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5. Trendbericht, Band II - bei TNS Infratest

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Monitoring<br />

Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />

und Trendbarometer<br />

2005<br />

im Auftrag des<br />

Geschäftsklima-Barometer<br />

Die Entwicklung der deutschen Informationswirtschaft bis 2009<br />

Ergebnisse einer Expertenumfrage<br />

<strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />

Unternehmensstrategien – Beschäftigungsstrategien – Neue<br />

Geschäftsbereiche – Market Driver und Marktbarrieren –<br />

Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />

Hattingen, April 2005


Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 2<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 3<br />

Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />

Themenschwerpunkt <strong>II</strong>I: Unternehmensstrategien<br />

8. Outsourcing und Offshoring 11<br />

8.1 Die Frage 11<br />

8.2 Tabellarische Auswertungen 11<br />

8.3 Interpretation 15<br />

8.3.1 Ergebnisse vorwiegend nach dem Ankreuzverfahren 15<br />

8.3.2 Die zusätzlichen Kommentare 20<br />

9. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (1): Bewertung 40<br />

9.1 Die Frage 40<br />

9.2 Tabellarische Auswertungen 40<br />

9.3 Interpretation 42<br />

10. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (2): Handlungsbedarf 56<br />

10.1 Die Frage 56<br />

10.2 Tabellarische Auswertungen 57<br />

10.3 Interpretation 60<br />

Themenschwerpunkt IV: Qualifizierungsstrategien<br />

11. Qualifikationserwerb 75<br />

11.1 Die Frage 75<br />

11.2 Tabellarische Auswertungen 76<br />

11.3 Interpretation 78<br />

12. Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe (1): Bewertung 90<br />

12.1 Die Frage 90<br />

12.2 Tabellarische Auswertungen 90<br />

12.3 Interpretation 92<br />

13. Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe (2): Handlungsbedarf 97<br />

13.1 Die Frage 97<br />

13.2 Tabellarische Auswertungen 97<br />

13.3 Interpretation 98<br />

14. Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (1):<br />

Dringlichkeit 105<br />

14.1 Die Frage 105<br />

14.2 Tabellarische Auswertungen 105<br />

14.3 Interpretation 107<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 4<br />

1<strong>5.</strong> Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (2):<br />

Maßnahmen 116<br />

1<strong>5.</strong>1 Die Frage 116<br />

1<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen 117<br />

1<strong>5.</strong>3 Interpretation 119<br />

Themenschwerpunkt V: Neue Geschäftsbereiche<br />

16. Besondere Geschäftschancen für die kommenden Jahre 131<br />

16.1 Die Frage 131<br />

16.2 Tabellarische Auswertungen 131<br />

16.3 Interpretation 133<br />

17. Produkte, Dienste und Anwendungen für den Mittelstand 141<br />

17.1 Die Frage 141<br />

17.2 Tabellarische Auswertungen 142<br />

17.3 Interpretation 144<br />

18. Zugangstechnologien zum Internet 157<br />

18.1 Die Frage 157<br />

18.2 Tabellarische Auswertungen 157<br />

18.3 Interpretation 158<br />

19. Mobile Anwendungen – M-Commerce 167<br />

19.1 Die Frage 167<br />

19.2 Tabellarische Auswertungen 167<br />

19.3 Interpretation 170<br />

20. E-Business 177<br />

20.1 Die Frage 177<br />

20.2 Tabellarische Auswertungen 177<br />

20.3 Interpretation 179<br />

21. E-Government im B2G-Bereich 191<br />

21.1 Die Frage 191<br />

21.2 Tabellarische Auswertung 192<br />

21.3 Interpretation 193<br />

Themenschwerpunkt VI: Market Driver und Marktbarrieren<br />

22. EU-Osterweiterung 206<br />

22.1 Die Frage 206<br />

22.2 Tabellarische Auswertungen 206<br />

22.3 Intepretation 207<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Inhalt: <strong>Trendbericht</strong> <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 5<br />

23. Patentierbarkeit von Software 214<br />

23.1 Die Frage 214<br />

23.2 Tabellarische Auswertungen 214<br />

23.3 Interpretation 216<br />

24. Kooperation zwischen Unternehmen 225<br />

24.1 Die Frage 225<br />

24.2 Tabellarische Auswertungen 225<br />

24.3 Interpretation 226<br />

Themenschwerpunkt V<strong>II</strong>: Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />

2<strong>5.</strong> Politischer Handlungsbedarf 238<br />

2<strong>5.</strong>1 Die Frage 238<br />

2<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen 238<br />

2<strong>5.</strong>3 Interpretation 239<br />

26. Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarf 248<br />

26.1 Die Frage 248<br />

26.2 Tabellarische Auswertung 248<br />

26.3 Interpretation 249<br />

27. Informationswirtschaft und Informationsgesellschaft 255<br />

27.1 Die Frage 255<br />

27.2 Tabellarische Auswertungen 255<br />

27.3 Interpretation 256<br />

Anhänge<br />

A Kooperierende Verbände und weitere Einrichtungen 264<br />

B Der Fragebogen 267<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 6<br />

Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />

Unternehmensstrategien<br />

96 Outsourcing und Offshoring: Chance oder Bedrohung? 11<br />

97 Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />

einer einzelwirtschaftlichen Sicht 12<br />

98 Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />

einer branchenwirtschaftlichen Sicht 13<br />

99 Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />

einer gesamtwirtschaftlichen Sicht 14<br />

100 Bewertungen von Outsourcing und Offshoring aus einer einzel-, branchenund<br />

gesamtwirtschaftlichen Sicht 17<br />

101 Outsourcing und Offshoring – Bewertungsindikatoren nach Teilbranchen 18<br />

102 Bewertungen von Outsourcing (einschließlich „Outsourcing und Offshoring“)<br />

aus einer einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht 21<br />

103 Bewertungen von Offshoring aus einer einzel-, branchen- und<br />

gesamtwirtschaftlichen Sicht 22<br />

104 Bewertungen des aktuellen Marketing (einschließlich Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t)<br />

in der Informationswirtschaft 40<br />

105 Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

in der eigenen Einrichtung 41<br />

106 Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

in der eigenen Branche 42<br />

107 Marketing: Vergleich der Expertenkommentare zur eigenen Einrichtung<br />

und zur eigenen Branche 44<br />

108 Zielgruppen für Marketing und Vertrieb 57<br />

109 Handlungsbedarf Marketing (I) 58<br />

110 Handlungsbedarf Marketing (<strong>II</strong>) 59<br />

Qualifizierungsstrategien<br />

111 Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb 76<br />

112 Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb: Zusätzliche<br />

Kommentare 77<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 7<br />

113 Effizienzindikatoren 2002 - 2005: Bewertungen der Maßnahmen zum<br />

Qualifikationserwerb 81<br />

114 Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert? 90<br />

115 Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert? –<br />

Zusätzliche Begründungen 91<br />

116 Besonders dringliche Maßnahmenbereiche zur Verbesserung der Aus- und<br />

Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe 97<br />

117 Besonders dringliche Maßnahmenbereiche zur Verbesserung der Aus- und<br />

Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe:<br />

Zusätzliche Begründungen 98<br />

118 Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der Geschäftsführungsebene? –<br />

Allgemein 105<br />

119 Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der Geschäftsführungsebene – nach<br />

Funktionsgruppen 105<br />

120 Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der Geschäftsführungsebene –<br />

Zusätzliche Begründungen 106<br />

121 Geeignete Maßnahmen zur Qualifizierung der<br />

Leitungs-/Geschäftsführungsebene (I) 117<br />

122 Geeignete Maßnahmen zur Qualifizierung der Leitungs-/<br />

Geschäftsführungsebene (<strong>II</strong>) 118<br />

123 Problemgrößen zum Qualifizierungsbedarf der Leitungsebene –<br />

Die Ergebnisse zur Dringlichkeit und zu den zu treffenden Maßnahmen 120<br />

Neue Geschäftsbereiche<br />

124 Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen? 131<br />

125 Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen? – Zusätzliche<br />

Begründungen 132<br />

126 Bewertungen der Geschäftschancen von Geschäftsgruppen-Bereichen 135<br />

127 Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere Unternehmen in den<br />

kommenden Jahren (I) 142<br />

128 Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere Unternehmen in den<br />

kommenden Jahren (<strong>II</strong>) 143<br />

129 Viel versprechende Produkt- und Anwendungsbereiche für kleine und mittlere<br />

Anbieter- und Anwenderunternehmen 147<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 8<br />

130 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Zugangstechnologien<br />

zum Internet? 157<br />

131 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Zugangstechnologien<br />

zum Internet? – Zusätzliche Begründungen 158<br />

132 Bewertungsindikatoren für Zugangstechnologien zum Internet -<br />

Zusätzliche Begründungen 160<br />

133 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen<br />

und M-Commerce 167<br />

A. Mobile Datendienste B2B 167<br />

B. Mobile Datendienste B2C 168<br />

134 Besondere Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen<br />

und M-Commerce: Zusätzliche Begründungen 169<br />

135 Ranking mobiler Datendienste nach Funktionsgruppen 175<br />

136 Aktueller Handlungsbedarf in Bereichen des E-Business 177<br />

137 „Weitere Erfolge durch E-Business“: Konkretisierungen 178<br />

138 Zusätzliche Begründungen zu „E-Business“ 178<br />

139 Ranking der E-Business-Bereiche nach Schulnoten 180<br />

140 Verbesserungsmöglichkeiten und Geschäftschancen<br />

im Business-to-Government-Bereich 192<br />

141 E-Government-Bereiche aus der Sicht der Wirtschaft<br />

und der öffentlichen Verwaltung 196<br />

142 Prioritäten für Elektronische Wirtschaftsdienste im E-Government-Bereich 201<br />

Market Driver und Marktbarrieren<br />

143 Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung 206<br />

144 Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung: Zusätzliche Begründungen 207<br />

145 Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten oder ausweiten? –<br />

Insgesamt 214<br />

146 Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten oder ausweiten? –<br />

Nach Sektoren und Branchen 214<br />

147 Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten oder ausweiten?:<br />

Zusätzliche Begründungen 215<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 9<br />

148 Wirkungen einer Einschränkung des Patentschutzes auf Software positiv? –<br />

Die Indikatorwerte 220<br />

149 Kooperation zwischen Unternehmen auf der Anbieter- und Anwenderseite 225<br />

A. Aus Anbietersicht 225<br />

B. Aus Anwendersicht 226<br />

150 Prioritäre Kooperationsbereiche zwischen Anbietern und Anwendern 228<br />

151 Typische Funktionsausweitungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbietern<br />

und Anwendern 236<br />

Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />

152 Dringender politischer Handlungsbedarf in welchen Bereichen? 238<br />

153 Dringender politischer Handlungsbedarf – Zusätzliche Begründungen 239<br />

154 Bewertungen der Dringlichkeit politischer Handlungsbereiche 2003 und 2004 245<br />

155 Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarf vorwiegend<br />

in welchen Bereichen? 248<br />

156 Agenda prioritärer Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarfe 254<br />

157 Partizipation der Informationswirtschaft an Problemen der<br />

Informationsgesellschaft? 255<br />

158 Partizipation der Informationswirtschaft an Problemen der<br />

Informationsgesellschaft? – Zusätzliche Begründungen 256<br />

159 Bezugsrahmen für die Erörterung von Problemen<br />

der Informationsgesellschaft – Identifizierung und Beurteilungen von Trends 257<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Tabellenverzeichnis <strong>Band</strong> <strong>II</strong> 10<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 11<br />

Themenschwerpunkt <strong>II</strong>I:<br />

Unternehmensstrategien<br />

8. Outsourcing und Offshoring<br />

8.1 Die Frage<br />

„Stellen Outsourcing und Offshoring eher eine Chance oder eher eine Bedrohung für Ihre<br />

Einrichtung, Ihre Branche und die Volkswirtschaft dar? (Offshoring = Outsourcing von<br />

Unternehmensfunktionen in Niedriglohnländern).“<br />

8.2. Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 96 Outsourcing und Offshoring: Chance oder Bedrohung?<br />

Ihre Einrichtung:<br />

Outsourcing<br />

Ihre Einrichtung:<br />

Offshoring<br />

Ihre<br />

Branche:<br />

Outsourcing<br />

Ihre<br />

Branche:<br />

Offshoring<br />

Volkswirtschaft:<br />

Outsourcing<br />

Volkswirtschaft:<br />

Offshoring<br />

Eher<br />

Chancen<br />

94<br />

(49,2 %)<br />

Teils / teils 76<br />

(39,8 %)<br />

Eher<br />

21<br />

Bedrohung (11,0 %)<br />

35<br />

(20,3 %)<br />

81<br />

(47,1 %)<br />

56<br />

(32,6 %)<br />

94<br />

(51,1 %)<br />

78<br />

(42,4 %)<br />

12<br />

(6,5 %)<br />

31<br />

(18,1 %)<br />

89<br />

(52,0 %)<br />

51<br />

(29,8 %)<br />

77<br />

(41,4 %)<br />

83<br />

(44,6 %)<br />

26<br />

(14,0 %)<br />

17<br />

(9,7 %)<br />

82<br />

(46,9 %)<br />

76<br />

(43,4 %)<br />

N 191 172 184 171 186 175<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 12<br />

Tabelle 97<br />

Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />

einer einzelwirtschaftlichen Sicht<br />

Absolut In %<br />

Outsourcing und Offshoring 13 10,0<br />

Als Chancen sehen! 2 1,5<br />

Kosten- und Flexibilitätsvorteile 1 0,8<br />

Sicherheitsprobleme 2 1,5<br />

Intensivierung des Wettbewerbs 1 0,8<br />

Nicht oder kaum möglich – schwer, effizient zu realisieren 4 3,1<br />

Auch Gegentrend existent – Vor- und Nachteile differenziert<br />

erörtern<br />

3 2,3<br />

Outsourcing 50 38,5<br />

Möglichkeiten von Outsourcing – Outsourcing durchgeführt –<br />

15 11,5<br />

Möglichkeiten des Outsourcing bereits ausgeschöpft<br />

Vorteile 25 19,3<br />

Genereller Vorteil 1 0,8<br />

Produktivitätsgewinn, Effizienzgewinn, Kostenvorteil,<br />

8 6,2<br />

mehr Flexibilität<br />

Selbst Outsourcing-Anbieter - Akquisitionschance 16 12,3<br />

Vor- und Nachteile differenziert erörtern 1 0,8<br />

Nachteile 9 6,9<br />

Kompetenzabbau 3 2,3<br />

Nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll –<br />

Keine Kernkompetenzen outsourcen<br />

6 4,6<br />

Offshoring 67 51,5<br />

Möglichkeiten des Offshoring – Offshoring durchgeführt 7 5,4<br />

Vorteile von Offshoring 12 9,2<br />

Kostenvorteile 8 6,2<br />

Akquisitionschance, geringere Einkaufspreise,<br />

4 3,1<br />

Unabhängigkeit von Anbietern<br />

Nachteile von Offshoring 24 18,5<br />

Abwanderung von Kaufkraft und Kunden – größere Kundenferne 8 6,2<br />

Abwanderung von Stellen, Kompetenz und Know how 8 6,2<br />

Kapitalabfluss 1 0,8<br />

Außerhalb der eigenen Aktionsparameter 1 0,8<br />

Senkung der Koordinationseffizienz 4 3,1<br />

Senkung des Einnahmenniveaus 2 1,5<br />

Weitere Begründungen 24 18,6<br />

Offshoring schwierig zu realisieren bzw. effizient zu realisieren 8 6,2<br />

„Fördernde“ gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen 1 0,8<br />

Politische „Förderung“ von Abwanderungstendenzen 1 0,8<br />

Einzel- und branchenwirtschaftliche Irrelevanz<br />

14 10,8<br />

oder geringe Relevanz der Fragestellung<br />

N 130 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 13<br />

Tabelle 98<br />

Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />

einer branchenwirtschaftlichen Sicht<br />

Absolut In %<br />

Outsourcing und Offshoring 21 28,0<br />

Unabwendbarer Trend? 1 1,3<br />

Nur für wenige Unternehmen? 1 1,3<br />

Geringe Relevanz 1 1,3<br />

Strategie 1 1,3<br />

Kooperationsfähigkeit der Unternehmen 1 1,3<br />

Nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll 6 8,0<br />

Vorteile: Flexibilitäts-, Effizienz- und Kostenvorteile –<br />

5 6,8<br />

Konzentration auf Kernkompetenzen<br />

Nachteile: Verringerung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen – Know how-Verluste 5 6,8<br />

Outsourcing 30 40,0<br />

Außerhalb eindeutiger Vor- oder Nachteile 15 19,9<br />

Möglichkeiten von Outsourcing – Outsourcing durchgeführt 6 8,0<br />

Professionals als Pioniere für Outsourcing 1 1,3<br />

Nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll – Modethema? 4 5,3<br />

Nicht Kerngeschäft outsourcen 4 5,3<br />

Vorteile Outsourcing 10 13,3<br />

Generelle Chance für Branche 1 1,3<br />

Mehr Produktivität und Flexibilität 2 2,7<br />

Konzentration auf Kernkompetenzen 3 4,0<br />

Selbst Anbieter von Outsourcing – Trend zum Outsourcer 4 5,3<br />

Nachteile Outsourcing: Keine dauerhafte Lösung –<br />

Benachteiligung kleiner Anbieter – Kompetenzverluste –<br />

Intensivierung des Wettbewerbs<br />

5 6,7<br />

Offshoring 24 32,0<br />

Kostenvorteile 4 5,3<br />

Nachteile Offshoring 15 20,0<br />

Gesamtwirtschaftliche Gefahren 2 2,7<br />

Abwanderung von Kaufkraft – größere Kundenferne 2 2,7<br />

Kapitalabfluss 1 1,3<br />

Abwanderung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen in Niedriglohnländer –<br />

4 5,3<br />

Know how-Verlust<br />

Weniger Aufträge, Intensivierung des Wettbewerbs 1 1,3<br />

Senkung der Koordinationseffizienz - Qualitätsprobleme 4 5,3<br />

Offshoring schwierig zu realisieren 1 1,3<br />

Offshoring nicht von einzelwirtschaftlicher oder<br />

branchenwirtschaftlicher Bedeutung<br />

5 6,7<br />

N 75 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 14<br />

Tabelle 99:<br />

Outsourcing und Offshoring: Bewertungen aus<br />

einer gesamtwirtschaftlichen Sicht<br />

Absolut In %<br />

Outsourcing und Offshoring 20 17,4<br />

Darstellung bestehender Möglichkeiten 1 0,9<br />

Nicht für jeden und jedermann zu realisieren – Differenzierte<br />

6 5,2<br />

Erörterungen erforderlich – An einer solchen Diskussion fehlt es.<br />

Schlechte politische Rahmenbedingungen für Unternehmen 1 0,9<br />

Vorteile 11 9,6<br />

Allgemeine Vorteile 2 1,7<br />

Mehr Produktivität, Effizienz, Flexibilität – geringere Kosten 5 4,3<br />

Neue Produke und Dienste 2 1,7<br />

Niedrigere Preise 1 0,9<br />

Motivationschance 1 0,9<br />

Nachteile: Weniger Stellen 1 0,9<br />

Outsourcing 29 25,2<br />

Sowohl Vor- als auch Nachteile 1 0,9<br />

Vorteile Outsourcing 23 20,0<br />

Betriebswirtschaftliche Vorteile werden zu volkswirtschaftlichen –<br />

7 6,1<br />

Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

Keine Alternative zu Outsourcing 1 0,9<br />

Höhere Produktivität und Flexibilität – Niedrigere Kosten,<br />

13 11,3<br />

günstigere Preise – Konzentration auf Kernkompetenzen –<br />

Standortoptimierung<br />

Mobilisierung von Unternehmergeist und Existenzgründungen 2 1,7<br />

Nachteile Outsourcing 5 4,3<br />

Geringe Koordinationseffizienz 1 0,9<br />

Höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit 2 1,7<br />

Fehler <strong>bei</strong> Outsourcing von Kernkompetenzen –<br />

2 1,7<br />

Möglichkeit schlechter Implementierung<br />

Offshoring 66 57,4<br />

Kommt darauf an – Differenzierte Erörterungen notwendig 1 0,9<br />

Vorteile Offshoring 15 13,0<br />

Vorteile internationaler Zusammenar<strong>bei</strong>t –<br />

8 7,0<br />

Chancen für Spezialisierung und Qualifizierung<br />

Stabilisierung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 2 1,7<br />

Kostenvorteile 4 3,5<br />

Höhere interne Effizienz 1 0,9<br />

Nachteile Offshoring 49 42,6<br />

Allgemeine gesamtwirtschaftliche Bedrohungen,<br />

7 6,1<br />

sinkende Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen,<br />

sinkender Konsum, höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />

Strukturelle Ungleichgewichte –<br />

2 1,7<br />

Überforderung bestehender Strukturen<br />

Sinkende Wettbewerbsfähigkeit 1 0,9<br />

Kostenargument gilt nur teilweise bzw. nicht langfristig. 2 1,7<br />

Abwanderung von Kaufkraft 3 2,6<br />

Abwanderung von Kapital – Geld für Inlandsinvestitionen fehlt 5 4,3<br />

Abwanderung von Kompetenz, Know how und vor allem<br />

24 20,9<br />

niedrigqualifizierter Stellen – eventuell Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit auf Dauer<br />

Geringeres Lohn- und Einnahmenniveau 1 0,9<br />

Sinkende Koordinationseffizienz - Qualitätsprobleme 2 1,7<br />

Politische Risiken 2 1,7<br />

Einzel- und branchenwirtschaftliche Irrelevanz 1 0,9<br />

N 115 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 15<br />

8.3 Interpretation<br />

8.3.1 Ergebnisse vorwiegend nach dem<br />

Ankreuzverfahren<br />

Abgrenzung<br />

Outsourcing<br />

Offshoring<br />

Besondere<br />

Bedeutung<br />

des Themas<br />

ab 4. <strong>Trendbericht</strong><br />

Besonderes<br />

Engagement<br />

der Experten<br />

im <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />

(1) Beim Offshoring handelt es sich um ein spezielles, die nationalen<br />

Grenzen überschreitendes Outsourcing. Unter dem Begriff „Outsourcing“,<br />

soweit es kombiniert mit „Offshoring“ verwendet wird, wird ein auf den<br />

Binnenmarkt begrenztes Outsourcing verstanden (siehe auch 8.<br />

Faktenbericht, Kapitel 4.1.4).<br />

(2) Obgleich in der Umfrage zum 4. <strong>Trendbericht</strong> nicht danach gefragt<br />

wurde, führten die Experten in ihren zusätzlichen Kommentaren auf eine<br />

Reihe von Fragen „Outsourcing und Offshoring“ als wichtiges neues<br />

Thema für die Informationswirtschaft ein.<br />

Die besondere Bedeutung dieses Themas zeigt sich auch in der Umfrage<br />

zum <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong>:<br />

• Obgleich den Experten im Ankreuzverfahren sechs Entscheidungen<br />

zum Themenkomplex „Outsourcing und Offshoring“ abverlangt wurden<br />

und diese Fragestellung nicht für jeden Experten relevant war,<br />

beteiligten sich zwischen 171 und 191 Experten an den einzelnen<br />

Entscheidungen (<strong>bei</strong>m Thema „Outsourcing“ zwischen 184 und 191<br />

Experten).<br />

• Obgleich die Experten gleich um drei Kommentare auf offene Fragen<br />

gebeten wurden, gaben sie 130 Kommentare aus einer einzelwirtschaftlichen<br />

Sicht, 75 Kommentare aus einer branchenwirtschaftlichen<br />

Sicht und 115 Kommentare aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht ab.<br />

• Kein anderes Thema kommentierten die Experten insgesamt gesehen<br />

so umfangreich wie dieses.<br />

Demnach liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der Informationswirtschaft<br />

das Thema „Outsourcing und Offshoring“ unter den Nägeln brennt.<br />

Noch<br />

ausstehend:<br />

Bewährter Bezugsrahmen,<br />

....<br />

... gesicherte<br />

Zusammenhänge<br />

(3) Eine besondere Bedeutung von „Outsourcing und Offshoring“ ergibt<br />

sich in zweifacher Hinsicht. Zum einen geht es um die reale einzel-,<br />

branchen- und gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Themas und den<br />

damit bestehenden zunehmenden Handlungsdruck auf Unternehmen,<br />

Verbände und Politik.<br />

Zum anderen handelt es sich mindestens <strong>bei</strong>m Offshoring um ein<br />

vergleichsweise neues Thema von branchenwirtschaftlicher und<br />

politischer Brisanz. Zwar hat sich mittlerweile eine intensive öffentliche<br />

Diskussion über „Outsourcing und Offshoring“ sowohl national als auch<br />

international entwickelt. Es fehlt aber an Zusammenhängen, die von allen<br />

Beteiligten als gesichert angesehen werden und an einem allgemein<br />

akzeptierten Bezugsrahmen, in dem sich diese Zusammenhänge angemessen<br />

diskutieren ließen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 16<br />

Das zeigt sich auch an den unterschiedlichen Bewertungen von<br />

Outsourcing und Offshoring durch die Experten, obgleich es sich da<strong>bei</strong> in<br />

vielerlei Hinsichten um identische Phänomene handelt.<br />

Frost &<br />

Sullivan:<br />

826.000<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze...<br />

... zwischen<br />

2002 und 2004<br />

exportiert<br />

Deutschland<br />

führt europäischen<br />

Offshoring-Trend<br />

an.<br />

Importländer:<br />

Indien vor<br />

China<br />

Subventionierung<br />

von<br />

Offshoring<br />

(4) Offshoring wird von Frost & Sullivan als Export informationstechnischer<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze in Niedriglohnländer definiert (Global Offshore<br />

Outsourcing and Off-shoring of IT Jobs, 2004). Die durchschnittlichen<br />

jährlichen Wachstumsraten von Offshoring in der Periode 2002 - 2004<br />

betrugen 5,9 %. 2004 wurden 827.000 Ar<strong>bei</strong>tsplätze aus den USA, Japan,<br />

Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Hongkong in Niedriglohnländer<br />

exportiert. Frost & Sullivan veranschlagen den Wert der Ar<strong>bei</strong>tsplätze,<br />

die den Hochlohnländern verlorengegangen sind, auf 41,6<br />

Milliarden Dollar.<br />

Deutschland führt den Offshoring-Trend in Europa an und hat zwischen<br />

2002 und 2004 Ar<strong>bei</strong>tsplätze im Wert von 48,2 Milliarden Dollar exportiert.<br />

Importländer auf dem Offshoring-Markt sind vor allem Indien vor China.<br />

Aber auch osteuropäische Länder wie Polen, Rumänien und Russland,<br />

lateinamerikanische Länder wie Brasilien und Mexiko sowie Malaysia<br />

haben von diesem Trend profitiert. Die Regierungen der Empfängerländer<br />

fördern den Offshoring-Trend über Förderprogramme und Steuererleichterungen.<br />

Die Regierungen der ar<strong>bei</strong>tsplatzexportierenden Länder sehen<br />

sich auf Dauer in einen Zugzwang versetzt:<br />

„Ultimately, developed countries will have focus on education and<br />

innovation to protect their IT workforce.“<br />

Unternehmen:<br />

Geringere<br />

Kosten,<br />

höhere<br />

Qualität,<br />

mehr<br />

Flexibilität<br />

(5) Aus der Sicht der Unternehmen, die Offshoring betreiben, stellt sich<br />

die Situation nach Frost & Sullivan wie folgt dar:<br />

„Exporting IT jobs to lower cost countries is now regarded as critical to<br />

survival in industries where other competitors are doing so. At the same<br />

time, hiring outsourcers abroad is <strong>bei</strong>ng seen as affording a company the<br />

flexibility to adjust its personal strength to business requrirements at a<br />

lower cost and with a higher level of expertise.“<br />

Erfahrungen:<br />

Die exportierten<br />

Funktionen<br />

Hohe Zufriedenheit<br />

Aber auch<br />

Barrieren<br />

(6) Zu den bisherigen Erfahrungen mit Offshoring-Projekten stellen Frost<br />

& Sullivan fest:<br />

„Customer support, technical support, software development and testing,<br />

network administration, hardware development and testing, quality<br />

assurance and help desk ranked prominently among the outsourced IT<br />

positions over 2002 – 2004.<br />

Satisfaction levels in the global outsourcing of IT labour were surprisingly<br />

high nonwithstanding challenges posed by cultural, linguistic and time<br />

zone differences. The primary issues restraining satisfaction levels from<br />

increasing appeared to be language problems as noted by France and<br />

Japan and cultural differences and misunderstandings as identified by<br />

German companies.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 17<br />

German companies.“<br />

Siehe auch die weiteren Studien zu Outsourcing und Offshoring im 8.<br />

Faktenbericht, Kapitel 4.1.4.<br />

Chance oder<br />

Gefahr?<br />

Diese Frage ...<br />

... verdient<br />

eine differenzierende<br />

Antwort<br />

Was<br />

überwiegt<br />

nach dem<br />

Abwägen?<br />

Tabelle 100<br />

(7) Die zentrale Dimension, in der „Outsourcing und Offshoring“ derzeit<br />

erörtert werden, lautet: Handelt es sich um eine Chance oder um eine<br />

Gefahr? Diese Frage wurde auch den Experten gestellt.<br />

Ein erstes Ergebnis lautet, dass diese Frage eine differenzierende bzw.<br />

abwägende Antwort verdient:<br />

• In keiner von sechs Beurteilungen, die die Experten zu treffen hatten,<br />

kam die Kategorie „Teils/teils“ unter einen Anteil von 40 %. Bei der<br />

Beurteilung von Offshoring aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht<br />

stieg der Anteil von „Teils/teils“ sogar auf 52 %.<br />

• In vier von sechs Beurteilungen und in allen Beurteilungen zum Offshoring-Trend<br />

kam die Kategorie „Teils/teils“ gegenüber den anderen<br />

Kategorien „Eher Chance“ oder „Eher Bedrohung“ zu dem jeweils<br />

höchsten Anteil.<br />

(8) Was überwiegt gegebenenfalls nach einem differenzierendes Abwägen,<br />

die Chance oder die Bedrohung? Dazu werden in Tabelle 100 und<br />

101 die Ergebnisse aus einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht sowie nach Sektoren und Teilbranchen in Indikatorwerten<br />

wiedergegeben.<br />

Bewertungen von Outsourcing und Offshoring aus einer<br />

einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht<br />

Insgesamt 1)<br />

Ankreuzverfahren<br />

Zusätzliche<br />

Kommentare<br />

Outsourcing<br />

Einzelwirtschaftliche Sicht 3,63 4,48 2,78<br />

Branchenwirtschaftliche Sicht 4,92 7,83 2,00<br />

Gesamtwirtschaftliche Sicht 3,78 2,96 4,60<br />

Outsourcing insgesamt 2) 4,11 5,09 3,13<br />

Offshoring<br />

Einzelwirtschaftliche Sicht 0,57 0,63 0,50<br />

Branchenwirtschaftliche Sicht 0,44 0,61 0,27<br />

Gesamtwirtschaftliche Sicht 0,27 0,22 0,31<br />

Offshoring insgesamt 2) 0,43 0,49 0,36<br />

Outsourcing und Offshoring 3) 2,27 2,79 1,75<br />

1) „Ankreuzverfahren“ und „Zusätzliche Kommentare“ gleich gewichtet.<br />

2) Einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftliche Sicht gleich gewichtet.<br />

3) „Outsourcing“ und „Offshoring“ gleich gewichtet.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 18<br />

Tabelle 101<br />

Outsourcing und Offshoring: Bewertungsindikatoren<br />

nach Teilbranchen<br />

Private<br />

Anbieter<br />

Tele- u.<br />

Mobilk.<br />

IuK<br />

Elektr. Infodienste<br />

E-Commerce<br />

Private<br />

Anwender<br />

Öffentl.<br />

Bereich<br />

Einrichtungsbezogen<br />

Outsourcing 11,25 4,0 18,0 7,0 16,0 5,25 1,81<br />

Offshoring 0,59 0,4 0,8 2,0 0,4 1,00 0,17<br />

Branchenbezogen<br />

Outsourcing 24,00 5,0 k.neg. 9,0 k. neg. keine neg. 2,33<br />

Stimmen.<br />

Stimmen Stimmen<br />

Offshoring 0,60 1,3 0,4 3,0 0,4 0,89 0,40<br />

Gesamtwirtschaftlich<br />

Outsourcing 5,33 2,7 13,0 k. neg. 3,5 2,00 0,92<br />

Stimmen<br />

Offshoring 0,20 0,1 0,3 0,3 0,2 0,13 0,23<br />

Gemeinsame<br />

Werte für<br />

Outsourcing<br />

und Offshoring<br />

Outsourcing<br />

4,11<br />

Streuung der<br />

Beurteilungen<br />

zwischen<br />

2,00 und 7,83<br />

(9) Die zentralen Ergebnisse lauten:<br />

(a) Sowohl nach dem Ankreuzverfahren als auch nach ihren<br />

zusätzlichen Kommentaren bewerteten die Experten den Trend zum<br />

Outsourcing eindeutig positiv. Insgesamt ergibt sich ein Indikatorwert<br />

von 4,11. Das heißt, dass auf eine negative Bewertung mehr als vier<br />

positive Bewertungen kamen.<br />

Diese positiven Beurteilungen gelten gleichermaßen aus einer einzel-,<br />

branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht. Der niedrigste Indikatorwert,<br />

der für Outsourcing erzielt wurde, beträgt 2,00 („Zuätzliche<br />

Kommentare“ aus branchenwirtschaftlicher Sicht). Der höchste Wert,<br />

der für Outsourcing erzielt wurde, beträgt 7,83 („Ankreuzverfahren“ aus<br />

branchenwirtschaftlicher Sicht).<br />

Offshoring<br />

0,43<br />

Streuung der<br />

Bewertungen<br />

zwischen<br />

0,22 und 0,63<br />

Interessenunterschiede<br />

zwischen ...<br />

(b) Sowohl im Ankreuzverfahren als auch nach ihren zusätzlichen<br />

Kommentaren bewerteten die Experten den Trend zum Offshoring<br />

eindeutig negativ. Insgesamt ergab sich ein Indikatorwert von 0,43. Das<br />

bedeutet, dass auf eine positive Bewertung mehr als doppelt soviele<br />

negative Bewertungen kommen.<br />

Diese negativen Bewertungen gelten gleichermaßen aus einer einzel-,<br />

branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht. Der niedrigste Indikatorwert,<br />

der für Offfshoring erzielt wurde, beträgt 0,22 („Ankreuzverfahren“<br />

aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht). Der höchste Indikatorwert, der<br />

für Offshoring erzielt wurde, beträgt 0,63 („Ankreuzverfahren“ aus<br />

einzelwirtschaftlicher Sicht).<br />

Für Offshoring wurden die höchsten Indikatorwerte aus einer einzelwirtschaftlichen<br />

Sicht erzielt. Somit können Interessenunterschiede<br />

<strong>bei</strong>spielsweise zwischen einzel- und gesamtwirtchaftlicher Sicht kaum<br />

ausgeschlossen werden, zumal die Unterschiede zwischen dem<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 19<br />

... einzel- und<br />

gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht?<br />

ausgeschlossen werden, zumal die Unterschiede zwischen dem<br />

Indikatorwert 0,57 für die einzelwirtschaftliche Sicht und 0,27 für die<br />

gesamtwirtschaftliche Perspektive bedeutend sind (branchenwirtschaftliche<br />

Sicht: 0,44).<br />

Vor allem Top-<br />

Ebene sieht<br />

Outsourcing ...<br />

... als Chance<br />

für die eigene<br />

Einrichtung<br />

„Weitere<br />

Funktionen“<br />

eher für<br />

„teils/teils“<br />

(c) Auch in Outsourcing- und Offshoring-Fragen war die informationswirtschaftliche<br />

Top-Ebene teilweise optimistischer als die anderen<br />

Ebenen gestimmt: So sahen 65 % der Experten Outsourcing als eine<br />

Chance für die eigene Einrichtung an. Hingegen betrugen die<br />

entsprechenden Werte für die Bereichsleiter-ebene 52 % und für die<br />

„Weitere Funktionen“ 31 %. Hingegen ergaben sich <strong>bei</strong> der Beurteilung<br />

des Offshoring für die eigene Einrichtung kaum Unterschiede.<br />

Bei den branchenbezogenen Beurteilungen ergab sich insoweit eine<br />

Polarisierung der Verteilungen, als 63 % der Geschäftsführer und 61<br />

% der Bereichs- und Abteilungsleiter vor allem eine Chance im<br />

Outsourcing sahen. Hingegen waren nur 30 % der Experten aus den<br />

„Weiteren Funktionen“ optimistisch gestimmt. Diese wurden ihren<br />

„bedenkentragenden“ Aufgaben insoweit gerecht, als sich 58 % für die<br />

Kategorie „teils/teils“ entschieden (zum Vergleich: 12 % eher<br />

Bedrohung).<br />

Bei den branchenbezogenen Beurteilungen unterschieden sich die<br />

Anteile der „Offshoring“- Antworten nur wenig.<br />

Ähnliche<br />

Ergebnisse <strong>bei</strong><br />

gesamtwirtschaftlichen<br />

Begründungen<br />

Auch <strong>bei</strong> den auf die Gesamtwirtschaft bezogenen Beurteilungen<br />

ergaben sich ähnliche Tendenzen: Outsourcing vorwiegend als Chance<br />

gesehen: Top-Ebene 51 %, Bereichs- und Abteilungs-leiterebene 41 %,<br />

weitere Funktionen 34 % - Outsourcing vorwiegend als Bedrohung<br />

gesehen: Top-Ebene 9 %, Bereichs- und Abteilungs-leiterebene 21 %,<br />

weitere Funktionen 16 % - Offshoring: keine wesentlichen Unterschiede<br />

nach ausgeübten Funktionen<br />

Öffentlicher<br />

Sektor<br />

skeptischer<br />

IuK besonders<br />

positiv<br />

gegenüber<br />

Outsourcing<br />

eingestellt<br />

(d) Diese Ergebnisse lassen sich aufrechterhalten, wenn man die<br />

Differenzierungen der Indikatorenwerte nach informationswirtschaftlichen<br />

Teilbranchen heranzieht. An zusätzlichen Tendenzen ergeben<br />

sich:<br />

• Outsourcing- und Offshoring-Tendenzen wurden vom öffentlichen<br />

Bereich deutlich skeptischer bewertet als vom privaten Sektor.<br />

• Outsourcing wurde von der Informations- und Kommunikationstechnik<br />

positiver beurteilt als von den anderen informationswirtschaftlichen<br />

Anbieterbranchen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 20<br />

8.3.2 Die zusätzlichen Kommentare<br />

Zusammenfassung<br />

der<br />

Sichtweisen ...<br />

... aus einzel-,<br />

branchen- und<br />

gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht<br />

Erkärungen zu<br />

den Tabellen<br />

(1) Welcher Bezugsrahmen für Outsourcing und Offshoring ergibt sich,<br />

wenn man induktiv, also von den Kommentaren der Experten aus an die<br />

Zusammenhänge herangeht?<br />

Dazu werden die Ergebnisse aus einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht in Tabelle 102 (Outsourcing) und 103 (Offshoring)<br />

zusammengefasst.<br />

(2) In den Tabellen werden auch die Nennungen einbezogen, in denen die<br />

Experten nicht von sich aus ausdrücklich zwischen „Outsourcing“ und<br />

„Offshoring“ unterschieden, also implizit von dem Begriffspaar<br />

„Outsourcing und Offshoring“ ausgingen.<br />

Die Zahlen in der jeweils ersten Spalte der Tabellen geben den<br />

gleichgewichteteten Durchschnitt der prozentualen Anteile aus den<br />

einzelnen Sichtweisen (einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlich)<br />

wieder.<br />

Quellenangaben<br />

zu Zitaten<br />

Den Zitaten im folgenden Text werden an Quellenangaben vorausgestellt:<br />

E = einzelwirtschaftliche Betrachtung;<br />

B = branchenwirtschaftliche Betrachtung;<br />

G = gesamtwirtschaftliche Betrachtung.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 21<br />

Tabelle 102<br />

Bewertungen von Outsourcing (einschließlich<br />

„Outsourcing und Offshoring“) aus einer einzel-,<br />

branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht<br />

Insgesamt<br />

Einzelwirtschaftliche<br />

Sicht<br />

Branchenwrtschaftliche<br />

Sicht<br />

Gesamtwirtschaftliche<br />

Sicht<br />

Outsourcing und Offshoring 18,7 10,0 28,0 17,4<br />

Unabwendbarer Trend? 0,4 - 1,3 -<br />

Nur wenige Unternehmen? Geringe<br />

Relevanz – Bestehende Möglichkeiten<br />

1,3 - 2,6 0,9<br />

Als Chancen sehen! - Vorteile 1,1 1,5 - 1,7<br />

Strategie der Unternehmen -<br />

0,9 - 2,6 -<br />

Kooperationsfähigkeit<br />

Kosten-, Effizienz und Flexibilitätsvorteile 3,9 0.8 6,8 4,3<br />

Neue Produkte und Dienste, niedrigere<br />

Preise, Motivationschance<br />

1,2 - - 3,5<br />

Verringerung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen – Know 2,6 - 6,8 0,9<br />

how-Verluste<br />

Sicherheitsprobleme 0,5 1,5 - -<br />

Intensivierung des Wettbewerbs 0,3 0,8 - -<br />

Nicht effizient zu realisieren 3,7 3,1 8,0 -<br />

Auch Gegentrend existent – Vor- und 2,5 2,3 - 5,2<br />

Nachteile differenzierend erörtern<br />

Schlechte politische<br />

0,3 - - 0,9<br />

Rahmenbedingungen<br />

Outsourcing 34,6 38,5 40,0 25,2<br />

Möglichkeiten von Outsourcing –<br />

Outsourcing durchgeführt – Möglichkeiten<br />

des Outsourcing ausgeschöpft – Professionals<br />

als Pioniere für Outsourcing<br />

10,5 11,5 20,0 -<br />

Genereller Vorteil – keine Alternative 1,0 0,8 1,3 0,9<br />

Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 2,0 - - 6,1<br />

Mobilisierung von Unternehmergeist 0,6 - - 1,7<br />

Produktivitätsgewinn, Effizienzgewinn, 8,1 6,2 6,7 11,3<br />

Kostenvorteil, mehr Flexibilität -<br />

Standortoptimierung - Konzentration auf<br />

Kernkompetenzen!<br />

Selbst Outsourcing-Anbieter –<br />

Akquisitionschance – Trend zum<br />

Outsourcer<br />

5,9 12,3 5,3 -<br />

Vor- und Nachteile differenziert erörtern –<br />

nicht in jedem Fall möglich<br />

0,6 0,8 - 0,9<br />

Keine dauerhafte Lösung –<br />

3,0 2,3 6,7<br />

Benachteiligung kleiner Anbieter –<br />

Intensivierung des Wettbewerbs<br />

Konzeptualisierungs- und<br />

2,4 4,6 - 2,6<br />

Implementierungsprobleme –<br />

Kernkompetenzen outgesourced<br />

Höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit 0,6 - - 1,7<br />

N 53,1 48,5 68.0 42,6<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 22<br />

Tabelle 103<br />

Bewertungen von Offshoring aus einer einzel-, branchenund<br />

gesamtwirtschaftlichen Sicht (in %)<br />

Insgesamt<br />

Einzelwirtschaftliche<br />

Sicht<br />

Branchenwirtschaftliche<br />

Sicht<br />

Gesamtwirtschaftliche<br />

Sicht<br />

Möglichkeiten des Offshoring –<br />

Offshoring durchgeführt<br />

1,8 5,4 - -<br />

Vorteile von Offshoring 9,2 9,2 5,3 13,0<br />

Vorteile internationaler Zusammenar<strong>bei</strong>t - 2,3 - - 7,0<br />

Chancen für Spezialisierung<br />

und Qualifizierung<br />

Stabilisierung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 0,6 - - 1,7<br />

Kostenvorteile 5,0 6,2 5,3 3,5<br />

Höhere interne Effizienz 0,3 - - 0,9<br />

Akquisitionschance, geringere<br />

Einkaufspreise, Unabhängigkeit von<br />

Anbietern<br />

1,0 3,1 - -<br />

Nachteile von Offshoring 27,0 18,5 20,0 42,6<br />

Gesamtwirtschaftliche Gefahren – sinkende 2,9 - 2,7 6,1<br />

Steuereinnahmen, sinkender Konsum,<br />

höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />

Abwanderung von Kaufkraft und Kunden – 3,8 6,2 2,7 2,6<br />

größere Kundenferne<br />

Abwanderung von (vor allem<br />

10,8 6,2 5,3 20,9<br />

niedrigqualifizierten) Stellen, Kompetenz<br />

und Know how<br />

Kapitalabfluss, kein Geld für<br />

2,1 0,8 1,3 4,3<br />

Inlandsinvestitionen<br />

Weniger Aufträge, Intensivierung<br />

1,3 - 1,3 2,6<br />

des Wettbewerbs<br />

Außerhalb der eigenen Aktionsparameter 0,3 0,8 - -<br />

Senkung der Koordinationseffizienz 3,7 3,1 5,3 1,7<br />

Sinkende Löhne und Honorare – zum Teil 0,8 1,5 - 0,9<br />

damit verbunden Senkung des<br />

Einnahmenniveaus<br />

Kostenargument gilt nicht bzw.<br />

0,6 - - 1,7<br />

nicht langfristig.<br />

Politische Risiken 0,6 - - 1,7<br />

Schwierig zu realisieren 0,4 - 1,3 -<br />

Weitere Begründungen 9,0 18,6 6,7 1,8<br />

Kommt darauf an, differenzierende<br />

2,4 6,2 - 0,9<br />

Erörterungen notwendig<br />

„Fördernde“ gesamtwirtschaftliche<br />

0,3 0,8 - -<br />

Rahmenbedingungen<br />

Politische „Förderung“ von<br />

0,3 0,8 - -<br />

Abwanderungstendenzen<br />

Irrelevanz 6,1 10,8 6,7 0,9<br />

N 47,0 51,5 32,0 57,4<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 23<br />

Komprimierte<br />

Zusammenfassung<br />

der<br />

Ergebnisse<br />

17 %<br />

Vernichtung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

und<br />

Know how<br />

14%<br />

(3) Zusätzlich wird im Folgenden eine sehr weitgehende Komprimierung<br />

der zentralen Ergebnisse wiedergegeben<br />

Vorteile von Outsourcing und Offshoring<br />

Anteile an allen Nennungen<br />

Kosten- und Effizienzvorteile 17 %<br />

Selbst Outsourcing-Anbieter 6 %<br />

Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 3 %<br />

Weitere Vorteile 8 %<br />

Nachteile von Outsourcing und Offshoring<br />

Vernichtung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how 14%<br />

Konzeptualisierungs- und Implementierungsprobleme,<br />

z.B. Auslagerung von Kernkompetenzen 10%<br />

Weitere einzelwirtschaftliche Nachteile 10%<br />

Weitere gesamtwirtschaftliche Nachteile 5%<br />

Kosten- und<br />

Effizienzvorteile<br />

Implementierungsprobleme<br />

10%<br />

Demnach sind die Vorteile von Outsourcing und Offshoring vorwiegend<br />

niedrigere Kosten und höhere Effizienz. Hingegen bestehen die Nachteile<br />

von Outsourcing und Offshoring in erster Linie in der Vernichtung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how sowie in einer nicht genügenden Bewältigung<br />

von Konzeptualisierungs- und Implementierungsproblemen, z. B.<br />

eine unangemessene Auslagerung von Kernkompetenzen. Diese<br />

Ergebnisse ähneln den Resultaten anderer Studien zu Outsourcing und<br />

Offshoring (vgl. 8. Faktenbericht, Kapitel 4.1.4).<br />

Outsourcing<br />

umfassenderes<br />

Phänomen als<br />

Offshoring<br />

(4) Outsourcing auf dem Binnenmarkt ist derzeit ein umfassenderes<br />

Phänomen als Offshoring.<br />

Da<strong>bei</strong> hat die Outsourcing-Diskussion mittlerweile auch den öffentlichen<br />

Bereich erfasst, <strong>bei</strong>spielsweise die Universitäten, zum Beispiel:<br />

(E) „Man könnte bestimmte Teile eines Uni-Betriebs auslagern, insbesondere<br />

die Bereitstellung, die Pflege und das Management von<br />

Infrastruktur für E-Prozesse. ... Beispielsweise könnten Systeme für die<br />

Lehre gehostet werden. Middlewaresysteme zur uni-übergreifenden<br />

Lösung integrieren.“<br />

Allerdings dürfte Offshoring im privaten Sektor derzeit stark im Kommen<br />

sein.<br />

Für 11 % sind<br />

Offshoring-<br />

Zusammenhänge<br />

irrelevant<br />

(5) An empirischen Belegen zugunsten der obigen These ergeben sich:<br />

• In 11% der Experten-Nennungen wurden Offshoring-Zusammenhänge<br />

für die eigene Einrichtung als irrelevant angesehen. Eine<br />

solche Aussage wurde nur vereinzelt zu Outsourcing-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 24<br />

solche Aussage wurde nur vereinzelt zu Outsourcing-<br />

Zusamenhängen getrofffen.<br />

Outsorcing in<br />

der eigenen<br />

Einrichtung<br />

12 %:<br />

Outsourcing-<br />

Dienstleister<br />

• Nach 12 % der Expertennennungen wurden Outsourcing-Aktivitäten<br />

in der eigenen Einrichtung durchgeführt. Mehrere Experten erklärten,<br />

dass die Möglichkeiten des Outsourcing bereits ausgeschöpft seien.<br />

Der entsprechende Anteil für Offshoring beträgt 5 %.<br />

• In 12 % ihrer Nennungen erklärten die Experten, dass sie selbst<br />

Anbieter von Outsourcing-Leistungen seien. Demnach stellt Outsourcing<br />

für die deutsche Informationswirtschaft mittlerweile einen<br />

Geschäftsbereich mit Relevanz auf branchenwirtschaftlicher Ebene<br />

dar. Zum Beispiel:<br />

(G) „Outsourcing führt zu Unternehmergeist und Unternehmensgründungen<br />

und schließlich zu sicheren Ar<strong>bei</strong>tsplätzen. Outsourcing ins<br />

Ausland schafft Ar<strong>bei</strong>tsplätze in ausländischen Volkswirtschaften.“<br />

Chancen für<br />

junge Unternehmen<br />

Auch<br />

Offshoring-<br />

Dienstleister<br />

auf dem<br />

Binnenmarkt?<br />

(G) „Outsourcing ist die Chance für zahlreiche kleine (junge) Unternehmen,<br />

sich etablieren zu können. Damit könnte auch die Quote der<br />

Selbstständigen deutlich erhöht werden. Gerade Fertigungstätigkeiten<br />

sind am Standort Deutschland sehr teuer einzukaufen.“<br />

• Im Prinzip können Unternehmen der deutschen Informationswirtschaft<br />

in der Vermittlung von Offshore-Verträgen eine Geschäftschance<br />

sehen. Diese Möglichkeit dürfte derzeit wenig genutzt<br />

werden.<br />

Einheitlicher<br />

Bezugsrahmen<br />

für Outsourcing<br />

und<br />

Offshoring<br />

geboten<br />

(6) Outsourcing auf dem Binnenmarkt und Offshoring sollten gerade<br />

dann innerhalb eines einheitlichen Bezugsrahmen erörtert werden,<br />

wenn die Spezifika von Outsourcing und Offshoring herausgear<strong>bei</strong>tet<br />

werden sollen. Beispielsweise dürften Entscheidungen<br />

für oder gegen Outsourcing und Offshoring nach weitgehend<br />

gleichen Kriterien fallen, <strong>bei</strong>spielsweise also von der Höhe der<br />

Lohn- und Kommunikationskosten im Rahmen eines<br />

Standortvergleiches abhängen.<br />

Weitgehende<br />

Unterschiede<br />

zwischen<br />

Outsourcing<br />

und Offshoring<br />

(7) Wohl wurden von einigen Experten vollständige oder weitgehende<br />

Unterschiede zwischen Outsourcing- und Offshoring-Möglichkeiten<br />

gesehen. Da<strong>bei</strong> wurden zum Teil unvergleichbare Problemdimensionen<br />

herangezogen. Zum Beispiel:<br />

(E) „Outsourcing = mehr Flexibilität. Offshoring = Kapitalabfluss aus der<br />

Volkswirtschaft.“<br />

Offshoring als<br />

Konkurrenz<br />

heimischer<br />

Outsourcing-<br />

Anbieter<br />

Allerdings mögen Outsourcing-Anbieter zwingende Unterschiede<br />

zwischen Outsourcing und Offshoring sehen, da in ihrem Fall Offshoring-<br />

Angebote ausländischer Anbieter zu Konkurrenzangeboten der heimischen<br />

Outsourcing-Angebote werden. Es fragt sich jedoch im konkreten<br />

Fall, wie relevant die internationale Konkurrenz sein mag. Zum Beispiel:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 25<br />

(E) „Als Dienstleister profitieren wir vom Outsourcing. Offshoring entzieht<br />

einen Teil potenzieller Aufträge unserer Reichweite – andererseits<br />

können wir zum Teil auch über das Preis/Leistungs-Verhältnis konkurrieren.“<br />

(E) „Als Selbstständige ist Outsourcing sehr günstig für meine Geschäfte.<br />

Offshoring ist weniger eine Bedrohung, da meine Dienste sehr<br />

spezialisiert und lokalisiert sind.“<br />

(E) „Wir sind Outsourcer. Nicht viel von unserem Geschäft kann aus der<br />

Ferne geleistet werden.“<br />

(E) „Das Outsourcing von Aufgaben bietet uns die Gelegenheit, neue<br />

Aufgaben zu übernehmen. Auf Grund der Rolle in der Wertschöpfungskette<br />

bewegen wir uns in einem Bereich, der nur schwer verlagert<br />

werden kann (Offshoring).“<br />

Zum Teil weitgehende<br />

Vergleichsmöglichkeiten<br />

...<br />

... zwischen<br />

Outsourcing<br />

und Offshoring<br />

(8) Andererseits wurden von Experten zwischen Outsourcing und<br />

Offshoring auch weitgehende wenngleich nicht vollständige Vergleichsmöglichkeiten<br />

gesehen, zum Beispiel:<br />

(E) „Outsourcing im Sinne von „make or buy“ ist oft kostengünstiger als<br />

Inhouse-Lösungen und kann Ar<strong>bei</strong>tsabläufe optimieren. Das gilt<br />

prinzipiell für Offshoring gleichermaßen, wenn Sprachbarrieren verlässlich<br />

überwunden werden.“<br />

(E) „Outsourcing von Teilbereichen der Einrichtung machen betriebswirtschaftlich<br />

Sinn. Teilweise auch ein Offshoring, wo<strong>bei</strong> hier die<br />

Qualitätsanforderungen unsererseits beachtet werden müssen.“<br />

Auslagerbare<br />

Bereiche<br />

Entwicklung,<br />

Fertigung<br />

(9) In den folgenden Beispielen an konkreten Nennungen von auslagerbaren<br />

Outsourcing-und Offshoring-Bereichen wurde nicht in jedem<br />

Fall zwischen Outsourcing und Offshoring unterschieden:<br />

(E) „Wir nutzen aktiv Outsourcing/Offshoring in den Bereichen Entwicklung<br />

& Fertigung.“<br />

(E) „Als Personalberater profitieren wir davon, wenn der Rekrutierungsprozess<br />

an uns ausgelagert wird.“<br />

(E) „Weiterbildung wird an Dienstleister wie uns delegiert, im Webbereich<br />

sind die günstigen Programmierer eine Bedrohung.“<br />

(B) „Branche hat durch Outsourcing bestimmter Informationsdienste aus<br />

Unternehmen bessere Chancen. Dank Internet ist eine globale<br />

Informationsbeschaffung von überall möglich.“<br />

Dienstleistungen<br />

Informationstechnik<br />

(B) „Frage ist schwer zu beantworten, da die Branche relativ heterogen<br />

ist. Allerdings sind sicher einzelne Unternehmensbereiche wie vor allem<br />

die IT, die durch Outsourcing und/oder Offshoring produktiver und<br />

kostengünstiger werden können, betroffen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 26<br />

(G) „Viele Unternehmen müssen diese Möglichkeit nutzen, um ihre IT-<br />

Verfügbarkeit sicher zu stellen.“<br />

Betroffene<br />

Bereiche als<br />

Vorreiter ...<br />

... für<br />

Outsourcing?<br />

(10) Unternehmensinterne Abteilungen und Geschäftsbereiche, die von<br />

Outsourcing oder Offshoring betroffen sind, mögen solches erleiden.<br />

Unter Umständen sind sie aber imstande, eine gestaltende und<br />

Vorreiterrolle zu übernehmen, wie ein Experte hervorhob:<br />

(B) „IT, Information Services und ähnliche Abteilungen haben seit jeher<br />

mit Outsourcing zu tun. Diese Abteilungen können eine Vorreiterrolle<br />

einnehmen, denn es besteht schon das Wissen, die Prozesse und die<br />

Bereitschaft zum Wandel.“<br />

Nicht auslagerbare<br />

Bereiche<br />

(11) Hingegen lauten Beispiele für nicht auslagerbare Bereiche:<br />

(E) „Der Systementwicklungsprozess (v.a. Analyse & Design) ist in<br />

meiner Branche/Einrichtung (Bank/Finanzdienstleistung) oftmals noch<br />

nicht so ausgereift, dass eine externe Programmierung sinnvoll wäre.“<br />

(B) „IT-Services vor Ort lassen sich nicht auslagern, sofern es nicht um<br />

Fernwartung geht.“<br />

(B) „Insbesondere Netze können nicht outgesourcet werden, lediglich IT-<br />

Dienstleistungen, <strong>bei</strong> denen kein direkter Kundenkontakt besteht.“<br />

Kriterien zur<br />

Auslagerbarkeit<br />

von<br />

Leistungen<br />

(12) Wiederholt wurden von den Experten Kriterien angesprochen,<br />

die über die Auslagerbarkeit von Leistungen bestimmen. Das waren<br />

im Besonderen<br />

• die Qualifikation und das Know how des in Aussicht<br />

genommenen Partners;<br />

• die Bedienung einer regionalen Kundschaft;<br />

• die Standardisierbarkeit einer Leistung in sachlicher und<br />

zeitlicher Hinsicht;<br />

• die Anzahl von Abstimmungen zwischen den verschiedenen<br />

Standorten oder auch Kontrollen in persönlichen Gesprächen;<br />

• die Sprachabhängigkeit einer bestimmten Leistung und<br />

• die Schnelligkeit, mit der auf eine Herausforderung reagiert<br />

werden muss.<br />

Das sind alles Kriterien, die für Outsourcing und Offshoring in gleicher<br />

Weise gelten und die geradezu erklären können, warum eine Leistung<br />

auf dem Binnenmarkt und nicht an das Ausland oder umgekehrt oder<br />

überhaupt nicht ausgelagert werden sollte.<br />

Regionale<br />

Kundschaft,<br />

Abstimmungsbedarf<br />

(13) Zu den Kriterien für die Auslagerbarkeit von Leistungen merkten die<br />

Experten <strong>bei</strong>spielsweise an:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 27<br />

(E) „Dienstleistungen an regionale Kunden gebunden. Viel Abstimmung<br />

nötig. Problemanalyse und Workarounds am konkreten System grundlegend<br />

immer vonnöten, nicht outsourcebar.“<br />

Know how der<br />

Partner<br />

Projektkosten<br />

Outsourcing ja,<br />

...<br />

... Offshoring<br />

nein<br />

(E) „Training und Unterricht in deutscher Sprache kann nicht verlagert<br />

werden.“<br />

(B) „Kompetenzen im Bereich touristischer Produktentwicklung outzusourcen<br />

oder zu offshoren ist nur dann gewinnbringend, wenn die<br />

Kommunikation und Produktqualität nicht darunter leidet. Voraussetzung<br />

sind daher Partner mit viel Know how.“<br />

„(B) Projektmanagement-/Transaktionskosten – Reaktionsfähigkeit sinkt.“<br />

Da<strong>bei</strong> kann es auch aus der Sicht der Experten zu Fällen kommen, in<br />

denen nach den gewählten Kriterien zwar Outsourcing, aber nicht<br />

Offshoring möglich erscheint. Zum Beispiel:<br />

(E) „Mit Hilfe von IT lassen sich Prozessabläufe sehr exakt definieren,<br />

wenn man sich die Mühe macht. Hier liegt ein Rationalisierungspotenzial<br />

für Outsoucing. Offshoring hingegen schafft eher Ungleichgewichte. Fehlende<br />

Kontrollmöglichkeit <strong>bei</strong> Prozessen.“<br />

(E) „Unser Firma hat fast nur noch Ar<strong>bei</strong>tsplätze, die nicht outgesourcet<br />

werden können. Bei Offshoring sehe ich die Kommunikation als größte<br />

Schwierigkeit.“<br />

Kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

benachteiligt?<br />

(14) Ist Outsourcing und vor allem Offshoring in erster Linie eine<br />

Angelegenheit der Großunternehmen? So wurde seitens einzelner<br />

Experten argumentiert: Auf der Seite des auslagernden Unternehmens<br />

müsse ein bestimmtes Mengenvolumen gegeben sein, um die Fixkosten<br />

eines Outsourcing-Engagements wieder hereinholen zu können. Große<br />

Anbieter von Outsourcing-Leistungen könnten sich gegen kleine Anbieter<br />

durchsetzen, weil vor allem standardisierbare Leistungen ausgelagert<br />

würden und größere Anbieter eher Skaleneffekte <strong>bei</strong> großen zu<br />

verar<strong>bei</strong>tenden Mengen zu nutzen imstande seien.<br />

Komparative Vorteile kleiner und mittlerer Unternehmen im Outsourcing-<br />

und Offshoring-Geschäft wurden seitens der Experten nicht angegeben.<br />

Die zentralen<br />

Vorteile von<br />

Outsourcing<br />

und Offshoring:<br />

Geringere<br />

Kosten und<br />

höhere<br />

Effizienz<br />

(15) Für Anwenderunternehmen bestehen die besonderen Vorteile<br />

von Outsourcing und Offshoring in „geringeren Kosten und höheren<br />

Effizienz“. Unter höhere Effizienz können auch Vorteile wie<br />

Produktivitätsgewinne und größere Flexibilität gefasst werden.<br />

Ein Experte formulierte dies ausdrücklich so:<br />

(E) „Kostensenkung und höhere Flexibilität.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 28<br />

Allerdings<br />

direkter<br />

Zusammenhang<br />

mit<br />

Wegfall von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

(16) In den Begründungen wurde teilweise ein direkter Zusammenhang<br />

zwischen Effizienzsteigerung und Wegfall von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen hergestellt:<br />

(G) „Outsourcing bedeutet Prozesse zu verschlanken und kurzfristig<br />

effektiver zu machen. Dieses könnte Wachstumsimpulse auslösen.“<br />

(B) „Entwicklungspreise sind geringer, Entwickler aber nicht unbedingt<br />

schlechter.“<br />

(B) „Unsere Entwicklungspartner/Fertigungspartner im Inland haben<br />

Nachteile. Wir als Auftraggeber können jedoch erfolgreich die Kosten<br />

reduzieren.“<br />

(G) „Erhöhung Flexibilität, Effizienz, Kostenreduzierung – Personalreduzierung,<br />

Entlassungen.“<br />

Kosten- und<br />

Effizienzvorteile<br />

17 %<br />

(17) Kosten- und Effizienzvorteile wurden sowohl unter Outsourcing als<br />

auch unter Offshoring sowie unter „Outsourcing und Offshoring“ genannt.<br />

Sie kamen in allen drei Fällen <strong>bei</strong> der Auflistung von Vorteilen zu den<br />

größten Anteilen. Diese betrugen <strong>bei</strong> Outsourcing 8 %, <strong>bei</strong> Offshoring 5<br />

% und <strong>bei</strong> „Outsourcing und Offshoring“ 4 %.<br />

Insgesamt wurde in 17 % aller Nennungen auf Kosten- und<br />

Effizienzvorteile hingewiesen.<br />

Outsourcing<br />

zwischen 6 %<br />

und 11 %<br />

Offshoring<br />

zwischen 4 %<br />

und 6 %<br />

Diese entscheidenden Vorteile von Outsourcing und Offshoring wurden<br />

aus einer einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlichen Sicht gesehen.<br />

Für Outsourcing betragen die entsprechenden Anteile 6 %<br />

(einzelwirtschaftliche Sicht), 7 % (branchenwirtschaftliche Sicht) und 11<br />

% (gesamtwirtschaftliche Sicht).<br />

Auch in Offshoring-Zusammenhängen wurde sowohl aus einer einzelund<br />

branchen- als auch aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht auf<br />

Kosten- und Effizienzvorteile hingewiesen. Hier sind die entsprechenden<br />

Anteile mit 6 %, 5 % und 4 % geringer.<br />

Vorteile internationaler<br />

Spezialisierung<br />

7 %<br />

Einem neuen<br />

Optimum<br />

weltwirtschaftlicher<br />

Ar<strong>bei</strong>tsteilung<br />

entgegen ...<br />

(18) Solches hätte angesichts der ingesamt skeptischeren Haltung<br />

gegenüber Offshoring erwartet werden können. Allerdings wurde<br />

zusätzlich in 7 % aller gesamtwirtschaftlichen Nennungen auf die durch<br />

Offshoring zu erzielenden Vorteile internationaler Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

und die da<strong>bei</strong> entstehenden Chancen zur Spezialisierung und Qualifizierung<br />

hingewiesen.<br />

In mehreren Fällen waren die Experten nicht weit davon entfernt, eine<br />

weltwirtschaftliche Perspektive einzunehmen und Offshoring als<br />

Entwicklung in Richtung eines neues Optimums weltwirtschaftlicher<br />

Ar<strong>bei</strong>tsteilung im Interesse aller Beteiligten anzusehen. Dies könnte auch<br />

im Interesse der deutschen Wirtschaft sein, da sich so die outsourcenden<br />

Unternehmen auf die Weiterentwicklung besonders hochwertiger im<br />

Lande verbliebener Kompetenzen konzentrieren könnten.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 29<br />

Ein solches positives Ergebnis dürfte allerdings unter den Vorbehalten<br />

stehen, dass Offshoring-Prozesse in den Empfängerländern nicht<br />

politisch gefördert werden, die Konzeptualisierung von Offshoring-<br />

Projekten und Umsetzung fehlerfrei verläuft und die Implementierung des<br />

Offshoring-Projektes zu den gewünschten Ergebnissen führt. Diese<br />

Bedingungen dürften häufig nicht gegeben sein.<br />

(19) Beispiele für die mindestens im Ansatz weltwirtschaftlichen<br />

Kommentare der Experten lauteten:<br />

(G) „Siehe Ricardo!“<br />

(G) „Chancen für Volkswirtschaft durch höhere Spezialisierung, niedrig<br />

qualifizierte Jobs wandern ab.“<br />

(G) „Mit der Bereitschaft, sich auf Kernaktivitäten zu fokussieren, kann<br />

sich ein nationales Profil herausbilden, mit der Einbindung von Dritten<br />

steht diese Entwicklung auf breiten Füßen.“<br />

... mit einer<br />

wettbewerbsfähigeren<br />

deutschen<br />

Informationswirtschaft?<br />

Kostenargument<br />

auch<br />

ausdrücklich<br />

abgelehnt<br />

(20) Auf der anderen Seite gab es zwei Stimmen aus einer gesamtwirtschaftlichen<br />

Sicht, die das „Kostenargument“ <strong>bei</strong> Offshoring<br />

ausdrücklich ablehnten.<br />

Sicherung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

3 %<br />

(21) Im Vergleich zu den Kosten- und Effizienzvorteilen ist die<br />

Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen durch Outsourcing und Offshoring<br />

von geringerer Bedeutung und spielt dieses Argument in einer<br />

einzel- und branchenwirtschaftlichen Sichtweise kaum eine Rolle.<br />

Aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht<br />

8 %<br />

Nachgeordnete<br />

Bedeutung<br />

der Beschäftigungspolitik<br />

bestätigt<br />

(22) Zwar wurde sowohl unter Outsourcing als auch unter Offshoring auf<br />

die damit erzielte Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen hingewiesen. Diese<br />

Stellungnahmen wurden aber ausschließlich aus einer gesamtwirtschaftlichen<br />

Sicht formuliert und kamen dort zu Anteilen von 6 %<br />

(Outsourcing) und 2 % (Offshoring).<br />

Die Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen spielte in den Orientierungen der<br />

Experten also keine Rolle, solange sie eine einzel- oder<br />

branchenwirtschaftliche Sicht einnahmen. Auch wurde die Sicherung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen gelegentlich in einen Zusammenhang mit dem Verlust von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen andernorts in Verbindung gebracht:<br />

(G) „Outsourcing erhält Ar<strong>bei</strong>tsplätze in entwicklungsintensiven Branchen,<br />

aber kostet in Summe durch die entstehende Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit in<br />

ar<strong>bei</strong>tsintensiven Branchen über die Höhe der Abgaben und Belastungen<br />

allen.“<br />

Demnach lässt sich ähnllich wie in den Ergebnissen zum Beschäftigungsklima<br />

von einer „nachgeordneten Bedeutung der Beschäftigungspolitik“<br />

sprechen. Siehe Kapitel 7.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 30<br />

Weitere<br />

Vorteile ...<br />

... von geringerer<br />

Bedeutung<br />

Geringere<br />

Einkaufspreise<br />

(23) Weitere Vorteile, zum Beispiel das Erzielen geringerer Einkaufspreise<br />

<strong>bei</strong> effizienter gewordenen Unternehmen (durch Offshoring), die<br />

Mobilisierung von Unternehmergeist (<strong>bei</strong> Outsourcing-Dienstleistern), die<br />

Verbesserung von Unternehmerstrategien (durch „Outsourcing und<br />

Offshoring“) sowie die Entwicklung neuer Produkte und Dienste (durch<br />

„Outsourcing und Offshoring“), erwiesen sich nach Anzahl der<br />

Nennungen von geringerer Bedeutung.<br />

Auf die Möglichkeit geringerer Einkaufspreise gingen die Experten wie<br />

folgt ein:<br />

(E) „Wenn ich Tätigkeiten outsource, kann ich Effizienzvorteile nutzen.<br />

Wenn Software durch Offshoring günstiger angeboten werden kann,<br />

kann ich im Einkauf davon profitieren.“<br />

(E) „Wettbewerbsfähigkeit erhalten durch günstigeren Einkauf.“<br />

Nachteil von<br />

Offshoring:<br />

(24) Der <strong>bei</strong> weitem bedeutendste Nachteil des Offshoring besteht in<br />

der Vernichtung heimischer Ar<strong>bei</strong>tsplätze und heimischen Know<br />

hows. Dieser Nachteil ist aus der Sicht der Experten <strong>bei</strong>m Outsourcing<br />

im Vergleich zur Konzeptualisierungs- und Implementierungsproblematik<br />

von nachgeordneter und außer aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht von vernachlässigbarer Bedeutung.<br />

Vor allem<br />

Vernichtung ...<br />

... von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen,<br />

Qualifikation<br />

und<br />

Kompetenz<br />

(25) Die Abwanderung vor allem, aber nicht nur von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen mit<br />

niedrigen Qualifikationsanforderungen sowie von Kompetenz und Know<br />

how kam <strong>bei</strong>m Offshoring sowohl aus einer einzelwirtschaftlichen Sicht (6<br />

%) als auch aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht (5 %) zu<br />

bedeutenden Anteilen. Kein anderer Zusammenhang war aus einer<br />

gesamtwirtschaftlichen Sicht so bedeutend wie dieser (Anteil an allen<br />

gesamtwirtschaftlichen Nennungen 21 %).<br />

Insgesamt ergab sich damit ein Anteil an allen Offshoring-Kommentaren<br />

von 11 %.<br />

Outsourcing:<br />

Wenn überhaupt,<br />

...<br />

... dann nachgeordnetes<br />

Problem<br />

Die Kategorie „Höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit, Verlust von Qualifikationen und<br />

Kompetenzen“ kam zwar auch unter Outsourcing zu Nennungen,<br />

wenngleich zu keiner aus einzelwirtschaftlicher Sicht. Allerdings erreichten<br />

diese Anteile maximal 2 % (aus gesamtwirtschaftlicher Sicht) und<br />

betrug der Anteil an allen Outsourcing-Kommentaren lediglich 1 %.<br />

Auch unter „Outsourcing und Offshoring“ wurden „Verringerung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how-Verluste“ genannt. Diese kamen zu einem<br />

Anteil von 7 % an allen Nennungen aus einer branchenwirtschaftlichen<br />

Sicht und von 3 % an allen Nennungen zu „Outsourcing und Offshoring“.<br />

Insgesamt erreichte die Kategorie „Verlust von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know<br />

how“ einen Anteil von 14 % an allen Nennungen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 31<br />

Vor allem<br />

niedrig qualifizierte<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

entfallen.<br />

Faktor Ar<strong>bei</strong>t<br />

immobiler<br />

Auch hochqualifzierte<br />

Jobs<br />

gefährdet<br />

(26) Die Experten kommentierten den „Wegfall von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen“<br />

<strong>bei</strong>spielsweise wie folgt:<br />

(G) „Die jeweils niedrigqualifizierten, geringer motivierten und unflexiblen<br />

Ar<strong>bei</strong>tskräfte werden ohne sinnvolle Ersatztätigkeit freigesetzt. Dies ist<br />

ein volkswirtschaftlicher Schaden (neben der persönlichen Dramatik), da<br />

in die Ausbildung dieser Ar<strong>bei</strong>tskräfte investiert worden ist.“<br />

(G) „Know how und Ar<strong>bei</strong>t geht verloren, Personen ziehen nicht mit.“<br />

(G) „Personen, deren Tätigkeiten ins Ausland verlegt werden, können<br />

sich nicht schnell genug anpassen, d.h. sich einen anderen Job<br />

antrainieren.“<br />

(G) „Verlagerung auch der hochqualifizierten (Informations-)Dienstleistungen<br />

wird infolge der geringeren Lohnnebenkosten zunehmen.“<br />

(G) „Wenn durch Digitalisierung und Offshoring menschliche Ar<strong>bei</strong>t im<br />

Lande entbehrlich wird, müssen neue Wege gefunden werden, wie<br />

Menschen sich ernähren können.“<br />

Kompetenzund<br />

Know<br />

how-Verluste<br />

(27) Teilweise mag die Befürchtung von Kompetenz- und Know how-<br />

Verlusten mehr subjektive als objektive Gründe gehabt haben, zum<br />

Beispiel:<br />

(E) „Mittelständler misstrauen Outsourcing (= Verlust der Kompetenz)<br />

und Offshoring (Was macht der Inder?).“<br />

Andererseits wurde vergleichsweise apodiktisch erklärt:<br />

(E) „Mit Outsourcing verschwindet auch Kompetenz.“<br />

(B) „Kurzfristige Kosteneinsparung gegen Verlust von Know how im<br />

Lande.“<br />

Outsourcing:<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatzverluste<br />

schlimmstenfalls<br />

gering<br />

(28) Sowohl nach der Verteilung der Nennungen als auch inhaltlich<br />

spricht einiges dafür, dass mit den Nennungen zur „Verringerung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how-Verlusten“ vorwiegend Offshoring-<br />

Prozesse gemeint waren. Bei einem Outsourcing innerhalb eines Landes<br />

mögen zwar Ar<strong>bei</strong>tsplätze <strong>bei</strong>m outsourcenden Unternehmen abgebaut<br />

werden. Gleichzeitig nehmen jedoch die Ar<strong>bei</strong>tsplätze <strong>bei</strong> den Outsourcing-Anbietern<br />

zu. Allenfalls mag kurzfristig eine geringe Anzahl an<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen netto verlorengehen, da der Outsourcing-Dienstleister<br />

seinen Service effizienter gestaltet. Zum Beispiel:<br />

(G) „Wo durch Outsourcing neues Geschäft generiert wird, werden intern<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze eingespart; es sieht mir nach Nullsummenspiel aus.“<br />

Längerfristig<br />

vielleicht sogar<br />

Anstieg von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

Auch können längerfristig Ar<strong>bei</strong>tsplätze durch Outsourcing geschaffen<br />

werden, dies angesichts einer effizienter und innovativer gewordenen<br />

deutschen Informationswirtschaft und ihrer damit gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit<br />

auf den internationalen Märkten.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 32<br />

Gefahr suboptimaler<br />

Implementierung<br />

13 %<br />

(29) Das größte Problem <strong>bei</strong>m Outsourcing und das zweitgrößte<br />

Problem <strong>bei</strong>m Offshoring stellen suboptimale Konzeptualisierungen<br />

und Implementierungen des Auslagerungsprozesses dar. Die größte<br />

Gefahr für das outsourcende Unternehmen besteht darin, seine<br />

Kernkompetenzen mit auszulagern und so strategische Verluste an<br />

Steuerungsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit hinzunehmen.<br />

Weitere Problematiken sind<br />

• Qualitätsprobleme (Der Partner im Ausland erreicht die<br />

geforderderten Qualitätsanforderungen nicht) und<br />

• Serviceprobleme (Die Distanzen lassen sich gerade hier nicht<br />

wie zunächst erwartet oder erforderlich überbrücken).<br />

Gefahren vor<br />

allem <strong>bei</strong>m<br />

Offshoring<br />

(30) Auf diese Problematik wurden in 13 % aller Kommentare eingegangen.<br />

Höhere Anteile des Offshoring im Vergleich zum Outsourcing waren<br />

hier von vornherein zu erwarten, da sich <strong>bei</strong>m Offshoring ungleiche<br />

größere Implementierungsprobleme angesichts größerer physischer<br />

Distanzen sowie sprachlicher und kultureller Unterschiede der Partner<br />

ergeben.<br />

Kooperation<br />

zwischen<br />

Anbietern und<br />

Anwendern ...<br />

... unter<br />

besonders<br />

schwierigen<br />

Bedingungen<br />

Möglichkeiten<br />

weitgehender<br />

Friktionen ...<br />

(31) Beim Outsourcing und mehr noch <strong>bei</strong>m Offshoring handelt es sich<br />

typischerweise um komplexe Prozesse, die aus den verschiedensten<br />

Gründen insbesondere in der Implementierungsphase scheitern können.<br />

Dazu zählen Informationsprobleme, zu geringe Kenntnissen über die<br />

Lage vor Ort, einseitige technische Orientierungen sowie Unvermögen<br />

unter neuen bislang unerprobten Bedingungen.<br />

Outsourcing- und Offshoring-Projekte lassen sich somit als Kooperationsprobleme<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />

unter erschwerten Bedingungen charakterisieren. Damit kommen<br />

zumindest potenziell alle Probleme hinzu, die in früheren <strong>Trendbericht</strong>en<br />

an der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern<br />

und Anwendern und damit verbunden an der internen Koordination von<br />

Anwenderunternehmen aufgezeigt worden sind.<br />

(32) Wie lassen sich Kooperations- und Koordinationsprobleme über<br />

mehrere Weltregionen hinweg lösen, wenn diese bislang nicht einmal<br />

intern in den Griff zu bekommen seien, fragte ein Experte, während ein<br />

anderer von einer Überforderung bestehender Strukturen sprach:<br />

(G) „Die Prozesse verzerren das bislang vermittelte Bild einer<br />

leistungsstarken Wirtschaft, die neuen „Kerne“ werfen Probleme der<br />

Koordination und Kooperation auf, die bislang nicht einmal intern gelöst<br />

werden konnten.“<br />

(G) „Effizientes Offshoring überfordert die gegenwärtig starrren Strukturen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 33<br />

... und von<br />

Fehlschlägen<br />

Auch vollständige Fehlschläge von Auslagerungsprozessen wurden<br />

seitens der Experten für möglich gehalten und <strong>bei</strong>spielsweise in einem<br />

Fall wie folgt beschrieben:<br />

(G) „Durch Outsourcing werden möglicherweise mehr Personen an<br />

einem Projekt beteiligt. Festangestellte Mitar<strong>bei</strong>ter werden oft nur stärker<br />

belastet. Die Produktionsverlagerung ins billige Ausland entzieht unserer<br />

Wirtschaft aber notwendige Nachfrage.“<br />

Kulturelle und<br />

personelle<br />

Differenzen<br />

(33) Auf besondere kulturelle und personelle Probleme im Zusammenhang<br />

mit der Umsetzung von Offshoring-Prozessen wurde <strong>bei</strong>spielsweise<br />

wie folgt hingewiesen:<br />

(E) „Bei Offshoring Probleme, wenn keine kulturellen Besonderheiten<br />

einbezogen werden.“<br />

(E) Keine Fachkräfte, mangelnde Zuverlässigkeit.“<br />

Besondere<br />

Gefahr der<br />

Auslagerung<br />

von Kernkompetenzen<br />

(34) Wenn über Outsourcing und Offshoring entschieden werden soll,<br />

besteht aus der Sicht der Experten eine der wichtigsten Vorentscheidungen<br />

darin, zwischen Kernkompetenzen und weiteren verzichtbaren<br />

Kompetenzen zu unterscheiden. Kernkompetenzen sollten nicht<br />

ausgelagert werden, da sonst die Fähigkeiten zur Ausübung unternehmerischer<br />

Funktionen auf Dauer verlorengingen und man sich<br />

gegebenenfalls sogar die eigene Konkurrenz heranzöge.<br />

Das ist ein einsichtiges und auf den ersten Blick einfaches Konzept.<br />

Allerdings dürfte häufig Streit möglich sein, wo genau die Grenze<br />

zwischen Kern- und weiteren Kompetenzen gezogen werden soll.<br />

Spezialisierung<br />

auf Kernkompetenzen<br />

geboten<br />

(35) Auf die Bedeutung des Verbleibs von Kernkompetenzen <strong>bei</strong>m<br />

outsourcenden (offshorenden) Unternehmen wurde <strong>bei</strong>spielsweise wie<br />

folgt hingewiesen:<br />

(E) „Konzentration auf Kernaufgaben gut. Verlust direkter Eingriffsmöglichkeiten<br />

in Architekturen gefährlich.“<br />

(E) „Mit Blick auf mittelständische Größe unseres Unternehmens ist das<br />

Outsourcen einzelner Spezialbereiche sinnvoll – Kernkompetenzen<br />

müssen aber intern bleiben! Outsourcen der „Technischen Betreuung“<br />

eine Chance!“<br />

Aber wo<br />

verläuft die<br />

Grenze?<br />

(G) Outsourcing macht grundsätzlich Sinn, wenn dadurch eine<br />

Spezialisierung auf Kernkompetenzen ohne akzeptable Transferkosten<br />

<strong>bei</strong> der Leistungserstellung realisiert wird. Ressourceneinsatz damit<br />

unterm Strich effizienter und Produktpreis niedriger.“<br />

(G) Outsourcing wird häufig <strong>bei</strong> Kernkompetenzen durchgeführt, was ein<br />

gravierender Managementfehler ist. Deshalb soll Outsourcing nur in<br />

Fällen von weniger wichtigen Funktionen stattfinden.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 34<br />

Verlust der<br />

Kernkompetenz<br />

...<br />

... führt in die<br />

wirtschaftliche<br />

Abhängigkeit.<br />

Die Folgen eines Verlustes von Kernkompetenzen wurden aus der Sicht<br />

der Experten hoch veranschlagt, zum Beispiel:<br />

(G) „Ohne entsprechende Planung können ökonomische Gründe für<br />

Outsourcing und Offshoring oft sehr schnell verloren gehen. Die Abgabe<br />

von Know how und Handlungsvollmacht kann zur Abhängigkeit führen<br />

und damit zur wirtschaftlichen Unbeweglichkeit.“<br />

Werden auch<br />

hochqualifizierte<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

ausgelagert?<br />

(36) Ein Indikator, ob eine richtige Abgrenzung zwischen Kern- und<br />

weiteren Kompetenzen gelungen ist, mag darin bestehen, inwieweit nur<br />

gering- und nicht auch hochqualifizierte Ar<strong>bei</strong>tsplätze exportiert worden<br />

sind. Zum Beispiel:<br />

(G) „Outsourcing: Bündelung von Kapazitäten und Kompetenzen,<br />

dadurch international konkurrenzfähiger. Offshoring: Abwanderung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen (Lohnkosten sowieso zu hoch), aber Halten von<br />

qualifizierten Ar<strong>bei</strong>tsplätzen zur Steuerung.“<br />

(37) Die Experten gingen auf mögliche Qualitäts- und Serviceprobleme<br />

<strong>bei</strong> Offshoring-Partnern im Ausland <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt ein:<br />

(B) „Beim Offshoring kommt es auf den konkreten Fall an. Letztlich sind<br />

aber nicht nur Kosten, sondern auch Steuerungsmöglichkeiten und<br />

Qualität entscheidend.“<br />

(B) „Outsourcing: Projekte werden vermehrt umgesetzt. Unter Offshoring<br />

leidet die Qualität der Dienstleistungen der Branche.“<br />

Weitere Probleme<br />

vor allem<br />

<strong>bei</strong>m Offshoring<br />

(38) Beim Offshoring kommen weitere bedeutende sowohl einzelals<br />

auch gesamtwirtschaftliche Probleme hinzu.<br />

11 % (39) Mit den oben besprochenen Problemgrößen sind insgesamt<br />

gesehen die bedeutendsten Nachteile besprochen. Aber während die<br />

„Weiteren Nachteile“ <strong>bei</strong>m „Outsourcing und Offshoring“ noch 1 % und<br />

<strong>bei</strong>m „Outsourcing“ 3 % ausmachen, sind dies <strong>bei</strong>m Offshoring 12 %<br />

(und aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht 18 %) aller Nennungen.<br />

Demnach ist <strong>bei</strong>m Offshoring von einer vergleichsweise umfassenden<br />

und komplexen Gemengelage <strong>bei</strong> einzel- und gesamtwirtschaftlichen<br />

Nachteilen aus der Sicht der Experten zu sprechen.<br />

Weitere<br />

Nachteile<br />

Qualitäts- und<br />

Serviceprobleme<br />

einzelwirtschaftliche<br />

10 %<br />

(40) An weiteren Offshore-Nachteilen beziehungsweise -problemen<br />

ergeben sich im Einzelnen (Anteil an allen Nennungen von 15 %):<br />

einzelwirtschaftliche Nachteile mit einem Anteil an allen Nennungen<br />

von 10 %.<br />

Das sind im Einzelnen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 35<br />

Größere<br />

Kundenferne<br />

• größere Kundenferne, Abwanderung von Kaufkraft und Kunden mit<br />

Anteilen von 6 % (aus einzelwirtschaftlicher Sicht), 3 % (aus<br />

branchenwirtschaftlicher Sicht) und 3 % (aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht) – Anteil an allen Nennungen 4 % - zum Beispiel:<br />

(E) „Offshoring bedeutet auch Reduzierung der Kundennähe (insbesondere<br />

in der Dienstleistungsbranche).“<br />

Abwanderung<br />

von Kaufkraft<br />

Sinkende<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

-<br />

(B) „Abgabe von Themen, die nicht das Kerngeschäft des Unternehmens<br />

betreffen, fördert die Produktivität. Offshoring sorgt für Abwanderung von<br />

Kaufkraft und ist damit existenzbedrohend für E-Commerce-Unternehmen.“<br />

• weniger Aufträge, Intensivierung des Wettbewerbs, sinkende<br />

Wettbewerbsfähigkeit, mit einem Anteil an allen Nennungen von 1 %<br />

- zum Beispiel:<br />

(B) „Die Internetbranche lebt von freien Mitar<strong>bei</strong>tern. Die müssen aber<br />

auch von ihrer Tätigkeit leben können. Wenn es im Inland weniger<br />

Auftraggeber gibt, wird der Konkurrenzkampf dramatisch verstärkt.“<br />

Sinkende<br />

Einkommen<br />

• sinkendes Einnahmen- und Einkommensniveau <strong>bei</strong> festen und freien<br />

Mitar<strong>bei</strong>tern mit einem insgesamt niedrigeren Lohnniveau als Folge<br />

mit einem Anteil von 1% - zum Beispiel:<br />

(E) „Der Einsatz von freien Mitar<strong>bei</strong>tern ist eher eine Chance. Das<br />

Abwandern ins Ausland führt aber im Inland zu niedrigeren Stundensätzen.“<br />

(E) „Weil andere dann billiger anbieten und hier das Lohnniveau nicht zu<br />

halten ist bzw. die Firma keine Aufträge mehr bekäme.“<br />

(G) „Global wird sich ein internationales Lohnniveau unterhalb des<br />

deutschen einpendeln, was für Deutschland einen klaren Rückschritt<br />

bedeutet. Riesenbedrohung!“<br />

Politische<br />

Risiken<br />

• politische Risiken <strong>bei</strong>spielsweise in den Offshore-Ländern mit einem<br />

Anteil an allen Nennungen von 1 %;<br />

gesamtwirtschaftliche Nachteile mit einem Anteil an allen<br />

Nennungen von 5 % (Anteil an allen Nennungen aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht 10 %):<br />

Weniger<br />

Steuern,<br />

geringerer<br />

Konsum<br />

Höhere<br />

Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />

• sinkende Steuereinnahmen, sinkender Konsum, höhere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit<br />

und weitere Gefahren für die Gesamtwirtschaft mit Anteilen<br />

von 3 % an den Nennungen aus branchenwirtschaftlicher Sicht und 6<br />

% aus gesamtwirtschaftlicher Sicht – Anteil an allen Nennungen 3 % -<br />

zum Beispiel:<br />

(G) „Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit nimmt zu, Steuereinnahmen sinken, letztendlich wird<br />

die Volkswirtschaft der Verlierer sein.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 36<br />

(G) „Aus Firmensicht macht es Sinn (Kosteneinsparung). Aus Ar<strong>bei</strong>tnehmersicht<br />

werden besser bezahlte Jobs in weniger gut bezahlte<br />

verwandelt. Offshoring: Ar<strong>bei</strong>tsplätze entfallen, höhere Kosten für die<br />

Allgemeinheit = weniger Konsum.“<br />

(G) „Sozialsysteme national und benötigen nationale Beitragszahler.“<br />

(G) „Verlust der Ar<strong>bei</strong>tsplätze im nationalen Umfeld. Verlust der<br />

Steueranteile dieser Lohnsummen etc.“<br />

Abfluss von<br />

Investitionen<br />

• Kapitalabfluss bzw. Umverteilung von Investitionen zugunsten des<br />

Auslandes mit Anteilen von 1% aus einzelwirtschaftlicher Sicht, 1 %<br />

aus branchenwirtschaftlicher Sicht und 4 % aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht – Anteile an allen Nennungen 2 %. Zum Beispiel:<br />

(B) „Outsourcing = mehr Flexibilität. Offshoring = Kapitalabfluss aus der<br />

Volkswirtschaft.“<br />

.<br />

Intensivierung<br />

des Wettbewerbs,<br />

Benachteiligung<br />

kleiner<br />

Anbieter<br />

(41) An Nachteilen außerhalb des Offshoring wurden „Intensivierung des<br />

Wettbewerbs“ (Outsourcing und „Outsourcing und Offshoring“), Sicherheitsprobleme<br />

(„Outsourcing und Offshoring“) sowie Benachteilung der<br />

kleineren Anbieter durch Outsourcing angegeben.<br />

Sicherheitsprobleme<br />

(42) Ein Kommentar zu Sicherheitsproblemen lautete:<br />

(E) „Daten, die einmal weggegeben wurden, lassen sich NIE mehr<br />

zurückholen.“<br />

Treibt die<br />

Politik die<br />

Wirtschaft ....<br />

.. ins Offshoring-Geschäft?<br />

(43) Gelegentlich wurde auf politische, rechtliche und regulatorische<br />

Maßnahmen Bezug genommen, mit denen die Rahmenbedingungen für<br />

die heimische Wirtschaft so verschlechtert wurden, dass die<br />

Unternehmungen Offshore-Maßnahmen in Erwägung zogen. Zum<br />

Beispiel:<br />

(E) „1. UWG blockiert einiges national und Offshore-Diretmarketing.<br />

Themen wie Acquiese über/via Nachbarländer/Call Center und Outboundpartnerschaften<br />

erneut in der Diskussion. 2. Überregle-mentierung<br />

und Eingriffe in Preisszenarien durch EU/Reg TPI.“<br />

Keine speziell<br />

branchenwirtschaftlichen<br />

Zusammenhänge<br />

(44) Während sich aus einer einzel- und gesamtwirtschaftlicher Sicht<br />

teilweise unterschiedliche Probleme speziell <strong>bei</strong>m Offshoring ergaben,<br />

war dies aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht weniger der Fall.<br />

Vielmehr kamen in den branchenbezogenen Kommentaren der Experten<br />

häufig sowohl typisch einzelwirtschaftliche als auch typisch gesamtwirtschaftliche<br />

Sichtweisen zum Ausdruck.<br />

Damit wurde die Vermittlungsfunktion der Verbände deutlich, die<br />

einerseits die einzelwirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder zu<br />

vertreten haben, diese Interessen aber andererseits auch ausgleichen<br />

sollen und in ihren Gesprächen und Verhandlungen mit dem politischen<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 37<br />

sollen und in ihren Gesprächen und Verhandlungen mit dem politischen<br />

Bereich teilweise eine gesamtwirtschaftliche Sicht einnehmen müssen.<br />

Besondere<br />

Organisation für<br />

Outsourcing-<br />

Interessen?<br />

Allerdings ist zu fragen, ob die Outsourcing-Dienstleister innerhalb der<br />

Informationswirtschaft und die Outsourcing- und Offshoring-Interessen in<br />

den Anwenderunternehmen mittlerweile nicht bedeutend genug sind, um<br />

einer besonderen Repräsentation ihrer Interessen (<strong>bei</strong>spielsweise in<br />

gesonderten Ar<strong>bei</strong>tskreisen) zu bedürfen.<br />

(45) Es ergeben sich an zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

Thema erhält<br />

zentrale<br />

Bedeutung<br />

Bedeutung von<br />

Offshoring<br />

nimmt rapide<br />

zu.<br />

Identische<br />

Kriterien <strong>bei</strong><br />

Entscheidungen<br />

Outsourcing<br />

positiv, Offshoring<br />

negativ<br />

beurteilt<br />

Neue<br />

Teilbranche an<br />

Outsourcing-<br />

Dienstleistern<br />

Niedrigere<br />

Kosten<br />

und höhere<br />

Effizienz<br />

Vernichtung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

und<br />

Know how<br />

• Outsourcing und Offshoring sind für deutsche Anbieter- und<br />

Anwenderunternehmen in kürzester Zeit zu einem Thema von<br />

zentraler Bedeutung geworden.<br />

• Während es sich <strong>bei</strong>m Outsourcing (auf dem Binnenmarkt)<br />

mittlerweile um ein umfassend zur Kenntnis genommenes Potenzial<br />

und eine intensiv genutzte Praxis handelt und auch im öffentlichen<br />

Bereich als Möglichkeit erörtert wird, nimmt die Bedeutung von<br />

Offshoring-Projekten im privaten Sektor rapide zu.<br />

• Die Chancen und Gefahren von Outsourcing und Offshoring sollten<br />

im Rahmen eines einheitlichen Bezugsrahmens erörtert werden, da<br />

die Kriterien, nach denen über Outsourcing- und Offshoring-Projekte<br />

befunden wird, weitgehend die gleichen sind.<br />

• Während Outsourcing-Projekte von der Informationswirtschaft positiv<br />

bewertet werden, beurteilt die Informationswirtschaft Offshoring<br />

insgesamt gesehen negativ.<br />

• Mittlerweile ist innerhalb der Informationswirtschaft eine leistungsstarke<br />

Teilbranche an Outsourcing-Dienstleistern entstanden, die<br />

eine stärkere Berücksichtigung ihrer Interessen verdient. Ähnliches<br />

könnte für die Outsourcing- und Offshoring-Interessen in informationswirtschaftlichen<br />

Anwenderunternehmen gelten.<br />

• Die Vorteile von Outsourcing und Offshoring lassen sich mit den Begriffen<br />

niedrigere Kosten und höhere Effizienzen zusammenfassen.<br />

Unter höhere Effizienzen fallen auch höhere Produktivitäten und<br />

Flexibilitäten. Gegenüber diesen Vorteilen hat die Sicherung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen aus einzel- und branchenwirtschaftlicher Sicht eine<br />

nachgeordnete Bedeutung.<br />

• Der größte Nachteil von Offshoring ist die Vernichtung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen und Know how im eigenen Unternehmen. Hingegen<br />

sind die kurzfristigen Ar<strong>bei</strong>tsplatzverluste <strong>bei</strong> Outsourcing-Projekten<br />

geringfügig. Längerfristig können über die höhere Wettbewerbsfähigkeit<br />

der outsourcenden Unternehmen sogar Ar<strong>bei</strong>tsplätze geschaffen<br />

werden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 38<br />

Konzeptualisierungs-<br />

und<br />

Implementierungsprobleme<br />

Keine Verlagerung<br />

von Kernkompetenzen<br />

Qualitäts- und<br />

Serviceprobleme<br />

Kooperation<br />

zwischen<br />

Anbietern und<br />

Anwendern ...<br />

... unter<br />

erschwerten<br />

Bedingungen<br />

Siehe auch<br />

„Therapievorschläge“<br />

Unverzichtbares<br />

Instrument<br />

der Modernisierung<br />

Das gilt auch<br />

für Offshoring.<br />

Abkoppeln ist<br />

keine ernstzu<br />

nehmende<br />

Option.<br />

Awareness<br />

schaffen und<br />

effizientes<br />

betreiben<br />

Sicherung<br />

bestehender<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

Schaffung neuer<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

ist woanders zu<br />

erörtern.<br />

• Das größte Problem <strong>bei</strong> Outsourcing-Projekten (und das zweitgrößte<br />

Problem <strong>bei</strong> Offshore-Projekten) stellen Konzeptualisierungs- und Implementierungsprobleme<br />

dar.<br />

• In diesem Zusammenhang besteht die größte Herausforderung darin,<br />

die Grenze zwischen unverzichtbaren Kernkompetenzen und<br />

auslagerbaren Leistungen richtig zu ziehen. Gelingt dies nicht, so<br />

kann das Unternehmen seiner Steuerungsfähigkeit und unternehmerischen<br />

Kompetenz beraubt werden.<br />

• Hinzu kommen vor allem <strong>bei</strong> Offshoring-Projekten Qualitäts- und<br />

Serviceprobleme.<br />

• Outsourcing- und Offshoring-Projekte lassen sich auch als<br />

Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />

Anwendern unter erschwerten Bedingungen charakterisieren. Damit<br />

gelten für diese Projekte alle jene Probleme und eventuell zusätzlich<br />

weitere, die in früheren <strong>Trendbericht</strong>en für die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />

diagnostiziert worden sind.<br />

• Entsprechend sollte den seinerzeit entwickelten „Therapievorschlägen“<br />

eine Chance gegeben werden.<br />

• Outsourcing ist ein wichtiges und mittlerweile unverzichtbares<br />

Instrument der Modernisierung und Effizienzsteigerung informationswirtschaftlicher<br />

Anwenderunternehmen.<br />

• Wenn die informationswirtschaftlichen Anwenderunternehmen ihre<br />

Position auf den internationalen Märkten verteidigen wollen, sollten<br />

sie Offshoring- ähnlich wie Outsourcing-Möglichkeiten als wichtige<br />

Bausteine in einem kontinuierlichen Modernisierungsprozess sehen.<br />

• Sich von den weltweit laufenden Offshoring-Trends abzukoppeln, ist<br />

für deutsche Anwenderunternehmen keine ernstzunehmende Option.<br />

Vielmehr muss es darum gehen, Outsourcing und Offshoring effizient<br />

und das heißt auch, effizienter als bisher zu betreiben.<br />

• Die negativen Bewertungen der Informationswirtschaft gegenüber<br />

dem Offshore-Phänomen sind insoweit unberechtigt. Entsprechend<br />

könnten sich Awareness-Maßnahmen innerhalb von Informationswirtschaft<br />

und Wirtschaft (aber mehr noch für Politik und<br />

Öffentlichkeit) als sinnvoll erweisen.<br />

• Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht dienen Offshore- ebenso wie<br />

Outsourcing-Strategien der Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Anwenderunternehmen und damit auch der Sicherung bestehender<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze. Das ist eine Funktion, die in der öffentlichen<br />

Diskussion gern übersehen wird und die von der Informationswirtschaft<br />

stärker betont werden sollte.<br />

• Das drängende Problem der Schaffung einer ausreichenden Anzahl<br />

neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze gehört nicht hierher und sollte an anderen Stellen<br />

- insbesondere im Rahmen einer Politik zugunsten einer Steigerung<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 39<br />

- insbesondere im Rahmen einer Politik zugunsten einer Steigerung<br />

der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland - erörtert<br />

werden.<br />

Für eine volle<br />

Partiziplation<br />

der KMUs<br />

• Kleine und mittlere Unternehmen sollten voll und dies sowohl auf der<br />

Anbieter- als auch auf der Anwenderseite am Outsourcing- und<br />

Offshoring-Trend partizipieren.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 40<br />

9. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (1):<br />

Bewertung<br />

9.1 Die Frage<br />

„Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, wie sie aktuell umgesetzt werden, bewerte ich nach<br />

Schulnoten... (1 = sehr gut, 6 = ungenügend).“<br />

9.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 104<br />

Bewertungen des aktuellen Marketing (einschließlich<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t) in der Informationswirtschaft<br />

Mittelwert<br />

Zahl der<br />

Nennungen<br />

Für meine Einrichtung 3,11 197<br />

Für meine Branche 3,20 198<br />

Insgesamt 3,15 395<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 41<br />

Tabelle 105<br />

Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

in der eigenen Einrichtung<br />

Absolut In %<br />

Positive Bewertungen 26 26,0<br />

Grundlegende Bedeutung des Marketing - Awareness und<br />

8 8,0<br />

Kompetenz vorhanden – Informationsgrundlagen auch<br />

Intensivierung bzw. Aufbau von Marketing und PR 5 5,0<br />

Positive Bewertungen der bisherigen Arbiet – Diskussion von<br />

Chancen auf der Umsetzungsebene<br />

13 13,0<br />

Kritische Bewertungen 60 60,0<br />

Es wird zuviel getan – Gefahr, dass zuviel getan wird 2 2,0<br />

Es wird zuwenig (oder nichts) getan – Andere Prioritäten 15 1<strong>5.</strong>0<br />

Begrenzte / sinkende / fehlende finanzielle und zeitliche<br />

17 17,0<br />

Ressourcen – Organisationsstrukturelle Hindernisse – Fehlende<br />

Strategie<br />

Fehlende Kompetenzen und fehlendes Personal – Mangelnde<br />

12 12,0<br />

Professionalität<br />

Schwieriges Geschäft mit heterogenen Zielgruppen 4 4,0<br />

Schlechte Voraussetzungen für erfolgreiche<br />

4 4,0<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

Negative Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 6 6,0<br />

Kein Bedarf an Marketing – Wirklich nötig? 6 6,0<br />

Bestimmte Aktivitäten 8 8,0<br />

Elektronische Medien 3 3,0<br />

Pressear<strong>bei</strong>t 5 5,0<br />

N 100 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 42<br />

Tabelle 106<br />

Einschätzungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

in der eigenen Branche<br />

Absolut In %<br />

Positive Bewertungen 12 17,1<br />

Großes bzw. ausreichendes Engagement z.T.<br />

3 4,3<br />

als Folge intensiven Wettbewerbs<br />

Diskussionen von Chancen auf der Umsetzungsebene 1 1,4<br />

Positive Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 8 11,4<br />

Ambivalente bzw. heterogene Bewertungen –<br />

Konstantes Budget – Ar<strong>bei</strong>t „brauchbar“<br />

7 10,0<br />

Kritische Bewertungen 46 65,7<br />

Es wird zuwenig (oder nichts) getan. 10 14,3<br />

Begrenzte/sinkende/fehlende finanzielle oder zeitliche<br />

2 2,9<br />

Ressourcen<br />

Fehlende Kompetenzen und fehlendes Personal –<br />

1 1,4<br />

Mangelnde Professionalität<br />

Negative Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 33 47,2<br />

Kein Bedarf an Marketing – Wirklich nötig? 4 5,7<br />

Konkrete Maßnahmen zur Pressear<strong>bei</strong>t 1 1,4<br />

N 70 -<br />

9.3 Interpretation<br />

Besonderes<br />

Interesse ...<br />

... an Marketing<br />

und PR<br />

(1) Auf die Bitte, das aktuelle Marketing (einschließlich der<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t) in der eigenen Einrichtung sowie in der eigenen<br />

Branche zu bewerten, reagierten die befragten Experten mit einem<br />

besonderen Engagement: 197 bzw. 198 Experten nahmen entsprechende<br />

Bewertungen vor, das sind 95 % aller Experten. Hinzu kamen 170<br />

Kommentare. Von ihnen waren 100 auf die eigene Einrichtung und 70 auf<br />

die eigene Branche bezogen.<br />

Am Desinteresse bzw. an einer fehlenden Bereitschaft zu einem Engagement<br />

liegt es demnach nicht, wenn Defizite im gegenwärtigen<br />

informationswirtschaftlichen Marketing festgestellt werden.<br />

Durchschnittliche<br />

Bewertung<br />

(2) Das aktuelle Marketing wurde von den befragten Experten durchschnittlich<br />

mit der Schulnote 3,15 oder „3 minus“ bewertet.<br />

3,15 Bemerkenswert ist die geringe Streuung der Bewertungen nach eigener<br />

Einrichtung und eigener Branche. So bewerteten die Experten das<br />

aktuelle Marketing<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 43<br />

Eigene<br />

Einrichtung<br />

3,11<br />

Eigene<br />

Branche<br />

3,20<br />

• für die eigene Einrichtung mit der „Schulnote“ 3,11<br />

• für die eigene Branche mit der Benotung 3,20.<br />

Damit wurde in den Bewertungen nach Schulnoten anders als in den<br />

Kommentaren zum „Allgemeinen Geschäftsklima“ kaum eine Tendenz<br />

erkennbar, die eigenen Leistungen in Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

positiv von denen der Branche und damit der Konkurrenz abzuheben.<br />

Gegenwärtiges<br />

Marketing ....<br />

... ist kritisch<br />

zu sehen<br />

(3) An ersten Schlussfolgerungen ergeben sich:<br />

• Das gegenwärtige Marketing (einschließlich der Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t)<br />

wird in der Informationswirtschaft kritisch gesehen.<br />

• In diese Beurteilung fließt ein gehöriges Maß an Selbstkritik ein, da die<br />

Experten ihre eigenen Leistungen nicht wesentlich besser bewerteten<br />

als die des Wettbewerbs und der weiteren Branche.<br />

Zusätzliche<br />

Kommentare<br />

0,35<br />

Eigene<br />

Einrichtung<br />

0,43<br />

(4) Diese Ergebnisse werden bestätigt, wenn man die zusätzlichen<br />

Kommentare der Experten heranzieht und „Bewertungsindikatoren“ bildet,<br />

das heißt, die Anzahl der positiven Bewertungen durch die Anzahl der<br />

negativen Bewertungen teilt. Es ergeben sich an Indikatorenwerten:<br />

• bezogen auf alle Bewertungen 0,35;<br />

• bezogen auf die eigene Einrichtung 0,43;<br />

• bezogen auf die eigene Branche 0,26.<br />

Eigene<br />

Branche<br />

0,26<br />

(5) Zwar ergibt sich in der Verteilung der zusätzlichen Kommentare der<br />

Experten eine deutlichere Differenz zwischen den (vergleichsweise<br />

positiven) Bewertungen des eigenen Marketing und der entsprechenden<br />

Performance der Branche. Aber auch <strong>bei</strong> der Bewertung des eigenen<br />

Marketing wurden deutlich mehr als doppelt so viele negative<br />

Beurteilungen als positive gefällt (<strong>bei</strong> der Bewertung des Marketing der<br />

Branche fast viermal so viele).<br />

Demnach liegt auch nach diesen Ergebnissen einiges im Marketing der<br />

Informationswirtschaft im Argen.<br />

Vergleich<br />

zwischen<br />

Kommentaren<br />

(6) Fasst man die zusätzlichen Kommentare der Experten zusammen, so<br />

ergeben sich die folgenden Vergleichsmöglichkeiten:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 44<br />

Tabelle 107<br />

Marketing: Vergleich der Expertenkommentare<br />

zur eigenen Einrichtung und zur eigenen Branche<br />

(In Prozent)<br />

Insgesamt 1)<br />

Eigene<br />

Einrichtung<br />

Eigene<br />

Branche<br />

Positive Bewertungen 21,6 26,0 17,1<br />

Grundlegende Bedeutung des Marketing -<br />

3,5 7,0 -<br />

Awareness und Kompetenz vorhanden<br />

Intensivierung bzw. Aufbau von Marketing und<br />

4,7 5,0 4,3<br />

PR – Großes bzw. ausreichendes Engagement<br />

z.T. als Folge intensiven Wettbewerbs<br />

Informationsgrundlagen vorhanden 0,5 1,0 -<br />

Positive Bewertungen der eigenen Ar<strong>bei</strong>t –<br />

Diskussion von Chancen auf<br />

der Umsetzungsebene<br />

12,9 13,0 12,8<br />

Ambivalente bzw. heterogene Bewertungen<br />

– Konstantes Budget – Ar<strong>bei</strong>t „brauchbar“<br />

5,0 - 10,0<br />

Kritische Bewertungen 62,9 60,0 65,7<br />

Es wird zuviel getan bzw. Versuchung dazu. 2,5 2,0 2,9<br />

Es wird zuwenig (oder nichts) getan. 14,7 15,0 14,3<br />

Begrenzte/sinkende/fehlende finanzielle und<br />

10,0 17,0 2,9<br />

zeitliche Ressourcen – damit verbunden:<br />

organisationsstrukturelle Hindernisse, fehlende<br />

Strategie<br />

Fehlende Kompetenzen und fehlendes<br />

6,7 12,0 1,4<br />

Personal – Mangelnde Professionalität und<br />

fehlende Koordination<br />

Schwieriges Geschäft mit heterogenen<br />

2,0 4,0 -<br />

Zielgruppen<br />

Schlechte Voraussetzungen für erfolgreiche<br />

2,0 4,0 -<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

Negative Bewertungen der bisherigen Ar<strong>bei</strong>t 25,2 6,0 44,3<br />

Kein Bedarf an Marketing – wirklich nötig? 5,9 6,0 5,7<br />

Bestimmte Aktivitäten 4,7 8,0 1,4<br />

1) „Eigene Einrichtung“ und „Eigene Branche“ gleich gewichtet.<br />

Weitgehende<br />

Ähnlichkeiten,<br />

...<br />

... aber <strong>bei</strong><br />

eigener Einrichtung<br />

stärker<br />

Gründe<br />

angegeben<br />

(7) Nach diesen Ergebnissen sind die Begründungen der Experten zur<br />

eigenen Einrichtung und zur eigenen Branche nach Inhalten und<br />

Verteilung in Teilen weitgehend ähnlich. Der größte Unterschied besteht<br />

darin, dass die Experten <strong>bei</strong> der Beurteilung der eigenen Leistungen nicht<br />

<strong>bei</strong> einer positiven oder kritischen Beurteilung stehenblieben, sondern<br />

darüber hinaus häufiger die Gründe für bestehende Defizite nannten, zum<br />

Beispiel fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen und eine<br />

mangelnde Professionalität des eingesetzten Personals.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 45<br />

Auch in den zusätzlichen Kommentaren wurden <strong>bei</strong> vielen Kategorien<br />

keine größeren Unterschiede zwischen einzelwirtschaftlicher und<br />

branchenwirtschaftlicher Sichtweise deutlich. Soweit im Folgenden<br />

Kommentare wörtlich zitiert werden, sind diese mit einem „E“ für eine<br />

einzelwirtschaftliche und einem „B“ für eine branchenwirtschaftliche<br />

Begründung versehen.<br />

Marketing<br />

nicht nötig<br />

6 %<br />

Die Gründe ....<br />

(8) Ist Marketing überhaupt geboten? Das wurde in 6 % aller zusätzlichen<br />

Kommentare teilweise oder vollständig infragegestellt. Da<strong>bei</strong> waren die<br />

Anteile der auf die eigene Einrichtung und auf die eigene Branche<br />

bezogenen Nennungen <strong>bei</strong>nahe identisch (6,0 % bzw. 5,7 %).<br />

Als Begründungen für einen teilweise oder vollständig fehlenden Bedarf<br />

an Marketing wurden angegeben:<br />

• überschauberer Kundenkreis, der persönlich angesprochen werden<br />

kann;<br />

• Gewinnung neuer Kunden durch persönliches Weiterempfehlen;<br />

• Angebot ist schon bekannt bzw. muss nicht mehr bekannt gemacht<br />

werden;<br />

• geringe Marketing-Aktivitäten des Wettbewerbs;<br />

• Wirkungen von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t sind umstritten;<br />

• hohe Kosten;<br />

• schlechtes Kosten-/Wirkungsverhältnis <strong>bei</strong>spielsweise aufgrund hoher<br />

Streuverluste von Mailings;<br />

• Aufgaben des Marketing werden von der internationalen Mutter<br />

übernommen, zum Beispiel:<br />

„(E) Unsere lokale Niederlassung profitiert vom Marketing der US-Mutter:<br />

Große Anstrengungen würden nur geringen Grenznutzen erbringen.“<br />

... sind<br />

sämtlich nicht<br />

überzeugend<br />

Mangelndes<br />

Problembewusstsein?<br />

(9) Die angegebenen Gründe für einen weitgehenden oder vollständigen<br />

Verzicht auf Marketingaktivitäten sind sämtlich nicht überzeugend:<br />

• Marketing-Unterlagen im B2B-Bereich sind häufig als direkte<br />

Unterstützung von Vertriebsaktivitäten gedacht. Die Existenz eines<br />

Vertriebes bzw. einer persönlichen Ansprache der Kunden sollte<br />

jedenfalls nicht dazu führen, auf begleitende den Vertrieb direkt<br />

unterstützende und das Kundengespräch erleichternde Marketing-<br />

Unterlagen zu verzichten.<br />

• Hohe Streuverluste <strong>bei</strong> Mailings bzw. schlechte Kosten-/Wirkungs-<br />

Ratios können ein Anzeichen dafür sein, dass die Aktionen<br />

unzureichend konzipiert worden sind.<br />

• Wenn sich der Wettbewerb als „marketingmüde“ erweist, warum sollte<br />

man sich nicht bemühen, einen Wettbewerbsvorteil zu erringen?<br />

• Marketing mag als teuer empfunden werden. Aber kann Marketing zu<br />

teuer sein, wenn es von den informationswirtschaftlichen Unternehmen<br />

ganz überwiegend betrieben wird? Hier kann nahezu die<br />

gesamte Branche mit ihrer Praxis etwa im Sinne der folgenden<br />

Kommentare kaum falsch liegen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 46<br />

„(B) Die besten Produkte bringen nichts, wenn man sie nicht verkaufen<br />

kann.“<br />

„Ohne Werbung keine Aufträge, ohne Aufträge kein Geld?“<br />

• Auch der Hinweis auf eine bestehende Ar<strong>bei</strong>tsverteilung innerhalb<br />

eines internationalen Konzerns und die Übernahme des Marketing<br />

durch die amerikanische Mutter lässt sich kritisch sehen, da es<br />

Beispiele dafür gibt, dass ein zentralisiertes Marketing nur<br />

ungenügend auf die Besonderheit lokaler Märkte (in diesem Fall<br />

ganzer Weltregionen) einzugehen imstande ist.<br />

Insoweit ließen sich die Angaben zum „fehlenden Bedarf an Marketing“<br />

den kritischen Beurteilungen des informationswirtschaftlichen Marketing<br />

allerdings erst nach erfolgter Interpretation - etwa unter der Überschrift<br />

„Fehlendes Problembewusstsein“ - zuordnen.<br />

Zu viel<br />

Marketing<br />

2 %<br />

Zu wenig<br />

Marketing<br />

15 %<br />

Marketing<br />

bleibt quantitativ<br />

hinter<br />

dem Erforderlichen<br />

zurück<br />

(10) Anders sind diejenigen Kommentare der Experten zu bewerten, in<br />

denen zu viele oder zu wenige Aktivitäten im Marketing-Bereich<br />

festgestellt wurden, da in ihnen die Unverzichtbarkeit des Marketing<br />

zumindest implizit und in vielen Fällen ausdrücklich anerkannt wurde.<br />

Da<strong>bei</strong> entfielen auf die Kategorie „Zuviel getan“ 2,5 % aller Nennungen,<br />

während die Kategorie „Zu wenig getan“ auf einen Anteil von 15 % kam.<br />

Auch hier entfielen nahezu identische Anteile auf die Kommentare, die<br />

sich auf die eigene Einrichtung und die eigene Branche bezogen.<br />

Demnach darf vermutet werden, dass es in Einzelfällen auch ein<br />

Übermaß an Marketing-Aktivitäten geben mag. Im Regelfall bleibt das<br />

Marketing in informationswirtschaftlichen Einrichtungen jedoch nach den<br />

eingesetzten finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen hinter<br />

dem Erforderlichen zurück.<br />

Dafür spricht, dass nach 10 % aller Nennungen und nach 17 % aller auf<br />

die eigene Einrichtung bezogenen Kommentare von „begrenzten oder<br />

sinkenden oder finanziellen oder zeitlichen Ressourcen“ (oder nahe damit<br />

zusammenhängenden Gründen) und nach 8 % aller Nennungen von<br />

einem nicht ausreichenden Personalbestand (einschließlich weiterer<br />

personeller Größen wie mangelnde Professionalität) die Rede war.<br />

Vernachlässigung<br />

anderer<br />

Unternehmensbereiche<br />

durch<br />

Marketing<br />

(11) Wenn die Experten die Ansicht vertraten, es werde zu viel Marketing<br />

betrieben, so geschah dies in den meisten Fällen unter Hinweis auf eine<br />

Unterversorgung anderer wichtiger Unternehmensbereiche. Im Einzelnen<br />

wurden hier die Forschung, die Produktentwicklung und die Personalpolitik<br />

genannt, zum Beispiel:<br />

„(B) Es gibt zu viel Hype, zu viel Werbung, aber weniger Investition in<br />

stabiler Software.“<br />

(B) „Mitar<strong>bei</strong>ter entlassen für Werbeausgaben?“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 47<br />

Overkill an<br />

Werbung für<br />

Kunden<br />

Andererseits wurde auch die Möglichkeit gesehen, dass es aus Sicht der<br />

Kunden einen „Overkill“ an Werbung geben kann:<br />

„(E) Unsere Kunden schätzen eine gewisse Zurückhaltung – und die<br />

Balance ist schwer zu halten.“<br />

„Klappern<br />

zuwenig<br />

für unser<br />

Handwerk“<br />

(12) Wenn die Experten ein zu geringes quantitatives Niveau an<br />

Marketing-Aktivitäten festellten, dann beschränkten sie sich häufig auf<br />

eine entsprechende mehr oder minder bedauernde Feststellung, zum<br />

Beispiel:<br />

„(E) Es könnte und müsste viel mehr gemacht werden.“<br />

„(E) Klappern zuwenig für unser Handwerk.“<br />

„Die Branche<br />

kocht zu sehr<br />

im eigenen<br />

Saft.“<br />

In Boom-<br />

Jahren nicht<br />

nötig<br />

„(B) Abgesehen von wenigen Großen (Big Blue) ist Marketing eher<br />

vernachlässigt.“<br />

„(B) Die Branche kocht zu sehr im eigenen Saft.“<br />

Teilweise ergaben sich zu geringe Marketing-Aktivitäten als eine<br />

„historische Sünde“, so dass sich ein Marketing gegenwärtig unter<br />

Umständen erst im Aufbau befand:<br />

„(E) Wurde zu Boom-Zeiten vernachlässigt.“<br />

„(B) Historisch nie nötig. Notwendigkeit wird nur langsam erkannt.“<br />

In mehreren<br />

Fällen<br />

Marketing erst<br />

im Aufbau<br />

Prioritäten zu<br />

Lasten des<br />

Marketing<br />

„(B) Die Fehler der Vergangenheit holen uns nun ein – es wurde zu wenig<br />

am Image gear<strong>bei</strong>tet, und die zentrale Bedeutung für Wirtschaft, Kultur<br />

und Bürger wurde nicht überzeugend genug dargestellt.“<br />

Mehrfach wiesen die Experten auch ohne Rückbezug auf die Vergangenheit<br />

auf den Tatbestand hin, dass sich ihr Marketing erst im Aufbau<br />

befinde.<br />

An Prioritätsbereichen des Unternehmens zu Lasten des Marketing<br />

wurden die Produktion, die Produktentwicklung und die „Neuordnung des<br />

Geschäftsmodells“ genannt, zum Beispiel:<br />

(E) „Zu große Konzentration auf die Erbringung der Dienstleistung.“<br />

„(E) Konzentration erfolgt zur Zeit auf die Bereiche Service- und<br />

Produktentwicklung sowie Neuordnung des Geschäftsmodelles. Darüber<br />

hinaus stehen beschränkte Ressourcen zur Verfügung.“<br />

Eineschränkte<br />

Möglichkeiten<br />

der Hochschulen<br />

(13) Drei Experten wiesen auf eingeschränkte Möglichkeiten der<br />

Universitäten zu einem eigenen Marketing hin, teilweise verbunden mit<br />

den Hinweisen, dass ein solches Marketing sowohl notwendig als auch<br />

prinzipiell möglich sei (z. B. Darstellung von Spitzenleistungen in der<br />

Forschung oder von praxisnahen Studiengängen). Zum Beispiel:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 48<br />

„(E) Unis sind einfach zu träge – es gibt Bereiche, die diese Dinge gut<br />

machen, andere tun nichts – es gibt offensichtlich zu wenig Strategien<br />

diesbezüglich durch die Uni-Leitung – zudem sind die Unis nicht direkt<br />

wettbewerbsmäßig aufgestellt.“<br />

Wenig Mittel<br />

in KMUs<br />

KMUs auch<br />

mit qualitativen<br />

Problemen ...<br />

... und mit<br />

strukturellen<br />

Nachteilen<br />

gegenüber<br />

Großunternehmen<br />

(14) Soweit aus einer branchenwirtschaftlichen Sicht auf begrenzte<br />

Ressourcen verwiesen wurde, brachten die Experten dies mit der<br />

Kleinheit der Branche beziehungsweise der mittelständischen Struktur<br />

ihrer Branche in Verbindung.<br />

Aus einzelwirtschaftlicher Sicht wurde die Kleinheit des eigenen Unternehmens<br />

als Barriere für Marketing-Aktivitäten genannt. Zum Beispiel:<br />

„(B) Some larger companies spend more of their budget on marketing<br />

and advertising, they also benefit from centralised marketing and PR<br />

agencies handling work for sister companies, in their corporate groups. A<br />

smaller company cannot compete with this as it is.“<br />

Darüber hinaus ließ die „handgestrickte“ Qualität vieler Marketing-<br />

Aktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen aus der Sicht mehrerer<br />

Experten zu wünschen übrig.<br />

Vor allem<br />

zeitliche Überlastung<br />

Aber auch<br />

Kostendruck<br />

und hohe<br />

Kosten<br />

Kaum Möglichkeiten<br />

der<br />

Erfolgskontrolle<br />

(15) An weiteren Größen im Zusammenhang mit zu geringen oder<br />

fehlenden Ressourcen wurden genannt:<br />

• vor allem die zeitliche Belastung oder Überlastung mit anderen<br />

Aufgaben;<br />

• kein Budget für Marketing-Aufgaben, teilweise, weil keine Marketing-<br />

Planung existiert;<br />

• eine aktivitätshemmende interne Bürokratie;<br />

• Kostendruck, zum Beispiel:<br />

„(E) Die Marketing-Budgets sind aufgrund des Kostendrucks in den letzten<br />

Jahren gefährlich stark heruntergefahren worden.“<br />

• hohe Marketing-Kosten sowie<br />

• geringe Möglichkeiten einer Erfolgskontrolle des Marketing.<br />

Internes<br />

Marketing<br />

geboten<br />

(16) Zeitliche Überlastung durch andere Unternehmensaufgaben scheint<br />

ein ebenso bedeutender restringierender Faktor für ausreichende<br />

Marketing-Aktivitäten zu sein wie die Knappheit finanzieller Ressourcen.<br />

Um zu ausreichenden Ressourcen für das Marketing zu kommen, bedarf<br />

es mehr als bisher einer internen Überzeugungsar<strong>bei</strong>t gegenüber dem<br />

Management respektive eines „internen Marketing“ gegenüber dem<br />

eigenen Marketing.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 49<br />

8 %<br />

Zu wenige<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

Weniger<br />

Personal,<br />

weniger PR<br />

(17) Nach 7 % aller und 12 % aller einzelwirtschaftlichen Nennungen<br />

wurde auf fehlendes Personal und weitere personelle Größen<br />

hingewiesen.<br />

Offensichtlich bestehen zwischen den mangelnden finanziellen und<br />

zeitlichen Ressourcen auf der einen Seite und dem „fehlenden Personal“<br />

auf der anderen Seite zum Teil enge Zusammenhänge. Allerdings dürften<br />

mit dem „Zeitfaktor“ in den Kommentaren der Experten meistens die<br />

eigene Belastung und mit „Personal“ die Ressourcen der Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

gemeint gewesen sein.<br />

Die zu geringen personellen Resourcen wurden <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt<br />

beschrieben:<br />

„(E) Dringender Handlungsbedarf, aber zu geringe personelle Ressourcen.“<br />

„(E) Personalreduktion lässt derzeit wenig PR zu.“<br />

Personalprobleme<br />

Autodidaktische<br />

Einzelkämpfer<br />

„(B) „Die meisten in der Branche sind Einzelkämpfer, die sich das nötige<br />

Know how z.B. für Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t mühsam neben ihrem Kerngeschäft<br />

aneignen müssen.“<br />

Zu geringe<br />

Professionalität<br />

...<br />

(18) Auch wurde im Zusammenhang mit Personalfragen eine teilweise<br />

geringe Professionalität der Mitar<strong>bei</strong>ter in Marketing-Fragen genannt:<br />

„(E) Inkompetenz.“<br />

„(E) Derzeit noch zu wenig im Fokus, da die Produktentwicklung noch am<br />

wichtigsten ist. Außerdem ist es schwierig, aufgrund von beschränkten<br />

finanziellen Möglichkeiten geeignetes Personal zu rekrutieren, das über<br />

genügend Know how, Kreativität und Erfahrung verfügt.“<br />

... <strong>bei</strong> Personal<br />

und KMUs<br />

Teilweise wurde eine mangelnde Professionalität nicht auf die Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />

sondern auf die Produkte des Marketing oder auf mittelständische<br />

Unternehmen bezogen. Beispielsweise wurde kritisiert, dass Werbeaussagen<br />

in eine für Laien kaum verständliche Fachsprache gekleidet<br />

wurden:<br />

„(E) Wird häufig selbst gemacht, gute Kenntnis des Produkts/der<br />

Dienstleistung, aber wenig Werbeeffekt (meist zu technisch).“<br />

Keine<br />

Koordination<br />

(19) Ein Experte brachte ein nicht genügend qualifiziertes Personal mit<br />

einer mangelnden Koordination zwischen den am Marketing beteiligten<br />

Gruppen in Verbindung:<br />

„(E) Die Wichtigkeit ist noch nicht erkannt, nicht genügend qualifiziertes<br />

Personal und unkoordinierte Ar<strong>bei</strong>t zwischen internen Leuten, Geschäftsführung<br />

und PR-Agenturen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 50<br />

Heterogene<br />

Zielgruppen<br />

Nur auf<br />

regionalen<br />

Märkten<br />

tätig<br />

(20) Zusätzlich wurde im Rahmen einzelwirtschaftlicher Betrachtungen auf<br />

die Problemgrößen „heterogene Zielgruppen“ und „regionale Ausrichtung“<br />

eines Unternehmens verwiesen. Letzere mache nur eine „eingeschränkte<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t“ möglich.<br />

Die zuletzt genannte Problematisierung ist nicht nachzuvollziehen. Wenn<br />

ein Unternehmen vorwiegend auf regionalen Märkten agiert, sind die<br />

nationalen Medien weitgehend uninteressant. Es sollte um Einiges leichter<br />

sein, in den regionalen Medien präsent zu sein.<br />

Gibt es auch<br />

„Marketing-<br />

Driver“?<br />

Ja, aber nur<br />

selten genannt<br />

(21) Wenn es Barrieren gibt, die dem Aufbau ausreichender Marketing-<br />

Aktivitäten entgegenstehen, existieren auch fördernde Größen, also<br />

sogenannte „Marketing-Driver“?<br />

Solche Größen wurden nur selten und das praktisch nur in einzelwirtschaftlichen<br />

Betrachtungen genannt. Oder die „Marketing-Driver“<br />

waren in den Aussagen vorwiegend indirekt zu erschließen.<br />

Auflistung<br />

fördernder<br />

Größen<br />

Awareness<br />

Ausreichende<br />

Erfahrungen<br />

(22) Als „Marketing-Driver“ wurden ausdrücklich oder implizit genannt:<br />

• ein ausreichendes Marketing-Bewusstsein <strong>bei</strong> den entscheidenden<br />

Personen im Unternehmen, zum Beispiel:<br />

„(B) Es wird sehr viel Geld für gute Werbung ausgegeben.“<br />

• ausreichende Erfahrungen und Marketing-Know how, zum Beispiel:<br />

„(E) „Erfahrungen und Know how in hohem Maße vorhanden. Die<br />

Formulierung der Angebote hinkt dem hinterher.“<br />

Wettbewerb • die Marketing-Bemühungen der Wettbewerber, zum Beispiel:<br />

„(E) Offensiver im Vergleich zur Branche.“<br />

Positive<br />

Geschäftsentwicklung<br />

• eine positive Geschäftsentwicklung, die zu einer Aufstockung des<br />

Marketing-Budgets führen kann.<br />

Marketing<br />

vorwiegend als<br />

Kostenfaktor<br />

gesehen?<br />

(23) Damit drängt sich der Eindruck auf, dass Marketing in vielen<br />

informationswirtschaftlichen Unternehmen vorwiegend als Kostenfaktor<br />

und nicht als unverzichtbare Unternehmensaufgabe gesehen wird. Auch<br />

dürfte es vorkommen, dass der Rotstift <strong>bei</strong> erforderlich werdenden<br />

Sparmaßnahmen auf Unternehmensebene am ehesten <strong>bei</strong>m Marketing<br />

angesetzt wird. Solches wurde in dieser Umfrage erstmalig auch von der<br />

unternehmensinternen Qualifizierung behauptet.<br />

Zu der problematischen Situation des Marketing tragen die nicht<br />

ausreichenden Möglichkeien zu einer Erfolgskontrolle der einzelnen<br />

Maßnahmen und des Marketing insgesamt <strong>bei</strong>.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 51<br />

Problem- und<br />

Erfolgsgrößen,<br />

...<br />

... aus einer<br />

produktbezogenen<br />

Sicht<br />

Verständlichkeit<br />

Konzept, enge<br />

Bezüge zur<br />

Umsetzung<br />

Ausreichende<br />

Informationsgrundlagen<br />

Zielgruppenorientierung<br />

Klare Positionierung<br />

Image-Politik<br />

Kreativität<br />

Bedarfs- und<br />

Nutzerorientierung<br />

(24) Welche Problem- und Erfolgsgrößen ergeben sich, wenn die<br />

informationswirtschaftlichen Experten produktbezogen diskutierten? Die<br />

folgenden Problemgrößen und Erfolgskriterien wurden zu einem guten<br />

Teil sowohl aus einer einzel- als auch aus einer branchenwirtschaftlichen<br />

Sicht erörtert und bewertet:<br />

• unmittelbare Verständlichkeit des Produktes, keine Erklärungsbedürftigkeit;<br />

• ausreichende oder fehlende Informationsgrundlagen, zum Beispiel:<br />

„(B) Noch zu geringe Marktnähe. Unsicherheit über die technologische<br />

Entwicklung (Möglichkeiten und Potenziale der Konvergenz). Unsicherheit<br />

über die Potenziale und Wachstum neuer Infrastruktur (UMTS, DSL,<br />

Satellit, WiMAX etc.). Falsche Marketing-Strategien.“<br />

• Vorliegen einer Konzeption, Sicherstellung eines Zusammenhanges<br />

zwischen Marketing-Konzept und Umsetzung, zum Beispiel:<br />

„(B) Hervorragende Werbe-/Marketingstrategien und wiedererkennbare<br />

Umsetzung.“<br />

• Zielgruppenorientierung - Kenntnisse über die eigenen Kunden und<br />

Nutzer - richtige Ansprache der Zielgruppen;<br />

• klare Positionierung des eigenen Unternehmens bzw. der eigenen<br />

Branche;<br />

• Maßnahmen zur Verbesserung des eigenen Images;<br />

• Originalität, Kreativität;<br />

• Bedarfs- und Nutzenorientierung, zum Beispiel:<br />

„(B) In der Öffentlichkeit sind die Produkte und Dienstleistungen zu wenig<br />

transparent. Zudem fehlt es bisher an der Vermittlung der Wichtigkeit<br />

dieser Produkte und Dienstleistungen für Kunden wie z.B. Unternehmen<br />

oder wissenschaftliche Einrichtungen.“<br />

„(B) Viel Bullshit-Bingo, wenig echte Mehrwerte, die für den Kunden<br />

transparent gemacht werden.“<br />

Interaktive<br />

Einbeziehung<br />

des Kunden<br />

• interaktive Einbeziehung der Kunden in Marketing-Maßnahmen, zum<br />

Beispiel:<br />

„(B) Tourismusbranche nutzt IKT zunehmend zur Darstellung ihrer<br />

Produkte – und traditionell auch zum E-Procurement –, bezieht aber den<br />

Kunden noch nicht genügend interaktiv (!) über diesen Kanal mit ein.“<br />

Keine<br />

Technizismen<br />

Verständlichkeit<br />

Eigene Leistungsfähigkeit<br />

• Verzicht auf einseitige technische Darstellungen;<br />

• Verständlichkeit - Schaffung von Transparenz - Förderung von<br />

Verstehen und Verständnis, zum Beispiel:<br />

„(B) Entwicklungen werden noch zu wenig einem breiten Publikum<br />

nahegebracht. Pannen <strong>bei</strong> technologischen Entwicklungen werden noch<br />

zu wenig erklärt (Maut!), um Verstehen und Verständnis zu bilden.“<br />

;<br />

• Sichtbarmachung der eigenen Leistungsfähigkeit und Innovationskraft<br />

– Einbeziehung globaler Entwicklungen;<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 52<br />

Erschließung<br />

neuer Themen<br />

Wie aktionistisch,<br />

wie<br />

defensiv?<br />

• Erschließung neuer Themen fürs Marketing, zum Beispiel:<br />

„(B) Informations- und Datenschutz sind vielfach Tabuthemen wie die<br />

Wirtschaftsspionage. Die bisherigen Lösungen sind löchrig und unzuverlässig.“<br />

• Verbreitung von Glaubwürdigkeit, zum Beispiel:<br />

„(E) Superlative und Heilsverkündigungen für die Zukunft sind kaum noch<br />

glaubwürdig. Chancen bietet eine offene, Nutzer- bzw. lesergerichtete<br />

Kommunikation der Chancen-Risiken. Stichwort ist die Glaubwürdigkeit.<br />

Ohne diesen Aspekt verschließt sich der Zugang.“<br />

• nicht zu zurückhaltend/konservativ noch zu distanziert – andererseits<br />

nicht „zu laut klappern“ sowie Vemeidung von Penetranz und<br />

Aggressivität, zum Beispiel:<br />

„(B) Zu aktionistisch.“<br />

Schnelligkeit<br />

der Umsetzung<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Informationswirtschaftliche<br />

Tools<br />

Qualität der<br />

Agenturen<br />

„(B) Zu defensiv, zu wenig visionär.“<br />

• Schnelligkeit des Marketing, zum Beispiel unmittelbare Umsetzung<br />

neuer Produkte in Marketing-Unterlagen;<br />

• Unterstützung des eigenen Marketing durch informationswirtschaftliche<br />

Tools, zum Beispiel:<br />

„(E) Viral Marketing ist zwar sehr effektiv, aber schwer kontrollierbar – was<br />

wichtig wäre in Zeiten von krisenbedingten Produktänderungen. Die<br />

gezielte Kommunikation mit Message für Kunden sollte verbessert werden<br />

mit Hilfe von IT-Einsatz.“<br />

• Qualität externer Dienstleister, zum Beispiel von Werbeagenturen –<br />

bestehende oder fehlende gute Zusammenar<strong>bei</strong>t mit der Agentur, zum<br />

Beispiel:<br />

„(E) Es wird wenig Aufklärungsar<strong>bei</strong>t geleistet – Preise/Leistungen nicht<br />

sehr transparent.“<br />

Kontakte zu<br />

den Medien<br />

Erfolgskontrollen<br />

Überhaupt:<br />

mehr Qualität<br />

• gute Kontakte zu den Medien;<br />

• Erfolgskontrollen der Marketing-Maßnahmen – Messung der Erfolge<br />

nach Bekanntheitsgrad der Produkte, Kundenzufriedenheit und<br />

Marktpositionierung;<br />

• Vergleich des eigenen Marketing mit dem der Wettbewerber;<br />

• überhaupt: mehr Qualität.<br />

Funktionen<br />

von Relevanzlisten<br />

aus<br />

empirischer<br />

Sicht<br />

(25) Systematisch gewonnene Auflistungen relevanter Marketing-Größen<br />

gibt es zur Genüge. Empirisch gewonnene Relevanzlisten wie die obige<br />

können dazu dienen, deduktiv und systematisch gewonnene Auflistungen<br />

auf ihre Praxisnähe zu überprüfen, neue interessante Größen zu<br />

entdecken, die besondere Aktualität und Dringlichkeit bestimmter<br />

Problemgrößen und Anforderungen an Marketing-Aktivitäten zu<br />

identifizieren sowie zur Spezifizierung von Marketing-Aktivitäten<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 53<br />

identifizieren sowie zur Spezifizierung von Marketing-Aktivitäten<br />

<strong>bei</strong>spielsweise für bestimmte Branchen und Betriebsgrößen <strong>bei</strong>zutragen.<br />

Spannungsfeld<br />

und Balance ...<br />

... zwischen<br />

offensiver und<br />

defensiver<br />

Werbung<br />

Anders als in den systematisch erar<strong>bei</strong>teten Listen kann es in den<br />

„induktiven“ Auflistungen von Relevanzgrößen zu Widersprüchen kommen,<br />

wenn die Experten in ihren Kommentaren unterschiedlicher<br />

Auffassung sind. Solche Gegensätzlichkeiten ergaben sich hier vor allem<br />

zwischen den Forderungen der Experten nach einer mehr offensiven oder<br />

defensiven Werbung oder in der Frage, wie „lautstark“ oder auch<br />

emotional Werbung in ihrer Ansprache gegenüber dem Kunden sein soll.<br />

Wo zwischen den konträren Anforderungen die optimale Balance liegt,<br />

darüber dürfte angesichts der bestehenden Grenzen für eine Erfolgskontrolle<br />

des Marketing zum Teil heftig gestritten und unterschiedlich<br />

entschieden werden.<br />

Rückkoppelung<br />

des<br />

Marketing zur<br />

Produktentwicklung<br />

(26) In den Bewertungen der Marketing-Produkte wurden die Grenzen<br />

zwischen Marketing und anderen Unternehmensbereichen nicht immer<br />

klar gezogen. War <strong>bei</strong>spielsweise in dem Kommentar eines Experten<br />

noch von der Qualität eines Produktes oder schon von der Qualität der<br />

Marketing-Ar<strong>bei</strong>t die Rede? Dies führt zu der Frage, inwieweit Erfolg<br />

versprechendes Marketing gute Produkte und Dienstleistungen<br />

voraussetzt und inwieweit Marketing auch unter erschwerten Voraussetzungen<br />

und unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich sein<br />

kann.<br />

Gelegentlich wurde der Zusammenhang zwischen Möglichkeiten des<br />

Marketing und Qualität der Produkte seitens der Experten auch<br />

umgekehrt thematisiert: Inwieweit sollte Marketing, um Erfolg versprechend<br />

tätig werden zu können, auf Produktentwicklung und Produktqualität<br />

Einfluss nehmen?<br />

Sehr starke<br />

Streuung ....<br />

... der Marketing-Qualität<br />

(27) Insgesamt ergibt sich aus den empirischen Ergebnissen das Bild<br />

einer sehr unterschiedlichen Marketing-Performance nach einzelnen<br />

Unternehmen sowie zwischen größeren und kleineren Unternehmen.<br />

Dieses Bild wurde in mehreren Kommentaren der Experten ausdrücklich<br />

bestätigt, zum Beispiel:<br />

„(B) Die Spannweite geht von Note 1 – 6.“<br />

„(B) Es gibt erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen.“<br />

Branchenmarketing<br />

und<br />

ihre Träger<br />

(28) Bislang war von branchenbezogenen Sichtweisen insoweit die<br />

Rede, als die befragten Experten das Marketing ihrer Wettbewerber und<br />

darüber hinaus das Marketing weiterer Unternehmen ihrer Branchen<br />

beobachteten und bewerteten (und vielleicht nachahmten bzw. sich davon<br />

absetzten).<br />

Unter Branchenmarketing werden Marketing-Maßnahmen verstanden,<br />

die sich von vornherein auf eine Branche beziehen, also nicht die<br />

Attraktivität eines Unternehmens und seiner Produkte, sondern die<br />

Attraktivität einer Branche (und damit indirekt die Attraktivität aller<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 54<br />

Attraktivität einer Branche (und damit indirekt die Attraktivität aller<br />

Unternehmen einer Branche) erhöhen sollen. Alternativ kann es auch<br />

darum gehen, die eigene Branche zu einem politisch umstrittenen Thema<br />

in der Öffentlichkeit zu positionieren und den Gesetzgeber zu<br />

beeinflussen (aktuelles Beispiel: zweiter Korb der Urheberrechtsgesetzgebung).<br />

Überwiegend<br />

kritische<br />

Bewertung<br />

Träger von Maßnahmen des Branchenmarketing können<br />

Anbieterkoalitionen sein. Die „geborenen“ Träger von Maßnahmen des<br />

Branchenmarketing sind jedoch die institutionalisierte Form von Anbieterund<br />

Nutzerkoalitionen, also die Verbände. Auch Veranstaltungsanbieter,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise Messen, haben sich wiederholt als Träger des<br />

Branchenmarketing betätigt. Auch können Verbände und Veranstaltungsanbieter<br />

wie im Fall der Messe ComInfo zusammenfallen.<br />

ZVEI,<br />

BITKOM,<br />

VDE<br />

(29) Das informationswirtschaftliche Branchenmarketing wurde von den<br />

befragten Experten überwiegend kritisch beurteilt. Beispielsweise wurde<br />

das teilweise Fehlen eines solchen gleich <strong>bei</strong> mehreren führenden<br />

Verbänden beklagt:<br />

„(B) ZVEI, BITKOM und VDE könnten noch aktiver und sichtbarer sein.“<br />

Open Access,<br />

Urheberrecht<br />

Inhaltliche Defizite eines Branchenmarketing wurden an den Problembereichen<br />

„Open Access“ und „Urheberrecht“ deutlich gemacht:<br />

(B) „Auswirkungen sieht man u.a. in den Bereichen Open Access und<br />

Urheberrecht. Die Branche kann anscheinend der öffentlichen Hand nicht<br />

vermitteln, dass Projektförderung und -finanzierung hauptsächlich an<br />

Einrichtungen der öffentlichen Hand und damit vor<strong>bei</strong> an den Privaten<br />

geht.“<br />

Online-<br />

Marketing<br />

Immerhin wurde für Branchenmarketing auch ein rundum positives<br />

Beispiel gegeben:<br />

„(B) Nur ein Beispiel von vielen: Die Kongress-Messe OMD (Online-<br />

Marketing Düsseldorf), der Konvergenz Award, die Gattungsmarketing-<br />

Kampagne „Online geht das“ – das Branchenmarketing war noch nie so<br />

gut wie heute!“<br />

ComInfo<br />

Eine mehrfache teilweise Rundum-Kritik an einer anderen Veranstaltung<br />

wurde hingegen wie folgt erhoben:<br />

„Nicht besonders ausgeprägt. Man hört relativ selten in den Medien von<br />

der Gesamtbranche. Schwierigkeiten, den Markt in einem zu versammeln.<br />

Probleme mit der Leitmesse cominfo.“<br />

„Katastrophaler ComInfo-Auftritt.“<br />

(30) Es ergeben sich die folgenden pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 55<br />

Kritik und<br />

Selbstkritik am<br />

Marketing<br />

Quantitativ und<br />

qualitativ<br />

unzureichend<br />

Mangelnde<br />

Ressourcen,<br />

fehlende<br />

Awareness<br />

Diskrepanz<br />

zwischen<br />

Aussagen und<br />

Handeln<br />

Mangelnde<br />

Professionalität<br />

Besondere<br />

Defizite in<br />

KMUs<br />

Defizite <strong>bei</strong>m<br />

Branchenmarketing<br />

größer<br />

Auf internes<br />

Marketing und<br />

Erfolgskontrollen<br />

setzen<br />

„Relevanzliste“<br />

für informationswirtschaftliches<br />

Marketing<br />

Weiter Kapitel<br />

10<br />

• Die Informationswirtschaft sieht ihre eigenen Marketing-Leistungen<br />

kritisch. Die Kritik bezieht sich nicht nur auf die Marketing-Aktivitäten<br />

der Wettbewerber, sondern auch auf die der eigenen Einrichtung.<br />

• Das eigene Marketing ist aus der Sicht der Informationswirtschaft<br />

quantitativ und qualitativ unzureichend, sofern es überhaupt<br />

vorhanden ist..<br />

• Als Barrieren, die einem angemessenen Marketing entgegenstehen,<br />

wurden vor allem unzureichende fnanzielle, personelle und zeitliche<br />

Ressourcen genannt. Dies dürfte letztlich auf ein mangelndes<br />

Marketing-Bewusstsein der Geschäftsführungen zurückzuführen sein.<br />

• Zwischen den kritischen und selbstkritischen Aussagen der Experten<br />

und ihrem tatsächlichen Handeln besteht insoweit ein Widerspruch,<br />

als sie selbst in vielen Fällen über Marketing-Budgets und ihre<br />

Ausschöpfung (mit)entscheiden oder darauf Einfluss nehmen können.<br />

• Am Personal wird vor allem eine mangelnde Professionalität<br />

bemängelt.<br />

• Ein fehlendes oder unzureichendes Marketing ist vor allem in kleinen<br />

und mittleren Unternehmen zu finden.<br />

• Beim Branchenmarketing dürften die bestehenden Defizite noch<br />

erheblich größer als <strong>bei</strong>m einzelwirtschaftlichen Marketing sein.<br />

Allerdings gibt es positive Ausnahmen.<br />

• Um das bestehende Marketing in der Informationswirtschaft<br />

auszubauen und zu professionalisieren, sollte ein „internes Marketing“<br />

gegenüber dem Management aufgebaut werden (Notwendigkeit einer<br />

„Vermarktung“ des Marketing). Ferner sind Möglichkeiten der<br />

Erfolgskontrolle von Marketing-Maßnahmen einzusetzen und auszubauen.<br />

• Die aus den produktbezogenen Erörterungen der Experten<br />

gewonnene „Relevanzliste“ lässt sich, je nach dem wie man sie liest,<br />

als Beurteilungsliste für bestehende Marketing-Produkte oder als<br />

Anforderungsliste für die eigene Marketing-Planung lesen (siehe<br />

Punkt 24).<br />

Die Erörterungen zum informationswirtschaftlichen Marketing werden im<br />

Zusammenhang mit weiteren empirischen Ergebnissen im nächsten<br />

Kapitel fortgesetzt.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 56<br />

10. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (2):<br />

Handlungsbedarf<br />

10.1 Die Frage<br />

„Was sollte in Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t in Ihrer Einrichtung und in Ihrer Branche<br />

vor allem getan werden?<br />

Bitte unterscheiden Sie in Ihren Antworten nach Zielgruppen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 57<br />

10.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 108<br />

Zielgruppen für Marketing und Vertrieb<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Zielgruppen, Generell, Personen 4 2,5 3 3,9 1 1,2<br />

Multiplikatoren 1 0,6 1 1,3 -<br />

Kunden, Anwender, (Öffentliche) 29 17,9 14 18,2 15 17,6<br />

Auftraggeber, B2B, Business<br />

Partner, Lieferanten 3 1,9 1 1,3 2 2,4<br />

Ausländische Kunden 2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />

Branchen 28 17,3 14 18,2 14 16,5<br />

Industrie, Infrastruktur 6 3,7 4 5,2 2 2,4<br />

Hardware / Software, IuK 4 2,5 - - 4 4,7<br />

Handel, Speditionen 2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />

Medien, Presse 3 1,9 2 2,6 1 1,2<br />

Bildungseinrichtungen 1 0,6 1 1,3 - -<br />

Berater 1 0,6 1 1,3 - -<br />

Agenturen, PR-Firmen 4 2,5 3 3,9 1 1,2<br />

Informationsanbieter 2 1,2 2 2,6 - -<br />

Öffentliche Hand 5 3,1 - - 5 5,9<br />

Unternehmensgrößen und -alter 12 7,4 4 5,2 8 9,4<br />

Großkunden 2 1,2 1 - 1 1,2<br />

Kleine und mittlere Unternehmen, 10 6,2 3 - 7 8,2<br />

Mittelstand - Existenzgründer<br />

Funktional 43 26.5 20 26,0 23 27,1<br />

Aufsichtsräte, Anleger –<br />

Unternehmer – Entscheider –<br />

Inserenten – Management<br />

11 6,8 7 9,1 4 4,7<br />

Mittleres Management,<br />

2 1,2 - - 2 2,4<br />

Führungskräfte<br />

Produktion, Ingenieure,<br />

2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />

Qualitätsmanagement<br />

Forschung, wissenschaftlich<br />

2 1,2 - - 2 2,4<br />

ausgebildete Stäbe<br />

Finanzen 1 0,6 - - 1 1,2<br />

Information Professionals 4 2,5 3 3,9 1 1,2<br />

Endanwender, Endnutzer 6 3,7 3 3,9 3 3,5<br />

Fachleute 2 1,2 2 2,6 - -<br />

Personalpolitik 2 1,2 1 1,3 1 1,2<br />

Marketing, Vertrieb 3 1,9 2 2,6 1 1,2<br />

Ar<strong>bei</strong>tgeber, Ar<strong>bei</strong>tnehmer,<br />

8 4,9 1 1,3 7 8,2<br />

Auszubildende, junge Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

Neukunden, Neu- und Bestandskunden,<br />

4 2,5 1 1,3 3 3,5<br />

potenzielle Kunden<br />

Private Kunden 27 16,7 16 20,8 11 12,9<br />

Breite Öffentlichkeit; Bürger,<br />

14 8,6 7 9,1 7 8,2<br />

Consumer, Endverbraucher, B2C<br />

Genussorientiert 1 0,6 1 1,3 - -<br />

50+, Ältere Menschen 3 1,9 1 1,3 2 2,4<br />

Jugendliche, Schüler, Studierende 9 5,6 7 9,1 2 2,4<br />

Politik, Verbände, Regulierer – 9 5,6 2 2,6 7 8,2<br />

Justiz, Staat<br />

N 162 - 77 - 85 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 58<br />

Tabelle 109<br />

Handlungsbedarf Marketing (I)<br />

Zielgruppenorientierung - gezielte<br />

Ansprache - Mobilisierung neuer<br />

Kundenpotenziale<br />

Ausdrückliche Betonung der<br />

Zielgruppenorientierung –<br />

Segmentierung und Fokussierung<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

17 7,9 13 10,1 4 4,6<br />

13 6,0 9 7,0 4 4,6<br />

Gezielte Ansprache 2 0,9 2 1,6 - -<br />

Mobilisierung neuer<br />

Kundenpotenziale durch<br />

Zielgruppenorientierung<br />

2 0,9 2 1,6 - -<br />

Ziele 9 4,2 5 3,9 4 4,6<br />

Awareness der Anbieter für<br />

1 0,5 1 0,8 - -<br />

Marketing verbessern<br />

„Märkte schaffen“ 2 0,9 2 1,6 - -<br />

Marketing als Aufklärung und<br />

1 0,5 - - 1 1,1<br />

Gesellschaftskritik<br />

Verbesserung des Images –<br />

Produktimage – Bekanntheitsgrad<br />

steigern<br />

5 2,3 2 1,6 3 3,4<br />

Grundlegende Anforderungen – 12 5,6 7 5,4 5 5,7<br />

Gestaltungsprinzipien<br />

„Mehr Werbung“ 1 0,5 1 0,8 - -<br />

Mehr Kreativität 1 0,5 1 0,8 - -<br />

Mehr Tempo 1 0,5 - - 1 1,1<br />

Mehr Flexibilität 1 0,5 - - 1 1,1<br />

Klarheit, Verständlichkeit, Einfachheit<br />

– Formulierungshilfen für Entscheider<br />

– nicht zu penetrant<br />

Produkte, Dienste,<br />

innerorganisatorische<br />

Voraussetzungen<br />

von Marketing<br />

Bessere Produkte und Anwendungen<br />

entwickeln und verkaufen –<br />

Produktentwicklung –<br />

Interdependenz zwischen Marketing<br />

und Preispolitik<br />

Besserer Service, bessere<br />

Dienstleistung, rascherer Service<br />

(statt Call Center) – Akquisition und<br />

bessere Vermittlung<br />

Innerorganisatorischer Aufbau von<br />

Kompetenzen und IT-Support – Mehr<br />

Kompetenz im Vertrieb – Systeme<br />

der Kundenpflege<br />

8 3,7 5 3,9 3 3,4<br />

29 13,4 15 11,6 14 16,1<br />

7 3,2 6 4,7 1 1,1<br />

11 5,1 4 3,1 7 8,0<br />

7 3,2 3 2,3 4 4,6<br />

Dauerhaft präsent sein –<br />

4 1,9 2 1,6 2 2,3<br />

Nachhaltigkeit<br />

Weitere Handlungse rfordernisse 149 69,0 89 69,0 60 69,0<br />

fürs Marketing<br />

N 216 - 129 - 87 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 59<br />

Tabelle 110<br />

Handlungsbedarf Marketing (<strong>II</strong>)<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Inhaltliche Positionierungen 76 35,2 44 34,1 32 36,8<br />

(Rundum-)Positionierung - Full-<br />

Service anbieten - Portefeuille als<br />

Einheit sehen - Präsenz und Position<br />

am Markt<br />

6 2,8 2 1,6 4 4,6<br />

Interessante und umfassende Inhalte<br />

- Inhalte statt Image - Informativere<br />

Pressear<strong>bei</strong>t - Transparenz<br />

6 2,8 5 3,9 1 1,1<br />

Chancen und Potenziale aufzeigen 10 4,6 7 5,4 3 3,4<br />

Innovationsleistungen, eigene<br />

7 3,2 4 3,1 3 3,4<br />

Kompetenz<br />

Bedarfs-, Kunden- und<br />

Nutzerorientierung - Best Practice -<br />

Erfolgsgeschichten - Customization<br />

23 10,6 11 8,5 12 13,8<br />

Anwendungs<strong>bei</strong>spiele, Produkte und<br />

Dienste in Aktion<br />

Preispolitik - Preistransparenz -<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis - Gegen<br />

Dumping - Return of Investment<br />

Konvergenz kommunizieren -<br />

Stimmung pro Technik schaffen -<br />

IT-Outsourcing<br />

Vermarktung von Informationen -<br />

„Information hat seinen Preis“ - Pro<br />

Information Professionals<br />

7 3,2 6 4,7 1 1,1<br />

6 2,8 5 3,9 1 1,1<br />

4 1,9 2 1,6 2 2,3<br />

7 3,2 2 1,6 5 5,7<br />

Instrumente des Marketing 48 22,4 34 26,4 14 16,1<br />

Spezifische Potenziale der Medien 1 0,5 1 0,8 - -<br />

ausschöpfen<br />

Einbeziehung der Elektronischen<br />

Medien - Online-Werbung -<br />

Marketing über Elektronische Medien<br />

20 9,3 13 10,1 7 8,0<br />

Direktansprache, Direktmarketing -<br />

Anrufe<br />

Informationsveranstaltungen,<br />

Vorträge, Seminare, Workshops -<br />

Ausstellungen und Konferenzen -<br />

Events - Tage der offenen Tür -<br />

Zusammenwirken mit Anwendern -<br />

Schulungen<br />

8 3,7 6 4,7 2 2,3<br />

11 5,1 8 6,2 3 3,4<br />

Persönliche Kontakte - Beratung 4 1,9 3 2,3 1 1,1<br />

Klassische PR - Hauszeitschrift 4 1,9 3 2,3 1 1,1<br />

Sonderformen des Marketing 25 11,6 11 8,5 14 16,1<br />

Branchenmarketing,<br />

5 2,3 2 1,6 3 3,4<br />

Verbandsmarketing<br />

Partnermarketing 1 0,5 1 0,8 - -<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung -<br />

Werbung für Studiengänge und<br />

Universitäten sowie Studenten<br />

10 4,6 6 4,7 4 4,6<br />

Forschungsmarketing 6 2,8 2 1,6 4 4,6<br />

Zielgruppe und Kooperationspartner 3 1,4 - - 3 3,4<br />

Politik und Öffentlicher Bereich<br />

N 149 69,0 89 69,0 60 69,0<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 60<br />

10.3 Interpretation<br />

Die wichtigsten<br />

Zielgruppen<br />

und Maßnahmenbereiche<br />

fürs Marketing<br />

Zielgruppenansatz<br />

von<br />

keinem Experten<br />

bezweifelt<br />

Ausdrückliche<br />

Bestätigung<br />

8 %<br />

(1) Die Experten wurden gebeten, maximal drei Zielgruppen mit<br />

besonderen Handlungsbedarfen für ihr Marketing zu benennen und<br />

diesen Zielgruppen Handlungserfordernisse zuzuordnen.<br />

(2) Wurde der Zielgruppenansatz als geeignet angesehen, zu einer<br />

angemessenen Darstellung und Bewertung des informationswirtschaftlichen<br />

Marketing zu kommen? Diese Frage ist nach den vorliegenden<br />

Ergebnissen zu bejahen:<br />

• Auf die Frage, für welche Zielgruppen aus der Sicht der<br />

Informationswirtschaft im Marketing ein besonderer Handlungsbedarf<br />

besteht, nahmen insgesamt 77 Experten mit 162 Nennungen Stellung.<br />

Kein Experte stellte die mit der Frageformulierung unterstellte besondere<br />

Eignung des Zielgruppenansatzes infrage.<br />

• Eine solche Infragestellung erfolgte auch nicht <strong>bei</strong> der Nennung und<br />

Zuordnung von Maßnahmenbereichen.<br />

• In 8 % aller Kommentare wurde die besondere Bedeutung einer<br />

Zielgruppenorientierung im Marketing ausdrücklich betont.<br />

„Zu allererst<br />

Zielgruppen<br />

definieren“<br />

(3) Die besondere Bedeutung eines zielgruppenorientierten Ansatzes<br />

ergab sich sowohl konzeptionell als auch auf der Maßnahmenebene. Er<br />

bewährte sich <strong>bei</strong> der Gewinnung von Neukunden und <strong>bei</strong> der<br />

Bestandspflege. Zum Beispiel:<br />

„Zu allererst Zielgruppen definieren.“<br />

„Zielgruppenmarketing, Aufklärungsar<strong>bei</strong>t.“<br />

„Bessere Segmentierung und Fokussierung.“<br />

„Bessere Zielgruppenanalyse optimaler zielgruppenspezifischer Angebote.“<br />

Zielgruppenorientierte<br />

Ansprachen<br />

und Inhalte<br />

„Zielgruppenorientierte, d.h. mehr interessante Inhalte, weniger Veranstaltungsankündigungen.“<br />

„Gezieltes Mailing mit aussagefähiger CD verschicken und telefonisch<br />

nachfassen.“<br />

Über 80 %<br />

Kunden<br />

(3) Die wichtigste Zielgruppe des informationswirtschaftlichen Marketing<br />

sind die Kunden. Dem Marketing fällt damit vorrangig eine unterstützende<br />

Aufgabe für den Vertrieb der Produkte und Dienstleistungen des eigenen<br />

Unternehmens zu.<br />

Das könnte als triviales Ergebnis erscheinen. Immerhin gibt es aber auch<br />

Zielgruppen für das informationswirtschaftliche Marketing außerhalb der<br />

Kundschaft für Produkte und Dienstleistungen. Auf diese entfiel ein Anteil<br />

von 16 % an allen Nennungen. Im Einzelnen ergab sich die folgende<br />

Verteilung:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 61<br />

Politik<br />

6 %<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />

6 %<br />

Partner,<br />

Lieferanten<br />

2 %<br />

Aufsichtsräte,<br />

Anleger,<br />

Investoren<br />

1 %<br />

• politisch-administrativer Bereich mit einem Anteil von 6 % an allen<br />

Nennungen – genannt wurden hier konkret „Politik, Verbände,<br />

Regulierer und Staat“ sowie eventuell „Multiplikatoren“;<br />

• ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitische Zielgruppen mit einem Anteil von gleichfalls 6 %<br />

an allen Nennungen – hier wurden im Einzelnen „Ar<strong>bei</strong>tgeber,<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmer, Auszubildende und junge Mitar<strong>bei</strong>ter sowie<br />

Personalpolitik“ genannt;<br />

• Partner und Lieferanten mit einem Anteil von 2 %;<br />

• Aufsichtsräte, Anleger und Investoren mit einem Anteil von 1 %..<br />

Auch wenn man in Rechnung stellt, dass die verbleibenden Nennungen<br />

<strong>bei</strong>spielsweise zu Information Professionals, „Agenturen, PR-Firmen“ und<br />

„Marketing, Vertrieb“ nicht sämtlich den Kunden galten, so waren doch<br />

mehr als 80 % aller Zielgruppennennungen auf Kunden bezogen.<br />

Nicht-kundenbezogenes<br />

Marketing im<br />

Aufstieg<br />

begriffen<br />

Investor<br />

Relations<br />

Kommunikation<br />

mit den<br />

Anlegern<br />

(4) Zwar liegen keine Vergleichsdaten aus vergangenen Jahren vor.<br />

Gleichwohl dürfte die Anzahl relevanter Zielgruppen für die Informationswirtschaft<br />

in den letzten Jahren im Zuge einer Professionalisierung des<br />

Marketing größer geworden sein.<br />

Investor Relations – Kommunikation mit den Anlegern. Insbesondere<br />

der Bereich der „Investor Relations“ hat sich bereits seit längerem als<br />

eigenständiger zum Teil hochprofessionalisierter Public Relations-Bereich<br />

in Groß- bzw. marktführenden Unternehmen ausdifferenziert.<br />

Die Krise der „New Economy“ wurde nach den Ergebnissen der Umfrage<br />

zum 2. <strong>Trendbericht</strong> verschärft, indem die Beziehungen zwischen<br />

informationswirtschaftlichen Anbietern und den Risikokapitalfinanzierern<br />

und anderen Anlegern suboptimal geregelt waren, also keine vergleichbare<br />

Kommunikation wie <strong>bei</strong> „Investor Relations“ entstanden war. Nicht<br />

nur gingen Anleger aus der Sicht der befragten Experten unvernünftig<br />

hohe Risiken ein. Vielmehr wurden auch Engagements beendet, die einer<br />

strengen wirtschaftlichen Überprüfung standgehalten hätten. Ein<br />

professionelles Marketing der Anbieter, wäre es vorhanden gewesen,<br />

hätte dazu <strong>bei</strong>tragen können, bestehende Kooperations-potenziale und<br />

gemeinsame Interessen zwischen Anbietern und Anlegern besser<br />

auszuschöpfen.<br />

Allerdings wurde in der Umfrage auf „Aufsichtsräte, Corporate<br />

Governance, Anleger“ sowie „Finanzierungsfragen“ nur in wenigen Fällen<br />

eingegangen.<br />

„Politische<br />

Kommunikaton“<br />

(5) Politische Kommunikation. Auf die Notwendigkeit einer effizienten<br />

Kommunikation der Informationswirtschaft mit dem politischen Bereich<br />

und einer weitergehenden Professionalisierung, die über das traditionelle<br />

Lobbying hinausgehen sollte, wurde in den voraufgegangenen<br />

<strong>Trendbericht</strong>en hingewiesen. Hier sind insbesondere die Verbände und<br />

die Repräsentanten der Unternehmungen in den Verbänden angesprochen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 62<br />

Allerdings wurde in mehreren Nennungen dazu kaum über „Lobbyar<strong>bei</strong>t“<br />

und die Aufforderung, das Konkurrenzdenken unter den Verbandsmitgliedern<br />

abzubauen, hinausgegangen. Ein Experte formulierte eine für die<br />

politische Kommunikation aus der Sicht der Informationswirtschaft<br />

anspruchsvollere Aufgabe:<br />

„Die zentrale Bedeutung der Branche für das Gemeinwohl, die kulturelle<br />

und wirtschaftliche Entwicklung darstellen.“<br />

Auf der Umsetzungsebene wurden „Mehr Public Private Partnerships“<br />

vorgeschlagen sowie:<br />

„(Branche) Muss sich eindeutiger positionieren und auch gegenüber der<br />

Politik die Interessen deutlich machen, verbunden mit der Finanzierung<br />

und dem Stellenwert der einzelnen Akteure.“<br />

Kommunikation<br />

mit Mitar<strong>bei</strong>tern<br />

Werben um<br />

High Potentials<br />

(6) Kommunikation mit Mitar<strong>bei</strong>tern und potenziellen Mitar<strong>bei</strong>tern.<br />

Versuche in Großunternehmen, die innerbetriebliche Kommunikation<br />

<strong>bei</strong>spielsweise durch eine Mitar<strong>bei</strong>terzeitschrift zu verbessern, haben eine<br />

lange Tradition. Besonders in den Boomjahren suchten manche<br />

informationswirtschaftlichen Ar<strong>bei</strong>tgeber ihre Chancen auf dem<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarkt verbessern, indem sie <strong>bei</strong>spielsweise High Potentials an den<br />

Hochschulen professionell (etwa über Veranstaltungen und/oder eine<br />

systematische Zusammenstellung relevanter Materialien) ansprachen,<br />

zum Beispiel:<br />

„Anziehen der guten Studenten.“<br />

Partner- und<br />

Lieferantenmarketing<br />

(7) Partner- und Lieferantenmarketing. Hingegen wurde die<br />

Notwendigkeit eines Partner- und Lieferantenmarketing bislang allenfalls<br />

ansatzweise erkannt. Beispielsweise brachten einzelne Online-Datenbankanbieter,<br />

die die Angebote von Hunderten oder sogar Tausenden von<br />

Datenbasenproduzenten bündeln, den einen oder anderen Partnerbrief<br />

heraus.<br />

Greifen die<br />

bislang<br />

entwickelten<br />

Instrumente<br />

überhaupt?<br />

(8) Die besonderen Kennzeichen nicht-kundenbezogenen Marketing<br />

dürften häufig in punktuellen Aktivitäten und einen geringen Grad an<br />

Systematik bestehen. Allerdings sind die Ziele in diesen Bereichen häufig<br />

nur vergleichsweise allgemein zu definieren und mögen die Möglichkeiten<br />

zu einer Erfolgskontrolle geringer sein. Daher fragt es sich, ob die bislang<br />

entwickelten Marketing-Instrumente für die „neuen Formen“ des Marketing<br />

tauglich sind und mehr als eine oberflächliche Anpassung benötigen. Wie<br />

lässt sich <strong>bei</strong>spielsweise ein so abstraktes Gut wie „Kooperation“<br />

verkaufen? Allenfalls ergeben sich zwischen dem Image-Marketing der<br />

Produktwerbung und den weiteren Formen des Marketing enge Bezüge.<br />

Der Kunde zu<br />

abstraktes<br />

Konstrukt<br />

(9) Auch in den traditionelleren Bereichen des Marketing ist „der Kunde“<br />

ein zu abstraktes Konstrukt, als dass es für die Konzeptualisierung von<br />

Marketingaktivitäten tauglich wäre. Vielmehr ist eine weitere Konkretisierung<br />

und Differenzierung der Kundschaft nach Zielgruppen vonnöten.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 63<br />

Business to<br />

Business,...<br />

Business to<br />

Consumer<br />

Geschäftskunden<br />

70 %<br />

Privatkunden<br />

17 %<br />

Eine erste wichtige Differenzierung der informationswirtschaftlichen<br />

Kundschaft ist die zwischen Business-to-Business- und Business-to-<br />

Consumer-Bereich oder zwischen Geschäfts- und Privatkunden.<br />

Gegenüber diesen Zielgruppen haben sich seit längerem deutlich<br />

unterschiedliche Strategien und Maßnahmen duchgesetzt. Beispielsweise<br />

werden Konsumenten in der Werbung emotionaler als Geschäftskunden<br />

angesprochen.<br />

Die informationswirtschaftlichen Experten sahen ihre Geschäftskundschaft<br />

als wesentlich wichtiger als ihre Privatkundschaft an. So waren über 70 %<br />

aller Nennungen der Geschäftskundschaft zuzuordnen, während lediglich<br />

17 % aller Kunden auf die Privatkundschaft entfielen.<br />

Demnach ist die Informationswirtschaft vorrangig eine B2B-Branche.<br />

Unabhängig vom Marketing kommt die Dominanz des B2B-Bereiches<br />

auch darin zum Ausdruck, dass dieser vorrangig die Entwicklung der<br />

gesamten Branche bestimmt (zur möglichen Ausnahme der „Mobilkommunikation“<br />

siehe Kapitel 19).<br />

(10) Die Privatkundschaft erwies sich in den Augen der befragten<br />

Experten als wesentlich homogener als die Geschäftskundschaft. Das<br />

wird daran deutlich, dass im Bereich der Privatkundschaft lediglich 48 %<br />

der Nennungen weiter konkretisiert wurden. Im Bereich der<br />

Geschäftskundschaft beträgt der entsprechende Anteil hingegen 74 %.<br />

Allgemeine<br />

Nennungen<br />

einschließlich<br />

B2B und B2C<br />

29 %<br />

(11) Die Experten gingen vorrangig auf konkretere Gruppen unterhalb der<br />

Abstraktionsebene nicht nur von „Kunden“, sondern auch von „B2B“,<br />

„Business“ sowie „Bürger, Consumer, Endverbraucher und B2C“ ein. So<br />

wurden nach 55 % aller Nennungen konkretere Kundengruppen genannt,<br />

während auf die allgemeineren Nennungen einschließlich B2B und B2C<br />

ein Anteil von 29 % entfiel.<br />

Konkretere<br />

Nennungen<br />

58 %<br />

Pirvatkundschaft<br />

homogener<br />

als<br />

Geschäftskundschaft<br />

Differenzierungskritieren<br />

...<br />

... innerhalb<br />

von B2B und<br />

B2C<br />

Jugendliche,<br />

Schüler,<br />

Studierende<br />

Daneben<br />

50+, ältere<br />

Menschen<br />

(12) Die Kriterien, die die Experten heranzogen, um ihre Kundschaft nach<br />

Zielgruppen zu differenzieren, sind im Einzelnen:<br />

• innerhalb des B2B-Bereiches: Branchen, Unternehmensgrößen,<br />

Unternehmensalter, unternehmensintern ausgeübte Funktionen sowie<br />

Neu-, Bestands- und potenzielle Kunden;<br />

• innerhalb des B2C-Bereiches: vor allem das Lebensalter.<br />

(13) Soweit innerhalb der Privatkundschaft Zielgruppen gebildet wurden,<br />

waren dies vor allem „Jugendliche, Schüler und Studierende“. Diese<br />

vereinigten 69 % aller Nennungen zu konkreten Konsumentengruppen auf<br />

sich.<br />

Als weitere Lebensaltersgruppe wurden „50+“ und „ältere Menschen“<br />

genannt (23 % aller Nennungen zu konkreten Konsumentengruppen).<br />

Hinzu kam eine Nennung zugunsten der „Genussorientierten“.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 64<br />

Jugend als<br />

Trendsetter<br />

(14) Die Dominanz junger Lebensaltersgruppen könnte überraschen, da<br />

informationswirtschaftliche Konsumgüter <strong>bei</strong> allem Preisverfall nicht immer<br />

die billigsten sind und junge Menschen im Regelfall nicht über eine<br />

besondere Kaufkraft verfügen.<br />

Vertrieb<br />

„jugendlicher<br />

Lebenswelten“<br />

Die „nichtangesprochenen“<br />

mittleren<br />

Altersgruppen<br />

Entdeckung<br />

der Senioren<br />

Allerdings übernehmen Jugendliche <strong>bei</strong>spielsweise als „Early Adopters“<br />

trendsetzende Funktionen, indem sie sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt<br />

für neue Produktbereiche, Produkte und Funktionen begeistern. Wichtiger<br />

dürfte hingegen ein, dass auch ältere Zielgruppen mit einer höheren<br />

Kaufkraft mit einer nur scheinbar an Jugendliche gerichteten Werbung<br />

angesprochen werden. Letztere werden zu gewinnen versucht, indem<br />

ihnen gemeinsam mit der Produktwerbung eine Lebenswelt mit<br />

hedonistischen und genussorientierten Werten vermittelt und ihnen<br />

darüber hinaus ein „Stück Jugend“ versprochen wird. Dieser „große Bluff“<br />

funktioniert längerfristig, obgleich er von jedem durchschaut wird oder<br />

durchschaut werden kann.<br />

Wenn die Senioren in den letzten Jahren zunehmend als Zielgruppe für<br />

das Produktmarketing entdeckt wurden, so dürfte dies nicht nur mit den<br />

laufenden demografischen Verschiebungen zusammenhängen, sondern<br />

auch damit, dass man ab einem bestimmten Lebensalter leicht lächerlich<br />

wirkt, wenn man sich allzusehr mit Jugend identifiziert und sie nachzuahmen<br />

sucht.<br />

Differenzierungen<br />

der Geschäftskundschaft<br />

Funktionen<br />

21 – 27 %<br />

Branchen<br />

17 %<br />

(15) Die Differenzierungen der Geschäftskundschaft nach verschiedenen<br />

Kriterien führten zu der folgenden Verteilung:<br />

• Differenzierung nach unternehmensintern ausgeübten Funktionen mit<br />

einem Anteil von 27 % an allen Nennungen beziehungsweise von 21<br />

%, wenn man die ar<strong>bei</strong>tgeber- und ar<strong>bei</strong>tnehmerbezogenen sowie<br />

anlegerbezogenen Zielgruppen außen vorlässt;<br />

• Differenzierung nach Branchen mit einem Anteil von 17 %;<br />

• Differenzierung nach Unternehmensgrößen und Unternehmensalter<br />

mit einem Anteil von 7 %;<br />

• Differenzierung nach Neu- und potenziellen Kunden mit einem Anteil<br />

von 3 % sowie<br />

• Differenzierung nach ausländischen Kunden mit einem Anteil von 1 %.<br />

Im Folgenden werden diese Nennungen einer teils kritischen Bewertung<br />

unterzogen.<br />

Exportorientierung,<br />

...<br />

... aber kein<br />

Marketing für<br />

Auslandskunden?<br />

(16) Auslansdskunden: Zwar hat die deutsche Informationswirtschaft<br />

etwa mit Bertelsmann, Siemens, SAP und eventuell der Deutschen<br />

Telekom nur wenige große globale oder internationale Player aufzuweisen<br />

und ist sie auf allen internationalen Teilmärkten einer harten Konkurrenz<br />

meistens aus den USA und zumeist aus weiteren Ländern ausgesetzt.<br />

Siehe das vorgenommene internationale Benchmarking für die deutsche<br />

Informationswirtschaft in früheren <strong>Trendbericht</strong>en.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 65<br />

Bleiben<br />

Produktentwicklung<br />

und<br />

Vertrieb ...<br />

... auf sich<br />

selbst gestellt?<br />

Ausländische<br />

Kunden<br />

1 %<br />

Gleichwohl handelt es sich <strong>bei</strong> der deutschen Informationswirtschaft um<br />

eine exportorientierte Branche. Auslandsmärkte haben insoweit einen<br />

besonderen Marketing-Bedarf, als die vorliegenden Unterlagen für den<br />

Binnenmarkt außerhalb des deutschen Sprachraums mindestens in die<br />

englische wenn nicht zusätzlich in die jeweilige Landessprache zu<br />

übersetzen sind.<br />

In den vorangegangenen Umfragen hoben die befragten Experten<br />

wiederholt als besondere Notwendigkeit hervor, sich an die spezifischen<br />

Bedingungen eines Absatzmarktes durch ein Customization ihrer<br />

Produkte und durch eine Dezentralisierung und Internationalisierung ihres<br />

Vertriebes <strong>bei</strong>spielsweise durch das Eingehen von Allianzen mit Partnern<br />

vor Ort anzupassen.<br />

Wenn aber nur nach 1 % aller Nennungen zum informationswirtschaftlichen<br />

Marketing an die ausländischen Kunden gedacht wurde, so dürfte<br />

der Erhöhung der Anpassungsflexibilität <strong>bei</strong> Produktentwicklung und<br />

Vertrieb keine des Marketing erfolgt sein.<br />

Neu- und<br />

Bestandskunden<br />

Unterschiede<br />

zwischen<br />

ihnen ...<br />

... erfordert<br />

unterschiedliches<br />

Marketing<br />

2,5 % aller<br />

Nennungen<br />

(17) Neu- und Bestandskunden. Die unverzichtbaren Hauptaufgaben<br />

des Vertriebes bestehen darin, bestehende Kunden zu halten und neue<br />

zu gewinnen.<br />

Unterscheiden sich Neu- und Bestandskunden so sehr voneinander, dass<br />

ein unterschiedliches Herangehen von Vertrieb und Marketing erforderlich<br />

wird? Das dürfte in vielen Fällen so sein. So muss ein Kunde, der eine<br />

bestimmte Anlage, Anwendung oder Lösung erworben hat, nicht mehr –<br />

<strong>bei</strong>spielsweise durch einen Prospekt oder eine Broschüre - von deren<br />

besonderen Vorteilen überzeugt werden. Wohl aber liegt ihm daran,<br />

kontinuierlich über neue Möglichkeiten des Upgrading oder der Wartung –<br />

<strong>bei</strong>spielsweise über einen entsprechenden Newsletterdienst - informiert<br />

zu werden.<br />

Der Vertriebsmitar<strong>bei</strong>ter wird seine Herangehensweisen im persönlichen<br />

Gespräch mit dem Kunden entsprechend abwandeln. Wenn aber nur<br />

nach 2,5 % aller Nennungen auf die für die Kundenbetreuung zentrale<br />

Unterscheidung zwischen Neukunden und Bestandskunden Bezug<br />

genommen wird, so dürfte dies bedeuten, dass die informationswirtschaftlichen<br />

Unternehmen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle<br />

nicht zwischen Marketing-Maßnahmen für Neukunden und Marketing-<br />

Maßnahmen für Bestandskunden unterscheiden.<br />

Betriebsgrößenstruktur<br />

7 %<br />

(18) Großunternehmen versus kleine und mittlere Unternehmen.<br />

Nach immerhin 7 % aller Nennungen wurde seitens der befragten<br />

Experten die Unternehmensgröße, in zweiter Linie auch das<br />

Unternehmensalter als Differenzierungsmerkmal für die zu treffenden<br />

Marketing-Maßnahmen ins Spiel gebracht. Von diesen Nennungen<br />

entfielen nur 17 % auf Großunternehmen, aber 83 % auf kleine und<br />

mittlere Unternehmen (einschließlich Existenzgründungen).<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 66<br />

Kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

6 %<br />

Wird damit ausgesagt, dass das Marketing für kleine und mittlere<br />

Unternehmen in der Informationswirtschaft besonders weit entwickelt ist?<br />

Das ist nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich <strong>bei</strong> den Aussagen der<br />

Experten nach der Frageformulierung weniger um empirische als um<br />

normative Aussagen. Die kleinen und mittleren Unternehmen sind nicht<br />

eine bevorzugte Zielgruppe für das informationswirtschaftliche Marketing,<br />

vielmehr sollte im Marketing mehr für sie getan werden. Zum Beispiel:<br />

„Effizienzsteigerung plausibel machen, spezifische Kampagnen für<br />

Mittelstandsunternehmen, spezifische Ansprache für kleine und Kleinstunternehmen<br />

(Small office/Home office).“<br />

Spezielles<br />

Marketing für<br />

KMUs wäre<br />

sinnvoll ...<br />

... und<br />

machbar<br />

Die Realität dürfte in informationswirtschaftlichen Unternehmen typischerweise<br />

so aussehen, dass in den Marketing-Unterlagen nicht nach der<br />

Betriebsgröße unterschieden und dass auch <strong>bei</strong> der Erar<strong>bei</strong>tung eines<br />

Konzeptes nicht an eine solche Differenzierung gedacht wird. In<br />

Großunternehmen würden aber auch stark technisch orientierte Materialien<br />

zumindest von einem Teil der Ansprechpartner verstanden, da hier<br />

informationswirtschaftliche Professionals (teilweise) zu informationswirtschaftlichen<br />

Professionals sprechen. Solches lässt sich für mittelständische<br />

Unternehmen, wo die Wahrnehmung aller unternehmerischen<br />

Aufgaben womöglich in einer Hand vereinigt ist, nicht voraussetzen.<br />

Eine weitere Möglichkeit, auf die besonderen Informationsbedarfe der<br />

mittelständischen Wirtschaft einzugehen, besteht darin, Anwender<strong>bei</strong>spiele<br />

und Fallstudien aus der mittelständischen Wirtschaft zu<br />

sammeln. Diese, in geeigneter Weise recherchiert und beschrieben,<br />

gehen auch auf alle spezifischen Zusammenhänge und Probleme der<br />

mitttelständischen Wirtschaft ein, soweit sie für die zur Erörterung<br />

stehenden Anwendung relevant sind.<br />

Kein gesondertes<br />

Marketing<br />

für Existenzgründer<br />

Es sei denn,<br />

man produziert<br />

speziell für sie.<br />

(19) Existenzgründungen. Gelegentlich wurde von den befragten<br />

Experten die Zielgruppe „Existenzgründer“ genannt. Für diese ist<br />

allerdings kein Defizit informationswirtschaftlichen Marketing festzustellen.<br />

Denn diese Gruppe ist zu klein und entweder von den kleinen und<br />

mittleren Unternehmen oder aber von semi-privaten Zusammenhängen,<br />

aus denen ihre Mitglieder herauswachsen wollen, nicht verschieden<br />

genug, um ein gesondertes Marketing zu rechtfertigen. Auch sind die hier<br />

zu erzielenden Umsätze vergleichsweise bescheiden.<br />

Allerdings kann es aus einer einzelwirtschaftlichen Sinn sinnvoll sein, sich<br />

speziell der Zielgruppe „Existenzgründungen“ mit einem besonderen<br />

Dienstleistungsangebot <strong>bei</strong>spielsweise im Beratungsbereich anzunehmen<br />

und damit verbunden ein Marketing speziell für diese Zielgruppe zu<br />

entwickeln.<br />

Unternehmensinterne<br />

Funktionen<br />

17 %<br />

(20) Marketing nach unternehmensinternen Funktionen. Differenzierungsmöglichkeiten<br />

des Marketing werden vorzugsweise nach Branchen<br />

diskutiert. Demnach wäre für diese Umfrage vorzugsweise eine Unterteilung<br />

der Marketing-Zielgruppen nach Branchen zu erwarten gewesen.<br />

Solche Unterteilungen wurden auch vorgenommen. Sie erreichten einen<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 67<br />

Solche Unterteilungen wurden auch vorgenommen. Sie erreichten einen<br />

Anteil an allen Nennungen von 17 %.<br />

Demgegenüber kam die Differenzierung der Kundschaft nach unternehmensinternen<br />

Funktionen zu einem Anteil von 27 % an allen Nennungen.<br />

Anbieter muss<br />

im Unternehmen<br />

...<br />

... mindestens<br />

drei Gruppen<br />

überzeugen<br />

Management,<br />

Techniker,<br />

Fachreferenten<br />

Alle Gruppen<br />

...<br />

... mit Vetomacht<br />

ausgestattet?<br />

Die unterschiedlichen<br />

Perspektiven<br />

im Anwenderunternehmen<br />

Funktionsbezogenes<br />

Marketing auf<br />

der Umsetzungsebene<br />

Mit den Nennungen unternehmensinterner Funktionen trugen die befragten<br />

Experten insoweit einer Besonderheit informationswirtschaftlicher<br />

Produkte und Dienste Rechnung, als die Anbieter <strong>bei</strong>spielsweise für den<br />

Verkauf einer größeren informations- und kommunikationstechnischen<br />

Anwendung mit ihrem vergleichsweise hohen Graden an Komplexitiät und<br />

kontinuierlichen Weiterentwicklungsmöglich-keiten nicht einen Kunden<br />

oder eine homogene Gruppe überzeugen müssen, sondern vorzugsweise<br />

drei Gruppen. Im Einzelnen handelt es sich da<strong>bei</strong> um<br />

• das Management, das über die „Budgethoheit“ verfügt und letztlich<br />

über den Kauf einer größerer Anwendung entscheidet;<br />

• die Techniker oder informationstechnischen Professionals, die mit<br />

dem Anbieter die Einzelheiten der zu liefernden Anwendung erörtern<br />

und festlegen sowie<br />

• die Fachleute oder Fachreferenten, denen die neue Anwendung<br />

helfen soll, ihre Aufgaben besser als bisher zu erfüllen.<br />

Nicht selten dürfte jede dieser Gruppen im Anwenderunternehmen über<br />

„Vetomacht“ verfügen, so dass die Anlage gegen ihren ausdrücklichen<br />

Willen nicht angeschafft würde. Gleichzeitig sind sie heterogen in dem<br />

Sinne, dass die Vertriebsmitar<strong>bei</strong>ter des Anbieters sie mit unterschiedlichen<br />

Argumenten überzeugen muss, es sei denn, ein „Innovator“<br />

innerhalb des Anwenderunternehmens nähme dem Anbieter diese Ar<strong>bei</strong>t<br />

ab.<br />

Beispielsweise würde sich das Management durch eine Darstellung<br />

angesprochen fühlen, in der die Verbindung der Anwendung zu den<br />

Unternehmenszielen hergestellt und ihr Nutzen <strong>bei</strong>spielsweise in der<br />

Form von Kostensenkungen quantifiziert wird. Der informationswirtschaftliche<br />

Professional wird nach technischen Spezifikationen und<br />

Leistungsdaten suchen, während die „Fachleute, Endanwender und<br />

Endnutzer“ zu überzeugen sind, indem eine eindeutige Verbesserung<br />

ihrer Ar<strong>bei</strong>tsvollzüge und Leistungsmöglichkeiten, also der konkrete<br />

Nutzen oder „Mehrwert“ einer Anwendung in den Ar<strong>bei</strong>tsabläufen,<br />

nachgewiesen wird.<br />

Ist es möglich, geeignete Differenzierungen des eigenen Marketing für<br />

einen Vertragsabschluss nach drei Zielgruppen vorzunehmen?<br />

Wohl ist es wenig sinnvoll, die genannten drei Gruppen über drei<br />

verschiedene „Informationspakete“ anzusprechen, da die Einheitlichkeit<br />

des Verkaufsprozesses gewahrt bleiben muss und eine Übereignung<br />

unterschiedlicher Informationsmaterialien Misstrauen im Anwenderunternehmen<br />

auslösen würde. Allerdings ist sehr wohl möglich, die<br />

unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb eines „Informationspaketes“<br />

anzusprechen und auf verschiedenen Seiten abzuhandeln. Auch würde<br />

sich niemand im Anwenderunternehmen irritiert zeigen, wenn ein Kapitel<br />

der Publikation <strong>bei</strong>spielsweise mit der Überschrift „Das interessiert<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 68<br />

der Publikation <strong>bei</strong>spielsweise mit der Überschrift „Das interessiert<br />

besonders das Management“ begänne.<br />

19 % aller<br />

Nennungen<br />

Nach den vorliegenden Ergebnissen sind 19 % aller Nennungen und 72 %<br />

der Nennungen zu funktionsbezogenen Differenzierungen dem obigen<br />

Modell zuzuordnen. Für die befragten Experten ist es demnach sehr<br />

relevant.<br />

Dennoch dürfte der informationswirtschaftliche Vertrieb in seinen Bemühungen,<br />

die unterschiedlichen Gruppen im Anwenderunternehmen zu<br />

überzeugen, derzeit weitgehend vom Marketing alleingelassen werden.<br />

Marketing<br />

nach Branchen<br />

17 %<br />

(21) Marketing nach Branchen. Die Vielfalt und Heterogenität der<br />

informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen kam auch in den<br />

entsprechenden Nennungen der Experten zum Ausdruck.<br />

Die besondere potenzielle Bedeutung der Anwenderbranche „Öffentliche<br />

Hand“ wird daran deutlich, dass sie häufiger als jede andere „Branche“<br />

genannt wurde, die „Industrie, Infrastruktur“ ausgenommen. Allerdings<br />

wurde der „Öffentliche Bereich“ – womöglich eine Folge mittlerweile<br />

eingetretener Enttäuschungen – nie an die erste Stelle der Nennungen<br />

gesetzt.<br />

Auch<br />

branchenspezifisches<br />

Marketing<br />

dürften selten<br />

sein.<br />

Marketing der<br />

Unternehmen<br />

lässt sich nach<br />

Trägern<br />

zusammenfassend<br />

erörtern<br />

Aber<br />

Ausnahmebereiche<br />

der<br />

Bildung und<br />

Forschung<br />

Auch für das informationswirtschaftliche Marketing nach Branchen dürfen<br />

Defizite vemutet werden, da die befragten Experten zwar verschiedene<br />

Branchen als Zielgruppe nannten, den einzelnen Branchen aber kaum<br />

Maßnahmen zuordneten, die für diese spezifisch gewesen wären.<br />

(22) Sollte nach den vorliegenden Ergebnissen zwischen den<br />

verschiedenen Trägern des informationswirtschaftlichen Marketing<br />

unterschieden werden?<br />

Die befragten Experten aus den Unternehmungen gingen nur selten auf<br />

Spezifika ihrer eigenen informationswirtschaftlichen Teilbranche<br />

(insbesondere deren Produkte und Dienstleistungen) ein.<br />

Eine Ausnahme von dieser Regel stellten die Repräsentanten aus Lehre<br />

und Forschung dar. Diese nahmen fast immer auf die Besonderheiten<br />

ihrer Einrichtungen und Probleme Bezug, die speziell für ihre Einrichtung<br />

gelten. Ausdrücklich wurde auf „Aus-, Fort- und Weiterbildung – Werbung<br />

für Studiengänge und Universitäten“ nach 5 % aller Nennungen und auf<br />

„Forschungs-marketing“ nach 3 % aller Nennungen eingegangen.<br />

Besondere<br />

Probleme<br />

eines Hochschulmarketing,<br />

....<br />

(23) Eine besondere „Dringlichkeit“ des Hochschul- oder Bildungs- und<br />

Forschungsmarketing hatte sich auch in den Ergebnissen zur Frage<br />

„Dringlichkeit des informationswirtschaftlichen Marketing“ ergeben. Für<br />

diesen sehr speziellen Bereich bestehen aus Marketing-Sicht sowohl<br />

besondere Gefahren und Probleme als auch besondere Chancen:<br />

• Die Märkte für Bildungs- und Forschungsleistungen sind in großen<br />

Teilen intransparent. Die Versuche, hier Rankings einzuführen, sind<br />

im Grundsatz zu begrüßen. Allerdings haben die entsprechenden<br />

Versuche mit großen methodologischen Problemen zu kämpfen. So<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 69<br />

Versuche mit großen methodologischen Problemen zu kämpfen. So<br />

sind komplexe Güter wie „Bildungs- und Forschungsleistungen“ kaum<br />

miteinander zu vergleichen.<br />

• Vor allem die Konsolidierungskrise der öffentlichen Haushalte, aber<br />

auch die zögerliche Haltung der Privatwirtschaft im wirtschaftlichen<br />

Abschwung hat zu bedeutenden finanziellen Problemen in Bildungsund<br />

Forschungseinrichtungen geführt.<br />

• Insbesondere die öffentlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen<br />

ar<strong>bei</strong>ten unter schwierigen institutionellen und administrativen<br />

Rahmenbedingungen. Von den befragten Experten werden ihnen und<br />

den für sie zuständigen politischen Instanzen daher Jahr für Jahr<br />

„strukturelle Reformen“ abverlangt. Soweit „strukturelle Reformen“<br />

etwa an den Universitäten in Gang gebracht wurden, sind diese heftig<br />

umstritten.<br />

• Wenn schon die Produkte und Dienste der Informationswirtschaft<br />

erklärungsbedürftig sind und zu Besonderheiten im Marketing führen<br />

sollten, die Bildungs- und Forschungsleistungen der Hochschulen sind<br />

weitaus erklärungsbedürftiger, es sei denn, man wollte sich mit<br />

überaus allgemeinen Aussagen wie „Wir machen Innovationen<br />

möglich“ begnügen.<br />

• Zielgruppen eines Hochschulmarketing müsste in erster Linie die<br />

Politik und Administration als die <strong>bei</strong> weitem größten Geldgeber der<br />

öffentlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen sein. Für diese<br />

Zielgruppe gibt es jedoch kaum Beispiele für Marketing, geschweige<br />

für ein erfolgreiches Marketing, auf dem sich aufbauen ließe.<br />

• Noch liegen generelle Beispiele für ein erfolgreiches und Erfolg<br />

versprechendes Hochschulmarketing vor.<br />

• Versuche zu einem Hochschulmarketing werden durch die administrativen<br />

Regelwerke behindert.<br />

Auch in den Ergebnissen dieser Umfrage befinden wir uns vorwiegend in<br />

Bereichen normativer Aussagen („was man tun müsste“).<br />

... aber auch<br />

besondere<br />

Chancen, ...<br />

(24) Auf der anderen Seite besteht für ein Bildungs- und Forschungsmarketing<br />

auch besondere Chancen:<br />

• Die Leistungen oder mindestens die Leistungsmöglichkeiten der<br />

Bildungs- und Forschungseinrichtungen und deren besondere<br />

Bedeutung für die weitere Entwicklung der eigenen Branche und<br />

darüber hinaus sind innerhalb der Informationswirtschaft unbestritten.<br />

• In mehreren Umfragen zu den <strong>Trendbericht</strong>en stimmten die Experten<br />

Ausgabenerhöhungen der öffentlichen Hand für Bildungs- und<br />

Forschungseinrichtungen implizit und zum Teil ausdrücklich zu<br />

(vorausgesetzt, deren „strukturelle Probleme“ würden gelöst). Es<br />

dürfte sich ein weitgehender Konsens zu der folgenden Aussage<br />

herstellen lassen: „Im Bildungs- und Forschungsbereich wird über<br />

unsere Zukunft (einschließlich unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit)<br />

entschieden.“ Als gleichrangige wichtige politische Aufgabe<br />

wie Bildungs- und Forschungspolitk wurde allenfalls die Ordnungsund<br />

Deregulierungspolitik aufgefasst.<br />

• Die Kooperationspotenziale zwischen Informationswirtschaft und<br />

öffentlicher Bildung und Forschung sind <strong>bei</strong> weitem nicht<br />

ausgeschöpft. So wurde von den befragten Experten kontinuierlich<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 70<br />

ausgeschöpft. So wurde von den befragten Experten kontinuierlich<br />

eine Verbesserung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Ausbildungseinrichtungen<br />

und Wirtschaft verlangt.<br />

• Es gibt attraktive Studiengänge und Spitzenforschung in Deutschland.<br />

Beim Hochschulmarketing kann darauf Bezug genommen werden.<br />

• Darüber hinaus müsste das an diesen Einrichtungen tätige<br />

hochqualifizierte Personal in der Lage sein, anspruchsvolle Vorgaben<br />

für ein eigenes Marketing professionell umzusetzen, dies <strong>bei</strong>spielsweise<br />

im Zusammenwirken mit Marketinginstituten an den eigenen<br />

Einrichtungen.<br />

Private Weiterbildungsanbieter<br />

(25) Unter den Weiterbildungsdienstleistern zeigten sich besonders die<br />

privaten Anbieter marketingbewusst, indem sie zum Beispiel ihre<br />

überlegene Flexibilität gegenüber Hochschuladministrationen hervorhoben:<br />

„Trainingsbedarf herausstellen. Vorteile kleinerer Dienstleister betonen,<br />

die keinen Verwaltungswasserkopf aufweisen.“<br />

Nutzen für<br />

Unternehmen<br />

Neue Studiengänge<br />

erklären<br />

Befürworter eines Hochschulmarketing hatten die Zielgruppen<br />

Unternehmen und Studierende, nicht die Hochschulpolitik im Auge. Da<strong>bei</strong><br />

fragt es sich, ob Maßnahmen zur besseren Informierung der Studenten<br />

und womöglich gar eine Verbesserung der verwaltungsbezogenen<br />

Kommunikation zwischen Studierenden und Hochschule unter Marketing<br />

fallen sollten. Ein Experte kam auf die Idee, die Ar<strong>bei</strong>ten der Studierenden<br />

mit zu vermarkten. Das dürfte allerdings eine heroische Idee sein. Zum<br />

Beispiel:<br />

„Bedeutung von Aus- und Weiterbildung für Unternehmen hervorheben.“<br />

„Erklären der neuen Bologna-Studiengänge; Wegfall der Diplome;<br />

moderne Bachelorstudiengänge entwickeln und die Vorteile den Leuten<br />

dazu darlegen.“<br />

„Informationen über Studium, Berufsfelder u.ä. (wird schon weitgehend<br />

realisiert).“<br />

Die Studenten<br />

im Blick<br />

„Besser in allen administrativen Dingen unterstützen - aber Verschulung<br />

vermeiden, eher Prozesse verbessern (Online-Einschreiben, Rückmelden,<br />

Prüfungen anmelden, etc.) ... Die Ar<strong>bei</strong>t der Studenten besser<br />

publizistisch unterstützen, sie bekannt machen.“<br />

Weiteres Ausund<br />

Weiterbildungsmarketing<br />

Forschungsmarketing<br />

(26) Mit den sechs Nennungen zum Forschungsmarketing wurde eine<br />

größere Zahl an Zielgruppen genannt. Das waren im Einzelnen<br />

Forschungsförderpolitiker, Entscheider über Gelder für Auftragsforschung,<br />

potenzielle Auftraggeber unter anderem im KMU-Bereich, aber auch<br />

andere Forscher sowie die allgemeine Öffentlichkeit. Auch wurden die<br />

Zielgruppen sowie die anzustrebenden Ziele (Akquisition zusätzlicher<br />

Forschungsmittel, Einwerbung hochklassiger Forscher, Steigerung der<br />

Reputation der eigenen Einrichtung) und die einzusetzenden Maßnahmen<br />

(Herstellung von Transparenz über Forschungsmöglichkeiten und Möglichkeiten<br />

der Auftragsforschung, Imagewerbung) vergleichsweise präzise<br />

„herausgear<strong>bei</strong>tet“.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 71<br />

„herausgear<strong>bei</strong>tet“.<br />

Allerdings dachten die Forscher nur daran, die Einwerbung zusätzlicher<br />

Mittel, nicht jedoch die Sicherung des Basisbudgets für Lehre und<br />

Forschung zum Gegenstand des eigenen Marketing zu machen. Damit<br />

lässt sich fragen, ob die richtigen Prioritäten gesetzt wurden.<br />

Die Nennungen zum Forschungmarketing lauten im Einzelnen:<br />

Einwerbung<br />

zusätzlicher<br />

Forschungsgelder<br />

Hochklassige<br />

Forscher<br />

gewinnen<br />

„Forderung und Begründung größerer Eigenständigkeit <strong>bei</strong> Fördermitteln.“<br />

„Forschungs- und Entwicklungszusammenar<strong>bei</strong>t <strong>bei</strong> Diensten, Produkten<br />

und Verfahren.“<br />

„Forschern (vor allem ausländischen) die Hochschule attraktiver machen,<br />

mehr Informationen bereitstellen (Forschungsdatenbank).“<br />

„Für höhere Reputation der Wissenschaft werben.“<br />

Auch KMUs<br />

können<br />

Kunden sein.<br />

„Zweischneidiges Schwert der Auftragsforschung entschärfen.“<br />

„Diese Gruppe sollte gezielt informiert werden (KMU etc), welche<br />

Möglichkeiten sich an F & E an den Hochschulen ergeben. Noch heute zu<br />

sehr auf persönliche Bekanntschaften gestützt.“<br />

Maßnahmen<br />

speziell für<br />

bestimmte<br />

Zielgruppen ...<br />

... praktisch<br />

nicht genannt<br />

(27) Wurden die Handlungsbedarfe des Marketing so spezifisch<br />

dargestellt, dass diese nur für bestimmte und nicht für andere Zielgruppen<br />

gelten konnten? Dies war praktisch so gut wie nie der Fall, wenn man von<br />

der Gruppe „Öffentliche Forschungs- und Bildungseinrichtungen“ absieht.<br />

Dies lässt sich als zusätzlicher Beleg für eine mangelnde Zielgruppenorientierung<br />

des informationswirtschaftlichen Marketing auf der<br />

Umsetzungsebene sehen.<br />

Ergebnisse<br />

zum<br />

Handlungsbedarf<br />

Zielgruppenorientierung<br />

hat sich durchgesetzt,<br />

...<br />

... aber nur<br />

prinzipiell<br />

Selbstverständliche<br />

Ziele ...<br />

... erst gar<br />

nicht angesprochen?<br />

(28) Zentrale Ergebnisse zu den Nennungen zum „Handlungsbedarf<br />

Marketing“ lauten:<br />

(a) In 8 % aller Nennungen wurde ausdrücklich die besondere Bedeutung<br />

der Zielgruppenorientierung im Marketing betont. Vereinzelt wurde auf die<br />

Möglichkeit verwiesen, neue Kundengruppen über ein zielgruppenorientiertes<br />

Marketing zu gewinnen. Wenn demnach das informationswirtschaftliche<br />

Marketing bedeutende Defizite aufweist, so liegt dies nicht<br />

an einem mangelnden „Zielgruppenbewusstsein“. Vielmehr besteht der<br />

Fehler darin, aus diesem Bewusstsein für die Umsetzungs-ebene nicht die<br />

richtigen Schlussfolgerungen gezogen zu haben.<br />

(b) In 4 % aller Nennungen wurden Ziele des Marketing konkretisiert.<br />

Da<strong>bei</strong> war es den befragten Experten anscheinend zu dumm, well<br />

selbstverständlich, auf die verkaufsfördernden und verrtriebsunterstützenden<br />

Ziele des Marketing einzugehen. Stattdessen wurde von<br />

Imagewerbung, Schaffung von Awareness und in einem Fall sogar von<br />

der Funktion des Marketing als „Aufklärung und Gesellschaftskritik“<br />

gesprochen. In der Praxis des Marketing könnte es sinnvoll sein, die<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 72<br />

gesprochen. In der Praxis des Marketing könnte es sinnvoll sein, die<br />

verkaufsfördernden und vertriebsunterstützenden Aufgaben des<br />

Marketing stärker zu betonen und das „Selbstverständliche“ zum unverrückbaren<br />

Bezugspunkt aller Maßnahmen zu machen.<br />

Klarheit,<br />

Verständlichkeit,<br />

Einfachheit<br />

Interdependenzen<br />

mit<br />

Produkten<br />

und Diensten<br />

35 %<br />

Inhaltliche<br />

Positonierungen<br />

Besondere<br />

Bedeutung der<br />

Bedarfs-,<br />

Kunden- und<br />

Nutzerorientierung<br />

22 %<br />

Instrumente<br />

des Marketing<br />

(c) Bei den „grundlegenden Anforderungen“ bzw. den „Gestaltungsprinzipien“<br />

für das Marketing (6 % der zusätzlichen Kommentare) kehrten<br />

Nennungen wieder, wie sie sich auch in der „Anforderungsliste an das<br />

Marketing“ im 9. Kapitel finden. Vor allem wurde die Notwendigkeit<br />

hervorgehoben, Marketingprodukte klar, verständlich und einfach zu<br />

formulieren. Aber auch eine weitergehende Verbreitung von<br />

„Agenturtugenden“ – „mehr Werbung“, „mehr Kreativität“, „mehr Tempo“<br />

und „mehr Flexibilität“ – wurde empfohlen.<br />

(d) In 13 % aller Nennungen wurde auf die bestehenden Interdependenzen<br />

zwischen Marketing einerseits und den zu bewerbenden<br />

Produkten und Diensten bzw. auf innerorganisatorische Vorausssetzungen<br />

des Marketing hingewiesen. In 2 % der Kommentare wurde<br />

darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, Marketing kontinuierlich und mit<br />

langem Atem zu betreiben und so dauerhaft präsent zu sein.<br />

(e) In mehr als in jeder dritten Nennung (35 %) wurde auf inhaltliche<br />

Positionierungen <strong>bei</strong> der Gestaltung von Marketing-Materialien eingegangen.<br />

Allein 11 % der Nennungen galten der Darstellung einer<br />

besonderen Bedarfs-, Kunden- und Nutzerorientierung des Anbieters bzw.<br />

seiner Produkte und Dienste (einschließlich Eingehen auf Best Practice,<br />

Erfolgsgeschichten und Customization). Dieser Anteil erhöhte sich auf 14<br />

%, wenn man „Anwendungs<strong>bei</strong>spiele“ sowie „Produkte und Dienste in<br />

Aktion“ hinzunähme. Eine besondere „Nutzenorientierung“ statt „Nutzerorientierung“<br />

(„Chancen und Potenziale aufzeigen“) wurde in 5 % aller<br />

Nennungen als notwendig angesehen.<br />

Weitere inhaltliche Positionierungen lauteten: die gesamte Positionierung<br />

des Unternehmens und seine Stellung am Markt darstellen (3 % aller<br />

Nennungen) – Betonung des Informationsgehaltes von Aussagen,<br />

„interessante und umfassende Inhalte“ liefern (3 %) – Themen wie zum<br />

Beispiel Konvergenz, Möglichkeiten der Technik allgemein und IT-<br />

Outsourcing kommunizieren (2 %) – Notwendigkeit und Möglichkeit der<br />

Vermarktung von Informationen (3 %) – „Preispolitik, Preistransparenz,<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis“ (2 %).<br />

(f) Die Experten gingen in 22 % ihrer Nennungen auf die Instrumente des<br />

Marketing ein. Da<strong>bei</strong> betonten sie in 10 % ihrer Kommentare die<br />

besondere Bedeutung einer Einbeziehung der Elektronischen Medien in<br />

das Marketing und gingen sie in 7 % auf die Bedeutung persönlicher<br />

Kontakte zum Kunden etwa auf Veranstaltungen ein.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 73<br />

(29) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Resultaten:<br />

Zielgruppenorientierung<br />

hat sich<br />

durchgesetzt<br />

Probleme auf<br />

der Umsetzungsebene<br />

Vernachlässigte<br />

Zielgruippen<br />

...<br />

...von zentraler<br />

Bedeutung<br />

In Anwenderunternehmen<br />

sind drei<br />

Gruppen zu<br />

überzeugen<br />

Vertriebsunterstützung<br />

als<br />

unverrückbarer<br />

Bezugspunkt<br />

Zielgruppen<br />

außerhalb des<br />

konventionellen<br />

Marketing<br />

• Zielgruppenorientierung hat sich im informationswirtschaftlichen<br />

Marketing nicht nur durchgesetzt. Sie ist selbstverständlich geworden.<br />

• Die Defizite des informationswirtschaftlichen Marketing bestehen vor<br />

allem darin, aus der bestehenden Zielgruppenorientierung die richtigen<br />

Konsequenzen auf der Umsetzungsebene zu ziehen.<br />

• Wichtige Zielgruppen, denen zum Teil weit mehr als bisher spezifische<br />

Maßnahmen gelten sollten, sind<br />

- Auslandskunden;<br />

- Neukunden und oder Bestandskunden;<br />

- kleine und mittlere Unternehmungen, nicht aber<br />

Existenzgründungen, und<br />

- eventuell auch: Branchen (Beispiel für eine mögliche Differenzierung:<br />

privater und öffentlicher Bereich).<br />

• Für den Vertrieb zumindest größerer informationswirtschaftlicher<br />

Produkte/Dienste gilt, dass in den Anwenderunternehmen drei<br />

Gruppen, nämlich das Management, die Techniker und die<br />

Fachreferenten mit unterschiedlichen Argumenten überzeugt werden<br />

müssen. Dieser Tatbestand gehört zwar zum vertrieblichen Allgemeinwissen.<br />

Er hat aber bislang im Marketing nicht zu geeigneten<br />

Konsequenzen geführt.<br />

• Marketing dient dem Verkauf von Produkten und Diensten und hat den<br />

Vertrieb zu unterstützen. So trivial diese Aussagen erscheinen, sie<br />

sind es dennoch wert, in der informationswirtschaftlichen Marketing-<br />

Praxis häufiger ausgesprochen zu werden und als unverrückbarer<br />

Bezugspunkt für die einzelnen Maßnahmen zu dienen.<br />

• Allerdings gibt es auch ein – wenngleich im Regelfall nachgeordnetes<br />

– Marketing, das nicht direkt der Vertriebsunterstützung dient. Hier<br />

sind vor allem an Zielgruppen zu nennen:<br />

- Anleger auch außerhalb des etablierten Investor Relations-<br />

Bereiches (dies auch angesichts der teilweise fehlgeschlagenen<br />

Kooperationsbeziehungen zwischen Anbietern und Anlegern in der<br />

„Krise der New Economy“);<br />

- ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitische Gruppen wie die derzeitige Belegschaft sowie<br />

High Potentials, die rekrutiert werden sollen;<br />

- Partner und Lieferanten sowie<br />

- die Politik beziehungsweise der gesamte öffentliche Bereich.<br />

Professionalisierungsbedarf<br />

• Für diese Gruppen dürften die Erfahrungen aus dem konventionellen<br />

Marketing (mit teilweiser Ausnahme des Image-Marketing) nicht<br />

übertragbar sein und dürfte hier ein bedeutender Professionalisierungsbedarf<br />

bestehen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Unternehmensstrategien 74<br />

Öffentliche<br />

Forschungsund<br />

Bildungseinrichtungen<br />

• Für öffentliche Forschungs- und Bildungseinrichtungen besteht eine<br />

besondere Notwendigkeit verbunden mit besonderen Problemen und<br />

Chancen, ins Marketing einzusteigen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 75<br />

Themenschwerpunkt IV:<br />

Qualifizierungsstrategien<br />

11. Qualifikationserwerb<br />

11.1 Die Frage<br />

„Im „Qualifikationserwerb“ hat es in letzter Zeit <strong>bei</strong> einzelnen Maßnahmen eine eindeutige<br />

Verbesserung (Verschlechterung) gegeben bzw. eine solche Verbesserung (Verschlechterung)<br />

zeichnet sich eindeutig ab.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 76<br />

11.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 111<br />

Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb<br />

Nennungen<br />

insgesamt<br />

Eindeutige<br />

Verbesserung<br />

Eindeutige<br />

Verschlechterung<br />

Efifzienzindikator<br />

Qualifikationserwerb insgesamt 130 85 65,4 % 45 34,6 % 1,89<br />

Unternehmensintern –<br />

insgesamt<br />

517 294 56,9 % 223 43,1 % 1,32<br />

Rekrutierung,<br />

130 79 60,8 % 51 39,2 % 1,55<br />

Mitar<strong>bei</strong>terauswahl<br />

Eigene Aus- und Weiterbildung 133 84 63,2 % 49 36,8 % 1,71<br />

Einbeziehung von E-Learning 122 70 57,4 % 52 42,6 % 1,35<br />

Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter 124 60 48,4 % 64 51,6 % 0,94<br />

(z.B. Personalentwicklungspläne)<br />

Weitere Maßnahmen 1) 8 1 12,5 % 7 87,5 % 0,14<br />

Schulen, Berufsschulen,<br />

Hochschulen – insgesamt<br />

498 284 57,0 % 214 43,0 % 1,33<br />

Strukturelle Reformen 118 42 35,6 % 76 64,4 % 0,55<br />

Neue Ausbildungsordnungen / 121 72 59,5 % 49 40,5 % 1,47<br />

-berufe<br />

Neue Curricula / Studiengänge 130 94 72,3 % 36 27,7 % 2,61<br />

Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

119 73 61,3 % 46 38,7 % 1,59<br />

Bildungseinrichtungen / Wirtschaft<br />

Weitere Maßnahmen 2) 10 3 30,0 % 7 70,0 % 0,43<br />

Private Bildungsanbieter,<br />

z.B. private Hochschulen,<br />

Seminaranbieter<br />

Politik – Politische<br />

Rahmenbedingungen<br />

105 80 76,2 % 25 23,8% 3,20<br />

382 208 54,5 % 174 45,5 % 1,20<br />

Reform Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t 121 53 43,8 % 68 56,2 % 0,78<br />

Förderung Selbstständigkeit,<br />

124 72 58,1 % 52 41,9 % 1,38<br />

Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme<br />

Hartz IV, Agenda 2010 128 79 61,7 % 49 38,3 % 1,61<br />

Weitere Maßnahmen 3) 9 4 44,4 % 5 55,5 % 0,80<br />

N 1.632 951 58,3 % 681 41,7 % 1,40<br />

1) „Mitar<strong>bei</strong>ter als Hauptpotenzial erkennen und fördern.“ - „Schulungen.“ - „SAP-Einführung.“ -<br />

„Kaum Softskillangebote.“ - „Keine Vorausplanung möglich.“<br />

2) „Bedenkliche Entwicklung durch Fachhochschulen.“ - „Schrittweiser Prozess hin zu einer<br />

Anpassung an aktuelle Anforderungen.“ - „Studiengebühr.“ - „Den unangreifbaren Beamtenstatus<br />

von Professoren teils abschaffen.“ - „Mehr Informatik.“ - „Private Initiativen.“- „Qualität der Lehre.“ -<br />

„Keine Lehrplanänderungen.“<br />

3) „Alles, was Bundesregierung macht!“ - „Fehlende Abstufung <strong>bei</strong> Konzepten, zu hoher Anspruch.“<br />

- „Nichts Neues.“ - „Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit.“ - „Lehrstellen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 77<br />

Tabelle 112<br />

Beurteilungen der Maßnahmen zum Qualifikationserwerb:<br />

Zusätzliche Kommentare<br />

Absolut In %<br />

Eindeutige Verbesserung 4 8,7<br />

Allgemeine Verbesserung 1 2,2<br />

Rekrutierungsmöglichkeiten verbessert 1 2,2<br />

Fachhochschulen haben sich verbessert 1 2,2<br />

Hartz IV 1 2,2<br />

Ambivalente Beurteilungen – Stagnation –<br />

Keine Veränderung<br />

14 30,4<br />

Allgemein 10 21,7<br />

Unternehmensbezogene Qualifizierungsmaßnahmen 2 4,4<br />

Stagnation in den Bildungseinrichtungen 2 4,4<br />

Eindeutige Verschlechterung 28 60,9<br />

Nicht genügend Kandidaten für Einstellung 1 2,2<br />

Ar<strong>bei</strong>tgeber fahren Qualifizierungsmaßnahmen zurück – Als<br />

Erstes sparen <strong>bei</strong> der Qualifizierung – Zu wenig Investitionen in<br />

Humankapital<br />

4 8,7<br />

Sehr schlechte Schulausbildung, großer Verbesserungsbedarf 2 4,4<br />

Verfall der Bildungseinrichtungen - Überbürokratisierung 3 6,5<br />

Hochschulpersonal ohne pädagogische Eignung – an<br />

Weiterbildung nicht interessiert<br />

1 2,2<br />

Sparmaßnahmen führen zu geringerer Qualität 2 4,4<br />

Strukturelle und gesetzgeberische Reformen zwecks Standort-<br />

3 6,5<br />

und Wachstumssicherung geboten<br />

Sparender Staat – keine Hilfe von Politik zu erwarten 2 4,4<br />

Konzeptionsloser Staat, keine Impulse, Verfehlung der<br />

7 15,2<br />

Zielgruppen – „Hirnlose Reformen“ – Aktionismus –<br />

Verwässerung durch Konsensfindung und überkomplizierte<br />

Prozesse<br />

Reglementierender Staat, Überbürokratisierung 2 4,4<br />

Schlechte Stimmung 1 2,2<br />

N 46 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 78<br />

11.3 Interpretation<br />

58 % Verbesserung<br />

42 % Verschlechterung<br />

(1) Die Experten wurden gebeten, die aktuellen Veränderungen im<br />

Bereich des Qualifikationserwerbs nach einem vorgelegten Klassifikationssystems<br />

zu bewerten. Da<strong>bei</strong> sollten sie möglichst zwischen<br />

eindeutigen Verbesserungen und Verschlechterungen unterscheiden.<br />

Insgesamt wurden 1.632 Bewertungen vorgenommen. In 951 (58 %)<br />

dieser Bewertungen wurde eine eindeutige Verbesserung, in 681 (42 %)<br />

eine eindeutige Verschlechterung festgestellt. Teilt man die Anzahl der<br />

Stimmen, die von einer eindeutigen Verbesserung sprachen, durch die<br />

Anzahl der Stimmen, in denen von einer eindeutigen Verschlechterung<br />

die Rede war, so beträgt der Wert des entsprechenden „Effizienzindikators“<br />

1,40. Das ist ein positives Ergebnis.<br />

Qualifikationserwerb<br />

generell<br />

1,89<br />

Qualifikationserwerb<br />

einzelne<br />

Maßnahmen<br />

1,40<br />

(2) Die Experten sollten die aktuellen Maßnahmen zum Qualifikationserwerb<br />

sowohl generell, also ohne Bezugnahme auf konkrete<br />

Maßnahmenbereiche, als auch spezifisch, das heißt, unter Bezugnahme<br />

auf konkrete Maßnahmen und Maßnahmenbereiche, bewerten. Während<br />

der Effizienzindikator ohne Bezugnahme auf konkrete Maßnahmenbereiche<br />

auf einen Wert von 1,89 kam, betrugen die „Effizienzwerte“<br />

einzelner Maßnahmen und Maßnahmenbereiche zusammengenommen<br />

lediglich 1,40.<br />

Nimmt man an, dass in den generellen Bewertungen auch die (immer<br />

noch) gute Meinung zum Qualifikationssystem der Bundesrepublik<br />

Deutschland einfloss und in den spezifischen Bewertungen mehr den<br />

aktuellen Entwicklungen im Qualifikationssystem und darüber hinaus<br />

dem aktuellen Geschäfts- und politischen Klima Rechnung getragen<br />

wurde, so gäbe der Wert von 1,40 die aktuelle Stimmung der<br />

Informationswirtschaft in Qualifikationszusammenhängen besser wieder.<br />

Geschäftsführer<br />

sehen eher<br />

aktuelle<br />

Verbesserungen<br />

....<br />

... als Experten<br />

von anderen<br />

Hierarchieebenen.<br />

(3) Von den „Weiteren Maßnahmen“ und den „Neuen<br />

Ausbildungsordnungen/-berufen“ abgesehen kamen die Experten aus<br />

der Leitungsebene <strong>bei</strong> allen Kategorien zu teilweise deutlich optimistischeren<br />

Einschätzungen als die Experten von anderen<br />

Hierarchieebenen. Bedeutende Unterschiede ergaben sich vor allem <strong>bei</strong>:<br />

• Rekrutierung/Mitar<strong>bei</strong>terauswahl – Verbesserung: 74 % Leitungsebene,<br />

60 % Bereichsleiter-/Abteilungsleiterebene, 47 % „Weitere<br />

Funktion“;<br />

• Einbeziehung von E-Learning – Verbesserung: 67 % Leitungsebene,<br />

46 % Bereichsleiter-/Abteilungsleiterebene, 58 % „Weitere Funktion“;<br />

• Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter – Verbesserung: 64 % Leitungsebene,<br />

46 % Bereichs- und Abteilungsleiterebene, 35 % „Weitere<br />

Funktionen“;<br />

• Pirvate Bildungsanbieter - Verbesserung: 83 % Leitungsebene, 68 %<br />

Bereichsleiter- und Abteilungsleiterebene; 76 % „Weitere<br />

Funktionen“;<br />

• Förderung Selbstständigkeit, Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme – Verbesserung: 62 %<br />

Leitungsebene, 50 % Bereichsleiter- und Abteilungsleiterebene, 56 %<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 79<br />

„Weitere Funktionen“<br />

IuK und<br />

E-Commerce<br />

am optimistischsten<br />

(4) Innerhalb der Anbieterbranchen neigten die Experten aus der<br />

Informations- und Kommunikationstechnik und mit einigem Abstand „E-<br />

Commerce, Online-Werbung“ zu optimistischeren Bewertungen als die<br />

Experten aus den anderen Teilbranchen.<br />

Zusätzliche<br />

Kommentare<br />

0,14<br />

(5) Im Gegensatz zu den Ergebnissen nach dem Ankreuzverfahren<br />

standen vier positiven Bewertungen und 14 ambivalenten Einschätzungen<br />

28 Kommentare gegenüber, in denen von einer eindeutigen<br />

Verschlechterung die Rede war. Teilt man die Anzahl der positiven<br />

Bewertungen durch die Anzahl der negativen Bewertungen, so beträgt<br />

der Wert dieses „Effizienzindikators“ lediglich 0,14<br />

Damit wird das Bild einer positiven Stimmung, wie es in den<br />

Ankreuzungen zum Ausdruck kommt, durch die zusätzlichen Kommentare<br />

der Experten deutlich relativiert.<br />

Bei allgemeinen<br />

Beurteilungen ...<br />

... überwiegt<br />

eindeutig die<br />

Ambivalenz<br />

(6) Auch nahm die einzige Expertenstimme, mit der eine allgemeine<br />

Verbesserung der Situation konstatiert wurde, Einschränkungen an der<br />

eigenen Beurteilung vor:<br />

„Die Verbesserungen sind nicht immer so eindeutig, allerdings geht es in<br />

der richtigen Richtung voran.“<br />

Hingegen fielen alle anderen Kommentare zur allgemeinen Lage ambivalent<br />

aus. Darunter befanden sich Stimmen, in denen eine stagnierende<br />

Entwicklung bzw. keine Veränderung festgestellt wurde. Oder die<br />

Experten zogen sich auf fehlende Beurteilungsmöglichkeiten oder eine<br />

„metatheoretische Kritik“ zurück, nach der das vorgelegte Zweier-<br />

Beurteilungssystem („verbessert“, „verschlechtert“) nicht ausreichend<br />

war. Auch wurde insoweit Missmut geäußert, als die getroffenen<br />

Qualifizierungsmaßnahmen als nicht ausreichend beziehungsweise als<br />

zu kurzfristig angelegt erschienen. Oder es handelte sich lediglich um<br />

erste Schritte.<br />

Beispiele für ambivalente Stellungnahmen lauten:<br />

Keine oder<br />

marginale<br />

Verländerungen<br />

Stillstand<br />

„Keine Veränderung.“<br />

„Bei fast allen angegebenen Punkten kann weder eine eindeutige<br />

Verbesserung oder Verschlechterung festgestellt werden. Vielmehr<br />

scheint weiter ein gewisser Stillstand vorzuherrschen mit teilweise<br />

geringen Verbesserungen.“<br />

„Eigentlich gab es weder das eine noch das andere. Die Mehrzahl der<br />

Maßnahmen sind marginale Verbesserungen/Verschlechterungen des<br />

Status quo.“<br />

„Etwas schwierig, sich zwischen eindeutiger Verbesserung und Verschlechterung<br />

entscheiden zu müssen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 80<br />

schlechterung entscheiden zu müssen.“<br />

Rückzug auf<br />

fehlende<br />

Beurteilungsmöglichkeiten<br />

„Eine etwas differenziertere Benotungsmöglichkeit wäre wünschenswert.“<br />

„Einige Punkte sind nicht mit eindeutiger Verbesserung oder eindeutiger<br />

Verschlechterung zu beantworten!“<br />

„Immer Sonne macht Wüste, und nachdem man sich 25 Jahre lang auf<br />

der sicheren Seite glaubte, ist nun der Anschluss besonders schwer.<br />

Tendenziell und durch kleine Inseln des Bemühens ist ein Silberstreif zu<br />

sehen.“<br />

Maßnahmen<br />

unzureichend<br />

„Erste Schritte erkennbar, insgesamt inkonsequente Konzeption und<br />

insbesondere Umsetzung.“<br />

„Maßnahmen werden getroffen, um kurzfristigen Erfolg zu haben.“<br />

„So pauschal ist die Antwort fast in keiner Kategorie "eindeutig" zu<br />

geben. Und dort, wo es Fortschritte gab, ist zu fragen, ob diese<br />

ausreichen.“<br />

Öffentliche<br />

Bildungseinrichtungen<br />

1,33<br />

(7) Differenziert man die Ergebnisse nach den verschiedenen Trägern<br />

des Qualifikationserwerbs, so kamen diese 2004 erstmalig zu nahezu<br />

identischen Effizienzwerten (von den privaten Bildungsanbietern abgesehen):<br />

Unternehmensinterne<br />

Qualifizierung<br />

1,32<br />

Kritische Sicht<br />

in zusätzlichen<br />

Kommentaren<br />

• Private Bildungsanbieter 3,20<br />

• Schulen, Berufsschulen, Hochschulen 1,33<br />

• unternehmensinterne Qualifizierung 1,32<br />

• Politik und politische Rahmenbedingungen 1,20.<br />

In den zusätzlichen Kommentaren wurden alle institutionellen Bereiche<br />

kritisch gesehen. Das gilt auch für eine Stellungnahme, in der der<br />

institutionelle Bezug nicht konkretisiert wurde.<br />

„(Notwendige) Sparmaßnahmen schlagen auf die Qualität durch.“<br />

Effizienzindikatoren<br />

2002 - 2005<br />

(8) Damit ergaben sich 2004 im Vergleich zu den Vorjahren wesentliche<br />

Veränderungen in den Bewertungen der Experten. Siehe Tabelle 113.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 81<br />

Tabelle 113<br />

Effizienzindikatoren 2002 – 2005: Bewertungen der<br />

Maßnahmen zum Qualifikationserwerb<br />

2004/5 2003/4 2002/3<br />

Unternehmensintern – ingesamt 1,32 2,71 2,74<br />

Rekrutierung, Mitar<strong>bei</strong>terauswahl 1,55 5,56 2,56<br />

Eigene Aus- und Weiterbildung 1,71 2,94 4,69<br />

Einbeziehung von E-Learning 1,35 1,89 1,65<br />

Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter (z.B.<br />

0,94 1,39 2,00<br />

Personalentwicklungspläne)<br />

Weitere Maßnahmen 0,14 4,00 1,50<br />

Schulen, Berufsschulen, Hochschulen –<br />

insgesamt<br />

1,33 1,33 1,76<br />

Strukturelle Reformen 0,55 0,65 0,56<br />

Neue Ausbildungsordnungen und -berufe 1,47 2,71 4,50<br />

Neue Curricula / Studiengänge 2,61 2.29 5,30<br />

Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

1,59 1,30 0,68<br />

Bildungseinrichtungen / Wirtschaft<br />

Weitere Maßnahmen 0,43 6,00 0,14<br />

Private Bildungsanbieter, z. B. private<br />

Hochschulen, Seminarangebote<br />

3,20 2,85 -<br />

Politik – Politische Rahmenbedingungen 1,20 0,71 0,27<br />

Reform Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t 0,79 0,43 -<br />

Förderung Selbstständigkeit, Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme 1,38 1,22 -<br />

Hartz IV, Agenda 2010 bzw.<br />

1,61 0,83 0,32<br />

Flexibilisierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />

Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen<br />

- - 0,15<br />

(z.B. Steuererleichterungen)<br />

Weitere Maßnahmen zur Poltik 0,80 2,00 0,31<br />

Durchschnittliche Bewertung<br />

aller Maßnahmenbereiche<br />

1,40 1,58 1,59<br />

Gesamtindikator<br />

von 1,59 im<br />

Jahr 2002/3 ...<br />

... auf 1,40 im<br />

Jahr 2004/5<br />

gesunken<br />

(9) Nach diesen Ergebnissen ging die durchschnittliche Bewertung zu<br />

Maßnahmen des Qualifikationserwerbs 2004 nicht unerheblich gegenüber<br />

den Vorjahren zurück, nämlich von 1,59 im Jahr 2002 und 1,58 im<br />

Jahr 2003 auf 1,40 im Jahr 2004. Insoweit wird die ambivalente oder<br />

sogar skeptische Stimmung bestätigt, wie sie in den zusätzlichen<br />

Kommentaren der Experten in der aktuellen Umfrage zum Ausdruck<br />

kommt.<br />

Einbruch des<br />

Unternehmensbereiches<br />

...<br />

(10) Für diese Verschlechterung der Stimmung lässt sich eindeutig ein<br />

vorrangig verantwortlicher Träger-und Maßnahmenbereich identifizieren.<br />

Es sind die unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 82<br />

... von 2,71<br />

auf 1,32<br />

(a) In den Jahren 2002 und 2003 waren auf eine skeptische Stimme zu<br />

den unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen 2 ¾ positive<br />

Beurteilungen gekommen. 2004 wurde die Qualifizierungspolitik der<br />

Unternehmen zwar immer noch positiv beurteilt. Aber jetzt kommen auf<br />

eine skeptische Stimme nur noch 1,3 positive Stimmen.<br />

Das ist der größte Stimmungseinbruch, den es für einen institutionellen<br />

Bereich seit 2002 und mit Ausnahme des Stimmungsumschwungs nach<br />

der letzten Bundestagswahl zu Lasten des politischen Bereiches seit<br />

dem Jahr 2000 gegeben hat.<br />

Private<br />

Bildungsanbieter<br />

von 2,85<br />

auf 3,20<br />

Politischer<br />

Bereich<br />

von 0,71<br />

auf 1,20<br />

Öffentliche<br />

Bildungsanbieter<br />

...<br />

... bleiben mit<br />

1,33<br />

konstant.<br />

(b) Im Gegensatz dazu konnten die anderen institutionellen Bereiche ihre<br />

Werte verbessern oder blieb der Wert ihres Effizienzindikators mindestens<br />

konstant:<br />

• Die bereits sehr positive Beurteilung der privaten Bildungsanbieter<br />

verbesserte sich noch einmal (von 2,85 auf 3,20).<br />

• Der politische Bereich wechselte mit einem Wert von 1,20 in eine<br />

insgesamt positive Beurteilung über, nachdem seine Bewertung im<br />

Zusammenhang mit den Polarisierungsprozessen des Jahres 2002<br />

auf einen schon katastrophalen Wert von 0,27 gesunken war und es<br />

2003 mit einem Wert von 0,71 eine erste bedeutende Erholung in den<br />

Effizienzwerten gegeben hatte.<br />

• Die öffentlichen Bildungsanbieter kamen insgesamt gesehen auf<br />

einen Effizienzwert von 1,33 und stellten damit ihre Bewertung vom<br />

Vorjahr ein.<br />

Damit wurden die Bildungseinrichtungen insgesamt gesehen zum<br />

erstenmal besser als alle anderen institutionellen Bereiche beurteilt.<br />

Rolle des qualifikationspolitischen<br />

Sündenbocks<br />

...<br />

(11) Der Einbruch des Unternehmensbereiches in den Bewertungen der<br />

Experten kommt auch darin zum Ausdruck, dass sich die einzelnen<br />

Maßnahmenbereiche im unternehmensinternen Qualifizierungserwerb –<br />

von der Rekrutierung neuer Mitar<strong>bei</strong>ter bis zur Bestandspflege des<br />

Mitar<strong>bei</strong>terbestandes – sämtlich verschlechterten. Hingegen wurden die<br />

einzelnen Maßnahmenbereiche der Politik mit Ausnahme der „Weiteren<br />

politischen Bereiche“ positiver als früher und die einzelnen Maßnahmenbereiche<br />

der öffentlichen Bildungseinrichtungen im zeitlichen Vergleich<br />

„durchwachsen“ bewertet.<br />

Zwar wurden alle institutionellen Bereiche von den Experten unter<br />

„Weitere Bereiche“ negativ beurteilt. Hier war der Effizienzwert <strong>bei</strong> den<br />

„Weiteren Bereichen“ unternehmensinterner Qualifizierung jedoch mit<br />

0,14 der <strong>bei</strong> weitem niedrigste. Hingegen betrugen die entsprechenden<br />

Effizienzwerte <strong>bei</strong> den Öffentlichen Bildungseinrichtungen 0,43 und für<br />

den politischen Bereich 0,80.<br />

... geht 2004<br />

auf den Unternehmensbereich<br />

über.<br />

(12) Demnach ist die Rolle des qualifikationspolitischen Sündenbocks<br />

von den öffentlichen Bildungseinrichtungen im Jahre 2000 über die Politik<br />

im Jahre 2002 auf den Unternehmensbereich im Jahre 2004<br />

übergegangen. Auch wenn die unternehmensinternen Qualifizierungs-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 83<br />

übergegangen. Auch wenn die unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

nach wie vor insgesamt positiv beurteilt wurden, dieses<br />

Ergebnis ist nicht zu unterschätzen, da es sich vozugsweise um eine<br />

Selbstkritik der Informationswirtschaft handelt.<br />

Rückgang der<br />

Qualifizierungsanstrengungen<br />

...<br />

... in Krisenjahren<br />

Keine Rückkehr<br />

zu dem Niveau<br />

aus den<br />

Boomjahren<br />

(13) Wie ist die eindeutig schlechtere Bewertung unternehmensinterner<br />

Qualifizierungsmaßnahmen zu erklären, nachdem sich diese Bewertungen<br />

in den Vorjahren seit 2000 insgesamt gesehen auf einem<br />

höheren „Plateau“ ohne weitgehende Veränderungen nach oben oder<br />

unten gehalten hatten (<strong>bei</strong> zum Teil bedeutenden Variationen der<br />

Effizienzwerte für einzelne Maßnahmenbereiche)?<br />

Hier liegen die folgenden Zusammenhänge nahe:<br />

• In den Jahren der Krise der New Economy, der Medienwirtschaft und<br />

der öffentlichen Haushalte sowie des gesamtwirtschaftlichen<br />

Abschwungs fuhren die informationswirtschaftlichen Unternehmen im<br />

Zuge von Konsolidierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen ihre<br />

Anstrengungen unter anderem im Qualifizierungsbereich zurück.<br />

• Mittlerweile hat sich zwar die wirtschaftliche Lage vieler<br />

informationswirtschaftlicher Unternehmen verbessert. Aber die<br />

Informationswirtschaft ist insgesamt gesehen nicht zu dem Niveau<br />

ihrer Qualifizierungsanstrengungen aus den Boomjahren zurückgekehrt.<br />

Vielmehr setzen einige informationswirtschaftliche Unternehmen<br />

ihren Sparkurs und ihre Konsolidierungsanstrengungen im<br />

Qualifizierungsbereich fort.<br />

• Mit dem quantitativen Rückgang von Qualifizierungsbemühungen ist<br />

die Gefahr verbunden, dass auch an der Qualität der eigenen<br />

Qualifizierungsanstrengungen und indirekt an der Qualität der<br />

eigenen Produktion, Produktentwicklung und Kundenbetreuung<br />

„gespart“ wird.<br />

• Die Experten waren sich in allen Umfragen zu den <strong>Trendbericht</strong>en<br />

der Tatsache bewusst, dass der bestehende „Mismatch“ zwischen<br />

angebotenen und nachgefragten Qualifikationen strukturell bedingt<br />

war und von den aktuellen konjunkturellen Entwicklungen lediglich<br />

überlagert wurde. Angesichts dieser weiterhin bestehenden Probleme<br />

können sich Sparstrategien und Konsolidierungsbemühungen im<br />

Qualifizierungsbereich als besonders kurzsichtig erweisen.<br />

„Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />

fahren ...<br />

(14) Werden diese Thesen durch die zusätzlichen Kommentare der<br />

Experten zum Qualifikationserwerb gedeckt?<br />

In 9 % aller Aussagen wurde ausdrücklich bekundet, dass „Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />

ihre Qualifizierungsmaßnahmen zurückfahren“ bzw. zu wenig Investitionen<br />

in Humankapital vorgenommen werden. Zum Beispiel:<br />

„Sehr bedenkliche Entwicklung, wenn kaum Invest in Humankapital.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 84<br />

... ihre Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zurück“<br />

„Die meisten Unternehmen halten Weiterbildung inzwischen für die<br />

Privatsache der Mitar<strong>bei</strong>ter. Nachfrage an Firmenschulungen geht<br />

zurück. Die politischen Reformen verfehlen die Zielgruppe. Weiterbildungsmaßnahmen<br />

der Ar<strong>bei</strong>tsagentur sind weitgehend zurückgefallen.“<br />

„Generell ist die Fortbildung in meiner Einrichtung als erstes dem<br />

Costcutting zum Opfer gefallen. Dies könnte sich in Zukunft rächen, wenn<br />

Wissen zugekauft werden muss.“<br />

„Bei Qualifikation<br />

wird als<br />

erstes gespart.“<br />

„Zuerst wird <strong>bei</strong> Einsparungen <strong>bei</strong> der Mitar<strong>bei</strong>terqualifikation gespart.<br />

Dies setzt einen negativen Kreislauf in den Firmen in Gang, da die<br />

Qualität der Ar<strong>bei</strong>tsergebnisse darunter leidet. Bei Ar<strong>bei</strong>tnehmern,<br />

Auszubildenden und Ar<strong>bei</strong>tslosen.“<br />

Auf Entwicklungen dieser Art wurde gelegentlich auch in den Antworten<br />

der Experten auf andere Fragen verwiesen.<br />

Unternehmensinterne<br />

Ausund<br />

Weiterbildung<br />

(15) Auch die schlechteren Bewertungen einzelner Maßnahmenbereiche<br />

lassen sich als (qualitative) Verschlechterungen unternehmensinterner<br />

Qualifizierung interpretieren:<br />

1,71 • Unter den unternehmensinternen Maßnahmenbereichen wurde den<br />

Maßnahmen der „eigenen Aus- und Weiterbildung“ zwar immer noch<br />

der höchste Effizienzwert zugeordnet. Aber dieser Wert sank<br />

kontinuierlich von 4,69 im Jahre 2002 über 2,94 im Jahre 2003 auf<br />

1,71 im Jahre 2004. Das waren zuletzt nur mehr 36 % des<br />

Ausgangswertes von 2002.<br />

Bestandspflege<br />

der Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

0,94<br />

• Die Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter, im Vergleich zu anderen Qualifizierungsbereichen<br />

innerhalb der Unternehmen schon immer ein<br />

Sorgenkind, da hier längerfristig angelegte Qualifizierungsmaßnahmen<br />

erforderlich gewesen wären, wechselte erstmalig in den<br />

Bereich der negativen Beurteilungen über (0,94).<br />

Nach wie vor<br />

„strukturelles<br />

Mismatch“ ...<br />

(16) Besteht das strukturell bedingte „Mismatch“ zwischen angebotenen<br />

und nachgefragten Qualifikationen aus der Sicht der Experten auch in<br />

der Gegenwart weiter? Diese Frage ist nach den vorliegenden empirischen<br />

Ergebnissen zu bejahen:<br />

(a) Zwar kamen im Bereich „Rekrutierung, Mitar<strong>bei</strong>terauswahl“ auf eine<br />

kritische mehr als 1 ½ positive Stimmen. Aber dieser Wert ist eindeutig<br />

schlechter als die Vergleichswerte von 2003 und 2002.<br />

... zwischen<br />

nachgefragten<br />

und angebotenen<br />

Qualifikationen<br />

(b) Den öffentlichen Bildungseinrichtungen werden nach wie vor dringend<br />

„strukturelle Reformen“ abverlangt. Die entsprechenden Effizienzwerte<br />

bewegen sich zwischen 0,55 im Jahre 2004 und 0,65 im Jahre 2003.<br />

Dies lässt sich dahingehend interpretieren, dass sich an den öffentlichen<br />

Bildungseinrichtungen vieles auch Grundlegende ändern muss, bevor<br />

diese die Qualifikationsanforderungen der Informationswirtschaft zu<br />

erfüllen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 85<br />

„Strukturelle<br />

Reformen“ und<br />

...<br />

... „Neue Ausbildungsordnungen<br />

und -berufe“<br />

dringend<br />

verbesserungsbedürftig<br />

Curricula und<br />

...<br />

... Kooperation<br />

mit Wirtschaft<br />

mit verbesserten<br />

Werten<br />

Aber Kommentare<br />

zu<br />

Bildungseinrichtungen<br />

weitgehend<br />

negativ<br />

(c) Neben den Werten für „Strukturelle Reformen“ gingen auch die Werte<br />

des zweiten eher längerfristig orientierten Maßnahmenbereiches <strong>bei</strong> den<br />

öffentlichen Bildungseinrichtungen zurück. So sanken die Effizienzwerte<br />

des Bereiches „Neue Ausbildungsordnungen und -berufe“ kontinuierlich<br />

von 4,50 im Jahre 2002 über 2,71 im Jahre 2003 auf 1,47 im Jahre<br />

2004/<strong>5.</strong> Das waren zuletzt nur noch 33 % des Ausgangsniveaus des<br />

Jahres 2002.<br />

(d) Zwar verbesserten sich die Effizienzwerte der öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />

in den Maßnahmenbereichen, in denen sich kurzfristige<br />

Erfolge erzielen lassen. Das gilt sowohl für „Neue Curricula / Studiengänge“<br />

mit einem Effizienzwert von 2,61 (Vorjahr: 2,29) als auch für eine<br />

„Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Bildungseinrichtungen und<br />

Wirtschaft“ mit einem Effizienzwert von 1,59 (Vorjahr: 1,30).<br />

Aber in den zusätzlichen Kommentaren wurden die öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />

negativ beurteilt, von einem positiven Kommentar zur<br />

Verbesserung und Ausweitung des Fachhochschulangebots abgesehen.<br />

Ambivalente Kommentare lauteten in diesem Zusammenhang:<br />

„Im Bereich Schule/Hochschule sehe ich noch keine wesentliche<br />

Veränderung. Es wird viel diskutiert und nichts getan.“<br />

„Leider fehlt die Frage: „nichts verändert“. Die Lage ist auch im<br />

Bildungsbereich durch „Abwarten" gekennzeichnet.“<br />

Überbürokratisierung<br />

Hingegen wurde in den negativen Kommentaren zu den öffentlichen<br />

Bildungseinrichtungen auf deren Verfall und Überbürokratisierung sowie<br />

auf ein Hochschulpersonal ohne pädagogische Eignung und Interesse an<br />

einem Engagement in der Weiterbildung Bezug genommen:<br />

„Die Schulausbildung in Deutschland ist ganz schlecht. Wertvolle Zeit<br />

wird vertrödelt. Die Lehrer sind durch schlechte Erziehungswissenschaften<br />

falsch ausgebildet. Menge und Niveau des Stoffes<br />

hinken hinter vielen Ländern hinterher.“<br />

Personal ohne<br />

Motivation<br />

Mangelnde<br />

Praxisnähe<br />

Auch politischer<br />

Bereich<br />

dringend<br />

reformbedürftig<br />

„Die Weiterbildung ist an einer Uni kein wesentliches Thema. Man ist<br />

dort nur auf Zeit und ar<strong>bei</strong>tet auf einem Gebiet, bis die Ar<strong>bei</strong>t beendet ist.<br />

... Neben<strong>bei</strong> wird in der Regel ohne pädagogische Ausbildung die Lehre<br />

gemacht.“<br />

(e) In den Antworten auf weitere Fragen zu Qualifizierungszusammenhängen<br />

stellten die Experten einen Qualifizierungsbedarf<br />

letztlich in praktisch allen Bereichen und auf allen Ebenen fest. Generell<br />

wurde vor allem eine fehlende Praxisnähe und mangelnde Bedarfsorientierung<br />

bemängelt. Siehe auch die entsprechenden Ergebnisse in<br />

den Kapiteln 12 – 1<strong>5.</strong><br />

(f) Der politische Bereich dürfte <strong>bei</strong> den für erforderlich gehaltenen<br />

strukturellen Maßnahmen im Qualifizierungsbereich fast immer gefordert<br />

sein. Dieser wurde zwar insgesamt gesehen wieder positiv beurteilt.<br />

Andererseits bewerteten die Experten zwei von vier „politischen“<br />

Maßnahmenbereichen negativ. Auch wurde der politische Bereich in den<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 86<br />

Maßnahmenbereichen negativ. Auch wurde der politische Bereich in den<br />

zusätzlichen Kommentaren sehr negativ gesehen – dies angesichts einer<br />

positiven auf 14 negative Stimmen. Zum Vergleich: unternehmensinterne<br />

Qualifizierung eine positive auf fünf negative Beurteilungen - öffentliiche<br />

Bildungseinrichtungen eine positive auf sechs negative Bewertungen.<br />

Exzellente<br />

Werte für<br />

private<br />

Bildungsanbieter<br />

...<br />

... auch ein<br />

Zeichen der<br />

Ungeduld ...<br />

... mit öffentlichen<br />

Bildungseinrichtungen<br />

(17) Sind die privaten Bildungsanbieter, zum Beispiel private<br />

Hochschulen und Seminaranbieter, wirklich so gut, wie dies in ihren<br />

Effizienzwerten zum Ausdruck kommt? Haben sich die privaten<br />

Bildungsanbieter insbesondere im Jahr 2004 so sehr verbessert, wie dies<br />

die Veränderungen ihrer Effizienzwerte zu signalisieren scheinen?<br />

Zumindest letzteres darf bezweifelt werden. Vielmehr dürfte die<br />

Informationswirtschaft mit der Performance der öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />

- <strong>bei</strong> allen auch dort auf der Ebene einzelner<br />

Handlungseinheiten wie Instituten und Fachbereichen in Gang gebrachten<br />

positiv zu bewertenden Reformen - bestenfalls mit bedeutenden<br />

Abstrichen zufrieden sein. Daher können die vergleichsweise sehr<br />

positiven Werte der privaten Bildungsanbieter auch als Zeichen der<br />

Ungeduld der Informationswirtschaft mit den öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />

interpretiert werden.<br />

Stark<br />

verbesserte<br />

Werte für<br />

politische<br />

Maßnahmenbereiche<br />

...<br />

... zwischen<br />

+ 13 % und<br />

+ 94 %<br />

(18) Die Normalisierung der Stimmung und der Beziehungen zwischen<br />

Informationswirtschaft und politischem Bereich kommt auch darin zum<br />

Ausdruck, dass neben den „Weiteren Maßnahmen“ nur noch die<br />

Entwicklungen innerhalb eines bestimmten Maßnahmenbereiches, die<br />

„Reform der Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t“, eindeutig negativ bewertet wurde.<br />

Ferner nahmen die Effizienzwerte aller konkreten politischen<br />

Maßnahmenbereiche zum Teil wesentlich zu:<br />

• Förderung Selbstständigkeit, Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme + 13 %<br />

• Reform Bundesanstalt Ar<strong>bei</strong>t + 84 %<br />

• Hartz IV, Agenda 2010 bzw. Flexibilisierung des<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarktes + 94 %.<br />

Gewöhnungs-,<br />

Professionalisierungs-<br />

und<br />

Integrationseffekt<br />

Besonders<br />

Hartz IV wird<br />

positiv gesehen.<br />

(19) Diese Verbesserungen in den Effizienzwerten dürften auf einen<br />

„Gewöhnungseffekt“ (mit Stil und Maßnahmen der jetzigen Bundesregierung),<br />

auf einen „Professionalisierungseffekt“ (und einer damit<br />

verbundenen grundsätzlichen Zustimmung unter informationswirtschaftlichen<br />

und weiteren „politischen Professionals“ insbesondere für Hartz IV)<br />

und auf einen „Integrationseffekt“ (Herausnahme einzelner Maßnahmenbereiche<br />

aus der politischen Polarisierung) zurückzuführen sein.<br />

So dürfte es der Akzeptanz des politischen Bereiches in Qualifizierungszusammenhängen<br />

und darüber hinaus gut bekommen sein, dass die<br />

Entstehung von „Hartz IV“ ein Ergebnis der Zusammenar<strong>bei</strong>t von<br />

Regierung und Opposition war. Siehe dazu auch der einzige positive<br />

politische Kommentar zum politischen Bereich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 87<br />

„Hartz IV ist genau richtig. Die Zunahme der Bewerber <strong>bei</strong> z. B.<br />

Zeitar<strong>bei</strong>tsfirmen und Niedriglohnjobs (Spargelernte) verdeutlicht dies.<br />

Die Mobilität in der Bevölkerung muss gesteigert werden. Weniger<br />

Besitzstandswahrung insbesondere <strong>bei</strong> Sozialleistungen.“<br />

Weiterhin<br />

entschiedene<br />

Ablehnung ....<br />

... und aggressiver<br />

Ton<br />

(20) Auf der anderen Seite wurden die entschiedene Ablehnung des<br />

politischen Bereiches bzw. des politischen Handelns und der aggressive<br />

Ton, wie sie sich insbesondere in den Jahren 2002 und 2003<br />

entwickelten, in den zusätzlichen Kommentaren dieser Erhebung zum<br />

beträchtlichen Teil aufrechterhalten.<br />

Das zeigt an, dass die Normalisierung des Verhältnisses zwischen<br />

Informationswirtschaft und politischem Bereich auf keinem festen<br />

Fundament steht und eine Wiederholung des Einbruchs der politischen<br />

Akzeptanzwerte aus dem Jahr 2002 nicht außerhalb der Möglichkeiten<br />

liegt.<br />

Standort-,<br />

Wachstums- ...<br />

... und Beschäftigungssicherung<br />

dringend<br />

geboten<br />

(21) Zwar wurden strukturelle und gesetzgeberische Reformen zwecks<br />

Standort-, Wachstums- und Beschäftigungssicherung dringend<br />

angemahnt:<br />

„Politische Rahmenbedingungen müssen deutlich verbessert werden.<br />

Speziell im Bereich Ar<strong>bei</strong>t und Bildung! Sonst ist der Standort in Gefahr!“<br />

„Wenn keine Innovationen breitflächig als Infrastrukturen massenmarktfähig<br />

werden, kommt das Wachstum nur schwer in Gang.“<br />

„Es fehlt das Verfassungsziel „Vollbeschäftigung".“<br />

Aber kaum<br />

Hilfe zu<br />

erwarten<br />

Gleichzeitig wurde jedoch festgestellt, dass von einem überbürokratisierten,<br />

reglementierenden und stark sparenden Staat kaum eine Hilfe<br />

zu erwarten sei, zum Beispiel:<br />

„Industrie muss sich selbst helfen. Von staatlicher Seite ist kaum Hilfe zu<br />

erwarten.“<br />

Ähnlich harsche<br />

Kritik an der<br />

Umsetzungsebene<br />

(22) Ähnlich harsch fiel die Kritik an der politischen Umsetzungsebene<br />

aus. So war von einem konzeptionslosen keine Impulse gebenden Staat<br />

die Rede, der in hektischem Aktionismus „hirnlose Reformen“ vollziehe,<br />

seine Zielgruppen verfehle und Erfolg versprechende Maßnahmen, hätte<br />

er sie denn, über Konsensfindungs- und überkomplizierte Prozesse so<br />

verwässere, dass sie scheitern müssten.<br />

Entsprechende Kommentare der Experten lauteten:<br />

Impuls- und<br />

Konzeptionslosigkeit<br />

„Der Qualifikationserwerb stagniert auf allen Stufen, und von den politischen<br />

Rahmenbedingungen kommen keine hinreichenden Impulse. Die<br />

generell miese Stimmung dämpft auch die Informationswirtschaft.“<br />

„Die Reformen sind hirnlos.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 88<br />

„Es herrscht ein Trend zu Aktionismus vor, aber es gibt keine langfristigen<br />

Konzepte, gerade im Bereich Bildung / Weiterbildung.“<br />

„An Aus- und Weiterbildung wird gespart. Die ohnehin schlechte Qualität<br />

verschlechtert sich. Innovative Ideen werden nicht umgesetzt. Staat hinkt<br />

kopflos hinterher. Politische Rahmenbedingungen werden planlos reformiert,<br />

ohne große Linie.“<br />

Überkomplizierte<br />

Prozesse<br />

„Firmeninterne Maßnahmen sind von Unternehmen zu Unternehmen<br />

sehr unterschiedlich - da würde ich mir keine Aussage zutrauen. Was die<br />

Rahmenbedingungen anbelangt, bin ich pessimistisch, weil alles durch<br />

die Konsensmühle gedreht werden muss und damit verwässert wird.“<br />

„Viel Lärm, wenig Aktion.“<br />

„Zum einen wird eine „Verbesserung" eher positiv anerkannt. Im Bereich<br />

Politik etc. herrscht eine zu hohe Komplexität für multilineare Lösungen<br />

mit kurzfristiger Zielerreichnung.“<br />

(23) Es ergeben sich die folgenden pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

Deutlicher<br />

Rückgang der<br />

Akzeptanzwerte<br />

Einbrechen der<br />

Akzeptanzwerte<br />

für unternehmensinterne<br />

Qualifizierung<br />

Weiterhin<br />

struktureller<br />

„Mismatch“<br />

Öffentliche<br />

Förderung für<br />

Bestandspflege<br />

der Mitar<strong>bei</strong>ter?<br />

• Aus- und Weiterbildung werden von der Informationswirtschaft nach<br />

wie vor positiv bewertet. Allerdings sind die Akzeptanzwerte im Jahre<br />

2004 zurückgegangen. Auch besteht in der Informationswirtschaft<br />

eine Bereitschaft zur deutlichen Kritik an allen zentralen für den<br />

Qualifikationserwerb verantwortlichen institutionellen Bereichen.<br />

• Nachdem die unternehmensinternen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

über vier Jahre konstant positiv bewertet worden waren, brachen die<br />

Akzeptanzwerte 2004 in bedeutendem Maße ein, weil sich viele<br />

informationswirtschaftliche Unternehmen zwar wirtschaftlich erholt<br />

haben, ihre zwischenzeitlich zurückgefahrenen Aktivitäten im Qualifizierungsbereich<br />

aber nicht auf den alten Stand zurückgekehrt sind.<br />

Vielmehr fahren eine Reihe von Unternehmen mit dem einmal<br />

eingeschlagenen Sparkurs im Qualifizierungsbereich fort und dürfte<br />

der Sparkurs auch zu Qualitätsverlusten in der unternehmensinternen<br />

Qualifizierung geführt haben.<br />

• Diese Praxis dürfte sich als kurzsichtig erweisen, da es in der<br />

Informationswirtschaft in besonderem Maße auf die „Humanressource“<br />

ankommt und nach wie vor ein struktureller „Mismatch“<br />

zwischen angebotenen und nachgefragten Qualifikationen existiert.<br />

Dies gilt für die Bereich der Aus- und Weiterbildung sowie für alle<br />

Ebenen informationswirtschaftlicher Einrichtungen (einschließlich der<br />

Leitungsebene).<br />

• In der internen Qualifikationspolitik informationswirtschaftlicher Einrichtungen<br />

sind längerfristig angelegte Maßnahmen entweder nicht<br />

vorhanden oder kranken an Defiziten. Ein Beispiel für einen<br />

defizitären Bereich ist die Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter. Öffentlich<br />

finanzierte Modellvorhaben für diesen Bereich erscheinen sinnvoller<br />

als eine öffentliche Förderung von E-Learning.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 89<br />

als eine öffentliche Förderung von E-Learning.<br />

Reform öffentlicher<br />

Bildungseinrichtungen<br />

...<br />

... nach wie vor<br />

geboten<br />

Hohe Einschätzung<br />

privater<br />

Bildungsanbieter<br />

Verbesserung<br />

„politischer<br />

Kommunikation“<br />

nach wie vor<br />

erforderlich<br />

Besondere<br />

Bedeutung von<br />

Praxisnähe und<br />

Bedarfsorientierung<br />

• Die von der Inforrmationswirtschaft erhobenen Forderungen nach<br />

einer Reform der öffentlichen Bildungseinrichtungen gelten nach wie<br />

vor. Dies trifft vor allem für strukturelle Reformen sowie neue<br />

Ausbildungsordnungen und -berufe zu. Hingegen scheinen sich die<br />

Bereiche „Currucula und Studiengänge“ sowie die „Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen öffentlichen Bildungseinrichtungen und Wirtschaft“ derzeit<br />

gut zu entwickeln.<br />

• Private Bildungsanbieter werden von der Informationswirtschaft sehr<br />

positiv gesehen. 2004 nahmen die Akzeptanzwerte für diesen<br />

Bereich noch einmal zu. Dies ist als ein Zeichen der Ungeduld der<br />

Informationswirtschaft mit den strukturellen Defiziten der öffentlichen<br />

Bildungseinrichtungen und als Mahnung an sie zu sehen, bewährte<br />

Modelle aus dem Bereich privater Bildungsanbieter soweit wie<br />

möglich zu übernehmen.<br />

• Nach dem Einbruch von 2002 hat sich das Verhältnis zwischen<br />

Informationswirtschaft und Politik an der Oberfläche normalisiert. Die<br />

Beziehungen erscheinen jedoch nach wie vor fragil. Damit gelten die<br />

Vorschläge weiter, die im 4. <strong>Trendbericht</strong> zur Verbesserung der<br />

„politischen Kommunikation“ unterbreitet wurden<br />

• Wie die Akzeptanz vor allem von Hartz IV als „Schritte in die richtige<br />

Richtung“ zeigt, ist die Infomationswirtschaft bereit, Maßnahmen des<br />

politischen Bereiches angemessen zu würdigen. Eine rein quantitative<br />

Ausweitung bildungspolitischer Maßnahmen ohne eine ausreichende<br />

Berücksichtigung von Praxisnähe und Bedarfsorientierung<br />

zöge allerdings weitere Kritik nach sich.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 90<br />

12. Aus- und Weiterbildung für<br />

informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe (1):<br />

Bewertung<br />

12.1 Die Frage<br />

„Ist die gegenwärtige Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und informationstechnische<br />

Berufe noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert?<br />

Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor (1 = voll und ganz zeitgemäß, 6 =<br />

überhaupt nicht).“<br />

12.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 114<br />

Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß<br />

und am Bedarf orientiert?<br />

Mittelwert<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

Gegenwärtige Ausbildung für informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe<br />

Gegenwärtige Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe<br />

3,27 164<br />

3,15 167<br />

Alle Nennungen 3,21 331<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 91<br />

Tabelle 115<br />

Aus- und Weiterbildung noch zeitgemäß<br />

und am Bedarf orientiert? – Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Positive Beurteilungen 8 11,8<br />

Allgemein hohe Qualität der Ausbildung – gute Möglichkeiten 2 2,9<br />

Stärker bzw. am Bedarf orientiert – Entsprechende Curricula und<br />

4 5,9<br />

Ausbildungsordnungen<br />

Positive Ar<strong>bei</strong>t kommerzieller Anbieter – große Auswahl 2 2,9<br />

Ambivalente, differenzierende, vergleichende Aussagen 7 10,3<br />

Allgemein 3 4,4<br />

Genügend Angebote, aber wie wird es genutzt? –<br />

2 2,9<br />

Unterschiedliche Qualität der Bildungsanbieter<br />

Weiterbildung besser als Ausbildung 1 1,5<br />

Fach- und Schulausbildung flexibler als Universitäten 1 1,5<br />

Kritische Beurteilungen 53 77,9<br />

Sehr kritisch: Anpassungsbedarf in der Weiterbildung –<br />

5 7,4<br />

Viele oder einige Verbesserungsmöglichkeiten – „Bildungswesen<br />

liegt darnieder“<br />

Leicht kritisch: Es lässt sich immer etwas verbessern. 2 2,9<br />

Weitere Masters- und Bachelor-Studiengänge erforderlich 1 1,5<br />

Neue Berufsbilder nötig – wird teilweise vorangetrieben 2 2,9<br />

Kürzere Ausbildungszeiten 1 1,5<br />

Längere Einar<strong>bei</strong>tungszeiten 1 1,5<br />

Fehlende Praxisnähe – Fehlendes Eingehen auf aktuelle und<br />

16 23,5<br />

zukünftige Entwicklungen – Zu allgemein und<br />

zu wenige benachbarte und fachübergreifende Aspekte<br />

Nicht bedarfsorientiert 1 1,5<br />

Zu bürokratisch und unflexibel 3 4,4<br />

Einseitige Technikorientierung – damit Erziehung<br />

3 4,4<br />

zur Unselbstständigkeit?<br />

Technische Weiterbildung erforderlich 3 4,4<br />

Qualifizierungsmängel der Lehrer 2 2,9<br />

Ineffizienz der Berufsschulen – Ihr Nachhinken<br />

2 2,9<br />

hinter technischer Entwicklung<br />

Mangelndes Problemverständnis der Universitäten – zu geringes<br />

2 2,9<br />

Niveau an den Universitäten<br />

Mangelnde technische Ausstattung der Berufsschulen,<br />

3 4,4<br />

Universitäten und weiterer Einrichtungen<br />

Budgetkürzungen 1 1,5<br />

Ar<strong>bei</strong>tgeber fahren Qualifizierung zurück 1 1,5<br />

Mehr Angebote im Weiterbildungsbereich! 1 1,5<br />

Mangelnde Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Bildungseinrichtungen und 2 2,9<br />

Wirtschaft<br />

Zu teuer 1 1,5<br />

N 68 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 92<br />

12.3 Interpretation<br />

Aus- und<br />

Weiterbildungsqualität<br />

3,21<br />

(1) Bedarfsorientierung und Qualität der gegenwärtigen Aus- und<br />

Weiterbildung für informationswirtschaftliche und -technische Berufe<br />

wurden von den Experten mit der Durchschnittsnote 3,21 oder mit „3<br />

minus“ bewertet. Dies lässt auf einen beachtlichen Grad an Unzuriedenheit<br />

schließen.<br />

Weiterbildung<br />

3,15<br />

Ausbildung<br />

3,27<br />

(2) Die Qualität der gegenwärtigen Weiterbildung für informationswirtschaftliche<br />

und informationstechnische Berufe wurde von den Experten<br />

mit der Durchschnittsnote 3,15 bedacht und damit nicht wesentlich<br />

besser bewertet als die gegenwärtige Ausbildung. Diese erhielt eine<br />

durchschnittliche Bewertung von 3,27.<br />

Externe<br />

Weiterbildung<br />

genauso kritisch<br />

gesehen ...<br />

... wie die externe<br />

Ausbildung?<br />

Vergleich<br />

Ausbildung -<br />

Weiterbildung<br />

(3) Eine so geringe Differenz in den Bewertungen von Aus- und<br />

Weiterbildung war nicht von vornherein zu erwarten. Zudem bewerteten<br />

die Ar<strong>bei</strong>tgeber ihre eigenen Qualifizierungsmaßnahmen in den<br />

vorangegangenen <strong>Trendbericht</strong>en positiv. Allerdings kam es gerade für<br />

diesen Bereich 2004 bedingt durch die anhaltenden Konsolidierungsanstrengungen<br />

der Unternehmungen auch im Qualifizierungsbereich zu<br />

einem Stimmungseinbruch.<br />

In einem zusätzlichen Kommentar wurde allerdings die Qualität der<br />

Weiterbildung besser als die der Ausbildung beurteilt:<br />

„Weiterbildungsmöglichkeiten scheinen mir besser als Ausbildungsmöglichkeiten<br />

derzeit. Vielleicht weil letzte vor allem von motivierteren –<br />

zielstrebigeren – Menschen nachgesucht.“<br />

Bewertungsindikator<br />

0,15<br />

(4) Diese wenig zufriedenstellenden Ergebnisse werden durch die<br />

zusätzlichen Kommentare der Experten bestätigt. Hier standen acht<br />

positive Beurteilungen (und sieben ambivalente, differenzierende und<br />

vergleichende Aussagen) 53 kritische Bewertungen gegenüber.<br />

Demnach beträgt der Wert des entsprechenden Indikators 0,15, das<br />

heißt, das auf eine positive Beurteilung sechs bis sieben kritische<br />

Bewertungen kamen.<br />

Aus- und<br />

Weiterbildung in<br />

Deutschland<br />

...<br />

(5) Andererseits scheint die Aus- und Weiterbildung in der Bundesrepublik<br />

Deutschland besser geworden. Dieser Aussage mehrerer<br />

Experten stand keine Bewertung gegenüber, nach der die Qualifizierung<br />

im Land schlechter geworden seien.<br />

Beispiele für allgemein positive Einschätzungen sind:<br />

... ist besser<br />

geworden.<br />

„Ausbildung orientiert sich inzwischen stärker am Bedarf. Der Bedarf an<br />

Weiterbildung wird bisher allerdings nur durch überteuerte Bildungsmaßnahmen<br />

gedeckt, die sich nur Spitzenverdiener aus eigener<br />

Tasche leisten können!“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 93<br />

„Die Aus- und Weiterbildungseinrichtungen haben alle ihre Ausbildungsinhalte<br />

den neuen Gegebenheiten angepasst. Es wurden in allen<br />

Fachhochschulen neue Curricula entwickelt und umgesetzt.“<br />

„Durch schnelle Einführung neuer Berufsausbildungen flexibler.“<br />

Ein Experte ging soweit, von einer permanenten Orientierung „an den<br />

Erfordernissen des Marktes“ zu sprechen. Da<strong>bei</strong> bezog er sich<br />

allerdings auf ein bestimmtes „Weiterbildungsstudium Wirtschafts- und<br />

Fachinformation“.<br />

Kritische<br />

Beurteilungen<br />

generell<br />

„Wer sich auf<br />

Institutionen<br />

verlässt, ...<br />

... ist verlassen.“<br />

(6) Diesen positiven Trendmeldungen standen mindestens ebenso<br />

viele allgemeine kritische Beurteilungen gegenüber, nach denen das<br />

gegenwärtige Aus- und Weiterbildungssystem für informationswirtschaftliche<br />

und informationstechnische Berufe oder wesentliche<br />

Teile davon weitgehend verbesserungsbedürftig sind. Zum Beispiel:<br />

„Das gesamte Bildungswesen liegt darnieder.“<br />

„Ich kann das nur an den Ergebnissen beurteilen und muss daraus<br />

schließen, dass es noch viel Raum zur Verbesserung gibt.“<br />

„Wer sich auf Institutionen verlässt, ist verlassen.“<br />

„Wir sind zu wenig eingestellt auf lebenslange Weiterbildung insbesondere<br />

auch in diesem Bereich.“<br />

Dazu kamen die kritischen Kommentare zu verschiedenen Problemgrößen.<br />

Fehlende<br />

Praxisnähe<br />

24 %<br />

(7) In fast jedem dritten zusätzlichen Kommentar (29%) wurde auf zu<br />

kritisierende Merkmale der gegenwärtigen Aus- und Weiterbildung bzw.<br />

auf eine mangelnde Berücksichtigung bestehender Anforderungen<br />

eingegangen. In den meisten Fällen, das heißt nach 24 % aller<br />

Nennungen, bezogen sich diese auf eine „fehlende Praxisnähe“.<br />

Darunter wurden auch Nennungen zu „fehlendes Eingehen auf aktuelle<br />

und zukünftige Entwicklungen – Aus- und Weiterbildung zu allgemein<br />

und zu wenig auf benachbarte und fachübergreifende Aspekte“ gefasst.<br />

Beispiele für Kommentare aus dieser Rubrik lauten:<br />

„Ausbildung ist zu realitätsfern. Weiterbildung ist besser, sofern sie<br />

kommerziell betrieben wird.“<br />

„Ausbildungen müssen schneller und praxisnaher erfolgen, zum<br />

Beispiel durch Zweiteilung der Studienfächer Praxisteil/Forschungsteil.“<br />

„Zu viel Schule“<br />

„Bei der Weiterbildung sollten die Verbandsangebote branchenspezifischer<br />

sein.“<br />

„Bezogen auf Angebote der Ar<strong>bei</strong>tsagentur! Es fehlen immer die<br />

praktischen Bezüge - zu viel Schule.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 94<br />

„Die Aus- und Weiterbildungsinstitute reagieren zu langsam auf die<br />

Veränderungen auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt.“<br />

Fehlendes<br />

Eingehen auf<br />

aktuelle Trends<br />

Keine benachbarten<br />

und<br />

übergreifenden<br />

Aspekte<br />

„Es werden zu wenige Kenntnisse aus angrenzenden Fächern wie z.B.<br />

BWL und IT vermittelt.“<br />

„Hinkt der Entwicklung hinterher.“<br />

„Sehe bedeutende Mängel in berufsübergreifender IT-Orientierung.<br />

Meine Chance :-).“<br />

„Lehre hinkt der Praxis hinterher.“<br />

„Lehre und Ausbildung zu theoretisch und altbacken. Weiterbildung fällt<br />

Sparmaßnahmen zum Opfer.“<br />

„Neue Trends werden nur unzureichend berücksichtigt.“<br />

„Zu lang, zu theoretisch.“<br />

„Weiterbildung ist oft zu unflexibel und oberflächlich. Der Praxisbezug<br />

könnte intensiviert werden.“<br />

Bürokratisierung<br />

...<br />

... und mangelnde<br />

Flexibilität<br />

(8) Hinzu kam eine ausdrückliche Feststellung, dass dem Aus- und<br />

Weiterbildungssystem eine mangelnde Bedarfsorientierung eigen sei.<br />

Zusätzlich wurde über eine zu große Bürokratisierung und Inflexibilität<br />

der Bildungssysteme geklagt:<br />

„Das Angebot ist so groß, da muss eine Weiterbildung gefunden<br />

werden. Die Ausbildung ist zu bürokratisch.“<br />

„Meinung: Ausbildungsorientierung ist insgesamt zu statisch und<br />

unflexibel.“<br />

Institutionelle<br />

Größen<br />

19 %<br />

Vergleich<br />

Fachhochschule -<br />

Universität<br />

Schwierige<br />

finanzielle<br />

Rahmenbedingungen<br />

(9) 22 % aller Nennungen bezogen sich auf institutionelle Größen.<br />

Hier erfolgten keine eindeutigen Schwerpunktbildungen, obgleich die<br />

Berufsschulen am häufigsten ausdrücklich kritisch gesehen wurden.<br />

Auch schnitten die Fachhochschulen in einem direkten Vergleich mit<br />

den Universitäten besser ab:<br />

„Fach-Schulausbildung passt sich dem Bedarf schneller und flexibler an<br />

als die Universitäten.“<br />

Auch dürften schwierige finanzielle Rahmenbedingungen, <strong>bei</strong>spielsweise<br />

die Konsolidierungsprobleme der öffentlichen Haushalte und<br />

deren Konsequenzen für die Bildungsbudgets, in den Kommentare der<br />

Experten auch dann eine Rolle gespielt haben, wenn sie nicht<br />

ausdrücklich angesprochen wurden. Eine direkte Bezugnahme auf<br />

womöglich von Jahr zu Jahr laufende oder drohende Budgetkürzungen<br />

lautete:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 95<br />

„Es wird insbesondere in diesen Bereichen schamlos gespart.“<br />

(10) Bei den institutionellen Größen wurden insgesamt nahezu gleichgewichtig<br />

eine Reihe von Problemgrößen angesprochen, darunter<br />

Mangelnde<br />

technische<br />

Ausstattung<br />

Qualifizierungsmängel<br />

der Lehrer<br />

• mangelnde technische Ausstattung der Berufsschulen, Universitäten<br />

und weiteren Einrichtungen mit einem Anteil von 4 % an allen<br />

Nennungen;<br />

• Qualifizierungsmängel der Lehrer mit einem Anteil von 3 %, zum<br />

Beispiel:<br />

„Ausbildung orientiert sich am erfahrungsgestützten „Gestern“ und nicht<br />

an Visionen. Bei Weiterbildungen fehlt oftmals das Know how der<br />

Lehrkörper.“<br />

Ineffizienz der<br />

Berufsschulen<br />

• Ineffizienz der Berufsschulen und ihr Nachhinken hinter der<br />

technischen Entwicklung mit einem Anteil von 3 %:<br />

„Das duale Ausbildungssystem ist seitens der Ar<strong>bei</strong>tgeber/Ausbilder<br />

sehr effektiv - aber die Effizienz der zweiten Hälfte, also der Berufsschulen,<br />

ist sehr unbefriedigend.“<br />

„In der Ausbildung hinken die Berufsschulen der technischen<br />

Entwicklung hinterher. In der Weiterbildung bleibt abzuwarten, ob sich<br />

das neue System bewährt.“<br />

Kritik an<br />

Hochschulen<br />

• mangelndes Problemverständnis der Universitäten – zu geringes<br />

Niveau an den Hochschulen, mit einem Anteil von 3 % an allen<br />

Nennungen:<br />

„Könnte auf universitärer Ebene sicher noch verbessert werden, wenn<br />

dafür besseres Verständnis gegeben wäre.“<br />

„Teilweise geht die Ausbildung an den in der Praxis benötigten<br />

Kenntnissen vor<strong>bei</strong>. Aber vor allem ist die Umsetzung an den<br />

ausbildenden Hochschulen das Problem. Hier werden z.T. die<br />

Anforderungen viel zu niedrig angesetzt.“<br />

Mangelnde<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen<br />

Bildungseinrichtungen<br />

...<br />

• mangelnde bzw. schwierige Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Bildungseinrichtungen<br />

und Wirtschaft, mit einem Anteil von 2 %:<br />

„Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Wirtschaft oder Verwaltung und den Bildungseinrichtungen<br />

zu wenig ausgeprägt.“<br />

... und Wirtschaft „Professoren versuchen, Kontakt zur Wirtschaft herzustellen. Es wird<br />

nicht leicht gemacht, sich weiterzubilden (hohe Kosten, beschränktes<br />

Kontingent, viel Bürokratie). Schwierig, die wandelnden Anforderungen<br />

zu berücksichtigen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 96<br />

Mehr Weiterbildungsangebote!<br />

(11) Zusätzlich wurden mehr Angebote im Weiterbildungsbereich<br />

verlangt sowie die Preispolitik der Weiterbildungsanbieter beklagt. Im<br />

folgenden Kommentar wurde auf Ar<strong>bei</strong>tgeberseite Selbstkritik geübt:<br />

„Ausbildung in der IT wird heute <strong>bei</strong> Einstellungen erwartet -><br />

selbstständige Ausbildung der Bewerber, an Weiterbildung wird gespart<br />

bzw. liegt in der Eigenverantwortung der Mitar<strong>bei</strong>ter.“<br />

Technische Ausund<br />

Weiterbildung<br />

Zu einseitige<br />

Technikorientierung<br />

(12) Im Vergleich zu den Vorwürfen mangelnder Praxisnähe und zu<br />

den institutionellen Problemgrößen blieben die Nennungen zu weiteren<br />

Problembereichen insgesamt gesehen zurück:<br />

• Faktoren der technischen Aus- und Weiterbildung, mit einem Anteil<br />

von 9 % an allen Nennungen, teilweise verbunden mit dem Vorwurf<br />

einer zu einseitigen Technikorientierung wenn nicht zu einer<br />

Erziehung zur Unselbstständigkeit. Zum Beispiel:<br />

„Die Basis wird zum Teil gefördert, jedoch wird hauptsächlich in die<br />

reine Technikausbildung investiert. Übergreifende Themen kommen<br />

da<strong>bei</strong> zu kurz.“<br />

„Nachdem zentrale Konzepte gekippt worden sind, ist die Aus- &<br />

Weiterbildung heute zu sehr hersteller- und zu eng technisch orientiert.“<br />

„Technisch oft sehr gut. Selbstständiges Denken wird negativ beurteilt -<br />

Ergebnis: technisch gute, aber einfallslose Mitar<strong>bei</strong>ter.“<br />

Reform von<br />

Studiengängen ...<br />

... und<br />

Berufsbildern<br />

• das Verlangen nach einer Reform von Studiengängen oder<br />

Berufsbildern, mit einem Anteil von 4 % an allen Nennungen:<br />

„Neue Berufsbilder müssten entwickelt werden - Anpassungen in der<br />

Weiterbildung sind notwendig.“<br />

„Ausbildung ist steigerungsfähig. Weiterbildung wird durch die Gestaltung<br />

neuer IHK-Berufsbilder vorangetrieben.“<br />

Kürzere<br />

Ausbildungszeiten,<br />

längere<br />

Einar<strong>bei</strong>tungszeiten<br />

Weitere<br />

Erörterungen<br />

unter Kapitel 13<br />

• Forderungen nach kürzeren Ausbildungszeiten beziehungsweise<br />

längeren Einar<strong>bei</strong>tungszeiten mit einem Anteil von 3%.<br />

(13) Die weitere Interpretation der Ergebnisse erfolgt im<br />

Zusammenhang mit den Ergebnissen zu einer zweiten Frage zur<br />

informationswirtschaftlichen und -technischen Aus- und Weiterbildung.<br />

Siehe Kapitel 13.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 97<br />

13. Aus- und Weiterbildung für<br />

informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe (2):<br />

Handlungsbedarf<br />

13.1 Die Frage<br />

„Bei den besonders dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Aus- und<br />

Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe geht es vor<br />

allem darum...<br />

... die technische Medienkompetenz zu verbessern, die inhaltliche Medienkompetenz zu<br />

verbessern, die strategische Medienkompetenz zu verbessern und/oder weitere<br />

Maßnahmen umzusetzen.“<br />

13.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 116<br />

Besonders dringliche Maßnahmenbereiche zur<br />

Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />

informationswirtschaftlicher und<br />

informationstechnischer Berufe<br />

Ausbildung<br />

Absolut<br />

Ausbildung<br />

In %<br />

Weiterbildung<br />

Absolut<br />

Weiterbildung<br />

In %<br />

Technische Medienkompetenz 115 55,3 % 119 57,2 %<br />

Inhaltliche Medienkompetenz 92 44,2 % 102 49,0 %<br />

Strategische<br />

Medienkompetenz<br />

118 56,7 % 93 44,7 %<br />

Gleichgewichteter<br />

Durchschnitt<br />

- 52,1 % - 50,3 %<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 98<br />

Tabelle 117<br />

Besonders dringliche Maßnahmenbereiche<br />

zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />

informationswirtschaftlicher und informationstechnischer<br />

Berufe:<br />

Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Grundlegende Notwendigkeit der Weiterbildung – Ar<strong>bei</strong>tnehmer<br />

und Institutionen nicht ausreichend auf Wandel und<br />

kontinuierliche Anpassung vorbereitet – Reaktionslücken<br />

4 13,3<br />

Allgemeinbildung – Verständnis fördern 3 10,0<br />

PC-Literacy, Medienkompetenz fördern 2 6,7<br />

Betriebswirtschaftliches Wissen für Existenzgründungen,<br />

3 10,0<br />

Ökonomisches Wissen<br />

Kommunikationskompetenz, Informationsbeschaffung,<br />

2 6,7<br />

Methodenkompetenz<br />

Expansionsstrategie E-Learning 1 3,3<br />

Fehlende Praxisnähe, Differenziertheit, Flexibilität und<br />

fachübergreifende Aspekte sowie Schnelligkeit der Ausbildung<br />

8 26,7<br />

Inhalte vor Technik! 4 13,3<br />

Mangelhafte Ausstattung 1 3,3<br />

Auf Ausbildungsentscheidungen des Mitar<strong>bei</strong>ters setzen 1 3,3<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t Politik und Industrie 1 3,3<br />

N 30 -<br />

13.3 Interpretation<br />

Klassifizierung<br />

informationswirtschaftlicher<br />

Medienkompetenzen<br />

(1) Die den Experten vorgegebene Klassifizierung zur Bewertung der<br />

gegenwärtigen informationswirtschaftlichen und -technischen Ausbildung<br />

und Weiterbildung nach technischer, inhaltlicher und strategischer<br />

Medienkompetenz hatte sich in der Umfrage für den 4. <strong>Trendbericht</strong> auf<br />

eine Frage zur Medienkompetenz ergeben. In der Umfrage für den <strong>5.</strong><br />

<strong>Trendbericht</strong> sprach sich kein Experte ausdrücklich oder implizit gegen<br />

das vorgegebene Klassifikationssystem aus.<br />

51 %<br />

Maßnahmen<br />

dringlich<br />

(2) Wie dringlich ist die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />

informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe sowohl<br />

generell als auch in den genannten Kompetenz- und Maßnahmenbereichen?<br />

Im Durchschnitt wurden alle Kategorien von 51 % aller<br />

Experten angekreuzt. Damit kann von einer mittleren bis hohen<br />

Dringlichkeit von Maßnahmen des Aus- und Weiterbildungssystems für<br />

informationswirtschaftliche und informationstechnische Berufe aus der<br />

Sicht der befragten Experten gesprochen werden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 99<br />

52 %<br />

Ausbildung<br />

50 %<br />

Weiterbildung<br />

(3) Unterscheidet man zwischen dem Aus- und Weiterbildungsbereich, so<br />

wurden die Kategorien des Ausbildungsbereiches im Durchschnitt von 52<br />

% der Experten und die Kategorien des Weiterbildungsbereiches im<br />

Durchschnitt von 50 % der Experten angekreuzt.<br />

Demnach lässt sich von einer gleichhohen Dringlichkeit der Maßnahmen<br />

für den Aus- und Weiterbildungsbereich sprechen. Die Ergebnisse zu der<br />

vorangegangenen Frage zur Bedarfsorientierung der Aus- und<br />

Weiterbildung informationswissenschaftlicher und informationstechnischer<br />

Berufe hatten die gleiche Schlussfolgerung nahegelegt. Siehe<br />

Kapitel 12.<br />

Mittlerer<br />

Dringlichkeitsgrad<br />

...<br />

... für einzelne<br />

Kompetenz- ...<br />

... und Maßnahmenbereiche<br />

(4) Im Einzelnen wurden die Maßnahmen in den vorgegebenen<br />

Kompetenzbereichen von mindestens 44 % der Befragten Experten als<br />

dringlich angesehen („inhaltliche Medienkompetenz in der Ausbildung<br />

informationswirtschaftlicher und -technischer Berufe“).<br />

Damit lässt sich sagen, dass in einer ersten Annäherung allen<br />

Kompetenz- und Maßnahmenbereichen ein „mittlerer bis hoher Dringlichkeitsgrad“<br />

zugeordnet wurde und aus der Sicht der Experten die<br />

Notwendigkeit besteht, in allen genannten Bereichen gestaltend tätig zu<br />

werden. Auch sollten nicht einseitige Kompetenzen, sondern <strong>bei</strong>spielsweise<br />

eine technische und strategische Medienkompetenz vermittelt<br />

werden.<br />

Unterschiedliches<br />

Ranking<br />

...<br />

... der Kompetenzen<br />

nach<br />

Dringlichkeit<br />

Primat<br />

inhaltlicher ...<br />

... vor<br />

technischer<br />

Medienkompetenz?<br />

(5) In den Antworten ergab sich ein unterschiedliches Ranking, je nach<br />

dem, ob die Experten den Ausbildungs- oder Weiterbildungsbereich<br />

beurteilten:<br />

• Für den Ausbildungsbereich endete die „inhaltliche Medienkompetenz“<br />

mit 44 % „Ankreuzungsanteil“ vergleichsweise abgeschlagen.<br />

Hingegen kamen die „strategische Medienkompetenz“ mit 57 %<br />

der Nennungen und die „technische Medienkompetenz“ mit einem<br />

Anteil von 55 % zu ähnlich hohen Anteilen.<br />

• Für den Weiterbildungsbereich ergab sich ein deutlicher Vorsprung<br />

der „technischen Medienkompetenz“ mit einem Anteil von 57 %. Auf<br />

den Plätzen folgten die „inhaltliche Medienkompetenz“ mit einem<br />

Anteil von 49 % sowie die „strategische Medienkompetenz“ mit einem<br />

Anteil von 45 %.<br />

Soweit die Experten in ihren zusätzlichen Kommentaren ein Ranking<br />

herstellten, gingen sie von einem Primat oder einem besonderen<br />

Nachholbedarf der inhaltlichen Medienkompetenz vor der technischen<br />

Medienkompetenz aus, zum Beispiel:<br />

„Inhalte vor Technik.“<br />

„Ranking: 1. Inhaltliche Medienkompetenz. 2. Strategische Medienkompetenz.<br />

3. Technische Medienkompetenz. Es ist vor allem die inhaltliche<br />

Medienkompetenz zu erhöhen. In den meisten Fällen wird jedoch die<br />

technische Medienkompetenz in den Vordergrund gestellt.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 100<br />

technische Medienkompetenz in den Vordergrund gestellt.“<br />

„Technik OK, Inhalte verbesserungswürdig.“<br />

Technische<br />

Kompetenz<br />

bleibt relativ<br />

wichtig.<br />

(6) Für die einzelnen Kompetenzbereiche gilt:<br />

Technische Medienkompetenz. Der Erwerb und das Upgrading<br />

technischer Medienkompetenz bleiben für die Mitar<strong>bei</strong>ter informationswirtschaftlicher<br />

Einrichtungen über ihren gesamten beruflichen<br />

Lebenszyklus wichtig und gerade in der Informationswirtschaft unverzichtbar.<br />

So wurden dringliche Maßnahmen zur Vermittlung technischer<br />

Medienkompetenz in der Ausbildung von 55 % und in der Weiterbildung<br />

von 57 % der Experten als unverzichtbar angesehen. Das sind zwei der<br />

drei höchsten Anteile, die sich für die Kompetenzbereiche ergaben.<br />

So unverzichtbar technische Medienkompetenz ist, es reicht nicht aus,<br />

auf sie allein zu setzen. Kritik an einer zu einseitigen Medienkompetenz<br />

wurde <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt geäußert:<br />

„Beispiel: Sie bekommen einen Super-Programmierer ohne jede Sensibilisierung<br />

für Usability, Funktionalität etc.“<br />

Sonderproblem<br />

ältere<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

Als Problemgruppe wurden die älteren Ar<strong>bei</strong>tnehmer identifiziert, weil sich<br />

einige von ihnen die unabdingbar gewordenen technischen Basisfähigkeiten<br />

im Rahmen einer PC-Literacy noch immer nicht bzw. nicht<br />

genügend angeeignet hatten oder den Anschluss angesichts sich rapide<br />

vollziehender technischer Entwicklungen schon wieder zu verlieren<br />

drohten. Siehe der folgende Kommentar eines Experten:<br />

„Technische Kompetenz von langjährigen Mitar<strong>bei</strong>tern oft nicht vorhanden.<br />

Junge Menschen haben meist technisches Verständnis. Strategisches<br />

Verständnis geht durch frühe Nutzung der Technik zurück.“<br />

Strategische<br />

Medienkompetenz<br />

kann zunächst<br />

fehlen<br />

Strategische Medienkompetenz. Für diesen Kompetenzbereich<br />

empfahlen zwischen 57 % (Ausbildung) und 45 % (Weiterbildung) der<br />

Experten dringliche Maßnahmen. Der besonders hohe Anteil für den<br />

Bereich der Ausbildung ergibt sich wahrscheinlich aus dem Tatbestand,<br />

dass diese Kompetenz in diversen Ausbildungsgängen am ehesten zu<br />

kurz kommt.<br />

Aus den Ergebnissen vorausgegangener <strong>Trendbericht</strong>e wissen wir, dass<br />

den Unternehmen an Mitar<strong>bei</strong>tern gelegen ist, die ihre technischen<br />

Fertigkeiten in dem unternehmenswirtschaftlichen und unternehmenspolitischen<br />

Kontext einzuordnen wissen und so <strong>bei</strong>spielsweise eine<br />

informationstechnische Anwendung besser auf die unternehmensindividuellen<br />

Anforderungen „zuzuschneiden“ verstehen.<br />

Qualifikationserwerb<br />

hier<br />

später weniger<br />

dringlich<br />

In späteren Jahren können sich die Defizite an strategischer<br />

Medienkompetenz <strong>bei</strong>m einzelnen Mitar<strong>bei</strong>ter verringern, weil sich diese<br />

als Voraussetzung für ihren Aufstieg die entsprechenden Fähigkeiten<br />

aneignen oder auf Positionen eingesetzt sind, auf denen sie eine solche<br />

Kompetenz weniger benötigen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 101<br />

Inhaltliche<br />

Medienkompetenz:<br />

Zunächst<br />

vorhanden,<br />

aber späteres<br />

Upgrading<br />

vonnöten?<br />

Inhaltliche Medienkompetenz. Der relativ niedrige Wert für inhaltliche<br />

Medienkompetenz für den Ausbildungsbereich (44 %) dürfte anzeigen,<br />

dass im Rahmen der diversen Ausbildungs- und Studiengänge am<br />

ehesten eine angemessene Vermittlung inhaltlicher Bezüge erfolgt.<br />

Allerdings ist eine Aktualisierung <strong>bei</strong>spielsweise wirtschaftlichen Fachwissens<br />

angesichts der rapiden Veränderungen in diesem Bereich<br />

gleichfalls vonnöten, so dass die Dringlichkeit von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

für diesen Bereich sogar zunehmen kann (Anteil der<br />

Experten, die hier dringliche Maßnahmen für den Weiterbildungsbereich<br />

als erforderlich ansahen: 49 %).<br />

Reformbedarf<br />

mit keinem<br />

Kommentar<br />

bestritten<br />

Grundlegende<br />

Notwendigkeit<br />

der Weiterbildung<br />

Kontinuierlicher<br />

Wandel der<br />

Anforderungen<br />

...<br />

(7) In den zusätzlichen Begründungen wurde die Notwendigkeit von<br />

dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />

informationswirtschaftlicher und -technischer Berufe mit keiner Aussage<br />

bestritten.<br />

In mehreren zusätzlichen Kommentaren wurde die grundlegende<br />

Notwendigkeit der im Vergleich zur Ausbildung weniger etablierten<br />

Institution „Weiterbildung“ betont und damit die grundlegende Notwendigkeit<br />

der Ausbildung als selbstverständlich vorausgesetzt. Sowohl die<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter als auch die für den Qualifikationserwerb verantwortlichen<br />

Einrichtungen seien nicht ausreichend auf die Veränderungen beruflicher<br />

Anforderungen und eine damit notwendig gewordene kontinuierliche<br />

Anpassung an die sich verändernden Herausforderungen vorbereitet,<br />

erklärten mehrere Experten. Learning on the job sei sehr wichtig<br />

geblieben, aber <strong>bei</strong> weitem nicht ausreichend. Zum Beispiel:<br />

„Ausbildung heute bedarf der grundlegenden Verbesserung. Weiterbildung<br />

ist heute ein Muss. Learning by doing reicht nicht mehr aus, und<br />

„abgeschlossene" Ausbildungen sind passé.“<br />

„Die Aufgaben und Unternehmensprozesse werden sich in Zukunft<br />

wandeln. Viele Mitar<strong>bei</strong>ter sind auf diesen Wandel nicht ausreichend<br />

vorbereitet.“<br />

... und permanenter<br />

Anpassungsbedarf<br />

„Auf die schnellen Veränderungen der Informationslandschaft in Bezug<br />

auf technische Neuerungen wird zuwenig schnell und zuwenig umfassend<br />

reagiert.“<br />

„Kontinuierliche Anpassung an aktuelle Anforderungen in allen Bereichen<br />

wichtig.“<br />

Konkrete<br />

Schwerpunkte<br />

Qualifikationsinhalte<br />

37 %<br />

(8) In den zusätzlichen Begründungen wurden im Einzelnen an Schwerpunkten<br />

gesetzt:<br />

• Benennungen von Qualifikationsinhalten und -bereichen mit einem<br />

Anteil an allen Nennungen von 36 %;<br />

• allgemeine Anforderungen an Qualifikationsinhalte und -bereiche,<br />

zum Beispiel mangelnde Praxisnähe, mit einem Anteil von 27 %<br />

sowie<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 102<br />

• institutionelle Probleme, zum Beispiel solche des Zusammenwirkens<br />

zwischen Informationswirtschaft und Politik, mit einem Anteil an allen<br />

Nennungen von 10 %.<br />

Bildung und Allgemeinbildung<br />

(9) An Qualifikationsinhalten wurden als besonders wichtig angesehen:<br />

• Verbesserung der Allgemeinbildung wenn nicht der Bildung<br />

(einschließlich Stil und Manieren), verbunden mit Herausbildung<br />

analytischer und Problemlösungsfähigkeiten und eine damit verbundene<br />

Absage an eine einseitige sehr enge Ausbildung, polemisch als<br />

„Fachidiotentum“ gekennzeichnet:<br />

„Allgemeinwissen Deutsch.“<br />

„Auf dem überwiegend existierenden breiten Fundament des „Wie“ muss<br />

schnellstmöglichst die Kompetenz für das „Was Warum“ aufsetzen.“<br />

„Zu viele Fachidioten, die nur auf die Technik, nicht aber auf Höflichkeit,<br />

Rechtschreibung, dauerhafte Qualität ... achten.“<br />

PC-Literacy,<br />

Medienkompetenz<br />

• Förderung und Ausbau der PC-Literacy sowie deren Integration in die<br />

Bemühungen der Bildung und Allgemeinbildung, etwa so:<br />

„Der bildungsbürgerliche Begriff der Literalität, also die Lesekompetenz<br />

der Bürger, muss ergänzt werden um Kompetenzen mit interaktiven<br />

Medien. Azubis und Ältere.“<br />

„Medienkompetenz muss ständig eingeübt werden, unabhängig von<br />

unserer gegenwärtigen Situation. Das muss im Kindergarten anfangen.“<br />

• Sicherstellung einer solchen Integration durch entsprechende Expansionsstrategien<br />

im Bereich des E-Learning:<br />

E-Learning<br />

Strategisches<br />

und wirtschaftliches<br />

Wissen<br />

Metaqualifikationen<br />

„Angebot an E-Learning-Produkten vergrößern und vom Preisgefüge<br />

auch für Privatanwender interessant machen. Übersicht über Angebote<br />

und Möglichkeiten besser kommunizieren bzw. publizieren.“<br />

• wirtschaftliches und betriebswirtschaftliches Wissen, <strong>bei</strong>spielsweise<br />

auch, um den Absprung in die Existenzgründung mit Aussicht auf<br />

Erfolg wagen zu können, damit verbunden die implizite Forderung,<br />

technisches Wissen ökonomisch anwenden zu können;<br />

• „Metaqualifikationen“, das sind insbesondere Kommunikationskompetenz,<br />

Methodenkompetenz sowie Fertigkeiten der Informationsbeschaffung,<br />

zum Beispiel:<br />

„Niveau muss gewährleistet werden. Teilweise unmöglich. Ältere in<br />

Weiterbildung beherrschen teilweise nicht elementarste Möglichkeiten der<br />

Informationsbeschaffung und -aufbereitung.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 103<br />

Allgemeine<br />

Anforderungen<br />

27 %<br />

Mangelnde<br />

Differenziertheit<br />

Fehlende fachübergreifende<br />

Sichtweise<br />

Zu inflexibel<br />

Schneller<br />

ausbilden<br />

(10) In 27 % aller Nennungen wurde auf allgemeine notwendige, aber<br />

häufige fehlende Anforderungen an Aus-.und Weiterbildungsangebote<br />

eingegangen, das sind insbesondere fehlende Praxisnähe, mangelnde<br />

Differenzierungesvermögen, fehlende Flexibilität, fehlende fachübergreifende<br />

Aspekte sowie mangelnde Schnelligkeit der Ausbildung.<br />

Beispiele für Nennungen zu dieser Rubrik lauten:<br />

„Die Anforderungen sind spezieller und differenzierter als von der<br />

generellen Ausbildung angeboten. Nur wenige Nischenanbieter decken<br />

diese Lücken -> Folge: Eigenausbildung.“<br />

„In der Regel werden Absolventen handwerklich gut ausgebildet ...<br />

Programmieren, Analyse- und Konstruktionswerkzeuge ... die Praxisnähe<br />

fehlt allerdings enorm - und vor allem die fachübergreifende Sichtweise ...<br />

IT/BWL/VWL/Sozialwissenschaften usw.“<br />

„Wesentlich ist sowohl die Verbesserung in allen Bereichen der<br />

Ausbildung als auch die generelle Art und Weise einer Ausbildung.<br />

Weniger über Jahre festgezurrte Inhalte, dafür mehr angepasst und<br />

flexible Methoden...“<br />

„Schnell eine Basis schaffen. Konkretes anwendungsbezogenes Lernen<br />

kommt in der Praxis.“<br />

Institutionelle<br />

Größen<br />

10 %<br />

(11) In 10 % aller Nennungen wurde mindestens indirekt auf institutionelle<br />

Größen beziehungsweise auf Kooperations- und Abstimmungsprobleme<br />

zwischen den für den Qualifizierungserwerb verantwortlichen<br />

Einrichtungen verwiesen. Da<strong>bei</strong> wurde auch das Problem angesprochen,<br />

wer wie weit für Qualifizierung verantwortlich ist, die informationswirtschaftliche<br />

Einrichtung oder der Mitar<strong>bei</strong>ter. Der Experte, der dieses<br />

Problem aufwarf, vertrat eine eindeutige Meinung:<br />

„Die Beurteilung künftiger Chancen ist fast überall auf Firmen oder<br />

Institutionen zentriert, nicht auf eine Stärkung der Unabhängigkeit des<br />

einzelnen Ar<strong>bei</strong>tnehmers. Wichtig wäre es, einen Ausgleich für die häufig<br />

notwendigen Anpassungsphasen zu schaffen.“<br />

Hinzu kamen Nennungen<br />

Mangelnde<br />

technische<br />

Ausstattung<br />

Kooperation<br />

Politik -<br />

Wirtschaft<br />

• zur „mangelhaften Ausstattung der Lehranstalten“, dies vermutlich<br />

eine unmittelbare Folge ihrer Budgetprobleme und damit der<br />

Konsolidierungsprobleme öffentlicher Haushalte, sowie<br />

• zum notwendigen Zusammenwirken zwischen Politik und Wirtschaft in<br />

Fragen der Qualifizierung:<br />

„Alles muß bezahlbar sein. Deshalb brauchen wir für neue Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

neue Formen der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Politik und Industrie.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 104<br />

(12) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

Weitgehender<br />

Reformbedarf<br />

für Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Zu geringe<br />

Bedarfs- und<br />

Praxisorientierung<br />

Unternehmensinterne<br />

Qualifizierung<br />

wird in gleicher<br />

Weise reformbedürftig.<br />

Balance aus<br />

breit definierten<br />

Kompetenzbereichen<br />

anstreben<br />

Relevanz der<br />

Ergebnisse auf<br />

allen Ebenen<br />

Problemgruppen<br />

Newcomer<br />

...<br />

... und ältere<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmer<br />

Informationswirtschaft<br />

zu<br />

einem weitgehenden<br />

Qualifizierungsbündnis<br />

bereit<br />

• Es besteht ein weitgehender Reformbedarf für die Aus- und<br />

Weiterbildung in informationswirtschaftlichen und -technischen<br />

Berufen, obgleich die Aus- und Weiterbildung aus der Sicht der<br />

Experten in den letzten Jahren besser geworden ist.<br />

• Das derzeitige Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot weist eine<br />

eine zu geringe Bedarfs- und Praxisorientierung auf. Die technischen<br />

und wirtschaftlichen Entwicklungen, aus denen Qualifikationsanforderungen<br />

abgeleitet werden, laufen den Institutionen immer<br />

wieder davon. Diese zeigen sich als zu inflexibel, um angemessen auf<br />

neue Herausforderungen zu reagieren.<br />

• Aus der Sicht der informationswirtschaftlichen Unternehmen ist das<br />

eigene Qualifizierungssystem in gleicher Weise reformbedürftig<br />

geworden, nachdem die Ar<strong>bei</strong>tgeber ihre Konsolidierungsanstrengungen<br />

im Bildungsbereich trotz der im Jahr 2004 deutlich verbesserten<br />

wirtschaftlichen Lage zum guten Teil weiter fortsetzen..<br />

• Aus der Sicht der Informationswirtschaft sollten den Ar<strong>bei</strong>tnehmern<br />

und Bürgern in Aus- und Weiterbildung breit definierte Fähigkeiten in<br />

verschiedenen Kompetenzbereichen vermittelt werden. Letztlich wäre<br />

eine Balance aus strategischen, technischen und inhaltlichen<br />

Kompetenzen anzustreben, die nach Individuen und Aufgabenfeldern<br />

unterschiedlich ausfallen muss. Hinzukommen sollten „Metafähigkeiten“,<br />

zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick<br />

und weitere sogenannte „soft skills“.<br />

• Auf den verschiedenen Ebenen informationswirtschaftlicher Einrichtungen<br />

lässt sich kein prinzipiell unterschiedlicher Qualifizierungsbedarf<br />

ermitteln. Das gilt auch für die Leitungsebene<br />

• Besondere Problemgruppen in Qualifizierungszusammenhängen sind<br />

die in den Beruf eintretenden Newcomer, die die Defizite des<br />

Ausbildungssystems erst wettmachen müssen, sowie die älteren<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmer. Diese mögen sich eine ausreichende technische<br />

Basiskompetenz nicht angeeignet haben oder lassen in ihren<br />

Weiterbildungsanstrengungen nach<br />

• In den Ergebnissen zum 4. <strong>Trendbericht</strong> zeigte sich die Informationswirtschaft<br />

zu einem umfasenden Bündnis mit den Bildungseinrichtungen<br />

und der Politik zwecks Vermittlung einer weitdefinierten<br />

Medienkompetenz für alle Ar<strong>bei</strong>tnehmer und Bürger im Zuge eines<br />

lebenslangen Lernens bereit. Die Ergebnisse zum <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />

lassen ähnlich große Kooperationspotenziale vermuten.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 105<br />

14. Qualifizierungsbedarf<br />

Geschäftsführungsebene / Top Management<br />

(1): Dringlichkeit<br />

14.1 Die Frage<br />

„Sehen Sie auf der Leitungs-/Geschäftsführungsebene bzw. auf der Ebene des Top<br />

Managements <strong>bei</strong>spielsweise im Zuge der Europäisierung und Internationalisierung der<br />

Märkte einen besonderen Qualifizierungsbedarf?“<br />

14.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 118<br />

Besonderer Qualifizierungsbedarf<br />

auf der Geschäftsführungsebene? - Allgemein<br />

Absolut In %<br />

Qualifizierungsbedarf in hohem Maße gegeben 58 31,0<br />

Qualifizierungsbedarf gegeben 98 52,4<br />

Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben 26 13,9<br />

Kein Qualifizierungsbedarf 5 2,7<br />

N 187 -<br />

Tabelle 119<br />

Besonderer Qualifizierugsbedarf auf der<br />

Geschäftsführerebene – nach Funktionsgruppen (in %)<br />

Leitungsebene<br />

Bereichs-<br />

Abteilungsleiterebene<br />

Weitere<br />

Funktionen<br />

Qualifizierungsbedarf in hohem Maße gegeben 32,2 27,7 33,0<br />

Qualifizierungsbedarf gegeben 54,8 55,2 47,8<br />

Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben 8,1 15,5 17,9<br />

Kein Qualifizierungsbedarf 4,8 1,6 1,4<br />

N 62 58 67<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 106<br />

Tabelle 120<br />

Besonderer Qualifizierungsbedarf auf der<br />

Geschäftsführungsebene? - Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Bestehender Qualifizierungsbedarf 71 92,3<br />

Gründe und Symptome für bestehenden<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

Grundlegende Notwendigkeit der Qualifizierung teilweise vor<br />

allem im Mittelstand und in Abhängigkeit von veränderten<br />

Anforderungen<br />

Europäisierung, Internationalisierung, Globalisierung,<br />

andere Kulturen<br />

40 52,0<br />

4 5,2<br />

17 22,1<br />

Beförderungssysteme nicht funktionsfähig, Management<br />

2 2,6<br />

überbesetzt<br />

Interessenkonflikt Eigentümer - Manager 1 1,3<br />

Bürokratische Orientierungen, Verharren im Bestehenden,<br />

3 3,9<br />

zu weit entfernt von der Realität<br />

Einseitige Konzentration auf Kosten, Controller-Mentalitäten 3 3,9<br />

Konstatierung unmittelbar erkennbarer großer Defizite,<br />

Selbstüberschätzung, fehlendes Problembewusstsein,<br />

Verweigerung oder Vernachlässigung von Qualifizierung –<br />

grundsätzlich kritischer Blick auf Top Management –<br />

Selbstdarsteller<br />

10 13,0<br />

Notwendige Qualifizierungsinhalte 31 40,3<br />

Ethisches Verhalten 1 1,3<br />

Strategisches Denken – Visionen, unternehmerische Kalküle –<br />

7 9,1<br />

Analytische Fähigkeiten, Zusammenhänge erkennen<br />

Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeiten 4 5,2<br />

Informationsbeschaffung und -aufbereitung 3 3,9<br />

Verbesserung der (englischen) Sprachkenntnisse 5 6,5<br />

Technische Kenntnisse 5 6,5<br />

Einschätzung des Wettbewerbs, Wirtschaftliche Kenntnisse,<br />

Marktkenntnisse, Betriebswirtschaftliches Wissen<br />

6 7,8<br />

Besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter 1 1,3<br />

Situation unterschiedlich 2 2,6<br />

Keine Internationalisierung – Internationalisierung<br />

wird unterschätzt<br />

3 3,9<br />

N 77 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 107<br />

14.3 Interpretation<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

aus<br />

mehreren<br />

Gründen ...<br />

... auch auf der<br />

Leitungsebene<br />

zu erörtern<br />

Krise der New<br />

Economy,<br />

Kooperation<br />

zwischen<br />

Anbietern und<br />

Anwendern<br />

(1) Gibt es einen besonderen Qualifizierungsbedarf für Geschäftsführungen<br />

und das Top Management informationswirtschaftlicher Einrichtungen?<br />

Diese Frage war an der Reihe, nachdem Qualifizierungserfordernisse<br />

für Studierende und Mitar<strong>bei</strong>ter über mehrere Jahre<br />

aus unterschiedlichen Blickwinkeln erörtert worden waren.<br />

Zudem wurden Bildungseinrichtungen und Politik über die Jahre von den<br />

informationswirtschaftlichen Experten kritisiert. Soweit diese Vorwürfe<br />

berechtigt waren – musste man nicht annehmen, dass nicht ausschließlich<br />

strukturelle Gründe, sondern auch Qualifikationsdefizite angesprochen<br />

wurden? Auch hier lag die Frage nahe, wie es eigentlich mit der<br />

Qualifikation der Kritiker, also vor allem der Leitungsebene in<br />

informationswirtschaftlichen Unternehmen und weiteren Einrichtungen,<br />

bestellt war.<br />

Qualifizierungsprobleme der Leitungsebene in informationswirtschaftlichen<br />

Einrichtungen wurden von den Experten mehrfach im<br />

Zusammenhang mit der „Krise der New Economy“ angesprochen. Auch<br />

ist es den informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern bis<br />

heute nicht gelungen, die Zusammenar<strong>bei</strong>t untereinander zufriedenstellend<br />

zu regeln.<br />

Überwältigende<br />

Mehrheit der<br />

Experten ...<br />

... mindestens<br />

in einem<br />

geschäftsführungsnahen<br />

Umfeld tätig<br />

Bedarf<br />

gegeben:<br />

83 %<br />

Bedarf sehr<br />

gegeben:<br />

31 %<br />

(2) Von den befragten Experten ordneten sich etwa ein Drittel der<br />

Geschäftsführungsebene zu. Etwa ein weiteres Drittel ordnete sich<br />

darunter auf der Bereichsleiter- und Abteilungsleiterebene ein. Im<br />

verbleibenden Drittel übten viele Experten Entscheidungs- oder<br />

unternehmensnahe Funktionen aus oder ar<strong>bei</strong>teten denen zu, die<br />

unternehmerische Funktionen wahrnahmen. Siehe Kapitel 3.<br />

(3) 83 % der befragten Experten setzten mit ihren Antworten voraus, dass<br />

ein Qualifizierungsbedarf der informationswirtschaftlichen Leitungsebene<br />

gegeben sei. Fast jeder dritte Experte (31 %) ging davon aus, dass ein<br />

solcher „Qualifizierungsbedarf in hohem Maße“ bestehe.<br />

Dem standen lediglich fünf Experten entgegen, das sind 2,7 % aller<br />

Nennungen, die einen solchen Qualifizierungsbedarf ausdrücklich als<br />

nicht gegeben annahmen. Nimmt man die Nennungen zu der Kategorie<br />

„Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben“ hinzu, so erhöht sich der<br />

Anteil derer, die einen Qualifizierungsbedarf nicht als gegeben ansahen<br />

oder diesen zumindest relativierten, auf 17 %.<br />

Indikator<br />

5,03<br />

Teilt man die Anzahl der Qualifizierungsbefürworter durch die Anzahl der<br />

Qualifizierungsskeptiker, so beträgt der Wert des entsprechenden<br />

Indikators 5,03.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 108<br />

Top Ebene<br />

sieht eigenen<br />

Qualifkationsbedarf<br />

noch<br />

deutlicher ...<br />

,,, als die<br />

anderen<br />

Hierarchieebenen<br />

Zusätzliche<br />

Kommentare:<br />

94 % bejahen<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

Dazu nur fünf<br />

relativierende<br />

Stimmen<br />

(4) Das Erstaunliche ist, dass sich diese Ergebnisse nach<br />

Funktionsgruppen nicht wesentlich unterscheiden. Wenn überhaupt, dann<br />

ist die Geschäftsführungsebene in eigenen Sachen noch qualifikationsbewusster<br />

(und damit selbstkritisch) als die Berichs-/Abteilungsleiterebene<br />

und die Experten in „Weiteren Funktionen“. Die entsprechenden<br />

Indikatorwerte betragen <strong>bei</strong> der Top-Ebene 6,74, <strong>bei</strong> der Bereichs- und<br />

Abteilungsleiterebene 4,85 und <strong>bei</strong> den „Weiteren Funktionen“ 4,19.<br />

(5) Diese Ergebnisse werden durch die zusätzlichen Kommentare der<br />

befragten Experten bestätigt. In 92 % aller Aussagen wurde von einem<br />

bestehenden Qualifizierungsbedarf auf der Leitungsebene ausgegangen.<br />

Dem stand kein einziger Kommentar gegenüber, mit dem ein<br />

Qualifizierungsbedarf ausdrücklich bestritten wurde, so dass sich der<br />

Wert des entsprechenden Indikators nicht berechnen lässt.<br />

Allerdings gibt es differenzierende und relativierende Aussagen, die sich<br />

auf die unterschiedlichen Entwicklungen in einzelnen Branchen bezogen.<br />

So wurde ein enger Zusammenhang zwischen Internationalisierung und<br />

Qualifizierungsbedarf geleugnet, dies allgemein oder auf das eigene<br />

Unternehmen bezogen. In einer weiteren Expertenaussage wurde die<br />

gestellte Frage negiert, indem nur indirekt auf einen etwaigen Qualifizierungsbedarf<br />

der Leitungsebene Bezug genommen und auf die<br />

besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter verwiesen wurde.<br />

Beispiele für weniger ablehnende als differenzierende Stellungnahmen<br />

lauteten:<br />

„Sehr schwierig zu pauschalisieren - aber internationale Aspekte werden<br />

gerne modisch überbewertet. Auch die Exportnation Deutschland<br />

erwirtschaftet ihr Bruttoinlandsprodukt vorrangig im Inland, und auch das<br />

World Wide Web kann Sprachbarrieren und Kulturräume nur in der<br />

Theorie überwinden.“<br />

„Nur nationales Unternehmen.“<br />

„Weitgehend nationale Ausrichtung.“<br />

Internationale<br />

Defizite als<br />

Indikator für<br />

allgemeine<br />

Defizite?<br />

Indikatorwert<br />

mindestens<br />

11,8<br />

Andererseits darf vermutet werden, dass Qualifizierungsdefizite, die sich<br />

auf den internationalen Märkten bemerkbar machen, Indikatoren allgemeiner<br />

Qualifizierungsdefizite sind. Diese Defizite machen sich früher<br />

oder später auch auf dem Binnenmarkt bemerkbar.<br />

Nähme man die obigen Antworten als Gegenstimmen zur Bejahung eines<br />

bestehenden Qualifizierungsbedarfes der Leitungsebene, so betrüge der<br />

Wert des entsprechenden Indikators 11,8.<br />

(6) Das sind keine Ergebnisse, die von vornherein zu erwarten gewesen<br />

wären. So hätte es sein können, dass die befragten Experten, auf eigene<br />

Qualifizierungsdefizite angesprochen, empfindsam reagierten oder ihre<br />

eigene Qualifikation oder die ihrer Kollegen oder der ihnen übergeordneten<br />

Ebene überschätzten oder aber zu Recht eine hohe Meinung von<br />

sich oder ihrer Bezugsgruppe gehegt hätten. Man denke an die<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 109<br />

sich oder ihrer Bezugsgruppe gehegt hätten. Man denke an die<br />

entsprechenden positiven Darstellungen der eigenen Leistungen in den<br />

Antworten der Experten zum Geschäftsklima in den Kapiteln 4 - <strong>5.</strong><br />

Allerdings wurde in den Formulierungen zu dieser Frage zwischen den<br />

Einschätzungen der eigenen Einrichtung und der eigenen Branche<br />

unterschieden.<br />

Kein einziges<br />

Selbstlob<br />

Dafür<br />

universale<br />

Qualifizierungsbereitschaft<br />

Keine Herausbildung<br />

eines<br />

Korpsgeistes in<br />

der Leitungsebene<br />

Auch gab es in den Kommentaren zum Qualifizierungsbedarf der<br />

Leitungsebene keine Stimme, die den Stand der eigenen Qualifizierung<br />

oder der Qualifizierung der eigenen Bezugsgruppe gelobt hätte.<br />

Vielmehr lässt sich auf der Basis der vorliegenden Ergebnisse von einer<br />

nahezu universalen Qualifizierungsbereitschaft des infomationswirtschaftlichen<br />

Top Managements und einer damit verbundenen weitgehenden<br />

Bereitschaft zur Selbstkritik sprechen.<br />

Von einem Korpsgeist wie unter den freien Berufen kann also auf der<br />

informationswirtschaftlichen Leitungsebene nicht die Rede sein. Ein<br />

solcher konnte sich nicht herausbilden, weil die Leitungsebenen zum Teil<br />

driekt gegeneinander in Wettbewerb stehen und es zum Erfolg<br />

versprechenden Handeln in der Marktwirtschaft gehört, sich positiv von<br />

der Konkurrenz abzusetzen. Zudem gab es im Zusammenhang mit der<br />

„Krise der New Economy“ Anlässe zu einer berechtigten Qualifizierungskritik<br />

und sind die seinerzeitigen Einbrüche nicht lange genug<br />

vergangen, um die eigene Gruppe nicht kritisch zu sehen.<br />

Zusätzliche<br />

Kommentare<br />

(7) In ihren zusätzlichen Kommentaren nahmen die befragten Experten<br />

zu 52 % auf die Gründe (Symptome, Erscheinungsformen) für einen<br />

bestehenden Qualifizierungsbedarf Bezug. Hingegen wurden in 40 % der<br />

Nennungen aufzuar<strong>bei</strong>tende Qualifizierungsinhalte konkretisiert.<br />

Notwendigkeit<br />

des „lebenslangen<br />

Lernens“ ...<br />

(8) Seit Jahrzehnten wird den Mitar<strong>bei</strong>tern zumindest rhetorisch ein<br />

„lebenslanges Lernen“ als Konsequenz auf die Herausforderungen<br />

abverlangt, die sich aus den sich immer schneller wandelnden<br />

technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Entwicklungen ergeben.<br />

Die Kategorie „Grundlegende Notwendigkeit der Qualifiizierung<br />

teilweise vor allem im Mittelstand und in Abhängigkeit von<br />

veränderten Anforderungen“ ist die Variante dieser Aufforderung für<br />

das Top Management. Ihr wurden 5 % aller Nennungen zugeordnet.<br />

Beispiele für entsprechende Aussagen der Experten lauten:<br />

... in der<br />

Variante für<br />

das Top Management<br />

„Entscheider müssen sich immer weiter qualifizieren, um überhaupt<br />

entscheiden zu können. Oder sie brauchen gute Zuträger, denen sie dann<br />

vollstens vertrauen müssen - sic!“<br />

„Qualifizierungsbedarf, speziell für die Geschäftsführungsebene, im Sinne<br />

von ständiger Weiterbildung, ist eigentlich immer gegeben, unabhängig<br />

von Unternehmen und Branche.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 110<br />

52 %:<br />

22 %:<br />

Gründe für<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

Intenationalisierung<br />

der<br />

Märkte<br />

Herausforderungen<br />

der<br />

Internationalisierung<br />

nicht<br />

angemessen<br />

angenommen?<br />

(9) In der Umfrage für den 4. <strong>Trendbericht</strong> waren Ergebnisse über den<br />

Zusammenhang zwischen „Internationalisierung und Qualifizierung“<br />

freilich für die Ebenen der Mitar<strong>bei</strong>ter gesammelt worden. Dort wurde die<br />

Annahme eines direkten engen Zusammenhanges zwischen Qualifizierungsbedarf<br />

und Internationalisierung bestätigt und von kaum einem<br />

Experten relativiert (Seiten 44 – 47).<br />

Wenn ein solcher enger Zusammenhang bereits für die Mitar<strong>bei</strong>terebene<br />

galt, musste er nicht erst recht für die Leitungsebene gelten? Somit lag es<br />

nahe, in der Frageformulierung von einem Zusammenhang zwischen<br />

Qualifizierungsbedarf und der „Europäisierung und Globalisierung der<br />

Märkte“ auszugehen. In der Tat bezogen sich 43 % aller Nennungen zu<br />

den Gründen für einen bestehenden Qualifizierungsbedarf und 22 % aller<br />

Nennungen auf „Europäisierung, Internationalisierung, Globalisierung<br />

und fremde Kulturen“ (zum Vergleich: Nennung von Gründen und<br />

Symptomen ohne Rückbezug auf externe Größen 25 %).<br />

Die Annahme eines engen Zusammenhanges zwischen Qualifizierungsbedarf<br />

und Internationalisierung wurde in mehreren Kommentaren<br />

ausdrücklich bestätigt. Teilweise wurde ein Anpassungsbedarf an<br />

die neuen Herausforderungen konstatiert. Zum Beispiel:<br />

„Anpassung an neue Herausforderungen durch Globalisierung.“<br />

„Anpassung an neue Märkte. Erar<strong>bei</strong>tung globaler Strategien.“<br />

„Die Onlinemärkte sowie die Mobilen Märkte waren schon immer relativ<br />

international. Jedoch ist Qualifizierungbedarf weiterhin gegeben.“<br />

„Fremde soziokulturelle Umfelder – Märkte, Unternehmen, Konkurrenten.“<br />

Deutsches<br />

Management<br />

zu binnenmarktorientiert?<br />

„Vor allem in Bezug auf EU-Recht.“<br />

In einer Reihe weiterer Fälle wurde ausdrücklich ein Defizit gegenüber<br />

dem Management anderer Länder festgestellt. Oder es wurde direkt Kritik<br />

an dem Management des eigenen Landes geübt, etwa an einer zu<br />

weitgehenden Binnenmarktorientierung:<br />

„Alle reden über Globalisierung, aber gerade das ältere Top-Management<br />

ist vom Wissen, Sprache, Information etc. überhaupt nicht vorbereitet.“<br />

„Europäisierung ist ein langer Schatten, der kaum jemanden wirklich<br />

erreicht.“<br />

„Im Vergleich zu den USA besteht einiger Aufholbedarf, auch im Rahmen<br />

der EU-Osterweiterung ist dies wesentlich.“<br />

„Zum Teil sind noch alte Denkmuster vorhanden. Nationale, auf den<br />

eigenen „Dunstkreis“ beschränkt.“<br />

Dazu wurde in 7 % aller Nennungen eine „Verbesserung der (englischen)<br />

Sprachkenntnisse“ befürwortet.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 111<br />

Bedeutung der<br />

Internationalisierung<br />

auch<br />

bestritten<br />

Gelegentlich wurde die Bedeutung der Internationalisierung als<br />

Determinante eines bedeutenden Qualifizierungsbedarf bestritten oder<br />

zumindest relativiert, zum Beispiel:<br />

„Sich im Bereich der Internationalisierung weiterzubilden, kann nie<br />

schaden.“<br />

Diese Stimmen bildeten jedoch eindeutige Ausnahmen.<br />

21 %<br />

Personale<br />

Größen<br />

4 %<br />

„Internationalisierung ist ok, aber es gibt wichtigeren Qualifizierungsbedarf.“<br />

Unternehmensbezogene<br />

Größen<br />

Organisationsstrukturelle<br />

Größen<br />

weniger wichtig<br />

....<br />

.... als<br />

personelle?<br />

Nicht unbedingt<br />

(10) Soweit die Experten einen bestehenden Qualifizierungsbedarf<br />

vorwiegend mit internen Gründen und Symptomen in Zusammenhang<br />

brachten, bezogen sich ihre Aussagen vorzugsweise auf personale oder<br />

unternehmensbezogene bzw. organisationsstrukturelle Größen? Darauf<br />

fällt die Antwort eindeutig aus:<br />

• Nach 21 % aller Nennungen wurde auf personale Größen von der<br />

„Selbstüberschätzung“ bis zur „Controller-Mentalität“ Bezug genommen.<br />

• Hingegen war nur nach 4 % aller Nennungen von organisationsstrukturellen<br />

Größen die Rede.<br />

Sind demnach personale Größen für bestehende Qualifikationsdefizite<br />

eindeutig wichtiger als organisationsstrukturelle? Die Wahrheit dürfte<br />

komplizierter sein. So wirken sich organisationsstrukturelle Gründe für<br />

einen bestehenden Qualifizierungsbedarf wie zum Beispiel eine<br />

Überbesetzung der Leitungsebene oder eine bürokratische Regelung der<br />

Ar<strong>bei</strong>tsabläufe in personellen Symptomen aus. Solches können<br />

bürokratische Orientierungen oder eine mangelnde Motivation sich<br />

weiterzubilden sein. Allerdings sahen die Experten bestimmte Zusammenhänge<br />

in der eigenen Einrichtung vorzugsweise durch eine<br />

„personelle Brille“.<br />

Das kann zu einem Problem werden, wenn Geschäftsführungen<br />

Problemlösungen vorzugsweise auf der personalen und nicht auf der<br />

organisationsstrukturellen Ebene suchen und notwendige organisatorische<br />

Reformen im Zusammenhang mit Qualifizierungsbedarfen unterbleiben<br />

sollten.<br />

Beförderungssystem<br />

nicht<br />

funktionsfähig<br />

Überbesetztes<br />

Management<br />

(11) An organisationsstrukturellen Gründen für bestehende Qualifizierungsprobleme<br />

wurden von den Experten nicht funktionsfähige<br />

Beförderungssysteme und ein überbesetztes Management in bürokratischen<br />

Großorganisationen oder ein Interessenkonflikt zwischen Eigentümern<br />

und Managern genannt. Zum Beispiel:<br />

„Beförderung ist meist „politisch", nicht fachlich begründet.“<br />

„Personalanpassung überwiegend auf Ar<strong>bei</strong>tsebene führt zu Überhängen<br />

im Management, die entweder bereinigt / korrigiert oder durch zusätzliche<br />

Qualifizierung für Firmenübernahmen fitgemacht werden (Nachfolger-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 112<br />

Qualifizierung für Firmenübernahmen fitgemacht werden (Nachfolgerproblem<br />

Mittelstand).“<br />

Personale<br />

Größen<br />

„Konservative<br />

Bürokraten“<br />

(12) Die Nennungen zu personalen Größen verteilen sich auf<br />

mindestens drei Begründungszusammenhänge:<br />

• Die Experten kritisierten „konservative Bürokraten“ auf der<br />

Leitungsebene, die sich vor allem an der Korrektheit von Verfahren<br />

orientieren, im Bestehenden verharren und von der Realität der<br />

Außenwelt, in der Geld verdient werden muss, zu weit entfernt sind,<br />

mit einem Anteil von 4 % an allen Nennungen:<br />

„Immer noch zu viele Nicht-Nutzer und Papierfreaks, Ar<strong>bei</strong>tszeit wird<br />

immer noch als wichtiges Kontrollmedium gesehen, nicht Ergebnis.“<br />

„Zu starkes Verharren in Bestehendem. Mehr flexibles Reagieren<br />

notwendig.“<br />

„Zu weit entfernt von der Realität. Top Manager müssen immer mal<br />

wieder an die Basis, um ihre Entscheidung wieder zu überdenken.“<br />

Wirt statt<br />

Unternehmer,<br />

Controller-<br />

Mentalität<br />

• Oder die Experten kritisierten Personen auf der Leitungsebene, die<br />

die Rolle eines „Wirtes“ statt eines Unternehmers übernehmen, indem<br />

sie sich in übertriebener Weise auf die Kosten- statt auf die<br />

Einnahmen und Ertragsseite konzentrieren oder zu ausschließlich<br />

Controller-Mentalitäten ent-wickeln. Die Nennungen dazu kamen<br />

gleichfalls auf einen Anteil von 4 %. Zum Beispiel:<br />

„Ja sehr, wir brauchen wieder Unter-Nehmer mit Visionen, die Controller<br />

können keine Zukunft mit Wachstum versöhnen.“<br />

Weitere Qualifizierungsdefizite<br />

„Es geht nicht<br />

mehr im alten<br />

Stil.“<br />

„Erschreckende<br />

Lücken“<br />

• Hinzu kamen heterogene persönliche Vorwürfe (Anteil: 13 %),<br />

darunter „unmittelbar erkennbarer Qualifizierungsdefizite, Selbstüberschätzung,<br />

fehlendes Problembewusstsein, Verweigerung oder<br />

Vernachlässigung von Qualifizierung und Vorwurf der Selbstdarstellung“.<br />

Oder es wurde ein grundsätzlich kritischer Blick auf das<br />

Top Management geworfen, ohne dass dieser im Einzelnen begründet<br />

wurde. Zum Beispiel:<br />

„Ein „Blick von außen" (da nicht der Leitungsebene angehörend) reicht,<br />

um Handlungsbedarf zu erkennen.“<br />

„Es geht nicht mehr im alten Stil.“<br />

„Selbstdarstellung ist keine Fachkompetenz.“<br />

„Top Management wird nicht mehr auf Qualifizierung hin überprüft, weist<br />

oft erschreckende Lücken auf.“<br />

„Vollidioten kann man eigentlich nicht klüger machen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 113<br />

Wie sollen<br />

diese persönlichen<br />

Kritiken<br />

verstanden<br />

werden?<br />

Angesichts dieser Vorwürfe lässt sich der Eindruck gewinnen, dass auch<br />

persönlicher Ärger, der sich in internen Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozessen<br />

oder Verhandlungen mit externen Parteien<br />

ergab, wiedergegeben wird. Alllerdings könnte dieser Ärger in einigen<br />

Fällen berechtigt sein.<br />

Auch lassen sich diese Aussagen bedrückend finden, weil es keine<br />

gegenteiligen Aussagen gibt. Noch findet sich ein Hinweis, dass es sich<br />

hier um Einzelerscheinungen handele. Beispielsweise hätte man auch<br />

Hinweise auf hochqualifizierte informationswirtschaftliche Persönlichkeiten<br />

oder auf gelungene Entscheidungen auf der Basis angemessener<br />

Kompetenzen oder Beschreibungen bedeutender Qualifizierungsanstrengungen<br />

erwarten können, also das, was analog in den Antworten zum<br />

allgemeinen Geschäftsklima tatsächlich hervorgehoben wurde.<br />

Nähme man diese Aussagen zum Nennwert, so gäbe es in vielen<br />

informationswirtschaftlichen Einrichtungen einen bedeutenden Leerlauf<br />

und könnte die eine oder andere informationswirtschaftliche Unternehmung<br />

durch bestehendes Mismanagement existenziell gefährdet sein.<br />

Entwicklungen<br />

an älterem<br />

Management<br />

vor<strong>bei</strong>gegangen?<br />

Gelegentlich wurde das ältere Management für besondere Qualifizierungsdefizite<br />

verantwortlich gemacht. An ihnen seien die Entwicklungen<br />

vor<strong>bei</strong>gegangen, sagte ein Experte. Ein anderer Experte sagte:<br />

„Es handelt sich um einen normalen Generationswechsel. Jüngere<br />

Entscheider verfügen bereits über hohe Kompetenz. Dies wäre auch für<br />

ältere Entscheider möglich, müsste aber die Barrieren und die<br />

Abwehrhaltung überwinden.“<br />

18 %<br />

Metafähigkeiten<br />

Fachkenntnisse<br />

21 %<br />

Denken,<br />

Handeln,<br />

Vorbereiten<br />

Strategisches<br />

Denken<br />

(13) In welchen inhaltlichen Bereichen sollte sich das Top Management<br />

vor allem qualifizieren? Hier wurde von den Experten, sieht man von einer<br />

Nennung zu „Ethischem Verhalten“ ab, vor allem zwischen zwei<br />

Bereichen unterschieden:<br />

• „Metakenntnisse und -fähigkeiten“ einschließlich Kompetenzen in den<br />

Bereichen der Informationsbeschaffung und -aufbereitung mit einem<br />

Anteil von 18 % an allen Nennungen;<br />

• Fachkenntnisse mit einem Anteil von 21 %.<br />

Unter „Metakenntnisse und -fähigkeiten“ wurden vorzugsweise<br />

Qualifizierungsbedarfe in den Bereichen „Denken“, „Handeln“ und<br />

„Vorbereiten“ oder auch „Strategisches Denken,“ „Problemlösungs- und<br />

Entscheidungsfähigkeit“ sowie „Informationsmanagement“ unterschieden:<br />

• Kritik an fehlendem „Strategisches Denken“ unter Einschluss von<br />

„Visionen, unternehmerischen Kalkülen, analytischen Fähigkeiten<br />

sowie Zusammenhängen erkennen“ kam auf einen Anteil von 9 % an<br />

allen Nennungen. Beispiele sind:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 114<br />

„E-Business-Verständnis konkretisieren und den Sinn verinnerlichen.<br />

Cost-cutting, Outsourcing etc. allein verbessern nichts. Es muss ein<br />

besseres strategisches Denken und Verbinden mit dem wirtschaftlich<br />

Erforderlichen stattfinden.“<br />

„Es geht <strong>bei</strong> der Internationalisierung nicht um Qualifikation, denn die ist<br />

in nahezu allen Bereichen vielfältig vorhanden. Es geht um die Sinnhaftigkeit<br />

der Ausrichtungen <strong>bei</strong>m Globalisierungsprozess.“<br />

„Etwas mehr Atem für Entscheidungen, Strategie und Perspektive<br />

schärfen.“<br />

„Fehlender Bezug zum Kerngeschäft erkennbar.“<br />

„Häufig fehlt die Fähigkeit, Märkte einzuschätzen und Strategien zu<br />

entwickeln.“<br />

„Strategische Kompetenzen fehlen oft völlig. Bestenfalls kurzfristige<br />

Betrachtungen von einer Kennzahl führen zu oftmals "schlechten"<br />

Entscheidungen. Ein Mitar<strong>bei</strong>ter mit dieser Art zu ar<strong>bei</strong>ten wäre schnell<br />

von Hartz IV betroffen...“<br />

Entscheidungsund<br />

Problemlösungsfähigkeit<br />

• Aussagen zu fehlenden „Entscheidungs- und Problemlösungsfähigkeiten“<br />

vereinigten einen Anteil von 5 % an allen Nennungen auf<br />

sich. Zum Beispiel:<br />

„Viele reden nur darüber, haben aber keine wirkliche Kompetenz, um die<br />

notwendigen Entscheidungen zu treffen.“<br />

„Einschätzung des Wettbewerbs. Chancen erkennen und umsetzen.“<br />

Informationsbeschaffung<br />

und -aufbereitung<br />

• Informationsbeschaffung und -aufbereitung mit einem Anteil von 4 %<br />

an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />

„Elementare Kenntnisse im Bereich Informationsbeschaffung und Informationsaufbereitung<br />

nicht gegeben.“<br />

Nähme man diese Einschätzungen zum Nennwert, so würde einem Teil<br />

der informationswirtschaftlichen Leitungsebene erneut die Fähigkeit abgesprochen,<br />

angemessen unternehmerisch zu handeln.<br />

Mangelnde<br />

Fach- und<br />

Sprachkenntnisse<br />

Wirtschaftliche<br />

Kenntnisse<br />

(14) In welchen inhaltlichen Bereichen weisen Angehörige der<br />

informationswirtschaftlichen Leitungsebene mangelnde Fach- und<br />

Sprachkenntnisse auf? Salopp ließe sich antworten, (ingesamt<br />

gesehen) in allen. Im Einzelnen verteilen sich die Nennungen auf wirtschaftliche,<br />

technische und sprachliche Defizite, mithin<br />

• auf mangelnde wirtschaftliche Kenntnisse, darunter Einschätzung des<br />

Wettbewerbs, Marktkenntnisse und betriebswirtschaftliches Wissen<br />

mit einem Anteil von 8 % an allen Nennungen, darunter:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 115<br />

„Ausländische Führungskräfte haben meistens einen größeren<br />

betriebswirtschaftlichen Hintergrund.“<br />

„Jeder Markt funktioniert nach eigenen Regeln. Die muss man kennen,<br />

wenn man „oben" mitspielen will.“<br />

„Märkte mit unterschiedlichen Randbedingungen.“<br />

Technische<br />

Kenntnisse<br />

• auf mangelnde technische Kennntnisse mit einem Anteil von 7 %,<br />

darunter<br />

„Neue Formen der grenzüberschreitenden, technisch geprägten Zusammenar<strong>bei</strong>t.“<br />

„Oftmals haben die Führungen nur Wirtschaftswissen, aber kaum oder<br />

kein technisches Verständnis.“<br />

„Zu einseitige Ausrichtung, entweder technisch oder kaufmännisch,<br />

qualifizierte Entscheidungen bedürfen <strong>bei</strong>der Kompetenzen.“<br />

Englische und<br />

weitere<br />

Sprachkenntnisse<br />

• auf eine als notwendig angesehene Verbesserung der englischen und<br />

weiteren Sprachkenntnisse mit einem Anteil von gleichfalls 7 %, zum<br />

Beispiel:<br />

„Ich bin immer wieder erschüttert, wie gering die Fremdsprachenkenntnisse<br />

auch meiner eigentlich gebildeten Mitmenschen sind.“<br />

„Language capability - English is the overriding common language in<br />

Europe now and many of our clients speak pretty much perfect English.<br />

This is espacially true in IT departments.“<br />

„Multilinguale Vertriebsstrukturen und steigende Technisierung erforden<br />

aktive Qualifikation/Weiterbildung.“<br />

Weiter unter<br />

Kapitel 15<br />

(15) Die Erörterung von Qualifikationsproblemen der informationswirtschaftlichen<br />

Leitungsebene wird im Zusammenhang mit den<br />

Ergebnissen zu einer weiteren Frage forgesetzt. Siehe Kapitel 1<strong>5.</strong><br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 116<br />

1<strong>5.</strong> Qualifizierungsbedarf<br />

Geschäftsführungsebene / Top<br />

Management<br />

(2): Maßnahmen<br />

1<strong>5.</strong>1 Die Frage<br />

„Welche Maßnahmen und Maßnahmenbereiche sehen Sie als besonders viel<br />

versprechend an, um die Qualifizierung der Leitungs-/Geschäftsführungsebene bzw. des<br />

Top Managements zu verbessern?“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 117<br />

1<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 121<br />

Geeignete Maßnahmen zur Qualifzierung<br />

der Leitungs-/Geschäftsführungsebene (I)<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Notwendigkeit,<br />

Qualifikationspolitik<br />

Notwendigkeit einer Rundum-<br />

Fortbildung<br />

Qualifizierung findet tatsächlich statt<br />

– Permanentes Training on the Job –<br />

Interne Ar<strong>bei</strong>tsgruppen<br />

Qualifikationspolitik – Qualitätskontrollen<br />

und Leistungsüberprüfungen<br />

- Zielvorgaben – Anreize<br />

für Qualifizierung<br />

10 5,8 4 4,3 6 7,7<br />

1 0,6 1 1,1 - -<br />

3 1,7 3 3,2 - -<br />

6 3,5 - - 6 7,7<br />

Maßnahmen 15 8,7 11 11,7 4 5,1<br />

Coaching, Kommunikationstraining 4 2,3 4 4,3 - -<br />

E-Learning 1 0,6 1 1,1 - -<br />

Externe Weiterbildung – Gespräche<br />

mit Politik<br />

10 5,8 6 6,4 4 5,1<br />

Metakenntnisse und -fertigkeiten 41 23,8 23 24,4 18 23,1<br />

Strategisches und längerfristiges 18 10,5 10 10,6 8 10,3<br />

Denken, unternehmerische<br />

Orientierung, Innovationsorientierung<br />

Erkennen von Chancen – neue<br />

3 1,7 2 2,1 1 1,3<br />

Themen – Kreativität<br />

Verständnis von Hintergründen und 6 3,5 5 5,3 1 1,3<br />

Zusammenhängen<br />

Methodenwissen,<br />

3 1,7 - - 3 3,9<br />

Analysekompetenz<br />

Gegen Entscheidungsschwäche – 4 2,3 1 1,1 3 3,9<br />

für rasches Entscheiden –<br />

Zeitmanagement<br />

Förderung der<br />

2 1,2 1 1,1 1 1,3<br />

Qualifizierungsbereitschaft<br />

Common Sense,<br />

4 2,3 3 3,2 1 1,3<br />

„Know Your Business“<br />

Qualitätsorientierung 1 0,6 1 1,1 - -<br />

Weitere Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten<br />

106 61,7 56 59,6 50 64,1<br />

N 172 - 94 - 78 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 118<br />

Tabelle 122<br />

Geeignete Maßnahmen zur Qualifzierung<br />

der Leitungs-/Geschäftsführungsebene (<strong>II</strong>)<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Internationalität & Sprache 27 15,7 16 17,0 11 14,1<br />

Europäisierung, Internationalisierung, 21 12,2 13 13,8 8 10,3<br />

Kulturelle Kompetenz<br />

Sprachkenntnisse 6 3,5 3 3,2 3 3,9<br />

Wirtschaftliche und technische<br />

Wissens- und Kenntnisbereiche<br />

32 18,6 18 19,2 14 18,0<br />

Fachkenntnisse, Basiswissen 2 1,2 1 1,1 1 1,3<br />

Technisches Wissen – Nutzung 15 8,8 9 9,6 6 7,7<br />

(einfacher) technischer Tools<br />

Allgemeines betriebswirtschaftliches 3 1,7 2 2,1 1 1,3<br />

Wissen<br />

Markt- und Branchenkenntnisse 4 2,3 1 1,1 3 3,9<br />

Finanzierung, Controlling 2 1,2 2 2,1 - -<br />

Organisation, Projektmanagement,<br />

Change Management<br />

6 3,5 3 3,2 3 3,9<br />

Personelles, Soziales,<br />

Psychologisches<br />

30 17,4 15 16,0 15 19,2<br />

Mitar<strong>bei</strong>terführung, Kontakt mit 15 8,8 8 8,5 7 9,0<br />

Mitar<strong>bei</strong>tern und Kollegen,<br />

Führungskompetenz, stärkere<br />

Eigenverantwortlichkeit der<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter – ohne ausdrückliche<br />

Bezugnahme auf Sozialkompetenz<br />

Soziale Kompetenz 6 3,5 5 5,3 1 1,3<br />

Kundenkenntnisse,<br />

3 1,7 1 1,1 2 2,6<br />

Umgang mit Kunden<br />

Kommunikations- und<br />

3 1,7 1 1,1 2 2,6<br />

Verhandlungskompetenz<br />

Offene Unternehmenskultur -<br />

Unternehmensklima<br />

3 1,7 - - 3 3,9<br />

Informationsbeschaffung,<br />

Knowledge Management<br />

Umgang mit Politik und<br />

Verwaltung<br />

10 5,8 2 2,1 8 10,3<br />

7 4,1 5 5,3 2 2,6<br />

Umgang mit Politik allgemein 2 1,2 1 1,1 1 1,3<br />

Recht, Steuern 4 2,3 3 3,2 1 1.3<br />

Förderpolitik 1 0,6 1 1,1 - -<br />

N 106 61,7 56 59,6 50 64,1<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 119<br />

1<strong>5.</strong>3 Interpretation<br />

94 Experten<br />

mit 172<br />

Nennungen<br />

(1) 94 Experten antworteten auf die Frage nach geeigneten<br />

Qualifizierungsmaßnahmen für die Leitungs-/Geschäftsführungsebene.<br />

Zu den an erster Stelle gesetzten 94 Nennungen kamen 78 weitere, die<br />

von den Experten an die zweite und eventuell die dritte Stelle gesetzt<br />

wurden.<br />

Vergleich der<br />

Fragen zur<br />

Dinglichkeit<br />

und zu<br />

geeigneten<br />

Maßnahmen<br />

(2) Im Vergleich zu der ersten teilweise geschlossenen Frage ergab sich<br />

diesmal eine größere Heterogenität und Vielfalt der Ergebnisse.<br />

Zwischen den Resultaten bestehen aber auch bedeutende Ähnlichkeiten.<br />

Die Ergebnisse zu den Fragen 15 („Dringlichkeit einer Qualizierung der<br />

Leitungsebene“) und 16 („Geeignete Maßnahmen zur Qualifizierung der<br />

Leitungsebene“) werden in Tabelle 123 zusammengefasst.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 120<br />

Tabelle 123<br />

Problemgrößen zum Qualifizierungsbedarf der<br />

Leitungsebene – Die Ergebnisse zur Dringlichkeit und zu<br />

den zu treffenden Maßnahmen<br />

Insgesamt 1)<br />

Ergebnisse zur<br />

Dringlichkeit<br />

Ergebnisse<br />

zu den zu<br />

treffenden<br />

Maßnahmen<br />

Grundlegende Notwendigkeit der<br />

Qualifizierung, tatsächliche<br />

Qualifizierungspolitik<br />

Gründe und Symptome für bestehenden<br />

Qualifizierungsbedarf (außer<br />

Internationalisierung)<br />

5,5 % 4 (5,2 %) 10 (5,8 %)<br />

12,4 % 19 (24,7 %) -<br />

Geeignete Maßnahmen 4,4 % - 15 (8,7 %)<br />

Qualifizierungsinhalte 74,4 % 49 (63,5 %) 147 (85,3 %)<br />

Metakenntnisse, Metafähigkeiten 24,5 % 15 (19,5 %) 51 (29,5 %)<br />

Ethisches Verhalten 0,7 % 1 (1,3 %) -<br />

Strategisches Denken – Analytische<br />

13,3 % 7 (9,1 %) 30 (17,4 %)<br />

Fähigkeiten - Erkennen von Chancen<br />

Informationsbeschaffung und -aufbereitung,<br />

4,9 % 3 (3,9 %) 10 (5,8 %)<br />

Knowledge Management<br />

Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit 3,8 % 4 (5,2 %) 4 (2,3 %)<br />

Common sense, „Know Your Business“,<br />

Qualitätsorientierung,<br />

Qualifizierungsbereitschaft<br />

2,0 % - 7 (4,0 %)<br />

Fachkenntnisse 16,4 % 11 (14,1 %) 32 (18,6 %)<br />

Allgemeine Fachkenntnisse, Basiswissen 0,6 % - 2 (1,2 %)<br />

Technische Kenntnisse 7,7 % 5 (6,5 %) 15 (8,8 %)<br />

Wirtschaftliche Kenntnisse 8,3 % 6 (7,8 %) 15 (8,8 %)<br />

Internationales & Sprache 22,2 % 22 (28,6 %) 27 (15,7 %)<br />

Europäisierung, Internationalisierung,<br />

17,2 % 17 (22,1 %) 21 (12,2 %)<br />

Kulturelle Kompetenz<br />

Verbesserung der Sprachkenntnisse 5,0 % 5 (6,5 %) 6 (3,5 %)<br />

Personelles, Soziales, Psychologisches –<br />

Besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

9,4 % 1 (1,3 %) 30 (17,4 %)<br />

Umgang mit Politik 2,1 % - 7 (4,1 %)<br />

Weitere Nennungen 3,3 % 5 (6,5 %) -<br />

N 249 77 172<br />

1) Insgesamt: Gleichgewichtung der Antworten zu <strong>bei</strong>den Fragen .<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 121<br />

Ähnlichkeiten<br />

zwischen den<br />

Ergebnissen<br />

Nicht nach<br />

Qualifizierungsinhalten<br />

gefragt,<br />

...<br />

... aber mit<br />

Qualifizierungsinhalten<br />

geantwortet<br />

Teilweises<br />

Ausblenden der<br />

Metaebene und<br />

Defizitursachen<br />

Widerstand<br />

gegen<br />

Erörterungen<br />

auf der<br />

Metaebene ...<br />

... sowie gegen<br />

Ursachenforschung?<br />

Ausschließlich<br />

„pragmatische<br />

Orientierung“<br />

kann auf<br />

längere Sicht<br />

problematisch<br />

sein.<br />

(3) An zum Teil weitgehenden Ähnlichkeiten zwischen den Ergebnissen<br />

auf die „Dringlichkeitsfrage“ und die Frage zu den „Geeigneten Maßnahmen“<br />

sind festzustellen (Die Zitate im folgenden Text sind<br />

ausschließlich den Antworten zur „Maßnahmenfrage“ entnommen):<br />

(a) Insgesamt wurden in drei von vier Nennungen zu „Qualifizierungsinhalten“<br />

Stellung genommen (gleichgewichteter Durchschnitt<br />

der Antworten auf <strong>bei</strong>de Fragen). Das ist jedoch eine Größe, nach der<br />

überhaupt nicht gefragt worden war. Bei den Antworten auf die Frage zur<br />

Dringlichkeit des Qualifizierungsbedarfs betrug der entsprechende Anteil<br />

64 %, <strong>bei</strong> den Antworten auf die Frage zu geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen<br />

sogar 85 %.<br />

Hingegen betrugen die Anteile zu den Gründen und Symptomen für<br />

bestehenden Qualifizierungsbedarf, also zu Größen, die in einer<br />

unmittelbaren Nähe zu dessen Dringlichkeit stehen, nur 12 % (wenn man<br />

die Antworten zur „Internationalisierung“ außen vor lässt) bzw. 30 %<br />

(einschließlich der Nennungen zur Internationalisierung). Auf die Frage<br />

nach geeigneten Maßnahmen zur Qualifizierung der Leitungsebene<br />

wurde lediglich 15-mal direkt geantwortet. Das sind 8,7 % aller<br />

Antworten auf die „Maßnahmenfrage“.<br />

Während in den Antworten der Experten auf die „Dringlichkeitsfrage“<br />

praktisch nicht auf die Umsetzungsebene eingegangen wurde, verzichteten<br />

die Experten auf die „Frage nach den geeigneten Maßnahmen“<br />

sehr weitgehend auf „Ursachenforschung“.<br />

Wenn sich die informationswirtschaftlichen Experten im Zusammenhang<br />

mit Qualifizierungsfragen der Leitungsebene, unabhängig davon, wie die<br />

Fragen formuliert wurden, vorrangig an den zu vermittelnden<br />

Qualifizierungsinhalten orientierten, so lässt sich dies als ein<br />

Widerstreben der Leitungsebene deuten, Qualifizierungsprobleme auf<br />

der Metaebene zu erörtern (z.B.: „Ist ein Workshop oder eine andere<br />

Veranstaltungsform das bessere Instrument zur Vermittlung eines<br />

bestimmten Wissens?“). Zusätzlich wurden wenngleich in geringeren<br />

Maße Widerstände erkennbar, nach den Ursachen für bestehende<br />

Qualifizierungsdefizite zu fragen.<br />

Diese „pragmatische“ Orientierung, nämlich inhaltliche Qualifizierungsdefizite<br />

zur Kenntnis zu nehmen und im Anschluss daran einen<br />

Kurs zu ordern, mag kurzfristig zu erwünschten Ergebnissen führen. Auf<br />

längere Sicht kann es jedoch problematisch werden, wenn die<br />

Umsetzungsebene im Qualifizierungsbereich aus-schließlich den unteren<br />

Ebenen oder pädagogischen Fachleuten überlassen bleibt oder wenn<br />

umfassende Maßnahmen zur Beseitigung von Qualifikationsdefiziten<br />

nicht oder nicht unter einer angemessenen inhaltlichen Beteiligung der<br />

Leitungsebene in Angriff genommen würden.<br />

Grundlegende<br />

Notwendigkeit<br />

einer<br />

Qualifizierung<br />

...<br />

(b) Die grundlegende Notwendigkeit einer Qualifizierung der<br />

Leitungsebene wurde von den Experten sehr weitgehend im<br />

Ankreuzverfahren bejaht. Diese Notwendigkeit wurde zusätzlich von<br />

mehreren Experten in ihren Kommentaren auf die „Maßnahmenfrage“<br />

ausdrücklich anerkannt. Da<strong>bei</strong> betrugen die Anteile dieser Kommentare<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 122<br />

ausdrücklich anerkannt. Da<strong>bei</strong> betrugen die Anteile dieser Kommentare<br />

an allen Nennungen sowohl <strong>bei</strong> der „Dringlichkeitsfrage“ als auch <strong>bei</strong> der<br />

Frage nach den „Geeigneten Maßnahmen“ über 5 %.<br />

... als Notwendigkeit<br />

bestätigt...<br />

In den Nennungen zur „Qualifikationspolitik“ (Anteil an allen Nennungen<br />

4 %) wurden auch „interne Qualitätskontrollen“ („nicht immer nur<br />

schnell, schnell“), „Leistungsüberprüfungen“, die Vorgabe von Zielen für<br />

das Management sowie die stärkere Belohnung für individuelle<br />

Qualifikationsanstrengungen verlangt. Ein Experte verlangte in Qualifizierungszusammenhängen<br />

eine stärkere Bedeutung der Leistungsentlohnung:<br />

„Bereitschaft, höheren variablen Anteil im Gehalt zu akzeptieren, das an<br />

objektiven Zielvereinbarungen gemessen wird.“<br />

... und mit<br />

gelegentlicher<br />

Praxis belegt<br />

In den Antworten auf die Maßnahmenfrage wurde nach 1,7 % aller<br />

Nennungen darauf verwiesen, dass eine Qualifizierung tatsächlich<br />

stattfinde <strong>bei</strong>spielsweise im Rahmen eines „permanenten Training on the<br />

job“ oder über interne Ar<strong>bei</strong>tsgruppen. Zum Beispiel:<br />

„Alle Abteilungsleiter und die Geschäftsführer sind schon seit Jahren im<br />

Hause und bilden sich on the-the-job permanent aus.“<br />

Fünf Bereiche<br />

für Qualifizierungsinhalte<br />

Drei inhaltliche<br />

Bereiche <strong>bei</strong><br />

<strong>bei</strong>den Fragen<br />

bedeutend<br />

(c) Die Qualifizierungsinhalte, für die besondere Defizite bestehen,<br />

lassen sich in fünf Qualifizierungsbereiche unterteilen:<br />

• Metakenntnisse und -fähigkeiten;<br />

• Fachkenntnisse;<br />

• Internationales und Sprachkenntnisse;<br />

• Personelles, Soziales und Psychologisches sowie<br />

• Umgang mit der Politik.<br />

Drei dieser Qualifizierungsbereiche kamen in den Antworten sowohl auf<br />

die „Dringlichkeitsfrage“ als auch auf die Frage nach „Geeigneten<br />

Maßnahmen“ zu höheren Anteilen. Das sind Metakenntnisse und<br />

Metafertigkeiten, Fachkenntnisse sowie Internationales und Sprache.<br />

Diese drei Bereiche machen zusammengenommen fast zwei von<br />

insgesamt drei Nennungen (63 %) beziehungsweise 85 % aller<br />

Nennungen zu Qualifizierungsinhalten aus.<br />

Im Bereich der<br />

Metakennt.-<br />

nissen ...<br />

... fehlt es vor<br />

allem am strategischen<br />

und<br />

analytischen<br />

Denken<br />

(d) Innerhalb der erforderlichen Metakenntnisse und -fertigkeiten<br />

wurden in den Antworten auf <strong>bei</strong>de Fragen für wichtig befunden:<br />

• Denken, insbesondere strategische, aber auch analytische und<br />

Konzeptualisierungsfähigkeiten, darunter das Erkennen von<br />

Chancen, mit einem durchschnittlichen Anteil an allen Nennungen<br />

von 13 %. Zum Beispiel:<br />

„Längerfristige Entwicklung von Strategien und deren Umsetzung – ist<br />

mehr eine philosophische Betrachtung und unter kurzfristigem<br />

Shareholder Value-Druck nicht machbar.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 123<br />

Shareholder Value-Druck nicht machbar.“<br />

„Zielsysteme im Management längerfristig ausrichten.“<br />

• Handeln, das heißt insbesondere Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit,<br />

mit einem durchschnittlichen Anteil an allen<br />

Nennungen von 4 %. Zum Beispiel:<br />

„Understanding in depth. Speed of decision-making and inmplementation.<br />

Spotting & adapting to change fast.“<br />

• „persönliches Informationsmanagement“, das heißt Informationsbeschaffung<br />

und -aufbereitung sowie Knowledge Management, mit<br />

einem durchschnittlichen Anteil an allen Nennungen von 5 %, zum<br />

Beispiel:<br />

„Information über andere Rechts- und Wirtschaftsrahmenbedingungen.“<br />

„Mehr Content, weniger IT.“<br />

„Nachhaltiges Knowledge Management (zur Bildung und Förderung von<br />

sozialem Kapital).“<br />

„Studien wie diese.“<br />

Strategisches<br />

Denken<br />

11 %<br />

Bereits in den Antworten zur „Dringlichkeit“ wurde strategisches und<br />

analytisches Denken mit einem Anteil von 9 % unter allen Metafähigkeiten<br />

und -kenntnissen am häufigsten genannt. In den Antworten<br />

zu den „Geeigneten Maßnahmen“ kam dieser Bereich auf einen Anteil<br />

von 17 %.<br />

Für diese Antworten wurden die folgenden Unterteilungen<br />

vorgenommen:<br />

Erkennen von<br />

Chancen<br />

2 %<br />

Methodenwissen<br />

2 %<br />

Common Sense,<br />

Know<br />

Your Business,<br />

Förderung der<br />

Qualifizierungsbereitschaft<br />

• strategisches und längerfristiges Denken, unternehmerische<br />

Orientierung, Innovationsorientierung - mit einem Anteil von 11 % an<br />

allen Nennungen;<br />

• Erkennen von Chancen - neue Themen - Kreativität - mit einem<br />

Anteil von 2 %;<br />

• Methodenwissen, Analysekompetenz - mit einem Anteil von 2 %.<br />

Anders als in den Antworten zur „Dringlichkeit“ wurde in den Antworten<br />

zu „Geeigneten Maßnahmen“ auch die Bedeutung teilweise ergänzender<br />

„induktiver“ Fähigkeiten wie „Know Your Business“, Common Sense<br />

sowie Förderung der Qualifizierungsbereitschaft betont. Zum Beispiel:<br />

„Gesunder Menschenverstand. Logisches Denken. Grundrechenarten.“<br />

„Zurück zur Basis – Hinweis auf die Realität ohne Managementverschönerung.“<br />

„Fähigkeit, den Markt aus Kundensicht zu sehen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 124<br />

Vor allem wirtschaftliche<br />

und<br />

technische<br />

Fachkenntnisse<br />

Teilweise fehlen<br />

technische<br />

Grundlagenkenntnisse.<br />

Technisch<br />

informierte<br />

Entscheidungen<br />

treffen<br />

Was ist möglich,<br />

was nützlich?<br />

(e) Bei den zu fördernden Fachkenntnisse wurden in den Antworten auf<br />

<strong>bei</strong>de Fragen vorwiegend die gleichen Bereiche - nämlich technische<br />

und wirtschaftliche Kenntnisse - hervorgehoben.<br />

Die Nennungen dazu kamen sowohl in der „Dringlichkeitsfrage“ als auch<br />

in der Frage zu den „Geeigneten Maßnahmen“ zu ähnlich hohen<br />

Anteilen (durchschnittlicher Anteil der Nennungen zu technischen<br />

Kenntnissen 7,7 %, zu wirtschaftlichen Kenntnissen 8,3 %).<br />

Im Bereich der technischen Kennntnisse wurden vor allem IT-Kenntnisse,<br />

aber auch Wissen über IT-Sicherheit, Internet-Wissen,<br />

Nutzungswissen über etwas kompliziertere PC-Werkzeuge sowie<br />

Fertigkeiten in „Medialen Technologien“ verlangt. Teilweise ging es um<br />

die Vermittlung technischer Grundlagenkenntnisse beziehungsweise um<br />

den Erwerb mehr oder minder rudimentärer Fähigkeiten sowie um den<br />

Aufbau von Fähigkeiten, wirtschaftlich angemessene Entscheidungen<br />

über technologische und technische Entwicklungen und Möglichkeiten zu<br />

treffen. Zum Beispiel:<br />

„Technisches Grundlagenwissen in Drei Tages-Kurs vermitteln, um<br />

Gefühl für Machbarkeit und Hürde zu erlauben.“<br />

„Konkrete Erfahrung im Umgang mit technischen Systemen. Förderung<br />

autarker Entscheidungen. Was muss man können? Was nicht? Viele<br />

lassen sich von zu komplexer IT-Technik ins Bockshorn jagen.“<br />

„Wir haben die Lösungen, wo sind die Probleme? Verbesserung der<br />

inhaltlichen Ausgestaltung von Technik/IT – Für wen ist das „Warum“<br />

nützlich und nicht? Was geht?“<br />

„Unterrichtung und Nutzung technischer Kommunikationswerkzeuge, die<br />

über Telefon und E-Mail hinausgehen: Document sharing. Telekonferenz.“<br />

Ausdifferenzierung<br />

wirtschaftlicher<br />

Kenntnisse<br />

Für den wirtschaftlichen Bereich wurden die benötigten Kenntnisse in<br />

den Antworten auf die „Maßnahmen-Frage“ stärker ausdifferenziert. Dies<br />

galt vor allem für die Bereiche:<br />

• „Organisation, Projektmanagement, Change Management“ .mit<br />

einem Anteil an allen Nennungen von 4 %, zum Beispiel:<br />

„Stärkere Ar<strong>bei</strong>tsteilung, flexiblere Ar<strong>bei</strong>tszeitmodelle gerade auch im<br />

Top Management.“<br />

• Markt- und Branchenkenntnisse mit einem Anteil von 2 %, zum<br />

Beispiel:<br />

„Steigern der Branchenkenntnisse: komprimiertere Schulungen –<br />

Austausch.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 125<br />

• allgemeines betriebswirtschafltiches Wissen mit einem Anteil von<br />

2%, zum Beispiel:<br />

„BWL-Know how auch für Führungskräfte (was ist EBIT, EVA, ...?)“.<br />

• Finanzierung, Controlling mit einem Anteil von 1 %.<br />

Internationales<br />

& Sprache<br />

mit<br />

durchschnittlichem<br />

Anteil<br />

von 22 %<br />

Davon<br />

Verbesserung<br />

der Sprachkenntnisse<br />

5 %<br />

Über Wissen<br />

hinaus ....<br />

... Sammlung<br />

von Erfahrungen<br />

und<br />

Kooperation mit<br />

Partnern<br />

(f) „Internationales und Sprache“ spielte in den Antworten auf <strong>bei</strong>de<br />

Fragen nach Anzahl der Nennungen eine bedeutende Rolle. Allerdings<br />

wurde dies in der „Dringlichkeitsfrage“ durch eine entsprechende<br />

Formulierung nahegelegt. Entsprechend größer war hier mit 29 % der<br />

Anteil der Nennungen. Dieser kam <strong>bei</strong> den Antworten zu den<br />

„Geeigneten Maßnahmen“ auf 16 %.<br />

In den Antworten sowohl auf die „Dringlichkeitsfrage“ als auch auf die<br />

Frage nach den „Geeigneten Maßnahmen“ wurde eine „Verbesserung<br />

der Sprachkenntnisse“, im besonderen der englischen Sprache, verlangt<br />

(durchschnittlicher Anteil an allen Nennungen 5 %).<br />

Zusätzlich wurde eine Verbesserung der Fähigkeiten für die folgenden<br />

Bereiche im Kontext von „Europäisierung und Internationalisierung“ für<br />

notwendig gehalten:<br />

• bessere Kenntnisse „über andere Volkswirtschaften und globale<br />

Zusammenhänge“;<br />

• Erwerb von Auslandserfahrungen sowohl auf der Leitungs- als auch<br />

auf der Mitar<strong>bei</strong>terebene;<br />

• Internationalisierung der Orientierungen des Managements;<br />

• Organisation eines internationalen Erfahrungsaustausches;<br />

• die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Unternehmungen im Ausland,<br />

• besonders jedoch: interkulturelle Kenntnisse und Kompetenzen.<br />

Zum Beispiel:<br />

„Interkulturelle Kommunikation.“<br />

„Interkulturelle Aufklärung (neben Sprache).“<br />

Einbeziehung<br />

kultureller<br />

Größen<br />

Demnach wurde der Erwerb von „Internationalität“ nicht nur als eine<br />

Aneignung von Wissen verstanden. Vielmehr folgte eine ganze Reihe<br />

von Experten einem umfassenden Verständnis von „Internationalität“,<br />

indem sie auf die besondere Bedeutung kultureller Größen bzw. des<br />

kulturellen Kontextes für wirtschaftliches Handeln verwiesen. Mehrere<br />

Experten empfahlen den Führungskräften, internationale Erfahrungen im<br />

„Auslandsdienst“ auf Außenposten zu sammeln.<br />

Unterschiede<br />

zwischen den<br />

Ergebnissen<br />

(4) Allerdings gibt es in den Verteilungen der Antworten auf die<br />

„Dringlichkeits-“ und „Maßnahmenfrage“ auch bedeutende Unterschiede:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 126<br />

(a) In den Antworten auf die „Dringlichkeitsfrage“ wurde die Umsetzungsebene<br />

weitgehend ausgeblendet. In den Antworten auf die<br />

„Maßnahmenfrage“ wurden die mit der Frageformulierung erbetenen<br />

„Geeigneten Maßnahmen“ in 9 % aller Nennungen angesprochen.<br />

E-Learning<br />

Coaching<br />

• Darin ging ein Experte auf die Möglichkeiten des E-Learning im<br />

Zusammenhang mit der Weiterbildung ein und<br />

• betonten vier Experten, das sind 2 % aller Nennungen, die<br />

besondere Relevanz von Coaching und Kommunikationstraining,<br />

zum Beispiel:<br />

„Gezieltes, individuelles Coaching in spezifischen, multinationalen<br />

Kooperationskontexten.“<br />

„Personal Coaching.“<br />

Vor allem<br />

externe<br />

Veranstaltungen<br />

Aus dem<br />

Tagesgeschäft<br />

herausnehmen<br />

Geheime und<br />

öffentliche<br />

Management-<br />

Politik-Zirkel<br />

Postgraduate-<br />

Studiengänge<br />

• Vor allem wurde jedoch auf die besondere Bedeutung der Teilnahme<br />

an externen Veranstaltungen und Aktivitäten außerhalb des eigenen<br />

Hauses hingewiesen (6 % aller Nennungen). Damit verbunden<br />

wurden Problemgrößen wie Veranstaltungsqualität, Intensität der<br />

Wissensvermittlung und Praxisnähe genannt. Zum Beispiel:<br />

„Kongresse und Seminare.“<br />

„Manager öfter aus dem Tagesgeschäft nehmen und extern schulen.<br />

Veränderungsprozesse begreifen. Möglichkeiten der Umsetzungen<br />

erfahren (neben Personalabbau und Outsourcing gibt es auch andere<br />

Maßnahmen).“<br />

„Geheime und öffentliche Management-Politik-Zirkel, um die Anforderungen<br />

der Zukunft zu lösen. Politiker brauchen die Unterstützung der<br />

Wirtschaft.“<br />

„Workshops statt sog. "Praxisvorträge", die sich dann als verkappte,<br />

zusammengestoppelte Firmenvorträge herausstellen.“<br />

„Universitäre Weiterbildung im Rahmen von Postgraduate Studiengängen.“<br />

„Executive-Workshops zu Themen wie Neue Technologien und Medien.“<br />

„Intensiverer Wissenstransfer zwischen Universitäten und Praxis im<br />

Rahmen von Tagungen und Konferenzen.“<br />

Unmittelbare<br />

Bezüge zu<br />

eigenen<br />

Entscheidungen<br />

„Kurze Schulungen (Module) außerhalb des Unternehmens mit erfahrenen<br />

Fachexperten. Die Schulungen sollten in bestimmtem Rhythmus<br />

wiederholt werden.“<br />

„Workshops speziell auf Unternehmen zugeschnitten anbieten und mit<br />

Führungskräften zusammen auf Suche nach „Enabling“-Effekten durch<br />

ITK für eigene Geschäftsfelder gehen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 127<br />

„Zusammenar<strong>bei</strong>t in neuen Formen. Bildung, Karriere, Führung und<br />

Verantwortung.“<br />

Neue Qualifizierungsdimension<br />

„Personelles,<br />

Soziales,<br />

Psychologisches“<br />

(b) Auf die Frage nach den „Geeigneten Maßnahmen“ bezogen sich 17<br />

% aller Nennungen auf „Personelles, Soziales, Psychologisches“,<br />

insbesondere auf Notwendigkeiten einer professionellen Mitar<strong>bei</strong>terförderung<br />

und -führung. Häufiger wurde nur noch auf die Notwendigkeit,<br />

strategische und analytische Fähigkeiten zu verbessern und internationale<br />

Kompetenzen zu erweitern, eingegangen.<br />

Im Gegensatz dazu hatte auf die „Dringlichkeitsfrage“ hin lediglich ein<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter die „besondere Bedeutung fähiger Mitar<strong>bei</strong>ter“ betont.<br />

Unter „Personelles, Soziale, Psychologisches“ wurden gefasst:<br />

Mitar<strong>bei</strong>terführung<br />

• Mitar<strong>bei</strong>terführung, Kontakte mit Mitar<strong>bei</strong>tern und Kollegen,<br />

Führungskompetenz, stärkere Eigenverantwortlichkeit der Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />

ohne ausdrückliche Bezugnahme auf „Sozialkompetenz“, mit<br />

einem Anteil von 9 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />

„Maßnahmen zum Zeitmanagement. Personalmanagement, Mitar<strong>bei</strong>terführung,<br />

Psychologie, Projektmanagement.“<br />

„Stärkung der Eigenverantwortlichlkeit der Mitar<strong>bei</strong>ter durch bessere<br />

Einschätzungsvermögen der indviduellen Qualfikationen, ohne deswegen<br />

gleich jede Sekretärin zum „Schein“-Selbstständigen machen zu<br />

wollen.“<br />

Sozialkompetenz<br />

• ausdrückliche, zum Teil wörtliche Bezugnahmen auf „Sozialkompetenz“,<br />

mit einem Anteil von 4 %, zum Beispiel:<br />

„Sozialkompetenz. Empathie.“<br />

„Grundsätzlich: Abgrenzungen und Schichtenbildung verhindern.“<br />

„Motivation durch Sozialkompetenz.“<br />

Kundenkenntnisse<br />

Kommunikations-<br />

und<br />

Verhandlungsgeschick<br />

Offene Unternehmenskultur<br />

• Kundenkenntnisse, Umgang mit Kunden, mit einem Anteil von 2 %;<br />

• Kommunikations- und Verhandlungskompetenz, Kooperationskompetenz,<br />

mit einem Anteil von 2 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />

„Zuhören, Rollentausch und Kooperation.“<br />

• Unternehmenskultur und Unternehmensklima:<br />

„Offene Unternehmenskultur. Transparenz in allen Bereichen.“<br />

Demnach gilt:<br />

Vor allem<br />

Nachholbedarf<br />

...<br />

• Obgleich in den Nennungen zur „Dringlichkeit“ von Qualifizierungsproblemen<br />

auf der Leitungsebene praktisch nicht auf soziale,<br />

psychologische oder mitmenschliche Fähigkeiten eingegangen<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 128<br />

... im<br />

Mitar<strong>bei</strong>terbereich<br />

psychologische oder mitmenschliche Fähigkeiten eingegangen<br />

wurde, erwiesen sich diese Kompetenzen in der Frage nach den<br />

„Geeigneten Maßnahmen“ als ausgesprochen wichtig.<br />

• Direkte Bezugnahmen zur „Sozialkompetenz“ dürften vor allem dem<br />

Mitar<strong>bei</strong>terbereich gegolten haben. Nimmt man dazu die Nennungen,<br />

die sich direkt auf die Mitar<strong>bei</strong>ter und ihre Führung und Förderung<br />

bezogen, so galten 70 % der Nennungen zu „Personellem, Sozialem<br />

und Psychologischem“ der Personalpolitik. Im Gegensatz dazu<br />

waren lediglich 20 % der Nennungen zu „Personellem, Sozialem,<br />

Psychologischem“ auf Kunden beziehungweise (vor allem wohl<br />

externen) Verhandlungspartnern bezogen. In 10 % der weiteren<br />

Nennungen wurde die Bedeutung einer offenen Unternehmenskultur<br />

bzw. des Unternehmensklimas hervorgehoben.<br />

• Um die vorhandenen internen Leistungs- und Innovationspotenziale<br />

voll ausschöpfen zu können, bedarf es nicht nur einer professionellen<br />

Mitar<strong>bei</strong>terführung, sondern auch -förderung.<br />

• Für <strong>bei</strong>de Bereiche besteht ein Nachholbedarf an Qualifizierung.<br />

Neue Qualiifizierungsdimension<br />

„Umgang<br />

mit Politik“<br />

Recht und<br />

Steuern<br />

(c) Als weiterer Qualifizierungsbereich führten die Experten den<br />

„Angemessenen Umgang mit Politik und Verwaltung“ ein. Dieser<br />

Bereich kam auf einem Anteil von 4 % an allen Nennungen (7 % der<br />

Antworten auf die „Maßnahmenfrage“).<br />

Mehrheitlich wurde in diesen Nennungen die Bedeutung geeigneter<br />

Kenntnisse im rechtlichen und steuerlichen Bereich betont. Ein Experte<br />

ging auf den Wandel der Anforderungen im Bereich rechtlicher<br />

Kenntnisse im Zusammenhang mit Internationalisierungsprozessen ein:<br />

„Rechtsausbildung für internationale Fragen (Gesellschaftsrecht, Jahresabschluss<br />

Vertragsrecht, etc.)“<br />

Förderpolitk, ...<br />

...generelle<br />

Verbesserungsbedürftigkeit<br />

kooperativer<br />

Beziehungen<br />

Dringender und<br />

umfassender<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

Gefährdung der<br />

Unternehmensentwicklung<br />

Strategisches<br />

und analytisches<br />

Denken<br />

Weitere Experten wiesen auf weniger klassische Kooperationsbereiche<br />

zwischen Unternehmensbereich und Politik wie die Förderpolitik sowie<br />

auf eine generelle Verbesserungsbedürftigkeit kooperativer Beziehungen<br />

zwischen <strong>bei</strong>den Bereichen hin.<br />

(5) Es ergeben sich an zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

• In informationswirtschaftlichen Unternehmen und weiteren Einrichtungen<br />

besteht auf der Leitungsebene ein dringender und<br />

umfassender Qualifizierungsbedarf.<br />

• Auch wenn die kritischen Kommentare der Experten nicht sämtlich<br />

zum Nennwert genommen werden sollten, teilweise dürften die<br />

bestehenden Qualifikationsdefizite so dringlich sein, dass sie die<br />

gedeihliche Entwicklung informationswirtschaftlicher Unternehmen<br />

und weiterer Einrichtungen gefährden können.<br />

• Es gibt kaum einen Bereich unternehmerischen/dispositiven<br />

Handelns, für den insgesamt gesehen kein dringender Qualifizierungsbedarf<br />

besteht. An besonders dringenden Qualifizierungsbereichen<br />

ergeben sich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 129<br />

rungsbereichen ergeben sich:<br />

Mitar<strong>bei</strong>terförderung<br />

Internationalität<br />

Upgrading von<br />

Fachkenntnissen<br />

Kooperation mit<br />

Politik<br />

Positive<br />

Beispiele kaum<br />

vorhanden<br />

Reduzierung der<br />

Erörterung auf<br />

Qualifikationsinhalte<br />

Ausblenden<br />

organisatorischer<br />

Größen<br />

Mittlere Ebene<br />

nicht nur den<br />

„Bildungsprofessionals“<br />

überlassen<br />

Anforderungen<br />

der Tagespolitik<br />

als<br />

besondere<br />

Barriere<br />

Besondere<br />

Anforderungen<br />

an Qualität<br />

- strategisches und analytisches Denken;<br />

- professionelle Führung und Förderung der Mitar<strong>bei</strong>ter;<br />

- Sprachkenntnisse;<br />

- internationale, insbesondere kulturelle Kompetenz sowie<br />

- Metafähigkeiten, darunter Sozial-, Kommunkations- und<br />

Verhandlungskompetenz.<br />

• Darüber hinaus ist ein Upgrading wirtschaftlicher und technischer<br />

Kenntnisse geboten. In einigen Fällen geht es darum, erst ein<br />

Basiswissen technischer Kenntnisse („Was ist technisch möglich?<br />

Was ist der Nutzen?“), allerdings auch die Fähigkeit, technische<br />

Kenntnisse für wirtschaftliche Entscheidungen zu verwenden, zu<br />

vermitteln.<br />

• Die kooperativen Beziehungen zwischen Informationswirtschaft und<br />

Politik bedürfen auf <strong>bei</strong>den Seiten der Professionalisierung.<br />

• Die Experten sahen in den informationswirtschaftlichen Unternehmen<br />

und darüber hinaus kaum positive Beispiele einer professionellen<br />

Qualifikationspolitik für die Leitungsebene. Demnach müsste, soweit<br />

systematische Anstrengungen in Angriff genommen werden sollen,<br />

an einem Punkt nahe Null begonnen werden.<br />

• In der Informationswirtschaft besteht die Tendenz, die Erörterung<br />

bestehender Qualifikationsprobleme losgelöst von den Frageformulierungen<br />

auf Qualifikationsinhalte zu reduzieren. Damit besteht die<br />

Gefahr, dass die eigentlichen Ursachen bestehender Qualifikationsdefizite,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise ein Übermaß an bürokratischen Regelungen<br />

und anderen organisationsstrukturellen Größen, unbeachtet und<br />

„unbehandelt“ bleiben. Diese Gefahr besteht in einem geringeren<br />

Maße auch für personale Größen, zum Beispiel Qualifizierungsbereitschaft.<br />

• Weitere Gefahren lauten, dass auf eine systematische und<br />

konzeptionelle Behandlung von Qualifikationsfragen verzichtet und<br />

die Gestaltung von Umsetzungsproblemen ausschließlich den<br />

mittleren Management, im Besonderen den „Bildungsprofessionals“,<br />

überlassen wird.<br />

• Mitglieder der Leitungsebene in informationswirtschaftlichen<br />

Einrichtungen sehen sich durch die Belastungen der Tagespolitik an<br />

eigenen Qualifizierungsanstrengungen gehindert. Auch dann, wenn<br />

sie sich solcher Anstrengungen unterziehen, können diese jederzeit<br />

durch Anforderungen der Tagespolitik unterbrochen werden, sofern<br />

die entsprechenden Aktivitäten im eigenen Haus stattfinden. Daraus<br />

ergibt sich ein besonderes Interesse an externen Veranstaltungen.<br />

• Qualifizierende Veranstaltungen für die Leitungsebene sollten<br />

besondere Qualitätskriterien erfüllen. Diese sind:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Qualifizierungsstrategien 130<br />

- intellektuelles Niveau,<br />

- Neuheitscharakter,<br />

- Nähe der vermittelten Informationen zu den eigenen strategischen<br />

und weiteren Entscheidungen im Unternehmen sowie<br />

- individuelles und persönliches Eingehen auf die Fragen, die sich<br />

aktuell für einen informationswirtschaftlichen Entscheider stellen.<br />

Coaching • In einigen Fällen sollte eine hochindividualisierte Qualifizierung unter<br />

Einbeziehung von Motivationsgrößen angestrebt werden („Coaching“).<br />

„Davos-Faktor“ • Auch das Prestige, das einer bestimmten Veranstaltung<br />

zugesprochen wird, kann ihre Attraktivität und Akzeptanz erhöhen<br />

(„Davos-Faktor“) und sollte in der Planung entsprechender Veranstaltungen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Hochschulen als<br />

geeignete<br />

Partner<br />

Politik und<br />

Verwaltung<br />

sollten<br />

partizipieren.<br />

• Ein geeigneter Partner für die Weiterqualifizierung der informationswirtschaftlichen<br />

Leitungsebene sind neben den Verbänden die<br />

Hochschulen. Diese können qualifizierende Veranstaltungen selbst<br />

durchführen oder eine neutrale Kommunikations- und Qualifizierungsplattform<br />

unter Einbeziehung dritter Parteien verfügbar<br />

machen.<br />

• Geld ist <strong>bei</strong> Qualifizierungsproblemen der Leitungsebene in<br />

informationswirtschaftlichen Einrichtungen kein restringierender<br />

Faktor. Die Förderpolitik ist in diesem Bereich nicht direkt gefordert.<br />

Allerdings sollten sich Politik und Verwaltung - unter anderem ihre<br />

Spitzenrepräsentanten - zur Verfügung stellen, um die Attraktivität<br />

qualifizierender Veranstaltungen für die Leitungsebene zu erhöhen -<br />

dies auch im eigenen qualifikatorischen Interesse.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 131<br />

Themenschwerpunkt V:<br />

Neue Geschäftsbereiche<br />

16. Besondere Geschäftschancen für<br />

die kommenden Jahre<br />

16.1 Die Frage<br />

„Bei welchen neuen Produkten, Diensten und Anwendungen zeichnen sich in den<br />

kommenden Jahren besondere Geschäftschancen ab?<br />

Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor (1 = sehr viel versprechend, 6 =<br />

kaum neue Geschäftschancen).“<br />

16.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 124<br />

Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen?<br />

Mittelwert Anzahl der<br />

Nennungen<br />

1. IT-Sicherheit im Internet 1,76 184<br />

2. IT-Sicherheit unternehmensintern 1,78 183<br />

3. VoIP 2,11 170<br />

4. Weitere Bereiche 1) 2,17 18<br />

<strong>5.</strong> Medienkonvergenz 2,19 162<br />

6. E-Government 2,38 181<br />

7. E-Business 2,41 175<br />

8. Mobilkommunikation 2,42 179<br />

9. Informationsdienste 2,49 176<br />

10. E-Commerce (B2B) 2,49 180<br />

11. E-Health 2,57 178<br />

Durchschnittliche Bewertung 2,61 3.364<br />

12. E-Commerce (B2C) 2,61 176<br />

13. Digitales Fernsehen 2,80 177<br />

14. Software 2,82 180<br />

1<strong>5.</strong> M-Commerce 2,84 168<br />

16. E-Banking 2,89 178<br />

17. Virtuelle Marktplätze 3,09 177<br />

18. E-Brokerage 3,23 172<br />

19. Digitaler Rundfunk 3,25 176<br />

20. Hardware 3,47 174<br />

1) „LAN Outsourcing.“ - „Internet-Telefonie.“ - „Intelligent Ambience.“- „E-Learning.“ - „Location<br />

Based Services.“ - „Online-Werbung.“ - „Markt für digitale Musik (kostenpflichtige Downloads von<br />

mp3s).“ - „Video on Demand.“ - „Healthcare Mobile.“ – „Telematik.“ – „Telematik in Verkehr und<br />

Zuhause.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 132<br />

Tabelle 125<br />

Besondere Chancen in welchen Geschäftsbereichen?<br />

Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Besondere Geschäftschancen 20 52,6<br />

Allgemeiner Aufschwung, alle E-Dienste 4 10,5<br />

Medienkonvergenz 1 2,6<br />

Breitbandanwendungen, Drahtlose Kommunikation<br />

4 10,5<br />

und Vernetzung, VoIP<br />

Informationstechnik, Software-Anwendungen für Intranets 2 5,3<br />

Entertainment 1 2,6<br />

E-Commerce 1 2,6<br />

Sicherheitsfragen 4 10,5<br />

Mobile Anwendungen 1 2,6<br />

Prozesse 1 2,6<br />

Verkehr 1 2,6<br />

Ambivalente Bewertungen – Heterogene Entwicklungen –<br />

Kommt darauf an<br />

6 15,8<br />

Allgemeine Entwicklung, Akzeptanzfragen 4 10,5<br />

E-Commerce, M-Commerce 1 2,6<br />

Sicherheitsfragen 1 2,6<br />

Keine besonderen Geschäftschancen 12 31,6<br />

Allgemeine Entwicklung 1 2,6<br />

Hardware 1 2,6<br />

Software 1 2,6<br />

Informationsdienste, Content 1 2,6<br />

E-Commerce, M-Commerce 1 2,6<br />

Geschäftsprozesse 1 2,6<br />

E-Business 1 2,6<br />

E-Government 4 10,5<br />

E-Health 1 2,6<br />

N 38 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 133<br />

16.3 Interpretation<br />

„Zukunft der<br />

Informationswirtschaft“<br />

aus<br />

19 Geschäftsbereichen<br />

Klassifizierung<br />

der Geschäftsbereiche...<br />

.... nicht<br />

unbedingt zu<br />

erweitern<br />

(1) Die Experten wurden gebeten, die Chancen von 19 vorgelegten<br />

Geschäftsbereichen nach Schulnoten zu bewerten. Zusätzlich wurde<br />

ihnen die Option eingeräumt, weitere Geschäftsbereich zu konkretisieren<br />

und zu bewerten.<br />

Eine Klassifizierung vorwiegend viel versprechender infomationswirtschaftlicher<br />

Geschäftsbereiche hatte sich aus aktuellen Entwicklungen<br />

sowie den Ergebnissen früherer Fakten- und <strong>Trendbericht</strong>e ergeben.<br />

Soweit unter „Weitere Bereiche“ zusätzliche Geschäftsbereiche genannt<br />

wurden, ließen sich diese direkt der gewählten Klassifizierung zuordnen<br />

(<strong>bei</strong>spielsweise der Internet-Telefonie), oder zu diesen Bereichen lagen<br />

Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen Fragen vor (z. B.<br />

„Entertainment“), oder diese Geschäftsbereiche wurden in früheren<br />

<strong>Trendbericht</strong>en wie zum Beispiel im Fall von E-Learnaing ausführlich mit<br />

einem Ausblick auf eher ambivalent zu bewertende Geschäftschancen<br />

erörtert.<br />

„Zukunft der<br />

Informationswirtschaft“<br />

2,61<br />

Indikator<br />

1,67<br />

(2) Die Experten nahmen ingesamt 3.364 Bewertungen vor. Da<strong>bei</strong> kamen<br />

sie zu der durchschnittlichen Benotung der „Zukunft der Informationswirtschaft“<br />

(soweit sich diese in 19 Geschäftsbereiche plus eine<br />

Residualkategorie zusammenfassen lässt) von 2,61 oder „2 bis 3“.<br />

Teilt man die Anzahl der optimistischen Kommentare durch die Anzahl<br />

der pessimistischen Kommentare, so beträgt der Wert des Indikators<br />

1,67.<br />

Nach den<br />

Erfahrungen<br />

mit Boom und<br />

Einbruch ...<br />

... setzt sich<br />

„durchwachsene“<br />

Stimmung<br />

fort.<br />

Unterschiedliche<br />

Erwartungstrends<br />

auf<br />

der Ebene<br />

einzelner<br />

Geschäftsbereiche<br />

(3) Damit werden die Werte großer Zuversichtlichkeit aus den<br />

Boomjahren um 2000 nicht erreicht. Auch wurde 2003/2004 <strong>bei</strong> 16<br />

vorgegebenen Geschäftsbereichen mit 2,52 ein besserer Wert erreicht<br />

und hatte dieser Wert ein Jahr zuvor sogar 2,69 (2002/2003) betragen.<br />

Die weitgehend verbesserten Aussichten nach dem „Allgemei-nen<br />

Geschäftsklima“ und dem „Beschäftigungsklima“ setzten sich folglich<br />

nicht in den Ergebnissen zu viel versprechenden Geschäftsbereichen fort.<br />

Dies lässt sich damit erklären, dass die Gesamtbewertung der<br />

„Zukunft der Branche“ nach den mittelfristigen Erwartungen und<br />

Planungen der Informationswirtschaft erfolgt. Allerdings kann von<br />

einem „Stimmungseinbruch“ nicht die Rede sein, und waren mit „Digitaler<br />

Rundfunk“ und „Hardware“ auch Geschäftsbereiche zu bewerten, die<br />

nicht als besonders expansiv gelten.<br />

Auch ergeben sich unterschiedliche Entwicklungsrichtungen, wenn man<br />

die Ergebnisse zum Berichtszeitraum 2004/2005 mit denen aus der<br />

Periode 2003/2004 vergleicht:<br />

• Die Benotung von IT-Sicherheit im Internet stieg von 2,07 im Jahre<br />

2003/2004 auf 1,76 im Jahre 2004/200<strong>5.</strong><br />

• Internet-Telefonie wurde 2004/2005 mit 2,11 bewertet, während die<br />

Bewertung ein Jahr zuvor 3,03 betragen hatte.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 134<br />

• Aber die Bewertung von E-Commerce sank binnen Jahresfrist von<br />

2,21 auf 2,49 (B2B).<br />

• Die Bewertungen der Mobilkommunikation sank im Vergleichszeitraum<br />

von 2,14 (Anwendungen) und 2,41 (Infrastruktur) auf 2,42.<br />

Zuversicht und<br />

schlechte Erinnerungen<br />

(4) Bei aller gezeigten Zuversicht spielten die Einbrüche der vergangenen<br />

Jahre im Bewusstsein der informationswirtschaftlichen Experten nach wie<br />

vor eine Rolle, zum Beispiel:<br />

„Nach der Marktbereinigung der letzten Jahre kann es eigentlich nur noch<br />

aufwärts gehen. Die Schaumschläger sind weg, die Experten mit dem<br />

echten Know-How haben sich gehalten.“<br />

Ambivalenz<br />

und Verunsicherungen<br />

...<br />

„After a slow period in 2002 - 2003, economies appear to be stabilising<br />

and consumers/society is more IT aware, so that the uptake in all areas<br />

can increase. In our company, we see special software applications for<br />

Intranets as big growth areas.“<br />

„Der Internet-Hype mit technischem Schnickschnack ist vor<strong>bei</strong>. Es zählen<br />

die Inhalte. Daher dürfte neuer, interessanter Inhalt wichtiger sein als die<br />

technische Verpackung.“<br />

Eine ambivalente Stimmung wurde mehrfach auch ohne ausdrückliche<br />

Bezugnahme auf die Vergangenheit deutlich:<br />

„Noch nicht eindeutig festzustellen. Viele Chancen möglich.“<br />

„Aufgrund der momentanen Entwicklung und der sichtbaren Fehler ist ein<br />

Kommentar hierzu nicht ratsam.“<br />

„Die Betrachtung nach Feldern ist nachvollziehbar, aber problematisch.<br />

Keiner der obigen Geschäftsbereiche bietet per se nur Chancen. Es wird<br />

weiter Felder geben, in denen der Markt boomt, gleichzeitig aber Anbieter<br />

aus dem Markt ausscheiden.“<br />

... auch <strong>bei</strong><br />

Kunden<br />

gesehen<br />

Oder die Experten sahen Ambivalenz und Unsicherheit nicht <strong>bei</strong> sich<br />

selbst, wohl aber <strong>bei</strong> Kunden und Konsumenten, zum Beispiel:<br />

„Die Chancen <strong>bei</strong> verschiedenen Zielgruppen (Wirtschaft, Endverbraucher)<br />

könnten größer sein, wenn die Awareness/Notwendigkeit für<br />

Breitbandanwendungen besser in der Gesellschaft verankert wären.“<br />

„Schlüssel liegt in der Akzeptanz und damit an der Schnittstelle Mensch-<br />

Maschine.“<br />

Spreizung der<br />

Ergebnisse von<br />

1,76 bis 3,47<br />

(5) Hinter der durchschnittlichen Bewertung der „Zukunft der Informationswirtschaft“<br />

von 2,61 verbirgt sich eine bedeutende Streuung nach<br />

einzelnen Geschäftsbereichen. Diese reichte von der Benotung 1,76 oder<br />

„2 plus“ für die IT-Sicherheit im Internet bis zu der Bewertung 3,47 oder „4<br />

plus“ für die Hardware. Die Spreizung der Bewertungen ginge nicht<br />

besonders zurück, wenn man die positivste und negativste Bewertung<br />

striche.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 135<br />

striche.<br />

2,61 als erster<br />

Anhaltspunkt<br />

zur Unterscheidung<br />

...<br />

... zwischen<br />

viel und<br />

weniger viel<br />

versprechenden<br />

Geschäftsbereichen<br />

Der Durchschnittswert von 2,61 kann allerdings als erster Anhaltspunkt<br />

dienen, zwischen viel versprechenden und weniger viel versprechenden<br />

Geschäftsbereichen in den nächsten Jahren zu unterscheiden.<br />

Aus Ergebnissen früherer Trendumfragen wissen wir, dass E-Health - hier<br />

mit der knapp überdurchschnittlichen Bewertung 2,57 - bedeutende<br />

Potenziale zuzusprechen sind. Das gilt auch für die anderen<br />

Geschäftsbereiche in Tabelle 124, soweit diese besser als E-Health<br />

benotet wurden. Das kann von den schlechter benoteten Geschäftsbereichen<br />

von E-Commerce im Konsumentenbereich bis zur Hardware<br />

nicht in gleicher Weise gesagt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

der<br />

Ergebnisse<br />

nach<br />

Geschäftsbereichsgruppen<br />

Tabelle 126<br />

(6) In Tabelle 126 werden die Ergebnisse in Tabelle 124 zu durchschnittlichen<br />

Bewertungen nach Gechäftsbereichsgruppen stark zusammengefasst<br />

und die Zahl der Klassifikationen damit von 20 auf 9 verringert.<br />

Bewertungen der Geschäftschancen von<br />

Geschäftsgruppen-Bereichen<br />

Geschäftsbereichsgruppe<br />

Durchschnittliche<br />

Bewertung 1)<br />

1. Sicherheit 1,77<br />

2. Medienkonvergenz 2,19<br />

3. VoiP, Mobilkommunikation 2,27<br />

4. E-Business 2,41<br />

<strong>5.</strong> Öffentlicher und semi-öffentlicher Bereich (E-Government, E-Health) 2,48<br />

6. Informationsdienste 2,49<br />

7. Software 2,82<br />

7. Transaktionsdienste (E-Commerce B2B, E-Commerce B2C, M-Commerce, 2,86<br />

E-Banking, E-Brokerage, Virtuelle Marktplätze)<br />

8. Digitaler Rundfunk, Digitales Fernsehen 3,03<br />

9. Hardware 3,47<br />

1) Bei gleicher Gewichtung der einzelnen Geschäftsbereiche<br />

Beide Sicherheitsbereiche<br />

vorn und mit<br />

der Benotung<br />

„2 plus“<br />

(7) Als viel versprechendster Geschäftsgruppenbereich wurde von den<br />

befragten Experten die Sicherheit gesehen. So wurde „Sicherheit“ nicht<br />

nur als einziger Geschäftsgruppenbereich mit einem Wert besser als „gut“<br />

(1,77) bewertet. Vielmehr nahmen die <strong>bei</strong>den Sicherheitsbereiche „IT-<br />

Sicherheit im Internet“ und „IT-Sicherheit unternehmensintern“ mit den<br />

fast identischen Werten 1,76 und 1,78 <strong>bei</strong>de Spitzenplätze ein. Auch in<br />

den zusätzlichen Kommentaren gab es zu diesem Bereich nur positive<br />

Stimmen, zum Beispiel:<br />

„Sicherheitsbedarf nimmt zu.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 136<br />

Die besondere Bedeutung von Sicherheitsfragen wurde in den<br />

Ergebnissen zu besonders viel versprechenden Geschäftsbereichen für<br />

mittelständische Unternehmen bestätigt. Ähnliches gilt für die Internet-<br />

Telefonie, die Mobilkommunikation, die Informationsdienste und E-<br />

Business. Siehe dazu die Erörterungen in den folgenden Kapiteln<br />

Nur positive<br />

zusätzliche<br />

Stimmen<br />

Bedeutung<br />

noch einmal<br />

durch Virenund<br />

Spamflut<br />

verstärkt<br />

Damit werden „Sicherheitsprobleme“ seit 2001 von den informationswirtschaftlichen<br />

Experten kontinuierlich als einen der bedeutendsten<br />

Expansionsbereiche gesehen. Vergleichbar hohe und stabile<br />

Bewertungen gab es nicht einmal für die Mobilkommunikation. Zu den<br />

hohen Erwartungen für den Sicherheitsbereich trug nach den Terroranschlägen<br />

in New York im Jahre 2001 die rapide steigende Zahl<br />

versandter und eingeschleuster Viren und Spams im Jahre 2003 <strong>bei</strong>, in<br />

den Augen der Experten einer der wichtigsten Trends dieses Jahres. Das<br />

machte den Bereich „Internet-Sicherheit“ bereits 2003 zu einem der „IT-<br />

Sicherheit unternehmensintern“ gleichwertigen Geschäftsbereich.<br />

Medienkonvergenz<br />

mit<br />

sehr großen<br />

Potenzialen ...<br />

... und vor dem<br />

ersten<br />

kommerziellen<br />

Durchbruch?<br />

(8) An den Schnittstellen zwischen allen informationswirtschaftlichen<br />

Teilmärkten wurden im 1. <strong>Trendbericht</strong> größere und zum Teil sehr unterschiedliche<br />

Konvergenzpotenziale identifiziert. Über die Jahre waren sich<br />

die Experten in der Meinung einig, dass mit dem technischen und<br />

kommerziellen Zusammenwachsen verschiedener informationswirtschaftlicher<br />

Teilmärkte bedeutende kommerzielle Potenziale verbunden<br />

sind. Mit der Internet-Telefonie und dem damit verbundenen Zusammenwachsen<br />

von PC und Telefon scheint ein erster großer Durchbruch in<br />

einem Konvergenzbereich bevorzustehen.<br />

Entsprechend positv, mit der Benotung 2,19, wurde „Medienkonvergenz“<br />

bewertet. Das bedeutete den zweiten Platz im Ranking viel versprechender<br />

informationswirtschaftlicher Geschäftsbereiche.<br />

Mobilkommunikation<br />

um<br />

weitere Durchbruchsbereiche<br />

ergänzt:<br />

Mobile Anwendungen,<br />

...<br />

... Breitbandanwendungen.<br />

und ...<br />

(9) Noch vor wenigen Jahren knüpften sich zum Teil sehr hohe<br />

Erwartungen an die Mobilkommunikation. Diese wurden – durch den<br />

verspäteten Aufbau einer Infrastruktur für die Mobilkommunikation und<br />

die verzögerte Durchsetzung mobiler Anwendungen ebenso wie durch die<br />

allgemeine gesamt- und branchenwirtschaftliche Lage – gedämpft.<br />

Mittlerweile steht jedoch die technische Infrastruktur und setzen sich die<br />

mobilen Anwendungen entweder als eigenständige Lösungen (<strong>bei</strong>spielsweise<br />

zur Unterstützung logistischer Systeme oder des Außendienstes)<br />

oder als zusätzliche Funktion der Standortunabhängigkeit innerhalb<br />

umfassenderer Anwendungen durch. Siehe dazu die weiteren Ergebnisse<br />

zu viel versprechenden Anwendungen für den Mittelstand in Kapitel 17<br />

und zu den viel versprechenden Bereichen der Mobilkommunikation in<br />

Kapitel 19.<br />

Die „Mobilkommunikation“ kam mit einer Benotung von 2,42 wie in den<br />

Vorjahren zu einer überdurchschnittlichen Bewertung. Zu überdurchschnittlichen<br />

Benotungen wären aller Voraussicht nach auch die<br />

Geschäftsbereiche „Mobile Anwendungen“ und „Breitbandanwendungen“<br />

gekommen, wären diese in die Liste viel versprechender informationswirtschaftlicher<br />

Geschäftsbereiche aufgenommen worden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 137<br />

... vor allem<br />

Internet-<br />

Telefonie<br />

Auch hier<br />

ausschließlich<br />

positive<br />

Stimmen<br />

Mit einer Benotung von 2,11 zog jedoch die Internet-Telefonie an der<br />

“Mobilkommunikation“ vor<strong>bei</strong> und kam diese unter allen<br />

informationswirtschaftlichen Geschäftsbereichen auf den dritten Platz.<br />

Auch unter den viel versprechenden Anwendungen für den Mittelstand<br />

erwies sich VoIP als „der Renner“ in den Erwartungen der Jahre<br />

2004/200<strong>5.</strong> Das dürfte damit zu tun haben, dass Voice over IP in<br />

Deutschland bislang kaum gestartet ist und nach Angaben des britischen<br />

Department of Trade and Industry erst von 3 % der Unternehmen genutzt<br />

wurde (8. Faktenbericht, Kapitel 6.6.1)<br />

Auch in den zusätzlichen Begründungen zu den telekommunikativen<br />

Gechäftsbereichen (einschließlich mobiler Anwendungen) gab es<br />

ausschließlich positive Stimmen. Zum Beispiel:<br />

„Mobile Anwendungen aufgrund von Smartphones. Breitbandigere drahtlose<br />

Netzwerke werden neue Chancen bieten.“<br />

„Vernetzung war das Schlagwort der vergangenen fünf Jahre. – und hat<br />

nach wie vor hohe Bedeutung und Dynamik. Drahtlos wird das<br />

Schlagwort für die nächsten drei Jahre sein. Hier sollte die Suche nach<br />

neuen Geschäftsfeldern fokussiert werden.“<br />

„VoIP wird ein glänzendes Geschäft werden, weil für jeden erhebliche<br />

Kosteneinsparungen zu erwarten sind.“<br />

Überdurchschnittliche<br />

Bewertungen<br />

für E-Business<br />

und Informationsdienste<br />

(10) Mit 2,41 und 2,49 kamen die Geschäftsbereiche „E-Business“ und<br />

„Informationsdienste“ gleichfalls zu überdurchschnittlich positiven<br />

Bewertungen. Diese wurden durch die Resultate in den Nennungen zu<br />

den viel versprechenden Anwendungen für mittelständische Unternehmen<br />

bestätigt.<br />

E-Government:<br />

Rückgang der<br />

Erwartungen<br />

gegenüber<br />

2003<br />

(11) Mit einer Bewertung von 2,38 kam E-Government gleichfalls zu<br />

einer überdurchschnittlich positiven Bewertung und damit im Ranking der<br />

viel versprechenden informationswirtschaftlichen Geschäftsbereiche auf<br />

den sechsten Platz. Das bedeutet gegenüber den Ergebnissen des<br />

Jahres 2003 allerdings eine Verschlechterung.<br />

Eine zusätzliche Relativierung ergibt sich aus dem Tatbestand, dass E-<br />

Government in den zusätzlichen Kommentaren diesmal ausschließlich<br />

skeptisch bewertet wurde – dies <strong>bei</strong> ausdrücklicher Anerkennung der<br />

weiterhin bestehenden hohen Geschäftspotenziale, zum Beispiel:<br />

Potenziale ja,<br />

aber schleppende<br />

Umsetzung<br />

„Die Entwicklung des E-Government wäre gut für die gesamte<br />

wirtschaftliche Entwicklung, ist aber realistischerweise noch nicht so reif.“<br />

„Es kommt natürlich darauf an, wie man „kommende Jahre" versteht. Zum<br />

Beispiel E-Government ist super spannend, aber in den nächsten <strong>bei</strong>den<br />

Jahren wird sich da eher nicht so viel tun.“<br />

„Zu E-Government: Das förderalistische Prinzip führt zu Kostenvervielfachung,<br />

Mehrfachinvestitionen und mangelnder Produktreife.<br />

Zentralistische Länder wie Frankreich haben sich schon Vorteile<br />

gesichert.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 138<br />

gesichert.“<br />

E-Health<br />

2,57<br />

Realistischere<br />

Einschätzung<br />

der Umsetzungschancen<br />

Mit einer Bewertung von 2,57 kam E-Health gleichfalls zu einer gerade<br />

noch überdurchschnittlichen Bewertung. In einem Kommentar wurde die<br />

Existenz bedeutender Geschäftspotenziale ausdrücklich anerkannt und<br />

zugleich die schleppende Umsetzung bestehender Kooperationsmöglichkeiten<br />

beklagt.<br />

Die Informationswirtschaft dürfte die bestehenden Geschäftspotenziale im<br />

öffentlichen und semi-öffentlichen Bereich über mehrere Jahre realistisch<br />

eingeschätzt haben. Zusätzlich greift neuerdings für den Bereich E-<br />

Government eine realistischere Einschätzung der bestehenden Umsetzungsmöglichkeiten<br />

– wie sie seit längerem für E-Health bestehen – um<br />

sich.<br />

Software<br />

2,82<br />

(12) Software kam mit einer Bewertung von 2,82 zu einer nur<br />

unterdurchschnittlichen Bewertung und unter zwanzig vorwiegend viel<br />

versprechenden informationswirtschaftlichen Geschäfsbereichen lediglich<br />

auf den 14. Platz. Dieses Ergebnis ist zu relativieren, weil viele<br />

umfassendere Anwendungen und Lösungen, denen auch 2004/2005<br />

bedeutende Expansionschancen eingeräumt wurden, <strong>bei</strong>spielsweise die<br />

Anwendungen zur Erhöhung unternehmensinterner Effizienz, auf Software<br />

beruhen<br />

Radikaler<br />

Einbruch der<br />

Erwartungen zu<br />

E-Commerce<br />

bis 2003<br />

Mittlerweile<br />

wieder realen<br />

Möglichkeiten<br />

angenähert<br />

B2B und B2C<br />

(13) Die Erwartungen zu E-Commerce kehrten sich angesichts der<br />

Enttäuschungen in der „Krise der New Economy“ um und befanden sich<br />

auch in den Folgejahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Mittlerweile<br />

haben sich die Erwartungen zu E-Commerce zumindest im B2B-Bereich<br />

wieder erholt und sich damit den realen Möglichkeiten angenähert. Diese<br />

sind nach den Einschätzungen von BITKOM zumindest für den B2B-<br />

Bereich ausgeprochen gut, da der entsprechende Umsatz im Jahre 2004<br />

um 47 % gegenüber dem Vorjahr auf 180 Milliarden Euro anstieg und der<br />

Anteil von B2B am gesamten E-Commerce-Umsatz 89 % betrug (8.<br />

Faktenbericht, Kapitel 6.<strong>5.</strong>1). Nach UNCTAD betrug der Anteil von B2B<br />

an E-Commerce weltweit im Jahre 2004 93 % (8. Faktenbericht, Kapitel<br />

6.4.1).<br />

B2C wird 2005 hingegen nach den Schätzungen des Hauptverbandes<br />

des Deutschen Einzelhandels lediglich um 13 % (auf 14,5 Milliarden<br />

Euro) wachsen (8. Faktenbericht, Kapitel 6.7.4). Die skeptischere Einschätzung<br />

der Experten von B2C im Vergleich zu B2B wird demnach<br />

bestätigt.<br />

Weiter unterdurchschnittlliche<br />

...<br />

... Erwartungswerte<br />

für alle<br />

anderen Transaktionsdienste<br />

Nimmt man allerdings sämtliche Transaktionsdienste, nach denen<br />

diesmal gefragt worden war, zusammen, so kommen diese als<br />

• E-Commerce (B2B) mit einer Benotung von 2,49;<br />

• E-Commerce (B2C) mit einer Bewertung von 2,61;<br />

• M-Commerce mit einer Benotung von 2,84;<br />

• E-Banking mit einer Benotung von 2,89;<br />

• Virtuelle Marktplätze mit einer Bewertung von 3,09 und<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 139<br />

• E-Brokerage mit einer Benotung von 3,23<br />

zu einer insgesamt nur unterdurchschnittlichen Benotung (2,86).<br />

Ernüchterung<br />

nach Hype,<br />

Tendenzen der<br />

Marktsättigung<br />

Gerade in den zusätzlichen Kommentaren zu E-Commerce und anderen<br />

Transaktionsdiensten wurde mindestens teilweise auf die „Krise der New<br />

Economy“ Bezug genommen, zum Beispiel:<br />

„Es muss sich <strong>bei</strong> einigen Bereichen noch zeigen, was nach dem Hype<br />

bleiben wird (Beispiel: M-Commerce). Andere sind etabliert und werden<br />

nicht mehr exponenziell wachsen (Banking / Brokerage).“<br />

Konsumflaute<br />

in Deutschland<br />

Ein anderer Experte wies auf die bestehende allgemeine Konsumflaute in<br />

Deutschland und auf die sich damit ergebenden Grenzen des Wachstums<br />

auch für E-Commerce hin:<br />

„In Abhängigkeit von der Gewährleistung der Sicherheit (z.B. im Internet)<br />

wird/kann sich die Akzeptanz angebotener elektronischer Serviceleistungen<br />

erhöhen. E- und M-Commerce werden immer auch Ausdruck<br />

des allgemeinen Konsumverhaltens sein (= Kosumbarometer).“<br />

Sicherheitsbedenken<br />

Nach wie vor stellen Sicherheitsbedenken insbesondere <strong>bei</strong> Finanztransaktionen<br />

eine bedeutende Nutzungsbarriere dar, auch wenn diese<br />

Bedenken mittlerweile stark rückläufig sind. Das stellte der Bundesverband<br />

deutscher Banken fest (8. Faktenbericht, Kapitel 6.7.6).<br />

Eindeutig<br />

unterdurchschnittliche<br />

Bewertungen ...<br />

... für Digitalen<br />

Rundfunk und<br />

Fernsehen ...<br />

... und<br />

Hardware<br />

(14) Wie zu erwarten, kamen Digitaler Rundfunk und Fernsehen<br />

(durchschnittliche Bewertung „befriedigend“) sowie Hardware (durchschnittliche<br />

Bewertung: „befriedigend bis ausreichend“) zu eindeutig<br />

unterdurchschnittlichen Bewertungen. Immerhin gab es auch einen<br />

positiven Kommentar zum Entertainment-Bereich:<br />

„Trends: Sicherheit und E-Commerce werden sich fortsetzen. Darüber<br />

hinaus Digitaler Content. Erst Musik (z.B. iTunes). Bald auch Filme ...“<br />

Die Erwartungen zu „Hardware“ 2003/4 hatten sich unter anderem wegen<br />

der positiven Entwicklungen <strong>bei</strong> mobilen Endgeräten – wie sich<br />

mittlerweile zeigte vorübergehend – verbessert.<br />

Diese unterdurchschnittlichen Bewertungen werden auch durch die<br />

Ergebnisse zu den viel versprechenden Anwendungen für die kleinen und<br />

mittleren Unternehmen bestätigt. Siehe Kapitel 18.<br />

Rankings aus<br />

den Tabellen<br />

124 und 126 ...<br />

... für Prioritätensetzungen<br />

der Förderpolitik<br />

heranziehen<br />

(15) Es ergeben sich an zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

• Soweit für informationswirtschaftliche Geschäftsbereiche eine Förderung<br />

erwogen wird, sollten die Rankings viel versprechender<br />

Geschäftsbereiche, wie sie sich in den Bedeutungseinschätzungen<br />

der Informationswirtschaft in diesem und in den folgenden Kapiteln<br />

ergaben, mit herangezogen werden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 140<br />

Besonders<br />

große<br />

Differenzen<br />

zwichen<br />

Potenzialen<br />

und Entwicklungen<br />

im<br />

Öffentlichen<br />

Bereich<br />

Umfassende<br />

Modernisierungsoffensive<br />

geboten<br />

Awareness-<br />

Kampage für<br />

E-Commerce<br />

• Ungenutzte Potenziale dürfte es auch im Transaktionsbereich geben.<br />

Hier geht es allerdings weniger um Probleme technischer Entwicklung<br />

als um fehlende Awareness und Kauffreude auf der Nachfrageseite.<br />

Die laufenden Anstrengungen der Anbieter ließen sich daher sinnvoll<br />

durch Awareness-Kampagnen von Anbieterkoalitionen unter Umständen<br />

auf Verbandsebene ergänzen (informationswirtschaftliches Teilbranchenmarketing).<br />

FuE-Investitionen<br />

in<br />

Medienkonvergenz<br />

Sicherheit im<br />

Internet bleibt<br />

politische<br />

Aufgabe.<br />

Anwendungen<br />

zur Steigerung<br />

interner<br />

Unternehmenseffizienz<br />

• Die Expansionschancen eines Geschäftsbereiches können allerdings<br />

kein hinreichendes Kriterium sein. Hinzukommen sollten Erörterungen,<br />

inwieweit autonome Marktentwicklungen imstande sind, bestehende<br />

Wachstumschancen auszuschöpfen.<br />

• Nirgendwo erscheinen die Diskrepanzen zwischen Potenzialen und<br />

tatsächlichen Entwicklungen so groß wie im Gesundheitswesen und<br />

in der öffentlichen Verwaltung. So schwierig es hier sein mag, zu<br />

bedeutenderen Umsetzungserfolgen zu kommen, die zu erzielenden<br />

Vorteile im Interesse der Anwenderbranchen, der Informationswirtschaft<br />

und des Gemeinwohls sind so groß, als dass die Barrieren<br />

nicht angegangen werden sollten.<br />

• Der Eindruck drängt sich auf, dass der öffentliche Bereich weniger<br />

einzelner E-Government-Initiativen als einer umfassenden Modernisierungsoffensive<br />

bedarf, innerhalb der E-Government ein wichtiger<br />

Baustein neben anderen zu sein hätte. Im Rahmen einer Modernisierung<br />

verbunden mit einer Deregulierung des Gesundheitswesens<br />

hätten zwar auch Kostensenkungen, aber ebenso sehr Steigerungen<br />

von Innovations- und Handlungspotenzialen im Mittelpunkt zu stehen.<br />

• Investitionen in Forschung und Entwicklung seitens des privaten und<br />

öffentlichen Bereiches erscheinen als besonders viel versprechend,<br />

wenn sie in Konvergenzbereiche eingesetzt werden und voraussichtlich<br />

zur Ausdifferenzierung neuer informationswirtschaftlicher<br />

Teilmärkte <strong>bei</strong>tragen.<br />

• Die Erhöhung der Sicherheit im Internet bleibt eine politische<br />

Aufgabe, zumal sich die Sicherheit insgesamt gesehen in letzter Zeit<br />

nicht erhöht hat.<br />

• Anwendungen, die der Erhöhung interner Unternehmenseffizienz<br />

dienen, im besonderen auch solche in kleinen und mittleren<br />

Anwenderunternehmen, erscheinen viel versprechend und sollten,<br />

wenn unternehmensübergreifende Ergebnisse zu erwarten sind, in<br />

der Förderpolitik in Betracht gezogen werden. Da<strong>bei</strong> wären<br />

Sicherheitslösungen und mobile Anwendungen in umfassendere<br />

Lösungen zu integrieren.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 141<br />

17. Produkte, Dienste und Anwendungen<br />

für den Mittelstand<br />

17.1 Die Frage<br />

„Welche informationswirtschaftlichen Produkte, Dienste und Anwendungen speziell für<br />

kleine und mittlere Unternehmen sehen Sie für die nächsten Jahre als besonders viel<br />

versprechend an?<br />

Bitte nennen Sie maximal drei Durchbruchsbereiche und begründen Sie Ihre<br />

Entscheidungen in Stichworten.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 142<br />

17.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 127<br />

Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere<br />

Unternehmen in den kommenden Jahren (I)<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Telekommunikation, Vernetzung 27 15,2 16 17,8 11 12,5<br />

Breitbandverbindungen, DSL, WLAN 4 2,2 1 1,1 3 3,4<br />

Mobilkommunikation: Technische 5 2,8 4 4,4 1 1,1<br />

Infrastruktur<br />

Anbieterübergreifende Vernetzung 1 0,6 - - 1 1,1<br />

Interne Vernetzung, Internet-<br />

7 3,9 2 2,2 5 5,7<br />

Kommunikation, Intranets, Interne<br />

Sicherheit<br />

VoIP, Voice-Portals 10 5,6 9 10,0 1 1,1<br />

Hardware, Speicherung zum Teil<br />

in Verbindung mit Mobilkommunikation<br />

und Vernetzung<br />

Web-Dienste, E-Commerce,<br />

M-Commerce<br />

3 1,7 1 1,1 2 2,3<br />

25 14,0 17 18,8 8 9,1<br />

Web-Dienste, Internet-Präsenz und 11 6,2 5 5,6 6 6,8<br />

-aktivitäten, Online Advertising<br />

E-Commerce, Elektronische<br />

7 3,9 5 5,6 2 2,3<br />

Kataloge, Portale<br />

M-Commerce 3 1,7 3 3,3 - -<br />

Mobile Dienste 4 2,2 4 4,4 - -<br />

Sicherheit, Mobile Sicherheit 15 8,4 9 10,0 6 6,8<br />

Outsourcing, Application Service<br />

Providing<br />

4 2,2 4 4,4 - -<br />

Allgemeine Anforderungen und<br />

Merkmale von Diensten<br />

und Lösungen<br />

8 4,5 5 5,6 3 3,4<br />

Customization, Modularität,<br />

5 2,8 3 3,3 2 2,3<br />

Flexibilität, auf Marktnischen<br />

bezogene Lösungen, Technology on<br />

Demand<br />

Innovationsorientierung 1 0,6 1 1,1 - -<br />

Anbieterübergreifende Lösungen 2 1,1 1 1,1 1 1,1<br />

Weitere Lösungen, Preis- statt<br />

Produktpolitik<br />

96 54,0 38 42,2 58 65,9<br />

N 178 - 90 - 88 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 143<br />

Tabelle 128<br />

Viel versprechende Angebote für kleine und mittlere<br />

Unternehmen in den kommenden Jahren (<strong>II</strong>)<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Beschaffung, Beschaffungsplattformen,<br />

Supply Chain<br />

Management<br />

9 5,1 5 5,6 4 4,5<br />

E-Business 7 3,9 4 4,4 3 3,4<br />

Steigerung interner Effizienz 22 12,4 5 5,6 17 19,5<br />

Optimierung interner Prozesse, 12 6,7 3 3,3 9 10,2<br />

Prozesskostenoptimierung, Prozessintegration,<br />

Externe Prozesse<br />

E-Production, E-Engineering 2 1,1 - - 2 2,3<br />

E-Administration, E-Collaboration,<br />

Unternehmensplanung,<br />

Wahrnehmung von<br />

Entlastungsfunktionen<br />

8 4,5 2 2,2 6 6,8<br />

Kundengewinnung,<br />

Kundenbindung<br />

12 6,7 5 5,6 7 8,0<br />

Kundendienstlösungen, Customer 6 3,4 3 3,3 3 3,4<br />

Relationship Management<br />

Exportförderung 2 1,1 - 2 2,3<br />

Online-Marketing, -PR 4 2,2 2 2,2 2 2,3<br />

Informationen, Aus- und<br />

Weiterbildung, Unterhaltung<br />

30 16,9 9 10,0 21 23,8<br />

Informationen, Informationslösungen, 26 14,6 9 10,0 17 19,3<br />

Konkurrenzbeobachtung,<br />

Wissensmanagement, Urheberrechte<br />

E-Learning, Personalisiertes<br />

3 1,7 - - 3 3,4<br />

Training<br />

E-Entertainment 1 0,6 - - 1 , 1,1<br />

Branchenspezifische Lösungen 15 8,4 10 11,1 5 5,7<br />

Industrielle Anwendungen 1 0,6 1 1,1 - -<br />

Online-Banking 2 1,1 2 2,2 - -<br />

E-Government, M-Government,<br />

8 4,5 4 4,4 4 4,5<br />

Öffentlicher Bereich<br />

E-Health 4 2,2 3 3,3 1 1,1<br />

Preis- statt Produktpolitik 1 0,6 - - 1 1,1<br />

N 96 54,0 38 42,2 58 65,9<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 144<br />

17.3 Interpretation<br />

90 Experten<br />

mit 178<br />

Nennungen<br />

(1) Die Bitte, viel versprechende Dienste und Anwendungen für kleine<br />

und mittlere Unternehmen in den kommenden Jahren zu nennen, wurde<br />

von 90 Experten erfüllt. Diese nannten insgesamt 178 lohnende<br />

Geschäfts- und Anwendungsbereiche.<br />

Nachfrager für<br />

weite Teile des<br />

informationswirtschaftlichen<br />

Angebots<br />

(2) Die Nennungen der Experten zu viel versprechenden Geschäftsbereichen<br />

für die mittelständische Wirtschaft sind heterogen und decken<br />

weite Teile des Angebots- und Awendungsspektrums der Informationswirtschaft<br />

ab. Demnach dürften sich die kleinen und mittleren<br />

Unternehmen in einer bedeutenden Phase strukturellen Wandels<br />

befinden, die die Einführung neuer Anwendungen erforderlich macht. Die<br />

KMUs können damit quer durch die Anwenderbranchen einen bedeutenden<br />

Beitrag zur Stabilisierung und zum Wachstum informationswirtschaftlicher<br />

Nachfrage leisten.<br />

Anbieter<br />

nehmen<br />

mühelos ...<br />

... Perspektive<br />

mittelständischer<br />

Kundschaft<br />

ein.<br />

(3) Auch die Anbieter unter den befragten Experten hatten offensichtlich<br />

keine Mühe, die Perspektive ihrer mittelständischen Kundschaft einzunehmen.<br />

So war <strong>bei</strong>spielsweise insgesamt von Software oder Programmen<br />

kaum mehr die Rede. Wohl aber wurde immer wieder ausdrücklich<br />

von Lösungen gesprochen beziehungweise von den Funktionen, die die<br />

Programme der Anbieter für die Anwender erfüllen sollten. Auch die<br />

Manie, die Softwareprogramme in bestimmten Anwendungsbereichen in<br />

nicht für jeden Kunden verständlichen Abkürzungen zusammenzufassen,<br />

scheint nachgelassen zu haben. Etwa in den Bereichen „Telekommunikation,<br />

Vernetzung“ wurde nahezu ausschließlich der Nutzen für die<br />

mittelständischen Kunden in den Vordergrund gestellt.<br />

Allgemeine<br />

Anforderungen<br />

und Merkmale<br />

von Diensten<br />

Customization<br />

Modularität<br />

„Technology on<br />

demand“<br />

(4) Wenn die Experten nicht bestimmte Produkte, Dienste oder Lösungen<br />

nannten und statt dessen bestimmte Anforderungen oder Merkmale ihrer<br />

Dienste hervorhoben, so sind Beispiele für typischerweise genannte<br />

Begriffe „Customization“, „Personalisierung“, „Modularität“, „Flexibilität“,<br />

„auf Marktnischen bezogene Lösungen“ sowie „Technology on Demand“.<br />

Beispiele für Nennungen dieser Art lauten:<br />

Flexible Angebotsmodelle, die die individuelle Nutzungsunterschiedlichkeit<br />

berücksichtigen.“<br />

„Hochspezialisierte, modular aufgebaute, anpassungsfähige Lösungen.“<br />

„Adäquate („maßgeschneiderte") Software.“<br />

„Technology on Demand.“<br />

„Höhere Personalisierungsmöglichkeit der Angebote/Inhalte.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 145<br />

KMU-Bedarf<br />

direkt<br />

angesprochen<br />

Manche Experten gingen ausdrücklich auf die Nachfrage der mittelständischen<br />

Wirtschaft nach bestimmten informationswirtschaftlichen<br />

Diensten ein, zum Beispiel für den Bereich der Kundendienstlösungen:<br />

„CRM wird auch im Mittelstand eine größere Bedeutung einnehmen und<br />

hier<strong>bei</strong> sowohl Abgleich als auch Datenqualifizierung vornehmen. Erhöhte<br />

Anzahl an Anfragen und Projekten in diesem Bereich.“<br />

Zusammenfassung<br />

der<br />

Nennungen<br />

nach<br />

Teilbranchen<br />

Software<br />

mit 37 % ...<br />

... vor<br />

Information mit<br />

17 %<br />

Hardware und<br />

Outsoucing ...<br />

... von nachgeordneter<br />

Bedeutung<br />

(5) Fasst man die Nennungen zu viel versprechenden Anwendungen für<br />

die mittelständische Wirtschaft vorzugsweise nach informationswirtschaftlichen<br />

Teilbranchen zusammen, wählt man also eine anwenderbezogene<br />

Sicht, so ergeben sich die folgenden Schwerpunktsetzungen:<br />

• Softwarelösungen und Informations- und Kommunikationstechnik<br />

(ohne Sicherheitslösungen) mit einem Anteil an allen Nennungen von<br />

37 %<br />

• Information, Aus- und Weiterbildung, Unterhaltung mit einem Anteil<br />

von 17 %<br />

• Telekommunikation und Vernetzung mit einem Anteil von 15 %;<br />

• Web-Dienste, E-Commerce und M-Commerce mit einem Anteil von<br />

14 % sowie<br />

• Sicherheit und Mobile Sicherheit mit einem Anteil von 8 %.<br />

Demgegenüber treten die folgenden Bereiche zurück:<br />

• Allgemeine Anforderungen und Merkmale von Diensten und<br />

Lösungen mit einem Anteil von 5 %;<br />

• Outsourcing, Application Service Providing mit einem Anteil von 2 %;<br />

• Hardware, Speicherung mit einem Anteil von gleichfalls 2 % und<br />

• Entertainment und B2C-Bereich (eine Nennung).<br />

Getrennte<br />

Communities<br />

für die<br />

Audiovisuellen<br />

Medien ...<br />

... und den<br />

Business-to-<br />

Consumer-<br />

Bereich<br />

(6) Von der weitgehenden Abdeckung informationswirtschaftlicher<br />

Teilbranchen bilden die Audiovisuellen Medien, zu denen keine Nennung<br />

erfolgte, und der Entertainment-Bereich, der einmal genannt wurde,<br />

eindeutige Ausnahmen. Allerdings stehen der B2C-Bereich und noch<br />

weniger die Audiovisuellen Lösungen im Mittelpunkt der <strong>Trendbericht</strong>e.<br />

In den früheren <strong>Trendbericht</strong>en wurde festgestellt, dass die Audiovisuellen<br />

Medien und die weiteren Teilbranchen der Informationswirtschaft<br />

kaum miteinander vernetzt sind. Auch der B2B-Bereich und der<br />

B2C-Bereich werden zum guten Teil durch verschiedene Anbietergruppen<br />

bedient, da Geschäftsleute andere Produktbedarfe als Konsumenten<br />

haben und die <strong>bei</strong>den Gruppen in Marketing und Vertrieb anders<br />

anzusprechen sind. So haben sich <strong>bei</strong>spielsweise im Informationsbereich<br />

kaum Überlappungen zwischen B2B- und B2C-Verlegern ergeben.<br />

Nachgeordnete<br />

Bedeutung von<br />

Hardware und<br />

Speicherung<br />

(7) Tendenzen zu einem gewissen Aufschwung im Hardware-Bereich im<br />

Zusammenhang mit der Mobilkommunikation wurden auch 2004 erwähnt,<br />

zum Beispiel:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 146<br />

„Hardware/Mobilfunk etc.: Kleinere kompakte Lösungen werden in<br />

Zukunft in unserem Leben integriert und somit auch stärker genutzt.“<br />

Annahme einer<br />

größeren<br />

Bedeutung<br />

von<br />

Outsourcing ...<br />

... ist aufrecht<br />

zu erhalten<br />

(8) Zwar kamen Outsourcing und Application Service Providing<br />

zusammengenommen lediglich auf einen Anteil von 2,2 %. Allerdings<br />

lässt sich darüber streiten, ob es sich da<strong>bei</strong> um neue Produkte und<br />

Anwendungen oder um organisationstechnische Veränderungen handelt.<br />

Außerdem wurden diese Bereiche bereits in einer vorangegangenen<br />

Frage von den Experten behandelt. Wenn diese Bereiche hier dennoch<br />

mehrfach genannt wurden, so ist dies ein weiteres Anzeichen für ihre<br />

zunehmende und mittlerweile größere Bedeutung. Zum Beispiel:<br />

„IT-Outsourcing – auch für mittelständische Unternehmen sinnvoll.“<br />

„Outsourcing: bisher nur für große Unternehmen, aber zunehmend für<br />

kleine machbar.“<br />

Differenzierung<br />

nach<br />

Produktbereichen<br />

(9) Eine andere Unterteilung als die nach Anbieterbranchen ist die nach<br />

viel versprechenden Anwendungsbereichen. Der Übergang von der<br />

Anbieter- zu einer Anwenderperspektive ist in Tabelle 129 vollzogen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 147<br />

Tabelle 129<br />

Viel versprechende Produkt- und Anwendungsbereiche<br />

für kleine und mittlere Anbieter- und<br />

Anwenderunternehmen<br />

Produkt- und Anwendungbereiche<br />

Anteil an allen<br />

Nennungen<br />

Informationen, Informationslösungen, Konkurrenzbeobachtung,<br />

14,6 %<br />

Wissensmanagement, Urheberrecht<br />

Branchenspezifische Lösungen 8,4 %<br />

Sicherheit, Mobile Sicherheit 8,4 %<br />

Optimierung interner Prozesse, Prozesskostenoptimierung,<br />

6,7 %<br />

Prozessintegration 1)<br />

Kundengewinnung, Kundenbindung 6,7 %<br />

Web-Dienste, Internet-Präsenz und -aktivitäten, Online-Advertising 6,2 %<br />

E-Commerce, Elektronische Kataloge, Portale, M-Commerce 5,6 %<br />

VoIP, Voice-Portale 5,6 %<br />

Beschaffung, Beschaffungsplattformen, Supply Chain Management 1) 5,1 %<br />

Breitbandverbindungen, Mobilkommunikation 5,0 %<br />

E-Administration, E-Collaboration, Unternehmensplanung,<br />

4,5 %<br />

Wahrnehmung von Entlastungsfunktionen 1)<br />

Interne Vernetzungen, Intranets, Anbieterübergreifende Vernetzungen 1) 4,6 %<br />

Weitere allgemeine Nennnungen zu E-Business 1) 3,9 %<br />

Mobile Anwendungen<br />

„Außer<br />

Konkurrenz“ 2)<br />

1) Unter Maßnahmen zur internen Effizienzsteigerung zusammengefasst (Gesamtanteil: 25 %<br />

aller Nennungen).<br />

2) Da in einer Vielzahl anderer Nennungen einbezogen.<br />

(10) An zentralen Resultaten ergeben sich (und wiederholen sich zum<br />

Teil):<br />

KMUs bleiben<br />

wichtige<br />

Nachfrager.<br />

Optimierung<br />

interner<br />

Prozesse<br />

25 %<br />

Informationsbewusstsein<br />

wächst.<br />

• Kleine und mittlere Unternehmen bleiben ein wichtiger Nachfrager<br />

informationswirtschaftlicher Dienste in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen.<br />

Als Folge ergeben sich günstige Geschäftsaussichten<br />

auch für kleine und mittlere Anbieter aus der Informationswirtschaft.<br />

• Ein besonders wichtiger Schwerpunkt informationswirtschaftlicher<br />

Anwendungen in den Kundenunternehmen wird die Verbesserung<br />

und Optimierung unternehmensinterner Abläufe sein. Diesem<br />

Schwerpunkt waren 25 % aller Nennungen zuzuordnen (Zusammenfassung<br />

verschiedener Kategorien in Tabelle 129).<br />

• Das Wissen um die Bedeutung des Produktionsfaktors „Information“<br />

und um die Notwendigkeit, „Informationsgesamtlösungen“ einzuführen,<br />

wächst in kleinen und mittleren Anwenderunternehmen. Hier<br />

beträgt der Anteil an allen Nennungen 15 %.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 148<br />

Sicherheit<br />

weiterhin<br />

expansiver<br />

Geschäftsbereich<br />

Professionalisierung<br />

der<br />

Außenbeziehungen<br />

geboten<br />

Erwartungen an<br />

Web-Dienste<br />

und E-Commerce<br />

normalisieren<br />

sich<br />

Internet-<br />

Telefonie mit<br />

stark verbesserten<br />

Geschäftschancen<br />

Breitband,<br />

Mobilkommunikation<br />

Integration<br />

mobiler<br />

Anwendungen<br />

wird selbstverständlich.<br />

• Lösungen zu Sicherheitsprobleme, mitlerweile unter Einschluss von<br />

Problemen der mobilen Sicherheit, konnten ihre hervorragende<br />

Stellung als expan-siver Geschäftsbereich seit dem Jahr 2001 –<br />

diesmal mit einem Anteil von 8 % an allen Nennungen -<br />

aufrechterhalten.<br />

• Mehr denn je ist eine Professionalisierung der Außenbeziehungen<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen, <strong>bei</strong>spielsweise im Marketing,<br />

geboten. Ein dahinterstehender Market Driver sind die Europäisierung<br />

und Globalisierung der Märkte.<br />

• Die „Krise der New Economy“ und die Krise der Medienwerbung<br />

hatten die Erwartungen an Web-Dienste und E-Commerce nach den<br />

Ergebnissen des 3. und 4. <strong>Trendbericht</strong>es stark abstürzen lassen.<br />

Mittlerweile haben sich die Erwartungen an diese Geschäftsbereiche<br />

mit einem Anteil von 6,2 % für „Web-Dienste, Internet-Präsenz und<br />

Internet-Aktivitäten sowie Online-Advertising“ und mit einem Anteil<br />

von 5,6 % für „E-Commerce, Elektronische Kataloge, Portale und M-<br />

Commerce“ wieder an die realen Möglichkeiten angenähert. Insoweit<br />

kann von einer „Normalisierung“ der Ergebnisse für diese Geschäftsbereiche<br />

gesprochen werden.<br />

• Als „Gewinner des Jahres“ lässt sich angesichts der stark<br />

gestiegenen Erwartungen und der tatsächlichen Geschäftsaussichten<br />

wiederum die Internet-Telefonie (mit einem Anteil von 5,6 % an allen<br />

Nennungen) sehen.<br />

• Breitbandverbindungen und Mobilkommunikation stellen für kleine<br />

und mittlere Unternehmen eine selbstverständliche und kontinuierlich<br />

zu optimierende Anwendung dar. Siehe dazu die weiterführenden<br />

Erörterungen zu Internet-Zugangstechnologien und zur Mobilkommunikation<br />

in den Kapiteln 18 und 19.<br />

• Nennungen <strong>bei</strong>spielsweise zu M-Government wie zu anderen „M-<br />

Nennungen“ wurden nicht gesondert klassifiziert, sondern <strong>bei</strong> diesen<br />

Anwendungen belassen. Sie machen aber deutlich, dass sich Mobile<br />

Anwendungen weit mehr als noch im vergangenen Jahr in<br />

umfassende Lösungen integriert werden. In vielen Anwendungen<br />

dürfte der „Einbau“ des zusätzlichen Vorteils der „Standortunabhängigkeit“<br />

eine Selbstverständlichkeit geworden sein.<br />

Ein Beispiel für einen entsprechenden Kommentar lautet:<br />

„M-Government. E-Government sichert sich den neuen, mobilen Zugangskanal<br />

und erreicht neue Anwender.“<br />

Branchenübergreifende<br />

Lösungen<br />

wichtiger<br />

• Branchenübergreifende Lösungen haben gegenwärtig <strong>bei</strong> kleinen und<br />

mittleren Anwendungsunternehmen eine größere Bedeutung als branchenspezifische<br />

Lösungen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 149<br />

Branchenbezogene<br />

Lösungen<br />

8 % ...<br />

... als Zeichen<br />

besonderer<br />

branchenübergreifenden<br />

Flexibitliät?<br />

80 % aller<br />

branchenbezogenen<br />

Nennungen ...<br />

... beziehen<br />

sich auf den<br />

Öffentlichen<br />

Bereich<br />

Besonderer<br />

Customization-<br />

Bedarf<br />

(11) In fast allen Nennungen war insoweit von branchenübergreifenden<br />

Lösungen die Rede, als nicht ausdrücklich auf die besondere Eignung<br />

des vorgeschlagenen Angebots für bestimmte Branchen verwiesen<br />

wurde. Davon machten lediglich 15, das sind 8 % aller Nennungen, eine<br />

Ausnahme. Beispielsweise kam der ansprechende Anteil auf die Frage<br />

nach besonderen Geschäftschancen auf der Basis von Forschung und<br />

Entwicklung im 3. <strong>Trendbericht</strong> auf 14 % (Seite 46).<br />

In diesem Ergebnis mag eine besondere Flexibilität und die Fähigkeit des<br />

Mittelstandes deutlich werden, auf die Bedarfe unterschiedlicher<br />

Branchen einzugehen.<br />

(12) 80 % aller branchenbezogenen Lösungen waren dem Öffentlichen<br />

Bereich unter Einschluss des Gesundheitswesens zuzuordnen. Damit<br />

wurde einmal mehr die aus früheren <strong>Trendbericht</strong>en bekannte besondere<br />

(potenzielle) Bedeutung des Öffentlichen Bereichs als Nachfrager<br />

informationswirtschaftlicher Dienste deutlich. Erneut wird die Verantwortung<br />

öffentlicher Einrichtungen sichtbar, die Angebote mittelständischer<br />

informationswirtschaftlicher Unternehmen in ihre Beschaffungs-,<br />

Projekt- und Kooperationserwägungen einzubeziehen.<br />

Ferner machen die Ergebnisse auf die besondere Notwendigkeit<br />

aufmerksam, informationswirtschaftliche Leistungen an die besonderen<br />

Bedarfe des öffentlichen Dienstes anzupassen<br />

Weitere<br />

Effizienzsteigerungen<br />

Optimierung<br />

und Integration<br />

7 %<br />

Beschaffung<br />

5 %<br />

Von E-Administration<br />

bis<br />

E-Engineering<br />

6 %<br />

Interne<br />

Vernetzung<br />

5 %<br />

E-Business<br />

4 %<br />

(13) Die Nennungen zu den für die mittelständischen Unternehmen viel<br />

versprechenden Produkt- und Dienstleistungsbereichen zur Stärkung<br />

unternehmensinterner Effizienz verteilen sich auf die folgenden<br />

Bereiche:<br />

• Maßnahmen, die ausdrücklich auf die Optimierung und Integration<br />

interner Prozesse zielen beziehungsweise direkt das Argument der<br />

Kostenreduzierung und/oder der Produktivitätssteigerung verwenden,<br />

mit einem Anteil von 7 %;<br />

• Beschaffung, Beschaffungsplattformen, Supply Chain Management<br />

mit einem Anteil von 5 %;<br />

• administrative und organisatorische Maßnahmenbereiche zur<br />

Anhebung unternehmensinterner Effizienz wie E-Administration, E-<br />

Collaboration, Unternehmensplanung, E-Production und E-Engineering<br />

mit einem Anteil von 5 %<br />

• Interne Vernetzung, Interne Kommunikation, Intranets mit einem<br />

Anteil von 5 % sowie<br />

• allgemeine Nennungen zu „E-Business mit einem Anteil von 4 %<br />

(siehe auch die Darstellung der Ergebnisse zu „E-Business“ und<br />

deren Interpretation in Kapitel 20).<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 150<br />

Verschlankung<br />

von Produktionsprozessen<br />

...<br />

... zwecks<br />

Kostensenkungen<br />

und ...<br />

(14) Beispiele zu Nennungen zu Verschlankungen und zur Integration<br />

von Produktionsprozessen lauten:<br />

„Leicht verständliche und anpassbare Software für Optimierung interner/<br />

externer Prozesse, ERP light.“<br />

„Prozesskostenoptimierung, soziale Dimension Wissen/Informationen für<br />

Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg „verschmelzen.“<br />

„Durch verschlankte Prozesse können sie effizienter ar<strong>bei</strong>ten.“<br />

„Durchgängige Prozesse.“<br />

... Produktivitätssteigerungen<br />

„Konvergenz von Anwendung und Technologien führt zu Prozessverkürzungen<br />

und damit Produktivitätsgewinn.“<br />

„E-Processing.“<br />

„Prozess-Abläufe (Rationalisierung, Optimierung).“<br />

Beschaffung,<br />

Beschaffungsplattformen,<br />

...<br />

... Supply<br />

Chain<br />

Managemnt<br />

(15) „Beschaffungssysteme“ wurden in früheren <strong>Trendbericht</strong>en als<br />

wichtiges und vielleicht viel versprechendstes Kooperationsfeld zwischen<br />

Öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft im Rahmen von E-Government-<br />

Projekten angesehen. Dieser Bereich kam diesmal auf neun Nennungen,<br />

zum Beispiel:<br />

„E-Procurement der großen Konzerne zwingt zu einer Fähigkeit, daran<br />

teilzunehmen, da man nur so in die optimierte Supply Chain integriert<br />

werden kann ...“<br />

„E-Procurement, d.h. B2B. Das Internet bietet eine Transparenz, die<br />

insbesondere von kleineren Unternehmen nicht ausgenutzt wird.“<br />

Besonders<br />

Elektronisches<br />

Büro, ...<br />

... aber auch<br />

E-Collaboration<br />

(16) Weitere konkrete hier vor allem innerorganisatorische und<br />

inneradministrative Maßnahmenbereiche zur Anhebung interner<br />

Effizienz waren E-Administration, aber auch E-Collaboration, Unternehmensplanung,<br />

E-Production und E-Engineering. Dieser Klassifikation<br />

wurden auch dann Nennungen zugeordnet, wenn sie der Unternehmensplanung<br />

dienten beziehungsweise Entlastungsfunktionen für die<br />

Führungsebene wahrnahmen.<br />

Beispiele für Nennungen zu diesem Bereich sind:<br />

„Virtuelle Büroverwaltung/Sekretariat: KMUs müssen auch von unterwegs<br />

Kundenkontakte managen, wichtige Unterlagen einsehen und pflegen<br />

können. Eine eigene Sekretärin können sich die wenigsten leisten.“<br />

„Automatisieren von Büro-Informationsmanagement.“<br />

„Automatisierung von Büroar<strong>bei</strong>ten.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 151<br />

„Mobile und E-Collaboration - aus Marktbedürfnissen heraus.“<br />

„Mobilität: Mobile Office für den Außendienst (Smartphones/PDA/Blackberry<br />

bzw. eine Konvergenz aus ihnen).“<br />

„Den Entscheidern<br />

den<br />

Rücken frei<br />

halten“<br />

„Dinge, die den Entscheidern den Rücken frei halten.“<br />

„Scenario Planning.“<br />

„Management virtueller Organisationen.“<br />

Eignung des<br />

Mittelstandes<br />

für eine Reihe<br />

von Informationslösungen<br />

17 %<br />

(17) Mit einem Anteil von 17 % an allen Nennungen nimmt der Bereich<br />

„Informationen, Aus- und Weiterbildung, Unterhaltung“ eine<br />

führende Stellung ein. Das gilt auch dann, wenn man die Nennungen zu<br />

„E-Learning und Personalisiertes Training“ mit einem Anteil von 2% und<br />

„E-Entertainment“ mit einem Anteil von 1 % ausschließt. Dieser<br />

vergleichsweise hohe Anteil kam zustande, obgleich der Anteil der<br />

Experten aus der Informationsbranche für diese Erhebung im Vergleich<br />

zu den vorangegangenen Umfragen relativ abgenommen hat.<br />

In diesem Ergebnis dürfte ein gewachsenes Bewusstsein mittelständischer<br />

Unternehmen um die Bedeutung des Produktionsfaktors<br />

„Information“ mit zum Ausdruck kommen.<br />

Heterogene<br />

Vielfalt an<br />

„Informationsgütern“<br />

Informationen<br />

nach Inhalten<br />

und Funktionen<br />

Allerdings wurde hier unter „Information“ eine heterogene Vielzahl<br />

„mittelstandsfreundlicher“ Güter und Dienste und zum Teil damit<br />

verbundener weiterer Zusammenhänge verstanden. Mit ihnen dürfte zu<br />

einem guten Teil der Bezugsrahmen definiert sein, in dem die Chancen<br />

informationswirtschaftlicher Informationsprodukte und -dienstleistungen<br />

für den Mittelstand aktuell zu erörtern sind:<br />

(a) Sammlung, Produktion und Verfügbarmachung von Informationsbereichen<br />

nach Inhalten und Unternehmensfunktionen, z.B. „Konkurrenzanalyse“,<br />

„Firmeninformationen“, „Bonitätsauskünfte“ und „internationale<br />

Fachinformationen“, zum Beispiel:<br />

„Internationale bzw. europaweite Geschäftsinformationen. Erhöhter Wettbewerbsdruck<br />

u.a. durch Ost-Erweiterung.“<br />

Paid Content<br />

(b) qualitativ hochwertige Lösungen, für die damit auch eine Bezahlung<br />

verlangt werden kann („Paid Content“), zum Beispiel:<br />

„Paid Content im Internet – Selektierte Infos vs. Infodschungel.“<br />

Selektions- und<br />

Recherchesysteme<br />

(c) intelligente Selektions- und Recherchesysteme einschließlich der<br />

Übernahme von Informationsauswahl und Recherchen als Dienstleistung,<br />

zum Beispiel:<br />

„Informationsmanagement: Intelligente Recherche-Systeme für die Aneignung<br />

von Fachwissen.“<br />

„Spezialisierte Suchdienste für das Internet. Die Unzufriedenheit mit<br />

ineffizienten und kostspieligen Suchen im Internet wird vermehrt spezielle<br />

Suchdienste auf den Markt bringen, die für einen bestimmten Bereich<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 152<br />

Suchdienste auf den Markt bringen, die für einen bestimmten Bereich<br />

oder für eine bestimmte Branche eine Alternative sind.“<br />

Informationsgesamtlösungen<br />

(d) Informationsgesamtlösungen aus einer Hand sowohl inhaltlich als<br />

auch unter Einbeziehung von Softwareprogrammen und organisationsstrukturellen<br />

Anpassungsprozessen - Systeme des Dokumenten- und<br />

Wissensmanagements einschließlich interner Kommunikationsfunktionen,<br />

zum Beispiel:<br />

„Datenverwaltung und Dokumentation: Datenverlust ist immer noch DER<br />

Super-Gau für jedes KMU.“<br />

Inhalteproduktion,<br />

Produktdatenmanagement<br />

Einführung<br />

mobiler<br />

Lösungen<br />

(e) Tools für die Inhalteproduktion und Inhalte für das Produktdatenmagement;<br />

(f) sowie auch hier: Einführung mobiler Lösungen, zum Beispiel:<br />

„Übertragung von vielen Funktionen der Informationen auf den mobilen<br />

Sektor.“<br />

Sicherheit,<br />

mobile<br />

Sicherheit<br />

Mangelndes<br />

Sicherheitsbewusstsein,<br />

...<br />

... aber<br />

Entwicklungen<br />

zum Positiven<br />

Sicherheitslage<br />

weiterhin<br />

nicht entschärft<br />

(18) Sind die Potenziale <strong>bei</strong>m Geschäftsbereich „Sicherheit“ nach wie<br />

vor weitgehend unausgeschöpft und dies vor allem in der mittelständischen<br />

Wirtschaft?<br />

Zwar beklagte ein Experte ein nach wie vor bestehendes<br />

unterentwickeltes Sicherheitsbewusstsein in den KMUs:<br />

„IT-Sicherheit: Hier wird vor allem von mittelständischen Unternehmen<br />

viel zu wenig unternommen. Neue Computer-Betriebssysteme und<br />

Anwendungsprogramme werden in den nächsten Jahren weiter an<br />

Umfang wachsen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch die<br />

Sicherheitsprobleme zunehmen..“<br />

Das scheint sich jedoch allmählich zu ändern, wie ein anderer Experte<br />

anmerkte:<br />

„IT-Sicherheit: so langsam kommt es in die Köpfe.“<br />

Das sei nötig, da sich die Sicherheitslage sowohl <strong>bei</strong> der internen<br />

Sicherheit als auch <strong>bei</strong> der Internet-Sicherheit im laufenden Jahr kaum<br />

entschärft haben dürfte, stellten Experten fest:<br />

„IT-Sicherheit: Defizite und wachsende Bedrohung.“<br />

„Security: Weiter wachsende Gefahren aus dem Netz (Hacker, Viren,<br />

Spams, etc.).“<br />

Customization<br />

speziell für<br />

KMUs<br />

Weitere Nennungen bezogen sich auf bestehende Sicherheitsbereiche,<br />

auf Fragen der Einbettung in umfassendere Lösungen sowie auf die<br />

Diskussion um Authentifizierung und digitale Signatur. Auch wurde auf<br />

die Notwendigkeit einer Customization von Sicherheitslösungen für den<br />

mittelständischen Bereich verwiesen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 153<br />

„Spezielle, angepasste Sicherheitspakete für Firmen und SoHo.“<br />

Kundengewinnung<br />

und<br />

-bindung<br />

7 %<br />

(19) Maßnahmen zur Kundengewinnung und -bindung kamen auf<br />

einen Anteil an allen Nennungen von 7 %. Das erscheint im Vergleich zu<br />

den Nennungen zu Maßnahmen der Erhöung interner Effizienz wenig zu<br />

sein. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass viele kleine und mittlere<br />

Unternehmen häufig auf professionelle Systeme einer systematischen<br />

Kundenbetreuung verzichten und Marketing und PR „handgestrickt“ aus<br />

dem situativen Moment heraus, sofern überhaupt, betreiben. Siehe auch<br />

die Ergebnisse zum informationswirtschaftlichen Marketing in den<br />

Kapiteln 9 und 10.<br />

Im Einzelnen wurden die folgenden Bereiche angesprochen:<br />

Customer<br />

Relationship<br />

Management<br />

• Kundendienstlösungen, zum Beispiel Einführung von Customer<br />

Relationship Management-Systemen – auf diese Möglichkeiten kam<br />

die Hälfte aller Nennungen in diesem Bereich;<br />

• Exportförderung:<br />

„Dienstleistungen im Umgang mit fremden Volkswirtschaften.“<br />

„Globalisierung für die Mittelständler“.<br />

Marketing und<br />

PR, teilweise<br />

online<br />

• Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, teilweise unter besonderer<br />

Berücksichtigung bestehender Online-Möglichkeiten, zum Beispiel:<br />

„Online-Marketing wegen hoher Effizienz“.<br />

Im Internet<br />

kann ...<br />

... wieder Geld<br />

verdient<br />

werden.<br />

Exportförderung<br />

Professionalisierung<br />

der<br />

Web-Präsentation<br />

(20) In den Anmerkungen zu „Web-Diensten, Internet-Präsenz und<br />

Internet-Aktivitäten, Online Advertising“ mit einem Anteil an allen<br />

Nennungen von 6,2 % wurde im Vergleich zu den vergangenen Jahren<br />

eine bessere Stimmung sowie die Botschaft verbreitet, dass im Internet<br />

(wieder) Geld verdient werden kann. Damit verbunden wurde die<br />

Notwendigkeit betont, laufende Aktivitäten im Internet zu intensivieren.<br />

Für die Außenpräsentation über das Internet empfahlen die Experten<br />

eine Professionalisierung zum Zwecke der Einnahmenverbesserung:<br />

„Professionalisierung von Websites. Förderung technischer Standards im<br />

WWW. Optimierung der Reichweite, Zielgruppenanpassung. Auffindbarkeit<br />

wird verbessert. Imagegewinn, Kostenvorteile.“<br />

„CMS, um die gute alte Internetpräsentation endlich interessant für den<br />

Kunden zu machen und so mehr Umsatz zu generieren. Der Inhalt ist<br />

entscheidend – nicht die Technik!“<br />

„Licht am Ende“<br />

des Tunnels ...<br />

... für Online-<br />

Werbung<br />

Auch für die Online-Werbung wurde „Licht am Ende des Tunnels“ nach<br />

erreichter Konsolidierung gesehen:<br />

„Grafische Online-Werbung nach dem „Google“-Prinzip – also selbst<br />

erstellte Werbemittel im Auktionsprinzip zu platzieren – auch auf<br />

grafische Online-Werbemittel zu übertragen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 154<br />

grafische Online-Werbemittel zu übertragen.“<br />

Web-<br />

Anwendungsbereiche<br />

im<br />

Einzelnen<br />

Hinzukamen eine Reihe von Sub-Anwendungsbereichen im Web,<br />

darunter die Integration mobiler Anwendungen in umfassendere Lösungen,<br />

zum Beispiel:<br />

„Suchmaschinenmarketing. Eigene Webseiten.“<br />

„Regionalisierung des Internet - in Suchfunktionen, Werbeschaltungen<br />

etc.“<br />

„Navigationslösungen.“<br />

„Linksicherheit."<br />

„Andere kontextsensitive Dienste.“<br />

Gewinnung<br />

neuer Kunden<br />

...<br />

... über<br />

E-Commerce ...<br />

Auch <strong>bei</strong> „E-Commerce, Elektronische Kataloge, Portale“ setzte sich<br />

2004 die Aufbruchstimmung durch. Mehrfach wurde ausdrücklich auf die<br />

Möglichkeit verwiesen, neue Kunden über E-Commerce an sich zu<br />

binden:<br />

„E-Commerce: Kostenreduzierung, Effizienzsteigerung, Verbreiterung der<br />

Kundenbasis.“<br />

„Elektronische Kataloge bieten neue Chancen.“<br />

„Onlineverkauf: Neue Kundschaft.“<br />

... und<br />

M-Commerce<br />

Solches galt nicht nur für E-Commerce, sondern wahrscheinlich auch für<br />

M-Commerce:<br />

„M-Commerce: steigender Bedarf.“<br />

Internet-<br />

Telefonie<br />

als großer<br />

Renner<br />

Vor allem<br />

Einsparpotenziale<br />

gesehen<br />

(21) Die Internet-Telefonie wurde im Berichtszeitraum mit Vorsprung vor<br />

den Breitbandanwendungen und der Mobilkommunikation zum „Renner“.<br />

Die Experten betonten vor allem die guten Gechäftsaussichten. Oder die<br />

beschleunigte Einführung der Internet-Telefonie wurde mit Kostendruck<br />

und Sparpotenzialen begründet, zum Beispiel:<br />

„VoIP wird glänzendes Geschäft.“<br />

„HFC-Netze – HDTV – Internet – eventuell kostenlose Telefonie im<br />

gleichen Netz.“<br />

VoIP: Signifikante Kostenreduzierung möglich.“<br />

„Voice Portale: Datenintegration/Diensteintegration. 24/7 Kommunikation<br />

mit dem Kunden. Kostenausfall!“<br />

„VoIP. Kommunikationsverhalten im IT verlagert sich. Kostendruck.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 155<br />

Besondere<br />

Chancen für<br />

mittelständische<br />

Anbieter<br />

Realisierung<br />

auch von<br />

Liberalisierung<br />

abhängig<br />

Breitband,<br />

WLAN:<br />

Nutzen für Anwenderunternehmen,<br />

...<br />

... periphere<br />

Regionen,<br />

Haushalte<br />

Auch wurden in der Internet-Telefonie besondere Potenziale für<br />

mittelständische Anbieter gesehen:<br />

„VIP - kleine Systemhäuser und ISP werden zum Rundum-TK-Anbieter.“<br />

Allerdings wurde die Realisierung von Einsparpotenzialen auch von<br />

Fortschritten im Regulierungsbereich abhängig gemacht:<br />

„VoIP: Falls sich hier mit dem Gesetzgeber geeignete Regelungen<br />

vereinbaren lassen, wird die Liberalisierung im Bereich der Telekommunikation<br />

hier ein erhebliches Einsparpotenzial für Unternehmen bieten.<br />

Womit gleichzeitig entsprechende Produkte und Dienste reüssieren.“<br />

Bei den Nennungen zu „Breitbandanwendungen, DSL, WLAN“ wurde<br />

der technische noch mehr als der kommerzielle Nutzen betont, der sich in<br />

den Anwenderunternehmen, aber auch in den privaten Haushalten und in<br />

Regionen mit unterdurchschnittlich ausgestatteten Infrastrukturen ergibt:<br />

„Breitband Internet (DSL). Bezahlbar, Erfordernis mehr und aufgrund des<br />

Austauschs von multimedialen Dokumenten vorhanden.“<br />

„DVB-T: Der Nutzen liegt auf der Hand. Unkomplizierte Empfangstechnik<br />

(vs. DVB-S), niedrige Preise <strong>bei</strong> vergleichbarem Angebot (vs. Kabel).“<br />

„Breitbandanschluss sofort und überall: fest und mobil, intern und extern<br />

(WLAN). Damit verbunden der Abbau des Digital Divide in infrastrukturell<br />

unterversorgten Gebieten.“<br />

„Breitband: für Business wie Consumer gleichermaßen interessant.“<br />

Mobilkommunikation:<br />

Neue<br />

technische Nutzungsmöglichkeiten<br />

Kombinationsmöglichkeiten<br />

und Bedeutungsverschiebungen<br />

...<br />

(22) Hingegen ging es in den Nennungen zur Mobilkommunikation<br />

vorzugsweise um die sich neu ergebenden technischen Nutzungsmöglichkeiten<br />

sowie den neuen Kombinationsmöglichkeiten und aktuellen<br />

Bedeutungsverschiebungen zwischen Endgeräten, zum Beispiel:<br />

„Handy als Kommunikations-, Informations- und Speichermedium. Könnte<br />

in Zukunft große Teile des PC, Laptops, Fernsehens ersetzen.<br />

Kombination Pocket PC, Handy, Navigation, Fernsehen (Radio),<br />

Stadtinformation wären Betätigungsfelder für KMU.“<br />

„Messaging: Vereinheitlichung von Kommunikationswegen, Bündelung<br />

und Loslösung von festen Standorten.“<br />

... zwischen<br />

Endgeräten<br />

„Mobiler Internetzugang - veränderte Internetnutzung durch mobile<br />

Geräte (z.B. PDAs) mit permanentem Internetzugang (kostengünstig z.B.<br />

durch WLAN).“<br />

(23) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />

sich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 156<br />

KMUs mit<br />

bedeutendem<br />

Anwendungs-<br />

...<br />

... und Customization-Bedarf<br />

Unternehmensübergreifende<br />

Ergebnisse und<br />

deren Verbreitung<br />

wichtig<br />

Kammern als<br />

optimaler<br />

Partner der<br />

Anwenderförderung<br />

Erste Priorität<br />

Optimierung<br />

und Integration<br />

interner<br />

Prozesse<br />

Weitere<br />

Prioritäten der<br />

Experten<br />

berücksichtigen<br />

• KMUs sind ein wichtiger Nachfrager von informationswirtschaftlichen<br />

Diensten und Lösungen in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen<br />

und bedürfen zum Teil speziell auf sie zugeschnittene Dienste.<br />

• Über den Customization-Bedarf der mittelständischen Wirtschaft<br />

besteht nicht durchweg Transparenz.<br />

• Förderpolitik kann in diesen Zusammenhängen eine konstruktive<br />

Rolle spielen. Allerdings sollte <strong>bei</strong> solchen Projekten auf die Ermittlungen<br />

unternehmensübergreifender Anwendungen sowie auf die<br />

Verbreitung der Ergebnisse – <strong>bei</strong>spielsweise über Workshops und<br />

diverse Maßnahmen der Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t sowie in Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

mit den Verbänden – Wert gelegt werden.<br />

• Während die Wirtschaft vor allem auf der Anbieterseite in Verbänden<br />

organisiert ist, sollte die Zusammenar<strong>bei</strong>t zum Zwecke der<br />

Anwenderförderung vorzugsweise mit den Industrie- und Handelskammern<br />

und seinem Dachverband, dem Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammertag, gesucht werden.<br />

• Aus der Sicht der Informationswirtschaft ist die Optimierung und<br />

Integration interner Prozesse (einschließlich E-Business, Systeme für<br />

Beschaffung und verwandter Anwendungen zum Zwecke interner<br />

Efifzienzsteigerung) der derzeit wichtigste Anwendungsbereich.<br />

• Bei weiteren Maßnahmen mittelständischer Anwenderförderung sollte<br />

die Förderpolitik die Prioritäten mit berücksichtigen, wie sie mit der<br />

Verteilung der Antworten gesetzt sind.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 157<br />

18. Zugangstechnologien zum Internet<br />

18.1 Die Frage<br />

„Bei welchen Übertragungswegen zeichnen sich Ihren Einschätzungen zufolge besondere<br />

Expansions- und Geschäftschancen ab?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Es zeichnet sich ein großer Aufschwung<br />

ab“) und „6“ („Der Markt wird weitgehend darniederliegen“).“<br />

18.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 130<br />

Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />

<strong>bei</strong> Zugangstechnologien zum Internet?<br />

Mittelwert<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

1. DSL 1,98 188<br />

2. WLAN 2,05 184<br />

3. WiMAX 2,56 136<br />

4. Sonstige Zugangswege 2,69 29<br />

<strong>5.</strong> UMTS 2,98 176<br />

6. Satellit 3,23 177<br />

Durchschnittliche Bewertung 3,38 1.598<br />

7. ISDN 3,69 177<br />

8. Stromnetz (Powerline) 3,76 180<br />

9. WAP 4,26 173<br />

10. Analogmodem 5,59 178<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 158<br />

Tabelle 131<br />

Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />

<strong>bei</strong> Zugangstechnologien zum Internet?:<br />

Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Besondere Expansions- und Geschäftschancen 39 72,2<br />

Breitband allgemein, hohe Übertragungsleistungen 7 13,0<br />

DSL 4 7,4<br />

ISDN 1 1,9<br />

Satellit, Drahtlose Kommunikation 8 14,8<br />

Powerline 2 3,7<br />

Mobile Verfügbarkeit allgemein 3 5,6<br />

WAP, UMTS 4 7,4<br />

WLAN, WiMAX 8 14,8<br />

Beamen von Quantenzuständen 1 1,9<br />

Anwendungen entscheidend 1 1,9<br />

Ambivalente/differenzierende Bewertungen (WLAN) 1 1,9<br />

Keine besonderen Expansions-/Geschäftschancen 14 25,9<br />

Vielzahl der Zugangswege 1 1,9<br />

Analog, ISDN 2 3,7<br />

Drahtlose Kommunikation 1 1,9<br />

Powerline 2 3,7<br />

UMTS, WAP 8 14,8<br />

N 54 -<br />

18.3 Interpretation<br />

Durchschnittsnote<br />

3,38<br />

irreführend<br />

Noch nie war<br />

die Spreizung<br />

zwischen den<br />

Bewertungen<br />

so groß.<br />

(1) Die Expansions- und Geschäftschancen diverser Zugangstechnologien<br />

zum Internet wurden von den befragten Experten mit der<br />

Durchschnittsnote 3,38 („befriedigend bis ausreichend“) bewertet.<br />

Allerdings wäre dieses Ergebnis zum Nennwert genommen irreführend.<br />

Bei keinem anderen Ergebnis im Rahmen der Trendumfragen war die<br />

Spreizung und Streuung der Bewertungen so groß wie hier. So beträgt<br />

die Reichweite der durchschnittlichen Bewertung von 1,98 („zwei plus“)<br />

für DSL bis 5,59 für das Analogmodem. Das ist eine Differenz von<br />

<strong>bei</strong>nahe vier Noten (3,61). Selbst dann, wenn man die <strong>bei</strong>den extremen<br />

Werte streicht, kommt man immer noch auf eine Differenz von deutlich<br />

mehr als zwei Noten (2,21).<br />

Substitutionswettbewerb<br />

<strong>bei</strong><br />

Zugangswegen<br />

(2) Die Polarisierung der Ergebnisse ist darauf zurückzuführen, dass<br />

derzeit eine Eliminierung veralteter Zugangstechnologien durch neue<br />

Zugangswege stattfindet. Da<strong>bei</strong> werden die Leistungsunterschiede nach<br />

Übertragungsraten gemessen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 159<br />

Zukunft des<br />

Analogmodems<br />

Bewertung „6+“<br />

(3) Das Analogmodem hat keine Zukunft mehr. Wenn 178 Experten die<br />

wirtschaftliche Zukunft des Analogmodems mit der Durchschnittsnote<br />

5,59 bewerteten, ihre Beurteilung also „zwischen mangelhaft und<br />

ungenügend“ ansiedelten, so ist dies die <strong>bei</strong> weitem schlechteste Bewertung,<br />

die je in einer Erhebung zu einem <strong>Trendbericht</strong> abgegeben wurde.<br />

Das Ergebnis zeigt, dass die Experten die Umfrage ernstnahmen und sich<br />

einheitlich zu einer extremen Bewertung entschließen, wenn die Sachlage<br />

klar ist.<br />

Durchnittliche<br />

Bewertung von<br />

DSL, WLAN<br />

und WiMAX<br />

2,20<br />

Bewertungsindikator<br />

2,79<br />

(4) Findet nicht nur ein Substitutionswettbewerb statt, sondern wächst<br />

auch der Markt? Wo ist angesichts der Polarisierung der Ergebnisse die<br />

Grenze zwischen viel versprechenden und wenig versprechenden<br />

Geschäftsbereichen zu ziehen?<br />

Unter Berücksichtigung der zusätzlichen Kommentare liegt es nahe, die<br />

Durchschnittsbenotung der drei bestbenoteten Zugangswege als<br />

Indikatoren mit einigem Aussagewert zu nehmen. Dies sind DSL, WLAN<br />

und WiMAX, die insgesamt gesehen auf eine Durchschnittsbenotung von<br />

2,20 kamen. Nimmt man noch die vergleichsweise positiv bewerteten<br />

„Sonstigen Zugangswege“ hinzu, so sinkt der Durchschnittswert auf 2,32.<br />

Handelt es sich demnach <strong>bei</strong>m Internet-Access nach den Einschätzungen<br />

der Experten um einen mittelfristig wachsenden Markt? Diese Interpretation<br />

wird durch die quantitative Verteilung der zusätzlichen<br />

Begründungen gestützt. Hier standen 39 positive Antworten 14 negativen<br />

Beurteilungen gegenüber. Dass nur eine ambivalente Aussage getätigt<br />

wurde, dass nämlich innerhalb eines Zugangsweges die Pros und<br />

Kontras zu erörtern seien, macht deutlich, dass sich die Experten in ihren<br />

Bewertungen weitgehend einig und sicher waren. Der Wert des<br />

Indikators für zusätzliche Kommentare beträgt 2,79.<br />

Ranking der<br />

Zugangstechnologien<br />

nach<br />

Bewertungsindikatoren<br />

(5) Weitere Aufschlüsse werden durch die Zusammenfassung mehrerer<br />

Zugangswege und die sich <strong>bei</strong> den zusätzlichen Begründungen ergebenden<br />

Indikatorenwerte in Tabelle 132 ermöglicht.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 160<br />

Tabelle 132<br />

Bewertungsindikatoren für Zugangstechnologien<br />

zum Internet: Zusätzliche Begründungen<br />

Bewertungsindikator<br />

Die Gewinner<br />

WLAN, WiMAX „unendlich positiv“ 1)<br />

Breitband allgemein, hohe Übertragungsleistungen, DSL,<br />

11,0<br />

Vielzahl der Zugangswege<br />

Satellit, drahtlose Kommunikation, mobile Verfügbarkeit allgemein 11,0<br />

Ambivalente Bewertung<br />

Powerline 1,0<br />

Die Verlierer<br />

WAP, UMTS 0,50<br />

Analog, ISDN 0,50<br />

1) Division durch Null.<br />

Nach<br />

zuätzlichen<br />

Aussagen ....<br />

... dieselben<br />

Gewinner und<br />

Verlierer<br />

„Breitband,<br />

DSL“ vs.<br />

„WLAN,<br />

WiMAX“ ...<br />

Wettbewerb<br />

um die Zukunft<br />

zwischen DSL<br />

und WLAN ...<br />

(6) Somit ergeben sich an weiteren Schlussfolgerungen:<br />

• Für die Annahme eines sich rapide vollziehenden Verdrängungswettbewerbs<br />

sprechen die hohen Indikatorwerte der Gewinner und die<br />

zum Teil niedrigen Indikatorwerte für die Verlierer.<br />

• Die Gewinner und Verlierer bleiben nach Schulnotenverfahren und<br />

zusätzlichen Kommentaren dieselben. Die einzige eventuelle<br />

Ausnahme bildet Powerline. Dieser Standard kam zu mehreren<br />

positiven und negativen Kommentaren und damit zu einer ambivalenten<br />

Bewertung. Im Schnulnotenverfahren ergab sich mit 3,76<br />

hingegen ein eindeutig unterdurchschnittlicher Wert.<br />

• Bei den Gewinnern ziehen WLAN und WiMAX insoweit an „Breitband,<br />

hohe Übertragungsleistungen, DSL“ vor<strong>bei</strong>, als es hier keine<br />

kritischen Stimmen zu den bestehenden Zukunftsaussichten gab. Es<br />

wurden aber absolut mehr positive Stimmen zu „Breitband, hohe<br />

Übertragungsleistungen, DSL“ abgegeben. Die einzige kritische<br />

Stimme, die sich zu den Expansionschancen dieses Bereiches erhob,<br />

nannte die „Vielzahl bestehender Zugangswege“ und die damit<br />

bestehenden Intransparenzen und Unkomfortabililitäten. Das ist allerdings<br />

ein Einwand, der in gleicher Weise für die anderen Zugangstechnologien<br />

gilt. Auch nach dem Schulnotenverfahren teilen sich<br />

DSL mit 1,98, WLAN mit 2,05 und WiMAX mit 2,56 die Spitzenplätze.<br />

• Der Wettbewerb der Zukunft wird sich vorwiegend zwischen DSL und<br />

WLAN vollziehen. Dieser wird allerdings begrenzt bleiben, d WLAN<br />

über eine nur begrenzte Reichweite verfügt.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 161<br />

... und von<br />

drahtloser<br />

Kommunikation<br />

Zukunft der<br />

Mobilkommunikation<br />

wird<br />

positiver<br />

gesehen ...<br />

... als die von<br />

WAP und<br />

UMTS.<br />

UMTS überdurchschnittlich,<br />

WAP weit<br />

abgeschlagen<br />

Für ISDN<br />

bestenfalls ein<br />

Nischendasein,<br />

...<br />

... obgleich<br />

ISDN derzeit<br />

noch führt<br />

• Für den Bereich der Mobilkommunkation wurde zwischen „Satellit,<br />

drahtlose Kommunikation, mobile Verfügbarkeit allgemein“ und „WAP,<br />

UMTS“ auf der anderen Seite unterschieden. So wird deutlich, dass<br />

zwar die wirtschaftliche Zukunft der Standards WAP und UMTS<br />

skeptisch gesehen werden kann, nicht aber die der Mobilkommunikation.<br />

So kam „Satellit, Drahtlose Kommunkation, mobile<br />

Verfügbarkeit allgemein“ auf denselben hohen Indikatorwert wie<br />

„Breitband allgemein, DSL“. Auch nach dem Schulnotenverfahren<br />

kam „Satellit“ mit 3,23 zu einem überdurchschnittlichen Wert. Siehe<br />

auch die entsprechenden Ergebnisse zur wirtschaftlichen Zukunft der<br />

Mobilkommunikation in Kapitel 19.<br />

• Die Aussichten von WAP und UMTS sind insoweit unterschiedlich zu<br />

sehen, als UMTS nach dem Schulnotensystem mit 2,98 zu einer noch<br />

überdurchschnittlichen Bewertung kam, während WAP mit 4,26 die<br />

schlechteste aller Bewertungen zugordnet wurde, von ISDN/<br />

Analogmodem abgesehen.<br />

• Für ISDN sahen die Experten in ihren zusätzlichen Kommentaren und<br />

nach dem Schulnotenverfahren auf mittlere Sicht allenfalls ein<br />

Nischendasein voraus.<br />

Wohlgemerkt, die Experten blickten mit diesen Aussagen in die Zukunft.<br />

Zum gegenwärtigen Stand stellt der 8. Faktenbericht unter Bezugnahme<br />

auf e-Business Market Watch fest:<br />

„Deutschlands Unternehmen waren historisch überdurchschnittlich gut mit<br />

dem zwar schmalbandigen, aber im Vergleich zum klassischen Analoganschluss<br />

deutlich schnelleren ISDN-Anschluss ausgestattet, und auch<br />

heute noch nutzen 38 % der deutschen Unternehmen diese Technologie.<br />

Trotzdem sind auch hier bereits 36 % der untersuchten Firmen mit einem<br />

DSL-Anschluss ausgestattet“ (Kapitel 6.6.2).<br />

Die Internet-<br />

Kommunikation<br />

der<br />

Zukunft ...<br />

... wird<br />

breitbandig,<br />

mobil und<br />

drahtlos sein.<br />

(7) Die Internet-Kommunikation der Zukunft wird breitbandig,<br />

komfortabel, standortunabhängig und drahtlos sein. In dieser Aussage<br />

waren sich viele Experten einig, zum Beispiel:<br />

„Breitband im Festnetz wie im Mobilfunk wird für Business wie Private ein<br />

wesentliches Kaufargument, da Kostenreduzierung, Effizienz, schnelle<br />

Übertragung, neue Dienste möglich.“<br />

„Breitband wird bald zum Muss, daher DSL Wireless wird zum neuen<br />

Erlebnis, zum Argument, daher WLAN, WIMAX, UMTS (GPRS).“<br />

„Drahtlos, mobil, breitbandig - und dazu Roamingmöglichkeiten werden<br />

eine Konvergenz der Zugangskanäle bringen und dadurch die Fläche<br />

erreichen.“<br />

„Höchste Übertragungsleistung“<br />

„I am not familiar with all the acronyms, but broadband beyond current<br />

DSL facilities is critical with foster opportunity.“<br />

„Keine Dialerproblematik. Höchste Übertragungsleistung. Bereits installiert<br />

bis in die Wohnung.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 162<br />

DSL als<br />

weitgehendes<br />

Synonym ...<br />

... für<br />

breitbandigen<br />

Internetzugang<br />

11,0<br />

(8) Unter „DSL“, „Digital Subscriber Line“ oder „Digitale Teilnehmeranschlussleitung“<br />

werden verschiedene Techniken für eine breitbandige<br />

digitale Verbindung über ein Telefonzugangsnetz zusammengefasst.<br />

Damit sind zunächst bestimmte Technologien gemeint. Die befragten<br />

Experten dürften „DSL“ aber teilweise als Synonym für breitbandige<br />

Internetzugänge zum Beispiel auch über Satellit verstanden haben. Die<br />

entsprechenden Stellungnahmen dürften damit zum guten Teil als zusätzliche<br />

Bekräftigung des Siegeszuges breitbandiger Internetzugänge zu<br />

verstehen sein.<br />

Zu den Vorteilen des Standards DSL wurde <strong>bei</strong>spielsweise angemerkt:<br />

„DSL wird weiter erfolgreich sein. Eingeführte Technik. Bekannte Technik<br />

<strong>bei</strong> Betreibern, Industrie und Kunden.“<br />

„DSL wird weiter steigen, da Deutsche Telekom den Markt erheblich<br />

pusht.“<br />

Drahtlose Kommunikation,<br />

...<br />

... mobile<br />

Verfügbarkeit<br />

11,0<br />

(9) Ähnlich positiv wurden die Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation<br />

beziehungswese der mobilen Verfügbarkeit allgemein - bisweilen<br />

gemeinsam mit dem Vorteil großer <strong>Band</strong>breiten - bewertet:<br />

„Größere <strong>Band</strong>breiten sind essenziell. Mobile Verfügbarkeit ebenso.<br />

Durch Gier der einzelnen Unternehmen ist es schwer, einen Standard zu<br />

etablieren (z.B. UMTS).“<br />

„Der drahtlosen Kommunikation gehört in unserer mobilen Welt die<br />

Zukunft.“<br />

In der einen kritischen Äußerung, die diesen positiven Stellungnahmen<br />

entgegenstand, wurde die wirtschaftliche Zukunft der drahtlosen Kommunikation<br />

nicht grundsätzlich skeptisch bewertet:<br />

„DSL wird Massengeschäft. Powerline wird zu halbherzig betrieben.<br />

Drahtlose Kommunikation nicht reif für den Massenmarkt (Trend noch<br />

nicht abschätzbar).“<br />

Nur positive<br />

Bewertungen<br />

für<br />

WLAN und<br />

WiMAX<br />

WiMAX als<br />

Weiterentwicklung<br />

von<br />

WLAN<br />

gesehen<br />

(10) WLAN und WiMAX wurden häufig gemeinsam genannt, ohne dass<br />

zwischen den künftigen wirtschaftlichen Aussichten von WLAN und<br />

WiMAX differenziert wurde. Ein Teil der Experten dürfte „WLAN und<br />

WiMAX“ demnach als ein Begriffspaar angesehen haben, wo<strong>bei</strong> WiMAX<br />

als eine mögliche Weiterentwicklung von WLAN verstanden wurde. Zu<br />

WLAN und WiMAX wurden ausschließlich positive Begründungen<br />

abgegeben.<br />

WLAN oder Wireless LAN oder Wireless Local Area Network bezeichnet<br />

ein „drahtloses“ lokales Funknetzwerk. Bei WiMAX oder Worldwide<br />

Interoperability for Microwave Access handelt es sich gleichfalls um ein<br />

Funknetz, das einerseits leistungsfähiger als WLAN zu werden verspricht,<br />

sich andererseits aber noch in der Entwicklungsphase befindet. Während<br />

WLAN auf eine kleinräumige Reichweite von lediglich hundert Metern<br />

beschränkt ist, soll WiMAX Nutzer in einem Umkreis bis zu 50 Kilometern<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 163<br />

beschränkt ist, soll WiMAX Nutzer in einem Umkreis bis zu 50 Kilometern<br />

bedienen und auf eine Übertragungsrate von 50 Mbit in der Sekunde<br />

kommen können. Damit wird es auch als Alternative zu DSL-Leitungen<br />

interessant.<br />

„Explosionsartige<br />

Ausbreitung“<br />

...<br />

(11) Unter den positiven Aussagen zugunsten von „WLAN und WiMAX“<br />

befand sich eine geradezu euphorische Aussage:<br />

„WLAN wird sich explosionsartig verbreiten.“<br />

Weitere positive Aussagen zum guten Teil im direkten Vergleich mit<br />

alternativen Zugangstechnologien lauten:<br />

... auch im<br />

direkten<br />

Vergleich mit<br />

UMTS<br />

„Einfache und kostengünstige Zugangsmöglichkeiten sind gefragt.<br />

WiMAX hat das Potenzial, der mobilen Kommunikation Konkurrenz zu<br />

machen. UMTS kann da aus Kostengründen nicht mithalten.“<br />

„Mobile Einsatzbereitschaft dank WLAN wird sich immer mehr durchsetzen.<br />

Next Generation Networks, das Zusammenwachsen der Netze für<br />

„Rund um die Uhr"-Anwendungen.“<br />

„WiMAX und WLAN sind im Kommen. ISDN, DSL bleiben vor allem im<br />

privaten bzw. kleinen kommerziellen Bereich wichtig. Der Rest wird eher<br />

ein Nischendasein fristen. UMTS wird vielleicht Potenzial entwickeln.<br />

Aktuell sehe ich das aber eher skeptisch.“<br />

„WLAN und DSL sind zeitgemäße Technologien mit sichtbaren Mehrwerten<br />

für den Kunden.“<br />

Auch Kabel,<br />

GPRS ...<br />

... und<br />

Bluetooth<br />

mehrfach<br />

positiv bewertet<br />

(12) Unter den vergleichsweise positiv bewerteten „Sonstigen Zugangswegen“<br />

wurden mehrfach genannt:<br />

• Kabel;<br />

• der Mobilfunkstandard GPRS und<br />

• Bluetooth.<br />

Für GPRS dürften allerdings die gleichen Einwände gelten, wie sie gegen<br />

WAP und UMTS erhoben wurden.<br />

Powerline mit<br />

Vorteilen ...<br />

... aber in<br />

Deutschland<br />

ohne Start und<br />

Take-off?<br />

(13) Unter Powerline oder Powerline Communications werden<br />

Möglichkeiten der Datenübertragung über das Stromnetz verstanden. Als<br />

besonderer Vorteil wird gesehen, dass keine neuen Kabel verlegt werden<br />

müssen, weil die vorhandenen Stromleitungen genutzt werden. Als<br />

Nachteile sind die begrenzte Geschwindigkeit der Datenübertragung und<br />

die Abstrahlung störender Frequenzen anzusehen.<br />

In Deutschland blieben die Aktivitäten zum Aufbau einer Powerline-<br />

Infrastruktur angesichts der weit fortgeschrittenen Konkurrenzinfrastrukturen<br />

und der zu tätigenden hohen Eingangsinvestitionen (trotz<br />

bestehender Stromleitungen) begrenzt.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 164<br />

bestehender Stromleitungen) begrenzt.<br />

Auch positive<br />

Aussagen ...<br />

... von Einschränkungen<br />

gekennzeichnet<br />

Beim näheren Hinsehen sind auch die positiven Aussagen zu Powerline<br />

deutlich von Einschränkungen gekennzeichnet:<br />

„Powerline im Bereich Hausautomatisation, DSL: höhere Geschwindigkeiten<br />

für Multimedia-Anwendungen „on Demand".“<br />

„UMTS ist teuer. Viele Technik wird nicht richtig genutzt - daher lohnt sie<br />

sich auch nicht. Stromnetz klingt gut. Bluetooth muss noch viel sicherer<br />

werden und in weniger datensensitive Bereiche eingebracht werden.“<br />

Für einen Experten war <strong>bei</strong> Powerline „der Zug bereits abgefahren“:<br />

„Powerline - spät, unflexibel im Vergleich zu WLAN und WiMAX - DIE<br />

Erweiterung von WLAN. Bedrohung für UMTS (disruptiv).“<br />

Gegen Analog<br />

und ISDN ...<br />

... wegen<br />

bescheidener<br />

Übertragungsraten,<br />

...<br />

... mangelnder<br />

Komfortabilität<br />

und hoher<br />

Standortabhängigkeit<br />

Nationale und<br />

europäische<br />

Sonderwege<br />

vermeiden<br />

(14) Die Skepsis der Experten gegenüber dem Analogmodem und in<br />

einem geringerem Maß gegenüber ISDN wurde mit bescheidenen<br />

Übertragungsraten, aber auch mangelnder Komfortabilität und weitgehender<br />

Standortabhängigkeit begründet:<br />

„Die klassischen Zugangswege wie Analogmodem und ISDN haben<br />

aufgrund ihrer bescheidenen Übertragungsraten praktisch keine Zukunft<br />

mehr. Immer wichtiger werden drahtlose Breitbandverbindungen, die<br />

einfach einen höheren Komfort und eine höhere Standortunabhängigkeit<br />

gewährleisten.“<br />

Es sollte daran erinnert werden, dass ISDN noch vor wenigen Jahren mit<br />

seinen damals vergleichsweise hohen Übertragungsraten als besonderer<br />

Trumpf der deutschen Informationswirtschaft galt. Mittlerweile dürfte sich<br />

stärker die Ansicht durchgesetzt haben, dass ein Kriterium für die<br />

Bewertung einer Internet-Zugangstechnologie ihre weltweite Verbreitung<br />

ist. Nationale oder europäische Sonderwege sollten möglichst vermieden<br />

werden.<br />

Dass sich regionale Sonderwege nicht lohnen, hat <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Frankreich mit seiner Minitel-Lösung als nicht wettbewerbsfähige<br />

Alternative zum weltweiten Internet erfahren.<br />

Positive Einschätzungen<br />

von WAP und<br />

UMTS ...<br />

(15) WAP oder Wireless Application Protocol und UMTS oder Universal<br />

Mobile Telecommunications System sind Mobilfunkstandards. Die Markteinführung<br />

von UMTS als ein geeigneter Carrier auch für multimediale<br />

Dienste erfolgte auf der CeBIT 2004.<br />

WAP und UMTS wurden häufiger sowohl positiv als auch negativ als<br />

ISDN gesehen. Allerdings machten die Experten ihre positiven Einschätzungen<br />

von Bedingungen wie der Akzeptanz der Nutzer, der Existenz<br />

geeigneter Endgeräte sowie einer anderen Preispolitik als <strong>bei</strong> GPRS<br />

abhängig. Zum Beispiel:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 165<br />

... von Nebenbedingungen<br />

abhängig<br />

Komparative<br />

Nachteile<br />

gegenüber<br />

WLAN und<br />

DSL<br />

„Abhängig von der Entwicklung von Anwendungen mit guter Akzeptanz<br />

(WAP, UMTS) und von entsprechenden Endgeräten (A-GPS).“<br />

„UMTS <strong>bei</strong> vernünftiger Preispolitik, nicht die gleiche Preispolitik wie <strong>bei</strong><br />

GPRS.“<br />

Hingegen fielen die negativen Stellungnahmen typischerweise eindeutig<br />

aus und wurden diese häufig mit komparativen Nachteilen gegenüber<br />

WLAN, eventuell auch gegenüber DSL, begründet. Zum Beispiel:<br />

„Analog und WAP ist tot. Der mobile (Klein-)Laptop, angebunden über<br />

DSL, WLAN und UMTS (je nach Ar<strong>bei</strong>tsort) ist die Zukunft.“<br />

„Über WAP und UMTS angebotene Dienste scheinen zum heutigen<br />

Zeitpunkt mit wenigen Ausnahmen zu teuer und überflüssig für den<br />

Normalverbraucher.“<br />

„Das Festnetz bleibt die dominierende Infrastruktur. Darauf aufgesetzt<br />

entwickeln sich WLAN und WiMAX zu den "bequemsten" mobilen<br />

Infrastrukturen. Es wird zu einer gewissen Substitution von UMTS<br />

kommen. UMTS könnte ausserdem eine rein europäische Industrie<br />

werden.“<br />

Verdrängungswettbewerb<br />

...<br />

... nach den<br />

Kriterien<br />

<strong>Band</strong>breite,<br />

Komfortabilität,<br />

Standortabhängigkeit<br />

Für Vermeidung<br />

nationaler<br />

und europäischer<br />

Sonderwege<br />

Internet-Access<br />

als Wachstumsmarkt<br />

Wettbewerb<br />

zwischen<br />

Gewinnern<br />

DSL und<br />

WLAN<br />

Weniger<br />

Powerline,<br />

WAP, UMTS<br />

und ISDN<br />

(16) Es ergeben sich die folgenden pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

• Im Bereich der Zugangstechnologien zum Internet werden derzeit<br />

ältere Technologien durch neue Technologien verdrängt. Das<br />

entscheidende Kriterium ist die höhere <strong>Band</strong>breite. Weitere wichtige<br />

Vorteile sind Standortunabhängigkeit und Komfortabilität.<br />

• Ein weiteres von den Experten allerdings nur gelegentlich genanntes<br />

Kriterium stellt die weltweite Verbreitung einer Zugangstechnologie<br />

dar. Nationale oder europäische Sonderwege wie sollten möglichst<br />

vermieden werden.<br />

• Unabhängig vom rapide verlaufenden Substitutionswettbewerb<br />

handelt es sich <strong>bei</strong>m Internet-Access um einen auf mittlere Sicht<br />

wachsenden Markt.<br />

• In dem sich gegenwärtig vollziehenden Wettbewerb wird es eindeutige<br />

Gewinner und Verlierer geben. Nach erfolgter Konsolidierung wird<br />

sich der Wettbewerb vor allem zwischen DSL (als bestimmte<br />

Technologie und als Synonym für Breitbandzugänge) und WLAN (und<br />

später WiMAX) intensivieren, der allerdings wegen der begrenzten<br />

Reichweite von WLAN, weniger von WiMAX, begrenzt bleibt. Allerdins<br />

fragt sich, ob WiMAX DSL verdrängen kann, wenn DSL genügend<br />

Zeit gefunden hat, sich flächendeckend zu etablieren.<br />

• Für Powerline mögen die bestehenden Chancen bereits vor dem<br />

eigentlichen Start vergeben sein. Dagegen werden die Aussichten von<br />

WAP, weniger von UMTS skeptisch bewertet, obgleich der Marktstart<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 166<br />

WAP, weniger von UMTS skeptisch bewertet, obgleich der Marktstart<br />

von UMTS erst 2004 erfolgte. Eine Zukunft von ISDN wird allenfalls in<br />

Nischen gesehen.<br />

Keine Verlierer<br />

fördern<br />

Mehr<br />

Erfahrungen zu<br />

WLAN und<br />

WiMAX<br />

sammeln<br />

• Aus der Sicht der Informationswirtschaft macht es wenig Sinn, die<br />

voraussichtlichen Verlierer unter den Internet-Zugangstechnologien zu<br />

fördern, es sei denn, die besondere Eignung einer dieser Technologien<br />

für eine spezielle Anwendung ließe sich besonders gut<br />

begründen.<br />

• Über die Zukunft von WLAN, nämlich WiMAX, liegen nach Ansicht<br />

mehrerer Experten relativ wenige Erfahrungen. Danach besteht ein<br />

informativer Nachholbedarf.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 167<br />

19. Mobile Anwendungen – M-Commerce<br />

19.1 Die Frage<br />

„Bei welchen mobilen Anwendungen bzw. in welchen M-Commerce-Bereichen zeichnen<br />

sich Ihren Einschätzungen zufolge besondere Expansions- und Geschäftschancen ab?<br />

Bite vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Es setzt sich ein großer Aufschwung ab“)<br />

und „6“ („Der Markt wird weitgehend darniederliegen“).“<br />

19.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 133<br />

Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />

<strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen und M-Commerce<br />

A. Mobile Datendienste B2B<br />

Mittelwert<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

1. Warenverfolgung 2,15 176<br />

2. Flottenmanagement 2,48 162<br />

3. Customer Relationship Management 2,53 171<br />

Durchschnittliche Bewertungen 2,56 853<br />

4. Portale 2,79 173<br />

<strong>5.</strong> Groupware 2,86 165<br />

6. Sonstige B2B-Dienste 1) 3,17 6<br />

1) „Strategischer B2B Datenaustausch“ - „Multiagenten.“ - „Navigation.“- „Digitale Unterschrift.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 168<br />

B. Mobile Datendienste B2C<br />

Mittelwert<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

1. Sonstige B2C-Dienste 1) 2,13 8<br />

2. Buchung von Hotels, Fahrkarten, Eintrittskarten 2,24 183<br />

3. Musik 2,34 176<br />

4. Mobile Payment 2,35 175<br />

<strong>5.</strong> Auskünfte und Informationen (Fahrplanauskunft,<br />

2,43 182<br />

Wetterbericht, Sportnachrichten)<br />

6. E-Mail 2,46 177<br />

7. Spiele 2,60 174<br />

Durchschnittliche Bewertungen 2,64 1.947<br />

8. SMS 2,84 177<br />

9. Klingeltöne 2,87 173<br />

10. MMS 2,95 172<br />

11. Bilder, Logos 2,98 172<br />

12. Banking: Wertpapierhandel 3,10 178<br />

1) „Datenbanken.“ - „Navigationshilfen.“ - „Ortsbasierte Dienste (LBS).“ - „ LBS.“ - „Webmail,<br />

Webservices.“ - „Mobile Advertising.“ - „Filme / Bewegtbild.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 169<br />

Tabelle 134<br />

Besondere Expansions- und Geschäftschancen<br />

<strong>bei</strong> Mobilen Anwendungen und M-Commerce:<br />

Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Bestehende besondere Geschäftschancen 18 58,1<br />

Allgemein – Alle Kommunikationsbereiche 4 12,9<br />

Lifestyle-Themen 1 3,2<br />

Inhalte, Infotainment 2 6,5<br />

Warenverfolgung 1 3,2<br />

SMS und MMS, Musik und Klingeltöne 5 16,1<br />

E-Mail 1 3,2<br />

Mobile Payment, Buchungen 2 6,5<br />

Dienste außerhalb der Mobilkommunikation 2 6,5<br />

Ambivalenz – hängt davon ab 2 6,5<br />

MMS 1 3,2<br />

Inhalte 1 3,2<br />

Fehlende besondere Geschäftschancen 11 35,5<br />

Allgemein 2 6,5<br />

Begrenzungen mobiler Endgeräte 2 6,5<br />

Content 1 3,2<br />

Entertainment, SMS und MMS, Musik und Klingeltöne 3 9,7<br />

M-Commerce 2 6,5<br />

Mobile Payment 1 3,2<br />

N 31 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 170<br />

19.3 Interpretation<br />

Schulnote:<br />

2,60<br />

Bewertungsindikator:<br />

1,64<br />

(1) Die besonderen Expansions- und Geschäftschancen <strong>bei</strong> Mobilen<br />

Anwendungen und M-Commerce wurden von den befragten Experten <strong>bei</strong><br />

gleicher Gewichtung der Nennungen zum B2B- und B2C-Bereich mit der<br />

Durchschnittsnote 2,60 bewertet. Das entspricht der Benotung „2 bis 3“<br />

und der Beurteilung „gut bis durchwachsen“.<br />

Dieses Ergebnis wird durch die zusätzlichen Kommentare bestätigt. Hier<br />

standen 18 positive Aussagen elf negativen Einschätzungen der Zukunft<br />

gegenüber. Der entsprechende Indikator (Anzahl der positiven Aussagen<br />

geteilt durch die Anzahl der negativen Aussagen) beträgt 1,64.<br />

Von großen<br />

Hofnungen ...<br />

... zu realistischen<br />

Einschätzungen?<br />

(2) Die großen Hoffnungen, die Teile der Informationswirtschaft mit<br />

Mobilen Anwendungen verbanden, scheinen damit realistischeren Einschätzungen<br />

gewichen zu sein. Allerdings hatte sich eine Reihe von<br />

Experten bereits in der Umfrage zum 1. <strong>Trendbericht</strong> gefragt, was die<br />

„Killer Application“ in der Mobilkommunikation sein möge.<br />

Diese Überlegungen sind mit den Beurteilungen von Frost & Sullivan<br />

vereinbar. Danach gehört Europa im Bereich der Mobilkommuniktion zwar<br />

nach bestehender Infrastruktur und technischen Möglichkeiten zur Weltspitze.<br />

Der Markt für mobile Anwendungen bleibe jedoch hinter den<br />

Erwartungen zurück. Die Betreiber sorgten sich um das Auslastungsniveau<br />

und die Möglichkeiten, Gewinne zu ewirtschaften. Zusätzlich<br />

zeigten sich die Anwender in den Bereichen Investitionsrentabilität und<br />

den Betriebskosten skeptisch (Frost & Sullivan, Analysis of Opportunities<br />

in the Emerging Mobile Applications Market, 2004).<br />

Aktuelle<br />

Chancen<br />

und Begrenzungen<br />

Nur die „Killer<br />

Application“<br />

fehlt noch?<br />

(3) Aus einer mehr qualitativen Sicht stellen sich die aktuellen Chancen,<br />

Begrenzungen und Entwicklungen wie folgt dar:<br />

• Die technische Infrastruktur in der Mobilkommunikation, auf die sich<br />

zusehends auch viel versprechende Multimedia-Anwendungen<br />

aufbauen lassen, steht weitgehend und wird weiter ausgebaut..<br />

• Telefonieren über das Handy ist in gleicher Weise zu einer<br />

Selbstverständlichkeit wie das Telefonieren über das Festnetz<br />

geworden. Das gilt für den B2B- ebenso wie für den B2C-Sektor.<br />

Damit dürfte auch eine prinzipielle Bereitschaft vorhanden sein,<br />

mobile Endgeräte für weitere technisch etwas komplizierter zu<br />

handhabende Anwendungen zu nutzen.<br />

• Vor allem die junge Generation hat sich als Trendsetter <strong>bei</strong> der<br />

Erlangung der notwendigen Fertigkeiten im Umgang mit technisch ein<br />

wenig schwierigeren Anforderungen <strong>bei</strong>m Umgang mit mobilen<br />

Endgeräten hervorgetan. Diese Fertigkeiten können bald allgemein zu<br />

den weitgehend selbstverständlichen Basiskenntnissen medienkompetenter<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmer und Bürger gehören. Allerdings stand dem<br />

Mengenwachstum der Dienste kein vergleichbares kommerzielles<br />

Wachstum gegenüber.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 171<br />

Dazu die<br />

Begrenzungen<br />

mobiler<br />

Endgeräte<br />

• Mittlerweile erscheinen die Vorteile der Mobilkommunikation für die<br />

Information, Kommunikation und Unterhaltung in einer Reihe von<br />

B2B- und B2C-Anwendungsbereichen überzeugend.<br />

• Für die nächste Zeit dürfte eine weitergehende Ausdifferenzierung<br />

von Funktionen, Anwendungen und Lösungen, wenn nicht bereits die<br />

Optimierung von Anwendungsbereichen und deren Integration in<br />

umfassendere B2B-Lösungen <strong>bei</strong>spielsweise zur Außendienststeuerung<br />

bevorstehen. Allerdings steht die „Killer Applicaiton“<br />

weiterhin aus.<br />

• Diesen Chancen stehen die Begrenzungen mobiler Endgeräte entgegen,<br />

zum Beispiel:<br />

„Durch die momentan physischen Grenzen (Nutzer erwartet bestimmte<br />

Abmessungen des obigen Endgerätes) sind viele Lösungen noch nicht zu<br />

realisieren. Sobald es neue Möglichkeiten der Visualisierung von Informationen<br />

<strong>bei</strong> mobilen Endgeräten gibt, größere Chancen.“<br />

„Mobile Datendienste haben sicher eine große Zukunft. Allerdings sind die<br />

existierenden Geräte noch nicht gut genug, um für wirklich komplizierte<br />

Anwendungen mit umfangreichem Datenaustausch konkurrenzfähig zu<br />

sein. Einfache Anwendungen wie gerade E-Mail im Kommen.“<br />

B2B-<br />

Bewertung:<br />

2,56<br />

B2C-<br />

Bewertung:<br />

2,64<br />

(4) Mobile Datendienste im B2B-Bereich wurden mit einer durchschnittlichen<br />

Benotung ihrer Zukunftsaussichten mit 2,56 nur ein wenig<br />

besser bewertet als die mobilen Datendienste mit einer Durchschnittsbewertung<br />

im B2C-Bereich (2,64).<br />

Dies ist eine Abweichung von anderen informationswirtschaftlichen<br />

Expansionsbereichen, in denen sich der Business-to-Business-Bereich<br />

rascher entwickelt und für die gesamte Branche Vorgaben setzt.<br />

Allerdings haben sich in der Mobilkommunikation bislang eher die B2C-<br />

Dienste durchgesetzt, dies insbesondere, wenn man von der Zahl der<br />

Handy-Nutzer statt den Umsätzen mit SMS und MMS ausgeht.<br />

Ein Indiz dafür, dass noch nicht alle mobilen B2B-Dienste ausgereift sind,<br />

lässt sich darin sehen, dass unüblicherweise die „Sonstigen B2B-Dienste“<br />

im B2B-Bereich schlechter als alle anderen Dienste bewertet wurden und<br />

auf eine Benotung von nur 3,17 kamen (<strong>bei</strong> allerdings nur sechs<br />

Nennungen). Der entsprechende Wert <strong>bei</strong> den „Sonstigen B2C-Diensten“<br />

beträgt 2,13. Damit führen die „Sonstigen Dienste“ im B2C-Bereich das<br />

Ranking an. Unter allen vorgegebenen B2C-Diensten wurde demjenigen<br />

Service, der am ehesten einem B2B-Dienst entspricht, nämlich dem<br />

„Banking: Wertpapierhandel“, die schlechteste aller B2C-Benotungen<br />

zugeordnet (3,10).<br />

Treiber des Marktes könnten somit weiterhin die B2C-Anwendungen sein.<br />

Kulturelles statt<br />

kommerzielles<br />

Phänomen?<br />

(5) Die <strong>bei</strong> SMS und anderswo erzielten geringen Umsätze pro Kopf<br />

aggregieren sich zwar angesichts der Menge der Teilnehmer zu bedeutenden<br />

Umsätzen. Gleichwohl kamen Experten gelegentlich auf die Idee,<br />

dass es sich hier mehr um ein kulturelles denn ein kommerzielles<br />

Phänomen handelt, zum Beispiel:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 172<br />

Phänomen handelt, zum Beispiel:<br />

„Immer wieder erstaunlich, wieviel Geld hier ausgegeben wird.“<br />

Hier ist allerdings auch eine neutralere Bewertung möglich:<br />

„Den Renner sehe ich nicht, aber Lifestyle-Themen werden weiter<br />

zunehmen. Die entsprechende Generation wächst gerade heran.“<br />

Einzelne<br />

B2B-<br />

Angebote:<br />

Logistische<br />

Dienste vorn<br />

(6) Innerhalb der mobilen B2B-Dienste wurden der Warenverfolgung mit<br />

einer Bewertung von 2,15 und dem Flottenmanagement mit einer<br />

Bewertung von 2,48, also logistischen Diensten, die Spitzenbewertungen<br />

zugeordnet. Das stimmt mit den Ergebnissen von Umfragen aus früheren<br />

<strong>Trendbericht</strong>en überein, nach denen die „Logistik“ eine der wichtigsten<br />

informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen war.<br />

Unterstützung<br />

des Außendienstes<br />

noch<br />

überdurchschnittlich<br />

(7) Zu einer noch überdurchschnittlichen Benotung kam das „Customer<br />

Relationship Management“ mit einer Bewertung von 2,53.<br />

Wie <strong>bei</strong> den logistischen Lösungen, so überzeugen die Vorteile der<br />

Mobilkommunikation auch <strong>bei</strong> der Unterstützung des Außendienstes,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise, wenn dieser zur Vorbereitung eines Kundengepräches<br />

oder im Verlauf dieses Gespräches weitere Daten von der Zentrale<br />

benötigt oder sich für ein neues Angebot mit ihr abstimmen will. Hier<br />

dürften noch nicht alle vorliegenden Lösungen ausgereift sein und liegt<br />

ein bedeutendes Wachstumspotenzial vor.<br />

Portale und<br />

Groupware<br />

(8) „Portale“ und „Groupware“ schnitten mit Bewertungen von 2,79 und<br />

2,86 unterdurchschnittlich ab. Portale sind auch in der Festnetzkommunikation<br />

kein großer „Renner“ geworden. Noch sind die Vorteile<br />

von Portalen in der Mobilkommunikation im Vergleich zur Festnetzkommunikation<br />

von vornherein so eindeutig wie <strong>bei</strong> logistischen Diensten<br />

oder der Unterstützung des Außendienstes vor Ort. Ähnliches gilt für<br />

Groupware.<br />

Einzelne B2C-<br />

Angebote<br />

B2C- sind<br />

teilweise auch<br />

B2B-Dienste.<br />

(9) Ein wichtiges Merkmal mancher B2C-Dienste besteht darin, dass sie<br />

für geschäftliche Zwecke genauso wie für private Zwecke genutzt werden.<br />

Allerdings mögen die Entertainmentdienste von dieser Bedeutung<br />

auszunehmen sein. Auch kommen SMS und MMS kaum für geschäftliche<br />

Kommunikationen infrage, da die notwendigen Mittel für eine ausführliche<br />

Festnetz- und Mobiltelefonie im geschäftlichen Bereich vorhanden sind.<br />

Ein gutes Beispiel für bedeutende gemeinsame Schnittmengen von B2Bund<br />

B2C-Diensten stellen Buchungs- und Reservierungssysteme dar.<br />

Die Überlegungen zu B2C-Diensten können demnach auch für B2B-<br />

Zusammenhänge relevant sein.<br />

Local Based<br />

Services ...<br />

(10) Innerhalb der mobilen B2C-Datendienste wurden unter den besonders<br />

gut bewerteten „Sonstigen B2C-Diensten“ mehrfach die ortsbasierten<br />

Dienste (Local Based Services) genannt. Auch hier sind die<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 173<br />

sierten Dienste (Local Based Services) genannt. Auch hier sind die<br />

komparativen Vorteile der Mobilkommunikation („Mobile Kommunikation<br />

für mobile Teilnehmer, die sich aktuell in unbekannten Gebieten<br />

aufhalten“) unmittelbar einsichtig.<br />

... einschließlich<br />

Reservierungs-<br />

und<br />

Auskunftsdienste<br />

2,27<br />

(11) Unter den vorgegebenen Klassifizierungen liegen die Angebote mit<br />

einem konkreten Nutzwert vorn. Das sind die „Buchungen von Hotels,<br />

Fahrkarten, Eintrittskarten“ mit einem zweiten Platz hinter den „Sonstigen<br />

B2C-Diensten“ und einer Durchschnittsbwertung von 2,24 sowie<br />

„Auskünfte und Information (Fahrplanauskunft, Wetterbericht, Sportnachrichten)“<br />

mit einer Durchschnittsbewertung von 2,43 auf Platz <strong>5.</strong> Wie die<br />

Local Based Services, so haben auch die Reservierungs- und zum Teil<br />

die Auskunftsdienste einen spezifischen Ortsbezug, indem sie die<br />

persönliche Mobilität des mobilen Anwenders nach dessen Ankunft<br />

unmittelbar unterstützen.<br />

Nimmt man diese Nennungen zusammen und gewichtet Local Based<br />

Services, Buchungssysteme und Auskunftssysteme gleich, so ergibt sich<br />

eine Durchschnittsbewertung von 2,34.<br />

Potenzial von<br />

Informationsdiensten<br />

<strong>bei</strong><br />

Realtime und<br />

Entscheidungsnähe<br />

(12) Bei Informationsdiensten würden sich die Bewertungen der Experten<br />

voraussichtlich weiter verbessern, wenn die Anbieter noch mehr als<br />

bisher den besonderen Vorteil der Mobilkommunkation ausspielten, Real<br />

time-Aktualität unabhängig vom Standort des Anwenders verfügbar zu<br />

machen. Hier liegen desto größere Mengen- und kommerzielle Potenziale<br />

vor, je mehr eine in Realtime empfangene Information eine zeitlich<br />

unmittelbar darauf folgende Entscheidung erforderlich macht. Das kann<br />

<strong>bei</strong>spielsweise <strong>bei</strong>m Kauf und Verkauf von Aktien der Fall sein, nachdem<br />

der mobile Anwender in einem Pushdienst von dem Anstieg oder Fall<br />

eines Wertpapierkurses über einen bestimmten von ihm vorgegebenen<br />

Schwellenwert informiert worden ist.<br />

Allerdings wurden diese Möglichkeiten von den Experten für die nahe<br />

Zukunft skeptisch gesehen, wie die niedrige Benotung von 3,10 für den<br />

„Banking-Wertpapierhandel“ zeigt.<br />

Problematische<br />

Geschäftsmodelle<br />

<strong>bei</strong><br />

Informationen?<br />

Ein Experte wies im Zusammenhang mit Informationsdiensten auf die aus<br />

seiner Sicht problematischen Geschäftsmodelle <strong>bei</strong> preissensiblen Zielgruppen<br />

hin, zumal es diese gewohnt sind, kostenfrei wertvolle Daten im<br />

Internet zu finden:<br />

„Aufschwung in allen individuellen Kommunikationsbereichen. Bei<br />

Content sehr problematisches Verhalten der Anbieter (Monats-Abos,<br />

überhöhte Preise).“<br />

Mobile<br />

Payment<br />

2,35<br />

(13) Mobiles Payment kann gegenwärtig als Indikator für die Bedeutung<br />

von M-Commerce in den Augen der Experten genommen werden. Dieser<br />

Bereich kam im Ranking der B2C-Dienste auf Platz 4 und auf eine<br />

durchschnittliche Bewertung von 2,3<strong>5.</strong> Allerdings würde sich die durchschnittliche<br />

Bewertung von M-Commerce auf den Wert 2,73<br />

verschlechtern, wenn man „Banking: Wertpapierhandel“ einbezöge.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 174<br />

Bedeutende<br />

Potenziale<br />

noch nicht<br />

mobilisierbar?<br />

Auf längere Sicht dürfte M-Commerce über bedeutende Potenziale<br />

verfügen. Offensichtlich können diese aus der Sicht der Experten<br />

gegenwärtig nur unzureichend ausgeschöpft werden. Dies lässt sich in<br />

Analogie zu Entwicklungen im E-Commerce damit erklären, dass die<br />

bestehenden Sicherheitsprobleme noch nicht ausreichend gelöst erscheinen<br />

und Vertrauen noch aufzubauen ist.<br />

Entertainmentdienste<br />

ohne Bilder<br />

2,47<br />

Mit Bildern<br />

2,64<br />

(14) Entertainmentdienste rangierten in den Augen der Experten hinter<br />

den Reservierungs- und Auskunftsdiensten und kamen auf eine<br />

durchschnittliche Bewertung von 2,47, sofern man darunter „Musik“ (mit<br />

Platz 3 im Ranking der B2C-Dienste und einer Durchschnittsbewertung<br />

von 2,34) und „Spiele“ (mit Platz 7 und einer Durchschnittsbewertung von<br />

2,60) versteht. Diese Bewertung würde sich allerdings auf 2,68<br />

verschlechtern, wenn man „Bilder und Logos“ mit dem 12., also dem<br />

zweitschlechtestem Platz im Ranking und einer durchschnittlichen<br />

Bewertung von 3,10, hinzunähme.<br />

Die schlechte Bewertung von „Bilder und Logos“ kommt dadurch<br />

zustande, dass das Herunterladen großer Dateien mit Bildern kostspielig<br />

ist. Diese Platzierung wird sich mit rascherer Datenübertragung deutlich<br />

verbessern.<br />

Kommunikationsdienste<br />

2,68<br />

(15) Noch etwas schlechter als die Entertainmentdienste schnitten die<br />

Kommunikationsdienste mit einer durchschnittlichen Bewertung von 2,68<br />

ab. Darunter fallen im Einzelnen:<br />

• E-Mail mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,46 und einem 6.<br />

Platz im Ranking;<br />

• SMS mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,64 und Platz 8 im<br />

Ranking sowie<br />

• MMS mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,95 und Platz 10 im<br />

Ranking.<br />

Geht auch<br />

Mengenwachstum<br />

<strong>bei</strong> SMS<br />

und MMS zu<br />

Ende?<br />

Somit sollte das Mengenwachstum <strong>bei</strong> mobilen Kommunikationsdiensten<br />

nicht mit kommerziellem Wachstum gleichgesetzt werden. SMS wird<br />

vorwiegend genutzt, um die höheren Kosten der Telefonie zu vermeiden;<br />

die damit verbundenen Einschränkungen wie der Verzicht auf unmittelbare<br />

Interaktivität werden in Kauf genommen. Das Mengenwachstum <strong>bei</strong><br />

SMS stößt aber aus der Sicht einiger Experten bereits an Grenzen. Die<br />

Marktanteile innerhalb der Kommunikationsdienste werden sich zugunsten<br />

von E-Mails verschieben. Zum Beispiel:<br />

„Das Hauptklientel für M-Spiele, Musik und Klingeltöne hat nicht genug<br />

Geld dafür.“<br />

„Es wird nicht zu einem großen Aufschwung kommen, da bereits ein<br />

ziemlich abgesättigter Markt vorliegt .“<br />

Oder beurteilungsneutraler:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 175<br />

„Wichtig ist und bleibt, was nützlich ist oder unterhaltsam ist und das <strong>bei</strong><br />

niedrigen Kosten.“<br />

Ranking<br />

mobiler<br />

Datendienste<br />

(16) Das sich ergebende Ranking mobiler Datendienste nach<br />

Funktionsgruppen ist in Tabelle 135 wiedergegeben<br />

Tabelle 135<br />

Ranking mobiler Datendienste nach Funktionsgruppen<br />

Funktionsgruppen mobiler Datendienste<br />

Durchschnittliche<br />

Bewertung<br />

1. Logistik-Anwendungen (Warneverfolgung, Flottenmanagement) 2,32<br />

2. Teilweise ortsbasierte Reservierungs- und Auskunftsdienste<br />

2,34<br />

mit konkretem Nutzwert (ohne Klingeltöne)<br />

3. Mobile Commerce (ohne Wertpapierhandel) 2,35<br />

4. Dienste mit konkretem Nutzwert (mit Klingeltönen) 2,42<br />

<strong>5.</strong> Entertainment-Dienste (ohne Bilder und Logos) 2,47<br />

6. Unterstützung des Außendienstes 2,53<br />

7. Entertainment-Dienste (mit Bilder und Logos) 2,64<br />

8. Kommunikationsdienste 2,68<br />

9. Mobile Commerce (mit Wertpapierhandel) 2,73<br />

10. Portale, Groupware 2,83<br />

(17) An pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben sich:<br />

Auf Marktentwicklung<br />

vertrauen<br />

Besondere<br />

Chancen <strong>bei</strong><br />

B2B- und B2C<br />

Aber<br />

öffentlicher<br />

Bereich als<br />

Anwender<br />

gefordert<br />

• Die Märkte für viel versprechende mobile Anwendungen werden sich<br />

in den nächsten Jahren aus eigener Kraft entwickeln. Mittlerweile<br />

erscheinen die Vorteile der Mobilkommunikation für die Information,<br />

Kommunikation und Unterhaltung in einer Reihe von B2B- und B2C-<br />

Anwendungsbereichen überzeugend. Das nächste, was ansteht,<br />

dürfte die Ausdifferenzierung weiterer Funktionen, Anwendungen und<br />

Lösungen wenn nicht die Optimierung mobiler Anwendungsbereiche<br />

und ihre Integration in umfassendere B2B-Lösungen sein.<br />

• Anders als in anderen informationswirtschaftlichen Wachstumsbereichen<br />

dürfte der B2C-Bereich <strong>bei</strong> mobilen Anwendungen<br />

weiterhin der Treiber sein. Im B2B-Bereich werden Logistik-Anwendungen<br />

und Systemen der Außendienststeuerung besondere<br />

Chancen zugesprochen. Im B2C-Bereich verfügen Dienste mit konkretem<br />

Anwendungsnutzen und klarem Ortsbezug über die größten<br />

Gechäftsmöglichkeiten.<br />

• Der öffentliche Bereich dürfte als Nachfrager und Anwender informationswirtschaftlicher<br />

Dienste in der Mobilkommunikation (einschließlich<br />

der Mobiltelefonie) besonders gefordert sein. Was sich derzeit in<br />

den privaten Anwenderbranchen bewährt, ist auch in Teilen der<br />

öffentlichen Verwaltung von Interesse. Hier besteht die Gefahr, dass<br />

sich erneut eine Technologie- und Anwendungslücke zu Lasten des<br />

öffentlichen Sektors auftut.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 176<br />

Bildungspolitik • Mobilkommunikation ist bereits heute so wichtig, dass sie in Konzepte<br />

zur Erlangung einer angemessenen Medienkompetenz integriert werden<br />

sollte.<br />

Sozialpolitik • Soweit „Access-Zusammenhänge“ Gegenstand der Sozialpolitik sind,<br />

sollten <strong>bei</strong> der Festlegung einzelner Maßnahmen Möglichkeiten der<br />

Mobilkommunikation einbezogen werden.<br />

Optimierung<br />

der Anwendungen<br />

durch<br />

Forschung<br />

• Darüber hinaus ist die öffentlich geförderte Forschung mit aufgefordert,<br />

sich an dem Finden, der Optimierung und der Evaluierung<br />

mobiler Dienste speziell für den Business-to-Business-Bereich zu<br />

beteiligen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 177<br />

20. E-Business<br />

20.1 Die Frage<br />

„In welchen Bereichen des E-Business sehen Sie für Ihre Branche einen aktuellen<br />

Handlungsbedarf? (E-Business = Anpassung unternehmensinterner Prozesse und<br />

Wertschöpfungsketten auf die Internettechnologie)?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen 1 und 6 (1 = aktueller und dringender Handlungsbedarf,<br />

6 = kein Handlungsbedarf bzw. kein Handlungsbedarf mehr).“<br />

20.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 136<br />

Aktueller Handlungsbedarf in Bereichen des E-Business<br />

Mittelwert<br />

Zahl der<br />

Nennungen<br />

E-Readiness 3,20 781<br />

Technische Voraussetzungen<br />

3,99 195<br />

(z.B. PC-Nutzung, Internet-Zugang, eigene Website)<br />

Interne technische Anwendungen (z.B. E-Mail, Intranet, LAN) 3,84 195<br />

Qualifizierung von Mitar<strong>bei</strong>tern und Vorgesetzten 2,72 196<br />

Motivation, Erkennen von Chancen 2,27 195<br />

E-Activity 3,23 555<br />

E-Procurement (Elektronische Beschaffung) 3,17 189<br />

Online-Verkauf 3,18 186<br />

Electronic Data Interchange (EDI) 3,36 180<br />

E-Impact 2,39 409<br />

Verbesserung interner Ar<strong>bei</strong>tsprozesse 2,25 187<br />

Bessere Geschäfte 2,56 180<br />

Weitere Erfolge durch E-Business 1) 2,31 42<br />

E-Business 3,02 1.745<br />

1) Konkretisierungen siehe Tabelle 137.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 178<br />

Tabelle 137<br />

„Weitere Erfolge durch E-Business“: Konkretisierungen<br />

Absolut In %<br />

Günstige Voraussetzungen für E-Business 2 5,3<br />

Allgemeine Merkmale von Anwendungen 3 7,9<br />

Konkrete Anwendungen 17 44,9<br />

Einsatz in öffentlicher Verwaltung 1 2,6<br />

Vorteile von E-Business 15 39,5<br />

N 38 -<br />

Tabelle 138<br />

Zusätzliche Begründungen zu „E-Business“<br />

Absolut In %<br />

Günstige Voraussetzungen für die Einführung von E-Business 2 2,3<br />

Allgemeine Anforderungen an E-Business-Anwendungen –<br />

2 2,3<br />

Bestehender allgemeiner Handlungsbedarf<br />

Konkrete Anforderungen an einzelne E-Business-Anwendungen -<br />

Neue Möglichkeiten - Bestehender konkreter Handlungsbedarf<br />

Barrieren, die der Einführung und effizienten Betreibung<br />

von E-Business entgegenstehen<br />

6 6,9<br />

55 63,2<br />

Fehlende Awareness, mangelnde Risikobereitschaft und<br />

14 16,1<br />

psychologische Unsicherheiten<br />

Unrealistische Erwartungen 1 1,1<br />

Qualifizierungs- und Personalprobleme 12 13.,8<br />

Konzeptionslosigkeit - Kooperationsprobleme 5 5,7<br />

Kostenprobleme 3 3.4<br />

Mangelnde bzw. fehlende Integration an Unternehmensprozesse -<br />

16 18,4<br />

Anpassung der Unternehmensprozesse an neue Möglichkeiten -<br />

Notwendige Zusammenführung der Systeme<br />

Sicherheitsprobleme 3 3,4<br />

Weitere Formen der suboptimalen Ausschöpfung<br />

von Möglichkeiten<br />

1 1,1<br />

Derzeitiger Stand der Einführung von E-Business <strong>bei</strong><br />

9 10,3<br />

teilweise bestehendem Handlungsbedarf (allgemein)<br />

Derzeitiger Stand teilweise sehr weit fortgeschrittener Einführung<br />

7 8,0<br />

von E-Business (einzelwirtschaftlich)<br />

Vorteile / erzielte Wirkungen von E-Business 4 4,6<br />

E-Business wenig(er) relevant 2 2,3<br />

N 87 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 179<br />

20.3 Interpretation<br />

Handlungsbedarf<br />

E-Business<br />

insgesamt<br />

3,02<br />

(1) Unter E-Business wurde in der Frageformulierung die Anpassung<br />

unternehmensinterner Prozesse und Wertschöpfung an die<br />

Internettechnologie verstanden (zu weiteren Definitionsmöglichkeiten<br />

siehe 8. Faktenbericht, Kapitel 6.6.1). Um die Definierung eines aktuellen<br />

Handlungsbedarfs für ihre Branche im E-Business gebeten, nahmen 196<br />

Experten insgesamt 1.745 Bewertungen bestehender Handlungsbedarfe<br />

nach einem vorgegebenen Klassifikationsschema vor.<br />

Die sich ergebende durchschnittliche „Schulnote“ beträgt fast genau<br />

„befriedigend“ (3,02).<br />

Inwieweit<br />

höherer<br />

Handlungsbedarf<br />

auf der<br />

Ebene einzelner<br />

Handlungsbereiche?<br />

Legte man den weiteren Erörterungen diese Durchschnittsbewertung<br />

zugrunde, ließe sich kaum von einem besonderen Handlungsbedarf für E-<br />

Business in den informationswirtschaftlichen Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />

sprechen. Damit würde allerdings vorausgesetzt, dass sich<br />

ähnliche Bewertungen auf der Ebene einzelner E-Business-Handlungsbereiche<br />

fortsetzten, die Streuung zwischen den einzelnen Bewertungen<br />

also vergleichsweise klein wäre.<br />

(2) Tatsächlich ändert sich das Bild weitgehend, wenn man sich den<br />

einzelnen Handlungsbereichen des E-Business, nämlich E-Readiness, E-<br />

Activity und E-Impact sowie den Unterteilungen dieser Bereiche,<br />

zuwendet. In Tabelle 139 wurden die Handlungsbereiche des E-Business<br />

in einem Ranking nach Schulnoten neugruppiert.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 180<br />

Tabelle 139<br />

Ranking der E-Business-Bereiche nach Schulnoten<br />

Durchschnittliche<br />

Benotung<br />

Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse 2,25<br />

Motivation, Erkennen von Chancen 2,27<br />

Weitere Erfolge durch E-Business 2,31<br />

E-Impact 2,39<br />

Bessere Geschäfte 2,56<br />

Qualifizierung von Mitar<strong>bei</strong>tern und Vorgesetzten 2,72<br />

E-Business Gesamtbewertung 3,02<br />

E-Procurement (Elektronische Beschaffung) 3,17<br />

Online-Verkauf 3,18<br />

E-Readiness 3,20<br />

E-Activity 3,23<br />

Electronic Data Interchange 3,36<br />

Interne technische Anwendungen (z.B. E-Mail, Intranet, LAN) 3,84<br />

Technische Voraussetzungen (z.B. PC-Nutzung, Internet-Zugang,<br />

3,99<br />

eigene Website)<br />

Überdurchschnittliche<br />

Spreizung der<br />

Ergebnisse ....<br />

(3) An Tabelle 139 wird unmittelbar deutlich, dass eine überdurchschnittliche<br />

Spreizung der Bewertungen nach Schulnoten im Vergleich<br />

zu den weiteren Ergebnissen in <strong>Trendbericht</strong>en besteht. So liegen<br />

zwischen der besten Bewertung und der schlechtesten Bewertung eines<br />

E-Business-Bereiches <strong>bei</strong>nahe eindreiviertel Schulnoten (1,74). Lässt<br />

man die <strong>bei</strong>den extremen Bewertungen außen vor, so beträgt die<br />

Differenz zwischen der besten und schlechtesten Bewertung mehr als<br />

eineinhalb Schulnoten (1,57).<br />

... angesichts<br />

aufeinander<br />

aufbauender<br />

Phasen<br />

des E-Business<br />

(4) In Bewertungen nach Schulnoten außerhalb des E-Business-<br />

Bereiches wurden auch Geschäftsbereiche nebeneinander gestellt, die<br />

sich weitgehend autonom voneinander entwickeln (weiterer wichtiger<br />

Ausnahmebereich: Internet-Zugangstechnologien – siehe Kapitel 18).<br />

Sodann wurde nach den Aussichten dieser Geschäftsbereiche gefragt.<br />

Bei E-Readiness, E-Activity und E-Impact handelt es sich hingegen um<br />

sachlich und zeitlich aufeinander aufbauende Phasen innerhalb des<br />

Geschäftsbereiches E-Business. So wurde dies teilweise ausdrücklich<br />

von Experten gesehen:<br />

„Nachdem viele Unternehmen in den letzten Jahren eine Webpräsenz<br />

aufgebaut haben, wollen sie nun auch einen echten Nutzen daraus<br />

ziehen und nicht nur einen Online-Prospekt auflegen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 181<br />

„Die Argumente liegen auf der Hand. Durch die optimale E-Readiness<br />

verbunden mit gesteigerten E-Activities verbessert sich der Impact in<br />

den drei genannten Bereichen.“<br />

Phase der<br />

E-Readiness<br />

weitgehend<br />

abgeschlossen<br />

(5) Wie weit waren die Informationswirtschaft oder beachtliche Teile<br />

davon in der Implementierung von E-Business im Umfragezeitraum<br />

gekommen? Eine Reihe von Experten erklärte, dass die Phase der E-<br />

Readiness für sie weitgehend abgeschlossen sei. Mittlerweile befinde<br />

man sich in der Phase der E-Activity oder vor bzw. in der Phase des E-<br />

Impact. Zum Beispiel:<br />

„In meiner Branche ist der Bereich E-Readiness bereits sehr weit<br />

fortgeschritten. Wesentlich sehe ich E-Impact, hier besonders bessere<br />

Geschäfte (= mehr Umsatz, EBIT).“<br />

Bei E-Activity<br />

oder E-Impact<br />

angekommen<br />

„Eine erste Phase <strong>bei</strong> der Einführung von E-Business scheint<br />

abgeschlossen (vergleichbar den First Usern <strong>bei</strong> den Konsumenten).<br />

Nun muss E-Business in die Breite wachsen. Einen Trend dazu vermag<br />

ich noch nicht deutlich festzustellen. Notwendig sind effektive Lösungen.“<br />

„Erste Phase E-Readiness erreicht (Voraussetzungen schaffen), derzeit<br />

mitten in Realisierung / Optimierung der zweiten Phase E-Acitivity, dritte<br />

Phase E-Impact bislang zu niedrig priorisiert.“<br />

Technische<br />

Voraussetzungen<br />

weitgehend<br />

erfüllt<br />

(6) Niedrige Handlungserfordernisse für einzelne E-Business-<br />

Handlungsbereiche ergeben sich <strong>bei</strong>spielsweise unter den folgenden<br />

Bedingungen:<br />

• Bestimmte Voraussetzungen sind bereits erfüllt, um „E-Business“<br />

zum Erfolg zu führen. Dies dürfte besonders <strong>bei</strong> „Technischen<br />

Voraussetzungen (z.B. PC-Nutzung, Internet-Nutzung, eigene Website)“<br />

mit einer Benotung von 3,99 sowie „Interne technische Anwendungen<br />

(z.B. E-Mail, Intranet, LAN)“ mit einer Benotung von 3,84<br />

gegeben sein. Aber auch der Bereich „Electronic Data Interchange“<br />

mit einer durchschnittlichen Benotung von 3,36 dürfte sich<br />

weitgehend durchgesetzt haben und in seiner Ausgestaltung perfektioniert<br />

worden sein.<br />

63 % der<br />

Kommentare ...<br />

... nehmen auf<br />

Barrieren<br />

Bezug.<br />

• Bestimmte E-Business-Bereiche können nicht sinnvoll in Angriff<br />

genommen werden, weil die Voraussetzungen dazu noch nicht<br />

erfüllt sind. Oder diese E-Business-Bereiche werden doch in Angriff<br />

genommen. Dann werden sich jedoch <strong>bei</strong> Versuchen der Umsetzung<br />

entsprechender Versuche bedeutende Barrieren auftun. In der<br />

Tat waren in 63 % der zusätzlichen Begründungen der Experten von<br />

Barrieren die Rede, die der „Einführung und effizienten Betreibung<br />

von E-Business“ entgegenstanden.<br />

Hohe Handlungserfordernisse<br />

(7) Umgekehrt sind hohe Handlungserfordernisse für einzelne E-<br />

Business-Handlungsbereiche unter den folgenden Voraussetzungen zu<br />

erwarten:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 182<br />

erwarten:<br />

Motivationelle<br />

und qualifikatorische<br />

Voraussetzungen<br />

fehlen.<br />

Hohe Bedeutung<br />

von Barrieren,<br />

wenn<br />

Voraussetzungen<br />

nicht<br />

stimmen<br />

• Bestimmte Bereiche, insbesondere jene, die unter „E-Impact“<br />

eingeordnet wurden, können noch nicht oder nicht effizient in Angriff<br />

genommen werden, weil notwendige weitere Voraussetzungen nicht<br />

erfüllt worden sind. Hier sind insbesondere die motivationellen und<br />

qualifikatorischen Voraussetzungen für E-Business zu nennen. Für<br />

diese bestehen angesichts Benotungen von 2,27 und 2,72 überdurchschnittliche<br />

Handlungsbedarfe. Siehe auch die weiteren<br />

Erörterungen ab Punkt 14.<br />

• Die nächste „Stufe“ im E-Business-Bereich ist in Angriff zu nehmen.<br />

Das sollten insbesondere die „Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse“<br />

mit einer durchschnittlichen Benotung von 2,25, die von<br />

den Experten im Einzelnen konkretisierten „Weiteren Erfolge durch<br />

E-Business“ mit einer Benotung von 2,31 sowie die „Besseren<br />

Geschäfte“ mit einer Benotung von 2,56 sein.<br />

Demnach sollte eine weitere Erörterung der vorliegenden Ergebnisse<br />

kaum auf der Ebene von „E-Business“, vielmehr auf der Ebene von „E-<br />

Readiness“, „E-Activity“ und „E-Impact“, wenn nicht teilweise sogar auf<br />

einer noch konkreteren Ebene, erfolgen.<br />

Wie dringlich<br />

ist<br />

E-Business?<br />

E-Impact<br />

2,39<br />

40 % der<br />

Konkretisierungen<br />

...<br />

... bestehen<br />

aus der<br />

Nennung von<br />

Vorteilen.<br />

(8) Auch wenn die Experten keine Gesamtbewertung der Bedeutung<br />

und Dringlichkeit von E-Business vornahmen, lässt sich aus den<br />

vorliegenden Ergebnissen schließen, dass es sich <strong>bei</strong> E-Business um<br />

einen viel versprechenden Geschäftsbereich für die informationswirtschaftlichen<br />

Anbieter beziehungsweise um einen dringlichen Maßnahmenbereich<br />

unternehmensinterner Restrukturierung, Rationalisierung<br />

und Effizienzsteigerung für die Anwenderunternehmen handelt.<br />

Dazu sind die folgenden Ergebnisse heranzuziehen:<br />

• Die E-Business-Handlungsbereiche, die aus der Sicht der Experten<br />

möglichst unmittelbar in Angriff genommen werden sollten, sind<br />

unter „E-Impact“ zusammengefasst. Diese kamen auf die durchschnittliche<br />

Benotung von 2,39. Das ist im Vergleich zu den<br />

Bewertungen viel versprechender Geschäftsbereiche in anderen<br />

Teilen der <strong>Trendbericht</strong>e eine Beotung, die auf eine besondere<br />

Bedeutung und Dringlichkeit schließen lässt.<br />

• Unter „Weitere Erfolge durch E-Business“ sollten die Experten<br />

eigentlich die von ihnen präferierten Awendungen nennen. Dies<br />

taten sie auch in 45 % aller Nennungen. Aber in 40 % ihrer<br />

Nennungen wiesen sie auf diverse Vorteile von E-Business und<br />

vielleicht auf einen damit bestehenden Überzeugungsbedarf hin.<br />

Siehe Punkt 9.<br />

• In einer Reihe zusätzlicher Kommentare wurde die Annahme einer<br />

besonderen Bedeutung und Dringlichkeit für E-Business durch die<br />

Experten ausdrücklich oder implizit bestätigt:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 183<br />

Auch<br />

ausdrückliche<br />

Bestätigungen<br />

„Voraussetzungen sind geschaffen. Aber „die Pferde saufen nicht“, d.h.,<br />

es herrscht Konsum- und Investitionszurückhaltung.“<br />

„Unser Angebot schreit geradezu nach elektronischem Vertrieb.“<br />

„Our sector – the information and publishing industry – is well provided<br />

with technology, comms, etc. The need is for publishers to leverage their<br />

E-Preparadness and develop new services.“<br />

„Viele Bildungsträger sind an klassische Formen der Weiterbildung<br />

gewöhnt. Um am Markt zu bestehen, müssen sie sehr flexibel sein. E-<br />

Business erleichtert das.“<br />

Zwei Experten<br />

bestreiten<br />

Relevanz.<br />

Dem standen zwei Kommentare gegenüber, in denen eine besondere<br />

Relevanz von E-Business bestritten wurde:<br />

„Hochschulbetrieb, daher kein großer Handlungsbedarf für E-Business.“<br />

„Präsenz ist wichtiger als alle e-***.“<br />

Hohe Relevanz<br />

nach BDI und<br />

anderen<br />

Zur Dringlichkeit von E-Business stellt der 8. Faktenbericht unter<br />

Bezugnahme von BDI und anderen fest, dass<br />

„mehr als ein Drittel der Unternehmen, die gegenwärtig E-Business-<br />

Anwendungen und -Technologien einsetzen, mit steigenden Investitionen<br />

in diesem Bereich (rechnen), und rund die Hälfte der Befragten<br />

geht zumindest von einem gleichbleibenden Investitions-niveau aus.<br />

Gleichzeitig stimmen 61 Prozent der befragten Unternehmen der<br />

Aussage zu, dass E-Business eine (sehr) hohe Bedeutung habe – 14<br />

Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (Kapitel 6.6.3).<br />

Verbesserung<br />

interner Ar<strong>bei</strong>tsprozesse<br />

2,25<br />

Weitere<br />

Erfolge<br />

2,31<br />

Vorteile interner<br />

Optimierung<br />

Aber auch<br />

Verbesserung<br />

externer<br />

Prozesse<br />

wichtig<br />

(9) Hoher Handlungsbedarf wurde vor allem den E-Business-Anwendungsbereichen<br />

„Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse“ mit einer<br />

durchschnittlichen Benotung von 2,25 und den „Weiteren Erfolgen durch<br />

E-Business“ und einer durchschnittlichen Benotung von 2,31<br />

zugeordnet.<br />

Die Experten konkretisierten die von ihnen für möglich gehaltenen<br />

„Weiteren Erfolge durch E-Business“ wie folgt:<br />

Interne Optimierung: Acht Nennungen<br />

• erhöhte Transparenz, Standardisierung, Prozessoptimierung, Etablierung<br />

von Wertschöpfungsketten (sechs Nennungen);<br />

• Kostenverringerungen (zwei Nennungen).<br />

Verbesserung externer Prozesse: Sieben Nennungen<br />

• Kundenpflege, allgemein bessere Kommunikation (drei Nennungen);<br />

• externe Prozesse, Image, Umsatz, neue Produkte (vier Nennungen).<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 184<br />

Eine besondere Bedeutung der Verbesserung externer Prozesse wurde<br />

in mehreren Kommentaren betont, zum Beispiel:<br />

„Neue Telekommuinkationsmärkte, neue Vertriebswege, neue Produktideen,<br />

Kundenbindung.“<br />

Das Internet<br />

verändert das<br />

gesamte<br />

Unternehmen.<br />

Nach diesen Ergebnissen ergibt sich zumindest auf mittlere Sicht keine<br />

eindeutige Höherbewertung der Optimierung interner Prozesse oder der<br />

Verbesserung externer Prozesse.<br />

Anwenderunternehmen dürften gut beraten sein, <strong>bei</strong>de Bereiche des E-<br />

Business auf Dauer als unverzichtbar anzusehen und auf sie zu setzen.<br />

Das Internet verändert die Aufbau- und Ablauforganisation des<br />

Unternehmens insgesamt.<br />

Zusätzliche<br />

konkrete<br />

Anwendungen<br />

(10) An konkreten Anwendungen zusätzlich zu dem vorgelegten<br />

Klassifikationssystem mit überdurchschnittlichem Handlungsbedarf<br />

wurden von den befragten Experten genannt:<br />

• E-Collaboration (drei Nennungen),<br />

• E-Commerce (zwei Nennungen),<br />

• Customer Relationship Management (zwei Nennungen),<br />

• E-Learning (zwei Nennungen),<br />

• Affiliate Marketing (zwei Nennungen) sowie<br />

• Application Integration, Ausweitung des Online-Dokumentenangebots,<br />

Automatisierter Datenaustausch, Elektronische Ar<strong>bei</strong>tszeiterfassung,<br />

Migrationen von Altsystemen sowie Online-Banking.<br />

Unternehmen vor<br />

kontinuierlicher<br />

Restrukturierung<br />

...<br />

... in Anpassung<br />

an die<br />

Internet-Welt<br />

Bereits diese Momentaufnahme aktueller Anwendungserfordernisse im<br />

E-Business-Bereich macht darauf aufmerksam, dass es sich <strong>bei</strong> E-<br />

Business um ein Feld heterogener und vielfältiger Anwendungen<br />

handelt, die sich ihrerseits mit dem Fortschritt der Internet-Technologie<br />

weiterentwickeln und die Unternehmen auf längere Sicht vor einem<br />

kontinuierlichen Restrukturierungsbedarf stellen.<br />

Bessere<br />

Geschäfte<br />

2,56<br />

E-Procurement<br />

3,17<br />

Online-Verkauf<br />

3,18<br />

(11) Während den „Besseren Geschäften“ durch E-Business-Anwendungen<br />

ein überdurchschnittlicher Handlungsbedarf (mit der Benotung<br />

2,56) zugeordnet wurde, kamen die Bereiche „E-Procurement“ und<br />

„Online-Verkauf“ mit Bewertungen von 3,17 und 3,18 zu unterdurchschnittlichen<br />

Bewertungen.<br />

In mehreren Umfragen für die <strong>Trendbericht</strong>e ergab sich, dass E-<br />

Procurement für die Gestaltung der Business-to-Government-<br />

Beziehungen eine hohe Priorität beanspruchen kann. Das ist für die<br />

Business-to-Business-Beziehungen nach dem hier vorliegenden<br />

Ergebnis nicht der Fall. Demnach liegt die Vermutung nahe, dass hier<br />

ähnlich wie <strong>bei</strong> Electronic Data Interchange ausgereifte Lösungen<br />

vorliegen, die sich als Modell für den B2G-Bereich heranziehen ließen.<br />

Die obige Einschätzung von E-Procurement wird vom 8. Faktenbericht<br />

bestätigt: „Im E-Procurement, also der Internet-basierten Beschaffung<br />

und dem Einkauf, hat Deutschland eine führende ... Stellung innerhalb<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 185<br />

und dem Einkauf, hat Deutschland eine führende ... Stellung innerhalb<br />

der EU. In der Befragung von e-Business Market Watch gaben 56<br />

Prozent der deutschen Unternehmen an, bereits E-Procurement<br />

anzuwenden“ (Kapitel 6.6.2).<br />

Motivation und<br />

Qualifikation<br />

2,50<br />

Technische<br />

Voraussetzungen<br />

3,99<br />

Bislang nur<br />

„partielle Vorbereitung“<br />

auf<br />

E-Business<br />

(12) Unterteilt man „E-Readiness“ in technische Voraussetzungen und<br />

Sicherstellung von Motivation und Qualifikation, so ergeben sich die<br />

folgenden weitgehend unterschiedlichen Resultate:<br />

Durchschnittliche Bewertung<br />

Sicherstellung von Motivation und Qualifikation 2,50<br />

Technische Voraussetzungen 3,99.<br />

Demnach lässt sich aus der Sicht der Experten von einer nur<br />

„partiellen (da vorzugsweise technischen) Vorbereitung“ der informationswirtschaftlichen<br />

Anbieter- und Anwenderunternehmen auf die<br />

„höheren Stufen“ des E-Business sprechen und ergibt sich eine<br />

besondere Bedeutung von Barrieren bzw. eine häufig suboptimale<br />

Realisierung von E-Business-Anwendungen. Siehe auch der folgende<br />

Kommentar:<br />

„Weniger die rein technischen Bereiche des E-Business erfordern einen<br />

erhöhten Handlungsbedarf als die „menschlichen Bereiche.“<br />

Dazu gab es allerdings gelegentlich auch gegenteilige Stimmen, zum<br />

Beispiel:<br />

„Potenziale sehr gut ausgeschöpft, Mitar<strong>bei</strong>ter gut qualifiziert. Potenziale<br />

noch in der Iteration von Anwendungen.“<br />

Awareness-,<br />

Motivierungsund<br />

Qualifizierungsbarrieren<br />

32 % und 51 %<br />

Motivation und<br />

Qualifikation als<br />

Verursacher<br />

weiterer<br />

Barrieren<br />

(13) In ihren Kommentaren zu einzelnen Barrieren, die der Einführung<br />

und effizienten Realisierung von E-Business-Anwendungen entgegenstehen,<br />

gingen die Experten in 32 % aller Nennungen und in 51 % aller<br />

Kommentare zu bestehenden Barrieren auf Motivierungs- und<br />

Qualifizierungsprobleme ein.<br />

Unter „Motivierungsprobleme“ werden hier vor allem „fehlende<br />

Awareness, mangelnde Risikobereitschaft und psychologische<br />

Unsicherheiten sowie unrealistische Erwartungen“ gefasst. Unter „Qualifizierungsprobleme“<br />

wurden auch weitere Personalprobleme einbezogen.<br />

Diese bereits bedeutenden Anteile für Motivierungs- und Qualifizierungsprobleme<br />

würden sich noch insoweit erhöhen, als sich bestehende<br />

Konzeptualisierungs- und Implementierungsprobleme sowie „Weitere<br />

Formen der suboptimalen Ausschöpfung von Möglichkeiten“ des E-<br />

Business teilweise auf Motivierungs- und Qualifizierungsprobleme<br />

zurückführen lassen<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 186<br />

Awareness- und<br />

Motivierungsprobleme<br />

17 % und 27 %<br />

„Chancen<br />

werden nicht<br />

erkannt.“<br />

„Die Tools sind<br />

da - ...<br />

... was in den<br />

Köpfen ist, ...<br />

... ändert sich<br />

zu langsam.“<br />

(14) Awareness-, Motivations- und weitere psychologische<br />

Probleme wurden in 17 % aller Kommentare der Experten und in 27 %<br />

ihrer „Barrieren-Kommentare“ genannt. In einigen dieser Kommentare<br />

wurde ausdrücklich bestätigt, dass die technischen Voraussetzungen für<br />

E-Business gegeben seien. Soweit das nicht der Fall war, wurde<br />

solches gelegentlich mit einem „nicht ausreichenden E-Business-<br />

Bewusstsein“ in Verbindung gebracht. Soweit das „fehlende E-Business-Bewusstsein“<br />

auf bestimmte Gruppen bezogen wurde, waren dies<br />

vor allem das obere und mittlere Management, ältere Manager und die<br />

Mehrheit in der Belegschaft außerhalb einiger „hochqualifizierter<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter“. Zum Beispiel:<br />

„Bestehende Chancen werden noch nicht erkannt.“<br />

„Die Basis ist gelegt, aber oft fehlt noch der Mut, Chancen zu nutzen,<br />

Ideen zu testen und Risiken einzugehen.“<br />

„Die Tools sind da - was in den Köpfen ist, ändert sich zu langsam.“<br />

„Die Online-Welt muss technisch noch schneller werden - hier ist DSL<br />

auf dem richtigen Weg, aber noch immer nicht weit genug verbreitet.<br />

Ebenso wichtig ist es, gerade ältere Marketing-Entscheider von den<br />

Vorteilen des Mediums Internet zu überzeugen.“<br />

„Es ist z.T. erschreckend, wie die Firmen technisch ausgestattet sind<br />

und welches geringe Wissen über das Internet vorhanden ist. E-<br />

Business ist für die meisten Unternehmen ganz weit weg.“<br />

„Es ist für den Bereich "Lehre/Hochschulen" relativ schwierig, die<br />

Fragen zu beantworten. Während die technischen Voraussetzungen<br />

weitgehend gegeben sind, halte ich eine Erhöhung der Motivation und<br />

eine Verbesserung interner Ar<strong>bei</strong>tsprozesse für sehr wichtig.“<br />

„Hochqualifizierte Mitar<strong>bei</strong>ter nutzen Technologien. Wichtig ist es nun,<br />

die Masse an die Technologie heranzuführen.“<br />

„Technische Voraussetzungen sämtlich gegeben, Umsetzung scheitert<br />

meist an geringer Motivation und falscher Einschätzung der Erfolgsaussichten.“<br />

„Technische Voraussetzungen sind sehr gut. Es fehlt allerdings <strong>bei</strong>m<br />

Umgang die Motivation vor allem der Vorgesetzten (oberes und<br />

mittleres Management). Da<strong>bei</strong> spielt das Alter keine Rolle.“<br />

„Technische Voraussetzungen werden besser. Nutzung durch Ängste<br />

und übertriebene Sicherheitsanforderungen eingeschränkt.“<br />

Qualifizierungsund<br />

weitere<br />

Personalprobleme<br />

14 % und 22 %<br />

(15) „Qualifizierungs- und weitere Personalprobleme“ wurden von<br />

den Experten nach 14 % aller Nennungen und 22 % aller Nennungen zu<br />

„Barriere-Problemen“ angesprochen. Da<strong>bei</strong> wurden die bestehenden<br />

Qualifizierungsprobleme unter anderem auf die rapiden technologischen<br />

Entwicklungen und eine damit verbundene Überforderung der<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter, auf fehlende Herausforderungen <strong>bei</strong> neuen Aufträgen, aber<br />

auch auf Mängel in Rekrutierung und innerbetrieblichen Qualifizierungs-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 187<br />

auch auf Mängel in Rekrutierung und innerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zurückgeführt. Zum Beispiel:<br />

„Die Mitar<strong>bei</strong>tenden<br />

denken<br />

und handeln ...<br />

„Das Know-how der Mitar<strong>bei</strong>ter hinkt oft den technischen Möglichkeiten<br />

hinter her. Stichwort „Information Overload".“<br />

„Durch Investitionshemmungen in Neulösungen <strong>bei</strong> Kunden gleichbleibende<br />

Aufgaben <strong>bei</strong> veraltenden nichtzieladäquaten Softwarelösungen;<br />

Wissen veraltet; Kostendruck und unbestimmte zukünftige Aufträge<br />

behindern umfangreichere gezielte Weiterbildungen.“<br />

„Fehlende Kenntnisse behindern trotz guter technischer Ausstattung die<br />

elektronischen Vertriebswege.“<br />

„Interne Prozesse und Personalauswahl und -förderung sind zu<br />

optimieren.“<br />

... in Offline-<br />

Strukturen.“<br />

„Leistungserstellungsprozesse sind nicht internetfähig, die Mitar<strong>bei</strong>tenden<br />

denken/handeln in Offline-Strukturen.“<br />

„Mitar<strong>bei</strong>ter müssen immer weiter entwickelt werden, das darf nicht<br />

stehen bleiben; die Entwicklung ist so schnell gegangen, dass jetzt eine<br />

Art Plateau erreicht ist, auf dem man die Digitalisierung des Alltags erst<br />

einmal wirklich verinnerlichen muss.“<br />

„Produkte ungenügend standardisiert, fehlendes Internet Know how der<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter.“<br />

„Qualifizierung für weitere E-Entwicklungen Voraussetzung.“<br />

Fehlende<br />

Integration<br />

18 % und 29 %<br />

Zusammenführung<br />

der<br />

Systeme<br />

(16) Ähnlich hohe Anteile wie <strong>bei</strong> „Awareness und Motivierung“ und<br />

„Qualifizierung und weitere Personalprobleme“ wurden noch <strong>bei</strong> der<br />

Kategorie „Mangelnde bzw. fehlende Integration der Unternehmensprozesse,<br />

die Anpassung der Unternehmensprozesse an neue Möglichkeiten<br />

sowie die notwendige Zusammenführung der Systeme“ erreicht.<br />

Hiier betrugen die Anteile 18 % an allen Nennungen und 29 % an allen<br />

Nennungen zu Barriereproblemen.<br />

Allem Anschein nach handelt es sich <strong>bei</strong> vielen realisierten E-Business-<br />

Anwendungen um Insellösungen, deren Potenziale sich nicht voll<br />

ausschöpfen lassen, weil sie und ihre Umfelder inkompatibel sind. Um<br />

hier zu größeren Erfolgen zu kommen, sind größere Integrationsprozesse<br />

erforderlich und die diversen Systeme zusammenzuführen.<br />

Dazu bedarf es einer weitgehenden Transparenz unternehmensinterner<br />

Abläufe, die durch E-Business vielleicht auf die Dauer erzwungen, aber<br />

auch erst möglich gemacht wird.<br />

Nach Angaben des britischen Department of Trade and Industry hatten<br />

32 % der deutschen Unternehmen eine weitgehende Integration ihrer<br />

internen Prozesse vollzogen, und waren 25 weitere Prozent da<strong>bei</strong>, eine<br />

solche Integration vorzunehmen (8. Faktenbericht, Kapitel 6.6.1).<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 188<br />

„Infrastruktur ist<br />

vorhanden.<br />

...<br />

.<br />

Beispiele für Kommentare zu den bestehenden Integrationspoblemen<br />

lauten:<br />

„Die Möglichkeiten des E-Business sind noch nicht ausreichend in die<br />

Unternehmensprozesse integriert.“<br />

„Die Nutzung der Potenziale für die Optimierung der Ar<strong>bei</strong>tsprozesse;<br />

für Kunden- und Lieferanten-Beziehung und Abbildung (und Unterstützung)<br />

deren Informations- und Beschaffungsverhalten lassen noch<br />

sehr zu wünschen übrig!“<br />

„Die technischen Voraussetzungen sind geschaffen. Potenzielle Kunden<br />

müssen nun vor allem ihre Geschäftsprozesse anpassen, um die<br />

Benefits der Telematik vollständig nutzen zu können.“<br />

„Hier spielt vor allem die Professionalisierung der internen Prozesse<br />

eine Rolle. Weniger Investitionen in Infrastruktur.“<br />

... Jetzt geht es<br />

darum, Nutzen<br />

daraus zu<br />

ziehen.“<br />

„Hohes<br />

Produktivitätspotenzial“<br />

„Im Bereich E-Readiness ist vor allem ein Zusammenführen von<br />

unterschiedlichen Systemen zu einer konsistenten Architektur von<br />

Nöten. Die Mitar<strong>bei</strong>terqualifikation war gerade in den Boom-Jahren der<br />

IT nicht so ausschlaggebend wie heute.“<br />

„Infrastruktur ist bereits weitgehend vorhanden. Es geht nun darum,<br />

größeren Nutzen daraus zu ziehen. Um wirklich Effizienzverbesserungen<br />

zu erzielen, müssen die Prozesse sowohl intern als auch in<br />

der Wertschöpfungskette verbessert werden.“<br />

„PC und Internetnutzung sind weit verbreitet. Aber die konsequente Integration<br />

aller Aufgaben und Prozesse ist noch nicht geschafft. Hohes<br />

Produktivitätspotenzial!!!“<br />

„Prozesse ganzheitlich betrachten und optimieren.“<br />

„Prozessintegration im B2B hat sehr hohe Bedeutung.“<br />

Weitere<br />

Barrieren<br />

Konzeptlosigkeit<br />

und<br />

Kooperationsprobleme<br />

6 %<br />

(17) An weiteren Barrieren, die der Einführung und effizienten<br />

Betreibung von E-Business-Anwendungen entgegenstehen, wurde<br />

seitens der Experten identifiziert:<br />

• Konzeptualisierungs- und Kooperationsprobleme - mit einem Anteil<br />

von 6 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />

„Kein Gesamtkonzept E-Commerce und Produktdatenmanagement<br />

vorhanden - interne Strukturen nicht auf E-Commerce ausgerichtet -<br />

Verantwortlicher/Richtlinen intern fehlen meist - ungenügende strategische<br />

Ausrichtung - Visitenkartenauftritte.“<br />

„Man verliert einige Details aus den Augen, einzelne Ar<strong>bei</strong>tsgruppen<br />

kommunizieren nicht gut miteinander.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 189<br />

Kosten- und<br />

Finanzierungsprobleme<br />

3 %<br />

• Kosten- und Finanzierungsprobleme - mit einem Anteil von 3 % an<br />

allen Nennungen. Diese könnten vor allem für öffentliche Einrichtungen<br />

gelten, zum Beispiel:<br />

„Einsparungen verhinderten Fortschritt.“<br />

„In Universitäten ist das Know how nur inselartig vorhanden... Die<br />

Infrastruktur ist z.T. besser als anderswo, nur wird der tatsächliche<br />

Nutzen, der aus einer solchen Vernetzung gezogen werden könnte,<br />

nicht erkannt oder umgesetzt. Das liegt auch an den Kosten.“<br />

„Nicht die in den letzten Jahren ausgebauten Infrastrukturen sowie die<br />

erweiterten und von der Bevölkerung sehr gut genutzten Angebote sind<br />

das Problem, sondern die weiter zurückgehende Finanzierung durch die<br />

Unterhaltsträger.“<br />

Sicherheitsprobleme<br />

3 %<br />

• Sicherheitsprobleme - mit einem Anteil von 3 % an allen Nennungen,<br />

zum Beispiel:<br />

„Saubere Trennung der langfristig sensitiven Daten als Gegenpool zur<br />

zunehmenden Verselbstständigung der Computer und der anschwellenden<br />

Informations- und Datenflut.“<br />

„SPAM-Problematik - E-Mail Sicherheit - Ar<strong>bei</strong>tsprozessverbesserung<br />

vor Neuanschaffung - Elektronische Beschaffung kein "Problem".“<br />

(18) Es ergeben sich an zentralen pragmatischen Schlussfolgerungen:<br />

Bedeutende<br />

Efifiienzpotenziale<br />

Mindestens auf<br />

mittlere Sicht<br />

...<br />

... kontinuierliche<br />

Anforderungen<br />

Optimierung<br />

interner und<br />

externer<br />

Prozesse<br />

gleichwertig<br />

Durchlaufen<br />

aufeinander<br />

aufbauender<br />

Phasen<br />

Voraussetzungen<br />

in Sachen<br />

...<br />

• Die Anwendung von Internettechnologien auf die interne Organisation<br />

von Unternehmen und weitere Einrichtungen wird diese<br />

umfassend verändern und bedeutende Produktivitäts- und Effizienzpotenziale<br />

freisetzen.<br />

• Es handelt sich insoweit um einen fortlaufenden Prozess, als sich<br />

die Internet-Technologien rapide fortentwickeln und damit auch für<br />

die Unternehmungen mit den fortgeschrittensten E-Business-<br />

Anwendungen kontinuierliche Anforderungen an ein Upgrading<br />

bestehen.<br />

• Sowohl der Optimierung interner Prozesse als auch der Verbesserung<br />

externer Prozesse sollten auf mittlere Sicht eine<br />

gleichwertige Bedeutung zukommen. Insellösungen führen zu einer<br />

suboptimalen Ausschöpfung von Effizienzpotenzialen.<br />

• Ein Unternehmen sollte zwecks optimaler Gestaltung seiner E-<br />

Business-Anwendungen mehrere aufeinander aufbauende Phasen<br />

durchlaufen. Insoweit wird die Relevanz des Phasenschemas „E-<br />

Readiness“, „E-Activity“ und „E-Impact“ bestätigt.<br />

• Die informationswirtschaftlichen Einrichtungen in Deutschland haben<br />

sich auf die „höheren“ Stufen von E-Business lediglich partiell<br />

vorbereitet, indem sie zwar die technischen, aber nicht die weiteren<br />

Voraussetzungen in Sachen Awareness, Motivation und Qualifi-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 190<br />

... Awareness,<br />

Motivierung und<br />

Qualifizierung<br />

fehlen.<br />

Defizite <strong>bei</strong>m<br />

Management ...<br />

... und <strong>bei</strong><br />

KMUs<br />

Bedeutende<br />

Barriere<br />

„Insularität“<br />

Aktuell größter<br />

Handlungsbedarf<br />

...<br />

... <strong>bei</strong> Verbesserung<br />

interner<br />

Prozesse<br />

Voraussetzungen in Sachen Awareness, Motivation und Qualifizierung<br />

erfüllten. Dies führt <strong>bei</strong> der Implementierung von E-<br />

Business-Anwendungen zu bedeutenden Barrieren.<br />

• Awareness- und Motivationsprobleme machen sich besonders<br />

schwerwiegend <strong>bei</strong>m oberen und mittleren Management sowie <strong>bei</strong>m<br />

älteren Management bemerkbar. Bedeutende Defizite im E-Business-Bereich<br />

bestehen auch in kleinen und mittleren Unternehmen<br />

sowie in öffentlichen Einrichtungen.<br />

• Neben der mangelnden Awareness, Motivation und Qualifizierung<br />

besteht die bedeutendste Barriere, die einer effizienten Betreibung<br />

von E-Business-Anwendungen entgegensteht, in ihrer Insularität<br />

beziehungsweise mangelnden Integration in eine inkompatible<br />

Umwelt. Weitere teilweise damit zusammenhängende Barrieren stellen<br />

konzeptionelle, Kooperations-, Finanzierungs- und Sicherheitsprobleme<br />

dar.<br />

• Aktuell besteht der größte Handlungsbedarf in den E-Business-<br />

Bereichen „Verbesserung der internen Ar<strong>bei</strong>tsprozesse“ und „Bessere<br />

Geschäfte“. Im Vergleich dazu haben sich Lösungen in<br />

Electronic Data Interchange und im E-Procurement weitgehend<br />

durchgesetzt und sind diese vergleichsweise ausgereift. Bei der<br />

Gestaltung von E-Procurement im B2G-Bereich sollte demnach auf<br />

bereits vorliegende Lösungen zurückgegriffen werden.<br />

Förderpolitik • Bei der Erar<strong>bei</strong>tung von Modelllösungen ist staatliche Förderpolitik in<br />

den aufgezeigten Defizitbereichen besonders angebracht.<br />

Im Prinzip<br />

bedeutende<br />

Exportchancen<br />

• Die deutschen informationswirtschaftlichen Anbieter verfügen über<br />

große Erfahrungen in der Entwicklung und Verfügbarmachung<br />

umfassender komplexer Lösungen in Anpassung an unterschiedliche<br />

Zielgruppen. Auch deshalb sollten sie sich bedeutende<br />

Möglichkeiten auf den internationalen Märkten erar<strong>bei</strong>ten können.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 191<br />

21. E-Government im B2G-Bereich<br />

21.1 Die Frage<br />

„In welchen Kooperations- und Anwendungsbereichen zeichnen sich <strong>bei</strong> Business-to-<br />

Government in den kommenden Jahren besondere Geschäftschancen ab?“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 192<br />

21.2 Tabellarische Auswertung<br />

Tabelle 140<br />

Verbesserungsmöglichkeiten und Geschäftschancen<br />

im Business-to-Government-Bereich<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Allgemeine Kooperationsprobleme – 21 18,0 7 11,2 14 25,5<br />

Allgemeiner Bedarf an<br />

Verbesserungen der<br />

Kooperationsmöglichkeiten zwischen<br />

Wirtschaft und Verwaltung<br />

Allgemeiner Bedarf E-Government 1 0,9 1 1,6 - -<br />

Erhöhung der Zugänglichkeit,<br />

4 3,4 4 6,4 - -<br />

Verringerung von Bear<strong>bei</strong>tungszeiten,<br />

Technische Erleichterung der<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

Akquisition, Verhandlungen, Information, 11 9,4 - - 11 20,0<br />

Kommunikation, Kooperationsprozess –<br />

Partnerschaften, PPPs<br />

Wechselseitige Vernetzung 4 3,4 2 3,2 2 3,7<br />

Standards 1 0,9 - - 1 1,8<br />

Business to Government –<br />

63 53,5 36 57,9 27 49,3<br />

„Wirtschaftsdienste“<br />

E-Procurement, Beschaffungswesen, 17 14,5 8 12,9 9 16,4<br />

Ausschreibungen<br />

E-Commerce 2 1,7 2 3,2 - -<br />

Sicherheitsprobleme 3 2,6 1 1,6 2 3,7<br />

Reduzierung von Informationsauflagen, 7 6,0 2 3,2 5 9,1<br />

zum Beispiel Statistiken<br />

Allgemeine Genehmigungsverfahren 4 3,4 4 6.4 - -<br />

Bauten, Baugenehmigungen 4 3,4 2 3,2 2 3,7<br />

Ar<strong>bei</strong>tsvermittlung 2 1,7 1 1,6 1 1,8<br />

Elektronisches Finanzamt, Zoll 17 14,5 12 19,4 5 9,1<br />

Wirtschaftsförderung, Internationale 2 1,7 2 3,2 - -<br />

Beziehungen<br />

E-Health, Gesundheitswesen 4 3,4 2 3,2 2 3,7<br />

Verkehr 1 0,9 - - 1 1,8<br />

Verwaltung intern, Politik –<br />

20 17,1 11 17,8 9 16,4<br />

„Verwaltungsdienste“<br />

Ämterübergreifende<br />

2 1,7 1 1,6 1 1,8<br />

Vereinheitlichung<br />

Interne Vernetzung,<br />

3 2,6 2 3,2 1 1,8<br />

innerbehördliche Kommunikation<br />

Öffentlicher Bereich als Kunde für weitere 13 11,1 7 11,3 6 10,9<br />

konkrete „interne“ E-Government-<br />

Projekte, E-Learning und weitere<br />

Projekte zur Verbessserung<br />

der Wirtschaftlichkeit<br />

Electronic Democracy 2 1,7 1 1,6 1 1,8<br />

Elektronische Bürgerdienste 13 11,1 8 12,9 5 9,1<br />

Online-Stadtverwaltung,<br />

7 6,0 3 4,8 4 7,3<br />

Einwohnermeldeamt<br />

Weitere Bürgerdienste 6 5,1 5 8,1 1 1,8<br />

N 117 - 62 - 55 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 193<br />

21.3 Interpretation<br />

Bezugsrahmen<br />

für B2G aus<br />

früheren<br />

<strong>Trendbericht</strong>en<br />

Wichtiges<br />

Thema seit<br />

2001<br />

Drei „Großprojekte“<br />

<strong>bei</strong><br />

E-Government<br />

(1) Zu E-Government im Business-to-Government-Bereich und E-<br />

Government im Allgemeinen liegt auf der Basis der Ergebnisse der<br />

früheren <strong>Trendbericht</strong>e ein mittlerweile bewährter Bezugsrahmen aus<br />

informationswirtschaftlicher Sicht vor:<br />

• Im Jahre 2000 war E-Government kein Thema für die<br />

Informationswirtschaft. Dies änderte sich weitgehend im Jahre 2001,<br />

so dass „E-Government“ seit dem 2. <strong>Trendbericht</strong> ein wichtiges und<br />

kontinuierlich zu behandelndes Thema für die Trendumfragen<br />

geworden ist.<br />

• Die Stellungnahmen der Experten lassen sich über die Jahre sehr<br />

weitgehend drei „E-Government-Bereichen“ zuordnen:<br />

- Verwaltungsrationalisierung – Modernisierung der Verwaltung;<br />

- E-Government als Bürgerservice;<br />

- E-Government im Business to Government-Bereich (B2G).<br />

2003:<br />

Bürgerdienste<br />

ziehen an<br />

Verwaltungsmodernisierung<br />

vor<strong>bei</strong>.<br />

Nachrangige<br />

Bedeutung von<br />

B2G:<br />

faktisch, nicht<br />

nach den<br />

bestehenden<br />

Potenzialen<br />

Priorität für<br />

E-Procurement<br />

Wichtigste<br />

Kundenbranche<br />

zumindest<br />

nach<br />

Potenzialen<br />

• In den Augen der befragten Experten war die Modernisierung der<br />

Verwaltung im E-Government-Bereich zunächst der prioritäre Bereich.<br />

Das änderte sich 2003, als E-Government als Bürgerservice nach den<br />

Bedeutungseinschätzungen der Experten an der „Verwaltungsrationalisierung“<br />

vor<strong>bei</strong>zog. Dieses Ergebnis wurde dahingehend<br />

interpretiert, dass die technischen, administrativen und qualifikatorischen<br />

Voraussetzungen für E-Government mittlerweile vielfach<br />

erfüllt waren und ausreichende Erfahrungen vorlagen, um E-Government-Bürgerdienste<br />

wirksam zu implementieren<br />

• Soweit die Informationswirtschaft den Öffentlichen Bereich nicht als<br />

potenziellen Kunden für E-Government-Projekte sah, hätte es<br />

nahegelegen, dass sie sich vorzugsweise für B2G-Projekte interessierte.<br />

Tatsächlich wurde der B2G-Bereich sowohl in der Praxis als<br />

auch nach den Bedeutungseinschätzungen der Experten über<br />

mehrere Jahre nachrangig behndelt. Das wurde, wie sich in den<br />

Umfragen zu den <strong>Trendbericht</strong>en ergab, den tatsächlich bestehenden<br />

B2G-Potenzialen nicht gerecht.<br />

• Eine gewisse Priorität innerhalb des B2G-Bereiches ergab sich 2004<br />

für das Elektronische Beschaffungswesen (E-Procurement).<br />

• Im Jahre 2003 wurde der öffentliche Bereich mit seinen E-<br />

Government-Projekten als wichtigste Kundenbranche der Informationswirtschaft<br />

angesehen. Das wurde dahingehend interpretiert, dass<br />

im E-Government-Bereich die höchsten ungenutzten Potenziale<br />

vorlagen, nicht aber, dass dort tatsächlich die meisten Geschäfte<br />

getätigt wurden. Dies wurde unter anderem damit belegt, dass eine<br />

Reihe von Experten auf Ausgabensperren und Investitionsstaus<br />

besonders im Öffentlichen Bereich hinwies. Siehe auch die ähnlichen<br />

Einschätzungen von CapGemini Ernst & Young auf der<br />

internationalen Ebene (8. Faktenbericht, Kapitel 6.8.1). Zudem hat<br />

nach Accenture in Deutschland und anderen Ländern das<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 194<br />

nach Accenture in Deutschland und anderen Ländern das<br />

Wachstumstempo <strong>bei</strong> implementierten E-Government-Lösungen<br />

nachgelassen, teilweise, weil die Zeiten „schnellen Gewinnmöglichkeiten“<br />

vor<strong>bei</strong> und politische Programme abgear<strong>bei</strong>tet worden<br />

seien. Nunmehr bedürfte es neuer politischer Impulse, um das frühere<br />

Wachstumstempo wieder zu erreichen (8. Faktenbericht, ebenda).<br />

Hier hat sich die deutsche Politik etwa mit dem „Deutschland-Online“-<br />

Programm aktuelle Verdienste erworben, mit dem „gute<br />

Voraussetzungen für einen neuerlichen Aufschwung im Bereich E-<br />

Government und insbesondere für das Erreichen höherer Entwicklungsstufen<br />

<strong>bei</strong> der Integration und Verknüpfung von Behördendienstleistungen“<br />

gegeben sind (8. Faktenbericht, ebenda).<br />

Kooperationspotenziale<br />

nicht<br />

ausgeschöpft<br />

Zum Teil<br />

weitgehende<br />

Analogiemöglichkeiten<br />

zum<br />

Gesundheitswesen<br />

• Ein wichtiges Ergebnis des 3. <strong>Trendbericht</strong>es lautet, dass die Kooperationsprobleme<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />

Anwendern im öffentlichen Bereich noch ausgeprägter als in anderen<br />

Branchen sind. Solches kann die Kosten von E-Government-Projekten<br />

in die Höhe treiben und Projekte in diesem Bereich überhaupt<br />

verhindern.<br />

• Das Gesundheitswesen ist der öffentlichen Verwaltung insoweit<br />

ähnlich, als es in weiten Teilen dem öffentlichen Bereich angehört<br />

(oder zumindest stark von diesem beeinflusst wird). Diesem Sektor<br />

wurden von den informationswirtschaftlichen Experten in ganz<br />

ähnlicher Weise große, aber zum guten Teil ungenutzte Geschäftsund<br />

Kooperationspotenziale zugewiesen.<br />

Ergänzende<br />

Sichtweisen zu<br />

bisheriger nötig<br />

(2) In Erörterungen zu E-Government wird typischerweise die Sichtweise<br />

des Öffentlichen Bereiches eingenommen. Das liegt nahe, da der Sinn<br />

von E-Government-Projekten darin besteht, die Verwaltung effizienter zu<br />

gestalten und die Initiative zu E-Government-Projekten fast immer von der<br />

Verwaltung oder der Politik ausgeht. Allerdings besteht der Zweck von E-<br />

Government-Projekten vielfach darin, eine größere Bürger- und<br />

Wirtschaftsfreundlichkeit zu erreichen.<br />

Mit den <strong>Trendbericht</strong>-Umfragen wurde als ergänzende Sichtweise die der<br />

(Informations-)Wirtschaft eingeführt. Dies führte teilweise zu anderen<br />

Ergebnissen und Empfehlungen.<br />

Der Bürger ist zwar die bevorzugte Zielperson von E-Government-<br />

Projekten, kommt aber selbst kaum in E-Government-Projekten zu Wort.<br />

Das führte dazu, dass die aus Bürgersicht naheliegende Forderung „All E-<br />

Government is local“ in realen E-Government-Zusammenhängen bislang<br />

nicht immer genügend berücksichtigt worden ist. Eine weitere Folge war<br />

nach dem Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik, dass<br />

„die derzeitigen Angebote vielfach mehr die interne Verwaltungsstruktur<br />

des jeweiligen Amtes wieder(spiegeln), statt sich an den sich aus einer<br />

bestimmten Lebenslage (z.B. Umzug) ergebenden Bedürfnissen zu<br />

orientieren“ (8. Faktenbericht, Kapitel 6.8.2).<br />

Eine größere Beteiligung der Bürger in E-Government-Projekten würde<br />

die Bürgerfreundlichkeit der angebotenen Dienste erhöhen und die<br />

Bereitschaft der Bürger zur Nutzung der angebotenen Dienste stärken.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 195<br />

Bereitschaft der Bürger zur Nutzung der angebotenen Dienste stärken.<br />

In diesem Zusammenhang weist Accenture darauf hin, dass „in Kanada<br />

regelmäßig umfangreiche Befragungen durchgeführt werden, in denen<br />

ermittelt werden soll, inwieweit die bereitgestellten E-Government-<br />

Angebote den Ansprüchen und Erwartungen der Bürger, Firmen und<br />

anderen Anspruchsgruppen entsprechen“ (8. Faktenbericht, Kapitel<br />

6.8.1).<br />

Unterschiedliche<br />

Sichtweisen<br />

von<br />

Wirtschaft und<br />

Verwaltung<br />

(3) Unterschiedliche Sichtweisen der Wirtschaft und Verwaltung auf E-<br />

Government sind in Tabelle 141 dargestellt.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 196<br />

Tabelle 141<br />

E-Government-Bereiche aus der Sicht der Wirtschaft<br />

und der öffentlichen Verwaltung<br />

Sicht der Informations- und der<br />

gesamten Wirtschaft<br />

Sicht der öffentlichen Verwaltung<br />

I. „Elektronische Verwaltungsdienste“ Rationalisierung und Modernisierung der<br />

öffentlichen Verwaltung (G2G)<br />

Öffentlicher Bereich als Kunde<br />

der Informationswirtschaft<br />

<strong>II</strong>. „Elektronische Bürgerdienste“<br />

Öffentlicher Bereich als Kunde der<br />

Informationswirtschaft<br />

<strong>II</strong>I. „Elektronische Wirtschaftsdienste“<br />

<strong>II</strong>I.1 Öffentlicher Bereich als Kunde der<br />

Informationswirtschaft<br />

<strong>II</strong>I.2 Anbieter- und Anwenderbranchen mit einem<br />

Interesse an einer Verbesserung ihrer<br />

Beziehungen zur öffentlichen<br />

Verwaltung<br />

• Informationswirtschaft als Teil der<br />

gesamten Wirtschaft mit<br />

gleichgelagerten Interessen<br />

• Die anderen Branchen<br />

• vorwiegend mit „Bordmitteln“,<br />

• mit informationswirtschaftlichen<br />

Dienstleistern umgesetzt<br />

E-Government-to-Citizen-Bereich<br />

• vorwiegend mit „Bordmitteln“,<br />

• mit informationswirtschaftlichen<br />

Dienstleistern umgesetzt<br />

E-Government-to-Business-Bereich<br />

• vorwiegend mit „Bordmitteln“,<br />

• mit informationswirtschaftlichen<br />

Dienstleistern umgesetzt<br />

Entsprechendes Interesse müsste noch über<br />

laufende Projekte hinausgehend kommuniziert<br />

werden.<br />

-<br />

Informationswirtschaft<br />

in<br />

zweifacher<br />

Hinsicht ...<br />

... an<br />

E-Government<br />

interessiert<br />

Informationswirtschaft<br />

als<br />

„Treuhänder“<br />

für die<br />

Interessen<br />

der Wirtschaft?<br />

(4) Während E-Government-Projekte aus dem Akquisitionsinteresse der<br />

Informationswirtschaft herausfallen, sofern die Verwaltung diese mit<br />

„Bordmitteln“ realisiert, ist die Informationswirtschaft nach der Darstellung<br />

in Tabelle 141 vorzugsweise in zweifacher Hinsicht an E-Government<br />

interessiert,<br />

• die öffentliche Verwaltung als Kunden für die Konzeptualisierung,<br />

Entwicklung, Implementierung und Betreibung von E-Government-<br />

Lösungen zu gewinnen;<br />

• die allgemeinen Kooperationsbeziehungen mit der öffentlichen<br />

Verwaltung mittels elektronischer Möglichkeiten zu verbessern.<br />

Im zweiten Fall sind die Interessen der Informationswirtschaft und der<br />

weiteren Wirtschaft identisch. Soweit die Beziehungen zwischen Verwaltung<br />

und Wirtschaft <strong>bei</strong>spielsweise in den Bereichen Wirtschaftsförderung<br />

und Genehmigungsverfahren durch elektronische Werkzeuge zu<br />

verbessern sind, wäre die Informationswirtschaft von ihrem Know how her<br />

gesehen am ehesten in der Lage, die Aufgabe eines „Treuhänders“ für<br />

die Interessen der gesamten Wirtschaft wahrzunehmen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 197<br />

Öffentlicher<br />

Bereich als<br />

Kunde wichtig<br />

(5) Sahen die befragten Experten die Öffentliche Verwaltung prioritär als<br />

Kunden oder vorzugsweise in anderen Kooperationszusammenhängen?<br />

Auch wenn sich das in den einzelnen Nennungen nicht immer<br />

unterscheiden lässt, so waren doch mindestens <strong>bei</strong>de Sichtweisen<br />

vertreten.<br />

Beispielsweise wurden der Klassifizierung „Öffentlicher Bereich als Kunde<br />

für E-Government- und E-Learning-Projekte sowie weitere Projekte zur<br />

allgemeinen Verbesserung der Wirtschaftlichkeit“ Nennungen zugeordnet,<br />

die die allgemeine Kooperation zwischen Wirtschaft und Verwaltung<br />

allenfalls sehr indirekt zu verbessern imstande sind. Dieser Rubrik wurden<br />

11 % aller Nennungen zugeordnet. Zum Beispiel:<br />

„Prozessmanagement.“<br />

„Educational content (not systems, software, MLEx, VLEs, etc.).“<br />

„Data-Warehouse.“<br />

„Development of internal government software applications.“<br />

„Informationsmanagement.“<br />

„Supply of Hardware/Connectivity, Data Mining, IT Security, Information<br />

Security.“<br />

„Content Management.“<br />

„Facility Management.“<br />

Aber Wirtschaft<br />

noch stärker an<br />

...<br />

... einer<br />

allgemeinen<br />

Verbesserung<br />

der Beziehungen<br />

zur<br />

Verwaltung<br />

interessiert<br />

(6) Bei den meisten Nennungen dürften sich die befragten Experten<br />

jedoch als Teil der Wirtschaft gesehen haben, der an einer Verbesserung<br />

ihrer allgemeinen Beziehungen mit der Verwaltung dringend gelegen ist.<br />

Siehe zum Beispiel die Spitzenpositionen für die Klassifizierungen<br />

„Elektronische Beschaffung“ und „Elektronisches Finanzamt“ mit jeweils<br />

15 % an allen Nennungen.<br />

Dieses eindeutige Ergebnis dürfte damit zu erklären sein, dass zwar alle<br />

informationswirtschaftliche Unternehmen Steuern zahlen und damit an<br />

Fragen eines „Elektronischen Finanzamtes“ interessiert sein dürften, dass<br />

sich aber nur eine Minderheit unter den informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern auf Lösungen für die Anwenderbranche „Öffentliche Verwaltung“<br />

spezialisiert hat.<br />

62 Experten mit<br />

117 Nennungen<br />

(7) Aufgefordert, Verbesserungsmöglichkeiten und Geschäftschancen im<br />

Business-to-Government-Bereich zu nennen, antworteten 62 Experten<br />

mit insgesamt 117 Nennungen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 198<br />

Drei Bereiche<br />

des E-Government<br />

...<br />

.. plus<br />

Kooperationsprobleme<br />

und<br />

Projektpotenziale<br />

Zugänglichkeit<br />

erhöhen<br />

Bear<strong>bei</strong>tungszeit<br />

verbessern<br />

(8) Die Nennungen ließen sich wiederum weitgehend der Grobklassifizierung<br />

„Business to Government“, „Verwaltung intern, Politik“ und<br />

„Elektronische Bürgerdienste“ zuordnen. Allerdings war die Einführung<br />

einer weiteren Klassifizierung erforderlich, in der über alle E-Government-<br />

Bereiche hinweg auf „Allgemeine Kooperationsprobleme“ und den<br />

„Allgemeinen Bedarf an Verbesserungen der Kooperationsmöglichkeiten<br />

zwischen Wirtschaft und Verwaltung“ Bezug genommen wurde. Diesen<br />

„Metabegründungen“ waren 18 % aller Nennungen zuzuordnen.<br />

Beispielsweise wiesen die Experten allgemein auf die Notwendigkeit hin,<br />

die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen der Verwaltung und ihren externen<br />

Partnern zu verbessern, indem die Verwaltung ihre Zugänglichkeit erhöht<br />

und ihre Bear<strong>bei</strong>tungszeiten verkürzt, zum Beispiel:<br />

„Accessibility.“<br />

Wirtschaftsdienste<br />

diesmal<br />

vor ...<br />

... Verwaltungsund<br />

Bürgerdiensten<br />

(9) Nach der Verteilung in Tabelle 140 sind die Positionen im Ranking der<br />

großen E-Government-Bereiche gegenüber den Ergebnissen aus dem<br />

<strong>Trendbericht</strong> 2003 verändert, indem „Elektronische Wirtschaftsdienste“<br />

mit einem Anteil von 54 % nunmehr vorn rangieren und die<br />

„Elektronischen Verwaltungsdienste“ mit einem Anteil von 17 % vor den<br />

„Elektronischen Bürgerdiensten“ mit einem Anteil von 11 % liegen.<br />

Dies kann nicht verwundern, da ausdrücklich nach Business to<br />

Government-Projekten und nicht nach Elektronischen Verwaltungs- und<br />

Bürgerdiensten gefragt worden war. Auch die Positionierung der<br />

„Elektronischen Verwaltungsdienste“ vor den „Elektronischen Bürgerdiensten“<br />

ist plausibel, da „Elektronische Verwaltungsdienste“ anders als<br />

Bürgerdienste geeignet sein können, die Beziehungen zwischen Wirtschaft<br />

und Verwaltung zu verbessern. Eher könnte man sich wundern,<br />

dass die Experten die „Elektronischen Bürgerdienste“ immer noch so<br />

häufig nannten.<br />

Elektronische<br />

Bürgerdienste<br />

...<br />

... wieder mit<br />

„alten<br />

Bekannten“<br />

Dienste aus<br />

einer Hand<br />

verfügbar<br />

machen<br />

(10) Im Zusammenhang mit den „Elektronischen Bürgerdiensten“<br />

tauchten „alte Bekannte“ aus den Ergebnissen zum 4. <strong>Trendbericht</strong><br />

wieder auf, darunter das Elektronische Finanzamt, das Elektronische<br />

Gemeindeamt und das Elektronische Ar<strong>bei</strong>tsamt. Der Nähe zum B2G-<br />

Bereich folgend, wurde das „Elektronische Finanzamt“ diesmal häufiger<br />

als sogar das „Elektronische Gemeindeamt“ genannt.<br />

In mehreren Aussagen wurde ausdrücklich die Notwendigkeit betont, dem<br />

Bürger (und der Wirtschaft) die Verwaltungsdienste aus einer Hand<br />

verfügbar zu machen, zum Beispiel:<br />

„Kompletter Bürgerservice.“<br />

„Portallösungen Elektronischer Bürgerservice.“<br />

„Virtuelles Rathaus.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 199<br />

Prioritär auf<br />

Gemeindeebene<br />

...<br />

... und aus<br />

einer Hand<br />

verfügbar<br />

machen<br />

(11) Die Ergebnisse des 4. <strong>Trendbericht</strong>es zu Elektronischen<br />

Bürgerdiensten können somit weitgehend aufrechterhalten werden. Das<br />

gilt insbesondere für die Empfehlungen,<br />

• Elektronische Bürgerdienste prioritär auf kommunaler Ebene<br />

verfügbar zu machen und weitere Bürgerdienste auf Landes- und<br />

Bundesbene vorzugsweise als ergänzende Dienste zu begreifen bzw.<br />

diese, falls dies <strong>bei</strong>spielsweise wegen erforderlicher Behördengänge<br />

Sinn machen sollte, im Zugang auf die kommunale Ebene zu<br />

dezentralisieren;<br />

• die Elektronischen Dienste einer Einrichtung (z.B. Stadtverwaltung,<br />

Finanzamt) so weit wie möglich aus einer Hand anzubieten und<br />

eventuell zusätzliche Dienste aus anderen auch zentralen<br />

Einrichtungen mit einzubinden (z.B. eine Beratung in Rentenfragen in<br />

einem noch zu schaffenden „Gemeindeamt für Transferfragen“).<br />

Elektronische<br />

Verwaltungsdienste<br />

Fast alles, was<br />

sich im<br />

Privaten Sektor<br />

bewährt,<br />

machte<br />

angepasst in<br />

der Verwaltung<br />

Sinn.<br />

(12) Den ansonsten heterogenen Vorschlägen zu „Elektronischen<br />

Verwaltungsdiensten“ war häufig gemeinsam, dass sie Anwendungen<br />

nannten, die in der Privatwirtschaft üblich geworden sind und die sich - an<br />

die spezifischen Anforderungen der Verwaltung angepasst - nutzbringend<br />

im Sinne größerer Bürger- und Wirtschaftsfreundlichkeit einführen<br />

ließen. Allgemein wird eine Technologie- und Anwendungslücke in der<br />

Öffentlichen Verwaltung im Vergleich zum Privaten Sektor vermutet.<br />

Diese ließe sich verringern, indem ein Monitoring neuer Anwendungstrends<br />

in privaten Anwenderbranchen eingerichtet und damit verbunden<br />

kontinuierlich konkrete Einführungs- und Anpassungsbedarfe für die<br />

Öffentliche Verwaltung festgestellt würden.<br />

Lücke<br />

zwischen<br />

Erfordernissen<br />

an übergreifenden<br />

Lösungen ...<br />

... und tatsächlicher<br />

Praxis<br />

(13) Abermals wude <strong>bei</strong> den „Elektronischen Verwaltungsdiensten“ eine<br />

bedeutende Lücke zwischen den Erfordernissen ämter- und behördenübergreifender<br />

E-Government-Lösungen und der tatsächlichen E-<br />

Government-Praxis deutlich. Dies hat der Auflistung wünschenswerter<br />

zum Teil sehr weitgehender übergreifender Lösungen (<strong>bei</strong>spielsweise<br />

zwischen Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene) über die Jahre<br />

keinen Abbruch getan, ohne dass sich dazu je eine Gegenstimme<br />

gemeldet hätte. Auch ist nach Accenture mittlerweile auf der<br />

internationalen Ebene ein deutlicher Trend nicht nur zur horizontalen,<br />

sondern auch zur vertikalen Integration erkennbar (8. Faktenbericht,<br />

Kapitel 6.8.1).<br />

In einer Formulierung entsprechender Wünsche wurde 2004 eine<br />

bundeseinheitliche Vereinheitlichung von Praktiken vorgeschlagen:<br />

Nie eine ausdrückliche<br />

Gegenstimme<br />

dazu<br />

„Bundesweite Vereinheitlichung der Prozesse und Verfahren (z. B.<br />

regionale Kfz-Anmeldung durch eine Firmenzentrale braucht x-<br />

kommunale Verfahren, dito Erhebung von Kommunalsteuern). Probleme<br />

des förderalistischen Staates!“<br />

Ein anderer Experte ging gleich in die technischen Einzelheiten ämterübergreifender<br />

Projekte:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 200<br />

„Abgestimmte Datenaustauschformate und Schnittstellen zur Mehrfachverwertung<br />

von Daten in verschiedenen Anwendungen. Behördenübergreifender<br />

regelmäßiger Datenaustausch.“<br />

Auch günstige<br />

rechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

für<br />

übergreifende<br />

E-Government-<br />

Projekte<br />

Vereinbarkeit<br />

von dezentralem<br />

Service ...<br />

... und zentraler<br />

Technik ist kein<br />

technisches<br />

Problem.<br />

(14) Tatsächlich bestehen relativ günstige Voraussetzungen für die<br />

Umsetzung übergreifender E-Government-Lösungen einschließlich der<br />

damit vorzunehmenden Vereinheitlichungen und Vernetzungen:<br />

• Anders als im privaten Sektor, wo der Wettbewerb eine große<br />

Heterogenität und Inkompatibilität informationswirtschaftlicher Anwendungen<br />

erzeugt, machen die einheitliche Gesetzeslage und die darauf<br />

aufbauenden weitgehend einheitlichen Ausführungsbestimmungen<br />

eine Vielzahl übergreifender Lösungen möglich.<br />

• Technisch stellt es kein grundsätzliches Problem dar, auf dezentraler<br />

Gemeindeebene bürger- und wirtschaftsfreundliche Dienste aufzubauen<br />

und zu betreiben oder zumindest einen Zugang zu diesen<br />

Diensten zu eröffnen, auch wenn die notwendige Technik dafür auf<br />

zentraler Ebene vorgehalten wird.<br />

• Mit der teilweisen Zentralisierung von E-Government-Lösungen<br />

lassen sich erhebliche Kostenvorteile erzielen. Dies sollte angesichts<br />

der angespannnten Finanzlage öffentlicher Haushalte, insbesondere<br />

der Kommunen, als gewichtiges Argument gelten.<br />

Aber Umstellung<br />

ist teuer,<br />

...<br />

... Koordination<br />

aufwändig, ...<br />

(15) Wenn in den Stellungnahmen der Experten zu E-Government<br />

dennoch Jahr für Jahr direkt oder indirekt eine zu geringe ämterübergreifende<br />

Vereinheitlichung und Vernetzung beklagt wird, so dürfte dies<br />

vor allem folgende Gründe haben:<br />

• Angesichts häufig bestehender informationstechnischer Inseln zöge<br />

eine Vereinheitlichung bestehender Lösungen einen besonderen<br />

Aufwand nach sich. Dagegen würden sich die finanziellen Vorteile<br />

übergreifender E-Government-Lösungen erst nach mehreren Jahren<br />

voll einspielen.<br />

• Übergreifende Koordination im öffentlichen Bereich ist aufwändig und<br />

dürfte dem Amts- und Behördenleiter vorbehalten sein. Dieser dürfte<br />

seine Prioritäten häufig anders als für die Durchsetzung übergreifender<br />

E-Government-Projekte einsetzen (müssen). Im Zweifelsfall<br />

wird daher von vornherein auf die Inangriffnahme übergreifender<br />

E-Government-Projekte verzichtet und solches pragmatisch mit einem<br />

begrenzten Kooperationswillen der anderen Seite und einer<br />

mangelnden Machbarkeit (etwa angesichts bestehender Inkompatibiliitäten)<br />

begründet werden.<br />

• Im E-Government-Bereich wird nicht genügend zwischen rein<br />

technischen Dienstleistungen, die übergreifende E-Government-<br />

Lösungen ermöglichen würden, und weiteren Vorhaben, die die<br />

Autonomie und die Handlungsspielräume eines oder mehrerer der<br />

Partner tangieren könnte, unterschieden. Auf diese Weise können<br />

falsche Fronten entstehen.<br />

• Zwar ist eine bedeutende Autonomie von Stadtverwaltungen<br />

gegenüber der Landes- und Bundesebene demokratiepolitisch<br />

erwünscht. Diese Autonomie würde aber nicht sinnvoll<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 201<br />

... und die<br />

Unterscheidung<br />

zwischen<br />

technischen<br />

Diensten und<br />

politischen<br />

Entscheidungen<br />

fällt<br />

schwer.<br />

Electronic<br />

Democracy<br />

bleibt auf der<br />

Agenda.<br />

erwünscht. Diese Autonomie würde aber nicht sinnvoll<br />

wahrgenommen, wenn eine Gemeinde eine Kfz-Meldestelle technisch<br />

anders als die Nachbar-gemeinde regelt. Vielmehr hülfen ihr eine<br />

technische Zentralisierung standardisierbarer Leistungen, Kosten zu<br />

verringern und sich auf relevante politische Entscheidungen vor Ort zu<br />

konzentrieren.<br />

(16) Auch im Rahmen dieser Umfrage wiesen mehrere Experten auf die<br />

Möglichkeiten einer „Electronic Democracy“ hin. Elektronische Wahlen<br />

bleiben demnach ein allerdings nicht vorrangiges Thema auf der<br />

politischen Agenda.<br />

Elektronische<br />

Wirtschaftsdienste<br />

(17) Prioritäten zu Elektronischen Wirtschaftsdiensten, wie sie die<br />

Experten nach der Anzahl ihrer Nennungen setzten, sind in Tabelle 142<br />

wiedergegeben.<br />

Tabelle 142<br />

Prioritäten für Elektronische Wirtschaftsdienste<br />

im E-Government-Bereich<br />

Prioritäre Bereiche für Elektronische Wirtschaftsdienste<br />

(einschließlich Erfüllung von Informationsauflagen)<br />

Anteil an allen<br />

Nennungen in %<br />

1. Elektronisches Finanzamt, Zoll 14,5<br />

2. E-Procurement, Elektronisches Beschaffungswesen, Ausschreibungen 14,5<br />

3. Genehmigungsverfahren, unter anderem <strong>bei</strong> Bauten 6,8<br />

4. Abbau von Informationsauflagen, darunter Statistiken 6,0<br />

<strong>5.</strong> Sicherheitsprobleme 2,6<br />

<strong>5.</strong> Wirtschaftsförderung, Internationale Beziehungen 1,7<br />

6. Mitar<strong>bei</strong>tervermittlung 1,7<br />

7. E-Commerce 1,7<br />

Anwenderbranchen mit einem hohen Regulierungsgrad bzw.<br />

weitgehender Abhängigkeit von politischen Entscheidungen<br />

- Gesundheit 3,4<br />

- Verkehr 0,9<br />

53,5<br />

Prioritäre<br />

Aufgabenbereiche:<br />

Elektronisches<br />

Finanzamt und<br />

E-Procurement<br />

(18) Nach diesen Ergebnissen sind die prioritären Handlungsbereiche zur<br />

Verbesserung der Beziehungen zwischen Verwaltung und Wirtschaft über<br />

E-Government-Projekte<br />

• das „Elektronische Finanzamt (einschließlich Zoll)“ sowie<br />

• das „Elektronische Beschaffungs- und Auschreibungswesen (E-Procurement)“.<br />

Im Ranking der prioritären Aufgabenbereiche kam das „Elektronische<br />

Finanzamt“ insoweit zu einem leichten Vorsprung, als es von den<br />

Experten mehrheitlich an die erste Stelle der zu prioritisierenden<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 202<br />

Aufgabenbereiche gesetzt wurde. Hingegen wurden „E-Procurement,<br />

Beschaffungswesen“ mehrheitlich an die zweite oder dritte Stelle ihrer<br />

Nennungen gesetzt.<br />

Tägliche Erledigung<br />

von<br />

Routineaufgaben<br />

für die<br />

Verwaltung ...<br />

... wird als<br />

Belastung und<br />

Ärgernis<br />

empfunden.<br />

Bemühungen<br />

um Entlastung<br />

nicht ausreichend,<br />

...<br />

... Informationsauflagen<br />

nehmen eher<br />

noch zu.<br />

(19) Diese Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung der öffentlichen<br />

Verwaltung durch die alltäglichen Beziehungen zwischen Wirtschaft und<br />

Verwaltung und die Routineanforderungen der Verwaltung an die<br />

Informationswirtschaft geprägt wird. In diese Routineanforderungen<br />

gehen auch die Informationsauflagen für die Wirtschaft, <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Staitstiken, ein. Auf diese wurde nach 6 % aller Nennungen Bezug<br />

genommen.<br />

Bereits die Routinebeziehungen zwischen Wirtschaft und Verwaltung<br />

werden von der Informationswirtschaft als Belastung empfunden und zum<br />

Teil als unnötig angesehen. Kommen besondere Kooperationen zwischen<br />

Informationswirtschaft und Verwaltung hinzu, so sind diese bereits<br />

vorbelastet. Genehmigungsverfahren unter anderem in dem wichtigen<br />

Investitionsbereich der Bauten (7 % aller Nennungen) können dann als zu<br />

lange dauernd und zu kompliziert angesehen werden, weil es so ist, aber<br />

auch, weil man von vornherein wenig anderes als Ärger erwartet hat.<br />

Zwar haben die Behörden einiges unternommen, um die Zuar<strong>bei</strong>ten der<br />

(Informations-)Wirtschaft für sich <strong>bei</strong>spielsweise im Bereich der Steuererhebung<br />

zu erleichtern. Diese Anstrengungen werden von der<br />

(Informations)Wirtschaft aber als unzureichend angesehen.<br />

Im Bereich der Informationsauflagen gibt es sogar Tendenzen zu zusätzlichen<br />

Belastungen. Es sollte daher sowohl <strong>bei</strong> bestehenden als auch <strong>bei</strong><br />

neuen Informationsanforderungen des Staates an die Wirtschaft geprüft<br />

werden, ob nicht mehr als bisher auf Stichproben statt auf Totalerhebungen<br />

zurückgegriffen werden kann.<br />

Wirtschaftsförderung<br />

und<br />

weitere direkte<br />

Hilfen ....<br />

(20) Elektronische Beschaffung und Elektronische Ausschreibungen<br />

beziehen sich unmittelbar auf das Akquisitionsinteresse der Informationswirtschaft<br />

oder allgemeiner der Wirtschaft. Es war daher zu erwarten,<br />

dass dieser Bereich wie schon in der Umfrage für den 4. <strong>Trendbericht</strong><br />

vergleichsweise häufig genannt wurde. Dort wurde auch vorgeschlagen,<br />

das öffentliche Beschaffungswesen nach dem Vorbild des privaten<br />

Sektors mit Hilfe elektronischer Medien zu modernisieren.<br />

... vergleichsweise<br />

bedeutungslos<br />

(21) Hingegen wurde der Bereich der „Wirtschaftsförderung“ (einschließlich<br />

der „Internationalen Beziehungen“), mit denen den Interessen<br />

der Unternehmungen, insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen,<br />

direkt gedient werden soll, lediglich von zwei Experten genannt.<br />

Demnach sollten sich B2G-Projekte nicht auf Bereiche direkter Hilfen für<br />

Unternehmen konzentrieren.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 203<br />

Zusätzliche<br />

besondere<br />

Bedeutung von<br />

Maßnahmen ...<br />

... zur Verbesserung<br />

des<br />

Kooperationsprozesses<br />

Wechselseitige<br />

Vernetzung<br />

An zuverlässigem<br />

und handlungsfähigem<br />

Partner im<br />

Öffentlichen<br />

Bereich<br />

gelegen<br />

Flexibilisierung<br />

und Ausweitung<br />

von<br />

Dispositionsspielräumen<br />

im<br />

Interesse von<br />

E-Government<br />

(22) Der Effektuierung laufender Kooperationsbeziehungen können nicht<br />

nur E-Government-Projekte dienen. Hinzukommen sollte aus der Sicht<br />

der befragten Experten der Abbau von Informations- und Kommunikationsbarrieren<br />

in laufenden Verhandlungen, das Eingehen von Partnerschaften<br />

wenn nicht die Gründung von Public Private Partnerships <strong>bei</strong><br />

größeren Projekten sowie weitere nicht-technische Erleichterungen im<br />

gemeinsamen Umgang. Auf diese und weitere Nennungen zum<br />

Kooperationsprozess entfielen 9 % aller Nennungen.<br />

In 3 % ihrer Aussagen gingen die Experten zusätzlich auf Möglichkeiten<br />

einer wechselseitigen Vernetzung zwischen Verwaltung und Wirtschaft<br />

und auf die Bedeutung gemeinsamer Standards ein, ohne diese auf<br />

bestimmte E-Government-Bereiche zu beziehen.<br />

Eine besondere Bedeutung des Kooperationsprozesses für das Gelingen<br />

der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Wirtschaft und Verlagen wird durch die<br />

Ergebnisse aus früheren <strong>Trendbericht</strong>en belegt. So ergab sich<br />

insbesondere im 3. <strong>Trendbericht</strong>, dass der Privatwirtschaft vorzugsweise<br />

an einem zuverlässigen und längerfristig handlungsfähigen Partner im<br />

öffentlichen Bereich in gemeinsamen Projekten gelegen ist.<br />

Eine Flexibilisierung bestehender Handlungsmöglichkeiten und eine<br />

Ausweitung von Entscheidungsspielräumen <strong>bei</strong> den direkten Partnern der<br />

Informationswirtschaft innerhalb der Verwaltung (<strong>bei</strong> womöglich gleichzeitiger<br />

Zentralisierung technischer Dienste) können zum Erfolg von E-<br />

Government-Projekten unter Beteiligung der Informationswirtschaft <strong>bei</strong>tragen.<br />

Analogiemöglichkeiten<br />

zu<br />

E-Health<br />

(23) Von 3 % aller Experten wurde „E-Health“ beziehungsweise das<br />

„Gesundheitswesen“ als proritärer Bereich für E-Govenment-Projekte<br />

genannt. Ein angelaufenes Projekt, für das sich die vorliegenden E-<br />

Government-Erfahrungen als nützlich erweisen können, ist die<br />

„Elektronische Gesundheitskarte“ (8. Faktenbericht, Kapitel 6.8.3). Ein<br />

weiterer Experte nannte mit dem „Verkehr“ eine weitere Anwenderbranche<br />

außerhalb der öffentlichen Verwaltung.<br />

Damit wird erneut auf bestehende Übertragungsmöglichkeiten von<br />

Ergebnissen der öffentlichen Verwaltung auf das Gesundheitswesen und<br />

in geringerem Maße auf hochregulierte private Branchen - dies selbstverständlich<br />

unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieser Sektoren -<br />

verwiesen.<br />

(24) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

E-Government<br />

auch aus der<br />

Sicht der<br />

Wirtschaft<br />

sehen<br />

• Die primär verwaltungsbezogene Sicht auf E-Government-Fragen<br />

sollte durch eine wirtschafts- und informationswirtschaftliche sowie<br />

eine bürgerbezogene Sicht ergänzt werden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 204<br />

Generelles<br />

Interesse an<br />

Verbesserung<br />

der Kooperationsbeziehungen<br />

Bereits<br />

Routinebeziehungen<br />

als<br />

Belastung<br />

gesehen<br />

Optimierung<br />

des Kooperationsprozesses<br />

E-Procurement<br />

und E-Ausschreibungen<br />

Lag <strong>bei</strong> Elektronischen<br />

Wirtschaftsdiensten<br />

Reduktion der<br />

täglichen<br />

Anforderungen<br />

Steuererhebung,<br />

Informationsanforderungen<br />

und<br />

Genehmigungspraxis<br />

Direkte Hilfen<br />

hingegen nachgeordnet<br />

Zentralisierung<br />

technischer<br />

Dienste<br />

erwünscht<br />

Notwendige<br />

Schritte auf<br />

dem Weg ...<br />

• Informationswirtschaft und Wirtschaft sind an E-Government<br />

vorzugweise interessiert, um ihr Zusammenwirken mit der öffentlichen<br />

Verwaltung in einer Mehrzahl von Aufgabenbereichen und Problemdimensionen<br />

zu verbessern und die Anforderungen der Verwaltung an<br />

sich zu verringern. Dafür ist E-Government ein wichtiges Instrument.<br />

• Die Informationswirtschaft sieht die täglichen Beziehungen zur<br />

Verwaltung als belastend und die Routineanforderungen an sie als<br />

zum Teil unnötig an. Weitere Kooperationen mit der Verwaltung<br />

<strong>bei</strong>spielsweise im Bereich von Genehmigungsverfahren können daher<br />

von vornherein unter einem Vorbehalt stehen.<br />

• Zwecks Optimierung des Kooperationsprozesses zwischen Wirtschaft<br />

und Öffentlicher Wirtschaft ist der Informationswirtschaft und<br />

Wirtschaft vor allem an einem zuverlässigen sowie längerfristig<br />

handlungs- und entscheidungsfähigen Partner gelegen.<br />

• Darüber hinaus ist die Informationswirtschaft am Öffentlichen Bereich<br />

als Kunden und in E-Government-Fragen vorzugsweise an E-Procurement<br />

und E-Ausschreibungen interessiert.<br />

• Elektronische Wirtschaftsdienste hinken nach Konzeptualisierung und<br />

Implementierung teilweise hinter der Verbreitung Elektronischer<br />

Verwaltungs- und Bürgerdienste her. Dieses Lag sollte wenigstens<br />

teilweise wettgemacht werden.<br />

• Informationswirtschaft und Wirtschaft geht es besonders darum, das<br />

„Elektronische Finanzamt“ effizienter zu gestalten, Genehmigungsverfahren<br />

insbesondere <strong>bei</strong> Bauten zu verkürzen und zu entbürokratisieren<br />

sowie Informationsanforderungen an die Wirtschaft<br />

abzubauen.<br />

• Bei den Informationsanforderungen sollte mehr als bislang geprüft<br />

werden, ob man mit Stichproben statt mit Vollerhebungen auskommen<br />

kann.<br />

• Im Vergleich zu diesen zu prioritisierenden Aufgabenbereichen haben<br />

E-Government-Projekte <strong>bei</strong> direkten Hilfen für die Unternehmen,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise in der Wirtschaftsförderung, eine nachgeordnete<br />

Bedeutung.<br />

• Einer weitgehenden Kundenfreundlichkeit und Dezentralität öffentlicher<br />

Dienste steht eine aus Kostengründen erwünschte Zentralisierung<br />

der dahinter stehenden technischen Dienste nicht entgegen.<br />

Eine solche würde vielmehr der Kostenentlastung und der<br />

Konzentrierung von Politik und Verwaltung auf ihre eigentlich<br />

wichtigen Aufgaben dienen.<br />

• Nach wie vor wird eine bedeutende Lücke zwischen der Notwendigkeit,<br />

zu ämter- und behördenübergreifenden E-Government-<br />

Lösungen zu kommen, und der tatsächlichen Praxis gesehen.<br />

Hilfreich könnte hier eine Förderpolitik zugunsten der Entwicklung und<br />

Erprobung übergreifender Lösungen mit verallgemeinerungsfähigen<br />

Ergebnissen sowie ein Monitoring informationswirtschaftlicher<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Neue Geschäftsbereiche 205<br />

... zu ämterund<br />

behördenübergreifenden<br />

Lösungen<br />

Ähnliches gilt<br />

für E-Health<br />

Ergebnissen sowie ein Monitoring informationswirtschaftlicher<br />

Anwendungen im Privaten Sektor im Hinblick auf bestehende<br />

Übertragungsmöglichkeiten auf den Public Sector sein.<br />

• Die für die öffentliche Verwaltung gezogenen Schlussfolgerungen<br />

lassen sich zum Teil auf das Gesundheitswesen und auf<br />

hochregulierte private Sektoren übertragen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 206<br />

Themenschwerpunkt VI:<br />

Market Driver und Marktbarrieren<br />

22. EU-Osterweiterung<br />

22.1 Die Frage<br />

„Wirkt sich die Osterweiterung der Europäischen Union positiv oder weniger positiv auf<br />

diverse informationswirtschaftliche Entwicklungen aus?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Sehr positive Folgen“) und „6“ („Sehr<br />

negative Folgen“).“<br />

22.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 143<br />

Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung<br />

Bewertung der Folgen der EU-Osterweiterung ... Mittelwert Anzahl der<br />

Nennungen<br />

„Stimmungsindikator“<br />

... auf Innovationsmöglichkeiten 2,14 177 0,50<br />

... auf den Absatz 2,34 180 2,67<br />

... auf Zuliefermöglichkeiten 2,37 176 1,00<br />

Durchschnittliche Bewertungen<br />

der Folgen auf Wirkungsbereiche<br />

2,62 892 0,81<br />

... auf den Wettbewerb 2,74 178 -<br />

... auf weitere Bereiche 3,25 4 0,38<br />

... auf Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen 3,49 177 0,25<br />

Bewertung insgesamt 2,74 34 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 207<br />

Tabelle 144 Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung –<br />

Zusätzliche Begründungen<br />

Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

In %<br />

(Vorrangig) Positive Beurteilungen 21 39,6<br />

Allgemeine positive Einschätzung 2 3,8<br />

Absatz, Nachholbedarf im Osten 11 20,8<br />

Zuliefermöglichkeiten, Produktionsmöglichkeiten<br />

3 5,7<br />

<strong>bei</strong> geringeren Kosten im Osten<br />

Innovationsmöglichkeiten 2 3,8<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze, Know how 2 3,8<br />

Weniger Reglementierungen 1 1,9<br />

Ambivalente Bewertungen 2 3,8<br />

(Vorrangig) Negative Bewertungen 26 49,1<br />

Allgemeine Bewertung 2 3,8<br />

Geringerer Absatz auf Binnenmarkt, Zunahme von Importen 3 5,7<br />

Zuliefermöglichkeiten, Produktionsverlagerungen 3 5,7<br />

Innovationsmöglichkeiten 4 7,5<br />

Herausforderung an eigene Flexibilität 1 1,9<br />

Wettbewerb 1 1,9<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze, Ar<strong>bei</strong>tsmöglichkeiten, geringeres Einnahmenniveau 8 1<strong>5.</strong>1<br />

Stimmung, Befürchtungen und Misstrauen 3 5,7<br />

Entgehende Steuereinnahmen 1 1,9<br />

Kaum oder keine Einflüsse 4 7,5<br />

N 53 -<br />

22.3 Interpretation<br />

Folgen der<br />

Osterweiterung<br />

nur mit „3 +“<br />

bewertet<br />

(1) Die Folgen der EU-Osterweiterung auf informationswirtschaftliche<br />

Entwicklungen wurden von den befragten Experten im Durchschnitt,<br />

• bezogen auf die Nennungen aller Wirkungsbereiche von den<br />

„Absatzchancen“ bis zur Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen, mit der<br />

Note 2,62 oder „2 bis 3“ (<strong>bei</strong> 892 Bewertungen);<br />

• ganz allgemein gefragt, mit der Note 2,74 oder „3 plus“ bewertet (<strong>bei</strong><br />

allerdings nur 34 teilnehmenden Experten).<br />

Das ist keine euphorische Einstufung. Es stellt sich sogar die Frage, ob<br />

<strong>bei</strong> der „EU-Osterweiterung“ von einem informationswirtschaftlichen<br />

Market Driver gesprochen werden kann.<br />

Gründe für<br />

eine positivere<br />

Bewertung<br />

(2) Eine optimistischere Bewertung hätte sich angesichts der folgenden<br />

Größen erwarten lassen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 208<br />

• die besonderen Chancen der deutschen Informationswirtschaft auf<br />

den mittelosteuropäischen Märkten wegen der geografischen Nähe<br />

und dem seit Jahrzehnten eingespielten Kooperationsbeziehungen<br />

zwischen der deutschen Wirtschaft und den ostmittel- und<br />

osteuropäischen Ländern im Rahmen des Osthandels;<br />

• die bis in die Jahrzehnte des „Kalten Krieges“ zurückreichende<br />

Bereitschaft zu einem besonderen Engagement auf <strong>bei</strong>den Seiten<br />

und die besonderen wirtschaftlichen Hoffnungen nach dem Fall der<br />

Berliner Mauer im Jahre 1989;<br />

• der vor wenigen Jahren noch bestehende allgemeine Konsens, dass<br />

der Beitritt neuer Mitgliedsländer der Wirtschaft und dem Wohlstand<br />

aller Mitgliedsländer in der Europäischen Union zugutekommen.<br />

Gründe für<br />

eine<br />

skeptischere<br />

Bewertung<br />

(3) Andererseits lassen sich Problemgrößen finden, auf die sich eine<br />

größere Skepsis im Hinblick auf die Ost-Erweiterung der Europäischen<br />

Union zurückführen lässt:<br />

• die nach wie vor begrenzte „Ability to Pay“ der mittelost- und<br />

osteuropäischen Länder;<br />

• als Bedrohungen wahrgenommene Produktionsverlagerungen nach<br />

Osteuropa;<br />

• die faktisch bereits in Gang gekommene, aber in den wahren<br />

Größenordnungen noch bevorstehende Einbeziehung osteuropäischer<br />

Ar<strong>bei</strong>tskräfte auf dem europäischen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt;<br />

• die zunehmende Kompliziertheit und Intransparenz politischer<br />

Prozesse auf europäischer Ebene und die stärkere Verbreitung<br />

kritischer Haltungen gegenüber der Europäischen Union auch in<br />

Deutschland;<br />

• Missstimmungen wegen eines rückläufigen deutschen Einflusses<br />

innerhalb der EU und Befürchtungen, dass sich der bisherige<br />

verteilungspolitische Ausgleich zwichen den Mitgliedsländern nach<br />

dem Beitritt weiterer Länder nicht mehr finanzieren lässt;<br />

• eine gedrückte Stimmung angesichts kritischer Diskussionen zum<br />

Stand der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und einer als<br />

nicht ausreichend wahrgenommenen Reformpolitik.<br />

Allgemeine<br />

Stimmung zog<br />

Bewertungen<br />

nach unten<br />

(4) Auch die allgemeine politische Stimmungslage dürfte die Bewertungen<br />

zur EU-Osterweiterung nach unten gezogen haben. Solches wird<br />

durch das Ergebnis nahegelegt, dass die durchschnittliche Benotung aller<br />

Wirkungsbereiche 2,62 betrug, während die allgemeine Benotung ohne<br />

Bezugnahme auf bestimmte Wirkungsbereiche auf 2,74 sank.<br />

Polarisierung<br />

der Bewertungen<br />

....<br />

... zwischen<br />

Entwicklung<br />

der Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

...<br />

(5) Die Bewertungen der Experten differiert um 1,35 Noten zwischen der<br />

Note 2,14 für die Folgen der EU-Osterweiterung auf die bestehenden<br />

Innovationsmöglichkeiten und der Note 3,49 für die Folgen auf die<br />

Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen.<br />

Hier lässt sich insoweit von einer Polarisierung der Bewertungen<br />

sprechen, als nur die Bewertungen der Folgen der EU-Osterweiterung auf<br />

die Ar<strong>bei</strong>tsplatzsituation unterdurchschnittlich ausfielen (von den<br />

„Weiteren Bereichen“ zuunächst abgesehen). Hingegen kamen die<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 209<br />

... und allen<br />

anderen<br />

Bewertungen<br />

„Weiteren Bereichen“ zuunächst abgesehen). Hingegen kamen die<br />

Folgen der EU-Osterweiterung auf die Innovationsmöglichkeiten, den<br />

Absatz und die Zuliefermöglichkeiten zu überdurchschnittlichen<br />

Bewertungen (duchschnittliche Bewertung: Folgen der EU-Osterweiterung<br />

auf den Wettbewerb).<br />

Wenn die EU-Osterweiterung demnach von der Informationswirtschaft<br />

kritisch gesehen wird, so liegt dies vor allem an den befürchteten<br />

negativen Wirkungen auf die Ar<strong>bei</strong>tsplätze in Deutschland.<br />

Zwar gingen nur vier Experten auf „Weitere Bereiche“ ein, hielten also die<br />

durch den Fragebogen vorgelegte Klassifizierung für ergänzungsbedürftig.<br />

Aber im Gegensatz zu den sonst üblichen positiven<br />

Bewertungen von Nennungen in der Rubrik „Weitere Bereiche“ fiel die<br />

Bewertung mit 3,25 oder „3 minus“ sehr negativ aus.<br />

Stimmungsindikator<br />

zur Osterweiterung:<br />

0,81<br />

(6) Verbessert sich die Stimmungslage zur EU-Osterweiterung, wenn die<br />

zusätzlichen Kommentare der Experten herangezogen werden? Das ist<br />

nicht der Fall: Den 21 vorrangig positiven Beurteilungen der EU-<br />

Osterweiterung standen 26 vorrangig negative Beurteilungen <strong>bei</strong> nur<br />

wenigen eindeutig ambivalenten Aussagen gegenüber. Der Wert des<br />

entsprechenden Stimmungsindikators (Anzahl der positiven Stimmen<br />

geteilt durch Anzahl der negativen Stimmen) beträgt demnach 0,81.<br />

„Stimmungsindikator“<br />

nur ...<br />

.. <strong>bei</strong><br />

voraussichtlicher<br />

Absatzentwicklung<br />

positiv<br />

(7) Teilt man die Anzahl der positiven Stimmen durch die Anzahl der<br />

negativen Stimmen und erhält auf diese Weise die Werte der<br />

„Stimmungsindikators“ für die verschiedenen Wirkungsbereiche, so wird<br />

erneut eine allerdings andere Polarisierung sichtbar. Einzig die Folgen der<br />

EU-Osterweiterung auf den Absatz wurden in den zusätzlichen Kommentaren<br />

positiv, also mit einem Wert über 1,0, bewertet (2,67).<br />

Hingegen hielten sich die positiven und negativen Stimmen <strong>bei</strong> den<br />

„Innovationsmöglichkeiten“ und den „Zuliefermöglichkeiten“ die Waage<br />

und fielen die Werte zu den Folgen der EU-Osterweiterung auf die<br />

„Weiteren Bereiche“ mit 0,38 und auf die Ar<strong>bei</strong>tsmarktsituation mit 0,25<br />

sehr negativ aus.<br />

Hier noch am<br />

ehesten ...<br />

... eine<br />

Aufbruchstimmung<br />

(8) Noch am ehesten wird eine Aufbruchstimmung erkennbar, wenn die<br />

positiven Kommentare zur Absatzentwicklung herangezogen werden.<br />

Gelegentlich war sogar von einem bestehenden Nachholbedarf der<br />

mittelosteuropäischen Länder die Rede. Zum Beispiel:<br />

„Auch wenn die Strukturen und das Know how in Osteuropa uneinheitlich<br />

und teils schwierig sind, birgt der neue Markt doch überwiegend Chancen:<br />

sowohl durch neue Kunden als auch durch neue Produktionsmöglichkeiten<br />

und Humanressourcen.“<br />

„Durch wachsende Technologiekompetenz können Ar<strong>bei</strong>tsaufgaben nach<br />

Osten verlagert werden. Geringere Ar<strong>bei</strong>tskosten. Absatz für IT+TK<br />

wächst.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 210<br />

„Entwicklung und Verbreitung des Internet liegt zurzeit zu weit zurück.“<br />

„Insgesamt dürfte die Osterweiterung einen leicht positiven Einfluss<br />

haben, da in Zukunft vermehrt Informationsdienstleistungen aus Deutschland<br />

über die neuen EU-Länder benötigt werden sowie natürlich auch<br />

umgekehrt Informationsprodukte aus diesen neuen EU-Ländern.“<br />

„Neuer Absatzmarkt, aber auch neuer Produktionsstandort.“<br />

„There is bound to be turmoil as the wider EU finds a new equilibrium, but<br />

overall this will be generally positive for information services over a period<br />

of time.“<br />

„Wir entwickeln z.B. Homepages für deutsche Unternehmen in Ost-<br />

Ländern. Warum sollten da nicht auch andere Services "mitwandern"?“<br />

Aber selbst <strong>bei</strong><br />

Absatz Einschränkungen<br />

(9) Allerdings gab es auch auf der Absatzseite negative Kommentare.<br />

Diese Beurteilungen wurden im Einzelnen begründet mit<br />

• der weiterhin geringen Nachfrage und Kaufkraft in den Beitrittsländern,<br />

• dem Import von Billigprodukten und<br />

• einer wahrscheinlich negativen Dienstleistungsbilanz für Deutschland<br />

im Verhältnis zu den neuen Beitrittsländern.<br />

Beitrittsländer<br />

weniger für<br />

Absatz ...<br />

... als für die<br />

Produktion?<br />

(10) Auch wurden die größeren Absatzchancen in den positiven<br />

Kommentaren mehrfach mit Nearshore-Tendenzen und Rationalisierungsstrategien<br />

in Verbindung gebracht. Dies lässt darauf schließen,<br />

dass zumindest Teile der Informationswirtschaft neue Engagements in<br />

Osteuropa nicht vorrangig als eine Erschließung neuer Absatzmärkte,<br />

sondern als Verteidigung etablierter Märkte anderswo mit Hilfe kostengünstigerer<br />

Produktionsstandorte auf Kosten heimischer Standorte sahen.<br />

Stimmungsindikator<br />

<strong>bei</strong> Innovationsmöglichkeiten<br />

0,50<br />

Innovationen<br />

im Zusammenhang<br />

mit<br />

Kostenreduktionen<br />

gesehen<br />

„In grenzüberschreitenden Projekten können innovative Anwendungen<br />

trotzdem bezahlbar entwickelt werden.“<br />

(11) Die Spitzenbenotung der EU-Osterweiterung für bestehende<br />

Innovationsmöglichkeiten mit 2,14 im Ankreuzverfahren ist angesichts<br />

eines „Stimmungsindikators“ von 0,50 <strong>bei</strong> den zusätzlichen Kommentaren<br />

zu relativieren.<br />

Auch in den positiven Kommentare wurde teilweise ein Zusammenhang<br />

mit notwendigen Kostenreduzierungen am heimischen Standort hergestellt:<br />

Bedrohungsszenarien<br />

...<br />

(12) In den negativen Kommentaren überwogen hingegen Bedrohungsszenarien<br />

und breitete sich eine geradezu düstere Stimmung aus:<br />

... und düstere<br />

Stimmung<br />

„In Deutschland wird nichts mehr kreativ entwickelt. Wir konkurrieren<br />

lieber mit chinesischen Tütenklebern.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 211<br />

lieber mit chinesischen Tütenklebern.“<br />

„In our experience, there is interest in products <strong>bei</strong>ng used in the West but<br />

a tendency to "copy" ideas and develop them internally. East Europe had<br />

no shortage of ideas and education but a shortage of money.“<br />

„Innovative Köpfe aus den neuen Ländern bedrohen heimische Wirtschaft.<br />

Bezahlt wird von den alten Ländern. Dennoch wertvolle Impulse<br />

und kreative Ideen. Neue Märkte werden erschlossen.“<br />

Hochwertige<br />

Innovationspotenziale<br />

in<br />

den Beitrittsländern<br />

führen<br />

nicht zwangsläufig<br />

...<br />

... zu<br />

Innovationsvorteilen<br />

für<br />

Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland<br />

(13) Demnach wurden die ostmitteleuropäischen Länder in Produktionszusammenhängen<br />

nicht nur als Niedriglohnland, sondern auch als<br />

Anbieter hochwertiger Qualifikationen zur Kenntnis genommen:<br />

• Zwar versagte das sozialistische System aus informationswirtschaftlicher<br />

Sicht nicht <strong>bei</strong> der Vermittlung, sondern „nur“ <strong>bei</strong> der<br />

Nutzung fachlicher Qualifkationen. Die Systeme des Qualifikationserwerbs<br />

haben sich in den Transformationsjahren nicht so verändert,<br />

dass nicht qualitativ hochwertige und europaweit wettbewerbsfähige<br />

Ar<strong>bei</strong>tskräfte auch im Bereich hoher und höchster informationstechnischer<br />

Qualifikationen zur Verfügung stünden.<br />

• Diese Qualifikationen können auch den internationalen Wettbewerbern<br />

der deutschen informationswirtschaftlichen Unternehmen zugutekommen<br />

wie den aufstrebenden ostmitteleuropäischen Unternehmen.<br />

• Angesichts vergleichbarer Qualifikationen, aber höherer Lohnkosten<br />

kann Deutschland ein längerfristiger schmerzlicher Anpassungsprozess<br />

innerhalb der Europäischen Union bevorstehen.<br />

Ähnlich urteilen Towers Perrin, die Beispiele für eine Anpassung der<br />

Gehälter in alten EU-Mitgliedsländern nach unten an die ostmitteleuropäische<br />

Lohnniveau identifiziert haben und eine Angleichung des<br />

Lohnniveaus im gesamten Wirtschaftsraum Europa voraussehen (8.<br />

Faktenbericht, Kapitel 4.1.3).<br />

Wirkungen auf<br />

Wetbewerb<br />

2,74<br />

(14) Die Folgen der EU-Osterweiterung auf den Wettbewerb wurde von<br />

den Experten mit 2,74 oder 3 + bewertet Ein Statement, dass sich auf<br />

den Wettbewerb bezog, passte gut in die oben dargestellten Bedrohungsszenarios:<br />

„Neue Länder können sich exzellent neu aufstellen, um international im<br />

Wettbewerb zu bestehen.“<br />

Verfügbarkeit<br />

von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen:<br />

(15) Die Folgen der EU-Osterweiterung auf die Verfügbarkeit von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen in Deutschland wurden von den befragten Experten<br />

ausgesprochen negativ bewertet:<br />

• Auf keinen anderen Bereich gingen die Experten in ihren zusätzlichen<br />

Stellungnahmen häufiger ein, von den Kommentaren zu<br />

Absatzmöglichkeiten abgesehen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 212<br />

Stimmungsindikator<br />

0,25<br />

Westeuropäische<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter ....<br />

... in der<br />

Qualifikation<br />

gleichwertig, ...<br />

• In ihrer Bewertung gaben die Experten den Folgen der EU-<br />

Osterweiterung auf die Verfügbarkeit von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen die Note 3,49<br />

oder „3 bis 4“. Das ist <strong>bei</strong> Experten, die unternehmerische Funktionen<br />

wahrnehmen und in dieser Funktion auf „Optimismus“ abonniert sind,<br />

eine schlechte Bewertung. Ähnliche Bewertungen wurden <strong>bei</strong><br />

vergleichbaren Fragestellungen in früheren <strong>Trendbericht</strong>en nur selten<br />

erreicht.<br />

• Der Wert des Stimmungsindikators erreicht <strong>bei</strong> der „Verfügbarkeit von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen“ mit 0,25 den schlechtesten Wert.<br />

Beispiele für Kommentare dazu sind:<br />

„Die EU-Osterweiterung könnte (theoretisch) positive Auswirkungen<br />

haben, z.B. im Hinblick auf Innovationen. Es ist jedoch zu befürchten,<br />

dass die EU-Osterweiterung nur der Erhöhung der Zahl der Niedriglohnländer<br />

bzw. Billigsteuerländer dient.“<br />

„Erweitertes Pool von spezialisierten Ar<strong>bei</strong>tern. Neue Ar<strong>bei</strong>tschancen in<br />

osteuropäischen Ländern, weniger Chancen zuhause.“<br />

... in den<br />

Ar<strong>bei</strong>tskosten<br />

unterlegen<br />

„Hohes Potenzial hoch motivierter Ar<strong>bei</strong>tskräfte. Moderates Lohnniveau.<br />

Absatzmarkt noch unterentwickelt, aber potenzialstark.“<br />

„Import von Billigprodukten. Verfügbarkeit von Personal zu niedrigen<br />

Löhnen wird erleichtert.“<br />

„Wegfall von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen.“<br />

Ausdrückliche<br />

Verweise auf<br />

schlechte<br />

Stimmung ...<br />

...meistens im<br />

Zusammenhang<br />

mit der<br />

Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik<br />

(16) In mehreren Stellungnahmen wurde auf eine schlechte Stimmung im<br />

Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung meistens unter Bezugnahme<br />

auf die Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik verwiesen:<br />

„Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit hoch, Frustration ebenso. Allerdings bessere Absatzmöglichkeit<br />

<strong>bei</strong> kleineren Gütern.“<br />

„Fern der Ostgrenzen fehlt die Einsicht für Chancen. Darum wird sich der<br />

Einfluss gering halten. Noch überwiegen Befürchtungen und gegenseitiges<br />

Mißtrauen.“<br />

Ambivalente<br />

Hinweise auf<br />

Politik ...<br />

... und<br />

politische<br />

Rahmenbedingungen<br />

(17) Die Beurteilungen politischer Zusammenhänge, nach denen nicht<br />

ausdrücklich gefragt worden war, fielen insgesamt gesehen ambivalent<br />

aus. Während ein Experte auf die geringeren Reglementierungen in den<br />

ostmitteleuropäischen Ländern und damit auf einen Vorteil für sich dort<br />

ansiedelnde deutsche Unternehmen hinwies, gingen anderere Experten<br />

auf die Steuerausfälle für den deutschen Fiskus im Falle von<br />

Produktionsverlagerungen und auf einen von den ostmitteleuropäischen<br />

Ländern in Gang gesetzten Steuerwettbewerb zwischen den EU-<br />

Mitgliedsländern ein.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 213<br />

Informationswirtschaftlicher<br />

Osthandel im<br />

Bezugsrahmen<br />

...<br />

...von Restrukturierungsmaßnahmen<br />

und Nearshore-<br />

Strategien<br />

• Die Beitrittsländer stellen für informationswirtschaftliche Unternehmen<br />

insoweit eine Chance dar, als sie qualifiziertes Personal auf allen<br />

Kompetenzebenen und kostengünstige Produktionsstandorte offerieren.<br />

Ein Eingehen auf diese Angebote wird als problematisch<br />

empfunden, weil es zu einem Stellenabbau an deutschen Produktionsstandorten<br />

führt. Die Unternehmen werden zwar über entsprechende<br />

Strategien gesichert, der Produktionsstandort Deutschland<br />

aber – konstant bleibende Rahmenbedingungen vorausgesetzt – geschwächt.<br />

Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik<br />

verschärft sich<br />

mit Freizügigkeit<br />

weiter.<br />

Absatz positiv,<br />

aber<br />

Bedeutung eingeschränkt<br />

Allgemein<br />

gedrückte<br />

Stimmung wirkt<br />

sich auch <strong>bei</strong><br />

spezifischen<br />

Problemen<br />

aus.<br />

Befunde gelten<br />

vermutlich für<br />

andere<br />

Branchen.<br />

Angemessene<br />

Handlungsebene:<br />

allgemeine<br />

Wirtschafts-<br />

und<br />

Reformpolitik ...<br />

... für Verbesserung<br />

des<br />

Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland<br />

(18) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />

sich:<br />

• Die deutsche Informationswirtschaft sieht die EU-Osterweiterung<br />

weniger im Kontext zusätzlich zu erschließender oder auszubauender<br />

Absatzmärkte als im Bezugsrahmen von Restrukturierungsmaßnahmen<br />

und Nearshore-Strategien.<br />

• Mit der in wenigen Jahren bevorstehenden Freizügigkeit ostmitteleuropäischer<br />

Ar<strong>bei</strong>tskräfte wird sich die Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik in<br />

Deutschland weiter verschärfen.<br />

• Die voraussichtliche Absatzentwicklung in den ostmitteleuropäischen<br />

Ländern wird von der deutschen Informationswirtschaft positiv<br />

bewertet. Deren Bedeutung bleibt allerdings hinter der Ar<strong>bei</strong>tsstellenproblematik<br />

in Deutschland zurück.<br />

• Die gegenwärtige Diskussion um die Europapolitik und die aktuelle<br />

Reformpolitik in Deutschland dürften zu einer teilweise gedrückten<br />

Stimmung in Zusammenhängen mit der EU-Osterweiterung <strong>bei</strong>getragen<br />

haben.<br />

• Da es sich <strong>bei</strong> der deutschen Informationswirtschaft weiterhin um eine<br />

der viel versprechendsten Branchen handelt, dürfte die Stimmung in<br />

anderen Branchen im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung<br />

nicht besser sein.<br />

• Die aufgezeigten Probleme sind wirtschaftspolitisch relevant. Wie die<br />

Erörterungen zu Outsourcing und Offshoring an anderer Stelle dieses<br />

Berichtes gezeigt haben, können die Unternehmen auf die Option des<br />

Offshoring im Rahmen einer umfassenden Modernisierungs- und<br />

Sicherungsstrategie aber nicht verzichten.<br />

• Die vorliegenden Ergebnisse sind gut geeignet, auf die Dringlichkeit<br />

geeigneter Maßnahmen zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland zu verweisen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 214<br />

23. Patentierbarkeit von Software<br />

23.1 Die Frage<br />

„Sollte die Patentierbarkeit von Software, wie sie gegenwärtig möglich ist, eher<br />

eingeschränkt, <strong>bei</strong>behalten oder ausgeweitet werden?“<br />

23.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 145<br />

Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten<br />

oder ausweiten? - Insgesamt<br />

Absolut In %<br />

Eher einschränken 86 47,5<br />

Eher <strong>bei</strong>behalten 76 42,0<br />

Eher ausweiten 19 10,5<br />

N 181 -<br />

Tabelle 146<br />

Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten<br />

oder ausweiten?<br />

Bewertungsindikatoren nach Sektoren und Branchen<br />

Allgemein 5,10<br />

Ankreuzverfahren 4,53<br />

Zusätzliche Kommentare 5,67<br />

Private Anbieter 6,02<br />

Tele- und Mobilkommunikation 5,00<br />

Informations- und Kommunikationstechnik 7,00<br />

Elektronische Informationsdienste 5,00<br />

E-Commerce, Online-Werbung 5,50<br />

Private Anwender 4,75<br />

Öffentlicher Bereich 4,13<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 215<br />

Tabelle 147<br />

Patentierbarkeit von Software einschränken, <strong>bei</strong>behalten<br />

oder ausweiten? – Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Patentierbarkeit einschränken – Freie Software<br />

weiterentwickeln<br />

51 69,9<br />

Allgemeines Statement 1 1,4<br />

Innovationsverringerung, weniger Entwicklungen –<br />

16 21,9<br />

Komplexitätsgrad von Produkten steigt – Verteuerung von<br />

Entwicklungen<br />

Freie Software weiterentwickeln, Gefährdung von Open Source,<br />

9 12,3<br />

besondere Qualität von Linux<br />

Behinderung der Markt- und gesamtwirtschaftlichen<br />

7 9,6<br />

Entwicklung<br />

Diskriminierung kleiner und mittlerer Unternehmen,<br />

7 9,6<br />

Verringerung von Wettbewerb, Förderung von Konzentration und<br />

Monopolbildungen<br />

Patentierbarkeit schwer zu erkennen – Sind gar keine<br />

7 9,6<br />

Erfindungen – Patentierung jeder Kleinigkeit<br />

Gesetzesverletzungen <strong>bei</strong> ausufernder Gesetzgebung –<br />

Umsetzungsproblematik – Unnötige Rechtsstreitigkeiten und<br />

erhöhte Risiken<br />

4 5,5<br />

Patentierbarkeit <strong>bei</strong>behalten – Ambivalente Stellungnahmen<br />

– Kein Zusammenhang zur Marktentwicklung<br />

11 15,1<br />

System hat sich bewährt 5 6,8<br />

Weitere Stellungnahmen 6 8,2<br />

Patentierbarkeit ausweiten 9 12,3<br />

Allgemeines Statement 2 2,7<br />

Anreize für Weiterentwicklungen und Investitionen setzen 3 4,1<br />

Bessere Marktentwicklung 1 1,4<br />

Höhere Rechtssicherheit für KMUs 1 1,4<br />

Anforderung an US- und weiteres internationales Patentrecht 2 2,7<br />

Anforderungen an Patente 2 2,7<br />

N 73 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 216<br />

23.3 Interpretation<br />

Relevantes ...<br />

... und ausführlich<br />

zu erörterndes<br />

Problem<br />

(1) Der aktuelle Streit um die Einschränkung, Beibehaltung oder<br />

Ausweitung der Patentierbarkeit von Software wurde von den befragten<br />

Experten als relevantes Problem angesehen:<br />

• 181 von 208 Experten gaben dazu eine Beurteilung ab, das sind 87<br />

%.<br />

• Dazu kamen 73 zusätzliche Kommentare. Viele von ihnen waren im<br />

Vergleich zu den Antworten auf andere Fragen ausführlicher und<br />

ließen so auf ein besonderes Engagement oder auf eine besondere<br />

Notwendigkeit schließen, differenzierend zu argumentieren.<br />

Aktuelle<br />

öffentliche<br />

Diskussion um<br />

die Patentierbarkeit<br />

von<br />

Software<br />

Argumentation<br />

zugunsten der<br />

EU-Initiative<br />

(2) Dieses besondere Engagement ist damit zu erklären, dass sich die<br />

entsprechende Initiative der Europäischen Kommission zur Patentierbarkeit<br />

von Software während des Befragungszeitraumes in der<br />

öffentlichen Diskussion befand. Auch größere informationswirtschaftliche<br />

Verbände haben sich im öffentlichen Raum zugunsten dieser Initiative<br />

eingesetzt. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft fasste die Argumente<br />

zugunsten einer höheren Patentierbarkeit von Software in einer<br />

Presseerklärung im Febuar 2005 instruktiv zusammen:<br />

„1. Ohne Patente kein Schutz des geistigen Eigentums. Patente<br />

übernehmen in unserem Wirtschaftssystem eine wichtige Aufgabe: Sie<br />

schützen geistiges Eigentum und sichern dessen Verwertung. Die in der<br />

aktuellen Diskussion vorgebrachten Argumente der Gegner einer<br />

Patentierung von computerimplementierten Erfindungen beziehen sich<br />

nur vordergründig allein auf Software. Tatsächlich betreffen sie generell<br />

die Frage der Notwendigkeit einer Patentierung. Die Softwarebranche<br />

unterscheidet sich nicht von anderen Branchen. Wird das Patentrecht<br />

allgemein aktzeptiert, kann die Patentierung computerimplementierter<br />

Erfindungen keine Ausnahme bilden. Die Möglichkeit, auch Eigentum an<br />

den Ergebnissen seiner Entwicklungsar<strong>bei</strong>t zu erlangen, ist da<strong>bei</strong> ein<br />

wichtiger Anreiz für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen.<br />

2. Langjährige Rechtspraxis und kein neues Recht. Die Erteilung von<br />

Patenten für computerimplementierte Erfindungen ist langjährige Rechtspraxis<br />

des Europäischen Patentamtes, verschiedenster nationaler<br />

Patentämter und auch des Deutschen Patent- und Markenamtes. Der<br />

Richtlinienentwurf harmonisiert lediglich diese Rechtspraxis und schafft<br />

kein neues Recht.<br />

3. Technikbegriff ist hinreichend bestimmt - „Trivialpatente“ werden<br />

verhindert. Die Erteilungspraxis des Europäischen Patentamtes und des<br />

Deutschen Markenamtes haben gezeigt, dass der in der Ratsposition<br />

gefundene Technikbegriff in der Erteilungspraxis handhabbar ist. Die<br />

Patentämter haben eine lange Erfahrung mit der Auslegung des für eine<br />

Patentierung notwendigen „technischen Beitrags“. Software allein erfüllt<br />

die Bedingungen für diesen Beitrag nicht. Eine Patentierung von sog.<br />

Trivialerfindungen oder Geschäftsprozessen wird durch die Richtlinie<br />

wirksam verhindert.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 217<br />

4. Patente wichtiger Schutz für kleine und mittlere Unternehmen.<br />

Patente sind gerade für kleine und mittlere Unternehmen das einzige<br />

Instrument zum Schutz ihrer eignen Innovationen. Patente schützen diese<br />

auch vor großen bereits im Markt vertretenen Softwareanbietern. Ohne<br />

Patente fehlt kleinen und mittleren Unternehmen eine wichtige Einnahmequelle,<br />

denn neue Ideen können dann beliebig kopiert und von anderen<br />

Unternehmen umgesetzt werden. Patente sind für junge Unternehmen<br />

auch eine wichtige Voraussetzung, um externe Finanzierungsquellen zu<br />

erschließen.<br />

<strong>5.</strong> Keine Behinderung von Open Source Software. Die Koexistenz von<br />

Open Source-Software mit proprietärer Software ist heute Realität. Sie<br />

wird nicht von der Patentierung computerimplementierter Erfindungen<br />

behindert. Die bisherige Marktentwicklung von Open Source-Software ist<br />

dafür der beste Beleg. Die Ratsposition macht keinen Unterschied<br />

zwischen Open Source-Software und proprietärer Software. Zur Gewährleistung<br />

von Chancengleichheit müssen für <strong>bei</strong>de auch die gleichen<br />

Rahmenbedingungen gelten. Sonder- oder Ausnahmeregelungen für<br />

Open Source-Software darf es da<strong>bei</strong> ebenso wenig geben wie eine<br />

Bevorzugung von proprietärer Software.“<br />

Darüber hinaus begrüßte der BDWV die Schaffung von Rechtssicherheit<br />

durch eine EU-Richtlinie.<br />

Differenzierender wurde von BITKOM - allerdings mit gleicher Tendenz -<br />

argumentiert.<br />

Informationswirtschaft<br />

für<br />

eine Einschränkung<br />

...<br />

... der Patentierbarkeit<br />

von<br />

Software ...<br />

... mit Indikatorwerten<br />

von<br />

4,53 und 5,67<br />

(3) Diese Argumentationen wurden von der Informationswirtschaft, soweit<br />

ihre Ansichten in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> erfasst wurden,<br />

nicht übernommen:<br />

• 48 % der befragten Experten traten für eine Einschränkung der bisher<br />

geltenden Regelungen für die Patentierbarkeit von Software ein.<br />

• Demgegenüber sprachen sich lediglich 11 % der befragten Experten<br />

für eine Ausweitung dieser Regelungen aus.<br />

• Der Wert des entsprechenden Indikators zugunsten einer<br />

Einschränkung der Patentierbarkeit von Software beträgt demnach<br />

4,53.<br />

Diese Tendenz wird noch deutlicher, wenn man die zusätzlichen<br />

Kommentare der Experten heranzieht:<br />

• Hier wurde in 70 % der zusätzlichen Begründungen für eine Einschränkung<br />

der derzeit geltenden Regelungen plädiert.<br />

• Dem standen lediglich 12 % der Begründungen zugunsten einer<br />

Ausweitung der bisherigen Patentierbarkeit entgegen.<br />

• Der Wert des Indikators zugunsten einer Einschränkung der Patentierbarkeit<br />

von Software beträgt demnach 5,67.<br />

Ähnliche<br />

Ergebnisse auf<br />

sektoraler<br />

Ebene<br />

(4) Diese Ergebnisse sind in keiner Weise zu relativieren, wenn man die<br />

Differenzierungen der Ergebnisse nach Sektoren und Teilmärkte<br />

heranzieht (vgl. Tabelle 146).<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 218<br />

Regelungen<br />

<strong>bei</strong>behalten<br />

43 %<br />

und 15 %.<br />

(5) Andererseits kam es zu keiner weitgehenden Polarisierung der<br />

Positionen, da sich 42 % der Experten dafür einsetzten, die gegenwärtig<br />

geltenden Regelungen <strong>bei</strong>zubehalten. Bei den zusätzlichen Kommentaren<br />

kam der Anteil der Klassifizierung „Patentierbarkeit <strong>bei</strong>behalten –<br />

Ambivalente Stellungnahmen“ auf 15 %. Zum Beispiel:<br />

„Keine Extreme!“<br />

„Bisher gutes System.“<br />

„Patentschutz und Vermarktungsfähigkeit stehen in keinem direkten<br />

Zusammenhang.“<br />

„Das kommt immer auf die Anwendung an.“<br />

Wert von<br />

Patenten ...<br />

... als<br />

komplexes<br />

Abwägungsproblem<br />

(6) Grundsätzlich ist nicht nur die Patentierbarkeit von Software, vielmehr<br />

allgemein der Wert des Patentschutzes umstritten. So kann die Chance<br />

auf die Erlangung eines Patentes den Anreiz erhöhen, in Forschung und<br />

Entwicklung zu investieren. Ist jedoch ein Patent erteilt, so kann dies die<br />

FuE-Anstrengungen der Wettbewerber des Patentinhabers behindern.<br />

Demnach sind die Vor- und Nachteile der Patentierbarkeit sowohl<br />

allgemein als auch im konkreten Fall gegeneinander abzuwägen und<br />

können die Schlussfolgerungen für die Folgen des Patentschutzes<br />

unterschiedlich ausfallen – dies insbesondere im Hinblick auf:<br />

• Innovationsfähigkeit,<br />

• Markt-, Branchen- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung,<br />

• Unternehmensgrößenstruktur sowie<br />

• damit verbundene politische und rechtliche Zusammenhänge.<br />

In der öffentlichen Diskussion wird die Notwendigkeit zu einer Abwägung<br />

nicht immer deutlich, weil es zwar Patentämter und andere Organisationen<br />

gibt, die sich für den Patentschutz einsetzen, die Interessen<br />

gegen einen Patentschutz aber nicht oder kaum institutionalisiert sind.<br />

„Balance<br />

zwischen<br />

Entwicklung<br />

und Gewinnabschöpfung“<br />

Allerdings gingen mehrere Experten in dieser Umfrage auf die Notwendigkeit<br />

eines Abwägungsprozesses ein:<br />

„Es muss eine Balance zwischen Entwicklung und Gewinnabschöpfung<br />

gefunden / gehalten werden.“<br />

„Grundsätzlich schränken Patente die Produktentwicklung ein, da sie<br />

Know how ausgrenzen, und sind daher möglichst zu vermeiden. Als<br />

Anreiz zur Investition sind sie aber unumgänglich. Wie wäre es, wenn nur<br />

ganz konkrete Anwendungen (am Ende der Wertschöpfungskette) patentierbar<br />

wären?“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 219<br />

Spezifika von<br />

Software<br />

führen<br />

zu besonderen<br />

Problemen.<br />

Wann ist die<br />

Leistung <strong>bei</strong><br />

der Programmierung<br />

von<br />

Software ...<br />

(7) Bei der Frage des Patentschutzes von Software kommt eine<br />

zusätzliche Problematik hinzu. Wann ist <strong>bei</strong> der Programmierung einer<br />

Software von einer originären und kreativen Leistung zu reden? Hier kam<br />

es aus der Sicht der Experten zu weitgehenden und letztlich nicht<br />

eindeutig entscheidbaren Abgrenzungsproblemen.<br />

Äuf diese Problematik wurde in 10 % aller zusätzlichen Begründungen<br />

eingegangen, zum Beispiel:<br />

„Bei Software ist die Patentierbarkeit schwer zu erkennen.“<br />

„Der schützenswerte Inhalt ist meines Erachtens nicht ausreichend<br />

definierbar.“<br />

... originär und<br />

kreativ?<br />

„Die Patentierbarkeit von Software stellt nicht nur die Patentämter vor<br />

erhebliche Schwierigkeiten (Überprüfung), sondern wird die Monopolisierung<br />

von Softwareproduzenten erheblich verschärfen.“<br />

„Es handelt sich selten um Neuerungen, eher um andere „Kombinationen"<br />

auf Basis vorhandener „Ideen".“<br />

„So lang die Technizität der Erfindung nicht ein festgeschriebenes, nachvollziehbares<br />

Niveau hat, behindern Softwarepatente die Innovationsfähigkeit<br />

der Gesamtwirtschaft.“<br />

„Sowieso eine Grauzone.“<br />

Patentierbarkeit<br />

von Trivialitäten?<br />

Zusätzlich wurde befürchtet, dass eine einmal in Gang gekommene<br />

Ausweitung der Patentierbarkeit von Software zu einer Flut erteilter<br />

Patente für im Grunde nicht schutzwürdige Neuerungen führen werde.<br />

Oder es sei bereits soweit, mutmaßte ein Experte:<br />

„Na ja, das Ganze explodiert mittlerweile in Trivialitäten wie Mausklick,<br />

Toolbar u.ä.“<br />

Keine<br />

Gegenstimme<br />

zur Abgrenzungsproblematik<br />

Aber zu allen<br />

anderen<br />

Dimensionen<br />

(8) Während es zu dem Problem einer schwierigen Erkennbarkeit der<br />

Patentwürdigkeit einer Software keine Gegenstimme gab, wurden die<br />

Folgen des Patentschutzes für Software auf Innovationsfähigkeit, Marktund<br />

gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Unternehmensgrößenstruktur und<br />

damit verbundene politische und rechtliche Zusammenhänge auch positiv<br />

bewertet. Allerdings handelte es sich da<strong>bei</strong> immer um eindeutige<br />

Minderheitsmeinungen.<br />

Die entsprechenden Indikatorwerte sind in Tabelle 148 wiedergegeben.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 220<br />

Tabelle 148<br />

Wirkungen einer Einschränkung des Patentschutzes<br />

auf Software positiv? - Die Indikatorwerte<br />

Wirkungen einer Einschränkung des Patentschutzes auf Software positiv<br />

und zwar auf ...<br />

I. Insgesamt<br />

Zusätzliche Begründungen 5,67<br />

<strong>II</strong>. In einzelnen Problemdimensionen<br />

... auf Innnovationsfähigkeit (ohne Einbeziehung der Nennungen zur Freien<br />

5,33 1)<br />

Software)<br />

... auf Freie Software, Open Source, Linux „unendlich<br />

positiv“ 2)<br />

... auf Markt- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung 7,00<br />

... auf Unternehmensgrößenstruktur 7,00<br />

... auf politische und rechtliche Zusammenhänge 2,00<br />

Technische Probleme der Patentierbarkeit von Software<br />

(„Patentwürdigkeit nicht eindeutig erkennbar“)<br />

„unendlich<br />

positiv“ 2)<br />

1) Bei Einbeziehung der freien Softwarebewegung 8,33.<br />

2) Keine verneinenden Stimmen (Division durch Null).<br />

Bewertungsindikator<br />

Innovationsfähigkeit<br />

Patentschutz<br />

erhöht<br />

Innovationsfähigkeit.<br />

Nein, er<br />

verringert sie.<br />

(9) Zu dem Einfluss des Patentschutzes auf die Innovationsfähigkeit<br />

war <strong>bei</strong>spielsweise ein Experte der Ansicht:<br />

Andererseits gab es dazu mehr als fünfmal so viel dezidierte<br />

Gegenstimmen (Bewertungsindikator: 5,33), zum Beispiel:<br />

„Alle „geistigen Leistungen" beruhen auf bisherigen Erfahrungen, die sie<br />

erst möglich gemacht haben. Eine Unterbrechung dieses Lernprozesses<br />

durch Patente führt zu Stillstand und Rückschritt - und zu notwendigen<br />

Gesetzesverletzungen mit den entsprechenden Konsequenzen.“<br />

„Ausweitung auf grundlegende Algorithmen behindert Entwicklung mehr,<br />

als dass sie sie fördert. Patent = Festschreibung auf Status Quo --> dient<br />

letztendlich der Investitionssicherung eines (!) Unternehmens.“<br />

„(Der Patentschutz) erhöht den Wettbewerb und technische Weiterentwicklungen.“<br />

Entsprechender<br />

Indikator<br />

5,33<br />

„Die Unsicherheit über mögliche Rechteverletzungen behindert Neuentwicklungen.<br />

Es müssen Freiräume erhalten bleiben und nicht Mini-<br />

Innovationen ein Patent erhalten dürfen.“<br />

„Eine Ausweitung führt zu weiteren Markt- und Machtkonzentrationen,<br />

schränkt die Informations- und Entwicklungsfreiheit ein.“<br />

„Es werden damit wichtige Entwicklungen blockiert.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 221<br />

„Patentregeln behindern freie Entwicklung und machen schrittweise<br />

Innovation sehr komplex.“<br />

„Patentstreitigkeiten behindern die Verbreitung von Innovationen.“<br />

„Sonst lässt sich jeder (alles) patentieren, was die Entwicklung unbotmäßig<br />

aufhält.“<br />

„Weil sie den Fortschritt verhindert und unnötig Ressourcen verbraucht,<br />

die besser genutzt werden können und Kosten senken.“<br />

„Weniger Vielfalt an schnellen kleinen Neulösungen, die branchenübergreifend<br />

genutzt werden. Masse an Rechtsstreitigkeiten. Unzugänglichkeit<br />

Sourcecode (Vorkehrung für Rechtsstreit) behindert Kontrolle,<br />

Wartung und Konfiguration.“<br />

Open Source-<br />

Bewegung wird<br />

ausschließlich<br />

positiv<br />

gesehen.<br />

Weiterentwicklung<br />

zu<br />

einer allgemein<br />

verfügbaren<br />

Software-<br />

Infastruktur<br />

verlangt<br />

(10) Der Indikator für die positiven Wirkungen eines geringen<br />

Patentschutzes auf die Innovationsfähigkeit stiege auf den Wert 8,33,<br />

wenn man die Nennungen zur „Weiterentwicklung freier Software, der<br />

Gefährdung von Open Source durch eine Ausweitung des Patentschutzes<br />

und die besondere Qualität von Linux“ in die Klassifikation zur<br />

„Innovationsfähigkeit“ einbezöge.<br />

Freie Software, Open Source und Linux wurden von den befragten<br />

Experten, soweit sie dazu Stellung nahmen, ausschließlich positiv<br />

gesehen. Das ging soweit, dass Open Source als die „Software-<br />

Entwicklung der Zukunft“ bezeichnet und die Weiterentwicklung von Open<br />

Source-Anwendungen zu einer allgemein verfügbaren Software-Infastrutur<br />

verlangt wurde. Mehrfach stellten die Experten eine kausale Beziehung<br />

zwischen höherem Patentschutz auf der einen Seite und der<br />

Monopolbildung sowie der Behinderung freier Software auf der anderen<br />

Seite her.<br />

Hier liegt, auch wenn Open Source-Anwendungen bislang nicht über<br />

begrenzte Marktanteile hinausgekommen und ihre Vorteile im Vergleich<br />

zu den bestehenden Alternativen sorgfältig abzuwägen sind, eine<br />

Analogie zu der gelungenen Schaffung einer Weltinformationsinfrastruktur<br />

durch das frei verfügbare Internet nahe.<br />

„Der einzig fortschrittliche<br />

Ansatz“<br />

Die informationswirtschaftlichen Experten gingen <strong>bei</strong>spielsweise wie folgt<br />

auf die Open Source-Bewegung ein:<br />

„Businessmodelle sollten eher in der Integration freier Software in<br />

Infrastrukturen liegen. Sicherheit wird durch große Entwicklercommunity<br />

gestärkt. „Lust"angriffsziele (personifizierte Feinde) werden geringer.“<br />

Freie Software<br />

gegen<br />

Monopolbildungen<br />

„Creative Commons ist der einzig fortschrittliche Ansatz; alle anderen<br />

versuchen zu zementieren.“<br />

„Die Patentierbarkeit gefährdet stark Open Source-Projekte und<br />

Entwicklung kleiner Unternehmen. Damit erhöht sich die Gefahr der<br />

Monopolbildung seitens Branchenführer.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 222<br />

Höhere<br />

Qualität <strong>bei</strong><br />

Linux<br />

„Gefährdet freie Softwareentwicklung.“<br />

„Höhere Qualität (siehe Linux im Vergleich zu Microsoft).“<br />

„Open software ++.“<br />

„Open Source ist Software-Entwicklung der Zukunft.“<br />

„Software wird immer mehr zum Allgemeingut, ähnlich wie Infrastrukturen.“<br />

„Vor allem die (in meinen Augen) positiv zu bewertenden Open Source-<br />

Projekte wie Linux werden nachhaltig behindert.“<br />

Markt- und<br />

gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung<br />

Entsprechender<br />

Indikator<br />

7,0<br />

(11) Ein Experte vertrat die Ansicht, dass ein verstärkter Patentschutz<br />

„zu einer stärkeren Marktentwicklung (führt)“.<br />

Allerdings vertraten siebenmal so viele Experten die entgegengesetzte<br />

Meinung. Da<strong>bei</strong> dürfte die Mehrheit vor allem den Zusammenhang<br />

gesehen haben, dass niedriger Patentschutz zu mehr Innovationen führt<br />

und mehr Innovationen über entsprechende Investitionen, Unternehmensstrategien<br />

zur Markteinführung und erfolgreicher Mobilisierung von<br />

Nachfrage die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beschleunigen.<br />

Gelegentlich wurde auch auf die personellen, finanziellen und administrativen<br />

Kosten des Patentschutzes hingewiesen.<br />

„Die Märkte<br />

müssen<br />

wachsen<br />

können, ...<br />

... ohne für<br />

Trivialitäten<br />

Lizenzen administrieren<br />

zu<br />

müssen.“<br />

Beispiele für Aussagen zu diesem Komplex lauten:<br />

„Amerikanische Verhältnisse <strong>bei</strong> Software-Patenten sollten vermieden<br />

werden. Die Märkte müssen wachsen können, ohne für Trivialitäten<br />

Lizenzen administrieren zu müssen.“<br />

„Patente <strong>bei</strong> Softwareprodukten werden zu einer Verlangsamung <strong>bei</strong> der<br />

Entwicklung führen.“<br />

„Patente sind unnötig, Copyright reicht aus. Wirtschaftliche Entwicklung<br />

wird behindert.“<br />

„Patentierbarkeit von Software hemmt eher die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung.“<br />

Wirkungen auf<br />

Unternehmensgrößenstruktur<br />

7,0<br />

(12) Während ein enger Zusammenhang zwischen höherer Innovationsfähigkeit<br />

(als Folge niedrigen oder hohen Patentschutzes) und wirtschaftlicher<br />

Entwicklung unmittelbar einsichtig ist, erscheint der Einfluss<br />

des Patentschutzes auf die Größenstruktur der Unternehmen weniger<br />

eindeutig. Der Experte, der in dieser Dimension einen höheren<br />

Patentschutz befürwortete, sah den Vorteil in<br />

(einer) höheren Rechtssicherheit für Innovationen kleiner Unternehmen“.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 223<br />

KMUs sind<br />

einem „Patentkrieg“<br />

nicht<br />

gewachsen.<br />

Wiederum vertraten siebenmal so viele Experten die Gegenmeinung,<br />

hier, dass ein niedriger Patentschutz zu einer Besserstellung innovativer<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen führe. Dies wurde im Einzelnen mit der<br />

Möglichkeit begründet, dass Rechtsstreitigkeiten um Patente zu einem<br />

Instrument der „Kriegsführung“ zwischen im Wettbewerb stehender<br />

Unternehmen ausgebaut werden kann. In einem solchen Streit könnten<br />

kleine und mittlere Unternehmen gegen Großunternehmen nur verlieren.<br />

Zum Beispiel:<br />

„Besonders für kleine Unternehmen stellt die neuen Patentierungsmöglichkeit<br />

eine Bedrohung dar, da sie nicht wie z.B. Microsoft Hunderte<br />

von Patentanwälten beschäftigen können, die ihnen Patente sichern.“<br />

Ausweitung<br />

des Patentschutzes<br />

...<br />

... als Angleichung<br />

an das<br />

US- und<br />

internationale<br />

Recht<br />

Degegen<br />

Umsetzungsprobleme<br />

sowie mehr<br />

Gesetzesverstöße<br />

und<br />

Prozesse<br />

(13) Im Bereich der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen<br />

wurden die positiven Wirkungen vor allem in der Angleichung bzw. in den<br />

Angleichungsmöglichkeiten an das US- und weitere internationale<br />

Patentrecht gesehen:<br />

„Endlich Angleichung an US-Patentrecht.“<br />

„In Deutschland ist vieles bereits patentierbar. Ausweitung steht nicht im<br />

Vordergrund, eher die Kompatibilität mit ausländischen Patentvorschriften..“<br />

Hingegen sah die stärker vertretene Schar der Kritiker eines verstärkten<br />

Patentschutzes vor allem die Gefahren zunehmender Gesetzesverletzungen,<br />

eine besondere Umsetzungsproblematik supranationaler<br />

Richtlinien sowie im Grunde unnötige Rechtsstreitigkeiten und damit<br />

verbundene höhere Kosten und Unsicherheiten für die betroffenen<br />

Unternehmungen voraus.<br />

Informationswirtschaft<br />

ziemlich<br />

eindeutig...<br />

... gegen<br />

weitergehende<br />

Patentierbarkeit<br />

von<br />

Software<br />

Gravierende<br />

Definitions- und<br />

Abrenzungsprobleme<br />

Negative<br />

Wirkungen auf<br />

Innovation ...<br />

(14) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />

sich:<br />

• Die Informationswirtschaft strebt nach den vorliegenden Ergebnissen<br />

keine radikale Abkehr von der geltenden rechtlichen Lage zur<br />

Patentierbarkeit von Software an. Aber vor die Alternative gestellt, für<br />

einen stärkeren oder schwächeren Patentschutz einzutreten, entschiede<br />

sie sich eindeutig für einen schwächeren Patentschutz.<br />

• Die Patentierbarkeit von Software kann technisch an Definitions- und<br />

Abgrenzungsproblemen scheitern, weil aus der Sicht der Experten<br />

kaum eindeutig geklärt werden kann, wann eine originäre kreative<br />

Leistung vorliegt. Auch würde eine Ausweitung der Patentierbarkeit<br />

von Software die Ausbreitung freier Software beeinträchtigen. Zu<br />

diesen Positionen der Informationswirtschaft gab es unter den<br />

befragten Experten keine Gegenstimme.<br />

• Eine eindeutige Mehrheit unter den befragten Experten war insgesamt<br />

gesehen der Meinung, dass sich eine stärkere Patentierbarkeit von<br />

Software negativ auf die Innovationsfähigkeit, auf die Branchen- und<br />

gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie auf die Betriebsgrößen-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 224<br />

... und<br />

wirtschaftliche<br />

Entwicklung?<br />

Auch rechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

verschlechtern<br />

sich.<br />

Förderung von<br />

Open Source<br />

im Sinne der<br />

Informationswirtschaft<br />

Interessen von<br />

KMUs und<br />

Großunternehmen<br />

gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie auf die Betriebsgrößenstruktur<br />

zu Lasten der kleinen und mittleren Unternehmungen<br />

auswirkt.<br />

• Auch erwartete eine Mehrheit unter den Experten von einer<br />

Ausweitung der Patentierbarkeit von Software ungünstigere rechtliche<br />

Rahmenbedingungen, insbesondere eine Zunahme von Patentstreitigkeiten<br />

und eine entsprechende Zunahme von Risiken für die<br />

„Patentpolitik“ kleiner und mittlerer Unternehmen. Vorteile wurden in<br />

der Angleichung an das Patentrecht in den USA und weiteren<br />

Ländern gesehen.<br />

• Eine Förderung von Open Source wäre im Sinne der Informationswirtschaft<br />

und würde von dieser in guten Teilen mitgetragen.<br />

• Diese Förderung sollte sich nicht nur auf einzelne Anwendungen,<br />

sondern auch auf eine Eruierung der Möglichkeiten von Open Source<br />

als einer umfassenderen Software-Infrastruktur beziehen.<br />

• Die Interessen von Großunternehmen und KMUs können in der<br />

Patentierbarkeitdiskussion auseinandergehen. Es besteht die Gefahr,<br />

dass die Stimme der mittelständischen Wirtschaft in einem nur<br />

geringeren Maße - <strong>bei</strong>spielsweise auch in der verbandsinternen Willlensbildung<br />

- gehört wird.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 225<br />

24. Kooperation zwischen Unternehmen<br />

24.1 Die Frage<br />

„In welchen Bereichen sehen Sie eine Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen den Unternehmen<br />

(Einrichtungen) Ihrer Branche auf der Anbieter- und Anwenderseite als besonders wichtig<br />

an?<br />

Bitte nennen Sie jeweils zwei Kooperationsbereiche und begründen Sie kurz Ihre<br />

Einschätzungen.“<br />

24.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 149<br />

Kooperation zwischen Unternehmen auf der Anbieterund<br />

Anwenderseite<br />

A. Aus Anbietersicht<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. .<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Institutionalisierte Zusammenar<strong>bei</strong>t 1 1,1 1 1,5 - -<br />

Einheitliche Standards,<br />

6 6,5 6 9,0 - -<br />

Interoperabilität, Standardisierung<br />

Internationale Geschäftstätigkeiten 2 2,2 2 3,0 - -<br />

Integration von Fremdprodukten,<br />

7 7,6 6 9,0 1 4,0<br />

„Alles aus einer Hand“, Portale<br />

Übernahme von Unternehmen 1 1,1 1 1,5 - -<br />

Produkt- und Anwendungsentwicklung,<br />

18 19,6 11 16,4 7 28,0<br />

Innovation,<br />

Projektgeschäft<br />

Forschung und Entwicklung 5 5,4 5 7,5 - -<br />

Outsourcing 2 2,2 2 3,0 - -<br />

Vernetzung, Kundenschnittstellen 5 5,5 5 7,5 - -<br />

Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t,<br />

9 9,8 3 4,5 6 24,0<br />

Vertrieb<br />

Weitere konkrete Funktionsbereiche<br />

(Einkauf, Datenbasis)<br />

2 2,2 2 3,0 - -<br />

Konkrete Produktbereiche 34 37,0 23 34,3 11 44,0<br />

Dienstleistungen 2 2,2 2 3,0 - -<br />

Telekommunikation 1 1,1 1 1,5 - -<br />

Hardware 1 1,1 1 1,5 - -<br />

Informationstechnik, Software 2 2,2 1 1,5 1 4,0<br />

Informationsdienste und -lösungen 5 5,5 4 6,0 1 4,0<br />

Aus-, Fort-und Weiterbildung 5 5,5 4 6,0 1 4,0<br />

Internetdienste, E-Business 4 4,3 4 6,0 - -<br />

Sicherheitsprobleme 5 5,5 4 6,0 1 4,0<br />

Anwendungen 9 9,8 2 3,0 7 28,0<br />

N 92 - 67 - 25 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 226<br />

B. Aus Anwendersicht<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. .<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Institutionalisierung 1 2,0 1 2,5 - -<br />

Vergleich zwischen Anbietern 1 2,0 1 2,5 - -<br />

Anforderungen an Anbieter,<br />

6 12,2 5 12,5 1 11,1<br />

gemeinsame Verhandlungen mit<br />

ihnen, Überbrückung von Differenzen<br />

und Kommunikationsproblemene,<br />

längerfristige Allianzen<br />

Zeitgewinn durch Kooperation 2 4,1 - 2 22,2<br />

Kundenindividuelle Anpassungen, 6 12,2 6 15,0 - -<br />

Customaziation<br />

Externe Beratung interner<br />

1 2,0 1 2,5 - -<br />

Entwicklungen<br />

(Problematische) Lösung von<br />

2 4,1 1 2,5 1 11,2<br />

Informationsproblemen<br />

Einbindung in Produkt- und<br />

12 24,5 8 20,0 4 44,4<br />

Dienstleistungsentwicklung,<br />

Entwicklung neuer Geschäftsfelder,<br />

Ideenfindung und Innovation<br />

Schulungen, Support 2 4,1 2 5,0 - -<br />

Outsourcing 1 2,0 1 2,5 - -<br />

Vernetzung 1 2,0 1 2,5 - -<br />

Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t,<br />

5 10,2 5 12,5 - -<br />

Vertrieb<br />

Einkauf 1 2,0 1 2,5 - -<br />

Konkrete Produkt- und<br />

Anwendungsbereiche<br />

8 16,3 7 17,5 1 11,1<br />

N 49 - 40 - 9 -<br />

24.3 Interpretation<br />

Existenz von<br />

Kooperationsproblemen<br />

allgemein<br />

akzeptiert<br />

(1) Die Existenz gravierender und universaler Kooperationsprobleme<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern wurde<br />

durch die Umfrage zum <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> bestätigt. In insgesamt 141<br />

Nennungen gingen die Experten auf konkrete Kooperationsbereiche und<br />

Lösungsmöglichkeiten ein, ohne der in der Frageformulierung implizierten<br />

Behauptung auch nur einmal zu widersprechen.<br />

Beispielsweise in der Umfrage zum 4. <strong>Trendbericht</strong> hatte ein Experte die<br />

Existenz von Kooperationsproblemen verneint. Dem standen 153 Simmen<br />

gegenüber, die mit ihren Antworten die Existenz von Kooperationsproblemen<br />

voraussetzten und in einzelnen Fällen ausdrücklich bejahten<br />

(Seite 71).<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 227<br />

Alle Kooperationsbereiche<br />

in einer Tabelle<br />

(2) Nimmt man die Nennungen zu Kooperationsbereichen zwischen<br />

informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern in den Tabellen<br />

149 zusammen, so ergibt sich die Verteilung in Tabelle 150.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 228<br />

Tabelle 150<br />

Prioritäre Kooperationsbereiche zwischen<br />

Anbietern und Anwendern<br />

Insgesamt<br />

Aus Anbietersicht<br />

Aus Anwendersicht<br />

Zeitgewinn durch Kooperation – Lösung von<br />

Informationsproblemen – Vergleich<br />

zwischen Anbietern<br />

Kooperationsprozess -<br />

Kooperationsstrukturen<br />

5 (3,5 %) - 5 (10,2 %)<br />

14 (9,9 %) 6 (6,6 %) 8 (16,2 %)<br />

Institutionalisierte Zusammenar<strong>bei</strong>t 2 (1,4 %) 1 (1,1 %) 1 (2,0 %)<br />

Anforderungen an Anbieter, gemeinsame<br />

6 (4,3 %) - 6 (12,2 %)<br />

Verhandlungen mit ihnen, Überbrückung von<br />

Differenzen und Kommunikationsproblemen,<br />

längerfristige Allianzen<br />

Vernetzung, Kundenschnittstellen 6 (4,3 %) 5 (5,5 %) 1 (2,0 %)<br />

Outsourcing, Übernahme von Unternehmen 4 (2,8 %) 3 (3,3 %) 1 (2,0 %)<br />

Einheitliche Standards, Interoperabilität,<br />

Standardisierung<br />

6 (4,3 %) 6 (6,5 %) -<br />

FuE, Produktentwicklung, Customization 49 (34,8 %) 30 (32,6 %) 19 (38,7 %)<br />

Forschung und Entwicklung 5 ( 3,5 %) 5 ( 5,4 %) -<br />

Produkt- und Anwendungsentwicklung,<br />

30 (21,3 %) 18 (19,6 %) 12 (24,5 %)<br />

Ideenfindung und Innovation<br />

Kundenindividuelle Anpassungen –<br />

7 (5,0 %) - 7 (14,2 %)<br />

Customization – Externe Beratung interner<br />

Entwicklungen<br />

Integration von Fremdprodukten, „Alles aus<br />

einer Hand“, Portale<br />

7 ( 5,0%) 7 (7,6 %) -<br />

Schulungen, Support 2 (1,4 %) - 2 (4,1 %)<br />

Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t,<br />

Produktabrundung, Vertrieb – Internationale<br />

Geschäftstätigkeiten<br />

16 (11,3%) 11 (12,0 %) 5 (10,2 %)<br />

Einkauf, Datenbasis 3 (2,1 %) 2 (2,2 %) 1 (2,0 %)<br />

Konkrete Produkt-, Anbieter- und<br />

42 (29,8 %) 34 (37,0 %) 8 (16,3 %)<br />

Anwendungsbereiche<br />

Dienstleistungen 3 (2,1 %) 2 (2,2 %) 1 (2,0 %)<br />

Telekommunikation 3 (2,1 %) 1 (1,1 %) 2 (4,1 %)<br />

Hardware 1 (0,7 %) 1 (1,1 %) -<br />

Informationstechnik, Software 2 (1,4 %) 2 (2,2 %) -<br />

Informationsdienste und -lösungen 6 (4,3 %) 5 (5,5 %) 1 (2,0 %)<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung 6 (4,3 %) 5 (5,5 %) 1 (2,0 %)<br />

Internetdienste, E-Business 4 (2,8 %) 4 (4,3 %) -<br />

Sicherheitsprobleme 5 (3,5 %) 5 (5,5 %) -<br />

Anwendungen 12 (8,5 %) 9 (9,8 %) 3 (6,1 %)<br />

N 141 92 49<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 229<br />

Kooperationsprobleme<br />

vorwiegend<br />

aus Anbietersicht<br />

Zentrale Ergebnisse lauten:<br />

(3) Auf Kooperationsprobleme zwischen Unternehmen auf der<br />

Anbieter- und Anwenderseite angesprochen, gingen die Befragten<br />

vorwiegend auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbietern und Anwendern<br />

und die Kooperation innerhalb der Anbieterschaft ein.<br />

Nach der Frageformulierung konnten die Experten sowohl auf die<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbietern und Anwendern als auch auf die<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t innerhalb der Anbieter- und Anwenderschaft eingehen.<br />

Allerdings wude eine Unterteilung der Antworten aus einer Anbieter- und<br />

Anwendersicht erbeten.<br />

Dazu stark die<br />

Kooperation<br />

innerhalb der<br />

Anbieterschaft<br />

thematisiert<br />

Weniger<br />

hingegen<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

unter<br />

Anwendern<br />

Wie sich zeigte, dominierte in den Antworten stärker die Anbietersicht als<br />

dies nach dem Anteil der Anbieter an allen befragten Experten zu<br />

erwarten gewesen wäre, und wurde sowohl auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen Anbietern und Anwendern als auch auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

innerhalb der Anbieterschaft hingewiesen:<br />

• In 65 % aller Nennungen wurde die Anbietersicht eingenommen. Vielfach<br />

wurde da<strong>bei</strong> ausdrücklich auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t unter<br />

Anbietern abgestellt. Oder es ging aus dem Kontext hervor, dass die<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t unter informationswirtschaftlichen Anbietern gemeint<br />

war.<br />

• In den 49 Nennungen aus Anwendersicht wurde hingegen vorwiegend<br />

auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />

Bezug genommen. Eine Zusammenar<strong>bei</strong>t innerhalb der<br />

Anwenderschaft wurde demnach selten genannt.<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

unter Anbietern<br />

sehr wünschenswert<br />

(4) Bei der Zusammenar<strong>bei</strong>t unter Anbietern wurde in vielen Fällen<br />

ausdrücklich auf Notwendigkeiten einer zum Teil längerfristigen Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zum eindeutigen Zweck der Verbesserung der Beziehungen zu<br />

den Kundenunternehmen verwiesen, <strong>bei</strong>spielsweise über technische<br />

Vernetzungen:<br />

„Einzelne Lösungsanbieter vernetzen.“<br />

„Vernetzung gegenseitiger Leistungen.“<br />

Damit wird das Ergebnis aus dem 4. <strong>Trendbericht</strong> gestützt, dass eine<br />

optimale Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern<br />

und Anwendern durch eine „Kooperation der Anbieter untereinander“<br />

stark gefördert werden kann.<br />

Kooperation<br />

unter<br />

Anwendern<br />

gleichfalls<br />

erwünscht?<br />

(5) Wäre eine entsprechende Zusammenar<strong>bei</strong>t innerhalb der<br />

Anwenderschaft weniger erwünscht? Das ist nicht zu sehen. Wenn die<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />

Anwendern typischerweise so suboptimal verläuft, wie das durch die<br />

bisherigen Ergebnisse der <strong>Trendbericht</strong>e über mehrere Jahre nahegelegt<br />

wird, dann liegt es im Interesse der Anwenderunternehmen, in einen<br />

Erfahrungsaustausch einzutreten und gemeinsam Modelle einer gemein-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 230<br />

Erfahrungsaustausch einzutreten und gemeinsam Modelle einer gemeinsamen<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Anbietern zu entwickeln, zum Beispiel:<br />

„Angebots-Vergleich und Evaluierung: Usability.“ .<br />

Ja, wie sich<br />

auch in den<br />

Monitoring-<br />

Workshops<br />

zeigte<br />

Auch in den bislang durchgeführten Workshops zur Kooperationsproblematik<br />

im „Monitoring“-Projekt zeigte sich, dass die Repräsentanten<br />

der Anwenderunternehmen sehr an einem Erfahrungsaustausch mit den<br />

Anbietern und mit anderen Anwendern interessiert sind. Solches ließ sich<br />

simultan innerhalb eines Workshops für alle Gruppen durchführen.<br />

Allerdings sind die Partner der informationswirtschaftlichen Anbieter in<br />

den Anwenderunternehmen häufig Mitglieder des mittleren Management.<br />

Diese können vollauf damit beschäftigt sein, eine ausreichende<br />

Unterstützung im Gesamtunternehmen für ihre Projekte zu mobilisieren<br />

und aufrechtzuerhalten und Management, Fachreferate und Technik<br />

vorzugsweise durch aufwendige Überzeugungsar<strong>bei</strong>t zu koordinieren.<br />

Auch mag sich die Geschäftsführungsebene die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit<br />

anderen Anwenderunternehmen vorbehalten, soweit diese über den<br />

reinen Erfahrungsaustausch hinausgeht.<br />

13 %:<br />

Vorgeschlagener<br />

Bezugsrahmen<br />

abgelehnt<br />

4 % :<br />

Prinzipielle<br />

Vorteile der<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

(6) Obgleich nach prioritären Kooperationsbereichen zwischen informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und Anwendern gefragt worden<br />

war, wurde in 13 % aller Nennungen eindeutig auf andere Zusammenhänge<br />

Bezug genommen. Das ist ein vergleichsweise hoher<br />

Anteil, mit dem ein vorgeschlagener Bezugsrahmen infragegestellt<br />

wurde.<br />

Die Relativierung des Bezugsrahmens erfolgte vorzugsweise aus zwei<br />

Gründen. Erstens wurde in 4 % aller und in 10 % aller Anwender-<br />

Nennungen auf prinzipielle Vorteile einer Kooperation zwischen Anbietern<br />

und Anwendern hingewiesen. Im Einzelnen nahmen die Experten auf die<br />

zu erzielenden Zeitgewinne im Falle einer effizienter organisierten<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t, auf die Möglichkeit des Leistungsvergleiches zwischen<br />

verschiedenen Anbietern und auf die bestehenden Informationsproblemen<br />

zwischen den Kooperationspartnern Bezug, zum Beispiel:<br />

„Schnellere Reaktionszeiten.“<br />

„Austausch technischer Daten scheitert an illusionären Erwartungen an<br />

die Technik und den daraus folgenden Verlusten.“<br />

.<br />

10 %:<br />

Kooperationsprozess<br />

und<br />

kooperative<br />

Strukturen<br />

Ergebnisse aus<br />

drei <strong>Trendbericht</strong>en<br />

bestätigt<br />

(7) Wichtiger ist die zweite Form, in der der mit der Frageformulierung<br />

vorgeschlagene Bezugsrahmen abgelehnt wurde: Obgleich nicht nach<br />

dem Kooperationsprozess und den Kooperationsstrukturen gefragt<br />

worden war, gingen 7 % aller Anbieter- und 16 % aller Anwendernennungen<br />

auf diese Zusammenhänge ein.<br />

Damit werden die Ergebnisse aus dem 2., 3. und 4. <strong>Trendbericht</strong><br />

gestützt, nach denen die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und Anwendern häufig suboptimal<br />

organisiert ist und zu bedeutenden finanziellen Verlusten führen<br />

kann.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 231<br />

kann.<br />

Kooperationsprozess<br />

(8) Bei den von den Anwendern formulierten Kooperationsproblemen im<br />

Zusammenhang mit dem Ablauf von Kooperationssprozessen ging es<br />

vor allem um die Formulierung von Anforderungen, die die Anbieter zu<br />

erfüllen haben, um die Überbrückung von Differenzen und Eliminierung<br />

Kommunikationsproblemen, um das Anstreben längerfristiger Allianzen<br />

sowie um die Möglichkeiten und Grenzen von Verhandlungen, zum<br />

Beispiel:<br />

„Sprachliche Barrieren eliminieren.“<br />

„Gemeinsame Verhandlungen waren erfolgreich, stoßen aber auf<br />

Grenzen durch Einzelinteressen.“<br />

Bewährte<br />

Ergebnisse aus<br />

früheren<br />

<strong>Trendbericht</strong>en<br />

Begründung<br />

längerfristiger<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

....<br />

... und<br />

Schaffung<br />

kooperativer<br />

Strukturen<br />

(9) Besonders im 2. <strong>Trendbericht</strong> wurde aufgezeigt, dass die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />

ein kontinuierlicher Prozess ist, der zwar durch Einzelaufträge und<br />

Projekte strukturiert wird, der mit der Leistungserbringung im Rahmen<br />

einzelner Aufträge und Projekte jedoch keineswegs abgeschlossen ist.<br />

Der Kontinuität der Zusammenar<strong>bei</strong>t dienen zum Beispiel Wartungsverträge,<br />

regelmäßige Upgrades und Schulungen (4 % aller Nennungen<br />

aus Anwendersicht aus der Umfrage 2004).<br />

Ein wichtiges Ergebnis des 3. <strong>Trendbericht</strong>es, in dem die optimale<br />

Gestaltung der Zusammenar<strong>bei</strong>t im Mittelpunkt gestanden hatte, lautete,<br />

„dass die Gestaltung des Kooperationsprozesses weniger wichtig als die<br />

vorgelagerte und parallele Kommunikation sein kann.“<br />

Insoweit wurde eine längerfristige Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Anbieterund<br />

Anwenderunternehmen empfohlen und deren Stabilisierung durch<br />

kooperative Strukturen als wünschenswert angesehen.<br />

Auf der Basis der Ergebnisse des 4. <strong>Trendbericht</strong>es wurde ferner<br />

befürwortet, zusätzliche direkte und indirekte Kommunikationen und<br />

Kommunikationsformen, <strong>bei</strong>spielsweise Foren und Organisationen des<br />

Erfahrungsaustausches, einzurichten.<br />

Bezugsrahmen<br />

für die Gestaltung<br />

der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

Ein Bezugsrahmen, der auf der Basis der Antworten der Experten<br />

entwickelt wurde und in dem die Gestaltung der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern angemessen<br />

erörtert werden kann, ist im 3. <strong>Trendbericht</strong> (Seite 72)<br />

wiedergegeben.<br />

2004:<br />

Schaffung<br />

längerfristiger<br />

Kooperationsstrukturen<br />

...<br />

(10) 6 % der Experten betonten in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong><br />

die Notwendigkeit der Schaffung von Kooperationsstrukturen und zeigten<br />

sich so gleichfalls von der Notwendigkeit einer längerfristigen<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t überzeugt.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 232<br />

... vor allem<br />

durch Vernetzung<br />

Im Rahmen der zu schaffenden Kooperationsstrukturen wurde von den<br />

Anwendern vor allem auf technische Voraussetzungen oder technisch<br />

bedingte Förderungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t duch Vernetzung Wert gelegt<br />

(4 % aller Nennungen).<br />

Produkt- und<br />

Anwendungsbereiche<br />

30 %<br />

Nur in<br />

Ausnahmefällen<br />

auf<br />

Kooperationsprobleme<br />

bezogen<br />

(11) Soweit die Experten direkt auf die Frage nach Kooperationsbereichen<br />

eingingen, nahmen sie auch auf bestimmte<br />

Lösungen, aber mehr noch auf Unternehmensfunktionen wie<br />

„Forschung, Entwicklung und Customization“ sowie „Marketing und<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t“ Bezug.<br />

Bestimmte konkrete „Produkt-, Anwender- und Anwendungsbereiche“ wie<br />

zum Beispiel Dienstleistungen, Telekommunikation, Hardware, Informationstechnik,<br />

Software, Informationsdienste und -lösungen, Aus-, Fortund<br />

Weiterbildung, Internetdienste, E-Business, Sicherheitsprobleme<br />

sowie diverse Anwendungslösungen wurden wie zu erwarten häufig<br />

angesprochen. Insgesamt kamen diese Nennungen zu einem Anteil an<br />

allen Nennungen von 30 %.<br />

In den meisten dieser Fälle gaben die Experten nur knapp den Produkt-,<br />

Anwender- oder Anwendungsbereich wie zum Beispiel „Application<br />

Service Providing“ und „Security“ an. Hingegen war eine Verknüpfung<br />

dieser Nennungen mit ausführlicheren Beschreibungen oder Begründungen<br />

selten, zum Beispiel:<br />

„Lernsoftware-Hersteller. Wir können für Akzeptanz für E-Learning<br />

sorgen.“<br />

„Im Bereich Telekommunikationsdienste gemeinsames Betreiben von<br />

Infrastruktur <strong>bei</strong> geteiltem Risiko.“<br />

„Im Bereich Telekommunikation: Infrastrukturhersteller & Service Provider<br />

hinsichtlich kundenorientierter Angebote.“<br />

Aber Breite der<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

wiedergegeben<br />

Damit dürften diese Nennungen vor allem die Breite der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern widerspiegeln.<br />

Unternehmensfunktionen<br />

56 %<br />

Konkurrierende<br />

Anbieter<br />

müssen sich<br />

auf Grenzen<br />

der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

verständigen<br />

(12) Hingegen bezogen sich 56 % der Expertennennungen auf<br />

Unternehmensbereiche bzw. Unternehmensfunktionen.<br />

Dieses Ergebnis lässt sich nur zum Teil mit der besonderen Bedeutung<br />

von Kooperationen innerhalb der Anbieterschaft für die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />

erklären. Wenn sich Anbieterunternehmen, die ansonsten untereinander<br />

in Wettbewerb stehen, zu einer Zusammenar<strong>bei</strong>t verstehen<br />

wollen, sind zuvörderst die Bereiche, in denen kooperiert werden soll, und<br />

indirekt damit die Bereiche, in denen weiterhin Wettbewerb besteht,<br />

festzulegen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 233<br />

Wichtigster<br />

Kooperationsbereich<br />

„FuE,<br />

Produktentwicklung,<br />

Customization“<br />

(13) Der <strong>bei</strong> weitem wichtigste Kooperationsbereich sowohl innerhalb<br />

der informationswirtschaftlichen Anbieterschaft als auch<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern ist<br />

„FuE, Produktentwicklung und Customization“. Darunter fällt auch<br />

die Bündelung der Angebote der Anbieter („Integration von Fremdprodukten,<br />

„Alles aus einer Hand, Portale“) zum Zwecke der gemeinsamen<br />

Akquisition <strong>bei</strong> den Kundenunternehmen.<br />

(14) Im Einzelnen ergibt sich die folgende Verteilung nach Unternehmensbereichen:<br />

Unternehmensstrategische<br />

Funktionen<br />

7 %<br />

Standards<br />

4 %<br />

(a) Unternehmensstrategische Funktionen mit einem Anteil an 7 % an<br />

allen Nennungen, unterteilt nach<br />

• gemeinsamer Erar<strong>bei</strong>tung von Standards und Einigung auf diese<br />

Standards mit einem Anteil von 4 % an allen Nennungen, zum<br />

Beispiel:<br />

„Einheitliche Standards und Normen für kompatible Lösungen, v.a. IT.“<br />

„Standardisierung von Plattformen und Entwicklungsprozessen.“<br />

Outsourcing,<br />

Übernahmen<br />

3 %<br />

• Intensivierung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Unternehmen bis<br />

zu Outsourcing, Fusionen und Übernahmen, mit einem Anteil von<br />

3 % an allen Nennungen, zum Beispiel:<br />

„Übernahme von Firmen mit Produkten, die im eigenen Portfolio fehlen.<br />

(Das ist weniger Kooperation, aber diese gehen eher zurück).“<br />

Schulungen,<br />

Wartungen<br />

1 %<br />

Produktentwicklung<br />

und<br />

Angebotsbündelung<br />

34 %<br />

FuE<br />

3,5 %<br />

Produktentwicklung<br />

21 %<br />

(b) Schulungen und Wartungen mit einem Anteil von 1 % an allen<br />

Nennungen.<br />

(c) Im Vergleich dazu wurden zwei in Kooperationszusammenhängen<br />

ansonsten selten genannte Funktionsbereiche weitaus häufiger, nämlich<br />

nach 48 % aller Nennungen, genannt. Das sind:<br />

Produktentwicklung und Angebotsbündelung mit einem Anteil von 35<br />

% an allen Nennungen, unterteilt nach<br />

• Forschung und Entwicklung mit einem Anteil von 3,5 % an allen<br />

Nennungen (nur aus anbieterorientierter Sicht genannt, dort 5 % aller<br />

Nennungen), zum Beispiel:<br />

„Gemeinsame Forschungsvorhaben.“<br />

• Produktentwicklung und Anwendungsentwicklung, Ideenfindung<br />

und Innovation mit einem Anteil von 21 % an allen Nennungen (20 %<br />

anbieter-, 25 % anwenderorientiert), zum Beispiel:<br />

„Synergieeffekte, Netzwerke, Bündelung von Know how.“<br />

„Wir erstellen sämtliche Produkte mit Partnern zusammen. Daher denken<br />

wir, dass man mit der Zusammenführung verschiedener Datenbasen für<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 234<br />

wir, dass man mit der Zusammenführung verschiedener Datenbasen für<br />

gleiche Zielgruppen einen Mehrwert in Form von Zeitersparnis des<br />

Anwenders erreichen kann.“<br />

„Entwicklung neuer Dienste: Hohe Kosten in der Entwicklungsphase<br />

können geteilt werden.“<br />

Customization<br />

5 %<br />

„Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern.“<br />

• Kundenindividuelle Anpassungen – Customization – Externe<br />

Beratung interner Entwicklungen mit einem Anteil von 5 % an allen<br />

Nennungen (nur aus anwenderorientierter Sicht genannt, dort 14 %<br />

aller Nennungen), zum Beispiel:<br />

„Kontinuierliche Integration der Kunden in die Wertschöpfungsketten.“<br />

Angebotsbündelung<br />

5 %<br />

„Software/Hardware/Dienstleistung maßgenau am Bedarf entwickeln.“<br />

• Integration von Fremdprodukten, „Alles aus einer Hand“,<br />

Portale“ mit einem Anteil von 5 % an allen Nennungen (nur aus<br />

anbieterorientierter Sicht genannt, dort 8 % aller Nennungen), zum<br />

Beispiel:<br />

„“Alles aus einer Hand“ wird vom Kunden gewünscht, ist aber nur mit<br />

Kooperation sinnvoll möglich.“<br />

„Abrundung Portfolio.“<br />

„Entwicklungspartnerschaften. Vertreter einzelner Branchen sollten sich<br />

noch mehr zusammentun, um umfangreiche Servicepakete anzubieten.“<br />

„Portale: Einer kann nicht alles liefern.“<br />

Marketing,<br />

Vertrieb<br />

18 %<br />

Marketing, Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, Produktabrundung und Vertrieb –<br />

Internationale Geschäftstätigkeiten mit einem Anteil von 11 % an allen<br />

Nennungen, zum Beispiel:<br />

„Vermarktung von Produkten.“<br />

„Wichtiger Impetus für die Produktentwicklung. Verständnis der Kundenbedürfnisse<br />

und zur Eruierung von neuem Vertriebspotenzial.“<br />

Einkauf,<br />

Verbesserung<br />

der Datenbasis<br />

2 %<br />

Zurückführung<br />

besonderer<br />

Bedeutung von<br />

Produktentwicklung<br />

....<br />

Hinzu kamen der Funktionsbereich „Einkauf“ sowie die gemeinsame<br />

Verbesserung der Datenbasis mit einem Anteil an allen Nennungen in<br />

Höhe von 2 %.<br />

(15) Während sich Anbieter und Kunden im klassischen Marktmodell nur<br />

punktuell begegnen und sich ihre Beziehungen auf eine Prüfung der<br />

Produktqualität, Preisverhandlungen und eventuell den Abschluss<br />

beschränken, ist die besondere Bedeutung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen<br />

Anbietern und Anwendern in der Informationswirtschaft (und<br />

abgeleitet davon eine besondere Bedeutung der Kooperation innerhalb<br />

der Anbieterschaft und eventuell innerhalb der Anwenderschaft) auf die<br />

besondere Komplexität und Erklärungsbedürftigkeit informationswirt-<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 235<br />

... auf<br />

Komplexität<br />

informationswirtschaftlicher<br />

Güter und<br />

Dienste<br />

besondere Komplexität und Erklärungsbedürftigkeit informationswirtschaftlicher<br />

Produkte und Dienste zurückführen. Da<strong>bei</strong> führt die<br />

besondere Komplexität zu einer besonderen Bedeutung des Kooperationsbereiches<br />

„Produktentwicklung und Produktanpassung“, die besondere<br />

Erklärungsbedürftigkeit zu einer besonderen Bedeutung des<br />

Kooperationsbereiches „Marketing und Vertrieb“.<br />

Eine notwendige Institutionalisierung der Zusammeanr<strong>bei</strong>t zwischen<br />

informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern auf Dauer ergibt<br />

sich, weil die informationswirtschaftlichen Produkte und Dienste zu noch<br />

komplexeren Lösungen und Anwendungen konfiguriert werden. Da<strong>bei</strong><br />

generieren immer kürzere Innovationszyklen permanente Entwicklungsund<br />

Verbesserungsmöglichkeiten. Die Komplexität der Produkte führt<br />

teilweise zu einer dezentralen Verteilung von Wissen und vor allem <strong>bei</strong><br />

unternehmensindividuellen Anpassungen zu einer mittelständischen<br />

Anbieterstruktur. Das dezentralisierte Know how ist im konkreten Fall<br />

durch Vernetzungen und weitere teilweise auf Dauer zu stellende Kooperationsformen<br />

zusammenzuführen.<br />

Auch Sharing<br />

von Vertriebsressourcen<br />

Die besondere Erklärungsbedürftigkeit von Produkten, Diensten, Anwendungen<br />

und Lösungen erigbt sich unmittelbar aus ihrer Komplexität.<br />

Deren besondere Erklärungsbedürftigkeit lässt die Kosten für Marketing,<br />

Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t und Vertrieb nach oben schnellen, so dass eine<br />

Teilung des entstehenden Aufwandes unter Anbietern angebracht sein<br />

kann.<br />

Funktionsausweitungen<br />

der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen<br />

Anbietern und<br />

Anwendern ...<br />

... in der Informationswirtschaft<br />

(16) Die sich damit ergebenden „Funktionsausweitungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern“<br />

lassen sich in einem Bezugsrahmen entlang der Wertschöpfungskette<br />

informationswirtschaftlicher Produkte und Dienste von der Ideenfindung<br />

bis zu Schulung, Support und Wartung zusammenfasen. Ein solcher<br />

Bezugsrahmen unter Einbeziehung der damit verbundenen Kooperationen<br />

innerhalb der Anbieterschaft ist in Tabelle 151 wiedergegeben.<br />

In Spalte 3 der Tabelle wird angegeben, ob (und zum Teil in welchem<br />

Maße) die Inhalte der einzelnen „Kooperationsfelder“ durch Aussagen der<br />

Experten in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> abgedeckt sind. Das ist<br />

in nahezu allen Phasen der Fall.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 236<br />

Tabelle 151<br />

Typische Funktionsausweitungen der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen Anbietern und Anwendern<br />

Stufen im Wertschöpfungsprozess<br />

I. Dem Kauf vorgelagerte<br />

Kooperationsstufen<br />

Teilweise Voraussetzung einer<br />

optimalen Zusammenar<strong>bei</strong>t mit<br />

Anwendern:<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t unter Anbietern<br />

Durch<br />

Expertenaussagen<br />

zum <strong>5.</strong><br />

<strong>Trendbericht</strong><br />

belegt<br />

Produktfindung<br />

Produktfindung<br />

Ideenfindung ... dto. ja<br />

... auf der Basis gesicherter<br />

dto.<br />

ja<br />

Informationen<br />

- Forschung, zum Teil FuE 4% aller<br />

Nennungen<br />

- Entscheidung zur gemeinsamen<br />

Entwicklung<br />

Interne Weiterentwicklungen Eventuell externe Beratung ja<br />

Produkt- und Anwendungsentwicklung<br />

Einbindung in Produkt-und<br />

Dienstleistungsentiwicklung, Entwicklung neuer<br />

Geschäftsfelder<br />

Produkt- und Anwendungsentwicklung 21 %<br />

aller<br />

Nennungen<br />

Prüfung der Kundennähe z.B. im Beta-Test - -<br />

- Vorbereitung des Marktstarts in<br />

-<br />

Kundenindividuelle Anpassungen -<br />

Customization<br />

technischer Hinsicht<br />

dto.<br />

Erweiterungen von Produkten und Diensten<br />

zu „Gesamtlösungen“ – Offerte durch einen<br />

Gesamtanbieter<br />

- Integration von Fremdprodukten, „Alles<br />

aus einer Hand“, Portale<br />

- Gemeinsames Angebot<br />

- Gemeinsames Marketing und<br />

gemeinsame Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />

- Gemeinsamer Vertrieb auf dem<br />

Binnenmarkt und auf Auslandsmärkten<br />

5 % aller<br />

Nennungen<br />

5 % aller<br />

Nennungen<br />

11 % aller<br />

Nennungen<br />

ja<br />

Customization dto 5 %<br />

<strong>II</strong>. Preis- und Qualitätsverhandlungen -<br />

Vertragsabschluss<br />

dazu in der Informationswirtschaft: genaue<br />

Festlegungen von Leistungsanforderungen –<br />

eventuell auch zum Kooperationsprozess<br />

dto.<br />

5 % aller<br />

Nennungen<br />

<strong>II</strong>I. Dem Kauf nachgelagerte<br />

Kooperationsstufen<br />

Schulung, Support, Wartung dto. 1 %<br />

Permanente Verbesserungen und Anpassungen dto<br />

ja<br />

– Ideenfindung für neuen Kooperationszyklus<br />

IV. Strukturelle Sicherstellung und<br />

Förderung kontinuierlicher Kooperation<br />

Institutionalisierung – Zusätzliche<br />

dto.<br />

1 % aller<br />

Kommunikationsmöglichkeiten, z.B. Foren<br />

Nennungen<br />

Vernetzung dto. 4 %<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Market Driver und Marktbarrieren 237<br />

(17) An zentralen pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben<br />

sich:<br />

Weiterhin<br />

besondere<br />

Dringlichkeit<br />

bestehender<br />

Kooperationsprobleme<br />

Empfehlungen<br />

zum Kooperationsprozess<br />

Auch<br />

Kooperation<br />

unter Anbietern<br />

ist zu<br />

optimieren.<br />

Kooperationen<br />

auch unter<br />

Anwendern<br />

aufbauen<br />

Besonderes<br />

Augenmerk für<br />

Produktentwicklung<br />

und Vertrieb<br />

• Nach wie vor besteht eine besondere Dringlichkeit, im Bereich der<br />

Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />

Anwendern tätig zu werden - dies angesichts einer weiterhin<br />

suboptimalen Organisation dieser Zusammenar<strong>bei</strong>t und der damit<br />

entstehenden bedeutenden einzel- und gesamtwirtschaftlichen<br />

Verluste. Diese Dringlichkeit besteht für Anbieter- und Anwenderunternehmen<br />

in gleicher Weise wie für Verbände, Bildungsveranstalter,<br />

Förderpolitik und Research.<br />

• Die Empfehlungen zur Gestaltung des Kooperationsprozesses<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern, wie<br />

sie <strong>bei</strong>spielsweise im 3. <strong>Trendbericht</strong> formuliert wurden (Seiten 74 –<br />

75), gelten nach wie vor.<br />

• Die Suche nach optimalen Kooperationsformen zwischen informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und Anwendern ist um eine Suche<br />

nach optimalen Kooperationsformen unter Anbietern zu ergänzen.<br />

• Kooperationen unter Anwendern zur Optimierung der Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

innerhalb der informationswirtschaftlichen Anbieterschaft und<br />

Anwenderschaft sollten aufgebaut und gefördert werden. Allerdings<br />

steht diese Zusammenar<strong>bei</strong>t erst an ihrem Beginn.<br />

• Besondere Aufmerksamkeit verdienen Kooperationen zwischen informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und Anwendern sowie Kooperationen<br />

unter informationswirtschaftlichen Anbietern in den Funktionsbereichen<br />

- Produkt- und Anwendungsentwicklung (unter Einbeziehung von<br />

Ideenfindung und Forschung und Entwicklung) und<br />

- Vertriebskooperationen im Bereich von Lösungen (unter Einschluss<br />

von Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t).<br />

Bezugsrahmen<br />

entlang der<br />

Wertschöpfungskette<br />

• Ein Bezugsrahmen entlang der Wertschöpfungskette, in der die<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />

Anwendern (und dazu die dazugehörigen Kooperationen innerhalb der<br />

Anbieterschaft und Anwenderschaft) systematisch verortet werden,<br />

fördert die systematische Erörterung informationswirtschaftlicher<br />

Kooperationsprobleme sowie das Auffinden und Aufzeigen von<br />

Lösungen in diesen Bereichen. Dieser Bezugsrahmen, wie er in<br />

Tabelle 151 wiedergegeben ist, wird durch die vorliegenden<br />

Ergebnisse weitgehend bestätigt und verweist auf die Notwendigkeit<br />

einer kontinuierlichen Zusammenar<strong>bei</strong>t, die über die Kooperation in<br />

einzelnen Projekte hinausgeht.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 238<br />

Themenschwerpunkt V<strong>II</strong>:<br />

Politischer und weiterer Handlungsbedarf<br />

2<strong>5.</strong> Politischer Handlungsbedarf<br />

2<strong>5.</strong>1 Die Frage<br />

„In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden politischen<br />

Handlungsbedarf?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Dringender und großer politischer<br />

Handlungsbedarf“) und „6“ („Kein politischer Handlungsbedarf“).“<br />

2<strong>5.</strong>2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 152<br />

Dringender politischer Handlungsbedarf<br />

in welchen Bereichen?<br />

Mittelwert<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

Weitere Bereiche 1) 1,71 12<br />

Modernisierung der Verwaltung durch E-Government<br />

1,78 181<br />

und weitere Maßnahmen<br />

Mehr Bürgerservice durch E-Government 1,83 181<br />

IT-Sicherheit im Internet fördern 2,02 183<br />

Herstellung eines international wettbewerbsfähigen Steuer-<br />

2,03 177<br />

und Regulierungsniveaus<br />

Existenzgründungsförderung 2,21 177<br />

Deregulierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes 2,33 177<br />

Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und<br />

Informationswirtschaft verbessern<br />

2,33 174<br />

Durchschnittliche Bewertung aller Bereiche 2,33 2.494<br />

Förderung von Medienkompetenz 2,37 177<br />

E-Business in kleinen und mittleren Unternehmen fördern 2,39 181<br />

IT-Sicherheit innerhalb der Unternehmen fördern 2,52 182<br />

„Internet-Zugang“ für alle sicherstellen 2,60 183<br />

Digital Divides zügig abbauen 2,73 160<br />

Deregulierung informationswirtschaftlicher Anwenderbranchen<br />

2,78 173<br />

(z.B. Verkehrsinfrastruktur, Umwelt, Gesundheit)<br />

Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern<br />

und Anwendern fördern<br />

2,85 176<br />

1) An weiteren Bereichen wurden angegeben: „Vereinheitlichung der Verwaltungsabläufe in den<br />

Bundesländern.“ - „Zuschüsse.“ - „Konsumentenrechte gegenüber Rechteinhabern im Urheberrecht.<br />

Gutgläubiger Rechteerwerb analog zum Erwerb körperlicher Güter.“ - „Digitale<br />

Ausweispapiere.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 239<br />

Tabelle 153 Dringender politischer Handlungsbedarf –<br />

Zusätzliche Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Abbau von Regulierungen – Abbau von Interventionen -<br />

Informationswirtschaft „machen lassen“ – Für größere<br />

Enthaltsamkeit der Politik<br />

Modernisierung der Verwaltung – E-Government – Öffentlicher<br />

Bereich als Anbieter – Politik als Dienstleister<br />

10 43,5<br />

3 13,0<br />

Mehr Transparenz für alle - Zu wenig Informationen für eine<br />

2 8,7<br />

effiziente Regulierung<br />

Förderpolitik – Gegen mittelstandsunfreundliche Regulierungen 2 8,7<br />

Informationswirtschaftliche Regulierung relativ irrelevant 1 4,3<br />

Werden nicht von politischer Regulierung erfasst 1 4,3<br />

Informationsdienste 1 4,3<br />

Regelung von Urheberrechtsfragen 1 4,3<br />

Lösung von Sicherheitsproblemen, Digitale Signatur 2 8,7<br />

N 23 -<br />

2<strong>5.</strong>3 Interpretation<br />

Politischer<br />

Handlungsbedarf<br />

in<br />

konkreten<br />

Bereichen<br />

2,33<br />

(1) Zu der Frage nach dringenden politischen Handlungsbedarfen in<br />

diversen informationswirtschaftlich relevanten Bereichen wurden 2.494<br />

Bewertungen abgegeben. Da<strong>bei</strong> ergab sich die durchschnittliche „Schulnote“<br />

2,33. Das entspricht der Benotung „2 minus“ und zeigt, dass ein<br />

„aktiver Staat“ in einer Vielzahl informationswirtschaftlicher Belange von<br />

der Informationswirtschaft pragmatisch akzeptiert wird, auch wenn, wie<br />

die zusätzlichen Kommentare, weitere Ergebnisse in dieser Umfrage<br />

sowie die Ergebnisse der früheren <strong>Trendbericht</strong>e zeigen, dass im<br />

Zweifelsfall für Deregulierung und Entstaatlichung votiert wird. Siehe<br />

besonders Kapitel 26.<br />

Nur 23<br />

zusätzliche<br />

Kommentare<br />

44 % der<br />

zusätzlichen<br />

Begründungen<br />

ausdrücklich<br />

für einen sich<br />

zurücknehmenden<br />

Staat<br />

(2) Das obige Ergebnis kann durch die zusätzlichen Kommentare kaum<br />

prinzipiell infrage gestellt werden, da zu dieser Frage lediglich 23<br />

zusätzliche Kommentare abgegeben wurden.<br />

Allerdings wurde in 44 % der zusätzlichen Kommentare ausdrücklich dem<br />

Leitbild eines „aktiven Staates“ entgegengetreten. So wurde verlangt,<br />

man möge die Informationswirtschaft machen lassen. Regulierungen und<br />

Interventionen seien abzubauen. Auf die Setzung von Rahmenbedingungen,<br />

nicht auf gezielte Interventionen komme es an. Zum<br />

Beispiel:<br />

„Die Politik sollte sich aus vielen Dingen raushalten und nicht alles<br />

reglementieren wollen.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 240<br />

„Die Regierung soll die Finger davon lassen, sonst vermasselt sie noch<br />

etwas.“<br />

„In den meisten Bereichen sollte sich die Politik nicht einmischen.“<br />

„Staatliche Förderungen sollten eigentlich im Bereich der Privatwirtschaft<br />

auf ein Minimum beschränkt sein. Wichtiger sind wettbewerbsfähige<br />

Rahmenbedingungen sowie eine Entbürokratisierung und Vereinfachung<br />

wie z.B. <strong>bei</strong> der Steuergesetzgebung.“<br />

Weiterhin<br />

Priorität eines<br />

sich modernisierenden<br />

öffentlichen<br />

Bereiches<br />

Politisches<br />

Handeln und<br />

Informationen<br />

Mittelstandsunfreundliche<br />

Regelungen<br />

(3) Im Folgenden werden die weiteren Ergebnisse zu den zusätzlichen<br />

Kommentaren zusamengefasst:<br />

• In 13 % der Kommentare wurde auf Probleme der Organisation des<br />

politischen Bereiches verwiesen, <strong>bei</strong>spielsweise, indem eine Modernisierung<br />

der Verwaltung verlangt, die Ausbreitung von E-Government-<br />

Diensten gefordert, die Reorganisation des politischen Bereiches in<br />

Richtung eines effizienten Dienstleisters befürwortet sowie Probleme<br />

des Öffentlichen Bereiches als Anbieter und damit als direkter<br />

Wettbewerber privater Unternehmen kritisch gesehen wurde.<br />

• In 9 % der Kommentare wurde auf grundsätzliche Probleme<br />

politischer Handlungsfähigkeit im Zusammenhang mit Informationen<br />

eingegangen. So wurde Transparenz für alle verlangt. Oder es wurde<br />

unterstellt, dass der politische Bereich nicht über ausreichende<br />

Informationen verfügen könne, um wirksam regulierend eingreifen zu<br />

können.<br />

• In zwei weiteren Kommentaren wiesen die Experten auf<br />

mittelstandsunfreundliche Regelungen bzw. eine fragwürdige Ausgestaltung<br />

der gegenwärtigen Förderpolitik hin.<br />

• Zwei weitere Experten sahen sich und ihre den KMUs zugehörige<br />

Einrichtungen von Regulierungen nicht erfasst bzw. beurteilten<br />

informationswirtschaftliche Regulierungen als vergleichsweise<br />

irrelevant, zum Beispiel:<br />

„Informationswirtschaft ist Nebenkriegsschauplatz. Es gibt dringlichere<br />

Themen.“<br />

Weitere<br />

Bereiche<br />

(4) Das den Experten vorgelegte Klassifikationssystem für informationswirtschaftlich<br />

relevante Handlungsbereiche hat sich – unter jeweiliger<br />

Hinunahme aktueller Erfordernisse – über die Jahre entwickelt und<br />

bewährt. Ergänzungen oder weitere Veränderungen des<br />

Klassfikationssystems drängen sich nach den vorliegenden Ergebnissen<br />

nicht auf. So lassen sich die Nennungen der Experten zu „Weiteren<br />

Bereichen“ auf „Modernisierung der Verwaltung“, „Förderpolitik“ oder<br />

„Marktentwicklung“, „Urheberechtsgesetzgebung“ und „Datensicherheit“<br />

aufteilen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 241<br />

Die Prioritätsbereiche<br />

(5) Aus der Sicht der Informationswirtschaft ergeben sich vorwiegend<br />

nach den Ergebnissen aus dem Benotungsverfahren die folgenden<br />

Prioritätsbereiche:<br />

1.<br />

Erster Prioritätsbereich<br />

Modernisierung der Verwaltung<br />

Modernisierung<br />

der<br />

Verwaltung<br />

mit den politischen Handlungsbereichen „Modernisierung der Verwaltung<br />

durch E-Government und weitere Maßnahmen“ sowie „Mehr Bürgerservice<br />

durch E-Government“ auf den Plätzen 1 und 2 der dringlichen<br />

politischen Handlungsbereiche sowie einer durchschnittlichen Benotung<br />

von 1,81 oder „2 plus“ (die „Weiteren Bereiche“ nicht im Ranking<br />

aufgenommen)..<br />

Dieses Ergebnis gibt das Verlangen wieder, mit einem auf mittlere Sicht<br />

handlungs- und verpflichtungsfähigen sowie effizient agierenden Partner<br />

im öffentlichen Bereich kooperieren zu können. Dies gilt vor allem für das<br />

Ausschreibungs- und Beschaffungswesen sowie im Anwendungsbereich<br />

„E-Government“ mit seinen sehr großen noch unausgeschöpften<br />

Kooperationspotenzialen.<br />

2.<br />

Herstellung<br />

und Aufrecht.-<br />

erhaltung ...<br />

... optimaler<br />

informationswirtschaftlicher<br />

Rahmenbedingungen<br />

Zweiter Prioritätsbereich Herstellung und Aufrechterhaltung<br />

optimaler informationswirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die<br />

Informationswirtschaft<br />

mit den politischen Handlungsbereichen „Herstellung eines international<br />

wettbewerbsfähigen Steuer- und Regulierungsniveaus“ und „Deregulierung<br />

des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes“ auf den Plätzen 4 und 6 der dringlichen<br />

politischen Handlungsbereiche sowie mit einer durchschnittlichen<br />

Benotung von 2,18 oder „2 minus“.<br />

Da<strong>bei</strong> rangiert die prinzipieller ansetzende „Herstellung eines international<br />

wettbewerbsfähigen Steuer- und Regulierungsniveaus“ mit der Benotung<br />

2,03 deutlich vor der spezifischeren „Deregulierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes“<br />

mit der Benotung 2,33.<br />

3.<br />

IT-Sicherheit<br />

Dritter Prioritätsbereich IT-Sicherheit<br />

mit den politischen Handlungsbereichen „IT-Sicherheit im Internet fördern“<br />

und „IT-Sicherheit innerhalb der Unternehmen fördern“ auf den Plätzen 3<br />

und 11 der dringlichen politischen Handlungsbereiche sowie mit einer<br />

durchschnittlichen Benotung von 2,27 oder „2 minus“<br />

Damit setzt sich der mit den Terroranschlägen auf das World Trade<br />

Center begonnene Siegeszug des informationswirtschaftlichen Anwendungsbereiches<br />

„IT-Sicherheit“ fort. „IT-Sicherheit im Internet“ stieg<br />

angesichts der massenweise Verbreitung von Spams 2003 zu einer<br />

nahezu gleichwertigen Bedeutung mit „IT-Sicherheit innerhalb der<br />

Unternehmen“ auf und zog 2004 nach dem Ranking der Ergebnisse an<br />

dem vormals deutlich führenden Sicherheitsbereich vor<strong>bei</strong>.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 242<br />

4.<br />

Medienkompetenz<br />

Vierter Prioritätsbereich Förderung von Medienkompetenz<br />

auf Platz 8 der dringlichen politischen Handlungsbereiche und mit einer<br />

fast durchschnittlichen Benotung von 2,37 oder gerade noch „2 minus“.<br />

Die Informationswirtschaft schätzt die Bedeutung der Qualifizierung und<br />

die damit gegebene Aufgabe der Bildungseinrichtungen auch in<br />

Zusammenhängen der Medienkompetenz hoch ein. Hinzu kommt die<br />

Einschätzung, dass eine allgemeine Förderung von Medienkompetenz als<br />

eine geeignete Maßnahme zur längerfristigen Behebung der teils strukturell<br />

bedingten Qualifikationsprobleme der Informationswirtschaft angesehen<br />

wird.<br />

Im 3. <strong>Trendbericht</strong>, Seiten 40/41, hieß es dazu:<br />

Von<br />

grundlegender<br />

Bedetung, ...<br />

„Demnach besteht in der Informationswirtschaft eine geradezu universale<br />

Übereinstimmung, dass Medienkompetenz für jeden Menschen in der<br />

Bundesrepublik Deutschland ebenso wie die anderen Kulturtechniken von<br />

grundlegender Bedeutung sind. Das gilt nicht nur für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg, sondern auch, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und<br />

sein Leben zu meistern.<br />

Das bedeutet auch, dass der politische Bereich die Informationswirtschaft<br />

und sehr wahrscheinlich die gesamte Wirtschaft hinter sich weiß, sofern<br />

die von ihm veranlassten Maßnahmen (aus der Sicht der Informationswirtschaft)<br />

geeignet sind.“<br />

... aber auch<br />

bereits große<br />

Erfolge erzielt<br />

Wenn die Förderung von Medienkompetenz diesmal lediglich auf eine<br />

Bewertung von 2,37 kam, so mag dies daran liegen, dass eine<br />

ausreichende Medienkompetenz innerhalb mancher Gruppen mittlerweile<br />

selbstverständlich geworden ist, der objektiv bestehende Handlungsbedarf<br />

demnach abgenommen hat.<br />

Vergleichsweise<br />

nachrangige<br />

politische<br />

Handlungsbereiche<br />

Marktentwicklung<br />

–<br />

Förderpolitik<br />

„E-Business in<br />

KMUs“ noch<br />

vergleichsweise<br />

hohe<br />

Akzeptanz<br />

(6) Im Vergleich zu diesen Prioritätsbereichen sind die folgenden<br />

politischen Handlungsbereiche von nachrangiger Bedeutung:<br />

Erster nachrangiger Handlungsbereich Marktentwicklung –<br />

Förderpolitik<br />

mit den politischen Handlungsbereichen „Existenzgründungsförderung“,<br />

„E-Business in kleinen und mittleren Unternehmen fördern“ und „Internet-<br />

Zugang für alle sicherstellen“ auf den Plätzen 5, 9 und 11 der dringlichen<br />

politischen Handlungsbereiche sowie mit einer durchschnittlichen<br />

Benotung von 2,40 oder „2 bis 3“.<br />

Unter „Marktentwicklung – Förderpolitik“ werden Maßnahmen einer intervenierenden<br />

Politik mit einer vergleichsweise hohen Akzeptanz<br />

zusammengefasst. So handelt es sich hier um Maßnahmen der<br />

Wachstumspolitik. Für einen Förderbereich „E-Business in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen“ dürfte sich im Vergleich zu anderen<br />

Förderpolitiken ein weitgehender Konsens mobilisieren lassen. Hingegen<br />

fragt es sich <strong>bei</strong>m „Internet-Access“, ob es sich hier nicht um ein Problem<br />

handelt, das vom Markt bereits sehr weitgehend gelöst worden ist oder<br />

gelöst werden wird.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 243<br />

Internet-<br />

Access wird<br />

durch den<br />

Markt gelöst<br />

Digital Divides<br />

zügig abbauen<br />

Zwischen<br />

Männern und<br />

Frauen ...<br />

... deutliche<br />

Verringerung<br />

des Divide<br />

gelöst werden wird.<br />

Zweiter nachrangiger Handlungsbereich<br />

abbauen<br />

Digital Divides zügig<br />

auf Platz 12 der dringlichen politischen Handlungsbereiche und mit einer<br />

durchschnittlichen Benotung von 2,73 oder „3 plus“.<br />

Zusammenhänge zu „Digital Divides“ wurden im 2. <strong>Trendbericht</strong><br />

umfassend diskutiert. Seitdem dürfte der Begriff als solcher in informationswirtschaftlichen<br />

Kreisen und teilweise darüber hinaus allgemein<br />

bekannt geworden sein. Auch waren im Zusammenhang mit der<br />

Frauenbewegung eine Vielzahl von Initiativen und Förderungen sowie<br />

einzelne Stellungnahmen mit „Bewegungs“(„Movement“)-Charakter entstanden.<br />

Mittlerweile hat sich der Digital Divide zwischen Männern und<br />

Frauen deutlich verringert.<br />

An der eindeutig nachrangigen Bedeutung einer digitalen Verteilungspolitik<br />

relativ zur digitalen Wachstumspolitik hat sich nichts geändert. Das<br />

dürfte sich allenfalls mittelfristig ändern, wenn allen bewusst geworden ist,<br />

dass Lebenschancen neuerdings mindestens auch über Internet-Access<br />

und Medienkompetenz verteilt werden.<br />

Die unentdeckten<br />

Aufgabenbereiche<br />

Dritter nachrangiger Handlungskomplex<br />

(„vergessenen“) Aufgabenbereiche<br />

Die „unentdeckten“<br />

mit den politischen Handlungsbereichen „Kommunikation und<br />

Kooperation zwischen Politik und Informationswirtschaft verbessern“,<br />

„Deregulierung informationswirtschaftlicher Anwenderbranchen (z.B.<br />

Vekehrsinfrastruktur, Umwelt, Gesundheit)“ und „Kooperation zwischen<br />

informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern fördern“ auf den<br />

Plätzen 7, 13 und 14 dringlicher politischer Handlungsbereiche mit einer<br />

Durchschnittsnote 2,65 oder „2 bis 3“. – Nimmt man nur die <strong>bei</strong>den letzten<br />

Aufgabenbereiche, so sinkt die durchschnittliche Benotung auf 2,82 oder<br />

„3 plus“ und halten die <strong>bei</strong>den weitgehend unentdeckten Aufgabenbereiche<br />

die <strong>bei</strong>den letzten Plätze im Ranking.<br />

Diese Aufgabenbereiche verdienen eine etwas ausführlichere Erörterung,<br />

weil hier nicht auf einen weitgehenden Konsens verwiesen werden kann.<br />

Kommunikation<br />

und Kooperation<br />

zwischen<br />

Politik und<br />

Informationswirtschaft<br />

(7) Bei „Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und Informationswirtschaft<br />

verbessern“ mit einer genau im Durchschnitt liegenden<br />

Bewertung von 2,33 handelt es sich insoweit nicht um einen<br />

„unentdeckten“ Aufgabenbereich, als dieser innerhalb der Politikwissenschaft<br />

durchaus diskutiert wird. Allerdings handelt es sich insoweit um<br />

einen „vergessenen“ Aufgabenbereich, als Repräsentanten der Informationswirtschaft<br />

vorwiegend in wirtschaftlichen Zusammenhängen in lockerer<br />

Anbindung an die Wirtschaftstheorie Erörterungen anstellen und<br />

Entscheidungen treffen und sich eher ausnahmsweise auf die Metaebene<br />

von Kooperationsproblemen begeben (siehe auch die entsprechenden<br />

Ergebnisse zum „Qualifizierungsbedarf der Leitungsebene“). Die Politik<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 244<br />

Ergebnisse zum „Qualifizierungsbedarf der Leitungsebene“). Die Politik<br />

neigt dazu, bestehende Kooperationsprobleme auch in der Form<br />

sachlicher Differenzen auszutragen, wenn die eigentlichen Defizite in den<br />

Kooperationsstrukturen liegen.<br />

Allerdings wurde eine besondere Notwendigkeit, die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen Wirtschaft und Politik zu verbessern, von den informationswirtschaftlichen<br />

Experten im Zusammenhang mit Fragen des Qualifikationserwerbs<br />

über mehrere Jahre betont.<br />

Deregulierung<br />

informationswirtschaftlicher<br />

Anwenderbranchen<br />

...<br />

... als objektives<br />

Problem<br />

und eventueller<br />

politischer<br />

Handlungsbedarf<br />

(8) Die „Deregulierung informationswirtschaftlicher Anwenderbranchen“<br />

und die „Förderung der Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und Anwendern“ konnten weitgehend unentdeckte<br />

Probleme bleiben, weil es im deutschsprachigen Raum wohl Foren für<br />

volkswirtschaftliche und branchenwirtschaftliche Auseinandersetzungen<br />

gibt. Hingegen existieren keine Plattformen für die Erörterung von<br />

Problemen zwischen den Branchen, also <strong>bei</strong>spielsweise zwischen<br />

informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern.<br />

Gleichwohl dürfte es sich hier um objektiv bestehende Problembereiche<br />

handeln, die zu politischen Handlungserfordernissen führen können: Im<br />

Rahmen der <strong>Trendbericht</strong>e hat sich eine Klassifizierung der wichtigsten<br />

informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen über mehrere Jahre<br />

bewährt. Da<strong>bei</strong> wurde der öffentliche Bereich mit seinen E-Government-<br />

Aktivitäten im Jahre 2003 als wichtigste Anwenderbranche gesehen.<br />

Darüber hinaus sind in dieser Klassifizierung Anwenderbranchen mit<br />

einem hohen Regulierungsbedarf überduchschnittlich vertreten. Speziell<br />

<strong>bei</strong> diesen Branchen, insbesondere im gesamten öffentlichen Bereich und<br />

im Gesundheitswesen, wurde seitens der Experten eine suboptimale<br />

Ausschöpfung von Kooperationschancen sowie eine nur langsame Auflösung<br />

des Investitionsstaus nach der gesamtwirtschaftlichen Abschwächung<br />

und der „Krise der New Economy“ in den letzten Jahren<br />

festgestellt.<br />

Kooperationsprobleme<br />

zwischen<br />

informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und<br />

Anwendern ...<br />

... als gravierendes<br />

und<br />

universales<br />

Problem<br />

(9) Als die informationswirtschaftlichen Experten im Rahmen der<br />

Trendumfrage direkt auf bestehende oder fehlende Kooperationsprobleme<br />

zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwendern<br />

angesprochen wurden, sagten sie mit praktisch einer Stimme, dass<br />

hier ein gravierendes und universales Problem vorliegt. Dieses Ergebnis<br />

wurde mittlerweile in drei weiteren <strong>Trendbericht</strong>en unter verschiedenen<br />

Gesichts-punkten untersucht und immer wieder eindrucksvoll bestätigt.<br />

Die Organisierung von öffentlichkeitswirksamen Workshops zu den<br />

bestehenden Kooperationsproblemen zwischen Anbietern und Anwendern<br />

im Rahmen des Projektes „Monitoring Informationswirtschaft“ erwies<br />

sich als richtiger Schritt, um<br />

• die gefundenen Ergebnisse mit zusätzlichen Erhebungsinstrumenten<br />

zu vertiefen;<br />

• Empfehlungen zu erar<strong>bei</strong>ten, die die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen<br />

informationswirtschaftlichen Anbietern und Anwender zu verbessern<br />

imstande sind und<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 245<br />

imstande sind und<br />

• sich um eine „Initialzündung“ zu bemühen, nach der sich die<br />

zusammengeführten Anbieter und Anwender zwecks Verbesserung<br />

ihrer Zusammenar<strong>bei</strong>t auf Dauer selbst organisieren.<br />

(10) In Tabelle 154 werden die Bewertungen der Dringlichkeit politischer<br />

Handlungsbedarfe durch informationswirtschaftliche Experten in den<br />

Jahren 2003 und 2004 wiedergegeben.<br />

Tabelle 154<br />

Bewertungen der Dringlichkeit politischer<br />

Handlungsbereiche 2003 und 2004<br />

Politische Handlungsbedarfe 2003 2004<br />

1. Forschung und Entwicklung 1,75 -<br />

2. Modernisierung des Staates 1,75 1,81<br />

3. Bildungspolitik 1,83 -<br />

4. Informationswirtschaftliche Rahmenbedingungen 1) 2,18<br />

<strong>5.</strong> IT-Sicherheit 2,17 2,27<br />

Alle Antworten im Mittelwert 2,29 2,33<br />

6. Kommunikation und Kooperation<br />

- 2,33<br />

zwischen Informationswirtschaft und Politik<br />

7. Förderung von Medienkompetenz - 2,37<br />

8. Marktentwicklung, Förderpolitik 2,36 2) 2,40<br />

9. Wettbewerbsorientierte Regulierung,<br />

2,68 -<br />

z.B. zwecks Ausbau breitbandiger Infrastruktur<br />

10. Digital Divides zügig abbauen - 2,73<br />

11. Verbraucherschutz, internationale Politik 2,78 -<br />

12. „Unentdeckte“ Aufgabenbereiche - 2,87<br />

1) Für „Wettbewerbsorientierte Regulierung z.B. zwecks Ausbau breitbandiger Infrastruktur“ ergab<br />

sich eine Bewertung von 2,68.<br />

2) Erschließung innovativer Anwendungsmöglichkeiten – Gesundheits-, Verkehrs- und Umweltpolitik,<br />

z.B. zwecks Einführung von Telematik-Anwendungen – Mittelstandspolitik, z. B. Förderung<br />

höherwertiger E-Business-Anwendungen.<br />

Weitgehende<br />

Kompatibilität<br />

der Ergebnisse<br />

2003 und 2004<br />

Kaum Bewertungsverschiebungen<br />

(11) Die Ergebnisse in Tabelle 154 zeigen im Einzelnen:<br />

• Die Ergebnisse sind weitgehend miteinander kompatibel. Soweit<br />

direkte Vergleichsmöglichkeiten bestehen, unterscheiden sich die<br />

Bewertungen der Experten in den Jahren 2003 und 2004 kaum<br />

voneinander.<br />

• Der größte Bewertungsunterschied besteht zwischen „Informationswirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen“ (Bewertung 2004 mit 2,18) und<br />

„Wettbewerbsorientierte Regulierung, z.B. zwecks Ausbau breitbandiger<br />

Infrastruktur“ (Bewertung 2003 mit 2,68). Allerdings wurde im<br />

ersten Fall eine weitgehende ordnungspolitische, im zweiten Fall eine<br />

mehr pragmatische Formulierung gewählt.<br />

• Zwischen 2003 und 2004 scheinen sich kaum Bewertungsverschiebungen<br />

zur Dringlichkeit politischer Aktivitäten für die<br />

Informationswirtschaft ergeben zu haben. Allenfalls scheint das<br />

ordnungspolitische Bewusstsein der Experten etwas größer geworden<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 246<br />

FuE als<br />

weiterer<br />

prioritärer<br />

Handlungsbereich<br />

zu sein (da <strong>bei</strong> allen direkt vergleichbaren Kriterien die Bewertungen<br />

im Jahre 2004 ein wenig schlechter ausfielen).<br />

• Allerdings sollte „Forschung und Entwicklung“ auf jeden Fall als<br />

politischer Prioritätsbereich gesehen werden. Nach diesem Aufgabenbereich<br />

wurde 2004 im Zusammenhang mit prioritären politischen<br />

Aufgabenbereichen nicht gefragt (dafür aber in den Umfragen in den<br />

vorangegangenen Jahren).<br />

Prioritäre<br />

politische<br />

Aufgabenbereiche<br />

...<br />

(12) An pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen ergeben sich:<br />

• Aus der Sicht der Informationswirtschaft sind die prioritären politischen<br />

Handlungsfelder:<br />

- Deregulierung;<br />

- Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die<br />

Informationswirtschaft;<br />

- Modernisierung der Verwaltung, E-Government;<br />

- Forschung und Entwicklung sowie<br />

- Qualifizierung.<br />

Dies gilt für den Zeitraum aller <strong>Trendbericht</strong>e, also für die Jahre 2000 -<br />

200<strong>5.</strong><br />

... und nachgeordnete<br />

Aufgabenbereiche<br />

Ausnahmebereich<br />

Sicherheit<br />

Verteilungspolitik<br />

nachrangig<br />

„Unentdeckte“<br />

politische<br />

Aufgabenbereiche<br />

...<br />

... harren der<br />

Awareness.<br />

• Im Vergleich dazu sind politische Aktivitäten in weiteren Bereichen<br />

von grundsätzlich nachgeordneter Bedeutung. Das gilt auch dann,<br />

wenn es sich um Maßnahmen der Marktentwicklung im Zuge der<br />

staatlichen Förderpolitik handelt und die getroffenen Maßnahmen<br />

Teilen der Informationswirtschaft direkt zugutekommen.<br />

• Die wichtigste Ausnahme davon stellt (seit 2002) die Erhöhung<br />

informationstechnischer Sicherheit sowohl innerhalb der Unternehmen<br />

als auch (besonders seit der Spam-Flut im Jahre 2003) innerhalb des<br />

Internet dar. Auch gibt es gute Gründe, die Erhöhung der IT-Sicherheit<br />

als Bestandteil allgemeiner sicherheitspolitischer Probleme und als<br />

zum Kern staatlicher Aufgaben gehörend anzusehen.<br />

• Maßnahmen digitaler Verteilungspolitik haben gegenüber Maßnahmen<br />

digitaler Wachstumspolitik eine eindeutig nachgeordnete Bedeutung.<br />

• Zwar erhielten die folgenden Aufgabenbereiche nur unterdurchschnittliche<br />

Bewertungen:<br />

- „Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und<br />

Informationswirtschaft verbessern“,<br />

- „Deregulierung in informationswirtschaftlichen Anwenderbranchen“<br />

und<br />

- „Kooperation zwischen informationswirtschaftlichen Anbietern und<br />

Anwendern fördern“.<br />

• Es gibt aber gute Gründe, diese Problembereiche als wichtig<br />

anzusehen und ihnen einen politischen Handlungsbedarf zuzordnen.<br />

Hier sollten zunächst die „Awareness“ und zum Teil die<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 247<br />

Hier sollten zunächst die „Awareness“ und zum Teil die<br />

Problemlösungsfähigkeit der Informationswirtschaft gestärkt werden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 248<br />

26. Deregulierungs- und<br />

Entstaatlichungsbedarf<br />

26.1 Die Frage<br />

„In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden politischen<br />

Deregulierungs- bzw. „Entstaatlichungs“bedarf?“<br />

26.2 Tabellarische Auswertung<br />

Tabelle 155<br />

Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarf<br />

vorwiegend in welchen Bereichen?<br />

Summe<br />

absolut<br />

Summe<br />

in %<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 1.<br />

Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

absolut<br />

An 2. u.<br />

3. Stelle<br />

genannt<br />

in %<br />

Deregulierung nicht nötig -<br />

4 6,0 4 7,8 - -<br />

Deregulierung zu hoch<br />

Deregulierung nicht nötig 2 3,0 2 3,9 - -<br />

Zu hohes Maß an Regulierung -<br />

2 3,0 2 3,9 - -<br />

ungleiche Verteilung von Kontrollmechanismen<br />

Öffentlicher Bereich 12 17,3 6 11,8 6 33,3<br />

Verwaltung - Modernisierung der<br />

8 11,6 3 5,9 5 27,7<br />

Verwaltung - Öffentliches<br />

Beschaffungswesen - Öffentlicher<br />

Bereich als Konkurrent der Privaten -<br />

Gebührenverordnung<br />

Bundesländer, Föderalismus 1 1,4 1 2,0 -<br />

Bildungs- und Qualifizierungssystem 3 4,3 2 3,9 1 5,6<br />

Wirtschaft allgemein 15 21,7 11 21,6 4 22,2<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarkt - Ar<strong>bei</strong>tsamt - Hartz- 9 13,0 7 13,7 2 11,1<br />

Gesetzgebung - Tarifpolitik -<br />

Ar<strong>bei</strong>ts- und Lohnnebenkosten<br />

Rechtsverpflichtungen von<br />

1 1,4 1 2,0 - -<br />

Unternehmen<br />

Kleine und mittlere Unternehmen - 1 1,4 1 2,0 - -<br />

Existenzgründungen<br />

Subventionen, Subventionsabbau, 3 4,3 1 2,0 2 11,1<br />

Senkung der Staatsausgaben<br />

Verbraucherschutz 1 1,4 1 2,0 - -<br />

Informationswirtschaft 32 46,4 26 51,0 6 33,3<br />

Telekommunikation, Internet-Access 14 20,3 12 23,5 2 11,1<br />

IT - Verteidigung regulierungsfreier IT 3 4,3 3 5,9 - -<br />

Software 1 1,4 1 2,0 - -<br />

Urheberrecht, Datenbanken, Medien 4 5,8 2 3,9 2 11,1<br />

E-Commerce 1 1,4 1 2,0 - -<br />

Datenschutz, Datensicherheit, Spam 5 7,2 3 5,9 2 11,1<br />

Audiovisuelle Medien 4 5,8 4 7,8 - -<br />

Außerinformationswirtschaftliche 6 8,7 4 7,8 2 11,1<br />

Branchen, Anwenderbranchen<br />

N 69 - 51 - 18 -<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 249<br />

26.3 Interpretation<br />

67 von 69<br />

Kommentaren<br />

....<br />

(1) Die Existenz eines weitgehenden Deregulierungs- und „Entstaatlichungsbedarfes“<br />

wurde von den befragten Experten insgesamt gesehen<br />

nicht bestritten. Lediglich zwei Experten widersprachen der mit der Frageformulierung<br />

implizierten Behauptung, zum Beispiel:<br />

„Nehme keine übermäßige Regulierung wahr.“<br />

... gehen von<br />

Existenz eines<br />

Regulierungsbedarfes<br />

aus.<br />

Dem standen zwei Nennungen gegenüber, in denen die Existenz „zu<br />

vieler Einzelregulierungen“ ausdrücklich bejaht bzw. eine ungleiche und<br />

damit ungerechte Verteilung von Kontrollmechanismen im Rahmen von<br />

Regulierungen angeprangert wurde. Hinzu kamen 65 Nennungen, in<br />

denen auf konkrete Deregulierungsbedarfe eingegangen wurde.<br />

Das sind eindeutige Ergebnisse, auch wenn manche Experten in ihren<br />

Antworten „Deregulierung und Entstaatlichung“ inhaltlich mit „optimale<br />

Regulierung“ oder sogar mit „staatlichem Handlungsbedarf“ übersetzten.<br />

Aber auch diese dürften zugunsten des Leitsatzes „Im Zweifelsfall für<br />

Deregulierung und Entstaatlichung“ votieren. Siehe auch die<br />

entsprechenden Ergebnisse in früheren <strong>Trendbericht</strong>en.<br />

Deregulierungsbedarf<br />

vor allem in ...<br />

... Informationswirtschaft,<br />

...<br />

... allgemeinen<br />

Rahmenbedingungen<br />

für die<br />

Wirtschaft ...<br />

... und<br />

öffentlichem<br />

Bereich<br />

(2) Deregulierungsbedarf wurde von den befragten Experten vor allem in<br />

drei Bereichen gesehen:<br />

• Den größten Anteil der Nennungen nahm die Informationswirtschaft<br />

mit einem Anteil von 46 % an allen Nennungen an. Das war zu<br />

erwarten, da es sich hier um eine Umfrage unter informationswirtschaftlichen<br />

Experten zu Fragen der Informationswirtschaft<br />

handelte. Überraschend ist eher, dass die weiteren konkreten<br />

Nennungen zusammengenommen auf einen noch höheren Anteil,<br />

nämlich von 48 %, kamen.<br />

• Den zweitgrößten Anteil (22 %) nahmen Regulierungsfragen in der<br />

Wirtschaft außerhalb der Informationswirtschaft und ohne einen<br />

eindeutigen Branchenbezug ein. Damit werden Ergebnisse aus den<br />

Vorjahren bestätigt, nach denen den informationswirtschaftlichen<br />

Experten angemessene wirtschaftliche Rahmenbedingungen, in denen<br />

sie sich frei entfalten können, und nicht Anliegen der<br />

Industriepolitik ein prioritäres Anliegen sind.<br />

• Mit einem Anteil von 17 % nahm der öffentliche Bereich gleichfalls<br />

eine Spitzenposition ein. Das entspricht den Ergebnissen der<br />

Vorjahre, nach denen die Modernisierung des öffentlichen Bereiches<br />

und die Entwicklung stabiler und effizienter Partnerschaften zwischen<br />

öffentlichem und privatem Bereich für die informationswirtschaftlichen<br />

Experten gleichfalls von besonderer Bedeutung ist. Das gilt in<br />

ähnlicher Weise für ihre Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Bildungseinrichtungen<br />

und deren eventuelle Deregulierung. Siehe die auch<br />

den Bildungseinrichtungen in bislang allen <strong>Trendbericht</strong>en abverlangten<br />

„strukturellen Reformen“.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 250<br />

Weitere<br />

Branchen als<br />

vergleichsweise<br />

unwichtig<br />

angesehen<br />

(3) Diesen drei Blöcken standen lediglich sechs Nennungen (9%)<br />

gegenüber, die sich auf außerinformationswirtschaftliche Branchen bzw.<br />

Anwenderbranchen bezogen. Konkretisiert davon wurden:<br />

• „Energiewirtschaft“,<br />

• „Strom- und Dateninfrastruktur derzeit oft in einer Hand“,<br />

• „Vekehrsinfrastruktur“,<br />

• „Gesundheitswesen“,<br />

• „Postmarkt“ sowie<br />

• „Landwirtschaft und Forstwirtschaft“.<br />

Deregulierung<br />

in weiteren<br />

wichtigen<br />

Anwenderbranchen<br />

objektiv<br />

erwünscht, ...<br />

... aber nur<br />

indirekt<br />

erschlossen ...<br />

... und bislang<br />

kaum gesehen<br />

(4) Ein wichtiges Ergebnis des 3. <strong>Trendbericht</strong>es lautete, dass wichtige<br />

Anwenderbranchen der Informationswirtschaft wie das Gesundheitswesen<br />

und die Verkehrsinfrastruktur hochgradig reguliert wenn nicht wie der<br />

Anwenderbereich „E-Government“ öffentlich-rechtlich verfasst sind. Hohe<br />

Regulierungsgrade können die Nachfrage von Anwenderbranchen<br />

(<strong>bei</strong>spielsweise über die Verlängerung eines bestehenden Investitionsstaus)<br />

dämpfen und die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Anbieterund<br />

Anwenderbranchen beeinträchtigen (4. <strong>Trendbericht</strong>, 1. <strong>Band</strong>, S. 56).<br />

Allerdings ergaben sich die obigen Ergebnisse nicht direkt aus Expertenaussagen,<br />

sondern indirekt über die Angaben der Experten zu ihren<br />

wichtigsten Anwenderbranchen sowie der Kenntnisnahme der Regulierungsdichte<br />

dieser Anwenderbranchen. Auch im <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> sind<br />

diese Ergebnisse nur indirekt zu erschließen.<br />

Noch hat die Informationswirtschaft diese Zusammenhänge bislang<br />

thematisiert geschweige Forderungen auf Deregulierung ihrer wichtigsten<br />

Anwenderbranchen mit den Interessen von Kunden- und Lieferantenbranchen<br />

begründet. Es handelt sich hier mithin um eine zwar objektiv<br />

bestehende, aber weitgehend unentdeckte Problemlage. Siehe auch<br />

Kapitel 2<strong>5.</strong><br />

Konkrete<br />

Regulierungsbereiche:<br />

Prioritäten für<br />

Telekommunikation<br />

und<br />

Internet-<br />

Access, ...<br />

... Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />

und Modernisierung<br />

der<br />

öffentlichen<br />

Verwaltung<br />

(5) Eindeutige Prioritätensetzungen zugunsten einer weitergehenden<br />

Deregulierung und Entstaatlichung ergaben sich auch im Hinblick auf<br />

einzelne konkrete Regulierungsbereiche. An besonderen Prioritäten<br />

wurden gesetzt:<br />

• Deregulierungen in der Telekommunikationsbranche mit einem Anteil<br />

von 44 % an allen Nennungen zu Deregulierungbedarfen innerhalb<br />

der Informationswirtschaft und einem Anteil von 20 % an allen<br />

Nennungen. Auch wurde dieser Regulierungsbedarf fast ausschließlich<br />

an die erste Stelle und nicht an die zweite oder dritte Stelle<br />

gesetzt;<br />

• Deregulierungen des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes mit einem Anteil an allen<br />

Nennungen von 13 % und mit einem Anteil von 60 % an den Nennungen<br />

zur „Wirtschaft allgemein“;<br />

• eine weitgefasste Modernisierung der Verwaltung mit einem Anteil von<br />

12 % an allen Nennungen. Allerdings wurde der „Öffentliche Bereich“<br />

eher an nachrangiger denn an erster Stelle genannt.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 251<br />

Informationswirtschaft<br />

Deregulierung<br />

Telekommunikation<br />

Kritik für<br />

Deutsche<br />

Telekom und<br />

Regulierungsbehörde<br />

(6) Deregulierungen im Telekommunikationsbereich wurden häufig<br />

allgemein – also ohne zusätzliche konkrete Forderungen – befürwortet.<br />

Konkret wurde empfohlen,<br />

• die Dominanz der Deutschen Telekom zu relativieren und für ihre<br />

Wettbewerber faire Wettbewerbsbedingungen sicherzustellen;<br />

• das Telekom-Monopol auf der „letzten Meile“ abzubauen;<br />

• die Förderung von DSL nicht nur der Deutschen Telekom zu<br />

überlassen;<br />

• einen angeblich zu hohen oder nicht richtig wahrgenommenen<br />

Einfluss der staatlichen Regulierungsbehörde mindestens zu relativieren.<br />

Zum Beispiel:<br />

„Regulierungsbehörde für TK. Einfluss zu hoch. Wettbewerb soll entscheiden.“<br />

„Telekommunikation sollte dringend wieder verstaatlicht werden. Das hat<br />

nichts gebracht.“<br />

Die kritischen Orientierungen vor allem gegenüber der Deutschen<br />

Telekom und der Regulierungsbehörde lassen sich zum Teil damit<br />

erklären, dass vermutlich einige Experten aus Unternehmungen antworteten,<br />

die mit der Deutschen Telekom im Wettbewerb stehen.<br />

Datenschutz,<br />

Datensicherheit,<br />

Spams<br />

(7) Darüber hinaus wurden weitere „alte informationswirtschaftliche<br />

Bekannte“ aus den vorangegangenen Umfragen als Gegenstand notwendiger<br />

Deregulierung gesehen:<br />

Urheberrecht • Datenschutz, Datensicherheit und die Bekämpfung von Spams mit<br />

einem Anteil von 7 % an allen Nennungen;<br />

• Urheberrecht, Datenbanken und Medien, ein Bereich, der mit dem<br />

zweiten Korb der Urheberrechtsgesetzgebung erneut aktuell geworden<br />

ist, mit einem Anteil von 6 % an allen Nennungen, sowie<br />

Audiovisuelle<br />

Medien<br />

• Audiovisuelle Medien mit einem Anteil von 6 %. Hier wurde<br />

<strong>bei</strong>spielswise eine liberale Politik <strong>bei</strong> anstehenden Frequenzzuweisungen<br />

empfohlen.<br />

Beispielsweise <strong>bei</strong> der Datensicherheit und der Bekämpfung von Spams<br />

wurde Deregulierung von den Experten offensichtlich teilweise mit<br />

„staatlichem Handlungsbedarf in Richtung Regulierung“ bzw. mit „optimaler<br />

Regulierung“ übersetzt.<br />

Verteidigung<br />

weitgehend<br />

regulierungsfreier<br />

Informationstechnik<br />

(8) Die „Informationstechnik“ wurde von drei Experten genannt. Hier ging<br />

es weniger um Deregulierung als um eine Verteidigung der bislang<br />

weitgehend regulierungsfreien Branche Informationstechnik:<br />

„Eine solche Regulierung wäre auch kontraproduktiv, da sich die „IT-<br />

Landschaft“ erheblich schneller als der Gesetzgebungsprozess wandelt.“<br />

„Die IT ist weitgehend frei von staatlicher Regulierungswut geblieben.<br />

Mögen wir von „Internet-Schutz-Gesetzen““, „Anti-Hacker-Verordnungen“<br />

und Ähnlichem verschont bleiben.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 252<br />

und Ähnlichem verschont bleiben.“<br />

Patentierbarkeit<br />

von<br />

Software kaum<br />

angesprochen<br />

Hingegen wurden die Bereiche „Software“ und „E-Commerce“ nur von<br />

jeweils einem Experten erwähnt. Demnach hatte <strong>bei</strong>spielsweise die<br />

„Patentierbarkeit von Software“ unter Regulierungsgesichtspunkten aus<br />

der Sicht der Experten keine große Bedeutung.<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />

Deregulierung<br />

(9) Die Deregulierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes wurde von den Experten<br />

insgesamt als komplexes Problem gesehen. Die Forderungen bezogen<br />

sich im Einzelnen auf eine allgemeine Flexibilisierung, auf die laufende<br />

Reform der Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t, auf die Hartz-Gesetzgebung, auf die<br />

flexibilitätsbehindernden Wirkungen von Flächentarifverträgen sowie auf<br />

die Senkung der Ar<strong>bei</strong>ts- und Lohnnebenkosten. In einem Fall wurde ein<br />

Zusammenhang zwischen der bestehenden Verkrustung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />

und dem Trend zu Outsourcing und Offshoring hergestellt:<br />

„Ar<strong>bei</strong>tsmarkt: Durch starke Regulierung (Mindestlöhne, staatliche<br />

Ar<strong>bei</strong>tsvermittlung, ...) werden die Probleme durch Outsourcing/-shoring<br />

verschärft & hohe Gemeinkosten erzeugt.“<br />

Für Subventionsabbau<br />

und größere<br />

Freiräume für<br />

KMUs<br />

(10) Unabhängig davon wurden für den Bereich der allgemeinen<br />

Wirtschaftspolitik ein genereller Subventionsabbau, größere Freiräume<br />

und eine gerechtere Steuerpolitik für kleine und mittlere Unternehmen<br />

ebenso wie für Existenzgründungen verlangt. In einem Fall wurde ein<br />

direkter Zusammenhang zwischen Subventionsabbau und der Senkung<br />

der Staatsausgaben gesehen.<br />

Öffentlicher<br />

Bereich<br />

Modernisierung<br />

der<br />

Verwaltung ...<br />

... vor allem<br />

<strong>bei</strong> Beschaffung<br />

und Ausschreibung?<br />

(11) Die Modernisierung der Verwaltung wurde in einer Reihe von Fällen<br />

als prioritäres Anliegen gesehen. Damit verbunden wurde mehrfach auf<br />

die Kooperationsmöglichkeiten zwischen öffentlichem und privatem<br />

Bereich, <strong>bei</strong>spielsweise auf das öffentliche Beschaffungswesen, eingegangen.<br />

In mehreren Fällen wurde eine Konkurrenzsituation zwischen<br />

Öffentlichem und Privatem Sektor als Ärgernis empfunden, zum Beispiel:<br />

„Öffentliche Vemarktungsportale/Anbieter staatlicher Leistungen (z.B.<br />

Geoinformationen). Der Staat soll nicht Marktteilnehmer/Konkurrent<br />

werden.“<br />

Deregulierungsbedarf<br />

<strong>bei</strong> Bildungseinrichtungen<br />

(12) Innerhalb des öffentlichen Bereiches wurde neben der Modernisierung<br />

der Verwaltung ein Deregulierungsbedarf <strong>bei</strong> den Bildungseinrichtungen<br />

identifiziert. Zum Beispiel:<br />

„Bildungssysteme. Diese sind weitgehend wettbewerbsfrei. Mehr Investition<br />

in diese – wie politisch derzeit opportun – bedeutet mehr Geld in<br />

starre veraltete „klassenorientierte“ Ausbildungssysteme zu geben, was<br />

die neue Generation im Geiste des 19. Jahrhunderts erzieht.“<br />

Eine gleichwohl bestehende Wertschätzung der Bildungseinrichtungen<br />

kam <strong>bei</strong>spielsweise darin zum Ausdruck, dass ein Experte Deregulierungsbedarf<br />

mit Investitionsbedarf übersetzte:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 253<br />

„Investitionen in Bildung und Qualifizierung (<strong>bei</strong> Unternehmen und Staat).“<br />

Bedeutender<br />

Deregulierungs-<br />

und<br />

Entstaatlichungsbedarf<br />

Flexibilisierung<br />

des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />

Deregullerung<br />

der Telekommunikation<br />

Allerdings<br />

auch<br />

Ausnahmebereiche<br />

Regulierungsfreie<br />

Informationstechnik<br />

Deregulierung<br />

der Verwaltung<br />

und<br />

Bildungssysteme<br />

Agenda<br />

prioritärer<br />

Deregulierungs-<br />

und<br />

Entstaatlichungsbedarfe<br />

(13) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

• In der Informationswirtschaft wird ein bedeutender Deregulierungsund<br />

Entstaatlichungsbedarf gesehen. So erhoben sich praktisch keine<br />

Stimmen, die prinzipiell für einen aktiveren Staat im Bereich der<br />

Regulierung eintreten. Allerdings gab es auch Stimmen, die sich für<br />

„Ausnahmebereiche/-aufgaben“ wie Datensicherheit und die Verhinderung<br />

von Spam und damit für eine weitergehende Regulierung bzw.<br />

eine „optimale Regulierungsdichte“ aussprachen.<br />

• Die von den informationswirtschaftlichen Experten gesetzten Prioritäten<br />

in der Deregulierungs- und Entstaatlichungspolitik folgen in bedeutenden<br />

Teilen der Deregulierungs- und weiteren Reformpolitik beziehungsweise<br />

den poltischen Diskussionen in der Öffentlichkeit. Das gilt<br />

<strong>bei</strong>spielsweise für die Flexibilisierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes in der<br />

allgemeinen und die Deregulierung des Telekommunikationsbereiches<br />

in der sektoralen Wirtschaftspolitik.<br />

• Informationstechnik wurde als positiver Modellfall für eine weitgehend<br />

regulierungsfreie Branche angesehen. Die Regulierungsfreiheit sollte<br />

notfalls verteidigt werden.<br />

• Es gibt aber auch grundlegende Orientierungen in der Informationswirtschaft,<br />

die weniger von der öffentlichen Meinung getragen werden.<br />

Das gilt <strong>bei</strong>spielsweise für die Modernisierung der Verwaltung,<br />

insbesondere für die Vereinfachung und Effektuierung des öffentlichen<br />

Beschaffungs- und Ausschreibungswesens, und mehr noch für die<br />

Deregulierung des Bildungs- und Qualifizierungssystems.<br />

Eine aktuelle Agenda prioritärer Deregulierungs- und Entstaatlichungsbedarfe<br />

aus der Sicht der Informationswirtschaft ist in Tabelle 156<br />

wiedergegeben.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 254<br />

Tabelle 156<br />

Agenda prioritärer Deregulierungs- und<br />

Entstaatlichungsbedarfe<br />

Deregulierungsbereiche<br />

Beispiele für konkret<br />

vorgeschlagene Maßnahmen<br />

Vorrangig: x<br />

Mit Einschränkungen<br />

proritär<br />

(x)<br />

In Abweichung<br />

von<br />

aktueller<br />

politischer<br />

Diskussion<br />

(x)<br />

I. Allgemeine Wirtschaftspolitik<br />

Flexibilisierung des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />

• Reform der Bundesanstalt für<br />

Ar<strong>bei</strong>t, Hartz-Gesetzgebung<br />

• Flexibilisierung des Tarifvertragsrechts<br />

• Senkung der Ar<strong>bei</strong>ts- und<br />

Lohnnebenkosten<br />

x -<br />

Größere Freiräume und<br />

gerechtere Besteuerung von<br />

kleinen und mittleren<br />

Unternehmen und<br />

Existenzgründungen<br />

- x -<br />

<strong>II</strong>. Informationswirtschaft<br />

Telekommunikation • Faire Wettbewerbsbedingungen<br />

• Kein Monopol für Letzte Meile<br />

und DSL-Anschluss<br />

• Kritik an Regulierungsbehörde<br />

x -<br />

Datenschutz,<br />

- (x) 1) -<br />

Datensicherheit, Spam<br />

Urheberrechtsschutz<br />

- (x) 1) -<br />

(zweiter Korb)<br />

Audiovisuelle Medien - (x) 1) -<br />

<strong>II</strong>I. Öffentlicher Bereich<br />

Modernisierung der Verwaltung • E-Government<br />

• Vereinfachung von<br />

Beschaffung und<br />

Ausschreibung<br />

• Öffentlicher Bereich kein<br />

Konkurrent der Privaten<br />

x<br />

x<br />

Bildungseinrichtungen - x x<br />

IV. Weitere<br />

Anwenderbranchen<br />

- (x) 2) x<br />

zum Beispiel Verkehr,<br />

Gesundheit, Umwelt<br />

1) Vorrangig, aber nicht im Vergleich zur Deregulierung des Telekommunikationsbereiches.<br />

2) Vorrangigkeit ergibt sich nur indirekt aus den Aussagen der Experten.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 255<br />

27. Informationswirtschaft und<br />

Informationsgesellschaft<br />

27.1 Die Frage<br />

„Mit der Entwicklung der Informationswirtschaft werden viele Chancen für die<br />

Informationsgesellschaft verfügbar gemacht. Gleichzeitig wird befürchtet, dass diese<br />

Chancen in der Gesellschaft nicht immer optimal aufgegriffen werden.<br />

Soll die Informationswirtschaft über die Verfolgung Ihrer betriebs- und<br />

branchenwirtschaftlichen Interessen hinaus Beiträge dazu leisten, dass diese Chancen<br />

besser genutzt werden, <strong>bei</strong>spielsweise über besondere Aktivitäten auf Verbandsebene<br />

oder über das Sponsoring von Veröffentlichungen?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen „1“ („Sehr wichtig, dass Informationswirtschaft<br />

zusätzliche Beiträge leistet“) und „6“ („Informationswirtschaft sollte sich vollständig<br />

heraushalten“)“.<br />

27.2 Tabellarische Auswertungen<br />

Tabelle 157<br />

Partizipation der Informationswirtschaft<br />

an Problemen der Informationsgesellschaft?<br />

Mittelwert<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

Schaffung neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze 2,03 180<br />

Förderung der Grundlagenforschung / langfristige Entwicklung<br />

2,09 181<br />

der Wissenschaft<br />

Schaffung anspruchsvollerer Ar<strong>bei</strong>tsplätze 2,22 180<br />

Erörterungen über die Zukunft der Bildungssysteme 2,30 179<br />

Bewertungen der Partizipationserfordernisse insgesamt 2,49 69<br />

Leben im „Global Village“ / internationale Verständigung 2,56 178<br />

Erörterungen über Zukunft der Medien 2,57 172<br />

Durchschnittliche Bewertungen insgesamt 2,90 1.596<br />

Erörterungen über Zukunft der Politik 2,90 174<br />

Maßnahmen gegen problematisch gewordene soziale<br />

3,20 179<br />

Beziehungen, z.B. Vereinsamung<br />

Bessere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung 3,63 173<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 256<br />

Tabelle 158<br />

Partizipation der Informationswirtschaft an Problemen<br />

der Informationsgesellschaft? – Zusätzliche<br />

Begründungen<br />

Absolut In %<br />

Engagement der Informationswirtschaft in<br />

außerwirtschaftlichen Zusa mmenhängen kritisch gesehen<br />

Tendenziell oder tatsächlich irrelevant – Probleme vorrangig<br />

der Politik überlassen – Wirtschaft allenfalls als Unterstützer<br />

politischer Aktivitäten<br />

Beeinflussung der Informationsgesellschaft sollte durch genuin<br />

wirtschaftliche Aktivitäten erfolgen.<br />

Dysfunktionen der Informationsgesellschaft<br />

als Folge informationswirtschaftlicher Aktivitäten<br />

Weitgehende Mitgestaltung der Informationsgesellschaft<br />

erforderlich<br />

9 37,4<br />

5 20,8<br />

2 8,3<br />

2 8,3<br />

9 37,4<br />

Informationswirtschaft kann und sollte sich gesellschaftlicher<br />

6 2<strong>5.</strong>0<br />

Verantwortung stellen. – Unternehmen durchaus als<br />

„Lückenbüßer“ der Politik – Für eine das Wirtschaftliche<br />

transzendierende Kommunikation<br />

Informationswirtschaft wird ihrer volks- und sozialpolitischen<br />

1 4,2<br />

Verantwortung nicht gerecht.<br />

Informationswirtschaft wird ihrer Verantwortung doch gerecht. 2 8,3<br />

Unentschiedene Bewertungen 6 25,0<br />

Zukunftsfragen im eigenen Interesse behandeln! 2 8,3<br />

Erörterungen gehören in die dafür notwendigen<br />

2 8,3<br />

Einrichtungen und Gremien der Wirtschaft<br />

Soziale Beziehungen – menschenwürdige Entwicklung 2 8,3<br />

N 24 -<br />

27.3 Interpretation<br />

Zentrale<br />

Resultate<br />

des 4. <strong>Trendbericht</strong>s<br />

(1) Wie sich aus den Ergebnissen zum 4. <strong>Trendbericht</strong> ergab, verfügt die<br />

Informationswirtschaft über dezidierte Ansichten, in welchem Bezugsrahmen<br />

Entwicklungen der Informationsgesellschaft erörtert werden<br />

sollten, was die wichtigsten Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />

sind und wie diese Entwicklungen bewertet werden sollten. Ihre<br />

Meinungen und Beurteilungen dazu erwiesen sich als überraschend<br />

einheitlich.<br />

An zentralen Resultaten ergaben sich:<br />

Erweiterter<br />

Bezugsrahmen<br />

• Über die Klassifizierung des Fragebogens hinausgehend schlugen die<br />

Experten insgesamt gesehen einen erweiterten Bezugsrahmen vor, in<br />

dem sich aus ihrer Sicht Probleme der Informationsgesellschaft<br />

angemessen diskutieren lassen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 257<br />

Positive,<br />

ambivalente<br />

und negative<br />

Bewertungen<br />

Bestehende<br />

Chancen<br />

werden<br />

unzureichend<br />

genutzt.<br />

• „Während die Experten die Bedeutung der Informationsgesellschaft für<br />

Technik und Wissenschaft sowie Wirtschaft positiv beurteilten,<br />

bewerteten sie den Einfluss der Informationsgesellschaft auf die<br />

sozialen Beziehungen negativ sowie auf Politik und Gesellschaft<br />

(unter Einschluss der Medien und Bildungseinrichtungen) skeptisch,<br />

mindestens aber ambivalent. Während die Anzahl der Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

abnehmen wird, nehmen die Qualität der Ar<strong>bei</strong>t und die Qualifikationsanforderungen<br />

zu.“ Damit „zeichnen sich insgesamt gesehen<br />

eine Polarisierung zwischen den gesellschaftlichen Funktionsbereichen<br />

und damit dauerhafte Konfliktlinien ab“ (4.<br />

<strong>Trendbericht</strong>, <strong>Band</strong> I, S. 87).<br />

• Die Experten bestritten nicht, dass die Informationsgesellschaft<br />

Chancen für alle Lebens- und beruflichen Aufgabenbereiche verfügbar<br />

mache. Sie waren jedoch skeptisch, ob diese Chancen außerhalb von<br />

Wissenschaft, Technik und Wirtschaft angemessen genutzt werden.<br />

Die Ergebnisse werden zusammenfassend in Tabelle 159 dargestellt.<br />

Tabelle 159<br />

Bezugsrahmen für die Erörterung von Problemen<br />

der Informationsgesellschaft – Identifizierung und<br />

Beurteilungen von Trends<br />

Gesellschaftliche Funktionsbereiche<br />

Bereichsübergreifende Trends – Interaktionen,<br />

Interdependenzen und Bedeutungsverschiebungen<br />

zwischen den<br />

gesellschaftlichen Funktionsbereichen<br />

Technik und Wissenschaft (einschließlich der<br />

von ihnen möglich gemachten neuen Produkte<br />

und Dienste – deren Akzeptanz)<br />

Ar<strong>bei</strong>t<br />

Wirtschaft<br />

Soziale Beziehungen<br />

Politik und Gesellschaft<br />

Bildung<br />

Medien<br />

Beurteilung der Wirkungen der<br />

Informationsgesellschaft auf<br />

Funktionsbereich<br />

unübersichtlich, ambivalent<br />

positiv<br />

ambivalent, da<br />

• Anzahl der Ar<strong>bei</strong>tsplätze: negativ;<br />

• Qualität der Ar<strong>bei</strong>t: positiv<br />

positiv<br />

negativ (Stichwort: Vereinsamung)<br />

ambivalent, eher skeptisch<br />

ambivalent, eher skeptisch<br />

ambivalent, eher skeptisch<br />

Vor der<br />

Entdeckung<br />

bedeutender ...<br />

(2) Wenn die Informationswirtschaft die Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />

so einheitlich sieht und beurteilt, hegt sie auch feste<br />

Ansichten zu den Interdependenzen zwischen Informationswirtschaft und<br />

Informationsgesellschaft und die Rolle, die sie in diesem Kontext spielt<br />

oder spielen sollte? Sind hier sogar bedeutende Handlungs- und<br />

Kooperationspotenziale zu erschließen?<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 258<br />

... Handlungsund<br />

Kooperationspotenziale?<br />

Jedenfalls machte es nach den Ergebnissen des 4. <strong>Trendbericht</strong>es Sinn,<br />

eine entsprechende Frage in der Umfrage für den <strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> zu<br />

stellen. Entsprechend wurden wir von unseren Partnern <strong>bei</strong> der Konzeptualisierung<br />

ermutigt.<br />

Beobachter,<br />

nicht<br />

Partizipant<br />

oder<br />

Mitgestalter<br />

(3) Nach den Ergebnissen im Ankreuzverfahren sahen sich die befragten<br />

Experten eher als Beobachter von Entwicklungen der Informationsgesellschaft,<br />

aber nicht als Partizipant oder gar als Gestalter informationswirtschaftlicher<br />

Trends. Da<strong>bei</strong> wurde durchaus gesehen, dass von den<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten der Branche bedeutende, wenngleich ungeplante<br />

Wirkungen auf die Informationsgesellschaft ausgehen. Aus der<br />

Sicht der Experten ist es jedoch nicht die Aufgabe der Informationswirtschaft,<br />

diese Wirkungen von vornherein in ihr wirtschaftliches Kalkül<br />

einzubeziehen.<br />

Bewertungen<br />

im Ankreuzverfahren<br />

Allgemeine<br />

Partizipation an<br />

Informationsgesellschaft:<br />

2,49<br />

Konkrete Partizipationsmöglichkeiten<br />

2,90<br />

Genuin<br />

informationswirtschaftliche<br />

Aktivitäten mit<br />

besten<br />

Benotungen<br />

2,03 – 2,22<br />

(4) Dafür sprechen die folgenden Ergebnisse:<br />

• Zwar wurden etwaige allgemeine Partizipationsmöglichkeiten an der<br />

Entwicklung der Informationsgeselleschaft von den Experten mit der<br />

durchschnittlichen Note 2,49 versehen.<br />

• Aber diese Bewertung von Partizipationsmöglichkeiten von<br />

Entwicklungen der Informationsgesellschaft sinkt auf 2,90, sobald<br />

nicht mehr allgemeine, sondern konkrete Partizipationserfordernisse<br />

angesprochen wurden. Demnach scheint die Informationswirtschaft<br />

insgesamt kaum an einem informationsgesellschaftlichen Engagement<br />

interessiert, sobald ihr mehr als Lippenbekenntnisse abverlangt<br />

werden.<br />

• Die obige Benotung sänke um Einiges weiter, wenn man sich auf<br />

Partizipationsbereiche beschränkte, die nicht unmittelbar etwas mit<br />

der Ausübung informationswirtschaftlicher Belange zu tun haben. So<br />

wurden die besten Benotungen an Partizipationsbereiche vergeben, in<br />

denen die Informationswirtschaft im ureigensten Interesse Aktivitäten<br />

entfalten muss. Diese waren:<br />

- Schaffung neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze mit der Benotung 2,03;<br />

- Förderung der Grundlagenforschung / langfristige Entwicklung der<br />

Wissenschaft mit der Benotung 2,09 sowie<br />

- Schaffung anspruchsvollerer Ar<strong>bei</strong>tsplätze mit der Benotung 2,22.<br />

Zukunft der<br />

Bildungssysteme<br />

2,30<br />

• Hingegen wurde den „Erörterungen über die Zukunft der Bildungssysteme“<br />

mit 2,30 eine „mittlere Benotung“ gegeben. Dieser Bereich<br />

gehört nicht so eindeutig wie die zuvor genannten Partizipationsbereiche<br />

den genuin informationswirtschaftlichen Aktivitäten an. Er<br />

steht ihnen aber nahe, da die Informationswirtschaft umfangreiche<br />

Qualifikationsaktivitäten entfaltet und die Informationswirtschaft ihren<br />

Aufgaben langfristig nur dann wirtschaftlich erfolgreich operieren<br />

kann, wenn das bestehende strukturelle „Mismatch“ zwischen angebotenen<br />

und nachgefragten Qualifikationen verringert wird.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 259<br />

Global Village<br />

2,56<br />

Eörterungen<br />

über andere<br />

Funktionsbereiche<br />

2,57 – 2,90<br />

Soziale<br />

Beziehungen,<br />

Freizeit<br />

3,20 – 3,63<br />

• Partizipationsmöglichkeiten an der Entwicklung der Informationsgesellschaft,<br />

die offensichtlich nicht aus informationswirtschaftlichen<br />

Aktivitäten im engeren Sinne resultieren, wurden dagegen mit deutlich<br />

schlechteren Noten bedacht:<br />

- Leben im „Global Village“ / internationale Verständigung mit der<br />

Note 2,56;<br />

- Erörterungen über die Zukunft der Medien mit der Benotung 2,57;<br />

- Erörterungen über die Zukunft der Politik mit der Benotung 2,90;<br />

- Maßnahmen gegen problematisch gewordene soziale<br />

Beziehungen, z.B. Vereinsamung, mit der Note 3,20 und<br />

- bessere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung mit der Benotung 3,63.<br />

Da<strong>bei</strong> war ein Teil dieser möglichen Partizipationsbereiche in den<br />

Frageformulierungen von vornherein mit schwachen Anforderungen an<br />

die Repräsentanten der Informationswirtschaft verbunden, indem für<br />

diese Bereiche lediglich von „Erörterungen“ und nicht von „Handlungen“<br />

die Rede war. Da<strong>bei</strong> dürften Benotungen mindestens von „befriedigend“<br />

abwärts von einem weitgehenden Desinteresse zeugen.<br />

Zusätzliche<br />

Kommentare<br />

Nur 24<br />

Kommentare<br />

(5) Diese Ergebnisse werden durch die zusätzlichen Kommentare der<br />

Experten im Wesentlichen bestätigt.<br />

Das wichtigste Ergebnis lautet, dass lediglich 24 von 208 Experten von<br />

der Möglichkeit Gebrauch machten, die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der Informationsgesellschaft zusätzlich zu kommentieren.<br />

Offensichtlich hat die Informationsgesellschaft insgesamt gesehen kein<br />

besonderes Interesse daran (oder findet nicht die Zeit), sich außerhalb<br />

ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten intensiv zu engagieren.<br />

Heterogene<br />

Beurteilungen<br />

Einheitliches<br />

Meinungsbild<br />

wird nicht als<br />

erforderlich<br />

angesehen.<br />

(6) Von den 24 Kommentaren sahen neun ein „Engagement der<br />

Informatonswirtschaft in außerwirtschaftlichen Zusammenhängen kritisch“,<br />

während in gleichfalls neun Kommentaren eine „weitgehende<br />

Mitgestaltung der Informationsgesellschaft“ für erforderlich angesehen<br />

wurde und die Kommentare von sechs Experten unentschieden ausfielen.<br />

Das lässt vermuten, dass zu den informationsgesellschaftlichen<br />

Handlungsmöglichkeiten der Informationswirtschaft kein einheitliches<br />

Meinungsbild existiert und bestehende Meinungsbilder für die „Privatsache<br />

jedes Einzelnen“ hält. Oder anders gesagt: Hier liegt aus der Sicht<br />

der Informationswirtschaft eher ein Bildungs- und weniger ein<br />

Interessenproblem vor.<br />

37 %:<br />

Partizipation in<br />

außerwirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen<br />

(7) Auch die Stellungnahmen der Experten innerhalb der genannten<br />

Bewertungsgruppen fielen heterogen aus.<br />

Eine Gruppe lässt sich unter dem Begriff der „progressiven Forderer“<br />

zusammenfassen. Beispielsweise begründeten diese Experten ihre<br />

Ansicht, eine weitgehende Mitgestaltung informationsgesellschaftlicher<br />

Zusammenhänge sei erforderlich, indem sie ausdrücklich bedauerten,<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 260<br />

Informationswirtschaft<br />

soll<br />

Staat ergänzen<br />

...<br />

... oder macht<br />

es bereits<br />

besser als<br />

er.<br />

Zusammenhänge sei erforderlich, indem sie ausdrücklich bedauerten,<br />

dass die Informationswirtschaft ihrer sozial- und volkswirtschaftlichen<br />

Verantwortung nicht gerecht. werde. Oder sie verlangten der<br />

Informationswirtschaft ausdrücklich einen Beitrag zur humanen Gestaltung<br />

sozialer Beziehungen oder zu menschenwürdig gestalteten Entwicklungen<br />

ab:<br />

„Auch die Informationswirtschaft soll sich ihrer gesellschaftlichen<br />

Verantwortung stellen. Sie verdienen schließlich an der Gesellschaft.“<br />

Oder sie forderten, die Informationswirtschaft möge jene Funktionen<br />

übernehmen, die der Staat nicht übernehmen könne.<br />

„Da sich der Staat raushalten soll, müssen das die Firmen selbst in die<br />

Hand nehmen. Selbstorganisation, Selbstvermarktung usw.“<br />

Oder die Informationswirtschaft möge eine Kommunikation mit der<br />

Öffentlichkeit bzw. anderen gesellschaftlichen Funktionsbereichen führen,<br />

die über das rein Wirtschaftliche hinausgehe, zumal sie über eine überlegene<br />

Kompetenz in den Erörterungen verfüge:<br />

„In manchen Bereichen ist gerade die Informationswirtschaft in der Lage,<br />

für mehr Klarheit und Objektivität <strong>bei</strong> vielen gesellschaftlichen Fragen zu<br />

sorgen.“<br />

Im Gegensatz dazu erklärten zwei Experten, dass die Informationswirtschaft<br />

ihrer informationsgesellschaftlichen Verantwortung bereits<br />

gerecht werde.<br />

37 %:<br />

Kein<br />

informationswirtschaftliches<br />

Engagement<br />

erforderlich<br />

Keine Zeit<br />

Keine<br />

Begründung<br />

erforderlich<br />

(8) Diesen Wünschen standen jene Kommentare gegenüber, die ein<br />

Engagement der Informationswirtschaft in außerwirtschaftlichen Zusammenhängen<br />

kritisch sahen. Ihre Begründungen fielen allerdings so<br />

heterogen aus, dass sich diese der Zusammenfassung in einem Begriff<br />

entziehen.<br />

Die Meinung, man solle sich vorrangig um die eigenen Kernaufgaben<br />

kümmern und die Lösung bestehender Probleme vorrangig der Politik<br />

überlassen, wurde <strong>bei</strong>spielsweise mit bereits bestehenden finanziellen<br />

und zeitlichen Belastungen im Bereich der Kernaufgaben begründet, zum<br />

Beispiel:<br />

„While all the above are important points for the whole of the economy,<br />

not everything can possibly be undertaken by industry, which is hard<br />

pressed. Most of the above falls into the responsibility of the public sector<br />

and they should have professionals.“<br />

Typischer war es jedoch, wenn die Experten ihre informationsgesellschaftliche<br />

Abstinenz als eine Selbstverständlichkeit ansahen, die keiner<br />

weiteren Begründung bedürfe:<br />

„Insgesamt kein großer Handlungsbedarf.“<br />

„Ist für uns nicht relevant.“<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 261<br />

„Nicht unbedingt Aufgabe der Privatwirtschaft.“<br />

Informationswirtschaft<br />

Verursacher<br />

gesellschaftlicher<br />

Dysfunktionen<br />

In zwei Stellungnahmen wurde wenn nicht die Kompetenz so doch die<br />

Eignung der Informationswirtschaft bezweifelt, Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />

mitzuerörtern und mitzugestalten, weil sie die<br />

Verursacher der zu therapierenden gesellschaftlichen Verwerfungen sei,<br />

zum Beispiel:<br />

„Noch nie war der Verursacher eines Problems Teil der Lösung.“<br />

Markt und<br />

Preise regeln<br />

optimal.<br />

Zwei Experten zeigten sich mit Wirkungen der Informationswirtschaft auf<br />

die Informationsgesellschaft im Rahmen eines „marktwirtschaftlichen<br />

Radikalismus“ ausdrücklich zufrieden, zum Beispiel:<br />

„Der Markt und die Preise sind schneller als Verbände etc. Beiträge<br />

sollten über Produkt-Angebote erfolgen, nicht über Belehrungen.“<br />

25 %:<br />

Ambivalente<br />

Beurteilungen<br />

(9) Hinzu kamen sechs Kommentare mit eher ambivalenten Bewertungen,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise, weil die Experten erklärten, eine Erörterung von Zukunftsfragen<br />

sei erforderlich, da dies im unmittelbaren informationswirtschaftlichen<br />

Interesse liege, zum Beispiel:<br />

Verbände<br />

sollen<br />

richten.<br />

es<br />

„Langfristige Entwicklung sollte das Zentrum der Aktivitäten sein, auch im<br />

Bereich der Bildung.“<br />

Solche Aktivitäten können allerdings auch unternommen werden, ohne an<br />

Entwicklungen der Informationsgesellschaft zu denken.<br />

Oder die Experten hegten eine eher bürokratisch/administrative Sicht der<br />

Dinge, indem sie urteilten, dass entsprechende Erörterungen in die dafür<br />

bestehenden Einrichtungen und Gremien der Wirtschaft gehörten. Oder<br />

sie würden ihrer Verantwortung bereits gerecht, indem sie Vorträge<br />

hielten oder die eigenen Ausführungen ins Internet stellten:<br />

Oder selbst<br />

Vorträge halten<br />

Soziale<br />

Beziehungen<br />

problematisch,<br />

...<br />

... aber kein<br />

Handlungsbedarf<br />

„Eine Masse Anwender sind in Foren unterwegs, finden sich in<br />

Webanwendungen zurecht. Deren filterbare Vorschläge und lenkbares<br />

Engagement wird viel zusehr ignoriert, daraus läßt sich etwas machen. 30<br />

% davon könnte wertschöpfend tätig werden.“<br />

„In den meisten Bereichen ist die Informationswirtschaft vertreten und<br />

leistet ihren Beitrag.“<br />

Oder die Experten sahen die sozialen Beziehungen der Informationsgesellschaft<br />

als problematisch an, sahen aber die Informationswirtschaft<br />

damit nicht oder nur wenig gefordert.<br />

Dezidierte<br />

Meinung zu<br />

Entwicklungen<br />

(10) Es ergeben sich an pragmatisch relevanten Schlussfolgerungen:<br />

• Wie die Ergebnisse zum 4. <strong>Trendbericht</strong> ergaben, verfügt die Informationswirtschaft<br />

über eine dezidierte Meinung, in welchem Bezugsrahmen<br />

Entwicklungen der Informationsgesellschaft erörtert werden<br />

sollten, was die wichtigsten Entwicklungen der Informationsgesellschaft<br />

sind und wie diese Entwicklungen bewertet werden<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 262<br />

gesellschaft sind und wie diese Entwicklungen bewertet werden<br />

sollten.<br />

Beobachter,<br />

nicht Partizipant<br />

oder<br />

Gestalter<br />

Desinteresse<br />

an außerwirtschaftlichen<br />

Fragen ...<br />

... bereits auf<br />

der kommunikativen<br />

Ebene<br />

Gemeinwirtschaftliche<br />

Potenziale<br />

Gesellschaftspolitisches<br />

Modell der<br />

Segmentierung<br />

...<br />

... funktioniert<br />

nur noch<br />

suboptimal<br />

Kommunikation<br />

zwischen Informationswirtschaft<br />

und<br />

Politik<br />

verbesserungswürdig<br />

Genügend<br />

Berater, aber<br />

mit eingeschränkter<br />

Legitimierung<br />

und Mobilisierungsfunktion<br />

Mehr von<br />

Interessen der<br />

Informationswirtschaft<br />

ausgehen<br />

• Die Experten sehen sich als Beobachter, nicht als Partizipanten oder<br />

als Gestalter informationswirtschaftlicher Entwicklungen. Zwar sehen<br />

sie, dass von ihren wirtschaftlichen Entscheidungen wichtige Wirkungen<br />

auf die Entwicklung der Informationsgesellschaft ausgehen.<br />

Daraus folgern sie aber für sich keinen Handlungsbedarf.<br />

• Auf Möglichkeiten der Teilnahme angesprochen, reagiert die Informationswirtschaft<br />

auch in ihren zusätzlichen Begründungen (oder im<br />

Fehlen derselben) überwiegend mit Desinteresse. Das gilt bereits für<br />

die Erörterungs-, nicht erst für die Handlungsebene. Soweit sie<br />

zusätzliche Meinungen äußert, erscheinen diese derart heterogen, als<br />

entsprängen sie zufälligen Gesprächen oder zufälliger Lektüre. Das<br />

Thema erscheint ihnen als Bildungs-, nicht als Interessen-problem.<br />

• Wie die Ergebnisse zur Medienkompetenz und zur Qualifikationsentwicklung<br />

in vorangegangenen <strong>Trendbericht</strong>en ergaben, ist die Informationswirtschaft<br />

zu bedeutenden gemeinwirtschaftlichen Aktivitäten<br />

imstande, wenn diese mittelfristig für sie nachvollziehbar sind und<br />

gleichzeitig den eigenen Interessen dienen.<br />

• In den Augen der Informationswirtschaft gibt es in der Informationsgesellschaft<br />

bedeutende Tendenzen zu einer gesellschaftspolitischen<br />

Polarisierung. Gleichzeitig nehmen die Interdependenzen zwischen<br />

Wirtschaft und weiteren gesellschaftlichen Funktionsbereichen zu.<br />

Beides lässt das Modell gesellschaftspolitischer Segmentierung, wie<br />

es auch von Experten in dieser Umfrage vertreten wurde, als nicht<br />

genügend funktionsfähig erscheinen. Nach diesem Modell verfolgen<br />

Wirtschaft und weitere gesellschaftliche Funktionsbereiche weitgehend<br />

unabhängig voneinander ihre Interessen, ohne die voraussichtlichen<br />

Aktivitäten der anderen Seite, sei es über Erörterungen, sei<br />

es gar über den Versuch einer Ex-ante-Abstimmung, zureichend zur<br />

Kenntnis nehmen (von den durchaus umfangreichen Lobbying-<br />

Aktivitäten im Vorfeld etwa gesetzgeberischer Maßnahmen hier nicht<br />

zu reden).<br />

• Auch in früheren <strong>Trendbericht</strong>en gab es vielfach Hinweise auf eine nur<br />

begrenzt funktionsfähige Kommunikation zwischen Informationswirtschaft<br />

und Politik.<br />

• Die Informationswirtschaft ist genügend heterogen, um der Politik<br />

Berater für jede Fragestellung und „Verbündete“ für fast jede Position<br />

zu liefern. Allerdings kann die Legitimationsbasis dieser Berater in<br />

eigenen Kreisen schmal ausfallen und mögen diese nur begrenzt in<br />

der Lage sein, Kooperationspotenziale verfügbar zu machen.<br />

• Um die Informationswirtschaft stärker in Kooperationszusammenhänge<br />

einzubinden, wäre es in der politischen Argumentation nötig,<br />

von vornherein stärker von ihren Interessen auszugehen.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Politischer und weiterer Handlungsbedarf 263<br />

Einbindung in<br />

öffentlichen<br />

Auseinandersetzungen<br />

Beginn eines<br />

Dialoges hoch<br />

ansetzen<br />

• Von den Meinungen und Handlungen der Informationswirtschaft<br />

gehen so bedeutende Wirkungen auf die Entwicklung der Informationsgesellschaft<br />

aus, dass auf die Einbindung ihers Know hows in<br />

informationsgesellschaftlichen Fragen in öffentlichen<br />

Auseinandersetzungen nicht verzichtet werden kann, zumal<br />

öffentliche Erörterungen ein vergleichsweise kostengünstiges<br />

„Probehandeln“ darstellen.<br />

• Eine teils öffentliche Kommunikation zwischen Wirtschaft und Politik<br />

zu informationsgesellschaftlichen Fragen sollte nach Position und<br />

Reputation der Beteiligten möglichst hoch angesetzt werden.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 264<br />

Anhänge<br />

Anhang A<br />

Kooperierende Verbände und weitere Einrichtungen<br />

I. DIHK sowie Industrie- und Handelskammern<br />

Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Breite Straße 29, 11052 Berlin,<br />

Ruf: (030) 20308 1610, Fax: (030) 20308 1666<br />

Kontaktpartner: Dr. Katrin Sobania, E-Mail: sobania.katrin@berlin.dihk.de<br />

Wolfgang Stenzel, E-Mail: stenzel.wolfgang@dihk.de<br />

HK Hamburg, Adolphsplatz 1, 20414 Hamburg, Ruf: (040) 36138 444, Fax: (040) 36138<br />

269<br />

Kontaktpartner: Alexander Neunzig, E-Mail: alexander.neunzig@hamburg.hk.de<br />

IHK Berlin, Fasanenstraße 85, 10623 Berlin, Ruf: (030) 31510 476, Fax: (030) 31510 106<br />

Kontaktpartnerin: Dr. Marion Haß, E-Mail: hass@berlin.ihk.de<br />

IHK Darmstadt, Rheinstraße 89, 64295 Darmstadt, Ruf: (06151) 871 251, Fax: (06151)<br />

871 100 251<br />

Ansprechpartner: Karlfried Thorn, thorn@darmstadt.ihk.de<br />

IHK des Saarlandes, 66104 Saarbrücken, Ruf: (0681) 9520 800, Fax: (0681) 9520 889<br />

Kontaktpartner: Andreas Blügel, E-Mail: andreas.bluegel@saarland.ihk.de<br />

IHK Dortmund, Märkische Straße 120, 44141 Dortmund, Ruf: (0231) 541 289<br />

Kontaktpartner: Stefan Schreiber, s.schreiber@dortmund.ihk.de<br />

IHK Essen, Waldthausenstraße 2, Ruf: (0201) 1892 211<br />

Kontaktpartner: Heinz-Jürgen Hacks, E-Mail: hacks@essen.ihk.de<br />

IHK Frankfurt, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt/M., Ruf: (069) 2197 1496, Fax: (069) 2197<br />

1488<br />

Kontaktpartner: Matthias Müller, E-Mail: mueller@frankfurt.ihk.de<br />

IHK im mittleren Ruhrgebiet zu Bochum, Ostring 30 - 32, 44787 Bochum, Ruf: (0234)<br />

9113 148, Fax: (0234) 9113 260<br />

Kontaktpartner: Raphael Jonas, E-Mail: jonas@bochum.ihk.de<br />

IHK Kassel, Postfach 101949, 34111 Kassel, Ruf: (0561) 7891 272, Fax: (0561) 7891<br />

233<br />

Ansprechpartner: Ulrich Spengler, E-Mai: spengler@kassel.ihk.de<br />

IHK Koblenz, Schlossstraße 2, 58068 Koblenz, Ruf: (0261) 106 279, Fax: (0261) 106 123<br />

Kontaktpartner: Dr. Edelbert Dold, E-Mail: dold@koblenz.ihk.de<br />

IHK Leipzig, Goerdelerring 5, 04109 Leipzig, Ruf: (0341) 1267 1305, Fax: (0341) 1267<br />

1422<br />

Kontaktpartner: Bernd Müller, E-Mail: bmueller@leipzig.ihk.de<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 265<br />

IHK Mittlerer Niederrhein Krefeld, Nordwall 39, 47798 Krefeld, Ruf: (02151) 635 310,<br />

Fax: (02151) 635 44310<br />

Kontaktpartnerin: Tanja Neumann, E-Mail: neumann@krefeld.ihk.de<br />

IHK Nordwestfalen, Postfach 4024, 48022 Münster, Ruf: (02519) 707 204, Fax: (0251)<br />

707 325<br />

Kontaktpartner: Dr. Christoph Assmacher, E-Mail: assmacher@muenster.ihk.de<br />

IHK Potsdam, Breite Straße 2a - c, 14467 Potsdam, Ruf: (0331) 2786 260, Fax: (0331)<br />

28 429 60<br />

Kontaktpartner: Carsten Schöning, E-Mail: schoening@potsdam.ihk.de<br />

IHK Rostock, Postfach 105291, Ernst-Barlach-Straße 1-3, 18055 Rostock, Ruf: (0381)<br />

338 150, Fax: (0381) 338-109<br />

Kontaktpartner: Thomas Höppner, Ruf: (0381) 3380, E-Mail: hoeppner@rostock.ihk.de<br />

SIHK – Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen, Ruf: (02331) 309<br />

200<br />

Kontaktpartner: Reinhard Höntsch, E-Mail: hoentsch@hagen.ihk.de<br />

Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein GmbH (ttz) in Trägerschaft der<br />

Technologiestiftung Schleswig-Holstein und der Industrie- und Handelskammern<br />

Flensburg, Kiel und Lübeck, Lorentzenstraße 22, 24103 Kiel, Ruf: (0431) 51962 10<br />

Kontaktpartner: Franz Gelbke, E-Mail: zentrale@ttz-sh.de<br />

<strong>II</strong>.<br />

Anbieterverbände und weitere Einrichtungen<br />

Association for Image and Information Management International (A<strong>II</strong>M), c/o Project<br />

Consult, Oderfelder Straße 17, 20149 Hamburg, Ruf: (040) 460762 20<br />

Kontaktpartner: Dr. Ulrich Kampffmeyer, E-Mail: ulrich.kampffmeyer@project-consult.com<br />

BITKOM, Albert-Einstein-Straße 14, 12489 Berlin, Ruf: (030) 275 76120<br />

Kontaktpartner: Axel Pols, E-Mail: apols@bitkom.org<br />

Börsenverein für den deutschen Buchhandel, Deutsche Fachpresse, Großer<br />

Hirschgraben 19 - 21, 60311 Frankfurt/Main, Ruf: (069) 1306 326<br />

Kontaktpartnerin: Brita Westerholz, E-Mail: brita.westerholz@t-online.de<br />

Bundesverband für die Digitale Wirtschaft, Kaistraße 14, 40221 Düsseldorf, Ruf:<br />

(0221) 500 456 20, Fax: (0211) 600 456 33<br />

Frankfurter Allgemeine – Archiv, Hellerhofstraße 2-4, 60327 Frankfurt/M., Ruf: (069)<br />

7591 2911, Fax: (069) 7591 1535<br />

Kontaktpartner: Franz-Josef Gasterich, E-Mail: gasterich@faz.de<br />

GBI the contentmachine, Freischützstraße 96, 81927 München, Ruf: (089) 99 28 79-19,<br />

Fax: (089) 99 28 79 99<br />

Kontaktpartner: Dr. Peter Müller-Bader, E-Mail: pmb@gbi.de<br />

Initiative D 21, Ernst-Reuter-Platz 2, 10587 Berlin, Ruf: (030) 31151964<br />

Kontaktpartner: Katherina Ahrens, E-Mail: kahrens@de.ibm.com<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 266<br />

Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, Oberländer<br />

Ufer 180 – 182, 50968 Köln, Ruf: (0221) 37677 25, Fax: (0221) 37677 26<br />

Kontaktpartnerin: Andrea Weißenfels, E-Mail: vatm@vatm.de<br />

Verband Privater Rundfunk- und Telekommunikation e.V., Stromstraße 11, 10555<br />

Berlin, Ruf: (030) 39 880 102<br />

Kontaktpartner: Oliver Weiß, E-Mail: weiss@vprt.de<br />

Verband der Unterhaltungssoftware Detuschlands, Riemkestraße 160, 33106<br />

Paderborn, Ruf: (05251) 7719 50, Fax: (05251) 7719 519<br />

Kontaktpartner: Hermann Achilles, E-Mail: h.achilles@vud.de<br />

Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, Markgrafenstraße 15, 10969 Berlin, Ruf:<br />

(030) 72698 150<br />

Kontaktpartner: Alexander v. Reibnitz, E-Mail: a.reibnitz@vdz.de<br />

VIW e-Business Austria, Verband für Informationswirtschaft (VIW), Postfach 273,<br />

A – 1092 Wien, Ruf: + 43 676 369 3610 (Mobil) und + 43 1 961 0102<br />

Kontaktpartner: Gerhard K. Wagner, E-Mail: gkwagner@via.at<br />

Zentralverband Elektronische und Elektronik-Industrie (ZVEI), Stresemannstraße 19,<br />

60596 Frankfurt/Main, Ruf: (069) 6302 300<br />

Kontaktpartner: Ulrich Scheinost, E-Mail: scheinost@zvei.org<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong><strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 267<br />

Anhang B: Monitoring Informationswirtschaft<br />

- Trends, Chancen, Risiken und Optionen bis 2009<br />

mit den folgenden Schwerpunkten<br />

• Branchenbarometer - Unternehmensstrategien<br />

• Beschäftigungs- und Qualifikationsentwicklung<br />

• Forschung und Entwicklung - Geschäftschancen - Wachstumsbereiche<br />

• Market Drivers und Marktbarrieren<br />

• Politischer und weiterer Handlungsbedarf - Informationsgesellschaft<br />

Ein Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Ar<strong>bei</strong>t (BMWA).<br />

Umgesetzt vom Institute for Information Economics (Hattingen) und <strong>TNS</strong> <strong>Infratest</strong><br />

(München).<br />

Dieser Fragebogen wurde in engem Zusammenwirken erstellt mit<br />

• Bundesministerium für Wirtschaft und Ar<strong>bei</strong>t (BMWA)<br />

• Deutscher Industrie- und Handelskammertag (Berlin)<br />

• BITKOM (Berlin)<br />

• Bundesverband Digitale Medien (Düsseldorf)<br />

• VIW e-Business Austria, Verband für Informationswirtschaft (Wien)<br />

• Verband Privater Rundfunk und Telekommunikationsanbieter (Berlin).<br />

Weitere Kooperationspartner:<br />

Börsenverein für den deutschen Buchhandel, Deutsche Fachpresse - Bundesverband Digitale<br />

Wirtschaft (Düsseldorf) - Frankfurter Allgemeine Zeitung (Archiv) - GBI, the contentmachine - HK<br />

Hamburg - IHK Berlin - IHK Bochum - IHK Darmstadt - IHK des Saarlandes (Saarbrücken) - IHK<br />

Dortmund - IHK Essen - IHK Frankfurt - IHK Hagen - IHK Kassel - IHK Koblenz - IHK Leipzig - IHK<br />

Lübeck - IHK Mittlerer Niederrhein Krefeld - IHK Nordwestfalen (Münster) - IHK Potsdam - IHK<br />

Rostock - Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein - Verband der Anbieter von<br />

Telekommunikations- und Mehrwertdiensten - Verband der Unterhaltungssoftware Deutschlands -<br />

Verband Deutscher Zeitschriftenverleger - Zentralverband Elektrotechnische und Elektronik-Industrie<br />

Ihr Ansprech- und Kooperationspartner:<br />

Dr. Willi Bredemeier, Institute for Information Economics,<br />

Erzbergerstraße 11 + 15,<br />

45527 Hattingen<br />

Ruf: + 49 2324 67009, Fax: + 49 2324 67006<br />

E-Mail: w.bredemeier@gmx.de<br />

Internet: www.password-online.de<br />

Für Ihre wertvolle Zusammenar<strong>bei</strong>t mit uns revanchieren wir uns in aller Kürze mit<br />

dem vollständigen <strong>Trendbericht</strong>.<br />

Monitoring Informationswirtschaft - das unverzichtbare aktuelle Grundlagenwerk der<br />

Branche - über 10.000 Downloads der Monitoring-Ergebnisse in jedem Monat.


Anhänge 268<br />

Selbstverständlich würden wir uns sehr freuen, wenn Sie alle unsere Fragen beantworten.<br />

Aber natürlich haben Sie das Recht, einzelne Fragen und Klassifizierungen zu<br />

überspringen.<br />

Bei den ersten drei Fragen (frühere Teilnahme an unserer Umfrage? Ihre besonderen<br />

Kompetenzen? Ihre Position?) benötigen wir allerdings Ihre Antworten, um Ihre weiteren<br />

Antworten sinnvoll auswerten zu können.<br />

1. Haben Sie an einer der vorangegangenen Umfragen zum <strong>Trendbericht</strong><br />

teilgenommen?<br />

Ja<br />

Nein<br />

2. Unsere Expertengruppe "Informationswirtschaft" besteht aus den<br />

untenstehenden Kompetenzgruppen. Bitte ordnen Sie sich zu:<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

I. Anbieter:<br />

Tele- und Mobilkommunikation<br />

Informations- und Kommunikationstechnik (einschließlich Software und Beratung)<br />

Elektronische Informations-, Kommunikations-, Bildungs- und Unterhaltungsdienste – Print<br />

E-Commerce, Online-Werbung<br />

<strong>II</strong>. Private Anbieter:<br />

Industrie<br />

Private Dienstleistungen<br />

Weitere Branchen<br />

<strong>II</strong>I. Weitere Expertengruppen:<br />

Verbände<br />

Lehre, Forschung, Ausbildung<br />

Weiterer öffentlicher Bereich<br />

Sollten Sie der Meinung sein, Ihre Kompetenzen seien dem obigen Schema nicht<br />

sinnvoll zuzuordnen, dann beschreiben Sie bitte, wie Sie sich einordnen:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 269<br />

3. Welche Funktion nehmen Sie in Ihrer Einrichtung ein?<br />

Top Management / Leitungs- bzw. Geschäftsführungsebene<br />

Bereichsleiter, Abteilungsleiter<br />

Weitere Funktion, bitte konkretisieren Sie:<br />

Abgeschlossene Geschäfts-/Budgetentwicklung 2003/2004.<br />

4. Bitte schätzen Sie die wirtschaftliche / Budgetentwicklung für den Zeitraum 1.<br />

Oktober 2003 – 30. September 2004, bezogen auf Ihr Unternehmen (Ihre<br />

Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />

Es ging (im Vergleich zum<br />

Vorjahr) aufwärts.<br />

In etwa die gleiche Entwicklung<br />

wie im Vorjahr.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr kam es<br />

zu einem Abschwung.<br />

Ihr Unternehmen/<br />

Ihre Einrichtung<br />

Ihre Branche<br />

Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht ...<br />

... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />

... für Ihre Branche:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 270<br />

Voraussichtliche Geschäfts-/Budgetentwicklung 2004/200<strong>5.</strong><br />

<strong>5.</strong> Bitte schätzen Sie die künftige wirtschaftliche / Budgetentwicklung für den<br />

Zeitraum 1. Oktober 2004 – 30. September 2005, bezogen auf Ihr Unternehmen<br />

(Ihre Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />

Es wird im Vergleich zu<br />

2003/2004 aufwärts gehen.<br />

In etwa die gleiche Entwicklung<br />

wie 2003/2004.<br />

Im Vergleich zu 2003/2004<br />

erwarte ich einen Abschwung.<br />

Ihr Unternehmen/<br />

Ihre Einrichtung<br />

Ihre Branche<br />

Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht ...<br />

... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />

... für Ihre Branche:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 271<br />

E-Business.<br />

6. In welchen Bereichen des E-Business sehen Sie für Ihre Branche einen<br />

aktuellen Handlungsbedarf?<br />

(E-Business = Anpassung unternehmensinterner Prozesse und<br />

Wertschöpfungsketten an die Internettechnologie).<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen 1 und 6 (1 = aktueller und dringender<br />

Handlungsbedarf, 6 = kein Handlungsbedarf bzw. kein Handlungsbedarf mehr).<br />

E-Business-Bereich 1 2 3 4 5 6<br />

E-Readiness:<br />

Technische Voraussetzungen<br />

(z.B. PC-Nutzung, Internet-<br />

Zugang, eigene Website)<br />

Interne technische<br />

Anwendungen (z. B. E-Mail,<br />

Intranet, LAN)<br />

Qualifizierung von Mitar<strong>bei</strong>tern<br />

und Vorgesetzten<br />

Motivation, Erkennen von<br />

Chancen<br />

E-Activity:<br />

E-Procurement (Elektronische<br />

Beschaffung)<br />

Online-Verkauf<br />

Electronic Data Interchange<br />

(EDI)<br />

E-Impact:<br />

Verbesserung interner<br />

Ar<strong>bei</strong>tsprozesse<br />

Bessere Geschäfte<br />

Weitere Erfolge durch<br />

E-Business – bitte<br />

konkretisieren Sie<br />

Bitte, begründen Sie Ihre Einschätzungen in wenigen Stichworten:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 272<br />

Outsourcing und Offshoring.<br />

7. Stellen Outsourcing und Offshoring eher eine Chance oder eher eine<br />

Bedrohung für Ihre Einrichtung, Ihre Branche und die Volkswirtschaft dar?<br />

(Offshoring = Outsourcing von Unternehmensfunktionen in<br />

Niedriglohnländern).<br />

Ihre Einrichtung:<br />

eher Chance<br />

teils/teils<br />

eher Bedrohung<br />

Outsourcing<br />

Offshoring<br />

Bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Einschätzung:<br />

Ihre Branche:<br />

eher Chance<br />

teils/teils<br />

eher Bedrohung<br />

Outsourcing<br />

Offshoring<br />

Bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Einschätzung:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 273<br />

Volkswirtschaft:<br />

eher Chance<br />

teils/teils<br />

eher Bedrohung<br />

Outsourcing<br />

Offshoring<br />

Bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Einschätzung:<br />

Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (1): Bewertung.<br />

8. Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t, wie sie aktuell umgesetzt werden, bewerte<br />

ich nach Schulnoten ... ( 1 = sehr gut, 6 = ungenügend)<br />

Für meine Einrichtung:<br />

Für meine Branche<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Bitte begründen Sie Ihre Einschätzung in ein, zwei Stichworten ...<br />

... für Ihre Einrichtung:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 274<br />

...für Ihre Branche:<br />

Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t (2): Handlungsbedarf.<br />

9. Was sollte in Marketing und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t in Ihrer Einrichtung und in<br />

Ihrer Branche vor allem getan werden?<br />

Bitte unterscheiden Sie in Ihren Antworten nach Zielgruppen.<br />

1. Zielgruppe:<br />

Handlungsbedarf:<br />

2. Zielgruppe:<br />

Handlungsbedarf:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 275<br />

3. Zielgruppe:<br />

Handlungsbedarf:<br />

Abgeschlossene Mitar<strong>bei</strong>ter-/Beschäftigungsentwicklung 2003/2004.<br />

10. Bitte schätzen Sie die Beschäftigungs-/Mitar<strong>bei</strong>terentwicklung für den Zeitraum<br />

1. Oktober 2003 – 30. September 2004, bezogen auf Ihr Unternehmen (Ihre<br />

Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />

Es gab einen Nettozuwachs.<br />

Die Zahl der Beschäftigten blieb<br />

in etwa gleich.<br />

Es kam zu einem<br />

Nettorückgang.<br />

Ihr Unternehmen/<br />

Ihre Einrichtung<br />

Ihre Branche<br />

Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht...<br />

... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />

... für Ihre Branche:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 276<br />

Voraussichtliche Mitar<strong>bei</strong>ter-/Beschäftigungsentwicklung 2004/200<strong>5.</strong><br />

11. Bitte schätzen Sie die künftige Beschäftigungs-/Mitar<strong>bei</strong>terentwicklung für den<br />

Zeitraum 1. Oktober 2004 – 30. September 2005, bezogen auf Ihr Unternehmen<br />

(Ihre Einrichtung) und Ihre Branche, ein.<br />

Es wird einen Nettozuwachs<br />

geben.<br />

Die Zahl der Beschäftigten wird<br />

in etwa gleich bleiben.<br />

Es wird zu einem Nettorückgang<br />

kommen.<br />

Ihr Unternehmen/<br />

Ihre Einrichtung<br />

Ihre Branche<br />

Warum? – bitte begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht ...<br />

... für Ihr Unternehmen / Ihre Einrichtung:<br />

... für Ihre Branche:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 277<br />

Qualifikationserwerb.<br />

12. Im "Qualifikationserwerb" hat es in letzter Zeit <strong>bei</strong> einzelnen Maßnahmen eine<br />

eindeutige Verbesserung (Verschlechterung) gegeben bzw. eine solche<br />

Verbesserung (Verschlechterung) zeichnet sich eindeutig ab.<br />

Qualifikationserwerb insgesamt<br />

Unternehmensintern – insgesamt<br />

- Rekrutierung, Mitar<strong>bei</strong>terauswahl<br />

- Eigene Aus- und Weiterbildung<br />

- Einbeziehung von E-Learning<br />

- Bestandspflege der Mitar<strong>bei</strong>ter (z.B.<br />

Personalentwicklungspläne)<br />

- Weitere Maßnahmen – bitte konkretisieren<br />

Sie:<br />

Eindeutige<br />

Verbesserung<br />

Eindeutige<br />

Verschlechterung<br />

Schulen, Berufsschulen, Hochschulen -<br />

insgesamt<br />

- Strukturelle Reformen<br />

- Neue Ausbildungsordnungen/-berufe<br />

- Neue Curricula/Studiengänge<br />

- Verbesserte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

Bildungseinrichtungen / Wirtschaft<br />

- Weitere Maßnahmen – bitte konkretisieren<br />

Sie:<br />

Private Bildungsanbieter,<br />

- z. B. private Hochschulen, Seminaranbieter<br />

Politik – Politische Rahmenbedingungen<br />

- Reform Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>t<br />

- Förderung Selbstständigkeit,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme<br />

- Hartz IV, Agenda 2010<br />

- Weitere Maßnahmen – bitte konkretisieren<br />

Sie:<br />

Ihr Kommentar?<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 278<br />

Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe (1): Bewertung.<br />

13. Ist die gegenwärtige Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche<br />

und informationstechnische Berufe noch zeitgemäß und am Bedarf orientiert?<br />

Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor<br />

(1 = voll und ganz zeitgemäß, 6 = überhaupt nicht).<br />

Gegenwärtige Ausbildung für<br />

informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe<br />

Gegenwärtige Weiterbildung für<br />

informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Bitte, begründen Sie mit ein, zwei Stichworten Ihre Ansicht:<br />

Aus- und Weiterbildung für informationswirtschaftliche und<br />

informationstechnische Berufe (2): Handlungsbedarf.<br />

14. Bei den besonders dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Aus- und<br />

Weiterbildung informationswirtschaftlicher und informationstechnischer Berufe<br />

geht es vor allem darum ...<br />

...die technische Medienkompetenz zu<br />

verbessern<br />

...die inhaltliche Medienkompetenz zu<br />

verbessern<br />

...die strategische Medienkompetenz zu<br />

verbessern<br />

...weitere Maßnahmen umzusetzen<br />

Ausbildung<br />

Weiterbildung<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 279<br />

Bitte, konkretisieren und begründen Sie kurz Ihre Ansicht:<br />

Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (1):<br />

Dringlichkeit.<br />

1<strong>5.</strong> Sehen Sie auf der Leitungs-/Geschäftsführungsebene bzw. auf der Ebene des<br />

Top Managements <strong>bei</strong>spielsweise im Zuge der Europäisierung und<br />

Internationalisierung der Märkte einen besonderen Qualifizierungsbedarf?<br />

Qualifizierungsbedarf in hohem Maße gegeben<br />

Qualifizierungsbedarf gegeben<br />

Qualifizierungsbedarf nicht so sehr gegeben<br />

Kein Qualifizierungsbedarf<br />

Bitte, begründen Sie Ihre Einschätzung in ein, zwei Stichworten:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 280<br />

Qualifizierungsbedarf Geschäftsführungsebene / Top Management (2):<br />

Handlungsbedarf.<br />

16. Welche Maßnahmen und Maßnahmenbereiche sehen Sie als besonders viel<br />

versprechend an, um die Qualifizierung der Leitungs-/Geschäftsführungsebene<br />

bzw. des Top Managements zu verbessern?<br />

1. Maßnahme (Maßnahmenbereich):<br />

2. Maßnahme (Maßnahmenbereich):<br />

3. Maßnahme (Maßnahmenbereich):<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 281<br />

Besondere Geschäftschancen für die kommenden Jahre.<br />

17. Bei welchen neuen Produkten, Diensten und Anwendungen zeichnen sich in<br />

den kommenden Jahren besondere Geschäftschancen ab?<br />

Bitte nehmen Sie eine Bewertung nach Schulnoten vor (1 = sehr viel<br />

versprechend, 6 = kaum neue Geschäftschancen).<br />

Medienkonvergenz<br />

VoIP<br />

Mobilkommunikation<br />

Hardware<br />

Software<br />

IT-Sicherheit im Internet<br />

IT-Sicherheit<br />

unternehmensintern<br />

Informationsdienste<br />

E-Commerce (B2B)<br />

E-Commerce (B2C)<br />

M-Commerce<br />

Virtuelle Marktplätze<br />

Digitaler Rundfunk<br />

Digitales Fernsehen<br />

E-Business<br />

E-Government<br />

E-Banking<br />

E-Brokerage<br />

E-Health<br />

Weitere Bereiche, bitte<br />

konkretisieren Sie:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Ihr Kommentar zu den besonderen Geschäftschancen der kommenden Jahre?<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 282<br />

Produkte, Dienste und Anwendungen für den Mittelstand.<br />

18. Welche informationswirtschaftlichen Produkte, Dienste und Anwendungen<br />

speziell für kleine und mittlere Unternehmen sehen Sie für die nächsten Jahre<br />

als besonders viel versprechend an?<br />

Bitte nennen Sie maximal drei Durchbruchsbereiche und begründen Sie Ihre<br />

Entscheidungen in Stichworten.<br />

1. Durchbruchsbereich:<br />

2. Durchbruchsbereich:<br />

3. Durchbruchsbereich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 283<br />

Zugangstechnologien zum Internet.<br />

19. Bei welchen Übertragungswegen zeichnen sich Ihren Einschätzungen zufolge<br />

besondere Expansions- und Geschäftschancen ab?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Es zeichnet sich ein großer<br />

Aufschwung ab") und "6" ("Der Markt wird weitgehend daniederliegen"):<br />

Analogmodem<br />

ISDN<br />

DSL<br />

Satellit<br />

Stromnetz (Powerline)<br />

WLAN<br />

WiMAX<br />

WAP<br />

UMTS<br />

Sonstige Zugangswege – bitte<br />

konkretisieren Sie:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Bitte begründen Sie eine oder mehrere Ihrer Einschätzungen stichwortartig:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 284<br />

Mobile Anwendungen – M-Commerce.<br />

20. Bei welchen mobilen Anwendungen bzw. in welchen M-Commerce-Bereichen<br />

zeichnen sich Ihren Einschätzungen zufolge besondere Expansions- und<br />

Geschäftschancen ab?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Es zeichnet sich ein großer<br />

Aufschwung ab") und "6" ("Der Markt wird weitgehend daniederliegen"):<br />

Mobile Datendienste B2B:<br />

Flottenmanagement<br />

Portale<br />

Groupware<br />

Customer Relationship<br />

Management<br />

Warenverfolgung<br />

Sonstige B2B-Dienste – bitte<br />

konkretisieren Sie:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Mobile Datendienste B2C:<br />

SMS<br />

MMS<br />

E-Mail<br />

Auskünfte und Informationen<br />

(Fahrplanauskunft, Wetterbericht,<br />

Sportnachrichten)<br />

Banking: Wertpapierhandel<br />

Buchung von Hotels,<br />

Fahrkarten, Eintrittskarten<br />

Mobile Payment<br />

Spiele<br />

Musik<br />

Klingeltöne<br />

Bilder, Logos<br />

Sonstige B2C-Dienste – bitte<br />

konkretisieren Sie:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 285<br />

Ihr Kommentar?<br />

Patentierbarkeit von Software.<br />

21. Sollte die Patentierbarkeit von Software, wie sie gegenwärtig möglich ist, eher<br />

eingeschränkt, <strong>bei</strong>behalten oder ausgeweitet werden?<br />

Eher einschränken<br />

Eher <strong>bei</strong>behalten<br />

Eher ausweiten<br />

Bitte, begründen Sie kurz Ihre Antwort:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 286<br />

E-Government im B2G-Bereich.<br />

22. In welchen Kooperations- und Anwendungsbereichen zeichnen sich <strong>bei</strong><br />

Business-to-Government in den kommenden Jahren besondere<br />

Geschäftschancen ab?<br />

1. Durchbruchsbereich:<br />

2. Durchbruchsbereich:<br />

3. Durchbruchsbereich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 287<br />

EU-Osterweiterung.<br />

23. Wirkt sich die Osterweiterung der Europäischen Union positiv oder weniger<br />

positiv auf diverse informationswirtschaftliche Entwicklungen aus?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Sehr positive Folgen") und "6"<br />

("Sehr negative Folgen"):<br />

Bewertung der Folgen auf EU-Osterweiterung ...<br />

auf den Absatz<br />

auf Zuliefermöglichkeiten<br />

auf Innovationsmöglichkeiten<br />

auf den Wettbewerb<br />

auf Verfügbarkeit von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

auf weitere Bereiche - bitte<br />

konkretisieren Sie:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Insgesamt<br />

Warum? – Bitte begründen Sie eine oder mehrere Ihrer Einschätzungen<br />

stichwortartig:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 288<br />

Kooperation zwischen Unternehmen.<br />

24. In welchen Bereichen sehen Sie eine Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen den<br />

Unternehmen (Einrichtungen) Ihrer Branche auf der Anbieter- und<br />

Anwenderseite als besonders wichtig an?<br />

Bitte nennen Sie jeweils zwei Kooperationsbereiche und begründen Sie kurz<br />

Ihre Einschätzungen.<br />

Kooperation aus Anbietersicht:<br />

1. Kooperationsbereich:<br />

2. Kooperationsbereich:<br />

Kooperation aus Anwendersicht:<br />

1. Kooperationsbereich:<br />

2. Kooperationsbereich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 289<br />

Politischer Handlungsbedarf.<br />

2<strong>5.</strong> In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden<br />

politischen Handlungsbedarf?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Dringender und großer<br />

politischer Handlungsbedarf") und "6" ("Kein politischer Handlungsbedarf"):<br />

Herstellung eines international<br />

wettbewerbsfähigen Steuerund<br />

Regulierungsniveaus<br />

Deregulierung des<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarktes<br />

Deregulierung<br />

informationswirtschaftlicher<br />

Anwenderbranchen (z.B.<br />

Verkehrsinfrastruktur, Umwelt,<br />

Gesundheit)<br />

"Internet-Zugang" für alle<br />

sicherstellen<br />

Digital Divides zügig abbauen<br />

Förderung von<br />

Medienkompetenz<br />

IT-Sicherheit im Internet<br />

fördern<br />

IT-Sicherheit innerhalb der<br />

Unternehmen fördern<br />

E-Business in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen fördern<br />

Existenzgründungsförderung<br />

Modernisierung der Verwaltung<br />

durch E-Government und<br />

weitere Maßnahmen<br />

Mehr Bürgerservice durch<br />

E-Government<br />

Kooperation zwischen<br />

informationswirtschaftlichen<br />

Anbietern und Anwendern<br />

fördern<br />

Kommunikation und<br />

Kooperation zwischen Politik<br />

und Informationswirtschaft<br />

verbessern<br />

Weitere Bereiche – bitte<br />

konkretisieren Sie:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 290<br />

Ihr Kommentar?<br />

Deregulierungs- und „Entstaatlichungs“bedarf.<br />

26. In welchen informationswirtschaftlichen Bereichen sehen Sie dringenden<br />

politischen Deregulierungs- bzw. "Entstaatlichungs"bedarf?<br />

Bitte begründen Sie kurz Ihre Einschätzungen.<br />

1. Handlungsbereich:<br />

2. Handlungsbereich:<br />

3. Handlungsbereich:<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005


Anhänge 291<br />

Informationswirtschaft und Informationsgesellschaft.<br />

27. Mit der Entwicklung der Informationswirtschaft werden viele Chancen für die<br />

Informationsgesellschaft verfügbar gemacht. Gleichzeitig wird befürchtet,<br />

dass diese Chancen in der Gesellschaft nicht immer optimal aufgegriffen<br />

werden.<br />

Soll die Informationswirtschaft über die Verfolgung ihrer betriebs- und<br />

branchenwirtschaftlichen Interessen hinaus Beiträge dazu leisten, dass<br />

diese Chancen besser genutzt werden, <strong>bei</strong>spielsweise über besondere<br />

Aktivitäten auf Verbandsebene oder über das Sponsoring von<br />

Veröffentlichungen?<br />

Bitte vergeben Sie Schulnoten zwischen "1" ("Sehr wichtig, dass<br />

Informationswirtschaft zusätzliche Beiträge leistet") und "6"<br />

("Informationswirtschaft sollte sich vollständig heraushalten"):<br />

Förderung der Grundlagenforschung<br />

/ langfristige<br />

Entwicklung der Wissenschaft<br />

Leben im "Global Village" /<br />

internationale Verständigung<br />

Schaffung neuer Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

Schaffung anspruchsvollerer<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

Maßnahmen gegen<br />

problematisch gewordene<br />

soziale Beziehungen, z.B.<br />

Vereinsamung<br />

Bessere Möglichkeiten der<br />

Freizeitgestaltung<br />

Erörterungen über Zukunft der<br />

Bildungssysteme<br />

Erörterungen über Zukunft der<br />

Politik<br />

Erörterungen über Zukunft der<br />

Medien<br />

Insgesamt<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Ihr Kommentar?<br />

Vielen Dank für Ihre Mitar<strong>bei</strong>t an der Studie.<br />

Monitoring Informationswirtschaft<br />

<strong>5.</strong> <strong>Trendbericht</strong> 2005

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