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Bioelektrische Signale

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Biosignalerfassung<br />

Olaf Eick<br />

Themen der Vorlesung<br />

• <strong>Bioelektrische</strong> <strong>Signale</strong><br />

– Entstehung/Ursprung<br />

– Aktionsimpuls und Weiterleitung<br />

– Impulsübertragung über Synapsen<br />

• Formen bioelektrischer <strong>Signale</strong><br />

– EKG, EEG, ERG, EMG, MEG, ENG<br />

• Ableittechniken, Elektroden<br />

– Grenzflächenphänomene<br />

– Meßverfahren und Verstärkerschaltungen<br />

• Herzschrittmacher<br />

• Defibrillator


Literaturempfehlung<br />

• “Medizintechnik”, Rüdiger Kramme, Springer Verlag<br />

• “Medical Instrumentation-Application and Design”,<br />

Webster, Wiley & Sons<br />

Vorlesung “Biosignalerfassung”<br />

- <strong>Bioelektrische</strong> <strong>Signale</strong>-<br />

Olaf Eick


Biosignale<br />

<strong>Bioelektrische</strong> <strong>Signale</strong>


Ursprung bioelektrischer <strong>Signale</strong><br />

ZNS<br />

• Informationsnetz<br />

– Sinneseindrücke und Muskelaktivitäten sind mit<br />

ZNS und untereinander verbunden<br />

• Sinneszellen, Nervenzellen und Muskelzellen<br />

sind elektrisch aktiv und sind Quelle, Leiter<br />

sowie Empfänger bioelektrischer <strong>Signale</strong><br />

• Etwa 100 Milliarden Nervenzellen im Körper<br />

Ursprung bioelektrischer <strong>Signale</strong>


Aufbau einer Nervenzelle<br />

• Zellkörper<br />

– Zellkern<br />

– Zellbestandteile (Stoffwechsel)<br />

• Dendriten<br />

– Aufnahme von Nervensignalen anderer<br />

Zellen<br />

• Axodendritische Synapsen<br />

– Kopplung zwischen verschiedenen Zellen<br />

• Axone<br />

– Bis zu einem Meter lange Nervenfaser<br />

• markhaltig/marklos<br />

Zellaufbau


Zellaufbau<br />

• Zellkern<br />

– DNA mit Chromosomen<br />

• Endoplasmatische Reticulum<br />

– Bildung von Polypeptiden<br />

(Proteine aus vielen Aminosäuren)<br />

• Mitochondrien<br />

– ATP-Bildungsstelle<br />

• Vesikel<br />

– enthalten Proteine<br />

• Lysosomen<br />

– enthält lysierende Fermente<br />

(unspezifische Abwehr)<br />

Zellaufbau<br />

• Cytosol<br />

– Hälfte des Zellvolumens<br />

– 20 Gewichtsprozent Eiweiß<br />

(gelatineartig)<br />

– In wäßriger Phase sind Moleküle<br />

gelöst (anorganische und<br />

organische Ionen)


Zellmembran<br />

Zellmembran<br />

• Lipiddoppelschichten<br />

– Phospolipide<br />

– Glykolipide<br />

– Cholesterin


Intra- und extrazelluläre<br />

Ionenkonzentrationen<br />

Austauschprozesse<br />

• Diffusion ist für die meisten Moleküle in wäßriger Lösung<br />

der wichtigste Austauschprozess über kleine Entfernungen<br />

• Dies gilt auch für die Zelle, soweit die Diffusion nicht<br />

durch Membranen behindert wird<br />

• Viele Stoffe können frei durch die Lipidmembran<br />

diffundieren<br />

– H 2 O, O 2 und CO 2<br />

– lipidlösliche Stoffe<br />

– kleine polare Moleküle wie Äthanol und Harnstoff (Zucker nicht !)


Schema der Diffusion<br />

Schema der Diffusion<br />

• Konzentrationsunterschiede gleichen<br />

sich durch Diffusion aus<br />

• Bei 2 flüssigkeits- oder gasgefüllten<br />

Räumen, in denen ein Stoff die<br />

Konzentrationen c 1 und c 2 hat, und<br />

die durch eine Schicht mit der Fläche<br />

A und der Dicke d getrennt sind, ist<br />

der Fluß des Stoffes m in der Zeit t<br />

nach dem ersten Fickschen<br />

Diffusionsgesetz gegeben !<br />

dm / dt<br />

A<br />

= D Δc<br />

d


Austauschprozesse<br />

• Für geladene Moleküle ist die Lipidschicht praktisch<br />

impermeabel<br />

• Für Nicht-Elektrolyte ist es üblich, in die<br />

Diffusionsgleichung die Charakteristika der Membran und<br />

des zu diffundierenden Stoffes durch die Permeabilität P<br />

zusammenzufassen<br />

Permeabilitäten<br />

dm/dt = P A Δc


Diffusion durch Membran<br />

Diffusion durch Membran<br />

• Ionen, Zucker, Aminosäuren<br />

und Nucleotide kreuzen die<br />

Membran durch eingelagerte<br />

Transportproteine<br />

• Transportprotein ist durch einen<br />

1 nm großen wassergefüllten<br />

Kanal durchzogen<br />

• Substanzen diffundieren entlang<br />

des Konzentrationsgradienten


Diffusion durch Membran<br />

• Geladene Moleküle werden durch<br />

Kanalpotential beeinflusst<br />

• Kanäle sind spezifisch für<br />

verschiedene Ionen<br />

– Kalium- Natrium- und<br />

Calciumkanäle<br />

• Selektivität durch Ladungen und<br />

Bindungsstellen an Wänden der<br />

Kanäle<br />

Diffusion durch Membran<br />

• Kanäle können spontan und<br />

hochfrequent zwischen offenen<br />

und geschlossenen Zuständen<br />

wechseln<br />

• K + -Kanäle: Ströme von etwa 2pA<br />

während einiger Millisekunden<br />

(einige 1000 Ionen)


Energieprofil eines Kanals<br />

Energieprofil eines Kanals<br />

Die Abszisse ist der Weg durch den Kanal von einer Außenlösung mit der Ionenkonzentration<br />

ca und dem Potential 0, zu der Innenlösung mit ci und dem Potential E. Die Ordinate gibt das<br />

Energieniveau des Ions an der betreffenden Stelle des Kanals an, ein Gipfel bedeutet eine<br />

Permeationsschranke, die ein Ion nur mit viel Energie überwinden kann, und eine Senke einen<br />

relativ stabilen Zustand, eine Bindung.


Energieprofil eines Kanals<br />

Trotz der hindernden Energiegipfel kann ein Ion passieren, wenn sich das Energieprofil<br />

innerhalb des Kanals spontan und zyklisch verschiebt, das Ion kann plötzlich auf der anderen<br />

Seite des Gipfels liegen und permeieren. Je nach Ladung, Größe und Wasserhülle des Ions und<br />

möglichen Bindungen an Wandstrukturen wird das Energieprofil durch den Kanal für<br />

verschiedene Ionen unterschiedlich sein, wodurch die Selektivität der einzelnen Kanaltypen<br />

erklärt werden könnte.<br />

Gleichgewichtspotential<br />

Nernst-Gleichung<br />

E<br />

ion<br />

=<br />

RT<br />

zF<br />

ln<br />

c<br />

c<br />

ex<br />

in


Gleichgewichtspotential<br />

Nernst-Gleichung<br />

• Durch Diffusion von geladenen Molekülen werden<br />

elektrische Ladungen transportiert<br />

• Ein elektrisches Feld entsteht, daß dem<br />

Konzentrationsgefälle entgegenwirkt<br />

• Nernst-Gleichung erlaubt Berechnung des<br />

Gleichgewichtszustandes<br />

E<br />

ion<br />

=<br />

RT<br />

zF<br />

ln<br />

c<br />

c<br />

ex<br />

in<br />

Aktionsimpuls


Im Intrazellulärraum ist die K-Konzentration ca. 30 mal höher als extrazellulär, bei Na ist<br />

das Verhältnis umgekehrt. Beim Eintreten einer Erregung ändert sich die<br />

Membranpermeabilität, und positiv geladene Na-Ionen können rasch aufgrund des<br />

elektrochemischen Gradienten durch die Membran in die Faser einfließen (Phase 0).<br />

Das Aktionspotentialplateau stellt sich aufgrund der sinkenden Membranleitfähigkeit für<br />

Natrium und Kalium ein. Darauf folgt die Repolarisation, die Wiederherstellung des<br />

normalen Ruhepotentials.


Zur Aufrechterhaltung des normalen Konzentrationsgradienten der Na und K-Ionen ist ein<br />

aktives Transportsystem nötig. Über diese Natrium-Kalium-Pumpe muß das in die Zelle<br />

eingeströmte Na abgegeben und äquivalente Menge Kalium zugeführt werden.<br />

Kleine Übungsaufgabe zum<br />

Thema "Aktionspotential"


Gegebene Größen: c ex (Kalium):4mmol/l; c in (Kalium): 155 mmol/l; : 1<br />

Gegebene Konstanten: R: 8.314 J mol -1 K -1 ; F: 9.648 10 4 C mol -1 ; e: 1.602 10 -19 C;<br />

ε 0 : 8.8 10 -12 As/Vm<br />

Gegebene Formeln:<br />

E<br />

ion<br />

=<br />

RT<br />

zF<br />

c<br />

ln<br />

c<br />

ex<br />

in<br />

Nernst-Gleichung<br />

ε A<br />

Q = C U; C 0<br />

ε<br />

(Kapazität eines Plattenkondensators); Kugeloberfläche A=4πr 2<br />

d<br />

Annahmen: Kugelige Zelle mit einer Membrandicke d: 10 -9 m und einem<br />

Durchmesser D: 10μm, dessen Kapazität sich wie die eines Plattenkondensators<br />

verhält.<br />

=<br />

Permeabilität<br />

1) Berechnen Sie unter Anwendung der Nernst-Gleichung die<br />

Gleichgewichtsspannung über der Zellmembran aufgrund des Kalium<br />

Konzentrationsunterschiedes<br />

2) Berechnen Sie die Anzahl der Elementarladungen, die für diese<br />

Potentialdifferenz im Überschuß vorhanden sein müssen<br />

Leichtigkeit,<br />

mit der Teilchen durch eine Membran diffundieren könne !<br />

P =<br />

μRT<br />

dF<br />

μ: Membranbeweglichkeit des Ions<br />

d: Dicke der Membran


Goldmann-Gleichung<br />

E<br />

m<br />

=<br />

RT<br />

F<br />

ln<br />

P<br />

P<br />

K<br />

K<br />

[ K<br />

[ K<br />

+<br />

+<br />

]<br />

]<br />

i<br />

a<br />

+ P<br />

+ P<br />

Na<br />

Na<br />

[ Na<br />

[ Na<br />

+<br />

+<br />

]<br />

i<br />

]<br />

a<br />

+ PCl[<br />

Cl<br />

+ P [ Cl<br />

Cl<br />

−<br />

]<br />

a<br />

]<br />

−<br />

i<br />

Mit Hilfe der so definierten Permeabilität kann das Membranpotential E m<br />

berechnet werden,<br />

wenn gleichzeitig K + , Na + , und Cl - -Ionen fließen, wobei die Membran für diese die<br />

Durchlässigkeit P K<br />

, P Na<br />

und P Cl<br />

hat.<br />

Na-Pumpe


Na-Pumpe<br />

• Membranproteine<br />

transportieren Ionen über die<br />

Membran entgegen dem<br />

Konzentrations- oder<br />

elektrischen Gradienten<br />

• Verbrauch von<br />

Stoffwechselenergie<br />

• Na-K-Pumpe verbraucht ca.<br />

30-70% des Zell-<br />

Energiebedarfs<br />

Na-Pumpe<br />

• An Innenseite wird ATP in<br />

ADP gespalten und Energie frei<br />

• 3 Na + aus der Zelle und<br />

gleichzeitig 2 K + in die Zelle -><br />

1 Ladung pro Pumpzyklus<br />

• 150 bis 600 Na + werden pro<br />

Sekunde umgesetzt


Impulsübertragung<br />

Fortleitung in markhaltigen Nerven<br />

Impulsübertragung<br />

• Normale Zellmembran in kurzen<br />

Abschnitten (Ranvier-<br />

Schnürringe)<br />

• Dazwischen liegen Internodien<br />

aus vielen Schichten, die<br />

Membranwiderstand erhöhen<br />

• Nahezu verlustfreie Ausbreitung<br />

des AP entlang Internodien<br />

• Erhöhung der Leitungszeit


Übertragungsgeschwindigkeit<br />

Erregungsübertragung von Zelle zu Zelle<br />

Präsynaptisches<br />

Neuron<br />

Synaptischer<br />

Spalt<br />

Postsynaptische<br />

Zellmembran


Erregungsübertragung von Zelle zu Zelle<br />

1. Acetylcholin (ACh) wird durch einen Aktionsimpuls in der Synapse durch die Membran in<br />

den interzellulären Bereich zwischen den beiden Nerven freigesetzt (präsynaptisches Neuron).<br />

Dort diffundiert es zu dem anderen Neuron (postsynaptisches Neuron), erhöht dort die<br />

Kaliumpermeabilität, die zu einer Überschreitung der Schwellspannung und damit zu einem<br />

Aktionsimpuls führt.<br />

Erregungsübertragung von Zelle zu Zelle<br />

2. Das Enzym Cholinesterase im Zellzwischenraum zerlegt ACh wieder in Cholin und<br />

Essigsäure, die vom präsynaptischen Neuron aufgenommen werden. Dort wird wieder ACh<br />

synthetisiert und bereitgehalten. Die Synapsen befinden sich sowohl zwischen Nerven und<br />

Muskelfasern (motorische Endplatten), als auch zwischen Nervenfasern.


Acetylcholin<br />

O<br />

+<br />

H 3 C -C -O -CH 2 -CH 2 -N -(CH 3 ) 3

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