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EIN MAGAZIN VON IGGESUND PAPERBOARD AUSGABE 44 2013

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<strong>EIN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> <strong>VON</strong> <strong>IGGESUND</strong> <strong>PAPERBOARD</strong> <strong>AUSGABE</strong> <strong>44</strong> <strong>2013</strong>


ZEIT ZUM<br />

Spielen<br />

STAFFAN SJÖBERG Public Relations Manager,<br />

Editorial Iggesund Paperboard<br />

M<strong>EIN</strong>E FRÜHESTE ERINNERUNG ans Spielen ist, dass<br />

mein Vater und Großvater zu Weihnachten zusammen<br />

Schach spielten. Sie saßen stundenlang da, sagten kein<br />

Wort, und meinem Bruder und mir wurde schnell klar,<br />

dass bei diesem Spiel vollständige Stille nötig zu sein<br />

schien.<br />

Für uns begann der Spaß erst, als wir die Erwachsenen<br />

dazu überreden konnten, Spiele wie Monopoly zu spielen.<br />

Plötzlich durfte geschrien, gejammert und geflucht werden<br />

– und alles wegen dieses einfachen Spiels aus Brett,<br />

Figuren und Karten.<br />

Obwohl es heute viele digitale und Online-Spiele gibt,<br />

herrscht immer noch Interesse an einem Spielvergnügen,<br />

bei dem althergebrachte analoge Mittel, oft aus Karton,<br />

das Erlebnis bestimmen.<br />

In dieser Ausgabe sehen wir uns die Renaissance der<br />

traditionellen Brettspiele genauer an ebenso wie die<br />

Kinderbuchbranche, die aufgrund der Konkurrenz von<br />

digitalen Medien und E-Books neuen Herausforderungen<br />

gegenübersteht. Die neuen Medien bieten nie dagewesene<br />

Möglichkeiten für Illustratoren, Herausgeber und Designer<br />

– vorausgesetzt, dass sie das gedruckte Material nicht<br />

nur eins zu eins übertragen, sondern die neue Technologie<br />

kreativ nutzen.<br />

Eine spielerische und kreative Herangehensweise an<br />

Design ist wichtig für alle Branchen – nicht nur für die,<br />

die sich mit Kindern beschäftigen. Deshalb haben wir im<br />

Vorfeld dieser Ausgabe einen Wettbewerb ausgerufen und<br />

kreative Köpfe und Designer eingeladen, Cover-Vorschläge<br />

zum Thema Spaß & Spiel einzusenden. Der Siegerentwurf<br />

stammt von Johanna Svantesson von der Mid Sweden<br />

University in Sundsvall. Auf Seite 27 spricht sie über die<br />

Ideen hinter ihrem Entwurf und wie sie mit Karton ein<br />

verspieltes, ansprechendes Cover gestaltet hat. n<br />

www.iggesund.com


In dieser Ausgabe<br />

Inspire, eine Quelle der Inspiration,<br />

herausgegeben von Iggesund Paperboard,<br />

dem Hersteller von Invercote und Incada<br />

Acht Designer<br />

erschaffen dreidimensionale<br />

Roboter aus<br />

A3-Bögen<br />

4<br />

18<br />

16<br />

Die Zukunft von<br />

Bilderbüchern für<br />

Kinder durch die<br />

Augen von drei<br />

Insidern<br />

Lernen Sie die Gewinnerin<br />

unseres Wettbewerbs, Johanna<br />

Svantesson, kennen<br />

27<br />

26<br />

22<br />

Schallplattencover und ein<br />

Schoko-Memory demonstrieren<br />

Iggesunds Vielfalt<br />

Die kreativsten Anwendungen<br />

von Papier und<br />

Karton, ausgewählt von<br />

Inspire<br />

10<br />

24<br />

13<br />

Adresse<br />

Iggesund Paperboard<br />

S-825 80 Iggesund, Schweden<br />

Tel.: +46 650 280 00<br />

inspire@iggesund.com<br />

www.iggesund.com<br />

Herausgeber<br />

Carlo Einarsson<br />

(verantwortlich im Sinne des<br />

schwedischen Presserechts)<br />

Chefredakteurin<br />

Elisabeth Östlin<br />

elisabeth.ostlin@iggesund.com<br />

Redaktionsbeirat<br />

Véronique Lafrance, Lydia Lippmann,<br />

Winnie Halpin, Wouter Hendrikse,<br />

Ian Huskinson, Frederique Rosenauer<br />

Staffan Sjöberg, Elisabeth Östlin<br />

Verlag<br />

OTW Communication<br />

PO Box 3265, S-103 65 Stockholm,<br />

Schweden<br />

Editor and project manager<br />

Anna-Lena Ahlberg Jansen,<br />

anna-lena.ahlberg@otw.se<br />

Art Director<br />

Kajsen Burell, Jessica Sunnebo<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Daniel Dasey, Sam Eichblatt, Emma<br />

Holmqvist, Isabelle Kliger, Shelah Linde,<br />

Michael Miller, Anders Modig, Tsemaye<br />

Opubor Hambraeus<br />

Fotos und Illustrationen<br />

Camilla Lindqvist, Jann Lipka, Kate<br />

Macpherson, Oliver Martin, Mauro<br />

Rongione, Emma Smallbone, Johanna<br />

Svantesson (Cover)<br />

Übersetzung<br />

Comactiva Language Partner AB<br />

Prepress<br />

Done<br />

Druck<br />

Strokirk-Landströms, Lidköping,<br />

Schweden<br />

ISSN<br />

1404-2436<br />

Inspire erscheint auf Englisch, Chinesisch,<br />

Französisch, Deutsch, Japanisch<br />

und Schwedisch<br />

Das Alphabet, wie die<br />

Pop-up-Künstlerin Marion<br />

Bataille es sieht<br />

Japanisches Design verbindet<br />

traditionelle Kunstformen mit<br />

modernster Technik<br />

Creative Director Henrik<br />

Nygren verfolgt bei seiner<br />

Arbeit einen ganzheitlichen<br />

Ansatz<br />

Traditionelle Brettspiele<br />

stillen den<br />

zunehmenden Hunger<br />

nach sozialer<br />

Interaktion<br />

DAS cover. Johanna Svantessons Siegerentwurf zum Thema Spaß & Spiel wurde mit Vierfarben-Offset<br />

auf Invercote Creato 260 g/m2 gedruckt. Für den Hintergrund wurde eine UV-Spotlackierung verwendet,<br />

ausgenommen sind dabei das Inspire-Logo und das Labyrinthspiel<br />

Inspire möchte mit Geschichten und<br />

Fotos informieren und unterhalten,<br />

die nicht auf das Geschäftsfeld von<br />

Iggesund beschränkt sind. Wie der<br />

Name schon sagt, möchte das Magazin<br />

inspirieren und nicht Bildrechte oder das<br />

geistige Eigentum eines Unternehmens<br />

oder einer Person verletzen. Produkte,<br />

die mit Invercote, Incada und anderen<br />

Kartonsorten von Iggesund hergestellt<br />

sind, sind im Text gekennzeichnet.<br />

www.iggesund.com


4<br />

Die Verlegerin<br />

www.iggesund.com


5<br />

Smarte Bücher für<br />

intelligente<br />

Kinder<br />

Bilderbücher für Kinder zu verlegen erscheint einfach, aber das Angebot an<br />

neuen Titeln ist in letzter Zeit exponentiell gewachsen. E-Books und digitale<br />

Medien stellen zudem neue Herausforderungen dar. Inspire hat drei Insider aus<br />

dem Bilderbuchgeschäft nach ihrer Einschätzung der Branchentrends gefragt<br />

<strong>VON</strong>: Sam Eichblatt FOTO: Kate Macpherson, Oliver martin UND emma smallbone<br />

Julia Marshall ist der kreative Kopf des neuseeländischen<br />

Verlagshauses Gecko Press. Die ehemalige Journalistin<br />

hat zwölf Jahre lang in Schweden gearbeitet, bevor sie im<br />

Jahr 2004 in ihre Heimat zurückkehrte, um intelligente Bücher<br />

für Kinder zu produzieren. Heute hat sich Gecko darauf<br />

spezialisiert, die Bücher internationaler Autoren auf Englisch<br />

herauszubringen. Darüber hinaus veröffentlicht der Verlag<br />

jedes Jahr auch drei neue neuseeländische Titel.<br />

Während ihrer Zeit in Schweden begann Marshall damit,<br />

englische Kinderbücher von Roald Dahl und Margaret<br />

Mahy in schwedischer Übersetzung zu lesen, um ihre<br />

Sprachkenntnisse aufzubessern. Dabei fiel ihr auf, dass nur<br />

wenige der erfolgreichsten europäischen Kinderbücher<br />

wiederum je ins Englische übersetzt wurden.<br />

„Ich wollte mein Leben lang mit Kinderbüchern arbeiten,<br />

schon als Achtzehnjährige“, sagt Marshall. „Die Kombination<br />

aus Wort und Bild hat mich begeistert. Diese besondere<br />

Art, die Welt zu sehen, macht mir wirklich Spaß. Man könnte<br />

sie als spielerisch oder auch witzig bezeichnen – manchmal<br />

ist sie aber auch knallhart. Ich würde sagen, genau das<br />

macht Gecko aus. Wir setzen bei unseren Lesern Intelligenz<br />

voraus.“<br />

Der Verlag bringt jährlich 12 bis 15 Bücher hauptsächlich<br />

aus Japan, Frankreich, Deutschland und Skandinavien<br />

heraus, die in der Originalsprache bereits Bestseller sind.<br />

In diesen Ländern würden Kinder ernst genommen und<br />

Kinderbücher somit nicht auf ein Verdummungsniveau<br />

heruntergeschraubt, bemerkt Marshall.<br />

Bunte Tiere aus Who’s Hiding? (dt.: Wer<br />

versteckt sich?) von Satoru Onishi.<br />

Das gesamte Verlagsprogramm von Gecko<br />

Press finden Sie unter geckopress.co.nz<br />

www.iggesund.com


6<br />

Der Illustrator<br />

„Als ich anfing, wurden nur drei Prozent dieser Bücher<br />

überhaupt ins Englische übertragen“, erzählt sie. „Ich fand es<br />

ungewöhnlich, dass wir nicht die besten Autoren aus anderen<br />

Ländern lesen. Ich wähle stets Bücher aus, die schon an<br />

sich perfekt sind, und produziere sie dann in extrem hoher<br />

Qualität, so dass sie tatsächlich die besten der Welt werden.“<br />

Ein besonders herausragender und viel besprochener<br />

Gecko-Titel war Duck, Death and the Tulip, die englische<br />

Übersetzung des 2007 von dem deutschen Kinderbuchautor<br />

und Illustrator Wolf Erlbruch verfassten Kinderbuches Ente,<br />

Tod und Tulpe. In der Geschichte geht es um eine Ente, die<br />

sich mit dem Tod anfreundet. Die Gespräche der beiden<br />

Freunde drehen sich um das Leben, den Tod und mögliche<br />

Leben danach.<br />

In dem Buch wird nichts beschönigt: Am Ende stirbt die<br />

Ente, und der Tod bettet sie sanft auf den Fluss. Er legt eine<br />

Tulpe auf ihren Körper und schaut ihr nach, bis das Wasser<br />

sie außer Sichtweite getrieben hat.<br />

„Der Tod hat einen Totenkopf, aber auch einen sehr<br />

weichen Morgenmantel“, erzählt Marshall und lacht. „Es ist<br />

ein schönes Buch für Menschen jeden Alters. Es stellt Fragen<br />

und ist auf verdrehte und zugleich behutsame Weise witzig.<br />

Wenn Erwachsene von einem Bilderbuch bewegt sind,<br />

halten sie es leicht für nicht kindgerecht. Aber die Kinder<br />

lesen es sehr sachlich, während die Erwachsenen darüber in<br />

Tränen ausbrechen.“<br />

Das Buch wurde von der Kritik gefeiert, brachte eine<br />

Online-Debatte unter Bibliothekaren ins Rollen und wurde<br />

vom britischen Bilderbuchautor und Children’s Laureate-<br />

Preisträger Anthony Browne zu einem der besten Bücher<br />

2012 gekürt.<br />

Zum Verlagsprogramm von Gecko gehört auch The Bear<br />

and the Wildcat (dt.: Der Bär und die Wildkatze), ein Bilderbuch<br />

der renommierten japanischen Romanautorin Kazumi<br />

Yumoto über Einsamkeit und Trauer. In People (dt.: Leute)<br />

des französischen Illustrators Blexbolex werden auf je einer<br />

Doppelseite zum Beispiel Biologen und Astronomen oder<br />

Dirigenten und Tyrannen in weichen, stilisierten Illustrationen<br />

einander gegenübergestellt, wobei die Beziehung<br />

zwischen den beiden auf hintergründige Weise aufgezeigt<br />

oder kommentiert wird.<br />

„Spielen ist eine ernste Sache, und es<br />

ist wichtig, im Augenblick zu leben.<br />

Wir wollen, dass Bücher tausendfach<br />

gelesen werden und trotzdem jedes<br />

Mal aufs Neue großartig sind“<br />

www.iggesund.com


7 Prozent<br />

Der Anteil von<br />

E-Books für<br />

Verbraucher<br />

am gesamten<br />

Buchumsatz in<br />

Großbritannien<br />

2012 nach<br />

Angaben des<br />

britischen Branchenorgans<br />

The Bookseller<br />

100 MILLIONEN GBP<br />

Der Gesamtwert<br />

des britischen<br />

Verbrauchermarktes<br />

für<br />

E-Books 2012.<br />

Zum Vergleich:<br />

Allein in den<br />

sieben letzten<br />

Vorweihnachtstagen<br />

wurden<br />

75 Millionen<br />

Pfund mit<br />

herkömmlichen<br />

Büchern umgesetzt<br />

400 Millionen<br />

Die Zahl der<br />

Exemplare,<br />

die von den<br />

Büchern der<br />

Harry-Potter-<br />

Serie von J. K.<br />

Rowling seit<br />

Erscheinen des<br />

ersten Bandes<br />

im Jahr 1997<br />

verkauft wurden<br />

7<br />

120 Milliarden USD<br />

Der Marktwert<br />

des Online-<br />

Buchhändlers<br />

Amazon im<br />

Februar <strong>2013</strong>.<br />

Amazon gab<br />

bekannt, dass<br />

sein Buchgeschäft<br />

(einschließlich<br />

aller Print- und<br />

Digitalformate)<br />

in den USA 2011<br />

seine bislang<br />

größte Umsatzsteigerung<br />

von<br />

einem Jahr zum<br />

anderen erlebt<br />

hat<br />

Der Satz, mit dem sich alles zusammenfassen lässt, findet<br />

sich allerdings am Ende des Bilderbuchs Alla döda små djur<br />

(dt.: Die besten Beerdigungen der Welt) des Schweden Ulf<br />

Nilsson. Drei Kinder gründen zusammen ein Bestattungsinstitut,<br />

um all die toten Tiere auf der Welt zu beerdigen, und<br />

in wahrer Kinderbuchmanier ergibt es sich, dass die Tiere,<br />

die sie bestatten, von Tag zu Tag größer werden: „… Am<br />

nächsten Tag machten wir dann etwas ganz anderes.“<br />

„Das Wichtigste für uns ist, dass das Buch auf die Welt<br />

von Kindern Bezug nimmt“, sagt Marshall. „Spielen ist eine<br />

ernste Sache, und es ist wichtig, im Augenblick zu leben.<br />

Wir wollen, dass Bücher tausendfach gelesen werden und<br />

trotzdem jedes Mal aufs Neue großartig sind.“<br />

Der Illustrator Andrew Kolb<br />

begeistert sich für Roboter<br />

und Dinosaurier, die in<br />

seinen Buchillustrationen<br />

für Kinder und Erwachsene<br />

gleichermaßen vorkommen.<br />

Arbeitsproben von<br />

Andrew Kolb finden Sie auf<br />

kolbisneat.com<br />

Am anderen Ende des Spektrums befindet sich der kanadische<br />

Illustrator Andrew Kolb. Seine heiter energischen<br />

Zeichnungen, auf denen Dinosaurier, Raketenrucksäcke<br />

oder Roboter zu sehen sind, wurden in Erwachsenenebenso<br />

wie in Kindermedien veröffentlicht und finden sich<br />

inzwischen auch in interaktiver Form in Timbuktu wieder,<br />

einem iPad-Magazin für Kinder.<br />

Um in seiner Branche erfolgreich zu sein, müsse man sich<br />

einfach für seine Motive begeistern, ist Kolb überzeugt. „In<br />

meiner Bilderwelt gibt es Dinos und Roboter, weil ich sie<br />

gern zeichne“, sagt er. „Ich habe bemerkt, dass die Arbeiten,<br />

die mir am besten gefallen, auch andere am meisten<br />

faszinieren.“<br />

Die neuen Medien bieten dem Illustrator seiner Meinung<br />

nach neue Möglichkeiten, wenn er kreativ mit ihnen umgeht<br />

und nicht eins zu eins vom Printbereich überträgt. „Timbuktu<br />

ist die Balance zwischen frecher Optik und interaktiven<br />

Elementen gelungen. Bei neuer Technik möchte man immer<br />

ausprobieren, wie viel Schnickschnack man hinzufügen<br />

kann, ehe sie kaputtgeht. Für den technischen Fortschritt ist<br />

das toll, aber es muss auch eine emotionale Verbindung da<br />

sein. Wenn es gelingt, dem mit einer durchdachten Lösung<br />

zu begegnen, ist die Wirkung umso größer.“<br />

Und Kolb liebt natürlich noch immer Bilderbücher.<br />

www.iggesund.com


8<br />

Die Designerin & Papieringenieurin<br />

www.iggesund.com


„Meine Branche bietet mir das Beste aus zwei Welten. Ich könnte<br />

ohne digitale Technik gar nicht leben, aber nichts kann den<br />

Zauber ersetzen, den ein Pop-up-Buch zu vermitteln imstande ist“<br />

9<br />

„Echte Bücher vermitteln ein unnachahmliches Gefühl von<br />

Beständigkeit, und sie kommen ganz ohne Software-Updates<br />

aus. Ich bin überzeugt davon, dass es noch sehr lange dauern<br />

wird, ehe sie zum Nischenprodukt werden.“<br />

Die Papieringenieurin und Pop-up-Buch-Designerin<br />

Jenny Hilborne ist ähnlich optimistisch, was die Veränderungen<br />

in der Welt der Freiberufler betrifft. Sie selbst arbeitet für<br />

den weltweit tätigen Kinderbuchverlag Templar mit Sitz in<br />

Großbritannien, der seine Bücher in 50 Ländern und<br />

25 Sprachen herausbringt.<br />

Hilborne ist seit jeher ein großer Fan von Papier und<br />

bezeichnet sich selbst gar als „papierwarensüchtig“. „Schon<br />

als Kind konnte ich im Schreibwarengeschäft Stunden damit<br />

verbringen zu entscheiden, wofür ich mein Taschengeld<br />

ausgeben wollte – viel eher noch als im Spielzeug- oder<br />

Süßwarenladen“, erinnert sie sich. „Ich habe die meiste Zeit<br />

mit Basteln verbracht. Immer wieder sind damals Cerealienpackungen<br />

auf rätselhafte Weise aus unserer Küche<br />

verschwunden, und der Esstisch hat unzählige Narben und<br />

Flecken vom Schneiden und Kleben davongetragen.“<br />

Zu den großen Herausforderungen für ihre Branche gehört<br />

für Hilborne, dass die Produktionskosten, sowohl was<br />

die Arbeit selbst als auch das Material wie Farben, Papier<br />

und Klebstoff betrifft, gestiegen sind, ohne dass die Verbraucher<br />

bereit wären, entsprechend viel mehr für ein Buch<br />

auszugeben. Dieser Umstand habe sie und andere Designer<br />

jedoch dazu gebracht, sich noch raffiniertere, Ressourcen<br />

sparende Designs und Pop-up-Mechanismen auszudenken.<br />

Den Vormarsch der digitalen Medien sieht sie weniger als<br />

Bedrohung denn als etwas Begrüßenswertes. Templar hat<br />

kürzlich begonnen, seine Bücher online zu bewerben, etwa<br />

mit Hilfe von Video-Clips, in denen die Pop-up-Mechanismen<br />

der Bücher zu sehen sind.<br />

„Meine Branche bietet mir das Beste aus zwei Welten“,<br />

sagt sie. „Ich könnte ohne digitale Technik gar nicht leben,<br />

aber nichts kann den Zauber ersetzen, den ein Pop-up-Buch<br />

zu vermitteln imstande ist. Und es bereitet mir ungeheure<br />

Genugtuung, eine Sammlung meiner eigenen Bücher im<br />

Regal stehen zu sehen. Dieselbe Freude an diesen konkreten<br />

Gegenständen stellt sich ein, wenn ich sehe, dass andere an<br />

meinen Büchern genauso viel Spaß haben wie ich.“ n<br />

Oben: Hilborne schneidet einen Papier-Roboter aus, der in einem<br />

Workshop für 8- und 9-Jährige an der Hornsby House School<br />

in London zum Einsatz kommen soll. Mitte: Papierschnitte als<br />

Teil eines eigenen Projekts, an dem sie gerade arbeitet. Unten:<br />

Pop-up-Fledermäuse aus dem Templar-Titel Record Breakers:<br />

Astonishing Animals (nicht auf Deutsch erhältlich). Weitere Arbeiten<br />

von Jenny Hilborne finden Sie auf ihrer Webseite paperjen.com<br />

www.iggesund.com


Clevere Trennkost<br />

Anthony Guex von der HEAD (Haute École d’Art et de Design) in<br />

Genf hat ein spielerisch einfaches Verpackungskonzept auf der<br />

Basis des berühmten „Sägetricks“ entwickelt. Bei einem Workshop<br />

des Gastprofessors Sylvain Allard von der Université du Québec à<br />

Montréal (UQAM) stellte der Designer die bei Illusionisten so beliebte<br />

Nummer, bei der eine Dame scheinbar in der Mitte durchgesägt wird,<br />

mit einem Marmeladenglas, etwas Karton und einer Minisäge nach.<br />

Wenn man die Verpackung mit der Säge in der Mitte durchtrennt,<br />

stellt sich heraus, dass es eigentlich zwei kleine Marmeladengläser<br />

sind und nicht, wie zunächst angenommen, ein großes.<br />

anthonyguex.com n<br />

Papier und Karton sind<br />

vielseitige Materialien,<br />

die beinahe unbegrenzte<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

bieten. Inspire hat sich<br />

einige besonders<br />

kreative Beispiele<br />

aus der Welt der<br />

Kunst und des Designs<br />

näher angesehen<br />

<strong>VON</strong>: Isabelle Kliger<br />

und ANNA-LENA AHLBERG<br />

Mehr als nur<br />

Pappkameraden<br />

Marshall Alexander ist ein niederländischer<br />

Papieringenieur, Grafikdesigner und Künstler<br />

mit einem Faible für Kino, Videospiele, buntes<br />

Plastikspielzeug, Retrodesign und Popkultur. Er<br />

ließ die Welt des 2-D-Designs hinter sich, als er<br />

die Kunst des 3-D-Papierspielzeug-Designs für<br />

sich entdeckt hatte. Seine fantasievollen Papiermodelle<br />

wurden schon in zahlreichen Galerien<br />

und Installationen gezeigt und haben inzwischen<br />

auch das Interesse der Spielzeugindustrie<br />

geweckt. Hier sein Beitrag zur Planet Pulp Time<br />

Travel Show – ein Modell von Austin Powers in<br />

seinem schärfsten Outfit. Yeah, Baby!<br />

marshallalexander.net n<br />

10<br />

Bon Apétit!<br />

Die Grafikdesigner Lucie Thomas und Thibault Zimmermann haben<br />

zusammen Zim&Zou gegründet, ein im französischen Nancy ansässiges<br />

Designstudio, das vielfältige künstlerische Ausdrucksformen<br />

auslotet, darunter Papierskulptur, Grafikdesign und Illustration.<br />

Im vergangenen Jahr lieferte Zim&Zou eine Illustration für den<br />

Umschlag einer Ausgabe des Magazins Icon zur Zukunft des Essens.<br />

Der grellbunte Hamburger, den Zim&Zou in Anlehnung an die<br />

3-D-Foodprinter-Technik entwarfen, soll die Leser in eine futuristische<br />

Welt locken, in der sie sich eines Tages womöglich ihr Essen in<br />

3-D ausdrucken können.<br />

zimandzou.fr n<br />

www.iggesund.com


Für Helvetica-Fans<br />

Der irische Grafikdesigner Lukasz Kulakowski ist ein großer Fan von<br />

Typografie und Brettspielen. Eines Tages beschloss er, seine beiden<br />

Leidenschaften miteinander zu verbinden, und entwickelte das<br />

Brettspiel Gametica. Kulakowski versah das Spielbrett mit Symbolen<br />

für Zusatzaufgaben und fügte dem Spiel 140 Karten mit Fragen zu<br />

Helvetica, Typografie und Design hinzu. Das Spiel ist noch nicht in<br />

der Produktion.<br />

behance.net n<br />

Das Freilichtmuseum der Mademoiselle Maurice<br />

Mademoiselle Maurice ist eine 28-jährige französische<br />

Street-Art-Künstlerin. In ihren Arbeiten mischt sie ganz<br />

unterschiedliche Medien wie Origami, Schnur, Fotografie,<br />

Malerei und Stickerei. Die Idee, Origami in Paris „auf<br />

die Straße“ zu bringen, kam der aus den französischen<br />

Alpen stammenden Künstlerin nach einem Jahr in Japan.<br />

Mademoiselle Maurice betrachtet die Welt als riesiges<br />

Freilichtmuseum, wie geschaffen für ihre quietschbunten<br />

Origami-Installationen. Im Frühjahr 2012 kam sie in die<br />

Schlagzeilen, als sie spektakuläre Regenbögen, die ausschließlich<br />

aus gefalteten Origami-Figuren bestanden, in<br />

die graue Pariser Stadtlandschaft pflanzte.<br />

mademoisellemaurice.com n<br />

11<br />

www.iggesund.com


54 Farbtöne<br />

Normale Kartenspiele langweilen Sie? Die CMYK-Karten des<br />

britischen Unternehmens Hundred Million bringt Farbe in jede<br />

Pokerrunde. Doch statt der üblichen Spielkartenfarben ist dieses<br />

Spiel in Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz aufgeteilt, wobei<br />

unterschiedliche Opazitätsgrade die verschiedenen Kartenwerte<br />

repräsentieren. Das Rückseitendesign ist aus Zulassungszeichen<br />

gestaltet. Mit anderen Worten: Das perfekte Geschenk für designbegeisterte<br />

Zocker! Für 9 britische Pfund (10 Euro) erhältlich bei<br />

hundredmillion.co.uk. n<br />

12<br />

Die verschwindende<br />

Packung<br />

Diese kreative Zahnbürstenhülle aus Papier hat<br />

Simon Laliberté von der Université du Québec à<br />

Montréal entworfen. Er gewann damit den dritten<br />

Preis beim Wettbewerb Remarkable Packaging &<br />

Alternatives anlässlich der Pariser Verpackungsmesse<br />

2012. Laliberté verwendete dabei Polyvinylacetat(PVA)-Papier,<br />

das ungiftig, biologisch<br />

und zu 100 Prozent recyclingfähig ist. Das ganz<br />

besondere daran ist, dass es sich in weniger als<br />

zehn Sekunden vollständig auflöst, wenn es in<br />

Wasser getaucht wird. Bedruckt wurde die Verpackung<br />

mit wasserlöslicher schwarzer Sojafarbe.<br />

atelierbangbang.ca n<br />

Bereit zum Abheben<br />

Eine einzigartige Sammlung von Bausätzen für Papierflieger<br />

und andere Flugkreationen bietet dieses Buch, zu dem einige<br />

der angesagtesten Designer unserer Tage Modelle beigesteuert<br />

haben. Das bei Chronicle Books erschienene Werk präsentiert<br />

Arbeiten des Designkollektivs littlepaperplanes.com, dem mehr<br />

als 70 aufstrebende Designer aus aller Welt angehören. Es bringt<br />

die Kunst des Papierfliegerfaltens in ungeahnte Höhen. Die Muster<br />

reichen vom Papierpuppenflieger und Flieger in Haifischform bis<br />

hin zu Flugzeugmobiles und Mix-and-Match-Gleitern und sind<br />

rings herum perforiert. So können sie leicht herausgetrennt und<br />

zusammengebastelt werden.<br />

littlepaperplanes.com n<br />

foto: Kelly Lynn Jones<br />

www.iggesund.com


foto: Jessica Thyrén<br />

13<br />

Bretter, die<br />

die Welt bedeuten<br />

Videospiele? Das war gestern. Brettspiele erleben zurzeit eine<br />

weltweite Renaissance. Die Menschen wollen wieder miteinander<br />

am Tisch sitzen und spielen. Spiele-Cafés und -Clubs sind die<br />

angesagten Treffpunkte dafür <strong>VON</strong>: Daniel Dasey<br />

www.iggesund.com


14<br />

Viele Menschen sind der Videospiele überdrüssig<br />

geworden – stattdessen zieht es sie in Brettspielclubs, wo<br />

sie sich mit realen Gegnern messen können.<br />

Aber was sind das für Menschen?<br />

Einfach alle, meint Martin Griffiths, einer der Organisatoren<br />

des beliebten britischen Spieleclubs „London On<br />

Board“.<br />

Manche lockt der Wettbewerb und die intellektuelle<br />

Herausforderung der Brettspiele. Andere erinnert es an<br />

die gemütlichen Spielenachmittage ihrer Kindheit. Und<br />

viele suchen ganz einfach das altmodische Zusammensein<br />

mit anderen.<br />

„Die meisten Leute bei uns haben Videospiele gespielt<br />

und sich dann für Brettspiele interessiert, weil diese auch<br />

einen sozialen Aspekt haben“, erklärt Griffiths. „Man kann<br />

in einer Kneipe am Tisch sitzen und ein Brettspiel spielen.<br />

Das macht man mit einem Videospiel eher nicht.“<br />

Der Club existiere seit sieben Jahren und halte regelmäßige<br />

Treffen im Red Herring Pub in London ab, so<br />

Griffiths.<br />

„Es begann mit einem Abend pro Woche mit 10 oder<br />

20 Mitspielern und ist seitdem einfach immer weiter<br />

gewachsen“, fährt er fort. „Diese Woche gab es Treffen<br />

an sechs Abenden und es kommen im Durchschnitt jedes<br />

Mal 50 Leute.“<br />

Als Michael Schmitt 2006 sein Café Spielwiese in<br />

Berlin eröffnete, schlossen andere Geschäftsleute Wetten<br />

darüber ab, wann er pleite gehen würde.<br />

Keiner glaubte daran, dass ein Café, in dem das Spielen<br />

oder Ausleihen von Spielen die Hauptattraktion war, auch<br />

nur sechs Monate überstehen würde – geschweige denn<br />

ein Jahr.<br />

„Jetzt bin ich seit sieben Jahren hier, und das Geschäft<br />

wächst“, sagt Schmitt. Ein Spiel über Nacht nach Hause<br />

mitzunehmen, kostet 3 Euro.<br />

Obwohl die Kunden im Café aus 1.800 verschiedenen<br />

Spielen wählen könnten, seien traditionelle Brettspiele wie<br />

Monopoly weitaus am beliebtesten, so Schmitt.<br />

„Am liebsten spielen die Leute Spiele, die sie aus ihrer<br />

Kindheit kennen“, erklärt er.<br />

Ähnliche Geschäfte wie seines seien überall in Europa<br />

und Asien aus dem Boden geschossen, um der Nachfrage<br />

nach Brettspielen gerecht zu werden. Videospiele seien<br />

keine Bedrohung für Brettspiele, meint Schmitt, beides<br />

könnte friedlich nebeneinander bestehen. n<br />

„Man kann in einer<br />

Kneipe am Tisch<br />

sitzen und ein<br />

Brettspiel spielen“,<br />

sagt Martin<br />

Griffiths, einer der<br />

Organisatoren des<br />

beliebten britischen<br />

Spieleclubs „London<br />

On Board“.<br />

„Das macht man<br />

mit einem Videospiel<br />

eher nicht“<br />

www.iggesund.com


Tipps von Phil Orbanes:<br />

So gewinnt man<br />

beim Monopoly<br />

• Kaufen Sie jede Immobilie, auf der Sie landen.<br />

Auch wenn Sie gewisse Immobilien nicht mögen,<br />

können Sie mit ihnen handeln und kommen so leichter<br />

an das, was Sie wirklich wollen<br />

• Versuchen Sie, die orange oder die rote Immobiliengruppe<br />

zu ergattern. Während des Spiels müssen immer wieder<br />

Spieler ins Gefängnis, und wenn sie herauskommen,<br />

müssen sie bald über orange und rot ziehen<br />

• Wenn Sie eine Farbgruppe vollständig haben, bauen<br />

Sie so schnell wie möglich drei Häuser darauf.<br />

Bei jedem Grundstück ist der Mietanstieg<br />

zwischen zwei und drei Häusern enorm,<br />

so verdienen Sie also mehr<br />

SPIELERISCHER<br />

KAPITALISMUS<br />

Als der weltweit anerkannte Monopoly-Experte das Spiel mit acht Jahren zum ersten Mal spielte,<br />

war er bereits fast so gut wie seine viel älteren Gegner. Monopoly weckt in uns allen wieder das<br />

achtjährige Kind – und das ist wahrscheinlich der Schlüssel seines Erfolgs<br />

15<br />

Phil Orbanes erinnert sich noch lebhaft an sein<br />

erstes Monopoly-Spiel.<br />

Der führende Monopoly-Experte und Autor vieler<br />

Bücher zum Spiel war acht Jahre alt, als seine deutlich<br />

älteren Tanten und Onkel sich zum ersten Mal mit ihm ans<br />

Spielbrett setzten.<br />

Also würfelte er, kaufte und verkaufte Immobilien und<br />

ging ins Gefängnis – und war schnell vom Spiel und dem<br />

Gefühl, darin wie ein Erwachsener zu handeln, fasziniert.<br />

„Das war ein wirklich bedeutendes Erlebnis für mich“,<br />

erinnert er sich. „Ich konnte nicht so schnell rennen wie<br />

meine Onkel und war noch nicht so gebildet wie meine<br />

Tanten, aber beim Monopoly war ich fast genauso gut.“<br />

Orbanes ist überzeugt, dass Kinder auf der ganzen Welt<br />

eine ähnliche Erfahrung machen und genau das der Schlüssel<br />

zu dem phänomenalen Erfolg von Monopoly ist.<br />

Das Spiel wird gemeinhin als erfolgreichstes Brettspiel<br />

aller Zeiten bezeichnet. Mehr als 275 Millionen Exemplare<br />

wurden verkauft, seit es die amerikanische Spielefirma<br />

Parker Brothers (jetzt Teil von Hasbro) 1935 auf den Markt<br />

brachte.<br />

Monopoly wurde bisher in 43 Sprachen übersetzt und<br />

wird in 110 Ländern verkauft. Über eine Milliarde Menschen<br />

haben es schon einmal gespielt.<br />

„Bei Monopoly führen wir Verhandlungen, tauschen,<br />

necken einander, fühlen Angst und Freude“, sagt Orbanes.<br />

Er war früher ein führender Kopf bei Parker Brothers und<br />

leitet nun die Spielefirma Winning Moves. „Das Spielerlebnis<br />

ist jedes Mal so neu wie eine frische Tageszeitung.“<br />

Für Orbanes macht die Mischung aus Glück und Können<br />

einen großen Anteil am Reiz von Monopoly aus. Hat ein<br />

Neuling das Würfelglück auf seiner Seite, kann er einen<br />

Weltmeister schlagen.<br />

In einer Zeit, in der Video- und Computerspiele durch<br />

Smartphones omnipräsent sind, könnte der Reiz von Monopoly<br />

darin liegen, dass es die ersehnte Gelegenheit biete,<br />

sich mit anderen zu treffen, so Orbanes.<br />

„Die allermeisten Menschen verhandeln gerne von<br />

Angesicht zu Angesicht und mögen den direkten Kontakt<br />

zu anderen“, meint er. „Monopoly ist ein perfekter Vorwand<br />

dafür.“ n<br />

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16<br />

Buchstabenliebe<br />

Auf das Alphabet können wir alle nicht verzichten, aber<br />

Marion Bataille macht es zu etwas ganz Besonderem<br />

von: Emma Holmqvist foto: camilla lindqvist<br />

„Jeder kennt das Alphabet“, sagt Marion Bataille,<br />

während sie behutsam durch das 2008 von ihr geschaffene<br />

Pop-up-Buch abc3d blättert, das sehr beliebt ist. „Ich<br />

musste Wege finden, auf jeder Seite ein überraschendes<br />

Element einzuarbeiten und gleichzeitig die Reihenfolge<br />

des Alphabets beizubehalten. Ich habe mir das Ganze wie<br />

ein Musikstück vorgestellt: mit einem eigenen Rhythmus,<br />

der die Abfolge der Buchstaben unterlegt und die Verbindung<br />

zwischen ihnen schafft.“<br />

Musik ist ein Thema, auf das die in Paris lebende<br />

Designerin und Illustratorin im Gespräch immer wieder<br />

zurückkommt. Klänge gehören zu ihren größten Inspirationen,<br />

auch wenn ihre kreativen Fühler oft auf mehr<br />

als einen Reiz reagieren. „Wenn man sich ein Tanzstück<br />

ansieht, erlebt man die Interaktion von Musik, Choreographie<br />

und Bühnenbild – und nimmt gleichzeitig seine<br />

Umwelt sensorisch auf: wie bequem man sitzt, wie dunkel<br />

es ist. Mit der Inspiration ist es dasselbe. Sie trifft einen<br />

aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig und kann von<br />

überall herkommen. Geometrie finde ich inspirierend, weil<br />

ich sie nur schwer verstehe. Ich betrachte geometrische<br />

Figuren in Bewegung wie ein trügerisches Bild.“<br />

Die Beziehung der Designerin zu Farben ist direkter.<br />

Für abc3d und 10 – ihr 2010 veröffentlichtes zweites<br />

3-d-Buch – verwendete sie nur Schwarz, Weiß und Rot.<br />

„Der Kontrast der drei Farben ist stark, und wenn man<br />

sie als Teil der Animation verwendet, wirken sie wie ein<br />

Schlag ins Gesicht“, erklärt sie. Dass dabei keine Kontrastanpassung<br />

möglich ist, ist freiwillig gewählt, denn<br />

Bataille lehnt es ab, durch Farbschattierungen und eine<br />

weiche Papierstruktur den Anschein des Lebendigen zu<br />

erwecken. „Ich will, dass alle meine Arbeiten ruhig und<br />

stark wirken“, sagt sie. „Ich empfinde sie wie einen Teil<br />

eines modularen Möbelsystems und nicht wie die Repräsentation<br />

von etwas Organischem.“<br />

Bataille hat ihre Nische in der Pop-up-Technik gefunden,<br />

einer ausdrucksstarken Methode, mit der sie seit<br />

über 20 Jahren experimentiert. Im September erscheint ein<br />

neues Buch von ihr. Wie schon bei abc3d und 10 nutzt<br />

die Künstlerin wieder Zahlen und Typographie, doch<br />

mehr verrät sie noch nicht. „Ich will die Überraschung<br />

nicht vorwegnehmen“, erklärt sie. Und das wollen wir<br />

auch nicht. n<br />

foto: Mamoru Sakamoto<br />

Kurzporträt<br />

Marion Bataille<br />

Marion Bataille wurde 1963 in Frankreich geboren. Die<br />

Grafikdesignerin, Illustratorin und Pop-up-Künstlerin<br />

lebt in Paris. Ihre Werke erscheinen regelmäßig in<br />

Le Monde, außerdem arbeitet sie mit Institutionen wie<br />

dem Pompidou Centre zusammen. Zurzeit hat sie sich<br />

auf Pop-up-Kunst spezialisiert und zwei Bücher herausgegeben,<br />

bei denen diese Technik im Mittelpunkt<br />

steht: ABC3D und 10, die 2008 bzw. 2010 veröffentlicht<br />

wurden. Im September <strong>2013</strong> erscheint Marion<br />

Batailles drittes Buch bei Albin Michel


Für ABC3D versuchte Bataille, auf jeder<br />

Seite ein überraschendes Element einzuarbeiten<br />

und gleichzeitig die Reihenfolge<br />

des Alphabets beizubehalten. Auf manchen<br />

Doppelseiten werden zwei oder mehr<br />

Buchstaben gezeigt, die sich bei einem<br />

leichten Ziehen ineinander verwandeln,<br />

andere hauchen nur einem Buchstaben<br />

Leben ein.<br />

Um ein Ineinanderfließen zu erreichen,<br />

stellte sich Bataille das Ganze wie ein Musikstück<br />

vor: mit einem eigenen Rhythmus,<br />

der die Abfolge der Buchstaben unterlegt<br />

und die Verbindung zwischen ihnen schafft<br />

17


Fassadendesign<br />

der Eingangswand des<br />

Innendesigngeschäfts<br />

Actus<br />

Branding und<br />

neues Designkonzept<br />

für Fast<br />

Wellness und<br />

die Flexa-<br />

Stretchcenter<br />

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Japanisches Design<br />

erkennt man sofort. Hier werden<br />

traditionelle Kunstformen wie Origami<br />

oder Kalligraphie mit modernster<br />

Technik kombiniert, aber auch Trends aus<br />

aller Welt aufgenommen und eingebunden.<br />

Inspire sprach mit der Grafikdesignerin<br />

Akiko Kanna über die Entwicklungen<br />

des zeitgenössischen japanischen<br />

Designs und die kulturellen<br />

Unterschiede zu Europa<br />

von: Sam eichblatt<br />

Design für die<br />

japanische Seele<br />

19<br />

Akiko Kanna zog nach Großbritannien, um Grafikdesign<br />

an Londons prestigeträchtigem Central Saint<br />

Martins College of Art and Design zu studieren. Nach<br />

ihrem Abschluss arbeitete sie beim britischen Jugendkulturmagazin<br />

Dazed and Confused, bevor sie zum legendären<br />

Studio North wechselte. 2006 kehrte sie nach Tokio<br />

zurück, um ihr eigenes Grafikdesignstudio<br />

aufzubauen.<br />

Sie haben in London studiert und arbeiten<br />

nun in Tokio. Wie haben diese<br />

beiden sehr unterschiedlichen<br />

Städte ihren Stil beeinflusst?<br />

„Tokio ist voller verschiedener<br />

Stile. Man kann hier gut experimentieren,<br />

aber die Stadt hat<br />

deshalb auch keinen ganz eigenen<br />

Stil. Alles kommt und geht sehr<br />

schnell, alles vermischt sich. Es gibt<br />

keine Grenzen zwischen Grafikdesign,<br />

redaktionellem Material und Illustration.<br />

Ich habe meine Methode und meinen Stil<br />

in Großbritannien entwickelt, wo ich studiert und in<br />

Londoner Designagenturen gearbeitet habe. Deshalb<br />

habe ich keine Angst vor dem Tokioter Stilmix. Ich habe<br />

bereits eine gute Basis und kann die kulturellen Unterschiede<br />

einfach genießen.<br />

Historisch gesehen hat Japan eine ganz besondere visuelle<br />

Ästhetik. Wie hat dies das zeitgenössische Grafikdesign<br />

beeinflusst?<br />

„Darauf gibt es keine einfache Antwort. Die japanische<br />

Kultur hat eine so reiche Geschichte mit einer Vielzahl von<br />

Ausdrucksformen, die sehr minimalistisch und doch sehr<br />

dynamisch sein können. Als ich nach Japan zurückkam, ist mir<br />

aufgefallen, dass Japaner sehr mutig mit Farbe umgehen. Tokio<br />

ist voller Farben, und es ist sehr spannend, die Mischung<br />

so vieler Farben zu sehen.“<br />

Verpackung ist ein wichtiger Teil der japanischen<br />

Kultur. Wie gehen Sie an Verpackung heran?<br />

„Wir haben eine so große Auswahl an Papieren<br />

und Materialien – das ist ein toller Ausgangspunkt<br />

für alle Projekte. Auch die Recherche ist hier<br />

einfach: Ich gehe einfach in die Lebensmittelabteilung<br />

in einem Kaufhaus oder Einkaufszentrum und<br />

finde immer etwas Neues, was ich später verwenden<br />

kann. Und die Drucker sind hier sehr erfahren. Ich hole<br />

immer ihre Meinung ein, bevor ich mich endgültig für ein<br />

Design entscheide.“<br />

Welche Trends sehen Sie in den nächsten Jahren im japanischen<br />

Design?<br />

„Die europäischen Stile weniger zu kopieren und dafür die<br />

japanische Seele in unserer Arbeit und unserem Stil mehr zum<br />

Ausdruck zu bringen.“ n<br />

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➊<br />

Naoki Terada bildet die Welt im kleinen Maßstab mithilfe aufwendiger Papierschnitte nach<br />

Die 1:100-Lösung<br />

20<br />

Als der japanische Designer Naoki<br />

Terada damit anfing, winzige Modelle von<br />

Alltagsgegenständen zu fertigen, entschied er<br />

sich, dies im Maßstab 1:100 zu tun. „Meiner<br />

Meinung nach ist 1:100 der perfekte<br />

Maßstab, um etwas zu schaffen“, sagt er. Sein<br />

Designstudio Terada Mokei hat sich auf die<br />

Herstellung aufwendiger Papieraccessoires<br />

für Architekturmodelle spezialisiert, etwa zur<br />

Darstellung von Straßenszenen, Spielplätzen<br />

oder Imbissbuden.<br />

Mit Hilfe seiner „Anzieh-Sticker“ lassen<br />

sich die Figuren in Architekturmodellen beispielsweise<br />

als Polizist oder Schulmädchen<br />

ausstaffieren, und seine Pop-up-Untersetzer<br />

geben Ihnen die Gelegenheit, Ihren Drink auf<br />

einer Straßenecke, einem Seeufer oder einer<br />

afrikanischen Savanne abzusetzen. Auch eine<br />

Grußkartenkollektion hat Terada gestaltet:<br />

leuchtend rote Weihnachtskarten, die aufgeklappt<br />

einen Rentierschlitten zum Vorschein<br />

bringen – im Maßstab 1:100, versteht sich.<br />

Animierte Videos seiner Kreationen finden<br />

Sie auf seiner Webseite (teradamokei.jp/en),<br />

wo zweidimensionale Figuren in einem<br />

Süßwarenladen umherspringen und ein<br />

Hund treu an einer U-Bahnstation auf sein<br />

Herrchen wartet.<br />

Terada erinnert sich an seine Anfänge<br />

als Architekturmodellbauer: „Als ich den<br />

Kunden die Modelle zeigte, sagten sie fast<br />

immer so etwas wie ,Oh, Sie haben ja die<br />

ganze Familie nachgebildet!‘ oder ,Das ist ja<br />

unser Hund da im Garten!‘ Am Ende haben<br />

sie sich sogar weniger für die Architektur<br />

interessiert als für die Accessoires.“ n<br />

von: Michael Miller foto: yuki omori<br />

➊<br />

➊<br />

Die maßstabsgetreuen Modelle von<br />

Terada Mokei nehmen Sie mit zu einer<br />

Bootspartie auf dem See, zu einer sonnigen<br />

Caféterrasse oder in die Welt der<br />

Saurier. Lernen Sie weitere Arbeiten von<br />

ihm kennen unter teradamokei.jp/en<br />

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Weitere<br />

sehenswerte<br />

Designer<br />

➋<br />

➋<br />

21<br />

➊ Naoki Ikegami<br />

Gründete im Jahr 2006 das<br />

Designhaus Kotohogi Design. Für<br />

ihn sind „Design“ und „Gastfreundschaft“<br />

das gleiche – sein Ziel ist<br />

es, dem Kunden mit seiner Arbeit<br />

Freude zu schenken und Respekt<br />

entgegenzubringen. Zum Angebot<br />

gehören Logogestaltung, Grafikund<br />

Verpackungsdesign ebenso<br />

wie Webdesign und Werbetexten.<br />

kotohogidesign.com<br />

➌ Akaoni design<br />

Kreatives Studio, das 2006 mit dem<br />

Ziel gegründet wurde, authentisches,<br />

beständiges und proaktives<br />

Design zu schaffen. Das umfangreiche<br />

Portfolio des Studios an Verpackungsdesign,<br />

Postern, Büchern,<br />

Broschüren und Webseiten ist<br />

durch kräftige Farben, interessante<br />

Typografie und japanische Traditionen<br />

gekennzeichnet.<br />

akaoni.org<br />

➋ Dainippon Type<br />

Dainippon Type Organization. Von<br />

Hidechika und Tsukada Tetsuya im<br />

Jahr 1993 gegründet. Als experimentelle<br />

Typografen begannen<br />

Dainippon Type, sich den Informationen,<br />

die in den Buchstaben<br />

des lateinischen Alphabets und<br />

verschiedenen in Ostasien häufig<br />

verwendeten Zeichen enthalten<br />

sind, durch Auseinandernehmen,<br />

Zusammenbauen und Rekonstruieren<br />

zu nähern.<br />

dainippon.type.org<br />

➌<br />

➌<br />

➌<br />

➋<br />

➊<br />

➌<br />

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22<br />

Der<br />

schwierige<br />

Weg zur<br />

Einfachheit<br />

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23<br />

Stellen Sie sich einen Handwerker vor, der zugleich ein<br />

preisgekrönter Kreativchef der Spitzenklasse ist. Einen<br />

modernen Designer, der bei seiner Arbeit keinen Computer<br />

verwendet. Einen Malocher, der sich dazu bekennt, für<br />

lange Zeit so wenig wie möglich zu tun. Inspire traf Henrik<br />

Nygren in seinem Stockholmer Studio, um mit ihm über<br />

seine Einstellung zum kreativen Prozess zu sprechen<br />

<strong>VON</strong>: Tsemaye Opubor Hambraeus Foto: Mauro Rongione<br />

International hat sich der schwedische Kreative Henrik Nygren vor<br />

allem durch seinen schlichten, nüchternen und modernen Designansatz<br />

einen Namen gemacht. Er wird vor allem mit Analysen und der Entwicklung<br />

von Strategien für seine Kunden beauftragt, aber auch mit der Gestaltung<br />

und Produktion von Büchern, Zeitschriften, Verpackungen, Corporate<br />

Identity-Konzepten, Werbekampagnen und Ausstellungen.<br />

Sein Studio, Henrik Nygren Design, ist in einem ehemaligen Fabrikgebäude<br />

in Stockholm gelegen. Das Atelier sieht aus, als wäre es geradewegs<br />

einem Coffeetable-Book entsprungen, das Nygren selbst vielleicht für einen<br />

seiner Kunden gestaltet: In den sauberen, so rationell wie geschmackvoll<br />

eingerichteten Räumen mit Möbeln aus der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

dominieren Schwarz, Weiß und Grau.<br />

„Ich verbringe viel Zeit mit Architekten und liebe Architektur“, sagt<br />

Nygren. „Ich glaube, dieses Interesse sieht man nicht nur meinem Studio,<br />

sondern auch meiner Arbeit an.“<br />

Nygren erzählt, dass er sich immer zuerst ein paar Schlüsselfragen stellt,<br />

bevor er einen Auftrag von einem potenziellen Neukunden annimmt:<br />

Passen wir zueinander? Und sollten wir zusammen etwas machen? Fällt<br />

die Antwort in beiden Fällen positiv aus, so widmet er sich einige Zeit erst<br />

einmal dem, was er selbst als „Seele des Projekts“ bezeichnet.<br />

„Mit einem neuen Projekt anzufangen ist in meinen Augen so ähnlich<br />

wie sich zu verlieben“, verrät er. „Für mich ist es ganz entscheidend, dass<br />

zu jedem Projekt und jedem Kunden eine Beziehung entsteht.“<br />

Nygren besucht den Kunden in seinen Räumen und verbringt etwa<br />

eine Woche damit, „eine 360-Grad-Ansicht der Realität, mit 20 Grad von<br />

Henrik“ zu erlangen, wie er sagt. Dazu gehört es zum Beispiel, in Schubladen<br />

herumzustöbern, um zu sehen, was darin ist und wie es genutzt wird,<br />

schwarze Bretter zu studieren, Mitarbeiter zu interviewen und überhaupt<br />

möglichst viele und möglichst unterschiedliche Informationen über den<br />

Kunden zu sammeln.<br />

„Ich schreibe Briefe und zeichne Storyboards, nachdem ich einige<br />

Zeit beim Kunden verbracht habe“, erklärt er. „Das Projekt entwickelt<br />

sich mit Hilfe dieser Werkzeuge ganz organisch. Als ich vor mehr als 25<br />

Jahren als Designer anfing, gab es keine Computer, und ich benutze bis<br />

heute keinen. Ich habe in meinem Büro eine Gruppe sehr begabter Leute<br />

versammelt, die über alle Fähigkeiten verfügen, die wir als Team für unsere<br />

Arbeit brauchen.“<br />

„Es gibt in meiner Arbeit eine Konsistenz, da sich alles darin auf<br />

Recherche und Untersuchungen gründet“, erklärt Nygren. „Das ist nicht<br />

oberflächlich, sondern ein ganzheitlicher Ansatz, den ich immer anwende.<br />

Er gehört zu den Eckpfeilern meiner Arbeit. Mein Ziel ist es, reine, mutige,<br />

einfache Werke zu produzieren, die leicht verständlich und einfach zu nutzen<br />

sind, wobei ja das Einfache bekanntlich oft schwierig zu machen ist.“ n<br />

Painting Abstraction: New Elements in Abstract Painting, erschienen<br />

bei Phaidon Press, London. 80 zeitgenössische Künstler der<br />

abstrakten Kunst. Siebdruck, Umschlag mit Folienprägung<br />

Corporate Identity für das Stockholmer Museum für moderne<br />

Kunst zu dessen Neueröffnung 2004. Logo (Originalschriftzug von<br />

Robert Rauschenberg aus dem Jahr 1983), Sonderanfertigung der<br />

Schrifttype, Wegeleitsystem innen und außen, Bücher, Drucksachen,<br />

Verpackung, Verkaufsprodukte usw<br />

Portraits, ein Buch über den Modefotografen Carl Bengtsson.<br />

Erschienen bei Arena 2011. Gebunden mit Schuber und<br />

gerahmtem Umschlagbild (zwei Varianten)<br />

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24<br />

EXPO-OBJEKTE <strong>VON</strong> <strong>IGGESUND</strong><br />

<strong>VON</strong>: Anders Modig<br />

FOTO: jann lipka<br />

Au fgel egt<br />

Die Vinyl-LP lebt aus Nostalgie- und Qualitätsgründen<br />

immer noch. Das niederländische<br />

Unternehmen StyleMathôt mit verschiedenen<br />

Kunden in der weltweiten Musikindustrie entwirft<br />

einige der interessantesten Plattenhüllen.<br />

Verwendet wird dabei Incada Silk, das spektakuläre<br />

Druckergebnisse und Langlebigkeit vereint<br />

– Schluss mit den zerfledderten Hüllen von<br />

früher. Beweis für die Kreativität des Unternehmens<br />

und die Vielseitigkeit des Materials ist der<br />

Plattenspieler aus Incada, der zusammen mit<br />

einer Sonderpressung einer 7"-Single herausgebracht<br />

wird. n<br />

MCN 10” box<br />

Unternehmen: Muziek Centrum Nederland<br />

Design/Grafikdesign: Maslow, Amsterdam<br />

Material: Incada Silk 220 g/m2 (Schutzhülle),<br />

280 g/m2 (Cover mit 3 mm breitem Rücken),<br />

350 g/m2 (Schuber)<br />

Druckverfahren: Vierfarben-Offset,<br />

hochglänzender Maschinenlack<br />

Druckerei: StyleMathôt<br />

Alan Parson Project – Eye in the Sky<br />

Unternehmen: Music On Vinyl<br />

Design/Grafikdesign: Hipgnosis/APB/<br />

Colin Chambers<br />

Material: Incada Silk 280 g/m2<br />

Druckverfahren: Vierfarben-Offset,<br />

matter Maschinenlack<br />

Nachbearbeitung: Heißfolienprägung<br />

mit Goldfolie<br />

Druckerei: StyleMathôt<br />

Vinylosophy cardboard record player<br />

Unternehmen: Record Industry<br />

Design/Grafikdesign: Machine, Amsterdam<br />

Material: Incada Silk 350 g/m2<br />

Druckverfahren: Vierfarben-Offset,<br />

matter Maschinenlack<br />

Druckerei: StyleMathôt<br />

Anspruchsvolle Kunden<br />

Personalisierte Grußkarten, die man<br />

im Internet bestellen kann und die<br />

nach dem Print-on-demand-Prinzip<br />

produziert werden, werden immer<br />

beliebter. An einem normalen Tag<br />

stellt Greetz rund 20.000 solcher<br />

Karten her. „Wir liefern unsere Produkte<br />

weltweit aus, aber der Hauptmarkt<br />

sind niederländischsprachige<br />

Länder“, sagt Johan van Vulpen, der<br />

das Unternehmen 2003 zusammen<br />

mit Simen Schimmel gegründet<br />

hat. „Wir verwenden für all unsere<br />

Karten Invercote, und zwar aus drei<br />

Gründen: Es ist nach dem Durchlaufen<br />

unserer Xerox-Maschinen nicht<br />

verbogen, die Händler liefern schnell,<br />

und der Preis ist gut.“<br />

In Zukunft will van Vulpen weitere<br />

Veredelungstechniken wie Reliefund<br />

Tiefprägung, Heißfolienprägung<br />

und sogar Laserschneiden ins<br />

Repertoire aufnehmen. „Die Technik<br />

ist da“, erklärt er. „Wir müssen sie<br />

nur gut in die Produktionslinie integrieren,<br />

weil wir so große Volumen<br />

bearbeiten.“ n<br />

Design: Greetz (oft mit externen<br />

Verlegern)<br />

Beispiele verwendeter Materialien:<br />

Invercote Albato 300 g/m2, Invercote<br />

Creato 350 g/m2<br />

Druckverfahren: Digitaldruck<br />

Veredelungstechniken: Laminierung,<br />

UV-Beschichtung<br />

Druckerei: Greetz<br />

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25<br />

Schoko-Memory<br />

Erinnern Sie sich noch an Memory?<br />

Die klassische Form des Spiels ist immer<br />

noch sehr beliebt, und mit dem Schokoladen-Memory<br />

stimuliert Svenska Memo nicht<br />

nur das Gehirn, sondern auch die Geschmacksnerven.<br />

Auf den Kartenpaaren sind<br />

frische Schoko-Kreationen von Chokladfabriken<br />

abgebildet, einem der berühmtesten<br />

Schokoladenhersteller Stockholms.<br />

„Seit Mitte der 90er Jahre haben wir<br />

verschiedene Memory-Spiele produziert“,<br />

erzählt die Fotografin und Grafikdesignerin<br />

Fredrika Berghult, Gründerin von Svenska<br />

Memo.<br />

„Die Schachtel ist dabei immer der wichtigste<br />

Teil, da sie das jeweilige Thema auf<br />

dekorative und unterhaltsame Art präsentieren<br />

muss.“<br />

Die Außenhülle und der rechteckige<br />

Einschubkasten sind aus Invercote Creato<br />

hergestellt. Beidseitig ist PMS-Braun aufgebracht,<br />

um ein Gefühl von Schokolade zu<br />

vermitteln. Damit der Einschub mühelos in<br />

die Hülle gesteckt werden kann, sind beide<br />

Seiten der Außenhülle mit Lack versehen.<br />

Vor Herstellungsbeginn wurden in Zusammenarbeit<br />

mit Callert Design und der Druckerei<br />

Brand Factory verschiedene Produkte<br />

geprüft. „Tests und Mustererstellungen sind<br />

einfach Pflicht“, erklärt Berghult. „Man entdeckt<br />

viel mehr, wenn man einen lebensgroßen<br />

Prototypen testet.“<br />

Alle Memory-Spiele von Svenska Memo<br />

vermitteln Wissen über das jeweilige<br />

Thema, weil sie Informationen wie<br />

kleine Broschüren enthalten.<br />

So kann man etwas über Schokolade lesen,<br />

während man sie kostet oder an ihr riecht,<br />

oder mit den Fingern den exklusiv bearbeiteten<br />

Karton fühlen, während man die<br />

verschiedenen Pralinen auf den fantastischen<br />

Fotos ansieht. Dieses Memory bleibt jedem<br />

in süßer Erinnerung. n<br />

foto: Camilla Lindqvist<br />

Unternehmen: Svenska Memo und<br />

Chokladfabriken<br />

Grafikdesign und Fotografie:<br />

Fredrika Berghult/Svenska Memo<br />

Schachteldesign und<br />

Prototyperstellung: Callert Design<br />

Material: Invercote Creato 300 g/m2<br />

Druckverfahren: Vierfarben-Offset und<br />

PMS mit hochglänzendem Schutzlack<br />

Druckerei: Brand Factory (vorher Printley)


Haben Sie interessante Verpackungs- oder Grafikdesign-Produkte aus Material von Iggesund Paperboard hergestellt? Oder haben Sie andere Anregungen<br />

für diese Seiten? Dann zögern Sie nicht, uns Muster und Informationen zu senden: Inspire, Iggesund Paperboard, S-825 80 Iggesund, Schweden<br />

26<br />

Angriff der Roboter<br />

Seit er sieben Jahre alt ist, baut der<br />

Grafikdesigner Johannes Bayer Modellroboter<br />

aus Karton. Da ist es logisch, dass er einer<br />

von acht deutschen Designern war, die das<br />

Grafikdesign-Magazin Novum und Iggesund<br />

Paperboard auswählten, um Kartonroboter<br />

zu entwerfen. So sollen viele verschiedene<br />

Kartonqualitäten präsentiert werden, unter<br />

anderem auch Invercote Creato und Invercote<br />

Metalprint.<br />

Der Auftrag war ganz einfach: „Entwerfen<br />

Sie einen Roboter, der auf einem A3-Bogen<br />

gedruckt werden kann“, erklärt Bayer.<br />

Sein Roboter Jobot mit lasergeschnittenen<br />

Details ist ein Pop-up-Humanoid<br />

mit Raupenfüßen. „Die Arbeit mit<br />

Karton ist immer interessant, aber<br />

gleichzeitig anspruchsvoll, weil es<br />

so verschiedene und unendlich<br />

viele Möglichkeiten gibt. Eine<br />

davon ist, eine Kreation aus<br />

einem zweidimensionalen<br />

Medium in ein dreidimensionales<br />

Objekt zu verwandeln. Wenn man die<br />

Grafik und die Strukturen der Flächen eines<br />

Paperbot-Modells plant, muss man immer<br />

die spätere Wirkung im dreidimensionalen<br />

Objekt im Hinterkopf behalten.“<br />

Alle Designs, von emotionslosen Robotermaschinen<br />

bis zum melancholischen Android<br />

Robert, der einsam in seinem Schiff segelt,<br />

wurden in Novum präsentiert und Ende 2012<br />

als Stanzbögen auf der zweijährig stattfindenden<br />

Messe Creative Paper vorgestellt.<br />

„Es hat viel Spaß gemacht, mit echtem<br />

Karton anstatt mit dem Computer zu arbeiten“,<br />

sagt die Designerin Janine Bügge-Mau<br />

von 1.78 Design. „Invercote ist ein interessantes<br />

Material: Es ist sehr flexibel in der<br />

Verarbeitung und überdurchschnittlich<br />

nachhaltig. Am wichtigsten<br />

war uns, wie die Farben die Illusion<br />

von Metall umsetzen. Das war<br />

maßgeblich für das Design.“<br />

Saskia Raidlo von Langebartelsdruck,<br />

der von 1.78<br />

beschäftigten Druckerei, beschreibt einen<br />

etwas anderen Arbeitsprozess: „Normales<br />

Papier absorbiert die Farbe. Invercote Metalprint<br />

dagegen ist ein geschlossenes Material,<br />

bei dem die Farbe auf der Oberfläche bleibt.<br />

Deshalb muss man Farben verwenden, die<br />

durch Oxidation trocknen.“ n<br />

von: Anders Modig foto: jann lipka<br />

Projekt Modellroboter<br />

Von: Novum und Iggesund Paperboard<br />

Eingeladene Designer: Jotopia, 1.78, Spy Brand,<br />

Maikranz Design, Design Konzept, Melville Brand<br />

Design, AIS, Donnervertseifert<br />

Drucker und Partner: Langebartels druck, Igepa,<br />

Schroeder Filigran laser, Refeka, Wünsch, Spahn<br />

Stanzwerkzeuge, mein medienwerk, Imapack<br />

Stanzwerkzeuge, Kessler, DruckArt<br />

Material: Invercote G 300 g/m2 + Metalprint 29 g/m2,<br />

Invercote G 260 g/m2 + Metalprint 29 g/m2,<br />

Invercote Creato 240 g/m2 and 350 g/m2<br />

www.iggesund.com


and the<br />

winner<br />

is…<br />

Beim Cover-Designwettbewerb, der in der letzten Ausgabe von<br />

Inspire ausgeschrieben wurde, wurden fast 60 Entwürfe eingereicht.<br />

Eine Jury und die Redaktionsleitung wählten daraus den<br />

Gewinner aus: „Labyrinth“ von Johanna Svantesson, die an der<br />

Mid Sweden University in Sundsvall studiert<br />

Herzlichen Glückwunsch, Johanna! Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über<br />

sich. Wie sind Sie zum Design gekommen?<br />

„Auf dem Gymnasium hatte ich Ästhetik-Unterricht. Ich wollte etwas in<br />

diese Richtung machen, und Design ist für mich die praktische Anwendung<br />

dessen.“<br />

Woher haben Sie die Inspiration für das Cover bekommen?<br />

„Ich lasse mich sehr viel von Mustern inspirieren – damit arbeite ich einfach<br />

gerne. Hier wollte ich Muster und Typografie verbinden, um das Thema<br />

und die Botschaft des Magazins klar zu vermitteln. Labyrinthe sind von Natur<br />

aus wunderschöne Muster, und sie können zu einem tollen Spiel werden, das<br />

einfach mit Bleistift und Papier gelöst werden kann. Die Farbe Gelb ist für<br />

mich dabei fröhlich und verspielt, sodass sie gut zum Thema passt.“<br />

Hatten Sie vorher schon einmal mit Karton gearbeitet?<br />

„Ja. Wir haben dieses Material in der Schule verwendet und unter anderem<br />

auch mit Invercote gearbeitet.“<br />

Auf welche Weise hat Sie das beim Designen beeinflusst?<br />

„Ich wusste, wie man das Material für sich nutzen kann. Karton lässt einem<br />

eine Menge Freiraum zum Zeichnen und um Formen zu schaffen.“<br />

Was ist das wichtigste Element Ihrer Arbeit?<br />

„Ich versuche, meine Persönlichkeit in meine Arbeit einzubringen. Ich<br />

schaffe Dinge, die ich auch selber mag.“ n<br />

Weitere<br />

ausgezeichnete<br />

Entwürfe<br />

Außer Johanna Svantessons Sieger-Cover<br />

wurden auch die folgenden<br />

vier Designer für ihre Entwürfe<br />

und Kreativität lobend erwähnt<br />

Julia Sysmäläinen: „Sudoku“<br />

Julia Sysmäläinen: „Gameboard“<br />

Text: Shelah Linde<br />

Die Begründung der Jury<br />

„Der Entwurf überzeugt mit<br />

seiner Komposition. Farbe,<br />

Typografie und Form haben<br />

mir besonders gefallen.<br />

Der Entwurf ist innovativ<br />

und zeigt die Fähigkeit<br />

des Designs, den Inhalt zu<br />

kommunizieren“<br />

Professor Ansgar Maria Eidens ist<br />

zurzeit in der Agentur Skope Inventive<br />

Spaces für Interaction Design verantwortlich.<br />

Außerdem ist er Leiter des Studiendepartments<br />

Design an der Brand<br />

Academy, Hochschule für Design und<br />

Kommunikation in Hamburg. Er hat verschiedene<br />

Preise und Auszeichnungen<br />

erhalten, darunter den intermedia-globe<br />

Silver Award beim World Media Festival<br />

„Johannas Entwurf bekommt<br />

von mir die vollen fünf Punkte.<br />

Ihm liegt eine schöne<br />

moderne, grafische Idee<br />

zugrunde. Das Stärkste daran<br />

ist die Einfachheit: Dadurch<br />

wird klar, dass gute Ideen<br />

auch mit Papier und Bleistift<br />

geboren werden können“<br />

Christian Deppisch ist Marketingleiter und<br />

Redakteur des Magazins Novum, einem<br />

internationalen Designmagazin, das für seinen<br />

kreativen Gebrauch von Papier bekannt<br />

ist. Außerdem ist er für die Creative Paper<br />

Conference verantwortlich, eine bekannte<br />

Konferenz für Designer und Marketingleiter<br />

zur Arbeit mit Papier und Design<br />

Evelina Hagström: „Tetris by Typography“<br />

Miles McDermott und Mark Foulger:<br />

„Webroute“<br />

Diese und weitere ausgewählte Entwürfe<br />

finden Sie auf iggesund.com<br />

43 QUINTILLION, 252 QUADRILLION, 3 TRILLION, 274 BILLION, 489 MILLION, 856 THOUSAND RUBIKS CUBE COMBINATIONS.<br />

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www.iggesund.com


CO13029DE

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