Nabelerkrankungen - Vetsuisse-Fakultät

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Wiederkäuerklinik Vetsuisse Fakultät Bern www.wiederkaeuerklinik.ch; www.cliniqueruminants.ch; www.rinderklinik.ch Nabelerkrankungen beim Wiederkäuer Skriptum zur VL im Themenblock HARNAPPARAT von Adrian Steiner WS 2005-06 I. EINLEITUNG Nabelerkrankungen kommen am häufigsten beim Kalb, aber auch beim Lamm, Zickelin und Cria vor. Sie werden bei allen diesen Tierarten gleich beurteilt und behandelt. Die intra- und extraabdominal paarig angelegten Nabelarterien transportieren venöses Blut vom Fetus zur Mutter, währenddem die extraabdominal paarig angelegten Umbilikalvenen, welche sich im Bereich des Nabelringes zu einer Vene vereinigen (intraabdominal 1 Nabelvene) arterielles Blut von der Mutter zum Fetus bringen. Der Urachus stellt die fetale Verbindung zwischen Harnblase und Allantois dar. Die Nabelerkrankungen werden eingeteilt in: - Nicht entzündliche: - Nabelhämatom - Nabelhernie: - reponierbar (offen gedeckt) - nicht reponierbar: - inkarzeriert - nicht inkarzeriert - offen - Urachuserkrankungen: - Urachusfistel - Urachuszyste - Urachusdivertikel - Entzündliche: - äusserer Nabel: Omphalitis - innerer Nabel: - Omphaloarteriitis - Omphalourachitis - Omphalophlebitis: - mit Leberbeteiligung - ohne Leberbeteiligung Äusserer = extraabdominaler Nabel; innerer = intraabdominaler Nabel Skriptum zum Themenblock Harnapparat: Nabelerkrankungen beim Wiederkäuer Adrian Steiner

Wiederkäuerklinik<br />

<strong>Vetsuisse</strong> <strong>Fakultät</strong> Bern<br />

www.wiederkaeuerklinik.ch; www.cliniqueruminants.ch;<br />

www.rinderklinik.ch<br />

<strong>Nabelerkrankungen</strong> beim Wiederkäuer<br />

Skriptum<br />

zur VL im Themenblock<br />

HARNAPPARAT<br />

von<br />

Adrian Steiner<br />

WS 2005-06<br />

I. EINLEITUNG<br />

<strong>Nabelerkrankungen</strong> kommen am häufigsten beim Kalb, aber auch beim Lamm,<br />

Zickelin und Cria vor. Sie werden bei allen diesen Tierarten gleich beurteilt und<br />

behandelt. Die intra- und extraabdominal paarig angelegten Nabelarterien<br />

transportieren venöses Blut vom Fetus zur Mutter, währenddem die extraabdominal<br />

paarig angelegten Umbilikalvenen, welche sich im Bereich des Nabelringes zu einer<br />

Vene vereinigen (intraabdominal 1 Nabelvene) arterielles Blut von der Mutter zum<br />

Fetus bringen. Der Urachus stellt die fetale Verbindung zwischen Harnblase und<br />

Allantois dar.<br />

Die <strong>Nabelerkrankungen</strong> werden eingeteilt in:<br />

- Nicht entzündliche: - Nabelhämatom<br />

- Nabelhernie: - reponierbar (offen gedeckt)<br />

- nicht reponierbar: - inkarzeriert<br />

- nicht inkarzeriert<br />

- offen<br />

- Urachuserkrankungen: - Urachusfistel<br />

- Urachuszyste<br />

- Urachusdivertikel<br />

- Entzündliche: - äusserer Nabel: Omphalitis<br />

- innerer Nabel: - Omphaloarteriitis<br />

- Omphalourachitis<br />

- Omphalophlebitis: - mit Leberbeteiligung<br />

- ohne Leberbeteiligung<br />

Äusserer = extraabdominaler Nabel; innerer = intraabdominaler Nabel<br />

Skriptum zum Themenblock Harnapparat: <strong>Nabelerkrankungen</strong> beim Wiederkäuer<br />

Adrian Steiner


Falls der entzündliche Prozess gut abgekapselt ist spricht man von einem ...-<br />

Abszess. Kombinationen der verschiedenen entzündlichen <strong>Nabelerkrankungen</strong><br />

kommen vor.<br />

II. NABELHERNIE<br />

Definition:<br />

Verlagerung von Organen oder Organteilen aus der Bauchhöhle durch die<br />

Nabelpforte in einen peritonealen Bruchsack. Der Bruchinhalt (grosses Netz,<br />

Dünndarmschlingen, Anteile des Labmagens) kann reponierbar oder nicht<br />

reponierbar sein.<br />

Pathogenese:<br />

Angeborene (congenitale) Nabelhernien sind die Folge einer erblich (hereditär)<br />

bedingten Bindegewebsschwäche und/oder einer abnorm weiten Nabelöffnung<br />

(Hemmungsmissbildung). Der genaue Erbgang ist unbekannt, jedoch handelt es sich<br />

mit Sicherheit nicht um einen einfachen Mendel'schen Erbgang. Männliche und<br />

weibliche Tiere sind mit gleicher Häufigkeit betroffen. SURBORG (1978) beschreibt<br />

eine signifikante Zunahme der Nabelhernien parallel mit der Erhöhung des HF-<br />

Anteils bei der Rasse der Deutsch-Schwarzbunten. Bis zu 1% der Nachkommen<br />

gewisser HF-Stiere hatten Nabelhernien. Von einer erworbenen Nabelhernie kann<br />

nur dann gesprochen werden, wenn es als Folge einer Phlegmone oder eines<br />

Abszesses im Nabelbereich zu einer Schwächung des Bindegewebes und damit<br />

sekundär zur Bildung einer Hernie kommt.<br />

Klinische Befunde:<br />

Bei der reponierbaren Hernie stehen folgende Befunde im Vordergrund: Weiche<br />

Umfangsvermehrung, Palpation schmerzlos, keine Entzündungssymptome,<br />

vorgefallene Organe reponierbar, Bruchpforte spürbar. Bei der nicht reponierbaren,<br />

nicht inkarzerierten Hernie können folgende Befunde erhoben werden: Inhalt nur<br />

teilweise reponierbar, keine Entzündungssymptome, geringer Palpationsschmerz,<br />

Bruchpforten nicht sicher identifizierbar, keine Allgemeinstörungen. Bei der<br />

inkarzerierten Nabelhernie stehen folgende Symptome im Vordergrund: Inhalt nicht<br />

reponierbar, Palpation schmerzhaft, pralle Umfangsvermehrung,<br />

Allgemeinstörungen: Kolik, fehlender Kotabsatz. Die offene Nabelhernie tritt<br />

unmittelbar nach der Geburt auf. Dabei treten vorwiegend Dünndärme und häufig<br />

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grosses Netz aus der Nabelöffnung an die Aussenwelt. Häufig bleibt dabei das<br />

Peritoneum intakt und eine direkte Kontamination der Därme findet vorerst nicht statt.<br />

Erst wenn das Peritonuem einreisst kommt es zur Verschmutzung der Bauchorgane.<br />

Es besteht die Gefahr, dass das Kalb oder ein Nachbartier auf die vorgefallenen<br />

Bauchorgane tritt und dadurch eine Perforation entsteht.<br />

Diagnosestellung<br />

Diese erfolgt anhand der Befunde bei der klinischen Untersuchung. Bei unklaren<br />

Fällen ermöglicht die Punktion eine Abgrenzung gegenüber einem Nabelabszess.<br />

Zur Verifizierung der klinischen Diagnose ist die Ultrasonographie geeignet.<br />

Therapie:<br />

Bei weiblichen Tieren muss der Besitzer auf die erbliche Komponente aufmerksam<br />

gemacht werden. Bei männlichen Tieren darf eine Nabelhernienoperation nur bei<br />

gleichzeitiger Sterilisation (Kaudepididymektomie) durchgeführt werden. An der<br />

Rinderklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover werden den weiblichen Tieren<br />

nach einer Herniorrhaphie alle 4 Zitzen mit der Burdizzozange gequetscht.<br />

Kleine Hernien (


• Lagerung: Rückenlage<br />

• Operationsvorbereitung: Wie üblich, vom Xyphoid bis zu den Zitzenanlagen.<br />

• Spindelförmiger Hautschnitt und stumpfes Freipräparieren des Bruchsackes bis<br />

auf die Bauchdecke.<br />

• Eröffnung der Bauchhöhle 5 mm seitlich der Bruchpforte<br />

• Fingerexploration des Bruchsacks und der Bauchhöhle<br />

• Resektion des Bruchsacks 5 mm seitlich der Bruchpforte: Anfrischen der<br />

Bruchränder (es blutet!)<br />

• Verschluss der Bauchdecke mittels Sultan'scher Diagonalnaht mit PDSII Stärke<br />

USP 2. Subkutis: Fortlaufende horizontale U-Naht mit 6-Chromcatgut (metric), zur<br />

Verhinderung der Anbildung eines Seroms werden häufig 2 Subkutannähte<br />

gemacht; Haut: Reverdinnaht mit 7-Supramid (metric).<br />

• Nachbehandlung: Infektionsprophylaxe: Einmalige intramuskuläre Applikation von<br />

30'000 I.E. Procain Penicillin/ kg KGW, 2 Stunden ante operationem; Fäden ex am<br />

Tag 10 post operationem; kein Weidegang während 2 Monaten (Verhinderung der<br />

Nahtdehiszenz).<br />

• Bei der inkarzerierten Hernie erfolgt die Operation prinzipiell gleich wie oben<br />

beschrieben. Zusätzlich muss nötigenfalls der inkarzerierte Organteil reseziert<br />

werden.<br />

Bei Vorliegen einer offenen Hernie werden die vorgefallenen Bauchhöhlenorgane<br />

gespült (falls konaminiert), zurückverlagert, das vorgefallene Peritoneum wird<br />

reseziert und eine Herniorrhaphie durchgeführt.<br />

III. NICHT ENTZÜNDLICHE URACHUSERKRANKUNGEN<br />

Formen:<br />

Beim Urachusdivertikel bleibt eine kurzer Urachusstumpf am Blasenpol erhalten<br />

und füllt sich mit Harn; es besteht die Gefahr der Ruptur des Divertikels, auch in<br />

fortgeschrittenem Alter des Tieres. Bei der Urachuszyste verschliesst sich die Haut<br />

in der Nabelregion, der Urachus bleibt intraabdominal bestehen und füllt sich<br />

aufgrund seiner direkten Verbindung mit der Harnblase mit Harn an; es besteht die<br />

Gefahr der Ruptur der Zyste und des Auslaufens von Harn ins subkutane Gewebe.<br />

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Adrian Steiner


Bei der Urachusfistel bleibt der Urachus post natum persistent und Harn träufelt aus<br />

dem Nabel (sehr selten beim Kalb, häufiger beim Fohlen).<br />

Pathogenese:<br />

Nicht genau bekannt. Als Ursachen der fehlenden Atrophie und Obliteration des<br />

Urachus post natum werden angenommen: Unphysiologischer Nabelriss, genetische<br />

Prädisposition, erhöhter Druck in der Harnblase durch transiente Obliteration der<br />

Urethra.<br />

Klinische Befunde:<br />

Urachusdivertikel: Symptomlos bis zur Ruptur, dann Allgemeinstörung als Folge von<br />

Uroperitoneum und später Urämie. Urachuszyste: Pollakisurie (häufiger, stossweiser<br />

Hanrabsatz) und fluktuierende nicht dolente Schwellung im Nabelbereich, Harn kann<br />

vorsichtig und langsam in Richtung Harnblase zurückmassiert werden; bei Ruptur:<br />

Kühle, schmerzhafte Schwellung im Nabelbereich und Allgemeinstörung als Folge<br />

von Urämie. Bei der Urachusfistel liegt als Kardinalsymptom Harnträufeln aus dem<br />

Nabel vor.<br />

Diagnosestellung:<br />

Rupturiertes Divertikel: Bauchhöhlenpunktion, Probelaparotomie; Zyste:<br />

Nabelpunktion, Ultraschall; Fistel: Harnträufeln.<br />

Therapie:<br />

Fistel und Zyste nicht rupturiert: Narkose, Lagerung, Zugang wie Hernie;<br />

Verlängerung des Haut- und Bauchdeckenschnittes in der linea alba nach kaudal, bis<br />

Harnblasenpol vorlagerbar ist. Stumpfes Freipräparieren des Urachus und Absetzen<br />

inkl. Blasenpol in gesundem Blasengewebe. Blasennaht: 2 x Lemberthnaht mit 4-0<br />

Maxon (USP). Verschluss der Bauchdecke wie bei Hernie. Zyste rupturiert:<br />

Seitenlage, Zugang von der linken Flanke; Rest wie Zyste nicht rupturiert. Verschluss<br />

der Bauchdecke in der Flanke: Siehe Skriptum "Laparotomie". Zusätzlich: Mehrere<br />

Stichinzisionen in die Haut im Bereich des Nabels: Ermöglicht Abfluss des Harnes<br />

aus der Subkutis und verhindert Nekrotisierung des Gewebes als Folge der<br />

Harnansammlung. Divertikel: Narkose und Lagerung wie Hernie; Zugang in linea<br />

alba direkt kranial vom Becken; Vorlagern der Harnblase und Resektion des<br />

Divertikels inkl. Balsenpol im gesunden Blasengewebe. Verschluss der Harnblase<br />

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und der Bauchdecke: Siehe Zyste nicht rupturiert. Nachbehandlung wie bei<br />

Nabelhernie. Bei älteren Tieren wird zur Korrektur eines Urachusdivertikels eine<br />

Laparotomie in der rechten Flanke am stehenden Tier vorgenommen.<br />

IV. NABELABSZESS<br />

Definition:<br />

Abszessbildung im Bereich des äusseren Nabels; innerer Nabel nicht mitbetroffen.<br />

Pathogenese:<br />

Infektion des äusseren Nabels post natum führt initial zu einer Omphalitis<br />

(Phlegmone), welche bei erfolgloser konservativer Behandlung (systemische<br />

Chemotherapie) zu einem Abszess ausreift. Siehe auch unter Kapitel V, Absch.<br />

Pathogenese, prädisponierende Faktoren.<br />

Klinische Befunde:<br />

Pralle, vermehrt warme, schmerzhafte, nicht reponierbare Umfangsvermehrung im<br />

Nabelbereich.<br />

Diagnosestellung:<br />

Klinische Befunde und ev. Nabelpunktion, Ultrasonographie<br />

Therapie:<br />

Spalten des reifen Abszesses mittels grosszügigem Skalpellschnitt nach üblicher<br />

Wundvorbereitung und lokaler Infiltrationsanästhesie; tägliche Spülung des<br />

Abszesses mit verdünnter Betadinelösung; ev. Penrose-Drain (offene, passive<br />

Drainage) einlegen.<br />

V. ENTZÜNDUNG DES INTRAABDOMINALEN NABELS<br />

Anatomie:<br />

Nach der Geburt kollabiert die Vena umbilicalis, die Arteriae umbilicales retrahieren<br />

sich aktiv (glatte Gefässmuskulatur) und der Urachus wird passiv zurückgezogen da<br />

er zwischen den beiden Arterien liegt. Der Nabelring verschliesst sich während der<br />

ersten Lebenstage bindegewebig. Die Nabelvene ist in ihrem Verlauf vom Nabel zur<br />

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Leber physiologischerweise sonographisch bis maximal 3 Wochen nach der Geburt<br />

darstellbar.<br />

Ätiologie und Pathogenese:<br />

Im Zeitraum von der Geburt bis zur Beendigung der oben beschriebenen<br />

Nabelinvolution besteht erhöhte Gefahr für eine aszendierende Infektion des Nabels<br />

und damit eine Nabelentzündung (intrauterine Nabelinfektion kommt äusserst selten<br />

vor). Das Eindringen der Keime erfolgt durch die Nabelscheide. Bei den Errregern<br />

handelt es sich um ubiquitär vorkommende Keime wie A. pyogenes, Staphylokokken,<br />

Streptokokken, Fusobakterien, coliforme Keime usw. Je nach Ausdehnung und<br />

Lokalisation der Infektion unterscheidet man die verschiedenen Formen.<br />

Kombinationen kommen vor. Bei Beteiligung des intraabdominalen Nabels ist der<br />

äussere Nabel meist mitbetroffen. Das Gegenteil ist seltener der Fall. Als<br />

prädisponierende Faktoren der Nabelinfektion werden angesehen: Ungenügende<br />

Geburtshygiene; mangelhafte Versorgung des Neugeborenen mit kolostralen<br />

Antikörpern; feuchte Einstreu, ungenügende Entmistung. Männliche Tiere erkranken<br />

häufiger an einer Nabelentzündung, weil die Einstreu im Nabelbereich feuchter ist als<br />

bei weiblichen Tieren.<br />

Klinische Befunde:<br />

Störung des Allgemeinbefindens (Fieber, reduzierte Sauglust); aufgekrümmter<br />

Rücken, gespannte Bauchdecken; meist schmerzhafte, vermehrt warme<br />

Umfangsvermehrung des extraabdominalen Nabels; oft Fistelöffnung mit Austritt von<br />

Eiter; Pollakisurie bei Beteiligung von Urachus oder der Umbilikalarterie(n); ev.<br />

andere Organe mitbetroffen; Streuung von Keimen aus der Leber in Gelenke, Lunge,<br />

ZNS bei Omphalophlebitis mit Leberbeteiligung vorkommend.<br />

Diagnosestellung:<br />

Anhand der lokalen Befunde und der Allgemeinstörung ist die Verdachtsdiagnose<br />

meist leicht zu stellen. Zusätzliche Untersuchungen beinhalten: Bimanuelle tiefe<br />

Palpation des Abdomens und Sondierung der Fistelöffnung. Sie erlauben die<br />

Unterscheidung "Strang nach kranial oder nach kaudal verlaufend". Bei stark<br />

gespannten Bauchdecken ist die tiefe bimanuelle Palpation häufig erst nach<br />

Applikation von Xylazin resp. nach Ausbinden des Kalbes in Rückenlage erfolgreich.<br />

Sondierung hat sehr sorgfältig zu erfolgen, um nicht eine iatrogene Perforation zu<br />

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provozieren. Ultraschalluntersuchung erlaubt genaue Unterscheidung welche<br />

Struktur betroffen ist und ob eine zusätzliche Organbeteiligung vorliegt (mit/ohne<br />

Leber- resp. Harnblasenbeteiligung). Innere Nabelabszesse des Urachus' und der<br />

Nabelarterien ohne Beteiligung des äusseren Nabels bleiben oft lange unerkannt.<br />

Therapie:<br />

Resektion der entzündeten intraabdominalen Nabelanteile. Anästhesie und Zugang<br />

erfolgen gleich wie bei der Herniorrhaphie. Verlängerung des Schnittes nach kranial<br />

oder kaudal erforderlich. Absetzen der veränderten Nabelstrukturen im gesunden<br />

Gewebe. Omphaloarteriitis und -urachitis: Häufig Resektion des Blasenpols nötig<br />

(Verlängerung des Bauchdeckenschnittes bis vor das Becken). Omphalophlebitis:<br />

Ohne Leberbeteiligung: Absetzen im gesunden Gewebe; mit Leberbeteiligung:<br />

Marsupialisation oder partielle Leberresektion (wegen hoher Blutungstendenz<br />

schwierig). Verschluss der Bauchdecke gleich wie bei der Herniorrhaphie. Bei<br />

Vorliegen von multiplen Leberabszessen: Keine Behandlung.<br />

Prognose:<br />

Bei allen <strong>Nabelerkrankungen</strong> günstig ausser bei<br />

- Leberbeteiligung, Keimstreuung in andere Organe<br />

- Infarzierung von inkarzerierten Organteilen in den Bruchsack<br />

Bei Vorliegen einer Omphalophlebitis mit multipler Abszessbildung in der Leber<br />

und/oder Streuung von Keimen in andere Organe ist die Prognose infaust und die<br />

Euthanasie dringend zu empfehlen.<br />

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