Spielleitplanung für Berlin (kurz) - jugendnetz-berlin.de
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1.1 <strong>Spielleitplanung</strong> -<br />
eine Metho<strong>de</strong> zur Integration von Kin<strong>de</strong>r- und Jugendinteressen in kommunalpolitische Planungen<br />
Jonas Köhler|Bettina Schmees<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Bebauungsdichte, nicht nur in Städten, son<strong>de</strong>rn auch in Gemein<strong>de</strong>n,<br />
gibt es immer weniger Freiraum <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche, um sich ihre<br />
Umgebung spielerisch anzueignen. Ihre Freizeitaktivitäten reduzieren sich mittlerweile<br />
fast ausschließlich auf ihr häusliches Umfeld o<strong>de</strong>r auf eingeschränkte und strukturierte<br />
Räume (Kin<strong>de</strong>r-/ Jugendzentren, Vereine usw.). Spielen im Freien, Aneignen<br />
von Natur, nicht organisiertes Erfahren <strong>de</strong>r räumlichen Wohnumgebung ist <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche in selbstständiger und eigenverantwortlicher Form in <strong>de</strong>n seltensten<br />
Fällen noch möglich.<br />
Darüber hinaus wird seit Jahren berichtet und warnend darauf hingewiesen, dass<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zunehmend Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r körperlichen Koordination<br />
und Beweglichkeit haben sowie erhebliche Schwächen bei <strong>de</strong>r geistigen Konzentration<br />
aufweisen. Ihre seelische Unausgeglichenheit o<strong>de</strong>r ihre zunehmen<strong>de</strong> Unfähigkeit,<br />
Konflikte ohne körperliche Gewalt zu lösen, hängen eng damit zusammen.<br />
Aufgrund dieser <strong>kurz</strong> skizzierten Überlegungen ist es dringend geboten, dass sich<br />
Städte und Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r grundsätzlichen Aufgabe stellen, alle kommunalpolitischen<br />
Entscheidungen auf Kin<strong>de</strong>r- und Jugendfreundlichkeit zu überprüfen. Die kin<strong>de</strong>rund<br />
jugendgerechte Kommune ist eine Zukunftsaufgabe, <strong>für</strong> <strong>de</strong>ren Bearbeitung die<br />
<strong>Spielleitplanung</strong> das geeignete methodische Instrument ist.<br />
„Die <strong>Spielleitplanung</strong> ist eine nachhaltige und umweltgerechte Entwicklungsplanung<br />
<strong>für</strong> Städte und Ortsgemein<strong>de</strong>n, die sich an <strong>de</strong>n Bedürfnissen und Sichtweisen von<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen orientiert.<br />
Sie ist ein Verfahren zur Erhaltung und Verbesserung <strong>de</strong>s Lebens- und Wohnumfel<strong>de</strong>s<br />
von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen. Ein zentraler Bestandteil aller Planungs-, Entscheidungs-<br />
und Umsetzungsschritte ist die Beteiligung von Mädchen und Jungen. Aus <strong>de</strong>r<br />
Verzahnung von räumlicher Planung und Beteiligung ergibt sich die beson<strong>de</strong>re Qualität<br />
<strong>de</strong>r <strong>Spielleitplanung</strong>.“ ( Ministerium <strong>für</strong> Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz<br />
Rheinland-Pfalz u.a.(Hrsg.), <strong>Spielleitplanung</strong> – ein Weg zur kin<strong>de</strong>rfreundlichen Gemein<strong>de</strong><br />
und Stadt, o. J., S. 14 )<br />
Eine so <strong>de</strong>finierte <strong>Spielleitplanung</strong> hat folgen<strong>de</strong> Hauptaspekte:<br />
• Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche sind in ihren Bedürfnissen zur Freizeitgestaltung die<br />
eigentlich Betroffenen und kennen <strong>de</strong>shalb ihre Bedürfnisse und Erwartungen am<br />
besten. Die <strong>Spielleitplanung</strong> ist betroffenenorientiert, in<strong>de</strong>m sie Bedürfnisse und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ernst nimmt; sie ist partizipativ, in<strong>de</strong>m sie<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche gleichberechtigt an <strong>de</strong>n Planungen beteiligt.<br />
• Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche sind beson<strong>de</strong>rs dann motiviert, wenn sie neben <strong>de</strong>r<br />
Planung auch umgestalten können. Insofern wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r <strong>Spielleitplanung</strong> mit<br />
<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen möglichst schnell Starterprojekte <strong>de</strong>finiert und gestaltet.<br />
Die <strong>Spielleitplanung</strong> ist also umsetzungs- und prozessorientiert, sodass sich<br />
die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Städten und Gemein<strong>de</strong>n über einen längeren Zeithorizont<br />
durch eine Vielzahl von Projekten ergeben. Damit wird die <strong>Spielleitplanung</strong> eine kommunale<br />
Daueraufgabe, bei <strong>de</strong>r neue Bedürfnisse bzw. neue räumliche o<strong>de</strong>r soziale<br />
Strukturen integriert wer<strong>de</strong>n können.<br />
• Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche sind nicht nur fokussiert auf ausgewiesene Spielstätten<br />
und Aufenthaltsbereiche, son<strong>de</strong>rn eignen sich <strong>für</strong> ihre Aktivitäten die unterschiedlichsten<br />
Orte und Flächen an. Aus diesem Grund sind Städte und Gemein<strong>de</strong>n als Ganzes<br />
zu betrachten. Die <strong>Spielleitplanung</strong> verfolgt <strong>de</strong>shalb einen ganzheitlichen Ansatz, <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r administrativen Seite <strong>de</strong>r Planungen als Querschnittaufgabe <strong>für</strong> die Verwaltungsebenen<br />
gegenüberstehen muss.<br />
• Die <strong>Spielleitplanung</strong> kann sich nur dann als funktionsfähig erweisen, wenn sie<br />
auf die Sicherheit <strong>de</strong>r Planungsdurchführung und ihre praktische Umsetzung bauen<br />
kann. Insofern muss sie eine Verbindlichkeit durch die Administration voraussetzen,<br />
z.B. durch explizite Beschlüsse, aber auch durch das Aufstellen sowie das Einhalten<br />
einvernehmlich aufgestellter Qualitätskriterien und Standards. Im Regelfall muss sich<br />
die Spitze <strong>de</strong>r kommunalen Selbstverwaltung die <strong>Spielleitplanung</strong> zu Eigen machen.<br />
• <strong>Spielleitplanung</strong> ist administrativ abgesichert und inhaltlich durch die Partizipation<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen bestimmt. Sie kann aber nur langfristig bestehen,<br />
wenn sie weitgehend alle kommunalen Akteure zur Unterstützung und Kooperation<br />
gewinnen kann. Da die <strong>Spielleitplanung</strong> nicht ausschließlich an politische Entscheidungsträger<br />
gebun<strong>de</strong>n ist, muss sie als kommunale Gemeinschaftsaufgabe verstan<strong>de</strong>n<br />
und durch Unterstützungsnetzwerke getragen wer<strong>de</strong>n. Die Netzwerke können u. a.<br />
aus Verbän<strong>de</strong>n, Initiativen, Vereinen, engagierten BürgerInnen, Multiplikatoren, Schulen,<br />
Einrichtungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit sowie Agenda-21-Gruppen bestehen.<br />
Die <strong>Spielleitplanung</strong> leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung <strong>de</strong>r Kommunen,<br />
<strong>de</strong>nn sie trägt durch konkrete Projekte zu einer zukunftsfähigen Gestaltung <strong>de</strong>r<br />
Stadt bzw. Gemein<strong>de</strong> bei.<br />
Qualitätsziele<br />
Bei <strong>de</strong>r Konzeption von Qualitätszielen <strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>-/ Stadtrat <strong>für</strong> die <strong>Spielleitplanung</strong><br />
zuerst ein grundsätzliches Leitbild und Leitlinien, die als übergeordnete<br />
allgemeine Ziele dienen. Zur Umsetzung <strong>de</strong>r <strong>Spielleitplanung</strong> als ganzheitliches Verfahren<br />
müssen neben <strong>de</strong>m Spielleitplan konkrete Qualitätsziele beschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese wer<strong>de</strong>n <strong>für</strong> die Beteiligung generell aufgestellt und <strong>für</strong> die örtliche, räumliche<br />
Planung speziell aus übergeordneten Regionalplanungsaspekten abgeleitet.<br />
Das Land Rheinland-Pfalz schlägt die nachfolgend aufgeführten Qualitätsziele vor.<br />
Diese können nach Bedarf an die jeweilige Kommune angepasst wer<strong>de</strong>n:<br />
„LEITBILD<br />
Unsere Kommune will eine kind- und jugendgerechte räumliche Gesamtentwicklung<br />
unter Beteiligung von Mädchen und Jungen<br />
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