Anwendern und damit verbunden an der internen Koordination von<br />
Anwenderunternehmen aufgezeigt worden sind.<br />
(32) Wie lassen sich Kooperations- und Koordinationsprobleme über<br />
mehrere Weltregionen hinweg lösen, wenn diese bislang nicht einmal<br />
intern in den Griff zu bekommen seien, fragte ein Experte, während ein<br />
anderer von einer Überforderung bestehender Strukturen sprach:<br />
(G) „Die Prozesse verzerren das bislang vermittelte Bild einer<br />
leistungsstarken Wirtschaft, die neuen „Kerne“ werfen Probleme der<br />
Koordination und Kooperation auf, die bislang nicht einmal intern gelöst<br />
werden konnten.“<br />
(G) „Effizientes Offshoring überfordert die gegenwärtig starrren Strukturen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 33<br />
... und von<br />
Fehlschlägen<br />
Auch vollständige Fehlschläge von Auslagerungsprozessen wurden<br />
seitens der Experten für möglich gehalten und <strong>bei</strong>spielsweise in einem<br />
Fall wie folgt beschrieben:<br />
(G) „Durch Outsourcing werden möglicherweise mehr Personen an<br />
einem Projekt beteiligt. Festangestellte Mitar<strong>bei</strong>ter werden oft nur stärker<br />
belastet. Die Produktionsverlagerung ins billige Ausland entzieht unserer<br />
Wirtschaft aber notwendige Nachfrage.“<br />
Kulturelle und<br />
personelle<br />
Differenzen<br />
(33) Auf besondere kulturelle und personelle Probleme im Zusammenhang<br />
mit der Umsetzung von Offshoring-Prozessen wurde <strong>bei</strong>spielsweise<br />
wie folgt hingewiesen:<br />
(E) „Bei Offshoring Probleme, wenn keine kulturellen Besonderheiten<br />
einbezogen werden.“<br />
(E) Keine Fachkräfte, mangelnde Zuverlässigkeit.“<br />
Besondere<br />
Gefahr der<br />
Auslagerung<br />
von Kernkompetenzen<br />
(34) Wenn über Outsourcing und Offshoring entschieden werden soll,<br />
besteht aus der Sicht der Experten eine der wichtigsten Vorentscheidungen<br />
darin, zwischen Kernkompetenzen und weiteren verzichtbaren<br />
Kompetenzen zu unterscheiden. Kernkompetenzen sollten nicht<br />
ausgelagert werden, da sonst die Fähigkeiten zur Ausübung unternehmerischer<br />
Funktionen auf Dauer verlorengingen und man sich<br />
gegebenenfalls sogar die eigene Konkurrenz heranzöge.<br />
Das ist ein einsichtiges und auf den ersten Blick einfaches Konzept.<br />
Allerdings dürfte häufig Streit möglich sein, wo genau die Grenze<br />
zwischen Kern- und weiteren Kompetenzen gezogen werden soll.<br />
Spezialisierung<br />
auf Kernkompetenzen<br />
geboten<br />
(35) Auf die Bedeutung des Verbleibs von Kernkompetenzen <strong>bei</strong>m<br />
outsourcenden (offshorenden) Unternehmen wurde <strong>bei</strong>spielsweise wie<br />
folgt hingewiesen:<br />
(E) „Konzentration auf Kernaufgaben gut. Verlust direkter Eingriffsmöglichkeiten<br />
in Architekturen gefährlich.“<br />
(E) „Mit Blick auf mittelständische Größe unseres Unternehmens ist das<br />
Outsourcen einzelner Spezialbereiche sinnvoll – Kernkompetenzen<br />
müssen aber intern bleiben! Outsourcen der „Technischen Betreuung“<br />
eine Chance!“<br />
Aber wo<br />
verläuft die<br />
Grenze?<br />
(G) Outsourcing macht grundsätzlich Sinn, wenn dadurch eine<br />
Spezialisierung auf Kernkompetenzen ohne akzeptable Transferkosten<br />
<strong>bei</strong> der Leistungserstellung realisiert wird. Ressourceneinsatz damit<br />
unterm Strich effizienter und Produktpreis niedriger.“<br />
(G) Outsourcing wird häufig <strong>bei</strong> Kernkompetenzen durchgeführt, was ein<br />
gravierender Managementfehler ist. Deshalb soll Outsourcing nur in<br />
Fällen von weniger wichtigen Funktionen stattfinden.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 34<br />
Verlust der<br />
Kernkompetenz<br />
...<br />
... führt in die<br />
wirtschaftliche<br />
Abhängigkeit.<br />
Die Folgen eines Verlustes von Kernkompetenzen wurden aus der Sicht<br />
der Experten hoch veranschlagt, zum Beispiel:<br />
(G) „Ohne entsprechende Planung können ökonomische Gründe für<br />
Outsourcing und Offshoring oft sehr schnell verloren gehen. Die Abgabe<br />
von Know how und Handlungsvollmacht kann zur Abhängigkeit führen<br />
und damit zur wirtschaftlichen Unbeweglichkeit.“<br />
Werden auch<br />
hochqualifizierte<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
ausgelagert?<br />
(36) Ein Indikator, ob eine richtige Abgrenzung zwischen Kern- und<br />
weiteren Kompetenzen gelungen ist, mag darin bestehen, inwieweit nur<br />
gering- und nicht auch hochqualifizierte Ar<strong>bei</strong>tsplätze exportiert worden<br />
sind. Zum Beispiel:<br />
(G) „Outsourcing: Bündelung von Kapazitäten und Kompetenzen,<br />
dadurch international konkurrenzfähiger. Offshoring: Abwanderung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen (Lohnkosten sowieso zu hoch), aber Halten von<br />
qualifizierten Ar<strong>bei</strong>tsplätzen zur Steuerung.“<br />
(37) Die Experten gingen auf mögliche Qualitäts- und Serviceprobleme<br />
<strong>bei</strong> Offshoring-Partnern im Ausland <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt ein:<br />
(B) „Beim Offshoring kommt es auf den konkreten Fall an. Letztlich sind<br />
aber nicht nur Kosten, sondern auch Steuerungsmöglichkeiten und<br />
Qualität entscheidend.“<br />
(B) „Outsourcing: Projekte werden vermehrt umgesetzt. Unter Offshoring<br />
leidet die Qualität der Dienstleistungen der Branche.“<br />
Weitere Probleme<br />
vor allem<br />
<strong>bei</strong>m Offshoring<br />
(38) Beim Offshoring kommen weitere bedeutende sowohl einzelals<br />
auch gesamtwirtschaftliche Probleme hinzu.<br />
11 % (39) Mit den oben besprochenen Problemgrößen sind insgesamt<br />
gesehen die bedeutendsten Nachteile besprochen. Aber während die<br />
„Weiteren Nachteile“ <strong>bei</strong>m „Outsourcing und Offshoring“ noch 1 % und<br />
<strong>bei</strong>m „Outsourcing“ 3 % ausmachen, sind dies <strong>bei</strong>m Offshoring 12 %<br />
(und aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht 18 %) aller Nennungen.<br />
Demnach ist <strong>bei</strong>m Offshoring von einer vergleichsweise umfassenden<br />
und komplexen Gemengelage <strong>bei</strong> einzel- und gesamtwirtschaftlichen<br />
Nachteilen aus der Sicht der Experten zu sprechen.<br />
Weitere<br />
Nachteile<br />
Qualitäts- und<br />
Serviceprobleme<br />
einzelwirtschaftliche<br />
10 %<br />
(40) An weiteren Offshore-Nachteilen beziehungsweise -problemen<br />
ergeben sich im Einzelnen (Anteil an allen Nennungen von 15 %):<br />
einzelwirtschaftliche Nachteile mit einem Anteil an allen Nennungen<br />
von 10 %.<br />
Das sind im Einzelnen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 35<br />
Größere<br />
Kundenferne<br />
• größere Kundenferne, Abwanderung von Kaufkraft und Kunden mit<br />
Anteilen von 6 % (aus einzelwirtschaftlicher Sicht), 3 % (aus<br />
branchenwirtschaftlicher Sicht) und 3 % (aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht) – Anteil an allen Nennungen 4 % - zum Beispiel:<br />
(E) „Offshoring bedeutet auch Reduzierung der Kundennähe (insbesondere<br />
in der Dienstleistungsbranche).“<br />
Abwanderung<br />
von Kaufkraft<br />
Sinkende<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
-<br />
(B) „Abgabe von Themen, die nicht das Kerngeschäft des Unternehmens<br />
betreffen, fördert die Produktivität. Offshoring sorgt für Abwanderung von<br />
Kaufkraft und ist damit existenzbedrohend für E-Commerce-Unternehmen.“<br />
• weniger Aufträge, Intensivierung des Wettbewerbs, sinkende<br />
Wettbewerbsfähigkeit, mit einem Anteil an allen Nennungen von 1 %<br />
- zum Beispiel:<br />
(B) „Die Internetbranche lebt von freien Mitar<strong>bei</strong>tern. Die müssen aber<br />
auch von ihrer Tätigkeit leben können. Wenn es im Inland weniger<br />
Auftraggeber gibt, wird der Konkurrenzkampf dramatisch verstärkt.“<br />
Sinkende<br />
Einkommen<br />
• sinkendes Einnahmen- und Einkommensniveau <strong>bei</strong> festen und freien<br />
Mitar<strong>bei</strong>tern mit einem insgesamt niedrigeren Lohnniveau als Folge<br />
mit einem Anteil von 1% - zum Beispiel:<br />
(E) „Der Einsatz von freien Mitar<strong>bei</strong>tern ist eher eine Chance. Das<br />
Abwandern ins Ausland führt aber im Inland zu niedrigeren Stundensätzen.“<br />
(E) „Weil andere dann billiger anbieten und hier das Lohnniveau nicht zu<br />
halten ist bzw. die Firma keine Aufträge mehr bekäme.“<br />
(G) „Global wird sich ein internationales Lohnniveau unterhalb des<br />
deutschen einpendeln, was für Deutschland einen klaren Rückschritt<br />
bedeutet. Riesenbedrohung!“<br />
Politische<br />
Risiken<br />
• politische Risiken <strong>bei</strong>spielsweise in den Offshore-Ländern mit einem<br />
Anteil an allen Nennungen von 1 %;<br />
gesamtwirtschaftliche Nachteile mit einem Anteil an allen<br />
Nennungen von 5 % (Anteil an allen Nennungen aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht 10 %):<br />
Weniger<br />
Steuern,<br />
geringerer<br />
Konsum<br />
Höhere<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />
• sinkende Steuereinnahmen, sinkender Konsum, höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />
und weitere Gefahren für die Gesamtwirtschaft mit Anteilen<br />
von 3 % an den Nennungen aus branchenwirtschaftlicher Sicht und 6<br />
% aus gesamtwirtschaftlicher Sicht – Anteil an allen Nennungen 3 % -<br />
zum Beispiel:<br />
(G) „Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit nimmt zu, Steuereinnahmen sinken, letztendlich wird<br />
die Volkswirtschaft der Verlierer sein.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 36<br />
(G) „Aus Firmensicht macht es Sinn (Kosteneinsparung). Aus Ar<strong>bei</strong>tnehmersicht<br />
werden besser bezahlte Jobs in weniger gut bezahlte<br />
verwandelt. Offshoring: Ar<strong>bei</strong>tsplätze entfallen, höhere Kosten für die<br />
Allgemeinheit = weniger Konsum.“<br />
(G) „Sozialsysteme national und benötigen nationale Beitragszahler.“<br />
(G) „Verlust der Ar<strong>bei</strong>tsplätze im nationalen Umfeld. Verlust der<br />
Steueranteile dieser Lohnsummen etc.“<br />
Abfluss von<br />
Investitionen<br />
• Kapitalabfluss bzw. Umverteilung von Investitionen zugunsten des<br />
Auslandes mit Anteilen von 1% aus einzelwirtschaftlicher Sicht, 1 %<br />
aus branchenwirtschaftlicher Sicht und 4 % aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht – Anteile an allen Nennungen 2 %. Zum Beispiel:<br />
(B) „Outsourcing = mehr Flexibilität. Offshoring = Kapitalabfluss aus der<br />
Volkswirtschaft.“<br />
.<br />
Intensivierung<br />
des Wettbewerbs,<br />
Benachteiligung<br />
kleiner<br />
Anbieter<br />
(41) An Nachteilen außerhalb des Offshoring wurden „Intensivierung des<br />
Wettbewerbs“ (Outsourcing und „Outsourcing und Offshoring“), Sicherheitsprobleme<br />
(„Outsourcing und Offshoring“) sowie Benachteilung der<br />
kleineren Anbieter durch Outsourcing angegeben.<br />
Sicherheitsprobleme<br />
(42) Ein Kommentar zu Sicherheitsproblemen lautete:<br />
(E) „Daten, die einmal weggegeben wurden, lassen sich NIE mehr<br />
zurückholen.“<br />
Treibt die<br />
Politik die<br />
Wirtschaft ....<br />
.. ins Offshoring-Geschäft?<br />
(43) Gelegentlich wurde auf politische, rechtliche und regulatorische<br />
Maßnahmen Bezug genommen, mit denen die Rahmenbedingungen für<br />
die heimische Wirtschaft so verschlechtert wurden, dass die<br />
Unternehmungen Offshore-Maßnahmen in Erwägung zogen. Zum<br />
Beispiel:<br />
(E) „1. UWG blockiert einiges national und Offshore-Diretmarketing.<br />
Themen wie Acquiese über/via Nachbarländer/Call Center und Outboundpartnerschaften<br />
erneut in der Diskussion. 2. Überregle-mentierung<br />
und Eingriffe in Preisszenarien durch EU/Reg TPI.“<br />
Keine speziell<br />
branchenwirtschaftlichen<br />
Zusammenhänge<br />
(44) Während sich aus einer einzel- und gesamtwirtschaftlicher Sicht<br />
teilweise unterschiedliche Probleme speziell <strong>bei</strong>m Offshoring ergaben,<br />
war dies aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht weniger der Fall.<br />
Vielmehr kamen in den branchenbezogenen Kommentaren der Experten<br />
häufig sowohl typisch einzelwirtschaftliche als auch typisch gesamtwirtschaftliche<br />
Sichtweisen zum Ausdruck.<br />
Damit wurde die Vermittlungsfunktion der Verbände deutlich, die<br />
einerseits die einzelwirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder zu<br />
vertreten haben, diese Interessen aber andererseits auch ausgleichen<br />
sollen und in ihren Gesprächen und Verhandlungen mit dem politischen<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 37<br />
sollen und in ihren Gesprächen und Verhandlungen mit dem politischen<br />
Bereich teilweise eine gesamtwirtschaftliche Sicht einnehmen müssen.<br />
Besondere<br />
Organisation für<br />
Outsourcing-<br />
Interessen?<br />
Allerdings ist zu fragen, ob die Outsourcing-Dienstleister innerhalb der<br />
Informationswirtschaft und die Outsourcing- und Offshoring-Interessen in<br />
den Anwenderunternehmen mittlerweile nicht bedeutend genug sind, um<br />
einer besonderen Repräsentation ihrer Interessen (<strong>bei</strong>spielsweise in<br />
gesonderten Ar<strong>bei</strong>tskreisen) zu bedürfen.<br />
(45) Es ergeben sich an zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
Thema erhält<br />
zentrale<br />
Bedeutung<br />
Bedeutung von<br />
Offshoring<br />
nimmt rapide<br />
zu.<br />
Identische<br />
Kriterien <strong>bei</strong><br />
Entscheidungen<br />
Outsourcing<br />
positiv, Offshoring<br />
negativ<br />
beurteilt<br />
Neue<br />
Teilbranche an<br />
Outsourcing-<br />
Dienstleistern<br />
Niedrigere<br />
Kosten<br />
und höhere<br />
Effizienz<br />
Vernichtung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
und<br />
Know how<br />
• Outsourcing und Offshoring sind für deutsche Anbieter- und<br />
Anwenderunternehmen in kürzester Zeit zu einem Thema von<br />
zentraler Bedeutung geworden.<br />
• Während es sich <strong>bei</strong>m Outsourcing (auf dem Binnenmarkt)<br />
mittlerweile um ein umfassend zur Kenntnis genommenes Potenzial<br />
und eine intensiv genutzte Praxis handelt und auch im öffentlichen<br />
Bereich als Möglichkeit erörtert wird, nimmt die Bedeutung von<br />
Offshoring-Projekten im privaten Sektor rapide zu.<br />
• Die Chancen und Gefahren von Outsourcing und Offshoring sollten<br />
im Rahmen eines einheitlichen Bezugsrahmens erörtert werden, da<br />
die Kriterien, nach denen über Outsourcing- und Offshoring-Projekte<br />
befunden wird, weitgehend die gleichen sind.<br />
• Während Outsourcing-Projekte von der Informationswirtschaft positiv<br />
bewertet werden, beurteilt die Informationswirtschaft Offshoring<br />
insgesamt gesehen negativ.<br />
• Mittlerweile ist innerhalb der Informationswirtschaft eine leistungsstarke<br />
Teilbranche an Outsourcing-Dienstleistern entstanden, die<br />
eine stärkere Berücksichtigung ihrer Interessen verdient. Ähnliches<br />
könnte für die Outsourcing- und Offshoring-Interessen in informationswirtschaftlichen<br />
Anwenderunternehmen gelten.<br />
• Die Vorteile von Outsourcing und Offshoring lassen sich mit den Begriffen<br />
niedrigere Kosten und höhere Effizienzen zusammenfassen.<br />
Unter höhere Effizienzen fallen auch höhere Produktivitäten und<br />
Flexibilitäten. Gegenüber diesen Vorteilen hat die Sicherung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen aus einzel- und branchenwirtschaftlicher Sicht eine<br />
nachgeordnete Bedeutung.<br />
• Der größte Nachteil von Offshoring ist die Vernichtung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how im eigenen Unternehmen. Hingegen<br />
sind die kurzfristigen Ar<strong>bei</strong>tsplatzverluste <strong>bei</strong> Outsourcing-Projekten<br />
geringfügig. Längerfristig können über die höhere Wettbewerbsfähigkeit<br />
der outsourcenden Unternehmen sogar Ar<strong>bei</strong>tsplätze geschaffen<br />
werden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 38<br />
Konzeptualisierungs-<br />
und<br />
Implementierungsprobleme<br />
Keine Verlagerung<br />
von Kernkompetenzen<br />
Qualitäts- und<br />
Serviceprobleme<br />
Kooperation<br />
zwischen<br />
Anbietern und<br />
Anwendern ...<br />
... unter<br />
erschwerten<br />
Bedingungen<br />
Siehe auch<br />
„Therapievorschläge“<br />
Unverzichtbares<br />
Instrument<br />
der Modernisierung<br />
Das gilt auch<br />
für Offshoring.<br />
Abkoppeln ist<br />
keine ernstzu<br />
nehmende<br />
Option.<br />
Awareness<br />
schaffen und<br />
effizientes<br />
betreiben<br />
Sicherung<br />
bestehender<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
Schaffung neuer<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
ist woanders zu<br />
erörtern.<br />
• Das größte Problem <strong>bei</strong> Outsourcing-Projekten (und das zweitgrößte<br />
Problem <strong>bei</strong> Offshore-Projekten) stellen Konzeptualisierungs- und Implementierungsprobleme<br />
dar.<br />
• In diesem Zusammenhang besteht die größte Herausforderung darin,<br />
die Grenze zwischen unverzichtbaren Kernkompetenzen und<br />
auslagerbaren Leistungen richtig zu ziehen. Gelingt dies nicht, so<br />
kann das Unternehmen seiner Steuerungsfähigkeit und unternehmerischen<br />
Kompetenz beraubt werden.<br />
• Hinzu kommen vor allem <strong>bei</strong> Offshoring-Projekten Qualitäts- und<br />
Serviceprobleme.<br />
• Outsourcing- und Offshoring-Projekte lassen sich auch als<br />
Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />
Anwendern unter erschwerten Bedingungen charakterisieren. Damit<br />
gelten für diese Projekte alle jene Probleme und eventuell zusätzlich<br />
weitere, die in früheren <strong>Trendbericht</strong>en für die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />
diagnostiziert worden sind.<br />
• Entsprechend sollte den seinerzeit entwickelten „Therapievorschlägen“<br />
eine Chance gegeben werden.<br />
• Outsourcing ist ein wichtiges und mittlerweile unverzichtbares<br />
Instrument der Modernisierung und Effizienzsteigerung informationswirtschaftlicher<br />
Anwenderunternehmen.<br />
• Wenn die informationswirtschaftlichen Anwenderunternehmen ihre<br />
Position auf den internationalen Märkten verteidigen wollen, sollten<br />
sie Offshoring- ähnlich wie Outsourcing-Möglichkeiten als wichtige<br />
Bausteine in einem kontinuierlichen Modernisierungsprozess sehen.<br />
• Sich von den weltweit laufenden Offshoring-Trends abzukoppeln, ist<br />
für deutsche Anwenderunternehmen keine ernstzunehmende Option.<br />
Vielmehr muss es darum gehen, Outsourcing und Offshoring effizient<br />
und das heißt auch, effizienter als bisher zu betreiben.<br />
• Die negativen Bewertungen der Informationswirtschaft gegenüber<br />
dem Offshore-Phänomen sind insoweit unberechtigt. Entsprechend<br />
könnten sich Awareness-Maßnahmen innerhalb von Informationswirtschaft<br />
und Wirtschaft (aber mehr noch für Politik und<br />
Öffentlichkeit) als sinnvoll erweisen.<br />
• Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht dienen Offshore- ebenso wie<br />
Outsourcing-Strategien der Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Anwenderunternehmen und damit auch der Sicherung bestehender<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze. Das ist eine Funktion, die in der öffentlichen<br />
Diskussion gern übersehen wird und die von der Informationswirtschaft<br />
stärker betont werden sollte.<br />
• Das drängende Problem der Schaffung einer ausreichenden Anzahl<br />
neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze gehört nicht hierher und sollte an anderen Stellen<br />
- insbesondere im Rahmen einer Politik zugunsten einer Steigerung<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 39<br />
- insbesondere im Rahmen einer Politik zugunsten einer Steigerung<br />
der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland - erörtert<br />
werden.<br />
Für eine volle<br />
Partiziplation<br />
der KMUs<br />
• Kleine und mittlere Unternehmen sollten voll und dies sowohl auf der<br />
Anbieter- als auch auf der Anwenderseite am Outsourcing- und<br />
Offshoring-Trend partizipieren.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 40<br />
9. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (1):<br />
Bewertung<br />
9.1 Die Frage<br />
„Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, wie sie aktuell umgesetzt werden, bewerte ich nach<br />
Schulnoten... (1 = sehr gut, 6 = ungenügend).“<br />
9.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 104<br />
Bewertungen des aktuellen Marketing (einschließlich<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t) in der Informationswirtschaft<br />
Mittelwert<br />
Zahl der<br />
Nennungen<br />
Für meine Einrichtung 3,11 197<br />
Für meine Branche 3,20 198<br />
Insgesamt 3,15 395<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 41<br />
Tabelle 105<br />
Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
in der eigenen Einrichtung<br />
Absolut In %<br />
Positive Bewertungen 26 26,0<br />
Grundlegende Bedeutung des Marketing - Awareness und<br />
8 8,0<br />
Kompetenz vorhanden – Informationsgrundlagen auch<br />
Intensivierung bzw. Aufbau von Marketing und PR 5 5,0<br />
Positive Bewertungen der bisherigen Arbiet – Diskussion von<br />
Chancen auf der Umsetzungsebene<br />
13 13,0<br />
Kritische Bewertungen 60 60,0<br />
Es wird zuviel getan – Gefahr, dass zuviel getan wird 2 2,0<br />
Es wird zuwenig (oder nichts) getan – Andere Prioritäten 15 1<strong>5.</strong>0<br />
Begrenzte / sinkende / fehlende finanzielle und zeitliche<br />
17 17,0<br />
Ressourcen – Organisationsstrukturelle Hindernisse – Fehlende<br />
Strategie<br />
Fehlende Kompetenzen und fehlendes Personal – Mangelnde<br />
12 12,0<br />
Professionalität<br />
Schwieriges Geschäft mit heterogenen Zielgruppen 4 4,0<br />
Schlechte Voraussetzungen für erfolgreiche<br />
4 4,0<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
Negative Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 6 6,0<br />
Kein Bedarf an Marketing – Wirklich nötig? 6 6,0<br />
Bestimmte Aktivitäten 8 8,0<br />
Elektronische Medien 3 3,0<br />
Pressear<strong>bei</strong>t 5 5,0<br />
N 100 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 42<br />
Tabelle 106<br />
Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
in der eigenen Branche<br />
Absolut In %<br />
Positive Bewertungen 12 17,1<br />
Großes bzw. ausreichendes Engagement z.T.<br />
3 4,3<br />
als Folge intensiven Wettbewerbs<br />
Diskussionen von Chancen auf der Umsetzungsebene 1 1,4<br />
Positive Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 8 11,4<br />
Ambivalente bzw. heterogene Bewertungen –<br />
Konstantes Budget – Ar<strong>bei</strong>t „brauchbar“<br />
7 10,0<br />
Kritische Bewertungen 46 65,7<br />
Es wird zuwenig (oder nichts) getan. 10 14,3<br />
Begrenzte/sinkende/fehlende finanzielle oder zeitliche<br />
2 2,9<br />
Ressourcen<br />
Fehlende Kompetenzen und fehlendes Personal –<br />
1 1,4<br />
Mangelnde Professionalität<br />
Negative Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 33 47,2<br />
Kein Bedarf an Marketing – Wirklich nötig? 4 5,7<br />
Konkrete Maßnahmen zur Pressear<strong>bei</strong>t 1 1,4<br />
N 70 -<br />
9.3 Interpretation<br />
Besonderes<br />
Interesse ...<br />
... an Marketing<br />
und PR<br />
(1) Auf die Bitte, das aktuelle Marketing (einschließlich der<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t) in der eigenen Einrichtung sowie in der eigenen<br />
Branche zu bewerten, reagierten die befragten Experten mit einem<br />
besonderen Engagement: 197 bzw. 198 Experten nahmen entsprechende<br />
Bewertungen vor, das sind 95 % aller Experten. Hinzu kamen 170<br />
Kommentare. Von ihnen waren 100 auf die eigene Einrichtung und 70 auf<br />
die eigene Branche bezogen.<br />
Am Desinteresse bzw. an einer fehlenden Bereitschaft zu einem Engagement<br />
liegt es demnach nicht, wenn Defizite im gegenwärtigen<br />
informationswirtschaftlichen Marketing festgestellt werden.<br />
Durchschnittliche<br />
Bewertung<br />
(2) Das aktuelle Marketing wurde von den befragten Experten durchschnittlich<br />
mit der Schulnote 3,15 oder „3 minus“ bewertet.<br />
3,15 Bemerkenswert ist die geringe Streuung der Bewertungen nach eigener<br />
Einrichtung und eigener Branche. So bewerteten die Experten das<br />
aktuelle Marketing<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 43<br />
Eigene<br />
Einrichtung<br />
3,11<br />
Eigene<br />
Branche<br />
3,20<br />
• für die eigene Einrichtung mit der „Schulnote“ 3,11<br />
• für die eigene Branche mit der Benotung 3,20.<br />
Damit wurde in den Bewertungen nach Schulnoten anders als in den<br />
Kommentaren zum „Allgemeinen Geschäftsklima“ kaum eine Tendenz<br />
erkennbar, die eigenen Leistungen in Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
positiv von denen der Branche und damit der Konkurrenz abzuheben.<br />
Gegenwärtiges<br />
Marketing ....<br />
... ist kritisch<br />
zu sehen<br />
(3) An ersten Schlussfolgerungen ergeben sich:<br />
• Das gegenwärtige Marketing (einschließlich der Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t)<br />
wird in der Informationswirtschaft kritisch gesehen.<br />
• In diese Beurteilung fließt ein gehöriges Maß an Selbstkritik ein, da die<br />
Experten ihre eigenen Leistungen nicht wesentlich besser bewerteten<br />
als die des Wettbewerbs und der weiteren Branche.<br />
Zusätzliche<br />
Kommentare<br />
0,35<br />
Eigene<br />
Einrichtung<br />
0,43<br />
(4) Diese Ergebnisse werden bestätigt, wenn man die zusätzlichen<br />
Kommentare der Experten heranzieht und „Bewertungsindikatoren“ bildet,<br />
das heißt, die Anzahl der positiven Bewertungen durch die Anzahl der<br />
negativen Bewertungen teilt. Es ergeben sich an Indikatorenwerten:<br />
• bezogen auf alle Bewertungen 0,35;<br />
• bezogen auf die eigene Einrichtung 0,43;<br />
• bezogen auf die eigene Branche 0,26.<br />
Eigene<br />
Branche<br />
0,26<br />
(5) Zwar ergibt sich in der Verteilung der zusätzlichen Kommentare der<br />
Experten eine deutlichere Differenz zwischen den (vergleichsweise<br />
positiven) Bewertungen des eigenen Marketing und der entsprechenden<br />
Performance der Branche. Aber auch <strong>bei</strong> der Bewertung des eigenen<br />
Marketing wurden deutlich mehr als doppelt so viele negative<br />
Beurteilungen als positive gefällt (<strong>bei</strong> der Bewertung des Marketing der<br />
Branche fast viermal so viele).<br />
Demnach liegt auch nach diesen Ergebnissen einiges im Marketing der<br />
Informationswirtschaft im Argen.<br />
Vergleich<br />
zwischen<br />
Kommentaren<br />
(6) Fasst man die zusätzlichen Kommentare der Experten zusammen, so<br />
ergeben sich die folgenden Vergleichsmöglichkeiten:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 44<br />
Tabelle 107<br />
Marketing: Vergleich der Expertenkommentare<br />
zur eigenen Einrichtung und zur eigenen Branche<br />
(In Prozent)<br />
Insgesamt 1)<br />
Eigene<br />
Einrichtung<br />
Eigene<br />
Branche<br />
Positive Bewertungen 21,6 26,0 17,1<br />
Grundlegende Bedeutung des Marketing -<br />
3,5 7,0 -<br />
Awareness und Kompetenz vorhanden<br />
Intensivierung bzw. Aufbau von Marketing und<br />
4,7 5,0 4,3<br />
PR – Großes bzw. ausreichendes Engagement<br />
z.T. als Folge intensiven Wettbewerbs<br />
Informationsgrundlagen vorhanden 0,5 1,0 -<br />
Positive Bewertungen der eigenen Ar<strong>bei</strong>t –<br />
Diskussion von Chancen auf<br />
der Umsetzungsebene<br />
12,9 13,0 12,8<br />
Ambivalente bzw. heterogene Bewertungen<br />
– Konstantes Budget – Ar<strong>bei</strong>t „brauchbar“<br />
5,0 - 10,0<br />
Kritische Bewertungen 62,9 60,0 65,7<br />
Es wird zuviel getan bzw. Versuchung dazu. 2,5 2,0 2,9<br />
Es wird zuwenig (oder nichts) getan. 14,7 15,0 14,3<br />
Begrenzte/sinkende/fehlende finanzielle und<br />
10,0 17,0 2,9<br />
zeitliche Ressourcen – damit verbunden:<br />
organisationsstrukturelle Hindernisse, fehlende<br />
Strategie<br />
Fehlende Kompetenzen und fehlendes<br />
6,7 12,0 1,4<br />
Personal – Mangelnde Professionalität und<br />
fehlende Koordination<br />
Schwieriges Geschäft mit heterogenen<br />
2,0 4,0 -<br />
Zielgruppen<br />
Schlechte Voraussetzungen für erfolgreiche<br />
2,0 4,0 -<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
Negative Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 25,2 6,0 44,3<br />
Kein Bedarf an Marketing – wirklich nötig? 5,9 6,0 5,7<br />
Bestimmte Aktivitäten 4,7 8,0 1,4<br />
1) „Eigene Einrichtung“ und „Eigene Branche“ gleich gewichtet.<br />
Weitgehende<br />
Ähnlichkeiten,<br />
...<br />
... aber <strong>bei</strong><br />
eigener Einrichtung<br />
stärker<br />
Gründe<br />
angegeben<br />
(7) Nach diesen Ergebnissen sind die Begründungen der Experten zur<br />
eigenen Einrichtung und zur eigenen Branche nach Inhalten und<br />
Verteilung in Teilen weitgehend ähnlich. Der größte Unterschied besteht<br />
darin, dass die Experten <strong>bei</strong> der Beurteilung der eigenen Leistungen nicht<br />
<strong>bei</strong> einer positiven oder kritischen Beurteilung stehenblieben, sondern<br />
darüber hinaus häufiger die Gründe für bestehende Defizite nannten, zum<br />
Beispiel fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen und eine<br />
mangelnde Professionalität des eingesetzten Personals.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 45<br />
Auch in den zusätzlichen Kommentaren wurden <strong>bei</strong> vielen Kategorien<br />
keine größeren Unterschiede zwischen einzelwirtschaftlicher und<br />
branchenwirtschaftlicher Sichtweise deutlich. Soweit im Folgenden<br />
Kommentare wörtlich zitiert werden, sind diese mit einem „E“ für eine<br />
einzelwirtschaftliche und einem „B“ für eine branchenwirtschaftliche<br />
Begründung versehen.<br />
Marketing<br />
nicht nötig<br />
6 %<br />
Die Gründe ....<br />
(8) Ist Marketing überhaupt geboten? Das wurde in 6 % aller zusätzlichen<br />
Kommentare teilweise oder vollständig infragegestellt. Da<strong>bei</strong> waren die<br />
Anteile der auf die eigene Einrichtung und auf die eigene Branche<br />
bezogenen Nennungen <strong>bei</strong>nahe identisch (6,0 % bzw. 5,7 %).<br />
Als Begründungen für einen teilweise oder vollständig fehlenden Bedarf<br />
an Marketing wurden angegeben:<br />
• überschauberer Kundenkreis, der persönlich angesprochen werden<br />
kann;<br />
• Gewinnung neuer Kunden durch persönliches Weiterempfehlen;<br />
• Angebot ist schon bekannt bzw. muss nicht mehr bekannt gemacht<br />
werden;<br />
• geringe Marketing-Aktivitäten des Wettbewerbs;<br />
• Wirkungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t sind umstritten;<br />
• hohe Kosten;<br />
• schlechtes Kosten-/Wirkungsverhältnis <strong>bei</strong>spielsweise aufgrund hoher<br />
Streuverluste von Mailings;<br />
• Aufgaben des Marketing werden von der internationalen Mutter<br />
übernommen, zum Beispiel:<br />
„(E) Unsere lokale Niederlassung profitiert vom Marketing der US-Mutter:<br />
Große Anstrengungen würden nur geringen Grenznutzen erbringen.“<br />
... sind<br />
sämtlich nicht<br />
überzeugend<br />
Mangelndes<br />
Problembewusstsein?<br />
(9) Die angegebenen Gründe für einen weitgehenden oder vollständigen<br />
Verzicht auf Marketingaktivitäten sind sämtlich nicht überzeugend:<br />
• Marketing-Unterlagen im B2B-Bereich sind häufig als direkte<br />
Unterstützung von Vertriebsaktivitäten gedacht. Die Existenz eines<br />
Vertriebes bzw. einer persönlichen Ansprache der Kunden sollte<br />
jedenfalls nicht dazu führen, auf begleitende den Vertrieb direkt<br />
unterstützende und das Kundengespräch erleichternde Marketing-<br />
Unterlagen zu verzichten.<br />
• Hohe Streuverluste <strong>bei</strong> Mailings bzw. schlechte Kosten-/Wirkungs-<br />
Ratios können ein Anzeichen dafür sein, dass die Aktionen<br />
unzureichend konzipiert worden sind.<br />
• Wenn sich der Wettbewerb als „marketingmüde“ erweist, warum sollte<br />
man sich nicht bemühen, einen Wettbewerbsvorteil zu erringen?<br />
• Marketing mag als teuer empfunden werden. Aber kann Marketing zu<br />
teuer sein, wenn es von den informationswirtschaftlichen Unternehmen<br />
ganz überwiegend betrieben wird? Hier kann nahezu die<br />
gesamte Branche mit ihrer Praxis etwa im Sinne der folgenden<br />
Kommentare kaum falsch liegen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 46<br />
„(B) Die besten Produkte bringen nichts, wenn man sie nicht verkaufen<br />
kann.“<br />
„Ohne Werbung keine Aufträge, ohne Aufträge kein Geld?“<br />
• Auch der Hinweis auf eine bestehende Ar<strong>bei</strong>tsverteilung innerhalb<br />
eines internationalen Konzerns und die Übernahme des Marketing<br />
durch die amerikanische Mutter lässt sich kritisch sehen, da es<br />
Beispiele dafür gibt, dass ein zentralisiertes Marketing nur<br />
ungenügend auf die Besonderheit lokaler Märkte (in diesem Fall<br />
ganzer Weltregionen) einzugehen imstande ist.<br />
Insoweit ließen sich die Angaben zum „fehlenden Bedarf an Marketing“<br />
den kritischen Beurteilungen des informationswirtschaftlichen Marketing<br />
allerdings erst nach erfolgter Interpretation - etwa unter der Überschrift<br />
„Fehlendes Problembewusstsein“ - zuordnen.<br />
Zu viel<br />
Marketing<br />
2 %<br />
Zu wenig<br />
Marketing<br />
15 %<br />
Marketing<br />
bleibt quantitativ<br />
hinter<br />
dem Erforderlichen<br />
zurück<br />
(10) Anders sind diejenigen Kommentare der Experten zu bewerten, in<br />
denen zu viele oder zu wenige Aktivitäten im Marketing-Bereich<br />
festgestellt wurden, da in ihnen die Unverzichtbarkeit des Marketing<br />
zumindest implizit und in vielen Fällen ausdrücklich anerkannt wurde.<br />
Da<strong>bei</strong> entfielen auf die Kategorie „Zuviel getan“ 2,5 % aller Nennungen,<br />
während die Kategorie „Zu wenig getan“ auf einen Anteil von 15 % kam.<br />
Auch hier entfielen nahezu identische Anteile auf die Kommentare, die<br />
sich auf die eigene Einrichtung und die eigene Branche bezogen.<br />
Demnach darf vermutet werden, dass es in Einzelfällen auch ein<br />
Übermaß an Marketing-Aktivitäten geben mag. Im Regelfall bleibt das<br />
Marketing in informationswirtschaftlichen Einrichtungen jedoch nach den<br />
eingesetzten finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen hinter<br />
dem Erforderlichen zurück.<br />
Dafür spricht, dass nach 10 % aller Nennungen und nach 17 % aller auf<br />
die eigene Einrichtung bezogenen Kommentare von „begrenzten oder<br />
sinkenden oder finanziellen oder zeitlichen Ressourcen“ (oder nahe damit<br />
zusammenhängenden Gründen) und nach 8 % aller Nennungen von<br />
einem nicht ausreichenden Personalbestand (einschließlich weiterer<br />
personeller Größen wie mangelnde Professionalität) die Rede war.<br />
Vernachlässigung<br />
anderer<br />
Unternehmensbereiche<br />
durch<br />
Marketing<br />
(11) Wenn die Experten die Ansicht vertraten, es werde zu viel Marketing<br />
betrieben, so geschah dies in den meisten Fällen unter Hinweis auf eine<br />
Unterversorgung anderer wichtiger Unternehmensbereiche. Im Einzelnen<br />
wurden hier die Forschung, die Produktentwicklung und die Personalpolitik<br />
genannt, zum Beispiel:<br />
„(B) Es gibt zu viel Hype, zu viel Werbung, aber weniger Investition in<br />
stabiler Software.“<br />
(B) „Mitar<strong>bei</strong>ter entlassen für Werbeausgaben?“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 47<br />
Overkill an<br />
Werbung für<br />
Kunden<br />
Andererseits wurde auch die Möglichkeit gesehen, dass es aus Sicht der<br />
Kunden einen „Overkill“ an Werbung geben kann:<br />
„(E) Unsere Kunden schätzen eine gewisse Zurückhaltung – und die<br />
Balance ist schwer zu halten.“<br />
„Klappern<br />
zuwenig<br />
für unser<br />
Handwerk“<br />
(12) Wenn die Experten ein zu geringes quantitatives Niveau an<br />
Marketing-Aktivitäten festellten, dann beschränkten sie sich häufig auf<br />
eine entsprechende mehr oder minder bedauernde Feststellung, zum<br />
Beispiel:<br />
„(E) Es könnte und müsste viel mehr gemacht werden.“<br />
„(E) Klappern zuwenig für unser Handwerk.“<br />
„Die Branche<br />
kocht zu sehr<br />
im eigenen<br />
Saft.“<br />
In Boom-<br />
Jahren nicht<br />
nötig<br />
„(B) Abgesehen von wenigen Großen (Big Blue) ist Marketing eher<br />
vernachlässigt.“<br />
„(B) Die Branche kocht zu sehr im eigenen Saft.“<br />
Teilweise ergaben sich zu geringe Marketing-Aktivitäten als eine<br />
„historische Sünde“, so dass sich ein Marketing gegenwärtig unter<br />
Umständen erst im Aufbau befand:<br />
„(E) Wurde zu Boom-Zeiten vernachlässigt.“<br />
„(B) Historisch nie nötig. Notwendigkeit wird nur langsam erkannt.“<br />
In mehreren<br />
Fällen<br />
Marketing erst<br />
im Aufbau<br />
Prioritäten zu<br />
Lasten des<br />
Marketing<br />
„(B) Die Fehler der Vergangenheit holen uns nun ein – es wurde zu wenig<br />
am Image gear<strong>bei</strong>tet, und die zentrale Bedeutung für Wirtschaft, Kultur<br />
und Bürger wurde nicht überzeugend genug dargestellt.“<br />
Mehrfach wiesen die Experten auch ohne Rückbezug auf die Vergangenheit<br />
auf den Tatbestand hin, dass sich ihr Marketing erst im Aufbau<br />
befinde.<br />
An Prioritätsbereichen des Unternehmens zu Lasten des Marketing<br />
wurden die Produktion, die Produktentwicklung und die „Neuordnung des<br />
Geschäftsmodells“ genannt, zum Beispiel:<br />
(E) „Zu große Konzentration auf die Erbringung der Dienstleistung.“<br />
„(E) Konzentration erfolgt zur Zeit auf die Bereiche Service- und<br />
Produktentwicklung sowie Neuordnung des Geschäftsmodelles. Darüber<br />
hinaus stehen beschränkte Ressourcen zur Verfügung.“<br />
Eineschränkte<br />
Möglichkeiten<br />
der Hochschulen<br />
(13) Drei Experten wiesen auf eingeschränkte Möglichkeiten der<br />
Universitäten zu einem eigenen Marketing hin, teilweise verbunden mit<br />
den Hinweisen, dass ein solches Marketing sowohl notwendig als auch<br />
prinzipiell möglich sei (z. B. Darstellung von Spitzenleistungen in der<br />
Forschung oder von praxisnahen Studiengängen). Zum Beispiel:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 48<br />
„(E) Unis sind einfach zu träge – es gibt Bereiche, die diese Dinge gut<br />
machen, andere tun nichts – es gibt offensichtlich zu wenig Strategien<br />
diesbezüglich durch die Uni-Leitung – zudem sind die Unis nicht direkt<br />
wettbewerbsmäßig aufgestellt.“<br />
Wenig Mittel<br />
in KMUs<br />
KMUs auch<br />
mit qualitativen<br />
Problemen ...<br />
... und mit<br />
strukturellen<br />
Nachteilen<br />
gegenüber<br />
Großunternehmen<br />
(14) Soweit aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht auf begrenzte<br />
Ressourcen verwiesen wurde, brachten die Experten dies mit der<br />
Kleinheit der Branche beziehungsweise der mittelständischen Struktur<br />
ihrer Branche in Verbindung.<br />
Aus einzelwirtschaftlicher Sicht wurde die Kleinheit des eigenen Unternehmens<br />
als Barriere für Marketing-Aktivitäten genannt. Zum Beispiel:<br />
„(B) Some larger companies spend more of their budget on marketing<br />
and advertising, they also benefit from centralised marketing and PR<br />
agencies handling work for sister companies, in their corporate groups. A<br />
smaller company cannot compete with this as it is.“<br />
Darüber hinaus ließ die „handgestrickte“ Qualität vieler Marketing-<br />
Aktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen aus der Sicht mehrerer<br />
Experten zu wünschen übrig.<br />
Vor allem<br />
zeitliche Überlastung<br />
Aber auch<br />
Kostendruck<br />
und hohe<br />
Kosten<br />
Kaum Möglichkeiten<br />
der<br />
Erfolgskontrolle<br />
(15) An weiteren Größen im Zusammenhang mit zu geringen oder<br />
fehlenden Ressourcen wurden genannt:<br />
• vor allem die zeitliche Belastung oder Überlastung mit anderen<br />
Aufgaben;<br />
• kein Budget für Marketing-Aufgaben, teilweise, weil keine Marketing-<br />
Planung existiert;<br />
• eine aktivitätshemmende interne Bürokratie;<br />
• Kostendruck, zum Beispiel:<br />
„(E) Die Marketing-Budgets sind aufgrund des Kostendrucks in den letzten<br />
Jahren gefährlich stark heruntergefahren worden.“<br />
• hohe Marketing-Kosten sowie<br />
• geringe Möglichkeiten einer Erfolgskontrolle des Marketing.<br />
Internes<br />
Marketing<br />
geboten<br />
(16) Zeitliche Überlastung durch andere Unternehmensaufgaben scheint<br />
ein ebenso bedeutender restringierender Faktor für ausreichende<br />
Marketing-Aktivitäten zu sein wie die Knappheit finanzieller Ressourcen.<br />
Um zu ausreichenden Ressourcen für das Marketing zu kommen, bedarf<br />
es mehr als bisher einer internen Überzeugungsar<strong>bei</strong>t gegenüber dem<br />
Management respektive eines „internen Marketing“ gegenüber dem<br />
eigenen Marketing.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 49<br />
8 %<br />
Zu wenige<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
Weniger<br />
Personal,<br />
weniger PR<br />
(17) Nach 7 % aller und 12 % aller einzelwirtschaftlichen Nennungen<br />
wurde auf fehlendes Personal und weitere personelle Größen<br />
hingewiesen.<br />
Offensichtlich bestehen zwischen den mangelnden finanziellen und<br />
zeitlichen Ressourcen auf der einen Seite und dem „fehlenden Personal“<br />
auf der anderen Seite zum Teil enge Zusammenhänge. Allerdings dürften<br />
mit dem „Zeitfaktor“ in den Kommentaren der Experten meistens die<br />
eigene Belastung und mit „Personal“ die Ressourcen der Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
gemeint gewesen sein.<br />
Die zu geringen personellen Resourcen wurden <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt<br />
beschrieben:<br />
„(E) Dringender Handlungsbedarf, aber zu geringe personelle Ressourcen.“<br />
„(E) Personalreduktion lässt derzeit wenig PR zu.“<br />
Personalprobleme<br />
Autodidaktische<br />
Einzelkämpfer<br />
„(B) „Die meisten in der Branche sind Einzelkämpfer, die sich das nötige<br />
Know how z.B. für Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t mühsam neben ihrem Kerngeschäft<br />
aneignen müssen.“<br />
Zu geringe<br />
Professionalität<br />
...<br />
(18) Auch wurde im Zusammenhang mit Personalfragen eine teilweise<br />
geringe Professionalität der Mitar<strong>bei</strong>ter in Marketing-Fragen genannt:<br />
„(E) Inkompetenz.“<br />
„(E) Derzeit noch zu wenig im Fokus, da die Produktentwicklung noch am<br />
wichtigsten ist. Außerdem ist es schwierig, aufgrund von beschränkten<br />
finanziellen Möglichkeiten geeignetes Personal zu rekrutieren, das über<br />
genügend Know how, Kreativität und Erfahrung verfügt.“<br />
... <strong>bei</strong> Personal<br />
und KMUs<br />
Teilweise wurde eine mangelnde Professionalität nicht auf die Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />
sondern auf die Produkte des Marketing oder auf mittelständische<br />
Unternehmen bezogen. Beispielsweise wurde kritisiert, dass Werbeaussagen<br />
in eine für Laien kaum verständliche Fachsprache gekleidet<br />
wurden:<br />
„(E) Wird häufig selbst gemacht, gute Kenntnis des Produkts/der<br />
Dienstleistung, aber wenig Werbeeffekt (meist zu technisch).“<br />
Keine<br />
Koordination<br />
(19) Ein Experte brachte ein nicht genügend qualifiziertes Personal mit<br />
einer mangelnden Koordination zwischen den am Marketing beteiligten<br />
Gruppen in Verbindung:<br />
„(E) Die Wichtigkeit ist noch nicht erkannt, nicht genügend qualifiziertes<br />
Personal und unkoordinierte Ar<strong>bei</strong>t zwischen internen Leuten, Geschäftsführung<br />
und PR-Agenturen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 50<br />
Heterogene<br />
Zielgruppen<br />
Nur auf<br />
regionalen<br />
Märkten<br />
tätig<br />
(20) Zusätzlich wurde im Rahmen einzelwirtschaftlicher Betrachtungen auf<br />
die Problemgrößen „heterogene Zielgruppen“ und „regionale Ausrichtung“<br />
eines Unternehmens verwiesen. Letzere mache nur eine „eingeschränkte<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t“ möglich.<br />
Die zuletzt genannte Problematisierung ist nicht nachzuvollziehen. Wenn<br />
ein Unternehmen vorwiegend auf regionalen Märkten agiert, sind die<br />
nationalen Medien weitgehend uninteressant. Es sollte um Einiges leichter<br />
sein, in den regionalen Medien präsent zu sein.<br />
Gibt es auch<br />
„Marketing-<br />
Driver“?<br />
Ja, aber nur<br />
selten genannt<br />
(21) Wenn es Barrieren gibt, die dem Aufbau ausreichender Marketing-<br />
Aktivitäten entgegenstehen, existieren auch fördernde Größen, also<br />
sogenannte „Marketing-Driver“?<br />
Solche Größen wurden nur selten und das praktisch nur in einzelwirtschaftlichen<br />
Betrachtungen genannt. Oder die „Marketing-Driver“<br />
waren in den Aussagen vorwiegend indirekt zu erschließen.<br />
Auflistung<br />
fördernder<br />
Größen<br />
Awareness<br />
Ausreichende<br />
Erfahrungen<br />
(22) Als „Marketing-Driver“ wurden ausdrücklich oder implizit genannt:<br />
• ein ausreichendes Marketing-Bewusstsein <strong>bei</strong> den entscheidenden<br />
Personen im Unternehmen, zum Beispiel:<br />
„(B) Es wird sehr viel Geld für gute Werbung ausgegeben.“<br />
• ausreichende Erfahrungen und Marketing-Know how, zum Beispiel:<br />
„(E) „Erfahrungen und Know how in hohem Maße vorhanden. Die<br />
Formulierung der Angebote hinkt dem hinterher.“<br />
Wettbewerb • die Marketing-Bemühungen der Wettbewerber, zum Beispiel:<br />
„(E) Offensiver im Vergleich zur Branche.“<br />
Positive<br />
Geschäftsentwicklung<br />
• eine positive Geschäftsentwicklung, die zu einer Aufstockung des<br />
Marketing-Budgets führen kann.<br />
Marketing<br />
vorwiegend als<br />
Kostenfaktor<br />
gesehen?<br />
(23) Damit drängt sich der Eindruck auf, dass Marketing in vielen<br />
informationswirtschaftlichen Unternehmen vorwiegend als Kostenfaktor<br />
und nicht als unverzichtbare Unternehmensaufgabe gesehen wird. Auch<br />
dürfte es vorkommen, dass der Rotstift <strong>bei</strong> erforderlich werdenden<br />
Sparmaßnahmen auf Unternehmensebene am ehesten <strong>bei</strong>m Marketing<br />
angesetzt wird. Solches wurde in dieser Umfrage erstmalig auch von der<br />
unternehmensinternen Qualifizierung behauptet.<br />
Zu der problematischen Situation des Marketing tragen die nicht<br />
ausreichenden Möglichkeien zu einer Erfolgskontrolle der einzelnen<br />
Maßnahmen und des Marketing insgesamt <strong>bei</strong>.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 51<br />
Problem- und<br />
Erfolgsgrößen,<br />
...<br />
... aus einer<br />
produktbezogenen<br />
Sicht<br />
Verständlichkeit<br />
Konzept, enge<br />
Bezüge zur<br />
Umsetzung<br />
Ausreichende<br />
Informationsgrundlagen<br />
Zielgruppenorientierung<br />
Klare Positionierung<br />
Image-Politik<br />
Kreativität<br />
Bedarfs- und<br />
Nutzerorientierung<br />
(24) Welche Problem- und Erfolgsgrößen ergeben sich, wenn die<br />
informationswirtschaftlichen Experten produktbezogen diskutierten? Die<br />
folgenden Problemgrößen und Erfolgskriterien wurden zu einem guten<br />
Teil sowohl aus einer einzel- als auch aus einer branchenwirtschaftlichen<br />
Sicht erörtert und bewertet:<br />
• unmittelbare Verständlichkeit des Produktes, keine Erklärungsbedürftigkeit;<br />
• ausreichende oder fehlende Informationsgrundlagen, zum Beispiel:<br />
„(B) Noch zu geringe Marktnähe. Unsicherheit über die technologische<br />
Entwicklung (Möglichkeiten und Potenziale der Konvergenz). Unsicherheit<br />
über die Potenziale und Wachstum neuer Infrastruktur (UMTS, DSL,<br />
Satellit, WiMAX etc.). Falsche Marketing-Strategien.“<br />
• Vorliegen einer Konzeption, Sicherstellung eines Zusammenhanges<br />
zwischen Marketing-Konzept und Umsetzung, zum Beispiel:<br />
„(B) Hervorragende Werbe-/Marketingstrategien und wiedererkennbare<br />
Umsetzung.“<br />
• Zielgruppenorientierung - Kenntnisse über die eigenen Kunden und<br />
Nutzer - richtige Ansprache der Zielgruppen;<br />
• klare Positionierung des eigenen Unternehmens bzw. der eigenen<br />
Branche;<br />
• Maßnahmen zur Verbesserung des eigenen Images;<br />
• Originalität, Kreativität;<br />
• Bedarfs- und Nutzenorientierung, zum Beispiel:<br />
„(B) In der Öffentlichkeit sind die Produkte und Dienstleistungen zu wenig<br />
transparent. Zudem fehlt es bisher an der Vermittlung der Wichtigkeit<br />
dieser Produkte und Dienstleistungen für Kunden wie z.B. Unternehmen<br />
oder wissenschaftliche Einrichtungen.“<br />
„(B) Viel Bullshit-Bingo, wenig echte Mehrwerte, die für den Kunden<br />
transparent gemacht werden.“<br />
Interaktive<br />
Einbeziehung<br />
des Kunden<br />
• interaktive Einbeziehung der Kunden in Marketing-Maßnahmen, zum<br />
Beispiel:<br />
„(B) Tourismusbranche nutzt IKT zunehmend zur Darstellung ihrer<br />
Produkte – und traditionell auch zum E-Procurement –, bezieht aber den<br />
Kunden noch nicht genügend interaktiv (!) über diesen Kanal mit ein.“<br />
Keine<br />
Technizismen<br />
Verständlichkeit<br />
Eigene Leistungsfähigkeit<br />
• Verzicht auf einseitige technische Darstellungen;<br />
• Verständlichkeit - Schaffung von Transparenz - Förderung von<br />
Verstehen und Verständnis, zum Beispiel:<br />
„(B) Entwicklungen werden noch zu wenig einem breiten Publikum<br />
nahegebracht. Pannen <strong>bei</strong> technologischen Entwicklungen werden noch<br />
zu wenig erklärt (Maut!), um Verstehen und Verständnis zu bilden.“<br />
;<br />
• Sichtbarmachung der eigenen Leistungsfähigkeit und Innovationskraft<br />
– Einbeziehung globaler Entwicklungen;<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 52<br />
Erschließung<br />
neuer Themen<br />
Wie aktionistisch,<br />
wie<br />
defensiv?<br />
• Erschließung neuer Themen fürs Marketing, zum Beispiel:<br />
„(B) Informations- und Datenschutz sind vielfach Tabuthemen wie die<br />
Wirtschaftsspionage. Die bisherigen Lösungen sind löchrig und unzuverlässig.“<br />
• Verbreitung von Glaubwürdigkeit, zum Beispiel:<br />
„(E) Superlative und Heilsverkündigungen für die Zukunft sind kaum noch<br />
glaubwürdig. Chancen bietet eine offene, Nutzer- bzw. lesergerichtete<br />
Kommunikation der Chancen-Risiken. Stichwort ist die Glaubwürdigkeit.<br />
Ohne diesen Aspekt verschließt sich der Zugang.“<br />
• nicht zu zurückhaltend/konservativ noch zu distanziert – andererseits<br />
nicht „zu laut klappern“ sowie Vemeidung von Penetranz und<br />
Aggressivität, zum Beispiel:<br />
„(B) Zu aktionistisch.“<br />
Schnelligkeit<br />
der Umsetzung<br />
Glaubwürdigkeit<br />
Informationswirtschaftliche<br />
Tools<br />
Qualität der<br />
Agenturen<br />
„(B) Zu defensiv, zu wenig visionär.“<br />
• Schnelligkeit des Marketing, zum Beispiel unmittelbare Umsetzung<br />
neuer Produkte in Marketing-Unterlagen;<br />
• Unterstützung des eigenen Marketing durch informationswirtschaftliche<br />
Tools, zum Beispiel:<br />
„(E) Viral Marketing ist zwar sehr effektiv, aber schwer kontrollierbar – was<br />
wichtig wäre in Zeiten von krisenbedingten Produktänderungen. Die<br />
gezielte Kommunikation mit Message für Kunden sollte verbessert werden<br />
mit Hilfe von IT-Einsatz.“<br />
• Qualität externer Dienstleister, zum Beispiel von Werbeagenturen –<br />
bestehende oder fehlende gute Zusammenar<strong>bei</strong>t mit der Agentur, zum<br />
Beispiel:<br />
„(E) Es wird wenig Aufklärungsar<strong>bei</strong>t geleistet – Preise/Leistungen nicht<br />
sehr transparent.“<br />
Kontakte zu<br />
den Medien<br />
Erfolgskontrollen<br />
Überhaupt:<br />
mehr Qualität<br />
• gute Kontakte zu den Medien;<br />
• Erfolgskontrollen der Marketing-Maßnahmen – Messung der Erfolge<br />
nach Bekanntheitsgrad der Produkte, Kundenzufriedenheit und<br />
Marktpositionierung;<br />
• Vergleich des eigenen Marketing mit dem der Wettbewerber;<br />
• überhaupt: mehr Qualität.<br />
Funktionen<br />
von Relevanzlisten<br />
aus<br />
empirischer<br />
Sicht<br />
(25) Systematisch gewonnene Auflistungen relevanter Marketing-Größen<br />
gibt es zur Genüge. Empirisch gewonnene Relevanzlisten wie die obige<br />
können dazu dienen, deduktiv und systematisch gewonnene Auflistungen<br />
auf ihre Praxisnähe zu überprüfen, neue interessante Größen zu<br />
entdecken, die besondere Aktualität und Dringlichkeit bestimmter<br />
Problemgrößen und Anforderungen an Marketing-Aktivitäten zu<br />
identifizieren sowie zur Spezifizierung von Marketing-Aktivitäten<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 53<br />
identifizieren sowie zur Spezifizierung von Marketing-Aktivitäten<br />
<strong>bei</strong>spielsweise für bestimmte Branchen und Betriebsgrößen <strong>bei</strong>zutragen.<br />
Spannungsfeld<br />
und Balance ...<br />
... zwischen<br />
offensiver und<br />
defensiver<br />
Werbung<br />
Anders als in den systematisch erar<strong>bei</strong>teten Listen kann es in den<br />
„induktiven“ Auflistungen von Relevanzgrößen zu Widersprüchen kommen,<br />
wenn die Experten in ihren Kommentaren unterschiedlicher<br />
Auffassung sind. Solche Gegensätzlichkeiten ergaben sich hier vor allem<br />
zwischen den Forderungen der Experten nach einer mehr offensiven oder<br />
defensiven Werbung oder in der Frage, wie „lautstark“ oder auch<br />
emotional Werbung in ihrer Ansprache gegenüber dem Kunden sein soll.<br />
Wo zwischen den konträren Anforderungen die optimale Balance liegt,<br />
darüber dürfte angesichts der bestehenden Grenzen für eine Erfolgskontrolle<br />
des Marketing zum Teil heftig gestritten und unterschiedlich<br />
entschieden werden.<br />
Rückkoppelung<br />
des<br />
Marketing zur<br />
Produktentwicklung<br />
(26) In den Bewertungen der Marketing-Produkte wurden die Grenzen<br />
zwischen Marketing und anderen Unternehmensbereichen nicht immer<br />
klar gezogen. War <strong>bei</strong>spielsweise in dem Kommentar eines Experten<br />
noch von der Qualität eines Produktes oder schon von der Qualität der<br />
Marketing-Ar<strong>bei</strong>t die Rede? Dies führt zu der Frage, inwieweit Erfolg<br />
versprechendes Marketing gute Produkte und Dienstleistungen<br />
voraussetzt und inwieweit Marketing auch unter erschwerten Voraussetzungen<br />
und unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich sein<br />
kann.<br />
Gelegentlich wurde der Zusammenhang zwischen Möglichkeiten des<br />
Marketing und Qualität der Produkte seitens der Experten auch<br />
umgekehrt thematisiert: Inwieweit sollte Marketing, um Erfolg versprechend<br />
tätig werden zu können, auf Produktentwicklung und Produktqualität<br />
Einfluss nehmen?<br />
Sehr starke<br />
Streuung ....<br />
... der Marketing-Qualität<br />
(27) Insgesamt ergibt sich aus den empirischen Ergebnissen das Bild<br />
einer sehr unterschiedlichen Marketing-Performance nach einzelnen<br />
Unternehmen sowie zwischen größeren und kleineren Unternehmen.<br />
Dieses Bild wurde in mehreren Kommentaren der Experten ausdrücklich<br />
bestätigt, zum Beispiel:<br />
„(B) Die Spannweite geht von Note 1 – 6.“<br />
„(B) Es gibt erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen.“<br />
Branchenmarketing<br />
und<br />
ihre Träger<br />
(28) Bislang war von branchenbezogenen Sichtweisen insoweit die<br />
Rede, als die befragten Experten das Marketing ihrer Wettbewerber und<br />
darüber hinaus das Marketing weiterer Unternehmen ihrer Branchen<br />
beobachteten und bewerteten (und vielleicht nachahmten bzw. sich davon<br />
absetzten).<br />
Unter Branchenmarketing werden Marketing-Maßnahmen verstanden,<br />
die sich von vornherein auf eine Branche beziehen, also nicht die<br />
Attraktivität eines Unternehmens und seiner Produkte, sondern die<br />
Attraktivität einer Branche (und damit indirekt die Attraktivität aller<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 54<br />
Attraktivität einer Branche (und damit indirekt die Attraktivität aller<br />
Unternehmen einer Branche) erhöhen sollen. Alternativ kann es auch<br />
darum gehen, die eigene Branche zu einem politisch umstrittenen Thema<br />
in der Öffentlichkeit zu positionieren und den Gesetzgeber zu<br />
beeinflussen (aktuelles Beispiel: zweiter Korb der Urheberrechtsgesetzgebung).<br />
Überwiegend<br />
kritische<br />
Bewertung<br />
Träger von Maßnahmen des Branchenmarketing können<br />
Anbieterkoalitionen sein. Die „geborenen“ Träger von Maßnahmen des<br />
Branchenmarketing sind jedoch die institutionalisierte Form von Anbieterund<br />
Nutzerkoalitionen, also die Verbände. Auch Veranstaltungsanbieter,<br />
<strong>bei</strong>spielsweise Messen, haben sich wiederholt als Träger des<br />
Branchenmarketing betätigt. Auch können Verbände und Veranstaltungsanbieter<br />
wie im Fall der Messe ComInfo zusammenfallen.<br />
ZVEI,<br />
BITKOM,<br />
VDE<br />
(29) Das informationswirtschaftliche Branchenmarketing wurde von den<br />
befragten Experten überwiegend kritisch beurteilt. Beispielsweise wurde<br />
das teilweise Fehlen eines solchen gleich <strong>bei</strong> mehreren führenden<br />
Verbänden beklagt:<br />
„(B) ZVEI, BITKOM und VDE könnten noch aktiver und sichtbarer sein.“<br />
Open Access,<br />
Urheberrecht<br />
Inhaltliche Defizite eines Branchenmarketing wurden an den Problembereichen<br />
„Open Access“ und „Urheberrecht“ deutlich gemacht:<br />
(B) „Auswirkungen sieht man u.a. in den Bereichen Open Access und<br />
Urheberrecht. Die Branche kann anscheinend der öffentlichen Hand nicht<br />
vermitteln, dass Projektförderung und -finanzierung hauptsächlich an<br />
Einrichtungen der öffentlichen Hand und damit vor<strong>bei</strong> an den Privaten<br />
geht.“<br />
Online-<br />
Marketing<br />
Immerhin wurde für Branchenmarketing auch ein rundum positives<br />
Beispiel gegeben:<br />
„(B) Nur ein Beispiel von vielen: Die Kongress-Messe OMD (Online-<br />
Marketing Düsseldorf), der Konvergenz Award, die Gattungsmarketing-<br />
Kampagne „Online geht das“ – das Branchenmarketing war noch nie so<br />
gut wie heute!“<br />
ComInfo<br />
Eine mehrfache teilweise Rundum-Kritik an einer anderen Veranstaltung<br />
wurde hingegen wie folgt erhoben:<br />
„Nicht besonders ausgeprägt. Man hört relativ selten in den Medien von<br />
der Gesamtbranche. Schwierigkeiten, den Markt in einem zu versammeln.<br />
Probleme mit der Leitmesse cominfo.“<br />
„Katastrophaler ComInfo-Auftritt.“<br />
(30) Es ergeben sich die folgenden pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 55<br />
Kritik und<br />
Selbstkritik am<br />
Marketing<br />
Quantitativ und<br />
qualitativ<br />
unzureichend<br />
Mangelnde<br />
Ressourcen,<br />
fehlende<br />
Awareness<br />
Diskrepanz<br />
zwischen<br />
Aussagen und<br />
Handeln<br />
Mangelnde<br />
Professionalität<br />
Besondere<br />
Defizite in<br />
KMUs<br />
Defizite <strong>bei</strong>m<br />
Branchenmarketing<br />
größer<br />
Auf internes<br />
Marketing und<br />
Erfolgskontrollen<br />
setzen<br />
„Relevanzliste“<br />
für informationswirtschaftliches<br />
Marketing<br />
Weiter Kapitel<br />
10<br />
• Die Informationswirtschaft sieht ihre eigenen Marketing-Leistungen<br />
kritisch. Die Kritik bezieht sich nicht nur auf die Marketing-Aktivitäten<br />
der Wettbewerber, sondern auch auf die der eigenen Einrichtung.<br />
• Das eigene Marketing ist aus der Sicht der Informationswirtschaft<br />
quantitativ und qualitativ unzureichend, sofern es überhaupt<br />
vorhanden ist..<br />
• Als Barrieren, die einem angemessenen Marketing entgegenstehen,<br />
wurden vor allem unzureichende fnanzielle, personelle und zeitliche<br />
Ressourcen genannt. Dies dürfte letztlich auf ein mangelndes<br />
Marketing-Bewusstsein der Geschäftsführungen zurückzuführen sein.<br />
• Zwischen den kritischen und selbstkritischen Aussagen der Experten<br />
und ihrem tatsächlichen Handeln besteht insoweit ein Widerspruch,<br />
als sie selbst in vielen Fällen über Marketing-Budgets und ihre<br />
Ausschöpfung (mit)entscheiden oder darauf Einfluss nehmen können.<br />
• Am Personal wird vor allem eine mangelnde Professionalität<br />
bemängelt.<br />
• Ein fehlendes oder unzureichendes Marketing ist vor allem in kleinen<br />
und mittleren Unternehmen zu finden.<br />
• Beim Branchenmarketing dürften die bestehenden Defizite noch<br />
erheblich größer als <strong>bei</strong>m einzelwirtschaftlichen Marketing sein.<br />
Allerdings gibt es positive Ausnahmen.<br />
• Um das bestehende Marketing in der Informationswirtschaft<br />
auszubauen und zu professionalisieren, sollte ein „internes Marketing“<br />
gegenüber dem Management aufgebaut werden (Notwendigkeit einer<br />
„Vermarktung“ des Marketing). Ferner sind Möglichkeiten der<br />
Erfolgskontrolle von Marketing-Maßnahmen einzusetzen und auszubauen.<br />
• Die aus den produktbezogenen Erörterungen der Experten<br />
gewonnene „Relevanzliste“ lässt sich, je nach dem wie man sie liest,<br />
als Beurteilungsliste für bestehende Marketing-Produkte oder als<br />
Anforderungsliste für die eigene Marketing-Planung lesen (siehe<br />
Punkt 24).<br />
Die Erörterungen zum informationswirtschaftlichen Marketing werden im<br />
Zusammenhang mit weiteren empirischen Ergebnissen im nächsten<br />
Kapitel fortgesetzt.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 56<br />
10. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (2):<br />
Handlungsbedarf<br />
10.1 Die Frage<br />
„Was sollte in Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t in Ihrer Einrichtung und in Ihrer Branche<br />
vor allem getan werden?<br />
Bitte unterscheiden Sie in Ihren Antworten nach Zielgruppen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 57<br />
10.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 108<br />
Zielgruppen für Marketing und Vertrieb<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Zielgruppen, Generell, Personen 4 2,5 3 3,9 1 1,2<br />
Multiplikatoren 1 0,6 1 1,3 -<br />
Kunden, Anwender, (Öffentliche) 29 17,9 14 18,2 15 17,6<br />
Auftraggeber, B2B, Business<br />
Partner, Lieferanten 3 1,9 1 1,3 2 2,4<br />
Ausländische Kunden 2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />
Branchen 28 17,3 14 18,2 14 16,5<br />
Industrie, Infrastruktur 6 3,7 4 5,2 2 2,4<br />
Hardware / Software, IuK 4 2,5 - - 4 4,7<br />
Handel, Speditionen 2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />
Medien, Presse 3 1,9 2 2,6 1 1,2<br />
Bildungseinrichtungen 1 0,6 1 1,3 - -<br />
Berater 1 0,6 1 1,3 - -<br />
Agenturen, PR-Firmen 4 2,5 3 3,9 1 1,2<br />
Informationsanbieter 2 1,2 2 2,6 - -<br />
Öffentliche Hand 5 3,1 - - 5 5,9<br />
Unternehmensgrößen und -alter 12 7,4 4 5,2 8 9,4<br />
Großkunden 2 1,2 1 - 1 1,2<br />
Kleine und mittlere Unternehmen, 10 6,2 3 - 7 8,2<br />
Mittelstand - Existenzgründer<br />
Funktional 43 26.5 20 26,0 23 27,1<br />
Aufsichtsräte, Anleger –<br />
Unternehmer – Entscheider –<br />
Inserenten – Management<br />
11 6,8 7 9,1 4 4,7<br />
Mittleres Management,<br />
2 1,2 - - 2 2,4<br />
Führungskräfte<br />
Produktion, Ingenieure,<br />
2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />
Qualitätsmanagement<br />
Forschung, wissenschaftlich<br />
2 1,2 - - 2 2,4<br />
ausgebildete Stäbe<br />
Finanzen 1 0,6 - - 1 1,2<br />
Information Professionals 4 2,5 3 3,9 1 1,2<br />
Endanwender, Endnutzer 6 3,7 3 3,9 3 3,5<br />
Fachleute 2 1,2 2 2,6 - -<br />
Personalpolitik 2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />
Marketing, Vertrieb 3 1,9 2 2,6 1 1,2<br />
Ar<strong>bei</strong>tgeber, Ar<strong>bei</strong>tnehmer,<br />
8 4,9 1 1,3 7 8,2<br />
Auszubildende, junge Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
Neukunden, Neu- und Bestandskunden,<br />
4 2,5 1 1,3 3 3,5<br />
potenzielle Kunden<br />
Private Kunden 27 16,7 16 20,8 11 12,9<br />
Breite Öffentlichkeit; Bürger,<br />
14 8,6 7 9,1 7 8,2<br />
Consumer, Endverbraucher, B2C<br />
Genussorientiert 1 0,6 1 1,3 - -<br />
50+, Ältere Menschen 3 1,9 1 1,3 2 2,4<br />
Jugendliche, Schüler, Studierende 9 5,6 7 9,1 2 2,4<br />
Politik, Verbände, Regulierer – 9 5,6 2 2,6 7 8,2<br />
Justiz, Staat<br />
N 162 - 77 - 85 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 58<br />
Tabelle 109<br />
Handlungsbedarf Marketing (I)<br />
Zielgruppenorientierung - gezielte<br />
Ansprache - Mobilisierung neuer<br />
Kundenpotenziale<br />
Ausdrückliche Betonung der<br />
Zielgruppenorientierung –<br />
Segmentierung und Fokussierung<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
17 7,9 13 10,1 4 4,6<br />
13 6,0 9 7,0 4 4,6<br />
Gezielte Ansprache 2 0,9 2 1,6 - -<br />
Mobilisierung neuer<br />
Kundenpotenziale durch<br />
Zielgruppenorientierung<br />
2 0,9 2 1,6 - -<br />
Ziele 9 4,2 5 3,9 4 4,6<br />
Awareness der Anbieter für<br />
1 0,5 1 0,8 - -<br />
Marketing verbessern<br />
„Märkte schaffen“ 2 0,9 2 1,6 - -<br />
Marketing als Aufklärung und<br />
1 0,5 - - 1 1,1<br />
Gesellschaftskritik<br />
Verbesserung des Images –<br />
Produktimage – Bekanntheitsgrad<br />
steigern<br />
5 2,3 2 1,6 3 3,4<br />
Grundlegende Anforderungen – 12 5,6 7 5,4 5 5,7<br />
Gestaltungsprinzipien<br />
„Mehr Werbung“ 1 0,5 1 0,8 - -<br />
Mehr Kreativität 1 0,5 1 0,8 - -<br />
Mehr Tempo 1 0,5 - - 1 1,1<br />
Mehr Flexibilität 1 0,5 - - 1 1,1<br />
Klarheit, Verständlichkeit, Einfachheit<br />
– Formulierungshilfen für Entscheider<br />
– nicht zu penetrant<br />
Produkte, Dienste,<br />
innerorganisatorische<br />
Voraussetzungen<br />
von Marketing<br />
Bessere Produkte und Anwendungen<br />
entwickeln und verkaufen –<br />
Produktentwicklung –<br />
Interdependenz zwischen Marketing<br />
und Preispolitik<br />
Besserer Service, bessere<br />
Dienstleistung, rascherer Service<br />
(statt Call Center) – Akquisition und<br />
bessere Vermittlung<br />
Innerorganisatorischer Aufbau von<br />
Kompetenzen und IT-Support – Mehr<br />
Kompetenz im Vertrieb – Systeme<br />
der Kundenpflege<br />
8 3,7 5 3,9 3 3,4<br />
29 13,4 15 11,6 14 16,1<br />
7 3,2 6 4,7 1 1,1<br />
11 5,1 4 3,1 7 8,0<br />
7 3,2 3 2,3 4 4,6<br />
Dauerhaft präsent sein –<br />
4 1,9 2 1,6 2 2,3<br />
Nachhaltigkeit<br />
Weitere Handlungse rfordernisse 149 69,0 89 69,0 60 69,0<br />
fürs Marketing<br />
N 216 - 129 - 87 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 59<br />
Tabelle 110<br />
Handlungsbedarf Marketing (<strong>II</strong>)<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Inhaltliche Positionierungen 76 35,2 44 34,1 32 36,8<br />
(Rundum-)Positionierung - Full-<br />
Service anbieten - Portefeuille als<br />
Einheit sehen - Präsenz und Position<br />
am Markt<br />
6 2,8 2 1,6 4 4,6<br />
Interessante und umfassende Inhalte<br />
- Inhalte statt Image - Informativere<br />
Pressear<strong>bei</strong>t - Transparenz<br />
6 2,8 5 3,9 1 1,1<br />
Chancen und Potenziale aufzeigen 10 4,6 7 5,4 3 3,4<br />
Innovationsleistungen, eigene<br />
7 3,2 4 3,1 3 3,4<br />
Kompetenz<br />
Bedarfs-, Kunden- und<br />
Nutzerorientierung - Best Practice -<br />
Erfolgsgeschichten - Customization<br />
23 10,6 11 8,5 12 13,8<br />
Anwendungs<strong>bei</strong>spiele, Produkte und<br />
Dienste in Aktion<br />
Preispolitik - Preistransparenz -<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis - Gegen<br />
Dumping - Return of Investment<br />
Konvergenz kommunizieren -<br />
Stimmung pro Technik schaffen -<br />
IT-Outsourcing<br />
Vermarktung von Informationen -<br />
„Information hat seinen Preis“ - Pro<br />
Information Professionals<br />
7 3,2 6 4,7 1 1,1<br />
6 2,8 5 3,9 1 1,1<br />
4 1,9 2 1,6 2 2,3<br />
7 3,2 2 1,6 5 5,7<br />
Instrumente des Marketing 48 22,4 34 26,4 14 16,1<br />
Spezifische Potenziale der Medien 1 0,5 1 0,8 - -<br />
ausschöpfen<br />
Einbeziehung der Elektronischen<br />
Medien - Online-Werbung -<br />
Marketing über Elektronische Medien<br />
20 9,3 13 10,1 7 8,0<br />
Direktansprache, Direktmarketing -<br />
Anrufe<br />
Informationsveranstaltungen,<br />
Vorträge, Seminare, Workshops -<br />
Ausstellungen und Konferenzen -<br />
Events - Tage der offenen Tür -<br />
Zusammenwirken mit Anwendern -<br />
Schulungen<br />
8 3,7 6 4,7 2 2,3<br />
11 5,1 8 6,2 3 3,4<br />
Persönliche Kontakte - Beratung 4 1,9 3 2,3 1 1,1<br />
Klassische PR - Hauszeitschrift 4 1,9 3 2,3 1 1,1<br />
Sonderformen des Marketing 25 11,6 11 8,5 14 16,1<br />
Branchenmarketing,<br />
5 2,3 2 1,6 3 3,4<br />
Verbandsmarketing<br />
Partnermarketing 1 0,5 1 0,8 - -<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung -<br />
Werbung für Studiengänge und<br />
Universitäten sowie Studenten<br />
10 4,6 6 4,7 4 4,6<br />
Forschungsmarketing 6 2,8 2 1,6 4 4,6<br />
Zielgruppe und Kooperationspartner 3 1,4 - - 3 3,4<br />
Politik und Öffentlicher Bereich<br />
N 149 69,0 89 69,0 60 69,0<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 60<br />
10.3 Interpretation<br />
Die wichtigsten<br />
Zielgruppen<br />
und Maßnahmenbereiche<br />
fürs Marketing<br />
Zielgruppenansatz<br />
von<br />
keinem Experten<br />
bezweifelt<br />
Ausdrückliche<br />
Bestätigung<br />
8 %<br />
(1) Die Experten wurden gebeten, maximal drei Zielgruppen mit<br />
besonderen Handlungsbedarfen für ihr Marketing zu benennen und<br />
diesen Zielgruppen Handlungserfordernisse zuzuordnen.<br />
(2) Wurde der Zielgruppenansatz als geeignet angesehen, zu einer<br />
angemessenen Darstellung und Bewertung des informationswirtschaftlichen<br />
Marketing zu kommen? Diese Frage ist nach den vorliegenden<br />
Ergebnissen zu bejahen:<br />
• Auf die Frage, für welche Zielgruppen aus der Sicht der<br />
Informationswirtschaft im Marketing ein besonderer Handlungsbedarf<br />
besteht, nahmen insgesamt 77 Experten mit 162 Nennungen Stellung.<br />
Kein Experte stellte die mit der Frageformulierung unterstellte besondere<br />
Eignung des Zielgruppenansatzes infrage.<br />
• Eine solche Infragestellung erfolgte auch nicht <strong>bei</strong> der Nennung und<br />
Zuordnung von Maßnahmenbereichen.<br />
• In 8 % aller Kommentare wurde die besondere Bedeutung einer<br />
Zielgruppenorientierung im Marketing ausdrücklich betont.<br />
„Zu allererst<br />
Zielgruppen<br />
definieren“<br />
(3) Die besondere Bedeutung eines zielgruppenorientierten Ansatzes<br />
ergab sich sowohl konzeptionell als auch auf der Maßnahmenebene. Er<br />
bewährte sich <strong>bei</strong> der Gewinnung von Neukunden und <strong>bei</strong> der<br />
Bestandspflege. Zum Beispiel:<br />
„Zu allererst Zielgruppen definieren.“<br />
„Zielgruppenmarketing, Aufklärungsar<strong>bei</strong>t.“<br />
„Bessere Segmentierung und Fokussierung.“<br />
„Bessere Zielgruppenanalyse optimaler zielgruppenspezifischer Angebote.“<br />
Zielgruppenorientierte<br />
Ansprachen<br />
und Inhalte<br />
„Zielgruppenorientierte, d.h. mehr interessante Inhalte, weniger Veranstaltungsankündigungen.“<br />
„Gezieltes Mailing mit aussagefähiger CD verschicken und telefonisch<br />
nachfassen.“<br />
Über 80 %<br />
Kunden<br />
(3) Die wichtigste Zielgruppe des informationswirtschaftlichen Marketing<br />
sind die Kunden. Dem Marketing fällt damit vorrangig eine unterstützende<br />
Aufgabe für den Vertrieb der Produkte und Dienstleistungen des eigenen<br />
Unternehmens zu.<br />
Das könnte als triviales Ergebnis erscheinen. Immerhin gibt es aber auch<br />
Zielgruppen für das informationswirtschaftliche Marketing außerhalb der<br />
Kundschaft für Produkte und Dienstleistungen. Auf diese entfiel ein Anteil<br />
von 16 % an allen Nennungen. Im Einzelnen ergab sich die folgende<br />
Verteilung:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 61<br />
Politik<br />
6 %<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />
6 %<br />
Partner,<br />
Lieferanten<br />
2 %<br />
Aufsichtsräte,<br />
Anleger,<br />
Investoren<br />
1 %<br />
• politisch-administrativer Bereich mit einem Anteil von 6 % an allen<br />
Nennungen – genannt wurden hier konkret „Politik, Verbände,<br />
Regulierer und Staat“ sowie eventuell „Multiplikatoren“;<br />
• ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitische Zielgruppen mit einem Anteil von gleichfalls 6 %<br />
an allen Nennungen – hier wurden im Einzelnen „Ar<strong>bei</strong>tgeber,<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmer, Auszubildende und junge Mitar<strong>bei</strong>ter sowie<br />
Personalpolitik“ genannt;<br />
• Partner und Lieferanten mit einem Anteil von 2 %;<br />
• Aufsichtsräte, Anleger und Investoren mit einem Anteil von 1 %..<br />
Auch wenn man in Rechnung stellt, dass die verbleibenden Nennungen<br />
<strong>bei</strong>spielsweise zu Information Professionals, „Agenturen, PR-Firmen“ und<br />
„Marketing, Vertrieb“ nicht sämtlich den Kunden galten, so waren doch<br />
mehr als 80 % aller Zielgruppennennungen auf Kunden bezogen.<br />
Nicht-kundenbezogenes<br />
Marketing im<br />
Aufstieg<br />
begriffen<br />
Investor<br />
Relations<br />
Kommunikation<br />
mit den<br />
Anlegern<br />
(4) Zwar liegen keine Vergleichsdaten aus vergangenen Jahren vor.<br />
Gleichwohl dürfte die Anzahl relevanter Zielgruppen für die Informationswirtschaft<br />
in den letzten Jahren im Zuge einer Professionalisierung des<br />
Marketing größer geworden sein.<br />
Investor Relations – Kommunikation mit den Anlegern. Insbesondere<br />
der Bereich der „Investor Relations“ hat sich bereits seit längerem als<br />
eigenständiger zum Teil hochprofessionalisierter Public Relations-Bereich<br />
in Groß- bzw. marktführenden Unternehmen ausdifferenziert.<br />
Die Krise der „New Economy“ wurde nach den Ergebnissen der Umfrage<br />
zum 2. <strong>Trendbericht</strong> verschärft, indem die Beziehungen zwischen<br />
informationswirtschaftlichen Anbietern und den Risikokapitalfinanzierern<br />
und anderen Anlegern suboptimal geregelt waren, also keine vergleichbare<br />
Kommunikation wie <strong>bei</strong> „Investor Relations“ entstanden war. Nicht<br />
nur gingen Anleger aus der Sicht der befragten Experten unvernünftig<br />
hohe Risiken ein. Vielmehr wurden auch Engagements beendet, die einer<br />
strengen wirtschaftlichen Überprüfung standgehalten hätten. Ein<br />
professionelles Marketing der Anbieter, wäre es vorhanden gewesen,<br />
hätte dazu <strong>bei</strong>tragen können, bestehende Kooperations-potenziale und<br />
gemeinsame Interessen zwischen Anbietern und Anlegern besser<br />
auszuschöpfen.<br />
Allerdings wurde in der Umfrage auf „Aufsichtsräte, Corporate<br />
Governance, Anleger“ sowie „Finanzierungsfragen“ nur in wenigen Fällen<br />
eingegangen.<br />
„Politische<br />
Kommunikaton“<br />
(5) Politische Kommunikation. Auf die Notwendigkeit einer effizienten<br />
Kommunikation der Informationswirtschaft mit dem politischen Bereich<br />
und einer weitergehenden Professionalisierung, die über das traditionelle<br />
Lobbying hinausgehen sollte, wurde in den voraufgegangenen<br />
<strong>Trendbericht</strong>en hingewiesen. Hier sind insbesondere die Verbände und<br />
die Repräsentanten der Unternehmungen in den Verbänden angesprochen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 62<br />
Allerdings wurde in mehreren Nennungen dazu kaum über „Lobbyar<strong>bei</strong>t“<br />
und die Aufforderung, das Konkurrenzdenken unter den Verbandsmitgliedern<br />
abzubauen, hinausgegangen. Ein Experte formulierte eine für die<br />
politische Kommunikation aus der Sicht der Informationswirtschaft<br />
anspruchsvollere Aufgabe:<br />
„Die zentrale Bedeutung der Branche für das Gemeinwohl, die kulturelle<br />
und wirtschaftliche Entwicklung darstellen.“<br />
Auf der Umsetzungsebene wurden „Mehr Public Private Partnerships“<br />
vorgeschlagen sowie:<br />
„(Branche) Muss sich eindeutiger positionieren und auch gegenüber der<br />
Politik die Interessen deutlich machen, verbunden mit der Finanzierung<br />
und dem Stellenwert der einzelnen Akteure.“<br />
Kommunikation<br />
mit Mitar<strong>bei</strong>tern<br />
Werben um<br />
High Potentials<br />
(6) Kommunikation mit Mitar<strong>bei</strong>tern und potenziellen Mitar<strong>bei</strong>tern.<br />
Versuche in Großunternehmen, die innerbetriebliche Kommunikation<br />
<strong>bei</strong>spielsweise durch eine Mitar<strong>bei</strong>terzeitschrift zu verbessern, haben eine<br />
lange Tradition. Besonders in den Boomjahren suchten manche<br />
informationswirtschaftlichen Ar<strong>bei</strong>tgeber ihre Chancen auf dem<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarkt verbessern, indem sie <strong>bei</strong>spielsweise High Potentials an den<br />
Hochschulen professionell (etwa über Veranstaltungen und/oder eine<br />
systematische Zusammenstellung relevanter Materialien) ansprachen,<br />
zum Beispiel:<br />
„Anziehen der guten Studenten.“<br />
Partner- und<br />
Lieferantenmarketing<br />
(7) Partner- und Lieferantenmarketing. Hingegen wurde die<br />
Notwendigkeit eines Partner- und Lieferantenmarketing bislang allenfalls<br />
ansatzweise erkannt. Beispielsweise brachten einzelne Online-Datenbankanbieter,<br />
die die Angebote von Hunderten oder sogar Tausenden von<br />
Datenbasenproduzenten bündeln, den einen oder anderen Partnerbrief<br />
heraus.<br />
Greifen die<br />
bislang<br />
entwickelten<br />
Instrumente<br />
überhaupt?<br />
(8) Die besonderen Kennzeichen nicht-kundenbezogenen Marketing<br />
dürften häufig in punktuellen Aktivitäten und einen geringen Grad an<br />
Systematik bestehen. Allerdings sind die Ziele in diesen Bereichen häufig<br />
nur vergleichsweise allgemein zu definieren und mögen die Möglichkeiten<br />
zu einer Erfolgskontrolle geringer sein. Daher fragt es sich, ob die bislang<br />
entwickelten Marketing-Instrumente für die „neuen Formen“ des Marketing<br />
tauglich sind und mehr als eine oberflächliche Anpassung benötigen. Wie<br />
lässt sich <strong>bei</strong>spielsweise ein so abstraktes Gut wie „Kooperation“<br />
verkaufen? Allenfalls ergeben sich zwischen dem Image-Marketing der<br />
Produktwerbung und den weiteren Formen des Marketing enge Bezüge.<br />
Der Kunde zu<br />
abstraktes<br />
Konstrukt<br />
(9) Auch in den traditionelleren Bereichen des Marketing ist „der Kunde“<br />
ein zu abstraktes Konstrukt, als dass es für die Konzeptualisierung von<br />
Marketingaktivitäten tauglich wäre. Vielmehr ist eine weitere Konkretisierung<br />
und Differenzierung der Kundschaft nach Zielgruppen vonnöten.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 63<br />
Business to<br />
Business,...<br />
Business to<br />
Consumer<br />
Geschäftskunden<br />
70 %<br />
Privatkunden<br />
17 %<br />
Eine erste wichtige Differenzierung der informationswirtschaftlichen<br />
Kundschaft ist die zwischen Business-to-Business- und Business-to-<br />
Consumer-Bereich oder zwischen Geschäfts- und Privatkunden.<br />
Gegenüber diesen Zielgruppen haben sich seit längerem deutlich<br />
unterschiedliche Strategien und Maßnahmen duchgesetzt. Beispielsweise<br />
werden Konsumenten in der Werbung emotionaler als Geschäftskunden<br />
angesprochen.<br />
Die informationswirtschaftlichen Experten sahen ihre Geschäftskundschaft<br />
als wesentlich wichtiger als ihre Privatkundschaft an. So waren über 70 %<br />
aller Nennungen der Geschäftskundschaft zuzuordnen, während lediglich<br />
17 % aller Kunden auf die Privatkundschaft entfielen.<br />
Demnach ist die Informationswirtschaft vorrangig eine B2B-Branche.<br />
Unabhängig vom Marketing kommt die Dominanz des B2B-Bereiches<br />
auch darin zum Ausdruck, dass dieser vorrangig die Entwicklung der<br />
gesamten Branche bestimmt (zur möglichen Ausnahme der „Mobilkommunikation“<br />
siehe Kapitel 19).<br />
(10) Die Privatkundschaft erwies sich in den Augen der befragten<br />
Experten als wesentlich homogener als die Geschäftskundschaft. Das<br />
wird daran deutlich, dass im Bereich der Privatkundschaft lediglich 48 %<br />
der Nennungen weiter konkretisiert wurden. Im Bereich der<br />
Geschäftskundschaft beträgt der entsprechende Anteil hingegen 74 %.<br />
Allgemeine<br />
Nennungen<br />
einschließlich<br />
B2B und B2C<br />
29 %<br />
(11) Die Experten gingen vorrangig auf konkretere Gruppen unterhalb der<br />
Abstraktionsebene nicht nur von „Kunden“, sondern auch von „B2B“,<br />
„Business“ sowie „Bürger, Consumer, Endverbraucher und B2C“ ein. So<br />
wurden nach 55 % aller Nennungen konkretere Kundengruppen genannt,<br />
während auf die allgemeineren Nennungen einschließlich B2B und B2C<br />
ein Anteil von 29 % entfiel.<br />
Konkretere<br />
Nennungen<br />
58 %<br />
Pirvatkundschaft<br />
homogener<br />
als<br />
Geschäftskundschaft<br />
Differenzierungskritieren<br />
...<br />
... innerhalb<br />
von B2B und<br />
B2C<br />
Jugendliche,<br />
Schüler,<br />
Studierende<br />
Daneben<br />
50+, ältere<br />
Menschen<br />
(12) Die Kriterien, die die Experten heranzogen, um ihre Kundschaft nach<br />
Zielgruppen zu differenzieren, sind im Einzelnen:<br />
• innerhalb des B2B-Bereiches: Branchen, Unternehmensgrößen,<br />
Unternehmensalter, unternehmensintern ausgeübte Funktionen sowie<br />
Neu-, Bestands- und potenzielle Kunden;<br />
• innerhalb des B2C-Bereiches: vor allem das Lebensalter.<br />
(13) Soweit innerhalb der Privatkundschaft Zielgruppen gebildet wurden,<br />
waren dies vor allem „Jugendliche, Schüler und Studierende“. Diese<br />
vereinigten 69 % aller Nennungen zu konkreten Konsumentengruppen auf<br />
sich.<br />
Als weitere Lebensaltersgruppe wurden „50+“ und „ältere Menschen“<br />
genannt (23 % aller Nennungen zu konkreten Konsumentengruppen).<br />
Hinzu kam eine Nennung zugunsten der „Genussorientierten“.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 64<br />
Jugend als<br />
Trendsetter<br />
(14) Die Dominanz junger Lebensaltersgruppen könnte überraschen, da<br />
informationswirtschaftliche Konsumgüter <strong>bei</strong> allem Preisverfall nicht immer<br />
die billigsten sind und junge Menschen im Regelfall nicht über eine<br />
besondere Kaufkraft verfügen.<br />
Vertrieb<br />
„jugendlicher<br />
Lebenswelten“<br />
Die „nichtangesprochenen“<br />
mittleren<br />
Altersgruppen<br />
Entdeckung<br />
der Senioren<br />
Allerdings übernehmen Jugendliche <strong>bei</strong>spielsweise als „Early Adopters“<br />
trendsetzende Funktionen, indem sie sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt<br />
für neue Produktbereiche, Produkte und Funktionen begeistern. Wichtiger<br />
dürfte hingegen ein, dass auch ältere Zielgruppen mit einer höheren<br />
Kaufkraft mit einer nur scheinbar an Jugendliche gerichteten Werbung<br />
angesprochen werden. Letztere werden zu gewinnen versucht, indem<br />
ihnen gemeinsam mit der Produktwerbung eine Lebenswelt mit<br />
hedonistischen und genussorientierten Werten vermittelt und ihnen<br />
darüber hinaus ein „Stück Jugend“ versprochen wird. Dieser „große Bluff“<br />
funktioniert längerfristig, obgleich er von jedem durchschaut wird oder<br />
durchschaut werden kann.<br />
Wenn die Senioren in den letzten Jahren zunehmend als Zielgruppe für<br />
das Produktmarketing entdeckt wurden, so dürfte dies nicht nur mit den<br />
laufenden demografischen Verschiebungen zusammenhängen, sondern<br />
auch damit, dass man ab einem bestimmten Lebensalter leicht lächerlich<br />
wirkt, wenn man sich allzusehr mit Jugend identifiziert und sie nachzuahmen<br />
sucht.<br />
Differenzierungen<br />
der Geschäftskundschaft<br />
Funktionen<br />
21 – 27 %<br />
Branchen<br />
17 %<br />
(15) Die Differenzierungen der Geschäftskundschaft nach verschiedenen<br />
Kriterien führten zu der folgenden Verteilung:<br />
• Differenzierung nach unternehmensintern ausgeübten Funktionen mit<br />
einem Anteil von 27 % an allen Nennungen beziehungsweise von 21<br />
%, wenn man die ar<strong>bei</strong>tgeber- und ar<strong>bei</strong>tnehmerbezogenen sowie<br />
anlegerbezogenen Zielgruppen außen vorlässt;<br />
• Differenzierung nach Branchen mit einem Anteil von 17 %;<br />
• Differenzierung nach Unternehmensgrößen und Unternehmensalter<br />
mit einem Anteil von 7 %;<br />
• Differenzierung nach Neu- und potenziellen Kunden mit einem Anteil<br />
von 3 % sowie<br />
• Differenzierung nach ausländischen Kunden mit einem Anteil von 1 %.<br />
Im Folgenden werden diese Nennungen einer teils kritischen Bewertung<br />
unterzogen.<br />
Exportorientierung,<br />
...<br />
... aber kein<br />
Marketing für<br />
Auslandskunden?<br />
(16) Auslansdskunden: Zwar hat die deutsche Informationswirtschaft<br />
etwa mit Bertelsmann, Siemens, SAP und eventuell der Deutschen<br />
Telekom nur wenige große globale oder internationale Player aufzuweisen<br />
und ist sie auf allen internationalen Teilmärkten einer harten Konkurrenz<br />
meistens aus den USA und zumeist aus weiteren Ländern ausgesetzt.<br />
Siehe das vorgenommene internationale Benchmarking für die deutsche<br />
Informationswirtschaft in früheren <strong>Trendbericht</strong>en.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 65<br />
Bleiben<br />
Produktentwicklung<br />
und<br />
Vertrieb ...<br />
... auf sich<br />
selbst gestellt?<br />
Ausländische<br />
Kunden<br />
1 %<br />
Gleichwohl handelt es sich <strong>bei</strong> der deutschen Informationswirtschaft um<br />
eine exportorientierte Branche. Auslandsmärkte haben insoweit einen<br />
besonderen Marketing-Bedarf, als die vorliegenden Unterlagen für den<br />
Binnenmarkt außerhalb des deutschen Sprachraums mindestens in die<br />
englische wenn nicht zusätzlich in die jeweilige Landessprache zu<br />
übersetzen sind.<br />
In den vorangegangenen Umfragen hoben die befragten Experten<br />
wiederholt als besondere Notwendigkeit hervor, sich an die spezifischen<br />
Bedingungen eines Absatzmarktes durch ein Customization ihrer<br />
Produkte und durch eine Dezentralisierung und Internationalisierung ihres<br />
Vertriebes <strong>bei</strong>spielsweise durch das Eingehen von Allianzen mit Partnern<br />
vor Ort anzupassen.<br />
Wenn aber nur nach 1 % aller Nennungen zum informationswirtschaftlichen<br />
Marketing an die ausländischen Kunden gedacht wurde, so dürfte<br />
der Erhöhung der Anpassungsflexibilität <strong>bei</strong> Produktentwicklung und<br />
Vertrieb keine des Marketing erfolgt sein.<br />
Neu- und<br />
Bestandskunden<br />
Unterschiede<br />
zwischen<br />
ihnen ...<br />
... erfordert<br />
unterschiedliches<br />
Marketing<br />
2,5 % aller<br />
Nennungen<br />
(17) Neu- und Bestandskunden. Die unverzichtbaren Hauptaufgaben<br />
des Vertriebes bestehen darin, bestehende Kunden zu halten und neue<br />
zu gewinnen.<br />
Unterscheiden sich Neu- und Bestandskunden so sehr voneinander, dass<br />
ein unterschiedliches Herangehen von Vertrieb und Marketing erforderlich<br />
wird? Das dürfte in vielen Fällen so sein. So muss ein Kunde, der eine<br />
bestimmte Anlage, Anwendung oder Lösung erworben hat, nicht mehr –<br />
<strong>bei</strong>spielsweise durch einen Prospekt oder eine Broschüre - von deren<br />
besonderen Vorteilen überzeugt werden. Wohl aber liegt ihm daran,<br />
kontinuierlich über neue Möglichkeiten des Upgrading oder der Wartung –<br />
<strong>bei</strong>spielsweise über einen entsprechenden Newsletterdienst - informiert<br />
zu werden.<br />
Der Vertriebsmitar<strong>bei</strong>ter wird seine Herangehensweisen im persönlichen<br />
Gespräch mit dem Kunden entsprechend abwandeln. Wenn aber nur<br />
nach 2,5 % aller Nennungen auf die für die Kundenbetreuung zentrale<br />
Unterscheidung zwischen Neukunden und Bestandskunden Bezug<br />
genommen wird, so dürfte dies bedeuten, dass die informationswirtschaftlichen<br />
Unternehmen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle<br />
nicht zwischen Marketing-Maßnahmen für Neukunden und Marketing-<br />
Maßnahmen für Bestandskunden unterscheiden.<br />
Betriebsgrößenstruktur<br />
7 %<br />
(18) Großunternehmen versus kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Nach immerhin 7 % aller Nennungen wurde seitens der befragten<br />
Experten die Unternehmensgröße, in zweiter Linie auch das<br />
Unternehmensalter als Differenzierungsmerkmal für die zu treffenden<br />
Marketing-Maßnahmen ins Spiel gebracht. Von diesen Nennungen<br />
entfielen nur 17 % auf Großunternehmen, aber 83 % auf kleine und<br />
mittlere Unternehmen (einschließlich Existenzgründungen).<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 66<br />
Kleine und<br />
mittlere Unternehmen<br />
6 %<br />
Wird damit ausgesagt, dass das Marketing für kleine und mittlere<br />
Unternehmen in der Informationswirtschaft besonders weit entwickelt ist?<br />
Das ist nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich <strong>bei</strong> den Aussagen der<br />
Experten nach der Frageformulierung weniger um empirische als um<br />
normative Aussagen. Die kleinen und mittleren Unternehmen sind nicht<br />
eine bevorzugte Zielgruppe für das informationswirtschaftliche Marketing,<br />
vielmehr sollte im Marketing mehr für sie getan werden. Zum Beispiel:<br />
„Effizienzsteigerung plausibel machen, spezifische Kampagnen für<br />
Mittelstandsunternehmen, spezifische Ansprache für kleine und Kleinstunternehmen<br />
(Small office/Home office).“<br />
Spezielles<br />
Marketing für<br />
KMUs wäre<br />
sinnvoll ...<br />
... und<br />
machbar<br />
Die Realität dürfte in informationswirtschaftlichen Unternehmen typischerweise<br />
so aussehen, dass in den Marketing-Unterlagen nicht nach der<br />
Betriebsgröße unterschieden und dass auch <strong>bei</strong> der Erar<strong>bei</strong>tung eines<br />
Konzeptes nicht an eine solche Differenzierung gedacht wird. In<br />
Großunternehmen würden aber auch stark technisch orientierte Materialien<br />
zumindest von einem Teil der Ansprechpartner verstanden, da hier<br />
informationswirtschaftliche Professionals (teilweise) zu informationswirtschaftlichen<br />
Professionals sprechen. Solches lässt sich für mittelständische<br />
Unternehmen, wo die Wahrnehmung aller unternehmerischen<br />
Aufgaben womöglich in einer Hand vereinigt ist, nicht voraussetzen.<br />
Eine weitere Möglichkeit, auf die besonderen Informationsbedarfe der<br />
mittelständischen Wirtschaft einzugehen, besteht darin, Anwender<strong>bei</strong>spiele<br />
und Fallstudien aus der mittelständischen Wirtschaft zu<br />
sammeln. Diese, in geeigneter Weise recherchiert und beschrieben,<br />
gehen auch auf alle spezifischen Zusammenhänge und Probleme der<br />
mitttelständischen Wirtschaft ein, soweit sie für die zur Erörterung<br />
stehenden Anwendung relevant sind.<br />
Kein gesondertes<br />
Marketing<br />
für Existenzgründer<br />
Es sei denn,<br />
man produziert<br />
speziell für sie.<br />
(19) Existenzgründungen. Gelegentlich wurde von den befragten<br />
Experten die Zielgruppe „Existenzgründer“ genannt. Für diese ist<br />
allerdings kein Defizit informationswirtschaftlichen Marketing festzustellen.<br />
Denn diese Gruppe ist zu klein und entweder von den kleinen und<br />
mittleren Unternehmen oder aber von semi-privaten Zusammenhängen,<br />
aus denen ihre Mitglieder herauswachsen wollen, nicht verschieden<br />
genug, um ein gesondertes Marketing zu rechtfertigen. Auch sind die hier<br />
zu erzielenden Umsätze vergleichsweise bescheiden.<br />
Allerdings kann es aus einer einzelwirtschaftlichen Sinn sinnvoll sein, sich<br />
speziell der Zielgruppe „Existenzgründungen“ mit einem besonderen<br />
Dienstleistungsangebot <strong>bei</strong>spielsweise im Beratungsbereich anzunehmen<br />
und damit verbunden ein Marketing speziell für diese Zielgruppe zu<br />
entwickeln.<br />
Unternehmensinterne<br />
Funktionen<br />
17 %<br />
(20) Marketing nach unternehmensinternen Funktionen. Differenzierungsmöglichkeiten<br />
des Marketing werden vorzugsweise nach Branchen<br />
diskutiert. Demnach wäre für diese Umfrage vorzugsweise eine Unterteilung<br />
der Marketing-Zielgruppen nach Branchen zu erwarten gewesen.<br />
Solche Unterteilungen wurden auch vorgenommen. Sie erreichten einen<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 67<br />
Solche Unterteilungen wurden auch vorgenommen. Sie erreichten einen<br />
Anteil an allen Nennungen von 17 %.<br />
Demgegenüber kam die Differenzierung der Kundschaft nach unternehmensinternen<br />
Funktionen zu einem Anteil von 27 % an allen Nennungen.<br />
Anbieter muss<br />
im Unternehmen<br />
...<br />
... mindestens<br />
drei Gruppen<br />
überzeugen<br />
Management,<br />
Techniker,<br />
Fachreferenten<br />
Alle Gruppen<br />
...<br />
... mit Vetomacht<br />
ausgestattet?<br />
Die unterschiedlichen<br />
Perspektiven<br />
im Anwenderunternehmen<br />
Funktionsbezogenes<br />
Marketing auf<br />
der Umsetzungsebene<br />
Mit den Nennungen unternehmensinterner Funktionen trugen die befragten<br />
Experten insoweit einer Besonderheit informationswirtschaftlicher<br />
Produkte und Dienste Rechnung, als die Anbieter <strong>bei</strong>spielsweise für den<br />
Verkauf einer größeren informations- und kommunikationstechnischen<br />
Anwendung mit ihrem vergleichsweise hohen Graden an Komplexitiät und<br />
kontinuierlichen Weiterentwicklungsmöglich-keiten nicht einen Kunden<br />
oder eine homogene Gruppe überzeugen müssen, sondern vorzugsweise<br />
drei Gruppen. Im Einzelnen handelt es sich da<strong>bei</strong> um<br />
• das Management, das über die „Budgethoheit“ verfügt und letztlich<br />
über den Kauf einer größerer Anwendung entscheidet;<br />
• die Techniker oder informationstechnischen Professionals, die mit<br />
dem Anbieter die Einzelheiten der zu liefernden Anwendung erörtern<br />
und festlegen sowie<br />
• die Fachleute oder Fachreferenten, denen die neue Anwendung<br />
helfen soll, ihre Aufgaben besser als bisher zu erfüllen.<br />
Nicht selten dürfte jede dieser Gruppen im Anwenderunternehmen über<br />
„Vetomacht“ verfügen, so dass die Anlage gegen ihren ausdrücklichen<br />
Willen nicht angeschafft würde. Gleichzeitig sind sie heterogen in dem<br />
Sinne, dass die Vertriebsmitar<strong>bei</strong>ter des Anbieters sie mit unterschiedlichen<br />
Argumenten überzeugen muss, es sei denn, ein „Innovator“<br />
innerhalb des Anwenderunternehmens nähme dem Anbieter diese Ar<strong>bei</strong>t<br />
ab.<br />
Beispielsweise würde sich das Management durch eine Darstellung<br />
angesprochen fühlen, in der die Verbindung der Anwendung zu den<br />
Unternehmenszielen hergestellt und ihr Nutzen <strong>bei</strong>spielsweise in der<br />
Form von Kostensenkungen quantifiziert wird. Der informationswirtschaftliche<br />
Professional wird nach technischen Spezifikationen und<br />
Leistungsdaten suchen, während die „Fachleute, Endanwender und<br />
Endnutzer“ zu überzeugen sind, indem eine eindeutige Verbesserung<br />
ihrer Ar<strong>bei</strong>tsvollzüge und Leistungsmöglichkeiten, also der konkrete<br />
Nutzen oder „Mehrwert“ einer Anwendung in den Ar<strong>bei</strong>tsabläufen,<br />
nachgewiesen wird.<br />
Ist es möglich, geeignete Differenzierungen des eigenen Marketing für<br />
einen Vertragsabschluss nach drei Zielgruppen vorzunehmen?<br />
Wohl ist es wenig sinnvoll, die genannten drei Gruppen über drei<br />
verschiedene „Informationspakete“ anzusprechen, da die Einheitlichkeit<br />
des Verkaufsprozesses gewahrt bleiben muss und eine Übereignung<br />
unterschiedlicher Informationsmaterialien Misstrauen im Anwenderunternehmen<br />
auslösen würde. Allerdings ist sehr wohl möglich, die<br />
unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb eines „Informationspaketes“<br />
anzusprechen und auf verschiedenen Seiten abzuhandeln. Auch würde<br />
sich niemand im Anwenderunternehmen irritiert zeigen, wenn ein Kapitel<br />
der Publikation <strong>bei</strong>spielsweise mit der Überschrift „Das interessiert<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 68<br />
der Publikation <strong>bei</strong>spielsweise mit der Überschrift „Das interessiert<br />
besonders das Management“ begänne.<br />
19 % aller<br />
Nennungen<br />
Nach den vorliegenden Ergebnissen sind 19 % aller Nennungen und 72 %<br />
der Nennungen zu funktionsbezogenen Differenzierungen dem obigen<br />
Modell zuzuordnen. Für die befragten Experten ist es demnach sehr<br />
relevant.<br />
Dennoch dürfte der informationswirtschaftliche Vertrieb in seinen Bemühungen,<br />
die unterschiedlichen Gruppen im Anwenderunternehmen zu<br />
überzeugen, derzeit weitgehend vom Marketing alleingelassen werden.<br />
Marketing<br />
nach Branchen<br />
17 %<br />
(21) Marketing nach Branchen. Die Vielfalt und Heterogenität der<br />
informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen kam auch in den<br />
entsprechenden Nennungen der Experten zum Ausdruck.<br />
Die besondere potenzielle Bedeutung der Anwenderbranche „Öffentliche<br />
Hand“ wird daran deutlich, dass sie häufiger als jede andere „Branche“<br />
genannt wurde, die „Industrie, Infrastruktur“ ausgenommen. Allerdings<br />
wurde der „Öffentliche Bereich“ – womöglich eine Folge mittlerweile<br />
eingetretener Enttäuschungen – nie an die erste Stelle der Nennungen<br />
gesetzt.<br />
Auch<br />
branchenspezifisches<br />
Marketing<br />
dürften selten<br />
sein.<br />
Marketing der<br />
Unternehmen<br />
lässt sich nach<br />
Trägern<br />
zusammenfassend<br />
erörtern<br />
Aber<br />
Ausnahmebereiche<br />
der<br />
Bildung und<br />
Forschung<br />
Auch für das informationswirtschaftliche Marketing nach Branchen dürfen<br />
Defizite vemutet werden, da die befragten Experten zwar verschiedene<br />
Branchen als Zielgruppe nannten, den einzelnen Branchen aber kaum<br />
Maßnahmen zuordneten, die für diese spezifisch gewesen wären.<br />
(22) Sollte nach den vorliegenden Ergebnissen zwischen den<br />
verschiedenen Trägern des informationswirtschaftlichen Marketing<br />
unterschieden werden?<br />
Die befragten Experten aus den Unternehmungen gingen nur selten auf<br />
Spezifika ihrer eigenen informationswirtschaftlichen Teilbranche<br />
(insbesondere deren Produkte und Dienstleistungen) ein.<br />
Eine Ausnahme von dieser Regel stellten die Repräsentanten aus Lehre<br />
und Forschung dar. Diese nahmen fast immer auf die Besonderheiten<br />
ihrer Einrichtungen und Probleme Bezug, die speziell für ihre Einrichtung<br />
gelten. Ausdrücklich wurde auf „Aus-, Fort- und Weiterbildung – Werbung<br />
für Studiengänge und Universitäten“ nach 5 % aller Nennungen und auf<br />
„Forschungs-marketing“ nach 3 % aller Nennungen eingegangen.<br />
Besondere<br />
Probleme<br />
eines Hochschulmarketing,<br />
....<br />
(23) Eine besondere „Dringlichkeit“ des Hochschul- oder Bildungs- und<br />
Forschungsmarketing hatte sich auch in den Ergebnissen zur Frage<br />
„Dringlichkeit des informationswirtschaftlichen Marketing“ ergeben. Für<br />
diesen sehr speziellen Bereich bestehen aus Marketing-Sicht sowohl<br />
besondere Gefahren und Probleme als auch besondere Chancen:<br />
• Die Märkte für Bildungs- und Forschungsleistungen sind in großen<br />
Teilen intransparent. Die Versuche, hier Rankings einzuführen, sind<br />
im Grundsatz zu begrüßen. Allerdings haben die entsprechenden<br />
Versuche mit großen methodologischen Problemen zu kämpfen. So<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 69<br />
Versuche mit großen methodologischen Problemen zu kämpfen. So<br />
sind komplexe Güter wie „Bildungs- und Forschungsleistungen“ kaum<br />
miteinander zu vergleichen.<br />
• Vor allem die Konsolidierungskrise der öffentlichen Haushalte, aber<br />
auch die zögerliche Haltung der Privatwirtschaft im wirtschaftlichen<br />
Abschwung hat zu bedeutenden finanziellen Problemen in Bildungsund<br />
Forschungseinrichtungen geführt.<br />
• Insbesondere die öffentlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen<br />
ar<strong>bei</strong>ten unter schwierigen institutionellen und administrativen<br />
Rahmenbedingungen. Von den befragten Experten werden ihnen und<br />
den für sie zuständigen politischen Instanzen daher Jahr für Jahr<br />
„strukturelle Reformen“ abverlangt. Soweit „strukturelle Reformen“<br />
etwa an den Universitäten in Gang gebracht wurden, sind diese heftig<br />
umstritten.<br />
• Wenn schon die Produkte und Dienste der Informationswirtschaft<br />
erklärungsbedürftig sind und zu Besonderheiten im Marketing führen<br />
sollten, die Bildungs- und Forschungsleistungen der Hochschulen sind<br />
weitaus erklärungsbedürftiger, es sei denn, man wollte sich mit<br />
überaus allgemeinen Aussagen wie „Wir machen Innovationen<br />
möglich“ begnügen.<br />
• Zielgruppen eines Hochschulmarketing müsste in erster Linie die<br />
Politik und Administration als die <strong>bei</strong> weitem größten Geldgeber der<br />
öffentlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen sein. Für diese<br />
Zielgruppe gibt es jedoch kaum Beispiele für Marketing, geschweige<br />
für ein erfolgreiches Marketing, auf dem sich aufbauen ließe.<br />
• Noch liegen generelle Beispiele für ein erfolgreiches und Erfolg<br />
versprechendes Hochschulmarketing vor.<br />
• Versuche zu einem Hochschulmarketing werden durch die administrativen<br />
Regelwerke behindert.<br />
Auch in den Ergebnissen dieser Umfrage befinden wir uns vorwiegend in<br />
Bereichen normativer Aussagen („was man tun müsste“).<br />
... aber auch<br />
besondere<br />
Chancen, ...<br />
(24) Auf der anderen Seite besteht für ein Bildungs- und Forschungsmarketing<br />
auch besondere Chancen:<br />
• Die Leistungen oder mindestens die Leistungsmöglichkeiten der<br />
Bildungs- und Forschungseinrichtungen und deren besondere<br />
Bedeutung für die weitere Entwicklung der eigenen Branche und<br />
darüber hinaus sind innerhalb der Informationswirtschaft unbestritten.<br />
• In mehreren Umfragen zu den <strong>Trendbericht</strong>en stimmten die Experten<br />
Ausgabenerhöhungen der öffentlichen Hand für Bildungs- und<br />
Forschungseinrichtungen implizit und zum Teil ausdrücklich zu<br />
(vorausgesetzt, deren „strukturelle Probleme“ würden gelöst). Es<br />
dürfte sich ein weitgehender Konsens zu der folgenden Aussage<br />
herstellen lassen: „Im Bildungs- und Forschungsbereich wird über<br />
unsere Zukunft (einschließlich unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit)<br />
entschieden.“ Als gleichrangige wichtige politische Aufgabe<br />
wie Bildungs- und Forschungspolitk wurde allenfalls die Ordnungsund<br />
Deregulierungspolitik aufgefasst.<br />
• Die Kooperationspotenziale zwischen Informationswirtschaft und<br />
öffentlicher Bildung und Forschung sind <strong>bei</strong> weitem nicht<br />
ausgeschöpft. So wurde von den befragten Experten kontinuierlich<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 70<br />
ausgeschöpft. So wurde von den befragten Experten kontinuierlich<br />
eine Verbesserung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Ausbildungseinrichtungen<br />
und Wirtschaft verlangt.<br />
• Es gibt attraktive Studiengänge und Spitzenforschung in Deutschland.<br />
Beim Hochschulmarketing kann darauf Bezug genommen werden.<br />
• Darüber hinaus müsste das an diesen Einrichtungen tätige<br />
hochqualifizierte Personal in der Lage sein, anspruchsvolle Vorgaben<br />
für ein eigenes Marketing professionell umzusetzen, dies <strong>bei</strong>spielsweise<br />
im Zusammenwirken mit Marketinginstituten an den eigenen<br />
Einrichtungen.<br />
Private Weiterbildungsanbieter<br />
(25) Unter den Weiterbildungsdienstleistern zeigten sich besonders die<br />
privaten Anbieter marketingbewusst, indem sie zum Beispiel ihre<br />
überlegene Flexibilität gegenüber Hochschuladministrationen hervorhoben:<br />
„Trainingsbedarf herausstellen. Vorteile kleinerer Dienstleister betonen,<br />
die keinen Verwaltungswasserkopf aufweisen.“<br />
Nutzen für<br />
Unternehmen<br />
Neue Studiengänge<br />
erklären<br />
Befürworter eines Hochschulmarketing hatten die Zielgruppen<br />
Unternehmen und Studierende, nicht die Hochschulpolitik im Auge. Da<strong>bei</strong><br />
fragt es sich, ob Maßnahmen zur besseren Informierung der Studenten<br />
und womöglich gar eine Verbesserung der verwaltungsbezogenen<br />
Kommunikation zwischen Studierenden und Hochschule unter Marketing<br />
fallen sollten. Ein Experte kam auf die Idee, die Ar<strong>bei</strong>ten der Studierenden<br />
mit zu vermarkten. Das dürfte allerdings eine heroische Idee sein. Zum<br />
Beispiel:<br />
„Bedeutung von Aus- und Weiterbildung für Unternehmen hervorheben.“<br />
„Erklären der neuen Bologna-Studiengänge; Wegfall der Diplome;<br />
moderne Bachelorstudiengänge entwickeln und die Vorteile den Leuten<br />
dazu darlegen.“<br />
„Informationen über Studium, Berufsfelder u.ä. (wird schon weitgehend<br />
realisiert).“<br />
Die Studenten<br />
im Blick<br />
„Besser in allen administrativen Dingen unterstützen - aber Verschulung<br />
vermeiden, eher Prozesse verbessern (Online-Einschreiben, Rückmelden,<br />
Prüfungen anmelden, etc.) ... Die Ar<strong>bei</strong>t der Studenten besser<br />
publizistisch unterstützen, sie bekannt machen.“<br />
Weiteres Ausund<br />
Weiterbildungsmarketing<br />
Forschungsmarketing<br />
(26) Mit den sechs Nennungen zum Forschungsmarketing wurde eine<br />
größere Zahl an Zielgruppen genannt. Das waren im Einzelnen<br />
Forschungsförderpolitiker, Entscheider über Gelder für Auftragsforschung,<br />
potenzielle Auftraggeber unter anderem im KMU-Bereich, aber auch<br />
andere Forscher sowie die allgemeine Öffentlichkeit. Auch wurden die<br />
Zielgruppen sowie die anzustrebenden Ziele (Akquisition zusätzlicher<br />
Forschungsmittel, Einwerbung hochklassiger Forscher, Steigerung der<br />
Reputation der eigenen Einrichtung) und die einzusetzenden Maßnahmen<br />
(Herstellung von Transparenz über Forschungsmöglichkeiten und Möglichkeiten<br />
der Auftragsforschung, Imagewerbung) vergleichsweise präzise<br />
„herausgear<strong>bei</strong>tet“.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 71<br />
„herausgear<strong>bei</strong>tet“.<br />
Allerdings dachten die Forscher nur daran, die Einwerbung zusätzlicher<br />
Mittel, nicht jedoch die Sicherung des Basisbudgets für Lehre und<br />
Forschung zum Gegenstand des eigenen Marketing zu machen. Damit<br />
lässt sich fragen, ob die richtigen Prioritäten gesetzt wurden.<br />
Die Nennungen zum Forschungmarketing lauten im Einzelnen:<br />
Einwerbung<br />
zusätzlicher<br />
Forschungsgelder<br />
Hochklassige<br />
Forscher<br />
gewinnen<br />
„Forderung und Begründung größerer Eigenständigkeit <strong>bei</strong> Fördermitteln.“<br />
„Forschungs- und Entwicklungszusammenar<strong>bei</strong>t <strong>bei</strong> Diensten, Produkten<br />
und Verfahren.“<br />
„Forschern (vor allem ausländischen) die Hochschule attraktiver machen,<br />
mehr Informationen bereitstellen (Forschungsdatenbank).“<br />
„Für höhere Reputation der Wissenschaft werben.“<br />
Auch KMUs<br />
können<br />
Kunden sein.<br />
„Zweischneidiges Schwert der Auftragsforschung entschärfen.“<br />
„Diese Gruppe sollte gezielt informiert werden (KMU etc), welche<br />
Möglichkeiten sich an F & E an den Hochschulen ergeben. Noch heute zu<br />
sehr auf persönliche Bekanntschaften gestützt.“<br />
Maßnahmen<br />
speziell für<br />
bestimmte<br />
Zielgruppen ...<br />
... praktisch<br />
nicht genannt<br />
(27) Wurden die Handlungsbedarfe des Marketing so spezifisch<br />
dargestellt, dass diese nur für bestimmte und nicht für andere Zielgruppen<br />
gelten konnten? Dies war praktisch so gut wie nie der Fall, wenn man von<br />
der Gruppe „Öffentliche Forschungs- und Bildungseinrichtungen“ absieht.<br />
Dies lässt sich als zusätzlicher Beleg für eine mangelnde Zielgruppenorientierung<br />
des informationswirtschaftlichen Marketing auf der<br />
Umsetzungsebene sehen.<br />
Ergebnisse<br />
zum<br />
Handlungsbedarf<br />
Zielgruppenorientierung<br />
hat sich durchgesetzt,<br />
...<br />
... aber nur<br />
prinzipiell<br />
Selbstverständliche<br />
Ziele ...<br />
... erst gar<br />
nicht angesprochen?<br />
(28) Zentrale Ergebnisse zu den Nennungen zum „Handlungsbedarf<br />
Marketing“ lauten:<br />
(a) In 8 % aller Nennungen wurde ausdrücklich die besondere Bedeutung<br />
der Zielgruppenorientierung im Marketing betont. Vereinzelt wurde auf die<br />
Möglichkeit verwiesen, neue Kundengruppen über ein zielgruppenorientiertes<br />
Marketing zu gewinnen. Wenn demnach das informationswirtschaftliche<br />
Marketing bedeutende Defizite aufweist, so liegt dies nicht<br />
an einem mangelnden „Zielgruppenbewusstsein“. Vielmehr besteht der<br />
Fehler darin, aus diesem Bewusstsein für die Umsetzungs-ebene nicht die<br />
richtigen Schlussfolgerungen gezogen zu haben.<br />
(b) In 4 % aller Nennungen wurden Ziele des Marketing konkretisiert.<br />
Da<strong>bei</strong> war es den befragten Experten anscheinend zu dumm, well<br />
selbstverständlich, auf die verkaufsfördernden und verrtriebsunterstützenden<br />
Ziele des Marketing einzugehen. Stattdessen wurde von<br />
Imagewerbung, Schaffung von Awareness und in einem Fall sogar von<br />
der Funktion des Marketing als „Aufklärung und Gesellschaftskritik“<br />
gesprochen. In der Praxis des Marketing könnte es sinnvoll sein, die<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 72<br />
gesprochen. In der Praxis des Marketing könnte es sinnvoll sein, die<br />
verkaufsfördernden und vertriebsunterstützenden Aufgaben des<br />
Marketing stärker zu betonen und das „Selbstverständliche“ zum unverrückbaren<br />
Bezugspunkt aller Maßnahmen zu machen.<br />
Klarheit,<br />
Verständlichkeit,<br />
Einfachheit<br />
Interdependenzen<br />
mit<br />
Produkten<br />
und Diensten<br />
35 %<br />
Inhaltliche<br />
Positonierungen<br />
Besondere<br />
Bedeutung der<br />
Bedarfs-,<br />
Kunden- und<br />
Nutzerorientierung<br />
22 %<br />
Instrumente<br />
des Marketing<br />
(c) Bei den „grundlegenden Anforderungen“ bzw. den „Gestaltungsprinzipien“<br />
für das Marketing (6 % der zusätzlichen Kommentare) kehrten<br />
Nennungen wieder, wie sie sich auch in der „Anforderungsliste an das<br />
Marketing“ im 9. Kapitel finden. Vor allem wurde die Notwendigkeit<br />
hervorgehoben, Marketingprodukte klar, verständlich und einfach zu<br />
formulieren. Aber auch eine weitergehende Verbreitung von<br />
„Agenturtugenden“ – „mehr Werbung“, „mehr Kreativität“, „mehr Tempo“<br />
und „mehr Flexibilität“ – wurde empfohlen.<br />
(d) In 13 % aller Nennungen wurde auf die bestehenden Interdependenzen<br />
zwischen Marketing einerseits und den zu bewerbenden<br />
Produkten und Diensten bzw. auf innerorganisatorische Vorausssetzungen<br />
des Marketing hingewiesen. In 2 % der Kommentare wurde<br />
darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, Marketing kontinuierlich und mit<br />
langem Atem zu betreiben und so dauerhaft präsent zu sein.<br />
(e) In mehr als in jeder dritten Nennung (35 %) wurde auf inhaltliche<br />
Positionierungen <strong>bei</strong> der Gestaltung von Marketing-Materialien eingegangen.<br />
Allein 11 % der Nennungen galten der Darstellung einer<br />
besonderen Bedarfs-, Kunden- und Nutzerorientierung des Anbieters bzw.<br />
seiner Produkte und Dienste (einschließlich Eingehen auf Best Practice,<br />
Erfolgsgeschichten und Customization). Dieser Anteil erhöhte sich auf 14<br />
%, wenn man „Anwendungs<strong>bei</strong>spiele“ sowie „Produkte und Dienste in<br />
Aktion“ hinzunähme. Eine besondere „Nutzenorientierung“ statt „Nutzerorientierung“<br />
(„Chancen und Potenziale aufzeigen“) wurde in 5 % aller<br />
Nennungen als notwendig angesehen.<br />
Weitere inhaltliche Positionierungen lauteten: die gesamte Positionierung<br />
des Unternehmens und seine Stellung am Markt darstellen (3 % aller<br />
Nennungen) – Betonung des Informationsgehaltes von Aussagen,<br />
„interessante und umfassende Inhalte“ liefern (3 %) – Themen wie zum<br />
Beispiel Konvergenz, Möglichkeiten der Technik allgemein und IT-<br />
Outsourcing kommunizieren (2 %) – Notwendigkeit und Möglichkeit der<br />
Vermarktung von Informationen (3 %) – „Preispolitik, Preistransparenz,<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis“ (2 %).<br />
(f) Die Experten gingen in 22 % ihrer Nennungen auf die Instrumente des<br />
Marketing ein. Da<strong>bei</strong> betonten sie in 10 % ihrer Kommentare die<br />
besondere Bedeutung einer Einbeziehung der Elektronischen Medien in<br />
das Marketing und gingen sie in 7 % auf die Bedeutung persönlicher<br />
Kontakte zum Kunden etwa auf Veranstaltungen ein.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 73<br />
(29) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Resultaten:<br />
Zielgruppenorientierung<br />
hat sich<br />
durchgesetzt<br />
Probleme auf<br />
der Umsetzungsebene<br />
Vernachlässigte<br />
Zielgruippen<br />
...<br />
...von zentraler<br />
Bedeutung<br />
In Anwenderunternehmen<br />
sind drei<br />
Gruppen zu<br />
überzeugen<br />
Vertriebsunterstützung<br />
als<br />
unverrückbarer<br />
Bezugspunkt<br />
Zielgruppen<br />
außerhalb des<br />
konventionellen<br />
Marketing<br />
• Zielgruppenorientierung hat sich im informationswirtschaftlichen<br />
Marketing nicht nur durchgesetzt. Sie ist selbstverständlich geworden.<br />
• Die Defizite des informationswirtschaftlichen Marketing bestehen vor<br />
allem darin, aus der bestehenden Zielgruppenorientierung die richtigen<br />
Konsequenzen auf der Umsetzungsebene zu ziehen.<br />
• Wichtige Zielgruppen, denen zum Teil weit mehr als bisher spezifische<br />
Maßnahmen gelten sollten, sind<br />
- Auslandskunden;<br />
- Neukunden und oder Bestandskunden;<br />
- kleine und mittlere Unternehmungen, nicht aber<br />
Existenzgründungen, und<br />
- eventuell auch: Branchen (Beispiel für eine mögliche Differenzierung:<br />
privater und öffentlicher Bereich).<br />
• Für den Vertrieb zumindest größerer informationswirtschaftlicher<br />
Produkte/Dienste gilt, dass in den Anwenderunternehmen drei<br />
Gruppen, nämlich das Management, die Techniker und die<br />
Fachreferenten mit unterschiedlichen Argumenten überzeugt werden<br />
müssen. Dieser Tatbestand gehört zwar zum vertrieblichen Allgemeinwissen.<br />
Er hat aber bislang im Marketing nicht zu geeigneten<br />
Konsequenzen geführt.<br />
• Marketing dient dem Verkauf von Produkten und Diensten und hat den<br />
Vertrieb zu unterstützen. So trivial diese Aussagen erscheinen, sie<br />
sind es dennoch wert, in der informationswirtschaftlichen Marketing-<br />
Praxis häufiger ausgesprochen zu werden und als unverrückbarer<br />
Bezugspunkt für die einzelnen Maßnahmen zu dienen.<br />
• Allerdings gibt es auch ein – wenngleich im Regelfall nachgeordnetes<br />
– Marketing, das nicht direkt der Vertriebsunterstützung dient. Hier<br />
sind vor allem an Zielgruppen zu nennen:<br />
- Anleger auch außerhalb des etablierten Investor Relations-<br />
Bereiches (dies auch angesichts der teilweise fehlgeschlagenen<br />
Kooperationsbeziehungen zwischen Anbietern und Anlegern in der<br />
„Krise der New Economy“);<br />
- ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitische Gruppen wie die derzeitige Belegschaft sowie<br />
High Potentials, die rekrutiert werden sollen;<br />
- Partner und Lieferanten sowie<br />
- die Politik beziehungsweise der gesamte öffentliche Bereich.<br />
Professionalisierungsbedarf<br />
• Für diese Gruppen dürften die Erfahrungen aus dem konventionellen<br />
Marketing (mit teilweiser Ausnahme des Image-Marketing) nicht<br />
übertragbar sein und dürfte hier ein bedeutender Professionalisierungsbedarf<br />
bestehen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Unternehmensstrategien 74<br />
Öffentliche<br />
Forschungsund<br />
Bildungseinrichtungen<br />
• Für öffentliche Forschungs- und Bildungseinrichtungen besteht eine<br />
besondere Notwendigkeit verbunden mit besonderen Problemen und<br />
Chancen, ins Marketing einzusteigen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 75<br />
Themenschwerpunkt IV:<br />
Qualifizierungsstrategien<br />
11. Qualifikationserwerb<br />
11.1 Die Frage<br />
„Im „Qualifikationserwerb“ hat es in letzter Zeit <strong>bei</strong> einzelnen Maßnahmen eine eindeutige<br />
Verbesserung (Verschlechterung) gegeben bzw. eine solche Verbesserung (Verschlechterung)<br />
zeichnet sich eindeutig ab.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 76<br />
11.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 111<br />
Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb<br />
Nennungen<br />
insgesamt<br />
Eindeutige<br />
Verbesserung<br />
Eindeutige<br />
Verschlechterung<br />
Efifzienzindikator<br />
Qualifikationserwerb insgesamt 130 85 65,4 % 45 34,6 % 1,89<br />
Unternehmensintern –<br />
insgesamt<br />
517 294 56,9 % 223 43,1 % 1,32<br />
Rekrutierung,<br />
130 79 60,8 % 51 39,2 % 1,55<br />
Mitar<strong>bei</strong>terauswahl<br />
Eigene Aus- und Weiterbildung 133 84 63,2 % 49 36,8 % 1,71<br />
Einbeziehung von E-Learning 122 70 57,4 % 52 42,6 % 1,35<br />
Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter 124 60 48,4 % 64 51,6 % 0,94<br />
(z.B. Personalentwicklungspläne)<br />
Weitere Maßnahmen 1) 8 1 12,5 % 7 87,5 % 0,14<br />
Schulen, Berufsschulen,<br />
Hochschulen – insgesamt<br />
498 284 57,0 % 214 43,0 % 1,33<br />
Strukturelle Reformen 118 42 35,6 % 76 64,4 % 0,55<br />
Neue Ausbildungsordnungen / 121 72 59,5 % 49 40,5 % 1,47<br />
-berufe<br />
Neue Curricula / Studiengänge 130 94 72,3 % 36 27,7 % 2,61<br />
Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
119 73 61,3 % 46 38,7 % 1,59<br />
Bildungseinrichtungen / Wirtschaft<br />
Weitere Maßnahmen 2) 10 3 30,0 % 7 70,0 % 0,43<br />
Private Bildungsanbieter,<br />
z.B. private Hochschulen,<br />
Seminaranbieter<br />
Politik – Politische<br />
Rahmenbedingungen<br />
105 80 76,2 % 25 23,8% 3,20<br />
382 208 54,5 % 174 45,5 % 1,20<br />
Reform Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t 121 53 43,8 % 68 56,2 % 0,78<br />
Förderung Selbstständigkeit,<br />
124 72 58,1 % 52 41,9 % 1,38<br />
Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme<br />
Hartz IV, Agenda 2010 128 79 61,7 % 49 38,3 % 1,61<br />
Weitere Maßnahmen 3) 9 4 44,4 % 5 55,5 % 0,80<br />
N 1.632 951 58,3 % 681 41,7 % 1,40<br />
1) „Mitar<strong>bei</strong>ter als Hauptpotenzial erkennen und fördern.“ - „Schulungen.“ - „SAP-Einführung.“ -<br />
„Kaum Softskillangebote.“ - „Keine Vorausplanung möglich.“<br />
2) „Bedenkliche Entwicklung durch Fachhochschulen.“ - „Schrittweiser Prozess hin zu einer<br />
Anpassung an aktuelle Anforderungen.“ - „Studiengebühr.“ - „Den unangreifbaren Beamtenstatus<br />
von Professoren teils abschaffen.“ - „Mehr Informatik.“ - „Private Initiativen.“- „Qualität der Lehre.“ -<br />
„Keine Lehrplanänderungen.“<br />
3) „Alles, was Bundesregierung macht!“ - „Fehlende Abstufung <strong>bei</strong> Konzepten, zu hoher Anspruch.“<br />
- „Nichts Neues.“ - „Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit.“ - „Lehrstellen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 77<br />
Tabelle 112<br />
Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb:<br />
Zusätzliche Kommentare<br />
Absolut In %<br />
Eindeutige Verbesserung 4 8,7<br />
Allgemeine Verbesserung 1 2,2<br />
Rekrutierungsmöglichkeiten verbessert 1 2,2<br />
Fachhochschulen haben sich verbessert 1 2,2<br />
Hartz IV 1 2,2<br />
Ambivalente Beurteilungen – Stagnation –<br />
Keine Veränderung<br />
14 30,4<br />
Allgemein 10 21,7<br />
Unternehmensbezogene Qualifizierungsmaßnahmen 2 4,4<br />
Stagnation in den Bildungseinrichtungen 2 4,4<br />
Eindeutige Verschlechterung 28 60,9<br />
Nicht genügend Kandidaten für Einstellung 1 2,2<br />
Ar<strong>bei</strong>tgeber fahren Qualifizierungsmaßnahmen zurück – Als<br />
Erstes sparen <strong>bei</strong> der Qualifizierung – Zu wenig Investitionen in<br />
Humankapital<br />
4 8,7<br />
Sehr schlechte Schulausbildung, großer Verbesserungsbedarf 2 4,4<br />
Verfall der Bildungseinrichtungen - Überbürokratisierung 3 6,5<br />
Hochschulpersonal ohne pädagogische Eignung – an<br />
Weiterbildung nicht interessiert<br />
1 2,2<br />
Sparmaßnahmen führen zu geringerer Qualität 2 4,4<br />
Strukturelle und gesetzgeberische Reformen zwecks Standort-<br />
3 6,5<br />
und Wachstumssicherung geboten<br />
Sparender Staat – keine Hilfe von Politik zu erwarten 2 4,4<br />
Konzeptionsloser Staat, keine Impulse, Verfehlung der<br />
7 15,2<br />
Zielgruppen – „Hirnlose Reformen“ – Aktionismus –<br />
Verwässerung durch Konsensfindung und überkomplizierte<br />
Prozesse<br />
Reglementierender Staat, Überbürokratisierung 2 4,4<br />
Schlechte Stimmung 1 2,2<br />
N 46 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 78<br />
11.3 Interpretation<br />
58 % Verbesserung<br />
42 % Verschlechterung<br />
(1) Die Experten wurden gebeten, die aktuellen Veränderungen im<br />
Bereich des Qualifikationserwerbs nach einem vorgelegten Klassifikationssystems<br />
zu bewerten. Da<strong>bei</strong> sollten sie möglichst zwischen<br />
eindeutigen Verbesserungen und Verschlechterungen unterscheiden.<br />
Insgesamt wurden 1.632 Bewertungen vorgenommen. In 951 (58 %)<br />
dieser Bewertungen wurde eine eindeutige Verbesserung, in 681 (42 %)<br />
eine eindeutige Verschlechterung festgestellt. Teilt man die Anzahl der<br />
Stimmen, die von einer eindeutigen Verbesserung sprachen, durch die<br />
Anzahl der Stimmen, in denen von einer eindeutigen Verschlechterung<br />
die Rede war, so beträgt der Wert des entsprechenden „Effizienzindikators“<br />
1,40. Das ist ein positives Ergebnis.<br />
Qualifikationserwerb<br />
generell<br />
1,89<br />
Qualifikationserwerb<br />
einzelne<br />
Maßnahmen<br />
1,40<br />
(2) Die Experten sollten die aktuellen Maßnahmen zum Qualifikationserwerb<br />
sowohl generell, also ohne Bezugnahme auf konkrete<br />
Maßnahmenbereiche, als auch spezifisch, das heißt, unter Bezugnahme<br />
auf konkrete Maßnahmen und Maßnahmenbereiche, bewerten. Während<br />
der Effizienzindikator ohne Bezugnahme auf konkrete Maßnahmenbereiche<br />
auf einen Wert von 1,89 kam, betrugen die „Effizienzwerte“<br />
einzelner Maßnahmen und Maßnahmenbereiche zusammengenommen<br />
lediglich 1,40.<br />
Nimmt man an, dass in den generellen Bewertungen auch die (immer<br />
noch) gute Meinung zum Qualifikationssystem der Bundesrepublik<br />
Deutschland einfloss und in den spezifischen Bewertungen mehr den<br />
aktuellen Entwicklungen im Qualifikationssystem und darüber hinaus<br />
dem aktuellen Geschäfts- und politischen Klima Rechnung getragen<br />
wurde, so gäbe der Wert von 1,40 die aktuelle Stimmung der<br />
Informationswirtschaft in Qualifikationszusammenhängen besser wieder.<br />
Geschäftsführer<br />
sehen eher<br />
aktuelle<br />
Verbesserungen<br />
....<br />
... als Experten<br />
von anderen<br />
Hierarchieebenen.<br />
(3) Von den „Weiteren Maßnahmen“ und den „Neuen<br />
Ausbildungsordnungen/-berufen“ abgesehen kamen die Experten aus<br />
der Leitungsebene <strong>bei</strong> allen Kategorien zu teilweise deutlich optimistischeren<br />
Einschätzungen als die Experten von anderen<br />
Hierarchieebenen. Bedeutende Unterschiede ergaben sich vor allem <strong>bei</strong>:<br />
• Rekrutierung/Mitar<strong>bei</strong>terauswahl – Verbesserung: 74 % Leitungsebene,<br />
60 % Bereichsleiter-/Abteilungsleiterebene, 47 % „Weitere<br />
Funktion“;<br />
• Einbeziehung von E-Learning – Verbesserung: 67 % Leitungsebene,<br />
46 % Bereichsleiter-/Abteilungsleiterebene, 58 % „Weitere Funktion“;<br />
• Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter – Verbesserung: 64 % Leitungsebene,<br />
46 % Bereichs- und Abteilungsleiterebene, 35 % „Weitere<br />
Funktionen“;<br />
• Pirvate Bildungsanbieter - Verbesserung: 83 % Leitungsebene, 68 %<br />
Bereichsleiter- und Abteilungsleiterebene; 76 % „Weitere<br />
Funktionen“;<br />
• Förderung Selbstständigkeit, Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme – Verbesserung: 62 %<br />
Leitungsebene, 50 % Bereichsleiter- und Abteilungsleiterebene, 56 %<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 79<br />
„Weitere Funktionen“<br />
IuK und<br />
E-Commerce<br />
am optimistischsten<br />
(4) Innerhalb der Anbieterbranchen neigten die Experten aus der<br />
Informations- und Kommunikationstechnik und mit einigem Abstand „E-<br />
Commerce, Online-Werbung“ zu optimistischeren Bewertungen als die<br />
Experten aus den anderen Teilbranchen.<br />
Zusätzliche<br />
Kommentare<br />
0,14<br />
(5) Im Gegensatz zu den Ergebnissen nach dem Ankreuzverfahren<br />
standen vier positiven Bewertungen und 14 ambivalenten Einschätzungen<br />
28 Kommentare gegenüber, in denen von einer eindeutigen<br />
Verschlechterung die Rede war. Teilt man die Anzahl der positiven<br />
Bewertungen durch die Anzahl der negativen Bewertungen, so beträgt<br />
der Wert dieses „Effizienzindikators“ lediglich 0,14<br />
Damit wird das Bild einer positiven Stimmung, wie es in den<br />
Ankreuzungen zum Ausdruck kommt, durch die zusätzlichen Kommentare<br />
der Experten deutlich relativiert.<br />
Bei allgemeinen<br />
Beurteilungen ...<br />
... überwiegt<br />
eindeutig die<br />
Ambivalenz<br />
(6) Auch nahm die einzige Expertenstimme, mit der eine allgemeine<br />
Verbesserung der Situation konstatiert wurde, Einschränkungen an der<br />
eigenen Beurteilung vor:<br />
„Die Verbesserungen sind nicht immer so eindeutig, allerdings geht es in<br />
der richtigen Richtung voran.“<br />
Hingegen fielen alle anderen Kommentare zur allgemeinen Lage ambivalent<br />
aus. Darunter befanden sich Stimmen, in denen eine stagnierende<br />
Entwicklung bzw. keine Veränderung festgestellt wurde. Oder die<br />
Experten zogen sich auf fehlende Beurteilungsmöglichkeiten oder eine<br />
„metatheoretische Kritik“ zurück, nach der das vorgelegte Zweier-<br />
Beurteilungssystem („verbessert“, „verschlechtert“) nicht ausreichend<br />
war. Auch wurde insoweit Missmut geäußert, als die getroffenen<br />
Qualifizierungsmaßnahmen als nicht ausreichend beziehungsweise als<br />
zu kurzfristig angelegt erschienen. Oder es handelte sich lediglich um<br />
erste Schritte.<br />
Beispiele für ambivalente Stellungnahmen lauten:<br />
Keine oder<br />
marginale<br />
Verländerungen<br />
Stillstand<br />
„Keine Veränderung.“<br />
„Bei fast allen angegebenen Punkten kann weder eine eindeutige<br />
Verbesserung oder Verschlechterung festgestellt werden. Vielmehr<br />
scheint weiter ein gewisser Stillstand vorzuherrschen mit teilweise<br />
geringen Verbesserungen.“<br />
„Eigentlich gab es weder das eine noch das andere. Die Mehrzahl der<br />
Maßnahmen sind marginale Verbesserungen/Verschlechterungen des<br />
Status quo.“<br />
„Etwas schwierig, sich zwischen eindeutiger Verbesserung und Verschlechterung<br />
entscheiden zu müssen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 80<br />
schlechterung entscheiden zu müssen.“<br />
Rückzug auf<br />
fehlende<br />
Beurteilungsmöglichkeiten<br />
„Eine etwas differenziertere Benotungsmöglichkeit wäre wünschenswert.“<br />
„Einige Punkte sind nicht mit eindeutiger Verbesserung oder eindeutiger<br />
Verschlechterung zu beantworten!“<br />
„Immer Sonne macht Wüste, und nachdem man sich 25 Jahre lang auf<br />
der sicheren Seite glaubte, ist nun der Anschluss besonders schwer.<br />
Tendenziell und durch kleine Inseln des Bemühens ist ein Silberstreif zu<br />
sehen.“<br />
Maßnahmen<br />
unzureichend<br />
„Erste Schritte erkennbar, insgesamt inkonsequente Konzeption und<br />
insbesondere Umsetzung.“<br />
„Maßnahmen werden getroffen, um kurzfristigen Erfolg zu haben.“<br />
„So pauschal ist die Antwort fast in keiner Kategorie "eindeutig" zu<br />
geben. Und dort, wo es Fortschritte gab, ist zu fragen, ob diese<br />
ausreichen.“<br />
Öffentliche<br />
Bildungseinrichtungen<br />
1,33<br />
(7) Differenziert man die Ergebnisse nach den verschiedenen Trägern<br />
des Qualifikationserwerbs, so kamen diese 2004 erstmalig zu nahezu<br />
identischen Effizienzwerten (von den privaten Bildungsanbietern abgesehen):<br />
Unternehmensinterne<br />
Qualifizierung<br />
1,32<br />
Kritische Sicht<br />
in zusätzlichen<br />
Kommentaren<br />
• Private Bildungsanbieter 3,20<br />
• Schulen, Berufsschulen, Hochschulen 1,33<br />
• unternehmensinterne Qualifizierung 1,32<br />
• Politik und politische Rahmenbedingungen 1,20.<br />
In den zusätzlichen Kommentaren wurden alle institutionellen Bereiche<br />
kritisch gesehen. Das gilt auch für eine Stellungnahme, in der der<br />
institutionelle Bezug nicht konkretisiert wurde.<br />
„(Notwendige) Sparmaßnahmen schlagen auf die Qualität durch.“<br />
Effizienzindikatoren<br />
2002 - 2005<br />
(8) Damit ergaben sich 2004 im Vergleich zu den Vorjahren wesentliche<br />
Veränderungen in den Bewertungen der Experten. Siehe Tabelle 113.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 81<br />
Tabelle 113<br />
Effizienzindikatoren 2002 – 2005: Bewertungen der<br />
Maßnahmen zum Qualifikationserwerb<br />
2004/5 2003/4 2002/3<br />
Unternehmensintern – ingesamt 1,32 2,71 2,74<br />
Rekrutierung, Mitar<strong>bei</strong>terauswahl 1,55 5,56 2,56<br />
Eigene Aus- und Weiterbildung 1,71 2,94 4,69<br />
Einbeziehung von E-Learning 1,35 1,89 1,65<br />
Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter (z.B.<br />
0,94 1,39 2,00<br />
Personalentwicklungspläne)<br />
Weitere Maßnahmen 0,14 4,00 1,50<br />
Schulen, Berufsschulen, Hochschulen –<br />
insgesamt<br />
1,33 1,33 1,76<br />
Strukturelle Reformen 0,55 0,65 0,56<br />
Neue Ausbildungsordnungen und -berufe 1,47 2,71 4,50<br />
Neue Curricula / Studiengänge 2,61 2.29 5,30<br />
Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
1,59 1,30 0,68<br />
Bildungseinrichtungen / Wirtschaft<br />
Weitere Maßnahmen 0,43 6,00 0,14<br />
Private Bildungsanbieter, z. B. private<br />
Hochschulen, Seminarangebote<br />
3,20 2,85 -<br />
Politik – Politische Rahmenbedingungen 1,20 0,71 0,27<br />
Reform Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t 0,79 0,43 -<br />
Förderung Selbstständigkeit, Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme 1,38 1,22 -<br />
Hartz IV, Agenda 2010 bzw.<br />
1,61 0,83 0,32<br />
Flexibilisierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />
Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen<br />
- - 0,15<br />
(z.B. Steuererleichterungen)<br />
Weitere Maßnahmen zur Poltik 0,80 2,00 0,31<br />
Durchschnittliche Bewertung<br />
aller Maßnahmenbereiche<br />
1,40 1,58 1,59<br />
Gesamtindikator<br />
von 1,59 im<br />
Jahr 2002/3 ...<br />
... auf 1,40 im<br />
Jahr 2004/5<br />
gesunken<br />
(9) Nach diesen Ergebnissen ging die durchschnittliche Bewertung zu<br />
Maßnahmen des Qualifikationserwerbs 2004 nicht unerheblich gegenüber<br />
den Vorjahren zurück, nämlich von 1,59 im Jahr 2002 und 1,58 im<br />
Jahr 2003 auf 1,40 im Jahr 2004. Insoweit wird die ambivalente oder<br />
sogar skeptische Stimmung bestätigt, wie sie in den zusätzlichen<br />
Kommentaren der Experten in der aktuellen Umfrage zum Ausdruck<br />
kommt.<br />
Einbruch des<br />
Unternehmensbereiches<br />
...<br />
(10) Für diese Verschlechterung der Stimmung lässt sich eindeutig ein<br />
vorrangig verantwortlicher Träger-und Maßnahmenbereich identifizieren.<br />
Es sind die unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 82<br />
... von 2,71<br />
auf 1,32<br />
(a) In den Jahren 2002 und 2003 waren auf eine skeptische Stimme zu<br />
den unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen 2 ¾ positive<br />
Beurteilungen gekommen. 2004 wurde die Qualifizierungspolitik der<br />
Unternehmen zwar immer noch positiv beurteilt. Aber jetzt kommen auf<br />
eine skeptische Stimme nur noch 1,3 positive Stimmen.<br />
Das ist der größte Stimmungseinbruch, den es für einen institutionellen<br />
Bereich seit 2002 und mit Ausnahme des Stimmungsumschwungs nach<br />
der letzten Bundestagswahl zu Lasten des politischen Bereiches seit<br />
dem Jahr 2000 gegeben hat.<br />
Private<br />
Bildungsanbieter<br />
von 2,85<br />
auf 3,20<br />
Politischer<br />
Bereich<br />
von 0,71<br />
auf 1,20<br />
Öffentliche<br />
Bildungsanbieter<br />
...<br />
... bleiben mit<br />
1,33<br />
konstant.<br />
(b) Im Gegensatz dazu konnten die anderen institutionellen Bereiche ihre<br />
Werte verbessern oder blieb der Wert ihres Effizienzindikators mindestens<br />
konstant:<br />
• Die bereits sehr positive Beurteilung der privaten Bildungsanbieter<br />
verbesserte sich noch einmal (von 2,85 auf 3,20).<br />
• Der politische Bereich wechselte mit einem Wert von 1,20 in eine<br />
insgesamt positive Beurteilung über, nachdem seine Bewertung im<br />
Zusammenhang mit den Polarisierungsprozessen des Jahres 2002<br />
auf einen schon katastrophalen Wert von 0,27 gesunken war und es<br />
2003 mit einem Wert von 0,71 eine erste bedeutende Erholung in den<br />
Effizienzwerten gegeben hatte.<br />
• Die öffentlichen Bildungsanbieter kamen insgesamt gesehen auf<br />
einen Effizienzwert von 1,33 und stellten damit ihre Bewertung vom<br />
Vorjahr ein.<br />
Damit wurden die Bildungseinrichtungen insgesamt gesehen zum<br />
erstenmal besser als alle anderen institutionellen Bereiche beurteilt.<br />
Rolle des qualifikationspolitischen<br />
Sündenbocks<br />
...<br />
(11) Der Einbruch des Unternehmensbereiches in den Bewertungen der<br />
Experten kommt auch darin zum Ausdruck, dass sich die einzelnen<br />
Maßnahmenbereiche im unternehmensinternen Qualifizierungserwerb –<br />
von der Rekrutierung neuer Mitar<strong>bei</strong>ter bis zur Bestandspflege des<br />
Mitar<strong>bei</strong>terbestandes – sämtlich verschlechterten. Hingegen wurden die<br />
einzelnen Maßnahmenbereiche der Politik mit Ausnahme der „Weiteren<br />
politischen Bereiche“ positiver als früher und die einzelnen Maßnahmenbereiche<br />
der öffentlichen Bildungseinrichtungen im zeitlichen Vergleich<br />
„durchwachsen“ bewertet.<br />
Zwar wurden alle institutionellen Bereiche von den Experten unter<br />
„Weitere Bereiche“ negativ beurteilt. Hier war der Effizienzwert <strong>bei</strong> den<br />
„Weiteren Bereichen“ unternehmensinterner Qualifizierung jedoch mit<br />
0,14 der <strong>bei</strong> weitem niedrigste. Hingegen betrugen die entsprechenden<br />
Effizienzwerte <strong>bei</strong> den Öffentlichen Bildungseinrichtungen 0,43 und für<br />
den politischen Bereich 0,80.<br />
... geht 2004<br />
auf den Unternehmensbereich<br />
über.<br />
(12) Demnach ist die Rolle des qualifikationspolitischen Sündenbocks<br />
von den öffentlichen Bildungseinrichtungen im Jahre 2000 über die Politik<br />
im Jahre 2002 auf den Unternehmensbereich im Jahre 2004<br />
übergegangen. Auch wenn die unternehmensinternen Qualifizierungs-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 83<br />
übergegangen. Auch wenn die unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
nach wie vor insgesamt positiv beurteilt wurden, dieses<br />
Ergebnis ist nicht zu unterschätzen, da es sich vozugsweise um eine<br />
Selbstkritik der Informationswirtschaft handelt.<br />
Rückgang der<br />
Qualifizierungsanstrengungen<br />
...<br />
... in Krisenjahren<br />
Keine Rückkehr<br />
zu dem Niveau<br />
aus den<br />
Boomjahren<br />
(13) Wie ist die eindeutig schlechtere Bewertung unternehmensinterner<br />
Qualifizierungsmaßnahmen zu erklären, nachdem sich diese Bewertungen<br />
in den Vorjahren seit 2000 insgesamt gesehen auf einem<br />
höheren „Plateau“ ohne weitgehende Veränderungen nach oben oder<br />
unten gehalten hatten (<strong>bei</strong> zum Teil bedeutenden Variationen der<br />
Effizienzwerte für einzelne Maßnahmenbereiche)?<br />
Hier liegen die folgenden Zusammenhänge nahe:<br />
• In den Jahren der Krise der New Economy, der Medienwirtschaft und<br />
der öffentlichen Haushalte sowie des gesamtwirtschaftlichen<br />
Abschwungs fuhren die informationswirtschaftlichen Unternehmen im<br />
Zuge von Konsolidierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen ihre<br />
Anstrengungen unter anderem im Qualifizierungsbereich zurück.<br />
• Mittlerweile hat sich zwar die wirtschaftliche Lage vieler<br />
informationswirtschaftlicher Unternehmen verbessert. Aber die<br />
Informationswirtschaft ist insgesamt gesehen nicht zu dem Niveau<br />
ihrer Qualifizierungsanstrengungen aus den Boomjahren zurückgekehrt.<br />
Vielmehr setzen einige informationswirtschaftliche Unternehmen<br />
ihren Sparkurs und ihre Konsolidierungsanstrengungen im<br />
Qualifizierungsbereich fort.<br />
• Mit dem quantitativen Rückgang von Qualifizierungsbemühungen ist<br />
die Gefahr verbunden, dass auch an der Qualität der eigenen<br />
Qualifizierungsanstrengungen und indirekt an der Qualität der<br />
eigenen Produktion, Produktentwicklung und Kundenbetreuung<br />
„gespart“ wird.<br />
• Die Experten waren sich in allen Umfragen zu den <strong>Trendbericht</strong>en<br />
der Tatsache bewusst, dass der bestehende „Mismatch“ zwischen<br />
angebotenen und nachgefragten Qualifikationen strukturell bedingt<br />
war und von den aktuellen konjunkturellen Entwicklungen lediglich<br />
überlagert wurde. Angesichts dieser weiterhin bestehenden Probleme<br />
können sich Sparstrategien und Konsolidierungsbemühungen im<br />
Qualifizierungsbereich als besonders kurzsichtig erweisen.<br />
„Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />
fahren ...<br />
(14) Werden diese Thesen durch die zusätzlichen Kommentare der<br />
Experten zum Qualifikationserwerb gedeckt?<br />
In 9 % aller Aussagen wurde ausdrücklich bekundet, dass „Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />
ihre Qualifizierungsmaßnahmen zurückfahren“ bzw. zu wenig Investitionen<br />
in Humankapital vorgenommen werden. Zum Beispiel:<br />
„Sehr bedenkliche Entwicklung, wenn kaum Invest in Humankapital.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 84<br />
... ihre Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zurück“<br />
„Die meisten Unternehmen halten Weiterbildung inzwischen für die<br />
Privatsache der Mitar<strong>bei</strong>ter. Nachfrage an Firmenschulungen geht<br />
zurück. Die politischen Reformen verfehlen die Zielgruppe. Weiterbildungsmaßnahmen<br />
der Ar<strong>bei</strong>tsagentur sind weitgehend zurückgefallen.“<br />
„Generell ist die Fortbildung in meiner Einrichtung als erstes dem<br />
Costcutting zum Opfer gefallen. Dies könnte sich in Zukunft rächen, wenn<br />
Wissen zugekauft werden muss.“<br />
„Bei Qualifikation<br />
wird als<br />
erstes gespart.“<br />
„Zuerst wird <strong>bei</strong> Einsparungen <strong>bei</strong> der Mitar<strong>bei</strong>terqualifikation gespart.<br />
Dies setzt einen negativen Kreislauf in den Firmen in Gang, da die<br />
Qualität der Ar<strong>bei</strong>tsergebnisse darunter leidet. Bei Ar<strong>bei</strong>tnehmern,<br />
Auszubildenden und Ar<strong>bei</strong>tslosen.“<br />
Auf Entwicklungen dieser Art wurde gelegentlich auch in den Antworten<br />
der Experten auf andere Fragen verwiesen.<br />
Unternehmensinterne<br />
Ausund<br />
Weiterbildung<br />
(15) Auch die schlechteren Bewertungen einzelner Maßnahmenbereiche<br />
lassen sich als (qualitative) Verschlechterungen unternehmensinterner<br />
Qualifizierung interpretieren:<br />
1,71 • Unter den unternehmensinternen Maßnahmenbereichen wurde den<br />
Maßnahmen der „eigenen Aus- und Weiterbildung“ zwar immer noch<br />
der höchste Effizienzwert zugeordnet. Aber dieser Wert sank<br />
kontinuierlich von 4,69 im Jahre 2002 über 2,94 im Jahre 2003 auf<br />
1,71 im Jahre 2004. Das waren zuletzt nur mehr 36 % des<br />
Ausgangswertes von 2002.<br />
Bestandspflege<br />
der Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
0,94<br />
• Die Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter, im Vergleich zu anderen Qualifizierungsbereichen<br />
innerhalb der Unternehmen schon immer ein<br />
Sorgenkind, da hier längerfristig angelegte Qualifizierungsmaßnahmen<br />
erforderlich gewesen wären, wechselte erstmalig in den<br />
Bereich der negativen Beurteilungen über (0,94).<br />
Nach wie vor<br />
„strukturelles<br />
Mismatch“ ...<br />
(16) Besteht das strukturell bedingte „Mismatch“ zwischen angebotenen<br />
und nachgefragten Qualifikationen aus der Sicht der Experten auch in<br />
der Gegenwart weiter? Diese Frage ist nach den vorliegenden empirischen<br />
Ergebnissen zu bejahen:<br />
(a) Zwar kamen im Bereich „Rekrutierung, Mitar<strong>bei</strong>terauswahl“ auf eine<br />
kritische mehr als 1 ½ positive Stimmen. Aber dieser Wert ist eindeutig<br />
schlechter als die Vergleichswerte von 2003 und 2002.<br />
... zwischen<br />
nachgefragten<br />
und angebotenen<br />
Qualifikationen<br />
(b) Den öffentlichen Bildungseinrichtungen werden nach wie vor dringend<br />
„strukturelle Reformen“ abverlangt. Die entsprechenden Effizienzwerte<br />
bewegen sich zwischen 0,55 im Jahre 2004 und 0,65 im Jahre 2003.<br />
Dies lässt sich dahingehend interpretieren, dass sich an den öffentlichen<br />
Bildungseinrichtungen vieles auch Grundlegende ändern muss, bevor<br />
diese die Qualifikationsanforderungen der Informationswirtschaft zu<br />
erfüllen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 85<br />
„Strukturelle<br />
Reformen“ und<br />
...<br />
... „Neue Ausbildungsordnungen<br />
und -berufe“<br />
dringend<br />
verbesserungsbedürftig<br />
Curricula und<br />
...<br />
... Kooperation<br />
mit Wirtschaft<br />
mit verbesserten<br />
Werten<br />
Aber Kommentare<br />
zu<br />
Bildungseinrichtungen<br />
weitgehend<br />
negativ<br />
(c) Neben den Werten für „Strukturelle Reformen“ gingen auch die Werte<br />
des zweiten eher längerfristig orientierten Maßnahmenbereiches <strong>bei</strong> den<br />
öffentlichen Bildungseinrichtungen zurück. So sanken die Effizienzwerte<br />
des Bereiches „Neue Ausbildungsordnungen und -berufe“ kontinuierlich<br />
von 4,50 im Jahre 2002 über 2,71 im Jahre 2003 auf 1,47 im Jahre<br />
2004/<strong>5.</strong> Das waren zuletzt nur noch 33 % des Ausgangsniveaus des<br />
Jahres 2002.<br />
(d) Zwar verbesserten sich die Effizienzwerte der öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />
in den Maßnahmenbereichen, in denen sich kurzfristige<br />
Erfolge erzielen lassen. Das gilt sowohl für „Neue Curricula / Studiengänge“<br />
mit einem Effizienzwert von 2,61 (Vorjahr: 2,29) als auch für eine<br />
„Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Bildungseinrichtungen und<br />
Wirtschaft“ mit einem Effizienzwert von 1,59 (Vorjahr: 1,30).<br />
Aber in den zusätzlichen Kommentaren wurden die öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />
negativ beurteilt, von einem positiven Kommentar zur<br />
Verbesserung und Ausweitung des Fachhochschulangebots abgesehen.<br />
Ambivalente Kommentare lauteten in diesem Zusammenhang:<br />
„Im Bereich Schule/Hochschule sehe ich noch keine wesentliche<br />
Veränderung. Es wird viel diskutiert und nichts getan.“<br />
„Leider fehlt die Frage: „nichts verändert“. Die Lage ist auch im<br />
Bildungsbereich durch „Abwarten" gekennzeichnet.“<br />
Überbürokratisierung<br />
Hingegen wurde in den negativen Kommentaren zu den öffentlichen<br />
Bildungseinrichtungen auf deren Verfall und Überbürokratisierung sowie<br />
auf ein Hochschulpersonal ohne pädagogische Eignung und Interesse an<br />
einem Engagement in der Weiterbildung Bezug genommen:<br />
„Die Schulausbildung in Deutschland ist ganz schlecht. Wertvolle Zeit<br />
wird vertrödelt. Die Lehrer sind durch schlechte Erziehungswissenschaften<br />
falsch ausgebildet. Menge und Niveau des Stoffes<br />
hinken hinter vielen Ländern hinterher.“<br />
Personal ohne<br />
Motivation<br />
Mangelnde<br />
Praxisnähe<br />
Auch politischer<br />
Bereich<br />
dringend<br />
reformbedürftig<br />
„Die Weiterbildung ist an einer Uni kein wesentliches Thema. Man ist<br />
dort nur auf Zeit und ar<strong>bei</strong>tet auf einem Gebiet, bis die Ar<strong>bei</strong>t beendet ist.<br />
... Neben<strong>bei</strong> wird in der Regel ohne pädagogische Ausbildung die Lehre<br />
gemacht.“<br />
(e) In den Antworten auf weitere Fragen zu Qualifizierungszusammenhängen<br />
stellten die Experten einen Qualifizierungsbedarf<br />
letztlich in praktisch allen Bereichen und auf allen Ebenen fest. Generell<br />
wurde vor allem eine fehlende Praxisnähe und mangelnde Bedarfsorientierung<br />
bemängelt. Siehe auch die entsprechenden Ergebnisse in<br />
den Kapiteln 12 – 1<strong>5.</strong><br />
(f) Der politische Bereich dürfte <strong>bei</strong> den für erforderlich gehaltenen<br />
strukturellen Maßnahmen im Qualifizierungsbereich fast immer gefordert<br />
sein. Dieser wurde zwar insgesamt gesehen wieder positiv beurteilt.<br />
Andererseits bewerteten die Experten zwei von vier „politischen“<br />
Maßnahmenbereichen negativ. Auch wurde der politische Bereich in den<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 86<br />
Maßnahmenbereichen negativ. Auch wurde der politische Bereich in den<br />
zusätzlichen Kommentaren sehr negativ gesehen – dies angesichts einer<br />
positiven auf 14 negative Stimmen. Zum Vergleich: unternehmensinterne<br />
Qualifizierung eine positive auf fünf negative Beurteilungen - öffentliiche<br />
Bildungseinrichtungen eine positive auf sechs negative Bewertungen.<br />
Exzellente<br />
Werte für<br />
private<br />
Bildungsanbieter<br />
...<br />
... auch ein<br />
Zeichen der<br />
Ungeduld ...<br />
... mit öffentlichen<br />
Bildungseinrichtungen<br />
(17) Sind die privaten Bildungsanbieter, zum Beispiel private<br />
Hochschulen und Seminaranbieter, wirklich so gut, wie dies in ihren<br />
Effizienzwerten zum Ausdruck kommt? Haben sich die privaten<br />
Bildungsanbieter insbesondere im Jahr 2004 so sehr verbessert, wie dies<br />
die Veränderungen ihrer Effizienzwerte zu signalisieren scheinen?<br />
Zumindest letzteres darf bezweifelt werden. Vielmehr dürfte die<br />
Informationswirtschaft mit der Performance der öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />
- <strong>bei</strong> allen auch dort auf der Ebene einzelner<br />
Handlungseinheiten wie Instituten und Fachbereichen in Gang gebrachten<br />
positiv zu bewertenden Reformen - bestenfalls mit bedeutenden<br />
Abstrichen zufrieden sein. Daher können die vergleichsweise sehr<br />
positiven Werte der privaten Bildungsanbieter auch als Zeichen der<br />
Ungeduld der Informationswirtschaft mit den öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />
interpretiert werden.<br />
Stark<br />
verbesserte<br />
Werte für<br />
politische<br />
Maßnahmenbereiche<br />
...<br />
... zwischen<br />
+ 13 % und<br />
+ 94 %<br />
(18) Die Normalisierung der Stimmung und der Beziehungen zwischen<br />
Informationswirtschaft und politischem Bereich kommt auch darin zum<br />
Ausdruck, dass neben den „Weiteren Maßnahmen“ nur noch die<br />
Entwicklungen innerhalb eines bestimmten Maßnahmenbereiches, die<br />
„Reform der Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t“, eindeutig negativ bewertet wurde.<br />
Ferner nahmen die Effizienzwerte aller konkreten politischen<br />
Maßnahmenbereiche zum Teil wesentlich zu:<br />
• Förderung Selbstständigkeit, Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme + 13 %<br />
• Reform Bundesanstalt Ar<strong>bei</strong>t + 84 %<br />
• Hartz IV, Agenda 2010 bzw. Flexibilisierung des<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarktes + 94 %.<br />
Gewöhnungs-,<br />
Professionalisierungs-<br />
und<br />
Integrationseffekt<br />
Besonders<br />
Hartz IV wird<br />
positiv gesehen.<br />
(19) Diese Verbesserungen in den Effizienzwerten dürften auf einen<br />
„Gewöhnungseffekt“ (mit Stil und Maßnahmen der jetzigen Bundesregierung),<br />
auf einen „Professionalisierungseffekt“ (und einer damit<br />
verbundenen grundsätzlichen Zustimmung unter informationswirtschaftlichen<br />
und weiteren „politischen Professionals“ insbesondere für Hartz IV)<br />
und auf einen „Integrationseffekt“ (Herausnahme einzelner Maßnahmenbereiche<br />
aus der politischen Polarisierung) zurückzuführen sein.<br />
So dürfte es der Akzeptanz des politischen Bereiches in Qualifizierungszusammenhängen<br />
und darüber hinaus gut bekommen sein, dass die<br />
Entstehung von „Hartz IV“ ein Ergebnis der Zusammenar<strong>bei</strong>t von<br />
Regierung und Opposition war. Siehe dazu auch der einzige positive<br />
politische Kommentar zum politischen Bereich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 87<br />
„Hartz IV ist genau richtig. Die Zunahme der Bewerber <strong>bei</strong> z. B.<br />
Zeitar<strong>bei</strong>tsfirmen und Niedriglohnjobs (Spargelernte) verdeutlicht dies.<br />
Die Mobilität in der Bevölkerung muss gesteigert werden. Weniger<br />
Besitzstandswahrung insbesondere <strong>bei</strong> Sozialleistungen.“<br />
Weiterhin<br />
entschiedene<br />
Ablehnung ....<br />
... und aggressiver<br />
Ton<br />
(20) Auf der anderen Seite wurden die entschiedene Ablehnung des<br />
politischen Bereiches bzw. des politischen Handelns und der aggressive<br />
Ton, wie sie sich insbesondere in den Jahren 2002 und 2003<br />
entwickelten, in den zusätzlichen Kommentaren dieser Erhebung zum<br />
beträchtlichen Teil aufrechterhalten.<br />
Das zeigt an, dass die Normalisierung des Verhältnisses zwischen<br />
Informationswirtschaft und politischem Bereich auf keinem festen<br />
Fundament steht und eine Wiederholung des Einbruchs der politischen<br />
Akzeptanzwerte aus dem Jahr 2002 nicht außerhalb der Möglichkeiten<br />
liegt.<br />
Standort-,<br />
Wachstums- ...<br />
... und Beschäftigungssicherung<br />
dringend<br />
geboten<br />
(21) Zwar wurden strukturelle und gesetzgeberische Reformen zwecks<br />
Standort-, Wachstums- und Beschäftigungssicherung dringend<br />
angemahnt:<br />
„Politische Rahmenbedingungen müssen deutlich verbessert werden.<br />
Speziell im Bereich Ar<strong>bei</strong>t und Bildung! Sonst ist der Standort in Gefahr!“<br />
„Wenn keine Innovationen breitflächig als Infrastrukturen massenmarktfähig<br />
werden, kommt das Wachstum nur schwer in Gang.“<br />
„Es fehlt das Verfassungsziel „Vollbeschäftigung".“<br />
Aber kaum<br />
Hilfe zu<br />
erwarten<br />
Gleichzeitig wurde jedoch festgestellt, dass von einem überbürokratisierten,<br />
reglementierenden und stark sparenden Staat kaum eine Hilfe<br />
zu erwarten sei, zum Beispiel:<br />
„Industrie muss sich selbst helfen. Von staatlicher Seite ist kaum Hilfe zu<br />
erwarten.“<br />
Ähnlich harsche<br />
Kritik an der<br />
Umsetzungsebene<br />
(22) Ähnlich harsch fiel die Kritik an der politischen Umsetzungsebene<br />
aus. So war von einem konzeptionslosen keine Impulse gebenden Staat<br />
die Rede, der in hektischem Aktionismus „hirnlose Reformen“ vollziehe,<br />
seine Zielgruppen verfehle und Erfolg versprechende Maßnahmen, hätte<br />
er sie denn, über Konsensfindungs- und überkomplizierte Prozesse so<br />
verwässere, dass sie scheitern müssten.<br />
Entsprechende Kommentare der Experten lauteten:<br />
Impuls- und<br />
Konzeptionslosigkeit<br />
„Der Qualifikationserwerb stagniert auf allen Stufen, und von den politischen<br />
Rahmenbedingungen kommen keine hinreichenden Impulse. Die<br />
generell miese Stimmung dämpft auch die Informationswirtschaft.“<br />
„Die Reformen sind hirnlos.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 88<br />
„Es herrscht ein Trend zu Aktionismus vor, aber es gibt keine langfristigen<br />
Konzepte, gerade im Bereich Bildung / Weiterbildung.“<br />
„An Aus- und Weiterbildung wird gespart. Die ohnehin schlechte Qualität<br />
verschlechtert sich. Innovative Ideen werden nicht umgesetzt. Staat hinkt<br />
kopflos hinterher. Politische Rahmenbedingungen werden planlos reformiert,<br />
ohne große Linie.“<br />
Überkomplizierte<br />
Prozesse<br />
„Firmeninterne Maßnahmen sind von Unternehmen zu Unternehmen<br />
sehr unterschiedlich - da würde ich mir keine Aussage zutrauen. Was die<br />
Rahmenbedingungen anbelangt, bin ich pessimistisch, weil alles durch<br />
die Konsensmühle gedreht werden muss und damit verwässert wird.“<br />
„Viel Lärm, wenig Aktion.“<br />
„Zum einen wird eine „Verbesserung" eher positiv anerkannt. Im Bereich<br />
Politik etc. herrscht eine zu hohe Komplexität für multilineare Lösungen<br />
mit kurzfristiger Zielerreichnung.“<br />
(23) Es ergeben sich die folgenden pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
Deutlicher<br />
Rückgang der<br />
Akzeptanzwerte<br />
Einbrechen der<br />
Akzeptanzwerte<br />
für unternehmensinterne<br />
Qualifizierung<br />
Weiterhin<br />
struktureller<br />
„Mismatch“<br />
Öffentliche<br />
Förderung für<br />
Bestandspflege<br />
der Mitar<strong>bei</strong>ter?<br />
• Aus- und Weiterbildung werden von der Informationswirtschaft nach<br />
wie vor positiv bewertet. Allerdings sind die Akzeptanzwerte im Jahre<br />
2004 zurückgegangen. Auch besteht in der Informationswirtschaft<br />
eine Bereitschaft zur deutlichen Kritik an allen zentralen für den<br />
Qualifikationserwerb verantwortlichen institutionellen Bereichen.<br />
• Nachdem die unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
über vier Jahre konstant positiv bewertet worden waren, brachen die<br />
Akzeptanzwerte 2004 in bedeutendem Maße ein, weil sich viele<br />
informationswirtschaftliche Unternehmen zwar wirtschaftlich erholt<br />
haben, ihre zwischenzeitlich zurückgefahrenen Aktivitäten im Qualifizierungsbereich<br />
aber nicht auf den alten Stand zurückgekehrt sind.<br />
Vielmehr fahren eine Reihe von Unternehmen mit dem einmal<br />
eingeschlagenen Sparkurs im Qualifizierungsbereich fort und dürfte<br />
der Sparkurs auch zu Qualitätsverlusten in der unternehmensinternen<br />
Qualifizierung geführt haben.<br />
• Diese Praxis dürfte sich als kurzsichtig erweisen, da es in der<br />
Informationswirtschaft in besonderem Maße auf die „Humanressource“<br />
ankommt und nach wie vor ein struktureller „Mismatch“<br />
zwischen angebotenen und nachgefragten Qualifikationen existiert.<br />
Dies gilt für die Bereich der Aus- und Weiterbildung sowie für alle<br />
Ebenen informationswirtschaftlicher Einrichtungen (einschließlich der<br />
Leitungsebene).<br />
• In der internen Qualifikationspolitik informationswirtschaftlicher Einrichtungen<br />
sind längerfristig angelegte Maßnahmen entweder nicht<br />
vorhanden oder kranken an Defiziten. Ein Beispiel für einen<br />
defizitären Bereich ist die Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter. Öffentlich<br />
finanzierte Modellvorhaben für diesen Bereich erscheinen sinnvoller<br />
als eine öffentliche Förderung von E-Learning.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 89<br />
als eine öffentliche Förderung von E-Learning.<br />
Reform öffentlicher<br />
Bildungseinrichtungen<br />
...<br />
... nach wie vor<br />
geboten<br />
Hohe Einschätzung<br />
privater<br />
Bildungsanbieter<br />
Verbesserung<br />
„politischer<br />
Kommunikation“<br />
nach wie vor<br />
erforderlich<br />
Besondere<br />
Bedeutung von<br />
Praxisnähe und<br />
Bedarfsorientierung<br />
• Die von der Inforrmationswirtschaft erhobenen Forderungen nach<br />
einer Reform der öffentlichen Bildungseinrichtungen gelten nach wie<br />
vor. Dies trifft vor allem für strukturelle Reformen sowie neue<br />
Ausbildungsordnungen und -berufe zu. Hingegen scheinen sich die<br />
Bereiche „Currucula und Studiengänge“ sowie die „Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen öffentlichen Bildungseinrichtungen und Wirtschaft“ derzeit<br />
gut zu entwickeln.<br />
• Private Bildungsanbieter werden von der Informationswirtschaft sehr<br />
positiv gesehen. 2004 nahmen die Akzeptanzwerte für diesen<br />
Bereich noch einmal zu. Dies ist als ein Zeichen der Ungeduld der<br />
Informationswirtschaft mit den strukturellen Defiziten der öffentlichen<br />
Bildungseinrichtungen und als Mahnung an sie zu sehen, bewährte<br />
Modelle aus dem Bereich privater Bildungsanbieter soweit wie<br />
möglich zu übernehmen.<br />
• Nach dem Einbruch von 2002 hat sich das Verhältnis zwischen<br />
Informationswirtschaft und Politik an der Oberfläche normalisiert. Die<br />
Beziehungen erscheinen jedoch nach wie vor fragil. Damit gelten die<br />
Vorschläge weiter, die im 4. <strong>Trendbericht</strong> zur Verbesserung der<br />
„politischen Kommunikation“ unterbreitet wurden<br />
• Wie die Akzeptanz vor allem von Hartz IV als „Schritte in die richtige<br />
Richtung“ zeigt, ist die Infomationswirtschaft bereit, Maßnahmen des<br />
politischen Bereiches angemessen zu würdigen. Eine rein quantitative<br />
Ausweitung bildungspolitischer Maßnahmen ohne eine ausreichende<br />
Berücksichtigung von Praxisnähe und Bedarfsorientierung<br />
zöge allerdings weitere Kritik nach sich.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 90<br />
12. Aus- und Weiterbildung für<br />
informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe (1):<br />
Bewertung<br />
12.1 Die Frage<br />
„Ist die gegenwärtige Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und informationstechnische<br />
Berufe noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert?<br />
Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor (1 = voll und ganz zeitgemäß, 6 =<br />
überhaupt nicht).“<br />
12.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 114<br />
Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß<br />
und am Bedarf orientiert?<br />
Mittelwert<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
Gegenwärtige Ausbildung für informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe<br />
Gegenwärtige Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe<br />
3,27 164<br />
3,15 167<br />
Alle Nennungen 3,21 331<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 91<br />
Tabelle 115<br />
Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß<br />
und am Bedarf orientiert? – Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Positive Beurteilungen 8 11,8<br />
Allgemein hohe Qualität der Ausbildung – gute Möglichkeiten 2 2,9<br />
Stärker bzw. am Bedarf orientiert – Entsprechende Curricula und<br />
4 5,9<br />
Ausbildungsordnungen<br />
Positive Ar<strong>bei</strong>t kommerzieller Anbieter – große Auswahl 2 2,9<br />
Ambivalente, differenzierende, vergleichende Aussagen 7 10,3<br />
Allgemein 3 4,4<br />
Genügend Angebote, aber wie wird es genutzt? –<br />
2 2,9<br />
Unterschiedliche Qualität der Bildungsanbieter<br />
Weiterbildung besser als Ausbildung 1 1,5<br />
Fach- und Schulausbildung flexibler als Universitäten 1 1,5<br />
Kritische Beurteilungen 53 77,9<br />
Sehr kritisch: Anpassungsbedarf in der Weiterbildung –<br />
5 7,4<br />
Viele oder einige Verbesserungsmöglichkeiten – „Bildungswesen<br />
liegt darnieder“<br />
Leicht kritisch: Es lässt sich immer etwas verbessern. 2 2,9<br />
Weitere Masters- und Bachelor-Studiengänge erforderlich 1 1,5<br />
Neue Berufsbilder nötig – wird teilweise vorangetrieben 2 2,9<br />
Kürzere Ausbildungszeiten 1 1,5<br />
Längere Einar<strong>bei</strong>tungszeiten 1 1,5<br />
Fehlende Praxisnähe – Fehlendes Eingehen auf aktuelle und<br />
16 23,5<br />
zukünftige Entwicklungen – Zu allgemein und<br />
zu wenige benachbarte und fachübergreifende Aspekte<br />
Nicht bedarfsorientiert 1 1,5<br />
Zu bürokratisch und unflexibel 3 4,4<br />
Einseitige Technikorientierung – damit Erziehung<br />
3 4,4<br />
zur Unselbstständigkeit?<br />
Technische Weiterbildung erforderlich 3 4,4<br />
Qualifizierungsmängel der Lehrer 2 2,9<br />
Ineffizienz der Berufsschulen – Ihr Nachhinken<br />
2 2,9<br />
hinter technischer Entwicklung<br />
Mangelndes Problemverständnis der Universitäten – zu geringes<br />
2 2,9<br />
Niveau an den Universitäten<br />
Mangelnde technische Ausstattung der Berufsschulen,<br />
3 4,4<br />
Universitäten und weiterer Einrichtungen<br />
Budgetkürzungen 1 1,5<br />
Ar<strong>bei</strong>tgeber fahren Qualifizierung zurück 1 1,5<br />
Mehr Angebote im Weiterbildungsbereich! 1 1,5<br />
Mangelnde Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Bildungseinrichtungen und 2 2,9<br />
Wirtschaft<br />
Zu teuer 1 1,5<br />
N 68 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 92<br />
12.3 Interpretation<br />
Aus- und<br />
Weiterbildungsqualität<br />
3,21<br />
(1) Bedarfsorientierung und Qualität der gegenwärtigen Aus- und<br />
Weiterbildung für informationswirtschaftliche und -technische Berufe<br />
wurden von den Experten mit der Durchschnittsnote 3,21 oder mit „3<br />
minus“ bewertet. Dies lässt auf einen beachtlichen Grad an Unzuriedenheit<br />
schließen.<br />
Weiterbildung<br />
3,15<br />
Ausbildung<br />
3,27<br />
(2) Die Qualität der gegenwärtigen Weiterbildung für informationswirtschaftliche<br />
und informationstechnische Berufe wurde von den Experten<br />
mit der Durchschnittsnote 3,15 bedacht und damit nicht wesentlich<br />
besser bewertet als die gegenwärtige Ausbildung. Diese erhielt eine<br />
durchschnittliche Bewertung von 3,27.<br />
Externe<br />
Weiterbildung<br />
genauso kritisch<br />
gesehen ...<br />
... wie die externe<br />
Ausbildung?<br />
Vergleich<br />
Ausbildung -<br />
Weiterbildung<br />
(3) Eine so geringe Differenz in den Bewertungen von Aus- und<br />
Weiterbildung war nicht von vornherein zu erwarten. Zudem bewerteten<br />
die Ar<strong>bei</strong>tgeber ihre eigenen Qualifizierungsmaßnahmen in den<br />
vorangegangenen <strong>Trendbericht</strong>en positiv. Allerdings kam es gerade für<br />
diesen Bereich 2004 bedingt durch die anhaltenden Konsolidierungsanstrengungen<br />
der Unternehmungen auch im Qualifizierungsbereich zu<br />
einem Stimmungseinbruch.<br />
In einem zusätzlichen Kommentar wurde allerdings die Qualität der<br />
Weiterbildung besser als die der Ausbildung beurteilt:<br />
„Weiterbildungsmöglichkeiten scheinen mir besser als Ausbildungsmöglichkeiten<br />
derzeit. Vielleicht weil letzte vor allem von motivierteren –<br />
zielstrebigeren – Menschen nachgesucht.“<br />
Bewertungsindikator<br />
0,15<br />
(4) Diese wenig zufriedenstellenden Ergebnisse werden durch die<br />
zusätzlichen Kommentare der Experten bestätigt. Hier standen acht<br />
positive Beurteilungen (und sieben ambivalente, differenzierende und<br />
vergleichende Aussagen) 53 kritische Bewertungen gegenüber.<br />
Demnach beträgt der Wert des entsprechenden Indikators 0,15, das<br />
heißt, das auf eine positive Beurteilung sechs bis sieben kritische<br />
Bewertungen kamen.<br />
Aus- und<br />
Weiterbildung in<br />
Deutschland<br />
...<br />
(5) Andererseits scheint die Aus- und Weiterbildung in der Bundesrepublik<br />
Deutschland besser geworden. Dieser Aussage mehrerer<br />
Experten stand keine Bewertung gegenüber, nach der die Qualifizierung<br />
im Land schlechter geworden seien.<br />
Beispiele für allgemein positive Einschätzungen sind:<br />
... ist besser<br />
geworden.<br />
„Ausbildung orientiert sich inzwischen stärker am Bedarf. Der Bedarf an<br />
Weiterbildung wird bisher allerdings nur durch überteuerte Bildungsmaßnahmen<br />
gedeckt, die sich nur Spitzenverdiener aus eigener<br />
Tasche leisten können!“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 93<br />
„Die Aus- und Weiterbildungseinrichtungen haben alle ihre Ausbildungsinhalte<br />
den neuen Gegebenheiten angepasst. Es wurden in allen<br />
Fachhochschulen neue Curricula entwickelt und umgesetzt.“<br />
„Durch schnelle Einführung neuer Berufsausbildungen flexibler.“<br />
Ein Experte ging soweit, von einer permanenten Orientierung „an den<br />
Erfordernissen des Marktes“ zu sprechen. Da<strong>bei</strong> bezog er sich<br />
allerdings auf ein bestimmtes „Weiterbildungsstudium Wirtschafts- und<br />
Fachinformation“.<br />
Kritische<br />
Beurteilungen<br />
generell<br />
„Wer sich auf<br />
Institutionen<br />
verlässt, ...<br />
... ist verlassen.“<br />
(6) Diesen positiven Trendmeldungen standen mindestens ebenso<br />
viele allgemeine kritische Beurteilungen gegenüber, nach denen das<br />
gegenwärtige Aus- und Weiterbildungssystem für informationswirtschaftliche<br />
und informationstechnische Berufe oder wesentliche<br />
Teile davon weitgehend verbesserungsbedürftig sind. Zum Beispiel:<br />
„Das gesamte Bildungswesen liegt darnieder.“<br />
„Ich kann das nur an den Ergebnissen beurteilen und muss daraus<br />
schließen, dass es noch viel Raum zur Verbesserung gibt.“<br />
„Wer sich auf Institutionen verlässt, ist verlassen.“<br />
„Wir sind zu wenig eingestellt auf lebenslange Weiterbildung insbesondere<br />
auch in diesem Bereich.“<br />
Dazu kamen die kritischen Kommentare zu verschiedenen Problemgrößen.<br />
Fehlende<br />
Praxisnähe<br />
24 %<br />
(7) In fast jedem dritten zusätzlichen Kommentar (29%) wurde auf zu<br />
kritisierende Merkmale der gegenwärtigen Aus- und Weiterbildung bzw.<br />
auf eine mangelnde Berücksichtigung bestehender Anforderungen<br />
eingegangen. In den meisten Fällen, das heißt nach 24 % aller<br />
Nennungen, bezogen sich diese auf eine „fehlende Praxisnähe“.<br />
Darunter wurden auch Nennungen zu „fehlendes Eingehen auf aktuelle<br />
und zukünftige Entwicklungen – Aus- und Weiterbildung zu allgemein<br />
und zu wenig auf benachbarte und fachübergreifende Aspekte“ gefasst.<br />
Beispiele für Kommentare aus dieser Rubrik lauten:<br />
„Ausbildung ist zu realitätsfern. Weiterbildung ist besser, sofern sie<br />
kommerziell betrieben wird.“<br />
„Ausbildungen müssen schneller und praxisnaher erfolgen, zum<br />
Beispiel durch Zweiteilung der Studienfächer Praxisteil/Forschungsteil.“<br />
„Zu viel Schule“<br />
„Bei der Weiterbildung sollten die Verbandsangebote branchenspezifischer<br />
sein.“<br />
„Bezogen auf Angebote der Ar<strong>bei</strong>tsagentur! Es fehlen immer die<br />
praktischen Bezüge - zu viel Schule.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 94<br />
„Die Aus- und Weiterbildungsinstitute reagieren zu langsam auf die<br />
Veränderungen auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt.“<br />
Fehlendes<br />
Eingehen auf<br />
aktuelle Trends<br />
Keine benachbarten<br />
und<br />
übergreifenden<br />
Aspekte<br />
„Es werden zu wenige Kenntnisse aus angrenzenden Fächern wie z.B.<br />
BWL und IT vermittelt.“<br />
„Hinkt der Entwicklung hinterher.“<br />
„Sehe bedeutende Mängel in berufsübergreifender IT-Orientierung.<br />
Meine Chance :-).“<br />
„Lehre hinkt der Praxis hinterher.“<br />
„Lehre und Ausbildung zu theoretisch und altbacken. Weiterbildung fällt<br />
Sparmaßnahmen zum Opfer.“<br />
„Neue Trends werden nur unzureichend berücksichtigt.“<br />
„Zu lang, zu theoretisch.“<br />
„Weiterbildung ist oft zu unflexibel und oberflächlich. Der Praxisbezug<br />
könnte intensiviert werden.“<br />
Bürokratisierung<br />
...<br />
... und mangelnde<br />
Flexibilität<br />
(8) Hinzu kam eine ausdrückliche Feststellung, dass dem Aus- und<br />
Weiterbildungssystem eine mangelnde Bedarfsorientierung eigen sei.<br />
Zusätzlich wurde über eine zu große Bürokratisierung und Inflexibilität<br />
der Bildungssysteme geklagt:<br />
„Das Angebot ist so groß, da muss eine Weiterbildung gefunden<br />
werden. Die Ausbildung ist zu bürokratisch.“<br />
„Meinung: Ausbildungsorientierung ist insgesamt zu statisch und<br />
unflexibel.“<br />
Institutionelle<br />
Größen<br />
19 %<br />
Vergleich<br />
Fachhochschule -<br />
Universität<br />
Schwierige<br />
finanzielle<br />
Rahmenbedingungen<br />
(9) 22 % aller Nennungen bezogen sich auf institutionelle Größen.<br />
Hier erfolgten keine eindeutigen Schwerpunktbildungen, obgleich die<br />
Berufsschulen am häufigsten ausdrücklich kritisch gesehen wurden.<br />
Auch schnitten die Fachhochschulen in einem direkten Vergleich mit<br />
den Universitäten besser ab:<br />
„Fach-Schulausbildung passt sich dem Bedarf schneller und flexibler an<br />
als die Universitäten.“<br />
Auch dürften schwierige finanzielle Rahmenbedingungen, <strong>bei</strong>spielsweise<br />
die Konsolidierungsprobleme der öffentlichen Haushalte und<br />
deren Konsequenzen für die Bildungsbudgets, in den Kommentare der<br />
Experten auch dann eine Rolle gespielt haben, wenn sie nicht<br />
ausdrücklich angesprochen wurden. Eine direkte Bezugnahme auf<br />
womöglich von Jahr zu Jahr laufende oder drohende Budgetkürzungen<br />
lautete:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 95<br />
„Es wird insbesondere in diesen Bereichen schamlos gespart.“<br />
(10) Bei den institutionellen Größen wurden insgesamt nahezu gleichgewichtig<br />
eine Reihe von Problemgrößen angesprochen, darunter<br />
Mangelnde<br />
technische<br />
Ausstattung<br />
Qualifizierungsmängel<br />
der Lehrer<br />
• mangelnde technische Ausstattung der Berufsschulen, Universitäten<br />
und weiteren Einrichtungen mit einem Anteil von 4 % an allen<br />
Nennungen;<br />
• Qualifizierungsmängel der Lehrer mit einem Anteil von 3 %, zum<br />
Beispiel:<br />
„Ausbildung orientiert sich am erfahrungsgestützten „Gestern“ und nicht<br />
an Visionen. Bei Weiterbildungen fehlt oftmals das Know how der<br />
Lehrkörper.“<br />
Ineffizienz der<br />
Berufsschulen<br />
• Ineffizienz der Berufsschulen und ihr Nachhinken hinter der<br />
technischen Entwicklung mit einem Anteil von 3 %:<br />
„Das duale Ausbildungssystem ist seitens der Ar<strong>bei</strong>tgeber/Ausbilder<br />
sehr effektiv - aber die Effizienz der zweiten Hälfte, also der Berufsschulen,<br />
ist sehr unbefriedigend.“<br />
„In der Ausbildung hinken die Berufsschulen der technischen<br />
Entwicklung hinterher. In der Weiterbildung bleibt abzuwarten, ob sich<br />
das neue System bewährt.“<br />
Kritik an<br />
Hochschulen<br />
• mangelndes Problemverständnis der Universitäten – zu geringes<br />
Niveau an den Hochschulen, mit einem Anteil von 3 % an allen<br />
Nennungen:<br />
„Könnte auf universitärer Ebene sicher noch verbessert werden, wenn<br />
dafür besseres Verständnis gegeben wäre.“<br />
„Teilweise geht die Ausbildung an den in der Praxis benötigten<br />
Kenntnissen vor<strong>bei</strong>. Aber vor allem ist die Umsetzung an den<br />
ausbildenden Hochschulen das Problem. Hier werden z.T. die<br />
Anforderungen viel zu niedrig angesetzt.“<br />
Mangelnde<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen<br />
Bildungseinrichtungen<br />
...<br />
• mangelnde bzw. schwierige Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Bildungseinrichtungen<br />
und Wirtschaft, mit einem Anteil von 2 %:<br />
„Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Wirtschaft oder Verwaltung und den Bildungseinrichtungen<br />
zu wenig ausgeprägt.“<br />
... und Wirtschaft „Professoren versuchen, Kontakt zur Wirtschaft herzustellen. Es wird<br />
nicht leicht gemacht, sich weiterzubilden (hohe Kosten, beschränktes<br />
Kontingent, viel Bürokratie). Schwierig, die wandelnden Anforderungen<br />
zu berücksichtigen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 96<br />
Mehr Weiterbildungsangebote!<br />
(11) Zusätzlich wurden mehr Angebote im Weiterbildungsbereich<br />
verlangt sowie die Preispolitik der Weiterbildungsanbieter beklagt. Im<br />
folgenden Kommentar wurde auf Ar<strong>bei</strong>tgeberseite Selbstkritik geübt:<br />
„Ausbildung in der IT wird heute <strong>bei</strong> Einstellungen erwartet -><br />
selbstständige Ausbildung der Bewerber, an Weiterbildung wird gespart<br />
bzw. liegt in der Eigenverantwortung der Mitar<strong>bei</strong>ter.“<br />
Technische Ausund<br />
Weiterbildung<br />
Zu einseitige<br />
Technikorientierung<br />
(12) Im Vergleich zu den Vorwürfen mangelnder Praxisnähe und zu<br />
den institutionellen Problemgrößen blieben die Nennungen zu weiteren<br />
Problembereichen insgesamt gesehen zurück:<br />
• Faktoren der technischen Aus- und Weiterbildung, mit einem Anteil<br />
von 9 % an allen Nennungen, teilweise verbunden mit dem Vorwurf<br />
einer zu einseitigen Technikorientierung wenn nicht zu einer<br />
Erziehung zur Unselbstständigkeit. Zum Beispiel:<br />
„Die Basis wird zum Teil gefördert, jedoch wird hauptsächlich in die<br />
reine Technikausbildung investiert. Übergreifende Themen kommen<br />
da<strong>bei</strong> zu kurz.“<br />
„Nachdem zentrale Konzepte gekippt worden sind, ist die Aus- &<br />
Weiterbildung heute zu sehr hersteller- und zu eng technisch orientiert.“<br />
„Technisch oft sehr gut. Selbstständiges Denken wird negativ beurteilt -<br />
Ergebnis: technisch gute, aber einfallslose Mitar<strong>bei</strong>ter.“<br />
Reform von<br />
Studiengängen ...<br />
... und<br />
Berufsbildern<br />
• das Verlangen nach einer Reform von Studiengängen oder<br />
Berufsbildern, mit einem Anteil von 4 % an allen Nennungen:<br />
„Neue Berufsbilder müssten entwickelt werden - Anpassungen in der<br />
Weiterbildung sind notwendig.“<br />
„Ausbildung ist steigerungsfähig. Weiterbildung wird durch die Gestaltung<br />
neuer IHK-Berufsbilder vorangetrieben.“<br />
Kürzere<br />
Ausbildungszeiten,<br />
längere<br />
Einar<strong>bei</strong>tungszeiten<br />
Weitere<br />
Erörterungen<br />
unter Kapitel 13<br />
• Forderungen nach kürzeren Ausbildungszeiten beziehungsweise<br />
längeren Einar<strong>bei</strong>tungszeiten mit einem Anteil von 3%.<br />
(13) Die weitere Interpretation der Ergebnisse erfolgt im<br />
Zusammenhang mit den Ergebnissen zu einer zweiten Frage zur<br />
informationswirtschaftlichen und -technischen Aus- und Weiterbildung.<br />
Siehe Kapitel 13.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 97<br />
13. Aus- und Weiterbildung für<br />
informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe (2):<br />
Handlungsbedarf<br />
13.1 Die Frage<br />
„Bei den besonders dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Aus- und<br />
Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe geht es vor<br />
allem darum...<br />
... die technische Medienkompetenz zu verbessern, die inhaltliche Medienkompetenz zu<br />
verbessern, die strategische Medienkompetenz zu verbessern und/oder weitere<br />
Maßnahmen umzusetzen.“<br />
13.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 116<br />
Besonders dringliche Maßnahmenbereiche zur<br />
Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />
informationswirtschaftlicher und<br />
informationstechnischer Berufe<br />
Ausbildung<br />
Absolut<br />
Ausbildung<br />
In %<br />
Weiterbildung<br />
Absolut<br />
Weiterbildung<br />
In %<br />
Technische Medienkompetenz 115 55,3 % 119 57,2 %<br />
Inhaltliche Medienkompetenz 92 44,2 % 102 49,0 %<br />
Strategische<br />
Medienkompetenz<br />
118 56,7 % 93 44,7 %<br />
Gleichgewichteter<br />
Durchschnitt<br />
- 52,1 % - 50,3 %<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 98<br />
Tabelle 117<br />
Besonders dringliche Maßnahmenbereiche<br />
zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />
informationswirtschaftlicher und informationstechnischer<br />
Berufe:<br />
Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Grundlegende Notwendigkeit der Weiterbildung – Ar<strong>bei</strong>tnehmer<br />
und Institutionen nicht ausreichend auf Wandel und<br />
kontinuierliche Anpassung vorbereitet – Reaktionslücken<br />
4 13,3<br />
Allgemeinbildung – Verständnis fördern 3 10,0<br />
PC-Literacy, Medienkompetenz fördern 2 6,7<br />
Betriebswirtschaftliches Wissen für Existenzgründungen,<br />
3 10,0<br />
Ökonomisches Wissen<br />
Kommunikationskompetenz, Informationsbeschaffung,<br />
2 6,7<br />
Methodenkompetenz<br />
Expansionsstrategie E-Learning 1 3,3<br />
Fehlende Praxisnähe, Differenziertheit, Flexibilität und<br />
fachübergreifende Aspekte sowie Schnelligkeit der Ausbildung<br />
8 26,7<br />
Inhalte vor Technik! 4 13,3<br />
Mangelhafte Ausstattung 1 3,3<br />
Auf Ausbildungsentscheidungen des Mitar<strong>bei</strong>ters setzen 1 3,3<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t Politik und Industrie 1 3,3<br />
N 30 -<br />
13.3 Interpretation<br />
Klassifizierung<br />
informationswirtschaftlicher<br />
Medienkompetenzen<br />
(1) Die den Experten vorgegebene Klassifizierung zur Bewertung der<br />
gegenwärtigen informationswirtschaftlichen und -technischen Ausbildung<br />
und Weiterbildung nach technischer, inhaltlicher und strategischer<br />
Medienkompetenz hatte sich in der Umfrage für den 4. <strong>Trendbericht</strong> auf<br />
eine Frage zur Medienkompetenz ergeben. In der Umfrage für den <strong>5.</strong><br />
<strong>Trendbericht</strong> sprach sich kein Experte ausdrücklich oder implizit gegen<br />
das vorgegebene Klassifikationssystem aus.<br />
51 %<br />
Maßnahmen<br />
dringlich<br />
(2) Wie dringlich ist die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />
informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe sowohl<br />
generell als auch in den genannten Kompetenz- und Maßnahmenbereichen?<br />
Im Durchschnitt wurden alle Kategorien von 51 % aller<br />
Experten angekreuzt. Damit kann von einer mittleren bis hohen<br />
Dringlichkeit von Maßnahmen des Aus- und Weiterbildungssystems für<br />
informationswirtschaftliche und informationstechnische Berufe aus der<br />
Sicht der befragten Experten gesprochen werden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 99<br />
52 %<br />
Ausbildung<br />
50 %<br />
Weiterbildung<br />
(3) Unterscheidet man zwischen dem Aus- und Weiterbildungsbereich, so<br />
wurden die Kategorien des Ausbildungsbereiches im Durchschnitt von 52<br />
% der Experten und die Kategorien des Weiterbildungsbereiches im<br />
Durchschnitt von 50 % der Experten angekreuzt.<br />
Demnach lässt sich von einer gleichhohen Dringlichkeit der Maßnahmen<br />
für den Aus- und Weiterbildungsbereich sprechen. Die Ergebnisse zu der<br />
vorangegangenen Frage zur Bedarfsorientierung der Aus- und<br />
Weiterbildung informationswissenschaftlicher und informationstechnischer<br />
Berufe hatten die gleiche Schlussfolgerung nahegelegt. Siehe<br />
Kapitel 12.<br />
Mittlerer<br />
Dringlichkeitsgrad<br />
...<br />
... für einzelne<br />
Kompetenz- ...<br />
... und Maßnahmenbereiche<br />
(4) Im Einzelnen wurden die Maßnahmen in den vorgegebenen<br />
Kompetenzbereichen von mindestens 44 % der Befragten Experten als<br />
dringlich angesehen („inhaltliche Medienkompetenz in der Ausbildung<br />
informationswirtschaftlicher und -technischer Berufe“).<br />
Damit lässt sich sagen, dass in einer ersten Annäherung allen<br />
Kompetenz- und Maßnahmenbereichen ein „mittlerer bis hoher Dringlichkeitsgrad“<br />
zugeordnet wurde und aus der Sicht der Experten die<br />
Notwendigkeit besteht, in allen genannten Bereichen gestaltend tätig zu<br />
werden. Auch sollten nicht einseitige Kompetenzen, sondern <strong>bei</strong>spielsweise<br />
eine technische und strategische Medienkompetenz vermittelt<br />
werden.<br />
Unterschiedliches<br />
Ranking<br />
...<br />
... der Kompetenzen<br />
nach<br />
Dringlichkeit<br />
Primat<br />
inhaltlicher ...<br />
... vor<br />
technischer<br />
Medienkompetenz?<br />
(5) In den Antworten ergab sich ein unterschiedliches Ranking, je nach<br />
dem, ob die Experten den Ausbildungs- oder Weiterbildungsbereich<br />
beurteilten:<br />
• Für den Ausbildungsbereich endete die „inhaltliche Medienkompetenz“<br />
mit 44 % „Ankreuzungsanteil“ vergleichsweise abgeschlagen.<br />
Hingegen kamen die „strategische Medienkompetenz“ mit 57 %<br />
der Nennungen und die „technische Medienkompetenz“ mit einem<br />
Anteil von 55 % zu ähnlich hohen Anteilen.<br />
• Für den Weiterbildungsbereich ergab sich ein deutlicher Vorsprung<br />
der „technischen Medienkompetenz“ mit einem Anteil von 57 %. Auf<br />
den Plätzen folgten die „inhaltliche Medienkompetenz“ mit einem<br />
Anteil von 49 % sowie die „strategische Medienkompetenz“ mit einem<br />
Anteil von 45 %.<br />
Soweit die Experten in ihren zusätzlichen Kommentaren ein Ranking<br />
herstellten, gingen sie von einem Primat oder einem besonderen<br />
Nachholbedarf der inhaltlichen Medienkompetenz vor der technischen<br />
Medienkompetenz aus, zum Beispiel:<br />
„Inhalte vor Technik.“<br />
„Ranking: 1. Inhaltliche Medienkompetenz. 2. Strategische Medienkompetenz.<br />
3. Technische Medienkompetenz. Es ist vor allem die inhaltliche<br />
Medienkompetenz zu erhöhen. In den meisten Fällen wird jedoch die<br />
technische Medienkompetenz in den Vordergrund gestellt.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 100<br />
technische Medienkompetenz in den Vordergrund gestellt.“<br />
„Technik OK, Inhalte verbesserungswürdig.“<br />
Technische<br />
Kompetenz<br />
bleibt relativ<br />
wichtig.<br />
(6) Für die einzelnen Kompetenzbereiche gilt:<br />
Technische Medienkompetenz. Der Erwerb und das Upgrading<br />
technischer Medienkompetenz bleiben für die Mitar<strong>bei</strong>ter informationswirtschaftlicher<br />
Einrichtungen über ihren gesamten beruflichen<br />
Lebenszyklus wichtig und gerade in der Informationswirtschaft unverzichtbar.<br />
So wurden dringliche Maßnahmen zur Vermittlung technischer<br />
Medienkompetenz in der Ausbildung von 55 % und in der Weiterbildung<br />
von 57 % der Experten als unverzichtbar angesehen. Das sind zwei der<br />
drei höchsten Anteile, die sich für die Kompetenzbereiche ergaben.<br />
So unverzichtbar technische Medienkompetenz ist, es reicht nicht aus,<br />
auf sie allein zu setzen. Kritik an einer zu einseitigen Medienkompetenz<br />
wurde <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt geäußert:<br />
„Beispiel: Sie bekommen einen Super-Programmierer ohne jede Sensibilisierung<br />
für Usability, Funktionalität etc.“<br />
Sonderproblem<br />
ältere<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
Als Problemgruppe wurden die älteren Ar<strong>bei</strong>tnehmer identifiziert, weil sich<br />
einige von ihnen die unabdingbar gewordenen technischen Basisfähigkeiten<br />
im Rahmen einer PC-Literacy noch immer nicht bzw. nicht<br />
genügend angeeignet hatten oder den Anschluss angesichts sich rapide<br />
vollziehender technischer Entwicklungen schon wieder zu verlieren<br />
drohten. Siehe der folgende Kommentar eines Experten:<br />
„Technische Kompetenz von langjährigen Mitar<strong>bei</strong>tern oft nicht vorhanden.<br />
Junge Menschen haben meist technisches Verständnis. Strategisches<br />
Verständnis geht durch frühe Nutzung der Technik zurück.“<br />
Strategische<br />
Medienkompetenz<br />
kann zunächst<br />
fehlen<br />
Strategische Medienkompetenz. Für diesen Kompetenzbereich<br />
empfahlen zwischen 57 % (Ausbildung) und 45 % (Weiterbildung) der<br />
Experten dringliche Maßnahmen. Der besonders hohe Anteil für den<br />
Bereich der Ausbildung ergibt sich wahrscheinlich aus dem Tatbestand,<br />
dass diese Kompetenz in diversen Ausbildungsgängen am ehesten zu<br />
kurz kommt.<br />
Aus den Ergebnissen vorausgegangener <strong>Trendbericht</strong>e wissen wir, dass<br />
den Unternehmen an Mitar<strong>bei</strong>tern gelegen ist, die ihre technischen<br />
Fertigkeiten in dem unternehmenswirtschaftlichen und unternehmenspolitischen<br />
Kontext einzuordnen wissen und so <strong>bei</strong>spielsweise eine<br />
informationstechnische Anwendung besser auf die unternehmensindividuellen<br />
Anforderungen „zuzuschneiden“ verstehen.<br />
Qualifikationserwerb<br />
hier<br />
später weniger<br />
dringlich<br />
In späteren Jahren können sich die Defizite an strategischer<br />
Medienkompetenz <strong>bei</strong>m einzelnen Mitar<strong>bei</strong>ter verringern, weil sich diese<br />
als Voraussetzung für ihren Aufstieg die entsprechenden Fähigkeiten<br />
aneignen oder auf Positionen eingesetzt sind, auf denen sie eine solche<br />
Kompetenz weniger benötigen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 101<br />
Inhaltliche<br />
Medienkompetenz:<br />
Zunächst<br />
vorhanden,<br />
aber späteres<br />
Upgrading<br />
vonnöten?<br />
Inhaltliche Medienkompetenz. Der relativ niedrige Wert für inhaltliche<br />
Medienkompetenz für den Ausbildungsbereich (44 %) dürfte anzeigen,<br />
dass im Rahmen der diversen Ausbildungs- und Studiengänge am<br />
ehesten eine angemessene Vermittlung inhaltlicher Bezüge erfolgt.<br />
Allerdings ist eine Aktualisierung <strong>bei</strong>spielsweise wirtschaftlichen Fachwissens<br />
angesichts der rapiden Veränderungen in diesem Bereich<br />
gleichfalls vonnöten, so dass die Dringlichkeit von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
für diesen Bereich sogar zunehmen kann (Anteil der<br />
Experten, die hier dringliche Maßnahmen für den Weiterbildungsbereich<br />
als erforderlich ansahen: 49 %).<br />
Reformbedarf<br />
mit keinem<br />
Kommentar<br />
bestritten<br />
Grundlegende<br />
Notwendigkeit<br />
der Weiterbildung<br />
Kontinuierlicher<br />
Wandel der<br />
Anforderungen<br />
...<br />
(7) In den zusätzlichen Begründungen wurde die Notwendigkeit von<br />
dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />
informationswirtschaftlicher und -technischer Berufe mit keiner Aussage<br />
bestritten.<br />
In mehreren zusätzlichen Kommentaren wurde die grundlegende<br />
Notwendigkeit der im Vergleich zur Ausbildung weniger etablierten<br />
Institution „Weiterbildung“ betont und damit die grundlegende Notwendigkeit<br />
der Ausbildung als selbstverständlich vorausgesetzt. Sowohl die<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter als auch die für den Qualifikationserwerb verantwortlichen<br />
Einrichtungen seien nicht ausreichend auf die Veränderungen beruflicher<br />
Anforderungen und eine damit notwendig gewordene kontinuierliche<br />
Anpassung an die sich verändernden Herausforderungen vorbereitet,<br />
erklärten mehrere Experten. Learning on the job sei sehr wichtig<br />
geblieben, aber <strong>bei</strong> weitem nicht ausreichend. Zum Beispiel:<br />
„Ausbildung heute bedarf der grundlegenden Verbesserung. Weiterbildung<br />
ist heute ein Muss. Learning by doing reicht nicht mehr aus, und<br />
„abgeschlossene" Ausbildungen sind passé.“<br />
„Die Aufgaben und Unternehmensprozesse werden sich in Zukunft<br />
wandeln. Viele Mitar<strong>bei</strong>ter sind auf diesen Wandel nicht ausreichend<br />
vorbereitet.“<br />
... und permanenter<br />
Anpassungsbedarf<br />
„Auf die schnellen Veränderungen der Informationslandschaft in Bezug<br />
auf technische Neuerungen wird zuwenig schnell und zuwenig umfassend<br />
reagiert.“<br />
„Kontinuierliche Anpassung an aktuelle Anforderungen in allen Bereichen<br />
wichtig.“<br />
Konkrete<br />
Schwerpunkte<br />
Qualifikationsinhalte<br />
37 %<br />
(8) In den zusätzlichen Begründungen wurden im Einzelnen an Schwerpunkten<br />
gesetzt:<br />
• Benennungen von Qualifikationsinhalten und -bereichen mit einem<br />
Anteil an allen Nennungen von 36 %;<br />
• allgemeine Anforderungen an Qualifikationsinhalte und -bereiche,<br />
zum Beispiel mangelnde Praxisnähe, mit einem Anteil von 27 %<br />
sowie<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 102<br />
• institutionelle Probleme, zum Beispiel solche des Zusammenwirkens<br />
zwischen Informationswirtschaft und Politik, mit einem Anteil an allen<br />
Nennungen von 10 %.<br />
Bildung und Allgemeinbildung<br />
(9) An Qualifikationsinhalten wurden als besonders wichtig angesehen:<br />
• Verbesserung der Allgemeinbildung wenn nicht der Bildung<br />
(einschließlich Stil und Manieren), verbunden mit Herausbildung<br />
analytischer und Problemlösungsfähigkeiten und eine damit verbundene<br />
Absage an eine einseitige sehr enge Ausbildung, polemisch als<br />
„Fachidiotentum“ gekennzeichnet:<br />
„Allgemeinwissen Deutsch.“<br />
„Auf dem überwiegend existierenden breiten Fundament des „Wie“ muss<br />
schnellstmöglichst die Kompetenz für das „Was Warum“ aufsetzen.“<br />
„Zu viele Fachidioten, die nur auf die Technik, nicht aber auf Höflichkeit,<br />
Rechtschreibung, dauerhafte Qualität ... achten.“<br />
PC-Literacy,<br />
Medienkompetenz<br />
• Förderung und Ausbau der PC-Literacy sowie deren Integration in die<br />
Bemühungen der Bildung und Allgemeinbildung, etwa so:<br />
„Der bildungsbürgerliche Begriff der Literalität, also die Lesekompetenz<br />
der Bürger, muss ergänzt werden um Kompetenzen mit interaktiven<br />
Medien. Azubis und Ältere.“<br />
„Medienkompetenz muss ständig eingeübt werden, unabhängig von<br />
unserer gegenwärtigen Situation. Das muss im Kindergarten anfangen.“<br />
• Sicherstellung einer solchen Integration durch entsprechende Expansionsstrategien<br />
im Bereich des E-Learning:<br />
E-Learning<br />
Strategisches<br />
und wirtschaftliches<br />
Wissen<br />
Metaqualifikationen<br />
„Angebot an E-Learning-Produkten vergrößern und vom Preisgefüge<br />
auch für Privatanwender interessant machen. Übersicht über Angebote<br />
und Möglichkeiten besser kommunizieren bzw. publizieren.“<br />
• wirtschaftliches und betriebswirtschaftliches Wissen, <strong>bei</strong>spielsweise<br />
auch, um den Absprung in die Existenzgründung mit Aussicht auf<br />
Erfolg wagen zu können, damit verbunden die implizite Forderung,<br />
technisches Wissen ökonomisch anwenden zu können;<br />
• „Metaqualifikationen“, das sind insbesondere Kommunikationskompetenz,<br />
Methodenkompetenz sowie Fertigkeiten der Informationsbeschaffung,<br />
zum Beispiel:<br />
„Niveau muss gewährleistet werden. Teilweise unmöglich. Ältere in<br />
Weiterbildung beherrschen teilweise nicht elementarste Möglichkeiten der<br />
Informationsbeschaffung und -aufbereitung.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 103<br />
Allgemeine<br />
Anforderungen<br />
27 %<br />
Mangelnde<br />
Differenziertheit<br />
Fehlende fachübergreifende<br />
Sichtweise<br />
Zu inflexibel<br />
Schneller<br />
ausbilden<br />
(10) In 27 % aller Nennungen wurde auf allgemeine notwendige, aber<br />
häufige fehlende Anforderungen an Aus-.und Weiterbildungsangebote<br />
eingegangen, das sind insbesondere fehlende Praxisnähe, mangelnde<br />
Differenzierungesvermögen, fehlende Flexibilität, fehlende fachübergreifende<br />
Aspekte sowie mangelnde Schnelligkeit der Ausbildung.<br />
Beispiele für Nennungen zu dieser Rubrik lauten:<br />
„Die Anforderungen sind spezieller und differenzierter als von der<br />
generellen Ausbildung angeboten. Nur wenige Nischenanbieter decken<br />
diese Lücken -> Folge: Eigenausbildung.“<br />
„In der Regel werden Absolventen handwerklich gut ausgebildet ...<br />
Programmieren, Analyse- und Konstruktionswerkzeuge ... die Praxisnähe<br />
fehlt allerdings enorm - und vor allem die fachübergreifende Sichtweise ...<br />
IT/BWL/VWL/Sozialwissenschaften usw.“<br />
„Wesentlich ist sowohl die Verbesserung in allen Bereichen der<br />
Ausbildung als auch die generelle Art und Weise einer Ausbildung.<br />
Weniger über Jahre festgezurrte Inhalte, dafür mehr angepasst und<br />
flexible Methoden...“<br />
„Schnell eine Basis schaffen. Konkretes anwendungsbezogenes Lernen<br />
kommt in der Praxis.“<br />
Institutionelle<br />
Größen<br />
10 %<br />
(11) In 10 % aller Nennungen wurde mindestens indirekt auf institutionelle<br />
Größen beziehungsweise auf Kooperations- und Abstimmungsprobleme<br />
zwischen den für den Qualifizierungserwerb verantwortlichen<br />
Einrichtungen verwiesen. Da<strong>bei</strong> wurde auch das Problem angesprochen,<br />
wer wie weit für Qualifizierung verantwortlich ist, die informationswirtschaftliche<br />
Einrichtung oder der Mitar<strong>bei</strong>ter. Der Experte, der dieses<br />
Problem aufwarf, vertrat eine eindeutige Meinung:<br />
„Die Beurteilung künftiger Chancen ist fast überall auf Firmen oder<br />
Institutionen zentriert, nicht auf eine Stärkung der Unabhängigkeit des<br />
einzelnen Ar<strong>bei</strong>tnehmers. Wichtig wäre es, einen Ausgleich für die häufig<br />
notwendigen Anpassungsphasen zu schaffen.“<br />
Hinzu kamen Nennungen<br />
Mangelnde<br />
technische<br />
Ausstattung<br />
Kooperation<br />
Politik -<br />
Wirtschaft<br />
• zur „mangelhaften Ausstattung der Lehranstalten“, dies vermutlich<br />
eine unmittelbare Folge ihrer Budgetprobleme und damit der<br />
Konsolidierungsprobleme öffentlicher Haushalte, sowie<br />
• zum notwendigen Zusammenwirken zwischen Politik und Wirtschaft in<br />
Fragen der Qualifizierung:<br />
„Alles muß bezahlbar sein. Deshalb brauchen wir für neue Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
neue Formen der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Politik und Industrie.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 104<br />
(12) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
Weitgehender<br />
Reformbedarf<br />
für Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
Zu geringe<br />
Bedarfs- und<br />
Praxisorientierung<br />
Unternehmensinterne<br />
Qualifizierung<br />
wird in gleicher<br />
Weise reformbedürftig.<br />
Balance aus<br />
breit definierten<br />
Kompetenzbereichen<br />
anstreben<br />
Relevanz der<br />
Ergebnisse auf<br />
allen Ebenen<br />
Problemgruppen<br />
Newcomer<br />
...<br />
... und ältere<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmer<br />
Informationswirtschaft<br />
zu<br />
einem weitgehenden<br />
Qualifizierungsbündnis<br />
bereit<br />
• Es besteht ein weitgehender Reformbedarf für die Aus- und<br />
Weiterbildung in informationswirtschaftlichen und -technischen<br />
Berufen, obgleich die Aus- und Weiterbildung aus der Sicht der<br />
Experten in den letzten Jahren besser geworden ist.<br />
• Das derzeitige Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot weist eine<br />
eine zu geringe Bedarfs- und Praxisorientierung auf. Die technischen<br />
und wirtschaftlichen Entwicklungen, aus denen Qualifikationsanforderungen<br />
abgeleitet werden, laufen den Institutionen immer<br />
wieder davon. Diese zeigen sich als zu inflexibel, um angemessen auf<br />
neue Herausforderungen zu reagieren.<br />
• Aus der Sicht der informationswirtschaftlichen Unternehmen ist das<br />
eigene Qualifizierungssystem in gleicher Weise reformbedürftig<br />
geworden, nachdem die Ar<strong>bei</strong>tgeber ihre Konsolidierungsanstrengungen<br />
im Bildungsbereich trotz der im Jahr 2004 deutlich verbesserten<br />
wirtschaftlichen Lage zum guten Teil weiter fortsetzen..<br />
• Aus der Sicht der Informationswirtschaft sollten den Ar<strong>bei</strong>tnehmern<br />
und Bürgern in Aus- und Weiterbildung breit definierte Fähigkeiten in<br />
verschiedenen Kompetenzbereichen vermittelt werden. Letztlich wäre<br />
eine Balance aus strategischen, technischen und inhaltlichen<br />
Kompetenzen anzustreben, die nach Individuen und Aufgabenfeldern<br />
unterschiedlich ausfallen muss. Hinzukommen sollten „Metafähigkeiten“,<br />
zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick<br />
und weitere sogenannte „soft skills“.<br />
• Auf den verschiedenen Ebenen informationswirtschaftlicher Einrichtungen<br />
lässt sich kein prinzipiell unterschiedlicher Qualifizierungsbedarf<br />
ermitteln. Das gilt auch für die Leitungsebene<br />
• Besondere Problemgruppen in Qualifizierungszusammenhängen sind<br />
die in den Beruf eintretenden Newcomer, die die Defizite des<br />
Ausbildungssystems erst wettmachen müssen, sowie die älteren<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmer. Diese mögen sich eine ausreichende technische<br />
Basiskompetenz nicht angeeignet haben oder lassen in ihren<br />
Weiterbildungsanstrengungen nach<br />
• In den Ergebnissen zum 4. <strong>Trendbericht</strong> zeigte sich die Informationswirtschaft<br />
zu einem umfasenden Bündnis mit den Bildungseinrichtungen<br />
und der Politik zwecks Vermittlung einer weitdefinierten<br />
Medienkompetenz für alle Ar<strong>bei</strong>tnehmer und Bürger im Zuge eines<br />
lebenslangen Lernens bereit. Die Ergebnisse zum <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />
lassen ähnlich große Kooperationspotenziale vermuten.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 105<br />
14. Qualifizierungsbedarf<br />
Geschäftsführungsebene / Top Management<br />
(1): Dringlichkeit<br />
14.1 Die Frage<br />
„Sehen Sie auf der Leitungs-/Geschäftsführungsebene bzw. auf der Ebene des Top<br />
Managements <strong>bei</strong>spielsweise im Zuge der Europäisierung und Internationalisierung der<br />
Märkte einen besonderen Qualifizierungsbedarf?“<br />
14.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 118<br />
Besonderer Qualifizierungsbedarf<br />
auf der Geschäftsführungsebene? - Allgemein<br />
Absolut In %<br />
Qualifizierungsbedarf in hohem Maße gegeben 58 31,0<br />
Qualifizierungsbedarf gegeben 98 52,4<br />
Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben 26 13,9<br />
Kein Qualifizierungsbedarf 5 2,7<br />
N 187 -<br />
Tabelle 119<br />
Besonderer Qualifizierugsbedarf auf der<br />
Geschäftsführerebene – nach Funktionsgruppen (in %)<br />
Leitungsebene<br />
Bereichs-<br />
Abteilungsleiterebene<br />
Weitere<br />
Funktionen<br />
Qualifizierungsbedarf in hohem Maße gegeben 32,2 27,7 33,0<br />
Qualifizierungsbedarf gegeben 54,8 55,2 47,8<br />
Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben 8,1 15,5 17,9<br />
Kein Qualifizierungsbedarf 4,8 1,6 1,4<br />
N 62 58 67<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 106<br />
Tabelle 120<br />
Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der<br />
Geschäftsführungsebene? - Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Bestehender Qualifizierungsbedarf 71 92,3<br />
Gründe und Symptome für bestehenden<br />
Qualifizierungsbedarf<br />
Grundlegende Notwendigkeit der Qualifizierung teilweise vor<br />
allem im Mittelstand und in Abhängigkeit von veränderten<br />
Anforderungen<br />
Europäisierung, Internationalisierung, Globalisierung,<br />
andere Kulturen<br />
40 52,0<br />
4 5,2<br />
17 22,1<br />
Beförderungssysteme nicht funktionsfähig, Management<br />
2 2,6<br />
überbesetzt<br />
Interessenkonflikt Eigentümer - Manager 1 1,3<br />
Bürokratische Orientierungen, Verharren im Bestehenden,<br />
3 3,9<br />
zu weit entfernt von der Realität<br />
Einseitige Konzentration auf Kosten, Controller-Mentalitäten 3 3,9<br />
Konstatierung unmittelbar erkennbarer großer Defizite,<br />
Selbstüberschätzung, fehlendes Problembewusstsein,<br />
Verweigerung oder Vernachlässigung von Qualifizierung –<br />
grundsätzlich kritischer Blick auf Top Management –<br />
Selbstdarsteller<br />
10 13,0<br />
Notwendige Qualifizierungsinhalte 31 40,3<br />
Ethisches Verhalten 1 1,3<br />
Strategisches Denken – Visionen, unternehmerische Kalküle –<br />
7 9,1<br />
Analytische Fähigkeiten, Zusammenhänge erkennen<br />
Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeiten 4 5,2<br />
Informationsbeschaffung und -aufbereitung 3 3,9<br />
Verbesserung der (englischen) Sprachkenntnisse 5 6,5<br />
Technische Kenntnisse 5 6,5<br />
Einschätzung des Wettbewerbs, Wirtschaftliche Kenntnisse,<br />
Marktkenntnisse, Betriebswirtschaftliches Wissen<br />
6 7,8<br />
Besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter 1 1,3<br />
Situation unterschiedlich 2 2,6<br />
Keine Internationalisierung – Internationalisierung<br />
wird unterschätzt<br />
3 3,9<br />
N 77 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 107<br />
14.3 Interpretation<br />
Qualifizierungsbedarf<br />
aus<br />
mehreren<br />
Gründen ...<br />
... auch auf der<br />
Leitungsebene<br />
zu erörtern<br />
Krise der New<br />
Economy,<br />
Kooperation<br />
zwischen<br />
Anbietern und<br />
Anwendern<br />
(1) Gibt es einen besonderen Qualifizierungsbedarf für Geschäftsführungen<br />
und das Top Management informationswirtschaftlicher Einrichtungen?<br />
Diese Frage war an der Reihe, nachdem Qualifizierungserfordernisse<br />
für Studierende und Mitar<strong>bei</strong>ter über mehrere Jahre<br />
aus unterschiedlichen Blickwinkeln erörtert worden waren.<br />
Zudem wurden Bildungseinrichtungen und Politik über die Jahre von den<br />
informationswirtschaftlichen Experten kritisiert. Soweit diese Vorwürfe<br />
berechtigt waren – musste man nicht annehmen, dass nicht ausschließlich<br />
strukturelle Gründe, sondern auch Qualifikationsdefizite angesprochen<br />
wurden? Auch hier lag die Frage nahe, wie es eigentlich mit der<br />
Qualifikation der Kritiker, also vor allem der Leitungsebene in<br />
informationswirtschaftlichen Unternehmen und weiteren Einrichtungen,<br />
bestellt war.<br />
Qualifizierungsprobleme der Leitungsebene in informationswirtschaftlichen<br />
Einrichtungen wurden von den Experten mehrfach im<br />
Zusammenhang mit der „Krise der New Economy“ angesprochen. Auch<br />
ist es den informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern bis<br />
heute nicht gelungen, die Zusammenar<strong>bei</strong>t untereinander zufriedenstellend<br />
zu regeln.<br />
Überwältigende<br />
Mehrheit der<br />
Experten ...<br />
... mindestens<br />
in einem<br />
geschäftsführungsnahen<br />
Umfeld tätig<br />
Bedarf<br />
gegeben:<br />
83 %<br />
Bedarf sehr<br />
gegeben:<br />
31 %<br />
(2) Von den befragten Experten ordneten sich etwa ein Drittel der<br />
Geschäftsführungsebene zu. Etwa ein weiteres Drittel ordnete sich<br />
darunter auf der Bereichsleiter- und Abteilungsleiterebene ein. Im<br />
verbleibenden Drittel übten viele Experten Entscheidungs- oder<br />
unternehmensnahe Funktionen aus oder ar<strong>bei</strong>teten denen zu, die<br />
unternehmerische Funktionen wahrnahmen. Siehe Kapitel 3.<br />
(3) 83 % der befragten Experten setzten mit ihren Antworten voraus, dass<br />
ein Qualifizierungsbedarf der informationswirtschaftlichen Leitungsebene<br />
gegeben sei. Fast jeder dritte Experte (31 %) ging davon aus, dass ein<br />
solcher „Qualifizierungsbedarf in hohem Maße“ bestehe.<br />
Dem standen lediglich fünf Experten entgegen, das sind 2,7 % aller<br />
Nennungen, die einen solchen Qualifizierungsbedarf ausdrücklich als<br />
nicht gegeben annahmen. Nimmt man die Nennungen zu der Kategorie<br />
„Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben“ hinzu, so erhöht sich der<br />
Anteil derer, die einen Qualifizierungsbedarf nicht als gegeben ansahen<br />
oder diesen zumindest relativierten, auf 17 %.<br />
Indikator<br />
5,03<br />
Teilt man die Anzahl der Qualifizierungsbefürworter durch die Anzahl der<br />
Qualifizierungsskeptiker, so beträgt der Wert des entsprechenden<br />
Indikators 5,03.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 108<br />
Top Ebene<br />
sieht eigenen<br />
Qualifkationsbedarf<br />
noch<br />
deutlicher ...<br />
,,, als die<br />
anderen<br />
Hierarchieebenen<br />
Zusätzliche<br />
Kommentare:<br />
94 % bejahen<br />
Qualifizierungsbedarf<br />
Dazu nur fünf<br />
relativierende<br />
Stimmen<br />
(4) Das Erstaunliche ist, dass sich diese Ergebnisse nach<br />
Funktionsgruppen nicht wesentlich unterscheiden. Wenn überhaupt, dann<br />
ist die Geschäftsführungsebene in eigenen Sachen noch qualifikationsbewusster<br />
(und damit selbstkritisch) als die Berichs-/Abteilungsleiterebene<br />
und die Experten in „Weiteren Funktionen“. Die entsprechenden<br />
Indikatorwerte betragen <strong>bei</strong> der Top-Ebene 6,74, <strong>bei</strong> der Bereichs- und<br />
Abteilungsleiterebene 4,85 und <strong>bei</strong> den „Weiteren Funktionen“ 4,19.<br />
(5) Diese Ergebnisse werden durch die zusätzlichen Kommentare der<br />
befragten Experten bestätigt. In 92 % aller Aussagen wurde von einem<br />
bestehenden Qualifizierungsbedarf auf der Leitungsebene ausgegangen.<br />
Dem stand kein einziger Kommentar gegenüber, mit dem ein<br />
Qualifizierungsbedarf ausdrücklich bestritten wurde, so dass sich der<br />
Wert des entsprechenden Indikators nicht berechnen lässt.<br />
Allerdings gibt es differenzierende und relativierende Aussagen, die sich<br />
auf die unterschiedlichen Entwicklungen in einzelnen Branchen bezogen.<br />
So wurde ein enger Zusammenhang zwischen Internationalisierung und<br />
Qualifizierungsbedarf geleugnet, dies allgemein oder auf das eigene<br />
Unternehmen bezogen. In einer weiteren Expertenaussage wurde die<br />
gestellte Frage negiert, indem nur indirekt auf einen etwaigen Qualifizierungsbedarf<br />
der Leitungsebene Bezug genommen und auf die<br />
besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter verwiesen wurde.<br />
Beispiele für weniger ablehnende als differenzierende Stellungnahmen<br />
lauteten:<br />
„Sehr schwierig zu pauschalisieren - aber internationale Aspekte werden<br />
gerne modisch überbewertet. Auch die Exportnation Deutschland<br />
erwirtschaftet ihr Bruttoinlandsprodukt vorrangig im Inland, und auch das<br />
World Wide Web kann Sprachbarrieren und Kulturräume nur in der<br />
Theorie überwinden.“<br />
„Nur nationales Unternehmen.“<br />
„Weitgehend nationale Ausrichtung.“<br />
Internationale<br />
Defizite als<br />
Indikator für<br />
allgemeine<br />
Defizite?<br />
Indikatorwert<br />
mindestens<br />
11,8<br />
Andererseits darf vermutet werden, dass Qualifizierungsdefizite, die sich<br />
auf den internationalen Märkten bemerkbar machen, Indikatoren allgemeiner<br />
Qualifizierungsdefizite sind. Diese Defizite machen sich früher<br />
oder später auch auf dem Binnenmarkt bemerkbar.<br />
Nähme man die obigen Antworten als Gegenstimmen zur Bejahung eines<br />
bestehenden Qualifizierungsbedarfes der Leitungsebene, so betrüge der<br />
Wert des entsprechenden Indikators 11,8.<br />
(6) Das sind keine Ergebnisse, die von vornherein zu erwarten gewesen<br />
wären. So hätte es sein können, dass die befragten Experten, auf eigene<br />
Qualifizierungsdefizite angesprochen, empfindsam reagierten oder ihre<br />
eigene Qualifikation oder die ihrer Kollegen oder der ihnen übergeordneten<br />
Ebene überschätzten oder aber zu Recht eine hohe Meinung von<br />
sich oder ihrer Bezugsgruppe gehegt hätten. Man denke an die<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 109<br />
sich oder ihrer Bezugsgruppe gehegt hätten. Man denke an die<br />
entsprechenden positiven Darstellungen der eigenen Leistungen in den<br />
Antworten der Experten zum Geschäftsklima in den Kapiteln 4 - <strong>5.</strong><br />
Allerdings wurde in den Formulierungen zu dieser Frage zwischen den<br />
Einschätzungen der eigenen Einrichtung und der eigenen Branche<br />
unterschieden.<br />
Kein einziges<br />
Selbstlob<br />
Dafür<br />
universale<br />
Qualifizierungsbereitschaft<br />
Keine Herausbildung<br />
eines<br />
Korpsgeistes in<br />
der Leitungsebene<br />
Auch gab es in den Kommentaren zum Qualifizierungsbedarf der<br />
Leitungsebene keine Stimme, die den Stand der eigenen Qualifizierung<br />
oder der Qualifizierung der eigenen Bezugsgruppe gelobt hätte.<br />
Vielmehr lässt sich auf der Basis der vorliegenden Ergebnisse von einer<br />
nahezu universalen Qualifizierungsbereitschaft des infomationswirtschaftlichen<br />
Top Managements und einer damit verbundenen weitgehenden<br />
Bereitschaft zur Selbstkritik sprechen.<br />
Von einem Korpsgeist wie unter den freien Berufen kann also auf der<br />
informationswirtschaftlichen Leitungsebene nicht die Rede sein. Ein<br />
solcher konnte sich nicht herausbilden, weil die Leitungsebenen zum Teil<br />
driekt gegeneinander in Wettbewerb stehen und es zum Erfolg<br />
versprechenden Handeln in der Marktwirtschaft gehört, sich positiv von<br />
der Konkurrenz abzusetzen. Zudem gab es im Zusammenhang mit der<br />
„Krise der New Economy“ Anlässe zu einer berechtigten Qualifizierungskritik<br />
und sind die seinerzeitigen Einbrüche nicht lange genug<br />
vergangen, um die eigene Gruppe nicht kritisch zu sehen.<br />
Zusätzliche<br />
Kommentare<br />
(7) In ihren zusätzlichen Kommentaren nahmen die befragten Experten<br />
zu 52 % auf die Gründe (Symptome, Erscheinungsformen) für einen<br />
bestehenden Qualifizierungsbedarf Bezug. Hingegen wurden in 40 % der<br />
Nennungen aufzuar<strong>bei</strong>tende Qualifizierungsinhalte konkretisiert.<br />
Notwendigkeit<br />
des „lebenslangen<br />
Lernens“ ...<br />
(8) Seit Jahrzehnten wird den Mitar<strong>bei</strong>tern zumindest rhetorisch ein<br />
„lebenslanges Lernen“ als Konsequenz auf die Herausforderungen<br />
abverlangt, die sich aus den sich immer schneller wandelnden<br />
technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Entwicklungen ergeben.<br />
Die Kategorie „Grundlegende Notwendigkeit der Qualifiizierung<br />
teilweise vor allem im Mittelstand und in Abhängigkeit von<br />
veränderten Anforderungen“ ist die Variante dieser Aufforderung für<br />
das Top Management. Ihr wurden 5 % aller Nennungen zugeordnet.<br />
Beispiele für entsprechende Aussagen der Experten lauten:<br />
... in der<br />
Variante für<br />
das Top Management<br />
„Entscheider müssen sich immer weiter qualifizieren, um überhaupt<br />
entscheiden zu können. Oder sie brauchen gute Zuträger, denen sie dann<br />
vollstens vertrauen müssen - sic!“<br />
„Qualifizierungsbedarf, speziell für die Geschäftsführungsebene, im Sinne<br />
von ständiger Weiterbildung, ist eigentlich immer gegeben, unabhängig<br />
von Unternehmen und Branche.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 110<br />
52 %:<br />
22 %:<br />
Gründe für<br />
Qualifizierungsbedarf<br />
Intenationalisierung<br />
der<br />
Märkte<br />
Herausforderungen<br />
der<br />
Internationalisierung<br />
nicht<br />
angemessen<br />
angenommen?<br />
(9) In der Umfrage für den 4. <strong>Trendbericht</strong> waren Ergebnisse über den<br />
Zusammenhang zwischen „Internationalisierung und Qualifizierung“<br />
freilich für die Ebenen der Mitar<strong>bei</strong>ter gesammelt worden. Dort wurde die<br />
Annahme eines direkten engen Zusammenhanges zwischen Qualifizierungsbedarf<br />
und Internationalisierung bestätigt und von kaum einem<br />
Experten relativiert (Seiten 44 – 47).<br />
Wenn ein solcher enger Zusammenhang bereits für die Mitar<strong>bei</strong>terebene<br />
galt, musste er nicht erst recht für die Leitungsebene gelten? Somit lag es<br />
nahe, in der Frageformulierung von einem Zusammenhang zwischen<br />
Qualifizierungsbedarf und der „Europäisierung und Globalisierung der<br />
Märkte“ auszugehen. In der Tat bezogen sich 43 % aller Nennungen zu<br />
den Gründen für einen bestehenden Qualifizierungsbedarf und 22 % aller<br />
Nennungen auf „Europäisierung, Internationalisierung, Globalisierung<br />
und fremde Kulturen“ (zum Vergleich: Nennung von Gründen und<br />
Symptomen ohne Rückbezug auf externe Größen 25 %).<br />
Die Annahme eines engen Zusammenhanges zwischen Qualifizierungsbedarf<br />
und Internationalisierung wurde in mehreren Kommentaren<br />
ausdrücklich bestätigt. Teilweise wurde ein Anpassungsbedarf an<br />
die neuen Herausforderungen konstatiert. Zum Beispiel:<br />
„Anpassung an neue Herausforderungen durch Globalisierung.“<br />
„Anpassung an neue Märkte. Erar<strong>bei</strong>tung globaler Strategien.“<br />
„Die Onlinemärkte sowie die Mobilen Märkte waren schon immer relativ<br />
international. Jedoch ist Qualifizierungbedarf weiterhin gegeben.“<br />
„Fremde soziokulturelle Umfelder – Märkte, Unternehmen, Konkurrenten.“<br />
Deutsches<br />
Management<br />
zu binnenmarktorientiert?<br />
„Vor allem in Bezug auf EU-Recht.“<br />
In einer Reihe weiterer Fälle wurde ausdrücklich ein Defizit gegenüber<br />
dem Management anderer Länder festgestellt. Oder es wurde direkt Kritik<br />
an dem Management des eigenen Landes geübt, etwa an einer zu<br />
weitgehenden Binnenmarktorientierung:<br />
„Alle reden über Globalisierung, aber gerade das ältere Top-Management<br />
ist vom Wissen, Sprache, Information etc. überhaupt nicht vorbereitet.“<br />
„Europäisierung ist ein langer Schatten, der kaum jemanden wirklich<br />
erreicht.“<br />
„Im Vergleich zu den USA besteht einiger Aufholbedarf, auch im Rahmen<br />
der EU-Osterweiterung ist dies wesentlich.“<br />
„Zum Teil sind noch alte Denkmuster vorhanden. Nationale, auf den<br />
eigenen „Dunstkreis“ beschränkt.“<br />
Dazu wurde in 7 % aller Nennungen eine „Verbesserung der (englischen)<br />
Sprachkenntnisse“ befürwortet.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 111<br />
Bedeutung der<br />
Internationalisierung<br />
auch<br />
bestritten<br />
Gelegentlich wurde die Bedeutung der Internationalisierung als<br />
Determinante eines bedeutenden Qualifizierungsbedarf bestritten oder<br />
zumindest relativiert, zum Beispiel:<br />
„Sich im Bereich der Internationalisierung weiterzubilden, kann nie<br />
schaden.“<br />
Diese Stimmen bildeten jedoch eindeutige Ausnahmen.<br />
21 %<br />
Personale<br />
Größen<br />
4 %<br />
„Internationalisierung ist ok, aber es gibt wichtigeren Qualifizierungsbedarf.“<br />
Unternehmensbezogene<br />
Größen<br />
Organisationsstrukturelle<br />
Größen<br />
weniger wichtig<br />
....<br />
.... als<br />
personelle?<br />
Nicht unbedingt<br />
(10) Soweit die Experten einen bestehenden Qualifizierungsbedarf<br />
vorwiegend mit internen Gründen und Symptomen in Zusammenhang<br />
brachten, bezogen sich ihre Aussagen vorzugsweise auf personale oder<br />
unternehmensbezogene bzw. organisationsstrukturelle Größen? Darauf<br />
fällt die Antwort eindeutig aus:<br />
• Nach 21 % aller Nennungen wurde auf personale Größen von der<br />
„Selbstüberschätzung“ bis zur „Controller-Mentalität“ Bezug genommen.<br />
• Hingegen war nur nach 4 % aller Nennungen von organisationsstrukturellen<br />
Größen die Rede.<br />
Sind demnach personale Größen für bestehende Qualifikationsdefizite<br />
eindeutig wichtiger als organisationsstrukturelle? Die Wahrheit dürfte<br />
komplizierter sein. So wirken sich organisationsstrukturelle Gründe für<br />
einen bestehenden Qualifizierungsbedarf wie zum Beispiel eine<br />
Überbesetzung der Leitungsebene oder eine bürokratische Regelung der<br />
Ar<strong>bei</strong>tsabläufe in personellen Symptomen aus. Solches können<br />
bürokratische Orientierungen oder eine mangelnde Motivation sich<br />
weiterzubilden sein. Allerdings sahen die Experten bestimmte Zusammenhänge<br />
in der eigenen Einrichtung vorzugsweise durch eine<br />
„personelle Brille“.<br />
Das kann zu einem Problem werden, wenn Geschäftsführungen<br />
Problemlösungen vorzugsweise auf der personalen und nicht auf der<br />
organisationsstrukturellen Ebene suchen und notwendige organisatorische<br />
Reformen im Zusammenhang mit Qualifizierungsbedarfen unterbleiben<br />
sollten.<br />
Beförderungssystem<br />
nicht<br />
funktionsfähig<br />
Überbesetztes<br />
Management<br />
(11) An organisationsstrukturellen Gründen für bestehende Qualifizierungsprobleme<br />
wurden von den Experten nicht funktionsfähige<br />
Beförderungssysteme und ein überbesetztes Management in bürokratischen<br />
Großorganisationen oder ein Interessenkonflikt zwischen Eigentümern<br />
und Managern genannt. Zum Beispiel:<br />
„Beförderung ist meist „politisch", nicht fachlich begründet.“<br />
„Personalanpassung überwiegend auf Ar<strong>bei</strong>tsebene führt zu Überhängen<br />
im Management, die entweder bereinigt / korrigiert oder durch zusätzliche<br />
Qualifizierung für Firmenübernahmen fitgemacht werden (Nachfolger-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 112<br />
Qualifizierung für Firmenübernahmen fitgemacht werden (Nachfolgerproblem<br />
Mittelstand).“<br />
Personale<br />
Größen<br />
„Konservative<br />
Bürokraten“<br />
(12) Die Nennungen zu personalen Größen verteilen sich auf<br />
mindestens drei Begründungszusammenhänge:<br />
• Die Experten kritisierten „konservative Bürokraten“ auf der<br />
Leitungsebene, die sich vor allem an der Korrektheit von Verfahren<br />
orientieren, im Bestehenden verharren und von der Realität der<br />
Außenwelt, in der Geld verdient werden muss, zu weit entfernt sind,<br />
mit einem Anteil von 4 % an allen Nennungen:<br />
„Immer noch zu viele Nicht-Nutzer und Papierfreaks, Ar<strong>bei</strong>tszeit wird<br />
immer noch als wichtiges Kontrollmedium gesehen, nicht Ergebnis.“<br />
„Zu starkes Verharren in Bestehendem. Mehr flexibles Reagieren<br />
notwendig.“<br />
„Zu weit entfernt von der Realität. Top Manager müssen immer mal<br />
wieder an die Basis, um ihre Entscheidung wieder zu überdenken.“<br />
Wirt statt<br />
Unternehmer,<br />
Controller-<br />
Mentalität<br />
• Oder die Experten kritisierten Personen auf der Leitungsebene, die<br />
die Rolle eines „Wirtes“ statt eines Unternehmers übernehmen, indem<br />
sie sich in übertriebener Weise auf die Kosten- statt auf die<br />
Einnahmen und Ertragsseite konzentrieren oder zu ausschließlich<br />
Controller-Mentalitäten ent-wickeln. Die Nennungen dazu kamen<br />
gleichfalls auf einen Anteil von 4 %. Zum Beispiel:<br />
„Ja sehr, wir brauchen wieder Unter-Nehmer mit Visionen, die Controller<br />
können keine Zukunft mit Wachstum versöhnen.“<br />
Weitere Qualifizierungsdefizite<br />
„Es geht nicht<br />
mehr im alten<br />
Stil.“<br />
„Erschreckende<br />
Lücken“<br />
• Hinzu kamen heterogene persönliche Vorwürfe (Anteil: 13 %),<br />
darunter „unmittelbar erkennbarer Qualifizierungsdefizite, Selbstüberschätzung,<br />
fehlendes Problembewusstsein, Verweigerung oder<br />
Vernachlässigung von Qualifizierung und Vorwurf der Selbstdarstellung“.<br />
Oder es wurde ein grundsätzlich kritischer Blick auf das<br />
Top Management geworfen, ohne dass dieser im Einzelnen begründet<br />
wurde. Zum Beispiel:<br />
„Ein „Blick von außen" (da nicht der Leitungsebene angehörend) reicht,<br />
um Handlungsbedarf zu erkennen.“<br />
„Es geht nicht mehr im alten Stil.“<br />
„Selbstdarstellung ist keine Fachkompetenz.“<br />
„Top Management wird nicht mehr auf Qualifizierung hin überprüft, weist<br />
oft erschreckende Lücken auf.“<br />
„Vollidioten kann man eigentlich nicht klüger machen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 113<br />
Wie sollen<br />
diese persönlichen<br />
Kritiken<br />
verstanden<br />
werden?<br />
Angesichts dieser Vorwürfe lässt sich der Eindruck gewinnen, dass auch<br />
persönlicher Ärger, der sich in internen Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozessen<br />
oder Verhandlungen mit externen Parteien<br />
ergab, wiedergegeben wird. Alllerdings könnte dieser Ärger in einigen<br />
Fällen berechtigt sein.<br />
Auch lassen sich diese Aussagen bedrückend finden, weil es keine<br />
gegenteiligen Aussagen gibt. Noch findet sich ein Hinweis, dass es sich<br />
hier um Einzelerscheinungen handele. Beispielsweise hätte man auch<br />
Hinweise auf hochqualifizierte informationswirtschaftliche Persönlichkeiten<br />
oder auf gelungene Entscheidungen auf der Basis angemessener<br />
Kompetenzen oder Beschreibungen bedeutender Qualifizierungsanstrengungen<br />
erwarten können, also das, was analog in den Antworten zum<br />
allgemeinen Geschäftsklima tatsächlich hervorgehoben wurde.<br />
Nähme man diese Aussagen zum Nennwert, so gäbe es in vielen<br />
informationswirtschaftlichen Einrichtungen einen bedeutenden Leerlauf<br />
und könnte die eine oder andere informationswirtschaftliche Unternehmung<br />
durch bestehendes Mismanagement existenziell gefährdet sein.<br />
Entwicklungen<br />
an älterem<br />
Management<br />
vor<strong>bei</strong>gegangen?<br />
Gelegentlich wurde das ältere Management für besondere Qualifizierungsdefizite<br />
verantwortlich gemacht. An ihnen seien die Entwicklungen<br />
vor<strong>bei</strong>gegangen, sagte ein Experte. Ein anderer Experte sagte:<br />
„Es handelt sich um einen normalen Generationswechsel. Jüngere<br />
Entscheider verfügen bereits über hohe Kompetenz. Dies wäre auch für<br />
ältere Entscheider möglich, müsste aber die Barrieren und die<br />
Abwehrhaltung überwinden.“<br />
18 %<br />
Metafähigkeiten<br />
Fachkenntnisse<br />
21 %<br />
Denken,<br />
Handeln,<br />
Vorbereiten<br />
Strategisches<br />
Denken<br />
(13) In welchen inhaltlichen Bereichen sollte sich das Top Management<br />
vor allem qualifizieren? Hier wurde von den Experten, sieht man von einer<br />
Nennung zu „Ethischem Verhalten“ ab, vor allem zwischen zwei<br />
Bereichen unterschieden:<br />
• „Metakenntnisse und -fähigkeiten“ einschließlich Kompetenzen in den<br />
Bereichen der Informationsbeschaffung und -aufbereitung mit einem<br />
Anteil von 18 % an allen Nennungen;<br />
• Fachkenntnisse mit einem Anteil von 21 %.<br />
Unter „Metakenntnisse und -fähigkeiten“ wurden vorzugsweise<br />
Qualifizierungsbedarfe in den Bereichen „Denken“, „Handeln“ und<br />
„Vorbereiten“ oder auch „Strategisches Denken,“ „Problemlösungs- und<br />
Entscheidungsfähigkeit“ sowie „Informationsmanagement“ unterschieden:<br />
• Kritik an fehlendem „Strategisches Denken“ unter Einschluss von<br />
„Visionen, unternehmerischen Kalkülen, analytischen Fähigkeiten<br />
sowie Zusammenhängen erkennen“ kam auf einen Anteil von 9 % an<br />
allen Nennungen. Beispiele sind:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 114<br />
„E-Business-Verständnis konkretisieren und den Sinn verinnerlichen.<br />
Cost-cutting, Outsourcing etc. allein verbessern nichts. Es muss ein<br />
besseres strategisches Denken und Verbinden mit dem wirtschaftlich<br />
Erforderlichen stattfinden.“<br />
„Es geht <strong>bei</strong> der Internationalisierung nicht um Qualifikation, denn die ist<br />
in nahezu allen Bereichen vielfältig vorhanden. Es geht um die Sinnhaftigkeit<br />
der Ausrichtungen <strong>bei</strong>m Globalisierungsprozess.“<br />
„Etwas mehr Atem für Entscheidungen, Strategie und Perspektive<br />
schärfen.“<br />
„Fehlender Bezug zum Kerngeschäft erkennbar.“<br />
„Häufig fehlt die Fähigkeit, Märkte einzuschätzen und Strategien zu<br />
entwickeln.“<br />
„Strategische Kompetenzen fehlen oft völlig. Bestenfalls kurzfristige<br />
Betrachtungen von einer Kennzahl führen zu oftmals "schlechten"<br />
Entscheidungen. Ein Mitar<strong>bei</strong>ter mit dieser Art zu ar<strong>bei</strong>ten wäre schnell<br />
von Hartz IV betroffen...“<br />
Entscheidungsund<br />
Problemlösungsfähigkeit<br />
• Aussagen zu fehlenden „Entscheidungs- und Problemlösungsfähigkeiten“<br />
vereinigten einen Anteil von 5 % an allen Nennungen auf<br />
sich. Zum Beispiel:<br />
„Viele reden nur darüber, haben aber keine wirkliche Kompetenz, um die<br />
notwendigen Entscheidungen zu treffen.“<br />
„Einschätzung des Wettbewerbs. Chancen erkennen und umsetzen.“<br />
Informationsbeschaffung<br />
und -aufbereitung<br />
• Informationsbeschaffung und -aufbereitung mit einem Anteil von 4 %<br />
an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />
„Elementare Kenntnisse im Bereich Informationsbeschaffung und Informationsaufbereitung<br />
nicht gegeben.“<br />
Nähme man diese Einschätzungen zum Nennwert, so würde einem Teil<br />
der informationswirtschaftlichen Leitungsebene erneut die Fähigkeit abgesprochen,<br />
angemessen unternehmerisch zu handeln.<br />
Mangelnde<br />
Fach- und<br />
Sprachkenntnisse<br />
Wirtschaftliche<br />
Kenntnisse<br />
(14) In welchen inhaltlichen Bereichen weisen Angehörige der<br />
informationswirtschaftlichen Leitungsebene mangelnde Fach- und<br />
Sprachkenntnisse auf? Salopp ließe sich antworten, (ingesamt<br />
gesehen) in allen. Im Einzelnen verteilen sich die Nennungen auf wirtschaftliche,<br />
technische und sprachliche Defizite, mithin<br />
• auf mangelnde wirtschaftliche Kenntnisse, darunter Einschätzung des<br />
Wettbewerbs, Marktkenntnisse und betriebswirtschaftliches Wissen<br />
mit einem Anteil von 8 % an allen Nennungen, darunter:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 115<br />
„Ausländische Führungskräfte haben meistens einen größeren<br />
betriebswirtschaftlichen Hintergrund.“<br />
„Jeder Markt funktioniert nach eigenen Regeln. Die muss man kennen,<br />
wenn man „oben" mitspielen will.“<br />
„Märkte mit unterschiedlichen Randbedingungen.“<br />
Technische<br />
Kenntnisse<br />
• auf mangelnde technische Kennntnisse mit einem Anteil von 7 %,<br />
darunter<br />
„Neue Formen der grenzüberschreitenden, technisch geprägten Zusammenar<strong>bei</strong>t.“<br />
„Oftmals haben die Führungen nur Wirtschaftswissen, aber kaum oder<br />
kein technisches Verständnis.“<br />
„Zu einseitige Ausrichtung, entweder technisch oder kaufmännisch,<br />
qualifizierte Entscheidungen bedürfen <strong>bei</strong>der Kompetenzen.“<br />
Englische und<br />
weitere<br />
Sprachkenntnisse<br />
• auf eine als notwendig angesehene Verbesserung der englischen und<br />
weiteren Sprachkenntnisse mit einem Anteil von gleichfalls 7 %, zum<br />
Beispiel:<br />
„Ich bin immer wieder erschüttert, wie gering die Fremdsprachenkenntnisse<br />
auch meiner eigentlich gebildeten Mitmenschen sind.“<br />
„Language capability - English is the overriding common language in<br />
Europe now and many of our clients speak pretty much perfect English.<br />
This is espacially true in IT departments.“<br />
„Multilinguale Vertriebsstrukturen und steigende Technisierung erforden<br />
aktive Qualifikation/Weiterbildung.“<br />
Weiter unter<br />
Kapitel 15<br />
(15) Die Erörterung von Qualifikationsproblemen der informationswirtschaftlichen<br />
Leitungsebene wird im Zusammenhang mit den<br />
Ergebnissen zu einer weiteren Frage forgesetzt. Siehe Kapitel 1<strong>5.</strong><br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 116<br />
1<strong>5.</strong> Qualifizierungsbedarf<br />
Geschäftsführungsebene / Top<br />
Management<br />
(2): Maßnahmen<br />
1<strong>5.</strong>1 Die Frage<br />
„Welche Maßnahmen und Maßnahmenbereiche sehen Sie als besonders viel<br />
versprechend an, um die Qualifizierung der Leitungs-/Geschäftsführungsebene bzw. des<br />
Top Managements zu verbessern?“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 117<br />
1<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 121<br />
Geeignete Maßnahmen zur Qualifzierung<br />
der Leitungs-/Geschäftsführungsebene (I)<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Notwendigkeit,<br />
Qualifikationspolitik<br />
Notwendigkeit einer Rundum-<br />
Fortbildung<br />
Qualifizierung findet tatsächlich statt<br />
– Permanentes Training on the Job –<br />
Interne Ar<strong>bei</strong>tsgruppen<br />
Qualifikationspolitik – Qualitätskontrollen<br />
und Leistungsüberprüfungen<br />
- Zielvorgaben – Anreize<br />
für Qualifizierung<br />
10 5,8 4 4,3 6 7,7<br />
1 0,6 1 1,1 - -<br />
3 1,7 3 3,2 - -<br />
6 3,5 - - 6 7,7<br />
Maßnahmen 15 8,7 11 11,7 4 5,1<br />
Coaching, Kommunikationstraining 4 2,3 4 4,3 - -<br />
E-Learning 1 0,6 1 1,1 - -<br />
Externe Weiterbildung – Gespräche<br />
mit Politik<br />
10 5,8 6 6,4 4 5,1<br />
Metakenntnisse und -fertigkeiten 41 23,8 23 24,4 18 23,1<br />
Strategisches und längerfristiges 18 10,5 10 10,6 8 10,3<br />
Denken, unternehmerische<br />
Orientierung, Innovationsorientierung<br />
Erkennen von Chancen – neue<br />
3 1,7 2 2,1 1 1,3<br />
Themen – Kreativität<br />
Verständnis von Hintergründen und 6 3,5 5 5,3 1 1,3<br />
Zusammenhängen<br />
Methodenwissen,<br />
3 1,7 - - 3 3,9<br />
Analysekompetenz<br />
Gegen Entscheidungsschwäche – 4 2,3 1 1,1 3 3,9<br />
für rasches Entscheiden –<br />
Zeitmanagement<br />
Förderung der<br />
2 1,2 1 1,1 1 1,3<br />
Qualifizierungsbereitschaft<br />
Common Sense,<br />
4 2,3 3 3,2 1 1,3<br />
„Know Your Business“<br />
Qualitätsorientierung 1 0,6 1 1,1 - -<br />
Weitere Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten<br />
106 61,7 56 59,6 50 64,1<br />
N 172 - 94 - 78 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 118<br />
Tabelle 122<br />
Geeignete Maßnahmen zur Qualifzierung<br />
der Leitungs-/Geschäftsführungsebene (<strong>II</strong>)<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Internationalität & Sprache 27 15,7 16 17,0 11 14,1<br />
Europäisierung, Internationalisierung, 21 12,2 13 13,8 8 10,3<br />
Kulturelle Kompetenz<br />
Sprachkenntnisse 6 3,5 3 3,2 3 3,9<br />
Wirtschaftliche und technische<br />
Wissens- und Kenntnisbereiche<br />
32 18,6 18 19,2 14 18,0<br />
Fachkenntnisse, Basiswissen 2 1,2 1 1,1 1 1,3<br />
Technisches Wissen – Nutzung 15 8,8 9 9,6 6 7,7<br />
(einfacher) technischer Tools<br />
Allgemeines betriebswirtschaftliches 3 1,7 2 2,1 1 1,3<br />
Wissen<br />
Markt- und Branchenkenntnisse 4 2,3 1 1,1 3 3,9<br />
Finanzierung, Controlling 2 1,2 2 2,1 - -<br />
Organisation, Projektmanagement,<br />
Change Management<br />
6 3,5 3 3,2 3 3,9<br />
Personelles, Soziales,<br />
Psychologisches<br />
30 17,4 15 16,0 15 19,2<br />
Mitar<strong>bei</strong>terführung, Kontakt mit 15 8,8 8 8,5 7 9,0<br />
Mitar<strong>bei</strong>tern und Kollegen,<br />
Führungskompetenz, stärkere<br />
Eigenverantwortlichkeit der<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter – ohne ausdrückliche<br />
Bezugnahme auf Sozialkompetenz<br />
Soziale Kompetenz 6 3,5 5 5,3 1 1,3<br />
Kundenkenntnisse,<br />
3 1,7 1 1,1 2 2,6<br />
Umgang mit Kunden<br />
Kommunikations- und<br />
3 1,7 1 1,1 2 2,6<br />
Verhandlungskompetenz<br />
Offene Unternehmenskultur -<br />
Unternehmensklima<br />
3 1,7 - - 3 3,9<br />
Informationsbeschaffung,<br />
Knowledge Management<br />
Umgang mit Politik und<br />
Verwaltung<br />
10 5,8 2 2,1 8 10,3<br />
7 4,1 5 5,3 2 2,6<br />
Umgang mit Politik allgemein 2 1,2 1 1,1 1 1,3<br />
Recht, Steuern 4 2,3 3 3,2 1 1.3<br />
Förderpolitik 1 0,6 1 1,1 - -<br />
N 106 61,7 56 59,6 50 64,1<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 119<br />
1<strong>5.</strong>3 Interpretation<br />
94 Experten<br />
mit 172<br />
Nennungen<br />
(1) 94 Experten antworteten auf die Frage nach geeigneten<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für die Leitungs-/Geschäftsführungsebene.<br />
Zu den an erster Stelle gesetzten 94 Nennungen kamen 78 weitere, die<br />
von den Experten an die zweite und eventuell die dritte Stelle gesetzt<br />
wurden.<br />
Vergleich der<br />
Fragen zur<br />
Dinglichkeit<br />
und zu<br />
geeigneten<br />
Maßnahmen<br />
(2) Im Vergleich zu der ersten teilweise geschlossenen Frage ergab sich<br />
diesmal eine größere Heterogenität und Vielfalt der Ergebnisse.<br />
Zwischen den Resultaten bestehen aber auch bedeutende Ähnlichkeiten.<br />
Die Ergebnisse zu den Fragen 15 („Dringlichkeit einer Qualizierung der<br />
Leitungsebene“) und 16 („Geeignete Maßnahmen zur Qualifizierung der<br />
Leitungsebene“) werden in Tabelle 123 zusammengefasst.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 120<br />
Tabelle 123<br />
Problemgrößen zum Qualifizierungsbedarf der<br />
Leitungsebene – Die Ergebnisse zur Dringlichkeit und zu<br />
den zu treffenden Maßnahmen<br />
Insgesamt 1)<br />
Ergebnisse zur<br />
Dringlichkeit<br />
Ergebnisse<br />
zu den zu<br />
treffenden<br />
Maßnahmen<br />
Grundlegende Notwendigkeit der<br />
Qualifizierung, tatsächliche<br />
Qualifizierungspolitik<br />
Gründe und Symptome für bestehenden<br />
Qualifizierungsbedarf (außer<br />
Internationalisierung)<br />
5,5 % 4 (5,2 %) 10 (5,8 %)<br />
12,4 % 19 (24,7 %) -<br />
Geeignete Maßnahmen 4,4 % - 15 (8,7 %)<br />
Qualifizierungsinhalte 74,4 % 49 (63,5 %) 147 (85,3 %)<br />
Metakenntnisse, Metafähigkeiten 24,5 % 15 (19,5 %) 51 (29,5 %)<br />
Ethisches Verhalten 0,7 % 1 (1,3 %) -<br />
Strategisches Denken – Analytische<br />
13,3 % 7 (9,1 %) 30 (17,4 %)<br />
Fähigkeiten - Erkennen von Chancen<br />
Informationsbeschaffung und -aufbereitung,<br />
4,9 % 3 (3,9 %) 10 (5,8 %)<br />
Knowledge Management<br />
Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit 3,8 % 4 (5,2 %) 4 (2,3 %)<br />
Common sense, „Know Your Business“,<br />
Qualitätsorientierung,<br />
Qualifizierungsbereitschaft<br />
2,0 % - 7 (4,0 %)<br />
Fachkenntnisse 16,4 % 11 (14,1 %) 32 (18,6 %)<br />
Allgemeine Fachkenntnisse, Basiswissen 0,6 % - 2 (1,2 %)<br />
Technische Kenntnisse 7,7 % 5 (6,5 %) 15 (8,8 %)<br />
Wirtschaftliche Kenntnisse 8,3 % 6 (7,8 %) 15 (8,8 %)<br />
Internationales & Sprache 22,2 % 22 (28,6 %) 27 (15,7 %)<br />
Europäisierung, Internationalisierung,<br />
17,2 % 17 (22,1 %) 21 (12,2 %)<br />
Kulturelle Kompetenz<br />
Verbesserung der Sprachkenntnisse 5,0 % 5 (6,5 %) 6 (3,5 %)<br />
Personelles, Soziales, Psychologisches –<br />
Besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
9,4 % 1 (1,3 %) 30 (17,4 %)<br />
Umgang mit Politik 2,1 % - 7 (4,1 %)<br />
Weitere Nennungen 3,3 % 5 (6,5 %) -<br />
N 249 77 172<br />
1) Insgesamt: Gleichgewichtung der Antworten zu <strong>bei</strong>den Fragen .<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 121<br />
Ähnlichkeiten<br />
zwischen den<br />
Ergebnissen<br />
Nicht nach<br />
Qualifizierungsinhalten<br />
gefragt,<br />
...<br />
... aber mit<br />
Qualifizierungsinhalten<br />
geantwortet<br />
Teilweises<br />
Ausblenden der<br />
Metaebene und<br />
Defizitursachen<br />
Widerstand<br />
gegen<br />
Erörterungen<br />
auf der<br />
Metaebene ...<br />
... sowie gegen<br />
Ursachenforschung?<br />
Ausschließlich<br />
„pragmatische<br />
Orientierung“<br />
kann auf<br />
längere Sicht<br />
problematisch<br />
sein.<br />
(3) An zum Teil weitgehenden Ähnlichkeiten zwischen den Ergebnissen<br />
auf die „Dringlichkeitsfrage“ und die Frage zu den „Geeigneten Maßnahmen“<br />
sind festzustellen (Die Zitate im folgenden Text sind<br />
ausschließlich den Antworten zur „Maßnahmenfrage“ entnommen):<br />
(a) Insgesamt wurden in drei von vier Nennungen zu „Qualifizierungsinhalten“<br />
Stellung genommen (gleichgewichteter Durchschnitt<br />
der Antworten auf <strong>bei</strong>de Fragen). Das ist jedoch eine Größe, nach der<br />
überhaupt nicht gefragt worden war. Bei den Antworten auf die Frage zur<br />
Dringlichkeit des Qualifizierungsbedarfs betrug der entsprechende Anteil<br />
64 %, <strong>bei</strong> den Antworten auf die Frage zu geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen<br />
sogar 85 %.<br />
Hingegen betrugen die Anteile zu den Gründen und Symptomen für<br />
bestehenden Qualifizierungsbedarf, also zu Größen, die in einer<br />
unmittelbaren Nähe zu dessen Dringlichkeit stehen, nur 12 % (wenn man<br />
die Antworten zur „Internationalisierung“ außen vor lässt) bzw. 30 %<br />
(einschließlich der Nennungen zur Internationalisierung). Auf die Frage<br />
nach geeigneten Maßnahmen zur Qualifizierung der Leitungsebene<br />
wurde lediglich 15-mal direkt geantwortet. Das sind 8,7 % aller<br />
Antworten auf die „Maßnahmenfrage“.<br />
Während in den Antworten der Experten auf die „Dringlichkeitsfrage“<br />
praktisch nicht auf die Umsetzungsebene eingegangen wurde, verzichteten<br />
die Experten auf die „Frage nach den geeigneten Maßnahmen“<br />
sehr weitgehend auf „Ursachenforschung“.<br />
Wenn sich die informationswirtschaftlichen Experten im Zusammenhang<br />
mit Qualifizierungsfragen der Leitungsebene, unabhängig davon, wie die<br />
Fragen formuliert wurden, vorrangig an den zu vermittelnden<br />
Qualifizierungsinhalten orientierten, so lässt sich dies als ein<br />
Widerstreben der Leitungsebene deuten, Qualifizierungsprobleme auf<br />
der Metaebene zu erörtern (z.B.: „Ist ein Workshop oder eine andere<br />
Veranstaltungsform das bessere Instrument zur Vermittlung eines<br />
bestimmten Wissens?“). Zusätzlich wurden wenngleich in geringeren<br />
Maße Widerstände erkennbar, nach den Ursachen für bestehende<br />
Qualifizierungsdefizite zu fragen.<br />
Diese „pragmatische“ Orientierung, nämlich inhaltliche Qualifizierungsdefizite<br />
zur Kenntnis zu nehmen und im Anschluss daran einen<br />
Kurs zu ordern, mag kurzfristig zu erwünschten Ergebnissen führen. Auf<br />
längere Sicht kann es jedoch problematisch werden, wenn die<br />
Umsetzungsebene im Qualifizierungsbereich aus-schließlich den unteren<br />
Ebenen oder pädagogischen Fachleuten überlassen bleibt oder wenn<br />
umfassende Maßnahmen zur Beseitigung von Qualifikationsdefiziten<br />
nicht oder nicht unter einer angemessenen inhaltlichen Beteiligung der<br />
Leitungsebene in Angriff genommen würden.<br />
Grundlegende<br />
Notwendigkeit<br />
einer<br />
Qualifizierung<br />
...<br />
(b) Die grundlegende Notwendigkeit einer Qualifizierung der<br />
Leitungsebene wurde von den Experten sehr weitgehend im<br />
Ankreuzverfahren bejaht. Diese Notwendigkeit wurde zusätzlich von<br />
mehreren Experten in ihren Kommentaren auf die „Maßnahmenfrage“<br />
ausdrücklich anerkannt. Da<strong>bei</strong> betrugen die Anteile dieser Kommentare<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 122<br />
ausdrücklich anerkannt. Da<strong>bei</strong> betrugen die Anteile dieser Kommentare<br />
an allen Nennungen sowohl <strong>bei</strong> der „Dringlichkeitsfrage“ als auch <strong>bei</strong> der<br />
Frage nach den „Geeigneten Maßnahmen“ über 5 %.<br />
... als Notwendigkeit<br />
bestätigt...<br />
In den Nennungen zur „Qualifikationspolitik“ (Anteil an allen Nennungen<br />
4 %) wurden auch „interne Qualitätskontrollen“ („nicht immer nur<br />
schnell, schnell“), „Leistungsüberprüfungen“, die Vorgabe von Zielen für<br />
das Management sowie die stärkere Belohnung für individuelle<br />
Qualifikationsanstrengungen verlangt. Ein Experte verlangte in Qualifizierungszusammenhängen<br />
eine stärkere Bedeutung der Leistungsentlohnung:<br />
„Bereitschaft, höheren variablen Anteil im Gehalt zu akzeptieren, das an<br />
objektiven Zielvereinbarungen gemessen wird.“<br />
... und mit<br />
gelegentlicher<br />
Praxis belegt<br />
In den Antworten auf die Maßnahmenfrage wurde nach 1,7 % aller<br />
Nennungen darauf verwiesen, dass eine Qualifizierung tatsächlich<br />
stattfinde <strong>bei</strong>spielsweise im Rahmen eines „permanenten Training on the<br />
job“ oder über interne Ar<strong>bei</strong>tsgruppen. Zum Beispiel:<br />
„Alle Abteilungsleiter und die Geschäftsführer sind schon seit Jahren im<br />
Hause und bilden sich on the-the-job permanent aus.“<br />
Fünf Bereiche<br />
für Qualifizierungsinhalte<br />
Drei inhaltliche<br />
Bereiche <strong>bei</strong><br />
<strong>bei</strong>den Fragen<br />
bedeutend<br />
(c) Die Qualifizierungsinhalte, für die besondere Defizite bestehen,<br />
lassen sich in fünf Qualifizierungsbereiche unterteilen:<br />
• Metakenntnisse und -fähigkeiten;<br />
• Fachkenntnisse;<br />
• Internationales und Sprachkenntnisse;<br />
• Personelles, Soziales und Psychologisches sowie<br />
• Umgang mit der Politik.<br />
Drei dieser Qualifizierungsbereiche kamen in den Antworten sowohl auf<br />
die „Dringlichkeitsfrage“ als auch auf die Frage nach „Geeigneten<br />
Maßnahmen“ zu höheren Anteilen. Das sind Metakenntnisse und<br />
Metafertigkeiten, Fachkenntnisse sowie Internationales und Sprache.<br />
Diese drei Bereiche machen zusammengenommen fast zwei von<br />
insgesamt drei Nennungen (63 %) beziehungsweise 85 % aller<br />
Nennungen zu Qualifizierungsinhalten aus.<br />
Im Bereich der<br />
Metakennt.-<br />
nissen ...<br />
... fehlt es vor<br />
allem am strategischen<br />
und<br />
analytischen<br />
Denken<br />
(d) Innerhalb der erforderlichen Metakenntnisse und -fertigkeiten<br />
wurden in den Antworten auf <strong>bei</strong>de Fragen für wichtig befunden:<br />
• Denken, insbesondere strategische, aber auch analytische und<br />
Konzeptualisierungsfähigkeiten, darunter das Erkennen von<br />
Chancen, mit einem durchschnittlichen Anteil an allen Nennungen<br />
von 13 %. Zum Beispiel:<br />
„Längerfristige Entwicklung von Strategien und deren Umsetzung – ist<br />
mehr eine philosophische Betrachtung und unter kurzfristigem<br />
Shareholder Value-Druck nicht machbar.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 123<br />
Shareholder Value-Druck nicht machbar.“<br />
„Zielsysteme im Management längerfristig ausrichten.“<br />
• Handeln, das heißt insbesondere Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit,<br />
mit einem durchschnittlichen Anteil an allen<br />
Nennungen von 4 %. Zum Beispiel:<br />
„Understanding in depth. Speed of decision-making and inmplementation.<br />
Spotting & adapting to change fast.“<br />
• „persönliches Informationsmanagement“, das heißt Informationsbeschaffung<br />
und -aufbereitung sowie Knowledge Management, mit<br />
einem durchschnittlichen Anteil an allen Nennungen von 5 %, zum<br />
Beispiel:<br />
„Information über andere Rechts- und Wirtschaftsrahmenbedingungen.“<br />
„Mehr Content, weniger IT.“<br />
„Nachhaltiges Knowledge Management (zur Bildung und Förderung von<br />
sozialem Kapital).“<br />
„Studien wie diese.“<br />
Strategisches<br />
Denken<br />
11 %<br />
Bereits in den Antworten zur „Dringlichkeit“ wurde strategisches und<br />
analytisches Denken mit einem Anteil von 9 % unter allen Metafähigkeiten<br />
und -kenntnissen am häufigsten genannt. In den Antworten<br />
zu den „Geeigneten Maßnahmen“ kam dieser Bereich auf einen Anteil<br />
von 17 %.<br />
Für diese Antworten wurden die folgenden Unterteilungen<br />
vorgenommen:<br />
Erkennen von<br />
Chancen<br />
2 %<br />
Methodenwissen<br />
2 %<br />
Common Sense,<br />
Know<br />
Your Business,<br />
Förderung der<br />
Qualifizierungsbereitschaft<br />
• strategisches und längerfristiges Denken, unternehmerische<br />
Orientierung, Innovationsorientierung - mit einem Anteil von 11 % an<br />
allen Nennungen;<br />
• Erkennen von Chancen - neue Themen - Kreativität - mit einem<br />
Anteil von 2 %;<br />
• Methodenwissen, Analysekompetenz - mit einem Anteil von 2 %.<br />
Anders als in den Antworten zur „Dringlichkeit“ wurde in den Antworten<br />
zu „Geeigneten Maßnahmen“ auch die Bedeutung teilweise ergänzender<br />
„induktiver“ Fähigkeiten wie „Know Your Business“, Common Sense<br />
sowie Förderung der Qualifizierungsbereitschaft betont. Zum Beispiel:<br />
„Gesunder Menschenverstand. Logisches Denken. Grundrechenarten.“<br />
„Zurück zur Basis – Hinweis auf die Realität ohne Managementverschönerung.“<br />
„Fähigkeit, den Markt aus Kundensicht zu sehen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 124<br />
Vor allem wirtschaftliche<br />
und<br />
technische<br />
Fachkenntnisse<br />
Teilweise fehlen<br />
technische<br />
Grundlagenkenntnisse.<br />
Technisch<br />
informierte<br />
Entscheidungen<br />
treffen<br />
Was ist möglich,<br />
was nützlich?<br />
(e) Bei den zu fördernden Fachkenntnisse wurden in den Antworten auf<br />
<strong>bei</strong>de Fragen vorwiegend die gleichen Bereiche - nämlich technische<br />
und wirtschaftliche Kenntnisse - hervorgehoben.<br />
Die Nennungen dazu kamen sowohl in der „Dringlichkeitsfrage“ als auch<br />
in der Frage zu den „Geeigneten Maßnahmen“ zu ähnlich hohen<br />
Anteilen (durchschnittlicher Anteil der Nennungen zu technischen<br />
Kenntnissen 7,7 %, zu wirtschaftlichen Kenntnissen 8,3 %).<br />
Im Bereich der technischen Kennntnisse wurden vor allem IT-Kenntnisse,<br />
aber auch Wissen über IT-Sicherheit, Internet-Wissen,<br />
Nutzungswissen über etwas kompliziertere PC-Werkzeuge sowie<br />
Fertigkeiten in „Medialen Technologien“ verlangt. Teilweise ging es um<br />
die Vermittlung technischer Grundlagenkenntnisse beziehungsweise um<br />
den Erwerb mehr oder minder rudimentärer Fähigkeiten sowie um den<br />
Aufbau von Fähigkeiten, wirtschaftlich angemessene Entscheidungen<br />
über technologische und technische Entwicklungen und Möglichkeiten zu<br />
treffen. Zum Beispiel:<br />
„Technisches Grundlagenwissen in Drei Tages-Kurs vermitteln, um<br />
Gefühl für Machbarkeit und Hürde zu erlauben.“<br />
„Konkrete Erfahrung im Umgang mit technischen Systemen. Förderung<br />
autarker Entscheidungen. Was muss man können? Was nicht? Viele<br />
lassen sich von zu komplexer IT-Technik ins Bockshorn jagen.“<br />
„Wir haben die Lösungen, wo sind die Probleme? Verbesserung der<br />
inhaltlichen Ausgestaltung von Technik/IT – Für wen ist das „Warum“<br />
nützlich und nicht? Was geht?“<br />
„Unterrichtung und Nutzung technischer Kommunikationswerkzeuge, die<br />
über Telefon und E-Mail hinausgehen: Document sharing. Telekonferenz.“<br />
Ausdifferenzierung<br />
wirtschaftlicher<br />
Kenntnisse<br />
Für den wirtschaftlichen Bereich wurden die benötigten Kenntnisse in<br />
den Antworten auf die „Maßnahmen-Frage“ stärker ausdifferenziert. Dies<br />
galt vor allem für die Bereiche:<br />
• „Organisation, Projektmanagement, Change Management“ .mit<br />
einem Anteil an allen Nennungen von 4 %, zum Beispiel:<br />
„Stärkere Ar<strong>bei</strong>tsteilung, flexiblere Ar<strong>bei</strong>tszeitmodelle gerade auch im<br />
Top Management.“<br />
• Markt- und Branchenkenntnisse mit einem Anteil von 2 %, zum<br />
Beispiel:<br />
„Steigern der Branchenkenntnisse: komprimiertere Schulungen –<br />
Austausch.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 125<br />
• allgemeines betriebswirtschafltiches Wissen mit einem Anteil von<br />
2%, zum Beispiel:<br />
„BWL-Know how auch für Führungskräfte (was ist EBIT, EVA, ...?)“.<br />
• Finanzierung, Controlling mit einem Anteil von 1 %.<br />
Internationales<br />
& Sprache<br />
mit<br />
durchschnittlichem<br />
Anteil<br />
von 22 %<br />
Davon<br />
Verbesserung<br />
der Sprachkenntnisse<br />
5 %<br />
Über Wissen<br />
hinaus ....<br />
... Sammlung<br />
von Erfahrungen<br />
und<br />
Kooperation mit<br />
Partnern<br />
(f) „Internationales und Sprache“ spielte in den Antworten auf <strong>bei</strong>de<br />
Fragen nach Anzahl der Nennungen eine bedeutende Rolle. Allerdings<br />
wurde dies in der „Dringlichkeitsfrage“ durch eine entsprechende<br />
Formulierung nahegelegt. Entsprechend größer war hier mit 29 % der<br />
Anteil der Nennungen. Dieser kam <strong>bei</strong> den Antworten zu den<br />
„Geeigneten Maßnahmen“ auf 16 %.<br />
In den Antworten sowohl auf die „Dringlichkeitsfrage“ als auch auf die<br />
Frage nach den „Geeigneten Maßnahmen“ wurde eine „Verbesserung<br />
der Sprachkenntnisse“, im besonderen der englischen Sprache, verlangt<br />
(durchschnittlicher Anteil an allen Nennungen 5 %).<br />
Zusätzlich wurde eine Verbesserung der Fähigkeiten für die folgenden<br />
Bereiche im Kontext von „Europäisierung und Internationalisierung“ für<br />
notwendig gehalten:<br />
• bessere Kenntnisse „über andere Volkswirtschaften und globale<br />
Zusammenhänge“;<br />
• Erwerb von Auslandserfahrungen sowohl auf der Leitungs- als auch<br />
auf der Mitar<strong>bei</strong>terebene;<br />
• Internationalisierung der Orientierungen des Managements;<br />
• Organisation eines internationalen Erfahrungsaustausches;<br />
• die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Unternehmungen im Ausland,<br />
• besonders jedoch: interkulturelle Kenntnisse und Kompetenzen.<br />
Zum Beispiel:<br />
„Interkulturelle Kommunikation.“<br />
„Interkulturelle Aufklärung (neben Sprache).“<br />
Einbeziehung<br />
kultureller<br />
Größen<br />
Demnach wurde der Erwerb von „Internationalität“ nicht nur als eine<br />
Aneignung von Wissen verstanden. Vielmehr folgte eine ganze Reihe<br />
von Experten einem umfassenden Verständnis von „Internationalität“,<br />
indem sie auf die besondere Bedeutung kultureller Größen bzw. des<br />
kulturellen Kontextes für wirtschaftliches Handeln verwiesen. Mehrere<br />
Experten empfahlen den Führungskräften, internationale Erfahrungen im<br />
„Auslandsdienst“ auf Außenposten zu sammeln.<br />
Unterschiede<br />
zwischen den<br />
Ergebnissen<br />
(4) Allerdings gibt es in den Verteilungen der Antworten auf die<br />
„Dringlichkeits-“ und „Maßnahmenfrage“ auch bedeutende Unterschiede:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 126<br />
(a) In den Antworten auf die „Dringlichkeitsfrage“ wurde die Umsetzungsebene<br />
weitgehend ausgeblendet. In den Antworten auf die<br />
„Maßnahmenfrage“ wurden die mit der Frageformulierung erbetenen<br />
„Geeigneten Maßnahmen“ in 9 % aller Nennungen angesprochen.<br />
E-Learning<br />
Coaching<br />
• Darin ging ein Experte auf die Möglichkeiten des E-Learning im<br />
Zusammenhang mit der Weiterbildung ein und<br />
• betonten vier Experten, das sind 2 % aller Nennungen, die<br />
besondere Relevanz von Coaching und Kommunikationstraining,<br />
zum Beispiel:<br />
„Gezieltes, individuelles Coaching in spezifischen, multinationalen<br />
Kooperationskontexten.“<br />
„Personal Coaching.“<br />
Vor allem<br />
externe<br />
Veranstaltungen<br />
Aus dem<br />
Tagesgeschäft<br />
herausnehmen<br />
Geheime und<br />
öffentliche<br />
Management-<br />
Politik-Zirkel<br />
Postgraduate-<br />
Studiengänge<br />
• Vor allem wurde jedoch auf die besondere Bedeutung der Teilnahme<br />
an externen Veranstaltungen und Aktivitäten außerhalb des eigenen<br />
Hauses hingewiesen (6 % aller Nennungen). Damit verbunden<br />
wurden Problemgrößen wie Veranstaltungsqualität, Intensität der<br />
Wissensvermittlung und Praxisnähe genannt. Zum Beispiel:<br />
„Kongresse und Seminare.“<br />
„Manager öfter aus dem Tagesgeschäft nehmen und extern schulen.<br />
Veränderungsprozesse begreifen. Möglichkeiten der Umsetzungen<br />
erfahren (neben Personalabbau und Outsourcing gibt es auch andere<br />
Maßnahmen).“<br />
„Geheime und öffentliche Management-Politik-Zirkel, um die Anforderungen<br />
der Zukunft zu lösen. Politiker brauchen die Unterstützung der<br />
Wirtschaft.“<br />
„Workshops statt sog. "Praxisvorträge", die sich dann als verkappte,<br />
zusammengestoppelte Firmenvorträge herausstellen.“<br />
„Universitäre Weiterbildung im Rahmen von Postgraduate Studiengängen.“<br />
„Executive-Workshops zu Themen wie Neue Technologien und Medien.“<br />
„Intensiverer Wissenstransfer zwischen Universitäten und Praxis im<br />
Rahmen von Tagungen und Konferenzen.“<br />
Unmittelbare<br />
Bezüge zu<br />
eigenen<br />
Entscheidungen<br />
„Kurze Schulungen (Module) außerhalb des Unternehmens mit erfahrenen<br />
Fachexperten. Die Schulungen sollten in bestimmtem Rhythmus<br />
wiederholt werden.“<br />
„Workshops speziell auf Unternehmen zugeschnitten anbieten und mit<br />
Führungskräften zusammen auf Suche nach „Enabling“-Effekten durch<br />
ITK für eigene Geschäftsfelder gehen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 127<br />
„Zusammenar<strong>bei</strong>t in neuen Formen. Bildung, Karriere, Führung und<br />
Verantwortung.“<br />
Neue Qualifizierungsdimension<br />
„Personelles,<br />
Soziales,<br />
Psychologisches“<br />
(b) Auf die Frage nach den „Geeigneten Maßnahmen“ bezogen sich 17<br />
% aller Nennungen auf „Personelles, Soziales, Psychologisches“,<br />
insbesondere auf Notwendigkeiten einer professionellen Mitar<strong>bei</strong>terförderung<br />
und -führung. Häufiger wurde nur noch auf die Notwendigkeit,<br />
strategische und analytische Fähigkeiten zu verbessern und internationale<br />
Kompetenzen zu erweitern, eingegangen.<br />
Im Gegensatz dazu hatte auf die „Dringlichkeitsfrage“ hin lediglich ein<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter die „besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter“ betont.<br />
Unter „Personelles, Soziale, Psychologisches“ wurden gefasst:<br />
Mitar<strong>bei</strong>terführung<br />
• Mitar<strong>bei</strong>terführung, Kontakte mit Mitar<strong>bei</strong>tern und Kollegen,<br />
Führungskompetenz, stärkere Eigenverantwortlichkeit der Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />
ohne ausdrückliche Bezugnahme auf „Sozialkompetenz“, mit<br />
einem Anteil von 9 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />
„Maßnahmen zum Zeitmanagement. Personalmanagement, Mitar<strong>bei</strong>terführung,<br />
Psychologie, Projektmanagement.“<br />
„Stärkung der Eigenverantwortlichlkeit der Mitar<strong>bei</strong>ter durch bessere<br />
Einschätzungsvermögen der indviduellen Qualfikationen, ohne deswegen<br />
gleich jede Sekretärin zum „Schein“-Selbstständigen machen zu<br />
wollen.“<br />
Sozialkompetenz<br />
• ausdrückliche, zum Teil wörtliche Bezugnahmen auf „Sozialkompetenz“,<br />
mit einem Anteil von 4 %, zum Beispiel:<br />
„Sozialkompetenz. Empathie.“<br />
„Grundsätzlich: Abgrenzungen und Schichtenbildung verhindern.“<br />
„Motivation durch Sozialkompetenz.“<br />
Kundenkenntnisse<br />
Kommunikations-<br />
und<br />
Verhandlungsgeschick<br />
Offene Unternehmenskultur<br />
• Kundenkenntnisse, Umgang mit Kunden, mit einem Anteil von 2 %;<br />
• Kommunikations- und Verhandlungskompetenz, Kooperationskompetenz,<br />
mit einem Anteil von 2 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />
„Zuhören, Rollentausch und Kooperation.“<br />
• Unternehmenskultur und Unternehmensklima:<br />
„Offene Unternehmenskultur. Transparenz in allen Bereichen.“<br />
Demnach gilt:<br />
Vor allem<br />
Nachholbedarf<br />
...<br />
• Obgleich in den Nennungen zur „Dringlichkeit“ von Qualifizierungsproblemen<br />
auf der Leitungsebene praktisch nicht auf soziale,<br />
psychologische oder mitmenschliche Fähigkeiten eingegangen<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 128<br />
... im<br />
Mitar<strong>bei</strong>terbereich<br />
psychologische oder mitmenschliche Fähigkeiten eingegangen<br />
wurde, erwiesen sich diese Kompetenzen in der Frage nach den<br />
„Geeigneten Maßnahmen“ als ausgesprochen wichtig.<br />
• Direkte Bezugnahmen zur „Sozialkompetenz“ dürften vor allem dem<br />
Mitar<strong>bei</strong>terbereich gegolten haben. Nimmt man dazu die Nennungen,<br />
die sich direkt auf die Mitar<strong>bei</strong>ter und ihre Führung und Förderung<br />
bezogen, so galten 70 % der Nennungen zu „Personellem, Sozialem<br />
und Psychologischem“ der Personalpolitik. Im Gegensatz dazu<br />
waren lediglich 20 % der Nennungen zu „Personellem, Sozialem,<br />
Psychologischem“ auf Kunden beziehungweise (vor allem wohl<br />
externen) Verhandlungspartnern bezogen. In 10 % der weiteren<br />
Nennungen wurde die Bedeutung einer offenen Unternehmenskultur<br />
bzw. des Unternehmensklimas hervorgehoben.<br />
• Um die vorhandenen internen Leistungs- und Innovationspotenziale<br />
voll ausschöpfen zu können, bedarf es nicht nur einer professionellen<br />
Mitar<strong>bei</strong>terführung, sondern auch -förderung.<br />
• Für <strong>bei</strong>de Bereiche besteht ein Nachholbedarf an Qualifizierung.<br />
Neue Qualiifizierungsdimension<br />
„Umgang<br />
mit Politik“<br />
Recht und<br />
Steuern<br />
(c) Als weiterer Qualifizierungsbereich führten die Experten den<br />
„Angemessenen Umgang mit Politik und Verwaltung“ ein. Dieser<br />
Bereich kam auf einem Anteil von 4 % an allen Nennungen (7 % der<br />
Antworten auf die „Maßnahmenfrage“).<br />
Mehrheitlich wurde in diesen Nennungen die Bedeutung geeigneter<br />
Kenntnisse im rechtlichen und steuerlichen Bereich betont. Ein Experte<br />
ging auf den Wandel der Anforderungen im Bereich rechtlicher<br />
Kenntnisse im Zusammenhang mit Internationalisierungsprozessen ein:<br />
„Rechtsausbildung für internationale Fragen (Gesellschaftsrecht, Jahresabschluss<br />
Vertragsrecht, etc.)“<br />
Förderpolitk, ...<br />
...generelle<br />
Verbesserungsbedürftigkeit<br />
kooperativer<br />
Beziehungen<br />
Dringender und<br />
umfassender<br />
Qualifizierungsbedarf<br />
Gefährdung der<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Strategisches<br />
und analytisches<br />
Denken<br />
Weitere Experten wiesen auf weniger klassische Kooperationsbereiche<br />
zwischen Unternehmensbereich und Politik wie die Förderpolitik sowie<br />
auf eine generelle Verbesserungsbedürftigkeit kooperativer Beziehungen<br />
zwischen <strong>bei</strong>den Bereichen hin.<br />
(5) Es ergeben sich an zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
• In informationswirtschaftlichen Unternehmen und weiteren Einrichtungen<br />
besteht auf der Leitungsebene ein dringender und<br />
umfassender Qualifizierungsbedarf.<br />
• Auch wenn die kritischen Kommentare der Experten nicht sämtlich<br />
zum Nennwert genommen werden sollten, teilweise dürften die<br />
bestehenden Qualifikationsdefizite so dringlich sein, dass sie die<br />
gedeihliche Entwicklung informationswirtschaftlicher Unternehmen<br />
und weiterer Einrichtungen gefährden können.<br />
• Es gibt kaum einen Bereich unternehmerischen/dispositiven<br />
Handelns, für den insgesamt gesehen kein dringender Qualifizierungsbedarf<br />
besteht. An besonders dringenden Qualifizierungsbereichen<br />
ergeben sich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 129<br />
rungsbereichen ergeben sich:<br />
Mitar<strong>bei</strong>terförderung<br />
Internationalität<br />
Upgrading von<br />
Fachkenntnissen<br />
Kooperation mit<br />
Politik<br />
Positive<br />
Beispiele kaum<br />
vorhanden<br />
Reduzierung der<br />
Erörterung auf<br />
Qualifikationsinhalte<br />
Ausblenden<br />
organisatorischer<br />
Größen<br />
Mittlere Ebene<br />
nicht nur den<br />
„Bildungsprofessionals“<br />
überlassen<br />
Anforderungen<br />
der Tagespolitik<br />
als<br />
besondere<br />
Barriere<br />
Besondere<br />
Anforderungen<br />
an Qualität<br />
- strategisches und analytisches Denken;<br />
- professionelle Führung und Förderung der Mitar<strong>bei</strong>ter;<br />
- Sprachkenntnisse;<br />
- internationale, insbesondere kulturelle Kompetenz sowie<br />
- Metafähigkeiten, darunter Sozial-, Kommunkations- und<br />
Verhandlungskompetenz.<br />
• Darüber hinaus ist ein Upgrading wirtschaftlicher und technischer<br />
Kenntnisse geboten. In einigen Fällen geht es darum, erst ein<br />
Basiswissen technischer Kenntnisse („Was ist technisch möglich?<br />
Was ist der Nutzen?“), allerdings auch die Fähigkeit, technische<br />
Kenntnisse für wirtschaftliche Entscheidungen zu verwenden, zu<br />
vermitteln.<br />
• Die kooperativen Beziehungen zwischen Informationswirtschaft und<br />
Politik bedürfen auf <strong>bei</strong>den Seiten der Professionalisierung.<br />
• Die Experten sahen in den informationswirtschaftlichen Unternehmen<br />
und darüber hinaus kaum positive Beispiele einer professionellen<br />
Qualifikationspolitik für die Leitungsebene. Demnach müsste, soweit<br />
systematische Anstrengungen in Angriff genommen werden sollen,<br />
an einem Punkt nahe Null begonnen werden.<br />
• In der Informationswirtschaft besteht die Tendenz, die Erörterung<br />
bestehender Qualifikationsprobleme losgelöst von den Frageformulierungen<br />
auf Qualifikationsinhalte zu reduzieren. Damit besteht die<br />
Gefahr, dass die eigentlichen Ursachen bestehender Qualifikationsdefizite,<br />
<strong>bei</strong>spielsweise ein Übermaß an bürokratischen Regelungen<br />
und anderen organisationsstrukturellen Größen, unbeachtet und<br />
„unbehandelt“ bleiben. Diese Gefahr besteht in einem geringeren<br />
Maße auch für personale Größen, zum Beispiel Qualifizierungsbereitschaft.<br />
• Weitere Gefahren lauten, dass auf eine systematische und<br />
konzeptionelle Behandlung von Qualifikationsfragen verzichtet und<br />
die Gestaltung von Umsetzungsproblemen ausschließlich den<br />
mittleren Management, im Besonderen den „Bildungsprofessionals“,<br />
überlassen wird.<br />
• Mitglieder der Leitungsebene in informationswirtschaftlichen<br />
Einrichtungen sehen sich durch die Belastungen der Tagespolitik an<br />
eigenen Qualifizierungsanstrengungen gehindert. Auch dann, wenn<br />
sie sich solcher Anstrengungen unterziehen, können diese jederzeit<br />
durch Anforderungen der Tagespolitik unterbrochen werden, sofern<br />
die entsprechenden Aktivitäten im eigenen Haus stattfinden. Daraus<br />
ergibt sich ein besonderes Interesse an externen Veranstaltungen.<br />
• Qualifizierende Veranstaltungen für die Leitungsebene sollten<br />
besondere Qualitätskriterien erfüllen. Diese sind:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Qualifizierungsstrategien 130<br />
- intellektuelles Niveau,<br />
- Neuheitscharakter,<br />
- Nähe der vermittelten Informationen zu den eigenen strategischen<br />
und weiteren Entscheidungen im Unternehmen sowie<br />
- individuelles und persönliches Eingehen auf die Fragen, die sich<br />
aktuell für einen informationswirtschaftlichen Entscheider stellen.<br />
Coaching • In einigen Fällen sollte eine hochindividualisierte Qualifizierung unter<br />
Einbeziehung von Motivationsgrößen angestrebt werden („Coaching“).<br />
„Davos-Faktor“ • Auch das Prestige, das einer bestimmten Veranstaltung<br />
zugesprochen wird, kann ihre Attraktivität und Akzeptanz erhöhen<br />
(„Davos-Faktor“) und sollte in der Planung entsprechender Veranstaltungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Hochschulen als<br />
geeignete<br />
Partner<br />
Politik und<br />
Verwaltung<br />
sollten<br />
partizipieren.<br />
• Ein geeigneter Partner für die Weiterqualifizierung der informationswirtschaftlichen<br />
Leitungsebene sind neben den Verbänden die<br />
Hochschulen. Diese können qualifizierende Veranstaltungen selbst<br />
durchführen oder eine neutrale Kommunikations- und Qualifizierungsplattform<br />
unter Einbeziehung dritter Parteien verfügbar<br />
machen.<br />
• Geld ist <strong>bei</strong> Qualifizierungsproblemen der Leitungsebene in<br />
informationswirtschaftlichen Einrichtungen kein restringierender<br />
Faktor. Die Förderpolitik ist in diesem Bereich nicht direkt gefordert.<br />
Allerdings sollten sich Politik und Verwaltung - unter anderem ihre<br />
Spitzenrepräsentanten - zur Verfügung stellen, um die Attraktivität<br />
qualifizierender Veranstaltungen für die Leitungsebene zu erhöhen -<br />
dies auch im eigenen qualifikatorischen Interesse.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 131<br />
Themenschwerpunkt V:<br />
Neue Geschäftsbereiche<br />
16. Besondere Geschäftschancen für<br />
die kommenden Jahre<br />
16.1 Die Frage<br />
„Bei welchen neuen Produkten, Diensten und Anwendungen zeichnen sich in den<br />
kommenden Jahren besondere Geschäftschancen ab?<br />
Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor (1 = sehr viel versprechend, 6 =<br />
kaum neue Geschäftschancen).“<br />
16.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 124<br />
Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen?<br />
Mittelwert Anzahl der<br />
Nennungen<br />
1. IT-Sicherheit im Internet 1,76 184<br />
2. IT-Sicherheit unternehmensintern 1,78 183<br />
3. VoIP 2,11 170<br />
4. Weitere Bereiche 1) 2,17 18<br />
<strong>5.</strong> Medienkonvergenz 2,19 162<br />
6. E-Government 2,38 181<br />
7. E-Business 2,41 175<br />
8. Mobilkommunikation 2,42 179<br />
9. Informationsdienste 2,49 176<br />
10. E-Commerce (B2B) 2,49 180<br />
11. E-Health 2,57 178<br />
Durchschnittliche Bewertung 2,61 3.364<br />
12. E-Commerce (B2C) 2,61 176<br />
13. Digitales Fernsehen 2,80 177<br />
14. Software 2,82 180<br />
1<strong>5.</strong> M-Commerce 2,84 168<br />
16. E-Banking 2,89 178<br />
17. Virtuelle Marktplätze 3,09 177<br />
18. E-Brokerage 3,23 172<br />
19. Digitaler Rundfunk 3,25 176<br />
20. Hardware 3,47 174<br />
1) „LAN Outsourcing.“ - „Internet-Telefonie.“ - „Intelligent Ambience.“- „E-Learning.“ - „Location<br />
Based Services.“ - „Online-Werbung.“ - „Markt für digitale Musik (kostenpflichtige Downloads von<br />
mp3s).“ - „Video on Demand.“ - „Healthcare Mobile.“ – „Telematik.“ – „Telematik in Verkehr und<br />
Zuhause.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 132<br />
Tabelle 125<br />
Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen?<br />
Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Besondere Geschäftschancen 20 52,6<br />
Allgemeiner Aufschwung, alle E-Dienste 4 10,5<br />
Medienkonvergenz 1 2,6<br />
Breitbandanwendungen, Drahtlose Kommunikation<br />
4 10,5<br />
und Vernetzung, VoIP<br />
Informationstechnik, Software-Anwendungen für Intranets 2 5,3<br />
Entertainment 1 2,6<br />
E-Commerce 1 2,6<br />
Sicherheitsfragen 4 10,5<br />
Mobile Anwendungen 1 2,6<br />
Prozesse 1 2,6<br />
Verkehr 1 2,6<br />
Ambivalente Bewertungen – Heterogene Entwicklungen –<br />
Kommt darauf an<br />
6 15,8<br />
Allgemeine Entwicklung, Akzeptanzfragen 4 10,5<br />
E-Commerce, M-Commerce 1 2,6<br />
Sicherheitsfragen 1 2,6<br />
Keine besonderen Geschäftschancen 12 31,6<br />
Allgemeine Entwicklung 1 2,6<br />
Hardware 1 2,6<br />
Software 1 2,6<br />
Informationsdienste, Content 1 2,6<br />
E-Commerce, M-Commerce 1 2,6<br />
Geschäftsprozesse 1 2,6<br />
E-Business 1 2,6<br />
E-Government 4 10,5<br />
E-Health 1 2,6<br />
N 38 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 133<br />
16.3 Interpretation<br />
„Zukunft der<br />
Informationswirtschaft“<br />
aus<br />
19 Geschäftsbereichen<br />
Klassifizierung<br />
der Geschäftsbereiche...<br />
.... nicht<br />
unbedingt zu<br />
erweitern<br />
(1) Die Experten wurden gebeten, die Chancen von 19 vorgelegten<br />
Geschäftsbereichen nach Schulnoten zu bewerten. Zusätzlich wurde<br />
ihnen die Option eingeräumt, weitere Geschäftsbereich zu konkretisieren<br />
und zu bewerten.<br />
Eine Klassifizierung vorwiegend viel versprechender infomationswirtschaftlicher<br />
Geschäftsbereiche hatte sich aus aktuellen Entwicklungen<br />
sowie den Ergebnissen früherer Fakten- und <strong>Trendbericht</strong>e ergeben.<br />
Soweit unter „Weitere Bereiche“ zusätzliche Geschäftsbereiche genannt<br />
wurden, ließen sich diese direkt der gewählten Klassifizierung zuordnen<br />
(<strong>bei</strong>spielsweise der Internet-Telefonie), oder zu diesen Bereichen lagen<br />
Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen Fragen vor (z. B.<br />
„Entertainment“), oder diese Geschäftsbereiche wurden in früheren<br />
<strong>Trendbericht</strong>en wie zum Beispiel im Fall von E-Learnaing ausführlich mit<br />
einem Ausblick auf eher ambivalent zu bewertende Geschäftschancen<br />
erörtert.<br />
„Zukunft der<br />
Informationswirtschaft“<br />
2,61<br />
Indikator<br />
1,67<br />
(2) Die Experten nahmen ingesamt 3.364 Bewertungen vor. Da<strong>bei</strong> kamen<br />
sie zu der durchschnittlichen Benotung der „Zukunft der Informationswirtschaft“<br />
(soweit sich diese in 19 Geschäftsbereiche plus eine<br />
Residualkategorie zusammenfassen lässt) von 2,61 oder „2 bis 3“.<br />
Teilt man die Anzahl der optimistischen Kommentare durch die Anzahl<br />
der pessimistischen Kommentare, so beträgt der Wert des Indikators<br />
1,67.<br />
Nach den<br />
Erfahrungen<br />
mit Boom und<br />
Einbruch ...<br />
... setzt sich<br />
„durchwachsene“<br />
Stimmung<br />
fort.<br />
Unterschiedliche<br />
Erwartungstrends<br />
auf<br />
der Ebene<br />
einzelner<br />
Geschäftsbereiche<br />
(3) Damit werden die Werte großer Zuversichtlichkeit aus den<br />
Boomjahren um 2000 nicht erreicht. Auch wurde 2003/2004 <strong>bei</strong> 16<br />
vorgegebenen Geschäftsbereichen mit 2,52 ein besserer Wert erreicht<br />
und hatte dieser Wert ein Jahr zuvor sogar 2,69 (2002/2003) betragen.<br />
Die weitgehend verbesserten Aussichten nach dem „Allgemei-nen<br />
Geschäftsklima“ und dem „Beschäftigungsklima“ setzten sich folglich<br />
nicht in den Ergebnissen zu viel versprechenden Geschäftsbereichen fort.<br />
Dies lässt sich damit erklären, dass die Gesamtbewertung der<br />
„Zukunft der Branche“ nach den mittelfristigen Erwartungen und<br />
Planungen der Informationswirtschaft erfolgt. Allerdings kann von<br />
einem „Stimmungseinbruch“ nicht die Rede sein, und waren mit „Digitaler<br />
Rundfunk“ und „Hardware“ auch Geschäftsbereiche zu bewerten, die<br />
nicht als besonders expansiv gelten.<br />
Auch ergeben sich unterschiedliche Entwicklungsrichtungen, wenn man<br />
die Ergebnisse zum Berichtszeitraum 2004/2005 mit denen aus der<br />
Periode 2003/2004 vergleicht:<br />
• Die Benotung von IT-Sicherheit im Internet stieg von 2,07 im Jahre<br />
2003/2004 auf 1,76 im Jahre 2004/200<strong>5.</strong><br />
• Internet-Telefonie wurde 2004/2005 mit 2,11 bewertet, während die<br />
Bewertung ein Jahr zuvor 3,03 betragen hatte.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 134<br />
• Aber die Bewertung von E-Commerce sank binnen Jahresfrist von<br />
2,21 auf 2,49 (B2B).<br />
• Die Bewertungen der Mobilkommunikation sank im Vergleichszeitraum<br />
von 2,14 (Anwendungen) und 2,41 (Infrastruktur) auf 2,42.<br />
Zuversicht und<br />
schlechte Erinnerungen<br />
(4) Bei aller gezeigten Zuversicht spielten die Einbrüche der vergangenen<br />
Jahre im Bewusstsein der informationswirtschaftlichen Experten nach wie<br />
vor eine Rolle, zum Beispiel:<br />
„Nach der Marktbereinigung der letzten Jahre kann es eigentlich nur noch<br />
aufwärts gehen. Die Schaumschläger sind weg, die Experten mit dem<br />
echten Know-How haben sich gehalten.“<br />
Ambivalenz<br />
und Verunsicherungen<br />
...<br />
„After a slow period in 2002 - 2003, economies appear to be stabilising<br />
and consumers/society is more IT aware, so that the uptake in all areas<br />
can increase. In our company, we see special software applications for<br />
Intranets as big growth areas.“<br />
„Der Internet-Hype mit technischem Schnickschnack ist vor<strong>bei</strong>. Es zählen<br />
die Inhalte. Daher dürfte neuer, interessanter Inhalt wichtiger sein als die<br />
technische Verpackung.“<br />
Eine ambivalente Stimmung wurde mehrfach auch ohne ausdrückliche<br />
Bezugnahme auf die Vergangenheit deutlich:<br />
„Noch nicht eindeutig festzustellen. Viele Chancen möglich.“<br />
„Aufgrund der momentanen Entwicklung und der sichtbaren Fehler ist ein<br />
Kommentar hierzu nicht ratsam.“<br />
„Die Betrachtung nach Feldern ist nachvollziehbar, aber problematisch.<br />
Keiner der obigen Geschäftsbereiche bietet per se nur Chancen. Es wird<br />
weiter Felder geben, in denen der Markt boomt, gleichzeitig aber Anbieter<br />
aus dem Markt ausscheiden.“<br />
... auch <strong>bei</strong><br />
Kunden<br />
gesehen<br />
Oder die Experten sahen Ambivalenz und Unsicherheit nicht <strong>bei</strong> sich<br />
selbst, wohl aber <strong>bei</strong> Kunden und Konsumenten, zum Beispiel:<br />
„Die Chancen <strong>bei</strong> verschiedenen Zielgruppen (Wirtschaft, Endverbraucher)<br />
könnten größer sein, wenn die Awareness/Notwendigkeit für<br />
Breitbandanwendungen besser in der Gesellschaft verankert wären.“<br />
„Schlüssel liegt in der Akzeptanz und damit an der Schnittstelle Mensch-<br />
Maschine.“<br />
Spreizung der<br />
Ergebnisse von<br />
1,76 bis 3,47<br />
(5) Hinter der durchschnittlichen Bewertung der „Zukunft der Informationswirtschaft“<br />
von 2,61 verbirgt sich eine bedeutende Streuung nach<br />
einzelnen Geschäftsbereichen. Diese reichte von der Benotung 1,76 oder<br />
„2 plus“ für die IT-Sicherheit im Internet bis zu der Bewertung 3,47 oder „4<br />
plus“ für die Hardware. Die Spreizung der Bewertungen ginge nicht<br />
besonders zurück, wenn man die positivste und negativste Bewertung<br />
striche.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 135<br />
striche.<br />
2,61 als erster<br />
Anhaltspunkt<br />
zur Unterscheidung<br />
...<br />
... zwischen<br />
viel und<br />
weniger viel<br />
versprechenden<br />
Geschäftsbereichen<br />
Der Durchschnittswert von 2,61 kann allerdings als erster Anhaltspunkt<br />
dienen, zwischen viel versprechenden und weniger viel versprechenden<br />
Geschäftsbereichen in den nächsten Jahren zu unterscheiden.<br />
Aus Ergebnissen früherer Trendumfragen wissen wir, dass E-Health - hier<br />
mit der knapp überdurchschnittlichen Bewertung 2,57 - bedeutende<br />
Potenziale zuzusprechen sind. Das gilt auch für die anderen<br />
Geschäftsbereiche in Tabelle 124, soweit diese besser als E-Health<br />
benotet wurden. Das kann von den schlechter benoteten Geschäftsbereichen<br />
von E-Commerce im Konsumentenbereich bis zur Hardware<br />
nicht in gleicher Weise gesagt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
der<br />
Ergebnisse<br />
nach<br />
Geschäftsbereichsgruppen<br />
Tabelle 126<br />
(6) In Tabelle 126 werden die Ergebnisse in Tabelle 124 zu durchschnittlichen<br />
Bewertungen nach Gechäftsbereichsgruppen stark zusammengefasst<br />
und die Zahl der Klassifikationen damit von 20 auf 9 verringert.<br />
Bewertungen der Geschäftschancen von<br />
Geschäftsgruppen-Bereichen<br />
Geschäftsbereichsgruppe<br />
Durchschnittliche<br />
Bewertung 1)<br />
1. Sicherheit 1,77<br />
2. Medienkonvergenz 2,19<br />
3. VoiP, Mobilkommunikation 2,27<br />
4. E-Business 2,41<br />
<strong>5.</strong> Öffentlicher und semi-öffentlicher Bereich (E-Government, E-Health) 2,48<br />
6. Informationsdienste 2,49<br />
7. Software 2,82<br />
7. Transaktionsdienste (E-Commerce B2B, E-Commerce B2C, M-Commerce, 2,86<br />
E-Banking, E-Brokerage, Virtuelle Marktplätze)<br />
8. Digitaler Rundfunk, Digitales Fernsehen 3,03<br />
9. Hardware 3,47<br />
1) Bei gleicher Gewichtung der einzelnen Geschäftsbereiche<br />
Beide Sicherheitsbereiche<br />
vorn und mit<br />
der Benotung<br />
„2 plus“<br />
(7) Als viel versprechendster Geschäftsgruppenbereich wurde von den<br />
befragten Experten die Sicherheit gesehen. So wurde „Sicherheit“ nicht<br />
nur als einziger Geschäftsgruppenbereich mit einem Wert besser als „gut“<br />
(1,77) bewertet. Vielmehr nahmen die <strong>bei</strong>den Sicherheitsbereiche „IT-<br />
Sicherheit im Internet“ und „IT-Sicherheit unternehmensintern“ mit den<br />
fast identischen Werten 1,76 und 1,78 <strong>bei</strong>de Spitzenplätze ein. Auch in<br />
den zusätzlichen Kommentaren gab es zu diesem Bereich nur positive<br />
Stimmen, zum Beispiel:<br />
„Sicherheitsbedarf nimmt zu.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 136<br />
Die besondere Bedeutung von Sicherheitsfragen wurde in den<br />
Ergebnissen zu besonders viel versprechenden Geschäftsbereichen für<br />
mittelständische Unternehmen bestätigt. Ähnliches gilt für die Internet-<br />
Telefonie, die Mobilkommunikation, die Informationsdienste und E-<br />
Business. Siehe dazu die Erörterungen in den folgenden Kapiteln<br />
Nur positive<br />
zusätzliche<br />
Stimmen<br />
Bedeutung<br />
noch einmal<br />
durch Virenund<br />
Spamflut<br />
verstärkt<br />
Damit werden „Sicherheitsprobleme“ seit 2001 von den informationswirtschaftlichen<br />
Experten kontinuierlich als einen der bedeutendsten<br />
Expansionsbereiche gesehen. Vergleichbar hohe und stabile<br />
Bewertungen gab es nicht einmal für die Mobilkommunikation. Zu den<br />
hohen Erwartungen für den Sicherheitsbereich trug nach den Terroranschlägen<br />
in New York im Jahre 2001 die rapide steigende Zahl<br />
versandter und eingeschleuster Viren und Spams im Jahre 2003 <strong>bei</strong>, in<br />
den Augen der Experten einer der wichtigsten Trends dieses Jahres. Das<br />
machte den Bereich „Internet-Sicherheit“ bereits 2003 zu einem der „IT-<br />
Sicherheit unternehmensintern“ gleichwertigen Geschäftsbereich.<br />
Medienkonvergenz<br />
mit<br />
sehr großen<br />
Potenzialen ...<br />
... und vor dem<br />
ersten<br />
kommerziellen<br />
Durchbruch?<br />
(8) An den Schnittstellen zwischen allen informationswirtschaftlichen<br />
Teilmärkten wurden im 1. <strong>Trendbericht</strong> größere und zum Teil sehr unterschiedliche<br />
Konvergenzpotenziale identifiziert. Über die Jahre waren sich<br />
die Experten in der Meinung einig, dass mit dem technischen und<br />
kommerziellen Zusammenwachsen verschiedener informationswirtschaftlicher<br />
Teilmärkte bedeutende kommerzielle Potenziale verbunden<br />
sind. Mit der Internet-Telefonie und dem damit verbundenen Zusammenwachsen<br />
von PC und Telefon scheint ein erster großer Durchbruch in<br />
einem Konvergenzbereich bevorzustehen.<br />
Entsprechend positv, mit der Benotung 2,19, wurde „Medienkonvergenz“<br />
bewertet. Das bedeutete den zweiten Platz im Ranking viel versprechender<br />
informationswirtschaftlicher Geschäftsbereiche.<br />
Mobilkommunikation<br />
um<br />
weitere Durchbruchsbereiche<br />
ergänzt:<br />
Mobile Anwendungen,<br />
...<br />
... Breitbandanwendungen.<br />
und ...<br />
(9) Noch vor wenigen Jahren knüpften sich zum Teil sehr hohe<br />
Erwartungen an die Mobilkommunikation. Diese wurden – durch den<br />
verspäteten Aufbau einer Infrastruktur für die Mobilkommunikation und<br />
die verzögerte Durchsetzung mobiler Anwendungen ebenso wie durch die<br />
allgemeine gesamt- und branchenwirtschaftliche Lage – gedämpft.<br />
Mittlerweile steht jedoch die technische Infrastruktur und setzen sich die<br />
mobilen Anwendungen entweder als eigenständige Lösungen (<strong>bei</strong>spielsweise<br />
zur Unterstützung logistischer Systeme oder des Außendienstes)<br />
oder als zusätzliche Funktion der Standortunabhängigkeit innerhalb<br />
umfassenderer Anwendungen durch. Siehe dazu die weiteren Ergebnisse<br />
zu viel versprechenden Anwendungen für den Mittelstand in Kapitel 17<br />
und zu den viel versprechenden Bereichen der Mobilkommunikation in<br />
Kapitel 19.<br />
Die „Mobilkommunikation“ kam mit einer Benotung von 2,42 wie in den<br />
Vorjahren zu einer überdurchschnittlichen Bewertung. Zu überdurchschnittlichen<br />
Benotungen wären aller Voraussicht nach auch die<br />
Geschäftsbereiche „Mobile Anwendungen“ und „Breitbandanwendungen“<br />
gekommen, wären diese in die Liste viel versprechender informationswirtschaftlicher<br />
Geschäftsbereiche aufgenommen worden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 137<br />
... vor allem<br />
Internet-<br />
Telefonie<br />
Auch hier<br />
ausschließlich<br />
positive<br />
Stimmen<br />
Mit einer Benotung von 2,11 zog jedoch die Internet-Telefonie an der<br />
“Mobilkommunikation“ vor<strong>bei</strong> und kam diese unter allen<br />
informationswirtschaftlichen Geschäftsbereichen auf den dritten Platz.<br />
Auch unter den viel versprechenden Anwendungen für den Mittelstand<br />
erwies sich VoIP als „der Renner“ in den Erwartungen der Jahre<br />
2004/200<strong>5.</strong> Das dürfte damit zu tun haben, dass Voice over IP in<br />
Deutschland bislang kaum gestartet ist und nach Angaben des britischen<br />
Department of Trade and Industry erst von 3 % der Unternehmen genutzt<br />
wurde (8. Faktenbericht, Kapitel 6.6.1)<br />
Auch in den zusätzlichen Begründungen zu den telekommunikativen<br />
Gechäftsbereichen (einschließlich mobiler Anwendungen) gab es<br />
ausschließlich positive Stimmen. Zum Beispiel:<br />
„Mobile Anwendungen aufgrund von Smartphones. Breitbandigere drahtlose<br />
Netzwerke werden neue Chancen bieten.“<br />
„Vernetzung war das Schlagwort der vergangenen fünf Jahre. – und hat<br />
nach wie vor hohe Bedeutung und Dynamik. Drahtlos wird das<br />
Schlagwort für die nächsten drei Jahre sein. Hier sollte die Suche nach<br />
neuen Geschäftsfeldern fokussiert werden.“<br />
„VoIP wird ein glänzendes Geschäft werden, weil für jeden erhebliche<br />
Kosteneinsparungen zu erwarten sind.“<br />
Überdurchschnittliche<br />
Bewertungen<br />
für E-Business<br />
und Informationsdienste<br />
(10) Mit 2,41 und 2,49 kamen die Geschäftsbereiche „E-Business“ und<br />
„Informationsdienste“ gleichfalls zu überdurchschnittlich positiven<br />
Bewertungen. Diese wurden durch die Resultate in den Nennungen zu<br />
den viel versprechenden Anwendungen für mittelständische Unternehmen<br />
bestätigt.<br />
E-Government:<br />
Rückgang der<br />
Erwartungen<br />
gegenüber<br />
2003<br />
(11) Mit einer Bewertung von 2,38 kam E-Government gleichfalls zu<br />
einer überdurchschnittlich positiven Bewertung und damit im Ranking der<br />
viel versprechenden informationswirtschaftlichen Geschäftsbereiche auf<br />
den sechsten Platz. Das bedeutet gegenüber den Ergebnissen des<br />
Jahres 2003 allerdings eine Verschlechterung.<br />
Eine zusätzliche Relativierung ergibt sich aus dem Tatbestand, dass E-<br />
Government in den zusätzlichen Kommentaren diesmal ausschließlich<br />
skeptisch bewertet wurde – dies <strong>bei</strong> ausdrücklicher Anerkennung der<br />
weiterhin bestehenden hohen Geschäftspotenziale, zum Beispiel:<br />
Potenziale ja,<br />
aber schleppende<br />
Umsetzung<br />
„Die Entwicklung des E-Government wäre gut für die gesamte<br />
wirtschaftliche Entwicklung, ist aber realistischerweise noch nicht so reif.“<br />
„Es kommt natürlich darauf an, wie man „kommende Jahre" versteht. Zum<br />
Beispiel E-Government ist super spannend, aber in den nächsten <strong>bei</strong>den<br />
Jahren wird sich da eher nicht so viel tun.“<br />
„Zu E-Government: Das förderalistische Prinzip führt zu Kostenvervielfachung,<br />
Mehrfachinvestitionen und mangelnder Produktreife.<br />
Zentralistische Länder wie Frankreich haben sich schon Vorteile<br />
gesichert.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 138<br />
gesichert.“<br />
E-Health<br />
2,57<br />
Realistischere<br />
Einschätzung<br />
der Umsetzungschancen<br />
Mit einer Bewertung von 2,57 kam E-Health gleichfalls zu einer gerade<br />
noch überdurchschnittlichen Bewertung. In einem Kommentar wurde die<br />
Existenz bedeutender Geschäftspotenziale ausdrücklich anerkannt und<br />
zugleich die schleppende Umsetzung bestehender Kooperationsmöglichkeiten<br />
beklagt.<br />
Die Informationswirtschaft dürfte die bestehenden Geschäftspotenziale im<br />
öffentlichen und semi-öffentlichen Bereich über mehrere Jahre realistisch<br />
eingeschätzt haben. Zusätzlich greift neuerdings für den Bereich E-<br />
Government eine realistischere Einschätzung der bestehenden Umsetzungsmöglichkeiten<br />
– wie sie seit längerem für E-Health bestehen – um<br />
sich.<br />
Software<br />
2,82<br />
(12) Software kam mit einer Bewertung von 2,82 zu einer nur<br />
unterdurchschnittlichen Bewertung und unter zwanzig vorwiegend viel<br />
versprechenden informationswirtschaftlichen Geschäfsbereichen lediglich<br />
auf den 14. Platz. Dieses Ergebnis ist zu relativieren, weil viele<br />
umfassendere Anwendungen und Lösungen, denen auch 2004/2005<br />
bedeutende Expansionschancen eingeräumt wurden, <strong>bei</strong>spielsweise die<br />
Anwendungen zur Erhöhung unternehmensinterner Effizienz, auf Software<br />
beruhen<br />
Radikaler<br />
Einbruch der<br />
Erwartungen zu<br />
E-Commerce<br />
bis 2003<br />
Mittlerweile<br />
wieder realen<br />
Möglichkeiten<br />
angenähert<br />
B2B und B2C<br />
(13) Die Erwartungen zu E-Commerce kehrten sich angesichts der<br />
Enttäuschungen in der „Krise der New Economy“ um und befanden sich<br />
auch in den Folgejahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Mittlerweile<br />
haben sich die Erwartungen zu E-Commerce zumindest im B2B-Bereich<br />
wieder erholt und sich damit den realen Möglichkeiten angenähert. Diese<br />
sind nach den Einschätzungen von BITKOM zumindest für den B2B-<br />
Bereich ausgeprochen gut, da der entsprechende Umsatz im Jahre 2004<br />
um 47 % gegenüber dem Vorjahr auf 180 Milliarden Euro anstieg und der<br />
Anteil von B2B am gesamten E-Commerce-Umsatz 89 % betrug (8.<br />
Faktenbericht, Kapitel 6.<strong>5.</strong>1). Nach UNCTAD betrug der Anteil von B2B<br />
an E-Commerce weltweit im Jahre 2004 93 % (8. Faktenbericht, Kapitel<br />
6.4.1).<br />
B2C wird 2005 hingegen nach den Schätzungen des Hauptverbandes<br />
des Deutschen Einzelhandels lediglich um 13 % (auf 14,5 Milliarden<br />
Euro) wachsen (8. Faktenbericht, Kapitel 6.7.4). Die skeptischere Einschätzung<br />
der Experten von B2C im Vergleich zu B2B wird demnach<br />
bestätigt.<br />
Weiter unterdurchschnittlliche<br />
...<br />
... Erwartungswerte<br />
für alle<br />
anderen Transaktionsdienste<br />
Nimmt man allerdings sämtliche Transaktionsdienste, nach denen<br />
diesmal gefragt worden war, zusammen, so kommen diese als<br />
• E-Commerce (B2B) mit einer Benotung von 2,49;<br />
• E-Commerce (B2C) mit einer Bewertung von 2,61;<br />
• M-Commerce mit einer Benotung von 2,84;<br />
• E-Banking mit einer Benotung von 2,89;<br />
• Virtuelle Marktplätze mit einer Bewertung von 3,09 und<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 139<br />
• E-Brokerage mit einer Benotung von 3,23<br />
zu einer insgesamt nur unterdurchschnittlichen Benotung (2,86).<br />
Ernüchterung<br />
nach Hype,<br />
Tendenzen der<br />
Marktsättigung<br />
Gerade in den zusätzlichen Kommentaren zu E-Commerce und anderen<br />
Transaktionsdiensten wurde mindestens teilweise auf die „Krise der New<br />
Economy“ Bezug genommen, zum Beispiel:<br />
„Es muss sich <strong>bei</strong> einigen Bereichen noch zeigen, was nach dem Hype<br />
bleiben wird (Beispiel: M-Commerce). Andere sind etabliert und werden<br />
nicht mehr exponenziell wachsen (Banking / Brokerage).“<br />
Konsumflaute<br />
in Deutschland<br />
Ein anderer Experte wies auf die bestehende allgemeine Konsumflaute in<br />
Deutschland und auf die sich damit ergebenden Grenzen des Wachstums<br />
auch für E-Commerce hin:<br />
„In Abhängigkeit von der Gewährleistung der Sicherheit (z.B. im Internet)<br />
wird/kann sich die Akzeptanz angebotener elektronischer Serviceleistungen<br />
erhöhen. E- und M-Commerce werden immer auch Ausdruck<br />
des allgemeinen Konsumverhaltens sein (= Kosumbarometer).“<br />
Sicherheitsbedenken<br />
Nach wie vor stellen Sicherheitsbedenken insbesondere <strong>bei</strong> Finanztransaktionen<br />
eine bedeutende Nutzungsbarriere dar, auch wenn diese<br />
Bedenken mittlerweile stark rückläufig sind. Das stellte der Bundesverband<br />
deutscher Banken fest (8. Faktenbericht, Kapitel 6.7.6).<br />
Eindeutig<br />
unterdurchschnittliche<br />
Bewertungen ...<br />
... für Digitalen<br />
Rundfunk und<br />
Fernsehen ...<br />
... und<br />
Hardware<br />
(14) Wie zu erwarten, kamen Digitaler Rundfunk und Fernsehen<br />
(durchschnittliche Bewertung „befriedigend“) sowie Hardware (durchschnittliche<br />
Bewertung: „befriedigend bis ausreichend“) zu eindeutig<br />
unterdurchschnittlichen Bewertungen. Immerhin gab es auch einen<br />
positiven Kommentar zum Entertainment-Bereich:<br />
„Trends: Sicherheit und E-Commerce werden sich fortsetzen. Darüber<br />
hinaus Digitaler Content. Erst Musik (z.B. iTunes). Bald auch Filme ...“<br />
Die Erwartungen zu „Hardware“ 2003/4 hatten sich unter anderem wegen<br />
der positiven Entwicklungen <strong>bei</strong> mobilen Endgeräten – wie sich<br />
mittlerweile zeigte vorübergehend – verbessert.<br />
Diese unterdurchschnittlichen Bewertungen werden auch durch die<br />
Ergebnisse zu den viel versprechenden Anwendungen für die kleinen und<br />
mittleren Unternehmen bestätigt. Siehe Kapitel 18.<br />
Rankings aus<br />
den Tabellen<br />
124 und 126 ...<br />
... für Prioritätensetzungen<br />
der Förderpolitik<br />
heranziehen<br />
(15) Es ergeben sich an zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
• Soweit für informationswirtschaftliche Geschäftsbereiche eine Förderung<br />
erwogen wird, sollten die Rankings viel versprechender<br />
Geschäftsbereiche, wie sie sich in den Bedeutungseinschätzungen<br />
der Informationswirtschaft in diesem und in den folgenden Kapiteln<br />
ergaben, mit herangezogen werden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 140<br />
Besonders<br />
große<br />
Differenzen<br />
zwichen<br />
Potenzialen<br />
und Entwicklungen<br />
im<br />
Öffentlichen<br />
Bereich<br />
Umfassende<br />
Modernisierungsoffensive<br />
geboten<br />
Awareness-<br />
Kampage für<br />
E-Commerce<br />
• Ungenutzte Potenziale dürfte es auch im Transaktionsbereich geben.<br />
Hier geht es allerdings weniger um Probleme technischer Entwicklung<br />
als um fehlende Awareness und Kauffreude auf der Nachfrageseite.<br />
Die laufenden Anstrengungen der Anbieter ließen sich daher sinnvoll<br />
durch Awareness-Kampagnen von Anbieterkoalitionen unter Umständen<br />
auf Verbandsebene ergänzen (informationswirtschaftliches Teilbranchenmarketing).<br />
FuE-Investitionen<br />
in<br />
Medienkonvergenz<br />
Sicherheit im<br />
Internet bleibt<br />
politische<br />
Aufgabe.<br />
Anwendungen<br />
zur Steigerung<br />
interner<br />
Unternehmenseffizienz<br />
• Die Expansionschancen eines Geschäftsbereiches können allerdings<br />
kein hinreichendes Kriterium sein. Hinzukommen sollten Erörterungen,<br />
inwieweit autonome Marktentwicklungen imstande sind, bestehende<br />
Wachstumschancen auszuschöpfen.<br />
• Nirgendwo erscheinen die Diskrepanzen zwischen Potenzialen und<br />
tatsächlichen Entwicklungen so groß wie im Gesundheitswesen und<br />
in der öffentlichen Verwaltung. So schwierig es hier sein mag, zu<br />
bedeutenderen Umsetzungserfolgen zu kommen, die zu erzielenden<br />
Vorteile im Interesse der Anwenderbranchen, der Informationswirtschaft<br />
und des Gemeinwohls sind so groß, als dass die Barrieren<br />
nicht angegangen werden sollten.<br />
• Der Eindruck drängt sich auf, dass der öffentliche Bereich weniger<br />
einzelner E-Government-Initiativen als einer umfassenden Modernisierungsoffensive<br />
bedarf, innerhalb der E-Government ein wichtiger<br />
Baustein neben anderen zu sein hätte. Im Rahmen einer Modernisierung<br />
verbunden mit einer Deregulierung des Gesundheitswesens<br />
hätten zwar auch Kostensenkungen, aber ebenso sehr Steigerungen<br />
von Innovations- und Handlungspotenzialen im Mittelpunkt zu stehen.<br />
• Investitionen in Forschung und Entwicklung seitens des privaten und<br />
öffentlichen Bereiches erscheinen als besonders viel versprechend,<br />
wenn sie in Konvergenzbereiche eingesetzt werden und voraussichtlich<br />
zur Ausdifferenzierung neuer informationswirtschaftlicher<br />
Teilmärkte <strong>bei</strong>tragen.<br />
• Die Erhöhung der Sicherheit im Internet bleibt eine politische<br />
Aufgabe, zumal sich die Sicherheit insgesamt gesehen in letzter Zeit<br />
nicht erhöht hat.<br />
• Anwendungen, die der Erhöhung interner Unternehmenseffizienz<br />
dienen, im besonderen auch solche in kleinen und mittleren<br />
Anwenderunternehmen, erscheinen viel versprechend und sollten,<br />
wenn unternehmensübergreifende Ergebnisse zu erwarten sind, in<br />
der Förderpolitik in Betracht gezogen werden. Da<strong>bei</strong> wären<br />
Sicherheitslösungen und mobile Anwendungen in umfassendere<br />
Lösungen zu integrieren.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 141<br />
17. Produkte, Dienste und Anwendungen<br />
für den Mittelstand<br />
17.1 Die Frage<br />
„Welche informationswirtschaftlichen Produkte, Dienste und Anwendungen speziell für<br />
kleine und mittlere Unternehmen sehen Sie für die nächsten Jahre als besonders viel<br />
versprechend an?<br />
Bitte nennen Sie maximal drei Durchbruchsbereiche und begründen Sie Ihre<br />
Entscheidungen in Stichworten.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 142<br />
17.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 127<br />
Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere<br />
Unternehmen in den kommenden Jahren (I)<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Telekommunikation, Vernetzung 27 15,2 16 17,8 11 12,5<br />
Breitbandverbindungen, DSL, WLAN 4 2,2 1 1,1 3 3,4<br />
Mobilkommunikation: Technische 5 2,8 4 4,4 1 1,1<br />
Infrastruktur<br />
Anbieterübergreifende Vernetzung 1 0,6 - - 1 1,1<br />
Interne Vernetzung, Internet-<br />
7 3,9 2 2,2 5 5,7<br />
Kommunikation, Intranets, Interne<br />
Sicherheit<br />
VoIP, Voice-Portals 10 5,6 9 10,0 1 1,1<br />
Hardware, Speicherung zum Teil<br />
in Verbindung mit Mobilkommunikation<br />
und Vernetzung<br />
Web-Dienste, E-Commerce,<br />
M-Commerce<br />
3 1,7 1 1,1 2 2,3<br />
25 14,0 17 18,8 8 9,1<br />
Web-Dienste, Internet-Präsenz und 11 6,2 5 5,6 6 6,8<br />
-aktivitäten, Online Advertising<br />
E-Commerce, Elektronische<br />
7 3,9 5 5,6 2 2,3<br />
Kataloge, Portale<br />
M-Commerce 3 1,7 3 3,3 - -<br />
Mobile Dienste 4 2,2 4 4,4 - -<br />
Sicherheit, Mobile Sicherheit 15 8,4 9 10,0 6 6,8<br />
Outsourcing, Application Service<br />
Providing<br />
4 2,2 4 4,4 - -<br />
Allgemeine Anforderungen und<br />
Merkmale von Diensten<br />
und Lösungen<br />
8 4,5 5 5,6 3 3,4<br />
Customization, Modularität,<br />
5 2,8 3 3,3 2 2,3<br />
Flexibilität, auf Marktnischen<br />
bezogene Lösungen, Technology on<br />
Demand<br />
Innovationsorientierung 1 0,6 1 1,1 - -<br />
Anbieterübergreifende Lösungen 2 1,1 1 1,1 1 1,1<br />
Weitere Lösungen, Preis- statt<br />
Produktpolitik<br />
96 54,0 38 42,2 58 65,9<br />
N 178 - 90 - 88 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 143<br />
Tabelle 128<br />
Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere<br />
Unternehmen in den kommenden Jahren (<strong>II</strong>)<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Beschaffung, Beschaffungsplattformen,<br />
Supply Chain<br />
Management<br />
9 5,1 5 5,6 4 4,5<br />
E-Business 7 3,9 4 4,4 3 3,4<br />
Steigerung interner Effizienz 22 12,4 5 5,6 17 19,5<br />
Optimierung interner Prozesse, 12 6,7 3 3,3 9 10,2<br />
Prozesskostenoptimierung, Prozessintegration,<br />
Externe Prozesse<br />
E-Production, E-Engineering 2 1,1 - - 2 2,3<br />
E-Administration, E-Collaboration,<br />
Unternehmensplanung,<br />
Wahrnehmung von<br />
Entlastungsfunktionen<br />
8 4,5 2 2,2 6 6,8<br />
Kundengewinnung,<br />
Kundenbindung<br />
12 6,7 5 5,6 7 8,0<br />
Kundendienstlösungen, Customer 6 3,4 3 3,3 3 3,4<br />
Relationship Management<br />
Exportförderung 2 1,1 - 2 2,3<br />
Online-Marketing, -PR 4 2,2 2 2,2 2 2,3<br />
Informationen, Aus- und<br />
Weiterbildung, Unterhaltung<br />
30 16,9 9 10,0 21 23,8<br />
Informationen, Informationslösungen, 26 14,6 9 10,0 17 19,3<br />
Konkurrenzbeobachtung,<br />
Wissensmanagement, Urheberrechte<br />
E-Learning, Personalisiertes<br />
3 1,7 - - 3 3,4<br />
Training<br />
E-Entertainment 1 0,6 - - 1 , 1,1<br />
Branchenspezifische Lösungen 15 8,4 10 11,1 5 5,7<br />
Industrielle Anwendungen 1 0,6 1 1,1 - -<br />
Online-Banking 2 1,1 2 2,2 - -<br />
E-Government, M-Government,<br />
8 4,5 4 4,4 4 4,5<br />
Öffentlicher Bereich<br />
E-Health 4 2,2 3 3,3 1 1,1<br />
Preis- statt Produktpolitik 1 0,6 - - 1 1,1<br />
N 96 54,0 38 42,2 58 65,9<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 144<br />
17.3 Interpretation<br />
90 Experten<br />
mit 178<br />
Nennungen<br />
(1) Die Bitte, viel versprechende Dienste und Anwendungen für kleine<br />
und mittlere Unternehmen in den kommenden Jahren zu nennen, wurde<br />
von 90 Experten erfüllt. Diese nannten insgesamt 178 lohnende<br />
Geschäfts- und Anwendungsbereiche.<br />
Nachfrager für<br />
weite Teile des<br />
informationswirtschaftlichen<br />
Angebots<br />
(2) Die Nennungen der Experten zu viel versprechenden Geschäftsbereichen<br />
für die mittelständische Wirtschaft sind heterogen und decken<br />
weite Teile des Angebots- und Awendungsspektrums der Informationswirtschaft<br />
ab. Demnach dürften sich die kleinen und mittleren<br />
Unternehmen in einer bedeutenden Phase strukturellen Wandels<br />
befinden, die die Einführung neuer Anwendungen erforderlich macht. Die<br />
KMUs können damit quer durch die Anwenderbranchen einen bedeutenden<br />
Beitrag zur Stabilisierung und zum Wachstum informationswirtschaftlicher<br />
Nachfrage leisten.<br />
Anbieter<br />
nehmen<br />
mühelos ...<br />
... Perspektive<br />
mittelständischer<br />
Kundschaft<br />
ein.<br />
(3) Auch die Anbieter unter den befragten Experten hatten offensichtlich<br />
keine Mühe, die Perspektive ihrer mittelständischen Kundschaft einzunehmen.<br />
So war <strong>bei</strong>spielsweise insgesamt von Software oder Programmen<br />
kaum mehr die Rede. Wohl aber wurde immer wieder ausdrücklich<br />
von Lösungen gesprochen beziehungweise von den Funktionen, die die<br />
Programme der Anbieter für die Anwender erfüllen sollten. Auch die<br />
Manie, die Softwareprogramme in bestimmten Anwendungsbereichen in<br />
nicht für jeden Kunden verständlichen Abkürzungen zusammenzufassen,<br />
scheint nachgelassen zu haben. Etwa in den Bereichen „Telekommunikation,<br />
Vernetzung“ wurde nahezu ausschließlich der Nutzen für die<br />
mittelständischen Kunden in den Vordergrund gestellt.<br />
Allgemeine<br />
Anforderungen<br />
und Merkmale<br />
von Diensten<br />
Customization<br />
Modularität<br />
„Technology on<br />
demand“<br />
(4) Wenn die Experten nicht bestimmte Produkte, Dienste oder Lösungen<br />
nannten und statt dessen bestimmte Anforderungen oder Merkmale ihrer<br />
Dienste hervorhoben, so sind Beispiele für typischerweise genannte<br />
Begriffe „Customization“, „Personalisierung“, „Modularität“, „Flexibilität“,<br />
„auf Marktnischen bezogene Lösungen“ sowie „Technology on Demand“.<br />
Beispiele für Nennungen dieser Art lauten:<br />
Flexible Angebotsmodelle, die die individuelle Nutzungsunterschiedlichkeit<br />
berücksichtigen.“<br />
„Hochspezialisierte, modular aufgebaute, anpassungsfähige Lösungen.“<br />
„Adäquate („maßgeschneiderte") Software.“<br />
„Technology on Demand.“<br />
„Höhere Personalisierungsmöglichkeit der Angebote/Inhalte.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 145<br />
KMU-Bedarf<br />
direkt<br />
angesprochen<br />
Manche Experten gingen ausdrücklich auf die Nachfrage der mittelständischen<br />
Wirtschaft nach bestimmten informationswirtschaftlichen<br />
Diensten ein, zum Beispiel für den Bereich der Kundendienstlösungen:<br />
„CRM wird auch im Mittelstand eine größere Bedeutung einnehmen und<br />
hier<strong>bei</strong> sowohl Abgleich als auch Datenqualifizierung vornehmen. Erhöhte<br />
Anzahl an Anfragen und Projekten in diesem Bereich.“<br />
Zusammenfassung<br />
der<br />
Nennungen<br />
nach<br />
Teilbranchen<br />
Software<br />
mit 37 % ...<br />
... vor<br />
Information mit<br />
17 %<br />
Hardware und<br />
Outsoucing ...<br />
... von nachgeordneter<br />
Bedeutung<br />
(5) Fasst man die Nennungen zu viel versprechenden Anwendungen für<br />
die mittelständische Wirtschaft vorzugsweise nach informationswirtschaftlichen<br />
Teilbranchen zusammen, wählt man also eine anwenderbezogene<br />
Sicht, so ergeben sich die folgenden Schwerpunktsetzungen:<br />
• Softwarelösungen und Informations- und Kommunikationstechnik<br />
(ohne Sicherheitslösungen) mit einem Anteil an allen Nennungen von<br />
37 %<br />
• Information, Aus- und Weiterbildung, Unterhaltung mit einem Anteil<br />
von 17 %<br />
• Telekommunikation und Vernetzung mit einem Anteil von 15 %;<br />
• Web-Dienste, E-Commerce und M-Commerce mit einem Anteil von<br />
14 % sowie<br />
• Sicherheit und Mobile Sicherheit mit einem Anteil von 8 %.<br />
Demgegenüber treten die folgenden Bereiche zurück:<br />
• Allgemeine Anforderungen und Merkmale von Diensten und<br />
Lösungen mit einem Anteil von 5 %;<br />
• Outsourcing, Application Service Providing mit einem Anteil von 2 %;<br />
• Hardware, Speicherung mit einem Anteil von gleichfalls 2 % und<br />
• Entertainment und B2C-Bereich (eine Nennung).<br />
Getrennte<br />
Communities<br />
für die<br />
Audiovisuellen<br />
Medien ...<br />
... und den<br />
Business-to-<br />
Consumer-<br />
Bereich<br />
(6) Von der weitgehenden Abdeckung informationswirtschaftlicher<br />
Teilbranchen bilden die Audiovisuellen Medien, zu denen keine Nennung<br />
erfolgte, und der Entertainment-Bereich, der einmal genannt wurde,<br />
eindeutige Ausnahmen. Allerdings stehen der B2C-Bereich und noch<br />
weniger die Audiovisuellen Lösungen im Mittelpunkt der <strong>Trendbericht</strong>e.<br />
In den früheren <strong>Trendbericht</strong>en wurde festgestellt, dass die Audiovisuellen<br />
Medien und die weiteren Teilbranchen der Informationswirtschaft<br />
kaum miteinander vernetzt sind. Auch der B2B-Bereich und der<br />
B2C-Bereich werden zum guten Teil durch verschiedene Anbietergruppen<br />
bedient, da Geschäftsleute andere Produktbedarfe als Konsumenten<br />
haben und die <strong>bei</strong>den Gruppen in Marketing und Vertrieb anders<br />
anzusprechen sind. So haben sich <strong>bei</strong>spielsweise im Informationsbereich<br />
kaum Überlappungen zwischen B2B- und B2C-Verlegern ergeben.<br />
Nachgeordnete<br />
Bedeutung von<br />
Hardware und<br />
Speicherung<br />
(7) Tendenzen zu einem gewissen Aufschwung im Hardware-Bereich im<br />
Zusammenhang mit der Mobilkommunikation wurden auch 2004 erwähnt,<br />
zum Beispiel:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 146<br />
„Hardware/Mobilfunk etc.: Kleinere kompakte Lösungen werden in<br />
Zukunft in unserem Leben integriert und somit auch stärker genutzt.“<br />
Annahme einer<br />
größeren<br />
Bedeutung<br />
von<br />
Outsourcing ...<br />
... ist aufrecht<br />
zu erhalten<br />
(8) Zwar kamen Outsourcing und Application Service Providing<br />
zusammengenommen lediglich auf einen Anteil von 2,2 %. Allerdings<br />
lässt sich darüber streiten, ob es sich da<strong>bei</strong> um neue Produkte und<br />
Anwendungen oder um organisationstechnische Veränderungen handelt.<br />
Außerdem wurden diese Bereiche bereits in einer vorangegangenen<br />
Frage von den Experten behandelt. Wenn diese Bereiche hier dennoch<br />
mehrfach genannt wurden, so ist dies ein weiteres Anzeichen für ihre<br />
zunehmende und mittlerweile größere Bedeutung. Zum Beispiel:<br />
„IT-Outsourcing – auch für mittelständische Unternehmen sinnvoll.“<br />
„Outsourcing: bisher nur für große Unternehmen, aber zunehmend für<br />
kleine machbar.“<br />
Differenzierung<br />
nach<br />
Produktbereichen<br />
(9) Eine andere Unterteilung als die nach Anbieterbranchen ist die nach<br />
viel versprechenden Anwendungsbereichen. Der Übergang von der<br />
Anbieter- zu einer Anwenderperspektive ist in Tabelle 129 vollzogen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 147<br />
Tabelle 129<br />
Viel versprechende Produkt- und Anwendungsbereiche<br />
für kleine und mittlere Anbieter- und<br />
Anwenderunternehmen<br />
Produkt- und Anwendungbereiche<br />
Anteil an allen<br />
Nennungen<br />
Informationen, Informationslösungen, Konkurrenzbeobachtung,<br />
14,6 %<br />
Wissensmanagement, Urheberrecht<br />
Branchenspezifische Lösungen 8,4 %<br />
Sicherheit, Mobile Sicherheit 8,4 %<br />
Optimierung interner Prozesse, Prozesskostenoptimierung,<br />
6,7 %<br />
Prozessintegration 1)<br />
Kundengewinnung, Kundenbindung 6,7 %<br />
Web-Dienste, Internet-Präsenz und -aktivitäten, Online-Advertising 6,2 %<br />
E-Commerce, Elektronische Kataloge, Portale, M-Commerce 5,6 %<br />
VoIP, Voice-Portale 5,6 %<br />
Beschaffung, Beschaffungsplattformen, Supply Chain Management 1) 5,1 %<br />
Breitbandverbindungen, Mobilkommunikation 5,0 %<br />
E-Administration, E-Collaboration, Unternehmensplanung,<br />
4,5 %<br />
Wahrnehmung von Entlastungsfunktionen 1)<br />
Interne Vernetzungen, Intranets, Anbieterübergreifende Vernetzungen 1) 4,6 %<br />
Weitere allgemeine Nennnungen zu E-Business 1) 3,9 %<br />
Mobile Anwendungen<br />
„Außer<br />
Konkurrenz“ 2)<br />
1) Unter Maßnahmen zur internen Effizienzsteigerung zusammengefasst (Gesamtanteil: 25 %<br />
aller Nennungen).<br />
2) Da in einer Vielzahl anderer Nennungen einbezogen.<br />
(10) An zentralen Resultaten ergeben sich (und wiederholen sich zum<br />
Teil):<br />
KMUs bleiben<br />
wichtige<br />
Nachfrager.<br />
Optimierung<br />
interner<br />
Prozesse<br />
25 %<br />
Informationsbewusstsein<br />
wächst.<br />
• Kleine und mittlere Unternehmen bleiben ein wichtiger Nachfrager<br />
informationswirtschaftlicher Dienste in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen.<br />
Als Folge ergeben sich günstige Geschäftsaussichten<br />
auch für kleine und mittlere Anbieter aus der Informationswirtschaft.<br />
• Ein besonders wichtiger Schwerpunkt informationswirtschaftlicher<br />
Anwendungen in den Kundenunternehmen wird die Verbesserung<br />
und Optimierung unternehmensinterner Abläufe sein. Diesem<br />
Schwerpunkt waren 25 % aller Nennungen zuzuordnen (Zusammenfassung<br />
verschiedener Kategorien in Tabelle 129).<br />
• Das Wissen um die Bedeutung des Produktionsfaktors „Information“<br />
und um die Notwendigkeit, „Informationsgesamtlösungen“ einzuführen,<br />
wächst in kleinen und mittleren Anwenderunternehmen. Hier<br />
beträgt der Anteil an allen Nennungen 15 %.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 148<br />
Sicherheit<br />
weiterhin<br />
expansiver<br />
Geschäftsbereich<br />
Professionalisierung<br />
der<br />
Außenbeziehungen<br />
geboten<br />
Erwartungen an<br />
Web-Dienste<br />
und E-Commerce<br />
normalisieren<br />
sich<br />
Internet-<br />
Telefonie mit<br />
stark verbesserten<br />
Geschäftschancen<br />
Breitband,<br />
Mobilkommunikation<br />
Integration<br />
mobiler<br />
Anwendungen<br />
wird selbstverständlich.<br />
• Lösungen zu Sicherheitsprobleme, mitlerweile unter Einschluss von<br />
Problemen der mobilen Sicherheit, konnten ihre hervorragende<br />
Stellung als expan-siver Geschäftsbereich seit dem Jahr 2001 –<br />
diesmal mit einem Anteil von 8 % an allen Nennungen -<br />
aufrechterhalten.<br />
• Mehr denn je ist eine Professionalisierung der Außenbeziehungen<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen, <strong>bei</strong>spielsweise im Marketing,<br />
geboten. Ein dahinterstehender Market Driver sind die Europäisierung<br />
und Globalisierung der Märkte.<br />
• Die „Krise der New Economy“ und die Krise der Medienwerbung<br />
hatten die Erwartungen an Web-Dienste und E-Commerce nach den<br />
Ergebnissen des 3. und 4. <strong>Trendbericht</strong>es stark abstürzen lassen.<br />
Mittlerweile haben sich die Erwartungen an diese Geschäftsbereiche<br />
mit einem Anteil von 6,2 % für „Web-Dienste, Internet-Präsenz und<br />
Internet-Aktivitäten sowie Online-Advertising“ und mit einem Anteil<br />
von 5,6 % für „E-Commerce, Elektronische Kataloge, Portale und M-<br />
Commerce“ wieder an die realen Möglichkeiten angenähert. Insoweit<br />
kann von einer „Normalisierung“ der Ergebnisse für diese Geschäftsbereiche<br />
gesprochen werden.<br />
• Als „Gewinner des Jahres“ lässt sich angesichts der stark<br />
gestiegenen Erwartungen und der tatsächlichen Geschäftsaussichten<br />
wiederum die Internet-Telefonie (mit einem Anteil von 5,6 % an allen<br />
Nennungen) sehen.<br />
• Breitbandverbindungen und Mobilkommunikation stellen für kleine<br />
und mittlere Unternehmen eine selbstverständliche und kontinuierlich<br />
zu optimierende Anwendung dar. Siehe dazu die weiterführenden<br />
Erörterungen zu Internet-Zugangstechnologien und zur Mobilkommunikation<br />
in den Kapiteln 18 und 19.<br />
• Nennungen <strong>bei</strong>spielsweise zu M-Government wie zu anderen „M-<br />
Nennungen“ wurden nicht gesondert klassifiziert, sondern <strong>bei</strong> diesen<br />
Anwendungen belassen. Sie machen aber deutlich, dass sich Mobile<br />
Anwendungen weit mehr als noch im vergangenen Jahr in<br />
umfassende Lösungen integriert werden. In vielen Anwendungen<br />
dürfte der „Einbau“ des zusätzlichen Vorteils der „Standortunabhängigkeit“<br />
eine Selbstverständlichkeit geworden sein.<br />
Ein Beispiel für einen entsprechenden Kommentar lautet:<br />
„M-Government. E-Government sichert sich den neuen, mobilen Zugangskanal<br />
und erreicht neue Anwender.“<br />
Branchenübergreifende<br />
Lösungen<br />
wichtiger<br />
• Branchenübergreifende Lösungen haben gegenwärtig <strong>bei</strong> kleinen und<br />
mittleren Anwendungsunternehmen eine größere Bedeutung als branchenspezifische<br />
Lösungen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 149<br />
Branchenbezogene<br />
Lösungen<br />
8 % ...<br />
... als Zeichen<br />
besonderer<br />
branchenübergreifenden<br />
Flexibitliät?<br />
80 % aller<br />
branchenbezogenen<br />
Nennungen ...<br />
... beziehen<br />
sich auf den<br />
Öffentlichen<br />
Bereich<br />
Besonderer<br />
Customization-<br />
Bedarf<br />
(11) In fast allen Nennungen war insoweit von branchenübergreifenden<br />
Lösungen die Rede, als nicht ausdrücklich auf die besondere Eignung<br />
des vorgeschlagenen Angebots für bestimmte Branchen verwiesen<br />
wurde. Davon machten lediglich 15, das sind 8 % aller Nennungen, eine<br />
Ausnahme. Beispielsweise kam der ansprechende Anteil auf die Frage<br />
nach besonderen Geschäftschancen auf der Basis von Forschung und<br />
Entwicklung im 3. <strong>Trendbericht</strong> auf 14 % (Seite 46).<br />
In diesem Ergebnis mag eine besondere Flexibilität und die Fähigkeit des<br />
Mittelstandes deutlich werden, auf die Bedarfe unterschiedlicher<br />
Branchen einzugehen.<br />
(12) 80 % aller branchenbezogenen Lösungen waren dem Öffentlichen<br />
Bereich unter Einschluss des Gesundheitswesens zuzuordnen. Damit<br />
wurde einmal mehr die aus früheren <strong>Trendbericht</strong>en bekannte besondere<br />
(potenzielle) Bedeutung des Öffentlichen Bereichs als Nachfrager<br />
informationswirtschaftlicher Dienste deutlich. Erneut wird die Verantwortung<br />
öffentlicher Einrichtungen sichtbar, die Angebote mittelständischer<br />
informationswirtschaftlicher Unternehmen in ihre Beschaffungs-,<br />
Projekt- und Kooperationserwägungen einzubeziehen.<br />
Ferner machen die Ergebnisse auf die besondere Notwendigkeit<br />
aufmerksam, informationswirtschaftliche Leistungen an die besonderen<br />
Bedarfe des öffentlichen Dienstes anzupassen<br />
Weitere<br />
Effizienzsteigerungen<br />
Optimierung<br />
und Integration<br />
7 %<br />
Beschaffung<br />
5 %<br />
Von E-Administration<br />
bis<br />
E-Engineering<br />
6 %<br />
Interne<br />
Vernetzung<br />
5 %<br />
E-Business<br />
4 %<br />
(13) Die Nennungen zu den für die mittelständischen Unternehmen viel<br />
versprechenden Produkt- und Dienstleistungsbereichen zur Stärkung<br />
unternehmensinterner Effizienz verteilen sich auf die folgenden<br />
Bereiche:<br />
• Maßnahmen, die ausdrücklich auf die Optimierung und Integration<br />
interner Prozesse zielen beziehungsweise direkt das Argument der<br />
Kostenreduzierung und/oder der Produktivitätssteigerung verwenden,<br />
mit einem Anteil von 7 %;<br />
• Beschaffung, Beschaffungsplattformen, Supply Chain Management<br />
mit einem Anteil von 5 %;<br />
• administrative und organisatorische Maßnahmenbereiche zur<br />
Anhebung unternehmensinterner Effizienz wie E-Administration, E-<br />
Collaboration, Unternehmensplanung, E-Production und E-Engineering<br />
mit einem Anteil von 5 %<br />
• Interne Vernetzung, Interne Kommunikation, Intranets mit einem<br />
Anteil von 5 % sowie<br />
• allgemeine Nennungen zu „E-Business mit einem Anteil von 4 %<br />
(siehe auch die Darstellung der Ergebnisse zu „E-Business“ und<br />
deren Interpretation in Kapitel 20).<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 150<br />
Verschlankung<br />
von Produktionsprozessen<br />
...<br />
... zwecks<br />
Kostensenkungen<br />
und ...<br />
(14) Beispiele zu Nennungen zu Verschlankungen und zur Integration<br />
von Produktionsprozessen lauten:<br />
„Leicht verständliche und anpassbare Software für Optimierung interner/<br />
externer Prozesse, ERP light.“<br />
„Prozesskostenoptimierung, soziale Dimension Wissen/Informationen für<br />
Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg „verschmelzen.“<br />
„Durch verschlankte Prozesse können sie effizienter ar<strong>bei</strong>ten.“<br />
„Durchgängige Prozesse.“<br />
... Produktivitätssteigerungen<br />
„Konvergenz von Anwendung und Technologien führt zu Prozessverkürzungen<br />
und damit Produktivitätsgewinn.“<br />
„E-Processing.“<br />
„Prozess-Abläufe (Rationalisierung, Optimierung).“<br />
Beschaffung,<br />
Beschaffungsplattformen,<br />
...<br />
... Supply<br />
Chain<br />
Managemnt<br />
(15) „Beschaffungssysteme“ wurden in früheren <strong>Trendbericht</strong>en als<br />
wichtiges und vielleicht viel versprechendstes Kooperationsfeld zwischen<br />
Öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft im Rahmen von E-Government-<br />
Projekten angesehen. Dieser Bereich kam diesmal auf neun Nennungen,<br />
zum Beispiel:<br />
„E-Procurement der großen Konzerne zwingt zu einer Fähigkeit, daran<br />
teilzunehmen, da man nur so in die optimierte Supply Chain integriert<br />
werden kann ...“<br />
„E-Procurement, d.h. B2B. Das Internet bietet eine Transparenz, die<br />
insbesondere von kleineren Unternehmen nicht ausgenutzt wird.“<br />
Besonders<br />
Elektronisches<br />
Büro, ...<br />
... aber auch<br />
E-Collaboration<br />
(16) Weitere konkrete hier vor allem innerorganisatorische und<br />
inneradministrative Maßnahmenbereiche zur Anhebung interner<br />
Effizienz waren E-Administration, aber auch E-Collaboration, Unternehmensplanung,<br />
E-Production und E-Engineering. Dieser Klassifikation<br />
wurden auch dann Nennungen zugeordnet, wenn sie der Unternehmensplanung<br />
dienten beziehungsweise Entlastungsfunktionen für die<br />
Führungsebene wahrnahmen.<br />
Beispiele für Nennungen zu diesem Bereich sind:<br />
„Virtuelle Büroverwaltung/Sekretariat: KMUs müssen auch von unterwegs<br />
Kundenkontakte managen, wichtige Unterlagen einsehen und pflegen<br />
können. Eine eigene Sekretärin können sich die wenigsten leisten.“<br />
„Automatisieren von Büro-Informationsmanagement.“<br />
„Automatisierung von Büroar<strong>bei</strong>ten.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 151<br />
„Mobile und E-Collaboration - aus Marktbedürfnissen heraus.“<br />
„Mobilität: Mobile Office für den Außendienst (Smartphones/PDA/Blackberry<br />
bzw. eine Konvergenz aus ihnen).“<br />
„Den Entscheidern<br />
den<br />
Rücken frei<br />
halten“<br />
„Dinge, die den Entscheidern den Rücken frei halten.“<br />
„Scenario Planning.“<br />
„Management virtueller Organisationen.“<br />
Eignung des<br />
Mittelstandes<br />
für eine Reihe<br />
von Informationslösungen<br />
17 %<br />
(17) Mit einem Anteil von 17 % an allen Nennungen nimmt der Bereich<br />
„Informationen, Aus- und Weiterbildung, Unterhaltung“ eine<br />
führende Stellung ein. Das gilt auch dann, wenn man die Nennungen zu<br />
„E-Learning und Personalisiertes Training“ mit einem Anteil von 2% und<br />
„E-Entertainment“ mit einem Anteil von 1 % ausschließt. Dieser<br />
vergleichsweise hohe Anteil kam zustande, obgleich der Anteil der<br />
Experten aus der Informationsbranche für diese Erhebung im Vergleich<br />
zu den vorangegangenen Umfragen relativ abgenommen hat.<br />
In diesem Ergebnis dürfte ein gewachsenes Bewusstsein mittelständischer<br />
Unternehmen um die Bedeutung des Produktionsfaktors<br />
„Information“ mit zum Ausdruck kommen.<br />
Heterogene<br />
Vielfalt an<br />
„Informationsgütern“<br />
Informationen<br />
nach Inhalten<br />
und Funktionen<br />
Allerdings wurde hier unter „Information“ eine heterogene Vielzahl<br />
„mittelstandsfreundlicher“ Güter und Dienste und zum Teil damit<br />
verbundener weiterer Zusammenhänge verstanden. Mit ihnen dürfte zu<br />
einem guten Teil der Bezugsrahmen definiert sein, in dem die Chancen<br />
informationswirtschaftlicher Informationsprodukte und -dienstleistungen<br />
für den Mittelstand aktuell zu erörtern sind:<br />
(a) Sammlung, Produktion und Verfügbarmachung von Informationsbereichen<br />
nach Inhalten und Unternehmensfunktionen, z.B. „Konkurrenzanalyse“,<br />
„Firmeninformationen“, „Bonitätsauskünfte“ und „internationale<br />
Fachinformationen“, zum Beispiel:<br />
„Internationale bzw. europaweite Geschäftsinformationen. Erhöhter Wettbewerbsdruck<br />
u.a. durch Ost-Erweiterung.“<br />
Paid Content<br />
(b) qualitativ hochwertige Lösungen, für die damit auch eine Bezahlung<br />
verlangt werden kann („Paid Content“), zum Beispiel:<br />
„Paid Content im Internet – Selektierte Infos vs. Infodschungel.“<br />
Selektions- und<br />
Recherchesysteme<br />
(c) intelligente Selektions- und Recherchesysteme einschließlich der<br />
Übernahme von Informationsauswahl und Recherchen als Dienstleistung,<br />
zum Beispiel:<br />
„Informationsmanagement: Intelligente Recherche-Systeme für die Aneignung<br />
von Fachwissen.“<br />
„Spezialisierte Suchdienste für das Internet. Die Unzufriedenheit mit<br />
ineffizienten und kostspieligen Suchen im Internet wird vermehrt spezielle<br />
Suchdienste auf den Markt bringen, die für einen bestimmten Bereich<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 152<br />
Suchdienste auf den Markt bringen, die für einen bestimmten Bereich<br />
oder für eine bestimmte Branche eine Alternative sind.“<br />
Informationsgesamtlösungen<br />
(d) Informationsgesamtlösungen aus einer Hand sowohl inhaltlich als<br />
auch unter Einbeziehung von Softwareprogrammen und organisationsstrukturellen<br />
Anpassungsprozessen - Systeme des Dokumenten- und<br />
Wissensmanagements einschließlich interner Kommunikationsfunktionen,<br />
zum Beispiel:<br />
„Datenverwaltung und Dokumentation: Datenverlust ist immer noch DER<br />
Super-Gau für jedes KMU.“<br />
Inhalteproduktion,<br />
Produktdatenmanagement<br />
Einführung<br />
mobiler<br />
Lösungen<br />
(e) Tools für die Inhalteproduktion und Inhalte für das Produktdatenmagement;<br />
(f) sowie auch hier: Einführung mobiler Lösungen, zum Beispiel:<br />
„Übertragung von vielen Funktionen der Informationen auf den mobilen<br />
Sektor.“<br />
Sicherheit,<br />
mobile<br />
Sicherheit<br />
Mangelndes<br />
Sicherheitsbewusstsein,<br />
...<br />
... aber<br />
Entwicklungen<br />
zum Positiven<br />
Sicherheitslage<br />
weiterhin<br />
nicht entschärft<br />
(18) Sind die Potenziale <strong>bei</strong>m Geschäftsbereich „Sicherheit“ nach wie<br />
vor weitgehend unausgeschöpft und dies vor allem in der mittelständischen<br />
Wirtschaft?<br />
Zwar beklagte ein Experte ein nach wie vor bestehendes<br />
unterentwickeltes Sicherheitsbewusstsein in den KMUs:<br />
„IT-Sicherheit: Hier wird vor allem von mittelständischen Unternehmen<br />
viel zu wenig unternommen. Neue Computer-Betriebssysteme und<br />
Anwendungsprogramme werden in den nächsten Jahren weiter an<br />
Umfang wachsen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch die<br />
Sicherheitsprobleme zunehmen..“<br />
Das scheint sich jedoch allmählich zu ändern, wie ein anderer Experte<br />
anmerkte:<br />
„IT-Sicherheit: so langsam kommt es in die Köpfe.“<br />
Das sei nötig, da sich die Sicherheitslage sowohl <strong>bei</strong> der internen<br />
Sicherheit als auch <strong>bei</strong> der Internet-Sicherheit im laufenden Jahr kaum<br />
entschärft haben dürfte, stellten Experten fest:<br />
„IT-Sicherheit: Defizite und wachsende Bedrohung.“<br />
„Security: Weiter wachsende Gefahren aus dem Netz (Hacker, Viren,<br />
Spams, etc.).“<br />
Customization<br />
speziell für<br />
KMUs<br />
Weitere Nennungen bezogen sich auf bestehende Sicherheitsbereiche,<br />
auf Fragen der Einbettung in umfassendere Lösungen sowie auf die<br />
Diskussion um Authentifizierung und digitale Signatur. Auch wurde auf<br />
die Notwendigkeit einer Customization von Sicherheitslösungen für den<br />
mittelständischen Bereich verwiesen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 153<br />
„Spezielle, angepasste Sicherheitspakete für Firmen und SoHo.“<br />
Kundengewinnung<br />
und<br />
-bindung<br />
7 %<br />
(19) Maßnahmen zur Kundengewinnung und -bindung kamen auf<br />
einen Anteil an allen Nennungen von 7 %. Das erscheint im Vergleich zu<br />
den Nennungen zu Maßnahmen der Erhöung interner Effizienz wenig zu<br />
sein. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass viele kleine und mittlere<br />
Unternehmen häufig auf professionelle Systeme einer systematischen<br />
Kundenbetreuung verzichten und Marketing und PR „handgestrickt“ aus<br />
dem situativen Moment heraus, sofern überhaupt, betreiben. Siehe auch<br />
die Ergebnisse zum informationswirtschaftlichen Marketing in den<br />
Kapiteln 9 und 10.<br />
Im Einzelnen wurden die folgenden Bereiche angesprochen:<br />
Customer<br />
Relationship<br />
Management<br />
• Kundendienstlösungen, zum Beispiel Einführung von Customer<br />
Relationship Management-Systemen – auf diese Möglichkeiten kam<br />
die Hälfte aller Nennungen in diesem Bereich;<br />
• Exportförderung:<br />
„Dienstleistungen im Umgang mit fremden Volkswirtschaften.“<br />
„Globalisierung für die Mittelständler“.<br />
Marketing und<br />
PR, teilweise<br />
online<br />
• Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, teilweise unter besonderer<br />
Berücksichtigung bestehender Online-Möglichkeiten, zum Beispiel:<br />
„Online-Marketing wegen hoher Effizienz“.<br />
Im Internet<br />
kann ...<br />
... wieder Geld<br />
verdient<br />
werden.<br />
Exportförderung<br />
Professionalisierung<br />
der<br />
Web-Präsentation<br />
(20) In den Anmerkungen zu „Web-Diensten, Internet-Präsenz und<br />
Internet-Aktivitäten, Online Advertising“ mit einem Anteil an allen<br />
Nennungen von 6,2 % wurde im Vergleich zu den vergangenen Jahren<br />
eine bessere Stimmung sowie die Botschaft verbreitet, dass im Internet<br />
(wieder) Geld verdient werden kann. Damit verbunden wurde die<br />
Notwendigkeit betont, laufende Aktivitäten im Internet zu intensivieren.<br />
Für die Außenpräsentation über das Internet empfahlen die Experten<br />
eine Professionalisierung zum Zwecke der Einnahmenverbesserung:<br />
„Professionalisierung von Websites. Förderung technischer Standards im<br />
WWW. Optimierung der Reichweite, Zielgruppenanpassung. Auffindbarkeit<br />
wird verbessert. Imagegewinn, Kostenvorteile.“<br />
„CMS, um die gute alte Internetpräsentation endlich interessant für den<br />
Kunden zu machen und so mehr Umsatz zu generieren. Der Inhalt ist<br />
entscheidend – nicht die Technik!“<br />
„Licht am Ende“<br />
des Tunnels ...<br />
... für Online-<br />
Werbung<br />
Auch für die Online-Werbung wurde „Licht am Ende des Tunnels“ nach<br />
erreichter Konsolidierung gesehen:<br />
„Grafische Online-Werbung nach dem „Google“-Prinzip – also selbst<br />
erstellte Werbemittel im Auktionsprinzip zu platzieren – auch auf<br />
grafische Online-Werbemittel zu übertragen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 154<br />
grafische Online-Werbemittel zu übertragen.“<br />
Web-<br />
Anwendungsbereiche<br />
im<br />
Einzelnen<br />
Hinzukamen eine Reihe von Sub-Anwendungsbereichen im Web,<br />
darunter die Integration mobiler Anwendungen in umfassendere Lösungen,<br />
zum Beispiel:<br />
„Suchmaschinenmarketing. Eigene Webseiten.“<br />
„Regionalisierung des Internet - in Suchfunktionen, Werbeschaltungen<br />
etc.“<br />
„Navigationslösungen.“<br />
„Linksicherheit."<br />
„Andere kontextsensitive Dienste.“<br />
Gewinnung<br />
neuer Kunden<br />
...<br />
... über<br />
E-Commerce ...<br />
Auch <strong>bei</strong> „E-Commerce, Elektronische Kataloge, Portale“ setzte sich<br />
2004 die Aufbruchstimmung durch. Mehrfach wurde ausdrücklich auf die<br />
Möglichkeit verwiesen, neue Kunden über E-Commerce an sich zu<br />
binden:<br />
„E-Commerce: Kostenreduzierung, Effizienzsteigerung, Verbreiterung der<br />
Kundenbasis.“<br />
„Elektronische Kataloge bieten neue Chancen.“<br />
„Onlineverkauf: Neue Kundschaft.“<br />
... und<br />
M-Commerce<br />
Solches galt nicht nur für E-Commerce, sondern wahrscheinlich auch für<br />
M-Commerce:<br />
„M-Commerce: steigender Bedarf.“<br />
Internet-<br />
Telefonie<br />
als großer<br />
Renner<br />
Vor allem<br />
Einsparpotenziale<br />
gesehen<br />
(21) Die Internet-Telefonie wurde im Berichtszeitraum mit Vorsprung vor<br />
den Breitbandanwendungen und der Mobilkommunikation zum „Renner“.<br />
Die Experten betonten vor allem die guten Gechäftsaussichten. Oder die<br />
beschleunigte Einführung der Internet-Telefonie wurde mit Kostendruck<br />
und Sparpotenzialen begründet, zum Beispiel:<br />
„VoIP wird glänzendes Geschäft.“<br />
„HFC-Netze – HDTV – Internet – eventuell kostenlose Telefonie im<br />
gleichen Netz.“<br />
VoIP: Signifikante Kostenreduzierung möglich.“<br />
„Voice Portale: Datenintegration/Diensteintegration. 24/7 Kommunikation<br />
mit dem Kunden. Kostenausfall!“<br />
„VoIP. Kommunikationsverhalten im IT verlagert sich. Kostendruck.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 155<br />
Besondere<br />
Chancen für<br />
mittelständische<br />
Anbieter<br />
Realisierung<br />
auch von<br />
Liberalisierung<br />
abhängig<br />
Breitband,<br />
WLAN:<br />
Nutzen für Anwenderunternehmen,<br />
...<br />
... periphere<br />
Regionen,<br />
Haushalte<br />
Auch wurden in der Internet-Telefonie besondere Potenziale für<br />
mittelständische Anbieter gesehen:<br />
„VIP - kleine Systemhäuser und ISP werden zum Rundum-TK-Anbieter.“<br />
Allerdings wurde die Realisierung von Einsparpotenzialen auch von<br />
Fortschritten im Regulierungsbereich abhängig gemacht:<br />
„VoIP: Falls sich hier mit dem Gesetzgeber geeignete Regelungen<br />
vereinbaren lassen, wird die Liberalisierung im Bereich der Telekommunikation<br />
hier ein erhebliches Einsparpotenzial für Unternehmen bieten.<br />
Womit gleichzeitig entsprechende Produkte und Dienste reüssieren.“<br />
Bei den Nennungen zu „Breitbandanwendungen, DSL, WLAN“ wurde<br />
der technische noch mehr als der kommerzielle Nutzen betont, der sich in<br />
den Anwenderunternehmen, aber auch in den privaten Haushalten und in<br />
Regionen mit unterdurchschnittlich ausgestatteten Infrastrukturen ergibt:<br />
„Breitband Internet (DSL). Bezahlbar, Erfordernis mehr und aufgrund des<br />
Austauschs von multimedialen Dokumenten vorhanden.“<br />
„DVB-T: Der Nutzen liegt auf der Hand. Unkomplizierte Empfangstechnik<br />
(vs. DVB-S), niedrige Preise <strong>bei</strong> vergleichbarem Angebot (vs. Kabel).“<br />
„Breitbandanschluss sofort und überall: fest und mobil, intern und extern<br />
(WLAN). Damit verbunden der Abbau des Digital Divide in infrastrukturell<br />
unterversorgten Gebieten.“<br />
„Breitband: für Business wie Consumer gleichermaßen interessant.“<br />
Mobilkommunikation:<br />
Neue<br />
technische Nutzungsmöglichkeiten<br />
Kombinationsmöglichkeiten<br />
und Bedeutungsverschiebungen<br />
...<br />
(22) Hingegen ging es in den Nennungen zur Mobilkommunikation<br />
vorzugsweise um die sich neu ergebenden technischen Nutzungsmöglichkeiten<br />
sowie den neuen Kombinationsmöglichkeiten und aktuellen<br />
Bedeutungsverschiebungen zwischen Endgeräten, zum Beispiel:<br />
„Handy als Kommunikations-, Informations- und Speichermedium. Könnte<br />
in Zukunft große Teile des PC, Laptops, Fernsehens ersetzen.<br />
Kombination Pocket PC, Handy, Navigation, Fernsehen (Radio),<br />
Stadtinformation wären Betätigungsfelder für KMU.“<br />
„Messaging: Vereinheitlichung von Kommunikationswegen, Bündelung<br />
und Loslösung von festen Standorten.“<br />
... zwischen<br />
Endgeräten<br />
„Mobiler Internetzugang - veränderte Internetnutzung durch mobile<br />
Geräte (z.B. PDAs) mit permanentem Internetzugang (kostengünstig z.B.<br />
durch WLAN).“<br />
(23) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />
sich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 156<br />
KMUs mit<br />
bedeutendem<br />
Anwendungs-<br />
...<br />
... und Customization-Bedarf<br />
Unternehmensübergreifende<br />
Ergebnisse und<br />
deren Verbreitung<br />
wichtig<br />
Kammern als<br />
optimaler<br />
Partner der<br />
Anwenderförderung<br />
Erste Priorität<br />
Optimierung<br />
und Integration<br />
interner<br />
Prozesse<br />
Weitere<br />
Prioritäten der<br />
Experten<br />
berücksichtigen<br />
• KMUs sind ein wichtiger Nachfrager von informationswirtschaftlichen<br />
Diensten und Lösungen in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen<br />
und bedürfen zum Teil speziell auf sie zugeschnittene Dienste.<br />
• Über den Customization-Bedarf der mittelständischen Wirtschaft<br />
besteht nicht durchweg Transparenz.<br />
• Förderpolitik kann in diesen Zusammenhängen eine konstruktive<br />
Rolle spielen. Allerdings sollte <strong>bei</strong> solchen Projekten auf die Ermittlungen<br />
unternehmensübergreifender Anwendungen sowie auf die<br />
Verbreitung der Ergebnisse – <strong>bei</strong>spielsweise über Workshops und<br />
diverse Maßnahmen der Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t sowie in Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
mit den Verbänden – Wert gelegt werden.<br />
• Während die Wirtschaft vor allem auf der Anbieterseite in Verbänden<br />
organisiert ist, sollte die Zusammenar<strong>bei</strong>t zum Zwecke der<br />
Anwenderförderung vorzugsweise mit den Industrie- und Handelskammern<br />
und seinem Dachverband, dem Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertag, gesucht werden.<br />
• Aus der Sicht der Informationswirtschaft ist die Optimierung und<br />
Integration interner Prozesse (einschließlich E-Business, Systeme für<br />
Beschaffung und verwandter Anwendungen zum Zwecke interner<br />
Efifzienzsteigerung) der derzeit wichtigste Anwendungsbereich.<br />
• Bei weiteren Maßnahmen mittelständischer Anwenderförderung sollte<br />
die Förderpolitik die Prioritäten mit berücksichtigen, wie sie mit der<br />
Verteilung der Antworten gesetzt sind.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 157<br />
18. Zugangstechnologien zum Internet<br />
18.1 Die Frage<br />
„Bei welchen Übertragungswegen zeichnen sich Ihren Einschätzungen zufolge besondere<br />
Expansions- und Geschäftschancen ab?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Es zeichnet sich ein großer Aufschwung<br />
ab“) und „6“ („Der Markt wird weitgehend darniederliegen“).“<br />
18.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 130<br />
Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />
<strong>bei</strong> Zugangstechnologien zum Internet?<br />
Mittelwert<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
1. DSL 1,98 188<br />
2. WLAN 2,05 184<br />
3. WiMAX 2,56 136<br />
4. Sonstige Zugangswege 2,69 29<br />
<strong>5.</strong> UMTS 2,98 176<br />
6. Satellit 3,23 177<br />
Durchschnittliche Bewertung 3,38 1.598<br />
7. ISDN 3,69 177<br />
8. Stromnetz (Powerline) 3,76 180<br />
9. WAP 4,26 173<br />
10. Analogmodem 5,59 178<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 158<br />
Tabelle 131<br />
Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />
<strong>bei</strong> Zugangstechnologien zum Internet?:<br />
Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Besondere Expansions- und Geschäftschancen 39 72,2<br />
Breitband allgemein, hohe Übertragungsleistungen 7 13,0<br />
DSL 4 7,4<br />
ISDN 1 1,9<br />
Satellit, Drahtlose Kommunikation 8 14,8<br />
Powerline 2 3,7<br />
Mobile Verfügbarkeit allgemein 3 5,6<br />
WAP, UMTS 4 7,4<br />
WLAN, WiMAX 8 14,8<br />
Beamen von Quantenzuständen 1 1,9<br />
Anwendungen entscheidend 1 1,9<br />
Ambivalente/differenzierende Bewertungen (WLAN) 1 1,9<br />
Keine besonderen Expansions-/Geschäftschancen 14 25,9<br />
Vielzahl der Zugangswege 1 1,9<br />
Analog, ISDN 2 3,7<br />
Drahtlose Kommunikation 1 1,9<br />
Powerline 2 3,7<br />
UMTS, WAP 8 14,8<br />
N 54 -<br />
18.3 Interpretation<br />
Durchschnittsnote<br />
3,38<br />
irreführend<br />
Noch nie war<br />
die Spreizung<br />
zwischen den<br />
Bewertungen<br />
so groß.<br />
(1) Die Expansions- und Geschäftschancen diverser Zugangstechnologien<br />
zum Internet wurden von den befragten Experten mit der<br />
Durchschnittsnote 3,38 („befriedigend bis ausreichend“) bewertet.<br />
Allerdings wäre dieses Ergebnis zum Nennwert genommen irreführend.<br />
Bei keinem anderen Ergebnis im Rahmen der Trendumfragen war die<br />
Spreizung und Streuung der Bewertungen so groß wie hier. So beträgt<br />
die Reichweite der durchschnittlichen Bewertung von 1,98 („zwei plus“)<br />
für DSL bis 5,59 für das Analogmodem. Das ist eine Differenz von<br />
<strong>bei</strong>nahe vier Noten (3,61). Selbst dann, wenn man die <strong>bei</strong>den extremen<br />
Werte streicht, kommt man immer noch auf eine Differenz von deutlich<br />
mehr als zwei Noten (2,21).<br />
Substitutionswettbewerb<br />
<strong>bei</strong><br />
Zugangswegen<br />
(2) Die Polarisierung der Ergebnisse ist darauf zurückzuführen, dass<br />
derzeit eine Eliminierung veralteter Zugangstechnologien durch neue<br />
Zugangswege stattfindet. Da<strong>bei</strong> werden die Leistungsunterschiede nach<br />
Übertragungsraten gemessen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 159<br />
Zukunft des<br />
Analogmodems<br />
Bewertung „6+“<br />
(3) Das Analogmodem hat keine Zukunft mehr. Wenn 178 Experten die<br />
wirtschaftliche Zukunft des Analogmodems mit der Durchschnittsnote<br />
5,59 bewerteten, ihre Beurteilung also „zwischen mangelhaft und<br />
ungenügend“ ansiedelten, so ist dies die <strong>bei</strong> weitem schlechteste Bewertung,<br />
die je in einer Erhebung zu einem <strong>Trendbericht</strong> abgegeben wurde.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass die Experten die Umfrage ernstnahmen und sich<br />
einheitlich zu einer extremen Bewertung entschließen, wenn die Sachlage<br />
klar ist.<br />
Durchnittliche<br />
Bewertung von<br />
DSL, WLAN<br />
und WiMAX<br />
2,20<br />
Bewertungsindikator<br />
2,79<br />
(4) Findet nicht nur ein Substitutionswettbewerb statt, sondern wächst<br />
auch der Markt? Wo ist angesichts der Polarisierung der Ergebnisse die<br />
Grenze zwischen viel versprechenden und wenig versprechenden<br />
Geschäftsbereichen zu ziehen?<br />
Unter Berücksichtigung der zusätzlichen Kommentare liegt es nahe, die<br />
Durchschnittsbenotung der drei bestbenoteten Zugangswege als<br />
Indikatoren mit einigem Aussagewert zu nehmen. Dies sind DSL, WLAN<br />
und WiMAX, die insgesamt gesehen auf eine Durchschnittsbenotung von<br />
2,20 kamen. Nimmt man noch die vergleichsweise positiv bewerteten<br />
„Sonstigen Zugangswege“ hinzu, so sinkt der Durchschnittswert auf 2,32.<br />
Handelt es sich demnach <strong>bei</strong>m Internet-Access nach den Einschätzungen<br />
der Experten um einen mittelfristig wachsenden Markt? Diese Interpretation<br />
wird durch die quantitative Verteilung der zusätzlichen<br />
Begründungen gestützt. Hier standen 39 positive Antworten 14 negativen<br />
Beurteilungen gegenüber. Dass nur eine ambivalente Aussage getätigt<br />
wurde, dass nämlich innerhalb eines Zugangsweges die Pros und<br />
Kontras zu erörtern seien, macht deutlich, dass sich die Experten in ihren<br />
Bewertungen weitgehend einig und sicher waren. Der Wert des<br />
Indikators für zusätzliche Kommentare beträgt 2,79.<br />
Ranking der<br />
Zugangstechnologien<br />
nach<br />
Bewertungsindikatoren<br />
(5) Weitere Aufschlüsse werden durch die Zusammenfassung mehrerer<br />
Zugangswege und die sich <strong>bei</strong> den zusätzlichen Begründungen ergebenden<br />
Indikatorenwerte in Tabelle 132 ermöglicht.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 160<br />
Tabelle 132<br />
Bewertungsindikatoren für Zugangstechnologien<br />
zum Internet: Zusätzliche Begründungen<br />
Bewertungsindikator<br />
Die Gewinner<br />
WLAN, WiMAX „unendlich positiv“ 1)<br />
Breitband allgemein, hohe Übertragungsleistungen, DSL,<br />
11,0<br />
Vielzahl der Zugangswege<br />
Satellit, drahtlose Kommunikation, mobile Verfügbarkeit allgemein 11,0<br />
Ambivalente Bewertung<br />
Powerline 1,0<br />
Die Verlierer<br />
WAP, UMTS 0,50<br />
Analog, ISDN 0,50<br />
1) Division durch Null.<br />
Nach<br />
zuätzlichen<br />
Aussagen ....<br />
... dieselben<br />
Gewinner und<br />
Verlierer<br />
„Breitband,<br />
DSL“ vs.<br />
„WLAN,<br />
WiMAX“ ...<br />
Wettbewerb<br />
um die Zukunft<br />
zwischen DSL<br />
und WLAN ...<br />
(6) Somit ergeben sich an weiteren Schlussfolgerungen:<br />
• Für die Annahme eines sich rapide vollziehenden Verdrängungswettbewerbs<br />
sprechen die hohen Indikatorwerte der Gewinner und die<br />
zum Teil niedrigen Indikatorwerte für die Verlierer.<br />
• Die Gewinner und Verlierer bleiben nach Schulnotenverfahren und<br />
zusätzlichen Kommentaren dieselben. Die einzige eventuelle<br />
Ausnahme bildet Powerline. Dieser Standard kam zu mehreren<br />
positiven und negativen Kommentaren und damit zu einer ambivalenten<br />
Bewertung. Im Schnulnotenverfahren ergab sich mit 3,76<br />
hingegen ein eindeutig unterdurchschnittlicher Wert.<br />
• Bei den Gewinnern ziehen WLAN und WiMAX insoweit an „Breitband,<br />
hohe Übertragungsleistungen, DSL“ vor<strong>bei</strong>, als es hier keine<br />
kritischen Stimmen zu den bestehenden Zukunftsaussichten gab. Es<br />
wurden aber absolut mehr positive Stimmen zu „Breitband, hohe<br />
Übertragungsleistungen, DSL“ abgegeben. Die einzige kritische<br />
Stimme, die sich zu den Expansionschancen dieses Bereiches erhob,<br />
nannte die „Vielzahl bestehender Zugangswege“ und die damit<br />
bestehenden Intransparenzen und Unkomfortabililitäten. Das ist allerdings<br />
ein Einwand, der in gleicher Weise für die anderen Zugangstechnologien<br />
gilt. Auch nach dem Schulnotenverfahren teilen sich<br />
DSL mit 1,98, WLAN mit 2,05 und WiMAX mit 2,56 die Spitzenplätze.<br />
• Der Wettbewerb der Zukunft wird sich vorwiegend zwischen DSL und<br />
WLAN vollziehen. Dieser wird allerdings begrenzt bleiben, d WLAN<br />
über eine nur begrenzte Reichweite verfügt.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 161<br />
... und von<br />
drahtloser<br />
Kommunikation<br />
Zukunft der<br />
Mobilkommunikation<br />
wird<br />
positiver<br />
gesehen ...<br />
... als die von<br />
WAP und<br />
UMTS.<br />
UMTS überdurchschnittlich,<br />
WAP weit<br />
abgeschlagen<br />
Für ISDN<br />
bestenfalls ein<br />
Nischendasein,<br />
...<br />
... obgleich<br />
ISDN derzeit<br />
noch führt<br />
• Für den Bereich der Mobilkommunkation wurde zwischen „Satellit,<br />
drahtlose Kommunikation, mobile Verfügbarkeit allgemein“ und „WAP,<br />
UMTS“ auf der anderen Seite unterschieden. So wird deutlich, dass<br />
zwar die wirtschaftliche Zukunft der Standards WAP und UMTS<br />
skeptisch gesehen werden kann, nicht aber die der Mobilkommunikation.<br />
So kam „Satellit, Drahtlose Kommunkation, mobile<br />
Verfügbarkeit allgemein“ auf denselben hohen Indikatorwert wie<br />
„Breitband allgemein, DSL“. Auch nach dem Schulnotenverfahren<br />
kam „Satellit“ mit 3,23 zu einem überdurchschnittlichen Wert. Siehe<br />
auch die entsprechenden Ergebnisse zur wirtschaftlichen Zukunft der<br />
Mobilkommunikation in Kapitel 19.<br />
• Die Aussichten von WAP und UMTS sind insoweit unterschiedlich zu<br />
sehen, als UMTS nach dem Schulnotensystem mit 2,98 zu einer noch<br />
überdurchschnittlichen Bewertung kam, während WAP mit 4,26 die<br />
schlechteste aller Bewertungen zugordnet wurde, von ISDN/<br />
Analogmodem abgesehen.<br />
• Für ISDN sahen die Experten in ihren zusätzlichen Kommentaren und<br />
nach dem Schulnotenverfahren auf mittlere Sicht allenfalls ein<br />
Nischendasein voraus.<br />
Wohlgemerkt, die Experten blickten mit diesen Aussagen in die Zukunft.<br />
Zum gegenwärtigen Stand stellt der 8. Faktenbericht unter Bezugnahme<br />
auf e-Business Market Watch fest:<br />
„Deutschlands Unternehmen waren historisch überdurchschnittlich gut mit<br />
dem zwar schmalbandigen, aber im Vergleich zum klassischen Analoganschluss<br />
deutlich schnelleren ISDN-Anschluss ausgestattet, und auch<br />
heute noch nutzen 38 % der deutschen Unternehmen diese Technologie.<br />
Trotzdem sind auch hier bereits 36 % der untersuchten Firmen mit einem<br />
DSL-Anschluss ausgestattet“ (Kapitel 6.6.2).<br />
Die Internet-<br />
Kommunikation<br />
der<br />
Zukunft ...<br />
... wird<br />
breitbandig,<br />
mobil und<br />
drahtlos sein.<br />
(7) Die Internet-Kommunikation der Zukunft wird breitbandig,<br />
komfortabel, standortunabhängig und drahtlos sein. In dieser Aussage<br />
waren sich viele Experten einig, zum Beispiel:<br />
„Breitband im Festnetz wie im Mobilfunk wird für Business wie Private ein<br />
wesentliches Kaufargument, da Kostenreduzierung, Effizienz, schnelle<br />
Übertragung, neue Dienste möglich.“<br />
„Breitband wird bald zum Muss, daher DSL Wireless wird zum neuen<br />
Erlebnis, zum Argument, daher WLAN, WIMAX, UMTS (GPRS).“<br />
„Drahtlos, mobil, breitbandig - und dazu Roamingmöglichkeiten werden<br />
eine Konvergenz der Zugangskanäle bringen und dadurch die Fläche<br />
erreichen.“<br />
„Höchste Übertragungsleistung“<br />
„I am not familiar with all the acronyms, but broadband beyond current<br />
DSL facilities is critical with foster opportunity.“<br />
„Keine Dialerproblematik. Höchste Übertragungsleistung. Bereits installiert<br />
bis in die Wohnung.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 162<br />
DSL als<br />
weitgehendes<br />
Synonym ...<br />
... für<br />
breitbandigen<br />
Internetzugang<br />
11,0<br />
(8) Unter „DSL“, „Digital Subscriber Line“ oder „Digitale Teilnehmeranschlussleitung“<br />
werden verschiedene Techniken für eine breitbandige<br />
digitale Verbindung über ein Telefonzugangsnetz zusammengefasst.<br />
Damit sind zunächst bestimmte Technologien gemeint. Die befragten<br />
Experten dürften „DSL“ aber teilweise als Synonym für breitbandige<br />
Internetzugänge zum Beispiel auch über Satellit verstanden haben. Die<br />
entsprechenden Stellungnahmen dürften damit zum guten Teil als zusätzliche<br />
Bekräftigung des Siegeszuges breitbandiger Internetzugänge zu<br />
verstehen sein.<br />
Zu den Vorteilen des Standards DSL wurde <strong>bei</strong>spielsweise angemerkt:<br />
„DSL wird weiter erfolgreich sein. Eingeführte Technik. Bekannte Technik<br />
<strong>bei</strong> Betreibern, Industrie und Kunden.“<br />
„DSL wird weiter steigen, da Deutsche Telekom den Markt erheblich<br />
pusht.“<br />
Drahtlose Kommunikation,<br />
...<br />
... mobile<br />
Verfügbarkeit<br />
11,0<br />
(9) Ähnlich positiv wurden die Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation<br />
beziehungswese der mobilen Verfügbarkeit allgemein - bisweilen<br />
gemeinsam mit dem Vorteil großer <strong>Band</strong>breiten - bewertet:<br />
„Größere <strong>Band</strong>breiten sind essenziell. Mobile Verfügbarkeit ebenso.<br />
Durch Gier der einzelnen Unternehmen ist es schwer, einen Standard zu<br />
etablieren (z.B. UMTS).“<br />
„Der drahtlosen Kommunikation gehört in unserer mobilen Welt die<br />
Zukunft.“<br />
In der einen kritischen Äußerung, die diesen positiven Stellungnahmen<br />
entgegenstand, wurde die wirtschaftliche Zukunft der drahtlosen Kommunikation<br />
nicht grundsätzlich skeptisch bewertet:<br />
„DSL wird Massengeschäft. Powerline wird zu halbherzig betrieben.<br />
Drahtlose Kommunikation nicht reif für den Massenmarkt (Trend noch<br />
nicht abschätzbar).“<br />
Nur positive<br />
Bewertungen<br />
für<br />
WLAN und<br />
WiMAX<br />
WiMAX als<br />
Weiterentwicklung<br />
von<br />
WLAN<br />
gesehen<br />
(10) WLAN und WiMAX wurden häufig gemeinsam genannt, ohne dass<br />
zwischen den künftigen wirtschaftlichen Aussichten von WLAN und<br />
WiMAX differenziert wurde. Ein Teil der Experten dürfte „WLAN und<br />
WiMAX“ demnach als ein Begriffspaar angesehen haben, wo<strong>bei</strong> WiMAX<br />
als eine mögliche Weiterentwicklung von WLAN verstanden wurde. Zu<br />
WLAN und WiMAX wurden ausschließlich positive Begründungen<br />
abgegeben.<br />
WLAN oder Wireless LAN oder Wireless Local Area Network bezeichnet<br />
ein „drahtloses“ lokales Funknetzwerk. Bei WiMAX oder Worldwide<br />
Interoperability for Microwave Access handelt es sich gleichfalls um ein<br />
Funknetz, das einerseits leistungsfähiger als WLAN zu werden verspricht,<br />
sich andererseits aber noch in der Entwicklungsphase befindet. Während<br />
WLAN auf eine kleinräumige Reichweite von lediglich hundert Metern<br />
beschränkt ist, soll WiMAX Nutzer in einem Umkreis bis zu 50 Kilometern<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 163<br />
beschränkt ist, soll WiMAX Nutzer in einem Umkreis bis zu 50 Kilometern<br />
bedienen und auf eine Übertragungsrate von 50 Mbit in der Sekunde<br />
kommen können. Damit wird es auch als Alternative zu DSL-Leitungen<br />
interessant.<br />
„Explosionsartige<br />
Ausbreitung“<br />
...<br />
(11) Unter den positiven Aussagen zugunsten von „WLAN und WiMAX“<br />
befand sich eine geradezu euphorische Aussage:<br />
„WLAN wird sich explosionsartig verbreiten.“<br />
Weitere positive Aussagen zum guten Teil im direkten Vergleich mit<br />
alternativen Zugangstechnologien lauten:<br />
... auch im<br />
direkten<br />
Vergleich mit<br />
UMTS<br />
„Einfache und kostengünstige Zugangsmöglichkeiten sind gefragt.<br />
WiMAX hat das Potenzial, der mobilen Kommunikation Konkurrenz zu<br />
machen. UMTS kann da aus Kostengründen nicht mithalten.“<br />
„Mobile Einsatzbereitschaft dank WLAN wird sich immer mehr durchsetzen.<br />
Next Generation Networks, das Zusammenwachsen der Netze für<br />
„Rund um die Uhr"-Anwendungen.“<br />
„WiMAX und WLAN sind im Kommen. ISDN, DSL bleiben vor allem im<br />
privaten bzw. kleinen kommerziellen Bereich wichtig. Der Rest wird eher<br />
ein Nischendasein fristen. UMTS wird vielleicht Potenzial entwickeln.<br />
Aktuell sehe ich das aber eher skeptisch.“<br />
„WLAN und DSL sind zeitgemäße Technologien mit sichtbaren Mehrwerten<br />
für den Kunden.“<br />
Auch Kabel,<br />
GPRS ...<br />
... und<br />
Bluetooth<br />
mehrfach<br />
positiv bewertet<br />
(12) Unter den vergleichsweise positiv bewerteten „Sonstigen Zugangswegen“<br />
wurden mehrfach genannt:<br />
• Kabel;<br />
• der Mobilfunkstandard GPRS und<br />
• Bluetooth.<br />
Für GPRS dürften allerdings die gleichen Einwände gelten, wie sie gegen<br />
WAP und UMTS erhoben wurden.<br />
Powerline mit<br />
Vorteilen ...<br />
... aber in<br />
Deutschland<br />
ohne Start und<br />
Take-off?<br />
(13) Unter Powerline oder Powerline Communications werden<br />
Möglichkeiten der Datenübertragung über das Stromnetz verstanden. Als<br />
besonderer Vorteil wird gesehen, dass keine neuen Kabel verlegt werden<br />
müssen, weil die vorhandenen Stromleitungen genutzt werden. Als<br />
Nachteile sind die begrenzte Geschwindigkeit der Datenübertragung und<br />
die Abstrahlung störender Frequenzen anzusehen.<br />
In Deutschland blieben die Aktivitäten zum Aufbau einer Powerline-<br />
Infrastruktur angesichts der weit fortgeschrittenen Konkurrenzinfrastrukturen<br />
und der zu tätigenden hohen Eingangsinvestitionen (trotz<br />
bestehender Stromleitungen) begrenzt.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 164<br />
bestehender Stromleitungen) begrenzt.<br />
Auch positive<br />
Aussagen ...<br />
... von Einschränkungen<br />
gekennzeichnet<br />
Beim näheren Hinsehen sind auch die positiven Aussagen zu Powerline<br />
deutlich von Einschränkungen gekennzeichnet:<br />
„Powerline im Bereich Hausautomatisation, DSL: höhere Geschwindigkeiten<br />
für Multimedia-Anwendungen „on Demand".“<br />
„UMTS ist teuer. Viele Technik wird nicht richtig genutzt - daher lohnt sie<br />
sich auch nicht. Stromnetz klingt gut. Bluetooth muss noch viel sicherer<br />
werden und in weniger datensensitive Bereiche eingebracht werden.“<br />
Für einen Experten war <strong>bei</strong> Powerline „der Zug bereits abgefahren“:<br />
„Powerline - spät, unflexibel im Vergleich zu WLAN und WiMAX - DIE<br />
Erweiterung von WLAN. Bedrohung für UMTS (disruptiv).“<br />
Gegen Analog<br />
und ISDN ...<br />
... wegen<br />
bescheidener<br />
Übertragungsraten,<br />
...<br />
... mangelnder<br />
Komfortabilität<br />
und hoher<br />
Standortabhängigkeit<br />
Nationale und<br />
europäische<br />
Sonderwege<br />
vermeiden<br />
(14) Die Skepsis der Experten gegenüber dem Analogmodem und in<br />
einem geringerem Maß gegenüber ISDN wurde mit bescheidenen<br />
Übertragungsraten, aber auch mangelnder Komfortabilität und weitgehender<br />
Standortabhängigkeit begründet:<br />
„Die klassischen Zugangswege wie Analogmodem und ISDN haben<br />
aufgrund ihrer bescheidenen Übertragungsraten praktisch keine Zukunft<br />
mehr. Immer wichtiger werden drahtlose Breitbandverbindungen, die<br />
einfach einen höheren Komfort und eine höhere Standortunabhängigkeit<br />
gewährleisten.“<br />
Es sollte daran erinnert werden, dass ISDN noch vor wenigen Jahren mit<br />
seinen damals vergleichsweise hohen Übertragungsraten als besonderer<br />
Trumpf der deutschen Informationswirtschaft galt. Mittlerweile dürfte sich<br />
stärker die Ansicht durchgesetzt haben, dass ein Kriterium für die<br />
Bewertung einer Internet-Zugangstechnologie ihre weltweite Verbreitung<br />
ist. Nationale oder europäische Sonderwege sollten möglichst vermieden<br />
werden.<br />
Dass sich regionale Sonderwege nicht lohnen, hat <strong>bei</strong>spielsweise<br />
Frankreich mit seiner Minitel-Lösung als nicht wettbewerbsfähige<br />
Alternative zum weltweiten Internet erfahren.<br />
Positive Einschätzungen<br />
von WAP und<br />
UMTS ...<br />
(15) WAP oder Wireless Application Protocol und UMTS oder Universal<br />
Mobile Telecommunications System sind Mobilfunkstandards. Die Markteinführung<br />
von UMTS als ein geeigneter Carrier auch für multimediale<br />
Dienste erfolgte auf der CeBIT 2004.<br />
WAP und UMTS wurden häufiger sowohl positiv als auch negativ als<br />
ISDN gesehen. Allerdings machten die Experten ihre positiven Einschätzungen<br />
von Bedingungen wie der Akzeptanz der Nutzer, der Existenz<br />
geeigneter Endgeräte sowie einer anderen Preispolitik als <strong>bei</strong> GPRS<br />
abhängig. Zum Beispiel:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 165<br />
... von Nebenbedingungen<br />
abhängig<br />
Komparative<br />
Nachteile<br />
gegenüber<br />
WLAN und<br />
DSL<br />
„Abhängig von der Entwicklung von Anwendungen mit guter Akzeptanz<br />
(WAP, UMTS) und von entsprechenden Endgeräten (A-GPS).“<br />
„UMTS <strong>bei</strong> vernünftiger Preispolitik, nicht die gleiche Preispolitik wie <strong>bei</strong><br />
GPRS.“<br />
Hingegen fielen die negativen Stellungnahmen typischerweise eindeutig<br />
aus und wurden diese häufig mit komparativen Nachteilen gegenüber<br />
WLAN, eventuell auch gegenüber DSL, begründet. Zum Beispiel:<br />
„Analog und WAP ist tot. Der mobile (Klein-)Laptop, angebunden über<br />
DSL, WLAN und UMTS (je nach Ar<strong>bei</strong>tsort) ist die Zukunft.“<br />
„Über WAP und UMTS angebotene Dienste scheinen zum heutigen<br />
Zeitpunkt mit wenigen Ausnahmen zu teuer und überflüssig für den<br />
Normalverbraucher.“<br />
„Das Festnetz bleibt die dominierende Infrastruktur. Darauf aufgesetzt<br />
entwickeln sich WLAN und WiMAX zu den "bequemsten" mobilen<br />
Infrastrukturen. Es wird zu einer gewissen Substitution von UMTS<br />
kommen. UMTS könnte ausserdem eine rein europäische Industrie<br />
werden.“<br />
Verdrängungswettbewerb<br />
...<br />
... nach den<br />
Kriterien<br />
<strong>Band</strong>breite,<br />
Komfortabilität,<br />
Standortabhängigkeit<br />
Für Vermeidung<br />
nationaler<br />
und europäischer<br />
Sonderwege<br />
Internet-Access<br />
als Wachstumsmarkt<br />
Wettbewerb<br />
zwischen<br />
Gewinnern<br />
DSL und<br />
WLAN<br />
Weniger<br />
Powerline,<br />
WAP, UMTS<br />
und ISDN<br />
(16) Es ergeben sich die folgenden pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
• Im Bereich der Zugangstechnologien zum Internet werden derzeit<br />
ältere Technologien durch neue Technologien verdrängt. Das<br />
entscheidende Kriterium ist die höhere <strong>Band</strong>breite. Weitere wichtige<br />
Vorteile sind Standortunabhängigkeit und Komfortabilität.<br />
• Ein weiteres von den Experten allerdings nur gelegentlich genanntes<br />
Kriterium stellt die weltweite Verbreitung einer Zugangstechnologie<br />
dar. Nationale oder europäische Sonderwege wie sollten möglichst<br />
vermieden werden.<br />
• Unabhängig vom rapide verlaufenden Substitutionswettbewerb<br />
handelt es sich <strong>bei</strong>m Internet-Access um einen auf mittlere Sicht<br />
wachsenden Markt.<br />
• In dem sich gegenwärtig vollziehenden Wettbewerb wird es eindeutige<br />
Gewinner und Verlierer geben. Nach erfolgter Konsolidierung wird<br />
sich der Wettbewerb vor allem zwischen DSL (als bestimmte<br />
Technologie und als Synonym für Breitbandzugänge) und WLAN (und<br />
später WiMAX) intensivieren, der allerdings wegen der begrenzten<br />
Reichweite von WLAN, weniger von WiMAX, begrenzt bleibt. Allerdins<br />
fragt sich, ob WiMAX DSL verdrängen kann, wenn DSL genügend<br />
Zeit gefunden hat, sich flächendeckend zu etablieren.<br />
• Für Powerline mögen die bestehenden Chancen bereits vor dem<br />
eigentlichen Start vergeben sein. Dagegen werden die Aussichten von<br />
WAP, weniger von UMTS skeptisch bewertet, obgleich der Marktstart<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 166<br />
WAP, weniger von UMTS skeptisch bewertet, obgleich der Marktstart<br />
von UMTS erst 2004 erfolgte. Eine Zukunft von ISDN wird allenfalls in<br />
Nischen gesehen.<br />
Keine Verlierer<br />
fördern<br />
Mehr<br />
Erfahrungen zu<br />
WLAN und<br />
WiMAX<br />
sammeln<br />
• Aus der Sicht der Informationswirtschaft macht es wenig Sinn, die<br />
voraussichtlichen Verlierer unter den Internet-Zugangstechnologien zu<br />
fördern, es sei denn, die besondere Eignung einer dieser Technologien<br />
für eine spezielle Anwendung ließe sich besonders gut<br />
begründen.<br />
• Über die Zukunft von WLAN, nämlich WiMAX, liegen nach Ansicht<br />
mehrerer Experten relativ wenige Erfahrungen. Danach besteht ein<br />
informativer Nachholbedarf.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 167<br />
19. Mobile Anwendungen – M-Commerce<br />
19.1 Die Frage<br />
„Bei welchen mobilen Anwendungen bzw. in welchen M-Commerce-Bereichen zeichnen<br />
sich Ihren Einschätzungen zufolge besondere Expansions- und Geschäftschancen ab?<br />
Bite vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Es setzt sich ein großer Aufschwung ab“)<br />
und „6“ („Der Markt wird weitgehend darniederliegen“).“<br />
19.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 133<br />
Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />
<strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen und M-Commerce<br />
A. Mobile Datendienste B2B<br />
Mittelwert<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
1. Warenverfolgung 2,15 176<br />
2. Flottenmanagement 2,48 162<br />
3. Customer Relationship Management 2,53 171<br />
Durchschnittliche Bewertungen 2,56 853<br />
4. Portale 2,79 173<br />
<strong>5.</strong> Groupware 2,86 165<br />
6. Sonstige B2B-Dienste 1) 3,17 6<br />
1) „Strategischer B2B Datenaustausch“ - „Multiagenten.“ - „Navigation.“- „Digitale Unterschrift.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 168<br />
B. Mobile Datendienste B2C<br />
Mittelwert<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
1. Sonstige B2C-Dienste 1) 2,13 8<br />
2. Buchung von Hotels, Fahrkarten, Eintrittskarten 2,24 183<br />
3. Musik 2,34 176<br />
4. Mobile Payment 2,35 175<br />
<strong>5.</strong> Auskünfte und Informationen (Fahrplanauskunft,<br />
2,43 182<br />
Wetterbericht, Sportnachrichten)<br />
6. E-Mail 2,46 177<br />
7. Spiele 2,60 174<br />
Durchschnittliche Bewertungen 2,64 1.947<br />
8. SMS 2,84 177<br />
9. Klingeltöne 2,87 173<br />
10. MMS 2,95 172<br />
11. Bilder, Logos 2,98 172<br />
12. Banking: Wertpapierhandel 3,10 178<br />
1) „Datenbanken.“ - „Navigationshilfen.“ - „Ortsbasierte Dienste (LBS).“ - „ LBS.“ - „Webmail,<br />
Webservices.“ - „Mobile Advertising.“ - „Filme / Bewegtbild.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 169<br />
Tabelle 134<br />
Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />
<strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen und M-Commerce:<br />
Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Bestehende besondere Geschäftschancen 18 58,1<br />
Allgemein – Alle Kommunikationsbereiche 4 12,9<br />
Lifestyle-Themen 1 3,2<br />
Inhalte, Infotainment 2 6,5<br />
Warenverfolgung 1 3,2<br />
SMS und MMS, Musik und Klingeltöne 5 16,1<br />
E-Mail 1 3,2<br />
Mobile Payment, Buchungen 2 6,5<br />
Dienste außerhalb der Mobilkommunikation 2 6,5<br />
Ambivalenz – hängt davon ab 2 6,5<br />
MMS 1 3,2<br />
Inhalte 1 3,2<br />
Fehlende besondere Geschäftschancen 11 35,5<br />
Allgemein 2 6,5<br />
Begrenzungen mobiler Endgeräte 2 6,5<br />
Content 1 3,2<br />
Entertainment, SMS und MMS, Musik und Klingeltöne 3 9,7<br />
M-Commerce 2 6,5<br />
Mobile Payment 1 3,2<br />
N 31 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 170<br />
19.3 Interpretation<br />
Schulnote:<br />
2,60<br />
Bewertungsindikator:<br />
1,64<br />
(1) Die besonderen Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Mobilen<br />
Anwendungen und M-Commerce wurden von den befragten Experten <strong>bei</strong><br />
gleicher Gewichtung der Nennungen zum B2B- und B2C-Bereich mit der<br />
Durchschnittsnote 2,60 bewertet. Das entspricht der Benotung „2 bis 3“<br />
und der Beurteilung „gut bis durchwachsen“.<br />
Dieses Ergebnis wird durch die zusätzlichen Kommentare bestätigt. Hier<br />
standen 18 positive Aussagen elf negativen Einschätzungen der Zukunft<br />
gegenüber. Der entsprechende Indikator (Anzahl der positiven Aussagen<br />
geteilt durch die Anzahl der negativen Aussagen) beträgt 1,64.<br />
Von großen<br />
Hofnungen ...<br />
... zu realistischen<br />
Einschätzungen?<br />
(2) Die großen Hoffnungen, die Teile der Informationswirtschaft mit<br />
Mobilen Anwendungen verbanden, scheinen damit realistischeren Einschätzungen<br />
gewichen zu sein. Allerdings hatte sich eine Reihe von<br />
Experten bereits in der Umfrage zum 1. <strong>Trendbericht</strong> gefragt, was die<br />
„Killer Application“ in der Mobilkommunikation sein möge.<br />
Diese Überlegungen sind mit den Beurteilungen von Frost & Sullivan<br />
vereinbar. Danach gehört Europa im Bereich der Mobilkommuniktion zwar<br />
nach bestehender Infrastruktur und technischen Möglichkeiten zur Weltspitze.<br />
Der Markt für mobile Anwendungen bleibe jedoch hinter den<br />
Erwartungen zurück. Die Betreiber sorgten sich um das Auslastungsniveau<br />
und die Möglichkeiten, Gewinne zu ewirtschaften. Zusätzlich<br />
zeigten sich die Anwender in den Bereichen Investitionsrentabilität und<br />
den Betriebskosten skeptisch (Frost & Sullivan, Analysis of Opportunities<br />
in the Emerging Mobile Applications Market, 2004).<br />
Aktuelle<br />
Chancen<br />
und Begrenzungen<br />
Nur die „Killer<br />
Application“<br />
fehlt noch?<br />
(3) Aus einer mehr qualitativen Sicht stellen sich die aktuellen Chancen,<br />
Begrenzungen und Entwicklungen wie folgt dar:<br />
• Die technische Infrastruktur in der Mobilkommunikation, auf die sich<br />
zusehends auch viel versprechende Multimedia-Anwendungen<br />
aufbauen lassen, steht weitgehend und wird weiter ausgebaut..<br />
• Telefonieren über das Handy ist in gleicher Weise zu einer<br />
Selbstverständlichkeit wie das Telefonieren über das Festnetz<br />
geworden. Das gilt für den B2B- ebenso wie für den B2C-Sektor.<br />
Damit dürfte auch eine prinzipielle Bereitschaft vorhanden sein,<br />
mobile Endgeräte für weitere technisch etwas komplizierter zu<br />
handhabende Anwendungen zu nutzen.<br />
• Vor allem die junge Generation hat sich als Trendsetter <strong>bei</strong> der<br />
Erlangung der notwendigen Fertigkeiten im Umgang mit technisch ein<br />
wenig schwierigeren Anforderungen <strong>bei</strong>m Umgang mit mobilen<br />
Endgeräten hervorgetan. Diese Fertigkeiten können bald allgemein zu<br />
den weitgehend selbstverständlichen Basiskenntnissen medienkompetenter<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmer und Bürger gehören. Allerdings stand dem<br />
Mengenwachstum der Dienste kein vergleichbares kommerzielles<br />
Wachstum gegenüber.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 171<br />
Dazu die<br />
Begrenzungen<br />
mobiler<br />
Endgeräte<br />
• Mittlerweile erscheinen die Vorteile der Mobilkommunikation für die<br />
Information, Kommunikation und Unterhaltung in einer Reihe von<br />
B2B- und B2C-Anwendungsbereichen überzeugend.<br />
• Für die nächste Zeit dürfte eine weitergehende Ausdifferenzierung<br />
von Funktionen, Anwendungen und Lösungen, wenn nicht bereits die<br />
Optimierung von Anwendungsbereichen und deren Integration in<br />
umfassendere B2B-Lösungen <strong>bei</strong>spielsweise zur Außendienststeuerung<br />
bevorstehen. Allerdings steht die „Killer Applicaiton“<br />
weiterhin aus.<br />
• Diesen Chancen stehen die Begrenzungen mobiler Endgeräte entgegen,<br />
zum Beispiel:<br />
„Durch die momentan physischen Grenzen (Nutzer erwartet bestimmte<br />
Abmessungen des obigen Endgerätes) sind viele Lösungen noch nicht zu<br />
realisieren. Sobald es neue Möglichkeiten der Visualisierung von Informationen<br />
<strong>bei</strong> mobilen Endgeräten gibt, größere Chancen.“<br />
„Mobile Datendienste haben sicher eine große Zukunft. Allerdings sind die<br />
existierenden Geräte noch nicht gut genug, um für wirklich komplizierte<br />
Anwendungen mit umfangreichem Datenaustausch konkurrenzfähig zu<br />
sein. Einfache Anwendungen wie gerade E-Mail im Kommen.“<br />
B2B-<br />
Bewertung:<br />
2,56<br />
B2C-<br />
Bewertung:<br />
2,64<br />
(4) Mobile Datendienste im B2B-Bereich wurden mit einer durchschnittlichen<br />
Benotung ihrer Zukunftsaussichten mit 2,56 nur ein wenig<br />
besser bewertet als die mobilen Datendienste mit einer Durchschnittsbewertung<br />
im B2C-Bereich (2,64).<br />
Dies ist eine Abweichung von anderen informationswirtschaftlichen<br />
Expansionsbereichen, in denen sich der Business-to-Business-Bereich<br />
rascher entwickelt und für die gesamte Branche Vorgaben setzt.<br />
Allerdings haben sich in der Mobilkommunikation bislang eher die B2C-<br />
Dienste durchgesetzt, dies insbesondere, wenn man von der Zahl der<br />
Handy-Nutzer statt den Umsätzen mit SMS und MMS ausgeht.<br />
Ein Indiz dafür, dass noch nicht alle mobilen B2B-Dienste ausgereift sind,<br />
lässt sich darin sehen, dass unüblicherweise die „Sonstigen B2B-Dienste“<br />
im B2B-Bereich schlechter als alle anderen Dienste bewertet wurden und<br />
auf eine Benotung von nur 3,17 kamen (<strong>bei</strong> allerdings nur sechs<br />
Nennungen). Der entsprechende Wert <strong>bei</strong> den „Sonstigen B2C-Diensten“<br />
beträgt 2,13. Damit führen die „Sonstigen Dienste“ im B2C-Bereich das<br />
Ranking an. Unter allen vorgegebenen B2C-Diensten wurde demjenigen<br />
Service, der am ehesten einem B2B-Dienst entspricht, nämlich dem<br />
„Banking: Wertpapierhandel“, die schlechteste aller B2C-Benotungen<br />
zugeordnet (3,10).<br />
Treiber des Marktes könnten somit weiterhin die B2C-Anwendungen sein.<br />
Kulturelles statt<br />
kommerzielles<br />
Phänomen?<br />
(5) Die <strong>bei</strong> SMS und anderswo erzielten geringen Umsätze pro Kopf<br />
aggregieren sich zwar angesichts der Menge der Teilnehmer zu bedeutenden<br />
Umsätzen. Gleichwohl kamen Experten gelegentlich auf die Idee,<br />
dass es sich hier mehr um ein kulturelles denn ein kommerzielles<br />
Phänomen handelt, zum Beispiel:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 172<br />
Phänomen handelt, zum Beispiel:<br />
„Immer wieder erstaunlich, wieviel Geld hier ausgegeben wird.“<br />
Hier ist allerdings auch eine neutralere Bewertung möglich:<br />
„Den Renner sehe ich nicht, aber Lifestyle-Themen werden weiter<br />
zunehmen. Die entsprechende Generation wächst gerade heran.“<br />
Einzelne<br />
B2B-<br />
Angebote:<br />
Logistische<br />
Dienste vorn<br />
(6) Innerhalb der mobilen B2B-Dienste wurden der Warenverfolgung mit<br />
einer Bewertung von 2,15 und dem Flottenmanagement mit einer<br />
Bewertung von 2,48, also logistischen Diensten, die Spitzenbewertungen<br />
zugeordnet. Das stimmt mit den Ergebnissen von Umfragen aus früheren<br />
<strong>Trendbericht</strong>en überein, nach denen die „Logistik“ eine der wichtigsten<br />
informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen war.<br />
Unterstützung<br />
des Außendienstes<br />
noch<br />
überdurchschnittlich<br />
(7) Zu einer noch überdurchschnittlichen Benotung kam das „Customer<br />
Relationship Management“ mit einer Bewertung von 2,53.<br />
Wie <strong>bei</strong> den logistischen Lösungen, so überzeugen die Vorteile der<br />
Mobilkommunikation auch <strong>bei</strong> der Unterstützung des Außendienstes,<br />
<strong>bei</strong>spielsweise, wenn dieser zur Vorbereitung eines Kundengepräches<br />
oder im Verlauf dieses Gespräches weitere Daten von der Zentrale<br />
benötigt oder sich für ein neues Angebot mit ihr abstimmen will. Hier<br />
dürften noch nicht alle vorliegenden Lösungen ausgereift sein und liegt<br />
ein bedeutendes Wachstumspotenzial vor.<br />
Portale und<br />
Groupware<br />
(8) „Portale“ und „Groupware“ schnitten mit Bewertungen von 2,79 und<br />
2,86 unterdurchschnittlich ab. Portale sind auch in der Festnetzkommunikation<br />
kein großer „Renner“ geworden. Noch sind die Vorteile<br />
von Portalen in der Mobilkommunikation im Vergleich zur Festnetzkommunikation<br />
von vornherein so eindeutig wie <strong>bei</strong> logistischen Diensten<br />
oder der Unterstützung des Außendienstes vor Ort. Ähnliches gilt für<br />
Groupware.<br />
Einzelne B2C-<br />
Angebote<br />
B2C- sind<br />
teilweise auch<br />
B2B-Dienste.<br />
(9) Ein wichtiges Merkmal mancher B2C-Dienste besteht darin, dass sie<br />
für geschäftliche Zwecke genauso wie für private Zwecke genutzt werden.<br />
Allerdings mögen die Entertainmentdienste von dieser Bedeutung<br />
auszunehmen sein. Auch kommen SMS und MMS kaum für geschäftliche<br />
Kommunikationen infrage, da die notwendigen Mittel für eine ausführliche<br />
Festnetz- und Mobiltelefonie im geschäftlichen Bereich vorhanden sind.<br />
Ein gutes Beispiel für bedeutende gemeinsame Schnittmengen von B2Bund<br />
B2C-Diensten stellen Buchungs- und Reservierungssysteme dar.<br />
Die Überlegungen zu B2C-Diensten können demnach auch für B2B-<br />
Zusammenhänge relevant sein.<br />
Local Based<br />
Services ...<br />
(10) Innerhalb der mobilen B2C-Datendienste wurden unter den besonders<br />
gut bewerteten „Sonstigen B2C-Diensten“ mehrfach die ortsbasierten<br />
Dienste (Local Based Services) genannt. Auch hier sind die<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 173<br />
sierten Dienste (Local Based Services) genannt. Auch hier sind die<br />
komparativen Vorteile der Mobilkommunikation („Mobile Kommunikation<br />
für mobile Teilnehmer, die sich aktuell in unbekannten Gebieten<br />
aufhalten“) unmittelbar einsichtig.<br />
... einschließlich<br />
Reservierungs-<br />
und<br />
Auskunftsdienste<br />
2,27<br />
(11) Unter den vorgegebenen Klassifizierungen liegen die Angebote mit<br />
einem konkreten Nutzwert vorn. Das sind die „Buchungen von Hotels,<br />
Fahrkarten, Eintrittskarten“ mit einem zweiten Platz hinter den „Sonstigen<br />
B2C-Diensten“ und einer Durchschnittsbwertung von 2,24 sowie<br />
„Auskünfte und Information (Fahrplanauskunft, Wetterbericht, Sportnachrichten)“<br />
mit einer Durchschnittsbewertung von 2,43 auf Platz <strong>5.</strong> Wie die<br />
Local Based Services, so haben auch die Reservierungs- und zum Teil<br />
die Auskunftsdienste einen spezifischen Ortsbezug, indem sie die<br />
persönliche Mobilität des mobilen Anwenders nach dessen Ankunft<br />
unmittelbar unterstützen.<br />
Nimmt man diese Nennungen zusammen und gewichtet Local Based<br />
Services, Buchungssysteme und Auskunftssysteme gleich, so ergibt sich<br />
eine Durchschnittsbewertung von 2,34.<br />
Potenzial von<br />
Informationsdiensten<br />
<strong>bei</strong><br />
Realtime und<br />
Entscheidungsnähe<br />
(12) Bei Informationsdiensten würden sich die Bewertungen der Experten<br />
voraussichtlich weiter verbessern, wenn die Anbieter noch mehr als<br />
bisher den besonderen Vorteil der Mobilkommunkation ausspielten, Real<br />
time-Aktualität unabhängig vom Standort des Anwenders verfügbar zu<br />
machen. Hier liegen desto größere Mengen- und kommerzielle Potenziale<br />
vor, je mehr eine in Realtime empfangene Information eine zeitlich<br />
unmittelbar darauf folgende Entscheidung erforderlich macht. Das kann<br />
<strong>bei</strong>spielsweise <strong>bei</strong>m Kauf und Verkauf von Aktien der Fall sein, nachdem<br />
der mobile Anwender in einem Pushdienst von dem Anstieg oder Fall<br />
eines Wertpapierkurses über einen bestimmten von ihm vorgegebenen<br />
Schwellenwert informiert worden ist.<br />
Allerdings wurden diese Möglichkeiten von den Experten für die nahe<br />
Zukunft skeptisch gesehen, wie die niedrige Benotung von 3,10 für den<br />
„Banking-Wertpapierhandel“ zeigt.<br />
Problematische<br />
Geschäftsmodelle<br />
<strong>bei</strong><br />
Informationen?<br />
Ein Experte wies im Zusammenhang mit Informationsdiensten auf die aus<br />
seiner Sicht problematischen Geschäftsmodelle <strong>bei</strong> preissensiblen Zielgruppen<br />
hin, zumal es diese gewohnt sind, kostenfrei wertvolle Daten im<br />
Internet zu finden:<br />
„Aufschwung in allen individuellen Kommunikationsbereichen. Bei<br />
Content sehr problematisches Verhalten der Anbieter (Monats-Abos,<br />
überhöhte Preise).“<br />
Mobile<br />
Payment<br />
2,35<br />
(13) Mobiles Payment kann gegenwärtig als Indikator für die Bedeutung<br />
von M-Commerce in den Augen der Experten genommen werden. Dieser<br />
Bereich kam im Ranking der B2C-Dienste auf Platz 4 und auf eine<br />
durchschnittliche Bewertung von 2,3<strong>5.</strong> Allerdings würde sich die durchschnittliche<br />
Bewertung von M-Commerce auf den Wert 2,73<br />
verschlechtern, wenn man „Banking: Wertpapierhandel“ einbezöge.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 174<br />
Bedeutende<br />
Potenziale<br />
noch nicht<br />
mobilisierbar?<br />
Auf längere Sicht dürfte M-Commerce über bedeutende Potenziale<br />
verfügen. Offensichtlich können diese aus der Sicht der Experten<br />
gegenwärtig nur unzureichend ausgeschöpft werden. Dies lässt sich in<br />
Analogie zu Entwicklungen im E-Commerce damit erklären, dass die<br />
bestehenden Sicherheitsprobleme noch nicht ausreichend gelöst erscheinen<br />
und Vertrauen noch aufzubauen ist.<br />
Entertainmentdienste<br />
ohne Bilder<br />
2,47<br />
Mit Bildern<br />
2,64<br />
(14) Entertainmentdienste rangierten in den Augen der Experten hinter<br />
den Reservierungs- und Auskunftsdiensten und kamen auf eine<br />
durchschnittliche Bewertung von 2,47, sofern man darunter „Musik“ (mit<br />
Platz 3 im Ranking der B2C-Dienste und einer Durchschnittsbewertung<br />
von 2,34) und „Spiele“ (mit Platz 7 und einer Durchschnittsbewertung von<br />
2,60) versteht. Diese Bewertung würde sich allerdings auf 2,68<br />
verschlechtern, wenn man „Bilder und Logos“ mit dem 12., also dem<br />
zweitschlechtestem Platz im Ranking und einer durchschnittlichen<br />
Bewertung von 3,10, hinzunähme.<br />
Die schlechte Bewertung von „Bilder und Logos“ kommt dadurch<br />
zustande, dass das Herunterladen großer Dateien mit Bildern kostspielig<br />
ist. Diese Platzierung wird sich mit rascherer Datenübertragung deutlich<br />
verbessern.<br />
Kommunikationsdienste<br />
2,68<br />
(15) Noch etwas schlechter als die Entertainmentdienste schnitten die<br />
Kommunikationsdienste mit einer durchschnittlichen Bewertung von 2,68<br />
ab. Darunter fallen im Einzelnen:<br />
• E-Mail mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,46 und einem 6.<br />
Platz im Ranking;<br />
• SMS mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,64 und Platz 8 im<br />
Ranking sowie<br />
• MMS mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,95 und Platz 10 im<br />
Ranking.<br />
Geht auch<br />
Mengenwachstum<br />
<strong>bei</strong> SMS<br />
und MMS zu<br />
Ende?<br />
Somit sollte das Mengenwachstum <strong>bei</strong> mobilen Kommunikationsdiensten<br />
nicht mit kommerziellem Wachstum gleichgesetzt werden. SMS wird<br />
vorwiegend genutzt, um die höheren Kosten der Telefonie zu vermeiden;<br />
die damit verbundenen Einschränkungen wie der Verzicht auf unmittelbare<br />
Interaktivität werden in Kauf genommen. Das Mengenwachstum <strong>bei</strong><br />
SMS stößt aber aus der Sicht einiger Experten bereits an Grenzen. Die<br />
Marktanteile innerhalb der Kommunikationsdienste werden sich zugunsten<br />
von E-Mails verschieben. Zum Beispiel:<br />
„Das Hauptklientel für M-Spiele, Musik und Klingeltöne hat nicht genug<br />
Geld dafür.“<br />
„Es wird nicht zu einem großen Aufschwung kommen, da bereits ein<br />
ziemlich abgesättigter Markt vorliegt .“<br />
Oder beurteilungsneutraler:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 175<br />
„Wichtig ist und bleibt, was nützlich ist oder unterhaltsam ist und das <strong>bei</strong><br />
niedrigen Kosten.“<br />
Ranking<br />
mobiler<br />
Datendienste<br />
(16) Das sich ergebende Ranking mobiler Datendienste nach<br />
Funktionsgruppen ist in Tabelle 135 wiedergegeben<br />
Tabelle 135<br />
Ranking mobiler Datendienste nach Funktionsgruppen<br />
Funktionsgruppen mobiler Datendienste<br />
Durchschnittliche<br />
Bewertung<br />
1. Logistik-Anwendungen (Warneverfolgung, Flottenmanagement) 2,32<br />
2. Teilweise ortsbasierte Reservierungs- und Auskunftsdienste<br />
2,34<br />
mit konkretem Nutzwert (ohne Klingeltöne)<br />
3. Mobile Commerce (ohne Wertpapierhandel) 2,35<br />
4. Dienste mit konkretem Nutzwert (mit Klingeltönen) 2,42<br />
<strong>5.</strong> Entertainment-Dienste (ohne Bilder und Logos) 2,47<br />
6. Unterstützung des Außendienstes 2,53<br />
7. Entertainment-Dienste (mit Bilder und Logos) 2,64<br />
8. Kommunikationsdienste 2,68<br />
9. Mobile Commerce (mit Wertpapierhandel) 2,73<br />
10. Portale, Groupware 2,83<br />
(17) An pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben sich:<br />
Auf Marktentwicklung<br />
vertrauen<br />
Besondere<br />
Chancen <strong>bei</strong><br />
B2B- und B2C<br />
Aber<br />
öffentlicher<br />
Bereich als<br />
Anwender<br />
gefordert<br />
• Die Märkte für viel versprechende mobile Anwendungen werden sich<br />
in den nächsten Jahren aus eigener Kraft entwickeln. Mittlerweile<br />
erscheinen die Vorteile der Mobilkommunikation für die Information,<br />
Kommunikation und Unterhaltung in einer Reihe von B2B- und B2C-<br />
Anwendungsbereichen überzeugend. Das nächste, was ansteht,<br />
dürfte die Ausdifferenzierung weiterer Funktionen, Anwendungen und<br />
Lösungen wenn nicht die Optimierung mobiler Anwendungsbereiche<br />
und ihre Integration in umfassendere B2B-Lösungen sein.<br />
• Anders als in anderen informationswirtschaftlichen Wachstumsbereichen<br />
dürfte der B2C-Bereich <strong>bei</strong> mobilen Anwendungen<br />
weiterhin der Treiber sein. Im B2B-Bereich werden Logistik-Anwendungen<br />
und Systemen der Außendienststeuerung besondere<br />
Chancen zugesprochen. Im B2C-Bereich verfügen Dienste mit konkretem<br />
Anwendungsnutzen und klarem Ortsbezug über die größten<br />
Gechäftsmöglichkeiten.<br />
• Der öffentliche Bereich dürfte als Nachfrager und Anwender informationswirtschaftlicher<br />
Dienste in der Mobilkommunikation (einschließlich<br />
der Mobiltelefonie) besonders gefordert sein. Was sich derzeit in<br />
den privaten Anwenderbranchen bewährt, ist auch in Teilen der<br />
öffentlichen Verwaltung von Interesse. Hier besteht die Gefahr, dass<br />
sich erneut eine Technologie- und Anwendungslücke zu Lasten des<br />
öffentlichen Sektors auftut.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 176<br />
Bildungspolitik • Mobilkommunikation ist bereits heute so wichtig, dass sie in Konzepte<br />
zur Erlangung einer angemessenen Medienkompetenz integriert werden<br />
sollte.<br />
Sozialpolitik • Soweit „Access-Zusammenhänge“ Gegenstand der Sozialpolitik sind,<br />
sollten <strong>bei</strong> der Festlegung einzelner Maßnahmen Möglichkeiten der<br />
Mobilkommunikation einbezogen werden.<br />
Optimierung<br />
der Anwendungen<br />
durch<br />
Forschung<br />
• Darüber hinaus ist die öffentlich geförderte Forschung mit aufgefordert,<br />
sich an dem Finden, der Optimierung und der Evaluierung<br />
mobiler Dienste speziell für den Business-to-Business-Bereich zu<br />
beteiligen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 177<br />
20. E-Business<br />
20.1 Die Frage<br />
„In welchen Bereichen des E-Business sehen Sie für Ihre Branche einen aktuellen<br />
Handlungsbedarf? (E-Business = Anpassung unternehmensinterner Prozesse und<br />
Wertschöpfungsketten auf die Internettechnologie)?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen 1 und 6 (1 = aktueller und dringender Handlungsbedarf,<br />
6 = kein Handlungsbedarf bzw. kein Handlungsbedarf mehr).“<br />
20.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 136<br />
Aktueller Handlungsbedarf in Bereichen des E-Business<br />
Mittelwert<br />
Zahl der<br />
Nennungen<br />
E-Readiness 3,20 781<br />
Technische Voraussetzungen<br />
3,99 195<br />
(z.B. PC-Nutzung, Internet-Zugang, eigene Website)<br />
Interne technische Anwendungen (z.B. E-Mail, Intranet, LAN) 3,84 195<br />
Qualifizierung von Mitar<strong>bei</strong>tern und Vorgesetzten 2,72 196<br />
Motivation, Erkennen von Chancen 2,27 195<br />
E-Activity 3,23 555<br />
E-Procurement (Elektronische Beschaffung) 3,17 189<br />
Online-Verkauf 3,18 186<br />
Electronic Data Interchange (EDI) 3,36 180<br />
E-Impact 2,39 409<br />
Verbesserung interner Ar<strong>bei</strong>tsprozesse 2,25 187<br />
Bessere Geschäfte 2,56 180<br />
Weitere Erfolge durch E-Business 1) 2,31 42<br />
E-Business 3,02 1.745<br />
1) Konkretisierungen siehe Tabelle 137.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 178<br />
Tabelle 137<br />
„Weitere Erfolge durch E-Business“: Konkretisierungen<br />
Absolut In %<br />
Günstige Voraussetzungen für E-Business 2 5,3<br />
Allgemeine Merkmale von Anwendungen 3 7,9<br />
Konkrete Anwendungen 17 44,9<br />
Einsatz in öffentlicher Verwaltung 1 2,6<br />
Vorteile von E-Business 15 39,5<br />
N 38 -<br />
Tabelle 138<br />
Zusätzliche Begründungen zu „E-Business“<br />
Absolut In %<br />
Günstige Voraussetzungen für die Einführung von E-Business 2 2,3<br />
Allgemeine Anforderungen an E-Business-Anwendungen –<br />
2 2,3<br />
Bestehender allgemeiner Handlungsbedarf<br />
Konkrete Anforderungen an einzelne E-Business-Anwendungen -<br />
Neue Möglichkeiten - Bestehender konkreter Handlungsbedarf<br />
Barrieren, die der Einführung und effizienten Betreibung<br />
von E-Business entgegenstehen<br />
6 6,9<br />
55 63,2<br />
Fehlende Awareness, mangelnde Risikobereitschaft und<br />
14 16,1<br />
psychologische Unsicherheiten<br />
Unrealistische Erwartungen 1 1,1<br />
Qualifizierungs- und Personalprobleme 12 13.,8<br />
Konzeptionslosigkeit - Kooperationsprobleme 5 5,7<br />
Kostenprobleme 3 3.4<br />
Mangelnde bzw. fehlende Integration an Unternehmensprozesse -<br />
16 18,4<br />
Anpassung der Unternehmensprozesse an neue Möglichkeiten -<br />
Notwendige Zusammenführung der Systeme<br />
Sicherheitsprobleme 3 3,4<br />
Weitere Formen der suboptimalen Ausschöpfung<br />
von Möglichkeiten<br />
1 1,1<br />
Derzeitiger Stand der Einführung von E-Business <strong>bei</strong><br />
9 10,3<br />
teilweise bestehendem Handlungsbedarf (allgemein)<br />
Derzeitiger Stand teilweise sehr weit fortgeschrittener Einführung<br />
7 8,0<br />
von E-Business (einzelwirtschaftlich)<br />
Vorteile / erzielte Wirkungen von E-Business 4 4,6<br />
E-Business wenig(er) relevant 2 2,3<br />
N 87 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 179<br />
20.3 Interpretation<br />
Handlungsbedarf<br />
E-Business<br />
insgesamt<br />
3,02<br />
(1) Unter E-Business wurde in der Frageformulierung die Anpassung<br />
unternehmensinterner Prozesse und Wertschöpfung an die<br />
Internettechnologie verstanden (zu weiteren Definitionsmöglichkeiten<br />
siehe 8. Faktenbericht, Kapitel 6.6.1). Um die Definierung eines aktuellen<br />
Handlungsbedarfs für ihre Branche im E-Business gebeten, nahmen 196<br />
Experten insgesamt 1.745 Bewertungen bestehender Handlungsbedarfe<br />
nach einem vorgegebenen Klassifikationsschema vor.<br />
Die sich ergebende durchschnittliche „Schulnote“ beträgt fast genau<br />
„befriedigend“ (3,02).<br />
Inwieweit<br />
höherer<br />
Handlungsbedarf<br />
auf der<br />
Ebene einzelner<br />
Handlungsbereiche?<br />
Legte man den weiteren Erörterungen diese Durchschnittsbewertung<br />
zugrunde, ließe sich kaum von einem besonderen Handlungsbedarf für E-<br />
Business in den informationswirtschaftlichen Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />
sprechen. Damit würde allerdings vorausgesetzt, dass sich<br />
ähnliche Bewertungen auf der Ebene einzelner E-Business-Handlungsbereiche<br />
fortsetzten, die Streuung zwischen den einzelnen Bewertungen<br />
also vergleichsweise klein wäre.<br />
(2) Tatsächlich ändert sich das Bild weitgehend, wenn man sich den<br />
einzelnen Handlungsbereichen des E-Business, nämlich E-Readiness, E-<br />
Activity und E-Impact sowie den Unterteilungen dieser Bereiche,<br />
zuwendet. In Tabelle 139 wurden die Handlungsbereiche des E-Business<br />
in einem Ranking nach Schulnoten neugruppiert.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 180<br />
Tabelle 139<br />
Ranking der E-Business-Bereiche nach Schulnoten<br />
Durchschnittliche<br />
Benotung<br />
Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse 2,25<br />
Motivation, Erkennen von Chancen 2,27<br />
Weitere Erfolge durch E-Business 2,31<br />
E-Impact 2,39<br />
Bessere Geschäfte 2,56<br />
Qualifizierung von Mitar<strong>bei</strong>tern und Vorgesetzten 2,72<br />
E-Business Gesamtbewertung 3,02<br />
E-Procurement (Elektronische Beschaffung) 3,17<br />
Online-Verkauf 3,18<br />
E-Readiness 3,20<br />
E-Activity 3,23<br />
Electronic Data Interchange 3,36<br />
Interne technische Anwendungen (z.B. E-Mail, Intranet, LAN) 3,84<br />
Technische Voraussetzungen (z.B. PC-Nutzung, Internet-Zugang,<br />
3,99<br />
eigene Website)<br />
Überdurchschnittliche<br />
Spreizung der<br />
Ergebnisse ....<br />
(3) An Tabelle 139 wird unmittelbar deutlich, dass eine überdurchschnittliche<br />
Spreizung der Bewertungen nach Schulnoten im Vergleich<br />
zu den weiteren Ergebnissen in <strong>Trendbericht</strong>en besteht. So liegen<br />
zwischen der besten Bewertung und der schlechtesten Bewertung eines<br />
E-Business-Bereiches <strong>bei</strong>nahe eindreiviertel Schulnoten (1,74). Lässt<br />
man die <strong>bei</strong>den extremen Bewertungen außen vor, so beträgt die<br />
Differenz zwischen der besten und schlechtesten Bewertung mehr als<br />
eineinhalb Schulnoten (1,57).<br />
... angesichts<br />
aufeinander<br />
aufbauender<br />
Phasen<br />
des E-Business<br />
(4) In Bewertungen nach Schulnoten außerhalb des E-Business-<br />
Bereiches wurden auch Geschäftsbereiche nebeneinander gestellt, die<br />
sich weitgehend autonom voneinander entwickeln (weiterer wichtiger<br />
Ausnahmebereich: Internet-Zugangstechnologien – siehe Kapitel 18).<br />
Sodann wurde nach den Aussichten dieser Geschäftsbereiche gefragt.<br />
Bei E-Readiness, E-Activity und E-Impact handelt es sich hingegen um<br />
sachlich und zeitlich aufeinander aufbauende Phasen innerhalb des<br />
Geschäftsbereiches E-Business. So wurde dies teilweise ausdrücklich<br />
von Experten gesehen:<br />
„Nachdem viele Unternehmen in den letzten Jahren eine Webpräsenz<br />
aufgebaut haben, wollen sie nun auch einen echten Nutzen daraus<br />
ziehen und nicht nur einen Online-Prospekt auflegen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 181<br />
„Die Argumente liegen auf der Hand. Durch die optimale E-Readiness<br />
verbunden mit gesteigerten E-Activities verbessert sich der Impact in<br />
den drei genannten Bereichen.“<br />
Phase der<br />
E-Readiness<br />
weitgehend<br />
abgeschlossen<br />
(5) Wie weit waren die Informationswirtschaft oder beachtliche Teile<br />
davon in der Implementierung von E-Business im Umfragezeitraum<br />
gekommen? Eine Reihe von Experten erklärte, dass die Phase der E-<br />
Readiness für sie weitgehend abgeschlossen sei. Mittlerweile befinde<br />
man sich in der Phase der E-Activity oder vor bzw. in der Phase des E-<br />
Impact. Zum Beispiel:<br />
„In meiner Branche ist der Bereich E-Readiness bereits sehr weit<br />
fortgeschritten. Wesentlich sehe ich E-Impact, hier besonders bessere<br />
Geschäfte (= mehr Umsatz, EBIT).“<br />
Bei E-Activity<br />
oder E-Impact<br />
angekommen<br />
„Eine erste Phase <strong>bei</strong> der Einführung von E-Business scheint<br />
abgeschlossen (vergleichbar den First Usern <strong>bei</strong> den Konsumenten).<br />
Nun muss E-Business in die Breite wachsen. Einen Trend dazu vermag<br />
ich noch nicht deutlich festzustellen. Notwendig sind effektive Lösungen.“<br />
„Erste Phase E-Readiness erreicht (Voraussetzungen schaffen), derzeit<br />
mitten in Realisierung / Optimierung der zweiten Phase E-Acitivity, dritte<br />
Phase E-Impact bislang zu niedrig priorisiert.“<br />
Technische<br />
Voraussetzungen<br />
weitgehend<br />
erfüllt<br />
(6) Niedrige Handlungserfordernisse für einzelne E-Business-<br />
Handlungsbereiche ergeben sich <strong>bei</strong>spielsweise unter den folgenden<br />
Bedingungen:<br />
• Bestimmte Voraussetzungen sind bereits erfüllt, um „E-Business“<br />
zum Erfolg zu führen. Dies dürfte besonders <strong>bei</strong> „Technischen<br />
Voraussetzungen (z.B. PC-Nutzung, Internet-Nutzung, eigene Website)“<br />
mit einer Benotung von 3,99 sowie „Interne technische Anwendungen<br />
(z.B. E-Mail, Intranet, LAN)“ mit einer Benotung von 3,84<br />
gegeben sein. Aber auch der Bereich „Electronic Data Interchange“<br />
mit einer durchschnittlichen Benotung von 3,36 dürfte sich<br />
weitgehend durchgesetzt haben und in seiner Ausgestaltung perfektioniert<br />
worden sein.<br />
63 % der<br />
Kommentare ...<br />
... nehmen auf<br />
Barrieren<br />
Bezug.<br />
• Bestimmte E-Business-Bereiche können nicht sinnvoll in Angriff<br />
genommen werden, weil die Voraussetzungen dazu noch nicht<br />
erfüllt sind. Oder diese E-Business-Bereiche werden doch in Angriff<br />
genommen. Dann werden sich jedoch <strong>bei</strong> Versuchen der Umsetzung<br />
entsprechender Versuche bedeutende Barrieren auftun. In der<br />
Tat waren in 63 % der zusätzlichen Begründungen der Experten von<br />
Barrieren die Rede, die der „Einführung und effizienten Betreibung<br />
von E-Business“ entgegenstanden.<br />
Hohe Handlungserfordernisse<br />
(7) Umgekehrt sind hohe Handlungserfordernisse für einzelne E-<br />
Business-Handlungsbereiche unter den folgenden Voraussetzungen zu<br />
erwarten:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 182<br />
erwarten:<br />
Motivationelle<br />
und qualifikatorische<br />
Voraussetzungen<br />
fehlen.<br />
Hohe Bedeutung<br />
von Barrieren,<br />
wenn<br />
Voraussetzungen<br />
nicht<br />
stimmen<br />
• Bestimmte Bereiche, insbesondere jene, die unter „E-Impact“<br />
eingeordnet wurden, können noch nicht oder nicht effizient in Angriff<br />
genommen werden, weil notwendige weitere Voraussetzungen nicht<br />
erfüllt worden sind. Hier sind insbesondere die motivationellen und<br />
qualifikatorischen Voraussetzungen für E-Business zu nennen. Für<br />
diese bestehen angesichts Benotungen von 2,27 und 2,72 überdurchschnittliche<br />
Handlungsbedarfe. Siehe auch die weiteren<br />
Erörterungen ab Punkt 14.<br />
• Die nächste „Stufe“ im E-Business-Bereich ist in Angriff zu nehmen.<br />
Das sollten insbesondere die „Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse“<br />
mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,25, die von<br />
den Experten im Einzelnen konkretisierten „Weiteren Erfolge durch<br />
E-Business“ mit einer Benotung von 2,31 sowie die „Besseren<br />
Geschäfte“ mit einer Benotung von 2,56 sein.<br />
Demnach sollte eine weitere Erörterung der vorliegenden Ergebnisse<br />
kaum auf der Ebene von „E-Business“, vielmehr auf der Ebene von „E-<br />
Readiness“, „E-Activity“ und „E-Impact“, wenn nicht teilweise sogar auf<br />
einer noch konkreteren Ebene, erfolgen.<br />
Wie dringlich<br />
ist<br />
E-Business?<br />
E-Impact<br />
2,39<br />
40 % der<br />
Konkretisierungen<br />
...<br />
... bestehen<br />
aus der<br />
Nennung von<br />
Vorteilen.<br />
(8) Auch wenn die Experten keine Gesamtbewertung der Bedeutung<br />
und Dringlichkeit von E-Business vornahmen, lässt sich aus den<br />
vorliegenden Ergebnissen schließen, dass es sich <strong>bei</strong> E-Business um<br />
einen viel versprechenden Geschäftsbereich für die informationswirtschaftlichen<br />
Anbieter beziehungsweise um einen dringlichen Maßnahmenbereich<br />
unternehmensinterner Restrukturierung, Rationalisierung<br />
und Effizienzsteigerung für die Anwenderunternehmen handelt.<br />
Dazu sind die folgenden Ergebnisse heranzuziehen:<br />
• Die E-Business-Handlungsbereiche, die aus der Sicht der Experten<br />
möglichst unmittelbar in Angriff genommen werden sollten, sind<br />
unter „E-Impact“ zusammengefasst. Diese kamen auf die durchschnittliche<br />
Benotung von 2,39. Das ist im Vergleich zu den<br />
Bewertungen viel versprechender Geschäftsbereiche in anderen<br />
Teilen der <strong>Trendbericht</strong>e eine Beotung, die auf eine besondere<br />
Bedeutung und Dringlichkeit schließen lässt.<br />
• Unter „Weitere Erfolge durch E-Business“ sollten die Experten<br />
eigentlich die von ihnen präferierten Awendungen nennen. Dies<br />
taten sie auch in 45 % aller Nennungen. Aber in 40 % ihrer<br />
Nennungen wiesen sie auf diverse Vorteile von E-Business und<br />
vielleicht auf einen damit bestehenden Überzeugungsbedarf hin.<br />
Siehe Punkt 9.<br />
• In einer Reihe zusätzlicher Kommentare wurde die Annahme einer<br />
besonderen Bedeutung und Dringlichkeit für E-Business durch die<br />
Experten ausdrücklich oder implizit bestätigt:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 183<br />
Auch<br />
ausdrückliche<br />
Bestätigungen<br />
„Voraussetzungen sind geschaffen. Aber „die Pferde saufen nicht“, d.h.,<br />
es herrscht Konsum- und Investitionszurückhaltung.“<br />
„Unser Angebot schreit geradezu nach elektronischem Vertrieb.“<br />
„Our sector – the information and publishing industry – is well provided<br />
with technology, comms, etc. The need is for publishers to leverage their<br />
E-Preparadness and develop new services.“<br />
„Viele Bildungsträger sind an klassische Formen der Weiterbildung<br />
gewöhnt. Um am Markt zu bestehen, müssen sie sehr flexibel sein. E-<br />
Business erleichtert das.“<br />
Zwei Experten<br />
bestreiten<br />
Relevanz.<br />
Dem standen zwei Kommentare gegenüber, in denen eine besondere<br />
Relevanz von E-Business bestritten wurde:<br />
„Hochschulbetrieb, daher kein großer Handlungsbedarf für E-Business.“<br />
„Präsenz ist wichtiger als alle e-***.“<br />
Hohe Relevanz<br />
nach BDI und<br />
anderen<br />
Zur Dringlichkeit von E-Business stellt der 8. Faktenbericht unter<br />
Bezugnahme von BDI und anderen fest, dass<br />
„mehr als ein Drittel der Unternehmen, die gegenwärtig E-Business-<br />
Anwendungen und -Technologien einsetzen, mit steigenden Investitionen<br />
in diesem Bereich (rechnen), und rund die Hälfte der Befragten<br />
geht zumindest von einem gleichbleibenden Investitions-niveau aus.<br />
Gleichzeitig stimmen 61 Prozent der befragten Unternehmen der<br />
Aussage zu, dass E-Business eine (sehr) hohe Bedeutung habe – 14<br />
Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (Kapitel 6.6.3).<br />
Verbesserung<br />
interner Ar<strong>bei</strong>tsprozesse<br />
2,25<br />
Weitere<br />
Erfolge<br />
2,31<br />
Vorteile interner<br />
Optimierung<br />
Aber auch<br />
Verbesserung<br />
externer<br />
Prozesse<br />
wichtig<br />
(9) Hoher Handlungsbedarf wurde vor allem den E-Business-Anwendungsbereichen<br />
„Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse“ mit einer<br />
durchschnittlichen Benotung von 2,25 und den „Weiteren Erfolgen durch<br />
E-Business“ und einer durchschnittlichen Benotung von 2,31<br />
zugeordnet.<br />
Die Experten konkretisierten die von ihnen für möglich gehaltenen<br />
„Weiteren Erfolge durch E-Business“ wie folgt:<br />
Interne Optimierung: Acht Nennungen<br />
• erhöhte Transparenz, Standardisierung, Prozessoptimierung, Etablierung<br />
von Wertschöpfungsketten (sechs Nennungen);<br />
• Kostenverringerungen (zwei Nennungen).<br />
Verbesserung externer Prozesse: Sieben Nennungen<br />
• Kundenpflege, allgemein bessere Kommunikation (drei Nennungen);<br />
• externe Prozesse, Image, Umsatz, neue Produkte (vier Nennungen).<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 184<br />
Eine besondere Bedeutung der Verbesserung externer Prozesse wurde<br />
in mehreren Kommentaren betont, zum Beispiel:<br />
„Neue Telekommuinkationsmärkte, neue Vertriebswege, neue Produktideen,<br />
Kundenbindung.“<br />
Das Internet<br />
verändert das<br />
gesamte<br />
Unternehmen.<br />
Nach diesen Ergebnissen ergibt sich zumindest auf mittlere Sicht keine<br />
eindeutige Höherbewertung der Optimierung interner Prozesse oder der<br />
Verbesserung externer Prozesse.<br />
Anwenderunternehmen dürften gut beraten sein, <strong>bei</strong>de Bereiche des E-<br />
Business auf Dauer als unverzichtbar anzusehen und auf sie zu setzen.<br />
Das Internet verändert die Aufbau- und Ablauforganisation des<br />
Unternehmens insgesamt.<br />
Zusätzliche<br />
konkrete<br />
Anwendungen<br />
(10) An konkreten Anwendungen zusätzlich zu dem vorgelegten<br />
Klassifikationssystem mit überdurchschnittlichem Handlungsbedarf<br />
wurden von den befragten Experten genannt:<br />
• E-Collaboration (drei Nennungen),<br />
• E-Commerce (zwei Nennungen),<br />
• Customer Relationship Management (zwei Nennungen),<br />
• E-Learning (zwei Nennungen),<br />
• Affiliate Marketing (zwei Nennungen) sowie<br />
• Application Integration, Ausweitung des Online-Dokumentenangebots,<br />
Automatisierter Datenaustausch, Elektronische Ar<strong>bei</strong>tszeiterfassung,<br />
Migrationen von Altsystemen sowie Online-Banking.<br />
Unternehmen vor<br />
kontinuierlicher<br />
Restrukturierung<br />
...<br />
... in Anpassung<br />
an die<br />
Internet-Welt<br />
Bereits diese Momentaufnahme aktueller Anwendungserfordernisse im<br />
E-Business-Bereich macht darauf aufmerksam, dass es sich <strong>bei</strong> E-<br />
Business um ein Feld heterogener und vielfältiger Anwendungen<br />
handelt, die sich ihrerseits mit dem Fortschritt der Internet-Technologie<br />
weiterentwickeln und die Unternehmen auf längere Sicht vor einem<br />
kontinuierlichen Restrukturierungsbedarf stellen.<br />
Bessere<br />
Geschäfte<br />
2,56<br />
E-Procurement<br />
3,17<br />
Online-Verkauf<br />
3,18<br />
(11) Während den „Besseren Geschäften“ durch E-Business-Anwendungen<br />
ein überdurchschnittlicher Handlungsbedarf (mit der Benotung<br />
2,56) zugeordnet wurde, kamen die Bereiche „E-Procurement“ und<br />
„Online-Verkauf“ mit Bewertungen von 3,17 und 3,18 zu unterdurchschnittlichen<br />
Bewertungen.<br />
In mehreren Umfragen für die <strong>Trendbericht</strong>e ergab sich, dass E-<br />
Procurement für die Gestaltung der Business-to-Government-<br />
Beziehungen eine hohe Priorität beanspruchen kann. Das ist für die<br />
Business-to-Business-Beziehungen nach dem hier vorliegenden<br />
Ergebnis nicht der Fall. Demnach liegt die Vermutung nahe, dass hier<br />
ähnlich wie <strong>bei</strong> Electronic Data Interchange ausgereifte Lösungen<br />
vorliegen, die sich als Modell für den B2G-Bereich heranziehen ließen.<br />
Die obige Einschätzung von E-Procurement wird vom 8. Faktenbericht<br />
bestätigt: „Im E-Procurement, also der Internet-basierten Beschaffung<br />
und dem Einkauf, hat Deutschland eine führende ... Stellung innerhalb<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 185<br />
und dem Einkauf, hat Deutschland eine führende ... Stellung innerhalb<br />
der EU. In der Befragung von e-Business Market Watch gaben 56<br />
Prozent der deutschen Unternehmen an, bereits E-Procurement<br />
anzuwenden“ (Kapitel 6.6.2).<br />
Motivation und<br />
Qualifikation<br />
2,50<br />
Technische<br />
Voraussetzungen<br />
3,99<br />
Bislang nur<br />
„partielle Vorbereitung“<br />
auf<br />
E-Business<br />
(12) Unterteilt man „E-Readiness“ in technische Voraussetzungen und<br />
Sicherstellung von Motivation und Qualifikation, so ergeben sich die<br />
folgenden weitgehend unterschiedlichen Resultate:<br />
Durchschnittliche Bewertung<br />
Sicherstellung von Motivation und Qualifikation 2,50<br />
Technische Voraussetzungen 3,99.<br />
Demnach lässt sich aus der Sicht der Experten von einer nur<br />
„partiellen (da vorzugsweise technischen) Vorbereitung“ der informationswirtschaftlichen<br />
Anbieter- und Anwenderunternehmen auf die<br />
„höheren Stufen“ des E-Business sprechen und ergibt sich eine<br />
besondere Bedeutung von Barrieren bzw. eine häufig suboptimale<br />
Realisierung von E-Business-Anwendungen. Siehe auch der folgende<br />
Kommentar:<br />
„Weniger die rein technischen Bereiche des E-Business erfordern einen<br />
erhöhten Handlungsbedarf als die „menschlichen Bereiche.“<br />
Dazu gab es allerdings gelegentlich auch gegenteilige Stimmen, zum<br />
Beispiel:<br />
„Potenziale sehr gut ausgeschöpft, Mitar<strong>bei</strong>ter gut qualifiziert. Potenziale<br />
noch in der Iteration von Anwendungen.“<br />
Awareness-,<br />
Motivierungsund<br />
Qualifizierungsbarrieren<br />
32 % und 51 %<br />
Motivation und<br />
Qualifikation als<br />
Verursacher<br />
weiterer<br />
Barrieren<br />
(13) In ihren Kommentaren zu einzelnen Barrieren, die der Einführung<br />
und effizienten Realisierung von E-Business-Anwendungen entgegenstehen,<br />
gingen die Experten in 32 % aller Nennungen und in 51 % aller<br />
Kommentare zu bestehenden Barrieren auf Motivierungs- und<br />
Qualifizierungsprobleme ein.<br />
Unter „Motivierungsprobleme“ werden hier vor allem „fehlende<br />
Awareness, mangelnde Risikobereitschaft und psychologische<br />
Unsicherheiten sowie unrealistische Erwartungen“ gefasst. Unter „Qualifizierungsprobleme“<br />
wurden auch weitere Personalprobleme einbezogen.<br />
Diese bereits bedeutenden Anteile für Motivierungs- und Qualifizierungsprobleme<br />
würden sich noch insoweit erhöhen, als sich bestehende<br />
Konzeptualisierungs- und Implementierungsprobleme sowie „Weitere<br />
Formen der suboptimalen Ausschöpfung von Möglichkeiten“ des E-<br />
Business teilweise auf Motivierungs- und Qualifizierungsprobleme<br />
zurückführen lassen<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 186<br />
Awareness- und<br />
Motivierungsprobleme<br />
17 % und 27 %<br />
„Chancen<br />
werden nicht<br />
erkannt.“<br />
„Die Tools sind<br />
da - ...<br />
... was in den<br />
Köpfen ist, ...<br />
... ändert sich<br />
zu langsam.“<br />
(14) Awareness-, Motivations- und weitere psychologische<br />
Probleme wurden in 17 % aller Kommentare der Experten und in 27 %<br />
ihrer „Barrieren-Kommentare“ genannt. In einigen dieser Kommentare<br />
wurde ausdrücklich bestätigt, dass die technischen Voraussetzungen für<br />
E-Business gegeben seien. Soweit das nicht der Fall war, wurde<br />
solches gelegentlich mit einem „nicht ausreichenden E-Business-<br />
Bewusstsein“ in Verbindung gebracht. Soweit das „fehlende E-Business-Bewusstsein“<br />
auf bestimmte Gruppen bezogen wurde, waren dies<br />
vor allem das obere und mittlere Management, ältere Manager und die<br />
Mehrheit in der Belegschaft außerhalb einiger „hochqualifizierter<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter“. Zum Beispiel:<br />
„Bestehende Chancen werden noch nicht erkannt.“<br />
„Die Basis ist gelegt, aber oft fehlt noch der Mut, Chancen zu nutzen,<br />
Ideen zu testen und Risiken einzugehen.“<br />
„Die Tools sind da - was in den Köpfen ist, ändert sich zu langsam.“<br />
„Die Online-Welt muss technisch noch schneller werden - hier ist DSL<br />
auf dem richtigen Weg, aber noch immer nicht weit genug verbreitet.<br />
Ebenso wichtig ist es, gerade ältere Marketing-Entscheider von den<br />
Vorteilen des Mediums Internet zu überzeugen.“<br />
„Es ist z.T. erschreckend, wie die Firmen technisch ausgestattet sind<br />
und welches geringe Wissen über das Internet vorhanden ist. E-<br />
Business ist für die meisten Unternehmen ganz weit weg.“<br />
„Es ist für den Bereich "Lehre/Hochschulen" relativ schwierig, die<br />
Fragen zu beantworten. Während die technischen Voraussetzungen<br />
weitgehend gegeben sind, halte ich eine Erhöhung der Motivation und<br />
eine Verbesserung interner Ar<strong>bei</strong>tsprozesse für sehr wichtig.“<br />
„Hochqualifizierte Mitar<strong>bei</strong>ter nutzen Technologien. Wichtig ist es nun,<br />
die Masse an die Technologie heranzuführen.“<br />
„Technische Voraussetzungen sämtlich gegeben, Umsetzung scheitert<br />
meist an geringer Motivation und falscher Einschätzung der Erfolgsaussichten.“<br />
„Technische Voraussetzungen sind sehr gut. Es fehlt allerdings <strong>bei</strong>m<br />
Umgang die Motivation vor allem der Vorgesetzten (oberes und<br />
mittleres Management). Da<strong>bei</strong> spielt das Alter keine Rolle.“<br />
„Technische Voraussetzungen werden besser. Nutzung durch Ängste<br />
und übertriebene Sicherheitsanforderungen eingeschränkt.“<br />
Qualifizierungsund<br />
weitere<br />
Personalprobleme<br />
14 % und 22 %<br />
(15) „Qualifizierungs- und weitere Personalprobleme“ wurden von<br />
den Experten nach 14 % aller Nennungen und 22 % aller Nennungen zu<br />
„Barriere-Problemen“ angesprochen. Da<strong>bei</strong> wurden die bestehenden<br />
Qualifizierungsprobleme unter anderem auf die rapiden technologischen<br />
Entwicklungen und eine damit verbundene Überforderung der<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter, auf fehlende Herausforderungen <strong>bei</strong> neuen Aufträgen, aber<br />
auch auf Mängel in Rekrutierung und innerbetrieblichen Qualifizierungs-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 187<br />
auch auf Mängel in Rekrutierung und innerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zurückgeführt. Zum Beispiel:<br />
„Die Mitar<strong>bei</strong>tenden<br />
denken<br />
und handeln ...<br />
„Das Know-how der Mitar<strong>bei</strong>ter hinkt oft den technischen Möglichkeiten<br />
hinter her. Stichwort „Information Overload".“<br />
„Durch Investitionshemmungen in Neulösungen <strong>bei</strong> Kunden gleichbleibende<br />
Aufgaben <strong>bei</strong> veraltenden nichtzieladäquaten Softwarelösungen;<br />
Wissen veraltet; Kostendruck und unbestimmte zukünftige Aufträge<br />
behindern umfangreichere gezielte Weiterbildungen.“<br />
„Fehlende Kenntnisse behindern trotz guter technischer Ausstattung die<br />
elektronischen Vertriebswege.“<br />
„Interne Prozesse und Personalauswahl und -förderung sind zu<br />
optimieren.“<br />
... in Offline-<br />
Strukturen.“<br />
„Leistungserstellungsprozesse sind nicht internetfähig, die Mitar<strong>bei</strong>tenden<br />
denken/handeln in Offline-Strukturen.“<br />
„Mitar<strong>bei</strong>ter müssen immer weiter entwickelt werden, das darf nicht<br />
stehen bleiben; die Entwicklung ist so schnell gegangen, dass jetzt eine<br />
Art Plateau erreicht ist, auf dem man die Digitalisierung des Alltags erst<br />
einmal wirklich verinnerlichen muss.“<br />
„Produkte ungenügend standardisiert, fehlendes Internet Know how der<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter.“<br />
„Qualifizierung für weitere E-Entwicklungen Voraussetzung.“<br />
Fehlende<br />
Integration<br />
18 % und 29 %<br />
Zusammenführung<br />
der<br />
Systeme<br />
(16) Ähnlich hohe Anteile wie <strong>bei</strong> „Awareness und Motivierung“ und<br />
„Qualifizierung und weitere Personalprobleme“ wurden noch <strong>bei</strong> der<br />
Kategorie „Mangelnde bzw. fehlende Integration der Unternehmensprozesse,<br />
die Anpassung der Unternehmensprozesse an neue Möglichkeiten<br />
sowie die notwendige Zusammenführung der Systeme“ erreicht.<br />
Hiier betrugen die Anteile 18 % an allen Nennungen und 29 % an allen<br />
Nennungen zu Barriereproblemen.<br />
Allem Anschein nach handelt es sich <strong>bei</strong> vielen realisierten E-Business-<br />
Anwendungen um Insellösungen, deren Potenziale sich nicht voll<br />
ausschöpfen lassen, weil sie und ihre Umfelder inkompatibel sind. Um<br />
hier zu größeren Erfolgen zu kommen, sind größere Integrationsprozesse<br />
erforderlich und die diversen Systeme zusammenzuführen.<br />
Dazu bedarf es einer weitgehenden Transparenz unternehmensinterner<br />
Abläufe, die durch E-Business vielleicht auf die Dauer erzwungen, aber<br />
auch erst möglich gemacht wird.<br />
Nach Angaben des britischen Department of Trade and Industry hatten<br />
32 % der deutschen Unternehmen eine weitgehende Integration ihrer<br />
internen Prozesse vollzogen, und waren 25 weitere Prozent da<strong>bei</strong>, eine<br />
solche Integration vorzunehmen (8. Faktenbericht, Kapitel 6.6.1).<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 188<br />
„Infrastruktur ist<br />
vorhanden.<br />
...<br />
.<br />
Beispiele für Kommentare zu den bestehenden Integrationspoblemen<br />
lauten:<br />
„Die Möglichkeiten des E-Business sind noch nicht ausreichend in die<br />
Unternehmensprozesse integriert.“<br />
„Die Nutzung der Potenziale für die Optimierung der Ar<strong>bei</strong>tsprozesse;<br />
für Kunden- und Lieferanten-Beziehung und Abbildung (und Unterstützung)<br />
deren Informations- und Beschaffungsverhalten lassen noch<br />
sehr zu wünschen übrig!“<br />
„Die technischen Voraussetzungen sind geschaffen. Potenzielle Kunden<br />
müssen nun vor allem ihre Geschäftsprozesse anpassen, um die<br />
Benefits der Telematik vollständig nutzen zu können.“<br />
„Hier spielt vor allem die Professionalisierung der internen Prozesse<br />
eine Rolle. Weniger Investitionen in Infrastruktur.“<br />
... Jetzt geht es<br />
darum, Nutzen<br />
daraus zu<br />
ziehen.“<br />
„Hohes<br />
Produktivitätspotenzial“<br />
„Im Bereich E-Readiness ist vor allem ein Zusammenführen von<br />
unterschiedlichen Systemen zu einer konsistenten Architektur von<br />
Nöten. Die Mitar<strong>bei</strong>terqualifikation war gerade in den Boom-Jahren der<br />
IT nicht so ausschlaggebend wie heute.“<br />
„Infrastruktur ist bereits weitgehend vorhanden. Es geht nun darum,<br />
größeren Nutzen daraus zu ziehen. Um wirklich Effizienzverbesserungen<br />
zu erzielen, müssen die Prozesse sowohl intern als auch in<br />
der Wertschöpfungskette verbessert werden.“<br />
„PC und Internetnutzung sind weit verbreitet. Aber die konsequente Integration<br />
aller Aufgaben und Prozesse ist noch nicht geschafft. Hohes<br />
Produktivitätspotenzial!!!“<br />
„Prozesse ganzheitlich betrachten und optimieren.“<br />
„Prozessintegration im B2B hat sehr hohe Bedeutung.“<br />
Weitere<br />
Barrieren<br />
Konzeptlosigkeit<br />
und<br />
Kooperationsprobleme<br />
6 %<br />
(17) An weiteren Barrieren, die der Einführung und effizienten<br />
Betreibung von E-Business-Anwendungen entgegenstehen, wurde<br />
seitens der Experten identifiziert:<br />
• Konzeptualisierungs- und Kooperationsprobleme - mit einem Anteil<br />
von 6 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />
„Kein Gesamtkonzept E-Commerce und Produktdatenmanagement<br />
vorhanden - interne Strukturen nicht auf E-Commerce ausgerichtet -<br />
Verantwortlicher/Richtlinen intern fehlen meist - ungenügende strategische<br />
Ausrichtung - Visitenkartenauftritte.“<br />
„Man verliert einige Details aus den Augen, einzelne Ar<strong>bei</strong>tsgruppen<br />
kommunizieren nicht gut miteinander.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 189<br />
Kosten- und<br />
Finanzierungsprobleme<br />
3 %<br />
• Kosten- und Finanzierungsprobleme - mit einem Anteil von 3 % an<br />
allen Nennungen. Diese könnten vor allem für öffentliche Einrichtungen<br />
gelten, zum Beispiel:<br />
„Einsparungen verhinderten Fortschritt.“<br />
„In Universitäten ist das Know how nur inselartig vorhanden... Die<br />
Infrastruktur ist z.T. besser als anderswo, nur wird der tatsächliche<br />
Nutzen, der aus einer solchen Vernetzung gezogen werden könnte,<br />
nicht erkannt oder umgesetzt. Das liegt auch an den Kosten.“<br />
„Nicht die in den letzten Jahren ausgebauten Infrastrukturen sowie die<br />
erweiterten und von der Bevölkerung sehr gut genutzten Angebote sind<br />
das Problem, sondern die weiter zurückgehende Finanzierung durch die<br />
Unterhaltsträger.“<br />
Sicherheitsprobleme<br />
3 %<br />
• Sicherheitsprobleme - mit einem Anteil von 3 % an allen Nennungen,<br />
zum Beispiel:<br />
„Saubere Trennung der langfristig sensitiven Daten als Gegenpool zur<br />
zunehmenden Verselbstständigung der Computer und der anschwellenden<br />
Informations- und Datenflut.“<br />
„SPAM-Problematik - E-Mail Sicherheit - Ar<strong>bei</strong>tsprozessverbesserung<br />
vor Neuanschaffung - Elektronische Beschaffung kein "Problem".“<br />
(18) Es ergeben sich an zentralen pragmatischen Schlussfolgerungen:<br />
Bedeutende<br />
Efifiienzpotenziale<br />
Mindestens auf<br />
mittlere Sicht<br />
...<br />
... kontinuierliche<br />
Anforderungen<br />
Optimierung<br />
interner und<br />
externer<br />
Prozesse<br />
gleichwertig<br />
Durchlaufen<br />
aufeinander<br />
aufbauender<br />
Phasen<br />
Voraussetzungen<br />
in Sachen<br />
...<br />
• Die Anwendung von Internettechnologien auf die interne Organisation<br />
von Unternehmen und weitere Einrichtungen wird diese<br />
umfassend verändern und bedeutende Produktivitäts- und Effizienzpotenziale<br />
freisetzen.<br />
• Es handelt sich insoweit um einen fortlaufenden Prozess, als sich<br />
die Internet-Technologien rapide fortentwickeln und damit auch für<br />
die Unternehmungen mit den fortgeschrittensten E-Business-<br />
Anwendungen kontinuierliche Anforderungen an ein Upgrading<br />
bestehen.<br />
• Sowohl der Optimierung interner Prozesse als auch der Verbesserung<br />
externer Prozesse sollten auf mittlere Sicht eine<br />
gleichwertige Bedeutung zukommen. Insellösungen führen zu einer<br />
suboptimalen Ausschöpfung von Effizienzpotenzialen.<br />
• Ein Unternehmen sollte zwecks optimaler Gestaltung seiner E-<br />
Business-Anwendungen mehrere aufeinander aufbauende Phasen<br />
durchlaufen. Insoweit wird die Relevanz des Phasenschemas „E-<br />
Readiness“, „E-Activity“ und „E-Impact“ bestätigt.<br />
• Die informationswirtschaftlichen Einrichtungen in Deutschland haben<br />
sich auf die „höheren“ Stufen von E-Business lediglich partiell<br />
vorbereitet, indem sie zwar die technischen, aber nicht die weiteren<br />
Voraussetzungen in Sachen Awareness, Motivation und Qualifi-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 190<br />
... Awareness,<br />
Motivierung und<br />
Qualifizierung<br />
fehlen.<br />
Defizite <strong>bei</strong>m<br />
Management ...<br />
... und <strong>bei</strong><br />
KMUs<br />
Bedeutende<br />
Barriere<br />
„Insularität“<br />
Aktuell größter<br />
Handlungsbedarf<br />
...<br />
... <strong>bei</strong> Verbesserung<br />
interner<br />
Prozesse<br />
Voraussetzungen in Sachen Awareness, Motivation und Qualifizierung<br />
erfüllten. Dies führt <strong>bei</strong> der Implementierung von E-<br />
Business-Anwendungen zu bedeutenden Barrieren.<br />
• Awareness- und Motivationsprobleme machen sich besonders<br />
schwerwiegend <strong>bei</strong>m oberen und mittleren Management sowie <strong>bei</strong>m<br />
älteren Management bemerkbar. Bedeutende Defizite im E-Business-Bereich<br />
bestehen auch in kleinen und mittleren Unternehmen<br />
sowie in öffentlichen Einrichtungen.<br />
• Neben der mangelnden Awareness, Motivation und Qualifizierung<br />
besteht die bedeutendste Barriere, die einer effizienten Betreibung<br />
von E-Business-Anwendungen entgegensteht, in ihrer Insularität<br />
beziehungsweise mangelnden Integration in eine inkompatible<br />
Umwelt. Weitere teilweise damit zusammenhängende Barrieren stellen<br />
konzeptionelle, Kooperations-, Finanzierungs- und Sicherheitsprobleme<br />
dar.<br />
• Aktuell besteht der größte Handlungsbedarf in den E-Business-<br />
Bereichen „Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse“ und „Bessere<br />
Geschäfte“. Im Vergleich dazu haben sich Lösungen in<br />
Electronic Data Interchange und im E-Procurement weitgehend<br />
durchgesetzt und sind diese vergleichsweise ausgereift. Bei der<br />
Gestaltung von E-Procurement im B2G-Bereich sollte demnach auf<br />
bereits vorliegende Lösungen zurückgegriffen werden.<br />
Förderpolitik • Bei der Erar<strong>bei</strong>tung von Modelllösungen ist staatliche Förderpolitik in<br />
den aufgezeigten Defizitbereichen besonders angebracht.<br />
Im Prinzip<br />
bedeutende<br />
Exportchancen<br />
• Die deutschen informationswirtschaftlichen Anbieter verfügen über<br />
große Erfahrungen in der Entwicklung und Verfügbarmachung<br />
umfassender komplexer Lösungen in Anpassung an unterschiedliche<br />
Zielgruppen. Auch deshalb sollten sie sich bedeutende<br />
Möglichkeiten auf den internationalen Märkten erar<strong>bei</strong>ten können.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 191<br />
21. E-Government im B2G-Bereich<br />
21.1 Die Frage<br />
„In welchen Kooperations- und Anwendungsbereichen zeichnen sich <strong>bei</strong> Business-to-<br />
Government in den kommenden Jahren besondere Geschäftschancen ab?“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 192<br />
21.2 Tabellarische Auswertung<br />
Tabelle 140<br />
Verbesserungsmöglichkeiten und Geschäftschancen<br />
im Business-to-Government-Bereich<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Allgemeine Kooperationsprobleme – 21 18,0 7 11,2 14 25,5<br />
Allgemeiner Bedarf an<br />
Verbesserungen der<br />
Kooperationsmöglichkeiten zwischen<br />
Wirtschaft und Verwaltung<br />
Allgemeiner Bedarf E-Government 1 0,9 1 1,6 - -<br />
Erhöhung der Zugänglichkeit,<br />
4 3,4 4 6,4 - -<br />
Verringerung von Bear<strong>bei</strong>tungszeiten,<br />
Technische Erleichterung der<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
Akquisition, Verhandlungen, Information, 11 9,4 - - 11 20,0<br />
Kommunikation, Kooperationsprozess –<br />
Partnerschaften, PPPs<br />
Wechselseitige Vernetzung 4 3,4 2 3,2 2 3,7<br />
Standards 1 0,9 - - 1 1,8<br />
Business to Government –<br />
63 53,5 36 57,9 27 49,3<br />
„Wirtschaftsdienste“<br />
E-Procurement, Beschaffungswesen, 17 14,5 8 12,9 9 16,4<br />
Ausschreibungen<br />
E-Commerce 2 1,7 2 3,2 - -<br />
Sicherheitsprobleme 3 2,6 1 1,6 2 3,7<br />
Reduzierung von Informationsauflagen, 7 6,0 2 3,2 5 9,1<br />
zum Beispiel Statistiken<br />
Allgemeine Genehmigungsverfahren 4 3,4 4 6.4 - -<br />
Bauten, Baugenehmigungen 4 3,4 2 3,2 2 3,7<br />
Ar<strong>bei</strong>tsvermittlung 2 1,7 1 1,6 1 1,8<br />
Elektronisches Finanzamt, Zoll 17 14,5 12 19,4 5 9,1<br />
Wirtschaftsförderung, Internationale 2 1,7 2 3,2 - -<br />
Beziehungen<br />
E-Health, Gesundheitswesen 4 3,4 2 3,2 2 3,7<br />
Verkehr 1 0,9 - - 1 1,8<br />
Verwaltung intern, Politik –<br />
20 17,1 11 17,8 9 16,4<br />
„Verwaltungsdienste“<br />
Ämterübergreifende<br />
2 1,7 1 1,6 1 1,8<br />
Vereinheitlichung<br />
Interne Vernetzung,<br />
3 2,6 2 3,2 1 1,8<br />
innerbehördliche Kommunikation<br />
Öffentlicher Bereich als Kunde für weitere 13 11,1 7 11,3 6 10,9<br />
konkrete „interne“ E-Government-<br />
Projekte, E-Learning und weitere<br />
Projekte zur Verbessserung<br />
der Wirtschaftlichkeit<br />
Electronic Democracy 2 1,7 1 1,6 1 1,8<br />
Elektronische Bürgerdienste 13 11,1 8 12,9 5 9,1<br />
Online-Stadtverwaltung,<br />
7 6,0 3 4,8 4 7,3<br />
Einwohnermeldeamt<br />
Weitere Bürgerdienste 6 5,1 5 8,1 1 1,8<br />
N 117 - 62 - 55 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 193<br />
21.3 Interpretation<br />
Bezugsrahmen<br />
für B2G aus<br />
früheren<br />
<strong>Trendbericht</strong>en<br />
Wichtiges<br />
Thema seit<br />
2001<br />
Drei „Großprojekte“<br />
<strong>bei</strong><br />
E-Government<br />
(1) Zu E-Government im Business-to-Government-Bereich und E-<br />
Government im Allgemeinen liegt auf der Basis der Ergebnisse der<br />
früheren <strong>Trendbericht</strong>e ein mittlerweile bewährter Bezugsrahmen aus<br />
informationswirtschaftlicher Sicht vor:<br />
• Im Jahre 2000 war E-Government kein Thema für die<br />
Informationswirtschaft. Dies änderte sich weitgehend im Jahre 2001,<br />
so dass „E-Government“ seit dem 2. <strong>Trendbericht</strong> ein wichtiges und<br />
kontinuierlich zu behandelndes Thema für die Trendumfragen<br />
geworden ist.<br />
• Die Stellungnahmen der Experten lassen sich über die Jahre sehr<br />
weitgehend drei „E-Government-Bereichen“ zuordnen:<br />
- Verwaltungsrationalisierung – Modernisierung der Verwaltung;<br />
- E-Government als Bürgerservice;<br />
- E-Government im Business to Government-Bereich (B2G).<br />
2003:<br />
Bürgerdienste<br />
ziehen an<br />
Verwaltungsmodernisierung<br />
vor<strong>bei</strong>.<br />
Nachrangige<br />
Bedeutung von<br />
B2G:<br />
faktisch, nicht<br />
nach den<br />
bestehenden<br />
Potenzialen<br />
Priorität für<br />
E-Procurement<br />
Wichtigste<br />
Kundenbranche<br />
zumindest<br />
nach<br />
Potenzialen<br />
• In den Augen der befragten Experten war die Modernisierung der<br />
Verwaltung im E-Government-Bereich zunächst der prioritäre Bereich.<br />
Das änderte sich 2003, als E-Government als Bürgerservice nach den<br />
Bedeutungseinschätzungen der Experten an der „Verwaltungsrationalisierung“<br />
vor<strong>bei</strong>zog. Dieses Ergebnis wurde dahingehend<br />
interpretiert, dass die technischen, administrativen und qualifikatorischen<br />
Voraussetzungen für E-Government mittlerweile vielfach<br />
erfüllt waren und ausreichende Erfahrungen vorlagen, um E-Government-Bürgerdienste<br />
wirksam zu implementieren<br />
• Soweit die Informationswirtschaft den Öffentlichen Bereich nicht als<br />
potenziellen Kunden für E-Government-Projekte sah, hätte es<br />
nahegelegen, dass sie sich vorzugsweise für B2G-Projekte interessierte.<br />
Tatsächlich wurde der B2G-Bereich sowohl in der Praxis als<br />
auch nach den Bedeutungseinschätzungen der Experten über<br />
mehrere Jahre nachrangig behndelt. Das wurde, wie sich in den<br />
Umfragen zu den <strong>Trendbericht</strong>en ergab, den tatsächlich bestehenden<br />
B2G-Potenzialen nicht gerecht.<br />
• Eine gewisse Priorität innerhalb des B2G-Bereiches ergab sich 2004<br />
für das Elektronische Beschaffungswesen (E-Procurement).<br />
• Im Jahre 2003 wurde der öffentliche Bereich mit seinen E-<br />
Government-Projekten als wichtigste Kundenbranche der Informationswirtschaft<br />
angesehen. Das wurde dahingehend interpretiert, dass<br />
im E-Government-Bereich die höchsten ungenutzten Potenziale<br />
vorlagen, nicht aber, dass dort tatsächlich die meisten Geschäfte<br />
getätigt wurden. Dies wurde unter anderem damit belegt, dass eine<br />
Reihe von Experten auf Ausgabensperren und Investitionsstaus<br />
besonders im Öffentlichen Bereich hinwies. Siehe auch die ähnlichen<br />
Einschätzungen von CapGemini Ernst & Young auf der<br />
internationalen Ebene (8. Faktenbericht, Kapitel 6.8.1). Zudem hat<br />
nach Accenture in Deutschland und anderen Ländern das<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 194<br />
nach Accenture in Deutschland und anderen Ländern das<br />
Wachstumstempo <strong>bei</strong> implementierten E-Government-Lösungen<br />
nachgelassen, teilweise, weil die Zeiten „schnellen Gewinnmöglichkeiten“<br />
vor<strong>bei</strong> und politische Programme abgear<strong>bei</strong>tet worden<br />
seien. Nunmehr bedürfte es neuer politischer Impulse, um das frühere<br />
Wachstumstempo wieder zu erreichen (8. Faktenbericht, ebenda).<br />
Hier hat sich die deutsche Politik etwa mit dem „Deutschland-Online“-<br />
Programm aktuelle Verdienste erworben, mit dem „gute<br />
Voraussetzungen für einen neuerlichen Aufschwung im Bereich E-<br />
Government und insbesondere für das Erreichen höherer Entwicklungsstufen<br />
<strong>bei</strong> der Integration und Verknüpfung von Behördendienstleistungen“<br />
gegeben sind (8. Faktenbericht, ebenda).<br />
Kooperationspotenziale<br />
nicht<br />
ausgeschöpft<br />
Zum Teil<br />
weitgehende<br />
Analogiemöglichkeiten<br />
zum<br />
Gesundheitswesen<br />
• Ein wichtiges Ergebnis des 3. <strong>Trendbericht</strong>es lautet, dass die Kooperationsprobleme<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />
Anwendern im öffentlichen Bereich noch ausgeprägter als in anderen<br />
Branchen sind. Solches kann die Kosten von E-Government-Projekten<br />
in die Höhe treiben und Projekte in diesem Bereich überhaupt<br />
verhindern.<br />
• Das Gesundheitswesen ist der öffentlichen Verwaltung insoweit<br />
ähnlich, als es in weiten Teilen dem öffentlichen Bereich angehört<br />
(oder zumindest stark von diesem beeinflusst wird). Diesem Sektor<br />
wurden von den informationswirtschaftlichen Experten in ganz<br />
ähnlicher Weise große, aber zum guten Teil ungenutzte Geschäftsund<br />
Kooperationspotenziale zugewiesen.<br />
Ergänzende<br />
Sichtweisen zu<br />
bisheriger nötig<br />
(2) In Erörterungen zu E-Government wird typischerweise die Sichtweise<br />
des Öffentlichen Bereiches eingenommen. Das liegt nahe, da der Sinn<br />
von E-Government-Projekten darin besteht, die Verwaltung effizienter zu<br />
gestalten und die Initiative zu E-Government-Projekten fast immer von der<br />
Verwaltung oder der Politik ausgeht. Allerdings besteht der Zweck von E-<br />
Government-Projekten vielfach darin, eine größere Bürger- und<br />
Wirtschaftsfreundlichkeit zu erreichen.<br />
Mit den <strong>Trendbericht</strong>-Umfragen wurde als ergänzende Sichtweise die der<br />
(Informations-)Wirtschaft eingeführt. Dies führte teilweise zu anderen<br />
Ergebnissen und Empfehlungen.<br />
Der Bürger ist zwar die bevorzugte Zielperson von E-Government-<br />
Projekten, kommt aber selbst kaum in E-Government-Projekten zu Wort.<br />
Das führte dazu, dass die aus Bürgersicht naheliegende Forderung „All E-<br />
Government is local“ in realen E-Government-Zusammenhängen bislang<br />
nicht immer genügend berücksichtigt worden ist. Eine weitere Folge war<br />
nach dem Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik, dass<br />
„die derzeitigen Angebote vielfach mehr die interne Verwaltungsstruktur<br />
des jeweiligen Amtes wieder(spiegeln), statt sich an den sich aus einer<br />
bestimmten Lebenslage (z.B. Umzug) ergebenden Bedürfnissen zu<br />
orientieren“ (8. Faktenbericht, Kapitel 6.8.2).<br />
Eine größere Beteiligung der Bürger in E-Government-Projekten würde<br />
die Bürgerfreundlichkeit der angebotenen Dienste erhöhen und die<br />
Bereitschaft der Bürger zur Nutzung der angebotenen Dienste stärken.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 195<br />
Bereitschaft der Bürger zur Nutzung der angebotenen Dienste stärken.<br />
In diesem Zusammenhang weist Accenture darauf hin, dass „in Kanada<br />
regelmäßig umfangreiche Befragungen durchgeführt werden, in denen<br />
ermittelt werden soll, inwieweit die bereitgestellten E-Government-<br />
Angebote den Ansprüchen und Erwartungen der Bürger, Firmen und<br />
anderen Anspruchsgruppen entsprechen“ (8. Faktenbericht, Kapitel<br />
6.8.1).<br />
Unterschiedliche<br />
Sichtweisen<br />
von<br />
Wirtschaft und<br />
Verwaltung<br />
(3) Unterschiedliche Sichtweisen der Wirtschaft und Verwaltung auf E-<br />
Government sind in Tabelle 141 dargestellt.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 196<br />
Tabelle 141<br />
E-Government-Bereiche aus der Sicht der Wirtschaft<br />
und der öffentlichen Verwaltung<br />
Sicht der Informations- und der<br />
gesamten Wirtschaft<br />
Sicht der öffentlichen Verwaltung<br />
I. „Elektronische Verwaltungsdienste“ Rationalisierung und Modernisierung der<br />
öffentlichen Verwaltung (G2G)<br />
Öffentlicher Bereich als Kunde<br />
der Informationswirtschaft<br />
<strong>II</strong>. „Elektronische Bürgerdienste“<br />
Öffentlicher Bereich als Kunde der<br />
Informationswirtschaft<br />
<strong>II</strong>I. „Elektronische Wirtschaftsdienste“<br />
<strong>II</strong>I.1 Öffentlicher Bereich als Kunde der<br />
Informationswirtschaft<br />
<strong>II</strong>I.2 Anbieter- und Anwenderbranchen mit einem<br />
Interesse an einer Verbesserung ihrer<br />
Beziehungen zur öffentlichen<br />
Verwaltung<br />
• Informationswirtschaft als Teil der<br />
gesamten Wirtschaft mit<br />
gleichgelagerten Interessen<br />
• Die anderen Branchen<br />
• vorwiegend mit „Bordmitteln“,<br />
• mit informationswirtschaftlichen<br />
Dienstleistern umgesetzt<br />
E-Government-to-Citizen-Bereich<br />
• vorwiegend mit „Bordmitteln“,<br />
• mit informationswirtschaftlichen<br />
Dienstleistern umgesetzt<br />
E-Government-to-Business-Bereich<br />
• vorwiegend mit „Bordmitteln“,<br />
• mit informationswirtschaftlichen<br />
Dienstleistern umgesetzt<br />
Entsprechendes Interesse müsste noch über<br />
laufende Projekte hinausgehend kommuniziert<br />
werden.<br />
-<br />
Informationswirtschaft<br />
in<br />
zweifacher<br />
Hinsicht ...<br />
... an<br />
E-Government<br />
interessiert<br />
Informationswirtschaft<br />
als<br />
„Treuhänder“<br />
für die<br />
Interessen<br />
der Wirtschaft?<br />
(4) Während E-Government-Projekte aus dem Akquisitionsinteresse der<br />
Informationswirtschaft herausfallen, sofern die Verwaltung diese mit<br />
„Bordmitteln“ realisiert, ist die Informationswirtschaft nach der Darstellung<br />
in Tabelle 141 vorzugsweise in zweifacher Hinsicht an E-Government<br />
interessiert,<br />
• die öffentliche Verwaltung als Kunden für die Konzeptualisierung,<br />
Entwicklung, Implementierung und Betreibung von E-Government-<br />
Lösungen zu gewinnen;<br />
• die allgemeinen Kooperationsbeziehungen mit der öffentlichen<br />
Verwaltung mittels elektronischer Möglichkeiten zu verbessern.<br />
Im zweiten Fall sind die Interessen der Informationswirtschaft und der<br />
weiteren Wirtschaft identisch. Soweit die Beziehungen zwischen Verwaltung<br />
und Wirtschaft <strong>bei</strong>spielsweise in den Bereichen Wirtschaftsförderung<br />
und Genehmigungsverfahren durch elektronische Werkzeuge zu<br />
verbessern sind, wäre die Informationswirtschaft von ihrem Know how her<br />
gesehen am ehesten in der Lage, die Aufgabe eines „Treuhänders“ für<br />
die Interessen der gesamten Wirtschaft wahrzunehmen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 197<br />
Öffentlicher<br />
Bereich als<br />
Kunde wichtig<br />
(5) Sahen die befragten Experten die Öffentliche Verwaltung prioritär als<br />
Kunden oder vorzugsweise in anderen Kooperationszusammenhängen?<br />
Auch wenn sich das in den einzelnen Nennungen nicht immer<br />
unterscheiden lässt, so waren doch mindestens <strong>bei</strong>de Sichtweisen<br />
vertreten.<br />
Beispielsweise wurden der Klassifizierung „Öffentlicher Bereich als Kunde<br />
für E-Government- und E-Learning-Projekte sowie weitere Projekte zur<br />
allgemeinen Verbesserung der Wirtschaftlichkeit“ Nennungen zugeordnet,<br />
die die allgemeine Kooperation zwischen Wirtschaft und Verwaltung<br />
allenfalls sehr indirekt zu verbessern imstande sind. Dieser Rubrik wurden<br />
11 % aller Nennungen zugeordnet. Zum Beispiel:<br />
„Prozessmanagement.“<br />
„Educational content (not systems, software, MLEx, VLEs, etc.).“<br />
„Data-Warehouse.“<br />
„Development of internal government software applications.“<br />
„Informationsmanagement.“<br />
„Supply of Hardware/Connectivity, Data Mining, IT Security, Information<br />
Security.“<br />
„Content Management.“<br />
„Facility Management.“<br />
Aber Wirtschaft<br />
noch stärker an<br />
...<br />
... einer<br />
allgemeinen<br />
Verbesserung<br />
der Beziehungen<br />
zur<br />
Verwaltung<br />
interessiert<br />
(6) Bei den meisten Nennungen dürften sich die befragten Experten<br />
jedoch als Teil der Wirtschaft gesehen haben, der an einer Verbesserung<br />
ihrer allgemeinen Beziehungen mit der Verwaltung dringend gelegen ist.<br />
Siehe zum Beispiel die Spitzenpositionen für die Klassifizierungen<br />
„Elektronische Beschaffung“ und „Elektronisches Finanzamt“ mit jeweils<br />
15 % an allen Nennungen.<br />
Dieses eindeutige Ergebnis dürfte damit zu erklären sein, dass zwar alle<br />
informationswirtschaftliche Unternehmen Steuern zahlen und damit an<br />
Fragen eines „Elektronischen Finanzamtes“ interessiert sein dürften, dass<br />
sich aber nur eine Minderheit unter den informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern auf Lösungen für die Anwenderbranche „Öffentliche Verwaltung“<br />
spezialisiert hat.<br />
62 Experten mit<br />
117 Nennungen<br />
(7) Aufgefordert, Verbesserungsmöglichkeiten und Geschäftschancen im<br />
Business-to-Government-Bereich zu nennen, antworteten 62 Experten<br />
mit insgesamt 117 Nennungen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 198<br />
Drei Bereiche<br />
des E-Government<br />
...<br />
.. plus<br />
Kooperationsprobleme<br />
und<br />
Projektpotenziale<br />
Zugänglichkeit<br />
erhöhen<br />
Bear<strong>bei</strong>tungszeit<br />
verbessern<br />
(8) Die Nennungen ließen sich wiederum weitgehend der Grobklassifizierung<br />
„Business to Government“, „Verwaltung intern, Politik“ und<br />
„Elektronische Bürgerdienste“ zuordnen. Allerdings war die Einführung<br />
einer weiteren Klassifizierung erforderlich, in der über alle E-Government-<br />
Bereiche hinweg auf „Allgemeine Kooperationsprobleme“ und den<br />
„Allgemeinen Bedarf an Verbesserungen der Kooperationsmöglichkeiten<br />
zwischen Wirtschaft und Verwaltung“ Bezug genommen wurde. Diesen<br />
„Metabegründungen“ waren 18 % aller Nennungen zuzuordnen.<br />
Beispielsweise wiesen die Experten allgemein auf die Notwendigkeit hin,<br />
die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen der Verwaltung und ihren externen<br />
Partnern zu verbessern, indem die Verwaltung ihre Zugänglichkeit erhöht<br />
und ihre Bear<strong>bei</strong>tungszeiten verkürzt, zum Beispiel:<br />
„Accessibility.“<br />
Wirtschaftsdienste<br />
diesmal<br />
vor ...<br />
... Verwaltungsund<br />
Bürgerdiensten<br />
(9) Nach der Verteilung in Tabelle 140 sind die Positionen im Ranking der<br />
großen E-Government-Bereiche gegenüber den Ergebnissen aus dem<br />
<strong>Trendbericht</strong> 2003 verändert, indem „Elektronische Wirtschaftsdienste“<br />
mit einem Anteil von 54 % nunmehr vorn rangieren und die<br />
„Elektronischen Verwaltungsdienste“ mit einem Anteil von 17 % vor den<br />
„Elektronischen Bürgerdiensten“ mit einem Anteil von 11 % liegen.<br />
Dies kann nicht verwundern, da ausdrücklich nach Business to<br />
Government-Projekten und nicht nach Elektronischen Verwaltungs- und<br />
Bürgerdiensten gefragt worden war. Auch die Positionierung der<br />
„Elektronischen Verwaltungsdienste“ vor den „Elektronischen Bürgerdiensten“<br />
ist plausibel, da „Elektronische Verwaltungsdienste“ anders als<br />
Bürgerdienste geeignet sein können, die Beziehungen zwischen Wirtschaft<br />
und Verwaltung zu verbessern. Eher könnte man sich wundern,<br />
dass die Experten die „Elektronischen Bürgerdienste“ immer noch so<br />
häufig nannten.<br />
Elektronische<br />
Bürgerdienste<br />
...<br />
... wieder mit<br />
„alten<br />
Bekannten“<br />
Dienste aus<br />
einer Hand<br />
verfügbar<br />
machen<br />
(10) Im Zusammenhang mit den „Elektronischen Bürgerdiensten“<br />
tauchten „alte Bekannte“ aus den Ergebnissen zum 4. <strong>Trendbericht</strong><br />
wieder auf, darunter das Elektronische Finanzamt, das Elektronische<br />
Gemeindeamt und das Elektronische Ar<strong>bei</strong>tsamt. Der Nähe zum B2G-<br />
Bereich folgend, wurde das „Elektronische Finanzamt“ diesmal häufiger<br />
als sogar das „Elektronische Gemeindeamt“ genannt.<br />
In mehreren Aussagen wurde ausdrücklich die Notwendigkeit betont, dem<br />
Bürger (und der Wirtschaft) die Verwaltungsdienste aus einer Hand<br />
verfügbar zu machen, zum Beispiel:<br />
„Kompletter Bürgerservice.“<br />
„Portallösungen Elektronischer Bürgerservice.“<br />
„Virtuelles Rathaus.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 199<br />
Prioritär auf<br />
Gemeindeebene<br />
...<br />
... und aus<br />
einer Hand<br />
verfügbar<br />
machen<br />
(11) Die Ergebnisse des 4. <strong>Trendbericht</strong>es zu Elektronischen<br />
Bürgerdiensten können somit weitgehend aufrechterhalten werden. Das<br />
gilt insbesondere für die Empfehlungen,<br />
• Elektronische Bürgerdienste prioritär auf kommunaler Ebene<br />
verfügbar zu machen und weitere Bürgerdienste auf Landes- und<br />
Bundesbene vorzugsweise als ergänzende Dienste zu begreifen bzw.<br />
diese, falls dies <strong>bei</strong>spielsweise wegen erforderlicher Behördengänge<br />
Sinn machen sollte, im Zugang auf die kommunale Ebene zu<br />
dezentralisieren;<br />
• die Elektronischen Dienste einer Einrichtung (z.B. Stadtverwaltung,<br />
Finanzamt) so weit wie möglich aus einer Hand anzubieten und<br />
eventuell zusätzliche Dienste aus anderen auch zentralen<br />
Einrichtungen mit einzubinden (z.B. eine Beratung in Rentenfragen in<br />
einem noch zu schaffenden „Gemeindeamt für Transferfragen“).<br />
Elektronische<br />
Verwaltungsdienste<br />
Fast alles, was<br />
sich im<br />
Privaten Sektor<br />
bewährt,<br />
machte<br />
angepasst in<br />
der Verwaltung<br />
Sinn.<br />
(12) Den ansonsten heterogenen Vorschlägen zu „Elektronischen<br />
Verwaltungsdiensten“ war häufig gemeinsam, dass sie Anwendungen<br />
nannten, die in der Privatwirtschaft üblich geworden sind und die sich - an<br />
die spezifischen Anforderungen der Verwaltung angepasst - nutzbringend<br />
im Sinne größerer Bürger- und Wirtschaftsfreundlichkeit einführen<br />
ließen. Allgemein wird eine Technologie- und Anwendungslücke in der<br />
Öffentlichen Verwaltung im Vergleich zum Privaten Sektor vermutet.<br />
Diese ließe sich verringern, indem ein Monitoring neuer Anwendungstrends<br />
in privaten Anwenderbranchen eingerichtet und damit verbunden<br />
kontinuierlich konkrete Einführungs- und Anpassungsbedarfe für die<br />
Öffentliche Verwaltung festgestellt würden.<br />
Lücke<br />
zwischen<br />
Erfordernissen<br />
an übergreifenden<br />
Lösungen ...<br />
... und tatsächlicher<br />
Praxis<br />
(13) Abermals wude <strong>bei</strong> den „Elektronischen Verwaltungsdiensten“ eine<br />
bedeutende Lücke zwischen den Erfordernissen ämter- und behördenübergreifender<br />
E-Government-Lösungen und der tatsächlichen E-<br />
Government-Praxis deutlich. Dies hat der Auflistung wünschenswerter<br />
zum Teil sehr weitgehender übergreifender Lösungen (<strong>bei</strong>spielsweise<br />
zwischen Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene) über die Jahre<br />
keinen Abbruch getan, ohne dass sich dazu je eine Gegenstimme<br />
gemeldet hätte. Auch ist nach Accenture mittlerweile auf der<br />
internationalen Ebene ein deutlicher Trend nicht nur zur horizontalen,<br />
sondern auch zur vertikalen Integration erkennbar (8. Faktenbericht,<br />
Kapitel 6.8.1).<br />
In einer Formulierung entsprechender Wünsche wurde 2004 eine<br />
bundeseinheitliche Vereinheitlichung von Praktiken vorgeschlagen:<br />
Nie eine ausdrückliche<br />
Gegenstimme<br />
dazu<br />
„Bundesweite Vereinheitlichung der Prozesse und Verfahren (z. B.<br />
regionale Kfz-Anmeldung durch eine Firmenzentrale braucht x-<br />
kommunale Verfahren, dito Erhebung von Kommunalsteuern). Probleme<br />
des förderalistischen Staates!“<br />
Ein anderer Experte ging gleich in die technischen Einzelheiten ämterübergreifender<br />
Projekte:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 200<br />
„Abgestimmte Datenaustauschformate und Schnittstellen zur Mehrfachverwertung<br />
von Daten in verschiedenen Anwendungen. Behördenübergreifender<br />
regelmäßiger Datenaustausch.“<br />
Auch günstige<br />
rechtliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
für<br />
übergreifende<br />
E-Government-<br />
Projekte<br />
Vereinbarkeit<br />
von dezentralem<br />
Service ...<br />
... und zentraler<br />
Technik ist kein<br />
technisches<br />
Problem.<br />
(14) Tatsächlich bestehen relativ günstige Voraussetzungen für die<br />
Umsetzung übergreifender E-Government-Lösungen einschließlich der<br />
damit vorzunehmenden Vereinheitlichungen und Vernetzungen:<br />
• Anders als im privaten Sektor, wo der Wettbewerb eine große<br />
Heterogenität und Inkompatibilität informationswirtschaftlicher Anwendungen<br />
erzeugt, machen die einheitliche Gesetzeslage und die darauf<br />
aufbauenden weitgehend einheitlichen Ausführungsbestimmungen<br />
eine Vielzahl übergreifender Lösungen möglich.<br />
• Technisch stellt es kein grundsätzliches Problem dar, auf dezentraler<br />
Gemeindeebene bürger- und wirtschaftsfreundliche Dienste aufzubauen<br />
und zu betreiben oder zumindest einen Zugang zu diesen<br />
Diensten zu eröffnen, auch wenn die notwendige Technik dafür auf<br />
zentraler Ebene vorgehalten wird.<br />
• Mit der teilweisen Zentralisierung von E-Government-Lösungen<br />
lassen sich erhebliche Kostenvorteile erzielen. Dies sollte angesichts<br />
der angespannnten Finanzlage öffentlicher Haushalte, insbesondere<br />
der Kommunen, als gewichtiges Argument gelten.<br />
Aber Umstellung<br />
ist teuer,<br />
...<br />
... Koordination<br />
aufwändig, ...<br />
(15) Wenn in den Stellungnahmen der Experten zu E-Government<br />
dennoch Jahr für Jahr direkt oder indirekt eine zu geringe ämterübergreifende<br />
Vereinheitlichung und Vernetzung beklagt wird, so dürfte dies<br />
vor allem folgende Gründe haben:<br />
• Angesichts häufig bestehender informationstechnischer Inseln zöge<br />
eine Vereinheitlichung bestehender Lösungen einen besonderen<br />
Aufwand nach sich. Dagegen würden sich die finanziellen Vorteile<br />
übergreifender E-Government-Lösungen erst nach mehreren Jahren<br />
voll einspielen.<br />
• Übergreifende Koordination im öffentlichen Bereich ist aufwändig und<br />
dürfte dem Amts- und Behördenleiter vorbehalten sein. Dieser dürfte<br />
seine Prioritäten häufig anders als für die Durchsetzung übergreifender<br />
E-Government-Projekte einsetzen (müssen). Im Zweifelsfall<br />
wird daher von vornherein auf die Inangriffnahme übergreifender<br />
E-Government-Projekte verzichtet und solches pragmatisch mit einem<br />
begrenzten Kooperationswillen der anderen Seite und einer<br />
mangelnden Machbarkeit (etwa angesichts bestehender Inkompatibiliitäten)<br />
begründet werden.<br />
• Im E-Government-Bereich wird nicht genügend zwischen rein<br />
technischen Dienstleistungen, die übergreifende E-Government-<br />
Lösungen ermöglichen würden, und weiteren Vorhaben, die die<br />
Autonomie und die Handlungsspielräume eines oder mehrerer der<br />
Partner tangieren könnte, unterschieden. Auf diese Weise können<br />
falsche Fronten entstehen.<br />
• Zwar ist eine bedeutende Autonomie von Stadtverwaltungen<br />
gegenüber der Landes- und Bundesebene demokratiepolitisch<br />
erwünscht. Diese Autonomie würde aber nicht sinnvoll<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 201<br />
... und die<br />
Unterscheidung<br />
zwischen<br />
technischen<br />
Diensten und<br />
politischen<br />
Entscheidungen<br />
fällt<br />
schwer.<br />
Electronic<br />
Democracy<br />
bleibt auf der<br />
Agenda.<br />
erwünscht. Diese Autonomie würde aber nicht sinnvoll<br />
wahrgenommen, wenn eine Gemeinde eine Kfz-Meldestelle technisch<br />
anders als die Nachbar-gemeinde regelt. Vielmehr hülfen ihr eine<br />
technische Zentralisierung standardisierbarer Leistungen, Kosten zu<br />
verringern und sich auf relevante politische Entscheidungen vor Ort zu<br />
konzentrieren.<br />
(16) Auch im Rahmen dieser Umfrage wiesen mehrere Experten auf die<br />
Möglichkeiten einer „Electronic Democracy“ hin. Elektronische Wahlen<br />
bleiben demnach ein allerdings nicht vorrangiges Thema auf der<br />
politischen Agenda.<br />
Elektronische<br />
Wirtschaftsdienste<br />
(17) Prioritäten zu Elektronischen Wirtschaftsdiensten, wie sie die<br />
Experten nach der Anzahl ihrer Nennungen setzten, sind in Tabelle 142<br />
wiedergegeben.<br />
Tabelle 142<br />
Prioritäten für Elektronische Wirtschaftsdienste<br />
im E-Government-Bereich<br />
Prioritäre Bereiche für Elektronische Wirtschaftsdienste<br />
(einschließlich Erfüllung von Informationsauflagen)<br />
Anteil an allen<br />
Nennungen in %<br />
1. Elektronisches Finanzamt, Zoll 14,5<br />
2. E-Procurement, Elektronisches Beschaffungswesen, Ausschreibungen 14,5<br />
3. Genehmigungsverfahren, unter anderem <strong>bei</strong> Bauten 6,8<br />
4. Abbau von Informationsauflagen, darunter Statistiken 6,0<br />
<strong>5.</strong> Sicherheitsprobleme 2,6<br />
<strong>5.</strong> Wirtschaftsförderung, Internationale Beziehungen 1,7<br />
6. Mitar<strong>bei</strong>tervermittlung 1,7<br />
7. E-Commerce 1,7<br />
Anwenderbranchen mit einem hohen Regulierungsgrad bzw.<br />
weitgehender Abhängigkeit von politischen Entscheidungen<br />
- Gesundheit 3,4<br />
- Verkehr 0,9<br />
53,5<br />
Prioritäre<br />
Aufgabenbereiche:<br />
Elektronisches<br />
Finanzamt und<br />
E-Procurement<br />
(18) Nach diesen Ergebnissen sind die prioritären Handlungsbereiche zur<br />
Verbesserung der Beziehungen zwischen Verwaltung und Wirtschaft über<br />
E-Government-Projekte<br />
• das „Elektronische Finanzamt (einschließlich Zoll)“ sowie<br />
• das „Elektronische Beschaffungs- und Auschreibungswesen (E-Procurement)“.<br />
Im Ranking der prioritären Aufgabenbereiche kam das „Elektronische<br />
Finanzamt“ insoweit zu einem leichten Vorsprung, als es von den<br />
Experten mehrheitlich an die erste Stelle der zu prioritisierenden<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 202<br />
Aufgabenbereiche gesetzt wurde. Hingegen wurden „E-Procurement,<br />
Beschaffungswesen“ mehrheitlich an die zweite oder dritte Stelle ihrer<br />
Nennungen gesetzt.<br />
Tägliche Erledigung<br />
von<br />
Routineaufgaben<br />
für die<br />
Verwaltung ...<br />
... wird als<br />
Belastung und<br />
Ärgernis<br />
empfunden.<br />
Bemühungen<br />
um Entlastung<br />
nicht ausreichend,<br />
...<br />
... Informationsauflagen<br />
nehmen eher<br />
noch zu.<br />
(19) Diese Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung der öffentlichen<br />
Verwaltung durch die alltäglichen Beziehungen zwischen Wirtschaft und<br />
Verwaltung und die Routineanforderungen der Verwaltung an die<br />
Informationswirtschaft geprägt wird. In diese Routineanforderungen<br />
gehen auch die Informationsauflagen für die Wirtschaft, <strong>bei</strong>spielsweise<br />
Staitstiken, ein. Auf diese wurde nach 6 % aller Nennungen Bezug<br />
genommen.<br />
Bereits die Routinebeziehungen zwischen Wirtschaft und Verwaltung<br />
werden von der Informationswirtschaft als Belastung empfunden und zum<br />
Teil als unnötig angesehen. Kommen besondere Kooperationen zwischen<br />
Informationswirtschaft und Verwaltung hinzu, so sind diese bereits<br />
vorbelastet. Genehmigungsverfahren unter anderem in dem wichtigen<br />
Investitionsbereich der Bauten (7 % aller Nennungen) können dann als zu<br />
lange dauernd und zu kompliziert angesehen werden, weil es so ist, aber<br />
auch, weil man von vornherein wenig anderes als Ärger erwartet hat.<br />
Zwar haben die Behörden einiges unternommen, um die Zuar<strong>bei</strong>ten der<br />
(Informations-)Wirtschaft für sich <strong>bei</strong>spielsweise im Bereich der Steuererhebung<br />
zu erleichtern. Diese Anstrengungen werden von der<br />
(Informations)Wirtschaft aber als unzureichend angesehen.<br />
Im Bereich der Informationsauflagen gibt es sogar Tendenzen zu zusätzlichen<br />
Belastungen. Es sollte daher sowohl <strong>bei</strong> bestehenden als auch <strong>bei</strong><br />
neuen Informationsanforderungen des Staates an die Wirtschaft geprüft<br />
werden, ob nicht mehr als bisher auf Stichproben statt auf Totalerhebungen<br />
zurückgegriffen werden kann.<br />
Wirtschaftsförderung<br />
und<br />
weitere direkte<br />
Hilfen ....<br />
(20) Elektronische Beschaffung und Elektronische Ausschreibungen<br />
beziehen sich unmittelbar auf das Akquisitionsinteresse der Informationswirtschaft<br />
oder allgemeiner der Wirtschaft. Es war daher zu erwarten,<br />
dass dieser Bereich wie schon in der Umfrage für den 4. <strong>Trendbericht</strong><br />
vergleichsweise häufig genannt wurde. Dort wurde auch vorgeschlagen,<br />
das öffentliche Beschaffungswesen nach dem Vorbild des privaten<br />
Sektors mit Hilfe elektronischer Medien zu modernisieren.<br />
... vergleichsweise<br />
bedeutungslos<br />
(21) Hingegen wurde der Bereich der „Wirtschaftsförderung“ (einschließlich<br />
der „Internationalen Beziehungen“), mit denen den Interessen<br />
der Unternehmungen, insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen,<br />
direkt gedient werden soll, lediglich von zwei Experten genannt.<br />
Demnach sollten sich B2G-Projekte nicht auf Bereiche direkter Hilfen für<br />
Unternehmen konzentrieren.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 203<br />
Zusätzliche<br />
besondere<br />
Bedeutung von<br />
Maßnahmen ...<br />
... zur Verbesserung<br />
des<br />
Kooperationsprozesses<br />
Wechselseitige<br />
Vernetzung<br />
An zuverlässigem<br />
und handlungsfähigem<br />
Partner im<br />
Öffentlichen<br />
Bereich<br />
gelegen<br />
Flexibilisierung<br />
und Ausweitung<br />
von<br />
Dispositionsspielräumen<br />
im<br />
Interesse von<br />
E-Government<br />
(22) Der Effektuierung laufender Kooperationsbeziehungen können nicht<br />
nur E-Government-Projekte dienen. Hinzukommen sollte aus der Sicht<br />
der befragten Experten der Abbau von Informations- und Kommunikationsbarrieren<br />
in laufenden Verhandlungen, das Eingehen von Partnerschaften<br />
wenn nicht die Gründung von Public Private Partnerships <strong>bei</strong><br />
größeren Projekten sowie weitere nicht-technische Erleichterungen im<br />
gemeinsamen Umgang. Auf diese und weitere Nennungen zum<br />
Kooperationsprozess entfielen 9 % aller Nennungen.<br />
In 3 % ihrer Aussagen gingen die Experten zusätzlich auf Möglichkeiten<br />
einer wechselseitigen Vernetzung zwischen Verwaltung und Wirtschaft<br />
und auf die Bedeutung gemeinsamer Standards ein, ohne diese auf<br />
bestimmte E-Government-Bereiche zu beziehen.<br />
Eine besondere Bedeutung des Kooperationsprozesses für das Gelingen<br />
der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Wirtschaft und Verlagen wird durch die<br />
Ergebnisse aus früheren <strong>Trendbericht</strong>en belegt. So ergab sich<br />
insbesondere im 3. <strong>Trendbericht</strong>, dass der Privatwirtschaft vorzugsweise<br />
an einem zuverlässigen und längerfristig handlungsfähigen Partner im<br />
öffentlichen Bereich in gemeinsamen Projekten gelegen ist.<br />
Eine Flexibilisierung bestehender Handlungsmöglichkeiten und eine<br />
Ausweitung von Entscheidungsspielräumen <strong>bei</strong> den direkten Partnern der<br />
Informationswirtschaft innerhalb der Verwaltung (<strong>bei</strong> womöglich gleichzeitiger<br />
Zentralisierung technischer Dienste) können zum Erfolg von E-<br />
Government-Projekten unter Beteiligung der Informationswirtschaft <strong>bei</strong>tragen.<br />
Analogiemöglichkeiten<br />
zu<br />
E-Health<br />
(23) Von 3 % aller Experten wurde „E-Health“ beziehungsweise das<br />
„Gesundheitswesen“ als proritärer Bereich für E-Govenment-Projekte<br />
genannt. Ein angelaufenes Projekt, für das sich die vorliegenden E-<br />
Government-Erfahrungen als nützlich erweisen können, ist die<br />
„Elektronische Gesundheitskarte“ (8. Faktenbericht, Kapitel 6.8.3). Ein<br />
weiterer Experte nannte mit dem „Verkehr“ eine weitere Anwenderbranche<br />
außerhalb der öffentlichen Verwaltung.<br />
Damit wird erneut auf bestehende Übertragungsmöglichkeiten von<br />
Ergebnissen der öffentlichen Verwaltung auf das Gesundheitswesen und<br />
in geringerem Maße auf hochregulierte private Branchen - dies selbstverständlich<br />
unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieser Sektoren -<br />
verwiesen.<br />
(24) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
E-Government<br />
auch aus der<br />
Sicht der<br />
Wirtschaft<br />
sehen<br />
• Die primär verwaltungsbezogene Sicht auf E-Government-Fragen<br />
sollte durch eine wirtschafts- und informationswirtschaftliche sowie<br />
eine bürgerbezogene Sicht ergänzt werden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 204<br />
Generelles<br />
Interesse an<br />
Verbesserung<br />
der Kooperationsbeziehungen<br />
Bereits<br />
Routinebeziehungen<br />
als<br />
Belastung<br />
gesehen<br />
Optimierung<br />
des Kooperationsprozesses<br />
E-Procurement<br />
und E-Ausschreibungen<br />
Lag <strong>bei</strong> Elektronischen<br />
Wirtschaftsdiensten<br />
Reduktion der<br />
täglichen<br />
Anforderungen<br />
Steuererhebung,<br />
Informationsanforderungen<br />
und<br />
Genehmigungspraxis<br />
Direkte Hilfen<br />
hingegen nachgeordnet<br />
Zentralisierung<br />
technischer<br />
Dienste<br />
erwünscht<br />
Notwendige<br />
Schritte auf<br />
dem Weg ...<br />
• Informationswirtschaft und Wirtschaft sind an E-Government<br />
vorzugweise interessiert, um ihr Zusammenwirken mit der öffentlichen<br />
Verwaltung in einer Mehrzahl von Aufgabenbereichen und Problemdimensionen<br />
zu verbessern und die Anforderungen der Verwaltung an<br />
sich zu verringern. Dafür ist E-Government ein wichtiges Instrument.<br />
• Die Informationswirtschaft sieht die täglichen Beziehungen zur<br />
Verwaltung als belastend und die Routineanforderungen an sie als<br />
zum Teil unnötig an. Weitere Kooperationen mit der Verwaltung<br />
<strong>bei</strong>spielsweise im Bereich von Genehmigungsverfahren können daher<br />
von vornherein unter einem Vorbehalt stehen.<br />
• Zwecks Optimierung des Kooperationsprozesses zwischen Wirtschaft<br />
und Öffentlicher Wirtschaft ist der Informationswirtschaft und<br />
Wirtschaft vor allem an einem zuverlässigen sowie längerfristig<br />
handlungs- und entscheidungsfähigen Partner gelegen.<br />
• Darüber hinaus ist die Informationswirtschaft am Öffentlichen Bereich<br />
als Kunden und in E-Government-Fragen vorzugsweise an E-Procurement<br />
und E-Ausschreibungen interessiert.<br />
• Elektronische Wirtschaftsdienste hinken nach Konzeptualisierung und<br />
Implementierung teilweise hinter der Verbreitung Elektronischer<br />
Verwaltungs- und Bürgerdienste her. Dieses Lag sollte wenigstens<br />
teilweise wettgemacht werden.<br />
• Informationswirtschaft und Wirtschaft geht es besonders darum, das<br />
„Elektronische Finanzamt“ effizienter zu gestalten, Genehmigungsverfahren<br />
insbesondere <strong>bei</strong> Bauten zu verkürzen und zu entbürokratisieren<br />
sowie Informationsanforderungen an die Wirtschaft<br />
abzubauen.<br />
• Bei den Informationsanforderungen sollte mehr als bislang geprüft<br />
werden, ob man mit Stichproben statt mit Vollerhebungen auskommen<br />
kann.<br />
• Im Vergleich zu diesen zu prioritisierenden Aufgabenbereichen haben<br />
E-Government-Projekte <strong>bei</strong> direkten Hilfen für die Unternehmen,<br />
<strong>bei</strong>spielsweise in der Wirtschaftsförderung, eine nachgeordnete<br />
Bedeutung.<br />
• Einer weitgehenden Kundenfreundlichkeit und Dezentralität öffentlicher<br />
Dienste steht eine aus Kostengründen erwünschte Zentralisierung<br />
der dahinter stehenden technischen Dienste nicht entgegen.<br />
Eine solche würde vielmehr der Kostenentlastung und der<br />
Konzentrierung von Politik und Verwaltung auf ihre eigentlich<br />
wichtigen Aufgaben dienen.<br />
• Nach wie vor wird eine bedeutende Lücke zwischen der Notwendigkeit,<br />
zu ämter- und behördenübergreifenden E-Government-<br />
Lösungen zu kommen, und der tatsächlichen Praxis gesehen.<br />
Hilfreich könnte hier eine Förderpolitik zugunsten der Entwicklung und<br />
Erprobung übergreifender Lösungen mit verallgemeinerungsfähigen<br />
Ergebnissen sowie ein Monitoring informationswirtschaftlicher<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Neue Geschäftsbereiche 205<br />
... zu ämterund<br />
behördenübergreifenden<br />
Lösungen<br />
Ähnliches gilt<br />
für E-Health<br />
Ergebnissen sowie ein Monitoring informationswirtschaftlicher<br />
Anwendungen im Privaten Sektor im Hinblick auf bestehende<br />
Übertragungsmöglichkeiten auf den Public Sector sein.<br />
• Die für die öffentliche Verwaltung gezogenen Schlussfolgerungen<br />
lassen sich zum Teil auf das Gesundheitswesen und auf<br />
hochregulierte private Sektoren übertragen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 206<br />
Themenschwerpunkt VI:<br />
Market Driver und Marktbarrieren<br />
22. EU-Osterweiterung<br />
22.1 Die Frage<br />
„Wirkt sich die Osterweiterung der Europäischen Union positiv oder weniger positiv auf<br />
diverse informationswirtschaftliche Entwicklungen aus?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Sehr positive Folgen“) und „6“ („Sehr<br />
negative Folgen“).“<br />
22.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 143<br />
Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung<br />
Bewertung der Folgen der EU-Osterweiterung ... Mittelwert Anzahl der<br />
Nennungen<br />
„Stimmungsindikator“<br />
... auf Innovationsmöglichkeiten 2,14 177 0,50<br />
... auf den Absatz 2,34 180 2,67<br />
... auf Zuliefermöglichkeiten 2,37 176 1,00<br />
Durchschnittliche Bewertungen<br />
der Folgen auf Wirkungsbereiche<br />
2,62 892 0,81<br />
... auf den Wettbewerb 2,74 178 -<br />
... auf weitere Bereiche 3,25 4 0,38<br />
... auf Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 3,49 177 0,25<br />
Bewertung insgesamt 2,74 34 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 207<br />
Tabelle 144 Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung –<br />
Zusätzliche Begründungen<br />
Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
In %<br />
(Vorrangig) Positive Beurteilungen 21 39,6<br />
Allgemeine positive Einschätzung 2 3,8<br />
Absatz, Nachholbedarf im Osten 11 20,8<br />
Zuliefermöglichkeiten, Produktionsmöglichkeiten<br />
3 5,7<br />
<strong>bei</strong> geringeren Kosten im Osten<br />
Innovationsmöglichkeiten 2 3,8<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze, Know how 2 3,8<br />
Weniger Reglementierungen 1 1,9<br />
Ambivalente Bewertungen 2 3,8<br />
(Vorrangig) Negative Bewertungen 26 49,1<br />
Allgemeine Bewertung 2 3,8<br />
Geringerer Absatz auf Binnenmarkt, Zunahme von Importen 3 5,7<br />
Zuliefermöglichkeiten, Produktionsverlagerungen 3 5,7<br />
Innovationsmöglichkeiten 4 7,5<br />
Herausforderung an eigene Flexibilität 1 1,9<br />
Wettbewerb 1 1,9<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze, Ar<strong>bei</strong>tsmöglichkeiten, geringeres Einnahmenniveau 8 1<strong>5.</strong>1<br />
Stimmung, Befürchtungen und Misstrauen 3 5,7<br />
Entgehende Steuereinnahmen 1 1,9<br />
Kaum oder keine Einflüsse 4 7,5<br />
N 53 -<br />
22.3 Interpretation<br />
Folgen der<br />
Osterweiterung<br />
nur mit „3 +“<br />
bewertet<br />
(1) Die Folgen der EU-Osterweiterung auf informationswirtschaftliche<br />
Entwicklungen wurden von den befragten Experten im Durchschnitt,<br />
• bezogen auf die Nennungen aller Wirkungsbereiche von den<br />
„Absatzchancen“ bis zur Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen, mit der<br />
Note 2,62 oder „2 bis 3“ (<strong>bei</strong> 892 Bewertungen);<br />
• ganz allgemein gefragt, mit der Note 2,74 oder „3 plus“ bewertet (<strong>bei</strong><br />
allerdings nur 34 teilnehmenden Experten).<br />
Das ist keine euphorische Einstufung. Es stellt sich sogar die Frage, ob<br />
<strong>bei</strong> der „EU-Osterweiterung“ von einem informationswirtschaftlichen<br />
Market Driver gesprochen werden kann.<br />
Gründe für<br />
eine positivere<br />
Bewertung<br />
(2) Eine optimistischere Bewertung hätte sich angesichts der folgenden<br />
Größen erwarten lassen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 208<br />
• die besonderen Chancen der deutschen Informationswirtschaft auf<br />
den mittelosteuropäischen Märkten wegen der geografischen Nähe<br />
und dem seit Jahrzehnten eingespielten Kooperationsbeziehungen<br />
zwischen der deutschen Wirtschaft und den ostmittel- und<br />
osteuropäischen Ländern im Rahmen des Osthandels;<br />
• die bis in die Jahrzehnte des „Kalten Krieges“ zurückreichende<br />
Bereitschaft zu einem besonderen Engagement auf <strong>bei</strong>den Seiten<br />
und die besonderen wirtschaftlichen Hoffnungen nach dem Fall der<br />
Berliner Mauer im Jahre 1989;<br />
• der vor wenigen Jahren noch bestehende allgemeine Konsens, dass<br />
der Beitritt neuer Mitgliedsländer der Wirtschaft und dem Wohlstand<br />
aller Mitgliedsländer in der Europäischen Union zugutekommen.<br />
Gründe für<br />
eine<br />
skeptischere<br />
Bewertung<br />
(3) Andererseits lassen sich Problemgrößen finden, auf die sich eine<br />
größere Skepsis im Hinblick auf die Ost-Erweiterung der Europäischen<br />
Union zurückführen lässt:<br />
• die nach wie vor begrenzte „Ability to Pay“ der mittelost- und<br />
osteuropäischen Länder;<br />
• als Bedrohungen wahrgenommene Produktionsverlagerungen nach<br />
Osteuropa;<br />
• die faktisch bereits in Gang gekommene, aber in den wahren<br />
Größenordnungen noch bevorstehende Einbeziehung osteuropäischer<br />
Ar<strong>bei</strong>tskräfte auf dem europäischen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt;<br />
• die zunehmende Kompliziertheit und Intransparenz politischer<br />
Prozesse auf europäischer Ebene und die stärkere Verbreitung<br />
kritischer Haltungen gegenüber der Europäischen Union auch in<br />
Deutschland;<br />
• Missstimmungen wegen eines rückläufigen deutschen Einflusses<br />
innerhalb der EU und Befürchtungen, dass sich der bisherige<br />
verteilungspolitische Ausgleich zwichen den Mitgliedsländern nach<br />
dem Beitritt weiterer Länder nicht mehr finanzieren lässt;<br />
• eine gedrückte Stimmung angesichts kritischer Diskussionen zum<br />
Stand der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und einer als<br />
nicht ausreichend wahrgenommenen Reformpolitik.<br />
Allgemeine<br />
Stimmung zog<br />
Bewertungen<br />
nach unten<br />
(4) Auch die allgemeine politische Stimmungslage dürfte die Bewertungen<br />
zur EU-Osterweiterung nach unten gezogen haben. Solches wird<br />
durch das Ergebnis nahegelegt, dass die durchschnittliche Benotung aller<br />
Wirkungsbereiche 2,62 betrug, während die allgemeine Benotung ohne<br />
Bezugnahme auf bestimmte Wirkungsbereiche auf 2,74 sank.<br />
Polarisierung<br />
der Bewertungen<br />
....<br />
... zwischen<br />
Entwicklung<br />
der Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
...<br />
(5) Die Bewertungen der Experten differiert um 1,35 Noten zwischen der<br />
Note 2,14 für die Folgen der EU-Osterweiterung auf die bestehenden<br />
Innovationsmöglichkeiten und der Note 3,49 für die Folgen auf die<br />
Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen.<br />
Hier lässt sich insoweit von einer Polarisierung der Bewertungen<br />
sprechen, als nur die Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung auf<br />
die Ar<strong>bei</strong>tsplatzsituation unterdurchschnittlich ausfielen (von den<br />
„Weiteren Bereichen“ zuunächst abgesehen). Hingegen kamen die<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 209<br />
... und allen<br />
anderen<br />
Bewertungen<br />
„Weiteren Bereichen“ zuunächst abgesehen). Hingegen kamen die<br />
Folgen der EU-Osterweiterung auf die Innovationsmöglichkeiten, den<br />
Absatz und die Zuliefermöglichkeiten zu überdurchschnittlichen<br />
Bewertungen (duchschnittliche Bewertung: Folgen der EU-Osterweiterung<br />
auf den Wettbewerb).<br />
Wenn die EU-Osterweiterung demnach von der Informationswirtschaft<br />
kritisch gesehen wird, so liegt dies vor allem an den befürchteten<br />
negativen Wirkungen auf die Ar<strong>bei</strong>tsplätze in Deutschland.<br />
Zwar gingen nur vier Experten auf „Weitere Bereiche“ ein, hielten also die<br />
durch den Fragebogen vorgelegte Klassifizierung für ergänzungsbedürftig.<br />
Aber im Gegensatz zu den sonst üblichen positiven<br />
Bewertungen von Nennungen in der Rubrik „Weitere Bereiche“ fiel die<br />
Bewertung mit 3,25 oder „3 minus“ sehr negativ aus.<br />
Stimmungsindikator<br />
zur Osterweiterung:<br />
0,81<br />
(6) Verbessert sich die Stimmungslage zur EU-Osterweiterung, wenn die<br />
zusätzlichen Kommentare der Experten herangezogen werden? Das ist<br />
nicht der Fall: Den 21 vorrangig positiven Beurteilungen der EU-<br />
Osterweiterung standen 26 vorrangig negative Beurteilungen <strong>bei</strong> nur<br />
wenigen eindeutig ambivalenten Aussagen gegenüber. Der Wert des<br />
entsprechenden Stimmungsindikators (Anzahl der positiven Stimmen<br />
geteilt durch Anzahl der negativen Stimmen) beträgt demnach 0,81.<br />
„Stimmungsindikator“<br />
nur ...<br />
.. <strong>bei</strong><br />
voraussichtlicher<br />
Absatzentwicklung<br />
positiv<br />
(7) Teilt man die Anzahl der positiven Stimmen durch die Anzahl der<br />
negativen Stimmen und erhält auf diese Weise die Werte der<br />
„Stimmungsindikators“ für die verschiedenen Wirkungsbereiche, so wird<br />
erneut eine allerdings andere Polarisierung sichtbar. Einzig die Folgen der<br />
EU-Osterweiterung auf den Absatz wurden in den zusätzlichen Kommentaren<br />
positiv, also mit einem Wert über 1,0, bewertet (2,67).<br />
Hingegen hielten sich die positiven und negativen Stimmen <strong>bei</strong> den<br />
„Innovationsmöglichkeiten“ und den „Zuliefermöglichkeiten“ die Waage<br />
und fielen die Werte zu den Folgen der EU-Osterweiterung auf die<br />
„Weiteren Bereiche“ mit 0,38 und auf die Ar<strong>bei</strong>tsmarktsituation mit 0,25<br />
sehr negativ aus.<br />
Hier noch am<br />
ehesten ...<br />
... eine<br />
Aufbruchstimmung<br />
(8) Noch am ehesten wird eine Aufbruchstimmung erkennbar, wenn die<br />
positiven Kommentare zur Absatzentwicklung herangezogen werden.<br />
Gelegentlich war sogar von einem bestehenden Nachholbedarf der<br />
mittelosteuropäischen Länder die Rede. Zum Beispiel:<br />
„Auch wenn die Strukturen und das Know how in Osteuropa uneinheitlich<br />
und teils schwierig sind, birgt der neue Markt doch überwiegend Chancen:<br />
sowohl durch neue Kunden als auch durch neue Produktionsmöglichkeiten<br />
und Humanressourcen.“<br />
„Durch wachsende Technologiekompetenz können Ar<strong>bei</strong>tsaufgaben nach<br />
Osten verlagert werden. Geringere Ar<strong>bei</strong>tskosten. Absatz für IT+TK<br />
wächst.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 210<br />
„Entwicklung und Verbreitung des Internet liegt zurzeit zu weit zurück.“<br />
„Insgesamt dürfte die Osterweiterung einen leicht positiven Einfluss<br />
haben, da in Zukunft vermehrt Informationsdienstleistungen aus Deutschland<br />
über die neuen EU-Länder benötigt werden sowie natürlich auch<br />
umgekehrt Informationsprodukte aus diesen neuen EU-Ländern.“<br />
„Neuer Absatzmarkt, aber auch neuer Produktionsstandort.“<br />
„There is bound to be turmoil as the wider EU finds a new equilibrium, but<br />
overall this will be generally positive for information services over a period<br />
of time.“<br />
„Wir entwickeln z.B. Homepages für deutsche Unternehmen in Ost-<br />
Ländern. Warum sollten da nicht auch andere Services "mitwandern"?“<br />
Aber selbst <strong>bei</strong><br />
Absatz Einschränkungen<br />
(9) Allerdings gab es auch auf der Absatzseite negative Kommentare.<br />
Diese Beurteilungen wurden im Einzelnen begründet mit<br />
• der weiterhin geringen Nachfrage und Kaufkraft in den Beitrittsländern,<br />
• dem Import von Billigprodukten und<br />
• einer wahrscheinlich negativen Dienstleistungsbilanz für Deutschland<br />
im Verhältnis zu den neuen Beitrittsländern.<br />
Beitrittsländer<br />
weniger für<br />
Absatz ...<br />
... als für die<br />
Produktion?<br />
(10) Auch wurden die größeren Absatzchancen in den positiven<br />
Kommentaren mehrfach mit Nearshore-Tendenzen und Rationalisierungsstrategien<br />
in Verbindung gebracht. Dies lässt darauf schließen,<br />
dass zumindest Teile der Informationswirtschaft neue Engagements in<br />
Osteuropa nicht vorrangig als eine Erschließung neuer Absatzmärkte,<br />
sondern als Verteidigung etablierter Märkte anderswo mit Hilfe kostengünstigerer<br />
Produktionsstandorte auf Kosten heimischer Standorte sahen.<br />
Stimmungsindikator<br />
<strong>bei</strong> Innovationsmöglichkeiten<br />
0,50<br />
Innovationen<br />
im Zusammenhang<br />
mit<br />
Kostenreduktionen<br />
gesehen<br />
„In grenzüberschreitenden Projekten können innovative Anwendungen<br />
trotzdem bezahlbar entwickelt werden.“<br />
(11) Die Spitzenbenotung der EU-Osterweiterung für bestehende<br />
Innovationsmöglichkeiten mit 2,14 im Ankreuzverfahren ist angesichts<br />
eines „Stimmungsindikators“ von 0,50 <strong>bei</strong> den zusätzlichen Kommentaren<br />
zu relativieren.<br />
Auch in den positiven Kommentare wurde teilweise ein Zusammenhang<br />
mit notwendigen Kostenreduzierungen am heimischen Standort hergestellt:<br />
Bedrohungsszenarien<br />
...<br />
(12) In den negativen Kommentaren überwogen hingegen Bedrohungsszenarien<br />
und breitete sich eine geradezu düstere Stimmung aus:<br />
... und düstere<br />
Stimmung<br />
„In Deutschland wird nichts mehr kreativ entwickelt. Wir konkurrieren<br />
lieber mit chinesischen Tütenklebern.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 211<br />
lieber mit chinesischen Tütenklebern.“<br />
„In our experience, there is interest in products <strong>bei</strong>ng used in the West but<br />
a tendency to "copy" ideas and develop them internally. East Europe had<br />
no shortage of ideas and education but a shortage of money.“<br />
„Innovative Köpfe aus den neuen Ländern bedrohen heimische Wirtschaft.<br />
Bezahlt wird von den alten Ländern. Dennoch wertvolle Impulse<br />
und kreative Ideen. Neue Märkte werden erschlossen.“<br />
Hochwertige<br />
Innovationspotenziale<br />
in<br />
den Beitrittsländern<br />
führen<br />
nicht zwangsläufig<br />
...<br />
... zu<br />
Innovationsvorteilen<br />
für<br />
Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland<br />
(13) Demnach wurden die ostmitteleuropäischen Länder in Produktionszusammenhängen<br />
nicht nur als Niedriglohnland, sondern auch als<br />
Anbieter hochwertiger Qualifikationen zur Kenntnis genommen:<br />
• Zwar versagte das sozialistische System aus informationswirtschaftlicher<br />
Sicht nicht <strong>bei</strong> der Vermittlung, sondern „nur“ <strong>bei</strong> der<br />
Nutzung fachlicher Qualifkationen. Die Systeme des Qualifikationserwerbs<br />
haben sich in den Transformationsjahren nicht so verändert,<br />
dass nicht qualitativ hochwertige und europaweit wettbewerbsfähige<br />
Ar<strong>bei</strong>tskräfte auch im Bereich hoher und höchster informationstechnischer<br />
Qualifikationen zur Verfügung stünden.<br />
• Diese Qualifikationen können auch den internationalen Wettbewerbern<br />
der deutschen informationswirtschaftlichen Unternehmen zugutekommen<br />
wie den aufstrebenden ostmitteleuropäischen Unternehmen.<br />
• Angesichts vergleichbarer Qualifikationen, aber höherer Lohnkosten<br />
kann Deutschland ein längerfristiger schmerzlicher Anpassungsprozess<br />
innerhalb der Europäischen Union bevorstehen.<br />
Ähnlich urteilen Towers Perrin, die Beispiele für eine Anpassung der<br />
Gehälter in alten EU-Mitgliedsländern nach unten an die ostmitteleuropäische<br />
Lohnniveau identifiziert haben und eine Angleichung des<br />
Lohnniveaus im gesamten Wirtschaftsraum Europa voraussehen (8.<br />
Faktenbericht, Kapitel 4.1.3).<br />
Wirkungen auf<br />
Wetbewerb<br />
2,74<br />
(14) Die Folgen der EU-Osterweiterung auf den Wettbewerb wurde von<br />
den Experten mit 2,74 oder 3 + bewertet Ein Statement, dass sich auf<br />
den Wettbewerb bezog, passte gut in die oben dargestellten Bedrohungsszenarios:<br />
„Neue Länder können sich exzellent neu aufstellen, um international im<br />
Wettbewerb zu bestehen.“<br />
Verfügbarkeit<br />
von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen:<br />
(15) Die Folgen der EU-Osterweiterung auf die Verfügbarkeit von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen in Deutschland wurden von den befragten Experten<br />
ausgesprochen negativ bewertet:<br />
• Auf keinen anderen Bereich gingen die Experten in ihren zusätzlichen<br />
Stellungnahmen häufiger ein, von den Kommentaren zu<br />
Absatzmöglichkeiten abgesehen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 212<br />
Stimmungsindikator<br />
0,25<br />
Westeuropäische<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter ....<br />
... in der<br />
Qualifikation<br />
gleichwertig, ...<br />
• In ihrer Bewertung gaben die Experten den Folgen der EU-<br />
Osterweiterung auf die Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen die Note 3,49<br />
oder „3 bis 4“. Das ist <strong>bei</strong> Experten, die unternehmerische Funktionen<br />
wahrnehmen und in dieser Funktion auf „Optimismus“ abonniert sind,<br />
eine schlechte Bewertung. Ähnliche Bewertungen wurden <strong>bei</strong><br />
vergleichbaren Fragestellungen in früheren <strong>Trendbericht</strong>en nur selten<br />
erreicht.<br />
• Der Wert des Stimmungsindikators erreicht <strong>bei</strong> der „Verfügbarkeit von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen“ mit 0,25 den schlechtesten Wert.<br />
Beispiele für Kommentare dazu sind:<br />
„Die EU-Osterweiterung könnte (theoretisch) positive Auswirkungen<br />
haben, z.B. im Hinblick auf Innovationen. Es ist jedoch zu befürchten,<br />
dass die EU-Osterweiterung nur der Erhöhung der Zahl der Niedriglohnländer<br />
bzw. Billigsteuerländer dient.“<br />
„Erweitertes Pool von spezialisierten Ar<strong>bei</strong>tern. Neue Ar<strong>bei</strong>tschancen in<br />
osteuropäischen Ländern, weniger Chancen zuhause.“<br />
... in den<br />
Ar<strong>bei</strong>tskosten<br />
unterlegen<br />
„Hohes Potenzial hoch motivierter Ar<strong>bei</strong>tskräfte. Moderates Lohnniveau.<br />
Absatzmarkt noch unterentwickelt, aber potenzialstark.“<br />
„Import von Billigprodukten. Verfügbarkeit von Personal zu niedrigen<br />
Löhnen wird erleichtert.“<br />
„Wegfall von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen.“<br />
Ausdrückliche<br />
Verweise auf<br />
schlechte<br />
Stimmung ...<br />
...meistens im<br />
Zusammenhang<br />
mit der<br />
Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik<br />
(16) In mehreren Stellungnahmen wurde auf eine schlechte Stimmung im<br />
Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung meistens unter Bezugnahme<br />
auf die Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik verwiesen:<br />
„Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit hoch, Frustration ebenso. Allerdings bessere Absatzmöglichkeit<br />
<strong>bei</strong> kleineren Gütern.“<br />
„Fern der Ostgrenzen fehlt die Einsicht für Chancen. Darum wird sich der<br />
Einfluss gering halten. Noch überwiegen Befürchtungen und gegenseitiges<br />
Mißtrauen.“<br />
Ambivalente<br />
Hinweise auf<br />
Politik ...<br />
... und<br />
politische<br />
Rahmenbedingungen<br />
(17) Die Beurteilungen politischer Zusammenhänge, nach denen nicht<br />
ausdrücklich gefragt worden war, fielen insgesamt gesehen ambivalent<br />
aus. Während ein Experte auf die geringeren Reglementierungen in den<br />
ostmitteleuropäischen Ländern und damit auf einen Vorteil für sich dort<br />
ansiedelnde deutsche Unternehmen hinwies, gingen anderere Experten<br />
auf die Steuerausfälle für den deutschen Fiskus im Falle von<br />
Produktionsverlagerungen und auf einen von den ostmitteleuropäischen<br />
Ländern in Gang gesetzten Steuerwettbewerb zwischen den EU-<br />
Mitgliedsländern ein.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 213<br />
Informationswirtschaftlicher<br />
Osthandel im<br />
Bezugsrahmen<br />
...<br />
...von Restrukturierungsmaßnahmen<br />
und Nearshore-<br />
Strategien<br />
• Die Beitrittsländer stellen für informationswirtschaftliche Unternehmen<br />
insoweit eine Chance dar, als sie qualifiziertes Personal auf allen<br />
Kompetenzebenen und kostengünstige Produktionsstandorte offerieren.<br />
Ein Eingehen auf diese Angebote wird als problematisch<br />
empfunden, weil es zu einem Stellenabbau an deutschen Produktionsstandorten<br />
führt. Die Unternehmen werden zwar über entsprechende<br />
Strategien gesichert, der Produktionsstandort Deutschland<br />
aber – konstant bleibende Rahmenbedingungen vorausgesetzt – geschwächt.<br />
Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik<br />
verschärft sich<br />
mit Freizügigkeit<br />
weiter.<br />
Absatz positiv,<br />
aber<br />
Bedeutung eingeschränkt<br />
Allgemein<br />
gedrückte<br />
Stimmung wirkt<br />
sich auch <strong>bei</strong><br />
spezifischen<br />
Problemen<br />
aus.<br />
Befunde gelten<br />
vermutlich für<br />
andere<br />
Branchen.<br />
Angemessene<br />
Handlungsebene:<br />
allgemeine<br />
Wirtschafts-<br />
und<br />
Reformpolitik ...<br />
... für Verbesserung<br />
des<br />
Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland<br />
(18) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />
sich:<br />
• Die deutsche Informationswirtschaft sieht die EU-Osterweiterung<br />
weniger im Kontext zusätzlich zu erschließender oder auszubauender<br />
Absatzmärkte als im Bezugsrahmen von Restrukturierungsmaßnahmen<br />
und Nearshore-Strategien.<br />
• Mit der in wenigen Jahren bevorstehenden Freizügigkeit ostmitteleuropäischer<br />
Ar<strong>bei</strong>tskräfte wird sich die Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik in<br />
Deutschland weiter verschärfen.<br />
• Die voraussichtliche Absatzentwicklung in den ostmitteleuropäischen<br />
Ländern wird von der deutschen Informationswirtschaft positiv<br />
bewertet. Deren Bedeutung bleibt allerdings hinter der Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik<br />
in Deutschland zurück.<br />
• Die gegenwärtige Diskussion um die Europapolitik und die aktuelle<br />
Reformpolitik in Deutschland dürften zu einer teilweise gedrückten<br />
Stimmung in Zusammenhängen mit der EU-Osterweiterung <strong>bei</strong>getragen<br />
haben.<br />
• Da es sich <strong>bei</strong> der deutschen Informationswirtschaft weiterhin um eine<br />
der viel versprechendsten Branchen handelt, dürfte die Stimmung in<br />
anderen Branchen im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung<br />
nicht besser sein.<br />
• Die aufgezeigten Probleme sind wirtschaftspolitisch relevant. Wie die<br />
Erörterungen zu Outsourcing und Offshoring an anderer Stelle dieses<br />
Berichtes gezeigt haben, können die Unternehmen auf die Option des<br />
Offshoring im Rahmen einer umfassenden Modernisierungs- und<br />
Sicherungsstrategie aber nicht verzichten.<br />
• Die vorliegenden Ergebnisse sind gut geeignet, auf die Dringlichkeit<br />
geeigneter Maßnahmen zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland zu verweisen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 214<br />
23. Patentierbarkeit von Software<br />
23.1 Die Frage<br />
„Sollte die Patentierbarkeit von Software, wie sie gegenwärtig möglich ist, eher<br />
eingeschränkt, <strong>bei</strong>behalten oder ausgeweitet werden?“<br />
23.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 145<br />
Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten<br />
oder ausweiten? - Insgesamt<br />
Absolut In %<br />
Eher einschränken 86 47,5<br />
Eher <strong>bei</strong>behalten 76 42,0<br />
Eher ausweiten 19 10,5<br />
N 181 -<br />
Tabelle 146<br />
Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten<br />
oder ausweiten?<br />
Bewertungsindikatoren nach Sektoren und Branchen<br />
Allgemein 5,10<br />
Ankreuzverfahren 4,53<br />
Zusätzliche Kommentare 5,67<br />
Private Anbieter 6,02<br />
Tele- und Mobilkommunikation 5,00<br />
Informations- und Kommunikationstechnik 7,00<br />
Elektronische Informationsdienste 5,00<br />
E-Commerce, Online-Werbung 5,50<br />
Private Anwender 4,75<br />
Öffentlicher Bereich 4,13<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 215<br />
Tabelle 147<br />
Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten<br />
oder ausweiten? – Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Patentierbarkeit einschränken – Freie Software<br />
weiterentwickeln<br />
51 69,9<br />
Allgemeines Statement 1 1,4<br />
Innovationsverringerung, weniger Entwicklungen –<br />
16 21,9<br />
Komplexitätsgrad von Produkten steigt – Verteuerung von<br />
Entwicklungen<br />
Freie Software weiterentwickeln, Gefährdung von Open Source,<br />
9 12,3<br />
besondere Qualität von Linux<br />
Behinderung der Markt- und gesamtwirtschaftlichen<br />
7 9,6<br />
Entwicklung<br />
Diskriminierung kleiner und mittlerer Unternehmen,<br />
7 9,6<br />
Verringerung von Wettbewerb, Förderung von Konzentration und<br />
Monopolbildungen<br />
Patentierbarkeit schwer zu erkennen – Sind gar keine<br />
7 9,6<br />
Erfindungen – Patentierung jeder Kleinigkeit<br />
Gesetzesverletzungen <strong>bei</strong> ausufernder Gesetzgebung –<br />
Umsetzungsproblematik – Unnötige Rechtsstreitigkeiten und<br />
erhöhte Risiken<br />
4 5,5<br />
Patentierbarkeit <strong>bei</strong>behalten – Ambivalente Stellungnahmen<br />
– Kein Zusammenhang zur Marktentwicklung<br />
11 15,1<br />
System hat sich bewährt 5 6,8<br />
Weitere Stellungnahmen 6 8,2<br />
Patentierbarkeit ausweiten 9 12,3<br />
Allgemeines Statement 2 2,7<br />
Anreize für Weiterentwicklungen und Investitionen setzen 3 4,1<br />
Bessere Marktentwicklung 1 1,4<br />
Höhere Rechtssicherheit für KMUs 1 1,4<br />
Anforderung an US- und weiteres internationales Patentrecht 2 2,7<br />
Anforderungen an Patente 2 2,7<br />
N 73 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 216<br />
23.3 Interpretation<br />
Relevantes ...<br />
... und ausführlich<br />
zu erörterndes<br />
Problem<br />
(1) Der aktuelle Streit um die Einschränkung, Beibehaltung oder<br />
Ausweitung der Patentierbarkeit von Software wurde von den befragten<br />
Experten als relevantes Problem angesehen:<br />
• 181 von 208 Experten gaben dazu eine Beurteilung ab, das sind 87<br />
%.<br />
• Dazu kamen 73 zusätzliche Kommentare. Viele von ihnen waren im<br />
Vergleich zu den Antworten auf andere Fragen ausführlicher und<br />
ließen so auf ein besonderes Engagement oder auf eine besondere<br />
Notwendigkeit schließen, differenzierend zu argumentieren.<br />
Aktuelle<br />
öffentliche<br />
Diskussion um<br />
die Patentierbarkeit<br />
von<br />
Software<br />
Argumentation<br />
zugunsten der<br />
EU-Initiative<br />
(2) Dieses besondere Engagement ist damit zu erklären, dass sich die<br />
entsprechende Initiative der Europäischen Kommission zur Patentierbarkeit<br />
von Software während des Befragungszeitraumes in der<br />
öffentlichen Diskussion befand. Auch größere informationswirtschaftliche<br />
Verbände haben sich im öffentlichen Raum zugunsten dieser Initiative<br />
eingesetzt. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft fasste die Argumente<br />
zugunsten einer höheren Patentierbarkeit von Software in einer<br />
Presseerklärung im Febuar 2005 instruktiv zusammen:<br />
„1. Ohne Patente kein Schutz des geistigen Eigentums. Patente<br />
übernehmen in unserem Wirtschaftssystem eine wichtige Aufgabe: Sie<br />
schützen geistiges Eigentum und sichern dessen Verwertung. Die in der<br />
aktuellen Diskussion vorgebrachten Argumente der Gegner einer<br />
Patentierung von computerimplementierten Erfindungen beziehen sich<br />
nur vordergründig allein auf Software. Tatsächlich betreffen sie generell<br />
die Frage der Notwendigkeit einer Patentierung. Die Softwarebranche<br />
unterscheidet sich nicht von anderen Branchen. Wird das Patentrecht<br />
allgemein aktzeptiert, kann die Patentierung computerimplementierter<br />
Erfindungen keine Ausnahme bilden. Die Möglichkeit, auch Eigentum an<br />
den Ergebnissen seiner Entwicklungsar<strong>bei</strong>t zu erlangen, ist da<strong>bei</strong> ein<br />
wichtiger Anreiz für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen.<br />
2. Langjährige Rechtspraxis und kein neues Recht. Die Erteilung von<br />
Patenten für computerimplementierte Erfindungen ist langjährige Rechtspraxis<br />
des Europäischen Patentamtes, verschiedenster nationaler<br />
Patentämter und auch des Deutschen Patent- und Markenamtes. Der<br />
Richtlinienentwurf harmonisiert lediglich diese Rechtspraxis und schafft<br />
kein neues Recht.<br />
3. Technikbegriff ist hinreichend bestimmt - „Trivialpatente“ werden<br />
verhindert. Die Erteilungspraxis des Europäischen Patentamtes und des<br />
Deutschen Markenamtes haben gezeigt, dass der in der Ratsposition<br />
gefundene Technikbegriff in der Erteilungspraxis handhabbar ist. Die<br />
Patentämter haben eine lange Erfahrung mit der Auslegung des für eine<br />
Patentierung notwendigen „technischen Beitrags“. Software allein erfüllt<br />
die Bedingungen für diesen Beitrag nicht. Eine Patentierung von sog.<br />
Trivialerfindungen oder Geschäftsprozessen wird durch die Richtlinie<br />
wirksam verhindert.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 217<br />
4. Patente wichtiger Schutz für kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Patente sind gerade für kleine und mittlere Unternehmen das einzige<br />
Instrument zum Schutz ihrer eignen Innovationen. Patente schützen diese<br />
auch vor großen bereits im Markt vertretenen Softwareanbietern. Ohne<br />
Patente fehlt kleinen und mittleren Unternehmen eine wichtige Einnahmequelle,<br />
denn neue Ideen können dann beliebig kopiert und von anderen<br />
Unternehmen umgesetzt werden. Patente sind für junge Unternehmen<br />
auch eine wichtige Voraussetzung, um externe Finanzierungsquellen zu<br />
erschließen.<br />
<strong>5.</strong> Keine Behinderung von Open Source Software. Die Koexistenz von<br />
Open Source-Software mit proprietärer Software ist heute Realität. Sie<br />
wird nicht von der Patentierung computerimplementierter Erfindungen<br />
behindert. Die bisherige Marktentwicklung von Open Source-Software ist<br />
dafür der beste Beleg. Die Ratsposition macht keinen Unterschied<br />
zwischen Open Source-Software und proprietärer Software. Zur Gewährleistung<br />
von Chancengleichheit müssen für <strong>bei</strong>de auch die gleichen<br />
Rahmenbedingungen gelten. Sonder- oder Ausnahmeregelungen für<br />
Open Source-Software darf es da<strong>bei</strong> ebenso wenig geben wie eine<br />
Bevorzugung von proprietärer Software.“<br />
Darüber hinaus begrüßte der BDWV die Schaffung von Rechtssicherheit<br />
durch eine EU-Richtlinie.<br />
Differenzierender wurde von BITKOM - allerdings mit gleicher Tendenz -<br />
argumentiert.<br />
Informationswirtschaft<br />
für<br />
eine Einschränkung<br />
...<br />
... der Patentierbarkeit<br />
von<br />
Software ...<br />
... mit Indikatorwerten<br />
von<br />
4,53 und 5,67<br />
(3) Diese Argumentationen wurden von der Informationswirtschaft, soweit<br />
ihre Ansichten in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> erfasst wurden,<br />
nicht übernommen:<br />
• 48 % der befragten Experten traten für eine Einschränkung der bisher<br />
geltenden Regelungen für die Patentierbarkeit von Software ein.<br />
• Demgegenüber sprachen sich lediglich 11 % der befragten Experten<br />
für eine Ausweitung dieser Regelungen aus.<br />
• Der Wert des entsprechenden Indikators zugunsten einer<br />
Einschränkung der Patentierbarkeit von Software beträgt demnach<br />
4,53.<br />
Diese Tendenz wird noch deutlicher, wenn man die zusätzlichen<br />
Kommentare der Experten heranzieht:<br />
• Hier wurde in 70 % der zusätzlichen Begründungen für eine Einschränkung<br />
der derzeit geltenden Regelungen plädiert.<br />
• Dem standen lediglich 12 % der Begründungen zugunsten einer<br />
Ausweitung der bisherigen Patentierbarkeit entgegen.<br />
• Der Wert des Indikators zugunsten einer Einschränkung der Patentierbarkeit<br />
von Software beträgt demnach 5,67.<br />
Ähnliche<br />
Ergebnisse auf<br />
sektoraler<br />
Ebene<br />
(4) Diese Ergebnisse sind in keiner Weise zu relativieren, wenn man die<br />
Differenzierungen der Ergebnisse nach Sektoren und Teilmärkte<br />
heranzieht (vgl. Tabelle 146).<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 218<br />
Regelungen<br />
<strong>bei</strong>behalten<br />
43 %<br />
und 15 %.<br />
(5) Andererseits kam es zu keiner weitgehenden Polarisierung der<br />
Positionen, da sich 42 % der Experten dafür einsetzten, die gegenwärtig<br />
geltenden Regelungen <strong>bei</strong>zubehalten. Bei den zusätzlichen Kommentaren<br />
kam der Anteil der Klassifizierung „Patentierbarkeit <strong>bei</strong>behalten –<br />
Ambivalente Stellungnahmen“ auf 15 %. Zum Beispiel:<br />
„Keine Extreme!“<br />
„Bisher gutes System.“<br />
„Patentschutz und Vermarktungsfähigkeit stehen in keinem direkten<br />
Zusammenhang.“<br />
„Das kommt immer auf die Anwendung an.“<br />
Wert von<br />
Patenten ...<br />
... als<br />
komplexes<br />
Abwägungsproblem<br />
(6) Grundsätzlich ist nicht nur die Patentierbarkeit von Software, vielmehr<br />
allgemein der Wert des Patentschutzes umstritten. So kann die Chance<br />
auf die Erlangung eines Patentes den Anreiz erhöhen, in Forschung und<br />
Entwicklung zu investieren. Ist jedoch ein Patent erteilt, so kann dies die<br />
FuE-Anstrengungen der Wettbewerber des Patentinhabers behindern.<br />
Demnach sind die Vor- und Nachteile der Patentierbarkeit sowohl<br />
allgemein als auch im konkreten Fall gegeneinander abzuwägen und<br />
können die Schlussfolgerungen für die Folgen des Patentschutzes<br />
unterschiedlich ausfallen – dies insbesondere im Hinblick auf:<br />
• Innovationsfähigkeit,<br />
• Markt-, Branchen- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung,<br />
• Unternehmensgrößenstruktur sowie<br />
• damit verbundene politische und rechtliche Zusammenhänge.<br />
In der öffentlichen Diskussion wird die Notwendigkeit zu einer Abwägung<br />
nicht immer deutlich, weil es zwar Patentämter und andere Organisationen<br />
gibt, die sich für den Patentschutz einsetzen, die Interessen<br />
gegen einen Patentschutz aber nicht oder kaum institutionalisiert sind.<br />
„Balance<br />
zwischen<br />
Entwicklung<br />
und Gewinnabschöpfung“<br />
Allerdings gingen mehrere Experten in dieser Umfrage auf die Notwendigkeit<br />
eines Abwägungsprozesses ein:<br />
„Es muss eine Balance zwischen Entwicklung und Gewinnabschöpfung<br />
gefunden / gehalten werden.“<br />
„Grundsätzlich schränken Patente die Produktentwicklung ein, da sie<br />
Know how ausgrenzen, und sind daher möglichst zu vermeiden. Als<br />
Anreiz zur Investition sind sie aber unumgänglich. Wie wäre es, wenn nur<br />
ganz konkrete Anwendungen (am Ende der Wertschöpfungskette) patentierbar<br />
wären?“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 219<br />
Spezifika von<br />
Software<br />
führen<br />
zu besonderen<br />
Problemen.<br />
Wann ist die<br />
Leistung <strong>bei</strong><br />
der Programmierung<br />
von<br />
Software ...<br />
(7) Bei der Frage des Patentschutzes von Software kommt eine<br />
zusätzliche Problematik hinzu. Wann ist <strong>bei</strong> der Programmierung einer<br />
Software von einer originären und kreativen Leistung zu reden? Hier kam<br />
es aus der Sicht der Experten zu weitgehenden und letztlich nicht<br />
eindeutig entscheidbaren Abgrenzungsproblemen.<br />
Äuf diese Problematik wurde in 10 % aller zusätzlichen Begründungen<br />
eingegangen, zum Beispiel:<br />
„Bei Software ist die Patentierbarkeit schwer zu erkennen.“<br />
„Der schützenswerte Inhalt ist meines Erachtens nicht ausreichend<br />
definierbar.“<br />
... originär und<br />
kreativ?<br />
„Die Patentierbarkeit von Software stellt nicht nur die Patentämter vor<br />
erhebliche Schwierigkeiten (Überprüfung), sondern wird die Monopolisierung<br />
von Softwareproduzenten erheblich verschärfen.“<br />
„Es handelt sich selten um Neuerungen, eher um andere „Kombinationen"<br />
auf Basis vorhandener „Ideen".“<br />
„So lang die Technizität der Erfindung nicht ein festgeschriebenes, nachvollziehbares<br />
Niveau hat, behindern Softwarepatente die Innovationsfähigkeit<br />
der Gesamtwirtschaft.“<br />
„Sowieso eine Grauzone.“<br />
Patentierbarkeit<br />
von Trivialitäten?<br />
Zusätzlich wurde befürchtet, dass eine einmal in Gang gekommene<br />
Ausweitung der Patentierbarkeit von Software zu einer Flut erteilter<br />
Patente für im Grunde nicht schutzwürdige Neuerungen führen werde.<br />
Oder es sei bereits soweit, mutmaßte ein Experte:<br />
„Na ja, das Ganze explodiert mittlerweile in Trivialitäten wie Mausklick,<br />
Toolbar u.ä.“<br />
Keine<br />
Gegenstimme<br />
zur Abgrenzungsproblematik<br />
Aber zu allen<br />
anderen<br />
Dimensionen<br />
(8) Während es zu dem Problem einer schwierigen Erkennbarkeit der<br />
Patentwürdigkeit einer Software keine Gegenstimme gab, wurden die<br />
Folgen des Patentschutzes für Software auf Innovationsfähigkeit, Marktund<br />
gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Unternehmensgrößenstruktur und<br />
damit verbundene politische und rechtliche Zusammenhänge auch positiv<br />
bewertet. Allerdings handelte es sich da<strong>bei</strong> immer um eindeutige<br />
Minderheitsmeinungen.<br />
Die entsprechenden Indikatorwerte sind in Tabelle 148 wiedergegeben.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 220<br />
Tabelle 148<br />
Wirkungen einer Einschränkung des Patentschutzes<br />
auf Software positiv? - Die Indikatorwerte<br />
Wirkungen einer Einschränkung des Patentschutzes auf Software positiv<br />
und zwar auf ...<br />
I. Insgesamt<br />
Zusätzliche Begründungen 5,67<br />
<strong>II</strong>. In einzelnen Problemdimensionen<br />
... auf Innnovationsfähigkeit (ohne Einbeziehung der Nennungen zur Freien<br />
5,33 1)<br />
Software)<br />
... auf Freie Software, Open Source, Linux „unendlich<br />
positiv“ 2)<br />
... auf Markt- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung 7,00<br />
... auf Unternehmensgrößenstruktur 7,00<br />
... auf politische und rechtliche Zusammenhänge 2,00<br />
Technische Probleme der Patentierbarkeit von Software<br />
(„Patentwürdigkeit nicht eindeutig erkennbar“)<br />
„unendlich<br />
positiv“ 2)<br />
1) Bei Einbeziehung der freien Softwarebewegung 8,33.<br />
2) Keine verneinenden Stimmen (Division durch Null).<br />
Bewertungsindikator<br />
Innovationsfähigkeit<br />
Patentschutz<br />
erhöht<br />
Innovationsfähigkeit.<br />
Nein, er<br />
verringert sie.<br />
(9) Zu dem Einfluss des Patentschutzes auf die Innovationsfähigkeit<br />
war <strong>bei</strong>spielsweise ein Experte der Ansicht:<br />
Andererseits gab es dazu mehr als fünfmal so viel dezidierte<br />
Gegenstimmen (Bewertungsindikator: 5,33), zum Beispiel:<br />
„Alle „geistigen Leistungen" beruhen auf bisherigen Erfahrungen, die sie<br />
erst möglich gemacht haben. Eine Unterbrechung dieses Lernprozesses<br />
durch Patente führt zu Stillstand und Rückschritt - und zu notwendigen<br />
Gesetzesverletzungen mit den entsprechenden Konsequenzen.“<br />
„Ausweitung auf grundlegende Algorithmen behindert Entwicklung mehr,<br />
als dass sie sie fördert. Patent = Festschreibung auf Status Quo --> dient<br />
letztendlich der Investitionssicherung eines (!) Unternehmens.“<br />
„(Der Patentschutz) erhöht den Wettbewerb und technische Weiterentwicklungen.“<br />
Entsprechender<br />
Indikator<br />
5,33<br />
„Die Unsicherheit über mögliche Rechteverletzungen behindert Neuentwicklungen.<br />
Es müssen Freiräume erhalten bleiben und nicht Mini-<br />
Innovationen ein Patent erhalten dürfen.“<br />
„Eine Ausweitung führt zu weiteren Markt- und Machtkonzentrationen,<br />
schränkt die Informations- und Entwicklungsfreiheit ein.“<br />
„Es werden damit wichtige Entwicklungen blockiert.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 221<br />
„Patentregeln behindern freie Entwicklung und machen schrittweise<br />
Innovation sehr komplex.“<br />
„Patentstreitigkeiten behindern die Verbreitung von Innovationen.“<br />
„Sonst lässt sich jeder (alles) patentieren, was die Entwicklung unbotmäßig<br />
aufhält.“<br />
„Weil sie den Fortschritt verhindert und unnötig Ressourcen verbraucht,<br />
die besser genutzt werden können und Kosten senken.“<br />
„Weniger Vielfalt an schnellen kleinen Neulösungen, die branchenübergreifend<br />
genutzt werden. Masse an Rechtsstreitigkeiten. Unzugänglichkeit<br />
Sourcecode (Vorkehrung für Rechtsstreit) behindert Kontrolle,<br />
Wartung und Konfiguration.“<br />
Open Source-<br />
Bewegung wird<br />
ausschließlich<br />
positiv<br />
gesehen.<br />
Weiterentwicklung<br />
zu<br />
einer allgemein<br />
verfügbaren<br />
Software-<br />
Infastruktur<br />
verlangt<br />
(10) Der Indikator für die positiven Wirkungen eines geringen<br />
Patentschutzes auf die Innovationsfähigkeit stiege auf den Wert 8,33,<br />
wenn man die Nennungen zur „Weiterentwicklung freier Software, der<br />
Gefährdung von Open Source durch eine Ausweitung des Patentschutzes<br />
und die besondere Qualität von Linux“ in die Klassifikation zur<br />
„Innovationsfähigkeit“ einbezöge.<br />
Freie Software, Open Source und Linux wurden von den befragten<br />
Experten, soweit sie dazu Stellung nahmen, ausschließlich positiv<br />
gesehen. Das ging soweit, dass Open Source als die „Software-<br />
Entwicklung der Zukunft“ bezeichnet und die Weiterentwicklung von Open<br />
Source-Anwendungen zu einer allgemein verfügbaren Software-Infastrutur<br />
verlangt wurde. Mehrfach stellten die Experten eine kausale Beziehung<br />
zwischen höherem Patentschutz auf der einen Seite und der<br />
Monopolbildung sowie der Behinderung freier Software auf der anderen<br />
Seite her.<br />
Hier liegt, auch wenn Open Source-Anwendungen bislang nicht über<br />
begrenzte Marktanteile hinausgekommen und ihre Vorteile im Vergleich<br />
zu den bestehenden Alternativen sorgfältig abzuwägen sind, eine<br />
Analogie zu der gelungenen Schaffung einer Weltinformationsinfrastruktur<br />
durch das frei verfügbare Internet nahe.<br />
„Der einzig fortschrittliche<br />
Ansatz“<br />
Die informationswirtschaftlichen Experten gingen <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt<br />
auf die Open Source-Bewegung ein:<br />
„Businessmodelle sollten eher in der Integration freier Software in<br />
Infrastrukturen liegen. Sicherheit wird durch große Entwicklercommunity<br />
gestärkt. „Lust"angriffsziele (personifizierte Feinde) werden geringer.“<br />
Freie Software<br />
gegen<br />
Monopolbildungen<br />
„Creative Commons ist der einzig fortschrittliche Ansatz; alle anderen<br />
versuchen zu zementieren.“<br />
„Die Patentierbarkeit gefährdet stark Open Source-Projekte und<br />
Entwicklung kleiner Unternehmen. Damit erhöht sich die Gefahr der<br />
Monopolbildung seitens Branchenführer.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 222<br />
Höhere<br />
Qualität <strong>bei</strong><br />
Linux<br />
„Gefährdet freie Softwareentwicklung.“<br />
„Höhere Qualität (siehe Linux im Vergleich zu Microsoft).“<br />
„Open software ++.“<br />
„Open Source ist Software-Entwicklung der Zukunft.“<br />
„Software wird immer mehr zum Allgemeingut, ähnlich wie Infrastrukturen.“<br />
„Vor allem die (in meinen Augen) positiv zu bewertenden Open Source-<br />
Projekte wie Linux werden nachhaltig behindert.“<br />
Markt- und<br />
gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
Entsprechender<br />
Indikator<br />
7,0<br />
(11) Ein Experte vertrat die Ansicht, dass ein verstärkter Patentschutz<br />
„zu einer stärkeren Marktentwicklung (führt)“.<br />
Allerdings vertraten siebenmal so viele Experten die entgegengesetzte<br />
Meinung. Da<strong>bei</strong> dürfte die Mehrheit vor allem den Zusammenhang<br />
gesehen haben, dass niedriger Patentschutz zu mehr Innovationen führt<br />
und mehr Innovationen über entsprechende Investitionen, Unternehmensstrategien<br />
zur Markteinführung und erfolgreicher Mobilisierung von<br />
Nachfrage die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beschleunigen.<br />
Gelegentlich wurde auch auf die personellen, finanziellen und administrativen<br />
Kosten des Patentschutzes hingewiesen.<br />
„Die Märkte<br />
müssen<br />
wachsen<br />
können, ...<br />
... ohne für<br />
Trivialitäten<br />
Lizenzen administrieren<br />
zu<br />
müssen.“<br />
Beispiele für Aussagen zu diesem Komplex lauten:<br />
„Amerikanische Verhältnisse <strong>bei</strong> Software-Patenten sollten vermieden<br />
werden. Die Märkte müssen wachsen können, ohne für Trivialitäten<br />
Lizenzen administrieren zu müssen.“<br />
„Patente <strong>bei</strong> Softwareprodukten werden zu einer Verlangsamung <strong>bei</strong> der<br />
Entwicklung führen.“<br />
„Patente sind unnötig, Copyright reicht aus. Wirtschaftliche Entwicklung<br />
wird behindert.“<br />
„Patentierbarkeit von Software hemmt eher die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung.“<br />
Wirkungen auf<br />
Unternehmensgrößenstruktur<br />
7,0<br />
(12) Während ein enger Zusammenhang zwischen höherer Innovationsfähigkeit<br />
(als Folge niedrigen oder hohen Patentschutzes) und wirtschaftlicher<br />
Entwicklung unmittelbar einsichtig ist, erscheint der Einfluss<br />
des Patentschutzes auf die Größenstruktur der Unternehmen weniger<br />
eindeutig. Der Experte, der in dieser Dimension einen höheren<br />
Patentschutz befürwortete, sah den Vorteil in<br />
(einer) höheren Rechtssicherheit für Innovationen kleiner Unternehmen“.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 223<br />
KMUs sind<br />
einem „Patentkrieg“<br />
nicht<br />
gewachsen.<br />
Wiederum vertraten siebenmal so viele Experten die Gegenmeinung,<br />
hier, dass ein niedriger Patentschutz zu einer Besserstellung innovativer<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen führe. Dies wurde im Einzelnen mit der<br />
Möglichkeit begründet, dass Rechtsstreitigkeiten um Patente zu einem<br />
Instrument der „Kriegsführung“ zwischen im Wettbewerb stehender<br />
Unternehmen ausgebaut werden kann. In einem solchen Streit könnten<br />
kleine und mittlere Unternehmen gegen Großunternehmen nur verlieren.<br />
Zum Beispiel:<br />
„Besonders für kleine Unternehmen stellt die neuen Patentierungsmöglichkeit<br />
eine Bedrohung dar, da sie nicht wie z.B. Microsoft Hunderte<br />
von Patentanwälten beschäftigen können, die ihnen Patente sichern.“<br />
Ausweitung<br />
des Patentschutzes<br />
...<br />
... als Angleichung<br />
an das<br />
US- und<br />
internationale<br />
Recht<br />
Degegen<br />
Umsetzungsprobleme<br />
sowie mehr<br />
Gesetzesverstöße<br />
und<br />
Prozesse<br />
(13) Im Bereich der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen<br />
wurden die positiven Wirkungen vor allem in der Angleichung bzw. in den<br />
Angleichungsmöglichkeiten an das US- und weitere internationale<br />
Patentrecht gesehen:<br />
„Endlich Angleichung an US-Patentrecht.“<br />
„In Deutschland ist vieles bereits patentierbar. Ausweitung steht nicht im<br />
Vordergrund, eher die Kompatibilität mit ausländischen Patentvorschriften..“<br />
Hingegen sah die stärker vertretene Schar der Kritiker eines verstärkten<br />
Patentschutzes vor allem die Gefahren zunehmender Gesetzesverletzungen,<br />
eine besondere Umsetzungsproblematik supranationaler<br />
Richtlinien sowie im Grunde unnötige Rechtsstreitigkeiten und damit<br />
verbundene höhere Kosten und Unsicherheiten für die betroffenen<br />
Unternehmungen voraus.<br />
Informationswirtschaft<br />
ziemlich<br />
eindeutig...<br />
... gegen<br />
weitergehende<br />
Patentierbarkeit<br />
von<br />
Software<br />
Gravierende<br />
Definitions- und<br />
Abrenzungsprobleme<br />
Negative<br />
Wirkungen auf<br />
Innovation ...<br />
(14) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />
sich:<br />
• Die Informationswirtschaft strebt nach den vorliegenden Ergebnissen<br />
keine radikale Abkehr von der geltenden rechtlichen Lage zur<br />
Patentierbarkeit von Software an. Aber vor die Alternative gestellt, für<br />
einen stärkeren oder schwächeren Patentschutz einzutreten, entschiede<br />
sie sich eindeutig für einen schwächeren Patentschutz.<br />
• Die Patentierbarkeit von Software kann technisch an Definitions- und<br />
Abgrenzungsproblemen scheitern, weil aus der Sicht der Experten<br />
kaum eindeutig geklärt werden kann, wann eine originäre kreative<br />
Leistung vorliegt. Auch würde eine Ausweitung der Patentierbarkeit<br />
von Software die Ausbreitung freier Software beeinträchtigen. Zu<br />
diesen Positionen der Informationswirtschaft gab es unter den<br />
befragten Experten keine Gegenstimme.<br />
• Eine eindeutige Mehrheit unter den befragten Experten war insgesamt<br />
gesehen der Meinung, dass sich eine stärkere Patentierbarkeit von<br />
Software negativ auf die Innovationsfähigkeit, auf die Branchen- und<br />
gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie auf die Betriebsgrößen-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 224<br />
... und<br />
wirtschaftliche<br />
Entwicklung?<br />
Auch rechtliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
verschlechtern<br />
sich.<br />
Förderung von<br />
Open Source<br />
im Sinne der<br />
Informationswirtschaft<br />
Interessen von<br />
KMUs und<br />
Großunternehmen<br />
gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie auf die Betriebsgrößenstruktur<br />
zu Lasten der kleinen und mittleren Unternehmungen<br />
auswirkt.<br />
• Auch erwartete eine Mehrheit unter den Experten von einer<br />
Ausweitung der Patentierbarkeit von Software ungünstigere rechtliche<br />
Rahmenbedingungen, insbesondere eine Zunahme von Patentstreitigkeiten<br />
und eine entsprechende Zunahme von Risiken für die<br />
„Patentpolitik“ kleiner und mittlerer Unternehmen. Vorteile wurden in<br />
der Angleichung an das Patentrecht in den USA und weiteren<br />
Ländern gesehen.<br />
• Eine Förderung von Open Source wäre im Sinne der Informationswirtschaft<br />
und würde von dieser in guten Teilen mitgetragen.<br />
• Diese Förderung sollte sich nicht nur auf einzelne Anwendungen,<br />
sondern auch auf eine Eruierung der Möglichkeiten von Open Source<br />
als einer umfassenderen Software-Infrastruktur beziehen.<br />
• Die Interessen von Großunternehmen und KMUs können in der<br />
Patentierbarkeitdiskussion auseinandergehen. Es besteht die Gefahr,<br />
dass die Stimme der mittelständischen Wirtschaft in einem nur<br />
geringeren Maße - <strong>bei</strong>spielsweise auch in der verbandsinternen Willlensbildung<br />
- gehört wird.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 225<br />
24. Kooperation zwischen Unternehmen<br />
24.1 Die Frage<br />
„In welchen Bereichen sehen Sie eine Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen den Unternehmen<br />
(Einrichtungen) Ihrer Branche auf der Anbieter- und Anwenderseite als besonders wichtig<br />
an?<br />
Bitte nennen Sie jeweils zwei Kooperationsbereiche und begründen Sie kurz Ihre<br />
Einschätzungen.“<br />
24.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 149<br />
Kooperation zwischen Unternehmen auf der Anbieterund<br />
Anwenderseite<br />
A. Aus Anbietersicht<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. .<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Institutionalisierte Zusammenar<strong>bei</strong>t 1 1,1 1 1,5 - -<br />
Einheitliche Standards,<br />
6 6,5 6 9,0 - -<br />
Interoperabilität, Standardisierung<br />
Internationale Geschäftstätigkeiten 2 2,2 2 3,0 - -<br />
Integration von Fremdprodukten,<br />
7 7,6 6 9,0 1 4,0<br />
„Alles aus einer Hand“, Portale<br />
Übernahme von Unternehmen 1 1,1 1 1,5 - -<br />
Produkt- und Anwendungsentwicklung,<br />
18 19,6 11 16,4 7 28,0<br />
Innovation,<br />
Projektgeschäft<br />
Forschung und Entwicklung 5 5,4 5 7,5 - -<br />
Outsourcing 2 2,2 2 3,0 - -<br />
Vernetzung, Kundenschnittstellen 5 5,5 5 7,5 - -<br />
Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t,<br />
9 9,8 3 4,5 6 24,0<br />
Vertrieb<br />
Weitere konkrete Funktionsbereiche<br />
(Einkauf, Datenbasis)<br />
2 2,2 2 3,0 - -<br />
Konkrete Produktbereiche 34 37,0 23 34,3 11 44,0<br />
Dienstleistungen 2 2,2 2 3,0 - -<br />
Telekommunikation 1 1,1 1 1,5 - -<br />
Hardware 1 1,1 1 1,5 - -<br />
Informationstechnik, Software 2 2,2 1 1,5 1 4,0<br />
Informationsdienste und -lösungen 5 5,5 4 6,0 1 4,0<br />
Aus-, Fort-und Weiterbildung 5 5,5 4 6,0 1 4,0<br />
Internetdienste, E-Business 4 4,3 4 6,0 - -<br />
Sicherheitsprobleme 5 5,5 4 6,0 1 4,0<br />
Anwendungen 9 9,8 2 3,0 7 28,0<br />
N 92 - 67 - 25 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 226<br />
B. Aus Anwendersicht<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. .<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Institutionalisierung 1 2,0 1 2,5 - -<br />
Vergleich zwischen Anbietern 1 2,0 1 2,5 - -<br />
Anforderungen an Anbieter,<br />
6 12,2 5 12,5 1 11,1<br />
gemeinsame Verhandlungen mit<br />
ihnen, Überbrückung von Differenzen<br />
und Kommunikationsproblemene,<br />
längerfristige Allianzen<br />
Zeitgewinn durch Kooperation 2 4,1 - 2 22,2<br />
Kundenindividuelle Anpassungen, 6 12,2 6 15,0 - -<br />
Customaziation<br />
Externe Beratung interner<br />
1 2,0 1 2,5 - -<br />
Entwicklungen<br />
(Problematische) Lösung von<br />
2 4,1 1 2,5 1 11,2<br />
Informationsproblemen<br />
Einbindung in Produkt- und<br />
12 24,5 8 20,0 4 44,4<br />
Dienstleistungsentwicklung,<br />
Entwicklung neuer Geschäftsfelder,<br />
Ideenfindung und Innovation<br />
Schulungen, Support 2 4,1 2 5,0 - -<br />
Outsourcing 1 2,0 1 2,5 - -<br />
Vernetzung 1 2,0 1 2,5 - -<br />
Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t,<br />
5 10,2 5 12,5 - -<br />
Vertrieb<br />
Einkauf 1 2,0 1 2,5 - -<br />
Konkrete Produkt- und<br />
Anwendungsbereiche<br />
8 16,3 7 17,5 1 11,1<br />
N 49 - 40 - 9 -<br />
24.3 Interpretation<br />
Existenz von<br />
Kooperationsproblemen<br />
allgemein<br />
akzeptiert<br />
(1) Die Existenz gravierender und universaler Kooperationsprobleme<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern wurde<br />
durch die Umfrage zum <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> bestätigt. In insgesamt 141<br />
Nennungen gingen die Experten auf konkrete Kooperationsbereiche und<br />
Lösungsmöglichkeiten ein, ohne der in der Frageformulierung implizierten<br />
Behauptung auch nur einmal zu widersprechen.<br />
Beispielsweise in der Umfrage zum 4. <strong>Trendbericht</strong> hatte ein Experte die<br />
Existenz von Kooperationsproblemen verneint. Dem standen 153 Simmen<br />
gegenüber, die mit ihren Antworten die Existenz von Kooperationsproblemen<br />
voraussetzten und in einzelnen Fällen ausdrücklich bejahten<br />
(Seite 71).<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 227<br />
Alle Kooperationsbereiche<br />
in einer Tabelle<br />
(2) Nimmt man die Nennungen zu Kooperationsbereichen zwischen<br />
informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern in den Tabellen<br />
149 zusammen, so ergibt sich die Verteilung in Tabelle 150.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 228<br />
Tabelle 150<br />
Prioritäre Kooperationsbereiche zwischen<br />
Anbietern und Anwendern<br />
Insgesamt<br />
Aus Anbietersicht<br />
Aus Anwendersicht<br />
Zeitgewinn durch Kooperation – Lösung von<br />
Informationsproblemen – Vergleich<br />
zwischen Anbietern<br />
Kooperationsprozess -<br />
Kooperationsstrukturen<br />
5 (3,5 %) - 5 (10,2 %)<br />
14 (9,9 %) 6 (6,6 %) 8 (16,2 %)<br />
Institutionalisierte Zusammenar<strong>bei</strong>t 2 (1,4 %) 1 (1,1 %) 1 (2,0 %)<br />
Anforderungen an Anbieter, gemeinsame<br />
6 (4,3 %) - 6 (12,2 %)<br />
Verhandlungen mit ihnen, Überbrückung von<br />
Differenzen und Kommunikationsproblemen,<br />
längerfristige Allianzen<br />
Vernetzung, Kundenschnittstellen 6 (4,3 %) 5 (5,5 %) 1 (2,0 %)<br />
Outsourcing, Übernahme von Unternehmen 4 (2,8 %) 3 (3,3 %) 1 (2,0 %)<br />
Einheitliche Standards, Interoperabilität,<br />
Standardisierung<br />
6 (4,3 %) 6 (6,5 %) -<br />
FuE, Produktentwicklung, Customization 49 (34,8 %) 30 (32,6 %) 19 (38,7 %)<br />
Forschung und Entwicklung 5 ( 3,5 %) 5 ( 5,4 %) -<br />
Produkt- und Anwendungsentwicklung,<br />
30 (21,3 %) 18 (19,6 %) 12 (24,5 %)<br />
Ideenfindung und Innovation<br />
Kundenindividuelle Anpassungen –<br />
7 (5,0 %) - 7 (14,2 %)<br />
Customization – Externe Beratung interner<br />
Entwicklungen<br />
Integration von Fremdprodukten, „Alles aus<br />
einer Hand“, Portale<br />
7 ( 5,0%) 7 (7,6 %) -<br />
Schulungen, Support 2 (1,4 %) - 2 (4,1 %)<br />
Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t,<br />
Produktabrundung, Vertrieb – Internationale<br />
Geschäftstätigkeiten<br />
16 (11,3%) 11 (12,0 %) 5 (10,2 %)<br />
Einkauf, Datenbasis 3 (2,1 %) 2 (2,2 %) 1 (2,0 %)<br />
Konkrete Produkt-, Anbieter- und<br />
42 (29,8 %) 34 (37,0 %) 8 (16,3 %)<br />
Anwendungsbereiche<br />
Dienstleistungen 3 (2,1 %) 2 (2,2 %) 1 (2,0 %)<br />
Telekommunikation 3 (2,1 %) 1 (1,1 %) 2 (4,1 %)<br />
Hardware 1 (0,7 %) 1 (1,1 %) -<br />
Informationstechnik, Software 2 (1,4 %) 2 (2,2 %) -<br />
Informationsdienste und -lösungen 6 (4,3 %) 5 (5,5 %) 1 (2,0 %)<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung 6 (4,3 %) 5 (5,5 %) 1 (2,0 %)<br />
Internetdienste, E-Business 4 (2,8 %) 4 (4,3 %) -<br />
Sicherheitsprobleme 5 (3,5 %) 5 (5,5 %) -<br />
Anwendungen 12 (8,5 %) 9 (9,8 %) 3 (6,1 %)<br />
N 141 92 49<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 229<br />
Kooperationsprobleme<br />
vorwiegend<br />
aus Anbietersicht<br />
Zentrale Ergebnisse lauten:<br />
(3) Auf Kooperationsprobleme zwischen Unternehmen auf der<br />
Anbieter- und Anwenderseite angesprochen, gingen die Befragten<br />
vorwiegend auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbietern und Anwendern<br />
und die Kooperation innerhalb der Anbieterschaft ein.<br />
Nach der Frageformulierung konnten die Experten sowohl auf die<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbietern und Anwendern als auch auf die<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t innerhalb der Anbieter- und Anwenderschaft eingehen.<br />
Allerdings wude eine Unterteilung der Antworten aus einer Anbieter- und<br />
Anwendersicht erbeten.<br />
Dazu stark die<br />
Kooperation<br />
innerhalb der<br />
Anbieterschaft<br />
thematisiert<br />
Weniger<br />
hingegen<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
unter<br />
Anwendern<br />
Wie sich zeigte, dominierte in den Antworten stärker die Anbietersicht als<br />
dies nach dem Anteil der Anbieter an allen befragten Experten zu<br />
erwarten gewesen wäre, und wurde sowohl auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen Anbietern und Anwendern als auch auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
innerhalb der Anbieterschaft hingewiesen:<br />
• In 65 % aller Nennungen wurde die Anbietersicht eingenommen. Vielfach<br />
wurde da<strong>bei</strong> ausdrücklich auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t unter<br />
Anbietern abgestellt. Oder es ging aus dem Kontext hervor, dass die<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t unter informationswirtschaftlichen Anbietern gemeint<br />
war.<br />
• In den 49 Nennungen aus Anwendersicht wurde hingegen vorwiegend<br />
auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />
Bezug genommen. Eine Zusammenar<strong>bei</strong>t innerhalb der<br />
Anwenderschaft wurde demnach selten genannt.<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
unter Anbietern<br />
sehr wünschenswert<br />
(4) Bei der Zusammenar<strong>bei</strong>t unter Anbietern wurde in vielen Fällen<br />
ausdrücklich auf Notwendigkeiten einer zum Teil längerfristigen Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zum eindeutigen Zweck der Verbesserung der Beziehungen zu<br />
den Kundenunternehmen verwiesen, <strong>bei</strong>spielsweise über technische<br />
Vernetzungen:<br />
„Einzelne Lösungsanbieter vernetzen.“<br />
„Vernetzung gegenseitiger Leistungen.“<br />
Damit wird das Ergebnis aus dem 4. <strong>Trendbericht</strong> gestützt, dass eine<br />
optimale Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern<br />
und Anwendern durch eine „Kooperation der Anbieter untereinander“<br />
stark gefördert werden kann.<br />
Kooperation<br />
unter<br />
Anwendern<br />
gleichfalls<br />
erwünscht?<br />
(5) Wäre eine entsprechende Zusammenar<strong>bei</strong>t innerhalb der<br />
Anwenderschaft weniger erwünscht? Das ist nicht zu sehen. Wenn die<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />
Anwendern typischerweise so suboptimal verläuft, wie das durch die<br />
bisherigen Ergebnisse der <strong>Trendbericht</strong>e über mehrere Jahre nahegelegt<br />
wird, dann liegt es im Interesse der Anwenderunternehmen, in einen<br />
Erfahrungsaustausch einzutreten und gemeinsam Modelle einer gemein-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 230<br />
Erfahrungsaustausch einzutreten und gemeinsam Modelle einer gemeinsamen<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Anbietern zu entwickeln, zum Beispiel:<br />
„Angebots-Vergleich und Evaluierung: Usability.“ .<br />
Ja, wie sich<br />
auch in den<br />
Monitoring-<br />
Workshops<br />
zeigte<br />
Auch in den bislang durchgeführten Workshops zur Kooperationsproblematik<br />
im „Monitoring“-Projekt zeigte sich, dass die Repräsentanten<br />
der Anwenderunternehmen sehr an einem Erfahrungsaustausch mit den<br />
Anbietern und mit anderen Anwendern interessiert sind. Solches ließ sich<br />
simultan innerhalb eines Workshops für alle Gruppen durchführen.<br />
Allerdings sind die Partner der informationswirtschaftlichen Anbieter in<br />
den Anwenderunternehmen häufig Mitglieder des mittleren Management.<br />
Diese können vollauf damit beschäftigt sein, eine ausreichende<br />
Unterstützung im Gesamtunternehmen für ihre Projekte zu mobilisieren<br />
und aufrechtzuerhalten und Management, Fachreferate und Technik<br />
vorzugsweise durch aufwendige Überzeugungsar<strong>bei</strong>t zu koordinieren.<br />
Auch mag sich die Geschäftsführungsebene die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit<br />
anderen Anwenderunternehmen vorbehalten, soweit diese über den<br />
reinen Erfahrungsaustausch hinausgeht.<br />
13 %:<br />
Vorgeschlagener<br />
Bezugsrahmen<br />
abgelehnt<br />
4 % :<br />
Prinzipielle<br />
Vorteile der<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
(6) Obgleich nach prioritären Kooperationsbereichen zwischen informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und Anwendern gefragt worden<br />
war, wurde in 13 % aller Nennungen eindeutig auf andere Zusammenhänge<br />
Bezug genommen. Das ist ein vergleichsweise hoher<br />
Anteil, mit dem ein vorgeschlagener Bezugsrahmen infragegestellt<br />
wurde.<br />
Die Relativierung des Bezugsrahmens erfolgte vorzugsweise aus zwei<br />
Gründen. Erstens wurde in 4 % aller und in 10 % aller Anwender-<br />
Nennungen auf prinzipielle Vorteile einer Kooperation zwischen Anbietern<br />
und Anwendern hingewiesen. Im Einzelnen nahmen die Experten auf die<br />
zu erzielenden Zeitgewinne im Falle einer effizienter organisierten<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t, auf die Möglichkeit des Leistungsvergleiches zwischen<br />
verschiedenen Anbietern und auf die bestehenden Informationsproblemen<br />
zwischen den Kooperationspartnern Bezug, zum Beispiel:<br />
„Schnellere Reaktionszeiten.“<br />
„Austausch technischer Daten scheitert an illusionären Erwartungen an<br />
die Technik und den daraus folgenden Verlusten.“<br />
.<br />
10 %:<br />
Kooperationsprozess<br />
und<br />
kooperative<br />
Strukturen<br />
Ergebnisse aus<br />
drei <strong>Trendbericht</strong>en<br />
bestätigt<br />
(7) Wichtiger ist die zweite Form, in der der mit der Frageformulierung<br />
vorgeschlagene Bezugsrahmen abgelehnt wurde: Obgleich nicht nach<br />
dem Kooperationsprozess und den Kooperationsstrukturen gefragt<br />
worden war, gingen 7 % aller Anbieter- und 16 % aller Anwendernennungen<br />
auf diese Zusammenhänge ein.<br />
Damit werden die Ergebnisse aus dem 2., 3. und 4. <strong>Trendbericht</strong><br />
gestützt, nach denen die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und Anwendern häufig suboptimal<br />
organisiert ist und zu bedeutenden finanziellen Verlusten führen<br />
kann.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 231<br />
kann.<br />
Kooperationsprozess<br />
(8) Bei den von den Anwendern formulierten Kooperationsproblemen im<br />
Zusammenhang mit dem Ablauf von Kooperationssprozessen ging es<br />
vor allem um die Formulierung von Anforderungen, die die Anbieter zu<br />
erfüllen haben, um die Überbrückung von Differenzen und Eliminierung<br />
Kommunikationsproblemen, um das Anstreben längerfristiger Allianzen<br />
sowie um die Möglichkeiten und Grenzen von Verhandlungen, zum<br />
Beispiel:<br />
„Sprachliche Barrieren eliminieren.“<br />
„Gemeinsame Verhandlungen waren erfolgreich, stoßen aber auf<br />
Grenzen durch Einzelinteressen.“<br />
Bewährte<br />
Ergebnisse aus<br />
früheren<br />
<strong>Trendbericht</strong>en<br />
Begründung<br />
längerfristiger<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
....<br />
... und<br />
Schaffung<br />
kooperativer<br />
Strukturen<br />
(9) Besonders im 2. <strong>Trendbericht</strong> wurde aufgezeigt, dass die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />
ein kontinuierlicher Prozess ist, der zwar durch Einzelaufträge und<br />
Projekte strukturiert wird, der mit der Leistungserbringung im Rahmen<br />
einzelner Aufträge und Projekte jedoch keineswegs abgeschlossen ist.<br />
Der Kontinuität der Zusammenar<strong>bei</strong>t dienen zum Beispiel Wartungsverträge,<br />
regelmäßige Upgrades und Schulungen (4 % aller Nennungen<br />
aus Anwendersicht aus der Umfrage 2004).<br />
Ein wichtiges Ergebnis des 3. <strong>Trendbericht</strong>es, in dem die optimale<br />
Gestaltung der Zusammenar<strong>bei</strong>t im Mittelpunkt gestanden hatte, lautete,<br />
„dass die Gestaltung des Kooperationsprozesses weniger wichtig als die<br />
vorgelagerte und parallele Kommunikation sein kann.“<br />
Insoweit wurde eine längerfristige Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbieterund<br />
Anwenderunternehmen empfohlen und deren Stabilisierung durch<br />
kooperative Strukturen als wünschenswert angesehen.<br />
Auf der Basis der Ergebnisse des 4. <strong>Trendbericht</strong>es wurde ferner<br />
befürwortet, zusätzliche direkte und indirekte Kommunikationen und<br />
Kommunikationsformen, <strong>bei</strong>spielsweise Foren und Organisationen des<br />
Erfahrungsaustausches, einzurichten.<br />
Bezugsrahmen<br />
für die Gestaltung<br />
der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
Ein Bezugsrahmen, der auf der Basis der Antworten der Experten<br />
entwickelt wurde und in dem die Gestaltung der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern angemessen<br />
erörtert werden kann, ist im 3. <strong>Trendbericht</strong> (Seite 72)<br />
wiedergegeben.<br />
2004:<br />
Schaffung<br />
längerfristiger<br />
Kooperationsstrukturen<br />
...<br />
(10) 6 % der Experten betonten in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />
die Notwendigkeit der Schaffung von Kooperationsstrukturen und zeigten<br />
sich so gleichfalls von der Notwendigkeit einer längerfristigen<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t überzeugt.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 232<br />
... vor allem<br />
durch Vernetzung<br />
Im Rahmen der zu schaffenden Kooperationsstrukturen wurde von den<br />
Anwendern vor allem auf technische Voraussetzungen oder technisch<br />
bedingte Förderungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t duch Vernetzung Wert gelegt<br />
(4 % aller Nennungen).<br />
Produkt- und<br />
Anwendungsbereiche<br />
30 %<br />
Nur in<br />
Ausnahmefällen<br />
auf<br />
Kooperationsprobleme<br />
bezogen<br />
(11) Soweit die Experten direkt auf die Frage nach Kooperationsbereichen<br />
eingingen, nahmen sie auch auf bestimmte<br />
Lösungen, aber mehr noch auf Unternehmensfunktionen wie<br />
„Forschung, Entwicklung und Customization“ sowie „Marketing und<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t“ Bezug.<br />
Bestimmte konkrete „Produkt-, Anwender- und Anwendungsbereiche“ wie<br />
zum Beispiel Dienstleistungen, Telekommunikation, Hardware, Informationstechnik,<br />
Software, Informationsdienste und -lösungen, Aus-, Fortund<br />
Weiterbildung, Internetdienste, E-Business, Sicherheitsprobleme<br />
sowie diverse Anwendungslösungen wurden wie zu erwarten häufig<br />
angesprochen. Insgesamt kamen diese Nennungen zu einem Anteil an<br />
allen Nennungen von 30 %.<br />
In den meisten dieser Fälle gaben die Experten nur knapp den Produkt-,<br />
Anwender- oder Anwendungsbereich wie zum Beispiel „Application<br />
Service Providing“ und „Security“ an. Hingegen war eine Verknüpfung<br />
dieser Nennungen mit ausführlicheren Beschreibungen oder Begründungen<br />
selten, zum Beispiel:<br />
„Lernsoftware-Hersteller. Wir können für Akzeptanz für E-Learning<br />
sorgen.“<br />
„Im Bereich Telekommunikationsdienste gemeinsames Betreiben von<br />
Infrastruktur <strong>bei</strong> geteiltem Risiko.“<br />
„Im Bereich Telekommunikation: Infrastrukturhersteller & Service Provider<br />
hinsichtlich kundenorientierter Angebote.“<br />
Aber Breite der<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
wiedergegeben<br />
Damit dürften diese Nennungen vor allem die Breite der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern widerspiegeln.<br />
Unternehmensfunktionen<br />
56 %<br />
Konkurrierende<br />
Anbieter<br />
müssen sich<br />
auf Grenzen<br />
der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
verständigen<br />
(12) Hingegen bezogen sich 56 % der Expertennennungen auf<br />
Unternehmensbereiche bzw. Unternehmensfunktionen.<br />
Dieses Ergebnis lässt sich nur zum Teil mit der besonderen Bedeutung<br />
von Kooperationen innerhalb der Anbieterschaft für die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />
erklären. Wenn sich Anbieterunternehmen, die ansonsten untereinander<br />
in Wettbewerb stehen, zu einer Zusammenar<strong>bei</strong>t verstehen<br />
wollen, sind zuvörderst die Bereiche, in denen kooperiert werden soll, und<br />
indirekt damit die Bereiche, in denen weiterhin Wettbewerb besteht,<br />
festzulegen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 233<br />
Wichtigster<br />
Kooperationsbereich<br />
„FuE,<br />
Produktentwicklung,<br />
Customization“<br />
(13) Der <strong>bei</strong> weitem wichtigste Kooperationsbereich sowohl innerhalb<br />
der informationswirtschaftlichen Anbieterschaft als auch<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern ist<br />
„FuE, Produktentwicklung und Customization“. Darunter fällt auch<br />
die Bündelung der Angebote der Anbieter („Integration von Fremdprodukten,<br />
„Alles aus einer Hand, Portale“) zum Zwecke der gemeinsamen<br />
Akquisition <strong>bei</strong> den Kundenunternehmen.<br />
(14) Im Einzelnen ergibt sich die folgende Verteilung nach Unternehmensbereichen:<br />
Unternehmensstrategische<br />
Funktionen<br />
7 %<br />
Standards<br />
4 %<br />
(a) Unternehmensstrategische Funktionen mit einem Anteil an 7 % an<br />
allen Nennungen, unterteilt nach<br />
• gemeinsamer Erar<strong>bei</strong>tung von Standards und Einigung auf diese<br />
Standards mit einem Anteil von 4 % an allen Nennungen, zum<br />
Beispiel:<br />
„Einheitliche Standards und Normen für kompatible Lösungen, v.a. IT.“<br />
„Standardisierung von Plattformen und Entwicklungsprozessen.“<br />
Outsourcing,<br />
Übernahmen<br />
3 %<br />
• Intensivierung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Unternehmen bis<br />
zu Outsourcing, Fusionen und Übernahmen, mit einem Anteil von<br />
3 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />
„Übernahme von Firmen mit Produkten, die im eigenen Portfolio fehlen.<br />
(Das ist weniger Kooperation, aber diese gehen eher zurück).“<br />
Schulungen,<br />
Wartungen<br />
1 %<br />
Produktentwicklung<br />
und<br />
Angebotsbündelung<br />
34 %<br />
FuE<br />
3,5 %<br />
Produktentwicklung<br />
21 %<br />
(b) Schulungen und Wartungen mit einem Anteil von 1 % an allen<br />
Nennungen.<br />
(c) Im Vergleich dazu wurden zwei in Kooperationszusammenhängen<br />
ansonsten selten genannte Funktionsbereiche weitaus häufiger, nämlich<br />
nach 48 % aller Nennungen, genannt. Das sind:<br />
Produktentwicklung und Angebotsbündelung mit einem Anteil von 35<br />
% an allen Nennungen, unterteilt nach<br />
• Forschung und Entwicklung mit einem Anteil von 3,5 % an allen<br />
Nennungen (nur aus anbieterorientierter Sicht genannt, dort 5 % aller<br />
Nennungen), zum Beispiel:<br />
„Gemeinsame Forschungsvorhaben.“<br />
• Produktentwicklung und Anwendungsentwicklung, Ideenfindung<br />
und Innovation mit einem Anteil von 21 % an allen Nennungen (20 %<br />
anbieter-, 25 % anwenderorientiert), zum Beispiel:<br />
„Synergieeffekte, Netzwerke, Bündelung von Know how.“<br />
„Wir erstellen sämtliche Produkte mit Partnern zusammen. Daher denken<br />
wir, dass man mit der Zusammenführung verschiedener Datenbasen für<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 234<br />
wir, dass man mit der Zusammenführung verschiedener Datenbasen für<br />
gleiche Zielgruppen einen Mehrwert in Form von Zeitersparnis des<br />
Anwenders erreichen kann.“<br />
„Entwicklung neuer Dienste: Hohe Kosten in der Entwicklungsphase<br />
können geteilt werden.“<br />
Customization<br />
5 %<br />
„Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern.“<br />
• Kundenindividuelle Anpassungen – Customization – Externe<br />
Beratung interner Entwicklungen mit einem Anteil von 5 % an allen<br />
Nennungen (nur aus anwenderorientierter Sicht genannt, dort 14 %<br />
aller Nennungen), zum Beispiel:<br />
„Kontinuierliche Integration der Kunden in die Wertschöpfungsketten.“<br />
Angebotsbündelung<br />
5 %<br />
„Software/Hardware/Dienstleistung maßgenau am Bedarf entwickeln.“<br />
• Integration von Fremdprodukten, „Alles aus einer Hand“,<br />
Portale“ mit einem Anteil von 5 % an allen Nennungen (nur aus<br />
anbieterorientierter Sicht genannt, dort 8 % aller Nennungen), zum<br />
Beispiel:<br />
„“Alles aus einer Hand“ wird vom Kunden gewünscht, ist aber nur mit<br />
Kooperation sinnvoll möglich.“<br />
„Abrundung Portfolio.“<br />
„Entwicklungspartnerschaften. Vertreter einzelner Branchen sollten sich<br />
noch mehr zusammentun, um umfangreiche Servicepakete anzubieten.“<br />
„Portale: Einer kann nicht alles liefern.“<br />
Marketing,<br />
Vertrieb<br />
18 %<br />
Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, Produktabrundung und Vertrieb –<br />
Internationale Geschäftstätigkeiten mit einem Anteil von 11 % an allen<br />
Nennungen, zum Beispiel:<br />
„Vermarktung von Produkten.“<br />
„Wichtiger Impetus für die Produktentwicklung. Verständnis der Kundenbedürfnisse<br />
und zur Eruierung von neuem Vertriebspotenzial.“<br />
Einkauf,<br />
Verbesserung<br />
der Datenbasis<br />
2 %<br />
Zurückführung<br />
besonderer<br />
Bedeutung von<br />
Produktentwicklung<br />
....<br />
Hinzu kamen der Funktionsbereich „Einkauf“ sowie die gemeinsame<br />
Verbesserung der Datenbasis mit einem Anteil an allen Nennungen in<br />
Höhe von 2 %.<br />
(15) Während sich Anbieter und Kunden im klassischen Marktmodell nur<br />
punktuell begegnen und sich ihre Beziehungen auf eine Prüfung der<br />
Produktqualität, Preisverhandlungen und eventuell den Abschluss<br />
beschränken, ist die besondere Bedeutung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen<br />
Anbietern und Anwendern in der Informationswirtschaft (und<br />
abgeleitet davon eine besondere Bedeutung der Kooperation innerhalb<br />
der Anbieterschaft und eventuell innerhalb der Anwenderschaft) auf die<br />
besondere Komplexität und Erklärungsbedürftigkeit informationswirt-<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 235<br />
... auf<br />
Komplexität<br />
informationswirtschaftlicher<br />
Güter und<br />
Dienste<br />
besondere Komplexität und Erklärungsbedürftigkeit informationswirtschaftlicher<br />
Produkte und Dienste zurückführen. Da<strong>bei</strong> führt die<br />
besondere Komplexität zu einer besonderen Bedeutung des Kooperationsbereiches<br />
„Produktentwicklung und Produktanpassung“, die besondere<br />
Erklärungsbedürftigkeit zu einer besonderen Bedeutung des<br />
Kooperationsbereiches „Marketing und Vertrieb“.<br />
Eine notwendige Institutionalisierung der Zusammeanr<strong>bei</strong>t zwischen<br />
informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern auf Dauer ergibt<br />
sich, weil die informationswirtschaftlichen Produkte und Dienste zu noch<br />
komplexeren Lösungen und Anwendungen konfiguriert werden. Da<strong>bei</strong><br />
generieren immer kürzere Innovationszyklen permanente Entwicklungsund<br />
Verbesserungsmöglichkeiten. Die Komplexität der Produkte führt<br />
teilweise zu einer dezentralen Verteilung von Wissen und vor allem <strong>bei</strong><br />
unternehmensindividuellen Anpassungen zu einer mittelständischen<br />
Anbieterstruktur. Das dezentralisierte Know how ist im konkreten Fall<br />
durch Vernetzungen und weitere teilweise auf Dauer zu stellende Kooperationsformen<br />
zusammenzuführen.<br />
Auch Sharing<br />
von Vertriebsressourcen<br />
Die besondere Erklärungsbedürftigkeit von Produkten, Diensten, Anwendungen<br />
und Lösungen erigbt sich unmittelbar aus ihrer Komplexität.<br />
Deren besondere Erklärungsbedürftigkeit lässt die Kosten für Marketing,<br />
Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t und Vertrieb nach oben schnellen, so dass eine<br />
Teilung des entstehenden Aufwandes unter Anbietern angebracht sein<br />
kann.<br />
Funktionsausweitungen<br />
der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen<br />
Anbietern und<br />
Anwendern ...<br />
... in der Informationswirtschaft<br />
(16) Die sich damit ergebenden „Funktionsausweitungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern“<br />
lassen sich in einem Bezugsrahmen entlang der Wertschöpfungskette<br />
informationswirtschaftlicher Produkte und Dienste von der Ideenfindung<br />
bis zu Schulung, Support und Wartung zusammenfasen. Ein solcher<br />
Bezugsrahmen unter Einbeziehung der damit verbundenen Kooperationen<br />
innerhalb der Anbieterschaft ist in Tabelle 151 wiedergegeben.<br />
In Spalte 3 der Tabelle wird angegeben, ob (und zum Teil in welchem<br />
Maße) die Inhalte der einzelnen „Kooperationsfelder“ durch Aussagen der<br />
Experten in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> abgedeckt sind. Das ist<br />
in nahezu allen Phasen der Fall.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 236<br />
Tabelle 151<br />
Typische Funktionsausweitungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen Anbietern und Anwendern<br />
Stufen im Wertschöpfungsprozess<br />
I. Dem Kauf vorgelagerte<br />
Kooperationsstufen<br />
Teilweise Voraussetzung einer<br />
optimalen Zusammenar<strong>bei</strong>t mit<br />
Anwendern:<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t unter Anbietern<br />
Durch<br />
Expertenaussagen<br />
zum <strong>5.</strong><br />
<strong>Trendbericht</strong><br />
belegt<br />
Produktfindung<br />
Produktfindung<br />
Ideenfindung ... dto. ja<br />
... auf der Basis gesicherter<br />
dto.<br />
ja<br />
Informationen<br />
- Forschung, zum Teil FuE 4% aller<br />
Nennungen<br />
- Entscheidung zur gemeinsamen<br />
Entwicklung<br />
Interne Weiterentwicklungen Eventuell externe Beratung ja<br />
Produkt- und Anwendungsentwicklung<br />
Einbindung in Produkt-und<br />
Dienstleistungsentiwicklung, Entwicklung neuer<br />
Geschäftsfelder<br />
Produkt- und Anwendungsentwicklung 21 %<br />
aller<br />
Nennungen<br />
Prüfung der Kundennähe z.B. im Beta-Test - -<br />
- Vorbereitung des Marktstarts in<br />
-<br />
Kundenindividuelle Anpassungen -<br />
Customization<br />
technischer Hinsicht<br />
dto.<br />
Erweiterungen von Produkten und Diensten<br />
zu „Gesamtlösungen“ – Offerte durch einen<br />
Gesamtanbieter<br />
- Integration von Fremdprodukten, „Alles<br />
aus einer Hand“, Portale<br />
- Gemeinsames Angebot<br />
- Gemeinsames Marketing und<br />
gemeinsame Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
- Gemeinsamer Vertrieb auf dem<br />
Binnenmarkt und auf Auslandsmärkten<br />
5 % aller<br />
Nennungen<br />
5 % aller<br />
Nennungen<br />
11 % aller<br />
Nennungen<br />
ja<br />
Customization dto 5 %<br />
<strong>II</strong>. Preis- und Qualitätsverhandlungen -<br />
Vertragsabschluss<br />
dazu in der Informationswirtschaft: genaue<br />
Festlegungen von Leistungsanforderungen –<br />
eventuell auch zum Kooperationsprozess<br />
dto.<br />
5 % aller<br />
Nennungen<br />
<strong>II</strong>I. Dem Kauf nachgelagerte<br />
Kooperationsstufen<br />
Schulung, Support, Wartung dto. 1 %<br />
Permanente Verbesserungen und Anpassungen dto<br />
ja<br />
– Ideenfindung für neuen Kooperationszyklus<br />
IV. Strukturelle Sicherstellung und<br />
Förderung kontinuierlicher Kooperation<br />
Institutionalisierung – Zusätzliche<br />
dto.<br />
1 % aller<br />
Kommunikationsmöglichkeiten, z.B. Foren<br />
Nennungen<br />
Vernetzung dto. 4 %<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Market Driver und Marktbarrieren 237<br />
(17) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />
sich:<br />
Weiterhin<br />
besondere<br />
Dringlichkeit<br />
bestehender<br />
Kooperationsprobleme<br />
Empfehlungen<br />
zum Kooperationsprozess<br />
Auch<br />
Kooperation<br />
unter Anbietern<br />
ist zu<br />
optimieren.<br />
Kooperationen<br />
auch unter<br />
Anwendern<br />
aufbauen<br />
Besonderes<br />
Augenmerk für<br />
Produktentwicklung<br />
und Vertrieb<br />
• Nach wie vor besteht eine besondere Dringlichkeit, im Bereich der<br />
Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />
Anwendern tätig zu werden - dies angesichts einer weiterhin<br />
suboptimalen Organisation dieser Zusammenar<strong>bei</strong>t und der damit<br />
entstehenden bedeutenden einzel- und gesamtwirtschaftlichen<br />
Verluste. Diese Dringlichkeit besteht für Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />
in gleicher Weise wie für Verbände, Bildungsveranstalter,<br />
Förderpolitik und Research.<br />
• Die Empfehlungen zur Gestaltung des Kooperationsprozesses<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern, wie<br />
sie <strong>bei</strong>spielsweise im 3. <strong>Trendbericht</strong> formuliert wurden (Seiten 74 –<br />
75), gelten nach wie vor.<br />
• Die Suche nach optimalen Kooperationsformen zwischen informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und Anwendern ist um eine Suche<br />
nach optimalen Kooperationsformen unter Anbietern zu ergänzen.<br />
• Kooperationen unter Anwendern zur Optimierung der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
innerhalb der informationswirtschaftlichen Anbieterschaft und<br />
Anwenderschaft sollten aufgebaut und gefördert werden. Allerdings<br />
steht diese Zusammenar<strong>bei</strong>t erst an ihrem Beginn.<br />
• Besondere Aufmerksamkeit verdienen Kooperationen zwischen informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und Anwendern sowie Kooperationen<br />
unter informationswirtschaftlichen Anbietern in den Funktionsbereichen<br />
- Produkt- und Anwendungsentwicklung (unter Einbeziehung von<br />
Ideenfindung und Forschung und Entwicklung) und<br />
- Vertriebskooperationen im Bereich von Lösungen (unter Einschluss<br />
von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t).<br />
Bezugsrahmen<br />
entlang der<br />
Wertschöpfungskette<br />
• Ein Bezugsrahmen entlang der Wertschöpfungskette, in der die<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />
Anwendern (und dazu die dazugehörigen Kooperationen innerhalb der<br />
Anbieterschaft und Anwenderschaft) systematisch verortet werden,<br />
fördert die systematische Erörterung informationswirtschaftlicher<br />
Kooperationsprobleme sowie das Auffinden und Aufzeigen von<br />
Lösungen in diesen Bereichen. Dieser Bezugsrahmen, wie er in<br />
Tabelle 151 wiedergegeben ist, wird durch die vorliegenden<br />
Ergebnisse weitgehend bestätigt und verweist auf die Notwendigkeit<br />
einer kontinuierlichen Zusammenar<strong>bei</strong>t, die über die Kooperation in<br />
einzelnen Projekte hinausgeht.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 238<br />
Themenschwerpunkt V<strong>II</strong>:<br />
Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />
2<strong>5.</strong> Politischer Handlungsbedarf<br />
2<strong>5.</strong>1 Die Frage<br />
„In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden politischen<br />
Handlungsbedarf?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Dringender und großer politischer<br />
Handlungsbedarf“) und „6“ („Kein politischer Handlungsbedarf“).“<br />
2<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 152<br />
Dringender politischer Handlungsbedarf<br />
in welchen Bereichen?<br />
Mittelwert<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
Weitere Bereiche 1) 1,71 12<br />
Modernisierung der Verwaltung durch E-Government<br />
1,78 181<br />
und weitere Maßnahmen<br />
Mehr Bürgerservice durch E-Government 1,83 181<br />
IT-Sicherheit im Internet fördern 2,02 183<br />
Herstellung eines international wettbewerbsfähigen Steuer-<br />
2,03 177<br />
und Regulierungsniveaus<br />
Existenzgründungsförderung 2,21 177<br />
Deregulierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes 2,33 177<br />
Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und<br />
Informationswirtschaft verbessern<br />
2,33 174<br />
Durchschnittliche Bewertung aller Bereiche 2,33 2.494<br />
Förderung von Medienkompetenz 2,37 177<br />
E-Business in kleinen und mittleren Unternehmen fördern 2,39 181<br />
IT-Sicherheit innerhalb der Unternehmen fördern 2,52 182<br />
„Internet-Zugang“ für alle sicherstellen 2,60 183<br />
Digital Divides zügig abbauen 2,73 160<br />
Deregulierung informationswirtschaftlicher Anwenderbranchen<br />
2,78 173<br />
(z.B. Verkehrsinfrastruktur, Umwelt, Gesundheit)<br />
Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern<br />
und Anwendern fördern<br />
2,85 176<br />
1) An weiteren Bereichen wurden angegeben: „Vereinheitlichung der Verwaltungsabläufe in den<br />
Bundesländern.“ - „Zuschüsse.“ - „Konsumentenrechte gegenüber Rechteinhabern im Urheberrecht.<br />
Gutgläubiger Rechteerwerb analog zum Erwerb körperlicher Güter.“ - „Digitale<br />
Ausweispapiere.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 239<br />
Tabelle 153 Dringender politischer Handlungsbedarf –<br />
Zusätzliche Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Abbau von Regulierungen – Abbau von Interventionen -<br />
Informationswirtschaft „machen lassen“ – Für größere<br />
Enthaltsamkeit der Politik<br />
Modernisierung der Verwaltung – E-Government – Öffentlicher<br />
Bereich als Anbieter – Politik als Dienstleister<br />
10 43,5<br />
3 13,0<br />
Mehr Transparenz für alle - Zu wenig Informationen für eine<br />
2 8,7<br />
effiziente Regulierung<br />
Förderpolitik – Gegen mittelstandsunfreundliche Regulierungen 2 8,7<br />
Informationswirtschaftliche Regulierung relativ irrelevant 1 4,3<br />
Werden nicht von politischer Regulierung erfasst 1 4,3<br />
Informationsdienste 1 4,3<br />
Regelung von Urheberrechtsfragen 1 4,3<br />
Lösung von Sicherheitsproblemen, Digitale Signatur 2 8,7<br />
N 23 -<br />
2<strong>5.</strong>3 Interpretation<br />
Politischer<br />
Handlungsbedarf<br />
in<br />
konkreten<br />
Bereichen<br />
2,33<br />
(1) Zu der Frage nach dringenden politischen Handlungsbedarfen in<br />
diversen informationswirtschaftlich relevanten Bereichen wurden 2.494<br />
Bewertungen abgegeben. Da<strong>bei</strong> ergab sich die durchschnittliche „Schulnote“<br />
2,33. Das entspricht der Benotung „2 minus“ und zeigt, dass ein<br />
„aktiver Staat“ in einer Vielzahl informationswirtschaftlicher Belange von<br />
der Informationswirtschaft pragmatisch akzeptiert wird, auch wenn, wie<br />
die zusätzlichen Kommentare, weitere Ergebnisse in dieser Umfrage<br />
sowie die Ergebnisse der früheren <strong>Trendbericht</strong>e zeigen, dass im<br />
Zweifelsfall für Deregulierung und Entstaatlichung votiert wird. Siehe<br />
besonders Kapitel 26.<br />
Nur 23<br />
zusätzliche<br />
Kommentare<br />
44 % der<br />
zusätzlichen<br />
Begründungen<br />
ausdrücklich<br />
für einen sich<br />
zurücknehmenden<br />
Staat<br />
(2) Das obige Ergebnis kann durch die zusätzlichen Kommentare kaum<br />
prinzipiell infrage gestellt werden, da zu dieser Frage lediglich 23<br />
zusätzliche Kommentare abgegeben wurden.<br />
Allerdings wurde in 44 % der zusätzlichen Kommentare ausdrücklich dem<br />
Leitbild eines „aktiven Staates“ entgegengetreten. So wurde verlangt,<br />
man möge die Informationswirtschaft machen lassen. Regulierungen und<br />
Interventionen seien abzubauen. Auf die Setzung von Rahmenbedingungen,<br />
nicht auf gezielte Interventionen komme es an. Zum<br />
Beispiel:<br />
„Die Politik sollte sich aus vielen Dingen raushalten und nicht alles<br />
reglementieren wollen.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 240<br />
„Die Regierung soll die Finger davon lassen, sonst vermasselt sie noch<br />
etwas.“<br />
„In den meisten Bereichen sollte sich die Politik nicht einmischen.“<br />
„Staatliche Förderungen sollten eigentlich im Bereich der Privatwirtschaft<br />
auf ein Minimum beschränkt sein. Wichtiger sind wettbewerbsfähige<br />
Rahmenbedingungen sowie eine Entbürokratisierung und Vereinfachung<br />
wie z.B. <strong>bei</strong> der Steuergesetzgebung.“<br />
Weiterhin<br />
Priorität eines<br />
sich modernisierenden<br />
öffentlichen<br />
Bereiches<br />
Politisches<br />
Handeln und<br />
Informationen<br />
Mittelstandsunfreundliche<br />
Regelungen<br />
(3) Im Folgenden werden die weiteren Ergebnisse zu den zusätzlichen<br />
Kommentaren zusamengefasst:<br />
• In 13 % der Kommentare wurde auf Probleme der Organisation des<br />
politischen Bereiches verwiesen, <strong>bei</strong>spielsweise, indem eine Modernisierung<br />
der Verwaltung verlangt, die Ausbreitung von E-Government-<br />
Diensten gefordert, die Reorganisation des politischen Bereiches in<br />
Richtung eines effizienten Dienstleisters befürwortet sowie Probleme<br />
des Öffentlichen Bereiches als Anbieter und damit als direkter<br />
Wettbewerber privater Unternehmen kritisch gesehen wurde.<br />
• In 9 % der Kommentare wurde auf grundsätzliche Probleme<br />
politischer Handlungsfähigkeit im Zusammenhang mit Informationen<br />
eingegangen. So wurde Transparenz für alle verlangt. Oder es wurde<br />
unterstellt, dass der politische Bereich nicht über ausreichende<br />
Informationen verfügen könne, um wirksam regulierend eingreifen zu<br />
können.<br />
• In zwei weiteren Kommentaren wiesen die Experten auf<br />
mittelstandsunfreundliche Regelungen bzw. eine fragwürdige Ausgestaltung<br />
der gegenwärtigen Förderpolitik hin.<br />
• Zwei weitere Experten sahen sich und ihre den KMUs zugehörige<br />
Einrichtungen von Regulierungen nicht erfasst bzw. beurteilten<br />
informationswirtschaftliche Regulierungen als vergleichsweise<br />
irrelevant, zum Beispiel:<br />
„Informationswirtschaft ist Nebenkriegsschauplatz. Es gibt dringlichere<br />
Themen.“<br />
Weitere<br />
Bereiche<br />
(4) Das den Experten vorgelegte Klassifikationssystem für informationswirtschaftlich<br />
relevante Handlungsbereiche hat sich – unter jeweiliger<br />
Hinunahme aktueller Erfordernisse – über die Jahre entwickelt und<br />
bewährt. Ergänzungen oder weitere Veränderungen des<br />
Klassfikationssystems drängen sich nach den vorliegenden Ergebnissen<br />
nicht auf. So lassen sich die Nennungen der Experten zu „Weiteren<br />
Bereichen“ auf „Modernisierung der Verwaltung“, „Förderpolitik“ oder<br />
„Marktentwicklung“, „Urheberechtsgesetzgebung“ und „Datensicherheit“<br />
aufteilen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 241<br />
Die Prioritätsbereiche<br />
(5) Aus der Sicht der Informationswirtschaft ergeben sich vorwiegend<br />
nach den Ergebnissen aus dem Benotungsverfahren die folgenden<br />
Prioritätsbereiche:<br />
1.<br />
Erster Prioritätsbereich<br />
Modernisierung der Verwaltung<br />
Modernisierung<br />
der<br />
Verwaltung<br />
mit den politischen Handlungsbereichen „Modernisierung der Verwaltung<br />
durch E-Government und weitere Maßnahmen“ sowie „Mehr Bürgerservice<br />
durch E-Government“ auf den Plätzen 1 und 2 der dringlichen<br />
politischen Handlungsbereiche sowie einer durchschnittlichen Benotung<br />
von 1,81 oder „2 plus“ (die „Weiteren Bereiche“ nicht im Ranking<br />
aufgenommen)..<br />
Dieses Ergebnis gibt das Verlangen wieder, mit einem auf mittlere Sicht<br />
handlungs- und verpflichtungsfähigen sowie effizient agierenden Partner<br />
im öffentlichen Bereich kooperieren zu können. Dies gilt vor allem für das<br />
Ausschreibungs- und Beschaffungswesen sowie im Anwendungsbereich<br />
„E-Government“ mit seinen sehr großen noch unausgeschöpften<br />
Kooperationspotenzialen.<br />
2.<br />
Herstellung<br />
und Aufrecht.-<br />
erhaltung ...<br />
... optimaler<br />
informationswirtschaftlicher<br />
Rahmenbedingungen<br />
Zweiter Prioritätsbereich Herstellung und Aufrechterhaltung<br />
optimaler informationswirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die<br />
Informationswirtschaft<br />
mit den politischen Handlungsbereichen „Herstellung eines international<br />
wettbewerbsfähigen Steuer- und Regulierungsniveaus“ und „Deregulierung<br />
des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes“ auf den Plätzen 4 und 6 der dringlichen<br />
politischen Handlungsbereiche sowie mit einer durchschnittlichen<br />
Benotung von 2,18 oder „2 minus“.<br />
Da<strong>bei</strong> rangiert die prinzipieller ansetzende „Herstellung eines international<br />
wettbewerbsfähigen Steuer- und Regulierungsniveaus“ mit der Benotung<br />
2,03 deutlich vor der spezifischeren „Deregulierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes“<br />
mit der Benotung 2,33.<br />
3.<br />
IT-Sicherheit<br />
Dritter Prioritätsbereich IT-Sicherheit<br />
mit den politischen Handlungsbereichen „IT-Sicherheit im Internet fördern“<br />
und „IT-Sicherheit innerhalb der Unternehmen fördern“ auf den Plätzen 3<br />
und 11 der dringlichen politischen Handlungsbereiche sowie mit einer<br />
durchschnittlichen Benotung von 2,27 oder „2 minus“<br />
Damit setzt sich der mit den Terroranschlägen auf das World Trade<br />
Center begonnene Siegeszug des informationswirtschaftlichen Anwendungsbereiches<br />
„IT-Sicherheit“ fort. „IT-Sicherheit im Internet“ stieg<br />
angesichts der massenweise Verbreitung von Spams 2003 zu einer<br />
nahezu gleichwertigen Bedeutung mit „IT-Sicherheit innerhalb der<br />
Unternehmen“ auf und zog 2004 nach dem Ranking der Ergebnisse an<br />
dem vormals deutlich führenden Sicherheitsbereich vor<strong>bei</strong>.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 242<br />
4.<br />
Medienkompetenz<br />
Vierter Prioritätsbereich Förderung von Medienkompetenz<br />
auf Platz 8 der dringlichen politischen Handlungsbereiche und mit einer<br />
fast durchschnittlichen Benotung von 2,37 oder gerade noch „2 minus“.<br />
Die Informationswirtschaft schätzt die Bedeutung der Qualifizierung und<br />
die damit gegebene Aufgabe der Bildungseinrichtungen auch in<br />
Zusammenhängen der Medienkompetenz hoch ein. Hinzu kommt die<br />
Einschätzung, dass eine allgemeine Förderung von Medienkompetenz als<br />
eine geeignete Maßnahme zur längerfristigen Behebung der teils strukturell<br />
bedingten Qualifikationsprobleme der Informationswirtschaft angesehen<br />
wird.<br />
Im 3. <strong>Trendbericht</strong>, Seiten 40/41, hieß es dazu:<br />
Von<br />
grundlegender<br />
Bedetung, ...<br />
„Demnach besteht in der Informationswirtschaft eine geradezu universale<br />
Übereinstimmung, dass Medienkompetenz für jeden Menschen in der<br />
Bundesrepublik Deutschland ebenso wie die anderen Kulturtechniken von<br />
grundlegender Bedeutung sind. Das gilt nicht nur für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg, sondern auch, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und<br />
sein Leben zu meistern.<br />
Das bedeutet auch, dass der politische Bereich die Informationswirtschaft<br />
und sehr wahrscheinlich die gesamte Wirtschaft hinter sich weiß, sofern<br />
die von ihm veranlassten Maßnahmen (aus der Sicht der Informationswirtschaft)<br />
geeignet sind.“<br />
... aber auch<br />
bereits große<br />
Erfolge erzielt<br />
Wenn die Förderung von Medienkompetenz diesmal lediglich auf eine<br />
Bewertung von 2,37 kam, so mag dies daran liegen, dass eine<br />
ausreichende Medienkompetenz innerhalb mancher Gruppen mittlerweile<br />
selbstverständlich geworden ist, der objektiv bestehende Handlungsbedarf<br />
demnach abgenommen hat.<br />
Vergleichsweise<br />
nachrangige<br />
politische<br />
Handlungsbereiche<br />
Marktentwicklung<br />
–<br />
Förderpolitik<br />
„E-Business in<br />
KMUs“ noch<br />
vergleichsweise<br />
hohe<br />
Akzeptanz<br />
(6) Im Vergleich zu diesen Prioritätsbereichen sind die folgenden<br />
politischen Handlungsbereiche von nachrangiger Bedeutung:<br />
Erster nachrangiger Handlungsbereich Marktentwicklung –<br />
Förderpolitik<br />
mit den politischen Handlungsbereichen „Existenzgründungsförderung“,<br />
„E-Business in kleinen und mittleren Unternehmen fördern“ und „Internet-<br />
Zugang für alle sicherstellen“ auf den Plätzen 5, 9 und 11 der dringlichen<br />
politischen Handlungsbereiche sowie mit einer durchschnittlichen<br />
Benotung von 2,40 oder „2 bis 3“.<br />
Unter „Marktentwicklung – Förderpolitik“ werden Maßnahmen einer intervenierenden<br />
Politik mit einer vergleichsweise hohen Akzeptanz<br />
zusammengefasst. So handelt es sich hier um Maßnahmen der<br />
Wachstumspolitik. Für einen Förderbereich „E-Business in kleinen und<br />
mittleren Unternehmen“ dürfte sich im Vergleich zu anderen<br />
Förderpolitiken ein weitgehender Konsens mobilisieren lassen. Hingegen<br />
fragt es sich <strong>bei</strong>m „Internet-Access“, ob es sich hier nicht um ein Problem<br />
handelt, das vom Markt bereits sehr weitgehend gelöst worden ist oder<br />
gelöst werden wird.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 243<br />
Internet-<br />
Access wird<br />
durch den<br />
Markt gelöst<br />
Digital Divides<br />
zügig abbauen<br />
Zwischen<br />
Männern und<br />
Frauen ...<br />
... deutliche<br />
Verringerung<br />
des Divide<br />
gelöst werden wird.<br />
Zweiter nachrangiger Handlungsbereich<br />
abbauen<br />
Digital Divides zügig<br />
auf Platz 12 der dringlichen politischen Handlungsbereiche und mit einer<br />
durchschnittlichen Benotung von 2,73 oder „3 plus“.<br />
Zusammenhänge zu „Digital Divides“ wurden im 2. <strong>Trendbericht</strong><br />
umfassend diskutiert. Seitdem dürfte der Begriff als solcher in informationswirtschaftlichen<br />
Kreisen und teilweise darüber hinaus allgemein<br />
bekannt geworden sein. Auch waren im Zusammenhang mit der<br />
Frauenbewegung eine Vielzahl von Initiativen und Förderungen sowie<br />
einzelne Stellungnahmen mit „Bewegungs“(„Movement“)-Charakter entstanden.<br />
Mittlerweile hat sich der Digital Divide zwischen Männern und<br />
Frauen deutlich verringert.<br />
An der eindeutig nachrangigen Bedeutung einer digitalen Verteilungspolitik<br />
relativ zur digitalen Wachstumspolitik hat sich nichts geändert. Das<br />
dürfte sich allenfalls mittelfristig ändern, wenn allen bewusst geworden ist,<br />
dass Lebenschancen neuerdings mindestens auch über Internet-Access<br />
und Medienkompetenz verteilt werden.<br />
Die unentdeckten<br />
Aufgabenbereiche<br />
Dritter nachrangiger Handlungskomplex<br />
(„vergessenen“) Aufgabenbereiche<br />
Die „unentdeckten“<br />
mit den politischen Handlungsbereichen „Kommunikation und<br />
Kooperation zwischen Politik und Informationswirtschaft verbessern“,<br />
„Deregulierung informationswirtschaftlicher Anwenderbranchen (z.B.<br />
Vekehrsinfrastruktur, Umwelt, Gesundheit)“ und „Kooperation zwischen<br />
informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern fördern“ auf den<br />
Plätzen 7, 13 und 14 dringlicher politischer Handlungsbereiche mit einer<br />
Durchschnittsnote 2,65 oder „2 bis 3“. – Nimmt man nur die <strong>bei</strong>den letzten<br />
Aufgabenbereiche, so sinkt die durchschnittliche Benotung auf 2,82 oder<br />
„3 plus“ und halten die <strong>bei</strong>den weitgehend unentdeckten Aufgabenbereiche<br />
die <strong>bei</strong>den letzten Plätze im Ranking.<br />
Diese Aufgabenbereiche verdienen eine etwas ausführlichere Erörterung,<br />
weil hier nicht auf einen weitgehenden Konsens verwiesen werden kann.<br />
Kommunikation<br />
und Kooperation<br />
zwischen<br />
Politik und<br />
Informationswirtschaft<br />
(7) Bei „Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und Informationswirtschaft<br />
verbessern“ mit einer genau im Durchschnitt liegenden<br />
Bewertung von 2,33 handelt es sich insoweit nicht um einen<br />
„unentdeckten“ Aufgabenbereich, als dieser innerhalb der Politikwissenschaft<br />
durchaus diskutiert wird. Allerdings handelt es sich insoweit um<br />
einen „vergessenen“ Aufgabenbereich, als Repräsentanten der Informationswirtschaft<br />
vorwiegend in wirtschaftlichen Zusammenhängen in lockerer<br />
Anbindung an die Wirtschaftstheorie Erörterungen anstellen und<br />
Entscheidungen treffen und sich eher ausnahmsweise auf die Metaebene<br />
von Kooperationsproblemen begeben (siehe auch die entsprechenden<br />
Ergebnisse zum „Qualifizierungsbedarf der Leitungsebene“). Die Politik<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 244<br />
Ergebnisse zum „Qualifizierungsbedarf der Leitungsebene“). Die Politik<br />
neigt dazu, bestehende Kooperationsprobleme auch in der Form<br />
sachlicher Differenzen auszutragen, wenn die eigentlichen Defizite in den<br />
Kooperationsstrukturen liegen.<br />
Allerdings wurde eine besondere Notwendigkeit, die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen Wirtschaft und Politik zu verbessern, von den informationswirtschaftlichen<br />
Experten im Zusammenhang mit Fragen des Qualifikationserwerbs<br />
über mehrere Jahre betont.<br />
Deregulierung<br />
informationswirtschaftlicher<br />
Anwenderbranchen<br />
...<br />
... als objektives<br />
Problem<br />
und eventueller<br />
politischer<br />
Handlungsbedarf<br />
(8) Die „Deregulierung informationswirtschaftlicher Anwenderbranchen“<br />
und die „Förderung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und Anwendern“ konnten weitgehend unentdeckte<br />
Probleme bleiben, weil es im deutschsprachigen Raum wohl Foren für<br />
volkswirtschaftliche und branchenwirtschaftliche Auseinandersetzungen<br />
gibt. Hingegen existieren keine Plattformen für die Erörterung von<br />
Problemen zwischen den Branchen, also <strong>bei</strong>spielsweise zwischen<br />
informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern.<br />
Gleichwohl dürfte es sich hier um objektiv bestehende Problembereiche<br />
handeln, die zu politischen Handlungserfordernissen führen können: Im<br />
Rahmen der <strong>Trendbericht</strong>e hat sich eine Klassifizierung der wichtigsten<br />
informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen über mehrere Jahre<br />
bewährt. Da<strong>bei</strong> wurde der öffentliche Bereich mit seinen E-Government-<br />
Aktivitäten im Jahre 2003 als wichtigste Anwenderbranche gesehen.<br />
Darüber hinaus sind in dieser Klassifizierung Anwenderbranchen mit<br />
einem hohen Regulierungsbedarf überduchschnittlich vertreten. Speziell<br />
<strong>bei</strong> diesen Branchen, insbesondere im gesamten öffentlichen Bereich und<br />
im Gesundheitswesen, wurde seitens der Experten eine suboptimale<br />
Ausschöpfung von Kooperationschancen sowie eine nur langsame Auflösung<br />
des Investitionsstaus nach der gesamtwirtschaftlichen Abschwächung<br />
und der „Krise der New Economy“ in den letzten Jahren<br />
festgestellt.<br />
Kooperationsprobleme<br />
zwischen<br />
informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und<br />
Anwendern ...<br />
... als gravierendes<br />
und<br />
universales<br />
Problem<br />
(9) Als die informationswirtschaftlichen Experten im Rahmen der<br />
Trendumfrage direkt auf bestehende oder fehlende Kooperationsprobleme<br />
zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />
angesprochen wurden, sagten sie mit praktisch einer Stimme, dass<br />
hier ein gravierendes und universales Problem vorliegt. Dieses Ergebnis<br />
wurde mittlerweile in drei weiteren <strong>Trendbericht</strong>en unter verschiedenen<br />
Gesichts-punkten untersucht und immer wieder eindrucksvoll bestätigt.<br />
Die Organisierung von öffentlichkeitswirksamen Workshops zu den<br />
bestehenden Kooperationsproblemen zwischen Anbietern und Anwendern<br />
im Rahmen des Projektes „Monitoring Informationswirtschaft“ erwies<br />
sich als richtiger Schritt, um<br />
• die gefundenen Ergebnisse mit zusätzlichen Erhebungsinstrumenten<br />
zu vertiefen;<br />
• Empfehlungen zu erar<strong>bei</strong>ten, die die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen<br />
informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwender zu verbessern<br />
imstande sind und<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 245<br />
imstande sind und<br />
• sich um eine „Initialzündung“ zu bemühen, nach der sich die<br />
zusammengeführten Anbieter und Anwender zwecks Verbesserung<br />
ihrer Zusammenar<strong>bei</strong>t auf Dauer selbst organisieren.<br />
(10) In Tabelle 154 werden die Bewertungen der Dringlichkeit politischer<br />
Handlungsbedarfe durch informationswirtschaftliche Experten in den<br />
Jahren 2003 und 2004 wiedergegeben.<br />
Tabelle 154<br />
Bewertungen der Dringlichkeit politischer<br />
Handlungsbereiche 2003 und 2004<br />
Politische Handlungsbedarfe 2003 2004<br />
1. Forschung und Entwicklung 1,75 -<br />
2. Modernisierung des Staates 1,75 1,81<br />
3. Bildungspolitik 1,83 -<br />
4. Informationswirtschaftliche Rahmenbedingungen 1) 2,18<br />
<strong>5.</strong> IT-Sicherheit 2,17 2,27<br />
Alle Antworten im Mittelwert 2,29 2,33<br />
6. Kommunikation und Kooperation<br />
- 2,33<br />
zwischen Informationswirtschaft und Politik<br />
7. Förderung von Medienkompetenz - 2,37<br />
8. Marktentwicklung, Förderpolitik 2,36 2) 2,40<br />
9. Wettbewerbsorientierte Regulierung,<br />
2,68 -<br />
z.B. zwecks Ausbau breitbandiger Infrastruktur<br />
10. Digital Divides zügig abbauen - 2,73<br />
11. Verbraucherschutz, internationale Politik 2,78 -<br />
12. „Unentdeckte“ Aufgabenbereiche - 2,87<br />
1) Für „Wettbewerbsorientierte Regulierung z.B. zwecks Ausbau breitbandiger Infrastruktur“ ergab<br />
sich eine Bewertung von 2,68.<br />
2) Erschließung innovativer Anwendungsmöglichkeiten – Gesundheits-, Verkehrs- und Umweltpolitik,<br />
z.B. zwecks Einführung von Telematik-Anwendungen – Mittelstandspolitik, z. B. Förderung<br />
höherwertiger E-Business-Anwendungen.<br />
Weitgehende<br />
Kompatibilität<br />
der Ergebnisse<br />
2003 und 2004<br />
Kaum Bewertungsverschiebungen<br />
(11) Die Ergebnisse in Tabelle 154 zeigen im Einzelnen:<br />
• Die Ergebnisse sind weitgehend miteinander kompatibel. Soweit<br />
direkte Vergleichsmöglichkeiten bestehen, unterscheiden sich die<br />
Bewertungen der Experten in den Jahren 2003 und 2004 kaum<br />
voneinander.<br />
• Der größte Bewertungsunterschied besteht zwischen „Informationswirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen“ (Bewertung 2004 mit 2,18) und<br />
„Wettbewerbsorientierte Regulierung, z.B. zwecks Ausbau breitbandiger<br />
Infrastruktur“ (Bewertung 2003 mit 2,68). Allerdings wurde im<br />
ersten Fall eine weitgehende ordnungspolitische, im zweiten Fall eine<br />
mehr pragmatische Formulierung gewählt.<br />
• Zwischen 2003 und 2004 scheinen sich kaum Bewertungsverschiebungen<br />
zur Dringlichkeit politischer Aktivitäten für die<br />
Informationswirtschaft ergeben zu haben. Allenfalls scheint das<br />
ordnungspolitische Bewusstsein der Experten etwas größer geworden<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 246<br />
FuE als<br />
weiterer<br />
prioritärer<br />
Handlungsbereich<br />
zu sein (da <strong>bei</strong> allen direkt vergleichbaren Kriterien die Bewertungen<br />
im Jahre 2004 ein wenig schlechter ausfielen).<br />
• Allerdings sollte „Forschung und Entwicklung“ auf jeden Fall als<br />
politischer Prioritätsbereich gesehen werden. Nach diesem Aufgabenbereich<br />
wurde 2004 im Zusammenhang mit prioritären politischen<br />
Aufgabenbereichen nicht gefragt (dafür aber in den Umfragen in den<br />
vorangegangenen Jahren).<br />
Prioritäre<br />
politische<br />
Aufgabenbereiche<br />
...<br />
(12) An pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben sich:<br />
• Aus der Sicht der Informationswirtschaft sind die prioritären politischen<br />
Handlungsfelder:<br />
- Deregulierung;<br />
- Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die<br />
Informationswirtschaft;<br />
- Modernisierung der Verwaltung, E-Government;<br />
- Forschung und Entwicklung sowie<br />
- Qualifizierung.<br />
Dies gilt für den Zeitraum aller <strong>Trendbericht</strong>e, also für die Jahre 2000 -<br />
200<strong>5.</strong><br />
... und nachgeordnete<br />
Aufgabenbereiche<br />
Ausnahmebereich<br />
Sicherheit<br />
Verteilungspolitik<br />
nachrangig<br />
„Unentdeckte“<br />
politische<br />
Aufgabenbereiche<br />
...<br />
... harren der<br />
Awareness.<br />
• Im Vergleich dazu sind politische Aktivitäten in weiteren Bereichen<br />
von grundsätzlich nachgeordneter Bedeutung. Das gilt auch dann,<br />
wenn es sich um Maßnahmen der Marktentwicklung im Zuge der<br />
staatlichen Förderpolitik handelt und die getroffenen Maßnahmen<br />
Teilen der Informationswirtschaft direkt zugutekommen.<br />
• Die wichtigste Ausnahme davon stellt (seit 2002) die Erhöhung<br />
informationstechnischer Sicherheit sowohl innerhalb der Unternehmen<br />
als auch (besonders seit der Spam-Flut im Jahre 2003) innerhalb des<br />
Internet dar. Auch gibt es gute Gründe, die Erhöhung der IT-Sicherheit<br />
als Bestandteil allgemeiner sicherheitspolitischer Probleme und als<br />
zum Kern staatlicher Aufgaben gehörend anzusehen.<br />
• Maßnahmen digitaler Verteilungspolitik haben gegenüber Maßnahmen<br />
digitaler Wachstumspolitik eine eindeutig nachgeordnete Bedeutung.<br />
• Zwar erhielten die folgenden Aufgabenbereiche nur unterdurchschnittliche<br />
Bewertungen:<br />
- „Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und<br />
Informationswirtschaft verbessern“,<br />
- „Deregulierung in informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen“<br />
und<br />
- „Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />
Anwendern fördern“.<br />
• Es gibt aber gute Gründe, diese Problembereiche als wichtig<br />
anzusehen und ihnen einen politischen Handlungsbedarf zuzordnen.<br />
Hier sollten zunächst die „Awareness“ und zum Teil die<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 247<br />
Hier sollten zunächst die „Awareness“ und zum Teil die<br />
Problemlösungsfähigkeit der Informationswirtschaft gestärkt werden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 248<br />
26. Deregulierungs- und<br />
Entstaatlichungsbedarf<br />
26.1 Die Frage<br />
„In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden politischen<br />
Deregulierungs- bzw. „Entstaatlichungs“bedarf?“<br />
26.2 Tabellarische Auswertung<br />
Tabelle 155<br />
Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarf<br />
vorwiegend in welchen Bereichen?<br />
Summe<br />
absolut<br />
Summe<br />
in %<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 1.<br />
Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
absolut<br />
An 2. u.<br />
3. Stelle<br />
genannt<br />
in %<br />
Deregulierung nicht nötig -<br />
4 6,0 4 7,8 - -<br />
Deregulierung zu hoch<br />
Deregulierung nicht nötig 2 3,0 2 3,9 - -<br />
Zu hohes Maß an Regulierung -<br />
2 3,0 2 3,9 - -<br />
ungleiche Verteilung von Kontrollmechanismen<br />
Öffentlicher Bereich 12 17,3 6 11,8 6 33,3<br />
Verwaltung - Modernisierung der<br />
8 11,6 3 5,9 5 27,7<br />
Verwaltung - Öffentliches<br />
Beschaffungswesen - Öffentlicher<br />
Bereich als Konkurrent der Privaten -<br />
Gebührenverordnung<br />
Bundesländer, Föderalismus 1 1,4 1 2,0 -<br />
Bildungs- und Qualifizierungssystem 3 4,3 2 3,9 1 5,6<br />
Wirtschaft allgemein 15 21,7 11 21,6 4 22,2<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarkt - Ar<strong>bei</strong>tsamt - Hartz- 9 13,0 7 13,7 2 11,1<br />
Gesetzgebung - Tarifpolitik -<br />
Ar<strong>bei</strong>ts- und Lohnnebenkosten<br />
Rechtsverpflichtungen von<br />
1 1,4 1 2,0 - -<br />
Unternehmen<br />
Kleine und mittlere Unternehmen - 1 1,4 1 2,0 - -<br />
Existenzgründungen<br />
Subventionen, Subventionsabbau, 3 4,3 1 2,0 2 11,1<br />
Senkung der Staatsausgaben<br />
Verbraucherschutz 1 1,4 1 2,0 - -<br />
Informationswirtschaft 32 46,4 26 51,0 6 33,3<br />
Telekommunikation, Internet-Access 14 20,3 12 23,5 2 11,1<br />
IT - Verteidigung regulierungsfreier IT 3 4,3 3 5,9 - -<br />
Software 1 1,4 1 2,0 - -<br />
Urheberrecht, Datenbanken, Medien 4 5,8 2 3,9 2 11,1<br />
E-Commerce 1 1,4 1 2,0 - -<br />
Datenschutz, Datensicherheit, Spam 5 7,2 3 5,9 2 11,1<br />
Audiovisuelle Medien 4 5,8 4 7,8 - -<br />
Außerinformationswirtschaftliche 6 8,7 4 7,8 2 11,1<br />
Branchen, Anwenderbranchen<br />
N 69 - 51 - 18 -<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 249<br />
26.3 Interpretation<br />
67 von 69<br />
Kommentaren<br />
....<br />
(1) Die Existenz eines weitgehenden Deregulierungs- und „Entstaatlichungsbedarfes“<br />
wurde von den befragten Experten insgesamt gesehen<br />
nicht bestritten. Lediglich zwei Experten widersprachen der mit der Frageformulierung<br />
implizierten Behauptung, zum Beispiel:<br />
„Nehme keine übermäßige Regulierung wahr.“<br />
... gehen von<br />
Existenz eines<br />
Regulierungsbedarfes<br />
aus.<br />
Dem standen zwei Nennungen gegenüber, in denen die Existenz „zu<br />
vieler Einzelregulierungen“ ausdrücklich bejaht bzw. eine ungleiche und<br />
damit ungerechte Verteilung von Kontrollmechanismen im Rahmen von<br />
Regulierungen angeprangert wurde. Hinzu kamen 65 Nennungen, in<br />
denen auf konkrete Deregulierungsbedarfe eingegangen wurde.<br />
Das sind eindeutige Ergebnisse, auch wenn manche Experten in ihren<br />
Antworten „Deregulierung und Entstaatlichung“ inhaltlich mit „optimale<br />
Regulierung“ oder sogar mit „staatlichem Handlungsbedarf“ übersetzten.<br />
Aber auch diese dürften zugunsten des Leitsatzes „Im Zweifelsfall für<br />
Deregulierung und Entstaatlichung“ votieren. Siehe auch die<br />
entsprechenden Ergebnisse in früheren <strong>Trendbericht</strong>en.<br />
Deregulierungsbedarf<br />
vor allem in ...<br />
... Informationswirtschaft,<br />
...<br />
... allgemeinen<br />
Rahmenbedingungen<br />
für die<br />
Wirtschaft ...<br />
... und<br />
öffentlichem<br />
Bereich<br />
(2) Deregulierungsbedarf wurde von den befragten Experten vor allem in<br />
drei Bereichen gesehen:<br />
• Den größten Anteil der Nennungen nahm die Informationswirtschaft<br />
mit einem Anteil von 46 % an allen Nennungen an. Das war zu<br />
erwarten, da es sich hier um eine Umfrage unter informationswirtschaftlichen<br />
Experten zu Fragen der Informationswirtschaft<br />
handelte. Überraschend ist eher, dass die weiteren konkreten<br />
Nennungen zusammengenommen auf einen noch höheren Anteil,<br />
nämlich von 48 %, kamen.<br />
• Den zweitgrößten Anteil (22 %) nahmen Regulierungsfragen in der<br />
Wirtschaft außerhalb der Informationswirtschaft und ohne einen<br />
eindeutigen Branchenbezug ein. Damit werden Ergebnisse aus den<br />
Vorjahren bestätigt, nach denen den informationswirtschaftlichen<br />
Experten angemessene wirtschaftliche Rahmenbedingungen, in denen<br />
sie sich frei entfalten können, und nicht Anliegen der<br />
Industriepolitik ein prioritäres Anliegen sind.<br />
• Mit einem Anteil von 17 % nahm der öffentliche Bereich gleichfalls<br />
eine Spitzenposition ein. Das entspricht den Ergebnissen der<br />
Vorjahre, nach denen die Modernisierung des öffentlichen Bereiches<br />
und die Entwicklung stabiler und effizienter Partnerschaften zwischen<br />
öffentlichem und privatem Bereich für die informationswirtschaftlichen<br />
Experten gleichfalls von besonderer Bedeutung ist. Das gilt in<br />
ähnlicher Weise für ihre Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Bildungseinrichtungen<br />
und deren eventuelle Deregulierung. Siehe die auch<br />
den Bildungseinrichtungen in bislang allen <strong>Trendbericht</strong>en abverlangten<br />
„strukturellen Reformen“.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 250<br />
Weitere<br />
Branchen als<br />
vergleichsweise<br />
unwichtig<br />
angesehen<br />
(3) Diesen drei Blöcken standen lediglich sechs Nennungen (9%)<br />
gegenüber, die sich auf außerinformationswirtschaftliche Branchen bzw.<br />
Anwenderbranchen bezogen. Konkretisiert davon wurden:<br />
• „Energiewirtschaft“,<br />
• „Strom- und Dateninfrastruktur derzeit oft in einer Hand“,<br />
• „Vekehrsinfrastruktur“,<br />
• „Gesundheitswesen“,<br />
• „Postmarkt“ sowie<br />
• „Landwirtschaft und Forstwirtschaft“.<br />
Deregulierung<br />
in weiteren<br />
wichtigen<br />
Anwenderbranchen<br />
objektiv<br />
erwünscht, ...<br />
... aber nur<br />
indirekt<br />
erschlossen ...<br />
... und bislang<br />
kaum gesehen<br />
(4) Ein wichtiges Ergebnis des 3. <strong>Trendbericht</strong>es lautete, dass wichtige<br />
Anwenderbranchen der Informationswirtschaft wie das Gesundheitswesen<br />
und die Verkehrsinfrastruktur hochgradig reguliert wenn nicht wie der<br />
Anwenderbereich „E-Government“ öffentlich-rechtlich verfasst sind. Hohe<br />
Regulierungsgrade können die Nachfrage von Anwenderbranchen<br />
(<strong>bei</strong>spielsweise über die Verlängerung eines bestehenden Investitionsstaus)<br />
dämpfen und die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Anbieterund<br />
Anwenderbranchen beeinträchtigen (4. <strong>Trendbericht</strong>, 1. <strong>Band</strong>, S. 56).<br />
Allerdings ergaben sich die obigen Ergebnisse nicht direkt aus Expertenaussagen,<br />
sondern indirekt über die Angaben der Experten zu ihren<br />
wichtigsten Anwenderbranchen sowie der Kenntnisnahme der Regulierungsdichte<br />
dieser Anwenderbranchen. Auch im <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> sind<br />
diese Ergebnisse nur indirekt zu erschließen.<br />
Noch hat die Informationswirtschaft diese Zusammenhänge bislang<br />
thematisiert geschweige Forderungen auf Deregulierung ihrer wichtigsten<br />
Anwenderbranchen mit den Interessen von Kunden- und Lieferantenbranchen<br />
begründet. Es handelt sich hier mithin um eine zwar objektiv<br />
bestehende, aber weitgehend unentdeckte Problemlage. Siehe auch<br />
Kapitel 2<strong>5.</strong><br />
Konkrete<br />
Regulierungsbereiche:<br />
Prioritäten für<br />
Telekommunikation<br />
und<br />
Internet-<br />
Access, ...<br />
... Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />
und Modernisierung<br />
der<br />
öffentlichen<br />
Verwaltung<br />
(5) Eindeutige Prioritätensetzungen zugunsten einer weitergehenden<br />
Deregulierung und Entstaatlichung ergaben sich auch im Hinblick auf<br />
einzelne konkrete Regulierungsbereiche. An besonderen Prioritäten<br />
wurden gesetzt:<br />
• Deregulierungen in der Telekommunikationsbranche mit einem Anteil<br />
von 44 % an allen Nennungen zu Deregulierungbedarfen innerhalb<br />
der Informationswirtschaft und einem Anteil von 20 % an allen<br />
Nennungen. Auch wurde dieser Regulierungsbedarf fast ausschließlich<br />
an die erste Stelle und nicht an die zweite oder dritte Stelle<br />
gesetzt;<br />
• Deregulierungen des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes mit einem Anteil an allen<br />
Nennungen von 13 % und mit einem Anteil von 60 % an den Nennungen<br />
zur „Wirtschaft allgemein“;<br />
• eine weitgefasste Modernisierung der Verwaltung mit einem Anteil von<br />
12 % an allen Nennungen. Allerdings wurde der „Öffentliche Bereich“<br />
eher an nachrangiger denn an erster Stelle genannt.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 251<br />
Informationswirtschaft<br />
Deregulierung<br />
Telekommunikation<br />
Kritik für<br />
Deutsche<br />
Telekom und<br />
Regulierungsbehörde<br />
(6) Deregulierungen im Telekommunikationsbereich wurden häufig<br />
allgemein – also ohne zusätzliche konkrete Forderungen – befürwortet.<br />
Konkret wurde empfohlen,<br />
• die Dominanz der Deutschen Telekom zu relativieren und für ihre<br />
Wettbewerber faire Wettbewerbsbedingungen sicherzustellen;<br />
• das Telekom-Monopol auf der „letzten Meile“ abzubauen;<br />
• die Förderung von DSL nicht nur der Deutschen Telekom zu<br />
überlassen;<br />
• einen angeblich zu hohen oder nicht richtig wahrgenommenen<br />
Einfluss der staatlichen Regulierungsbehörde mindestens zu relativieren.<br />
Zum Beispiel:<br />
„Regulierungsbehörde für TK. Einfluss zu hoch. Wettbewerb soll entscheiden.“<br />
„Telekommunikation sollte dringend wieder verstaatlicht werden. Das hat<br />
nichts gebracht.“<br />
Die kritischen Orientierungen vor allem gegenüber der Deutschen<br />
Telekom und der Regulierungsbehörde lassen sich zum Teil damit<br />
erklären, dass vermutlich einige Experten aus Unternehmungen antworteten,<br />
die mit der Deutschen Telekom im Wettbewerb stehen.<br />
Datenschutz,<br />
Datensicherheit,<br />
Spams<br />
(7) Darüber hinaus wurden weitere „alte informationswirtschaftliche<br />
Bekannte“ aus den vorangegangenen Umfragen als Gegenstand notwendiger<br />
Deregulierung gesehen:<br />
Urheberrecht • Datenschutz, Datensicherheit und die Bekämpfung von Spams mit<br />
einem Anteil von 7 % an allen Nennungen;<br />
• Urheberrecht, Datenbanken und Medien, ein Bereich, der mit dem<br />
zweiten Korb der Urheberrechtsgesetzgebung erneut aktuell geworden<br />
ist, mit einem Anteil von 6 % an allen Nennungen, sowie<br />
Audiovisuelle<br />
Medien<br />
• Audiovisuelle Medien mit einem Anteil von 6 %. Hier wurde<br />
<strong>bei</strong>spielswise eine liberale Politik <strong>bei</strong> anstehenden Frequenzzuweisungen<br />
empfohlen.<br />
Beispielsweise <strong>bei</strong> der Datensicherheit und der Bekämpfung von Spams<br />
wurde Deregulierung von den Experten offensichtlich teilweise mit<br />
„staatlichem Handlungsbedarf in Richtung Regulierung“ bzw. mit „optimaler<br />
Regulierung“ übersetzt.<br />
Verteidigung<br />
weitgehend<br />
regulierungsfreier<br />
Informationstechnik<br />
(8) Die „Informationstechnik“ wurde von drei Experten genannt. Hier ging<br />
es weniger um Deregulierung als um eine Verteidigung der bislang<br />
weitgehend regulierungsfreien Branche Informationstechnik:<br />
„Eine solche Regulierung wäre auch kontraproduktiv, da sich die „IT-<br />
Landschaft“ erheblich schneller als der Gesetzgebungsprozess wandelt.“<br />
„Die IT ist weitgehend frei von staatlicher Regulierungswut geblieben.<br />
Mögen wir von „Internet-Schutz-Gesetzen““, „Anti-Hacker-Verordnungen“<br />
und Ähnlichem verschont bleiben.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 252<br />
und Ähnlichem verschont bleiben.“<br />
Patentierbarkeit<br />
von<br />
Software kaum<br />
angesprochen<br />
Hingegen wurden die Bereiche „Software“ und „E-Commerce“ nur von<br />
jeweils einem Experten erwähnt. Demnach hatte <strong>bei</strong>spielsweise die<br />
„Patentierbarkeit von Software“ unter Regulierungsgesichtspunkten aus<br />
der Sicht der Experten keine große Bedeutung.<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />
Deregulierung<br />
(9) Die Deregulierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes wurde von den Experten<br />
insgesamt als komplexes Problem gesehen. Die Forderungen bezogen<br />
sich im Einzelnen auf eine allgemeine Flexibilisierung, auf die laufende<br />
Reform der Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t, auf die Hartz-Gesetzgebung, auf die<br />
flexibilitätsbehindernden Wirkungen von Flächentarifverträgen sowie auf<br />
die Senkung der Ar<strong>bei</strong>ts- und Lohnnebenkosten. In einem Fall wurde ein<br />
Zusammenhang zwischen der bestehenden Verkrustung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />
und dem Trend zu Outsourcing und Offshoring hergestellt:<br />
„Ar<strong>bei</strong>tsmarkt: Durch starke Regulierung (Mindestlöhne, staatliche<br />
Ar<strong>bei</strong>tsvermittlung, ...) werden die Probleme durch Outsourcing/-shoring<br />
verschärft & hohe Gemeinkosten erzeugt.“<br />
Für Subventionsabbau<br />
und größere<br />
Freiräume für<br />
KMUs<br />
(10) Unabhängig davon wurden für den Bereich der allgemeinen<br />
Wirtschaftspolitik ein genereller Subventionsabbau, größere Freiräume<br />
und eine gerechtere Steuerpolitik für kleine und mittlere Unternehmen<br />
ebenso wie für Existenzgründungen verlangt. In einem Fall wurde ein<br />
direkter Zusammenhang zwischen Subventionsabbau und der Senkung<br />
der Staatsausgaben gesehen.<br />
Öffentlicher<br />
Bereich<br />
Modernisierung<br />
der<br />
Verwaltung ...<br />
... vor allem<br />
<strong>bei</strong> Beschaffung<br />
und Ausschreibung?<br />
(11) Die Modernisierung der Verwaltung wurde in einer Reihe von Fällen<br />
als prioritäres Anliegen gesehen. Damit verbunden wurde mehrfach auf<br />
die Kooperationsmöglichkeiten zwischen öffentlichem und privatem<br />
Bereich, <strong>bei</strong>spielsweise auf das öffentliche Beschaffungswesen, eingegangen.<br />
In mehreren Fällen wurde eine Konkurrenzsituation zwischen<br />
Öffentlichem und Privatem Sektor als Ärgernis empfunden, zum Beispiel:<br />
„Öffentliche Vemarktungsportale/Anbieter staatlicher Leistungen (z.B.<br />
Geoinformationen). Der Staat soll nicht Marktteilnehmer/Konkurrent<br />
werden.“<br />
Deregulierungsbedarf<br />
<strong>bei</strong> Bildungseinrichtungen<br />
(12) Innerhalb des öffentlichen Bereiches wurde neben der Modernisierung<br />
der Verwaltung ein Deregulierungsbedarf <strong>bei</strong> den Bildungseinrichtungen<br />
identifiziert. Zum Beispiel:<br />
„Bildungssysteme. Diese sind weitgehend wettbewerbsfrei. Mehr Investition<br />
in diese – wie politisch derzeit opportun – bedeutet mehr Geld in<br />
starre veraltete „klassenorientierte“ Ausbildungssysteme zu geben, was<br />
die neue Generation im Geiste des 19. Jahrhunderts erzieht.“<br />
Eine gleichwohl bestehende Wertschätzung der Bildungseinrichtungen<br />
kam <strong>bei</strong>spielsweise darin zum Ausdruck, dass ein Experte Deregulierungsbedarf<br />
mit Investitionsbedarf übersetzte:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 253<br />
„Investitionen in Bildung und Qualifizierung (<strong>bei</strong> Unternehmen und Staat).“<br />
Bedeutender<br />
Deregulierungs-<br />
und<br />
Entstaatlichungsbedarf<br />
Flexibilisierung<br />
des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />
Deregullerung<br />
der Telekommunikation<br />
Allerdings<br />
auch<br />
Ausnahmebereiche<br />
Regulierungsfreie<br />
Informationstechnik<br />
Deregulierung<br />
der Verwaltung<br />
und<br />
Bildungssysteme<br />
Agenda<br />
prioritärer<br />
Deregulierungs-<br />
und<br />
Entstaatlichungsbedarfe<br />
(13) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
• In der Informationswirtschaft wird ein bedeutender Deregulierungsund<br />
Entstaatlichungsbedarf gesehen. So erhoben sich praktisch keine<br />
Stimmen, die prinzipiell für einen aktiveren Staat im Bereich der<br />
Regulierung eintreten. Allerdings gab es auch Stimmen, die sich für<br />
„Ausnahmebereiche/-aufgaben“ wie Datensicherheit und die Verhinderung<br />
von Spam und damit für eine weitergehende Regulierung bzw.<br />
eine „optimale Regulierungsdichte“ aussprachen.<br />
• Die von den informationswirtschaftlichen Experten gesetzten Prioritäten<br />
in der Deregulierungs- und Entstaatlichungspolitik folgen in bedeutenden<br />
Teilen der Deregulierungs- und weiteren Reformpolitik beziehungsweise<br />
den poltischen Diskussionen in der Öffentlichkeit. Das gilt<br />
<strong>bei</strong>spielsweise für die Flexibilisierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes in der<br />
allgemeinen und die Deregulierung des Telekommunikationsbereiches<br />
in der sektoralen Wirtschaftspolitik.<br />
• Informationstechnik wurde als positiver Modellfall für eine weitgehend<br />
regulierungsfreie Branche angesehen. Die Regulierungsfreiheit sollte<br />
notfalls verteidigt werden.<br />
• Es gibt aber auch grundlegende Orientierungen in der Informationswirtschaft,<br />
die weniger von der öffentlichen Meinung getragen werden.<br />
Das gilt <strong>bei</strong>spielsweise für die Modernisierung der Verwaltung,<br />
insbesondere für die Vereinfachung und Effektuierung des öffentlichen<br />
Beschaffungs- und Ausschreibungswesens, und mehr noch für die<br />
Deregulierung des Bildungs- und Qualifizierungssystems.<br />
Eine aktuelle Agenda prioritärer Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarfe<br />
aus der Sicht der Informationswirtschaft ist in Tabelle 156<br />
wiedergegeben.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 254<br />
Tabelle 156<br />
Agenda prioritärer Deregulierungs- und<br />
Entstaatlichungsbedarfe<br />
Deregulierungsbereiche<br />
Beispiele für konkret<br />
vorgeschlagene Maßnahmen<br />
Vorrangig: x<br />
Mit Einschränkungen<br />
proritär<br />
(x)<br />
In Abweichung<br />
von<br />
aktueller<br />
politischer<br />
Diskussion<br />
(x)<br />
I. Allgemeine Wirtschaftspolitik<br />
Flexibilisierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />
• Reform der Bundesanstalt für<br />
Ar<strong>bei</strong>t, Hartz-Gesetzgebung<br />
• Flexibilisierung des Tarifvertragsrechts<br />
• Senkung der Ar<strong>bei</strong>ts- und<br />
Lohnnebenkosten<br />
x -<br />
Größere Freiräume und<br />
gerechtere Besteuerung von<br />
kleinen und mittleren<br />
Unternehmen und<br />
Existenzgründungen<br />
- x -<br />
<strong>II</strong>. Informationswirtschaft<br />
Telekommunikation • Faire Wettbewerbsbedingungen<br />
• Kein Monopol für Letzte Meile<br />
und DSL-Anschluss<br />
• Kritik an Regulierungsbehörde<br />
x -<br />
Datenschutz,<br />
- (x) 1) -<br />
Datensicherheit, Spam<br />
Urheberrechtsschutz<br />
- (x) 1) -<br />
(zweiter Korb)<br />
Audiovisuelle Medien - (x) 1) -<br />
<strong>II</strong>I. Öffentlicher Bereich<br />
Modernisierung der Verwaltung • E-Government<br />
• Vereinfachung von<br />
Beschaffung und<br />
Ausschreibung<br />
• Öffentlicher Bereich kein<br />
Konkurrent der Privaten<br />
x<br />
x<br />
Bildungseinrichtungen - x x<br />
IV. Weitere<br />
Anwenderbranchen<br />
- (x) 2) x<br />
zum Beispiel Verkehr,<br />
Gesundheit, Umwelt<br />
1) Vorrangig, aber nicht im Vergleich zur Deregulierung des Telekommunikationsbereiches.<br />
2) Vorrangigkeit ergibt sich nur indirekt aus den Aussagen der Experten.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 255<br />
27. Informationswirtschaft und<br />
Informationsgesellschaft<br />
27.1 Die Frage<br />
„Mit der Entwicklung der Informationswirtschaft werden viele Chancen für die<br />
Informationsgesellschaft verfügbar gemacht. Gleichzeitig wird befürchtet, dass diese<br />
Chancen in der Gesellschaft nicht immer optimal aufgegriffen werden.<br />
Soll die Informationswirtschaft über die Verfolgung Ihrer betriebs- und<br />
branchenwirtschaftlichen Interessen hinaus Beiträge dazu leisten, dass diese Chancen<br />
besser genutzt werden, <strong>bei</strong>spielsweise über besondere Aktivitäten auf Verbandsebene<br />
oder über das Sponsoring von Veröffentlichungen?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Sehr wichtig, dass Informationswirtschaft<br />
zusätzliche Beiträge leistet“) und „6“ („Informationswirtschaft sollte sich vollständig<br />
heraushalten“)“.<br />
27.2 Tabellarische Auswertungen<br />
Tabelle 157<br />
Partizipation der Informationswirtschaft<br />
an Problemen der Informationsgesellschaft?<br />
Mittelwert<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
Schaffung neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze 2,03 180<br />
Förderung der Grundlagenforschung / langfristige Entwicklung<br />
2,09 181<br />
der Wissenschaft<br />
Schaffung anspruchsvollerer Ar<strong>bei</strong>tsplätze 2,22 180<br />
Erörterungen über die Zukunft der Bildungssysteme 2,30 179<br />
Bewertungen der Partizipationserfordernisse insgesamt 2,49 69<br />
Leben im „Global Village“ / internationale Verständigung 2,56 178<br />
Erörterungen über Zukunft der Medien 2,57 172<br />
Durchschnittliche Bewertungen insgesamt 2,90 1.596<br />
Erörterungen über Zukunft der Politik 2,90 174<br />
Maßnahmen gegen problematisch gewordene soziale<br />
3,20 179<br />
Beziehungen, z.B. Vereinsamung<br />
Bessere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung 3,63 173<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 256<br />
Tabelle 158<br />
Partizipation der Informationswirtschaft an Problemen<br />
der Informationsgesellschaft? – Zusätzliche<br />
Begründungen<br />
Absolut In %<br />
Engagement der Informationswirtschaft in<br />
außerwirtschaftlichen Zusa mmenhängen kritisch gesehen<br />
Tendenziell oder tatsächlich irrelevant – Probleme vorrangig<br />
der Politik überlassen – Wirtschaft allenfalls als Unterstützer<br />
politischer Aktivitäten<br />
Beeinflussung der Informationsgesellschaft sollte durch genuin<br />
wirtschaftliche Aktivitäten erfolgen.<br />
Dysfunktionen der Informationsgesellschaft<br />
als Folge informationswirtschaftlicher Aktivitäten<br />
Weitgehende Mitgestaltung der Informationsgesellschaft<br />
erforderlich<br />
9 37,4<br />
5 20,8<br />
2 8,3<br />
2 8,3<br />
9 37,4<br />
Informationswirtschaft kann und sollte sich gesellschaftlicher<br />
6 2<strong>5.</strong>0<br />
Verantwortung stellen. – Unternehmen durchaus als<br />
„Lückenbüßer“ der Politik – Für eine das Wirtschaftliche<br />
transzendierende Kommunikation<br />
Informationswirtschaft wird ihrer volks- und sozialpolitischen<br />
1 4,2<br />
Verantwortung nicht gerecht.<br />
Informationswirtschaft wird ihrer Verantwortung doch gerecht. 2 8,3<br />
Unentschiedene Bewertungen 6 25,0<br />
Zukunftsfragen im eigenen Interesse behandeln! 2 8,3<br />
Erörterungen gehören in die dafür notwendigen<br />
2 8,3<br />
Einrichtungen und Gremien der Wirtschaft<br />
Soziale Beziehungen – menschenwürdige Entwicklung 2 8,3<br />
N 24 -<br />
27.3 Interpretation<br />
Zentrale<br />
Resultate<br />
des 4. <strong>Trendbericht</strong>s<br />
(1) Wie sich aus den Ergebnissen zum 4. <strong>Trendbericht</strong> ergab, verfügt die<br />
Informationswirtschaft über dezidierte Ansichten, in welchem Bezugsrahmen<br />
Entwicklungen der Informationsgesellschaft erörtert werden<br />
sollten, was die wichtigsten Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />
sind und wie diese Entwicklungen bewertet werden sollten. Ihre<br />
Meinungen und Beurteilungen dazu erwiesen sich als überraschend<br />
einheitlich.<br />
An zentralen Resultaten ergaben sich:<br />
Erweiterter<br />
Bezugsrahmen<br />
• Über die Klassifizierung des Fragebogens hinausgehend schlugen die<br />
Experten insgesamt gesehen einen erweiterten Bezugsrahmen vor, in<br />
dem sich aus ihrer Sicht Probleme der Informationsgesellschaft<br />
angemessen diskutieren lassen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 257<br />
Positive,<br />
ambivalente<br />
und negative<br />
Bewertungen<br />
Bestehende<br />
Chancen<br />
werden<br />
unzureichend<br />
genutzt.<br />
• „Während die Experten die Bedeutung der Informationsgesellschaft für<br />
Technik und Wissenschaft sowie Wirtschaft positiv beurteilten,<br />
bewerteten sie den Einfluss der Informationsgesellschaft auf die<br />
sozialen Beziehungen negativ sowie auf Politik und Gesellschaft<br />
(unter Einschluss der Medien und Bildungseinrichtungen) skeptisch,<br />
mindestens aber ambivalent. Während die Anzahl der Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
abnehmen wird, nehmen die Qualität der Ar<strong>bei</strong>t und die Qualifikationsanforderungen<br />
zu.“ Damit „zeichnen sich insgesamt gesehen<br />
eine Polarisierung zwischen den gesellschaftlichen Funktionsbereichen<br />
und damit dauerhafte Konfliktlinien ab“ (4.<br />
<strong>Trendbericht</strong>, <strong>Band</strong> I, S. 87).<br />
• Die Experten bestritten nicht, dass die Informationsgesellschaft<br />
Chancen für alle Lebens- und beruflichen Aufgabenbereiche verfügbar<br />
mache. Sie waren jedoch skeptisch, ob diese Chancen außerhalb von<br />
Wissenschaft, Technik und Wirtschaft angemessen genutzt werden.<br />
Die Ergebnisse werden zusammenfassend in Tabelle 159 dargestellt.<br />
Tabelle 159<br />
Bezugsrahmen für die Erörterung von Problemen<br />
der Informationsgesellschaft – Identifizierung und<br />
Beurteilungen von Trends<br />
Gesellschaftliche Funktionsbereiche<br />
Bereichsübergreifende Trends – Interaktionen,<br />
Interdependenzen und Bedeutungsverschiebungen<br />
zwischen den<br />
gesellschaftlichen Funktionsbereichen<br />
Technik und Wissenschaft (einschließlich der<br />
von ihnen möglich gemachten neuen Produkte<br />
und Dienste – deren Akzeptanz)<br />
Ar<strong>bei</strong>t<br />
Wirtschaft<br />
Soziale Beziehungen<br />
Politik und Gesellschaft<br />
Bildung<br />
Medien<br />
Beurteilung der Wirkungen der<br />
Informationsgesellschaft auf<br />
Funktionsbereich<br />
unübersichtlich, ambivalent<br />
positiv<br />
ambivalent, da<br />
• Anzahl der Ar<strong>bei</strong>tsplätze: negativ;<br />
• Qualität der Ar<strong>bei</strong>t: positiv<br />
positiv<br />
negativ (Stichwort: Vereinsamung)<br />
ambivalent, eher skeptisch<br />
ambivalent, eher skeptisch<br />
ambivalent, eher skeptisch<br />
Vor der<br />
Entdeckung<br />
bedeutender ...<br />
(2) Wenn die Informationswirtschaft die Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />
so einheitlich sieht und beurteilt, hegt sie auch feste<br />
Ansichten zu den Interdependenzen zwischen Informationswirtschaft und<br />
Informationsgesellschaft und die Rolle, die sie in diesem Kontext spielt<br />
oder spielen sollte? Sind hier sogar bedeutende Handlungs- und<br />
Kooperationspotenziale zu erschließen?<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 258<br />
... Handlungsund<br />
Kooperationspotenziale?<br />
Jedenfalls machte es nach den Ergebnissen des 4. <strong>Trendbericht</strong>es Sinn,<br />
eine entsprechende Frage in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> zu<br />
stellen. Entsprechend wurden wir von unseren Partnern <strong>bei</strong> der Konzeptualisierung<br />
ermutigt.<br />
Beobachter,<br />
nicht<br />
Partizipant<br />
oder<br />
Mitgestalter<br />
(3) Nach den Ergebnissen im Ankreuzverfahren sahen sich die befragten<br />
Experten eher als Beobachter von Entwicklungen der Informationsgesellschaft,<br />
aber nicht als Partizipant oder gar als Gestalter informationswirtschaftlicher<br />
Trends. Da<strong>bei</strong> wurde durchaus gesehen, dass von den<br />
wirtschaftlichen Aktivitäten der Branche bedeutende, wenngleich ungeplante<br />
Wirkungen auf die Informationsgesellschaft ausgehen. Aus der<br />
Sicht der Experten ist es jedoch nicht die Aufgabe der Informationswirtschaft,<br />
diese Wirkungen von vornherein in ihr wirtschaftliches Kalkül<br />
einzubeziehen.<br />
Bewertungen<br />
im Ankreuzverfahren<br />
Allgemeine<br />
Partizipation an<br />
Informationsgesellschaft:<br />
2,49<br />
Konkrete Partizipationsmöglichkeiten<br />
2,90<br />
Genuin<br />
informationswirtschaftliche<br />
Aktivitäten mit<br />
besten<br />
Benotungen<br />
2,03 – 2,22<br />
(4) Dafür sprechen die folgenden Ergebnisse:<br />
• Zwar wurden etwaige allgemeine Partizipationsmöglichkeiten an der<br />
Entwicklung der Informationsgeselleschaft von den Experten mit der<br />
durchschnittlichen Note 2,49 versehen.<br />
• Aber diese Bewertung von Partizipationsmöglichkeiten von<br />
Entwicklungen der Informationsgesellschaft sinkt auf 2,90, sobald<br />
nicht mehr allgemeine, sondern konkrete Partizipationserfordernisse<br />
angesprochen wurden. Demnach scheint die Informationswirtschaft<br />
insgesamt kaum an einem informationsgesellschaftlichen Engagement<br />
interessiert, sobald ihr mehr als Lippenbekenntnisse abverlangt<br />
werden.<br />
• Die obige Benotung sänke um Einiges weiter, wenn man sich auf<br />
Partizipationsbereiche beschränkte, die nicht unmittelbar etwas mit<br />
der Ausübung informationswirtschaftlicher Belange zu tun haben. So<br />
wurden die besten Benotungen an Partizipationsbereiche vergeben, in<br />
denen die Informationswirtschaft im ureigensten Interesse Aktivitäten<br />
entfalten muss. Diese waren:<br />
- Schaffung neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze mit der Benotung 2,03;<br />
- Förderung der Grundlagenforschung / langfristige Entwicklung der<br />
Wissenschaft mit der Benotung 2,09 sowie<br />
- Schaffung anspruchsvollerer Ar<strong>bei</strong>tsplätze mit der Benotung 2,22.<br />
Zukunft der<br />
Bildungssysteme<br />
2,30<br />
• Hingegen wurde den „Erörterungen über die Zukunft der Bildungssysteme“<br />
mit 2,30 eine „mittlere Benotung“ gegeben. Dieser Bereich<br />
gehört nicht so eindeutig wie die zuvor genannten Partizipationsbereiche<br />
den genuin informationswirtschaftlichen Aktivitäten an. Er<br />
steht ihnen aber nahe, da die Informationswirtschaft umfangreiche<br />
Qualifikationsaktivitäten entfaltet und die Informationswirtschaft ihren<br />
Aufgaben langfristig nur dann wirtschaftlich erfolgreich operieren<br />
kann, wenn das bestehende strukturelle „Mismatch“ zwischen angebotenen<br />
und nachgefragten Qualifikationen verringert wird.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 259<br />
Global Village<br />
2,56<br />
Eörterungen<br />
über andere<br />
Funktionsbereiche<br />
2,57 – 2,90<br />
Soziale<br />
Beziehungen,<br />
Freizeit<br />
3,20 – 3,63<br />
• Partizipationsmöglichkeiten an der Entwicklung der Informationsgesellschaft,<br />
die offensichtlich nicht aus informationswirtschaftlichen<br />
Aktivitäten im engeren Sinne resultieren, wurden dagegen mit deutlich<br />
schlechteren Noten bedacht:<br />
- Leben im „Global Village“ / internationale Verständigung mit der<br />
Note 2,56;<br />
- Erörterungen über die Zukunft der Medien mit der Benotung 2,57;<br />
- Erörterungen über die Zukunft der Politik mit der Benotung 2,90;<br />
- Maßnahmen gegen problematisch gewordene soziale<br />
Beziehungen, z.B. Vereinsamung, mit der Note 3,20 und<br />
- bessere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung mit der Benotung 3,63.<br />
Da<strong>bei</strong> war ein Teil dieser möglichen Partizipationsbereiche in den<br />
Frageformulierungen von vornherein mit schwachen Anforderungen an<br />
die Repräsentanten der Informationswirtschaft verbunden, indem für<br />
diese Bereiche lediglich von „Erörterungen“ und nicht von „Handlungen“<br />
die Rede war. Da<strong>bei</strong> dürften Benotungen mindestens von „befriedigend“<br />
abwärts von einem weitgehenden Desinteresse zeugen.<br />
Zusätzliche<br />
Kommentare<br />
Nur 24<br />
Kommentare<br />
(5) Diese Ergebnisse werden durch die zusätzlichen Kommentare der<br />
Experten im Wesentlichen bestätigt.<br />
Das wichtigste Ergebnis lautet, dass lediglich 24 von 208 Experten von<br />
der Möglichkeit Gebrauch machten, die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
der Informationsgesellschaft zusätzlich zu kommentieren.<br />
Offensichtlich hat die Informationsgesellschaft insgesamt gesehen kein<br />
besonderes Interesse daran (oder findet nicht die Zeit), sich außerhalb<br />
ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten intensiv zu engagieren.<br />
Heterogene<br />
Beurteilungen<br />
Einheitliches<br />
Meinungsbild<br />
wird nicht als<br />
erforderlich<br />
angesehen.<br />
(6) Von den 24 Kommentaren sahen neun ein „Engagement der<br />
Informatonswirtschaft in außerwirtschaftlichen Zusammenhängen kritisch“,<br />
während in gleichfalls neun Kommentaren eine „weitgehende<br />
Mitgestaltung der Informationsgesellschaft“ für erforderlich angesehen<br />
wurde und die Kommentare von sechs Experten unentschieden ausfielen.<br />
Das lässt vermuten, dass zu den informationsgesellschaftlichen<br />
Handlungsmöglichkeiten der Informationswirtschaft kein einheitliches<br />
Meinungsbild existiert und bestehende Meinungsbilder für die „Privatsache<br />
jedes Einzelnen“ hält. Oder anders gesagt: Hier liegt aus der Sicht<br />
der Informationswirtschaft eher ein Bildungs- und weniger ein<br />
Interessenproblem vor.<br />
37 %:<br />
Partizipation in<br />
außerwirtschaftlichen<br />
Zusammenhängen<br />
(7) Auch die Stellungnahmen der Experten innerhalb der genannten<br />
Bewertungsgruppen fielen heterogen aus.<br />
Eine Gruppe lässt sich unter dem Begriff der „progressiven Forderer“<br />
zusammenfassen. Beispielsweise begründeten diese Experten ihre<br />
Ansicht, eine weitgehende Mitgestaltung informationsgesellschaftlicher<br />
Zusammenhänge sei erforderlich, indem sie ausdrücklich bedauerten,<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 260<br />
Informationswirtschaft<br />
soll<br />
Staat ergänzen<br />
...<br />
... oder macht<br />
es bereits<br />
besser als<br />
er.<br />
Zusammenhänge sei erforderlich, indem sie ausdrücklich bedauerten,<br />
dass die Informationswirtschaft ihrer sozial- und volkswirtschaftlichen<br />
Verantwortung nicht gerecht. werde. Oder sie verlangten der<br />
Informationswirtschaft ausdrücklich einen Beitrag zur humanen Gestaltung<br />
sozialer Beziehungen oder zu menschenwürdig gestalteten Entwicklungen<br />
ab:<br />
„Auch die Informationswirtschaft soll sich ihrer gesellschaftlichen<br />
Verantwortung stellen. Sie verdienen schließlich an der Gesellschaft.“<br />
Oder sie forderten, die Informationswirtschaft möge jene Funktionen<br />
übernehmen, die der Staat nicht übernehmen könne.<br />
„Da sich der Staat raushalten soll, müssen das die Firmen selbst in die<br />
Hand nehmen. Selbstorganisation, Selbstvermarktung usw.“<br />
Oder die Informationswirtschaft möge eine Kommunikation mit der<br />
Öffentlichkeit bzw. anderen gesellschaftlichen Funktionsbereichen führen,<br />
die über das rein Wirtschaftliche hinausgehe, zumal sie über eine überlegene<br />
Kompetenz in den Erörterungen verfüge:<br />
„In manchen Bereichen ist gerade die Informationswirtschaft in der Lage,<br />
für mehr Klarheit und Objektivität <strong>bei</strong> vielen gesellschaftlichen Fragen zu<br />
sorgen.“<br />
Im Gegensatz dazu erklärten zwei Experten, dass die Informationswirtschaft<br />
ihrer informationsgesellschaftlichen Verantwortung bereits<br />
gerecht werde.<br />
37 %:<br />
Kein<br />
informationswirtschaftliches<br />
Engagement<br />
erforderlich<br />
Keine Zeit<br />
Keine<br />
Begründung<br />
erforderlich<br />
(8) Diesen Wünschen standen jene Kommentare gegenüber, die ein<br />
Engagement der Informationswirtschaft in außerwirtschaftlichen Zusammenhängen<br />
kritisch sahen. Ihre Begründungen fielen allerdings so<br />
heterogen aus, dass sich diese der Zusammenfassung in einem Begriff<br />
entziehen.<br />
Die Meinung, man solle sich vorrangig um die eigenen Kernaufgaben<br />
kümmern und die Lösung bestehender Probleme vorrangig der Politik<br />
überlassen, wurde <strong>bei</strong>spielsweise mit bereits bestehenden finanziellen<br />
und zeitlichen Belastungen im Bereich der Kernaufgaben begründet, zum<br />
Beispiel:<br />
„While all the above are important points for the whole of the economy,<br />
not everything can possibly be undertaken by industry, which is hard<br />
pressed. Most of the above falls into the responsibility of the public sector<br />
and they should have professionals.“<br />
Typischer war es jedoch, wenn die Experten ihre informationsgesellschaftliche<br />
Abstinenz als eine Selbstverständlichkeit ansahen, die keiner<br />
weiteren Begründung bedürfe:<br />
„Insgesamt kein großer Handlungsbedarf.“<br />
„Ist für uns nicht relevant.“<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 261<br />
„Nicht unbedingt Aufgabe der Privatwirtschaft.“<br />
Informationswirtschaft<br />
Verursacher<br />
gesellschaftlicher<br />
Dysfunktionen<br />
In zwei Stellungnahmen wurde wenn nicht die Kompetenz so doch die<br />
Eignung der Informationswirtschaft bezweifelt, Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />
mitzuerörtern und mitzugestalten, weil sie die<br />
Verursacher der zu therapierenden gesellschaftlichen Verwerfungen sei,<br />
zum Beispiel:<br />
„Noch nie war der Verursacher eines Problems Teil der Lösung.“<br />
Markt und<br />
Preise regeln<br />
optimal.<br />
Zwei Experten zeigten sich mit Wirkungen der Informationswirtschaft auf<br />
die Informationsgesellschaft im Rahmen eines „marktwirtschaftlichen<br />
Radikalismus“ ausdrücklich zufrieden, zum Beispiel:<br />
„Der Markt und die Preise sind schneller als Verbände etc. Beiträge<br />
sollten über Produkt-Angebote erfolgen, nicht über Belehrungen.“<br />
25 %:<br />
Ambivalente<br />
Beurteilungen<br />
(9) Hinzu kamen sechs Kommentare mit eher ambivalenten Bewertungen,<br />
<strong>bei</strong>spielsweise, weil die Experten erklärten, eine Erörterung von Zukunftsfragen<br />
sei erforderlich, da dies im unmittelbaren informationswirtschaftlichen<br />
Interesse liege, zum Beispiel:<br />
Verbände<br />
sollen<br />
richten.<br />
es<br />
„Langfristige Entwicklung sollte das Zentrum der Aktivitäten sein, auch im<br />
Bereich der Bildung.“<br />
Solche Aktivitäten können allerdings auch unternommen werden, ohne an<br />
Entwicklungen der Informationsgesellschaft zu denken.<br />
Oder die Experten hegten eine eher bürokratisch/administrative Sicht der<br />
Dinge, indem sie urteilten, dass entsprechende Erörterungen in die dafür<br />
bestehenden Einrichtungen und Gremien der Wirtschaft gehörten. Oder<br />
sie würden ihrer Verantwortung bereits gerecht, indem sie Vorträge<br />
hielten oder die eigenen Ausführungen ins Internet stellten:<br />
Oder selbst<br />
Vorträge halten<br />
Soziale<br />
Beziehungen<br />
problematisch,<br />
...<br />
... aber kein<br />
Handlungsbedarf<br />
„Eine Masse Anwender sind in Foren unterwegs, finden sich in<br />
Webanwendungen zurecht. Deren filterbare Vorschläge und lenkbares<br />
Engagement wird viel zusehr ignoriert, daraus läßt sich etwas machen. 30<br />
% davon könnte wertschöpfend tätig werden.“<br />
„In den meisten Bereichen ist die Informationswirtschaft vertreten und<br />
leistet ihren Beitrag.“<br />
Oder die Experten sahen die sozialen Beziehungen der Informationsgesellschaft<br />
als problematisch an, sahen aber die Informationswirtschaft<br />
damit nicht oder nur wenig gefordert.<br />
Dezidierte<br />
Meinung zu<br />
Entwicklungen<br />
(10) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />
• Wie die Ergebnisse zum 4. <strong>Trendbericht</strong> ergaben, verfügt die Informationswirtschaft<br />
über eine dezidierte Meinung, in welchem Bezugsrahmen<br />
Entwicklungen der Informationsgesellschaft erörtert werden<br />
sollten, was die wichtigsten Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />
sind und wie diese Entwicklungen bewertet werden<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 262<br />
gesellschaft sind und wie diese Entwicklungen bewertet werden<br />
sollten.<br />
Beobachter,<br />
nicht Partizipant<br />
oder<br />
Gestalter<br />
Desinteresse<br />
an außerwirtschaftlichen<br />
Fragen ...<br />
... bereits auf<br />
der kommunikativen<br />
Ebene<br />
Gemeinwirtschaftliche<br />
Potenziale<br />
Gesellschaftspolitisches<br />
Modell der<br />
Segmentierung<br />
...<br />
... funktioniert<br />
nur noch<br />
suboptimal<br />
Kommunikation<br />
zwischen Informationswirtschaft<br />
und<br />
Politik<br />
verbesserungswürdig<br />
Genügend<br />
Berater, aber<br />
mit eingeschränkter<br />
Legitimierung<br />
und Mobilisierungsfunktion<br />
Mehr von<br />
Interessen der<br />
Informationswirtschaft<br />
ausgehen<br />
• Die Experten sehen sich als Beobachter, nicht als Partizipanten oder<br />
als Gestalter informationswirtschaftlicher Entwicklungen. Zwar sehen<br />
sie, dass von ihren wirtschaftlichen Entscheidungen wichtige Wirkungen<br />
auf die Entwicklung der Informationsgesellschaft ausgehen.<br />
Daraus folgern sie aber für sich keinen Handlungsbedarf.<br />
• Auf Möglichkeiten der Teilnahme angesprochen, reagiert die Informationswirtschaft<br />
auch in ihren zusätzlichen Begründungen (oder im<br />
Fehlen derselben) überwiegend mit Desinteresse. Das gilt bereits für<br />
die Erörterungs-, nicht erst für die Handlungsebene. Soweit sie<br />
zusätzliche Meinungen äußert, erscheinen diese derart heterogen, als<br />
entsprängen sie zufälligen Gesprächen oder zufälliger Lektüre. Das<br />
Thema erscheint ihnen als Bildungs-, nicht als Interessen-problem.<br />
• Wie die Ergebnisse zur Medienkompetenz und zur Qualifikationsentwicklung<br />
in vorangegangenen <strong>Trendbericht</strong>en ergaben, ist die Informationswirtschaft<br />
zu bedeutenden gemeinwirtschaftlichen Aktivitäten<br />
imstande, wenn diese mittelfristig für sie nachvollziehbar sind und<br />
gleichzeitig den eigenen Interessen dienen.<br />
• In den Augen der Informationswirtschaft gibt es in der Informationsgesellschaft<br />
bedeutende Tendenzen zu einer gesellschaftspolitischen<br />
Polarisierung. Gleichzeitig nehmen die Interdependenzen zwischen<br />
Wirtschaft und weiteren gesellschaftlichen Funktionsbereichen zu.<br />
Beides lässt das Modell gesellschaftspolitischer Segmentierung, wie<br />
es auch von Experten in dieser Umfrage vertreten wurde, als nicht<br />
genügend funktionsfähig erscheinen. Nach diesem Modell verfolgen<br />
Wirtschaft und weitere gesellschaftliche Funktionsbereiche weitgehend<br />
unabhängig voneinander ihre Interessen, ohne die voraussichtlichen<br />
Aktivitäten der anderen Seite, sei es über Erörterungen, sei<br />
es gar über den Versuch einer Ex-ante-Abstimmung, zureichend zur<br />
Kenntnis nehmen (von den durchaus umfangreichen Lobbying-<br />
Aktivitäten im Vorfeld etwa gesetzgeberischer Maßnahmen hier nicht<br />
zu reden).<br />
• Auch in früheren <strong>Trendbericht</strong>en gab es vielfach Hinweise auf eine nur<br />
begrenzt funktionsfähige Kommunikation zwischen Informationswirtschaft<br />
und Politik.<br />
• Die Informationswirtschaft ist genügend heterogen, um der Politik<br />
Berater für jede Fragestellung und „Verbündete“ für fast jede Position<br />
zu liefern. Allerdings kann die Legitimationsbasis dieser Berater in<br />
eigenen Kreisen schmal ausfallen und mögen diese nur begrenzt in<br />
der Lage sein, Kooperationspotenziale verfügbar zu machen.<br />
• Um die Informationswirtschaft stärker in Kooperationszusammenhänge<br />
einzubinden, wäre es in der politischen Argumentation nötig,<br />
von vornherein stärker von ihren Interessen auszugehen.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Politischer und weiterer Handlungsbedarf 263<br />
Einbindung in<br />
öffentlichen<br />
Auseinandersetzungen<br />
Beginn eines<br />
Dialoges hoch<br />
ansetzen<br />
• Von den Meinungen und Handlungen der Informationswirtschaft<br />
gehen so bedeutende Wirkungen auf die Entwicklung der Informationsgesellschaft<br />
aus, dass auf die Einbindung ihers Know hows in<br />
informationsgesellschaftlichen Fragen in öffentlichen<br />
Auseinandersetzungen nicht verzichtet werden kann, zumal<br />
öffentliche Erörterungen ein vergleichsweise kostengünstiges<br />
„Probehandeln“ darstellen.<br />
• Eine teils öffentliche Kommunikation zwischen Wirtschaft und Politik<br />
zu informationsgesellschaftlichen Fragen sollte nach Position und<br />
Reputation der Beteiligten möglichst hoch angesetzt werden.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 264<br />
Anhänge<br />
Anhang A<br />
Kooperierende Verbände und weitere Einrichtungen<br />
I. DIHK sowie Industrie- und Handelskammern<br />
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Breite Straße 29, 11052 Berlin,<br />
Ruf: (030) 20308 1610, Fax: (030) 20308 1666<br />
Kontaktpartner: Dr. Katrin Sobania, E-Mail: sobania.katrin@berlin.dihk.de<br />
Wolfgang Stenzel, E-Mail: stenzel.wolfgang@dihk.de<br />
HK Hamburg, Adolphsplatz 1, 20414 Hamburg, Ruf: (040) 36138 444, Fax: (040) 36138<br />
269<br />
Kontaktpartner: Alexander Neunzig, E-Mail: alexander.neunzig@hamburg.hk.de<br />
IHK Berlin, Fasanenstraße 85, 10623 Berlin, Ruf: (030) 31510 476, Fax: (030) 31510 106<br />
Kontaktpartnerin: Dr. Marion Haß, E-Mail: hass@berlin.ihk.de<br />
IHK Darmstadt, Rheinstraße 89, 64295 Darmstadt, Ruf: (06151) 871 251, Fax: (06151)<br />
871 100 251<br />
Ansprechpartner: Karlfried Thorn, thorn@darmstadt.ihk.de<br />
IHK des Saarlandes, 66104 Saarbrücken, Ruf: (0681) 9520 800, Fax: (0681) 9520 889<br />
Kontaktpartner: Andreas Blügel, E-Mail: andreas.bluegel@saarland.ihk.de<br />
IHK Dortmund, Märkische Straße 120, 44141 Dortmund, Ruf: (0231) 541 289<br />
Kontaktpartner: Stefan Schreiber, s.schreiber@dortmund.ihk.de<br />
IHK Essen, Waldthausenstraße 2, Ruf: (0201) 1892 211<br />
Kontaktpartner: Heinz-Jürgen Hacks, E-Mail: hacks@essen.ihk.de<br />
IHK Frankfurt, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt/M., Ruf: (069) 2197 1496, Fax: (069) 2197<br />
1488<br />
Kontaktpartner: Matthias Müller, E-Mail: mueller@frankfurt.ihk.de<br />
IHK im mittleren Ruhrgebiet zu Bochum, Ostring 30 - 32, 44787 Bochum, Ruf: (0234)<br />
9113 148, Fax: (0234) 9113 260<br />
Kontaktpartner: Raphael Jonas, E-Mail: jonas@bochum.ihk.de<br />
IHK Kassel, Postfach 101949, 34111 Kassel, Ruf: (0561) 7891 272, Fax: (0561) 7891<br />
233<br />
Ansprechpartner: Ulrich Spengler, E-Mai: spengler@kassel.ihk.de<br />
IHK Koblenz, Schlossstraße 2, 58068 Koblenz, Ruf: (0261) 106 279, Fax: (0261) 106 123<br />
Kontaktpartner: Dr. Edelbert Dold, E-Mail: dold@koblenz.ihk.de<br />
IHK Leipzig, Goerdelerring 5, 04109 Leipzig, Ruf: (0341) 1267 1305, Fax: (0341) 1267<br />
1422<br />
Kontaktpartner: Bernd Müller, E-Mail: bmueller@leipzig.ihk.de<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 265<br />
IHK Mittlerer Niederrhein Krefeld, Nordwall 39, 47798 Krefeld, Ruf: (02151) 635 310,<br />
Fax: (02151) 635 44310<br />
Kontaktpartnerin: Tanja Neumann, E-Mail: neumann@krefeld.ihk.de<br />
IHK Nordwestfalen, Postfach 4024, 48022 Münster, Ruf: (02519) 707 204, Fax: (0251)<br />
707 325<br />
Kontaktpartner: Dr. Christoph Assmacher, E-Mail: assmacher@muenster.ihk.de<br />
IHK Potsdam, Breite Straße 2a - c, 14467 Potsdam, Ruf: (0331) 2786 260, Fax: (0331)<br />
28 429 60<br />
Kontaktpartner: Carsten Schöning, E-Mail: schoening@potsdam.ihk.de<br />
IHK Rostock, Postfach 105291, Ernst-Barlach-Straße 1-3, 18055 Rostock, Ruf: (0381)<br />
338 150, Fax: (0381) 338-109<br />
Kontaktpartner: Thomas Höppner, Ruf: (0381) 3380, E-Mail: hoeppner@rostock.ihk.de<br />
SIHK – Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen, Ruf: (02331) 309<br />
200<br />
Kontaktpartner: Reinhard Höntsch, E-Mail: hoentsch@hagen.ihk.de<br />
Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein GmbH (ttz) in Trägerschaft der<br />
Technologiestiftung Schleswig-Holstein und der Industrie- und Handelskammern<br />
Flensburg, Kiel und Lübeck, Lorentzenstraße 22, 24103 Kiel, Ruf: (0431) 51962 10<br />
Kontaktpartner: Franz Gelbke, E-Mail: zentrale@ttz-sh.de<br />
<strong>II</strong>.<br />
Anbieterverbände und weitere Einrichtungen<br />
Association for Image and Information Management International (A<strong>II</strong>M), c/o Project<br />
Consult, Oderfelder Straße 17, 20149 Hamburg, Ruf: (040) 460762 20<br />
Kontaktpartner: Dr. Ulrich Kampffmeyer, E-Mail: ulrich.kampffmeyer@project-consult.com<br />
BITKOM, Albert-Einstein-Straße 14, 12489 Berlin, Ruf: (030) 275 76120<br />
Kontaktpartner: Axel Pols, E-Mail: apols@bitkom.org<br />
Börsenverein für den deutschen Buchhandel, Deutsche Fachpresse, Großer<br />
Hirschgraben 19 - 21, 60311 Frankfurt/Main, Ruf: (069) 1306 326<br />
Kontaktpartnerin: Brita Westerholz, E-Mail: brita.westerholz@t-online.de<br />
Bundesverband für die Digitale Wirtschaft, Kaistraße 14, 40221 Düsseldorf, Ruf:<br />
(0221) 500 456 20, Fax: (0211) 600 456 33<br />
Frankfurter Allgemeine – Archiv, Hellerhofstraße 2-4, 60327 Frankfurt/M., Ruf: (069)<br />
7591 2911, Fax: (069) 7591 1535<br />
Kontaktpartner: Franz-Josef Gasterich, E-Mail: gasterich@faz.de<br />
GBI the contentmachine, Freischützstraße 96, 81927 München, Ruf: (089) 99 28 79-19,<br />
Fax: (089) 99 28 79 99<br />
Kontaktpartner: Dr. Peter Müller-Bader, E-Mail: pmb@gbi.de<br />
Initiative D 21, Ernst-Reuter-Platz 2, 10587 Berlin, Ruf: (030) 31151964<br />
Kontaktpartner: Katherina Ahrens, E-Mail: kahrens@de.ibm.com<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 266<br />
Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, Oberländer<br />
Ufer 180 – 182, 50968 Köln, Ruf: (0221) 37677 25, Fax: (0221) 37677 26<br />
Kontaktpartnerin: Andrea Weißenfels, E-Mail: vatm@vatm.de<br />
Verband Privater Rundfunk- und Telekommunikation e.V., Stromstraße 11, 10555<br />
Berlin, Ruf: (030) 39 880 102<br />
Kontaktpartner: Oliver Weiß, E-Mail: weiss@vprt.de<br />
Verband der Unterhaltungssoftware Detuschlands, Riemkestraße 160, 33106<br />
Paderborn, Ruf: (05251) 7719 50, Fax: (05251) 7719 519<br />
Kontaktpartner: Hermann Achilles, E-Mail: h.achilles@vud.de<br />
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, Markgrafenstraße 15, 10969 Berlin, Ruf:<br />
(030) 72698 150<br />
Kontaktpartner: Alexander v. Reibnitz, E-Mail: a.reibnitz@vdz.de<br />
VIW e-Business Austria, Verband für Informationswirtschaft (VIW), Postfach 273,<br />
A – 1092 Wien, Ruf: + 43 676 369 3610 (Mobil) und + 43 1 961 0102<br />
Kontaktpartner: Gerhard K. Wagner, E-Mail: gkwagner@via.at<br />
Zentralverband Elektronische und Elektronik-Industrie (ZVEI), Stresemannstraße 19,<br />
60596 Frankfurt/Main, Ruf: (069) 6302 300<br />
Kontaktpartner: Ulrich Scheinost, E-Mail: scheinost@zvei.org<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 267<br />
Anhang B: Monitoring Informationswirtschaft<br />
- Trends, Chancen, Risiken und Optionen bis 2009<br />
mit den folgenden Schwerpunkten<br />
• Branchenbarometer - Unternehmensstrategien<br />
• Beschäftigungs- und Qualifikationsentwicklung<br />
• Forschung und Entwicklung - Geschäftschancen - Wachstumsbereiche<br />
• Market Drivers und Marktbarrieren<br />
• Politischer und weiterer Handlungsbedarf - Informationsgesellschaft<br />
Ein Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Ar<strong>bei</strong>t (BMWA).<br />
Umgesetzt vom Institute for Information Economics (Hattingen) und <strong>TNS</strong> <strong>Infratest</strong><br />
(München).<br />
Dieser Fragebogen wurde in engem Zusammenwirken erstellt mit<br />
• Bundesministerium für Wirtschaft und Ar<strong>bei</strong>t (BMWA)<br />
• Deutscher Industrie- und Handelskammertag (Berlin)<br />
• BITKOM (Berlin)<br />
• Bundesverband Digitale Medien (Düsseldorf)<br />
• VIW e-Business Austria, Verband für Informationswirtschaft (Wien)<br />
• Verband Privater Rundfunk und Telekommunikationsanbieter (Berlin).<br />
Weitere Kooperationspartner:<br />
Börsenverein für den deutschen Buchhandel, Deutsche Fachpresse - Bundesverband Digitale<br />
Wirtschaft (Düsseldorf) - Frankfurter Allgemeine Zeitung (Archiv) - GBI, the contentmachine - HK<br />
Hamburg - IHK Berlin - IHK Bochum - IHK Darmstadt - IHK des Saarlandes (Saarbrücken) - IHK<br />
Dortmund - IHK Essen - IHK Frankfurt - IHK Hagen - IHK Kassel - IHK Koblenz - IHK Leipzig - IHK<br />
Lübeck - IHK Mittlerer Niederrhein Krefeld - IHK Nordwestfalen (Münster) - IHK Potsdam - IHK<br />
Rostock - Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein - Verband der Anbieter von<br />
Telekommunikations- und Mehrwertdiensten - Verband der Unterhaltungssoftware Deutschlands -<br />
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger - Zentralverband Elektrotechnische und Elektronik-Industrie<br />
Ihr Ansprech- und Kooperationspartner:<br />
Dr. Willi Bredemeier, Institute for Information Economics,<br />
Erzbergerstraße 11 + 15,<br />
45527 Hattingen<br />
Ruf: + 49 2324 67009, Fax: + 49 2324 67006<br />
E-Mail: w.bredemeier@gmx.de<br />
Internet: www.password-online.de<br />
Für Ihre wertvolle Zusammenar<strong>bei</strong>t mit uns revanchieren wir uns in aller Kürze mit<br />
dem vollständigen <strong>Trendbericht</strong>.<br />
Monitoring Informationswirtschaft - das unverzichtbare aktuelle Grundlagenwerk der<br />
Branche - über 10.000 Downloads der Monitoring-Ergebnisse in jedem Monat.
Anhänge 268<br />
Selbstverständlich würden wir uns sehr freuen, wenn Sie alle unsere Fragen beantworten.<br />
Aber natürlich haben Sie das Recht, einzelne Fragen und Klassifizierungen zu<br />
überspringen.<br />
Bei den ersten drei Fragen (frühere Teilnahme an unserer Umfrage? Ihre besonderen<br />
Kompetenzen? Ihre Position?) benötigen wir allerdings Ihre Antworten, um Ihre weiteren<br />
Antworten sinnvoll auswerten zu können.<br />
1. Haben Sie an einer der vorangegangenen Umfragen zum <strong>Trendbericht</strong><br />
teilgenommen?<br />
Ja<br />
Nein<br />
2. Unsere Expertengruppe "Informationswirtschaft" besteht aus den<br />
untenstehenden Kompetenzgruppen. Bitte ordnen Sie sich zu:<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
I. Anbieter:<br />
Tele- und Mobilkommunikation<br />
Informations- und Kommunikationstechnik (einschließlich Software und Beratung)<br />
Elektronische Informations-, Kommunikations-, Bildungs- und Unterhaltungsdienste – Print<br />
E-Commerce, Online-Werbung<br />
<strong>II</strong>. Private Anbieter:<br />
Industrie<br />
Private Dienstleistungen<br />
Weitere Branchen<br />
<strong>II</strong>I. Weitere Expertengruppen:<br />
Verbände<br />
Lehre, Forschung, Ausbildung<br />
Weiterer öffentlicher Bereich<br />
Sollten Sie der Meinung sein, Ihre Kompetenzen seien dem obigen Schema nicht<br />
sinnvoll zuzuordnen, dann beschreiben Sie bitte, wie Sie sich einordnen:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 269<br />
3. Welche Funktion nehmen Sie in Ihrer Einrichtung ein?<br />
Top Management / Leitungs- bzw. Geschäftsführungsebene<br />
Bereichsleiter, Abteilungsleiter<br />
Weitere Funktion, bitte konkretisieren Sie:<br />
Abgeschlossene Geschäfts-/Budgetentwicklung 2003/2004.<br />
4. Bitte schätzen Sie die wirtschaftliche / Budgetentwicklung für den Zeitraum 1.<br />
Oktober 2003 – 30. September 2004, bezogen auf Ihr Unternehmen (Ihre<br />
Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />
Es ging (im Vergleich zum<br />
Vorjahr) aufwärts.<br />
In etwa die gleiche Entwicklung<br />
wie im Vorjahr.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr kam es<br />
zu einem Abschwung.<br />
Ihr Unternehmen/<br />
Ihre Einrichtung<br />
Ihre Branche<br />
Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht ...<br />
... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />
... für Ihre Branche:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 270<br />
Voraussichtliche Geschäfts-/Budgetentwicklung 2004/200<strong>5.</strong><br />
<strong>5.</strong> Bitte schätzen Sie die künftige wirtschaftliche / Budgetentwicklung für den<br />
Zeitraum 1. Oktober 2004 – 30. September 2005, bezogen auf Ihr Unternehmen<br />
(Ihre Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />
Es wird im Vergleich zu<br />
2003/2004 aufwärts gehen.<br />
In etwa die gleiche Entwicklung<br />
wie 2003/2004.<br />
Im Vergleich zu 2003/2004<br />
erwarte ich einen Abschwung.<br />
Ihr Unternehmen/<br />
Ihre Einrichtung<br />
Ihre Branche<br />
Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht ...<br />
... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />
... für Ihre Branche:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 271<br />
E-Business.<br />
6. In welchen Bereichen des E-Business sehen Sie für Ihre Branche einen<br />
aktuellen Handlungsbedarf?<br />
(E-Business = Anpassung unternehmensinterner Prozesse und<br />
Wertschöpfungsketten an die Internettechnologie).<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen 1 und 6 (1 = aktueller und dringender<br />
Handlungsbedarf, 6 = kein Handlungsbedarf bzw. kein Handlungsbedarf mehr).<br />
E-Business-Bereich 1 2 3 4 5 6<br />
E-Readiness:<br />
Technische Voraussetzungen<br />
(z.B. PC-Nutzung, Internet-<br />
Zugang, eigene Website)<br />
Interne technische<br />
Anwendungen (z. B. E-Mail,<br />
Intranet, LAN)<br />
Qualifizierung von Mitar<strong>bei</strong>tern<br />
und Vorgesetzten<br />
Motivation, Erkennen von<br />
Chancen<br />
E-Activity:<br />
E-Procurement (Elektronische<br />
Beschaffung)<br />
Online-Verkauf<br />
Electronic Data Interchange<br />
(EDI)<br />
E-Impact:<br />
Verbesserung interner<br />
Ar<strong>bei</strong>tsprozesse<br />
Bessere Geschäfte<br />
Weitere Erfolge durch<br />
E-Business – bitte<br />
konkretisieren Sie<br />
Bitte, begründen Sie Ihre Einschätzungen in wenigen Stichworten:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 272<br />
Outsourcing und Offshoring.<br />
7. Stellen Outsourcing und Offshoring eher eine Chance oder eher eine<br />
Bedrohung für Ihre Einrichtung, Ihre Branche und die Volkswirtschaft dar?<br />
(Offshoring = Outsourcing von Unternehmensfunktionen in<br />
Niedriglohnländern).<br />
Ihre Einrichtung:<br />
eher Chance<br />
teils/teils<br />
eher Bedrohung<br />
Outsourcing<br />
Offshoring<br />
Bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Einschätzung:<br />
Ihre Branche:<br />
eher Chance<br />
teils/teils<br />
eher Bedrohung<br />
Outsourcing<br />
Offshoring<br />
Bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Einschätzung:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 273<br />
Volkswirtschaft:<br />
eher Chance<br />
teils/teils<br />
eher Bedrohung<br />
Outsourcing<br />
Offshoring<br />
Bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Einschätzung:<br />
Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (1): Bewertung.<br />
8. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, wie sie aktuell umgesetzt werden, bewerte<br />
ich nach Schulnoten ... ( 1 = sehr gut, 6 = ungenügend)<br />
Für meine Einrichtung:<br />
Für meine Branche<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Bitte begründen Sie Ihre Einschätzung in ein, zwei Stichworten ...<br />
... für Ihre Einrichtung:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 274<br />
...für Ihre Branche:<br />
Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (2): Handlungsbedarf.<br />
9. Was sollte in Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t in Ihrer Einrichtung und in<br />
Ihrer Branche vor allem getan werden?<br />
Bitte unterscheiden Sie in Ihren Antworten nach Zielgruppen.<br />
1. Zielgruppe:<br />
Handlungsbedarf:<br />
2. Zielgruppe:<br />
Handlungsbedarf:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 275<br />
3. Zielgruppe:<br />
Handlungsbedarf:<br />
Abgeschlossene Mitar<strong>bei</strong>ter-/Beschäftigungsentwicklung 2003/2004.<br />
10. Bitte schätzen Sie die Beschäftigungs-/Mitar<strong>bei</strong>terentwicklung für den Zeitraum<br />
1. Oktober 2003 – 30. September 2004, bezogen auf Ihr Unternehmen (Ihre<br />
Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />
Es gab einen Nettozuwachs.<br />
Die Zahl der Beschäftigten blieb<br />
in etwa gleich.<br />
Es kam zu einem<br />
Nettorückgang.<br />
Ihr Unternehmen/<br />
Ihre Einrichtung<br />
Ihre Branche<br />
Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht...<br />
... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />
... für Ihre Branche:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 276<br />
Voraussichtliche Mitar<strong>bei</strong>ter-/Beschäftigungsentwicklung 2004/200<strong>5.</strong><br />
11. Bitte schätzen Sie die künftige Beschäftigungs-/Mitar<strong>bei</strong>terentwicklung für den<br />
Zeitraum 1. Oktober 2004 – 30. September 2005, bezogen auf Ihr Unternehmen<br />
(Ihre Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />
Es wird einen Nettozuwachs<br />
geben.<br />
Die Zahl der Beschäftigten wird<br />
in etwa gleich bleiben.<br />
Es wird zu einem Nettorückgang<br />
kommen.<br />
Ihr Unternehmen/<br />
Ihre Einrichtung<br />
Ihre Branche<br />
Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht ...<br />
... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />
... für Ihre Branche:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 277<br />
Qualifikationserwerb.<br />
12. Im "Qualifikationserwerb" hat es in letzter Zeit <strong>bei</strong> einzelnen Maßnahmen eine<br />
eindeutige Verbesserung (Verschlechterung) gegeben bzw. eine solche<br />
Verbesserung (Verschlechterung) zeichnet sich eindeutig ab.<br />
Qualifikationserwerb insgesamt<br />
Unternehmensintern – insgesamt<br />
- Rekrutierung, Mitar<strong>bei</strong>terauswahl<br />
- Eigene Aus- und Weiterbildung<br />
- Einbeziehung von E-Learning<br />
- Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter (z.B.<br />
Personalentwicklungspläne)<br />
- Weitere Maßnahmen – bitte konkretisieren<br />
Sie:<br />
Eindeutige<br />
Verbesserung<br />
Eindeutige<br />
Verschlechterung<br />
Schulen, Berufsschulen, Hochschulen -<br />
insgesamt<br />
- Strukturelle Reformen<br />
- Neue Ausbildungsordnungen/-berufe<br />
- Neue Curricula/Studiengänge<br />
- Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
Bildungseinrichtungen / Wirtschaft<br />
- Weitere Maßnahmen – bitte konkretisieren<br />
Sie:<br />
Private Bildungsanbieter,<br />
- z. B. private Hochschulen, Seminaranbieter<br />
Politik – Politische Rahmenbedingungen<br />
- Reform Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t<br />
- Förderung Selbstständigkeit,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme<br />
- Hartz IV, Agenda 2010<br />
- Weitere Maßnahmen – bitte konkretisieren<br />
Sie:<br />
Ihr Kommentar?<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 278<br />
Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe (1): Bewertung.<br />
13. Ist die gegenwärtige Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche<br />
und informationstechnische Berufe noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert?<br />
Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor<br />
(1 = voll und ganz zeitgemäß, 6 = überhaupt nicht).<br />
Gegenwärtige Ausbildung für<br />
informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe<br />
Gegenwärtige Weiterbildung für<br />
informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Bitte, begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht:<br />
Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />
informationstechnische Berufe (2): Handlungsbedarf.<br />
14. Bei den besonders dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Aus- und<br />
Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe<br />
geht es vor allem darum ...<br />
...die technische Medienkompetenz zu<br />
verbessern<br />
...die inhaltliche Medienkompetenz zu<br />
verbessern<br />
...die strategische Medienkompetenz zu<br />
verbessern<br />
...weitere Maßnahmen umzusetzen<br />
Ausbildung<br />
Weiterbildung<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 279<br />
Bitte, konkretisieren und begründen Sie kurz Ihre Ansicht:<br />
Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (1):<br />
Dringlichkeit.<br />
1<strong>5.</strong> Sehen Sie auf der Leitungs-/Geschäftsführungsebene bzw. auf der Ebene des<br />
Top Managements <strong>bei</strong>spielsweise im Zuge der Europäisierung und<br />
Internationalisierung der Märkte einen besonderen Qualifizierungsbedarf?<br />
Qualifizierungsbedarf in hohem Maße gegeben<br />
Qualifizierungsbedarf gegeben<br />
Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben<br />
Kein Qualifizierungsbedarf<br />
Bitte, begründen Sie Ihre Einschätzung in ein, zwei Stichworten:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 280<br />
Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (2):<br />
Handlungsbedarf.<br />
16. Welche Maßnahmen und Maßnahmenbereiche sehen Sie als besonders viel<br />
versprechend an, um die Qualifizierung der Leitungs-/Geschäftsführungsebene<br />
bzw. des Top Managements zu verbessern?<br />
1. Maßnahme (Maßnahmenbereich):<br />
2. Maßnahme (Maßnahmenbereich):<br />
3. Maßnahme (Maßnahmenbereich):<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 281<br />
Besondere Geschäftschancen für die kommenden Jahre.<br />
17. Bei welchen neuen Produkten, Diensten und Anwendungen zeichnen sich in<br />
den kommenden Jahren besondere Geschäftschancen ab?<br />
Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor (1 = sehr viel<br />
versprechend, 6 = kaum neue Geschäftschancen).<br />
Medienkonvergenz<br />
VoIP<br />
Mobilkommunikation<br />
Hardware<br />
Software<br />
IT-Sicherheit im Internet<br />
IT-Sicherheit<br />
unternehmensintern<br />
Informationsdienste<br />
E-Commerce (B2B)<br />
E-Commerce (B2C)<br />
M-Commerce<br />
Virtuelle Marktplätze<br />
Digitaler Rundfunk<br />
Digitales Fernsehen<br />
E-Business<br />
E-Government<br />
E-Banking<br />
E-Brokerage<br />
E-Health<br />
Weitere Bereiche, bitte<br />
konkretisieren Sie:<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Ihr Kommentar zu den besonderen Geschäftschancen der kommenden Jahre?<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 282<br />
Produkte, Dienste und Anwendungen für den Mittelstand.<br />
18. Welche informationswirtschaftlichen Produkte, Dienste und Anwendungen<br />
speziell für kleine und mittlere Unternehmen sehen Sie für die nächsten Jahre<br />
als besonders viel versprechend an?<br />
Bitte nennen Sie maximal drei Durchbruchsbereiche und begründen Sie Ihre<br />
Entscheidungen in Stichworten.<br />
1. Durchbruchsbereich:<br />
2. Durchbruchsbereich:<br />
3. Durchbruchsbereich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 283<br />
Zugangstechnologien zum Internet.<br />
19. Bei welchen Übertragungswegen zeichnen sich Ihren Einschätzungen zufolge<br />
besondere Expansions- und Geschäftschancen ab?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Es zeichnet sich ein großer<br />
Aufschwung ab") und "6" ("Der Markt wird weitgehend daniederliegen"):<br />
Analogmodem<br />
ISDN<br />
DSL<br />
Satellit<br />
Stromnetz (Powerline)<br />
WLAN<br />
WiMAX<br />
WAP<br />
UMTS<br />
Sonstige Zugangswege – bitte<br />
konkretisieren Sie:<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Bitte begründen Sie eine oder mehrere Ihrer Einschätzungen stichwortartig:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 284<br />
Mobile Anwendungen – M-Commerce.<br />
20. Bei welchen mobilen Anwendungen bzw. in welchen M-Commerce-Bereichen<br />
zeichnen sich Ihren Einschätzungen zufolge besondere Expansions- und<br />
Geschäftschancen ab?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Es zeichnet sich ein großer<br />
Aufschwung ab") und "6" ("Der Markt wird weitgehend daniederliegen"):<br />
Mobile Datendienste B2B:<br />
Flottenmanagement<br />
Portale<br />
Groupware<br />
Customer Relationship<br />
Management<br />
Warenverfolgung<br />
Sonstige B2B-Dienste – bitte<br />
konkretisieren Sie:<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Mobile Datendienste B2C:<br />
SMS<br />
MMS<br />
E-Mail<br />
Auskünfte und Informationen<br />
(Fahrplanauskunft, Wetterbericht,<br />
Sportnachrichten)<br />
Banking: Wertpapierhandel<br />
Buchung von Hotels,<br />
Fahrkarten, Eintrittskarten<br />
Mobile Payment<br />
Spiele<br />
Musik<br />
Klingeltöne<br />
Bilder, Logos<br />
Sonstige B2C-Dienste – bitte<br />
konkretisieren Sie:<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 285<br />
Ihr Kommentar?<br />
Patentierbarkeit von Software.<br />
21. Sollte die Patentierbarkeit von Software, wie sie gegenwärtig möglich ist, eher<br />
eingeschränkt, <strong>bei</strong>behalten oder ausgeweitet werden?<br />
Eher einschränken<br />
Eher <strong>bei</strong>behalten<br />
Eher ausweiten<br />
Bitte, begründen Sie kurz Ihre Antwort:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 286<br />
E-Government im B2G-Bereich.<br />
22. In welchen Kooperations- und Anwendungsbereichen zeichnen sich <strong>bei</strong><br />
Business-to-Government in den kommenden Jahren besondere<br />
Geschäftschancen ab?<br />
1. Durchbruchsbereich:<br />
2. Durchbruchsbereich:<br />
3. Durchbruchsbereich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 287<br />
EU-Osterweiterung.<br />
23. Wirkt sich die Osterweiterung der Europäischen Union positiv oder weniger<br />
positiv auf diverse informationswirtschaftliche Entwicklungen aus?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Sehr positive Folgen") und "6"<br />
("Sehr negative Folgen"):<br />
Bewertung der Folgen auf EU-Osterweiterung ...<br />
auf den Absatz<br />
auf Zuliefermöglichkeiten<br />
auf Innovationsmöglichkeiten<br />
auf den Wettbewerb<br />
auf Verfügbarkeit von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
auf weitere Bereiche - bitte<br />
konkretisieren Sie:<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Insgesamt<br />
Warum? – Bitte begründen Sie eine oder mehrere Ihrer Einschätzungen<br />
stichwortartig:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 288<br />
Kooperation zwischen Unternehmen.<br />
24. In welchen Bereichen sehen Sie eine Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen den<br />
Unternehmen (Einrichtungen) Ihrer Branche auf der Anbieter- und<br />
Anwenderseite als besonders wichtig an?<br />
Bitte nennen Sie jeweils zwei Kooperationsbereiche und begründen Sie kurz<br />
Ihre Einschätzungen.<br />
Kooperation aus Anbietersicht:<br />
1. Kooperationsbereich:<br />
2. Kooperationsbereich:<br />
Kooperation aus Anwendersicht:<br />
1. Kooperationsbereich:<br />
2. Kooperationsbereich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 289<br />
Politischer Handlungsbedarf.<br />
2<strong>5.</strong> In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden<br />
politischen Handlungsbedarf?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Dringender und großer<br />
politischer Handlungsbedarf") und "6" ("Kein politischer Handlungsbedarf"):<br />
Herstellung eines international<br />
wettbewerbsfähigen Steuerund<br />
Regulierungsniveaus<br />
Deregulierung des<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />
Deregulierung<br />
informationswirtschaftlicher<br />
Anwenderbranchen (z.B.<br />
Verkehrsinfrastruktur, Umwelt,<br />
Gesundheit)<br />
"Internet-Zugang" für alle<br />
sicherstellen<br />
Digital Divides zügig abbauen<br />
Förderung von<br />
Medienkompetenz<br />
IT-Sicherheit im Internet<br />
fördern<br />
IT-Sicherheit innerhalb der<br />
Unternehmen fördern<br />
E-Business in kleinen und<br />
mittleren Unternehmen fördern<br />
Existenzgründungsförderung<br />
Modernisierung der Verwaltung<br />
durch E-Government und<br />
weitere Maßnahmen<br />
Mehr Bürgerservice durch<br />
E-Government<br />
Kooperation zwischen<br />
informationswirtschaftlichen<br />
Anbietern und Anwendern<br />
fördern<br />
Kommunikation und<br />
Kooperation zwischen Politik<br />
und Informationswirtschaft<br />
verbessern<br />
Weitere Bereiche – bitte<br />
konkretisieren Sie:<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 290<br />
Ihr Kommentar?<br />
Deregulierungs- und „Entstaatlichungs“bedarf.<br />
26. In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden<br />
politischen Deregulierungs- bzw. "Entstaatlichungs"bedarf?<br />
Bitte begründen Sie kurz Ihre Einschätzungen.<br />
1. Handlungsbereich:<br />
2. Handlungsbereich:<br />
3. Handlungsbereich:<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005
Anhänge 291<br />
Informationswirtschaft und Informationsgesellschaft.<br />
27. Mit der Entwicklung der Informationswirtschaft werden viele Chancen für die<br />
Informationsgesellschaft verfügbar gemacht. Gleichzeitig wird befürchtet,<br />
dass diese Chancen in der Gesellschaft nicht immer optimal aufgegriffen<br />
werden.<br />
Soll die Informationswirtschaft über die Verfolgung ihrer betriebs- und<br />
branchenwirtschaftlichen Interessen hinaus Beiträge dazu leisten, dass<br />
diese Chancen besser genutzt werden, <strong>bei</strong>spielsweise über besondere<br />
Aktivitäten auf Verbandsebene oder über das Sponsoring von<br />
Veröffentlichungen?<br />
Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Sehr wichtig, dass<br />
Informationswirtschaft zusätzliche Beiträge leistet") und "6"<br />
("Informationswirtschaft sollte sich vollständig heraushalten"):<br />
Förderung der Grundlagenforschung<br />
/ langfristige<br />
Entwicklung der Wissenschaft<br />
Leben im "Global Village" /<br />
internationale Verständigung<br />
Schaffung neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
Schaffung anspruchsvollerer<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
Maßnahmen gegen<br />
problematisch gewordene<br />
soziale Beziehungen, z.B.<br />
Vereinsamung<br />
Bessere Möglichkeiten der<br />
Freizeitgestaltung<br />
Erörterungen über Zukunft der<br />
Bildungssysteme<br />
Erörterungen über Zukunft der<br />
Politik<br />
Erörterungen über Zukunft der<br />
Medien<br />
Insgesamt<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Ihr Kommentar?<br />
Vielen Dank für Ihre Mitar<strong>bei</strong>t an der Studie.<br />
Monitoring Informationswirtschaft<br />
<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005